Andreas Glorez
Eröffnetes Wunderbuch
Mit Valentin Weigels:
Das Himmlische Manna, oder die unaussprechlichen Kräfte des köstlichen Wundersteins der Natur
[1] Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger,
Eröffnetes Wunderbuch von
Waffensalben, s. g. zauberischen Krankheiten, Wunderkuren, wie sie die heil. Schrift lehrt und mit gar gering geachteten Sachen, magischer Kraft und Signatur der Erdgewächse und Kräuter, Egyptischen Geheimnissen, Verpflanzung der Krankheiten in Thiere und Bäume, Glücksruthen auf die in der Erde verborgenen Metalle, sympathetischen Pulvern, Erforschung der Krankheiten durch den Urin, und andern merkwürdigen Geheimnissen aus handschriftl. Klosterschätzen.
Mit V. Weigels:
Das Himmlische Manna, oder die unaussprechlichen Kräfte des köstlichen Wundersteins der Natur.



[1][3]

1. Kapitel

Erstes Kapitel.
Von den Wunderkuren in heil. göttlicher Schrift.
Wie man sich selbst und seine Schwachheiten erkennen und dieselbe mit, bei und von sich habenden Mitteln, als der Mumien, des Geblüts, Fell und Haut, Zähnen, Nabel, Hirnschalen etc. kuriren und seine Gesundheit zu erhalten, oder die verlorne wieder zu bringen lernen solle.

Wir haben uns über die Kuren der Propheten zu verwundern, welche öfters äußerliche Dinge gebraucht, als die siebenmalige Abwaschung im Jordan zur Reinigung vom Aussatz. 2. Reg. 5, V. 10. Die Verbesserung des Wassers zu Jericho mit Einwerfung Salzes, 2. Reg. 2, V. 19. Wie wunderbar heilet der junge Tobias seinen alten starrblinden Vater mit einer Fischgalle, daß er alsbald sehend wurde. Tob. 2, V. 13. 14. Also sagt der Engel Raphael zu dem jungen Tobia: Haue den Fisch voneinander, die Leber und Galle behalte dir, denn sie sind sehr gut zur Arznei, [3] und zwar die Galle ist sehr gut die Augen damit zu salben, den Star damit zu vertreiben, wie auch dieses der alte Tobias an sich wahr befunden. Ob dieser Fisch eine Quappe gewesen sey, wie etliche wollen, kann man nicht verfechten. Galenus schreibt, daß die Galle des Fisches Callinomii die Kraft habe, die Felle aus den Augen zu vertreiben, die Zaubergeschoße wieder auszutreiben. Wir lesen vom Rauch einer auf Kohlen geworfenen Leber bei dem Tobia. Deßgleichen auch das Mittel des Salomons oder des Eleazari bei dem Josepho im 2. Kap. des 8. Buchs. Als der Prophet Elias in einem feurigen Wagen gen Himmel aufgenommen wurde, da hat er seinen Mantel aus der Höhe herab auf seinen Jünger Elisäum fallen lassen, daß der Geist Eliä auf Elisa ruhet. 2. Reg. 2.

Mit höchster Demuth lasset uns des Herrn Christi aus lauter Simplicien, einfachen und geringen Mitteln bestehende Kuren wundern. Dieser himmlische wunderbare Oculist nimmt bei Joh. Kap. 9, V. 2 seq. mit einem blindgebornen Menschen eine wunderbare Kur vor: Er sprützet auf die Erde und macht einen Koth aus dem Speichel und schmiert den Koth auf des Blinden Auge und spricht zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloha und wasche dich. Dictum Factum. Er ging hin, wusch sich und wurde sehend. Wunderlich, daß Christus Koth und Erde zu den Augen brauchte, da sonst, wenn man Koth und Sand in die Augen thut, dieselben erst geblendet werden. Wenn man auf [4] der Reise Sand in die Augen bekommt, tunkt man die offen bewegenden Augen in eine Schüssel voll reinen Wassers, so werden die Augen wieder klar.

Markus Kap. 8, V. 23 et seq. legt der Herr Christus einem Tauben, der stumm war, die Finger in die Ohren sprützet, rühret seine Zunge an, sah gen Himmel und sprach; Hephata, thue dich auf, und alsbald redete er. Wie auch die feurigen Zungen, so auf den heil. Pfingsttag auf die Apostel von oben herab kommen, da theilten sich ihre Zungen in viele Sprachen. Actor. 2, V. 3. 4.

Der Herr Christus und seine Apostel haben nicht mit natürlichen Arzneien, noch natürlich, sondern übernatürlich durch das Wort des Glaubens und des Gebets und durch die Kraft Gottes die Glaubigen und Auserwählten gesund gemacht; nichtsdestoweniger müssen auch alle natürlichen Arzneien gebraucht und gesegnet werden durch das Wort und das Gebet, sollen sie anders seliglich und nützlich seyn. Kurz wiederholend, so werden in der heil. Schrift diese fürnehmsten Hauptkrankheiten befunden, als nämlich:


Die Besessenen von den unreinen Geistern. Math. 4, V. 8. 9. 10. 12. 17; Mark. 1, V. 5. 6. 7. 9. 16; Luk. 2, V. 13; Geschicht. 16, V. 19.

Aussatz. Matth. 8; Mark. 1; Luk. 5, V. 17.

Blutgang. Mark. 5; Matth. 9; Luk. 8, V. 13.

Gehörlosigkeit. Mark. 7, V. 9.

[5] Stummheit. Matth. 7, V. 9. 12. 15; Mark. 7; Luk. 2.

Mondsucht. Matth. 17; Mark. 9; Luk. 9.

Gichtbruch. Matth. 4, V. 9; Mark. 2; Luk. 5, V. 18; Geschicht. 9.

Fieber. Matth. 8; Mark. 1; Luk. 4.

Blindheit. Matth. 9, V. 12. 15. 20. 21; Mark. 8, V. 10; Luk. 18; Joh. 9.

Schwindsucht, Dörrsucht. Matth. 12.

Lähme. Matth. 15, V. 21; Luk. 13.

Krüppel. Matth. 15.


Die Form und ganzen Begriff aller Heilungen in heil. Schrift wollen wir in Folgendem vor Augen stellen:

Begriff aller Heilungen.

Teufel austreiben.


Mit Worten, Matth. 8.

Mit Bedrohen, Matth. 17.

Durch Beten und Fasten, Matth. 17, Mark. 9.

Verstumme und fahre aus von ihm, Mark. 1.

Fahre aus du unsauberer Geist von dem Menschen, Mark. 5.

Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn, Mark. 9.


Reinigung des Aussatzes.


Jesus streckte seine Hand aus, rühret ihn an und sprach, ich wills thun, sey gereinigt, Matth. [6] 8, Mark. 1, Luk. 5, gehet hin und zeiget euch den Priestern.


Blutgangs-Stillung.


Sey getrost meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen, Matth. 9, Mark. 5.

Stumme redend, Taube hörend machen.


Leget ihm die Finger in die Ohren, und sprützet und rühret seine Zunge, sah auf gen Himmel, seufzet und sprach zu ihm: Hephata, das ist, thue dich auf.


Fieber vertreiben.


Gebiete dem Fieber, Matth. 8, Mark. 1, Luk. 4.

Gichtbrüchige heilen.


Sey getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben, stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim, Matth. 3, Mark. 2.


Blinde sehend machen.


Da rühret er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben, Matth. 9.

Rühret ihre Augen an, Matth. 20, Mark. 10, Luk. 18.

Spritzet in seine Augen und leget seine Hand auf ihn, Mark. 8.

Spritzet er auf die Erde und macht einen [7] Koth aus dem Speichel und schmiert den Koth auf des Blinden Auge und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teiche Siloha (das ist verdolmetscht: gesandt) und wasche dich, Joh. 9.


Schwindsucht wenden.


Strecke deine Hand aus, Matth. 12, Mark. 3, Luk. 6.

Auferweckung der Todten.


Er griff sie bei der Hand, Matth. 9, Thalita Kumi, das ist, Mägdlein ich sage dir, stehe auf, Mark. 5, Luk. 8.

Rühret den Sarg an und sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf, Luk. 7.

Lazare komm heraus, Joh. 11.


Solches waren Wunderwerke des Herrn, dessen Weisheit, Macht und Reichthum sind unerforschlich, unergründlich und unausfindig. Groß sind die Werke des Herrn, wer ihr achtet, der hat eitel Lust daran. Ps. 3, V. 2. Und solche Wunderwerke Gottes soll der Mensch in, nebst, bei und um sich wohl und fleißig erkennen lernen.

Diejenigen, so durch die Natur etwas thun, die thun es langsam und staffelweis, nichts wird in einem Augenblick gethan; durch viele Staffeln wird ein jedes Ding von seinem Anfang zu seiner Vollkommenheit geführt. Die Allmacht aber weiß von keinen Regeln.

[8] Ein jeder Hausvater soll und muß seines Hauses Beschaffenheit wissen, darin er wohnt. Wenn einer in einem Haus 10, 20, 30 und mehr Jahre gewohnt und sollte die Gelegenheit des Hauses nicht verstehen, oder alle Gemächer noch nicht besehen oder erkennt haben, der würde ja vor keinen klugen Wirth gehalten werden. Sollte nun ein Mensch, wie wunderbarlich Bein, Haut, Fleisch, Blut, lebendige Geister zusammengesetzt, als darin die vernünftige Seele ihre Wirkung hat, nicht betrachten?

Der Mensch hat übergroße Geheimnisse und kräftige Arzneien in und bei sich selbst zur Erhaltung seiner Gesundheit. In dem menschlichen Leib ist ein dreifaches Selbstwesen, ein geistiges, ein fleischliches und fettes oder dickes. Wenn deren ein jedes durch seinesgleichen angenehme Verpflegung unterhalten wird, so kann der Mensch natürlicherweise sein Leben hochbringen.

Wenn die Kraft aus Mangel der Geister beginnt ab zunehmen, so muß die Erfrischung oder Erquickung durch eine geistige Nahrung geschehen und durch den in natürlichen Dingen befindlichen Spiritum oder Geist unsern Geist erquicken und stärken.

Der Mensch ist also gebaut, daß alle seine Theile, wenn sie gleich zerstückelt sind, ihren Nutzen haben. Seine Fettigkeit oder Menschenschmalz, seine Hirnschalen, seine Haut, sein Blut etc. haben zu sonderbaren Krankheiten absonderlichen Gebrauch.


[9]
Der Mensch, da Ebenbild, ist Gott selbst angenehm,
Hat vierundzwanzig Stück zur Arznei bequem,
1 2 3
Bein, Mark, die Hirnschal sammt derselben
4
Moos ist gut,
5 6 7 8 9
Das Fleisch und Fett, die Haut, Haar, Harn,
10 11 12
Hirn, Herz und Blut,
13 14 15 16
Die Gall, die Milch, der Koth, der Schweiß
17
und auch der Stein,
18
Das gelbe Schmalz, so in den Ohren pflegt zu seyn,
19 20 21
Die Nägel, Speichel, auch die Nachgeburt ist gut,
22 23 24
Der Helm, der Samen und menstruöses Blut.

Diese 24 Stücke hat mein vormals zu Frankfurt gewesener guter Freund Becherer nach der Ordnung ausgelegt.

Von diesem Diskurs wollen wir einige wenige merkliche Kuren und Lehrstücklein einführen.

Der Mensch ist von Gott und der Natur vor allenAnimalien reichlich und mildiglich begnadigt, indem er ein großes Geheimniß und kräftige Arznei zur Gesundheit bei sich in seinem [10] Leib verborgen trägt, nämlich des Menschen Mumien, das Geheimniß des Bluts und alles was in dem Menschen ist, daß wir mit David sagen mögen: Wunderbarlich bin ich gemacht, und das erkennt meine Seele wohl. Ps. 139. Ja Gottes unsichtbares Wesen wird erkannt, indem der Mensch unter allen Geschöpfen das vornehmste Werk ist. Wir verstehen allhier die egyptischen Mumien nicht, so man in den Apotheken hat, sondern von dem Menschen selbst.

Was in dem Menschen vortreffliche unaussprechliche Wunder und wunderliche Wirkungen sowohl in den Arzneien als andern stecken, ist fast nicht wohl gläublich, maßen keine Krankheit ist, der Mensch hat seine vollkommene Arznei bei sich selbst, ja auch sei nen Gift. In den geringsten und verachtetsten Dingen stecken die größten Künste. Es ist nur der bloßen Nachlässigkeit beizumessen, daß der Mensch sich nicht selbst erkennt, noch sich selbst zu erkennen Müh und Fleiß anwenden will. Denn wer seine eigene Beschaffenheit seines ganzen Leibes aller Glieder vom Haupt bis zu den Füßen weiß und kennt, kann durch seine erlangte Erkenntniß und vermittelst des Arztes vielen Krankheiten vorbeugen und seine Gesundheit erhalten. Es bleibt aber dabei, daß alles, das wir wissen, das wenigste sey von dem, das wir nicht wissen. Gott hat in des Menschen Leib ein sonderbares Medicinale eingepflanzt, welches ein unaussprechlicher magischer Beweis ist und von Theophrasto Mumien oder der Balsam der Menschen genannt [11] wird. Vermöge der allergelehrtesten alten und neuen Scribenten Erfahrung und Zeugniß, ist und heißt der rechten Mumien Kraft, Wirkung und Gebrauch gar nahe ein Diacatholicon, das ist, eine solche nützliche Arznei, die zu gar vielen, ja fast zu allen Gebrechen dienlich und behilflich ist, beides innerlich und äußerlich zu gebrauchen vom Haupt bis zu den Füßen hinaus.

Theophrastus sagt, daß durch die geistige Mumie von einem lebendigen Leib gezogen, aus welchem Glied man wolle und ohne Verletzung desselben Glieds unheilbare Krankheiten geheilt, ja auch die größten Feinde dadurch miteinander versöhnt, Liebe zwischen Mann und Weib gestiftet und viele andere Wunderwerke mehr ausgerichtet werden könnten, und zwar auf solche Weise und Kraft, wie der Magnet das Eisen an sich zieht.

Gleich wie die vier Elemente in ihrer Wirkung ungleich sind; also sind auch die Zerstörungen oder Tödtungen derselben sehr ungleich, dieweil das Zerstörte des Zerstörenden Art und Eigenschaften an sich nimmt. Weil man das Leben aus der Lust schöpft, so ist auch in denen Körpern, so in der Luft zerstört, zu Erhaltung menschlichen Lebens und Gesundheit die beste Kraft, maßen Jakob Lupus bewähret und die lüftigen oder strangulirten Mumien wider allen eingehenden Gift, ja wider alle menschlichen Gebresten gar hoch als ein gewisses Medikament rühmt.

[12] In den strangulirten Körpern ist eine große Kraft.

Einmal ist unläugbar, daß solcher bei gesundem frischen Leib ohne alle Krankheit in der Luft erstickte strangulirte Körper wegen Beibehaltung des Lebensbalsams oder Geistes eine große wunderbare Kraft bei sich habe, also, daß ein jedes Glied seines gleichen Glied merkliche Hilfe leisten kann, gestalt dem Menschen nichts ähnlicher ist als die Mumie und zugleich nichts vorträglicher zur Gesundheit als dieselbe, und vor eine Panacea zu halten, als darin ist das sympathische Verlangen, sich mit seinesgleichen zu vereinigen.

Gleichwie man nun einen todten Leib balsamiren kann, daß er vor dem Gestank, Gewürmen und Fäulung erhalten würde, also und vielmehr kann man einen lebendigen wohl verwahren und balsamiren. Wenn Gott dem Menschen eine Krankheit zuschickt, so helfen nicht allzeit die subtilen ausländischen Arzneien, die aus natürlichen himmlischen Firmamenten oder Planeten kommen oder aus andern natürlichen Coruptionen der Erde, oder durch des Menschen eigene Versäumniß, wie groß und mannigfaltig selbige auch seyn mögen, sind zu kuriren mit natürlichen Arzneien, welche ihre von Gott eingepflanzten natürlichen Kräfte und Vermögen in sich haben und aus der Erfahrung und nicht aus der Geschicklichkeit und Kunst herfließen.

[13] Zwischen den Todten und Lebendigen scheint eine Sympathie zu seyn.

Es wird davor gehalten, daß unter den Lebendigen und Todten eine Sympathie sey, dieweil, wenn einem todten Leichnam aus Fahrlässigkeit ein Tuch über den Mund gelassen und also begraben wird, der Todte im Grabe schmatzt, worüber die ganze Freundschaft vergeht.

Unter andern Wunderwerken, so mit dem Blut vorgehen, ist dieses der allerfürnehmsten eins, daß das Geblüt eines Entleibten, sobald sein Todtschläger zu ihm naht oder irgend an einem Ort des Leibs berührt, ohne alles Aufhalten durch die Wunden herausdringt, wie man von dem Baarrecht viele Exempel lesen kann. Wiewohl hieraus keine allgemeine Folge zu machen und deßwegen, wenn keine andere Zeugnisse da sind, auf das bloße Blutfließen nicht zu gehen, weil etwa ein todter Körper, in Gegenwart seiner nächsten und liebsten Freunde, wegen sonderbarer Zuneigung zu denselben Blut von sich gegeben.

Wie der flüchtige Todtschläger sich einfinden muß.

Auf die vorhergehende Antipathie kann gezogen werden, was Baptist Porta erzählt, daß man das Blut des Ermordeten an dem Ort des geschehenen Todtschlags bei eichenem Holz soll kochen lassen, so werde der Mörder wegen an [14] sich habender gleichförmiger Geister so unruhig werden, daß er sich selbst angeben muß. Ferner sagt er, daß wenn eine Zauberin einem ein Pferd umgebracht, man dessen Herz mit einem Nagel durchschlagen oder an einem Spieß braten oder auf dem Rost rösten sollte, so würde alsdann der Lebensgeist dieser Hexen und folglich sie selbst unbeschreibliche Feuerschmerzen leiden und sich selbst verrathen müssen. Welches auch geschieht, wenn einem die Milch bezaubert worden und man ein glühendes Eisen durch dieselbe zieht.

Eine brennende Lampe aus Menschenblut zu machen.

Wer sollte meinen, spricht Francisci, daß man aus Menschenblut eine brennende Lampe bereiten könnte, welche, solang der Mensch lebt, hell oder dunkel brennt, nachdem der Mensch sich wohl oder übel, gesund oder krank befindet, dennoch hat man darin die Gewißheit. Diese Art eine Lampe aus Menschenblut zu bereiten, hat Wagenseil beschrieben. Burggravius schreibt in einem besondern Buch, wie man eine Lampe von Menschenblut, das distillirt und von dem Schleim oder Phlegmate gereinigt sey, machen könne. Solches soll alsdann gleich dem Oel brennen und muß der Docht darin von Asbesto oder des unverbrennlichen Steins Zäserlein gemacht werden.

Dieser Autor erzählt eine Geschichte von einem[15] Studenten zu Straßburg, daß er von seinem Geblüt, welches er zur Frühlings- und Herbstzeit von sich gelassen, eine solche Lampe bereitet gehabt, und als er in ein hitziges Fieber gefallen, habe das Licht in der Lampe sich mit solcher Hitze vermehrt und gemindert, endlich sey auch die Lampe in dem Augenblick, in welchem er den Geist aufgegeben, ausgelöscht.

Die wunderbare Tugend des Menschenbluts ist diese: Wenn man eines jungen, gesunden, etlich u. 30jährigen Menschen Blut im Alembic distillirt, so bringts eine jede schwache Complexion wieder zurecht, ist gut zu allen Gebrechen des Hirns, des Gedächtniß und der Geister, treibt alles Gift vom Herzen, heilet allerlei Krankheiten der Lunge, reinigt das Geblüt über alle andere Arzneien und ist gut zu allen Bauchflüssen und Lendenweh, mehrt das Geblüt und den Samen etc.

Aus diesem Geblüt ein Elixir vitae gemacht, ist gleichfalls zu allen obgemeldten Schwachheiten gut, und ob einer gleich schon sterben wollte und nichts reden kann, so gib ihm dieses mit gutem Wein eingemacht ein wenig ein, so wird er wieder zu sich selbst kommen und so viel reden, daß er noch seine Disposition kann aufsetzen lassen, wie solches öfters probirt. Nimmt ein alter Mann alle Tage von diesem ein wenig ein, so macht es ihn wieder jung, erfreut ihm das Herz und gibt Stärke. Distillirt man dieses Blut 2 oder 3mal, so wird es in seiner Wirkung kräftiger und kann der Mensch im Gebrauch [16] dessen stets ohne Krankheit bis zum Tode leben. Oder mische dieses frische Blut unter Branntwein, distillire es im Alembic, so wird es zu obgemeldten Sachen viel vollkommener. Im Jahr 1611 ist zu Franeker ein Buch gedruckt worden von der Lampe des Lebens, darin wird man aus dem Paracelso eine rechte magnetische Kur vieler Krankheiten finden, nämlich der Wassersucht, des Zipperleins, der Gelbsucht und dergleichen, daß man nämlich das warme Blut eines Kranken in eine Eierschale einfaßt und dasselbe bebrüten läßt, hernach aber dasselbe Blut unter Fleisch vermischt, einem hungrigen Hund oder Schwein zu fressen gibt, so wird die Krankheit alsbald den Patienten verlassen und in den Hund oder das Schwein ziehen und sich versetzen, gleichwie der Aussatz Naamans durch den Fluch des Propheten über den Gehasi gerieth.


Ein Mittel, aus Graf Digby Medicina Experimentali, zu machen, wann ein Kind geboren wird, daß es sein Lebtag, weder die Urschlechten oder Kindsblattern, noch die Rödlein oder andere, aus Verfaulung der Weiber monatlichem Geblüt entstehende Krankheiten bekomme.


Wenn das Kind geboren ist und die Hebamm die Nabelschnur binden und abschneiden will, so soll sie nicht stracks den Faden, damit sie ihn [17] binden will, zuknüpfen, sondern wenn sie am Knüpfen ist, soll sie zuvor sein schön alles dasjenige Blut, so an der Wurzel des Nabels seyn wird, mit ihren Fingern und Daumen hinausbringen und ausdrücken, welches Blut, wenn es darin bleibt, die Grind und allerhand Geschwär, was die Kinder sowohl als auch die erwachsenen Personen bekommen, verursachen. Dieweil es verdorben ist, kann es nicht in die Substanz verwandelt werden, sondern verdirbt vielmehr dadurch das Gute, also, daß es nothwendig durch dergleichen Unfläthigkeit, welche wir täglich sehen und ihren Ursprung, wie oben gesagt, von diesem verfaulten mütterlichen Geblüt nehmen, ausgehen und durchrauchen muß. Nachdem nun die Hebamm gedachtes Blut also ausgeleert und heraus gebracht, soll sie den Faden zuknüpfen und die Nabelschnur abschneiden, so wird hernach das Kind, indem die Wurzel des Nabels auf besagte Weise gereinigt worden, von allen obgemeldten Krankheiten befreit seyn, wenn es gleich unter andern Kindern, so davon angegriffen, auferzogen wurde.

Zu wissen aus dem Blut, ob der Mensch gesund oder krank sey.

An des Menschen Geblüt kann man des Menschen Zustand, ob er gesund oder krank sey, erkennen, wie bekannt. Wir wollen über das gewöhnliche Urtheil beisetzen, wenn man in das aus dem Arm gelassene Blut ein wenig gepulvertes [18] Blei wirst, schwimmt das Blei (ungeachtet es eine schwere Materie ist) oben empor, ist aber das Geblüt frisch, gesund und rein, so ist es das, Gegentheil. Dieses Mittels bedienen sich etliche Wundärzte, um zu erkennen, ob ein Mensch den Aussatz habe oder nicht. Auch soll dieses eine Anzeige des Aussatzes seyn, wenn man über eines Aussätzigen Blut guten Essig gießt, so soll der Essig oder auch Lauge zu sieden anfangen. Hildebrand setzt noch diese Probe hinzu, man soll ein frisches Ei in ein Becken thun, das Blut aus der Ader darüber lassen, hernach das Ei öffnen. Hat es eine Gestalt, als ob es über einem Feuer gesotten, so ist der Mensch aussätzig, behält es aber seine gewöhnliche Gestalt als ein rohes Ei, so ist der Mensch rein.

Die große Hitze oder entzündetes Geblüt bei dem Menschen zu benehmen.

Wann die Hitze nicht zu löschen und man dem Patienten zur Ader lässet, so netzet man ein Tüchlein im Blut, wickelt es zusammen, und legt es in einen kühlen Ort in Keller, oder hängt es in einen tiefen Brunnen, jedoch muß es nicht naß werden. Alsbald vergeht die Hitze. Denn mit dem Geblüte gehen die Effluvia vitalia aus, welche, wenn sie durch das sympathische Pulver corrigirt werden, sich ganz sicherlich mit dem Leib propter homogeneitatem und der natürlichen Verwandtschaft wieder vereinigen, und [19] mit anderm im Leib annoch befindlichen Geblüt. Dieses kann man an einem Hund probiren, wenn man ihm zuvor Gift beigebracht und bald darauf zur Ader lässet, das warme Geblüt mit Antidoto vermengt, so ziehet sich dessen Kraft auch nachgehends mit den corrigirten Effluviis in den Leib und corrigirt die daselbstige Spiritus zugleich. Kann man Eines erhitzten Leib, woraus schädliche Obstructionen herkommen, heilen, wenn man seine verbrannten Excremente in kaltes Wasser oder kalten Ort leget, und solches wiederholet, die verbrannten Effluvia mit kaltem Wasser kühlet, und also der ganze Leib nach und nach ohne Arznei abgekühlet wird; so kann man auch vielmehr dem heißen frisch ausgelassenen Geblüte Hülfe thun. Wenn man der Kuh warme Milch ins Feuer gießt, so wird der Kuh Euter inflammiret oder entzündet, bestreut man aber die ins Feuer laufende Milch mit Salz, so wird sie merklich gekühlet. Kann man doch einem Menschen, der mehr als einen Steinwurf oder Büchsenschuß entfernt, Blattern am Hintergefäße machen, wenn man in sein warmes Excrement ein glühendes Eisen steckt oder warme Asche darauf streuet, welches auch Pfeffer thun solle.

Nutzen des Menstrui in Pestzeiten.

Das Menstruum oder die monatliche Zeit der Frauen ist ein Überfluß des nicht genugsam gekochten Geblüts, wird auch genennet Flos, eine [20] Blume, welche der Frucht vorgehet, hat in der Mutter ihren großen Nutzen zur Erhaltung der Leibsfrüchten; wird auch sonst sowohl innerlich als äußerlich gebraucht, bevorab wird die erste jungfräuliche Blume auf dem Hemd oder einem Leinwand verwahret, in hohem Werth gehalten, und in Essig oder Rosenwasser getunkt auf die Pestdrüsen, Blattern, Apostemen nach Größe des Schadens gelegt, und wiederholt, vor ein treffliches Mittel geschätzt.

Daß einer im Stechen oder Turniren allezeit obsiege.

Nimm ein Stück Tuch von dem Hemd einer Jungfrau, so zum erstenmal die Monatsreinigung bekommen. Wickle das in ein neues Hosenband, so eine reine Jungfrau gemacht, und binde es auf die bloße Haut unter den rechten Arm, so wirst du die Wirkung empfinden.

Feuer oder Brand zu stillen.

Sobald das Feuer aufgehet, wirf ein menstruosisches Jungfrauhemd, oder ein Leilachen, darinnen eine Frau ein Kind bekommen, zusammen gewickelt hinein; soll den Brand alsbald stillen.

Item: Wenn ein Stücklein von der ersten Rosen einer Jungfrau ins Feuer geworfen wird, so wird solches aus einer sonderbaren Eigenschaft gelöschet.

[21] Menschenbeine vor die fallende Sucht.

Einer, der die fallende Sucht hat, stoße Menschenbeine zu Pulver und nehme es ein; die arabischen Aerzte sagen, ein Mannsbild solle von der gefeilten Hirnschale eines geköpften Manns, ein Weibsbild aber von der Hirnschale eines geköpften Weibs mit rothem Wein einnehmen, um sonderlicher Vergleichung willen vertreibet es die fallende Sucht. Die Dosis ist

j.

Des Hirnschalen Mooskraft bei Balgereien.

Porta erzählet: Es hätte das Knochenmoos, sonderlich von der Hirnschale, es sey von Erhängten oder Geräderten, wann ein solcher nur gewaltsamen Todes gestorben und seine Knochen in der Luft dürre worden, auch eine wunderliche Kraft, und fände sich ein Exempel, daß einer von Adel sich ein Stücklein von solchem Hirnschalenmoos auf dem Kopf einheilen lassen, welcher hernach, als er zwischen zwei Brüdern, die sich mit einander gebalget, Friede machen wollen, einen so starken Hieb auf den Kopf bekommen, daß er durch den Hut und das Haar bis auf die Haut gedrungen, diese aber davon nicht verletzt worden.

Mit eines Menschen Hirnschale eine alte Wunde oder Geschwär merkwürdig zu heilen.

Mache eines Menschen Hirnschale zu feinem [22] Pulver, bedecke damit die Wunde oder Geschwär, so heilet dieselbe gewiß.

Die Hirnschale kuriret den heftigen rothen Fluß der Weiber.

Nimm von eines Menschen Hirnschale, wohl gereiniget, davon schabe oder feile ein Quentlein, und laß es in einem Glas voll weißen Wein eine Nacht über kalt einweichen und nimm es des Morgens nüchtern ein, allezeit über den zweiten Tag, so wird im zweiten oder drittenmal der Fluß gestillet seyn.

Vom Todtenkopf heilet die rothe Ruhr oder Dysenteriam.

Vor die rothe Ruhr soll dieses ein Geheimniß seyn, daß man den Patienten ein Quintlein von einem Todtenkopf, vornen von der Spitze der Hirnschale, eingibt.

Eines Todten Zahn wider das Zahnweh.

Wenn dn einen Zahn von einem todten Menschen bei dir trägst und damit den Zahn, welcher dir wehe thut, reibest, so vergehet der Schmerzen alsobald. Oder hänge den Zahn an Hals.

Des Menschen Fell befördert die Geburt und vertreibt die Kolik.

Eine große wirkende Kraft ist in des Menschen [23] Haut oder Fell. Von eines Menschen Fell einen Riemen gemacht, einer gebärenden Frau um den Leib gebunden, erweitert den Mund der Mutter, erleichtert und befördert die Geburt wunderbar, vertreibt auf solche Weise die Kolik und Seitenstechen, ist ein bewährtes Stück, gestalt mein Schwiegervater D. Balich zwei Menschenfelle mit aus Italien gebracht, davon meine sel. Liebste zwei Gürtel ausgeschnitten und ihrem Nebenchristen öfters mit großer Wirkung in schneller Beförderung der Geburt und Benehmung der Schmerzen gelehnet, und die große Sympathie zwischen einem lebendigen Menschen und einem todten Fell verspüret.

