[Abgebildet ist die doppelseitige Leserbriefseite der Zeitschrift "Luftpumpe". Die Seite ist mit Schreibmaschine geschrieben, wobei die einzelnen Absätze teilweise durch eine Reihe Punkte abgegrenzt werden. Am oberen linken Rand ist eine schwarz auf weiß gezeichnete Person mit kurzen dunklen Haaren zu sehen, die mit einem Stift auf ein Blatt Papier schreibt.]

Liebe Redaktion!

So schreiben unsre Leser

Da schreibt Clubfreund Dieter, das Ce Be eF-Magazin sei auf dem besten Wege, ‘in unseren Kreisen ein best-seller [sic!] zu werden’ und erwartet, daß wir diese Chance dazu benutzen, auch weiterhin auf Solidarisierung hinzuwirken.

Wir möchten ergänzen: Solidarität, aber nicht nur zwischen Behinderten!! Nicht umsonst haben wir unsere Arbeit als ‘Bundesarbeitsgemeinschaft der Clubs Behinderter und ihrer Freunde’ begonnen, wir haben uns eine ganze Menge dabei gedacht.

Allerdings: Leicht wird das nicht werden mit der Solidarität. Das beweisen die beiden folgenden Briefauszüge:

Waldemar, der mit dem Jagdflugzeug abstürzte und seitdem zu den Schwerstkriegsbeschädigten zählt, findet ‘Inhalt und Ausstattung der Ce Be eF-Magazine sehr aufschlußreich und originell’ und sucht Anschluß und Möglichkeit zum Mitmachen in einem unserer Clubs;

ein anderer kriegsbeschädigter Leser aus Rüsselsheim dagegen meint, er könne das Ce Be eF-Magazin nicht behalten, denn ‘die Hefte sind nur für Körperbehinderte, aber nicht für Kriegsbeschädigte.

Wir sind diesem Leser beileibe nicht böse, wenn er mit unserem Magazin nichts anzufangen weiß. Aber es bekümmert uns nicht wenig, was in dieser Unterscheidung zwischen ‘körperbehindert’ und ‘kriegsbeschädigt’ noch immer zutage tritt.

Und da argumentiert der Kreisvorsitzende eines großen Verbandes, der seit Mai 1972 auch die ‘Behinderten’ in seinem Namen führt, er betrachte die ‘Mißachtung der Kausalität und der Historie mit Sorge’, da er eine Verschlechterung des Sonderstatus der Kriegsbeschädigten befürchte. Und, wie im Darmstädter Echo vom 1.9.72 S. 11 nachzulesen, empfindet er, ohne Kriegsopfer zu Menschen besonderer Klasse zu deklarieren, eine offizielle Bezeichnung ‘Behinderte’ für die Kriegsbeschädigten als ungerecht, da sie formalistisch das zusammentut, was zwar dieselbe Erscheinungsform aufweist (die Körperbehinderung), aber im Verursachungsprinzip verschieden, ist (z.B. Krieg, selbstverschuldeter Autounfall).

‘Das Blut’ - so endet der erwähnte Artikel - ‘Das Blut, das ein Kriegsopfer vergossen hat, ist nicht dasselbe wie das eines Unfallopfers, sie haben eine verschiedene Art und Weise rot zu sein.’

Wie heißt es doch im 1. Brief? Ich erwarte, daß die Redakteure auch weiterhin auf Solidarisierung hinwirken!

Zwei sehr nette Briefe erhielten wir von Hans Poppe und B. Schulz, in denen sie uns auf ein Freizeitgelände hinweisen, das von der Arbeitsgemeinschaft der Vertrauensmänner der Schwerbeschädigten in langjähriger Selbsthilfe-Arbeit errichtet worden ist.

Gerne werden wir ihrer Einladung zu einer Besichtigung des Geländes nachkommen; vielleicht können unsere Clubfreunde schon im kommenden Sommer auch ihr Zelt oder ihren Wohnwagen dort aufstellen. Wir werden darauf noch zurückkommen.

Clubfreund Hans schreibt uns aus Berlin zum Ce Be eF-Magazin: ‘Ich bin hellauf begeistert, daß Sie diese echte Marktlücke (Urlaubs-, Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten für Behinderte) in dieser vielversprechenden Art zu schließen versuchen.’
Danke für das Angebot gemeinsamer Arbeit und Freizeit.

Ebenfalls aus Berlin erreicht uns von Gabriele die Bitte um Vermittlung von Kontaktadressen in USA. Sie nennt Ton und Information des Ce Be eF-Magazins ‘dufte’. Deine Bitte ist schon erfüllt, wir hoffen, daß Du inzwischen von einem duften US-boy Post erhältst - ‘dufte’ Post.

Siegfried Weigel schreibt: ‘Genau dieses Magazin hat mir als ‘aktivem’ Rollstuhlfahrer gefehlt’ und bestellt ein Abonnement.

Unsere Leserin Brigitte aus Rotenhahn findet das Ce Be eF-Magazin sehr gut, erwartet aber darin die Wiedergabe von Themen unserer großen Tagungen, ebenso Gesetze für Behinderte.

Natürlich werden wir im Laufe der Zeit auch unsere Tagungsthemen aufgreifen; es ist aber unmöglich, alle Wünsche unserer Leser gleichzeitig zu erfüllen. Es sei denn, wir veröffentlichten 6mal jährlich ein umfangreiches Buch.

Brigitte, die Briefkontaktwünsche in unserem Magazin kosten absolut nichts, wir veröffentlichen sie im Rahmen unseres Clubservices für Mitglieder.

Spezielle Seiten für die Frau wünscht unsere Clubfreundin Margret Uhland aus Bremen, insbesondere Modetips und Kosmetikvorschläge.

Natürlich werden wir unsere Zeitschrift immer weiter auszubauen versuchen, um möglichst allen unseren Lesern gerecht zu werden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2018). Quellensammlung zur Geschichte von Menschen mit Behinderungen. Interessenorganisationen. E8 - Transkript. Geschichte-MMB. Redaktion CeBeeF-Magazin. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000B-D1F7-2