John Cleland
Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchens
(Memoirs of a Woman of Pleasure)

1. Brief

[1] I. Brief

[1][3]

Meine liebe Freundin!


Um Dir einen Beweis zu geben, wie gern ich Dir gefällig bin, schreibe ich auf Deinen Wunsch diese Erinnerungen für Dich nieder. Und so peinlich die Aufgabe auch für mich ist, so betrachte ich es doch als meine Pflicht, Dir mit der grössten Aufrichtigkeit die wüsten Szenen eines ausschweifenden Lebens zu schildern, dem ich mich jetzt endlich glücklich entzogen habe, um das Glück zu gemessen, das Liebe Gesundheit und ein nettes Vermögen mir bieten. Du weisst ja übrigens, dass ich von Natur aus wirklich verdorben gewesen bin [3] und dass ich selbst in den Stunden wildester Ausschweifung nie aufgehört habe, Betrachtungen über Sitten und Charakter der Männer anzustellen, Beobachtungen, die bei Personen meines Standes gewiss nicht eben häufig sind.

Aber da ich jede unnütze Vorrede hasse, will ich Dich nicht lange mit Einleitungen langweilen und Dich nun darauf aufmerksam machen, dass ich alle meine Abenteuer mit derselben Freiheit erzählen werde, mit der sie begangen sind. Nur die Wahrheit soll meine Feder leiten, ohne Furcht vor den Gesetzen einer »Anständigkeit«, die für so intime Freundinnen, wie wir beide sind, nicht existiert. Ausserdem kennst Du ja selbst die Freuden der sinnlichen Liebe zu genau, als dass ihre Schilderungen Dich erschrecken könnten. Und [4] Du weisst ferner, wie viele Leute von Geist und Geschmack, Nuditäten aus ihren Salons verbannen, um sie – mit Vergnügen in ihren Privatgemächern aufzuhängen. – Nun aber zu meiner Geschichte.

Man nannte mich als Kind Francis Hill. Ich bin in einem Dörfchen bei Liverpool von armen Eltern geboren. Mein Vater, den Kränklichkeit an schweren Landarbeiten hinderte, gewann durch Garnmachen einen massigen Verdienst, den meine Mutter durch Halten einer kleinen Kinderschule im Dorfe nur wenig vermehrte. Sie hatten mehrere Kinder gehabt, von denen ich jedoch allein am Leben blieb.

Meine Erziehung war bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr die denkbar einfachste. Lesen, stricken, kochen – das war [5] alles was ich lernte. Was meinen Charakter angeht, so war sein Hauptmerkmal eine vollständige Reinheit und jene Furchtsamkeit unseres Geschlechtes, die wir gewöhnlich erst auf Kosten unserer Unschuld verlieren.

Meine gute Mutter war immer mit ihrer Schule und unserem Haushalt so beschäftigt, dass ihr wenig Zeit blieb, mich zu unterrichten. Übrigens kannte sie selbst das Böse auf der Welt zu wenig, um uns darin Lehren erteilen zu können.

Ich war eben in mein fünfzehntes Lebensjahr getreten, als meine teuren Eltern wenige Tage hintereinander an den Pocken starben. Durch ihr Ableben ward ich eine arme Waise ohne Hülfe und ohne Freunde; denn mein Vater, der in der Grafschaft Kent zu Hause war, hatte sich auf gutes [6] Glück in meinem Geburtsort niedergelassen. Übrigens wurde auch ich von der ansteckenden Krankheit ergriffen, aber so leicht, dass nicht die geringste Spur sichtbar blieb. Ich gehe mit Stillschweigen über diesen herben Verlust hinweg. Die rasche Wandlungsfähigkeit der Jugend verwischte die traurigen Eindrücke dieser Zeit nur zu bald aus meinem Gedächtnis.

Eine junge Frau mit Namen Esther Davis, die um diese Zeit nach London, wo sie in Diensten stand, zurückkehren musste, schlug mir vor, mich zu begleiten und versprach mir, mir nach besten Kräften beim Aufsuchen einer Stellung behilflich zu sein.

Da niemand auf der Welt sich um meine Zukunft scherte, so nahm ich das Anerbieten dieses Weibes ohne Zögern [7] an, entschlossen, mein Glück zu versuchen. Ich war entzückt von all den Wundern, die mir Esther Davis von London erzählte und brannte vor Begierde, ebenfalls die königliche Familie, das Mausoleum von Westminster, die Komödie, die Oper, kurz all die schönen Dinge, mit denen sie meine Neugierde reizte, zu sehen.

Aber das Interessanteste an ihren Geschichten war, dass so viele arme Landmädchen, allein durch ihre gute Führung, reich und angesehen geworden waren; dass viele tugendhafte Dienstmädchen ihre Herren heirateten und dann Pferd und Wagen hielten; dass manche sogar Herzoginnen geworden seien – kurz, dass das Glück alles könne und wir eben so gut darauf bauen müssten, wie andere.

Ermutigt durch so schöne Profezeiungen, [8] machte ich eilends meine kleine Erbschaft zu Gelde. Der Erlös belief sich nach Abzug der Schulden und Begräbniskosten auf acht Guineen und siebzehn Shilling. Dann packte ich meine sehr bescheidene Garderobe in eine Hufschachtel und wir fuhren mit der Postkutsche ab. Meine Führerin diente mir während der Fahrt als Mutter und liess sich dafür ihr Billett von mir bezahlen. Überhaupt verfügte sie über meine Börse, wie über ihr Eigentum.

Sobald wir angekommen waren, hielt mir Esther Davis, auf deren Hilfe ich so fest gerechnet hatte, folgende kurze Rede, die mich fast zu Stein erstarren liess:

»Gott sei Dank, wir haben eine gute Fahrt gehabt. Ich gehe jetzt schnell nach Hause; suche du dir nur so rasch als möglich einen Dienst. Ich rate dir, in ein[9] Mietbureau zu gehen. Wenn ich was höre, werde ichs dir mitteilen. Einstweilen wirst der gut tun, dir irgendwo ein Zimmer zu nehmen. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass du immer brav bleiben und deinen Eitern keine Schande machen wirst.«

Nach diesen Ermahnungen grüsste sie kurz und ging einfach weg. Kaum war sie fort, als ich in bitterliche Tränen ausbrach. Das erleichterte mich etwas, konnte mich aber über mein Schicksal nicht beruhigen. Einer der Gasthaus kellner machte mich noch verwirrter, indem er mich fragte ob ich etwas wünsche. Naiv antwortete ich »nein« und bat nur um eine Unterkunft für die Nacht. Die Wirtin erschien und sagte mir kühl, dass das Bett einen Shilling koste. Sobald ich Unterkunft hatte, schöpfte ich wieder etwas Mut und beschloss, gleich [10] am nächsten Tage in das Mietbureau zu gehen, dessen Adresse mir Esther aufgeschrieben hatte.

Die Ungeduld brachte mich schon früh aus den Federn. Ich legte eiligst meine schönsten Dorfkleider an, übergab der Wirtin mein kleines Paket und begab mich stracks in das Bureau.

Eine alte Dame führte das Geschäft. Sie sass am Tisch vor einem riesigen Register, dass in alphabetischer Ordnung unzählige Adressen zu enthalten schien. Ich näherte mich der achtbaren Dame mit züchtig gesenkten Augen, wobei ich durch eine Menge Leute mich hindurchwinden musste, und machte ihr ein halbes Dutzend linkische Verbeugungen. Sie erteilte mir Audienz mit der ganzen Würde und dem Ernst eines Staatsministers und entschied[11] nach einem prüfenden Blick und nachdem sie mir als Anzahlung einen Shilling abgenommen hatte, dass die Stellungen für Mädchen jetzt selten seien, dass ich offenbar für schwere Arbeit nicht zu brauchen sei, dass sie aber trotzdem nachsehen wolle, ob sich etwas für mich fände. Zunächst aber müsse sie erst einige andere Kundinnen abfertigen. Ich verfügte mich traurig nach hinten, fast verzweifelt über die Antwort der Alten. Trotzdem liess ich zur Zerstreuung die Augen umherschweifen und bemerkte eine dicke Dame von ungefähr 50 Jahren in gutbürgerlicher Kleidung, die mich anstierte, als wolle sie mich verschlingen. Ich war zuerst etwas betroffen, aber die liebe Eitelkeit liess mich bald diese Aufmerksamkeit zu meinen Gunsten auslegen und ich richtete mich [12] daher so sehr als möglich auf, um recht vorteilhaft zu erscheinen. Endlich, nach einer nochmaligen genauen Prüfung, näherte sich mir die Dame und fragte mich, ob ich einen Dienst suchte. Ich machte eine tiefe Verbeugung und antwortete »ja«.

»Hm ...«, sagte sie, »ich suche ein Mädchen und glaube, dass Sie etwas für mich sind ... Ihr Gesicht bedarf keiner weiteren Empfehlung ... Jedenfalls, liebes Kind, sehen Sie sich vor ... London ist eine sündhafte Stadt ... Folgen Sie meinem Rat und meiden Sie schlechte Gesellschaft ...«

In diesem Tone fuhr sie noch eine gute Weile fort und ich war glücklich, eine anscheinend so ehrenwerte Herrin gefunden zu haben.

Währenddessen lächelte mir die alte [13] Vermittlerin so bedeutsam zu, dass ich törichterweise überzeugt war, sie gratuliere mir zu meinem Glück, während ich später erfuhr, dass die beiden Hexen alte Vertraute waren und Madame Brown, meine neue Herrin, ihren »Vorrat« oft aus diesem »Magazin« ergänzte. Die letztere war so zufrieden mit mir, dass sie aus Angst, ich könnte ihr entwischen, mich sofort in einen Wagen packte, mein Gepäck aus dem Gasthaus abholte und dann gradeswegs mit mir in ihr Haus fuhr. Das Äussere der neuen Heimat, der Geschmack und die Sauberkeit der Möbel bestätigten noch die gute Meinung, die ich von meiner Stellung hatte. Ich zweifelte nicht, dass ich in einem ausserordentlich anständigen Hause sei.

Sobald ich installiert war, sagte mir meine Herrin, dass es ihre Absicht sei, in [14] familiäre Beziehungen zu mir zu treten. Sie habe mich weniger als Dienerin, denn als Gesellschafterin aufgenommen und werde mir eine wahre Mutter sein, wenn ich mich gut führe. Auf all das antwortete ich kindisch, mit vielen lächerlichen Verbeugungen:

»Ja – oh ja – gewiss – Ihre Dienerin, Madame.«

Darauf klingelte Madame und ein grosses ältliches Stubenmädchen erschien.

»Martha«, sagte Madame Brown, »ich habe dieses junge Mädchen aufgenommen, um für meine Wäsche zu sorgen; zeigen Sie ihr ihr Zimmer. Ich empfehle sie Ihn er ganz besonderen Sorgfalt, denn ihr Gesicht gefällt mir ganz ausnehmend.«

Martha, die eine schlaue und im Métier ungemein erfahrene Person war, begrüsste [15] mich respektvoll und führte mich in den zweiten Stock, in ein Zimmer nach hinten hinaus. Dort stand ein sehr schönes Bett, das ich, wie sie mitteilte, mit einer Verwandten der Madame Brown teilen sollte. Darauf stimmte sie einen Lobgesang auf ihre teure Herrin an, der mir die Augen geöffnet haben würde, wenn ich auch nur die geringste Lebenserfahrung besessen hätte.

Man klingelte zum zweitenmal. Wir steigen wieder hinab und ich werde in ein Esszimmer geführt, wo die Tafel für drei gedeckt stand. Neben meiner Herrin sass jetzt die angebliche Verwandte, die das Hauswesen leitete.

Ihrer Sorgfalt war auch meine Erziehung anvertraut und zu diesem Zwecke sollte ich mit ihr schlafen. Von Seiten des [16] Fräuleins Phoebe Ayres – so hiess meine Lehrerin – hatte ich eine neue genaue Prüfung zu bestehen und das Glück, auch ihr zu gefallen. Dann speiste ich zwischen den beiden Damen, deren Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit mich entzückten.

Es wurde beschlossen, dass ich auf meinem Zimmer bleiben sollte, bis die meinem neuen Stande angemessenen Kleider fertig seien; aber dies war natürlich nur ein Vorwand. Madame Brown wollte, dass niemand mich sähe, bis sie einen Käufer für meine Jungfernschaft, von der sie überzeugt war, gefunden hätte.

Bis zum Abend ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Als wir dann in unser gemeinsames Schlafzimmer gingen und Phoebe merkte, dass ich mich sehr genierte, mich in ihrer Gegenwart zu entkleiden, [17] zog sie mir selbst in einem Augenblicke Brusttuch, Rock und Hosen aus. Dann schmiegte ich mich errötend und sehr geniert tief in die Kissen, wohin mir Phoebe sogleich folgte. Sie war ungefähr 25 Jahre alt, sah aber 10 Jahre älter aus. Ihr langer und angestrengter Dienst im Métier hatte sie vor der Zeit so gealtert.

Sie befand sich kaum an meiner Seite, als sie mich schon mit unglaublicher Glut in ihre Arme schloss. Ich fand dieses Benehmen ebenso neu wie komisch, schob es aber auf reine Freundschaftsregungen und gab ihr treuherzig Kuss um Kuss zurück. Ermutigt durch diesen kleinen Erfolg, liess sie ihre Hände über die geheimsten Teile meines Körpers gleiten und ihre lüsternen Berührungen erregten und überraschten mich mehr, als dass sie mich ärgerten.

[18] Die Schmeicheleien, mit denen sie sie begleitete, gewannen mich vollends. Da ich nichts Böses kannte, fürchtete ich auch nichts, noch dazu, da sie mir bewiesen hatte, dass sie Weib sei. Sie hatte mich nämlich zwei schlappe Brüste betasten lassen, die ihr bis auf den Bauch hingen und deren enorme Grösse vollkommen ausreichten, das Geschlecht zu kennzeichnen, namentlich für mich, die kein anderes kannte.

Ich hielt also geduldig still bei ihren Liebkosungen, die mich mehr und mehr aufzuregen begannen. Ein ganz neues Feuer brannte in meinen Adern. Mein Busen oder vielmehr die kleinen festen und glatten Hügel, die eben erst ihre Reife erlangten, zitterten heftig vor Erregung, als Phoebe ihre Hand der zarten Stelle näherte, die [19] erst seit wenigen Monden ein seidiger Flaum zierte. Ihre Finger spielten mit den feinen Härchen und zogen sie liebkosend lang aus. Aber nicht zufrieden mit diesem Vorspiel, griff Phoebe bald den Hauptpunkt an, indem sie den Zeigefinger so tief wie möglich einführte, ein Verfahren, das mich ohne Zweifel hätte laut aufschreien lassen, wenn sie nicht mit so ausserordentlicher Vorsicht zu Werke gegangen wäre.

Die wollüstige Berührung hatte mich ungemein entflammt, und das Leben meines ganzen Körpers schien an dem einen Punkt zusammenzufliessen, dessen zarte Lippen sie bald zusammendrückte, bald auseinanderschob, immer mit einem Finger dazwischen, bis endlich ein tiefer Seufzer ihr anzeigte, dass der Höhepunkt erreicht war. Ich blieb regungslos in den Armen der Messaline [20] liegen – in einer wundervollen Art von Erschöpfung, die ich gern auf ewig verlängert hätte.

»Ah«, rief sie mit einer glühenden Umarmung, »wie reizend du bist! Wie glücklich wird der Sterbliche sein, der dich zum Weib machen darf! Wie schade, dass ich nicht Mann bin!«

Ich war so verwirrt und aufgeregt, dass ich wahrscheinlich ohnmächtig geworden wäre, wenn nicht ein Tränenstrom meine Nerven ein wenig beruhigt hätte.

Die erfahrene Phoebe hatte allem Anscheine nach Geschmack an dieser Erziehung junger Mädchen gefunden. Nicht gerade, dass sie Abscheu vor den Männern empfand, – aber sie hatte ein geradezu unersättliches Temperament und nahm daher alles, was ihr der Augenblick bot.

[21] Jetzt schob sie plötzlich mit einem Ruck die Decke an das Fassende des Bettes und ich befand mich ganz nackt ihren gierigen Blicken ausgesetzt, da sie die Kerze brennen gelassen hatte. Ich wurde sehr rot, – aber ich gestehe, weniger aus Scham als aus Begierde.

»Nein, nein, mein Täubchen«, sagte sie, »du kannst mir soviel Schönheiten nicht entziehen! Ich muss meine Augen ebenso sättigen wie meine Begierden ... Lass mich diesen entzückenden, knospenden Busen mit den Augen verschlingen. – Lass mich ihn küssen – – Himmel, welche wundervolle, weisse Haut! Welche Hüften ... Und dieser köstliche Haar flaum! Lass mich auch die reizende kleine Öffnung betrachten! Ah – ah, – das ist zu viel – – du musst nun selbst – –«

[22] Hier packte sie meine Hand und führte sie an einen Ort, den man sich denken kann! Aber ach, wie verschieden doch dieselbe Sache manchmal beschaffen ist! Ein harter dicker Bart bedeckte hier die weite Öffnung der gewaltigen Höhlung.

Ich glaubte, dass meine Hand ganz darin verschwinden werde. Indessen machte sie sich selbst die richtigen Bewegungen und beruhigte sich allmählich. Sie seufzte tief und ich fühlte bald eine gewisse klebrige Flüssigkeit an den Fingern, deren Ursache mir erst später klar wurde. – Endlich sank Phoebe beruhigt zurück, löschte das Licht und zog die Decke hinauf.

In dieser Nacht also kostete ich zum erstenmal die Wonnen der Wollust und lernte zugleich, dass die Gesellschaft eines verdorbenen Weibes nicht minder gefährlich [23] ist, als die Verführung eines Mannes. Aber fahren wir fort.

Ich erwachte am nächsten Morgen erst um zehn Uhr, vergnügt und vollständig erholt von den Anstrengungen der Nacht. Madame Brown trat gerade ein, als wir aufstanden und ich fürchtete, sie möchte mir wegen der späten Stunde böse sein. Aber ganz im Gegenteil: sie überhäufte mich mit Liebkosungen und sagte mir alle möglichen Schmeicheleien. Dann staffierte man mich gehörig aus, um mich einem der Kunden des Hauses vorzuführen, der schon auf mich wartete. Ohne Eitelkeit kann ich behaupten, dass trotz aller schönen Kleider meine natürliche Schönheit mein grösster Schmuck war. Ich hatte eine reizende Figur, schwarze Haare, eine blendend weisse Haut, regelmässige Gesichtszüge, [24] grosse blaue Augen und namentlich einen entzückenden Hals – kurz, ich war ein wahrer Leckerbissen.

Sobald meine Toilette fertig war, stiegen wir hinab, und Madame Brown stellte mich einem alten »Cousin« (jüngster Verwandtschaft) vor, der mir zum Gruss einen Kuss gab, von dem ich ihn gern dispensiert hätte.

Eine scheusslichere Figur konnte man sobald nicht sehen. Man stelle sich einen kleinen und schiefen Sechsziger vor, mit gelber Gesichtsfarbe, grossen Ochsenaugen, einem breiten Mund ohne Zähne und mit stinkendem Atem – kurz, ein Ungeheuer, dessen blosser Anblick Entsetzen einflösste.

Das also war der Ehrenmann, dem meine Wohltäterin mich bestimmt hatte. Zu diesem Zweck drehte sie mich hin und [25] her, entblösste meinen Busen und zeigte die Weisse, Form und Festigkeit der Brüste. Als man den alten Bock mit dieser Schaustellung genügend aufgeregt hatte, führte mich Phoebe wieder in mein Zimmer, schloss die Tür und fragte mich geheimnisvoll, ob ich nicht gern einen so schönen Kavalier zum Mann hätte. Ich antwortete sehr naiv, dass ich noch nicht ans Heiraten dachte, dass ich aber in einem solchen Falle gewiss unter meinesgleichen wählen würde. (Ich bildete mir nämlich ein, dass alle »schönen Kavaliere« nach dem Modell dieses Scheusals geschaffen seien.)