Eine todte Hand vertreibt die Kröpfe und Geschwulst.

Andere Glaubwürdige haben berichtet, wenn man eines todten Körpers Hand an einem Kropf oder andere Geschwulst reibe, sollen selbige, gleichwie der Körper verfaulet, abnehmen und allgemach vergehen, wiewohl im Sommer eher, im Winter langsamer. Wenn man mit einer todten Hand die Geschwulst reibet an einer Hand, so vergehet diese.

Eines Kindes Nabel ist wider die Kolik.

Eines Kindes abgeschnittenen Nabel in einen Ring gefaßt. Wenn einer die Kolik hat, angesteckt; sobald er warm wird, vergeht wegen der Gleichheit durch die Atomos die Kolik.

[24] Eine Rippe vom gehangenen Dieb ist vor die rothe Ruhr.

Vor die Dysenterie oder rothe Ruhr pulverisire eine kleine Rippe von einem erhängten Dieb und gib dem Patienten ein Quintlein in Wein oder Essig ein. Es hilft zur Stund.

Vor die schwere Noth.

Schabe von einem Todtenkopf oder Hirnschale (ist es ein Knabe, so muß es von dem Kopf eines Mannes, so es aber ein Mädchen ist, von dem eines Weibes seyn), solches zu Pulver gerieben und in Meerzwiebel, Essig oder sonst mit Wein eingegeben. Trocknet die böse Feuchtigkeit und ist hiefür eine bewährte Arznei.

Vor die bezauberte Liebe.

Nimm eines todten Menschen Zahn, beräuchere dich damit, so wirst du davon befreit.

Wenn ein Mensch verstopft ist, also, daß er nicht zu Stuhle gehen kann.

So nimm eine Röhre eines verstorbenen Menschen aus einem Arm oder Bein, löse an beiden Enden die vordersten Knochen ab, also, daß die Röhre hohl werde, fülle sie hernach mit desselben Menschen Koth. Wenn du laxiren willst, stopfe beide Ende mit Wachs zu und lege alsdann dieselbe Röhre in ein warmes Wasser, doch daß [25] es nicht zu heiß sey, so bekommt der Mensch, des der Koth gewesen, Sedes. Soll er aufhören, so nimm es wieder heraus oder laß es liegen; wenn das Wasser kalt wird, hört die Operation auch auf.

Vor den Stein.

So man des Menschen Stein in Steinbrechwasser pulverisirt und 1 Drachme einnimmt, treibet den Stein.

Nasenbluten zu stillen.

Das Moos, das auf einem Todtenkopf wächst, in ein seidenes dünnes Tüchlein gebunden, dem Blutenden vor die Nase gehalten, es hilft.

Das Menstruum stillet das Podagra.

Die Schmerzen des Podagra stillt die monatliche Zeit einer Jungfrau, wenn man selbige warm darauf streicht.

Vor das viertägige Fieber.

Wenn man etwas von einem Bein aus des Menschen Arm und von dem obersten am Flügel einer Gans bei sich trägt, soll die Quartanam oder das viertägige Fieber vertreiben.

Vor das Zahnweh.

Hänge dem Patienten eines Menschen Zahn [26] an den Hals, so gibt es bald Linderung. Vielmehr aber, wenn man eine Fabam, oder Bohne dazu thut, darein ein Löchel bohrt, eine Laus darein steckt und in einem seidenen Tüchel an den Hals hängt, soll merklich helfen.

Vor den Wurm der Pferde.

Lege ein menstrualisches Hemd 24 Stunden in frisches Wasser, gib dem Pferd in 24 Stunden nichts anders zu essen oder zu trinken, als solches Wasser.

2. Kapitel

Zweites Kapitel.
Von dem Geheimniß des Menschen Urin, und wie der Mensch seine eigene Medicin wider fast alle incurabel gehaltene Krankheiten bei sich habe.

Das irdische oder gemeine Wasser hat seine besondere Kraft, es dient zum Trank sowohl für Menschen und Vieh. Psalm 140, V. 10. Theils gehören zur Arznei, als da sind die Salzbrunnen, die Heil- und Sauerbrunnen, warme Bäder, also hat der syrische Hauptmann Naemann sich siebenmal im Jordan gebadet und ist von seinem Aussatz rein geworden. 2. Buch der Kön. 5, V. 14. In Böotia soll ein Brunnen [27] seyn, der die schwarzen Schafe weiß macht. Der alte Cyprianus sagt, daß die Schlangen auf trockenem Land mit ihrem Gift mächtig seyen, im Wasser aber mit ihrer Vergiftung keinen Schaden thun könnten, sondern verlieren darin ihren Gift. Also kann die höllische Schlange den christlich getauften Menschen, welche im heilsamen Wasserbad der heil. Taufe durch den heil. Geist gereinigt und geheiligt sind, mit seinem Gift keinen Schaden zufügen.

Merkwürdig ist, daß ein Verständiger aus dem Wasser erkennen kann, was es vor Mineralien bei sich führt. Lauft es über Kupferbergwerke, so ist es silberweiß; ist es töthlich, so hat es seinen Gang durch Zinnober erhalten; ist es schwarz, so führet es Eisen und Blei; ist es gelb, so hat es das Operment abgewaschen. Von Schwefel wird es hitzig und säuerlich oder führet Vitriol, alles nachdem die durchdringenden metallischen und mineralischen Geister das Wasser tingiren und bekräftigen, maßen das Wasser die Mutter aller Mineralien und Erze ist und wie solches mit Mineralien vermischt wird, nach demselben bringt es auch unterschiedene Farben, Figur und Wirkungen, woraus Gott der Herr seine Weisheit und Güte klar verspüren läßt, als der die finstern Gründe eröffnet und tiefe verborgene Silber- und Erzschätze, heilsame Brunnen, warme Bäder und andere Sachen an das Licht bringt, alles an seinem Ort und zu gewisser Zeit zu seinem Nutzen und gewisser Wirkung.

[28] Eben ein solches urtheile ich aus des Menschen Urin. Der Ureterum, so den Namen hat vom Wasser und es auch in sich halten, sind insgemein zwei, so des Menschen Wasser, nachdem es in den Nieren das Geblüt davon absiegt, aus den Nieren führen, als zwei Kanäle, rinnen herunter in die Blase hinein, welche ist wie ein Wassertrog oder Kammer- oder Urintopf und Eimer in unserem Leib, hängt da im Unterleib, oben rund und weit, unten mit einem engen Spitzhalse, als eine umgekehrte Flasche oder Kürbis. Wie die Anatomiker wissen und die Mediciner aus dem Urin des Menschen Constitution oder Krankheiten judiciren; als des Gehirns Farbe ist weiß und zähe, hieraus die Hauptkrankheiten zu urtheilen; das Herz, wie es an sich selbst gefärbt, also ist es auch an der Farbe; die Leber ist leberfarb; die Lunge ziegelfarb, wie die Lunge ist mit Schaum; die Milz grau und kupferbraun mit einem Schaum; die Galle gelbgrau mit Schaum; der Nieren Farb ist wie die Leber, doch heller und durchsichtig mit fettem Schaum. Hierauf will ich dieUrinoscopiam oder Erkenntniß des Urins von einem mir entfallenen Autor mittheilen.

Schwarzer Harn mit starkem Geruch bedeutet große Brunst und Hitze der Lunge und gemeiniglich den Tod.

Bleifarber Harn mit vielen Körnchen und Bläschen, bedeutet ein Brustgeschwär oder Lungensucht.

Ein Harn, der roth ist und hernach bleich [29] wird, bedeutet ebenfalls ein Brustgeschwär oder Lungensucht.

Wenn es einen im Leib oder in der linken Seite sticht, kneipt oder zwickt, oder über dem Herzen, unter den Unterrippen oder nahe beim Herzen drückt, ists ein Anzeichen der Verstopfung eines vornehmen Glieds an demselben Orte.

Die hitzige Complexion der Leber erkennt man an breiten Adern, vielem Haar um die rechte Brust und um den Nabel, hitzigem Geblüt und leichter Entzündung übriger Hitze. Item, wenn der Harn mit Schmerzen und Brennen von sich gelassen wird.

Subtiler Schaum des Harns und bleichlich, bedeutet Hitze der Lunge, des Herzens, der Brust und Leber. Doch bedeutet rother Harn allezeit eine erhitzte Leber in und außer der Krankheit.

Rother Sand im Harn ohne ein Fieber und Schmerzen der Lenden, bedeutet Hitze der Leber und Nieren.

Ein Harn mit Wolken und Schaum, der gelb und grün ist, bedeutet große Hitze der Leber von übriger Cholera.

Lauter Blut im Harn mit Schmerzen und Stechen der rechten Seite, bedeutet das Blutfließen der Leber.

Ein rother und trüber Harn bedeutet Geschwär in der Leber, sonderlich wenn Eiter in dem Urin ist und übel riecht.

Ein rother Harn vermischt mit schwarz, bedeutet eine große Brunst und Hitze der Leber.

[30] Ein rother Harn, der dick ist, und da man das Glas rührt und sieht eine gelbe Farbe an dem Ort des Glases gleich als Safran, das bedeutet die gelbe Sucht.

Phthisici sind gar trockene Leute, haben den Schwindel im Haupt, große Hitze, schwitzen gern des Nachts und werfen gräulich Eiter und Blut aus, bisweilen auch Stücklein der Lunge.

Ein bleicher Harn ist ein Signum Mortis. Ein dicker, fetter und weißer Harn bedeutet die Schwindsucht. Item, eine Wolke des Harns, der bleichfarbig ist und zu, unterst im Harn erscheint.

Etwas weißer Harn eines Frauenzimmers, wenn sie schwanger ist, läßt deren männlichen Samen etwa augenscheinlich gleich einer vertheilten Wolke erscheinen. Im ersten Mond setzen sich viele weiße Stüplein unten am Boden, wie Mehl, Gries oder Baumwolle, fließt aber, so mans bewegt, von einander. In mittler Zeit färbt sich der Harn ins Gelbe, dann roth oder braun und auf das letzte schwarzfärbig, mit einem rothen obschwimmenden Wölklein.

Die heiße Complexion des Magens erkennt man an der guten Dauung, oft dürften und doch wenig trinken. Und wenn einer viel trinkt, so wird er sehr beschwert, lauft auf und schwimmt ihm im Magen alles empor. Auch ißt er gern hitzige Speisen und kann besser harte als subtile Speisen dauen.

Die einen Magen kalter Complexion haben, die haben größern Lust zum Essen denn zum [31] Dauen, und alle undauliche Speise wird zerstört im Magen, darum saure Ructus oder Grölzung aufsteigen.

Wer einen Magen feuchter Complexion hat, den dürstet wenig, kann einen guten starken Trunk wohl vertragen und hat Lust zu feuchten Speisen.

Wer einen trockenen Magen hat, der hat Durst, einen rauhen Hals, scharfe Zunge und viel Tranks ist ihm nicht gut.

Ein schwarzer Harn im Anfang eines Kranken Fiebers, der also bleibt bis an den siebten Tag, bedeutet Heil des Kranken.

Ein schwarzer Harn in einem Fieber, so der Kranke schwitzt am Haupt, Hals oder Rücken, ist ein Zeichen, daß der Tod nahe ist.

Ein grüner Harn in einem starken Fieber, bedeutet den Tod.

Ein Harnzirkel grüner Farb und subtil in einem starken Fieber, weissagt Phrenesin.

Rothweißer Sand des Harns in einem Fieber bedeutet eine verbrannte Feuchte.

Ein kleyechter Harn in einem Fieber mit Fettigkeit, bedeutet das Abnehmen, Hectica genannt.

Ein weißer Harn, der halb Bleifarb ist und Eiter darin, bedeutet Geschwär der Nieren und Ureterum, das ist der Weg, da der Harn durchgehet.

Blut im Harn, das nicht klötzigt ist und schwarz am Boden liegt, bedeutet das Blut, das von den Nieren fließt.

[32] Ein Urin, darin wenig Eiter ist, bedeutet Geschwär der Nieren.

Rothe Löcklein Haar im Harn oder gelbe, bedeutet die übrige Hitze der Nieren.

Löcklein im Harn, der da faißt ist, bedeutet eine Schmelzung der Nieren, von übriger Hitze.

Haarlöcklein im Harn, die grob sind und vergehen, wenn man das Glas rührt, bedeutet Verstopfung der Nieren von grober und zäher Feuchte.

Rother harter Sand im Harn mit Schmerzen im Rücken oder unten im Schooß, bedeutet den Lendenstein.

Harter Sand und roth im Harn mit Erleichterung der Schmerzen in den Lenden, bedeutet, daß der Stein in den Lenden zertheilt und zerbrochen sey.

Rothe Feuchte im Untertheil des Harns, bedeutet Geschwär in den Nieren und Lenden.

Weißer harter Sand im Harn, der zu Boden fällt, so Schmerzen sind um das Gemäch oder in dem Schooß, bedeutet den Stein in der Blasen.

Wenn Schuppen im Harn erscheinen und sich der Mensch um das Gemäch beklagt oder in dem Schooß in Inguine, so bedeutet es, daß die Blase schäbicht ist.

Ein Harn, darinnen viel Eiter ist und übel riecht, bedeutet Geschwär der Blasen, Ulcera vesicae.

Kleyen im Harn, so der Harn riecht, bedeutet ein Geschwär der Blasen.

[33] Weißer harter Sand, der zu Boden fällt und so man Schmerzen um das Gemäch hat, bedeutet den Stein der Blasen.

Drei urständige Dinge finden sich in der Natur:Sal, Sulphur, Mercurius. Der Schwefel sich vergleichend mit dem Element des Feuers; das Salz gleichend der Erde, und das Quecksilber ist der Luft und dem Wasser ähnlich. Etliche wollen, daß das Feuer mit der Luft vermischt, den Schwefel hervorbringe; das Wasser und die Erde den Mercurium zeuge: der Sulphur figirt und gradirt, der Merkurius nutrirt und transmutirt, das Salz coagulirt und macht das Corpus flüssig, maßen der menschliche Leib aus drei Stücken, aus Salz, Schwefel und Mercurio zusammengestückelt ist, daraus die höchsten, als die mercurialischen, sulphurischen und salinischen Krankheiten in ihrer Auflösung durch den Arzt sollen erkannt werden. Die Chymisten halten dafür, daß alle Krankheiten von dem innerlichen Salz, Schwefel und Quecksilber herkommen und dadurch wieder vertrieben werden müssen. Die sulphurischen oder schweflichtenFeces gehen durch den Stuhlgang, der Mercurius durch den Schweiß oder Poros, das resolvirte Salz durch den Urin, und solches gibt der Geruch und Geschmack von sich, wenn man beide Ballen der Hände zusammen reibt, wird einem der Geruch des Schwefels hineingehen, wenn man es an die Nase hält. Denn es sind die Sulphura dasjenige, auf deren Besserung der ganze Hauf der Krankheit Acht hat. Denn auf diese Weise habe ich [34] den Aussatz, die Wassersucht, das Zipperlein und andere Krankheiten kuriren sehen, daß selbst die Natur bestürzt gewesen.

Der Mensch hat seine rechte Arznei bei sich.

Daß der Mensch seine vollkommene Arznei bei sich habe und unter andern durch den Gebrauch seines eigenen Urins sein Leben vermittelst göttlicher Hilfe lange Zeit in guter Disposition erhalten und viele Gebrechen damit heilen könne, wird aus folgenden Experimenten mit Verwunderung zu lesen seyn.

Der Lapis Philosophorum wird vergeblich untersucht.

Den Lapidem Philosophorum oder Stein der Weisen suchen viele auf verschiedene und wunderbare Weise, und hoffen dadurch alle Krankheiten zu heilen, des Menschen Leben zu verlängern und andere Wunder zu thun. Allein diese vermeinte Kunst ist Anfangs ein meisterlicher Wahrheitsschein, das Mittel Betrug, das Ende aber Arbeit mit der Armuth begleitet.

Im Salz des Urins ist eine große Wirkung.

Und dieses ist auf kein anderes Ding gezielt als auf das Salz des Urins. Wenn nämlich ein gesunder Mensch eine Zeit lang nichts anders als einen reinen Wein trinkt, selbigen Urin sammelt, alsdann das Salz des Urins recht [35] künstlich, nach rechter philosophischer Art zurichtet (wiewohl ohnedieß in dem Salz der Urin für sich eine treffliche Medizin ist), daß ihm die Lebensgeister (Spiritus vitae) nicht entgehen, sondern schön, weiß, auch hell und klar als ein Krystall erscheint, so ist er vor sich allein eine herrliche Medizin zu des menschlichen Leibs Conservation und Erhaltung, wie er auch eine Auflösung aller podagrischen und tartarischen Krankheiten im menschlichen Leib, die podagrischen Knoten aufzulösen ist, an deren Kuren doch Jedermann zweifelt, wie hernach erwähnt wird. Es bezeugt die Philosophie mit der Experienz, daß aller Dinge magnetische oder an sich ziehende sympathische und antipathische Natur allein in der Kraft des sulphurischen lebendigen Geistes liegt und mit des Makrokosmi. Magnet eine ziemliche Verwandschaft habe, gleich der microcosmische Sulphur oder Schwefel in den Experimenten, und das microcosmische Salz in dem Urin sich erzeigt und einestheils ausgehen. Aber weil der microcosmische Merkurius nicht heraus geht, sondern bleibt, so findet sich gar leicht eine gleichmäßige Geburt des microcosmischen Magneten mit den Stercoribus wie mit dem martialischen Magneten. In diesem und folgenden Diskurs wollen wir wunderwürdige Kuren offenherzig dem geneigten Leser zum Besten aus christlicher Liebe anzeigen und zu mehrerem Nachdenken und Zusatz von Herzen gern mittheilen.

[36] Das Leben, vermittelst des Urins, in einem guten Wohlstand zu conserviren.

Zu meiner Zeit hatte Graf Anton Günther zu Oldenburg einen Trompeter, Matthias genannt, welcher alle Morgen anstatt des Branntweins ein Glas seines warmen Urins austrank, dabei er sich nach alter Leute ihm gegebenen Lehr Zeitlebens vom Podagra, vom Stein und allen Leibeskrankheiten befreit befunden und erlebte bei guter Leibesdisposition ein großes Alter. Dergleichen hab ich mehr gehört, welche durch ihren Urin ein langes Leben erlangt, daß ich kühnlich sagen mag: quod urina sit brevis via ad longam vitam. Es sey der Urin ein kurzer Weg zum langen Leben.

In dem Urin steckt eine große Kraft.

Die Chymisten halten dafür, daß alle Krankheiten, wie zuvor gesagt, von dem innerlichen Salz, Schwefel und Quecksilber herkommen und dadurch wieder vertrieben werden müssen. Die Neapolitanische oder Französische ist merkurialisch und kann fast nicht geheilt werden als durch den Mercurium. Die scharfen Feuchtigkeiten, Geschwär und Drüsen kommen von dem gesalzenen Blutwasser (zu Latein Serum genannt), und müssen durch den bereiteten Salpeter gemittelt werden. Die Lunge wird durch schwefelichte Dünste belästigt und werden durch denselben Balsam wieder geheilt. Was der Urin des Menschen [37] für große Kraft bei sich führe, ist weder sattsam zu beschreiben, noch hoch genug zu schätzen. Der Urin ist gleichsam ein Polychrestum, davon schreibt D. Keßler, daß wenn er nur Menschenurin hätte, er der übrigen Medikamente in der Apotheke gern entbehren wollte.

Emanuel König achtet des Menschen Urin vor eine treffliche Panacé, so wegen seiner Nitrosität und Volatilität stattlich abwischt und durchdringt, und kraft des in sich enthaltenen Alkali, die saure Fermenta herrlich bricht, deßwegen er ihn in erloschenem Apetit, Podagra, Zahnweh, Kolik, Gelbsucht, Fieber (wie er selbst erfahren) und andern Krankheiten nicht satt rühmen kann; es sey nun des Patienten sein eigener Urin oder der eines gesunden Knaben, so Wein trinkt. Ein schönes Exempel gibt auch ein mit der grausamen Cardialgie sehr geplagter Mann und ein Hypochondrist, so mehrere Wochen gar nicht essen mochte und gar viel dagegen brauchte, endlich wie sie beide ihren eigenen Urin getrunken hatten, völlig genesen sind. Der berühmte Boyle sagt: Wer die Tugenden des menschlichen Urins recht erzählen wollte, mußte und könnte ein ganzes Buch davon ausfüllen, und gedenkt daneben einer adelichen betagten Frau, welche mit mancherlei verwirrten Krankheiten lange Zeit geplagt, daß alle Hoffnung zur Gesundheit geschwunden, wie sie jedoch auf anderer Leute Zureden alle Morgen ihren eigenen Urin getrunken, sey sie über Vermuthen völlig wieder zurecht gekommen. Uebrigens, daß der[38] Urin nährt, bezeugt jener Brunnengräber, welcher sich volle sieben Tag damit behalf.

Discurs von der marterhaften Krankheit des Podagra, und woher selbiges komme.

Arthritis oder Gliedersucht hat verschiedene Namen von dem Ort und Glied bekommen, da es seinen Sitz und Wirkung hat. Wenn der Schmerz in die Hände und Arme gefallen, so heißt es Chiragra, an den Füssen Podagra, in der Hüfte und Rückgrath Ischias, unter den Lenden und Beinen Gonnagra, insgemein nennt mans das Podagra oder Zipperlein. Dieser Gliederschmerz läßt zuweilen nach, macht zwar einen Anstand, aber keinen beständigen Frieden, wie es die leidige Erfahrung bezeugt, sondern kommt wieder, herrührend von einem unmäßigen Leben und einer schleimigen Feuchtigkeit, so sich mit der Gall und dem Geblüt in dem Umlauf vermischt. Die Natur treibt das Böse vom Herzen nach allen Kräften und bringt es in die äußersten Glieder, daher fühlt man die Gicht in der großen Zehe des linken Fußes. Wird erweckt von dem schwefelichten Wein, durch übermäßigen Beischlaf und sonderlich durch den grimmigen Zorn und Verbitterung.

Das Podagra ist eine beschwerliche Krankheit und soll in der Hölle keine Qual seyn, welche die grausam empfindlichen Schmerzen des Zipperleins nicht auswirken können. Wie unter andern podagrischen Leuten Antonius de Guevarra [39] bezeugt, da er mit diesen Worten herausbricht: Das verfluchte Podagra läßt mich weder gehen noch stehen, weder arbeiten noch ruhen. Nichts gesundes ist an meinem ganzen Leibe als das Herz, mit welchem ich seufze und die Zunge, mit der ich mich beklage. Ich habe das Buch von Ciceroni, welches er vom Alter geschrieben hat, fleißig durchgelesen und gesucht, ob ich was finden möchte, das wider mein Podagra dienen könnte. Aber wenn Gott der Seele des Ciceroni keinen bessern Trost geben wird, als derselbe mir in meiner Krankheit gibt, so wird er übel bestehen. Eben derselbe Guevarra schreibt an einen Medikus folgende Worte: Lieber Freund! Gott helfe deiner Seele besser, als deine Arznei mir wider das Podagra geholfen hat; ihr Aerzte nehmt mir mein Geld und ich behalte das Podagra.

Was das Podagra vor einen trefflichen Seelennutzen nach sich ziehen könne.

Obwohl die Krankheit fast eine Höllenpein auf dieser Welt ist, so haben doch lustige Köpfe, dieses Podagra oder Zipperlein wegen des guten daraus erfolgenden Endzwecks zu rühmen sich unterfangen, darunter sind Fabricius Campanus und Pirckheimerus die Vornehmsten, gleichwie Erasmus die Thorheit, Joh. Passeratius die Blindheit und den Esel, Archippus des Esels Schatten, Favorinus und Hütterus das Fieber, Hugbaldus Monachus die Kahlköpfe, Mirandula [40] die Grobheit, Mathias Czanahius die Krätze, Glaucus die Ungerechtigkeit, D. Schuppis die Lanam caprinam, Carolus Labhardus das heimliche Gemach. Diejenigen, welche das Podagra rühmen, lehren und sagen, daß diese Wolluster die Sünde zu meiden gezwungen würden. Sie legten ihren viehischen Begierden gleichsam einen Ring in die Nase, und es führte sie, wie die Rosse und Mäuler, zu Gott. Dieses Uebel erinnert sie der Sünden ihrer Jugend und ermahnte die Willigen, nöthigte aber die Unwilligen und Widerspenstigen von allem Uebel abzustehen und ist gleichsam der Zaum, welcher denen (wie dort von den Pferden dieses Gleichniß gebraucht wir), in das Maul oder vielmehr an Hände und Füße als Fessel gelegt wird, wenn sie sich nicht zu Gott bekehren wollten. Das vermeinte Unglück ist glückselig, wenn es uns frömmer macht. Der Ueberfluß in Essen und Trinken erstattet die Mäßigkeit; des Leibes Bist gewältigt des Leibes Schwachheit; die ordentliche Bewegung im Ballenspielen und andern Uebungen überwindet die Ruhe und vielfältige Schmerzen. Also übertrifft diese Krankheit alle andern, indem sie das Haupt nicht belangt und demselben gesunde Gedanken einzugeben pflegt. Deßwegen auch vielleicht der Herr Christus allerlei Krankheiten auf Erden geheilt, außer dem Zipperlein, weil solches mehr nützlich als schädlich, mehr schmerzlich als tödtlich, mehr vortheilhaft als nachtheilig und also für eine von Gott ertheilte Gnade zu achten ist.

[41] Wer nach Ehren strebt, der wünsche sich das Zipperlein, so wird man ihn überall niedersitzen heißen, wenn andere stehen. Jedermann wird ihn beklagen und Mitleiden mit ihm haben, ja ihn trösten, daß mit dieser Krankheit Päpste, Könige, Fürsten und Herrn behaftet sind und ein Zeichen eines nicht armen Mannes, dem der Verlag, seine Jugend in Freuden zuzubringen, nicht ermangelt. Also wird der Zipperleinsmann mit dem Regen nicht betriefft, von dem Hagel nicht belästigt, von dem Sonnenschein nicht beschwert. Wenn Feuer auskommt, ist er nicht schuldig, mit Gefahr zu löschen, er darf keine Kleider und Schuhe nicht zerreißen und wenn er seinem Beruf und Amt nicht fleißig abwartet, wird er von Jedermann für entschuldigt gehalten. Die Tugend der Beständigkeit zu üben, gibt das Zipperlein beharrlich an die Hand. Die Veränderung des Wetters spürt und weiß er besser als ein Kalendermann, ja die Erde, den Sitz der Eitelkeit, würdigt er nicht mit einem Fuß anzurühren, indem er müßig liegt und seiner Gelegenheit unbesorgt pflegt in der unbezweifelten Hoffnung, daß seine Krankheit ein Ende nehmen und er wieder zu voriger Gesundheit vermittelst der Geduld und Mäßigkeit gelangen werde.

Pegeus erzählt, Papst Leo X. hätte von einem gehört, daß er sich erkühne, das Zipperlein zu heilen; von diesem hätte er eine Million Kronen zu entlehnen begehrt, darauf der Arzt geantwortet. daß sich sein Vermögen so weit [42] nicht erstreckte. So ist die Kunst Betrug, antwortete der Papst, denn wer diese Kunst kann, muß reicher seyn als der Papst zu Rom. Dahin zielt eben auch mein vormaliger großer Freund D. Johann Balthasar Schuppius in einem Traktätlein, daß wenn einer das Podagra kuriren könnte, man ihm das Geld auf Schubkarren zuführen sollte, wegen der unleidlichen Pein, damit die Angegriffenen Tag und Nacht geplagt werden, ob sie zwar vor dem Tod so leicht keine Gefahr hätten, dieweil die Feuchtigkeiten in den unedlen Leibestheilen sich aufhalten, daher mehr Schmerzen leiden als den Tod zu hoffen, es müßte denn eine andere Krankheit dazu schlagen oder die Unreinigkeit gegen die linke Seite bei der Spitze des Herzens sich niedersetzen, welches zu beobachten ist an dem kleinen linken Ohrfinger, wenn derselbe einen Knollen bekommt oder schwärt, so ist es ein Anzeichen des Todes. Le Grand sagt, was der Ringfinger mit dem Herzen für eine wunderbare Freundschaft habe, erhellt aus den Ohnmachten, denn sobald man selbigen Finger reibt oder mit Gold oder ein wenig Safran berührt, so kommt der Ohnmächtige durch eine erquickende Kraft alsbald wieder zu sich selber.

Christliche Generalmittel wider diese abscheuliche Krankheit.

Wer gutem Rath folgen will, der nehme wider diese marterhafte Krankheit nur den gemeinen [43] Spruch in Acht: Meide die Güß, So lassen dich die Flüß. Der wird durch dieses ordentliche Mittel dieser Schwachheit großen Abbruch thun, nämlich durch Mässigung der Speisen, welche keinen scharfen Saft enthalten, alten gesunden und nicht starken Wein, durch die Keuschheit, Trocken- und Warmhaltung des Haupts und der Füße, gestalt durch die äußerliche Wärme die Glieder gestärkt werden. Dabei ist ein fröhliches Gemüth nicht der geringste Antheil nothwendiger Arznei; ist aber das Zipperlein in den Gliedern gleichsam eingewurzelt, so muß das Kräutlein Patientia, die Geduld das beste dabei thun. Als Kaiser Karl V. gefragt ward, was für ein Mittel er in dieser Krankheit gebraucht, gab er zur Antwort: Geduld und kläglich Schreien, sind meine Arzneien. Der Poet Ennius, welcher niemals Verse machte, als wenn er trunken war, ist am Podagra gestorben. Ein Adeliger in der Lombardei, den das Podagra oft plagte, ward von seinem Widersacher heimlich gefangen und in einen starken Thurm geworfen, wo ihn ein Knecht mit Wasser und Brod speiste. Als er nun etliche Jahr im Gefängniß gewesen, war die Sache endlich offenbar und der Gefangene wurde erlöst. Das Podagra hatte ihn im Gefängniß, dieweil er keine Debauches gemacht, verlassen und lebte er hernach in guter Gesundheit.

[44] Des Fußbads herrliche Wirkung.