Während Phoebe alle ihre Beredsamkeit aufbot, um mich zu überzeugen, hatte Madame Brown, wie ich später erfuhr, mit dem Alten abgeschlossen; 50 Guineen für die blosse Erlaubnis einer vorbereitenden[26] Unterhaltung mit mir; 100 weitere für den Fall einer vollständigen Befriedigung; eine Entschädigung für mich blieb ihm überlassen.

Kaum war der Handel abgeschlossen, als er auch schon die Ware verlangte. Umsonst stellte man ihm vor, dass ich zu jung und schüchtern sei, dass man mich erst vorbereiten müsse, dass man durch zu grosse Eile alles verderben könne – vergeblich. Alles, was man erlangen konnte, war ein Aufschub bis zum Abend.

Während des Mittagessens hörten meine beiden Freundinnen nicht auf, den herrlichen Cousin zu preisen und mir an seiner Seite alles Glück der Welt in Aussicht zu stellen. Aber so gewandt ihr Geschwätz auch war, so vermochte es doch nichts gegen die unüberwindliche Abneigung, die ich gegen das Scheusal hatte.

[27] Die Sitzung dauerte so lange, dass es ungefähr sieben Uhr war, als wir vom Tische aufstanden. Ich ging auf mein Zimmer, wohin mir unsere Wirtin mitsamt dem gräulichen Bock sofort nachfolgte. Nach wenigen Worten eröffnete sie mir, dass eine wichtige Angelegenheit sie plötzlich abrufe und dass ich bis zu ihrer Rückkehr dem Herrn Cousin Gesellschaft leisten möchte.

»Und Sie, mein Herr«, fügte sie hinzu, »werden gewiss alles tun, um die Zuneigung unseres lieben Kindes zu erwerben. Adieu, langweilt euch nicht!«

Dabei war sie schon auf der Treppe.

Ich war so wenig auf diesen Streich gefasst, dass ich wie versteinert auf das Sofa fiel. Sofort setzte sich das alte Ekel neben mich und umarmte mich. Sein stinkender [28] Atem machte mich halb ohnmächtig. Diesen Zustand benutzte er, um meinen Busen zu entblössen und durch Blicke und Berührungen zu entweihen. Dann streckte er mich, mutiger geworden, lang aus und hatte die Frechheit, seine Hand unter meine Röcke zu schieben. Das brachte mich wieder zum Bewusstsein. Ich richtete mich rasch auf und bat ihn unter Tränen, mich nicht weiter zu quälen.

»Wie, mein Kind«, sagte er, »ich quäle Sie? Das ist gewiss nicht meine Absicht! Hat Ihnen denn die alte Dame nicht gesagt, dass ich Sie liebe und dass ich beabsichtige, Sie zu –«

»Ich weiss, mein Herr, aber ich kann Sie nicht wieder lieben ... niemals ... Bitte, lassen sie mich!«

Aber es war umsonst. Meine Tränen [29] entflammten ihn nur noch mehr. Er hatte mich aufs neue aufs Sofa geworfen und mir die Röcke über den Kopf gezogen. Dann machte er, schnaufend und brummend wie ein Stier, Anstrengungen, die schliesslich mit einem unfreiwilligen Liebesopfer endeten, dessen Spuren ich auf meinen Schenkeln spürte. Nach diesem schönen Erfolge schleuderte er mir in seiner Wut alle möglichen Beleidigungen ins Gesicht, die mich aber um so weniger kränkten, als ich jetzt hoffte, vor weiteren Brutalitäten sicher zu sein.

Aber meine Tränen, mein aufgelöstes Haar, mein entblösster Busen, kurz mein ganzer Zustand entflammten seine Lüsternheit aufs neue. Er milderte die Tonart, versicherte mich wieder von seiner Zuneigung, wenn ich artig sein wollte und umarmte [30] mich von neuem. Aber die Furcht und der Hass gaben mir ungewöhnliche Kraft: ich stiess ihn mit ausserordentlicher Heftigkeit zurück, bemächtigte mich der Klingel und schellte so lange, bis die Dienerin heraufkam.

Obwohl Martha seit langer Zeit an ähnliche Szenen gewöhnt war, konnte sie mich doch nicht ohne Mitleid in so aufgelöstem Zustande sehen. Sie bat ihn also, mich sofort in Ruhe zu lassen und hinabzugehen und fügte hinzu, Madame Brown und Phoebe würden nach ihrer Rückkehr schon die Sache in Ordnung bringen. Sie selbst wisse zwar nicht, was sie von der ganzen Angelegenheit denken solle, aber sie würde mich jedenfalls nicht mehr allein lassen, bis die Herrin zurück sei. Der alte Affe fluchte und schimpfte, konnte aber [31] nichts weiter machen, als sich zu entfernen und uns endlich von seinem scheusslichen Anblick zu befreien.

Martha hielt es für das Beste, dass ich mich schlafen lege, was ich auch schliesslich tat. Mein Herz war voll Kummer und Angst, dass ich die gute Madame Brown könnte beleidigt haben. Denn ich gestehe, dass weder Tugendhaftigkeit noch Bescheidenheit Teil hatten an meinem Widerstand, sondern einzig und allein die Abneigung gegen meinen ekelhaften »Verführer«.

Gegen elf Uhr kamen die beiden Kupplerinnen wieder und gaben sich, nachdem ihnen meine Beschützerin das brutale Vorgehen des Cousins geschildert hatte, alle Mühe, mich zu beruhigen. Sie schmeichelten sich jedenfalls, dass auch hier [32] aufgeschoben nicht aufgehoben sei, und dass ich früher oder später doch noch den Handel zum guten Abschluss bringen werde; aber glücklicherweise kam es garnicht dazu. Am nächsten Abend erfuhr ich zu meiner unaussprechlichen Freude, dass der bewusste Mensch wegen Schulden eingesperrt worden sei.

Unsere Wirtin hatte bei diesem ersten Versuch eingesehen, dass es doch wohl besser sei, mein Gemüt erst etwas zu »schulen« und hielt zu diesem Zwecke den Umgang mit den anderen jungen Damen des Hauses für sehr geeignet. Sie bekamen daher die Erlaubnis, mich nach Belieben zu sehen.

In der Tat gewannen die Liebenswürdigkeit und Fröhlichkeit dieser Geschöpfe so sehr mein Herz, dass ich bald [33] darauf brannte, ganz zu ihnen zu gehören. Die Furchtsamkeit und Sittenreinheit meines heimatlichen Dörfchens verschwanden in ihrer Gesellschaft wie die Wolken vor den Strahlen der Sonne.

Indessen bewachte mich Madame Brown einstweilen sehr sorgfältig, bis ein Herr eintreffen würde, mit dem sie über mein »Juwel« abschliessen wollte. Ich selbst hätte es nämlich umsonst an den ersten besten verschenkt, der mir in den Weg kam; denn in der kurzen Zeit, die ich mit meinen Kameradinnen verlebte, war ich eine so gute Theoretikerin geworden, dass mir nur noch eine Gelegenheit fehlte, um ihren Unterricht in die Praxis zu übertragen. Bis jetzt hatte ich nurgehört; ich brannte nun darauf, auch zu sehen, und der Zufall verhalf mir sehr bald dazu.

[34] Eines Mittags befand ich mich in einem dunklen Toilettezimmer, das nur durch eine Glastür von Madame Browns Zimmer getrennt war. Da hörte ich plötzlich ein Geräusch, das meine Neugierde weckte. Ich schmiegte mich vorsichtig an die Tür und konnte so alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Es war unsere ehrwürdige Matronin selbst und zwar in Gesellschaft eines jungen Kürassiers, der, gross und kräftig gebaut, ein Held in den Kämpfen der Liebe sein musste. Ich wagte kaum zu atmen, aus Furcht, etwas von dem interessanten Schauspiel, das sich da vorbereitete, zu verlieren.

Die Alte hatte sich auf das Fussende des Bettes gesetzt, so dass ihre ältlichen Reize gerade vor meinem Blick lagen. Ihr [35] Kämpe sah aus, als wenn er guten Appetit zu dieser Mahlzeit habe. In der Tat, legte er ohne weitere Zeremonie seine grossen Hände auf die Brüste oder vielmehr die mächtigen Schläuche der Madame Brown. Nachdem er sie einige Minuten mit einem Feuer bearbeitet hatte, das sie mir kaum wert zu sein schienen, warf er die Alte rasch hintenüber und verdeckte ihr Gesicht mit seinem dichten Bart. Während er dann selbst seine Hosen aufknöpfte und herunterzog, hatte ich Gelegenheit, die nicht gerade holden intimen Reize meiner Gönnerin zu bewundern. Man denke sich ein paar kurze und dicke Schenkel, oben in eine kolossale Spalte verlaufend, die mit dichtem schwarz-weissen Haar bedeckt war, – und man hat nur eine schwache Vorstellung von dem wirklichen Aussehen.

[36] Aber etwas anderes fesselte jetzt meine ganze Aufmerksamkeit. Der Held hatte nunmehr jenen wundervollen Körperteil zutage gefördert, der mir bis zu diesem Tage unbekannt geblieben war und dessen blosser Anblick mich beinahe ebenso erregte, als wenn ich ihn genossen hätte. Madame Brown packte ihn, führte ihn selbst ein ... Der Bursche fiel über sie ... Und dann verrieten mir das Krachen des Bettes und ihr Stöhnen, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Der Anblick einer solchen Szene gab meiner Unschuld den Todesstreich.

Während der Hitze des Gefechtes führte ich eine Hand unter meine Röcke, steckte den Zeigefinger so tief als ich konnte in meine Liebesgrotte und verfiel sofort in jenen höchsten Rausch, den die Natur geschaffen.

[37] Als ich meiner Sinne wieder genügend mächtig war, um dem Schluss des Festes Aufmerksamkeit zu schenken, sah ich, dass die Alte ihren Soldaten wie verrückt abküsste, obwohl dieser augenblicklich eher abgestossen als entzückt von diesen Liebkosungen zu sein schien. Aber ein Schluck Genever, den sie ihm reichte und gewisse geschickte und sanfte Bewegungen gaben ihm bald seine Kraft wieder und ich hatte nun Gelegenheit, den wunderbaren Mechanismus der Manneswaffe genau zu betrachten. Das rotflammende Haupt, die Länge und gewaltige Dicke, der dichte Wald von kräftig gelocktem Haar, der die Wurzel beschattete, der starke Beutel, der darunter hing, alles das nahm meine lebhafteste Aufmerksamkeit in Anspruch und verstärkte meine Leidenschaft noch, umsomehr, [38] als ich den zweiten Angriff des Galans von meinem Posten aus in allen Einzelheiten verfolgen konnte.

Bevor Madame Brown den Burschen verabschiedete, drückte sie ihm drei oder vier Goldstücke in die Hand und ich erfuhr später, dass der Kraftmensch nicht nur ihr Liebhaber, sondern der des ganzen Hauses sei. Von mir aber hielt sie ihn sorgfältig fern, da sie für meine Jungfernschaft fürchtete.

Sobald die beiden hinaus waren, stürzte ich auf mein Zimmer, wo ich mich einschloss und in Ermangelung eines Helfers mich wieder mit dem traurigen Hilfsmittel der Einsamen zu beruhigen suchte. Aber trotz meiner Ungeduld machte mir die Einführung meines Fingers solche Schmerzen, dass ich mein Vorhaben aufgeben [39] musste, bis Phoebe mich des Näheren aufgeklärt hatte.

Als wir zusammen waren, brachte ich sie auf dies Thema, indem ich ihr mein Abenteuer getreulich erzählte. Sie fragte mich, welchen Eindruck der Anblick auf mich gemacht habe. Ich gestand ihr ganz naiv, dass ich die allerheftigsten Begierden empfunden hätte; aber dass eine bestimmte Sache mich sehr verwirre.

»Und was ist das?« fragte sie.

»Nun«, antwortete ich, »wie kann diese furchtbare Maschine, die mir wenigstens ebenso dick wie meine Faust und lange wie ein Fuss erschien, eindringen, ohne mich vor Schmerz sterben zu lassen, da ich doch nicht einmal den kleinen Finger aushalten kann? Bei meiner Herrin und bei dir verstehe ich das, aber bei mir [40] habe ich grosse Angst, trotz aller Sehnsucht.«

Phoebe erwiderte lachend, dass sie noch nie jemanden sich über die tötlichen Wunden habe beklagen hören, die dieses Instrument verursacht hätte, dass ja in der Tat unsere Kleinode nicht alle das gleiche Mass hätten, aber dass sie in gewissem Alter sich dehnten wie ein Handschuh und schliesslich, dass, wenn dieser Pfeil gerade mir Furcht einflösse, sie mir einen von weniger monströsem Umfang verschaffen wolle.

»Du kennst Polly Philips«, schloss sie.

»Die hält ein junger Italiener hier aus und besucht sie zwei- oder dreimal wöchentlich. Sie empfängt ihn in dem kleinen Kabinett in der ersten Etage und gerade morgen erwarten wir ihn. Ich will dich [41] von einem geheimen Orte aus zuschauen lassen.«

Am folgenden Tage führte sie mich getreu ihrem Versprechen durch die Hintertreppe in einen kleinen Winkel, wo wir alles sehen konnten, ohne gesehen zu werden.

Die Mitwirkenden erschienen bald und nach wechselseitigen Umarmungen, entkleidete sich der junge Mann bis auf das Hemd und Polly folgte seinem Beispiel mit der grössten Schnelligkeit. Der Liebhaber riss ihr auch das Hemd noch herunter und enthüllte so vor unseren Augen die schönsten Glieder, die man sich denken kann.

Polly war erst 17 Jahre alt. Ihre Gesichtszüge waren regelmässig, zart und irisch; ihr Busen war schneeweiss, rund und fest genug, um sich ohne künstliche [42] Hülfe zu halten; zwei reizende Korallknöpfchen zierten die Schneehügel. Dazu ein glatter weisser Bauch, ein dunkler seidiger Schamberg und eine süsse kleine Grotte, die sich schamhaft zwischen die Schenkel zu flüchten schien – kurz, Polly war ein entzückendes Aktmodell für einen Künstler.

Der Italiener konnte sich nicht satt sehen an ihr, und bald folgten seine lüsternen Hände den Augen.

Während dieser hübschen Spielerei, zeigte sein vorn sich bauschendes Hemd deutlich den Zustand der Dinge, die noch unsichtbar waren. Bald aber zeigte er sie ganz öffentlich, indem er sich ebenfalls das letzte Stück Linnen herabriss.

Der junge Mann mochte etwa 22 Jahre alt sein. Er war gross, gut gewachsen und [43] ohne gerade schön zu sein, von angenehmen Gesichtszügen. Sein Liebespfeil stieg stolz aus einem dichten Wald krauser Haare auf; seine Steifheit und ausserordentliche Dicke liessen mich fast für die süsse kleine Spalte zittern, die seine Stösse erwartete. Denn der junge Mann hatte das Opfer schon auf das Bett geworfen und so plaziert, dass ich alles genau sehen konnte.

In diesem Augenblick stiess mich Phoebe vorsichtig an und fragte mich, ob meine Grotte wohl noch kleiner sei? Aber ich war zu gespannt auf das Kommende, um ihr antworten zu können.

Der Bursche näherte jetzt seinen stolzen Speer dem Ziele und schien die Kleine nichts weniger als durchbohren zu wollen. Aber sie lächelte ihm ruhig entgegen und half ihm sogar, indem sie die rosigen Schamlippen [44] selbst auseinanderbog. Nach einigen ersten Stössen, die den Speer nur halb hineinbrachten, zog er ihn wieder heraus, um ihn anzufeuchten. Dann führte er ihn von neuem ein und zwar bis an die Wurzel. In diesem Moment stiess Polly einen tiefen Seufzer aus, der aber gewiss nicht vom Schmerz entpresst war. Der Held stiess zu, sie erwiderte mit gleichmässigen Bewegungen, aber bald wuchs ihre Erregung so sehr, dass sie nicht mehr Takt halten konnten. Ihre Stösse wurden rasend schnell, ihre Küsse glühend, ihre Umschlingung fast unnatürlich fest ...

»Ah – ah – ich kann mich nicht mehr halten – zu – viel ... Ich sterbe ...«

Solche abgebrochenen Rufe wurden gelegentlich zwischen den wilden Bewegungen hörbar. Endlich erreichte der junge [45] Mann mit einem letzten furchtbaren Stoss den Höhepunkt und die zarte Polly kam ihm sofort nach und wurde schliesslich im höchsten Rausch ohnmächtig.

Als er sich aufgerichtet hatte, blieb sie einige Augenblicke ohne Bewegung, die Schenkel immer noch gespreizt, so dass man eine Art weisslichen Schaum auf den Schamlippen bemerken konnte. Endlich kam sie wieder zu sich, sprang ihrem Schatz an den Hals und zeigte durch zärtliche Liebkosungen, dass der Beweis seiner Stärke ihr nicht missfallen habe. – –

Was ich während dieser Szene empfand, kann ich Dir nicht schildern. Du wirst mich verstehen, wenn ich dir sage, dass ich den ersten besten Mann mit Gewalt herangerissen hätte, wenn nur einer dagewesen wäre ...

[46] Auch Phoebe, obwohl mehr als ich an derartige Schauspiele gewöhnt, war stark erregt. Sie zog mich rasch in einen Winkel, hob meine Röcke hoch und kitzelte mich wild an dem Punkte, wo das Feuer am stärksten brannte. Ihr Finger wirkte wie der Zünder im Pulverfass, und ich liess deutliche Spuren meiner furchtbaren Aufregung in ihrer Hand. Dann begaben wir uns etwas erleichtert wieder an unseren Beobachtungsposten.

Der Italiener sass uns gegenüber auf dem Bett, Polly auf einem seiner Schenkel; ihre heissen Zungen, die in einander tauchten, schienen die Wonnen mit durstigen Zügen zu schlürfen.

Während dieser zärtlichen Spielerei hatte die tapfere Lanze des Kriegers ihre alte Form wiedergefunden. Die kleine Polly [47] streichelte sie, klopfte sie sanft, wie man kleine Kinder pätschelt; dann wieder drückte sie sie zwischen ihre Schenke! oder legte sie an ihren Busen wie einen grossen roten Knopf. Nachdem auch der junge Mann seinerseits alle möglichen Lüsternheiten getrieben hatte, warf er sich plötzlich auf den Rücken und zog sie auf seinen Leib. Die Närrin drückte sich selbst des Schwert mit Heldenmut in den Leib und nahm ihn bis zum Grunde auf. So blieb sie einige Augenblicke, die entzückende Stellung geniessend, während der Bursche ihr sanft die Hinterbacken klopfte. Aber bald packte sie der Rausch der Wollust von neuem – ein par unartikulierte Töne – ein wildes Ringen – und sie blieben, heftig verschlungen, wie entseelt auf einander liegen.

[48] Es war mir unmöglich, länger zuzusehen. Die lezte Szene hatte mich so fürchterlich aufgeregt, dass ich fast rasend war. Ich packte Phoebe, als wenn sie mich befriedigen könnte. Sie hatte Mitleid mit mir und führte mich rasch in unser Zimmer. Dort fragte sie mich, ob ich nun den Feind genügend kenne, um den Kampf bestehen zu wollen?

Ich antwortete nur mit einem Seufzer. Da führte sie meine Hand unter ihre Röcke an den Ort, wo ich so gern den Gegenstand meiner Sehnsucht gefunden hätte. Aber vergebens! Nichts als eine leere, nutzlose Stelle – ich hätte gern heftig meine Hand zurückgezogen, aber ich wollte sie nicht beleidigen. So liess ich sie denn mit meinen Fingern machen, was sie wollte. Aber von dem Tage an brannte ich wie [49] verrückt auf Solideres und war entschlossen, mir selbst etwas zu verschaffen, wenn Madame Brown nicht bald dafür sorgen würde, obwohl man Mylord B ... in den nächsten Tagen erwartete. Glücklicherweise hatte ich weder ihn noch unsere Madame nötig, denn die Liebe entschied über mein Geschick, als ich es am wenigsten erwartete.

Zwei Tage nach dem Abenteuer im Kabinett war ich zufällig früher als sonst aufgestanden und um frische Luft zu schöpfen, in einen Garten gegangen, dessen Betreten mir, wenn Kunden da waren, verboten war. Als ich durch ein Zimmer schritt, sah ich zu meinem grössten Erstaunen einen jungen Mann fest schlafend in einem Sessel. Ich näherte mich ihm in begreiflicher Neugierde. Der Eindruck, den sein reizendes Gesicht auf mich machte, [50] lässt sich nicht beschreiben. Und noch heute, o du meine Wonne und mein Ideal, habe ich den Augenblick nicht vergessen, da ich dich zum erstenmal sah!

Stelle Dir, teure Freundin, einen Jüngling von 18 oder 19 Jahren, schlank wie eine Tanne und schön wie ein Engel, oder vielmehr so reizend, wie der Sohn der Venus, als Psyche ihn schlafend sah, vor. Das Herz schlug mir, ich zitterte an allen Gliedern und wusste in meiner Aufregung nicht, was ich tun sollte. Um alles in der Welt wollte ich die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ihn zu sprechen und wagte es doch nicht recht, ihn zu wecken ...

Endlich machte die Liebe mir Mut; ich fasste leise seine Hand und weckte ihn auf. Er schien zuerst erstaunt und [51] eher ärgerlich; aber nachdem er mich genauer betrachtet hatte, fragte er mich, wie spät es sei. Ich sagte es ihm und fügte hinzu, dass er sich leicht erkälten könne in der kühlen Luft. Er dankte mir mit einer Liebenswürdigkeit, die ganz dem Ausdruck seiner Augen entsprach. Er zweifelte nicht daran, dass ich eine der Insassinnen des Harems und gekommen sei, ihm meine Dienste anzubieten. Nichtsdestoweniger sprach er ausserordentlich höflich mit mir, gab mir einen Kuss und fragte, ob ich eine Stunde mit ihm verbringen wolle. Es solle mein Schade nicht sein.

Obwohl meine Zuneigung für ihn mich dazu trieb, seinen Wunsch zu erfüllen hielt mich doch die Furcht vor den Leuten im Hause davon ab.

Ich erwiderte ihm, dass ich aus nicht [52] näher zu bezeichnenden Gründen nicht lange in seiner Gesellschaft bleiben könne und dass ich ihn vielleicht nie wiedersehen werde. Bei diesen Worten entrang sich mir unwillkürlich ein schwerer Seufzer. Der Jüngling, wie ich bemerkte, ebenso von meinem Gesicht angezogen, wie ich von dem seinen, fragte mich sofort, ob ich seine Maitresse werden wolle. Er würde mich sogleich einmieten und meine Schulden im Hause bezahlen. Obwohl es ein Wahnsinn war, ein solches Angebot von einem unbekannten, so jungen Mann anzunehmen, so liess mich meine plötzlich entbrannte Liebe zu ihm doch keinen Augenblick zögern. Ich warf mich in seine Arme und erklärte ihm, dass ich mich ihm blindlings anvertraue.

Unser Kriegsplan war, dass ich am [53] folgenden Tage entfliehen sollte; mein Geliebter würde mich gegen 7 Uhr morgens in einem Wagen erwarten. Ich bat ihn noch, niemandem im Hause von mir zu sprechen und eilte dann leise in mein Zimmer zurück. Phoebe schlief noch; ich kleidete mich rasch aus und legte mich ins Bett, das Herz voller Freude und Unruhe.

Der Tag schien mir ewig zu dauern. Mehrfach war ich versucht, den Zeiger der Uhr vorzurücken, um dadurch die Zeit zu beschleunigen. Ich war erstaunt, dass die Leute im Hause nichts von meiner Unruhe bemerkten, noch dazu, als beim Mittagessen von meinem Ideal gesprochen wurde.

»Ah«, riefen meine Kameradinnen einstimmig, »wie liebenswürdig und höflich er ist!«

[54] Sie rissen sich alle um ihn und man wird begreifen, dass diese Urteile mein Feuer immer mehr anfachten.

Ich schlief unruhig bis um 5 Uhr morgens, glitt vorsichtig aus dem Bett und hatte mich in einem Augenblick angekleidet. Dann erwartete ich mit fieberhafter Ungeduld den Moment meiner Befreiung. Endlich schlug die ersehnte Stunde und auf den Zehenspitzen eilte ich zum Tor, dessen Schlüssel ich Phoebe entwendet hatte. Sobald ich auf der Strasse stand, sah ich meinen Schutzengel, der mich schon erwartete. Zu ihm zu eilen, in den Wagen springen, mich an seinen Hals werfen – das war eins.

Aus meinen Augen rollte ein unaufhaltsamer Strom von Freudentränen. Mein Glück erschien mir kaum fassbar. Er selbst [55] schwur mir während der Fahrt in den leidenschaftlichsten Ausdrücken, dass er mir niemals Anlass geben werde, diesen Schritt zu bereuen.

In wenigen Minuten kamen wir nach Chelsea, zu einem als Absteigquartier berühmten Gasthaus. Wir frühstückten dort mit dem Wirte zusammen, einem alten, in seinem Geschäft grau gewordenen Witzbold. Er sagte uns augenzwinkernd, dass wir auf sein Wort brillant zusammenpassten und dass er in seiner ganzen Praxis noch kein schöneres Paar gesehen habe. Diese etwas grobkörnigen Schmeicheleien gefielen mir ungemein.

Nach dem Frühstück fasste mich Charles (dies war der Name meines Abgotts) mit geheimnisvollem Lächeln bei der Hand und sagte, er wolle mir ein Zimmer [56] zeigen, von dem aus man eine wundervolle Aussicht habe. Ich liess mich in ein Zimmer führen, in dem mir als hauptsächliches Möbelstück ein wahrhaft königliches Bett in die Augen fiel.

Charles hatte die Tür verriegelt, nahm mich in seine Arme und legte mich, die ich stark zitterte, auf diese herrliche Lagerstatt. Seine Ungeduld erlaubte ihm nicht, mich zu entkleiden; er schnürte mich nur auf und riss mein Busentuch ab. Mein nackter Busen zeigte ihm zwei zarte Brüste, deren Festigkeit man sich vorstellen kann, wenn man bedenkt, dass ich 16 Jahre alt war, eben vom Lande kam und noch nie einen Mann gekannt hatte.

Ihre Rundung und Frische fesselten einen Augenblick seine Hände; dann schob er sie plötzlich unter meine Röcke und [57] enthüllte den Mittelpunkt der Erregung. Unwillkürlich schloss ich die Schenkel, aber als der Schelm ganz langsam seine Hand dazwischen schob, gab ich den Widerstand auf. Selbstverständlich dachte er nicht im entferntesten daran, dass ich noch Novizin sei und zog daher ohne weiteres seinen Pfeil hervor und stiess zu, in der Erwartung, offene Fahrt vorzufinden. Zum erstenmal fühlte ich den Stoss der herrlichen Maschine. Seine Überraschung war ungeheuer, als er nach einigen kräftigen Stössen merkte, dass er nicht im geringsten vorrücke. Ich litt unsäglich.

»Ach«, rief ich schwach, »ich halte es nicht aus ... Ich kann nicht.. Es tötet mich ...«

Charles glaubte, er sei zu stark oder [58] ich zu eng gebaut; denn dass ich noch jungfräulich sei, kam ihm gar nicht in den Sinn.

Er machte noch einen zweiten vergeblichen Angriff, der mir noch mehr Qual verursachte, als der erste; aber aus Furcht, ihm zu missfallen, erstickte ich meine Klagen. Endlich, nach mehrfachen vergeblichen Anstrengungen streckte er sich erschöpft neben mir aus, trocknete meine Tränen durch zärtliche Küsse und fragte, ob ich denn bei den anderen weniger gelitten habe, als bei ihm. Ich antwortete im Tone innerster Wahrhaftigkeit, dass er der erste Mann sei, mit dem ich zusammen schlafe. Charles, nunmehr schon auf diese Tatsache vorbereitet, überhäufte mich mit Liebkosungen, bat um ein wenig Geduld und versprach mir, mich so sehr als nur irgend möglich [59] zu schonen. Ach, ich war bereit alles zu tun und zu ertragen, um ihm Freude zu machen!

Er fing also seine Arbeit wieder an, legte aber dies mal ein Paar Kissen unter meine Hüften, um den Zielpunkt höher zubringen. Dann hob er meine Schenkel auf seine Schultern und markierte mit dem Finger seinen Weg. Ein wütender Stoss sprengte endlich die zarte Pforte und brachte sein Glied zwischen die Schamlippen. Er benützte den errungenen Vorteil und stiess jetzt so wild und kraftvoll zu, dass ich hätte laut aufschreien mögen vor Schmerz. Aber ich hielt den Atem an und biss fest in meine Röcke, um aushalten zu können, je tiefer der grausame Pfeil eindrang, um so wütender und unbarmherziger wurden seine Stösse; er zerreisst [60] und zerbricht alles, was ihm im Wege steht und erringt endlich den Sieg, bedeckt mit dem Blute seines Opfers. Bei den letzten Stössen verliess mich doch die Kraft; ich schrie, als ob man mich umbringe und verlor vollständig das Bewusstsein.

Als ich einige Minuten später wieder zum Leben erwachte, fand ich mich ganz nackt in den Armen meines teuren Mörders. Ich sah ihn zärtlich an und fragte ihn vorwurfsvoll, ob dies der Lohn für meine Liebe sei? Aber Charles, dem ich durch seinen Triumph noch viel teurer geworden war, sagte mir so viel Zärtlichkeiten, dass ich meine Leiden bald vollständig vergass.

Da meine Schwäche mir nicht gestattete, mich zu erheben, so speisten wir im Bett. Ein Hühnerflügel und zwei Gläser [61] starken Weins setzten mich bald wie der in den Stand, eine neue Attacke zu ertragen. Mein Schatz schwang sich von neuem auf mich, ich litt wieder unsagbar, ertrug aber die Schmerzen heldenhaft. Bald merkte ich an seinen Seufzern und seinem Zittern, dass der Höhepunkt der Wonne nahe, die ich selbst leider auch diesmal noch nicht teilen konnte.

Unter solchem Zeitvertreib rückte die Stunde des Nachtessens heran, und wir taten ihm nach den Anstrengungen des Tages alle Ehre an. Ich fühlte mich selig, an der Seite meines Geliebten sein zu können und hätte dies Glück auch dann nicht missen mögen, wenn es nur einen Moment gedauert hätte.

Endlich forderte die Natur ihr Recht und wir schlummerten ein. Mein Schlaf [62] war umso süsser, da ich in den Armen meines Lieblings ruhte.

Obwohl ich am nächsten Morgen ziemlich spät erwachte, schlief Charles noch ganz fest. Ich erhob mich so leise als möglich und machte mich, so gut es ging, zurecht. Dann setzte ich mich auf den Bettrand, um mich an dem Anblick meines Adonis zu weiden. Ich weiss nicht, ob der berühmte Apollo des Vatikan ebenmässiger oder schöner gewachsen war, wie mein Galan. Als ich dann von der allgemeinen zur speziellen Prüfung überging, hafteten sich meine Blicke hauptsächlich auf jenes schreckliche Glied, das mir erst vor kurzem so unsägliche Schmerzen bereitet hatte. Aber ach! Es war kaum wiederzuerkennen! Es ruhte schlapp auf einem seiner Schenkel, den Kopf in der [63] Kappe verborgen und schien durchaus unfähig, irgendwelche Grausamkeiten zu begehen. Trotzdem reizte es meine Einbildungskraft so sehr, dass ich die Hand unter meine Röcke führte, um den Unterschied zwischen Jungfrau und Frau zu prüfen. Während ich mit diesem interessanten Examen beschäftigt war, erwachte Charles und fragte mich lächelnd, wie ich geschlafen habe. Dann drückte er mir, ohne eine Antwort abzuwarten, einen heissen Kuss auf meine Lippen und schlug mir die Röcke hoch, um sich an dem Anblick des Kriegsschauplatzes zu weiden. Während er damit beschäftigt war, erhob seine Maschine stolz das Haupt und erschien wieder in ihrem alten Glänze. Er betrachtete sie einen Augenblick wohlgefällig und wollte sie mir dann in die Hand legen. [64] Zuerst hielt mich ein Rest von Scham noch zurück, aber dann wurde der Anreiz zu stark; ich packte errötend die Lanze an und streichelte sie mit ungemeinem Vergnügen. Stelle Dir, meine Teure, eine Säule von weissestem Elfenbein vor, von bläulichen Adern durchzogen und von einem roten Kopf gekrönt, dessen Härte dem Marmor glich, obwohl die Zartheit der Haut fast samtartig war. Unten hing an dem wundervollen Glied jener merkwürdige Beutel, in den die Natur das Glück der Sterblichen eingeschlossen zu haben scheint. Auch an dieses Schatzkästlein führte ich die Hand, indem ich leise die Haare zurückschob, die es beschatteten und fühlte durch eine zarte und durchscheinende Haut hindurch jene beiden köstlichen Kugeln, die einander zu küssen schienen ...

[65] Die zarte Berührung meiner Hand wurde meinem Schatz bald zuviel; er entzog mir das köstliche Spielzeug und versenkte es von neuem in meine Wunde. Ich fühlte jetzt beinahe keinen Schmerz mehr. Alle Membranen, die der heftige Sturm der Nacht ausgeweitet hatte, schienen sich nur mehr darum wieder zu schliessen, um Wonne zu empfangen und zu bereiten ...

Wenn es wahr ist, dass man manchmal vor Glück stirbt, so ist es ein Wunder, dass ich in diesem köstlichen Moment nicht meine Seele aushauchte.

Nachdem das Übermass des Genusses allmählich unsere Leidenschaft gedämpft hatte, fingen wir an, von ernsthaften Dingen zu reden. Charles gestand mir sehr naiv, der er einen gleichgültigen Vater habe, der ihm nur eine sehr mittelmässige Erziehung [66] zuteil werden lasse. Das arme Kind war also in das Mannesalter eingetreten, ohne je daran zu denken, irgend einen Beruf zu ergreifen. Seine Grossmutter mütterlicherseits hielt ihn in blinder Liebe in dieser spielerischen Existenz über Wasser. Die gute alte Dame, die im Besitze einer sehr ansehnlichen Rente war, sorgte so reichlich für seine Bedürfnisse, dass er sich sogar den Luxus einer Mäitresse gestatten konnte. Der Vater, der ebenfalls Passionen hatte, die sein kleines Vermögen ihm kaum erlaubten, war so eifersüchtig auf diese Zuschüsse an seinen Sohn, dass er beschlossen hatte, sich zu, rächen.

Nach diesen Auseinandersetzungen und nach dem Mittagessen verliess mich Charles, um meinethalben mit einem ihm bekannten Advokaten zu konferieren. Denn [67] er wollte in der Tat mit mir zusammenleben um nicht etwaigen Beunruhigungen von seiten der Madame Brown ausgesetzt zu sein. Der Rechtsgelehrte erwiderte auf den Bericht des jungen Mannes, dass man sich absolut nicht mit Madame Brown zu »vergleichen« brauche, sondern im Gegenteil, sehr energisch vorgehen könne. Er begab sich sogleich mit Charles zu der ehrwürdigen Madame Brown. Die Mädchen, die Charles kannten und glaubten, dass er ihnen jemanden zum »rupfen« bringe, empfingen ihn mit der grössten Liebenswürdigkeit; aber sie wechselten bald die Tonart, als der Advokat mit Amtsmiene erklärte, dass er mit der Alten eine juristische Angelegenheit zu regeln habe.

Die Damen zogen sich zurück und Madame erschien. Der Mann des Gesetzes [68] fragte sie ohne alle Vorbereitungen, ob sie nicht ein junges Mädchen namens Fanny Hill unter der Vorspiegelung eines Postens als Dienerin verführt habe. Die Brown, deren Gewissen auch sonst nicht ganz rein war, bekam einen Todesschreck, zumal, als die Worte Gefängnis und Pranger an ihr Ohr schlugen. Kurz – sie glaubte schliesslich noch sehr gut wegzukommen, als man sie nach Herausgabe meiner Habseligkeiten ungeschoren liess.

Charles war glücklich, die Sache so glatt erledigt zu haben und kam, um sich in meinen Armen seine Belohnung zu holen. Wir brachten noch diese Nacht in Chelsea zu und erst am nachten Tage führte er mich in ein möbliertes Zimmer in der St. Jamesstrasse. Die Vermieterin rühmte uns mit erstaunlicher Zungengewandheit [69] alle Vorzüge des Logis. Charles hatte ihr gesagt, dass wir heimlich verheiratet seien, was ihr übrigens ziemlich gleichgültig zu sein schien. Sie war eine grosse, magere, rothaarige Person von etwa 46 Jahren, früher einmal Geliebte eines Edelmannes, der ihr 50 Pfund Rente hinterlassen, ihr oder vielmehr einer Tochter, die sie von ihm hatte und die sie mit 17 Jahren verkaufte hatte. In den letzten Jahren hatte sie sich auf »Privatvermittlungen« geworfen und besorgte für Geld alles: Verpfändungen, Verkäufe, Verkuppelungen. Obwohl sie schon ein nettes Vermögen besass, gönnte sie sich kaum das Nötigste und lebte von dem, was sie aus ihren Mietern herausschlug. Sie quälte uns abscheulich, aber Charles war viel zu bequem, um deshalb auszuziehen.

[70] Aber trotzdem verlebte ich in diesem Hause die herrlichste Zeit meines Lebens. Ich lebte mit meinem Schatz zusammen: das war schon an sich fast zuviel Glück. Er führte mich in das Theater, auf Bälle, in die Oper, und in all diesen rauschenden Vergnügungen sah ich nur ihn.

Daneben machte sich Charles ein Vergnügen daraus, mich zu unterrichten, – soweit nämlich seine eigenen Kenntnisse gingen. Und ich darf sagen, dass ich keine schlechte Schülerin war. Ich verlor in ganz kurzer Zeit meinen bäurischen Akzent und die ländlichen Manieren.

Da ich ohne Charles nie ausging und daher viel zu Hause sass, erhielt ich häufige Besuche von Madame Jones. Die gute Dame hatte bald heraus, dass wir nicht verheiratet waren, welche Tatsache ihr im [71] Hinblick auf gewisse Pläne nicht unangenehm war. – –

So lebte ich elf Monate mit dem Abgott meiner Seele und war seit drei Monaten schwanger, als mich plötzlich der furchtbare Schlag unserer Trennung traf. Ich will rasch über die Einzelheiten dieser Zeit hinwegeilen, deren blosse Erinnerung mir noch heute Schauer verursacht.

Ich hatte schon zwei Tage nach einer Nachricht von ihm gezittert, ich, die nur in ihm atmete und lebte. Am dritten Tage wuchs meine Angst dermassen, dass ich es nicht mehr aushielt. Ich flehte Madame Jones an, nachzuforschen, was aus ihm geworden sei, der meines Lebens Stern und Freude sei. Sie ging dann auch in ein Gasthaus in der Nähe seiner Wohnung und liess seine Dienerin holen. Diese kam [72] sofort und berichtete, dass Herr Charles von seinem Vater nach der Südsee geschickt worden sei und zwar so plötzlich und hinterlistig, dass er nicht mehr die Möglichkeit gehabt habe, mir zu schreiben.