Was das Fußwaschen sowohl im Geistlichen als Leiblichen vor einen übergroßen Nutzen hat, ist unaussprechlich. Daß das äußerliche geistliche Fußwaschen und die Reinigung der Füße eine Bedeutung habe auf die Abwaschung von dem Schlamm der Sünden, lesen wir ausdrücklich bei dem Evangelisten Johannes Kap. 13. Als Christus der große Herr und Meister den Jüngern die Füße gewaschen, sagt er deutlich: Wer gewaschen ist, der darf nicht mehr denn die Füße waschen, alsdann ist er ganz rein, aber nicht alle, versteht damit den Verräther Judas. Die Füße bedürfen vor allem andern des Waschens, weil denselben Staub und aller Unflath von der Erde anhängt und weil sie immer die Erde berühren, so hängt ihnen allerlei Unflath und Gebrechen an. Groß sind die Werke des Herrn, wer ihrer achtet, der hat eitel Luft daran, was er verordnet, ist löblich und herrlich. Dieses ist nun ein heilsames geistreiches Fußwaschen.

Was das gemeine Fußbad für einen kräftigen Nutzen hat, ist den Medicis, Chirurgen, Barbieren und Badern wie auch den Hausmüttern bekannt, als darin man allerhand Kräuter, nämlich Melissenkraut, Lorbeerblätter, Camillen und dergleichen thut, so dem Gedächtniß, Haupt, den Augen etc. über die maßen köstlich ist.

[45] Sollte denn kein Mittel, das Podagra zu vertreiben, in der ganzen Welt zu finden seyn?

Unter vielen wird ein bewährtes Mittel vermittelst eines Fußbades des Urins vertraulich entdeckt. Wir wollen keineswegs andere herrliche Hilfsmittel oder Quintessenz, Salben, Pflaster, Oele, Liquore, Tinkturen oder Balsamum Sulphuris succinatum verachten, das ist das Bernsteinöl, bereiteten Schwefelbalsam; es erhalten die auf den stehenden Wassern oder Weihen obenschwebenden breiten Blätter ihr Lob. Wir wollen auch das lob- und ruhmwürdige Opium gar nicht verwerfen, ebenso sey auch im hohen Werth das christliche Kraut Moxa genannt, welches vortreffliche Hilfsmittel ein reformirter Prediger von Batavien aus der Hauptstadt in Ostindien, gebürtig aus dem Stift Utrecht, Hermann Bischof offenbart und nunmehr in unterschiedlichen großen Kaufstädten bei den Materialisten befindlich, dessen fürnehmstes Wesen in einem durchdringenden Spiritu und Oel, sammt einem flüchtigen Salz ist und von D. G. A. à Gehema in praxi für richtig befunden worden, was für das fürtrefflichste, sicherste und kräftigste Antipodagricum gehalten wird. Hiernächst soll angeführt werden, auf welche Weise man das sonst unheilbar gehaltene Zipperlein, das also genannte Podagra und Chiragra in einen Eichbaum natürlicher aber magnetischer Weise einpflanzen kann. Wir wollen hier ein großes Geheimniß erzählen, wie ein Edelmann [46] 20 Jahr lang am Podagra überaus große Schmerzen ausgestanden und von allen Medicis hilflos gelassen worden. Endlich sey ihm der Rath gegeben worden, seinen eigenen Urin zu gebrauchen, wodurch er von diesem Uebel alsbald errettet worden. Er hatte nämlich seinen eigenen Urin drei Tage gesammelt, selbigen auf den bekannten gewissen Tag des Monds bei dem Feuer so warm machen lassen, von dem Macr. Sal. Sulph. et Merc. Sp. 15 Tropfen darein gegossen, als es seine Füße, so er darein gesetzt, immer leiden mögen; ließ sie eine Zeitlang darin stehen, die Fußsohlen unten schaben, die Nägel an Händen und Füßen abschneiden und reinigen lassen, daß die Pori eröffnet worden. Solches hatte er etliche Monat lang auf den bestimmten Tag continuirt, durch dieses Mittel betheuert der Edelmann, sey er gänzlich vom Podagra befreit worden, damit er über 20 Jahre mit großen Schmerzen gequält war, habe es jedes Jahr 2mal gehabt und jedesmal 3 Monat zu Bett liegen müssen. Dieses Geheimniß er zähle ich aus einem sehr alten geschriebenen, mir zur Hand gekommenen Brief, welche Kur ich öfters in der Wahrheit bei Hohen und Niedern glücklich erfunden habe, denn der Urin eröffnet die unsichtbaren Pfeiflein der verletzten Membranen, als Podagramische verstopfte Residenz, eröffnet den sonst verstopften Lauf, dissolvirt, nimmt die Schmerzen mit der Wurzel hinweg und zieht wie ein Magnet das Acidum oder Schärfe nach sich und ist also das sicherste und kräftigste [47] Antipodagricum, wie treffliche Testimonia und Zeugnisse von mir angeführt werden können, vor welches Mittel Gott nicht genugsamer Dank zu sagen ist. Er wasche auch alle Tage seine Gichtknochen, sowohl die ihm wehe thun als auch wo er keine Schmerzen hat, mit seinem eigenen Harn mit dem Zusatz, so wird er bald gesund werden und frei seine Wege und Stege gehen, denn ich habe anderswo gesagt, es müsse gleiches mit gleichem vertrieben werden, Gift mit Gift, Hitze mit Hitze. Nun ist der Gift eine kalkhafte Substanz und hat den Ursprung aus dem Acido und Alkali, das ist dem fixen Salz und der Säure. Also corrigiret, temperiret, dissolviret und macht dünne diesen salzigen und sulphurischen Urin die verschlossenen, scharfen und sauren podagrischen Feuchtigkeiten, zieht solche wie ein Magnet nach sich und nimmt also alle Pein und Schmerzen hinweg. Wenn aber in Händen und Füßen wegen Länge der Zeit die äußerliche Geschwulst oder Knollen sich gesetzt haben, will ich den Podagramisten dieses herrliche Sekret offenbaren: Es lasse ein Podagramist auf einen gewissen Tag des Monds zwei kleine Ventosen an beiden Füßen oberhalb bei den Zehen setzen, aber nicht hart picken, so wird eine weiße. oder auch eine schwarze Materie herausgehen, davon das Zipperlein kommt. Unter einem Laßköpfchen sollen wenige Picke geschehen und müssen leise angesetzt werden; wenn man es zuletzt abzieht, soll man die Picke mit Hirschunschlitt oder Terpentinöl nach dem Bad wohl schmieren und[48] weiße Säcklein darüber thun, es aber ja nicht kratzen, damit es nicht schwärt. Nach dem Schröpfen thue es über acht Tage wieder, wie vorhin, hernach über 14 Tage, ferner über 3 Wochen. Schröpfe hernach alle Monat und setze die Füße in deinen warm gemachten Urin, wie vormals beschrieben worden ist.

Das Fußbad mit dem Urin halte ich nach meiner unvorgreiflichen Meinung dafür, will das Podagra nicht allein aufheben, sondern man muß vorher die Wurzel der Schwachheit zu unterbrechen und auszurotten suchen. Ein Podagramist spürt und weiß die Veränderung des Wetters besser als ein Kalendermacher. Insonderheit pflegt das Podagra und Chiragra im Frühling und Herbst sich gemeiniglich zu regen, daher muß der Patient zur selbigen Zeit das Prävenire spielen, das gesammelte coagulirte dicke und schleimige Geblüt und Säfte subtilisiren, dünn und fließend machen lassen, damit dieselbige zur Zirkulation tüchtig gemacht, die verstopften Pori eröffnet, die überflüßige Feuchtigkeit durch die Schweißlöcher, des Urins und Stuhlgangs abgetrieben werden mag. Man muß aber hierin, gleich in andern, der Natur folgen, also wenn die Natur im Podagra die Materiam peccantem von dem Leib ad externa in die Füße wirst, muß man selbige durch die Medikamente nicht wieder zurück in den Leib ziehen und also in andern Fällen mehr. Das Aderlassen wird für schädlich gehalten, wie auch die Fontanellen.

[49] Wenn nun der Leib nach Qualität des Patienten entweder durch Clystier, Aderlassen, Purgiren oder Schweiß gereinigt worden, alsdann wird unsere Urin-und Badkur außer allem Zweifel einen glücklichen erwünschten Ausgang gewinnen, zu Jedermanns Verwunderung und Lob Gottes.

Vor das Podagra.

Koche in deinem Urin Gauchheil und lege es offen, wie einen Brei, warm auf, so wird man geschwind Linderung finden.

Ein anderes Remedium wider das Podagra.

Nimm den Harn von einem kleinen gesunden Knaben, distillire ihn, leg darein zerstoßenen Knoblauch, vermach das Geschirr wohl, putrificirs 4 Tage nacheinander, alsdann distillirs zum andernmal, und streichs mit einer Feder auf den Schmerzen. Dieses soll ein erfahrnes Mittel seyn.

Ein anderes bewährtes Mittel wider die heftigen Schmerzen des Podagras ist dieses: Mache einen Teig von durchgesiebter Asche und Urin, lasse es in einer Pfanne oder anderem Geschirr kochen und lege es so warm, als du es leiden kannst, auf den schmerzhaften Ort, schlage ein Tuch herum, so wirst du zur Stund Linderung finden.

[50] Ein sympathetisches Mittel vor das Fieber.

Der Febricitant lasse seinen Urin bei der Hitze auf ein Tuch, so groß als ein kleines Schnupftüchlein, streue darauf hin und wieder mit einem Papier oder Hölzlein das sympathetische Pulver (davon hiernächst und anjetzo, da die Sonne im Löwen ist, de novo gemacht wird), ganz dünn. Je stärker nun die Hitze ist, desto kühler muß das Tüchlein gelegt oder gehängt werden, etwa in einen tiefen Keller oder Brunnen (es muß aber nicht naß werden). Vergeht nun die Hitze und kommt die Kälte heran, so muß man das Tüchlein in einen Sack oder laulechten Ort, ja auch in der größten Kälte an einen warmen Ort thun, dabei continuiren und allzeit des Patienten Temperament beobachten, solang bis die natürliche Kälte oder Hitze wieder ankommt. Denn wie das Tuch ist, so erzeigt sich auch der Patient in Frost oder Hitze. Probatum.

Merkzeichen, woraus man die Gelbsucht erkennt.

Netze in des Menschen Harn ein Tüchlein, wenn sich selbiges wie Safran färbt, so ist die Krankheit gewiß.

Die Gelbsucht oder Bauchweh zu vertreiben.

Nimm den Urin des Patienten, er mag nahe oder fern seyn, vermische selbigen mit der Asche vom Eschenbaum, mache einen Taig daraus und [51] hieraus wiederum 3, 5, 7 oder 9 Küchlein und in jedes oben ein Löchlein, gieße den übrigen Urin hinein mit einem Gran Safran und verwahre diese Küchlein an einem verborgenen Ort, so wird die Gelbsucht vergehen, es sey der Patient nahe oder fern. Robert Flud berichtet, er habe solche Kunst von einem aufrichtigen, frommen englischen Edelmann gelernt, welcher hoch betheuert, daß er mit seinen Töchtern viel hundert hiedurch von der Gelbsucht abgeholfen, auch Flud selbst Proben erwiesen habe. Denn der Geist der gelbsüchtigen Feuchtigkeit würde durch den Safran und das Salzige der Asche unterdrückt, also wie dieses erstirbt, so würde auch die gelbsüchtige Feuchtigkeit mit seinem giftigen Geist gemächlich ersticken. Daraus erhellt, daß vermittelst einerlei Geists in dem Salz des Urins und dem Geblüt des Gelbsüchtigen beide auf sympathische Weise gereinigt und die verdorbene Feuchtigkeit, oder inficirter Geist sowohl in des Patienten Körper als in dem Urin auf antipathische Weise erlöscht und zu nichte gemacht wird. Es kann auch ein Gelbsüchtiger seinen Urin nehmen, mit Mehl einen Taig machen und in ein fließendes Wasser werfen, soll innerhalb 3 Tagen von der Gelbsucht abhelfen. Auch lasse ein Gelbsüchtiger seinen Urin auf die warm abgefallenen Pferdsfeigen. Den Urin eines Gelbsüchtigen mit Pferdskoth vermischt, einen Taig daraus gemacht, in ein leinenes Tüchlein gewickelt und in Schornstein gehängt, daß es dem Rauch stets unterworfen sey. Oder thue den [52] Urin in eine Schweinsblase und hänge sie in Rauch, so wird die Gelbsucht sich verzehren.

Fernelius berichtet, man soll eines Gelbsüchtigen Urin des Morgens in einem Topf übers Feuer hängen und gemächlich ganz einsieden lassen und 9 Tage lang continuiren.

Noch ein trefflich bewährtes Stück vor die Gelbsucht, wenn der Mensch noch so viel als ein halbes Kopfstück an sich hat, kann ihm wieder geholfen werden. Nehme der Kranken Harn, thue ebensoviel Butter darunter, daß er wohl fett werde, siede es wohl, setze es unter einen Dachtrauf, daß es ein Hund fressen kann; alsdann wird es sich alsbald mit dem Kranken bessern; des andern Tages wieder so verfahren, so wird es von Tag zu Tag besser.

Kurz: Es trinke ein Gelbsüchtiger etliche Tage lang nüchtern seinen eigenen Urin, und esse allemal etliche Wachholderbeeren darauf, es wird merklich helfen. Oder lasse des Patienten Urin in ein reines leinen Tuch, hänge dasselbe in die Lust und lasse es trocknen. Er lasse abermals auf das trockne Tuch den Urin und trockne es wieder, so wird das Tuch gelb, und er endlich durch diese Luftkur gesund.

Vor das Zahnweh.

Vor das Zahnweh nehme gestoßenen Pfeffer, vermische selbigen mit ein wenig deines eigenen Harns, lege solches auf den Backen, wo du den Schmerzen hast, so heilet das Zahnweh, daß es [53] nimmer wieder kommt. Oder nimm des Morgens deinen Urin und reibe die Zähne mit Salz vermischt damit, lindert nicht allein die Schmerzen, sondern macht das abgefallene Fleisch wachsend.

Schminkwasser vor das Frauenzimmer.

Das Frauenzimmer pflegt viel auf Schminkwasser zu spendiren, da sie doch das edelste bei sich haben. Sie lassen nur Morgens früh etliche Tröpflein von ihrem eignen Urin auf ein leinenes Tüchlein und waschen sich damit; die Haut wird zart und rein verbleiben.

Des Urins herrliche Wirkung insgemein.

Der Urin, äußerlich gebraucht, läutert die Augen, heilet die Krätze, zertheilet die Geschwulst und Geschwüre, reiniget die Wunden, ist gut in giftigen Bissen, hütet vor kaltem Brand.

Vor die Pest ein Präservativum und Curativum.

Ein Hausvater trinke in der Pestzeit seinen eigenen Urin, oder aber den Urin von einem unmündigen Knaben, er wird davor behütet, oder wann er sie bekommt, mit Gottes Hülfe davon errettet werden. Ist er von der Pest schon angesteckt, so lasse er seinen Urin erstlich ein wenig ablaufen, das andere aber fasse er geschwind in ein Geschirr, thue einen guten [54] Theil Safran dazu, und trinke es mit einander aus.

Vor die Pest.

Dieweil der Urin salzig ist, bewahret er vor der Fäule, öffnet die Verstopfungen und wischt die Unreinigkeit ab. Hr. Dr. Paullini in der Dreckapothek V. Abtheil. Kap. 2. S. m. 3. 8. erzählet aus einem alten Buch, es wäre zur pestilenzischen Krankheit kein trefflicher Schatz auf der Welt, als daß man eines jungen Knaben Harn trinke. Und Landrin sagt in seiner Hausarznei: du sollst mir gänzlich glauben, daß vor die schreckliche Pestilenz kein trefflicherer Schatz auf der Welt gefunden werde, als eines jungen Knabens Urin, der gesund ist, getrunken, wann sie einen hat angestoßen, welches ich mit meinen Ehren wohl weiß; wie dann auch Galenus zeugt, daß bei grassirender Pest in Syrien viele Leute Knaben-Urin getrunken, und sich also errettet hätten. Ich selbst, ist ein Zusatz Dr. Beckers, kenne ihrer viel, so in der zehnjährigen Pest, welche das Herzogthum Preußen Anno 1620 bis ins 1630ste Jahr immerhin plagte, ohne alle Beschwerde ihr eigenes Wasser früh nüchtern getrunken, und sich also vor aller ansteckenden Seuche wohl bewahret haben. Dergleichen auch vor etlichen Jahren bei der Halberstädtischen Pest gethan, wie sie mir selbst bekennt haben. Bopp gibt 6 bis 8 Tropfen vom Urinspiritus ein. Zu Mühlhausen nahm in letzter Pest ein sicherer Bürger sammt den Seinigen [55] alle Abend Hollundersaft mit gutem Branntwein, des Morgens aber jedes seinen Urin warm ein und fasteten drei Stunden darauf, und Gott behütete das ganze Haus. Alexius Pedemontanus nahm etwas Wolle oder ein Tüchlein, netzte es in Harn, bestreute es wenig mit Salz, doch vorher wieder ausgedruckt, und legte es annoch warm über die Beulen, darüber dann eine halbe Citrone oder Pomeranze zwei oder dreimal wiederholt, vertreibt bald die Beulen.

Vor das Fieber.

Wenn ein Fieberkranker in der größten Hitze liegt, so lasse er seinen Urin, lege ein Ei darein, so wird es aufwallen, bis alle Feuchtigkeit verzehret; alsdann ziehe die Schale ab, lege es in einen Misthaufen, so werden es die Ameisen bald verzehren und das Fieber wird nachlassen. Oder koche 3 frische Eier so lang, bis die äußere Schale abgehet, darnach mache das Übrige weich in des Kranken Urin einer Nacht lang, des Morgens lege dieses alles vor der Sonnen Aufgang in einen Ameisenhaufen, so wird der Kranke durch Gottes Hülfe des Fiebers befreiet. Oder lasse ein frisches Ei in des Febricitanten Urin sieden und werfe es in einen Fischteich, so wird das Fieber als bald vergehen. Oder mache aus einem Teig von Mehl und Urin vermischet Küchlein, werfe solchen den Fischen zum Verschlingen vor, so wird das Fieber, bevorab das viertägige, vergehen.

[56] Vor das Abnehmen des Leibes.

Ein wunderliches, in der Natur verborgenes bewährtes Mittel für das Abnehmen des Leibes: Nehme ein Ei, darüber werde des Kranken eigener Urin gegossen, daß er zwei Querfinger hoch darüber geht; lasse es hart sieden, ziehe die Schale ab, steche mit einem spitzigen Hölzlein um und um Löcher darein bis auf das Gelbe; laß es wieder in dem übrig gebliebenen Harn so lange sieden, daß nichts übrig bleibe, und vergrabe es in einen Ameisenhaufen. Wenn das Ei darin verzehret ist, wird der halb verdorrte Mensch wiederum zunehmen und sich gleichsam verjüngen, welches herrliche Mittel hernach wieder angezogen wird.

Vor den Schnupfen, Kopfweh oder Schwindel.

Laß nüchtern etwas Urin laufen, thue den mittelsten in die flache Hand und schnupfe es stark in die. Nase, continuire dieses etliche Morgen, es wird den Kopf reinigen.

Vor die Milzsucht.

Ein Milzsüchtiger sammle seinen Urin in seinen größten Schmerzen, vermische ihn mit warmer Asche, mache eine Salbe daraus und bestreiche den Ort fleißig damit. Oder lege ein befeuchtetes, aber warmes Tuch eine Stunde lang darauf mit Wiederholung.

[57] Der Mangel am Gehör hat,

lasse einen neuen glasirten Topf mit einem Deckel machen, darin Tabakspfeifen gehen können, thue einen glühenden Stein hinein, stecke in das eine Loch eine Tabakspfeife mit dem Knopf auf den Stein. Aus dem andern Loch lasse die Pfeife umgekehrt mit dem Knopf oben heraus gehen, lasse deinen Urin darein, auf den Stein, halte das Ohr auf die andere Pfeife, und lasse den Qualm in die Ohren. Probatum. Item, thue einen lebendigen Hafen ab, schneid ihn auf, und nimm alsbald die Harnblase sammt dem Urin warm heraus, laß einen Tropfen oder 3 von selbigem Urin warm in die Ohren, und stecke ein wenig Baumwolle vor; ist bewährt, und dienet auch, das Sausen und Klingen der Ohren zu stillen.

Wer einen dicken Hals hat,

lasse sich öfters frischen Harn von einem kleinen Knäblein, in ein leinen Tüchlein genetzet, eine ganze Nacht lang um den Hals gewickelt legen.

Vor dunkle Augen

soll sonderlich gut seyn, wenn man die Augen mit eines jungen Knaben Urin wäschet. Polydorus Virgilius erzählet, daß, als der egyptische König Pharo nach einer begangenen Schandthat augenblicklich das Gesicht verloren, ihm, nach zehnjähriger Blindheit, das Orakel gesagt: [58] wann er die Augen mit eines keuschen Eheweibs Urin waschen würde, würde er wieder sehend werden, wie auch erfolget.

Vor die verlorne Mannheit.

Ein Impotenter lasse seinen Urin einem frischen unbedungen gekauften Hecht in Mund, und werfe ihn wieder in ein fließendes Wasser, gehe dann dem Wasser hinauf, so wird er nebst seiner Frau wieder erfreuet. Item, eine Ruthe vom Weinstock gebrochen, in die Erde umgekehrt gesteckt, seinen Urin darauf gelassen und zugescharrt des Morgens vor der Sonnen Aufgang. Oder laß deinen Urin durch den Trauring gehen, so ist dir wieder geholfen.

Wer den Grind an Händen und Füßen oder am Leib hat,

der wasche sich nur fleißig mit seinem Urin.

Urin erhält den Menschen.

Man findet Exempel, daß sich einige Personen mit ihrem eignen Urin bis in den siebenten Tag ohne Speiß und Trank erhalten haben.

Urin wider den Schlangenbiß.

Theophrastus meldet, etliche Personen, welche von Nattern und Schlangen gebissen, seyen durch einen Trunk ihres eigenen Harns von dem Tod errettet worden.

[59] Zu probiren, ob eine Frau schwanger sey oder nicht.

Thue ihren Urin in einen kupfernen Topf, lege darin über Nacht einen wohl polirten eisernen Stift; ist sie schwanger, so werden rothe Flecken daran seyn; wo nicht, so wird er schwarz und rostig werden.


Oder:


Fasse den Harn in ein Glas, mache es drei Tage lang fest zu, hernach seihe solchen Harn durch ein leinenes Tüchlein; erscheinen darin kleine Thierlein, wie kleine Läuslein, solle ein gewisses Zeichen der Empfängniß seyn. Sind die Thierlein rothfärbig, solle es ein Knäblein bedeuten, sind sie aber weißfärbig, ein Mägdlein.

Zu erkennen, an welchem unter Eheleuten der Mangel der Unfruchtbarkeit sey.

Nimm zwei irdene Gefässe, deren ein jedes mit seinem besondern Merkmal gezeichnet, damit du das eine vor dem andern mögest erkennen, thue hernach in ein jedes ein wenig Gerste, und laß den Mann in das eine, das Weib aber in das andere ihr Wasser lassen, solche beide Gefässe alsdann 15 Tage an einem kühlen Ort verwahren, und füge dich, wann solche Zeit vorüber, wiederum hinzu, so wirst du sehen, an welchem der Mangel beruhe, nämlich, in dessen Gefäß die hingelegte Gerste nicht keimt. Oder werfe anstatt der Gersten 9 Tage lang Weizenkleien [60] hinein; ist der Mangel am Mann, so findet man Würmer im Hafen, ist aber der Mangel an der Frau, so wird man ihr Menstruum darin finden.


Oder:


Sprenge Jedes Harn auf zwei Lattigblätter, welches am schnellsten trocknet, an demselben ist der Mangel.


Oder:


Nimm 5 Weizenkörner, 7 Gerstenkörner und 7 Bohnen, thue in ein jedes Geschirr deinen Urin und lasse es sieben Tage stehen; wenn sie anfangen zu keimen, so ist es fruchtbar, wenn sie aber faulen, unfruchtbar.


Hoch- oder Rothwild, als Hirsche oder Hinde zu schießen, und sie in den Wald, wohin man will, zu bringen, daß man dessen versichert seyn kann.


Nimm und sammle viel Menschenurin, und wo du weißt, daß das Wild stehe, so begeuß damit einen Platz im Walde, also, daß der Wind gegen dem Wild wehe; darnach nimm gebrannten Leimen, der roth gebrannt ist, stoß denselben und streue ihn Fingers hoch darüber, streue auch Binsen an denselben Platz. Sobald nun zwei oder drei Hirsche dazu kommen, so ziehen sie die andern des Geruchs halben nach sich, und also bist du ihrer versichert, sie zu schießen oder zu umziehen.

[61] Den hinterhaltenen Urin zu befördern.

Wenn jemand seinen Urin nicht lassen kann, soll man ihm einer Jungfrau Urin ganz warm zu trinken geben, so wird der Urin befördert.

Wider die kalte Piß.

Zünde Tamariskenholz an, und lösche es mit deinem eigenen Urin aus.

Vor den kalten Brand.

Netze ein Tüchlein in einer Jungfrau Harn, so ihre Monatzeit hat, und lege es auf den Schaden, soll probat seyn.

Eine Fleischwunde kann man kuriren.

Mit seinem frischen Urin, wenn damit die Wunde vor allen Dingen gewaschen und rein gehalten wird, so heilet sie ohne Pflaster.

Ein sicheres Mittel bei Pestzeiten.

Rec. Drei oder vier Löffel voll deines eignen Urins des Morgens, vermische denselben mit ein wenig Rauten- und ein wenig Eppigsaft (auf Latein Opium), so viel man etwan aus einer Handvoll eines jeden gedachten Kräutern bringen kann. Solches trinke des Morgens nüchtern, so wirst du kühn in alle angesteckten Oerter ohne Furcht oder Gefahr gehen dürfen. Ist ein unfehlbares Antidotum, sagt Graf Digby.

[62] Wider das Nestelknüpfen oder Schloßschließen, auch wider die Schlüsselblumen,

Böse, wodurch nach Verhängniß Gottes, die Eheleute bei der Copulation zu Leistung ihrer Pflichten in dem Ehestand untüchtig machen, ist eine verteufelte schwere Sünde, indem die Eheleute einander herzlich lieben, so lange sie nicht beisammen sind, und wünschen, daß sie einander eheliche Beiwohnung leisten könnten. Sobald sie aber nahe zusammen kommen, bricht ihnen beiden, oder doch dem einen, der kalte Schweiß aus, und können einander weder berühren noch gedulden. Wider solches Zauberwerk ist nichts besser, als ein andächtiges Gebet, und dieses ist ein zuläßiges Mittel, daß man Morgens vor Aufgang der Sonne seinen Urin durch einen Erbzaun lässet, so wird ihm geholfen. Oder der Bräutigam harne drei Tage nach einander, wann er zu Bette gehen will, durch seinen Trauring oder den Brautring.

Vor das Halsgeschwür.

Wer des Morgens nüchtern seinen Urin trinkt, wird von der Angina oder Halsgeschwür kurirt.

Vor die böse Krankheit.

Eines jungen gesunden Knaben Urin getrunken, vertreibt die böse Krankheit.
So ein Weib in schwerer Geburt ihres eigenen[63] Mannes Urin trinkt, so verspüret sie Erleichterung.

Vor die Wasser- und Gelbsucht.

Wenn ein Wasser- oder Gelbsüchtiger etliche Tage nüchtern seinen eigenen Harn trinkt, der wird wirklich Hülfe empfinden.

Warnung wegen des Urins.

Die Kinder sollen in das Feuer nicht pissen, weil daher viel böses Blut entstehen kann. Auch soll man nicht auf böse vergifte Kräuter den Urin lassen, denn dadurch kann ein Geschwär in den Nieren oder Blasen entstehen. Man soll auch in des andern Topf den Urin nicht lassen.

Zu erfahren, ob ein Kranker leben oder sterben werde.

Thue in des Kranken Urin Nesselblätter; wenn diese 24 Stunden lang frisch und grün darin verbleiben, so wird der Kranke leben: verändert sich. aber die Nesselfarbe, so verkündiget sie den Tod oder große Gefahr.

Oder thue in des Kranken Harn Weibermilch, die einen Knaben säugt, mische es untereinander. Lauft die Milch zusammen, so wird er gesund, wo nicht, so stirbt er.

[64]

Wie der Spiritus Urinæ zu machen?

Lasse den Urin 8 oder 10 Tage stehen, in welcher Zeit er faulen oder fermentiren wird; alsdann distillire ihn gar gelind, was erst übergehet, das ist der Spiritus. Wenn es schwach und ungeschmack beginnt zu kommen, welches ihr leicht, wenn ihr einen Tropfen kostet, verspüren könnt, so höret auf, denn alles, was gut ist, ist übergangen. Also werdet ihr fast der Hälfte guten Spiritus von eurem Urin haben.

Was Kräften in dem Urin des Menschen verborgen liegen, zu gebrauchen vor die Lunge und Leber, in Cachexia und andern Krankheiten, da sonst nichts helfen will, ist nicht wohl zu beschreiben, ist also eine wunderseltsame Wirkung in des Menschen Urin, bevorab, wenn selbiger calciniret oder ein Spiritus, wie gedacht, daraus gemacht wird.

Vor die Gelb- und Wassersucht.

Ein Wasser- oder Gelbsüchtiger trinke etliche Tag über seinen eignen Urin, so wird er merkliche Hülfe finden.

Vor den Rothlauf oder die Rose.

Man tunke ein Tüchlein in seinen eignen Harn, drücke es wieder aus und lege es über; es zieht alle Hitze aus.

Oder:


Nimm das, so sich im Urintopf unten am [65] Boden oder an die Seiten anhängt, mache es etwas warm, und streichs über den Rothlauf her.

Schließlich will ich noch beifügen, wie mit dem Urin eine geheime Schrift zu schreiben.

Thue in die Feder deinen Urin, schreibe auf ein Papier, was du begehrest, laß es trocken werden, so siehet man keine Schrift, legt man aber das Papier auf einen warmen Ofen oder hält es über das Feuer, alsdann wird sich die Schrift leserlich herfür geben. Schreibe mit deinem Urin auf deine Hand, und eben selbige Worte aufs Papier, reibe dieses Verbrannte auf deine Hand, so repräsentiren sich selbige Worte auf deiner Hand zu lesen. Aus diesem allem erscheint die wunderbare Kraft des Urins, also, daß ich nach meinem geringen Verstand gewiß dafür halten wollte, es seye in des Menschen Urin ein microcosmisches Salz, Sulphur und Mercurius, der chymischen Künstler größtes Geheimniß, als daraus des berühmten D. Gnösels also genannte polnische Medicin gemacht wurde; selbige war so corrosiv, wenn sie auf ein Tuch gegossen wurde, fraß sie selbiges hinweg, und dennoch war es eine Universalmedicin vor das Podagra und alle fast unheilbare Krankheiten.

Ein Schwindsüchtiger

nehme des Morgens früh seinen Urin, rühre darin bei dem Feuer ein frisches Ei, und trinke [66] solches aus. Welches er etliche Morgen continuiren muß.

Vor das Gliederzittern.

Man wasche dieselben Glieder oft und vielmals mit seinem Urin; es wird vergehen.

Vor das Zapfenschießen.

Thue in deinen Urin etwas gestoßenen Safran und gurgle dich damit. Seinen eigenen Urin getrunken präserviret gewaltig vor der Fäule, und löset die Leber-und Milzverstopfungen auf.

Vor den Bienenstich.

Wasche dich mit deinem Urin, so vergeht der Schmerz von Stund an und geschwillt das Fleisch gar nicht. Ist gar gewiß.

[67]

3. Kapitel

Drittes Kapitel.
Was des Menschen Stuhlgang, Rotz, Ohrendreck, Speichel, Schweiß und andere unreine Auswürfe, auch die Muttermilch vor eine magnetische Kraft zu Erhaltung oder Wiederbekommung der Gesundheit bei sich haben.

Unsere Speis und Trank ist theils von Feld-, Garten-und Baumfrüchten, theils von allerhand wilden und zahmen Thieren, Vögeln, Fischen etc. Diese nimmt der Mund zu sich und wird die Speise von den Zähnen wie Grütze zermalmt und mit dem Speichel wohl vermengt, durch die Kehle hinunter nach unserm Koch in den Magen durch die Speiseröhre geschickt, alsdann verwandelt und verdauet, oder verändert es der Magen, macht es ihm gleichfärbig, schließt sich oben und unten an beiden Munden zu, zieht sich mit seiner anerschaffenen Kraft um die Speise zusammen, macht aus der verdauten Speise einen Saft oder Feuchtigkeit, gleich einem gekochten Erbsenbrei, dazu helfen auf allen Seiten zur Rechten, Linken, oben und unten, vorn und hinten Leber, Milz, Mittelreff, Colon, Fette, Netz, große Blut- und Luftadern, da wird alsdann die Speise fermentirt, durch einen unaufhörlichen Marsch und Contremarsch oder Circulation [68] und steten Umlauf des Blutes herumgekehrt, bis es in die Gedärme kommt, da saugen die Blutäderlein das Beste, führen es, wie sonst die Flüsse und Ströme, in das große rothe Meer, das Geblüte, ergießen sich nach den Leber- und Milchadern fort, die groben überbliebenen Hülsen und Unreinigkeiten spazieren die Hinterpforten hinaus. So stinkend und unrein nun dieser Dreck ist, so kann er doch wegen seiner magnetischen Natur und Eigenschaft billig der kleine Weltmagnet (Magnes microcosmi) genannt werden, indem er eine magnetische Salbe (Unguentum Sympathicum) zu Heilung der Wunden und Schäden gibt, wie dann die Excremente oder unreinen Auswürfe des Menschen in ihrer Natur und Art eine große Kraft haben.

Aristoteles gibt diesen Unterricht: Daß auch in denExcrementis, oder salvo honore in den verdauten Speisen und Unflath des Lebens Anfang stecken könne.

Daß im Stuhlgang noch eine gute feuchte Nahrung vorhanden sey, vermerken wir an den Schweinen, welche mit großer Begierde, denselben zu verschlingen, hinzu laufen.

Menschenkoth vor entzündeten Hals.

Menschenkoth wird überaus groß geschätzet; man gebe einem jungen gesunden Knaben drei Tage nach einander Feigbohnen sammt wohlgebackenem Brod, so nicht zu sauer oder gesalzen, zu essen, und rothen Wein zu trinken, und sonst nichts anders.

[69] Den ersten Tag schütte den Koth aus, die zwei folgenden Tage beobachte ihn als einen besondern Schatz; vermenge ihn mit so viel Honig, gebe demjenigen, dessen Hals entzündet ist, Angina genannt, wie eine Latwerge ein, und bestreiche den Hals gleich einem Sälblein damit; heilet vollkommen.

Menschenkoth vor das Podagra.

Eines jungen Knaben Dreck frisch auf das podagrische Glied gelegt, mindert die Schmerzen und vertreibt das Podagra.

Menschenkoth vor die Gelbsucht.

Wenn ein Gelbsüchtiger seinen Koth essen kann, wird er innerhalb drei Tagen davon befreit.

Vor das Fieber.

Ein Febricitant nehme seinen gedörrten Koth mit Honig und Wein vermischt ein, er wird innerhalb drei Tagen gesund seyn.

Beigebrachte Liebe zu dämpfen.

Wenn ein böses Weibsbild einem Etwas, sie zu lieben, beigebracht hat, daß er von ihr nicht ablassen kann, so befleißige man sich, von ihrem Koth etwas zu bekommen und lege es ihm in seine Schuh. Sobald er den Geruch spüret, wird er einen Abscheu vor ihr tragen.

[70]

Ein Muttermal zu vertreiben.

Derjenige, so natürliche Mal mit zur Welt gebracht hat, nehme von einem erstgebornen Kind den ersten schwarzen Stuhlgang und lege es als ein Pflaster auf das Muttermal.

Den Wurm am Finger zu tödten.

Vor den Wurm am Finger nehme Koth von einem gesunden Menschen und lege solchen warm auf den Finger; er tödtet den Wurm.

Menschenkoth gut bei Pestzeiten.

Bei Pestzeiten sind die Excremente und Urin des gemeinen Mannes beste Medicin und erhalten durch die sympathetische Kraft ihren Leib, daher kommen sie in ihren natürlichen Stand, daß er nicht angesteckt werde. So auch die Pest im Leib innerlich wäre, gibt man des Menschen Koth in Branntwein oder Essig getrieben und durch die Tüchlein geseihet, mit etlichen wohlriechenden Sachen vermischt, dem Menschen ein, läßt solchen darauf schwitzen, so muß die Pest aus dem Leib heraus, jedoch alles nach der Vermahnung des Apostels, in dem Namen des Herrn denn wo Gott nicht mit im Spiel und sein Wille nicht da ist, so hilft keine Arznei. Schwenter gibt uns durch verborgene Schrift in den Musiknoten ein solches Geheimniß zu verstehen, daß nemlich des Menschen Koth im Nothfall eine Waffensalbe sey.

[71] Die Hitze bei dem Menschen zu vertreiben.

Gleichwie man in großer Hitze des Menschen mit dem Urin verfährt, eben also kann man solches mit dem Stuhlgang ins Werk setzen, wenn man selbigen bei empfundener großer Hitze in eine Schüssel voll kaltes Wasser wirst und an einen kalten Ort setzt.

Die Ameisen zu tödten.

Thue deine Nothdurft auf einen Ameisenhaufen, so werden sie getödtet.

Von den Haaren.

Die Haare sind Excrementa (Unreinigkeiten), so neben den Nägeln an Händen und Füßen aus warmen zähen Dünsten und Feuchtigkeiten des Leibs gezeugt werden. Ein Jeder, dem seine Gesundheit lieb ist, soll wohl zusehen, daß er die Haare weder zu kurz abschneiden lasse oder auch zu lang und dick wachsen; je mehr sie wachsen und abgeschnitten werden, desto mehr wird das Haupt dadurch gereinigt und die Augen geschärft. Man soll auch die abgeschnittenen oder ausgekämmten Haare wohl verwahrer, damit die Vögel nicht damit nisten, wodurch der Mensch Kopfweh empfinden wird.

Die Zauberzeichen sind in den Haaren verborgen.

Daß die Hexen das Zauberzeichen in der Haaren des Leibs verborgen sitzen haben und ohne deren Abscheerung auf der Marterbank nicht bekennen [72] mögen, ist bekannt. Wenn man nun solche Zauberzeichen ohne Aberglauben abnimmt, alsdann wird erwiesen, daß der Satan ein unmächtiger Geist, wenn ihm Gott nichts verhängt. Ein Prediger, schreibt Bellarminus, konnte auf der Kanzel kein Wort reden und außer der Kirche redete er wie sonst. Er sah, daß dieses keine natürliche Sache war, rief Gott an und es fanden sich auf der Kanzel etliche zusammengebundene Haare verscharrt, sobald solche hinweggethan und verbrennt worden, konnte er predigen.

Menschenhaar vor das Podagra.

Die einem Knaben erst abgeschnittenen Haare auf die podagrischen Füße gelegt, mindert die Schmerzen. Wenn desselben Jünglings nüchterner Urin mit dazu aufgelegt wird, ist die Wirkung desto besser.

Haare vor die Gelbsucht.

Menschenhaar gepulvert, 7–8 Morgens in weißem Wein eingenommen, vertreibt die Gelbsucht.

Läuse vor die Gelbsucht.

Es ist nichts so klein, so unansehnlich, so verächtlich in der Natur zu finden, welches nicht von Gott dem Schöpfer zu einem gewissen und verordneten Zweck und Nutzen herfür gebracht wäre; zum Exempel setzen wir eine Laus. Gebe [73] einem Gelbsüchtigen 9 Läuse, aber getödtet, in einem gebratenen Apfel, Rosinen oder Feigen unwissend ein, es wird merklich helfen.

Vor das Harnentropfen (Stranguria) und Gelbsucht.

In dem Tröpfleins-Harnen brauche man die Läuse, weil sie in allen Verstopfungen die Kraft zu eröffnen haben, auch in der Gelbsucht wegen ihrer Wärme und Feuchtigkeit.

Vor das Zahnweh.

Bohre in eine Bohne (Fabam) ein Löchlein, stecke eine Laus hinein, in ein seidenes Tüchlein gewickelt und an den Hals gehängt.

Wer sollte wohl meinen, daß in dem Ohrenschmalz, in dem Nasenschnuttel oder Rotz, in dem Speichel desMundes und in dem Schweiß unter den Armen noch einige Kraft oder Tugend sey?

Ohrenschmalz heilet giftige Stiche.

Das Ohrenschmalz ist trefflich gut wider alle giftigen Stiche der Fliegen und andern Geschmeißes, wenn man alsbald etwas aus den Ohren langt und auf den Stich schmiert.

Ohrenschmalz über die Felle der Augen gestrichen, vertreibt sie. Dienet auch vor das Beißen und Jucken der Augen, die Augenbrauen damit bestrichen.

[74] Einen leichten Dukaten glühend gemacht und Ohrenschmalz darauf geschmiert, bringt dem Dukaten völliges Gewicht.

Klare Augen zu erhalten.

Der Mensch hat hinter den Ohren gemeiniglich eine Feuchtigkeit. Hat nun Jemand flüssige Augen, derselbe befeuchte Morgens Früh einen Mittelfinger in frischem kalten Wasser und streich damit hinter die Ohren, so wird sich eine Feuchte und Fettigkeit auf die Finger setzen und die Augen werden klar werden.

Den Splitterschmerzen zu stillen mit Ohrenschmalz.

Hat man sich in ein Holz gestochen oder einen Splitter in die Nerven bekommen, was sonst gar gefährlich, so kann solches mit Ohrenschmalz und Urin geheilt werden.

Wann einer gebissen wird, heilet das Ohrenschmalz auch den Brand.

Wird einer von einem zornigen Menschen gebissen, der schmiere sein Ohrenschmalz darauf, es zieht die bösen Atomos heraus und heilt das Fleisch. Es ist auch gut, wenn man ein verbranntes Glied damit schmiert.


[75] Ohrenschmalz ist gut wider Stechen der Nieren, Kolik, Scorpionsbisse und Wunden der Haut.


Der Unflath der Ohren, so man Ohrenschmalz nennt, ist wie eine gelbe Salbe, welche sehr dienlich ist wider das Stechen der Nieren. Im warmen Wein eingenommen, ist es in der Kolik ein gewisses Mittel, äußerlich damit geschmiert, ist gut in Scorpionsbissen, heilet die Schrunden und Wunden der Haut. In dem Ohrenschmalz sind einige ölige, schwefelichte oder balsamische Sachen verborgen, selbigen gesammelt, mit Terpentinöl digerirt, ist eine heilsame Wundsalbe. Der Speichel ist eine Feuchtigkeit, welche zur Gährung und Verkochung der Speisen in dem Magen höchst nöthig ist, daher wenn dieser wohl beschaffen, so ist alles gut, wenn aber das Widerspiel sich ereignet, so ist alles übel bestellt. Diejenigen, so viel Speichel haben, sind gemeiniglich zum Essen und Trinken sehr begierig und zum Verdauen wohl disponirt, die aber wenig Speichel haben, lassen eine geringe Begierde spüren. Denen aber aller Speichel mangelt, begehren ganz und gar nichts.

Der Rotz heilet den Brand.

Der Rotz aus der Nase ist gut, so man sich gebrennt, also warm darauf gethan.

Der Speichel ist den Scorpionen ein Gift.

Der Menschen Speichel ist der Scorpionen [76] tödtliches Gift, so daß, wenn er selbige nur berührt, sie alsbald sterben. Er ist selbigen, wie Galen es mit der Erfahrung selbst beweist, gänzlich zuwider. Denn er sah allein von einem Speichel einen Scorpion sterben und zwar aufs schleunigste von einem Nüchternen, gemächlich aber von einem nicht Nüchternen.

Der nüchterne Speichel ist gut zu Pestzeiten.

Der nüchterne Speichel eines Menschen ist gut in Pestzeiten, da giftige Beulen an des Menschen Leib aufgegangen, so man nur denselben darauf schmiert, zieht er das Gift heraus und läßt es nicht zum Herzen gehen.

Der Speichel heilet den Schnitt oder Biß in den Fingern.

Wenn man in einen Finger gebissen wird oder sich geschnitten hat, sauge das Blut behend heraus, wasche es mit dem Speichel wohl ab und verbinde es mit einem reinen Tüchlein, so wird es heilen.

Der Speichel heilet den Schlag mit der flachen Hand.

Plinius sagt: Wenn einer einen andern mit der flachen Hand geschlagen, so soll er in die flache Hand speien, so werde der Schlag dem Geschlagenen nicht schaden.

[77]

Der Speichel ziehet die Hunde an sich.

Will man einen Hund an sich gewöhnen, so speie einer ihm öfters in den Mund, so wird er nicht leicht von ihm laufen.

Wann die güldene Ader zu stark gehet,

So bestreiche den Ort mit dem Rotz aus der Nase.

Schweiß zu Beförderung der Geburt.

Wenn ein gebährendes Weib ihres Manns Hemd anthut, darin er geschwitzt hat, pflegt es die Geburt, wie auch das Mutterweh, zu erleichtern.

Muttermilch zu vertreiben.

Die lege ihres Manns schweißlichte Strümpfe auf die Brüste, so vergeht die Milch.

Vor Feigwarzen.

Der Todesschweiß hat eine wunderbare Kraft, die Feigwarzen (haemorrhoides) und andere Gewächse als Warzen und dergleichen zu vertreiben.

Hunde an sich zu gewöhnen.

Ein Stück Brod unter die Arme gelegt, daß es vom Schweiß angefüllt wird, einem Hund zu essen gegeben, alsdann wird derselbe einen steten Geleiter geben.

[78] Würme mit Würmen zu vertreiben.

Oft sehen wir den Kranken Würmer aus dem Munde kriechen, welches vor ein gewisses Anzeichen des Todes will gehalten werden, wiewohl man auch Exempel hat, daß der Kranke nach deren Ausgang wieder genesen ist.

Einen vom Menschen ausgegangenen Wurm im feurigen Tiegel pulverisirt, mit Wein, Bier oder Brühe getrunken, vertreibt alsbald die im Leib noch übrigen Würmer.

Nägel an Händen und Füßen abgeschnitten, retten vom Fieber.

Einem Febricitanten oder andern Kranken die Nägel an Händen und Füßen abgeschnitten, einem Krebs oder Grabben angebunden und ins fließende Wasser geworfen, verursacht große Linderung. Die Ursache ist, weil die Sehnen anfänglich aus dem Gehirn und folgends aus dem Rückgrath entspringen und daselbst an den äußersten Enden der Nägel müssen wiederkehren. Gleichwie man sieht die Sonnenstrahlen, da die Reflexion an dem Ort, den sie anscheinen und zurückgehen, es am allerwärmsten machen, daher entspringt die Raison der Nägelmale, daß darin ein großes Geheimniß verborgen sey.

Der Nägel Nutzen in der Wassersucht.

Daher haben die Nägel ihren Nutzen: Sie purgiren, wenn man sie einem Wassersüchtigen [79] auf den Nabel bindet, müssen aber über eine Stunde lang nicht darauf gelassen werden, sonst ist die Wirkung zu stark.

Warnung, daß man die Nägel beobachten solle.

Man soll die Nägel wohl verwahren, damit sie nicht in eines bösen Menschen Hände gerathen, welche einem damit die Schwindsucht an den Hals hängen und gar den Tod verursachen können.

Nägel befördern das Erbrechen.

Von den Nägeln der Daumen in einen Löffel geschabt und eingetrunken, befördert das Erbrechen. Ist eine bäurische Arznei.

Nüchternen Speichel

in die fließenden oder dunklen Augen gethan, läutert dieselben.

Vor den Bruch, Ramex genannt.

In welchem das Eingeweide in den Scrotum fällt, mit Speichel oft bestrichen, nimmt die Härtigkeit hinweg.

Ob ein Kranker genesen oder sterben werde?

Nimm Weibermilch, so einen Knaben säugt, und des Kranken Harn, mische selbiges untereinander. Lauft die Milch zusammen, so wird er gesund, wo nicht, so stirbt er.

[80] Weibermilch-Nutzen.

Die Weibermilch ist ein nützlicher Auswurf, ja eine Verwandlung des rothen Bluts von den Brüsten ins Weiße, zur süßen Nahrung der Kinder; ist auch sonst gut den Schwindsüchtigen und wider die Hectica und kaltes Fieber. Milch in die Augen gespritzt, reinigt dieselben. Was die aus dieser Milch gemachte Butter vor große Tugenden zur Vertreibung der Hitze in den Augen, der Masern- oder Blatterflecken, zur Schwindsucht und andern habe, ist den Medicis, auch verständigen Frauen, bekannt, daß sie ein köstliches Ophthalmicum sey.

Frauenmilch, so einem die Liebe zu essen gegeben.

Ein Glas voll Frauenmilch ausgetrunken, so kommt das Verlorne wieder zurecht.

Frauenmilch vor das Fieber.

Wenn man einer Frau, die einen Knaben säugt, drei Tröpflein Milch heimlich in ein Ei thut und solches den Febricitanten, bevor ihn das Fieber ankommt, warm ausessen läßt, so wird er von allerhand Fiebern erledigt.

Frauenmilch vertreibt die große Hitze der Ohren.

Die Milch einer Frau mit ein wenig Opio in die Ohren geträuft, vertreibt derselben große [81] und unleidliche aus Hitz entstandenen Schmerzen gleichsam in einem Augenblick.

Die Milch einer säugenden Frau zu vertreiben.

Wenn eine säugende Frau ihr Kind von den Brüsten abgewöhnen will, so melke sie die Milch auf glühende Kohlen, so wird sie sich alsbald verlaufen.

4. Kapitel

Viertes Kapitel.
Von allerhand Thiere Koth: Fast aller vierfüßigen Thiere Koth hat wegen des vielen salpetrischen Salzes gute Wirkung.
Hundskoth stopft den Blutfluß, rothe Ruhr.

Gib einem Hund drei Tage lang nichts anders zu nagen als Beine, hebe den Koth auf und dörre ihn; nimm die Stein, so im Wasser liegen, laß sie bei einem guten Feuer wohl heiß werden, wirf sie alsdann in einen Hafen mit Milch, darnach rühre ein wenig getrockneten Hundskoth darunter, gibs einem, der die rothe Ruhr oder den Blutfluß hat, zu trinken, es hat vielen Tausenden geholfen.

[82] Kühkoth dienet wider die Schmerzen des Podagra.

Lege warmen Kühkoth auf die schmerzenden Glieder des Podagra, es lindert die Schmerzen.

Vor Entzündung der Gemächte.

Röste frischen Kühkoth in einem Pfännlein und lege solchen warm auf die Entzündung der Gemäche.

Auf die Geschwulst eines Wassersüchtigen

Kühkoth warm aufgelegt, hilft.

Wen eine Biene oder Wespe gestochen,

der schlage alsbald Kühkoth darauf, es stillt sogleich die Schmerzen.

Vor Warzen.

Regenwasser auf Kühkoth gethan, die Warzen damit bestrichen, bis sie hinweggehen. Es hilft und ist bewährt.

Vor das Grimmen.

Frischen Kühkoth durchgedruckt oder gedörrt in einer Brühe eingenommen, heilt das Bauch-Grimmen.

Wider den Nierenstein.

Koth von einem 3jährigen Rind distillirt und [83] von dem Wasser eingenommen, zerbricht den Stein in des Menschen Nieren.

Pferdsfeige vor die Gelbsucht.

Presse sie ganz warm durch ein Tüchlein, thue in diesen Saft einen Löffel voll Rosenwasser und ein wenig Wasser und Zimmt, ist sehr gut vor die Gelbsucht.

Pferdemist vor die Kolik.

Den Mist von einem schwatzen Pferd in einem Tüchlein ausgedrückt und in einem Glas blanken Weins eingenommen, vertreibt die Kolik, daß sie sobald nicht wieder kommt.

Vor den Brand.

Frischen Pferdsmist in einer Pfanne mit Schweineschmeer geröstet, den Saft in einer Presse durch ein Tuch gedrückt, mit diesem Saft den verbrannten Ort gesalbt und ein Papier darauf gelegt, heilt den Brand.

Vor die Brüch am Gemächte.

Nimm Pferdsmist von einem Hengst, ungefähr eine Unze; von der Wurzel des Fahrenkrauts (Filix mas) zu Pulver gemacht eine Unze, Gummi Armoniac eine Unze, thue das alles in Essig sieden, darnach mache ein Pflaster daraus und legs über den Bruch, welcher mit einem Bruchband steif zugebunden werden soll.

[84] Frischen Pferdekoth

in den Hamen oder Netz gethan, ins Wasser gehängt, so versammeln sich die Fische darin.

Säukoth dienet wider das Blutauswerfen.

Man pflegt insgemein zu sagen: Es sey am Schwein alles gut, außer der Koth. Nun ist nichts köstlichers am Schwein als der Koth. Nimm eine gute Hand voll Sänkoth und so viel Blut eines Kranken, ein wenig frischer Butter hinzu gethan, gibs demjenigen, so oft und viel Blut auswirft, zu essen, es hilft sobald.

Frischen Eselskoth

in einem Mörser gestoßen, in einer Presse durch ein grobes leinenes Tuch ausgedruckt, einen Löffel voll mit noch einmal soviel Wegrichsyrup eingenommen, ist ein fürtreffliches Mittel vor eine blutende Person, an welchem Ort es sey.

Hammelskoth vor die Urschlechten und Rödlein.

Nimm frischen Hammelkoth, mische ihn wohl unter ein Glas spanischen Wein, und wenn es in einer gebührlichen Dicke ist, gibs dem Kranken zu trinken und halte ihn warm im Bett, daß er schwitze, das wird gewiß die Urschlechten und rothen Flecken oder Rödlein heraustreiben und gar bald heilen.

[85] Geißdreck vor das Bettbrunzen,

zu Pulver gebrannt und davon etwas in einem Glas Wasser ausgetrunken, so wird man des Nachts trocken liegen.

Gänsekoth ist vor die Gelbsucht,

wenn man alle Morgen ein Quintlein in weißem Wein eintrinkt, 8 Tage lang continuirt, ist es ein gewisses Kunststücklein vor die Gelbsucht. Man kann den Koth mit Bisam, Ambra und Perlen bereiten, damit man meine, es sey die köstlichste Specerei. Item, fünf Gaisbohnen in 2 Finger weißen Wein zerrieben, einem Gelbsüchtigen eingegeben. Es hilft. Gänsekoth auf einem Hafendeckel gedörrt und gestoßen, nimm des Pulvers 3 Morgen nacheinander soviel man zwischen 3 Fingern heben kann, ein.

Eisen aus einer Wunde zu bringen.

Gänsekoth von einem Ganser Abends und Morgens auf eine Wunde gelegt, darin Eisen steckt, so kommt das Eisen vor das Loch, daß mans mit den Fingern herausnehmen kann.

Hühnerkoth

führt den Gift durch Erbrechen aus.

Hühnermist

einem schwatzen Pferd an die Stirn (oder wo [86] man weiße Zeichen haben will) gebunden, verursacht des Morgens ein weißes Zeichen zu sehen.

Hühnermist

in Wasser gekocht, die grindigen Hände so warm als mans leiden kann darein gehalten, heilet die Krätz.

Pfauenmist für die fallende Sucht oder Convulsiones.

Rec. Pfauenmist zu Pulver gemacht und gib davon dem Kranken soviel dessen auf ein halb Kopfstück liegen kann, des Morgens nüchtern in Cichorienwasser ein.


Dergleichen Kuren meldet man insgemein von aller Thiere Koth und Unreinigkeiten, welche, wofern es nicht der Gesundheit halber geschehen, ein ehrlicher Mann es seinem Hund nicht eingeben sollte. Davon Asclepiades mit dem Zunamen Pharmaceon ganze Bücher voll geschrieben und Galenus hat ein Kapitel seines Buchs von den einfältigen Arzneimitteln genannt: Mist und Koth. Welches vielleicht die Ursach war, daß Aristophanes den Aesculapium nannte Coprohagon, weil er nicht allein Menschenkoth kostete, dabei die Beschaffenheit schwerer Krankheit zu erkennen, (welches man auch von dem Hippocrate meldet, daß er es ebenmäßig gethan), sondern gab auch denselben Andern anstatt der Arznei.

[87]

Noch andere Mittel, zu kuriren.

Ein gedörrtes Wolfsherz als ein Pulver einer Mannsperson, welcher die schwere Noth hat, eingegeben, ist es aber eine Frau, so nehme das Herz einer Wölfin.

Seinen Koth oder Mist zu Pulver gemacht und eines Quintleins schwer mit ein wenig Pfeffer und Salz in Malvasier gebraucht, ist wider das Grimmen das allerbewährteste Mittel.

Wolfsleber

ist den Schwindsüchtigen gar bequem.

Wolfsaug

bei sich getragen, benimmt den Menschen allen Schlaf.

Den Pensel oder Glied von einem Hirsch

eines Fingerglieds lang abgeschnitten, in kleine dünne Scheiblein, in einem reinen Tiegel aufs Kohlfeuer gesetzt, die Scheibchen wohl braten und rösten lassen, daß sie braun werden aber nicht verbrennen, zu Pulver gestoßen; einem der die rothe Ruhr hat, in warmem Bier zu trinken gegeben, hilft.

In eines schwarzen Hunds Herz

mitten einen Hundszahn gesteckt, in die linke Hand gehalten, so werden alle Hunde, wo du zugegen bist, stillschweigen.

[88] Hundshirn

mit ein wenig Wolle über den Bruch gelegt, heilt denselben in wenig Tagen.

Hasenhaar

auf eine blutige Wunde gelegt, stillt das Bluten alsbald.

Hasenhaar

einem Wassersüchtigen oder der das Gries hat, zu trinken gegeben, geneßt er auf sichere Weise.

Vor die schwere Krankheit

schreibt Oswald Gabelhofer in seinem Arzneibuch dieses: Nimm von den vordern Füßen eines Hafen, von jedem Fuß das mittelste Beinlein oder Kläulein, stoß es klein, gib es dem Kranken zu trinken mit Maienblümlein- oder schwarz Kirschenwasser.

Ein anders, wenn sonst nichts helfen will.

Rec. Ein ganzes Herz vom Wolf, pulverisirs, gibs zu dreimalen ein. Er wird zwar sehr schwach davon, als ob er sterben wollte, es schadet aber nichts.


Oder:


Rec. Von einem jungen Hund am neunten Tag, so er anfangen will zu sehen, für einen Mann von einem Rüdlein, für eine Weibsperson [89] von einer Hündin, die Leber, dörre und pulvere sie, gibs einem alten Menschen ganz, einem jungen Kind halb, denn wenn sie pulverisirt wird, so wiegt sie nicht über 1 Quintlein.

Gegen Diarhœm und Dysenteriam.

ist ein bewährtes Mittel, wenn man einen lebendigen Hafen abthut, ein leinenes Tüchlein darin netzt, abdörrt, dem Patienten ins Trinken hängt und darüber trinken läßt.

Hasenhirn

Den Kindern das entzündete Zahnfleisch mit Hasenhirn gerieben, vertreibt die Entzündung und macht die Zähne bald wachsen. Oder:

Die Zähne ohne einigen Schmerzen den Kindern hervorkommen zu machen.

Nimm einen gesottenen oder gebratenen Hasenkopf, thue das Hirn daraus, solches vermische mit Honig und Butter und bestreiche des Kindes Zahnfleisch oftmals damit.

Gib einem Knaben, der stets in das Bett oder die Hosen harnt, Hasenhirn in rothem Wein Abends zu trinken ein, wenn er zu Bett gehen will.

Auch soll dieses vor Bettseichen eine gewisse Kur seyn.

Man schlachte ein Schwein, ist die Person [90] ein Mannsbild, so muß es ein Hacksch oder Masculus, ist es aber ein Weibsbild, eine Saue, Foemella, seyn. Nimm hievon die Pudenda, und lasse den Fleischer daraus eine Bratwurst machen, gib solche der Person zu essen, daß sie nicht weiß, woraus sie gemacht, sondern solchergestalt, als wenn es sonst eine Bratwurst wäre, so vergeht dieses Uebel und thut es hernach nicht mehr.

Schweinszahn wider die Bräune und Seitenstechen.

Das Schweinszahn-Pulver mit Leinöl vermischt und das Halsgeschwär vermittelst eines Federleins damit bestrichen, so verschwindet diese Krankheit, wie Arnold und Avicenna schreiben.

Im Seitenstechen ist dessen Tugend nicht geringer, darum mischen die Aerzte besagtes Pulver mit Syrup, Latwergen, weil sie wissen, daß es sowohl durch verborgene als offenbare Eigenschaften wirke und nützlich sey, indem es trocknet und dünn macht. Mit Katzenhirn einen entzündeten Hals, oder die Bräune genannt, geschmiert, hilft.

Den Säugammen die Milch zu vermehren.