Die würdige Dame Jones überbrachte mir sofort die Nachricht mit dem Kommentar, die Reise dauere vier Jahre und ich müsse mich darauf gefasst machen, ihn nie wiederzusehen. Schon bei ihren ersten Worten fiel ich in eine Ohnmacht und dann in Krämpfe, die zur Folge hatten, dass ich die unschuldige Frucht unserer Liebe verlor ... Ich begreife heute noch nicht, wie ich diesen Ansturm von Jammer und Schmerz habe überleben können. Aber es geschah. Sechs Wochen schwebte ich zwischen Tod und Leben, bis endlich die Lebenskraft [73] meiner Jugend die Oberhand gewann. Aber ich verfiel in einem Zustand von Stumpfheit und Verzweiflung, der ernstlich für meinen Verstand fürchten liess. Aber auch hier tat die Zeit allmählich ihre ewig gleiche Schuldigkeit.

Während der ganzen Zeit hatte meine Wirtin es mir an nichts fehlen lassen. Als sie mich dann wieder in besserem Zustand sah, beglückwünschte sie mich über meine glückliche Wiederherstellung und hielt mir folgende Rede:

»Gott sei Dank, Fräulein Fanny, Ihre Gesundheit ist wieder zufriedenstellend. Sie können so lange bei mir bleiben, wie Sie wollen. Sie wissen, dass ich seit langem nichts von Ihnen gefordert habe; jetzt aber habe ich selbst eine Schuld zu bezahlen und zwar unverzüglich. Also ...«

[74] Und sie präsentierte mir für Wohnung, Nahrung, Apotheker eine Rechnung im Betrage von insgesamt 23 Pfund und 6 Shilling Sie wusste selbstverständlich, dass ich nicht zahlen konnte und fragte mich, was ich zu tun gedenke. Ich brach in Tränen aus und erklärte ihr, dass ich das Wenige, was ich besässe, verkaufen wolle, und wenn das nicht reiche, werde sie mir doch wohl Zeit lassen ...

Aber sie erwiderte mir kalt, dass sie zwar mein Unglück tiefinnerlichst bedaure, aber leider durch ihre Verhältnisse gezwungen sei, mich in das Gefängnis zuschicken. Bei dem Worte Gefängnis, erstarrte mein Blut zu Eis und ich wäre beinahe wieder in meinen krankhaften Schwächezustand verfallen.

Das passte aber nicht zu den Plänen [75] der alten Kupplerin und sie beruhigte mich wieder. Sie sagte mir, dass es mein eigener Fehler sei, wenn sie zu solcher Strenge getrieben werde; dass sich sicherlich ein netter Mann finden liesse, der die Angelegenheit zu beiderseitiger Zufriedenheit lösen werde und – dass heute nachmittag ein solcher Herr zum Tee kommen werde.

Auf diese Worte hin blieb ich stumm und verwirrt, und Madame Jones hielt es für das beste, mich einen Augenblick allein zu lassen.

Fast eine Stunde blieb ich allein mit meinen traurigen und verzweifelten Gedanken. Dann kam die Alte wieder und zwar gleich gefolgt von dem Ehrenmann, denn sie schon mehrfach ähnliche Dienste geleistet hatte. Er machte mir eine tiefe [76] Verbeugung, die ich mit kalter Höflichkeit erwiderte. Madame Jones bot ihm einen Stuhl und setzte sich dann ebenfalls; von keiner Seite wurde ein Wort gesprochen. Ich selbst warf nur einen erschreckten und ängstlichen Blick auf den sonderbaren Besuch. Endlich unterbrach die würdige Herrin des Hauses das Schweigen.

»Na, Fräulein Fanny«, sagte sie in grobem und familiärem Ton, »den Kopf hoch! Lassen Sie sich Ihr hübsches Lärvchen nicht durch Tränen ruinieren! Schliesslich darf so ein Kummer nicht ewig dauern; also vorwärts, etwas Freundlichkeit! Hier ist ein netter Herr, der Ihnen helfen will! Weisen Sie seine Bekanntschaft nicht zurück; benützen Sie die Gelegenheit, solange es noch Zeit ist!«

Der Unbekannte, der wohl sah, dass [77] eine so unverschämte Sprache nicht geeignet sei, mich umzustimmen, gebot ihr Schweigen. Dann ergriff er das Wort und sagte mir, dass er meinen Kummer wohl verstehen könne; dass meine Jugend und Schönheit unbedingt ein besseres Los verdienten, dass er seit langer Zeit eine aufrichtige Zuneigung für mich empfände usw.

Während er so sprach, hatte ich Zeit, ihn zu mustern. Er schien etwa 40 Jahre alt zu sein, war ziemlich gut gebaut und hatte ein würdiges Gesicht. Ich antwortete ihm nur durch einen Tränenstrom und das war sehr gut, denn ich hätte nicht recht gewusst, was ich auf seine Worte sagen sollte.

Jedenfalls rührte ihn mein Benehmen sichtlich, denn er zog sofort seine Börse und bezahlte meine Schuld an Madame [78] Jones. Er erhielt eine Quittung darüber, die er mir überreichte. Die alte Kupplerin hatte kaum ihr Geld erhalten, als sie uns befriedigt verliess.

Nun näherte sich mir der Herr, der offenbar grosse Routine in solchen Lagen hatte, und trocknete mir zärtlich die Tränen ab; dann gab er mir einen Kuss. Ich hatte nicht den Mut, ihm den geringsten Widerstand zu leisten, da ich mich von dieser Stunde an wie eine gekaufte und richtig bezahlte Ware ansehen konnte. Allmählich fing er an, meinen Busen zu streicheln und schliesslich, als er mich so willfährig sah, erlangte er alles, was er wollte.

Nachdem er seine Lust gesättigt, stiess ich, etwas zu spät, feierlich einen schweren Seufzer aus. Wer hätte mir noch vor wenigen Minuten gesagt, dass ich meinem [79] Charles untreu werden könnte! Aber ach, unsere Tugend und unsere Treue hängen nur zu oft von Umständen ab, die wir nicht berechnen können!

Immerhin benahm sich der neue Herr sehr liebenswürdig. Er wiederholte die Szene nicht, zu der ich mich rein mechanisch hingegeben hatte und führte mich höflich zu Tische, wobei zu meiner innigen Befriedigung die scheussliche Madame Jones nicht assistierte.

Während des Essens sagte mir der Herr, dass er H ... heisse und ein Bruder des Grafen L ... sei, dass er mich sehr gern habe und ich hoffentlich niemals bereuen werde, ihm gefällig gewesen zu sein.

Währenddessen ass ich zwei Rebhuhnflügel, trank zwei oder drei Glas Wein und befand mich allmählich in der Laune, [80] den liebenswürdigen Herrn H ... nicht mehr so feindselig anzuschauen, wie bisher.

Herr H ... war zu erfahren, um von dieser glücklichen Wandlung nicht zu profitieren. Er rückte geschickt den Tisch beiseite, näherte seinen Stuhl dem meinen und gab mir unzählige Küsse auf Mund und Busen. Dann bat er mich, zu Bett zu gehen und ihn in einer halben Stunde zu erwarten.

Kaum lag ich im Bett als mir das Mädchen eine starke Fleischbrühe brachte, die mein Blut ungemein erregte. Ich wälzte mich im Bett herum, wie der grosse Alkide in seinem Nessushemd.

Bald trat Herr H ... wieder ein, in Hemd und Nachtmütze. Er verriegelte die Tür, näherte sich meinem Bett, hob mich wie eine Feder auf und legte mich – [81] ganz nackt – auf einen Teppich in der Nähe des Kamins. Dort betrachtete er lange und genau meine Formen, den festen und wohlgeformten Busen, die runde Linie der Hüften und endlich den schmalen rosigen Spalt, der zwischen die Schenkel zu flüchten schien, und den er mit Küssen bedeckte. Dann trug er mich wieder, allmählich selbst sehr erregt, auf das Bett, kniete zwischen meine Schenkel und zeigte mir einen stark behaarten Körper mit sehr kräftigem Gliede, dessen Kraft ich sofort zu spüren bekam. Und meine Sinne wurden gezwungen, Wonnen zu kosten, die mein Herz verabscheute ...

Ach, welch ein Unterschied zwischen dieser rein mechanischen Wollust und den Wonnen, wenn selische Liebe sich mit der sinnlichen eint!

[82] Aber Herr H ... liess nicht ab mir Beweise seiner aussergewöhnlichen Manneskraft zu geben, bis wir endlich in einen tiefen Schlaf fielen. Gegen 11 Uhr brachte uns Madame Jones eine ausgezeichnete Brühe, in deren Bereitung sie sehr erfahren war. Bei ihrem Eintreten hatte ich unwillkürlich geschaudert und Herr H ..., der das bemerkte, beeilte sich mir zu sagen, dass er mir sofort eine neue Wohnung suchen werde. Er ging auch gleich darauf fort, nicht ohne mir als vorläufiges Geschenk eine Börse mit 25 Guineen überreicht zu haben.

Gegen sechs Uhr kam er wieder und führte mich in die neue Wohnung, bei einem ihm sehr ergebenen Freunde. Ich erhielt ein Zimmer zu zwei Guineen die Woche, mit einer eigenen Dienerin.

[83] Herr H ... blieb noch den ganzen Abend bei mir. Man holte uns ein Abendessen aus einem benachbarten Wirtshaus, und nach dem Essen brachte mich das Mädchen zu Bett. Mein Ritter folgte mir sehr bald nach, um mir, wie er sagte, die Honneurs der neuen Wohnung zu machen. Ganz allmählich gewöhnte ich mich an Herrn H ..., und wenn ich auch keine Liebe für ihn empfand, so flössten seine Zuneigung und seine Freigebigkeit mir doch Achtung und Freundschaft ein.

Nun gehörte ich also zu der Klasse der »ausgehaltenen« Mädchen, war gut untergebracht, gut genährt und gekleidet wie eine Prinzessin. Da mich aber noch die Erinnerung an Charles bekümmerte, so gab mein Wohltäter oft, um mich zu zerstreuen, kleine Soupers, wozu er seine [84] Freunde und deren Maitressen einlud, so dass ich bald alle bedeutenderen Courtisanen der Stadt kennen lernte.

Wir hatten schon sechs Monate lang im besten Einvernehmen gelebt, als ich eines Tages beim Nachhausekommen ein Geräusch in meinem Zimmer hörte. Neugierig schaute ich durch das Schlüsselloch. Zu meinem Erstaunen bemerkte ich Herrn H ..., der meine Dienerin vorhatte. Sie verteidigte sich sehr schwach und schrie so leise, dass ich es kaum hören konnte.

»Pfui, gnädiger Herr.. Das ist sehr Unrecht.. Die Herrin kann kommen.. Ich werde schreien ...«

Trotzdem aber liess sie sich willig zum Bett ziehen und ich merkte an den Bewegungen und dem Stöhnen der beiden, dass sie einig waren ...

[85] Zum Schluss schenkte er ihr Geld und entliess sie.

Wenn ich verliebt gewesen wäre, hätte ich die Szene sicher unterbrochen und Lärm geschlagen; so aber litt nur meine Eitelkeit. Ich bewahrte also volle Kaltblütigkeit, ging leise einige Stufen hinab und dann wieder stark auftretend hinauf, als wenn ich eben käme. Ich trat ein und fand meinen treuen Schäfer gleichgültig pfeifend, als wenn nichts geschehen wäre. »Wurst wider Wurst«, dachte ich und machte eine so harmlose und heitere Miene, dass mir der Gimpel richtig auf den Leim ging. Er schien aber von der eben erledigten Arbeit ermüdet zu sein, denn er verabschiedete sich bald und schlief diese Nacht nicht bei mir.

Was meine Dienerin betrifft, so konnte [86] es mir natürlich nicht gefallen, sie dauernd zur »Teilhaberin« zu haben und ich verabschiedete sie daher bei der ersten passenden Gelegenheit. –

Aber meine Eigenliebe war schwer verletzt und ich beschloss, mich in derselben Weise zu rächen. Ich zögerte auch nicht lange.

Seit 14 Tagen hatte mein Herr und Gebieter den Sohn eines seiner Pächter in seinen Dienst genommen. Es war ein junger Bursche von 18 oder 19 Jahren, stark und wohl gebaut, mit frischen Gesichtszügen. Sein Herr hatte ihn zum Boten unserer Korrespondenz gemacht und ich hatte schon oft seine schönen Augen bewundert, die durch allen Respekt hindurch die aufkeimende Begierde des werdenden Mannes nicht verleugneten.

[87] Um ihn vorzubereiten, liess ich ihn von jetzt an immer eintreten, wenn ich noch im Bett lag oder es eben verliess. So hatte er Gelegenheit, einmal den Busen, das anderemal ein Stück Bein oder Schenkel zu sehen und ich merkte wieder an seinen Augen, dass der Unterricht wirkte.

Und eines schönen Tages, als er wieder wie gewöhnlich mit einem Briefe kam, liess ich ihn die Türe von innen verriegeln. Ich lag gerade auf dem Ruhebett, der Zeuge der Untreue des Herrn H ... gewesen war und zwar in einem Negligé, das einen Eremiten verführt hätte. Ich zog ihn am Ärmel dicht heran, fasste ihm unter das Kinn und fragte scherzend, ob er denn Angst vor Frauen habe. Gleichzeitig packte ich eine seiner Hände und legte sie auf [88] meinen Busen, der unter der Berührung erzitterte. In seinen Augen glänzten jetzt alle Feuer der Begehrlichkeit und stritten nur noch schwach gegen den anerzogenen Respekt.

Ich liess nun meine Finger wie achtlos über seine Schenkel hingleiten und liess die Knöpfe der Hose, die schon kaum noch hielten, aufspringen. Und siehe da, vor meinen erstaunten Augen bäumte sich ein Glied auf, das weit entfernt einem Halberwachsenen anzugehören, aber für einen Polyphem zu passen schien. Ich zitterte gleichzeitig vor Furcht und vor Begierde. Das schönste aber an der Sache war, dass der Eigentümer eines so herrlichen Spielzeuges keine Ahnung hatte, wie man sich dessen bedient ...

Aber einem geheimen Instinkt folgend, [89] schob er doch zaghaft die Hand unter meine Röcke und gewann glücklich das Zentrum seiner Begierden. Kaum spürte ich die Wärme seiner Hand, als alle meine Furcht verschwand. Meine Schenkel öffneten sich weit und liessen ihm die Bahn frei. Er schwang sich auf, aber trotzdem ich mich so günstig wie möglich placierte, verfehlte er immer den Weg, so dass ich endlich das Glied mit der Hand einführen musste.

Obwohl ein so unförmiges Licht kaum für einen so engen Leuchter gemacht war, gelang es mir doch, die Spitze einzuführen und mit einigen gewaltigen Stössen brachte mein Kämpe sie auch glücklich noch ein Stückchen weiter hinein, was mir ein undefinierbares Gemisch von Wonne und Schmerz verursachte. Ich zitterte vor Angst, [90] sowohl dass er mich spalten, wie dass er ihn wieder herausziehen könne.

Wie dem auch sei, er verfolgte jetzt seinen Weg mit einer Kraft und Schnelligkeit, dass ich unwillkürlich einen Schrei ausstiess. Das genügte, um den furchtsamen Jüngling zum Aufhören zu veranlassen. Er zog das kostbare Instrument heraus, traurig, mich gekränkt zu haben und noch trauriger, seine wundervolle Beschäftigung aufgeben zu müssen ...

Aber ich war natürlich nicht zufrieden, dass er mich so sehr geschont hatte und liebkoste ihn daher von neuem, um ihm wieder Mut zu machen. Er machte einen zweiten Angriff und trug diesmal Sorge, seine Stösse zu mässigen. Ganz allmählich erweiterte sich der Eingang, passte sich dem ungestümen Gaste an und nahm ihn [91] zur Hälfte auf. Aber während er noch versuchte, weiter einzudringen, überraschte ihn die Krise und er wurde fertig, leider allein, da mich der Schmerz noch am vollen Genuss hinderte. Ich fürchtete natürlich, er werde sich nun zurückziehen. Aber siehe da: der liebe Junge machte nur eine ganz kurze Pause und fing dann mit ungeschwächten Kräften von neuem an. Und diesmal kam er unterstützt durch meine geschickten Bewegungen und den Balsam der ersten Ejakulation, bis ans Ziel. Sein Glied drang bis zur Wurzel ein und unsere Körper bildeten nur mehr einen einzigen, so dass selbst unser Haar sich liebkosend ineinanderschlang. Der wonnige Kitzel, den mir das herrliche Glied tief innen verursachte, wurde fast unerträglich. An seinen halbgeschlossenen Augen, seinem lechzenden [92] Atem und vor allem an der fast beängstigenden Steifheit seines Gliedes merkte ich, dass der Höhepunkt bei ihm nahe. Ich beeilte mich, ihm nachzukommen und wir blieben einen Augenblick fast ohnmächtig vor Wonne ineinander gekrampft ...

Als mein junger Athlet sich zurückgezogen hatte, fand ich meine Schenkel überschwemmt von einer Flut von Samen, untermischt mit Blut, das ich sorgfältig in meinem Taschentuch sammelte.

Es war amüsant für mich, mit welcher Begeisterung mir der gute Junge dankte. Er hatte in der Tat bis dahin nicht die geringste Ahnung von der weiblichen Körperbildung gehabt und brannte vor Begierde, sich auch durch den Augenschein darüber zu unterrichten. Ich bewilligte [93] ihm alles, was er wollte, und brachte mich selbst in die bequemste Lage, damit er den Altar der Wollust gründlich studieren könne. Er tat es lange und wagte sogar, schüchtern einen Finger in das Heiligtum einzuführen, was mich wieder ungemein erregte. Auch seine Kraft war schon wieder erwacht und noch einmal einten wir uns in einem Meer von Genuss.

Ich war danach so furchtbar ermattet, dass ich ihn ernsthaft ermahnte, aufzuhören, obwohl er jetzt erst den rechten Geschmack zu bekommen schien. Ich umarmte ihn noch einmal zärtlich, steckte ihm eine Guinee zu und entliess ihn mit dem Versprechen baldigen Wiedersehens, wofern er nämlich verschwiegen sein könne.

Kaum war er weg, als Herr H ... eintrat. Der Zeitvertreib, den ich gehabt, [94] hatte mein Gesicht so mit Glut Übergossen, dass er mich schöner fand als je. Seine Liebkosungen konnten mir natürlich in diesem Moment nicht angenehm sein und ich schützte daher eine starke Migräne vor, auf die der Dummkopf auch glücklich hineinfiel. Er empfahl mir Ruhe und ging.

Am nächsten Morgen liess ich mir ein warmes Bad mit Kräutern bereiten, dass mich sehr erfrischte und untersuchte dann mit einiger Angst, ob die gewaltige Maschine meines süssen Wills mir nicht geschadet hatte. Meine Freude war gross, als ich sah, dass weder der Schamberg, noch die äusseren Lippen, noch das Innere die geringsten Spuren der furchtbaren Angriffe bewahrt hatten und ich lachte nun doppelt fröhlich über meine gelungene Rache.

[95] In solcher Stimmung streckte ich mich bequem auf mein Bett aus, als mein süsser Will mit eine Botschaft seines Herrn eintrat. Ich liess ihn natürlich sofort die Tür schliessen und die kurze Zeit, die er bleiben konnte, mit mir verbringen. Er liess sich das nicht zweimal sagen, warf mit rasender Hast seine Kleider ab und sprang zu mir in das Bett.