Die Kühklauen von den vordern Füßen abgestreift, gebrannt und zu einem reinen Pulver gestoßen, vermehren den Säugammen die Milch, wenn man ihnen dieses Pulver in einer Suppe, Wein oder anständigen Brühe eingibt. Eben [91] dieses Pulver auf Kohlen geworfen, tödtet und vertreibt die Mäuse, aus Erfahrung eines Hispaniers.

Die Nachgeburt fortzutreiben.

Die Pferdgeilen (Testiculi) haben eine wunderbare Macht. Man nimmt die Geile von verschnittenen Pferden, zerschneide sie in kleine Stücke und trocknet sie auf einem Ofen. Dessen Pulver nimmt man, soviel man zwischen drei Fingern fassen kann, in einer Brüh und wiederholt solches 2 oder 3mal, wo es vonnöthen.

Wider die Hirnwüthigkeit, Toben oder Tollheit.

Nehme eine schwarze Henne, reiße dieselbe entzwei, leg sie also warm auf den Kopf. 3 Stunden lang liegend, zieht sie das Gift an sich.

Man gebraucht auch die Lunge gar warm aus einem Lamm oder Kalb eilend geschnitten und aufgebunden, wie mit der Henne.

Wenn ein Mensch die schwere Noth oder hinfallende Krankheit bekommt,

soll man eine Henne würgen und ihm die Gall zu trinken geben, so wird ihn diese Krankheit nimmer angreifen. Ist es ein saugendes Kind, soll man die Arznei der Mutter oder Säugamme geben. Item, eine Gall von einem jungen Hund mit Lindenblühewasser getrunken und an den Hals drei Regenwürmer gehängt, wie [92] man sie in den wilden Gartenhäuptern findet, sind beide gewiß vor die schwere Noth.

Einer weißen Hennen Blut

in ein sinniges Angesicht gestrichen und trocknen lassen, löscht alle Flecken ab.

Eine Turteltaube

verwunde unter dem Flügel und gebe dem Kranken, der den Schlag hat, 3 Tropfen von dem Blut in Lindenblühwasser zu trinken. Laß die Taube bei ihm herumgehen, bleibt sie beim Leben, so ists ein gutes Zeichen, stirbt sie, so folgt er auch nach.

Wider das viertägige Fieber

Dörre einen Guckuck mit allem, wie er ist im Maimonat, pulverisire ihn, thue davon eine Messerspitze voll in rothen Wein, soll probirt seyn. Deßgleichen Heuschrecken an Hals gehängt, sollen das viertägige Fieber vertreiben.

Die Augen einer Krähen

hinten an Hals gehängt, erhält nicht allein das Gesicht, sondern stärkt das blöde Gesicht gewaltig, und vertreibt alle Gebrechen. Probatum.

Schwalbenaug

ins Bett gelegt, so kann man schlafen, bis mans wieder hinwegnimmt.

[93] Reiße einer jungen Schwalbe

den Kopf ab, fange das Blut auf, thue weißen Weihrauch dazu, reib es, zusammen, bis es dick wird als Hefe, mache Küchlein daraus einer Bohnen groß, und gebe es einem, der die schwere Noth hat, drei Tage nacheinander ein. Man pflegt auch den Kindern Peonienkörner an den Hals und Hände zu hängen.

Wider das Zahnweh

ist ein wunderbares Mittel das Knöchlein aus dem rechten vordern Fuß einer Kröte, welches das Zahnweh mit bloßer Berührung des Zahns alsbald stillt.

Einer Kröten Herz

unter die linke Brust eines Weibs gesteckt, nöthigt sie, alle Heimlichkeiten zu offenbaren.

Eine Schlangenzung

mit Knoblauch in einen jeden Schuh gethan, auch Knoblauch gegessen, macht den Feind verzagt und laufend. Wenn ein krankes Vieh über eine Schlangenzung trinkt, wird es gesund.

Von drei Hechten

nehme die Herzen, lege sie über eine halbe Stund in guten scharfen Essig und esse sie also roh, vertreibt allerlei Fieber. Hat vielen geholfen.

[94] Eier vor das viertägige Fieber.

Nimm einen frischen Dotter vom Ei, laß ihn in einem Glas Wein zergehen und gib es dem Kranken im Anfang, wenn ihn die Kälte anstößt.

Vor die Hectica oder Schwindsucht.

Nimm ein Ei, so frisch gelegt und warm von der Henne kommt, trinks aus und faste zwei Stunden darauf. Etliche thun in das Ei weißen Zucker und zweimal soviel Salz als man sonst in das Ei thut, trinks aus und dieses etlichmal nacheinander.

Daß die Hunde nicht bellen können.

Ein Aug von einem schwatzen Hund genommen, weil er noch lebt und bei sich getragen. Oder das Herz mitten in einen Hundszahn gesteckt. Oder aber, welches noch schwerer ist, wenn man ein Aug oder Herz von einem Wolf bei sich trägt; oder die Zunge von einem Hund im Schuh unter der großen Zehe getragen. Item, den Schweif, so einem jungen Wieselein abgeschnitten worden, am Fuß getragen, dieses alles verursacht, daß die Hunde nicht bellen können.

Das rechte Aug von einem Wiesel in einen Ring eingefaßt, soll die Kraft haben von derjenigen Bezauberung zu befreien, welche durch die Augen geschieht. Und wer ein Wolfs- oder Menschenauge bei sich trägt, den soll kein Anderer [95] widrig ansehen können. Trägt man aber ihre Zungen bei sich, so sollen einem der widerwärtigen Leute üble Nachreden nicht schaden. Wenn Hühnermägen vor der Mahlzeit gegessen werden, ob sie gleich übel zu verdauen, stärken sie doch den Magen.

Das Herz von einem Affen

ist gut fürs Herzklopfen und mehrt die Herzhaftigkeit, so ihren Sitz auch im Herzen hat.

Die natürliche Ruthe von einem Wolfe

gebraten und klein geschnitten, eingenommen, soll das eheliche Werk befördern, wenn es dabei an Kräften ermangeln will.

Die Bärmutter von einem Hafen

dient zur Fruchtbarkeit. Daher kann von den Geburtsgliedern der Hafen, wie auch dem Lab oder Renn derselben, zwar Manns- und Weibspersonen gegeben werden. Doch wenn man will, daß eine Frau befruchtet werden soll, so soll man derselben von einem Weiblein und für einen Mann von einem Männlein gebrauchen.

Wenn man von einem Geyer die Haut des rechten Fußes einem der das Podagra und Zipperlein hat, auf den rechten und von dem linken auf den linken Fuß legt, soll dasselbe die Schmerzen stillen. Ja ein jedes Glied soll zu seinesgleichen gut seyn.

[96] Ebergeil wider die Unfruchtbarkeit.

Es sey der Mangel an welchem es wolle, so ist doch des Democriti Meinung, es sollen Beide der Mann und die Frau etliche Morgen nacheinander des Pulvers von einem gedörrten Ebergeilen in der Brüh eines alten Hahnen einnehmen, mit der Vertröstung, daß sie sich darauf bald werden fruchtbar befinden. Probatum.

Vor die Kolik.

Gedörrter und zu Pulver klein gestoßener Mausdreck, 50 Gran schwer, in 2 Löffel voll Zimmtwasser und ein wenig Zucker eingegeben, stillt die Kolik so geschwind, daß man es kaum glauben sollte. Probatum.

Ausgetrockneten Kühmist oder den Saft daraus Jemand unwissend eingegeben, ist wider die Kolik.

Vor die Kolik.

Trinke Aalenblut mit Krausemünzenwasser vermischt, 3 Tage nacheinander Morgens und Abends, er wird sich wohl befinden.

Schwere Noth oder hinfallende Sucht.

Sobald ein Kind zur Welt kommt, bevor es etwas anders genossen, gib dem Kind mit der säugenden Milch einen halben Scrupel Corallenpulver ein, so wird versichert, daß es Zeit seines Lebens mit der Epilepsie nicht befallen werde.

[97] Den Fluxum sanguinis menstrui zu stillen.

Nehme eine Kröte und binde sie einem Weib, die den Fluß hat, mit einer kleinen Binde an den Hals, so wird sie in kurzer Zeit davon befreit werden.

Vor das Gift, womit einem Menschen sollte vergeben werden.

Nimm eine Kröte, reiße sie auf, sie soll zwei Lebern haben, dieselbe lege in einen Ameisenhaufen, backe sie klein und gib sie dem Kranken heimlich in einer Suppe zu essen ein, so wird er, wenn ihm auch auf den Tod Gift wäre beigebracht worden, davon befreit.

5. Kapitel

Fünftes Kapitel.
Wie man eine Krankheit vermittelst des Menschenblut, Urin oder anderer Auswürfe in ein Thier, Baum oder Pflanze versetzen könne?

Die Chymisten wissen viel zu sagen, wie man das Animalische in das Vegetabilische und Mineralische:[98] Das Vegetabilische in das Mineralische und Animalische: Das Mineralische aber in das Animalische und Vegetabilische, durch die Feuerkunst eines Metalls in das andere verwandeln könne, weil alle Metalle aus einem eigenen und gleichförmigen Samen ihren Ursprung nehmen, daraus doch ein jegliches auf seinen Unterschied wächst und das gewachsene Metall also wohl in sein ursprüngliches Wesen durch die Kunst wieder gebracht werden kann, auf die Art, als wie man auf einen wilden Stamm ein zartes Aestlein eines lieblichen Obstbaums propset, derselbe Stock trägt, wider seine Eigenschaft, eine fremde Frucht, nährt und treibt dieselbe aus seinem Saft auf, daß dieselbe zeitig wird und ihre Blüthe, Geruch und Geschmack unverändert behält.

Von etlicher Thiere langem Leben.

Die Natur offenbart vielen Thieren große Geheimnisse, wodurch sie das Alter erreichen können. Denn wie man sagt, verjüngt sich der Hirsch durch die Schlangen, wenn er nämlich des Alters Last fühlt, zieht er mit seinem Odem die Schlangen aus ihren Löchern, und nachdem er des Gifts Kraft überwunden, ersetzt er seine Kräfte dadurch. Selbst die Schlangen, wenn sie den Winter über in ihren Höhlen das Gesicht verloren, reiben gleich im Frühling ihre Augen mit Fenchel, essen auch selben, wodurch sie ihr Gesicht nieder bekommen und selbiges [99] schärfen, werfen den alten Balg von sich und werden wieder verjüngt.

Etliche Thiere leben viele Jahre, als die Elephanten leben 140 Jahre und erreichen also zwei Mannsalter. Die Hirsche leben 200, die Kameele leben bei 100, die Raben und Raubvögel 200 Jahre. Ein Hecht gelangt zu einem hohen Alter, wie denn Lehmann eines Hechts gedenkt, der 267 Jahre alt gewesen.


Wie man der Thiere Art in die Menschen pflanzen könne? auch wie dieselbe zur Gesundheit dienen?


Von etlicher Thiere langem Leben oder deren Eigenschaft haben viele weise Männer die Lebensverlängerung in den Menschen gleichfalls gesucht; denn sie sagten, daß selbiges durch dergleichen Thiere Fleisch, wenn man selbiges esse, geschehen könnte und schlossen billig, daß eine dichte und große Nahrung lang ernährte und von Krankheiten befreite. Wie es dann von dem Hirsch gesagt ist, daß er sein Alter vor andern Thieren hoch bringen könne, welcher insonderheit seinen Magen mit den gesundesten Kräutern anzufüllen pflegt. Daher hält man dafür, daß das Fleisch von einem jungen Hirsch das Leben verlängern soll. Ich habe einen vornehmen alten Herrn gekannt, derselbe ließ sich das in einer gefällten Hindin gefundene Junge in einer Pastete (damit die Kraft darin bleiben möchte) zubereiten, und aß mit großem Appetit [100] etliche Mahlzeiten davon. Die Ursache dessen muß genommen werden aus dem allerverborgensten Geheimniß der Natur, das ist, von der Transplantation, Verpflanzung und Durchwanderung, die von dem allgemeinen Weltgeist in eines oder mehr unterschiedene Körper geschehe und verrichtet wird. Plinius erzählt, er hätte etliche Fürstinnen gekannt, welche, weil sie täglich Hirschfleisch gegessen, sich von den Fiebern befreit hätten.

Ein edles und bewährtes Pulver vor den Sand und Stein.

Rec. Einen lebendigen jungen Hafen in einem großen Hafen wohl vermacht, daß kein Dunst daraus mag, in einen Ofen gesetzt und zu Pulver gebrannt, solches Pulver hernach sein klein gestoßen und durchgeführt. Einer erwachsenen Person 1 Loth, einer halb erwachsenen Person aber ein halbes Loth nüchtern 2 Stunden vor Tags eingeben, und darauf 2 oder 3 Stunden gefastet, so wirst du wunderliche Wirkung sehen, ist probirt. Magst wohl das gebrannte Pulver mit Zucker und andern wohlriechenden Dingen süß machen, damit es desto lieblicher einzunehmen ist. Probatum.

Gaismilch vor die Schwindsucht.

Es ist bekannt, daß die Gais- oder Ziegenmilch oder die davon abgesottene Molke den [101] Schwindsüchtigen vorträglich und gesund sey. Die Milch wird desto kräftiger wirken, wenn man der Ziege dergleichen dienliche Kräuter zu essen gibt.

Arznei der Hennen gegeben, wirket bei dem Menschen im Gebrauch.

Wenn ein Kranker einen Eckel zur Arznei hat, so vermische man selbige Arznei in Mehlküchlein und gebe es einer Henne zu essen, würge sie hernach ab und laß den Kranken essen, so wird es eben soviel wirken, als die Arznei selbst. Was die Speisen für eine Wirkung haben, wollen wir an einer Henne fürstellen. Es bezeugt Franciskus Wendlerus, daß er eine Henne innerhalb Monatszeit auf eine sonderbare Weise gemästet hätte, deren Fleisch als er sie abgethan, so weiß als Silber und inwendig schön grün gewesen sey. In ihrem Eierstock, sagt Happel, hätte man unzählig viel große und kleine Eier gefunden, welche so schön gewesen, als wenn sie durch einen Künstler mit sonderbarem Fleiß aus Silber verfertigt worden.

Gleichwie aber diese Henne durch Einschlucken vielen Buchsilbers also zugerichtet worden, also hätte ein anderer vornehmer Mann dieses Stücklein an einer andern Henne mit dem Buch- oder Blättergold probirt, selbige hätte er, nachdem sie etwa vier Bücher selbigen Goldes eingeschluckt, abthun lassen und sie inwendig wunderschön und rein befunden. An der Brust hatte sie drei Lilien [102] von purem Gold so natürlich gehabt, als wenn sie von einem Maler dahingesetzt worden.

Vermittelst magnetischer Eigenschaft kann man eine Krankheit durch des Kranken Blut, Urin oder andere Auswürfe in ein Thier, Baum oder Pflanze einsetzen oder einpflanzen, welches ein großes Geheimniß der Natur ist und durch den Gebrauch bewährt worden.

Es sind aber verschiedene Gattungen der Einpflanzung der Krankheiten.

Die erste Art der Einpflanzung sollte zwar seyn von einem Menschen in den andern, gleichwie sich der Aussatz des Naamans in den Gehasi gezogen; dürfen aber wegen des Mißbrauchs davon nichts melden.

Der in der Arzneikunst hocherfahrne Dr. Doäus, Hochf. Hessischer Leib-Medicus, mein großer Freund, erzählt in der 131. Observation eine versuchte Transfusion des Bluts zweier Hunde, und sagt, einer wäre alt, ganz schäbicht und wollte bald verenden, der andere dagegen aber war jung, frisch und fett gewesen. Beiden schlug man die Adern und ließ aus dem jungen Hund das frische Blut in den kranken einlaufen, da dann der junge alsbald gestorben, dem alten aber hätte man die Adern verbunden und ihm zu fressen gegeben, also wäre er über ein paar Tage gar nicht mehr schäbicht, sondern hübsch, frisch und wohl bei Leib erschienen. Jedoch hält Herr Doläus dafür, er wolle aus diesem Exempel [103] nicht wohl schließen, daß man dergleichen Kur auch an den Menschen mit ebenso glücklichen Erfolg verrichten sollte, mit angeführten Exempeln zum Abschrecken.

Die Kräfte eines Reisenden zu Fuß zu vermehren.

Daß man aber einem Andern seine Kräfte benehmen und sich selbige zueignen könne, daran ist kein Zweifel, gleichwie die Fuhrleute mit dem zur rechten Zeit gebrochenen Chamaeleonte nigro oder Eberwurz die Kräfte andern Pferden benehmen und den ihrigen beibringen, daß sie im Laufen schneller und im Zug stärker als andere sind. Wenn aber das andere Pferd gedachte Wurzel an sich hängen hat, so behält es seine Kräfte, weil das Gleiche mit seiner an sich zichenden Kraft nicht handelt wider Seinesgleichen. Ein Reisender esse in Speisen oder auch roh Knoblauch, kann ihn auch bei sich tragen, allein seine Gefährten müssen es gleich also machen, sonst nehmen ihre Kräfte ab und können andern die Knoblauch gegessen, nicht gleich gehen. Staricius erzählt, wie man einem Roß seine Stärke natürlicherweise benehmen und einem Menschen einpflanzen könne. Auch meldet Lupus, wie man fruchtbarer Leute Kraft, Kinder zu erzeugen, einem andern unfruchtbaren Menschen zueignen könne, welches für hohe Standspersonen bei befürchtendem Abgang ihres Geschlechts ein großes Kleinod wäre.

[104] Die andere Art der Krankheiten Fortpflanzung ist in die Thiere. Es ist aber bei den natürlichen Wunderstücken dieser Lehrsatz zu beobachten, daß wenn man etwas von den Thieren gebrauchen will, man solches bei ihrem Leben von ihnen nehmen soll, welches um soviel besser ist, wenn sie zugleich auch bei Leben verbleiben, denn wenn das Thier erstirbt, so nimmt auch dieselbe Kraft ab. Und wenn man aus einem Thier die Zunge, Augen etc. nimmt, soll man es laufen lassen oder ins Wasser werfen. Wir wollen aus bewährten Medicis, ohne die vorher erzählten, einige andere sympathische Kunststücklein eröffnen, vermittelst derselben man das Podagra, auch andere Krankheiten entweder in die Thiere, Bäume oder Pflanzen versetzen kann.

Das Podagra in junge Hündlein zu pflanzen.

Unter den Dingen, die da natürliche Wärme mehren oder wieder erneuern helfen, dazu die Schmerzen lindern, sind gut die jungen Hündlein, so von einer Farbe, wegen der gleichmäßigen Complexion und gleichmäßigen natürlichen Wärme, die nichts sprengliches an sich haben, denn diese stärken nicht allein die innerliche Wärme, sondern benehmen auch die großen Schmerzen der Glieder, also ist den Gichtbrüchigen an Händen oder Füßen, als den Podagricis oder sonst andern, nichts bewährters die großen Schmerzen zu stillen, als solche junge säugende Hündlein, so man selbige auf die kranken [105] Gliedmaßen legt, so ziehen sie die böse Feuchtigkeit an sich und benehmen durch eine heimliche verzehrende Kraft die Schmerzen. Maßen man beobachtet, daß die Hündlein geschwächt werden und kaum auf den Füßen gehen können.

Es pflegen auch die Gesunden etwa wegen ihres schwachen Magens, wegen ihrer trockenen Natur oder wegen ihres dürren Leibs solche faißte Hündlein über den Leib zu legen.

Der berühmte Engländer Flud erzählt, wie er das Podagra in seinen bei sich schlafenden Hund gepflanzt hätte, daß der Hund zu gewisser Zeit damit gequält worden und wie sein Herr vorhin nicht gehen können.

Ein böhmischer Edelmann, Burggraf genannt, hat sein Zipperlein durch dieses Mittel vertrieben: Er hat ein frisches Stück Rindfleisch in Wein genetzt, auf den Schaden gelegt, es seyen Hände oder Füße, alle 6 Stunden wiederholt und viele feuchte Materie herausziehen lassen. Dieses Fleisch hat er seinem hungrigen Hund vorgeworfen, welcher hierdurch das Podagra bekommen und gehinkt.

Ein Podagrikus soll stets Turteltauben bei sich haben, selbige sollen den Patienten die Schmerzen lindern und das Podagra ordentlich bekommen, daß sie daran sterben.

Vor verschiedene Krankheiten.

Thue das warm aus der Ader kommende Blut in eine Eierschale von einem gebrüteten Ei [106] mit Fleisch vermischt und gebe es einem hungrigen Hund oder Schwein zu essen, so wird die Krankheit aus dem Menschen in das Thier wandern und der Mensch genesen, welches in der Wassersucht, Zipperlein, Gelbsucht und dergleichen Krankheiten mehr versucht worden, wiewohl ich für unbillig halte, daß man einem Schwein, welches von Menschen genossen werden soll, dergleichen beibringt.

Die Wassersucht, Schwindsucht, Aussatz zu heilem.

Wenn man einem Kranken, der die Wassersucht, Schwindsucht oder den Aussatz hat, im Monat Mai die Medianader läßt, selbiges Blut in zwei ledige ausgeblasene Eierschalen künstlich thut, einer Henne 14 Tage unterlegt und hernach einem hungrigen Thier, Hund, Schwein oder Katze zu essen gibt, vertreibt obgenannte Krankheiten, heilt auch die Gelbsucht und andere aus dem Scharbock, von der Cachexia und Wassersucht herrührenden Krankheiten. Wenn sich nun selbige Krankheit in dem Thier ereignet, kann man es erschießen. Man kann es auch mit dem Geblüt eines gesunden Menschen versuchen, um zu sehen, was in dieser Art zu heilen für Geheimnisse verborgen liegen.

Vor das Quartanfieber.

Wenn dir die Haut braust und dich das Fieber ankommen will, so nimm ein warmes Brod, [107] schneide unten am Boden ein rundes Loch und gieß einen Theil Branntwein darein, lege es hernach mit dem Loch auf den Nabel, so warm du es erleiden kannst, laß es darauf liegen, weil das Fieber währt, nimm es alsdann ab und gibs einem Schwein unter ihr Gemenge oder also vor sich zu fressen, so vergeht dir das Fieber.

Vor das langjährige Fieber

soll sonderlich gut seyn, wenn man Haber wohl siedet, in einem Säcklein drei Tage lang dem Febricitanten warm über den Magen legt und hernach einem Schwein zu essen gibt.

Vor das Abnehmen des Leibs, Brust-, Schwind- und Lungensucht.

Nehme ein Ei, darüber werde des Kranken eigener Urin gegossen, daß er zwei Zwerchfinger hoch darüber gehe, laß es hart sieden, ziehe die Schale ab, steche mit einem spitzigen Hölzlein um und um Löcher darin bis auf das Gelbe, laß es wieder in dem übergebliebenen Harn sieden, rühre das Ei immerfort um, solange, bis von dem Urin nichts mehr übrig bleibt, vergrabe es in einen Ameisenhaufen. Und wenn das Ei darin verzehrt ist, wird der halb verdorrte Mensch wiederum zunehmen und sich gleichsam verjüngern. Ist ein in der Natur verborgenes bewährtes Mittel.

[108]

Das Fieber zu vertreiben.

Schneide dem Febricitanten die Nägel an Händen und Füßen ab, binde diese in ein Tüchlein und hänge es einem lebendigen Bachkrebse auf den Rücken, werfe den Krebs in ein fließendes Wasser, so wird das Fieber den Menschen wunderlicher Weise verlassen.

Die dritte Art der Einpflanzung der Krankheit ist in das Federvieh.

Vor die Schwindsucht.

Einige heilen die Schwindsüchtigen mit Lassen des Bluts aus den Armen und geben es einem Hahn zu trinken.

Vor das viertägige Fieber.

Derjenige, so mit dem viertägigen Fieber behaftet ist, lasse seinen Urin in einen neuen Pott, mische ihn mit Roggen- oder Weizenmehl, mache ein Muß daraus und hänge dieses an einen Baum den Vögeln zur Speise, so vergeht das Fieber.

Es sind Etliche, welche die am menschlichen Leib hin und wieder stehende Haare vermischt, in ein frisches Ei einschließen, hart kochen, schälens, zerschneidens und gebens den Vögeln zu essen, so soll das viertägige Fieber vergehen.

Wenn ein Patient keine Arznei einnehmen will, so nimm eben dieselbe Arznei, mache sie mit Mehl an, formire Küchlein daraus, gibs [109] einer Henne zu essen, würge sie ab und gib sie dem Patienten zu essen, so wird die Wirkung der Arznei ebensowohl erfolgen.

Vor die Pest.

Rupfe einen Hahn an der Brust, binde ihn also lebendig mit bloßer Haut auf die Beulen, so zieht er das Gift an sich und der Mensch wird gesund. Den Hahn vergrabe hernach.

Vor das Seitenstechen.

Reiße ein Huhn mitten voneinander, lege es auf die Seiten, vertreibt das Seitenstechen.

Den Schlaf zu befördern.

Reiße eine lebendige Taube entzwei, lege jeden Theil auf eine Fußsohle, es befördert den Schlaf und vertreibt die Hauptschmerzen glücklich.

Die vierte Art der Einpflanzung der Krankheiten ist in die Bäume, maßen man das Geblüt von kranken Menschen und Vieh in Bäume oder deren Wurzeln mit Splittern oder Keilen zu gewissen Zeiten des Mondes, sonderlich wenn derselbe neu geworden, verpflanzt und damit das Zahnweh, Zipperlein und andere Krankheiten mehr vertreibt. Dazu man aber solche Bäume und Orte wählen soll, welche nicht leicht durch Brand oder sonsten Schaden nehmen können, weil die auf dergleichen Art beunruhigten, in den Baum getretenen Geister hernach dem Menschen größere Unruh machen als zuvor.

[110] Eichbäume und Schleedorne werden empfohlen auch wider Zahnweh.

Unter den Bäumen wird der Eichbaum zur Einpflanzung wegen der Dauerhaftigkeit und langsamen Wachsthums rekommendirt, um dieser Ursache willen soll man der 7jährigen Knaben Zähne, bei der Abwechslung in einen Eichbaum verpflanzen, zu Abwendung alles Schadens und Schmerzens der Zähne solange sie leben.

Etliche erwählen hiezu die Wurzel von abwegs stehenden Schleedornen, schneiden aus denselben einen Splitter, stochen die Zähne damit blutig und lassen also den blutigen Splitter wieder in seine Wurzel verwachsen. Oder schneide aus einem jungen Hollunderbaum einen Splitter von obenherabwärts, stichle die Zähne damit, daß es blutet, lege den Splitter wieder unter die aufgelöste Rinde, verbinde sie mit einem rothen Garnfaden etlichemal zusammengedreht, so vergehen die Schmerzen mit dem Verwachsen. Das Angesicht muß er gegen Aufgang der Sonne und sich an die Seite, da er hineinschneidet, gegen Abend kehren.

Das Podagra oder Chiragra zu verpflanzen.

Wer das Podagra oder Chiragra hat, lasse im Frühling durch Schröpfen oder Aderlassen das Blut, thue es in ein irdenes Gefäß, setze ein Weidenbäumlein 3 oder 4 Tage lang hinein, daß es das Blut an sich ziehe; darnach pflanze das Bäumlein, wenn der Mond neu [111] geworden und gieße das übrige Blut um die Erde herum zu des Weidenbäumleins Nahrung, zumal wenn es mit dem geschröpften Blut wiederholt wird, im zunehmenden Mond und zwar zur Frühlingszeit, wenn der meiste Saft des Geblüts von dem Weidenbaum an sich gezogen und das Blut wiederum der Nahrung zugeeignet wird. Oder gieße das Blut in eine vorher aufgeritzte Weide, damit das Blut in die Weide dringe und diese wiederum das Blut als ihre Nahrung an sich ziehe. Also wird der üble Zustand des Geblüts des Podagramisten vom Weidenbaum mit Macht an sich gezogen, wodurch das Böse im Leib je länger desto mehr ausgezogen wird. Auf solche Weise werden die Fieber, die Wassersucht und die Gelbsucht öfters kurirt.

Noch eine andere Manier, das Podagra zu verpflanzen, ist diese: Wenn man an den Füßen und Knieen die Härlein und Nägel abschneidet, in die Mitte eines Eichbaums durch ein gebohrtes Loch thut, mit einem Keil von selbigem Baum fest wieder zumacht und Kühdreck aufs Loch schmiert. Wofern das Podagra nach drei Monden ausbleibt, so ist es gut; wo es sich wieder blicken läßt, so wird der Baum nach magnetischer Kraft zu ziehen zu schwach seyn. Deßwegen soll man in einen andern Eichbaum ein Loch, wie vorhin gesagt, bohren, die ausgebohrten kleinen Spänlein in ein leinenes Säcklein sammeln und die im zugenähten Säcklein gesammelten Spänlein auf den Schmerzen legen, [112] drei Tage vor dem neuen Licht, und in der Stund des neuen Lichts das Säcklein hinwegnehmen, die Spänlein herausnehmen und wieder in das gebohrte Loch thun und es fest zumachen, wie vorhin gesagt. Und wenn das Podagra nach drei Monden wieder kommt, so gebrauche dazu die dritte Kur, nimm die Haar und Nägel des Kranken, binde sie einem Krebs oder Grabben auf den Rücken und werfs in ein fließendes Wasser.

Es bezeugt der berühmte Medikus Rümelius, er hätte mit der ersten Kur viele, mit der ersten und zweiten nicht wenige und mit der dritten noch mehr und zwar ganz verzweifelte Podagramisten kurirt. Er sagt aber dazu, es sey die Kur alsdann bewährt, wenn das Podagra aus schwefelichten Ursachen her entsprossen, die aber salziger vder merkulialischer Natur, bei denen hätte man sich auf diese Kur eben nicht so sehr zu verlassen, sondern müßte andere Mittel gebrauchen.

Vor das Podagra gebrauche dieses.

Wenn das letzte Viertel des Mondes eingetreten ist, den andern Tag hernach, so haue von einer Weiden einen Ast, behaue und richte ihn zu in allem, wie man die jungen Satzweiden zu machen pflegt, laß den Patienten auch an diesem Tag circa locum affectum schröpfen und Köpfe setzen, wie man sonst in dem Podagra zu thun pflegt, stelle dabei einen großen Topf, [113] der über die Hälfte mit des Kranken Urin gefüllt (welchen er einen Tag oder zwei sammeln muß). Thue das Blut in den Köpfen, sobald es ausgezogen, in den Topf zu dem Urin und rühre es wohl untereinander, dieß thue, solang die Köpfe gehen oder Blut geben. Lege alsdann in diesen Topf die Satzweide mit dem Ende, damit sie in die Erde gesetzt wird, laß sie darin liegen bis drei Tage vor dem Neumond, alsdann mach ein Loch in die Erde, etwa so weit, als die Satzweide ist, gieß den Urin mit sammt dem Blut hinein und setze die Satzweide auch darein, beschütte es sachte mit der Erde und laß sie also stehen. Wenn vier Wochen weg sind, abermals drei Tage vor dem Neumond, so schröpfe ihm wieder also, thue das Blut in neuen Urin, mische es wohl und räume ein wenig um die Satzweide, gieß es alsdann auch dazu und das thue über vier Wochen abermals eben wie zuvor, zum drittenmal, so bringst du das Padagra von dem Menschen hinweg und kurirst ihn auch glücklich. Es muß aber dieses um die Zeit geschehen, wenn man sonst junge Weiden zu setzen pflegt und soll der Mond, wenn man dem Patienten schröpft oder die Weide setzt, nicht im Fische seyn.