Er begann mit jenen interessanten Präludien, die so wenige Leute zu schätzen wissen und die doch den Reiz der Wollust so unendlich erhöhen. Nach vielen wilden Küssen und kitzelnden Berührungen wagte er es, mir seinen gewaltigen Liebespfeil in die Hand zu geben, dessen Umfang mich wieder fast erschreckte. Ich umklammerte ihn mit beiden Händen und liebkoste ihn zärtlich, bis seine glühend rote Farbe eine [96] gefährlich starke Erregung anzeigte. Da beeilte ich mich denn, ihn an seinen richtigen Platz zu bringen. Ich schob mir ein Kissen unter und öffnete weit die Schenkel, um ihn zu empfangen. Will schob selbst mit bebenden Fingern die Schamlippen auseinander und stiess dann seinen Spiess mit solcher Gewalt hinein, dass er schon nach drei Stössen völlig verschwunden war. Unsere Wut wuchs immer mehr, ich schlug meine Beine um seine Hüften, presste ihn wild in meine Arme, griff nach seinen Testäkeln, die ich zart gegeneinander rieb, um seine Wonne zu erhöhen, – bis endlich der Höhepunkt eintrat und wir zuckend und keuchend, atemlos den Strom der Wollust genossen ... Es wurde Zeit für ihn, zu gehen und er schied, unter vielen Küssen und mit grossem Bedauern.

[97] Ich genoss in der Folge jeden Tag die liebevolle Umarmung des jungen Mannes, bis meine eigene Unvorsichtigkeit der Sache ein Ende machte. Eines Tages scherzte ich wie gewöhnlich mit ihm in meinem Kabinett, als es mir plötzlich in den Sinn kam, eine neue Stellung mit ihm zu probieren. Ich setzte mich mit weitgespreizten Beinen auf die Armstützen eines Sessels und bot ihm so die Öffnung des Heiligtums dar. Ich hatte vergessen die Türre meines Zimmers zu schliessen und natürlich überraschte uns Herr H ... gerade im interessantesten Augenblick. Ich stiess einen schrecklichen Schrei aus und schlug rasch meine Röcke herunter. Der arme Will blieb regungslos und bleich wie der Tod stehen.

Herr H ... betrachtete uns einige Zeit mit einem Gesichtsausdruck, in dem [98] sich Zorn, Verachtung und Erbitterung mischten und zog sich dann zurück, ohne ein Wort zu sprechen. Wir hörten ihn die Tür doppelt zusperren.

Der arme Teufel Will blieb stumm und steif, und alle meine Liebkosungen vermochten nicht, ihm etwas Mut einzuflössen.

Herr H. trat gleich darauf wieder ein, liess uns zu sich kommen und fragte mich in phlegmatischem Tone, der mich zur Verzweiflung brachte, ob ich irgend etwas zu meiner Rechtfertigung anführen könne. Ich antwortete ihm weinend, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, ihn zu betrügen, wenn er mir nicht selbst mit meiner Dienerin gewissermassen das Beispiel dazu gegeben hätte. Allerdings beanspruche ich nicht, meine Verfehlung durch die seinige zu entschuldigen, aber wenn auch mein [99] Vergehen kaum zu entschuldigen sei, so wollte er doch jedenfalls nicht vergessen, dass ich allein der Verführer sei, und den Diener nicht bestrafen.

Er schien etwas verblüfft durch den Hinweis auf meine Dienerin, fasste sich aber bald wieder und erwiderte etwa folgendes:

»Mein Fräulein, ich gestehe zu meiner Beschämung, dass Sie nur Gleiches mit Gleichem vergolten haben. Jedenfalls aber stehen wir beide uns jetzt so gegenüber, dass ein ferneres Zusammenleben unmöglich ist. Ich bewillige Ihnen acht Tage, um ein anderes Zimmer zu suchen. Was ich Ihnen geschenkt habe, gehört Ihnen. Ihre Wirtin wird Ihnen in meinem Namen 50 Pfund ausbezahlen und Sie werden ihn eine Quittung darüber geben. Ich denke, [100] ich lasse Sie in keiner schlechteren Situation sitzen, als die war, in der ich Sie fand. Tragen Sie es mir nicht nach, wenn ich nicht mehr tun konnte.«

Dann wandte er sich, ohne ein Antwort abzuwarten, an Will.

»Was Sie betrifft, so werde ich aus Liebe zu ihrem Vater für Sie Sorge tragen. Die Stadt ist kein Aufenthalt für einen solchen armen Tölpel; Sie werden also morgen wieder auf das Land zurückkehren.«

Nach diesen Worten ging er. Vergeblich warf ich mich ihm zu Füssen, um seinen Sinn zu ändern; er schied und nahm den jungen Burschen mit, der sicher glücklich war, so leichten Kaufes davongekommen zu sein.

Wieder einmal also war ich meinem Schicksal überlassen worden und zwar [101] diesmal von einem Manne, dessen ich zweifellos nicht würdig gewesen war. Alle Versuche übrigens, ihn während der nächsten Woche noch einmal wiederzusehen, schlugen fehl.

Will wurde sofort in sein Dorf zurückgeschickt, wo ihn einige Monate später eine dicke Witwe, mit einer schönen Gastwirtschaft, heiratete.

2. Brief

[102] II. Brief

[103][105]

Während ich mich noch in Verlegenheit befand, was aus mir werden sollte, bot mir eine meiner Freundinnen, eine gewisse Madame Cole ihre guten Dienste an. Da ich immer ziemliches Vertrauen in sie gesetzt hatte, lieh ich ihren Vorschlägen ein williges Ohr.

Eines ist sicher: ich konnte weder in bessere noch in schlechtere Hände fallen. In schlechtere nicht, weil sie ein öffentliches Haus hielt und ihre Mädchen zu jeder Art von Unzucht und Gemeinheit anhielt, um den Geschmack ihrer Kunden zu befriedigen; und in bessere nicht, weil sie eine [105] der gewiegtesten Kennerinnen des Londoner Lebens und daher ausgezeichnet imstande war, die jüngeren Priesterinnen der Venus vor den Gefahren des Berufes zu bewahren. Das beste aber an ihr war, dass sie sich mit kleinem Nutzen begnügte, weil sie ihr Metier mehr aus Neigung denn aus Interesse betrieb.

Diese nützliche Dame also nahm mich in ihr Serail beim Commun-Garden auf. Sie hielt der Form halber ein kleines Wäschegeschäft, wo die Mehrzahl ihrer Damen zu gewissen Tagesstunden mit Stickereien beschäftigt waren. Alles schien hier anständig und gutbürgerlich zu sein – bis zum Abend.

Vier Lüstlinge, die ein gleicher Geschmack geeint hatte, bestritten die Kosten dieser geheimen Orgien, – bei denen sie, [106] wie ehemals im goldenen Zeitalter Sitte war, einander zuschauten.

Einen Tag nach meiner Einführung teilte mir Madame Cole mit, dass man in dieser Nacht ein Extrakapitel abhalten werde, um mich als Mitglied des Ordens aufzunehmen und dass sie sich schmeichle, dass das Zeremonial des Festes mir gefallen werde. Ich erwiderte ihr, dass ich mich ganz zu ihrer Verfügung halte und versichert sei, dass sie mir nur Angenehmes zumuten werde. Die drei Damen, die mit von der Partie sein sollten, waren entzückt von meinem Naturell und meiner Gelehrigkeit und erwiesen mir tausend Gefälligkeiten. Und um mir zu beweisen, wie intim man einander hier vertraue, schlug die eine vor, jede sollte die Geschichte ihrer Entjungferung erzählen. Unsere gute Madame [107] war einverstanden, aber unter der Bedingung, dass ich bis zu meiner Aufnahme dispensiert sein solle.

Man bat also Emilie, den Anfang zu machen. Emilie war eine reizende Blondine von zarter Figur und lustigen Augen. Sie erzählte:

»Meine Herkunft und meine Abenteuer sind eigentlich kaum eurer Aufmerksamkeit wert. Meine Eltern waren und sind, glaube ich, jetzt noch Pächter, etwa 40 Meilen von London. Ihre blinde Zärtlichkeit für meinen Bruder und ihre Gleichgültigkeit gegen mich bestimmten mich, das Elternhaus mit 15 Jahren zu verlassen. Mein ganzes Vermögen bestand in zwei Jakobstalern von meiner Patin, einigen ersparten Shillingen und ein paar kleinen silbernen Schmuckstücken. Die Kleider, die ich auf dem Leibe [108] trug, waren meine Ausrüstung. Auf dem Wege traf ich einen jungen kräftigen Burschen von 16 oder 17 Jahren, der gleich mir sein Glück in der Stadt versuchen wollte. Er trottete eine Zeitlang pfeifend hinter mir her, bis er mir endlich seine Begleitung anbot, die ich gern annahm. Als die Nacht kam, mussten wir an eine Unterkunft denken, wussten aber nicht recht, als was wir uns auf eventuelle Fragen ausgeben sollten. Der junge Mann schlug vor, mich für seine Frau auszugeben. Ich stimmte zu und wir machten in einem armen Flecken bei einem sehr bescheidenen Gasthause Halt. Mein Begleiter liess auftischen, was da war und wir speisten ruhig zusammen. Als aber die Zeit zum Schlafengehen näherrückte, hatten wir beide nicht recht den Mut, unsere Lüge aufrecht zu erhalten und[109] namentlich mein Begleiter schien sehr verlegen darüber zu sein, mit mir zusammen schlafen zu müssen. Trotzdem führte uns schliesslich die Wirtin, eine Kerze in der Hand, bis zum Ende eines Jangen Ganges, wo ein abgesondertes Logis war. Wir folgten ihr ohne ein Wort zu sprechen und wurden in ein elendes Loch geführt, dessen ganzes Mobilar in einem hässlichen alten Bett und einem zerbrochenen alten Holzstuhl bestand. Ich war damals noch so unschuldig, dass ich nichts Schlimmeres darin sah, mit einem Burschen zusammen zu schlafen, als etwa mit einer unserer Mägde. Und vielleicht dachte er selbst kaum anders darüber, bis die Gelegenheit ihm andere Ideen gab. Wie dem auch sei, er löschte, bevor wir uns ganz entkleideten, das Licht. Als ich ins Bett stieg, lag mein [110] Genosse schon darin und die Wärme seines Körpers war mir um so angenehmer, als es anfing kalt zu werden. Aber wie mächtig ist der Instinkt der Natur! Der junge Mann schlang einen Arm um meine Hüften und presste mich fest an sich, als wenn er sich recht an mir wärmen wolle. Und ich fühlte zum erstenmal ein bisher mir ganz unbekantes Feuer in meinen Adern. Ermutigt durch mein Stillhalten wagte er mir einen Kuss zu geben, den ich in voller Unschuld erwiderte. Bald aber verirrten sich seine Finger unter mein Hemd und nachdem er mich überall betastet hatte, liess er mich mit der Hand an sein Glied greifen. Ich fragte ihn überrascht, was das sei; er erwiderte, ich könne es kennen lernen, wenn ich wolle. Und ohne meine Antwort abzuwarten, schwang er sich auf[111] mich. Ich war so eigentümlich erregt und neugierig, dass ich ihn ruhig gewähren liess, bis er mir schliesslich einen lauten Schrei entpresste. Aber zurück konnte ich nicht mehr, denn der Schelm sass zu gut im Sattel. Im Gegenteil, die Anstrengungen, die ich machte, halfen ihm eher bei seiner Arbeit. Schliesslich gab er mir einen so furchtbaren Stoss, dass er die Festung sprengte und mich entjungferte. Nachdem das Unglück nun einmal geschehen war, verbrachten wir die Nacht auf äussert unterhaltende Weise. – Weiter brauche ich euch nicht zu langweilen. Ihr, wisst, dass wir zusammen lebten, bis das Elend uns trennte und mich zwang, das Metier zu ergreifen.«

Jetzt war die Reihe, ihre Geschichte zu erzählen, an Henriette, einer der schönsten [112] und feurigsten Mädchen, die ich je gesehen habe. Bevor sie anfing, lächelte sie, wurde sehr rot und erzählte dann:

»Mein Vater, der in der Nähe von York lebte, hatte meine Mutter kurz nach meiner Geburt verloren und meine Erziehung einer meiner Tanten anvertraut, einer alten Witwe ohne Kinder, die damals Haushälterin des Mylord N ... auf einem Gute dieses Herrn war. Sie zog mich mit der denkbar grössten Zärtlichkeit auf. – Ich hatte das dritte Lustrum schon seit zwei Jahren passiert und noch hatten mein Herz und meine Sinne nicht gesprochen. Aber ich wurde sehr bald und sehr reichlich entschädigt. Zwei Jahre sind jetzt verflossen, seit ich das kostbare und so schwer zu bewahrende Kleinod verlor und zwar folgendermassen: Ich hatte die Gewohnheit, [113] mich des Mittags, wenn meine gute Tante ihr Mittagsschläfchen abhielt, unter einem Gebüsch dicht neben einem reizenden kleinen Bach zu erholen. Dort war ich auch eines Nachmittags wie gewöhnlich auf dem Rasen eingeschlummert, als ein starkes Geräusch aus dem Flusse mich jählings aufweckte. Denkt euch meine Überraschung, als ich einen schönen Jüngling bemerkte, der splitternackt in dem Bache badete. Es war, wie ich später erfuhr, der Sohn eines benachbarten Grundbesitzers.

Meine ersten Regungen bei diesem unerwarteten Anblick waren Furcht und Überraschung und ich hätte mich gewiss aus dem Staube gemacht, wenn ich ungesehen hätte vorbeikommen können. So aber konnte ich weiter nichts tun, als mich ganz leise in ein kleines Häuschen [114] zurückziehen, das hinter mir stand. Ich verriegelte die Tür und spähte nun, ich gestehe es, sehr neugierig durch das Schlüsselloch. Die Weisse seiner Haut überraschte mich, noch mehr aber eine gewisse Stelle an seinem Körper, die mit schwarzem Haar bekleidet war und ein weiches Glied trug, das mir völlig unbekannt war und von dem ich trotz meiner Schamhaftigkeit kein Auge wenden konnte. Und ganz allmählich wandelte sich meine Furcht in Begierden ...

Während ich so in immer wachsender Aufregung auf den jungen Mann starrte, sah ich ihn plötzlich blitzschnell bis auf den Grund untertauchen. Da ich oft von Krampf und anderen Zufällen beim Schwimmen gehört hatte, bekam ich einen entsetzlichen Schreck über sein plötzliches Verschwinden [115] und lief in voller Seelenangst rasch zu der Stelle, wo meine Hülfe vielleicht notwendig sein konnte. Ich fand keine Spur mehr von ihm, so dass ich vor Angst und Aufregung in Ohnmacht fiel ... Die Ohnmacht muss sehr tief gewesen sein und sehr lange gedauert haben, denn ich kam erst durch einen sehr heftigen Schmerz wieder zum Bewusstsein, den ich plötzlich spürte. Und ich sah mich – oh Schrecken! – nicht allein – in den Armen des Fremden, sondern soweit gefangen, dass sein Speer schon halb in meinen Körper eingedrungen war ... Ich hatte weder die Kraft ihn zurückzustossen noch den Muth, um Hülfe zu schreien und er triumphierte also über meine Jungfernschaft, die ihm das reichlich fliessende Blut bewies ... Ich blieb regungslos liegen, [116] einer neuen Ohnmacht nahe, bis der junge Herr, erschreckt über meinen Zustand, sich mir zu Füssen warf und mich weinend um Verzeihung anflehte. Er versprach auch, mir alle Genugtuung zu leisten, die in seiner Macht stände.

Wenn ich kräftig genug gewesen wäre, hätte ich ihn gewiss zurückgestossen und mich zu rächen versucht; so aber begnügte ich mich damit, ihm schwache Vorwürfe zu machen, die noch dazu den Ausdruck meiner Augen Lügen strafte.

Er lag immer noch nackt zu meinen Füssen und wollte sich auch nicht eher erheben, als bis ich ihm meine Verzeihung durch einen Kuss besiegelt hätte, den ich ihm endlich bewilligte. Indessen hafteten sich meine Augen wieder auf den unbekannten Feind, dessen Stösse ich vorher [117] so schmerzhaft gespürt hatte und ich sah mit wachsender Erregung, wie er sich wieder erhob und steifer und steifer wurde. Wie zufällig kam meine Hand in seine Nähe und berührte ihn zärtlich. Und von neuem erwachte das Feuer der Wollust in unserem Herzen und ich unterlag ein zweitesmal, jetzt mit wirklichem, ungeheurem Genuss. – Hier ist meine Erzählung unserer Abrede gemäss zu Ende und ich füge nur noch hinzu, dass ich noch eine Zeitlang die Liebe meines ersten Freundes genoss, bis Familienverhältnisse ihn mir entrissen und ich mich gezwungen sah, diese Bahn zu beschreiten. – Jetzt aber hat Louise das Wort.«

Louise, eine sehr pikante Brünette, erzählte:

»Ich verdanke mein Leben einer zärtlichen [118] Liebesverbindung, die freilich nicht durch die Bande der Ehe geknüpft war. Ich bin das Produkt des ersten Versuches eines jungen Kunsttischlergesellen mit der Dienerin seines Meisters, welcher Versuch meinem Vater seine Stellung kostete. Obwohl er arm war, gab er mich doch bei einer Landamme in Pflege, bis meine Mutter sich mit einem Bäcker verheiratete und mich als ein Kind aus erster Ehe kommen liess. Unter diesem Titel wurde ich in das Haus aufgenommen, verlor aber meinen Stiefvater schon im sechsten Jahre. Er hinterliess meine Mutter in geordneten Verhältnissen und ohne Kinder von seiner Seite. Mein natürlicher Vater starb ebenfalls bald darauf als Matrose in Indien. Ich wuchs also unter den Augen meiner Mutter auf, die die Folgen ihres eigenen [119] Leichtsinnes für mich zu fürchten schien; denn sie hielt alles, was meine Leidenschaften etwa wecken konnte, sorgfältig von mir fern.

Aber es ist ebenso unmöglich, die Eigenschaften seines Herzens zu verändern, wie die Züge seines Gesichtes. Ich suchte also die Wachsamkeit meiner Mutter zu täuschen. Ich war kaum 12 Jahre alt, als schon jener Körperteil, dessen Zweck sie mir so sorgfältig zu verheimlichen bestrebt war, sich mir durch seinen Kitzel fühlbar machte. Ja, die holde kleine Öffnung gab schon Zeichen einer seltenen Frühreife, indem sie sich, sozusagen unter meinen Augen und – Händen, mit einem niedlichen Flamm beschattete. Und meine innere Glut und meine Sehnsucht nach einem männlichen Gefährten wuchsen immer [120] mehr. Oft warf ich mich auf mein Bett, spreizte die Schenkel und malte mir die Wonne aus, wenn jetzt das ersehnte Glied eindränge und meine ungeschickten Finger verirrten sich zwischen die rosigen Lippen, bis ich in wilder Aufregung die Schenkel fest zusammenpresste ... Ich fand Tag und Nacht keine Ruhe mehr.

Endlich verschaffte mir mein sonderbarer Zufall die ersehnte Befriedigung. Eines Tages, als wir bei einer Nachbarin zum Essen eingeladen waren, musste meine Mutter rasch nach Greenwich fahren und vertraute mich inzwischen einer alten Dienerin an, da wir keinen Mann im Hause hatten.