Dieses wird auch gelobt: Nimm eine gute Hand voll Königkerzenkraut, Kreide, so groß als ein Ei, die Kreide stoße zu Pulver. Koche diese Stücke miteinander in einem Fischtiegel in Wasser, darin die Schmiede das Eisen ablöschen, eine halbe Stunde. alsdann wenn es verschlagen, so [114] setze die Füße hinein, wie in ein anderes Fußbad und bähe sie darin. Hernach mache ein Loch in die Erde, gieß das Wasser sammt dem Kraut und der Kreide darein und scharre es wieder zu, wenn es verwest und verfault, so ist das Podagra hinweg.

Die Brüche zu heilen.

Eben vorgedachter Autor bekräftigt, daß er auf obgesetzte Weise die Brüche geheilt. Er nahm ein frisch gelegtes Ei und rieb mit dem noch warmen Ei gar gelind und oft den Bruch, machte die Schale von einem Eichbaum hinweg, bohrte ein großes gehöriges Loch bis in die Mitte des Baums, legte das Ei darein und machte es mit einem vom Ast selbigen Baums gemachten Block artig wieder zu, sagte den Ausgang genau ab und schmierte es mit Kühmist wohl zu. Alles wie vorhin gedacht, mit beigefügtem Bericht, daß wie das Loch allgemächlich zuwächst, also auch der Bruch sich wieder zusammensetzte. Wäre der Bruch alt, müßte man solches mehr als einmal thun. Wollte der Schaden sich noch nicht zusammenfügen, so solle man dem Patienten die Nägel an Händen und Füßen und die Haare der Scham abschneiden und in ein gebohrtes Loch des Eichbaums thun, wie vorhin gesagt ist. Alsdann saugt oder zieht der Baum die balsamische Gall des Patienten, als seinesgleichen an sich, und macht die Geister der kranken Glieder frisch, lebhaft und wachsend.

[115] Oder wer einen Bruch hat, der gehe in einen Wald, zerspalte (oder laß es einen guten Freund thun) eine junge Eiche, etwa 2 Zoll dick, nahe an der Erde, oben aber um den Anfang der Aeste, binde sie fest zu, damit er nicht ganz spalten und voneinander gehen möge. Laß zwei bei dir habende gute Freunde die gespaltene Eiche voneinander ziehen und krieche der Patient halbnackend durch den Spalten. Darauf binde die Eiche etlichemal stark wieder zusammen, daß die Ritze wieder zusammen wachsen; so wird der Bruch heilen. Es muß aber im Vorjahr geschehen, wenn der Saft in die Bäume kommt, sonst wird die Eiche verdorren.

Man gebraucht allhier kein Wort und ist der Zweck die Ehre Gottes, die aus seinen großen Thaten erscheint, von welchem man billig glaubt, daß er diese Kraft in die Natur fließen lasse, gleichwie er mehrern Kräutern große Gaben verliehen. Wie Helmont im Aufgang der Arzneikunst redet, woselbst er vier Proben und Kuren erzählt, daß vermittelst dieses Durchkriechens ohne Aberglauben die Heilung des verwundeten Unterleibs auf sympathische Weise recht wirklich erfolgt sey, allwo die lebendige Kraft und Eichendunst, dadurch die Eiche wieder zusammenwachsen soll. Denn die Spaltung der Eiche bezeichnet den Bruch und Leibesschaden, gleichwie das Zusammenbinden und wieder Zusammenwachsen des Baums ein Zeichen ist, daß der Bruch wieder zusammenwachsen solle. Und solchergestalt bezeichnet endlich auch das Durchkriechen durch den [116] Schlitz des Baums eine inwendige und durch das Mark gehende Berührung des Leibs. Die Eiche aber hat eine sonderbare Bedeutung des Zusammenwachsens, weil man einen den Gliedern sonderlich dienenden Wundtrank aus dessen Blättern, Rinden u. dgl. kochen kann.

Noch ein anders sympathisches Mittel die Brüche zu heilen, ist dieses: Nimm den Patienten, so einen Bruch hat, führe ihn auf eine Wiese des Morgens gar früh vor Sonnenaufgang drei Tage nach dem Vollmond und wiederum 3 Tage vor dem Neuen; nehme ein Ei, das am grünen Donnerstag gelegt worden (bei Ermanglung dessen nimm ein anderes frisch gelegtes Ei), lege den Patienten auf die Wiesen und lege ihm das Ei auf den Bruch, daß es wohl erwärme. Wenn es wohl warm ist, so bestreiche man den Bruch mit dem Ei dreimal und nehme zuvor einen Stecken oder Pfahl aus dem Zaun und schlage zwischen den Beinen gegen den Bruch ein Loch in die Erde, einer Spannen oder eines halben Arms tief, gegen Sonnenaufgang und lege das Ei also warm in das Loch, verscharre es mit der Erde, welche die Maulwürfe aufgeworfen haben, den Pfahl aber werfe in ein fließendes Wasser, so vergeht der Bruch in kurzer Zeit und kommt nicht mehr wieder.

Vor den Darmbruch.

In einer jungen Weide eröffne die Rinde und schneide ein Stücklein Holz ab, so breit und [117] lang der Riß ist, dadurch der Darm herabfällt, binde es dem Patienten auf den Ort, da der Darm durchfällt, ganz fest, oder mit dem Band fest darauf gedrückt, laß ihn sich damit bemühen, daß es wohl beschwitzt werde, hernach lege das Holz in den Baum an seinen gehörigen Ort, die Rinde wieder darüber gelegt und binde es mit weichen Leinen zu. Wie nun dieses verwächst, also verwächst der Bruch des Menschen. Es muß im abnehmenden Mond geschehen.

Wider die fallende Sucht oder andere Schäden.

Hat einer einen Mangel am Arm oder Bein, oder die fallende Sucht daran, der nehme von selbigem Glied, es sey der Arm oder Fuß, die Nägel und Härlein, schabe auch die Haar von der Haut der Hände oder Füße ab, bohre ein Loch mitten in einen Weidenbaum, thue das Abgeschnittene und Abgeschabte hinein, schlage das Loch mit einem von selbigem Stamm genommenen Keil wieder zu; wenn nämlich der Mond im Zunehmen ist, so wird das abnehmende Glied, gleich dem Baum, grünen und und zunehmen. Man kann es auch in die Wurzel einer Haselstauden thun und mit der Rinde das Loch wieder zumachen und mit Erde bedecken. Man muß aber auf der Gestirn Wirkung Achtung geben, nämlich eines guten Planeten und zuwachsenden Zeichens, als der Zwilling und Saturnus sind.

[118] Vor das Fieber, Wassersucht und andere Krankheiten.

Wenn man die Nägel an Händen und Füßen eines Kranken abschneidet, einem Fische oder Krebs anbindet und in ein fließendes Wasser wirst, soll die Wassersucht, Fieber und alle Krankheiten heilen.

Vor das Zahnweh.

Das Zahnweh zu vertreiben muß man einen Nagel nehmen, damit ein wenig das Zahnfleisch, da der Schmerzen ist, aufheben oder sonst machen, daß ein wenig Blut davon an den Nagel komme; darnach den Nagel in einen Baum schlagen bis an den Knopf, so wird das Zahnweh nimmermehr wiederkommen. Oder nimm einen Splitter von der Wurzel der Schleedornen, steche die Zähne damit blutig und lasse den blutigen Splitter in seiner Wurzel verwachsen.

Vor Arm- oder Gliederschmerzen.

Wer große Schmerzen am Arm oder andern Glied hat, der nehme rothe Corallen, zerstoße dieselbe mit Eichbäumen-Blättern, lege dieses auf den Schaden, wenn es auch ein Geschwär ist; hernach mache Morgens mit einem Bohrer ein Loch in die Wurzel eines Eichbaums, gegen Sonnenaufgang, thue es hinein und schlage einen Spund von selbigen Baumes Ast hinein, so wird der Schmerzen aufhören, und wenn dieses wieder [119] sollte ausgenommen werden, wird der Schmerzen sich abermals ereignen.

Die verlorne Mannheit wieder zu bringen.

Staricius erzählt diese drei Stücke; das erste ist: Kaufe einen Hecht, wie man ihn bieten thut, laß ihm deinen Urin also frisch ins Maul laufen, wirf den Hecht unberedt in ein fließendes Wasser, und gehe du das Wasser hinauf, so wirst du neben deiner Rippe wieder erfreut.

Das andere: Nimm ein frischgelegtes Ei, wenn du es haben kannst noch warm, laß deinen Urin darüber, siede es darin bis auf die Hälfte ein, dann nimm den übriggebliebenen Urin, schütte ihn in ein fließendes Wasser, das Ei aber öffne ein wenig auf und trage es in einen Ameisenhaufen, der großen rothen, wie in Tannenwäldern sind, verscharre es darin. Sobald die Ameisen dasselbe verzehrt und gefressen haben, wird dem nothdürftigen Menschen wieder geholfen seyn.

Das dritte: Schneide dem Impotenti überall an den Orten, wo er am ganzen Leibe Haare hat, etwas davon ab, ingleichen beschneide ihm alle Nägel an Händen und Füßen, thue es alles zusammen in ein Tüchlein, bohre alsdann ein Loch in einen Hollunderbaum und thue das Büschlein darein, vermache das Loch mit einem Zapfen oder Pflocke von Hagedorn, merke aber, daß dieses 3 Tage vor dem Neumond geschehen müsse und soll der Patient nicht gar zu lang [120] mit der Kur warten. Mit diesem, schreibt er, sey Vielen geholfen worden.

Vor die Wassersucht.

Ein Wassersüchtiger lasse am rechten Arm zur Aber, thue das Blut in ein frisch entledigtes Ei, lege es in Mist, daß es verfaule. Mit solcher Fäulniß entspringt die Gesundheit.

Vor die Gelbsucht ist dieses experimentiret.

Gehe am Morgen Früh, ehe die Sonne aufgeht an einen Ort, da ein Wegwartenstock steht, Cichorium zu Latein genannt, grab ihn aus, daß du die Wurzel nicht lädirest oder zerstechest, lasse den Patienten seinen Urin in das Loch abschlagen und setze den Stock wieder darein, scharre die Erde zu und gehe davon, so vergeht sie dir. Oder laß den Patienten auf ein reines leinenes Tuch seinen Urin lassen, hänge das Tuch in die Luft, laß es also trocknen. Wenn er wieder den Harn abschlagen will, so laß es wieder auf das Tuch thun, wie zuvor, trockne es wieder und dieß thue also fort, so wird das Tuch ganz gelb und der Patient wird von der Krankheit liberirt und endlich gesund.

Vor den Scharbock.

Wer den Scharbock an den Zähnen hat, der nehme einen Stichel von einem Weidenbaum-Aestlein, stachle die Zähne fleißig damit und [121] hänge den Zahnstocher in Rauch, so werden mit desselben Austrocknung die Zähne geheilt.

Vor die Warzen.

Wer viel Warzen an den Händen hat, der schmiere dieselben mit einem Stücklein Speck, lege dieses unter die Dachtrauf, so werden die Warzen, wie der Speck verfault, hinwegfallen, welches ein bewährtes Mittel ist.

Vor die Wassersucht.

Ein Wassersüchtiger applicire 7 Krebse eine halbe Stund auf seinen Leib, werfe sie alsdann wieder in ihr voriges Wasser, so sollen sie alles hydropische Wasser mit sich wegführen.

Die Kolik

zu vertreiben, lege eine lebendige Ente dem Patienten auf den Bauch, so wird das Reißen und Wehetage im Leib alsbald nachlassen, die Ente aber wird sterben.

Die Kröpfe oder dicken Hälse in einen Baum zu pflanzen.

Der Kropfige bitte von seinem Freund am Faßtnachtstage ein Stücklein rohes Fleisch, Morgens ganz früh, lasse es sich in den Mund legen, rühre es wohl mit der Zunge herum, stecke solches sodann mit der Zunge in ein vorher gebohrtes Loch eines jungen Weidenbaums, mache [122] das Loch mit dem herausgebohrten Holz wohl wieder zu und gehe davon. Also wird das Loch in der Weide verwachsen und zugleich das Fleisch, und wird sich der Kropf allgemächlich verzehren, wenn ein Fremder (dann der Kröpfig gewesene darf nicht wieder zum Baum kommen) über ein Jahr zu dem Baum kommt, wird er ein Gewächs in der Gestalt eines Kropfes an der Weide finden.

Geheimniß in allen Krankheiten.

Koche ein Stück Schweinefleisch in des Patienten Urin bis es gar einsiede, alsdann frischen Urin daran gegossen, laß es abermals einkochen und verrichte solches zum drittenmal. Gib hernach dasselbe Fleisch einem hungrigen Hund oder einem Schwein zu fressen, damit soll man alle Krankheiten vertreiben.

Also haben wir einigermaßen erwiesen, wie man allerlei Krankheiten in die vierfüßigen Thiere, Vögel und Bäume, auch andere Sachen versetzen und einpflanzen könne. Ist das Thier, Hund, Katze, Schwein oder Vogel, stärkerer Natur als der kranke Mensch, so wird der Mensch gesund und jenes damit behaftet. Ist die Mumie aus einem gesunden Glied gezogen und in einen jungen gesunden Eichbaum bei der Wurzel in den Kern hinein transplantirt und darnach das Loch wieder verschlagen, so wird dadurch auch dasselbe Glied stets und bei der stärksten Sympathie, wie der Baum als in dem Schwindsüchtigen zu handeln, erhalten. Dabei ist aber [123] dieses zu beobachten, daß die Natur oft allzustark und geschwind vegetirt, welches wegen anderer Zufälle nicht gut ist, daß die Natur zu stark wachse und wohl ein ärgers als steter Fluß daraus werden mag, als geschieht, so man die Haar in selbe transplantirt, werden die Haar geschwind wachsend gemacht, so man es aber darin läßt und dieselbe nicht umhaut oder verbrennt, so geschieht dadurch den Augen und Hirn, wegen des zu geschwind nassen Wachsens, großer Schad und Schmerzen, bewegt steten Fluß des Gesichts, darum nach Gelegenheit der Person und Glieds eine rechte temperirte Natur der Bäume, darin die Mumie transplantirt werden soll, als da sonderlich die Eichen sind, die langsam wachsen und doch lange währen, darum auch die Zähne, so den Kindern ausfallen, darin transplantirt werden sollen, so wachsen neue langsam und starkwährende und langwierig gesunde ohne Schmerzen, solange die Eiche vegetirt, welches ein Mensch nicht wohl erleben mag.

[124]

6. Kapitel

Sechstes Kapitel.
Wodurch man beschädiget wird, dadurch kann man wieder geheilt werden; das Widrige wird durch sein gleiches Widrige geheilet: Gift durch Gift, Kälte durch Kälte, Hitze durch Hitze, Gestank durch Gestank.

Die Vernunft hat ihre Kur mit ihrer Gleichheit. Gleichwie der Vernunft mit Worten eine Krankheit inSensibilia, in das Empfindliche, eingeführt werden kann, daß sich die Vernunft kränkt, quält und endlich in schwere Krankheit bis in den Tod eingeführt wird, also kann sie auch mit dem Gegensatz desselben Dinges kurirt werden. Als zum Exempel: Es käme ein guter Wann in eine große Schuld, Kummer und Noth. Der kränkt sich bis auf den Tod; so aber ein guter Freund käme und zahlt vor ihn die Schuld. so ist die Kur mit der Gleichheit allbereit da. Also ists in allen Dingen, wovon die Krankheit entstanden ist, eine solche dergleichen Kur gehört zur Gesundheit. Man sagt im gemeinen Sprichwort: Böses muß man mit Bösem vertreiben und im Gegensatz Gutes mit Gutem erhalten. Eine jede Krankheit muß mit ihrem Gegentheil, als die hitzigen mit kalten Mitteln und so fort an ausgerottet und vertrieben werden. Böses [125] zieht Böses an sich, Gift zieht Gift an sich, nicht anders als der Magnet Eisen und nicht Silber oder Gold. Alle Steine, Thiere und Kräuter, so ein Gift bei sich haben, führen auch zugleich nützliche Kräfte in sich und müssen wir den davon kommenden Schaden nicht ihnen, sondern uns selbst zumessen, die wir nicht wissen, wie wir selbige zu unserem Nutzen gebrauchen sollen. Die Sonne erhält unser Leben, wenn sich aber ein Mensch nackt und blos in die größte Sonnenhitze legen wollte, würde sie ihm schädlich seyn, ja gar den Tod verursachen. Ein Degen ist und wird gemacht gegen seinen Feind zur Gegenwehr. Wenn man aber selbigen in Leib stoßen wollte, so benimmt er ihm das Leben. Eben also wenn man die giftigen Dinge nicht gebraucht, wie man soll, ob sie einem schon zu Nutzen gereichen könnten, so gereichen sie einem zum Schaden, in welchem Fall Niemand die Schuld als sich selbst beizumessen. Den Stein kann man kuriren mit den Steinen, so von Menschen kommen; für einen Mann, der von einem Mann kommt, für eine Frau, die von einer Frau kommen, selbige calcinirt.

Alle Metalle haben ihr verborgenes Gift bei sich, sonderlich das Quecksilber, Antimonium; und wie in dem Quecksilber das höchste Gift ist, also liegt auch darin die höchste Arznei. Und wenn ihm das Gift behutsam benommen ist und aus ihm ein wesentlicher Trank seiner Art nach zugerichtet wird, so reinigt er den menschlichen Leib von allem Aussatz, Franzosen und allen [126] Krankheiten, treibt aus dem Geblüt alle Leibesfeuchtigkeit, alle Unsauberkeit und Unreinigkeit, reinigt den ganzen Leib in allen seinen innersten und äußersten Theilen aufs allerhöchste und bringt ihn dahin, daß er gleichsam neugeboren, gesund, frisch und fröhlich wird, als der an seinem ganzen Leib keine Gebrechlichkeit, keine Beschwerde noch Langmüthigkeit befindet. Schlangen, Kröten, Moltwürme, Scorpionen, Spinnen u. dgl. giftiges Gewürm sind sehr schädlich, wenn ihnen aber durch die Kunst das Gift benommen wird, geben sie kräftige und durchdringende Arzneien. Wenn diese giftigen Thiere nur mit gemeinem Wasser gekocht werden, verlieren sie ihr Gift und können ohne Schaden genossen werden, weil derselbe Gift nicht in dem Fleisch, sondern vielmehr im Geist besteht, welcher im kochen hinweggeht, maßen Exempel genug zu finden, daß anstatt Ahlen bisweilen Schlangen gekocht, ohne Schaden sind genossen worden. Hingegen sind einige Ungeziefer, deren Gift im Wasserkochen nicht hinweggeht, sondern müssen durch die Kunst korrigirt und in eine sichere Medizin gegen die allerschwersten und unheilbar gehaltenen Krankheiten verwandelt werden.

Je giftiger das Fleisch von den Thieren ist, desto besseres und kräftigeres Gegengift derselben Zähne, Hörner, Haut, Haar und Klauen sind.

Ein Gift zieht das andere Gift, als seinesgleichen, an sich, nach magnetischer Art. Le Grand hält mit andern Gelehrten dafür, es sey des Giftes Eigenschaft, daß er von einem Ungleichen [127] ausgelöscht, von einem Gleichen aber vermehrt und stärker werde. Weßwegen man öfters beobachtet, daß wenn ungetreue Leute einem Gift beigebracht und selbiges mit einem andern Ungleichen vermischt haben, es nichts gewirkt.

Wolfskraut und anderes Gift tödtet gewiß, doch wird deren Macht bezwungen, wo man ein ungleiches Gift solchem zufügt, durch welche Ungleichheit beider Kraft gleichsam stumpf gemacht wird. Ausonius beschreibt eine wunderbare Geschichte von einer ehebrecherischen Frau, die ihrem Mann Gift beigebracht, damit aber solches desto stärker wirken sollte, that sie Quecksilber dazu, vermeinend, die doppelte Kraft würde ihn desto eher aufopfern, maßen auch deren jedes, wo sie wären getheilt worden, ein Gift gewesen, vermischt aber waren sie keins, darum als diese beide Gifte miteinander gleichsam gestritten und eines dem andern seine Macht benommen, so wurden sie zu einer Arznei, schadeten dem Mann nichts und gingen durch die Oeffnung von ihm ab. Aus diesem erhellt Gottes Vorsorge, dieses grausame Weib mußte einen Nutzen schaffen und wo Gott will, muß auch Gift helfen.

Das Herz der Vipern in der Sonne gedörrt und zu Pulver gemacht, zieht den Gift aus unsern Leibern; ist ein köstliches Präservativ wider den Schlangenbiß. Man nehme von einer lebendigen Schlange früh Morgens nüchtern das Herz heraus und verschlinge oder fresse es also lebendig, hernach einen Löffel voll frisches Wasser [128] darauf, so wird ihn sein Lebtag keine Schlange beißen noch beschädigen, hingegen er dieselbe fangen und in den Händen tragen können, ohne einige Gefahr verletzt zu werden.

Solches habe ich, sagt Francisci, selbst probirt und manchem ein Schlangenherz eingegeben, welches allzeit einem Jeden geholfen. Und dieses schreibt er der natürlichen Sympathie zu und erzählt viele wunderliche Sachen davon, welche der Unwissende für unnatürlich ausgeben dürfte.

Die Schlangen vergiften lebendig mit ihren Zungen. Wenn sie gedörrt bei sich getragen werden, vergeht das Gift und wenn man zu Gift kommt, fängt sie an zu schwitzen und offenbart damit den heimlichen Gift, daher sie große Herren bei sich tragen.

Wer von spanischen Mücken verletzt wird, der stoße derselben Fittiche und lege sie auf den Schaden, so wird er gesund, welches auch den Haaren eines wüthenden Hundes zugeschrieben wird.

Die Chymisten halten dafür, daß alle Krankheiten von dem innerlichen Salz, Schwefel und Quecksilber herkommen und dadurch wieder vertrieben werden müssen. Die Neapolitanische oder Französische Krankheit ist merkurialisch und kann anders nicht als durch den Mercurium geheilt werden. Die scharfen Feuchtigkeiten, Geschwüre und Drüsen kommen von dem gesalzenen Blutwasser, zu Latein Serum genannt, und müssen durch den bereiteten Salpeter gemittelt werden. Die Lunge wird durch schwefelichte Dünste belästigt [129] und durch derselben Balsam wieder geheilet.

Gift ist zwar schädlich, aber es ist doch Gift eines von den Ingredientien, daraus man den edlen Theriac bereitet. Der Scorpion vergiftet, aber Scorpionöl heilt wiederum. Antimonium oder Spießglas ist das allergrößte Gift, damit man Menschen und Vieh zum Tod hinrichten kann, und gleichwohl ist keine höhere Arznei unter der Sonne als Antimonium, wenn es nämlich durch die spagyrische Kunst umgewendet wird, weil darin sich der Mercurius, Sulphur und ein Sal zur menschlichen Gesundheit findet. Ein präparirtes oder zubereitetes Gift ist eine Arznei, weil nach seiner Bereitung alles Gift ausgelöscht, gedämpft und verschwunden, daß er eine Arznei bleibt, die allen andern inwendig entstandenen und eingewurzelten Giften widerstehen und sie aus dem Grund austreiben kann. Gestalt ein solches zubereitetes unschädliches Gift andern unbereiteten Giften widerstrebt und sie auch bereitet, daß sie ihr Gift ebenermaßen verlassen und ihm gleichförmig werden müssen, unangesehen, daß sie zuvor beide Gift gewesen sind.

Wer von einer Schlange oder Scorpion gestochen worden, halte auf den Stich einen Scorpion oder einer erschlagenen Schlange Kopf, so kehrt der Gift wieder zu seiner Hauptquelle, wo er mehr Gift findet.

Das Otternherz an der Sonne getrocknet und pulverisirt, ist dem Gift ganz entgegen und vertreibt solches aus dem menschlichen Leib.

[130] Dörre eine lebendige giftige Kröte an der Sonne, verbrenne sie in einem verschlossenen oder zugemachten Topf zu Asche, reibe die verbrannte Materie klein, lege solches Pulver auf einen giftigen Schaden, so wird ein Gift das andere ausziehen.

In Pestzeiten trägt man an sich gepulverte Kröten, eine lebendige Spinne oder Kröte eingeschlossen. Item, Arsenikum oder etwas dergleichen Giftiges, welches den Gift, der in der Luft ist, an sich zieht. Eben dieses Krötenpulver zieht auch alles Gift einer Pestilenzbeulen an sich. Der Honig heilt den Bienenstich und zieht an sich die Effluvia laesa laesi hominis, die kleinen Fleischtheilchen, welche die Biene durch ihren Stich verletzt gehabt und heilt also vermittelst deren im Honig steckenden Theilchen auch die im entzündeten und zurückgelassenen Platz. Item, wenn einer von einer Biene gestochen wird, so fange er alsbald etliche Mücken, zerdrücke und lege sie an den Stich, so wird der Schmerz in Kurzem verschwinden und die Geschwulst vergehen.

Deßgleichen hat ein Hund zugleich seinen Gift und Heilung bei sich mit einer wunderlichen Sympathie. Wenn ein Hund mit einem Menschen scherzt, spielt und ihm eine Wunde beißt, so wird sie gar bald heilen, bevor wenn der Hund den Schaden leckt. Beißt er aber einen mit einem erzürnten Zahn, ob solches gleich nicht tiefer als das vorgedachte Mal geht, so wird eine Wunde daraus, die des Zorngiftes theilhaftig [131] ist und wird sobald nicht heilen. Ist aber der Hund rasend und beißt, so theilt er dem Menschen durch den Geifer seine tödtliche giftige Wuth mit, daß er seiner unsinnigen Raserei nach zehn Tagen gleich werden muß. Wenn Jemand von einem tollen Hund gebissen ist, so lege er desselben ausgerissene Hundshaare auf die Wunde sie wird heilen.

Wenn eine Hündin läufig ist und einem Kind die Hand leckt, so fahren demselben Blasen auf. Eines Mutterpferdes Harn ist in der Brunst ganz giftig, so daß wenn einer die rothe Ruhr hat und etwas davon bekommt, es soviel ist, als ob er Gift bekommen hätte. Da doch sonst etwas Huf von der Stuten, die nicht im Springen begriffen ist, klein gepulvert, in Butter gekreischt und eingenommen, die rothe Ruhr alsbald stillt.

Wider den Wurm am Finger und wenn einem der Nagel abschwärt, nimm einen Regenwurm, sonderlich von denen, so unter einer Dachtrauf gefunden werden, selbigen lebendig um den Finger gewickelt, bis er stirbt, so hört alsbald der Schmerz auf und heilt der Finger in Kurzem.

Daß ein Gift das andere austreibe und austilge, ist mit dem Eisenhütlein zu beweisen, welches alle diejenigen, so etwa Gift in sich bekommen oder sonst von giftigen Thieren sind verletzt worden und solches zum Munde einnehmen, gewaltig errettet, wenn es aber zuvor gebraucht wird, tödtet es ohne Zweifel.

[132] Wider die Schmerzen der Kolik und Bauchgrimmen schmiere den Nabel mit Zibeth und lege ein warmes aus dem Ofen kommendes Brod darauf. Es stillt sich der Schmerzen, bevor das Brod kalt wird.

Ein jedes Thier, welches auch nur an einem einigen Theil des Leibs einen Gift hat, hat auch einen Balsam oder Saft bei sich, der dem Gift widersteht. Die Ursach setzt Weber in seinen curieusen Diskursen, dieweil ein solches Thier eine solche eingepflanzte Natur habe, vermittelst deren es sich vor der Schädlichkeit des Gifts verwahren kann. Wer von einer Biene gestochen ist, der lege Honig auf den Stachel, so wird er merkliche Linderung finden, denn der Honig, als einHomogeneum, oder den Bienen etwas gar zu nahe befreundetes, ziehet an sich die Effluvia laesa hominis laesi, oder die kleinen Fleischtheilchen, welche die Biene durch ihren Stich verletzt gehabt und heilt den Stich. Wann der Elend mit der schweren Roth behaftet ist, soll er sein eigener Arzt seyn und des rechten Fußes Klauen in das linke Ohr stoßen. Daß die Elendsklaue eine große Kraft wider die fallende Sucht oder schwere Noth habe, zeigt die Erfahrung. Wenn man ein Stücklein davon in sein linkes Ohr thut und selbiges etwas damit reibt, wird der Patient alsofort genesen. Oder man trage ein Stücklein im Ring oder einen ganzen Ring am Goldfinger, oder ein Stücklein dieser Elendsklaue in die zusammengefaßte Haut gesteckt, hilft alsbald. Wer ein Stücklein hievon [133] auf die bloße Haut hängt, wird vor dieser Krankheit versichert seyn. Es muß aber die Klaue vom hintersten rechten Fuß seyn. Einen Ring von einer Elendsklauen am Finger getragen ist gut vor den Schwindel.

Von Frost und Hitze wollen wir klare Exempel beifügen. Man nehme ein hart gefrornes Ei, werfe oder lege es in sehr kaltes Wasser, lasse es eine Zeit lang darin liegen, so wird sich der Frost oder gefrornes Wesen aus dem Ei ziehen, das Eis sich an die Schale des Eies anlegen und zum vorigen Gebrauch kommen. Also auch wer ein Glied erfroren hat, der schlage ein kaltes Schneewasser darüber, so wird eine Kälte die andere an sich ziehen und das Glied wird gesund. Wenn den Leuten in Polen oder Liefland, da es sehr kalt ist, die Nasen oder ein anderes Glied erfroren, daß sie nichts mehr daran empfinden, auch in der Eil zu keiner warmen Stube gelangen können, stecken sie das erfrorne Glied in ein kaltes Wasser oder halten den Schnee darum, so wird ihnen geholfen. Also auch im Gegentheil, wer große Hitze hat, der schlage über die hitzigen Glieder, davon die Hitze entsprungen, eine hitzige Materie, nämlich einen guten hoch rectificirten Spiritum vini, welcher ein lauter Feuer ist, oder die Quintam Essentiam Sulphuris, so wird man gewiß finden, daß eine Hitze die andere Hitze an sich zieht, wie eine Kälte die andere, nach magnetischer Art, sich mit seines gleichen beliebe und dem entzündeten [134] Glied nicht allein Linderung gebe, sondern in vorigen Stand setze.

Hat der Mensch eine Hand oder sonst was verbrannt, so halte er selbige eine Zeit lang an das Feuer, so mischen sich die feurigen Geister, so in der Hand und im Feuer, untereinander und ziehen einander an, so daß die stärksten im Feuer, die andern, so ihres Gleichen, herausziehen.

Dygby sagt ein Mittel, wenn Diejenigen, so einen sinkenden Athem haben, den Mund über ein heimliches Gemach oder Kloak offen halten, so lange sie können, so werden sie durch die öftere Wiederholung dessen davon entledigt, weil der größte Gestank den geringern an sich nimmt.

Wider die Würm.

Wider de Kinderwürm soll nichts bessers seyn, als dergleichen Würm selbst auf einem glühenden Ziegel abzudörren und von diesem Pulver den Kindern eingegeben, soll sofort die andern, die sie noch incommodiren und beißen, forttreiben.

Wann die keinen Kinder Zahnschmerzen haben.

Nehmt einen alten Hahn, schneidet ihm den Kamm ab, fangt das herausfließende Blut auf und reibt dem Kind die Zähne damit, so wird es keine Schmerzen mehr empfinden.

[135]

7. Kapitel

Siebentes Kapitel.
Allgemeine Präservativ- oder Verwahrungsmittel wider alle höchst gefährliche, leicht ansteckende Seuchen. Wie ein Mensch sein Gift bei sich habe, und wie einer von dem andern äußerlich allerhand Krankheiten durch die fünf Sinne an sich ziehen könne?

Von einem Satyro, oder gaisgefüßten Waldmann, dichten die Poeten, daß er von oben an bis auf den Gürtel ein Mensch, hinabwärts aber ein Gaisbock sey.

In einem sehr alten Buch wird gelesen, daß ein Satyrus einmal bei einem hart angefallenen Winter durch die grimmige Kälte des Schnees sich von dem Gebirg in eines armen Bauern Häuslein begeben und bei dem Feuer sich zu erwärmen sey gezwungen worden. Indem er also gesessen, hätte die Kälte den Hauswirth gleichfalls heim getrieben, der sich auch zum Feuer genaht und als er in die Hände gehaucht, sey er von dem Satyro gefragt worden, warum er solches thue? Darauf habe er geantwortet: Die Hände dadurch zu erwärmen. Bei herannahendem Abend hatte der Wirth ihn bei sich zu seiner gewöhnlichen Mahlzeit behalten und gleich im Anfang, weil die Suppe ziemlich heiß,[136] darein geblasen, deßwegen der Satyrus abermal gefragt, warum er solches thue? Und als er verstanden, daß er die allzuheiße Speise dadurch vermeinte zu kühlen, hätte er gesagt: Kannst du aus einem Loch Kälte und Wärme herfürbringen, so begehre ich bei dir nicht zu bleiben, und hätte sich alsbald wiederum auf sein Gebirg ohne Aufenthalt begeben. Und eben dieses sagt der weise Mann Syrach 18. Kap. V. 14: Bläsest du ins Fünklein, so wird ein großes Feuer daraus, speiest du aber ins Fünklein, so verlöscht es und beides kann aus deinem Munde kommen.

Wir haben vorhin erzählt, gleichwie der Mensch seine Arznei vor allerhand Krankheiten bei sich habe, also habe er auch das Gift bei sich, wie wir in den vorhergehenden ersten Kunststücken der Hausapothek, jenes mit etlichen Proben, wie auch was die Einpflanzung vor eine magnetische Kraft zu dem Guten nach sich führe, dargestellt haben. So wollen wir gegenwärtig dem Nebenchristen zur Warnung und gebrauchender guter Vorsicht von diesem, nämlich dem Gift und ansteckenden Krankheiten auch einigen Bericht erstatten, daraus zu ersehen, wie ein Mensch seine eigene Gesundheit und Krankheit, ja Leben und Tod bei sich selbst am Halse trage.

Die Lebensgeister (Spiritus vitales) der Menschen bestehen in unterschiedlichen volatil-salin-sulphur-und mercurialischen Eigenschaften, welche als eine Harmonie oder Uebereinstimmung componirt und zusammengesetzt sind. Nun besteht der inficirende oder ansteckende Gift in einem [137] Dunst, welcher magnetischer Weise ins Geblüt gelangt, dasselbe corrumpirt oder verderbt, daß die gute Principia des Menschen den bösen giftigen zur Fäulung dienen müssen.

Vorhin ist erzählt worden, wie man die Mumien des Menschen in einen jungen gesunden Eichbaum pflanzen und der Mensch vermittelst der Sympathie gleich dem Baum vegetiren und grünen soll. Woraus auch große Mißbräuche entstanden, daß man also das Gift, die Fieber, Apostemen aus der verstorbenen Leute Körper in die ernährende Natur gezogen und damit die Leute, Brunnen und ganze Landschaften mit sonderlichen Krankheiten vergiftet hat.

Der äußerlichen Sinne sind fünf, als:


Das Gesicht, Visus.
Das Gehör, Auditus.
Der Geruch, Olfactus.
Der Geschmack, Gustus.
Das Gefühl, Tactus.

Diese fünf Sinne, als das Vermögen zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu fühlen sind gleichsam abgerichtete und in das äußerliche Begriffswesen von der Seele ausgeschickte Kundschafter, so alles, was äußerlich vorgeht, annehmen und den innerlichen Sinnen zum Vorbild darstellen.

Kein äußerlicher Sinn hat eine zartere Wirkung als das Gesicht. Durch das Gesicht sehen wir vermittelst der Augen das Licht und aller vollkommenen Dinge Auswendigkeit.

Nichts wundersamers ist in der Welt als der[138] Mensch und an dem Menschen nichts wundersamers als die Augen. Das Aug ist pfeilgeschwind in seinen Verrichtungen und vermeinen etliche, daß die Seele und das Gemüth allein aus den Augen, als ihren Fenstern, herausscheine. Der Mensch gibt seine Effluvia in subtilen Körperchen von sich, Kraft deren er einem andern mit bloßem Anschauen, unwissend und wider seinen Willen, Schaden zufügen kann. Die Verständigen unter den Weltweisen sind hierin nicht einerlei Meinung, und weil sie den rechten Zweck nicht wohl treffen können, haben sie zu sagen gepflegt: Die Liebe ist, weiß nicht was; gezeugt, weiß nicht woher; kommt, weiß nicht wie und zündet an, weiß nicht auf was Weise, auf eine gewisse Person.

Aristoteles sagt: Wenn zwei unverheirathete Personen mit unverwandten freundlichen Augen einander ansehen, so steigen alsbald die aus dem allerreinsten und zartesten Geblüt herkommende Geisterlein auf beider Herzen und dringen zu den Augen aus und andern wieder ein durch eine Sympathie, und beiderseits Gegenstrahlen, also, daß dieselben angezündeten Geisterlein (Spiritus) zu den Augen eindringen, einander an- und einnehmen, auf das Herz fallen, gemächlich durch alle Glieder sich ausbreiten, zwingen einander zu lieben und begreifen alle Affekte, Sinne und Gedanken, wird daher die Liebe nicht unbillig einem Pfeil verglichen: denn gleichwie ein Pfeil unversehens geflogen kommt und sich einsenkt, also kommt zuweilen [139] die Liebe so schnell und unversehens in des Menschen Herz geschlichen, daß es weder Rast noch Ruhe finden kann.

Homerus fällt der vorigen Meinung bei, daß alle empfindliche menschliche Liebe und Affekte blos durch die Wunderlichter des Leibes, die Augen, kommen. Begehrt ein Mensch etwas mit großer Begierde, so wenden und winden sich die subtilen Geister (wie sie reden) und dringen zum Gesicht aus auf dasjenige, so im Herzen geliebt wird. Richtet die andere Person gleichfalls ihre Augen nach ihm, so geschieht von beiden Theilen eine Verwandlung und Wechslung der Gemüther. Sehen wir im Frühling scharf in und auf das grüne Gras, so werden die Augen erfrischt und gestärkt. Sehen wir im Winter stark in den glänzenden Schnee, der doch kalt ist, so verursacht er eine Wärme in den Augen, welche Wärme wir nicht im Schnee, sondern in der Sonne suchen müssen, die sich des Schnees zum Spiegel gebraucht, welches man sieht an den Hühnern und Tauben, welche schneeblind wer den. Solches findet man in den Brenngläsern, da die Sonne ihre Strahlen auf- und durchwirft, daß auf der andern Seite etwas mag angezündet werden und dennoch das Glas kalt bleibe.

Also bekommt ein hellpolirter Spiegel Schaden, wenn ein unreines Weibsbild sich darin besieht, wird unsauber und verliert seinen Glanz. Welches daher kommt, weil der Dampf von ihrem Geblüt an der Fläche des Spiegels wegen [140] seiner glatten und hellen Gestalt sich vereinigt, daß er mit einer subtilen unreinen Haut überzogen wird, die sich ganz deutlich daran zeigt, daß man die Flecken schwerlich wieder ausbringen kann. Gleicherweise benimmt der Wolf einem die Stimme und der Basilisk das Leben, indem er mit seinen Augenstrahlen giftige Stiche versetzen kann. Die Augen haben mit den spermaticis poris eine große Gleichheit, daher geschieht es, daß diejenigen, so zuviel mit den Weibsleuten zu schaffen haben, gemeiniglich Blöde Gesichter oder dunkle Augen haben. So wir den Basilisken und alle giftigen Thiere so sehr fürchten, daß wir ihm alsbald aus dem Wege weichen, wie vielmehr sollen wir uns dann vor einem Menschen hüten, welcher mit seinem giftigen Athem und schießenden Augenstrahlen andere Menschen, mit denen er täglich umgeht, inficiren oder gar in den Tod schicken kann! Man findet, sagt Le Grand, nicht wenig alte Wetterhexen, die den Thieren und Men schen mit ihren Augen schaden. Und diese pflegen meistentheils in beiden Augen doppelte Kindlein oder eine Pferdsgestalt zu haben, wie von etlichen Pontischen Einwohnern gleichfalls gelesen wird. Sie sagen auch, daß aus deren Augen Strahlen gehen, die der Menschen Herzen als Pfeil und Geschoß treffen und bezaubern, mit einem schädlichen Gift verderben sie den Leib und beflecken in kurzer Zeit, ja in einem Augenblick, Menschen, Thiere, Frucht und Bäume und stürzen selbe bisweilen in das größte Unglück.

[141] In Arabien soll eine gewisse Art Leute gefunden werden, welche solche Erzvergifter sind, daß sie einem, den sie nur eine Zeitlang steif ansehen, das Herz und alles Eingeweide in dem Leibe vermittelst ihrer giftigen Augenstrahlen verbrennen und verdorren können. Wir erfahren durch die vielfältige Beobachtung, daß der Augen Krankheit oder deren Triefen durch ihre verborgenen Strahlen öfters anstecke und die Menschen durch bloßes Anschauen gemeldten Affekt bekommen, denn die Augen eine solche schädliche Kraft in sich haben, daß sie auch in andern dergleichen erwecken, gleichwie die Zwiebel durch ihre auswerfenden Strahlen die Augen fließend machen. Vairus sagt: Wenn das Gemüth übel auf ist, so leidet auch der Leib Noth, darum, wenn das Gemüth traurig ist, so verändert es auch des Leibes Farbe; wird es mißgünstig, so färbt es den Leib mit bleichgelber Farbe. Daher kommt es, daß wenn die Mißgünstigen ihre bleigelben Augen auf Jemand wenden, sie des Gemüthes Gift gleichfalls als recht giftige Pfeile in einen schießen. Darum ist es kein Wunder, daß etliche Leute durch bloßes Anschauen in Augenkrankheit fallen, wie Hieron. Thosius ein vornehmer Medikus, als er zu Neapel studirte, solches mit sich selbst bezeugt. Petrarcha klagt, daß er von seiner schönen Jungfrau rothe und flüssige Augen bekommen hätte.

Wenn eine übelberichtete unkeusche Person in einen Kessel voll Würste sieht, so zerbersten die Würste. Wunderbar ists, was man von dem [142] Goldammer, einem bekannten Vogel sagt: Dieser soll eine solche Natur haben, daß er die Gelbsucht, mit welcher viele Leute geplagt werden, durch seine Augen allein zu sich ziehen kann. drum man ihn auch den Gelbsuchtvogel nennt. Aber noch wunderbarer ists, daß der gelbsüchtige Mensch durch Anschauung dieses Vogels geheilt wird, der Vogel aber stirbt.

Thomai lehrt, daß wer sein Gesicht gesund und unverletzt zu erhalten begehre, derselbe sich hüten soll vor allen den Speisen, aus welchen trübe Dünste erwachsen können, als da sind Knoblauch, Zwiebel, Köhlkraut, hart gesalzene Sachen, Hülsengemüse und sonderlich die Linsen und Bohnen. Neben welchen allen dann auch die übermäßigen Bewegungen des Leibs, so bei Tag und sonderlich gleich nach dem Essen geschehen, zusammt dem vielen Wachen und oft wiederholten Beischlaf, dem Gesicht fast schädlich sind.

Der Saft von Schwalbenkraut mit Eierklar vermischt und zeitlich in die Augen gethan, stärkt nicht allein das blöde Gesicht, sondern hilft den Augen und allen Gebrechen ab.

Von den Weinrauthen sagt Ovidius:


Wer seinen Augen rathen will,
Der brauch die Rauthen ob und viel.

Die verborgenen Arzneien und Sekreten betreffend, deren weder der Medikus, noch auch der allergelehrteste Philosophus Grund und Ursach wissen kann, findet man derjenigen nicht wenig, die da vorgeben, es hätten die Augen einer [143] Krähen an den Hals gehängt die sonderbare Natur, daß sie dem Menschen nicht allein sein gut Gesicht erhalten, sondern auch das blöde gewaltig stärken und alle Gebrechen vertreiben. Deßwegen der König Pyrrhus stets ein solches hinten an seinem Hals angebunden getragen und sich sehr wohl dabei befunden haben soll.

Durch das Gehör vernehmen wir vermittelst der Ohren die Stimme und alles Getön. Unter den Aerzten und Philosophen ist der gemeine Wahn, daß diejenigen, so taub auf die Welt kommen, auch allesammt stumm seyen, denn dieweil sie des Gehörs ermangeln, können sie auch von keinem Menschen einige Sprache vernehmen und begreifen.

Die Natur ist öfters nicht zu erforschen auch in der Musik. Wenn der Mensch von dem giftigen Thier Tarantula gebissen wird und eine Musik darauf hört, wird er durch den Klang wieder gesund. Man erinnere sich hiebei, daß wenn der böse Geist den König Saul geplagt, David seine Harfe gerührt und ihn damit vertrieben.

Wie ein Glas durch einen gewissen Ton entzwei gebrochen werden kann, erzählt Morhof. Zum Exempel sagt er, er hätte an einer Strohfiedel beobachtet, daß wenn einer in der Nähe eine Saite gestrichen oder die Glocken geläutet, allezeit das Stückchen Holz, das mit dem gestrichenen, geläuteten oder gesungenen Ton übereingestimmt, gezittert hätte. Dergleichen wird mehr erzählt von der Gleichheit Sympathia und der [144] Ungleichheit Antipathia des Tons oder Stimme wie die Exempel des Hussitenobersten Ziskä Trommel von seinem Fell, der Saite von einem Wolf und Schaf, Rolandi Horn, Olivant genannt, und andere mehr ausweisen. Wenn mancher bei Pestzeiten hört, daß dieser oder jener davon gestorben, bekommt er einen Schrecken, das Geblüt eilet durch die innerlichen Hingänge dem Herzen zu und fällt in dergleichen Krankheit. Den Kindern ist nichts gefährlicher und schädlicher als der Eltern Fluch. Wie manche Eltern fluchen ihren Kindern aus Zorn, daß sie sich dafür entsetzen, zittern und zagen und aus großer Furcht entweder verlahmen oder in schwere Krankheiten fallen, welches von der großen Aufwallung des Geblüts, Bewegung der lebhaften Geister, plötzlichen Veränderung der Natur und großem Schrecken herrührt. Daher sollen die Kinder ihre Eltern nicht zum Zorn reizen, sie fürchten, ehren, lieben und ihnen gehorsam seyn. Wenn eine Kindbetterin einen unbekannten Mörder oder Ehebrecher reden hört, fällt sie in eine tödtliche Krankheit. Wie viele Podagricos hat ein unvermutheter Schrecken und Alteration von ihrem Uebel befreit. Viele böse Menschen werden gefunden, welche einen Baum wegen seiner Schöne, die herrliche Frucht auf dem Feld, ein stattliches Pferd oder anderes Thier, oder einen Menschen loben, davon selbige entweder verdorren oder krank werden und gar sterben. Das übermäßige Lob ist bei den Heiden vor eine Bezauberung gehalten worden, dagegen haben sie [145] sich verwahrt mit Spicanard als einem abtreibenden Kraut, davon Cordus Dioscorides und Joh. Bap. Porta sagen: Wir Deutsche nennen es Beschreien oder Berufen, daher wenn böse Unholde kleine Kinder zu sehr loben, pflegen wir dabei zu sagen: Gott segne, oder Gott behüte es! Und räuchern uns mit Weihrauch und schlagen solche beräucherte Tücher um uns. Gleichwie man bei einer beschreiten Kindbetterin einen Degen, womit einer entleibt, dawider zu legen pflegt, also läßt man über die Degenspitze etwas Bier laufen, schabt damit oben darüber her und gibt es dem beschreiten Kind zu trinken, so hilft es.

Das allerheilsamste Mittel wider das verlorne Gehör ist der Rauch von Schwefel, auch von Tabak, durch ein Rohr in die Ohren gelassen. Die Milch einer Frau mit ein wenig Opio in die Ohren geträuft, vertreibt derselben große und unleidliche Pein, auch aus Hitze entstandene Schmerzen gleichsam in einem Augenblick. Zu den andern aber, welche ihren Ursprung aus Kälte empfangen, ist nichts erwünschter, als das Oel von Bibergeil oder Schwertel, warm in die Ohren geträuft.

Wenn es ein schlagender oder klopfender Schmerz ist, welcher allen Anzeichen nach aus einer hitzigen Materie entstanden und daneben auch zu besorgen, es möchte ein Geschwär daraus erfolgen, so pflegt man Wegrichsaft mit Rosenöl und ein wenig Opium in das Ohr hinein zu thun, es ist eines der allertrefflichsten[146] Mittel. Oder da es ein Geschwär von Kälte, so läßt man einer Mandel groß des inwendigen Theils von Knoblauch mit Oel stoßen, in einem eisernen oder kupfernen Löffel warm machen und in die Ohren träufen, oder etwas von Gans- oder Fuchsschmalz tropfenweise in die Ohren fallen lassen. Ich selbst hab deren viel kurirt, so lebendige Würmer in den Ohren gehabt, indem ich ihnen nur ein wenig Wermuthsaft in die Ohren gelassen und befunden, daß es die Würmer alsbald getödtet.

Durch den Geruch fangen wir vermittelst der Nase alles das auf, was wohl oder übel riecht.

Die Menschen können dieser drei Dinge, Luft, Speise und Trank nicht entrathen, sondern müssen davon leben und sich ernähren. Die Luft aber ist unter diesen dreien am schnellsten und kräftigsten, unsere Körper zu verwandeln, weil sie ohne Hinderniß alle Augenblick durch die Lunge zum Herzen gezogen wird, sich ferner mit den lebendigen Geistern ins Geblüt hin und wieder austheilt und ausbreitet, daher leicht abzunehmen, wenn die Luft rein und unbefleckt eingezogen wird, daß sie die Geister des Herzens und auch das Geblüt erfrischt und erquickt, sintemal das Herz, welches ein Ursprung und Quelle der natürlichen Wärme ist, wegen seiner steten Uebung und Bewegung, verwelkt und ausdorrt, wenn es nicht wiederum durch eine frische Luft erlabt und gekühlt und auch durch Speise und Trank ihm frische Nahrung beigebracht wurde, denn diejenigen, so in guter frischer Luft [147] leben, sind mehrentheils gesund, die aber die böse Luft an sich ziehen, kranken fast ohne Unterlaß. Die astralischen Krankheiten sind einfähig, anzüglich und können durch die Nase mit der Luft zu dem Gehirn durch den Mund zur Lunge, durch Speise und Trank zum Magen gebracht werden. Also können die obersten Astra das unterste inficiren und beschädigen. Was die Veränderung der Luft vermag, ist den Wundärzten bekannt, daß ein Kranker an einem Ort eher als an einem andern genese. Die durch die Nasenlöcher eingezogenen Dämpfe vermögen nicht eben soviel zu schaden, als diejenigen, so durch den Mund eingezogen worden, indem man ihnen gar leicht widerstreben kann, durch bequemlichen Balsam und andere wohlriechende Sachen. Die subtilen und sehr anhängenden Dämpfe stecken allgemächlich, ehe man sichs versieht, durch den Schlund den Magen an, so daß endlich von derselben Vermischung mit dem Blut alles Uebel herrührt. Daher entspringen große Haupt-u. Brustkrankheiten. Hippokrates schreibt, daß die allgemeinen Seuchen und Krankheiten nicht von unordentlichem Essen und Trinken herkommen, sondern von giftigen Dünsten, welche durch Wirkung der Planeten auf der Erde gezogen, die Luft, darin wir leben und daraus wir den Athem haben müssen, vergiften.

Daneben zeigt er an, wie man solchem gemeinen Gift etlichermaßen fürkommen könne, nämlich, daß man sich fürs erste solcher bösen Luft äußern, dazu den Leib mit Essen und [148] Trinken nicht beschweren, sondern ihm etwas entziehen soll, damit er etwas matt und schwach werde. Denn ein matter und schwacher Leib, sagt er, holt die starke Luft oder starken Athem nicht zu sich. Wo aber der Athem nicht stark ist und wo wenig böse Luft in den Leib gezogen wird, da kann der Athem oder die Luft keinen großen Schaden thun. Das Anhauchen ist nicht weniger eine subtile Wirkung der Natur, indem ein Dünstlein oder Anhauch gleichsam als ein gereiftes Abstäublein durch die Luft treibt und zu dem vordersten Gehirnhäuslein geleitet wird, durch welches Mittel ein Hund seines Herrn Spur folgt und den weggeworfenen Stein, den man in der Hand gehabt, unter vielen anfaßt. Daß durch das Anhauchen einem kann Gift beigebracht werden, bezeugen die Exempel. Gleichwie einige Krankheiten durch den Geruch können geheilt werden, als wenn man warmes in Wein getunktes Brod vor die Nase hält, auch anstatt eines Pflasters auf die Schläfe und Rippen legt, bringt die zerfallenen Kräfte der Kranken wunderbar wieder. Ein stark stinkender Haar- oder Federgeruch stillt die aufsteigende Mutter. Den Rauch des Bergwachses vor die Nase gehalten, befreit die Weiber schleunig von der Mutterkrankheit, welches auch das rothe Bergwachs thun soll. Also schadet ein starker Geruch dem Gehirn, daß mancher davon krank wird, auch die Thiere, welche Safran und andere starkriechende Materie tragen, werden von so starkem Geruch unsinnig. Der Gestank eines ausgelöschten [149] Lichts ist den schwangern Weibern zuwider, daß sie auch durch dessen anziehenden Geruch gar leicht unzeitig gebären können. Wie leicht kann ein Mensch unschuldigerweise eine Krankheit an sich bekommen, als wenn eine inficirte Person, so die Franzosen, die Dysenterie, rothe Ruhr, den Aussatz oder andere anklebende Krankheit hat, auf ein niedriges geschlossenes Sekret geht und ihm ein gesunder Mensch alsbald darauf folgt, so kann er selbige Krankheit von des inficirten Menschen Auswurf durch die anziehende subtile, zarte und unsichtbare Atomos an sich ziehen, gleichwie die Aussätzigen einen durch das Anhauchen, Fühlung, auch mit den Atomis anstecken können. Daß sonst die Effluvia oder irdische Spiritus aus des Menschen Leib stets ausdünsten, sieht man an dem unvernünftigen Vieh, welches eine scharfe Riech- oder Spürkraft hat, wie man an den Hunden und dergleichen sieht, daß sie von ihrem Herrn oder Gesind, welches ihrer wartet, ausspüren und von andern unterscheiden können. Die rothe Ruhr steckt so leicht an, weil die aus des Menschen Excrement ausgehende Effluvia mit malignischer Qualität behaftet, an andere Menschen hängen und hiemit inficiren.

Ein jeglicher gesunder Mensch kann von einem Kranken, bevorab wegen Gleichheit der Natur und Complexion, gar leicht durch die anziehende Luft in die Nasenlöcher oder den Schlund angesteckt werden und zwar desto eher in einem eng eingezwungenen und warmen als in einem offenen [150] und kalten Ort. Der Mensch kann bei einer Contagion von unvernünftigen Thieren, Hunde, Katzen, Hühnern, Tauben etc. deßgleichen von leblosen Dingen, Kleidern, Betten, Hemden, Stühlen, Kissen und dergl., darin die Dämpfe sich eingedrungen, inficirt werden, da der Mensch doch nichts davon weiß, auch nicht davor erschrickt. Die Dämpfe eines vergifteten Körpers setzen sich in die Kleider, Wolle und Leinwand. Es schreibt Alexander Benediktus, daß zur Zeit seines Vaters eine Decke, von welcher geargwohnt war, daß sie pestilenzisches Gift in sich haben soll, hingelegt und wohl verwahrt, nach sieben Jahren aber wieder herfürgebracht, wohl geschüttelt, ausgestäubt und gelüstet, einem Diener übergedeckt, er aber davon getödtet und andere mehr angesteckt worden. Einer der das Zipperlein gehabt und lange Zeit auf einem Stuhl gesessen, hat in demselben Stuhl soviel zurückgelassen, daß dessen Schwester, weil sie darauf gesessen, das Zipperlein auch bekommen, aber sonst Niemand. In dem Schweiß des Menschen ist ein Theil des microcosmischen Schwefels, wie man solches bei denjenigen findet, welche die Franzosen, die Pest und dergleichen haben. Daher lassen die geilen Leute einen üblen Schweißgeruch von sich. Die Einhauchung einer pestilenzischen Luft ist genugsam das Herz zu tödten. Denn ob man schon die bösen Dünste und das Anathmen nicht sieht, so sind sie doch so anfällig und werden durch die Nase und Ohren, das Gehirn oder die Luftröhre und Lungen an [151] sich gezogen. Wer mit Kranken umgeht oder bei einem übelriechenden oder verdächtigen Ort vorbeigeht oder sich daselbst aufhält, soll keineswegs den Speichel verschlucken, sondern denselben allezeit aus dem Munde werfen, wodurch er vermittelst göttlichen Beistands und natürlicher Hilfe vor aller sonst gewiß ansteckenden Seuche befreit bleiben wird. Denn der Mensch durch den verschluckten, mit einem stinkenden Geruch oder widerwärtigen Geschmack verfälschten Speichel, mit eben solcher Aenderung, als der Geruch des eingeschluckten Speichels zu seyn pflegt, angesteckt werden kann. Denn solcher verschlungene Speichel im Zimmer eines Kranken oder in verunreinigter Luft, steckt erstlich den Magen, nach diesem das Geblüt und endlich den ganzen Leib an. Die Menschen vergiften einer den andern am meisten, wenn sie gerade gegeneinander überstehen, denn die Anhauchung und bösen Dünste des inficirten Menschen sind seitenwärts nicht so anfällig. Gregori ol' Orvietano ist von dem Geruch einer Blume, welche ihm der Großherzog von Toskana zugesendet, dergestalt vergiftet worden, daß er etliche Stunden für todt dagelegen, hat sich aber mit dem Gegengift, welches er bei sich in Bereitschaft getragen, wieder geholfen. Francisco Ordelafo, Herr zu Forli, hatte ein Gift, welches man auf eine Kohlengluth warf und davon starben die Umstehenden, weil es einen tödtlichen Geruch von sich gab.

Die wunderbare Subtilität der Leiblein (Atomorum), die aus eines lebendigen Menschen Leib [152] kommen, wirken auf die Sinne und gehen in ihre Behälter nach dem Gehirn.

In der Zunge stehet der Tod und das Leben. Prov. 18, v. 21. Sie ist das allerbeste und auch das allerärgste Stück Fleisch an dem Menschen, dadurch loben wir Gott und fluchen dem Menschen, und wer seine Zunge recht regieret, der ist ein vollkommener Mann, Jakob. 5, v. 2. Manches Menschen Zunge ist ärger als eines Hundes. Diese heilet mit dem Lecken die Geschwür oder Grinde. Gleichwie man an dem Urin des Menschen, also eben kann man an der Zungen in Krankheiten eine Anzeigung finden, wie es mit dem Menschen im Haupt, Brust und Magen beschaffen sey, dieweil die Zunge das Instrument des Gemüths, der Rede und Geschmacks ist, daran setzen sich die groben schleimichten Feuchtigkeiten des Haupts, Brust und Magens, Blattern und Geschwüre. Den kleinen Kindern muß man oft den Kegelreim lösen, stammeln auch, wenn man sie viel in Rücken schlägt; oft verliert sich der Geschmack, oft die Bewegung in dem Gift und Schlag wegen der vielen groben Feuchtigkeiten.