Als meine Mutter fort war, sagte ich zu der Dienerin, dass ich mich ein wenig auf dem Bett der fremden Dame niederlegen [121] wolle, da das meine nicht gemacht war. Sobald ich allein in dem Zimmer war, streifte ich meine Kleider ab und warf mich halbnackt auf das Bett. Und wieder und wieder folgte ich meiner törichten Leidenschaft und hätte mir die Hände zerreissen mögen, weil sie so wenig meiner Gier Genüge leisten konnten, bis ich endlich erschöpft in einen leichten Schlummer fiel. Als ich wieder aufwachte, fand ich zu meinem Erstaunen meine Hand in der eines jungen Mannes, der vor meinem Bett kniete und mich um Verzeihung für seine Kühnheit bat. Er sei der Sohn der Dame, die das Zimmer bewohne, habe beim Heraufsteigen die Tür offen gefunden usw. Was soll ich Dir weiter erzählen? Meine anfängliche Angst verflog bald vor der Wonne, die ich mir von dem Abenteuer[122] versprach. Er erschien mir wie ein Engel vom Himmel; denn er war jung und wohl gewachsen – mehr als mein Herz ersehnte. Ich sparte daher weder Blicke noch Worte, noch Bewegungen, um ihn zu grösserer Kühnheit anzureizen. Dies schien übrigens kaum nötig zu sein; denn sobald er sah, dass seine Handküsse nicht übelgenommen wurden, schob er sich langsam höher und presste seine heissen Lippen auf die meinen, so dass ich atemlos vor Aufregung hintenüber sank. Er hob meine Röcke und mein Hemd, meine Schenkel flogen wie von selbst auseinander und ich spürte zum erstenmal den ungeheuren Unterschied zwischen den albernen Fingerspielen eines Mädchens am eigenen Körper und den zitternden Berührungen einer Männerhand .... Nun [123] wars mit jeder Zurückhaltung bei mir aus; ich lechzte buchstäblich nach dem so lange ersehnten Genuss, eine heisse Röte stieg in meinem Gesicht auf, meine Augen flackerten ... Endlich, endlich, nachdem er eine geraume Zeit lang mit meiner kleinen Grotte gespielt hatte, knöpfte er seine Veste und Hose auf und zeigte meinen gierigen Blicken den Gegenstand meiner Qual, meiner Träume und meiner Liebe, mit einem Wort, den König der Glieder. Ich überflog mit Wonne seine Länge und Dicke, sein purpurnes Haupt; aber sehr bald fühlte ich ihn eindringen in den glühenden Ort, der seiner harrte. Aus Furcht, durch den Schmerz etwas von dem erträumten Genuss zu verlieren, schloss ich meine Schenkel fest um die meines Athleten und bald war die Fessel [124] gebrochen, die mir soviel Kummer bereitet hatte. Entseelt und berauscht blieb ich einige Zeit nach dem ersten Angriff liegen. Aber schon der zweite, durch die Hülfe des empfangenen Balsams erleichtert, bereitete mir nur noch Wonne und in enger, schier unzertrennlicher Umschlingung schlürfte ich den berauschenden Trank, der mir so lange versagt gewesen war.

Bald wurde ich von einem Strom perlender Flüssigkeit überschwemmt, der auch bei mir jenen Erguss hervorrief, der den höchsten Rausch weckt, den der Mensch kennt. – So also verlor ich jenes Kleinod, das so schwer zu bewahren ist und für mich so schwer zu tragen war und die Vorsicht des jungen Athleten ersparte mir die Schande, bei unseren von jetzt an häufigen Zusammenkünften überrascht zu werden. [125] Aber die Macht eines immer wilder werden den Temperamentes brachte mich schliesslich dazu, Allgemeingut zu werden, was mich sicher bald in das Verderben gestürzt hätte, wenn mir der Zufall nicht dies angenehme Asyl verschafft hätte.«

Kaum hatte Louise ihre Erzählung beendet, als man uns die Ankunft der Herren meldete. Madame Colin führte mich noch oben. Ein junger, sehr liebenswürdiger Kavalier, dem ich bestimmt war, übernahm meine Einführung, und meine Eigenliebe konnte mit dem Eindruck, den ich hervorrief, zufrieden sein. Man umarmte mich von allen Seiten und sagte mir die schmeichelhaftesten Komplimente. Trotzdem warfen sie mir einen kleinen Fehler vor, der wie sie sagten, sich mit ihren Statuten nicht vertrug, und das sei die Bescheidenheit. [126] Nach diesem Prolog begann das eigentliche Stück. Die ersten Akteure waren ein junger Rittmeister von der Gardekavallerie und die leidenschaftliche Louise. Der Kavalier warf sie auf das Sopha und beugte sich mit einem Ungestüm über sie, das auf grosse Ungeduld schliessen liess. Louise lag so vorteilhaft wie möglich; ihr Köpfchen ruhte bequem auf einem Polster und unsere Gegenwart schien sie nicht im Mindesten zu genieren. Röcke und Hemd waren hochgeschlagen und Messen ihre schönen Schenkel und Beine sehen; sie waren so weit und bequem geöffnet, dass wir ihre reizende kleine, vor Begierde zitternde Grotte genau betrachten konnten. Der Galan hatte sich entkleidet und zeigte einen Liebespfeil in geradezu beneidenswertem [127] Zustand, den wir aber leider nicht lange bewundern konnten, denn er versenkte ihn sofort mit Feuer in die Spalte, die seiner harrte.

Ich kenne kaum ein anderes Mädchen, die im Ausdruck der Leidenschaft stärker gewesen wäre, als Louise. Wir beobachteten mit Vergnügen das Feuer der Lust in ihren Augen, als sie das prachtvolle Instrument der Liebe einführte, und als der stolze Speer ganz eingedrungen war, wuchs ihre Erregung so sehr, dass sie das Bewusstsein für alles anderere verlor. Und der Körperteil, wo der Kitzel am stärksten wütete, zuckte und arbeitete so stark, dass sie ihren Galan sehr bald zum Höhepunkt brachte. Louise war die erste, die zitternd und atemlos den nahenden Moment durch abgerissene Rufe ankündigte:

[128] »Ah – – mein teurer Schatz – – vorwärts – ich – ich – ich bitte dich – – schone mich nicht – – ah – ah –!«

Ihre Augen schlössen sich in wonnigem Krämpfe und sie verfiel in einen Zustand der Lust, der fast an Ohnmacht grenzte. Im selben Moment gab auch ihr Kämpe durch letzte, krampfhafte Stösse zu erkennen, dass er am Ziele sei.

Als Louise sich wieder etwas erholt hatte, kam sie zu mir, gab mir einen Kuss und führte mich zu dem Liebesaltar, wo man mich auf die Gesundheit der Priesterin trinken und getreue Nacheiferung schwören liess.

Währenddessen machte sich das zweite Paar fertig zum Kampfe. Es war ein junger Baron und die zarte Henriette. Ihr Liebhaber legte sie auf das Fussende des Bettes, [129] gab ihr zuerst zahllose Küsse und zog dann, als ob er unseren Wunsch erraten hätte, ihr Busentuch fort, so dass ihre herrlichen weissen Brüste hervorglänzten, die er stürmisch liebkoste. Dann hob er ihre Röcke empor und enthülle unseren bewundernden Blicken die wundervollen Linien ihres unteren Körpers, vor allem ihre kleine und zarte Liebesgrotte, die von lockigem schwarzen Haar beschattet war.

Ihr Liebhaber, der eine Weile ganz gefangen von diesem Anblick dagestanden hatte, hob endlich ebenfalls sein Hemd und liess uns sein Glied bewundern, dessen Dicke uns überraschte. Er lag zwischen den Schenkeln Henriettens und führte seinen Speer langsam Zoll für Zoll, mit vorsichtigen Stössen ein, bis er ihn endlich vollständig in dem Laboratorium der Wonne [130] versenkt hatte. Das Haar seines Schamberges verschlang sich mit den Locken seiner Gefährtin, deren Augen vor Glück feucht schimmerten. Endlich zeigten ihre wilderwerdenden Bewegungen, häufige Seufzer und lechzende Küsse den Höhepunkt der Wollust an und die beiden Kämpen blieben einen Moment regungslos und eng ineinander geschlungen liegen.

Sobald Henriette von ihrem Angreifer befreit war, eilte ich zu ihr und barg ihr schamvoll errötendes Gesicht an meinem Busen, während mein Galan der Erschöpften ein Glas Wein reichte, das sie bald wieder auffrischte.

Nun nahm der Galan Emiliens diese bei der Hand und führte sie zu dem Lager. Er begann damit, ihren Busen zu enthüllen und ihre Kleider abzulegen; und wie ein [131] neues Licht schimmerte ihre erstaunlich weisse Haut im Zimmer. Er liebkoste die Brüste zärtlich mit den Händen, da aber ihre Festigkeit seine Finger immer wieder zurückstiess, so packte er sie fester und sicherer, indem er ihre rosigen Spitzen zwischen die Lippen nahm. Bald aber ging er zu ernsteren Dingen über, hob ihre Röcke hoch empor und zeigte uns die reizenden Schenkel und Hüften und die entzückende Liebesgrotte seiner Geliebten, die schamhaft ihre Hand vor das Heiligtum hielt. Er zog sie aber sanft weg und spreizte noch ihre Schenkel auseinander, um einen besseren Einblick zu haben. Dann drehte er sie um, um auch den Anblick der Rückfront zu gemessen und enthüllte zwei wundervoll geformte Hinterbacken. Diese Stellung war dem Galan besonders angenehm, [132] da er ein ziemlich kurpulenter Dreissiger war und auf diese Weise tiefer eindringen konnte. Er legte sie also sorgfältig zurecht und führte dann seinen Speer ein, dessen Länge, uns, als bei solcher Konstitution sehr selten, überraschte. Er hielt den Körper der Geliebten mit den Händen fest umklammert und drang alsbald bis zur Wurzel ein, wobei sein Bauch fast zwischen ihren Schenkeln verschwand. Als sie merkte, dass er so weit als möglich darin war, drehte sie ihr Köpfchen zur Seite und zeigte uns ihr erhitztes Gesicht und ihren glücklich lächelnden Mund, auf den er einen feurigen Kuss drückte. Endlich kam bei ihm der Höhepunkt der Wollust und er fiel so schwer auf sie, dass sie selbst platt auf die Kissen sank. So blieben sie eine Zeitlang eng verschlungen liegen.

[133] Sobald Emilie frei war, umringten wir sie und beglückwünschten sie zu ihrem Siege; denn trotzdem alle Zurückhaltung aus diesem Kreise verbannt war, bewahrte man doch streng die gesellschaftlichen Formen.

Nun nahte sich die Gesellschaft mir und mein Galan sagte zärtlich, er hoffe, dass ich seinen Wünschen mich gefügig zeigen werde. Wenn aber die Beispiele, die ich eben gesehen habe, mir keine Freude gemacht hätten, so wollte er lieber auf meinen Besitz verzichten, als mir irgendwie lästig fallen.

Ich erwiderte ihm ohne Zögern, dass gerade dies Beispiel mich ungemein angespornt habe und dass ich höchstens fürchten müsse, hinter soviel eben gesehener Schönheit allzu sehr zurückzustehen.

[134] Meine freimütige Antwort gefiel allgemein und man beglückwünschte meinen Freund lebhaft.

Madame Cole hätte mir keinen angenehmeren Kavalier aussuchen können; denn abgesehen von seiner vornehmen Herkunft und seinem grossen Vermögen hatte er ein regelmässiges Gesicht und eine sehr schöne Figur, war überhaupt das, was die Frauen einen schönen Mann nennen.

Er führte mich nun zu dem Altar, wo sich unsere Liebesfeier vollziehen sollte und er nahm mir rasch mein Neglige ab und dann auf allgemeinen Wunsch auch noch den Rock und das Hemd, löste auch mein wirklich schönes Haar.

Ich blieb also im reinsten Naturzustand vor meinem Richterkollegium liegen und muss ihnen zweifellos ein angenehmes [135] Schauspiel geboten haben, da ich damals erst etwa 18 Jahre alt war. Meine Brüste standen fest und hart auch ohne Hülfe eines Korsettes. Ich war gross und schlank gewachsen, ohne überflüssiges Fett.

Ich hatte meine natürliche Scham noch nicht soweit verloren, dass ich mich nicht sehr geniert hätte; anderseits aber war ich sehr stolz auf die einstimmige Bewunderung, die ich vor so viel Kennern erregte.

Nachdem mein Galan die allgemeine Neugierde durch vielfaches Drehen meines Körpers befriedigt hatte, warf er rasch ebenfalls Hemd und Hose ab und zeigte sich ebenfalls völlig nackt, den Speer schon völlig erigiert und glühend vor Begierde.

Ich betrachtete neugierig den Feind, der zu bekämpfen war: er war ziemlich gross, grösser als bei der gigantischen [136] Statur, die meist nicht hält, was sie verspricht, zu vermuten war.

Endlich neigte er sich über mich und versenkte den Speer in meine Scheide, wobei ich ihm so gut durch Hüft- und Beinbewegungen sekundierte, dass wir bald auf den Gipfelpunkt der Wonne gelangten. Ein Strom heisser Flüssigkeit ergoss sich in mein Inneres, aber meine Lust war nur mehr halb befriedigt. Ich versuchte also durch krampfhafte Anstrengungen zu einer zweiten Ejakulation zu gelangen und mein Kämpe wurde dadurch von neuem so entflammt, dass er ebenfalls ein zweitesmal entlud, worauf wir eine Zeitlang in starker Erschöpfung liegen blieben.

Die Gesellschaft, die während unseres Opfers tiefes Stillschweigen bewahrt hatte, half mir wieder in meine Kleider und beglückwünschte [137] mich lebhaft zu meinem ausserordentlichen Erfolge.

Die Gesellschaft hatte das unumstössliche Gesetz, dass ein jeder seine Geliebte für sich allein habe, ausser wenn ein anderes ausdrücklich vereinbart war.

Es war notwendig, sich ein wenig zu stärken; man trank daher Tee und Chokolade und trennte sich dann in einzelnen Paaren eine Stunde nach Mitternacht. Madame Cole hatte für uns beide ein grosses Doppelbett herrichten lassen, wo wir die Nacht in vielfach variierten Liebesgenüssen zubrachten. Am Morgen, als mein Ritter fort war, fand ich in meiner Tasche eine Börse voll Goldstücken, die ich eben zählte, als Madame Cole eintrat. Ich bot ihr die Hälfte an, aber sie drang in mich, das Ganze zu behalten, da der Kavalier sie [138] selbst reichlich bezahlt hatte. Darauf erzählte sie mir alles, was wir in der Nacht getrieben hatten und was sie durch ein Guckloch genau beobachtet hatte; kaum war sie zu Ende, als die heitere Bande der Mädchen eintrat und ihre Zärtlichkeiten erneuerten. Ich bemerkte mit Vergnügen, dass die Anstrengungen der Nacht die Frische ihrer Gesichter in keiner Weise beeinflusst hatten, was sie einstimmig den guten Ratschlägen der Madame Cole zuschrieben.

Nach dem Mittagsessen spürte ich einen leichten Kopfschmerz und legte mich auf ein Stündchen nieder. Schon nach kurzer Zeit kam mein Galan und fand mich allein, den Kopf der Wand zugedreht und mit dem Hinterteil ausserhalb des Bettes. Er warf ungeduldig Hose und Hemd ab und schob sich sacht zwischen meine Schenkel. [139] Als er sein Bein gegen meine Schenkel presste, wachte ich von der Wärme des fremden Körpers auf und wollte erschreckt aufspringen. Er bat mich aber die Stellung zu behalten, hob meinen oberen Schenkel und führte sein Glied bis zur Wurzel ein. Ich begann nun ebenfalls kräftig mitzuarbeiten, so dass bald eine gemeinsame Entladung unsere Erregung dämpfte.

Ich war so glücklich, meinen Liebhaber zu behalten, bis Familienrücksichten und eine reiche Heirat ihn von mir trennten. Wir hatten fast vier Monate miteinander gelebt, während welcher Zeit unser kleines Kollegium sich unmerklich aufgelöst hatte. Aber Madame Cole war zu gewandt, als dass diese Trennung ihrem Geschäft viel hätte schaden können. Um mich in meiner Witwenschaft zu trösten, wollte sie mich [140] als Jungfrau ausgeben; aber wieder verhalf mir mein eigenes Schicksal zu einem anderen Abenteuer.

Ich war etwa einen Monat untätig gewesen, als ich eines Tages gegen 5 Uhr abends vor dem Laden einer Fruchthändlerin im Coventgarden folgendes erlebte. Während ich einige Früchte auswählte, bemerkte ich einen jungen, sehr reich gekleideten Edelmann hinter mir, der sehr entkräftet und blass aussah. Er betrachtete mich einige Zeit und näherte sich dann dem Verkaufsstand, wo er ebenfalls einige Früchte aussuchte. Da ich ein sehr bescheidenes Äussere hatte und streng auf Dekorum hielt, so konnte er mein Metier nicht ahnen. Endlich sprach er mich an und ich wurde so rot und antwortete so dumm auf seine Fragen, dass es ihm [141] vollends unmöglich wurde, das Richtige zu erraten. Er fragte unter anderem auch, ob ich verheiratet sei. Ich antwortete, dass ich noch zu jung sei, um an dergleichen zu denken. Ich glaubte mein Alter nicht höher als mit 17 Jahren angeben zu brauchen. Was meine Stellung anbetrifft, so erzählte ich ihm, ich sei Modistin in Preston gewesen und arbeite jetzt im gleichen Metier in London. Nachdem er so meine Adresse und meinen Namen, wie er meinte, mit grossem Geschick ausgekundschaftet, belud er mich mit den seltensten Früchten, die da waren und entfernte sich sehr zufrieden.

Sobald ich zu Hause war, erzählte ich Madame mein Abenteuer, die sehr richtig schloss, dass der junge Herr zu ihr kommen werde.

[142] Richtig kam der Kavalier auch am nächsten Tage in seiner Karrosse vorgefahren und Madame Cole merkte bald, dass ich einen starken Eindruck auf ihn gemacht haben müsse. Er kaufte etwas, bezahlte sehr reichlich, gab Madame seine Adresse und fuhr dann wieder ab.

Nach den eingezogenen Erkundigungen erfuhren wir, dass der junge Herr ein gewisser Norbert, sehr reich, aber von sehr schwacher Konstitution, der nach den tollsten Ausschweifungen jetzt die »Entjungferungsmanie« habe. Madame Cole schloss, dass dies der richtige Vogel für sie sei und dass es eine Sünde wäre, ihn nicht gehörig zu rupfen.

Sie fand sich also zur festgesetzten Stunde bei ihm ein. Nachdem sie das luxuriöse Meublement seiner Wohnung [143] gebührend bewundert und über ihr undankbares Geschäft viel geklagt hatte, kam das Gespräch ganz von selbst auf mich. Sofort liess sie ihr Zungenwerk gehörig spielen und bewaffnete sich mit der ganzen Würde der Unschuld, machte ihm aber doch schliesslich Hoffnung auf einige Rendezvous, selbstredend »ohne Konsequenzen«. Um ihn aber nicht durch zuviel Schwierigkeiten abzuschrecken, tat sie schliesslich so, als habe er sie durch seine Überredungskünste und seine Freigebigkeit ganz für sich gewonnen.

Der Herr Norbert kannte natürlich alle diese Triks der Grosstadt sehr gut, aber offenbar machte ihn seine einmal entflammte Geilheit blind. Es wurde also alles abgemacht: Madame Cole forderte 300 Guineen für mich und hundert für die Bezwingung [144] ihrer Gewissensbisse. Die Summe sollte bar erlegt werden am Tage, an dem er Besitz von mir ergriffe. Ferner machte Madame Cole aus, dass die Szene in ihrem Hause vor sich gehen müsse, obwohl sie selbstredend um strengste Diskretion bat etc.

Als die Nacht festgesetzt war, gab mir Madame Cole die weisesten Ratschläge, wie ich mich mit Ehren aus dieser Affäre zu ziehen hätte, wozu allerdings meine von Natur sehr enge Scheide mich besonders befähigte.

Herr Norbert trat dann auch richtig zur festgesetzten Stunde bei mir ein, mit all der Vorsicht und Geheimtuerei, die zur Sache gehörte. Ich lag auf dem Bett der Madame Cole, in einem sehr verführerischen Nachtgewand und mit der gehörigen »zitternden Angst«, die zu meiner Rolle gehörte.

[145] Sobald Madame Cole nach den notwendigen albernen Redensarten das Zimmer verlassen hatte; näherte sich Mr. Norbert dem Bett, wo ich mich unter die Decke verkrochen hatte und mich erst lange bitten liess, ehe ich ihm einen Kuss erlaubte. Das wurde noch Schlimmer, als er an die Brüste kam. Ich arbeitete mit Händen und Füssen gegen ihn, so dass er schliesslich ermattet nachliess, sich entkleidete und neben mich legte.

Mit dem ersten Blick, den ich auf seine Figur warf, bemerkte ich, dass er sicher nicht die Kraft besitze, die eine Entjungferung erfordert; seine kleine und schlappe Maschine schien eher einem alten Invaliden als einem jungen kräftigen Kämpen anzugehören. Sein Körper war von zu häufig wiederholten Exzesen, die auch in sein [146] Gesicht tiefe Falten gegraben hatten, arg mitgenommen, was ihn schwer unglücklich machte und einem vorzeitigen Ende entgegenführte.

Als er im Bett war, warf er die Decke ab und schlug mir das Hemd über den Kopf, benahm sich aber im übrigen durchaus höflich und gesittet, während ich ihm meinerseits nur Furcht und Zurückhaltung zeigte, wie natürlich bei einem jungen Mädchen, die zum erstenmal mit einem Manne zusammenschläft. Zwanzigmal stiess ich seine Hände von meinem Busen fort und als er sich auf mich warf und einen Finger in meine Grotte einzuführen versuchte, rief ich laut:

»Ich bin verloren ... Ach, ich habe nicht gewusst, was ich tat ... Lassen Sie mich – ich schreie um Hülfe!«

[147] Zugleich presste ich die Schenkel so fest zusammen, dass es ihm unmöglich war, sie zu trennen. So brachte ich, die ich vollkommen Herrin über mich war, ihm allmählich so weit, wie ich wollte. Seine Maschine gewann allmählich etwas Form. Er fing jetzt mit Überredung an. Aber ich antwortete ihm bescheiden:

»Ich habe Angst ... ich will das nicht ... Ich habe das noch nie getan ... Sie sollten sich schämen ...«

Ganz allmählich aber brachte ich während dieses Gefasels die Beine so weit auseinander, dass er mit der Spitze seines Gliedes die Muschel berührte. Und als es ihm nicht gelang, hineinzukommen, machte ich selbst eine Bewegung mit den Hüften, die ihm half, stiess aber dabei einen Schmerzensschrei aus, so dass er wieder aus dem [148] Sattel fiel. Er beruhigte mich durch zärtliche Worte und machte einen neuen Versuch, kam aber auch diesmal nicht weiter, da ich jämmerlich schrie. Nach mehrfachen Versuchen aber gab ihm die wachsende Gier Kraft, so dass er ein wenig tiefer eindrang und ich den Strom seines Samens in den Schamlippen spürte. Ich war so grausam, ihn das Opfer nicht einmal dort vollenden zu lassen, sondern stiess ihn wieder zurück, indem ich laut schrie, er habe mich tötlich getroffen ...

So verschaffte ich ihm ein Vergnügen, das er sicherlich nicht empfunden hätte, wenn ich wirklich Jungfrau gewesen wäre.

Etwas beruhigt durch diese erste Entladung, ermutigte er mich zu einem zweiten Versuch und nahm dazu alle seine Kräfte zusammen. Aber er gewann sie nicht so [149] bald wieder und es dauerte bis zum Morgen, ehe er zu einer zweiten Ejakulation kam, die ich wieder mit einem mörderischen Geschrei begleitete. Schliesslich war er gesättigt, gab mir einen Kuss und verfiel sofort in einen tiefen Schlaf. Ich aber folgte dem weisen Rat der guten Frau Cole und gab den Kissen die Zeichen der verlorenen Jungfräulichkeit. Es befand sich nämlich in jedem Pfeiler des Bettes ein kleines Schubfach, so verborgen angebracht, dass man es von aussen nicht sah. Dort lagen kleine Fläschchen mit Blut und Schwämme, vermittelst deren man mehr Blut als nötig auf Schenkel und Bettücher bringen konnte. Ich bediente mich vorsichtig dieser Hülfsmittelchen und war so glücklich, dabei nicht überrascht zu werden.

Zufrieden wollte ich nunmehr schlafen, [150] kam aber nicht dazu, da mein Kavalier schon nach einer halben Stunde erwachte und mich zu der entscheidenden Schlacht vorbereiten wollte. Ich erwiderte seufzend, dass ich nicht mehr könne, dass er mich schwer verletzt habe usw. Gleichzeitig deckte ich mich auf und zeigte ihm das blutbedeckte Schlachtfeld, das ihn mit ungeheurem Entzücken erfüllte. Die Illusion war vollständig; der gute Mann glaubte tatsächlich, einen »Sieg« errungen zu haben. Er küsste mich also mit Inbrunst, bat mich um Verzeihung für die Schmerzen, die er mir bereitet und fügte hinzu, dass das Schlimmste nun überstanden und ich jetzt nur noch Wonne verspüren werde.

Ich gab denn auch nach, spreizte die Schenkel und liess ihn eindringen. Neue Anstrengungen – neue Finten meinerseits [151] – endlich ein kräftiger Ruck, der wie er sagte, meiner Jungfernschaft den Gnadenstoss versetzte. Ich stiess einen tiefen Seufzer aus, während er, vor Stolz krähend wie ein Hahn, seinen Weg mühsam weiter verfolgte, bis endlich die erlösende Ejakulation erfolgte, deren Wirkung ich kaum spürte. Du wirst gewiss neugierig sein, ob ich selbst irgend etwas bei der Sache empfand. Ich versichere dich: wenig oder nichts. Höchstens im allerletzten Moment, als ich durch meine eigenen Manipulationen stark erregt geworden war; sonst aber überwog bei mir die Abneigung und das Gefühl der Demütigung, mich zu so schmutzigen Handlungen hergeben zu müssen.

Ich beruhigte mich zuletzt scheinbar und machte ihm nur sanfte Vorwürfe über [152] seine Grausamkeit, was ihm ungemein schmeichelte. Er bewilligte mir denn auch grossmütig einen Waffenstillstand und erzählte eiligst der Madame Cole die Geschichte seines Sieges. Du kannst Dir denken, was diese würdige Dame bei der Erzählung alles anstellte. Ihre Ausbrüche der Scham, des Mitleides und der Teilnahme wollten kein Ende nehmen; vor allem beglückwünschte sie mich wiederholt wegen des glücklichen Ausganges der Sache und in diesem Punkte wenigstens war sie aufrichtig. Jetzt war sie auch bereit, mich zu Herrn Norbert in die Wohnung zu schicken, angeblich um jeden Skandal in ihrem Hause zu vermeiden, in Wahrheit aber natürlich, um unsere eigenartige Lebensführung nicht gelegentlich zu enthüllen.

Herr Norbert war sehr damit einverstanden [153] und verliess bald darauf unbemerkt das Haus. Ich ruhte ein wenig und empfing danach den Besuch der Madame Cole, die mich ungemein belobte und durchaus jeden Anteil an meinen 300 Guineen zurückwies, so dass ich zusammen mit meinen sonstigen Ersparnissen schon ein ganz hübsches Vermögen besass.

Von neuem also befand ich mich in der Lage eines ausgehaltenen Mädchens und fand mich auch pünktlich immer bei Herrn Norbert ein, wenn sein Lakai mich einlud.

Wenn ich selbst ein Urteil über meine damalige Lage fällen soll, so muss ich sagen, dass ein Mädchen es wohl kaum besser haben kann, als wenn es von einem alten Sünder oder einem jungen Entnervten ausgehalten wird. Diese Leute wissen, [154] dass der Mangel an Kraft in irgend einer Weise wieder gutgemacht werden muss und sparen daher weder Geschenke noch Zärtlichkeiten. Das Unglück ist nur, dass sie durch ihre ewigen lasziven Berührungen und perversen Stellungen, denen selten eine reelle Befriedigung folgt, das Mädchen derartig entflammen, dass sie in anderen, kräftigeren Armen Kühlung suchen muss. In dieser traurigen Lage befand sich auch Herr Norbert. Ehe er zum Ziele kommen konnte, musste er gewöhnlich alle möglichen und unmöglichen Mittel anwenden, die für mich ebenso unangenehm als erregend waren. Manchmal legte er mich vor dem Kaminfeuer nackt auf den Teppich und liess mich alle möglichen Stellungen annehmen; manchmal wurden seine Berührungen so raffiniert, dass [155] der Kitzel mich in eine Art Raserei versetzte, die seine armselige Maschine natürlich nicht beschwichtigen konnte; denn wenn er wirklich zum Ziele kam, so endigte die Geschichte gewöhnlich mit einer vorzeitigen Ejakulation. die meine Pein nur noch vermehrte. Darum passierte mir auch einmal folgende Geschichte.

Ich kehrte eines Abends von Norbert zurück, wie gewöhnlich wütend und nach Liebe lechzend, als ich an einer Strassenkreuzung einen jungen Matrosen traf. Ich war so gekleidet, dass für gewöhnlich solche Leute mich nicht anzusprechen wagten; dieser aber tat es doch, umarmte mich auch gleich und gab mir einen herzhaften Kuss. Zuerst war ich sehr indigniert, als ich ihn mir aber genauer ansah und bemerkte, dass er kräftig, gut gewachsen [156] und überdies sauber gekleidet war, fragte ich ihn schliesslich freundlich, was er wolle. Er antwortete keck, er wolle mich zu einem Glase Wein einladen. An einem anderen Tage hätte ich ihn sicher mit Entrüstung zurückgestossen, aber heute sprach das Fleisch und – kurz, ich folgte ihm. Er führte mich in die nächste beste Spllunke, wo man uns ein kleines Zimmer mit einem guten Feuer gab. Ohne den Wein abzuwarten, den wir bestellt hatten, griff der Matrose sofort an meinen Busen, riss das Tuch weg und liebkoste wild die Brüste. Dann lehnte er mich, da im ganzen Zimmer nur drei wacklige Stühle zu finden waren, einfach gegen die Mauer, hob mir die Röcke auf und zeigte mir seinen herrlichen Speer, den er sofort mit all der Kraft arbeiten liess, die eine lange Fastenzeit auf [157] dem Meer ihm verlieh. Nach einer kräftigen Entladung packte er mich sofort, lehnte mich über den Tisch und stiess mir ohne Pause zum zweitenmal den Speer in den Leib ... Ich war danach so überschwemmt mit Samen, dass mir die Flüssigkeit über die Schenkel herunterlief.

Als das vorbei und ich ein wenig ruhiger geworden war, begann ich allmählich Angst vor den Folgen einer solchen Bekanntschaft zu bekommen und versuchte mich daher so schnell als möglich zurückzuziehen. Aber das war durchaus nicht nach dem Sinne meines neuen Freundes. Er lud mich in so bestimmtem Tone zum Abendessen ein, dass ich nicht wusste, wie ich wegkommen sollte. Ich nahm also meine Zuflucht zur List, versprach ihm hoch und heilig wiederzukommen, wenn [158] er mich nur eine rasche Besorgung machen liesse und kam auch glücklich weg. Der gute Matrose hielt mich wahrscheinlich für eine gewöhnliche Dirne, die sich ein gutes Geschäft nicht werde entgehen lassen.

Madame Cole, der ich mein Abenteuer sofort erzählte, schalt mich ernstlich wegen meines Leichtsinnes, der meiner Gesundheit den schwersten Schaden bringen könne. Auch ich war einige Tage wegen einer etwaigen Ansteckung ernstlich in Unruhe; aber unsere Furcht war unbegründet und ich bitte daher hier meinem armen Matrosen das Unrecht ab, das ich ihm zugefügt.

Ich hatte vier Monate mit Herrn Norbert gelebt, der sich ausserordentlich freigebig gegen mich zeigte und sich so an mich gewöhnte, dass er gar keine anderen Abenteuer mehr suchte. Ich hatte seine sinnlichen [159] Genüsse geregelt und in ein System gebracht, so dass er allmählich seine Kraft und Gesundheit wiederfand, die er schon für immer verloren geglaubt. Das erfüllte natürlich sein Herz mit unendlicher Dankbarkeit gegen mich und er hätte gewiss mein Glück gemacht, wenn ihn nicht wieder das Schicksal von mir gerissen hätte.

Seine Schwester, für die er grosse Zuneigung empfand, bat ihn, sie nach Bath zu begleiten, wo sie einige Zeit ihrer Gesundheit wegen leben wollte. Er nahm mit Bedauern Abschied von mir und liess mir zum Trost eine beträchtlich schwere Börse da, obwohl er nur acht Tage fortbleiben wollte. Aber er kehrte nie zurück von dieser Reise. Bei einem Gelage mit seinen Freunden trank er so unmässig, dass er nach vier Tagen starb. – Wieder einmal [160] also wurde ich auf die Bahn eines Freudenmädchens gestossen und kehrte zu dem mütterlichen Busen der Madame Cole zurück.

Einige Zeit blieb ich frei, bis mir eines Tages die gute Patronin mitteilte, dass sie binnen kurzem einen alten Kunden, einen Herrn Barville erwarte und sehr in Sorge um eine passende Gefährtin für diesen Herrn sei. Denn die Spezialität des Mannes sei die Flagellation und zwar aktiv und passiv und es gaben wenig Mädchen ihre Haut dazu her, obwohl er glänzend zahle. Das seltsamste dabei sei, dass der Herr noch jugendlichen Alters sei, während doch sonst gewöhnlich nur die Alten den scharfen Reiz der Peitsche schätzten.

Obwohl ich es durchaus nicht nötig hatte, mich zu derartigen Experimenten zu [161] verkaufen, so willigte ich doch ein, teils aus Laune, teils aus einer törichten Sucht, meinen Mut zu zeigen.

Am bestimmten Tage kam der Flagellant an und ich wurde ihm sofort vorgestellt, mit einem reizenden Neglige bekleidet. Herr Barville war einigermassen erstaunt, als er mich sah und fragte die Wirtin, wie ein so hübsches und zartes Mädchen sich dem harten Dienst aussetzen könne. Sie antwortete irgend einen Unsinn und zog sich dann bald zurück, indem sie ihm noch etwas Milde gegen eine Novizin anempfahl.

Während Herr Barville mich prüfte, besah ich mir neugierig einen Mann, der im Lenz des Lebens eine Perversität liebte, die sonst die letzte Zuflucht der Alten ist. Es war ein hübscher Bursche, von guter, sehr kräftiger Statur und dem Aussehen [162] nach etwa 20 Jahre alt, mit weisser Haut und rosigem Gesicht, das aber einen harten Ausdruck zeigte. Seine Kleidung war sauber, aber weit ärmlicher, als sein Vermögen erwarten liess, was aber mehr auf bizarren Geschmack als auf Geiz zurückzuführen war.

Sobald Frau Cole das Zimmer verlassen hatte, setzte er sich neben mich und sein Gesicht begann sich zu beleben. Er ermutigte mich durch Ermahnungen und Versprechungen zur Standhaftigkeit und setzte sich dann zum Feuer, während ich aus einem Schranke die Züchtigungsinstrumente holte, kleine Bündel zusammengeschnürter Ruten. Nun rückte er eine Bank heran, legte seine Kleider ab und bat mich, ihm die Hose aufzuknöpfen und ihm das Hemd über die Hüften hinauf zurollen. Ich tat es und warf dabei einen Blick [163] auf das Instrument, für das alle diese Vorbereitungen getroffen wurden. Der arme kleine hatte sich sozusagen in den Bauch verkrochen und liess kaum die Spitze seines Kopfes aus dem Haar herausschauen. Er gab mir jetzt seine Strumpfbänder, damit ich ihm die Beine an die Bank festbinde, was offenbar nur dazu diente, die Komödie wahrscheinlicher zu machen. Ich streckte ihn also der Länge nach auf dem Bauche aus, band ihm Füsse und Hände und bewunderte einen Augenblick die beiden festen weissen Backen, die er mir entgegenstreckte. Dann ergriff ich die Ruten und gab ihm nach seiner Anordnung zehn mit aller Kraft geführte Hiebe, die aber nicht mehr Eindruck auf ihn machten, als ein Mückenstich auf einen Elefanten. Ich bemerkte mit Erstaunen, wie gefühllos er [164] war, denn die Ruten hatten schon beinahe seine Haut zerrissen, ich zog auch mehrere Holzsplitter heraus, ohne dass er im geringsten klagte.

Ich war so betroffen von diesem merkwürdigen Schauspiel, dass ich es schon bereute, mich dazu hergegeben zu haben und aufhören wollte; aber er bat mich dringend fortzufahren, was ich denn auch tat, bis ich sah, dass er plötzlich merkwürdige Bewegungen machte, die aber durchaus nicht auf Schmerzen zu deuten schienen. Neugierig führte ich eine Hand unter seinen Schenkeln hindurch und fand allerdings die Dinge erstaunlich verändert. Das Glied, das ich für regungslos gehalten hatte, hatte jetzt einen so überraschenden Umfang gewonnen, dass sein Kopf allein genügt hätte, meine Muschel ganz auszufüllen. [165] Es war kurz und von einer enormen. Dicke, ganz wie es seiner breiten Statur entsprach. Er bat mich jetzt fast flehentlich, die Züchtigung fortzusetzen, da er sonst nicht auf den Gipfel der Wollust gelangen könne.

Ich ergriff also wieder die Ruten und begann das Spiel von neuem, bis er nach erneuten krampfhaften Bewegungen und tiefen Seufzern regungslos liegen blieb. Dann bat er mich, ihn loszubinden, was ich so rasch als möglich tat. Er konnte kaum gehen, so gut hatte ich meine Arbeit getan. Auf der Bank bemerkte ich die Spuren einer reichlichen Ejakulation, während sein Glied sich schon wieder schamvoll verborgen hatte.

Er setzte sich nun neben mich – sehr vorsichtig, denn auch die Kissen waren [166] noch zu hart für seinen misshandelten Hintern – dankte mir für das Vergnügen, das ich ihm bereitet und fügte hinzu, dass er mich gern non der andern Hälfte dispensieren wolle, wenn ich zu grosse Angst hätte. Übrigens würde er aber selbstredend den Unterschied des Geschlechtes und der Hautstruktur immer im Auge behalten. Ich hatte zwar Angst, wollte aber vor Madame Cole, die natürlich wieder alles durch das Guckloch beobachtete, nicht feige erscheinen und willigte also ein.

Er streifte meine Röcke herunter, hob mein Hemd bis zum Nabel und betrachtete meine Rückfront mit Entzücken. Dann streckte er mich auf der Bank aus und stützte meinen Kopf auf das Kissen. Ich erwartete, dass er mich auch fessele und streckte schon (innerlich zitternd) die Hände [167] dazu aus; aber er sagte, dass er meine Standhaftigkeit nicht bis zu diesem Punkte treiben wolle und es mir freistelle, aufzuhören wann ich wolle.

Meine Rückseite stand ihm also vollkommen zur Verfügung; er betrachtete sie zuerst mit peinlichster Genauigkeit, küsste sie und begann dann mit den Ruten leicht und spielend sie zu bearbeiten; bald aber verstärkte er die Schläge und schlug in wenigen Minuten meine arme Haut blutrünstig. Dann näherte er sich wieder, küsste und saugte die Striemen, was die Schmerzen etwas linderte.

Dann liess er mich hinknien und die Schenkel spreizen, wodurch meine Muschel hervortrat, auf die der Barbar nunmehr seine Schläge richtete. Vor Schmerzen machte ich die wildesten Zuckungen, die ihn sehr zu [168] befriedigen schienen. Dann warf er die Ruten weg, streichelte meine Schamlippen, haftete seinen Mund darauf und griff darauf wieder zu dem Marterwerkzeug, um die Qual von neuem zu beginnen. Ich hielt standhaft aus, nahm mir aber fest vor, dass diese Probe die erste und letzte sein solle, umsomehr, als mein armer Hinterer nachgerade in einen geradezu erbarmungswürdigen Zustand geriet.

Nachdem ich meine Kleider wieder übergeworfen hatte, brachte uns Madame Cole eigenhändig ein Nachtmahl, das eines Kardinals würdig gewesen wäre und von den ausgesuchtesten Weinen begleitet war. Dann verschwand sie wieder, ohne ein Wort zu äussern, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Ich setzte mich neben meinen Henker [169] und ass eine Zeitlang schweigend, ohne auf sein sonderbares Lächeln, mit dem er mir zuschaute, zu achten.

Kaum aber war das Mahl zu Ende, als ich mich von einer so furchtbaren Erregung und einem so schrecklichen Kitzel in den Geschlechtsfeilen ergriffen fühlte, dass ich mich kaum halten konnte; der Schmerz der erlittenen Schläge wandelte sich in ein rasendes Feuer der Wollust, wie ich es nie gefühlt; ich presste die Schenkel wütend zusammen und konnte die Glut doch nicht stillen ...

Mein Galan, der in meinen Augen meine Gefühle las und übrigens die Folgen der Flagellation wohl kannte, hatte Mitleid mit mir. Er knöpfte die Hose auf und versuchte seinen störrischen Priap zu beleben. Aber vergeblich; erst einige kräftige Hiebe [170] von meiner Hand hatten den gewünschten Erfolg. Er benützte rasch den Moment, legte mich auf die Bank und begann das Spiel.

Aber meine armen Hinterbacken konnten die harte Bank nicht ertragen; ich versuchte es daher mit dem Kopf auf einem Stuhl und dem Hintern in der Luft. Als auch dies noch nichts half, weil ich nicht einmal die Berührung mit seinem Bauch aushalten konnte, plazierte er mich, den Kopf nach unten, auf einem Kissen und schlang meine Beine um seinen Hals, so dass ich nur mit Kopf und Händen mich stützte. Obgleich diese Stellung nicht eben bequem war, kamen wir doch zum Ziel, weil wir so erregt waren, dass wir alles andere vergassen. Schon nach wenigen wilden Bewegungen überströmte mich sein [171] heisser Same und ich selbst spendete im selben Augenblick so reichlich, dass die kostbare Flüssigkeit in grossen Tropfen über meinen Busen rann.

Damit endete diese mehr als merkwürdige Szene und ich war sehr stolz auf die Lobsprüche des Herrn Barville, sowie über das freigebige Präsent, das er mir machte. Aber ich wiederholte das Experiment doch nie wieder, da mein eigenes Temperament weit eher einen Zügel, denn einen Stachel nötig hatte.

Madame Cole, der ich durch dies Abenteuer nur noch teurer geworden war, verdoppelte von nun an ihre Fürsorge für mich und verschaffte mir auch sehr bald einen guten, sehr eigenartigen Kunden.

Dieser ältliche und sehr ernste Herr hatte die Spezialität, schöne Haarsträhnen [172] zu kämmen. Da meine Lockenpracht dazu sehr geeignet war, so kam er regelmässig jeden Morgen zu meiner Toilette, um seiner seltsamen Lust zu fröhnen. Er betrieb seine Arbeit oft länger als eine Stunde, ohne sich jemals irgend eine andere Freiheit zu erlauben. Leider verlor ich ihn bald durch eine schwere Erkältung, die ihn hinwegraffte.

Einige Zeit lebte ich nun sehr zurückgezogen und bemerkte mit Vergnügen, dass weder meine Gesundheit noch mein Teint durch meine Abenteuer irgendwie gelitten hatten.

Louise und Emilie hatten nicht so sparsam gewirtschaftet, und obwohl sie noch nicht gänzlich verloren waren, schadete ihre zügellose Leidenschaft doch allmählich ihrer Gesundheit furchtbar. Bevor [173] ich meine Geschichte fortsetze, will ich Dir zwei kleine Szenen erzählen, die den Charakter der beiden richtig beleuchten.

Eines Morgens, als Madame Cole und unsere anderen Nymphen ausgegangen waren, trat ein Bettler in unseren Laden, der Blumen verkaufte. Der arme Bursche war idiotisch und noch dazu stumm, aber gutmütigen Charakters, so dass man ihn in der Nachbarschaft den »braven Dick« nannte. Im übrigen aber war er ein schön gewachsener, sehr kräftiger Kerl, der wohl ein Mädel reizen konnte, die sich vor Schmutz und einigem Ungeziefer nicht scheute.

Wir hatten ihm schon öfter Blumen abgekauft; diesmal nahm Louise, die ein seltsames Gelüst plötzlich ankam, gleich zwei und gab ihm hinterlistig einen Taler zum Wechseln. Dick kratzte sich hinter [174] dem Ohr und gab zu verstehen, dass er nicht dienen könne.

»Gut«, sagte Louise, »komm mit hinauf, ich werde dich oben bezahlen.«

Sie winkte mir, ihr zu folgen und gestand mir unterwegs, dass sie eine seltsame Neugier verspüre, zu untersuchen, ob nicht die Natur den armen Idioten irgendwie anders entschädigt habe. Skrupelhaftigkeit war nie meine Eigenschaft und so fand ich denn die Idee äusserst unterhaltend und beteiligte mich mit Eifer an der Ausführung. Ich wollte sogar die erste bei der Untersuchung sein. Sobald wir daher die Tür geschlossen hatten, fing ich den Angriff an und versuchte tausend kleine Scherze und Gemeinheiten, um ihn aufzuregen.

Zuerst schien ihm der Spass nicht zu [175] gefallen, aber ich trieb soviel zärtlichen Unsinn mit ihm, dass er bald in Stimmung kam. Ein blödes Lächeln zeigte seine Zufriedenheit an und ich konnte nun alles mit ihm machen, was ich wollte. Ich hatte schon vorher durch einige Blössen seiner Hose hindurch die Weisse seiner Haut bewundert und bemächtigte mich jetzt allmählich des Zentralpunktes, der sich durchaus nicht der Berührung entzog, sondern im Gegenteil unter der kitzelnden Hand immer stärker anschwoll. Ich nestelte eine Art zerrissenen Gürtel auf, hob das zerfetzte Hemd und förderte so das Glied in seinem ganzen imposanten Umfang zutage. Ich gestehe, dass ich nie ein herrlicheres gesehen habe. Leider nahm mir aber jetzt meine Gefährtin in ihrer masslosen Gier das hübsche Spielzeug fort, packte den [176] Burschen am Glied, wie einen Esel am Schwanz, liess sich hinüberfallen und führte den Prachtspeer ohne weiteres in ihre Scheide ein. Von nun an tat der Instinkt das übrige. Er stiess zu, immer rasender und wilder, dass mir ganz Angst um die Patientin wurde. Das Gesicht des Burschen war erschreckend anzusehen, seine Augen funkelten, seine Zähne knirschten, wie ein rasender Stier zerbrach er alles, was sich ihm in den Weg stellte Louise wurde blutiggestossen und litt furchtbar; sie rief mich um Hilfe und versuchte selbst mit aller Anstrengung loszukommen, aber vergeblich. Dick, den die allgewaltige Natur in diesem Moment vollends rasend machte, setzte seine Arbeit unbeirrt fort und begleitete sie mit wilden fasst beissenden Küssen. Das ganze Zimmer erzitterte unter [177] den Anstrengungen der beiden. Die Sache hätte vielleicht ein schlimmes Ende genommen, wenn nicht die Wollustkrise, die bei dem Burchen bald eintrat, seine Wut gestillt hätte.

Die Haltung des armen Burschen nach diesem Abschluss war komisch und bemitleidenswert zugleich. Erst warf er einen traurigen und erstaunten Blick auf das jetzt kleine und schlappe Instrument, das ihm so viel Wonne bereitet, dann sah er misstrauisch zu Louise hinüber und schien sie um eine Erklärung des Phänomens zu bitten. Endlich kam er wieder einigermassen zu sich und lief vor allem zu seinem Korbe, um die Buketts zu zählen. Wir nahmen sie ihm alle ab, wagten aber nicht mehr als den üblichen Preis zu zahlen, um kein Aufsehen zu erregen.

[178] Wenige Tage darauf verschwand Louise mit einem jungen Mann, der sich in sie verliebte und ich habe nie mehr etwas von ihr gehört.

Einige Wochen danach luden zwei junge Kavaliere uns, also Emilie und mich, zu einer gemeinsamen Partie in einem Landhaus an der Themse ein. Wir kamen gegen vier Uhr an und nahmen zunächst in einem kleinen Pavillon einen prachtvollen und sehr lustigen Imbiss ein. Dann durchstreiften wir den Garten und da es sehr heiss war, schlug mein Galan ein gemeinsames Bad in einem kleinen, sehr versteckten Teiche vor.

Wir nahmen mit Vergnügen an und eilten zum Teiche. Er war gerade gross genug, um uns aufzunehmen und rings herum waren reizende Plätzchen zum Ankleiden [179] oder – zu anderen Dingen. Auch ein Tischchen mit allerhand guten und stärkenden Sachen stand da. Kurz, mein Freund, der in der Tat den Posten eines Intendanten bei einem römischen Kaiser verdient hätte, hatte nichts vergessen.

Sobald wir uns versichert hatten, dass keine Lauscher in der Nähe seien, tönte der Ruf: Kleider ab! Und in unglaublich kurzer Zeit standen wir alle vier splitternackt da. Mein Freund, dessen Lanze bereits in glänzender Verfassung war, wollte mir auf der Stelle einen Beweis seiner Zuneigung geben; aber ich bat ihn, sich bis nach dem Bade zu gedulden. Wir sprangen alle vier vergnügt in das Wasser und trieben tausenderlei Torheiten. Mein Freund hatte seine Hände bald hier, bald da, immer unter dem Vorwand, die betreffenden [180] Körperteile zu waschen, kam aber immer wieder zu meiner Muschel zurück, die nur wenig von dem niedrigen Wasser bedeckt war. Bald hielt er es nicht mehr aus und steckte mir seinen steifen Speer im Wasser und im Stehen hinein; da mir das aber zu unbequem war, so stiess ich ihn lachend weg und zeigte ihm einstweilen das Liebesspiel des anderen Paares, die eben auf einer Bank am Ufer zum Ernst übergingen.

Der Kavalier hatte sie zuerst auf seine Knie gesetzt und demonstrierte ihr mit der einen Hand seine prachtvolle Maschine, die einer Säule von Elfenbein glich, an deren Fuss jene beiden Kugeln hingen, die so süss zu berühren sind. Mit der anderen Hand liebkoste er ihre Schamlippen und bereitete sie für den Eintritt seines ungeduldig zuckenden Gliedes vor. Emilie [181] sträubte sich zärtlich, um dadurch seine Leidenschaft noch mehr zu reizen. Endlich machte sich der Kämpe aber doch ans Werk. Nun gab es keine künstlichen, raffinierten Reizmittel mehr; die reine Natur hatte ihre Herrschaft angetreten und siegte bald über beide, die ihr ächzend und zuckend, fest in einander verschlungen, unterlagen.

Selbstverständlich konnte ich ein so einladendes Schauspiel nicht mit kalter Ruhe betrachten; ich lehnte mich wollüstig an meinen Freund an und meine schmachtenden Augen baten um Erhörung. Wir placierten uns also auch auf eine Bank und brachten der Venus ein reichliches Opfer dar, während die beiden anderen uns zuschauten und auf unsere Gesundheit tranken.

So verbrachten wir den Rest Tages und einen Teil der Nacht in immer neuen [182] Wonnen und kehrten endlich, reich beschenkt von unseren Kavalieren, vergnügt und munter zu Madame Cole zurück. Es war das letzte Abenteuer, das ich gemeinsam mit Emilie erlebte. Acht Tage darauf wurde sie von ihren Eltern entdeckt, die ihren einzigen Sohn verloren hatten und nun so froh über die wiedergefundene Tochter waren, dass sie nicht lange nach ihrer Aufführung fragten. Kurze Zeit darauf heiratete sie einen jungen Mann aus guter Familie und lebte so ruhig und anständig mit ihm, als wenn ihre ganze Vergangenheit nur ein Traum gewesen wäre.

Diese Trennung hatte die Gesellschaft der Frau Cole so vermindert, dass ich nun mehre ihre einzige »Schutzbefohlene« war. Obwohl man in sie drang, ihren Harem wieder zu vervollständigen, zog sie es doch vor, [183] Schluss zu machen und zog sich auf das Land zurück, um in Frieden von ihren Ersparnissen zu leben. Ich selbst war entschlossen, ihrem Beispiel zu folgen, sobald ich noch ein wenig mehr von der Welt gesehen und mein Vermögen etwas vermehrt hätte. Ich mietete einstweilen ein kleines Häuschen in Marybone, das ich bescheiden, aber sauber ausmöblierte und lebte in aller Ruhe von den 800 Pfund, die ich erspart hatte, unter dem Namen einer verheirateten Frau, deren Mann auf dem Meer sei. Ich beherrschte den Ton bürgerlicher Wohlanständigkeit und Zurückhaltung so vollständig, dass ich es vollkommen in meiner Macht hatte, zu gemessen oder enthaltsam zu leben, woran Du unzweifelhaft die gute Schule der Madame Cole erkennen wirst.

[184] Kaum war ich aber in meiner neuen Wohnung installiert, als ich eines Morgens folgendes Abenteuer hatte. Ich promenierte mit meiner Dienerin in einem Gehölz und wurde plötzlich durch einen ungemein heftigen Husten erschreckt. Ich drehte mich um und bemerkte einen ältlichen Herrn, der unter einem heftigen Hustenanfall fast erstickte und schon ganz blau im Gesicht war. Nach meinen Erfahrungen über solche Zufälle, riss ich ihm sofort die Halsbinde auf und klopfte ihm stark auf den Rücken, was ihn wieder zu sich brachte. Er dankte mir herzlich für den Dienst und behauptete, ich hätte ihm das Leben gerettet. Dies führte natürlich zu einer Unterhaltung, im Verlaufe deren er mir seine Lebensgeschichte erzählte.

Obwohl er höchstens wie ein Vierzigjähriger [185] aussah, zählte er doch schon volle sechzig, hatte aber einen ausgezeichnet frischen Teint bewahrt. Sein Vater war Mechaniker gewesen und in grösster Armut gestorben; er selbst hatte in Kadix gelernt und allmählich durch Intelligenz und Tatkraft ein bedeutendes Vermögen erworben, das er nun in seiner Heimat in Frieden und völliger Zurückgezogenheit verzehrte.

Unser Verkehr war anfänglich sehr unschuldig, aber ganz allmählich wurde er vertrauter und schliesslich so intim, wie er nur sein konnte. Mein Freund war nicht nur äusserlich frisch, sondern hatte soviel Kräfte und eine solche Genussfreudigkeit bewahrt, dass die gewöhnliche Abneigung gegen einen bejahrten Liebhaber hier nie aufkommen konnte.

[186] Ich lebte acht Monate lang in schönstem Frieden mit ihm zusammen und fesselte ihn durch meine Liebenswürdigkeit so sehr an mich, dass er mich bei seinem Tode, der ganz plötzlich durch eine Erkältung erfolgte, zu seiner Universalerbin ernannte. Ich erwies ihm traurig die letzten Ehren und denke noch heute mit Liebe und Dankbarkeit an ihn, als meinen grössten Wohltäter zurück.

Nun war ich also zwanzig Jahre alt und schön und reich zugleich. Solche vorteile sollten wohl hinreichen, um jemanden vollkommen glücklich zu machen, – mich machten sie nur traurig. Solange ich bei Madame Cole war, hatte der ewige Rausch der Ausschweifung meine Herzensregungen übertäubt und die Erinnerung an meine erste Liebe verwischt. Nun aber kam sie [187] mit verstärkter Macht wieder und meine Seele sehnte sich nach meinem teuren Charles, ohne den es, ich fühlte es, kein Glück auf der Welt für mich gab. Ich hatte erfahren, dass sein Vater gestorben war und dass er bald nach England zurückkehren müsse. Du kannst Dir denken, wie unruhig ich war, als ich das erfuhr. Ich konnte den Zeitpunkt nicht erwarten, wo ich ihn wieder bei mir hätte und beschloss daher, um mich etwas zu zerstreuen, eine Reise in meine Heimat zu machen, zugleich um ein Gerücht, das Esther Davis ausgestreut hatte, zu widerlegen, als sei ich in die Kolonien verschickt worden. Ich reiste mit einem Kammermädchen und all dem Apparat einer vornehmen Dame. Zwölf Meilen vor London überraschte uns ein Unwetter und zwang uns, in der nächsten [188] Herberge Schutz zu suchen, kaum waren wir abgestiegen, als ein Kavalier im vollen Galopp heransprengte und um Unterkunft bat. Schon beim Klang der Stimme stutzte ich und wie selig war meine Überraschung, als ich ihm ins Gesicht schaute! Unter der Kapuze seines Mantels, unter dem mächtigen Reisehut, von Wind und Sonne verbrannt, nach Jahren der Abwesenheit erkannte ich ihn, meine Seele, mein Glück, meinen Charles! Die Überraschung und die Freude liessen mich jede Zurückhaltung vergessen, ich warf mich wie ein Pfeil in seine Arme, umschlang ihn stürmisch und wiederholte immer wieder, lachend und weinend zugleich, die abgerissenen Worte:

»Mein Leben ... Meine Seele ... mein Charles!!«

[189] Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem Zimmer, umgeben von allen Leuten des Gasthauses, die das seltsame Ereignis versammelt hatte, zu meinen Füssen den Geliebten, der meine Hände streichelte und mich unverwandt glücklich lächelnd ansah. Endlich fand er Worte für sein Glück:

»Ist es wirklich wahr? Du bist es, meine süsse, meine liebe Fanny? Ist es kein Traum?«

Und seine Küsse erstickten mich fast und machten es mir unmöglich, zu antworten. Dafür umschlang ich ihn so fest, als könnte er mir wieder entrissen werden..

Dann brachte die Wirtin trockene Kleider für Charles und ich liess es mir nicht nehmen, sie ihm selbst Stück für Stück anzulegen und durch meinen Atem und meine Küsse seinen kalten Körper zu erwärmen.

[190] Als wir ruhiger geworden waren, erzählte mir Charles, dass er an der irländischen Küste Schiffbruch erlitten und all sein Hab und Gut verloren habe. Und das sei jetzt sein grösstes Leid, dass er mir nun keine Wohltaten mehr erweisen könne. Dies Geständnis rührte mich bis zu Tränen und ich dankte im Stillen der Vorsehung, dass sie mich in die Lage versetzt hatte, ihm zu helfen.

Die Nacht, die diesem Tage folgte, brauche ich Dir nicht zu schildern, meine Liebe. Am folgenden Tage kehrten wir nach London zurück und während der Fahrt legte ich vor Charles meine Generalbeichte ab; er verzeih mir alles. Vergeblich aber bot ich ihm an, mein Besitztum mit ihm zu teilen. Nur unter der Bedingung wollte er annehmen, dass unsere Liebe [191] durch heilige und unlösliche Bande gefestigt würde.

Nun, meine Liebe, alles übrige weisst Du. Du kennst meinen Mann und Du bist oft genug bei uns, um zu wissen, dass ich die glücklichste Frau der Welt bin. Darum schliesse ich jetzt. Lebe wohl, teure Freundin, und beweise mir Deine Freundschaft dadurch, dass Du diese Bekenntnisse nicht weiter verbreitest.


Deine Fanny Hill. [192]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Cleland, John. Roman. Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchens. Fanny Hill oder Geschichte eines Freudenmädchens. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5617-2