Durch den Geschmack, vermittelst der Zunge, empfindet man im Mund, was wohl oder übel schmecket, was süß, herb, sauer, resch, scharf, salzig oder bitter ist; hernach wird die gekäuete Speise durch den Schlund in den Magen geführet; durch die Speise kann des Menschen Natur sehr geändert oder vergiftet werden. In dem Fleisch des Viehes und der Vögel und in [153] den Fischen, ob sie zwar zur rechten Zeit ab- und aufgethan werden, ist öfters an sich selbst eine gewisse Art von Krankheiten; und wenn wir solches hernach essen (sonderlich so sie bereits vorher einen starken Geruch an sich haben), so gehet es uns gar leicht, daß wir ihres kränklichen Bildes und Zeichens theilhaftig werden und gewisse mumialische Gerüche und Fäulungen in uns entstehen. Also, daß allerhand Krankheiten vieler Thiere (die wir essen) in dem Menschen ihren Tummelplatz halten. Wenn einer Bärenhirn frißt, so fällt er in eine Phantasey und starke Imagination, als ob er zum Bären worden. Zu Breslau in Schlesien sah eine Jungfrau mit vielen andern Leuten einem Mörder durch den Scharfrichter den Kopf abhauen: darüber sie so erschrack, daß sie davon die hinfallende Sucht (oder schweren Gebrechen) bekam; man gebrauchte dawider allerhand Mittel, aber ohne Wirkung. Ein Maler des Orts wollte auch verständig seyn und gab den Rath, man sollte der Jungfer Katzenblut zu trinken geben, so würde die Krankheit nachlassen. Man folgte diesem Rath, und gab ihr Katzenblut zu trinken. Aber alsbald darauf veränderte die arme Jungfer ihre Natur, nahm allgemach Katzenart an sich, schrie wie eine Katze, spähte in der Stille die Ratten und Mäuse durch alle Winkel des Hauses aus, suchte auf allerlei Weise sie zu ertappen, und trieb solche Katzenübung so lange, bis die Heftigkeit der Krankheit vorüber ging. Die Grausamkeit der französischen Krankheit ist [154] bisweilen so groß, daß nicht nur allein ein Mensch durch seinen Athem kann angegriffen und Mehrere angesteckt werden, sondern auch die Hunde sind vor selbiger nicht frei, wo sie die Geschwär oder Salben der Kranken lecken. Dieses hat die Erfahrung gelehrt, denn als einsmals ein Hund seines Herrn Pflaster gelecket, bekam er die gleiche Krankheit.

Durch das Gefühl empfindet man vermittelst Anrührung oder Angreifung Haut und Fleisches, ob etwas warm, kalt, naß oder feucht sey. Wenn ein unkeuscher Ritter eine mit den Franzosen behaftete Dame berührt, wird er unter ihrem leiblichen Empfahen den Lohn davon tragen. Das indianische Mägdlein, welches der König aus Indien dem Alexander M. verehrt, daß er durch das Beschlafen von ihr vergiftet würde, ist auch mit dem schädlichen Gift Napello auferzogen, welches ihr selbst zwar nicht schadet, dann sie dessen durch stetigen Gebrauch dermaßen gewohnet, daß sie auch ganze Hände voll ohne Schaden gefressen, andere aber dadurch vergiftet. Denn als sie von dem Alexander auf Aristotelis Rath und Vermahnung, welcher an ihren blitzenden, nickenden und gelbgrün funkelnden Augen das Gift vermerket, verworfen und nicht angenommen, ist sie dem Hofgesinde zu Theil worden, und sind alle, so sie berühret, vergiftet und von ihr getödtet. Kaiser Otto der dritte ist von Crescentii, eines edlen Römers Weib, welcher er die Ehe versprochen und nicht halten wollen, durch vergiftete Handschuhe hingerichtet worden. [155] Johann Galeazo, Herzog zu Mailand, ist durch den Stegreif, in welchem er geritten, vergiftet worden, daß er jähen Todes gestorben. Helinont erzählt, wie die Hexen durch bloßes Anrühren ihre Zauberei anbringen, und wie man selbige durch Gegenschlagen wieder zurücktreiben könne. Was das erste menstruosische, in einem Tüchlein aufgefangene Blut vor wunderbare Wirkungen in vielen Sachen, auch in martialischen Fällen, habe, ist wegen des Mißbrauchs nicht zu melden. Plinius glaubte, daß in dem monatlichen Weiberfluß ein böses Gift sey, welches aber nicht von allen, sondern von den Kranken zu verstehen ist. Denn aus dergleichen monatlichem Geblüte werden die Menschen, wo sie dergleichen von Zauberinnen zu trinken bekommen, mond- und schwindsüchtig. Daß man aus dem Menstruo einen Liebestrank machen könne, darf man wegen des Mißbrauchs nicht wohl sagen, welcher aber auch wegen der starken Kraft öfters sehr schädlich ist.

Wenn die Hunde dergleichen Blut trinken, so werden sie wüthend. Ein Spiegel, der von einem solchen die Blume habenden Weib angehaucht wird, verliert seinen Glanz. Die grünen Kräuter, so sie etwan von ungefähr berühret, verderben und werden dürr; die Ölbäume stehen davon ab und werden unfruchtbar. Plinius berichtet, daß durch dessen bloßes Anrühren die jungen Reben abstehen, die Raute und Epheu jähling sterben, daß es die Bienen vertreibe, das Tuch schwarz mache, die Schärfe der Scheermesser [156] verderbe, die Metalle rostig und giftig mache, den Pferden, wann sie empfangen, die Frucht abtreibe, und andere Übel mehr verrichte, welches theils falsch, theils von allem Menstruo nicht zu verstehen ist. Der Biß oder Geifer eines tollen Hundes hängt äußerlich an mit durchdringender Kraft, nicht allein durch die Haut, sondern nimmt die vornehmsten Glieder, ja das Gehirn ein, und macht endlich ganz thöricht, nicht anders, als wie der Magnet das Eisen, Agt- oder Bernstein, Stroh, Spreu und andere leichte Dinge an sich zieht.

Eine Kröte an einem hölzernen Spieß in der Luft ausgedörrt, in ein Tüchlein gebunden, so sie ein Blutender nur in die Hand nimmt, so wird das Blut, sobald die Kröte warm wird, gestillet. Bursa Pastoris oder Seckelkraut hat eben solche Wirkung.

Hingegen ist Napellus, das Wolfskraut oder Eisenhütlein, so giftig, daß, wer die Wurzel in der Hand erwarmen lässet, gleich sterben muß. Solches haben die Hirten auf dem Feld erfahren, welche kleine Vögel an dem Stengel gebraten, und sich also ums Leben gebracht.

[157]

8. Kapitel

Achtes Kapitel.
Wo in einem Land Krankheiten sich finden, da trifft man auch daselbst dagegen wiederum ein von Gott mitgetheiltes Mittel an.

Wo die Natur ein Gift geordnet, da hat sie auch gemeiniglich ein Gegengift gepflanzt, also vorsichtig ist die Natur, uns zu helfen. Die Einwohner eines jeden Landes haben fast eine besondere angeborne Krankheit; allein der grundgütige Gott hat daneben demselben Land auch eine gewisse Medicin durch die vorsichtige Natur, so dem Menschen zu helfen geneigt ist, dagegen gegeben und verordnet. In Afrika gibt es viele Schlangen, dagegen kommen auch viele herrliche Gewürze, als Mittel wider das Gift, hervor. Die von den Molukken heilen den Schlangenbiß mit einem Holz, welches in selbiger Insel wächst. In Argo finden sich viele Scorpionen, darum auch Heuschrecken, die wider die Scorpionen dienen, alldort gefunden werden. Bei den occidentalischen Indianern ist die französische Seuche sehr allgemein, darum auch das Franzosenholz alldort wächset, und von da zu uns gebracht wird. Die spanischen Mücken zernagen durch ihr Gift, da hergegen ihr Haupt, Flügel und Füße solchem widerstehen. Die, welche von den ita lienischen Eidechsen gebissen worden, kann man durch eben selbige Thierlein, [158] wenn man ihnen von selben zu trinken gibt, wieder heilen. Der Crocodillen Fett heilet ingleichem besagten Thiers vergiftete Wunden. Wenn man Scorpionen und Meerdrachen auf derer Wunden thut, so hilft es auch. Napellus ist ein tödtliches Gift, und wo es wächset, da findet sich auch Giftheil, dessen Wurzel wider besagtes Gift dienet.

Wie der südliche Theil Amerika oder der neuen Welt, insonderheit Brasilien, besondere Eigenschaften sowohl an Gewächsen, Bäumen, als Menschen habe, wie auch, was dieses und jenes Land vor Krankheiten hege? daß man zu Schaffhausen in der Schweiz von dem Podagra, Stein und heftigen Convulsionibus nichts wisse, ist zu lesen in Happelns Nachrichten, woselbst er sagt: Ich selber kenne ein Städtlein in Oberhessen, genannt Rauschenberg, allwo niemals erhöret, daß jemand, so daselbst gewohnet, vom Stein sollte beschwert gewesen seyn, ja, was noch mehr ist, so einer etwa damit beladen und hält sich nur etliche Wochen zu gedachtem Rauschenberg auf, so wird ihm der Stein zerbrechen und abgehen.

Gleichwie aber jenes dem gesunden rothen Schweizerwein, also muß dieses billig dem Rauschenberger gesunden Bier zugeschrieben werden; dasselbe wird gebrauet aus einem Brunnen, der etliche tausend Schritt von einem Berge her durch bleierne Röhren in die Stadt geführt wird, ist auch allerdings gewiß, daß selbiges Brunnenwasser [159] ein Bauchblässiges Pferd in wenigen Tagen kurire.

Von den Niederlanden und dem ganzen Strich an der Seekanten sagt man, daß alle vier Elemente darin nichts taugen, denn die Erde ist lauter Moor oder Modergrund, und die Früchte, so darauf wachsen, sind ungeschmack, wässericht und feucht; das Wasser ist entweder salzig oder stinkend; die Luft voll Nebel und Mist; das Feuer von Torf stinket nach Schwefel und Arsenik. Daher ist an den Seekanten der Scharbock (Scorbutus) insonderheit sehr gemein; hingegen wächst an den Seekanten ein Kraut, so der Quendel genannt wird, ist ein bewährtes Mittel wider den Scharbock: ist aber ganz anderer Art, als der in Oberdeutschland wächset und um Schwalbach in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in großer Menge gefunden wird, welches die Schafe gerne fressen, davon das Fleisch einen guten Geschmack bekommt, damit sich die Sauerbrunnengäste sehr erquicken.

[160]

9. Kapitel

Neuntes Kapitel.
Von der hochlöbl. Signatur oder Bezeichnung der Erdgewächsen und Kräuter, die ihren Nutzen und Gebrauch durch ihre Gestalt ausbilden. Wie man aus den Zeichen und Zügen der äußerlichen Gestalt die innerliche Kraft und Beschaffenheit der geschaffenen Dinge erkennen solle?

An einem andern Ort haben wir aus dem Buch der Natur einigermaßen die himmlischen Signaturen oder Bildnisse mit ihrer Bedeutung und Wirkung untersucht; gegenwärtig wollen wir von den irdischen Signaturen auch etwas melden, und zwar erstlich, woher es doch komme, daß die Kräuter oder Gewächse, welche mit des Menschen Gliedern, als Ohren, Nasen, Augen, Leber, Lungen etc., eine gleiche Bildniß (Signaturam) haben, zu derselben Heilung dienen, und diejenigen Krankheiten, womit solche Glieder behaftet, am besten vertreiben.

Bei Erschaffung Himmel und Erden hat der allmächtige Gott auch alle sichtbare, lebendige, regende, wachsende und unbewegliche Dinge mit gewissen Buchstaben und Merkzeichen innerlich und äußerlich bezeichnet, in die Wage, Maß und Zahl gerichtet, übereinander in eine Zusammenstimmung gebracht, und solches alles mit überleichtem [161] Schein erleuchtet, dem Menschen ein weises, verständiges Herz mitten in den Leib gesetzt, und darin den Geist seines göttlichen Glanzes eingesellet, mit ihm geredet, und ihm alle seine neugeschaffene, überschriebene und gezeichnete Werke vor Augen gestellet, daraus der erste Mann Gottes, als eine erleuchtete Person, die Überschrift und Merkzeichen lesen lernen, auch aus dem Munde Gottes die Sprach- und Redekunst begriffen, also, daß er die vorgestellten Geschöpfe Gottes alle von innen gekennet, und in dem Angesicht des allmächtigen Schöpfers ein jegliches bei seinem rechten Namen genennet, gezählet, auch aller Dinge Zusammenfügung, Länge, Breite, Tiefe und Höhe gefasset, derselben Eigenschaft, Tugend, Natur, Kraft und Wirkung gemußt, und also alle Sachen von dem Werkmeister aller Dinge gründlich begriffen hat. Mir verstehen allhier nicht die Kräuter, welche Gift bei sich führen, als da ist das Kraut Napellus, welches einigermaßen der Hirnschale gleichet, aber sehr schädlich ist.

Wir stellen in diesem Kräutergärtlein einige Kräuter gleichsam mit lebendigen Buchstaben vor, welche ihre Kraft und Wirkung fast mit einer gewissen Überschrift in der Bezeichnung klar von sich geben, haben gleichsam ein Leben bei sich und reden mit uns. Indem ein Kraut oder Blume die Gestalt eines Haupts, ein anders der Augen, das dritte der Zähne, das vierte der Zungen, das fünfte der Hände und Füße, das sechste des Herzens, der Leber, Blasen und Nieren, [162] der Wunden und dergleichen hat und repräsentiret. Dabei dann dieses wunderwürdig ist, was einander in der Gestalt und Wesen gleichet, hat mit demselben eine gleiche Wirkung, zu erweisen, daß in den leblosen Dingen eine Sympathie oder Antipathie zu finden sey. Das vornehmste Gesetz der Natur ist, sich selbst erhalten und handhaben, wie alle Sachen sich zu erhalten suchen, als suchet man billig auch Hülfe bei seines Gleichen, denn Gleiches hält, verbindet und neiget sich zu seines Gleichen dem Wesen und der Wirkung nach: Ungleiches fliehet von einander.

Welche Wissenschaft und Kraft der Kräuter herkommt von dem Schöpfer selbst, der einem jeden Gewächs zur Ergötzlichkeit der Augen seine Farbe, seinen Geruch zur Lieblichkeit, seinen Geschmack dem Mund zur Annehmlichkeit und dem Leib zum Nutzen und Lust der Menschen gegeben. Nichts ist so klein und unachtsam in der Natur zu finden, welches nicht von Gott seinem Schöpfer zu einem gewissen und verordneten Zweck und Nutzen hervorgebracht wäre.

Allerlei Gewächse, Kräuter und Blumen wachsen und kommen wieder aus der Erden hervor, dazu erschaffen, daß sie des Menschen Augen belustigen mit ihren mancherlei Farben und herrlichen Zierde, des Menschen Zunge und Gehirn mit ihrem lieblichen Geruch, des Menschen Gliedmaßen mit dem Fühlen und Antasten, des Menschen ganzen Leib mit ihrer herrlichen Kraft und Wirkung erfreuen, und aus ihrer bei sich habenden [163] Signatur und Bezeichnung erkennen solle, welches Ophthalmica, welches Cordiaca, welches Epatica, welches Stomachia, welches Arthritica wären, ob sie zum Haupt oder Augen, zur Lungen oder Leber, zum Herzen oder Magen dienlich seyn können?

Die weisen Rabbinen bejahen, daß keine Pflanze oder Kraut seye, welchem nicht ein Stern gleichsam zurufe und sage: Cresce, wachse. H. Harsdörffer sagt, es seyen die Glieder des Menschen gleichsam die Sterne in der kleinern Welt, müßten aber von der äußerlichen Nahrung erhalten werden, und hatte die Natur gleichsam auch derselben Gleichheit auf die Erdgewächse gedeutet, wozu eines und das andere diene. Die Ursache könnte nirgendswo, als von den gewissen Graden oder Stufen der überirdischen oder himmlischen Wärme hergenommen werden, nach Erforderung eines jeden Eigenschaft, wie aus folgenden Anmerkungen und Exempeln klarer wird und soll dargestellt werden.

Was die Bildniß einer Krankheit hat, das ist auch nützlich, solche Krankheiten zu vertreiben.

Der vorige Discours gibt wegen der Materie Ähnlichkeit Anlaß, zur Praxis zu schreiten und solches mit Exempeln zu erweisen. Etliche Medicamenten sind durch die Gleichheit dienlich, und befreien auf wunderbare Weise von der Krankheit, wie es die tägliche Erfahrung bezeuget, und zwar aus keiner andern Ursache, als daß [164] eines des andern Signatur, Bildung und Gleichheit hat, wodurch der Schöpfer aller Dinge göttliche und verborgene Sachen offenbaret, alle Kräuter, Blumen, Bäume und andere Erdgewächse sind magische, von Gott verordnete Zeichen, durch deren Bildungswissenschaft man zur rechten Medicin gelangen kann. Denn die äußerlichen natürlichen Zeichen sind der innerlichen verborgenen Kräfte gewisse Anzeige, also daß der innerliche Kern durch das äußerliche Ansehen bedeutet wird; daher entstehen so herrliche Heilungen vieler Krankheiten, herfließend aus dem gestirnten Einfluß der großen Welt, als darin die rechte magnetische Kraft des Firmaments und der himmlische Eindruck, den Krankheiten zu widerstehen. Als Huflattich ist wegen der Gleichbildung ein Mittel vor die verstopfte Lunge; Hirschzunge oder Milzkraut vor die geschwollene Milz. Die Steinlein in den Hagenbutten gepülvert und mit Wein eingenommen, sollen den Stein hinwegtreiben. Um den Augapfel gehet das erste Häutlein herum von Wasserfeuchtigkeit, gleich dem Weißen im Ei, damit es den ganzen Augapfel befeuchtet, daher gibt auch das Weiße im Ei den Augen eine gute Arznei in Erhitzung. Die Krebsaugen und die Steinlein in den Köpfen der Barschen sind gut wider den Stein.

Das Würmlein, so in Schlafeuntzen gefunden wird, gebraucht man gepülvert wider die Würm im Leib.

I. A. Weber handelt hievon und sagt, daß das Maienblümlein das Zeichen eines Tropfens hätte, [165] weil es wie ein Tropf herab hänget, daher hätte es im Schlag einen sehr großen Nutzen. Das Zeichen des Steins haben der Krystall, Kieselstein, Steinbrechwurzel, Meerhirse oder Steinsaam, die Kerne der Kirschen, Pfirsiche, Mespeln, ingleichem die Zwiebeln, die rothen Früchte des Rosenstrauchs und mehr andere an Dornbüschen wachsende rothe Früchte, welche im Herbst zur Zeitigung gelangen. Welche insgesammt zu Zerreibung des Steins dienlich sind.

Der Luchsharn wird endlich zum Stein gebraucht, daher ist solcher Harn vor das Tropfen der Blasen dienlich.

Der Lerchenschwamm und was sonst vor Schwämme aus den Bäumen oder den Aesten und Zweigen, wider die Ordnung der Natur, herauswachsen, sind gut vor allerhand Gewächse, so sich an den menschlichen Gliedern ereignen.

Die Erdbeere sind den Kupfrigen sehr ähnlich, deren Wasser getrunken und früh die erröthete Kupfergegend damit gewaschen und von sich selbst trocknen lassen, kühlt nicht allein, sondern zieht das Rothe zugleich aus. Sie sind auch ein Zeichen des Aussatzes, daher Raimundus Lullius die in Branntwein geweichten Erdbeere in der Kur des Aussatzes trefflich herausstreicht. Ein gleiches Zeichen haben die Ottern, deren präparirtes Fleisch den Aussätzigen nützlich gereicht wird. Vor die Gelbsucht nehme Safran 3 ℥, theile es in 3 Theile, trinke es mit Süßmilch oder Frauenmilch Abends und Morgens.

Alle fleckigen Pflanzen vertreiben die Flecken [166] am menschlichen Leib. Cardobenedict mit seinen Stacheln deutet auf die Kur des Seitenstechens, wie auch Mariendistel das rothe Mark, welches in den Zusammensetzungen der Steinbrüche gefunden und ausgegraben wird (insgemein die Leber der Steine genannt), hat das Zeichen der rothen Ruhr; wird daher in solcher Krankheit mit großem Nutzen gebraucht.

Das Windenkraut, so in den besäeten Aeckern hervorkommt, stellt die Därme vor, daher ist sein gesottenes Wasser in der Kolik ein sonderbares Mittel.

Das Mohnkraut hat das Zeichen eines Krebses. Daher rühmte sich jener Arzt, er habe vermittelst des selben alle Krebse der Brüste geheilet.

Der blaue Saphir hat eine magnetische Kraft das ganze Gift aus dem von der Pest angesteckten Patienten zu ziehen, wenn man die Beule, dadurch die Pest ausbricht, sobald im Anfang, wenn der Patient noch Kräfte hat, damit berührt und eine Zeitlang damit bestreicht, hinwegnimmt, so zieht er auch abwesend das Gift aus.

Wer den Krebs hat, der nehme lebendige Krebse, wenn die Sonne und Mond in dem Krebs laufen, thue sie in einen Hafen, vermache ihn wohl mit Leimen und brenne sie im Ofen bis sie ganz weiß werden, alsdann streue das Pulver in die Wunden.

Die Augen der Krähen an den Hals gehängt, haben die sonderbare Natur, daß sie dem Menschen [167] nicht allein sein gutes Gesicht erhalten, sondern auch das blöde gewaltig stärken und alle Gebrechen vertreiben, dergleichen soll König Pyrrhus stets hinten an seinem Hals gebunden, zu seinem großen Nutzen getragen haben.

Wider den Wurm am Finger und wenn einem der Nagel abschwärt, so nimm einen Regenwurm, sonderlich von denen, so unter der Dachtraufe gefunden werden, denselben wickle lebendig um den Finger, so lange bis er stirbt. Alsbald wird der Schmerzen aufhören, der Eiter wird sich finden und der Finger in Kurzem heilen.

Die kastanienbraunen großen Käfer oder Schröter (Scarabei cornuti) sind wegen ihrer beiden zackigen Hörner, so gleich den Hirschgeweihen, bekannt, damit sie hart pfetzen, ernähren sich aus dem Saft und weichen Harz, so aus den Steinfrucht tragenden Bäumen, als Nuß-, Kirschen-, Pflaumen-, Pfirsich- und dergleichen Steinbäumen herausfließt und ist ein rechtes martialisches Thier, gleichsam von Natur geharnischt und mit Gewehr versehen. Daher brechen einige diese Hörner ab, tragen sie bei sich und halten dafür, es könne ihnen kein wildes Thier Schaden zufügen. Einige pulverisiren die Hörner und harte Flügel, nehmen es ein gegen innerliche Schmerzen und Stechen des Leibs, befindens auch gut vor das viertägige Fieber, hängen es auch gegen alle Fieber an Hals.

Einmal ist gewiß, daß hierin eine heilsame Kraft gegen allerhand innerliche und äußerliche [168] Schäden verborgen seyn müsse, weil dieses Thier von nichts anders als von solchen besagten Harzen oder Rosinosischen Säften sich nährt, daher sein ganzer Leib balsamischer Natur ist, wie aus dessen Signatur zu urtheilen ist. Die schwarzen Roßkäfer sind gleichfalls martialisch, die grauen saturninisch, die grünen venerisch, die rothen kleinen solarisch, wie sie auch Goldkäfer und Herrgottsvögel genannt werden, darin ein herrliches Cordiale verborgen liegt. Die schwarzen Käfer sind nach Anzeige ihrer Signatur saturninisch, kriechen im Mai und Juni ohne Flügel auf dem Gras langsam herum, wenn man sie in die Hände nimmt, lassen sie einen starkriechenden gelben Liquorem von sich, daher sie Mai- oder Schmalzwürmer, Scarabei fructuosi, genennt werden, so wegen ihrer herrlichen Kraft und vielen gegen die allerschwersten Krankheiten, Podagram, Calculum, Lepram, morbum Gallicum et Hydropem gebraucht werden. Denn nur gepulvert zu 1, 2, 3 oder mehr Granen eingegeben, treibt sehr stark durch das Brechen, Stuhlgang und Urin aus. Wegen solcher starken Wirkung, sagt Glauber, müßte man gar behutsam gehen. Wie viel sind durch die ausgetrockneten Mai- oder Schmalzwürmer am Podagra und Calculo kurirt worden?

Wenn bei Grassirung der Pest einen die Pest mit einem rothen Strich an dem Arm ankommt, welches ein Zeichen ist, daß das pestilenzische Gift von den Armen nach dem Herzen dringt, so soll man die grünen Beere von uva inversa [169] (Wolfbeere) nehmen, und deren soviel auf einmal saftig zerstoßen, daß es ein Pflästerlein gibt, solches auf den Arm bei der Hand gelegt, wo der rothe Strich anhebt, so zieht es das Gift wieder zurück heraus, wenn schon der Patient todtkrank und den Todesschweiß bereits hat. Wird auch gerühmt zu den Pest-Apostemen oder Beulen, daraus zieht es alles Gift, gleich den aufgelegten gedörrten Kröten, welche mit einem spitzigen Holz durch den Kopf gespießt und an der Luft gedörrt, hernach mit einem Hammer breit geschlagen, mit warmem Rosenessig genetzt und auf die Pestbeulen gelegt, eine nach der andern, bis alles Gift heraus ist. Jedoch werden die Wolfbeere noch darüber gerühmt, daß sie das Gift und Geschwulst noch geschwinder auszieht.

Lychen, so man Lungenkraut nennt, hat die Gestalt der Lunge und ist dessen Gliedmaßen eine auserlesene Arznei. Wie auch das Leberkraut vor die Leber, was köpfig ist, ist gut vor den Kopf.

Das Kraut Alkengi ist ein kräftiges Mittel zu der Nieren- und Blasenkrankheit.

Das Farrenkraut dient zu dem Rückgrath und hilft für die Schmerzen der Lenden.

Der Durchwachs ist mit solchen Zeichen und Figur erschaffen, daß solche anzeigt, es sey ein heilsames Mittel den Leib zu eröffnen und die Wunden zu heilen.

Die Altlica ist ein solches von der Natur präsentirtes Gewächs, das nach seiner Coleur in [170] der schmerzhaften Geburt der Mutter ungezweifelt hilft.

Der Leber Hitze gleicht den Leberkräutern mit dem innerlichen Ansehen der durchlöcherten Lebern, so dient die innerliche Kraft auch dem Leib innerlich.

Die rothen Corallen den Blutenden; die Senetblätter zu dem schwarzen melancholischen und die gelbe Rhabarbara zu dem galligen Geblüt. Es ist schier nicht zu beschreiben, wie nützlich die rechte frische Rhabarbara zu Erhaltung menschlicher Gesundheit sey. Die Natur zeigt den Augen, daß die Muskatnuß dem Haupt sehr gut sey, indem sie eine sonderbare Verwandtschaft mit dem Haupt hat und ist nicht allein des Haupts, sondern auch des Hirns Signatur, daher sie auch dasselbe sehr stärkt.

Welche sich des Schlags befürchten, sollen nicht leicht ohne gute frische Muskatnuß seyn und sonderlich bei feuchter und nebeliger Luft den halben oder dritten Theil im Munde zerkäuen und hinunterschlucken. Die Muskate hält mit dem Menschen eine sonderbare natürliche Freundschaft, wenn sie ein Mann bei sich trägt, so erhält sie nicht nur ihre vorige Kraft, sondern wird noch besser, kräftiger und saftiger, besonders bei jungen erwachsenen Menschen. Merklich ist es, daß eine Welschnuß die vollkommene Gleichheit eines Haupts darstellt, deren äußerliche Rinde oder grüne Schälfe der Hirnschalenhaut gleicht, daher auch das Salz von Welschnußschälfen zum verwundeten Hirnschalenhäutlein [171] sonderlich dienlich ist. Die innere Rinde oder hölzerne Schale hat die Gestalt der Hirnschale, das Häutlein, so den Kern umgibt, ist dem Hirnhäutlein gleich. Der Nußkern bildet das Hirn selbst und ist dem nützlich und stärkt dasselbe.

Augentrost (Euphragia) ist gut vor die Augenflüsse, stärkt sehr und gibt den Augen neue Kraft.

Das Scorpionkraut (Heliotropium) gleicht den Krebsscheeren, derselben Blättersaft dienet wider den Krebs und andere kriechende Geschwüre.

Knabenwurzel stellt die Gestalt der Geburtsgeilen vor, befördert durch ihre verborgene Kraft die Empfängniß und macht unfruchtbare Frauen, ein Knäblein zu gebären, fruchtbar.

Herzwurz wird von ihrer Gestalt und Wirkung in den Herzkrankheiten also genannt.

Zahnkraut hat den Namen von seiner Kraft, die Zähne gut und vor Wehthun zu bewahren.

Die Bohnen haben eine Vergleichung und Gestalt wie die Nieren und reizen zur fleischlichen Luft.

Die Theile derjenigen Thiere, deren Balsam zu Verrichtung einiger Geschäfte treulich kräftig ist, ertheilen gleichen Theilen des menschlichen Leibs eine gleiche Kraft, daß sie viel besser dasjenige verrichten, wozu sie gewidmet.

Das Kraut Cordiaca gibt eine Herzstärkung.

Das gepulverte Geburtsglied von einer Henne, wenn mans in der Mutter Mund streut, trocknet[172] derselben Fluß, vertreibt die daher entstandene Unfruchtbarkeit und befördert die Empfängniß. Die präparirte Essenz von dem Herz eines Hirsch stärkt das Herz eines Menschen in Herzweh und Engbrüstigkeit.

Die Fuchslunge dient trefflich wohl zu den Gebrechen der menschlichen Lungen. Also werden die offenen Brüste der Weibspersonen am besten mit einer Salbe, von Küheyter zubereitet, geheilt.

Großschlangenkraut (welches eine Schlange vorstellt), wie auch Stegdorn oder weißer Bergdistel, woran die spitzigen Dornen eine Gleichheit mit den Schlangenzähnen haben, heilen den Schlangenbiß trefflich. Psyllium oder Flöhsamen sieht aus wie die Flöh und vertreibt sie auch. Von dergleichen Signaturen haben Crollius, Wolfgang, Fabricius und Andere weitläufig geschrieben. Weber stellt etliche Signaturen oder Zeichen derjenigen Dinge vor, welche zu Vertreibung der Krankheiten dienlich sind und sagt, daß die Haselwurz das Zeichen der Ohren hätte, deßhalb wurde aus ihren Blumen eine Conserve oder Latwerge bereitet, welche, wenn man sie fleißig gebrauche, die Ohren trefflich stärkte.

Ein Mensch wirst öfters mit einem Stein eine Kuh, da jener mehr werth ist als diese. Obwohl ein Stern mit einem Stein keine Gleichheit hat, so hat doch desselben Figur, als der Löwe, die Sonne, das Gold etc. eine genaue Gesippschaft und sind die himmlischen Zeichen keineswegs ungefähr erfunden worden, sondern [173] haben ihre guten Ursachen und Vergleichung mit ihrer Deutung. Es weist die Erfahrung, daß die Schlangensteine (Ophites genannt), kleine Aederlein haben, die den Schlangen gleichen, deßwegen auch glücklich wider den Gift gebraucht werden..

Rosäus schreibt, daß die Schalmeyen, wegen ihrer Gleichheit mit den Rippen, derselben Schmerzen mildern. Woraus kurz abzunehmen, daß die Natur mannigfaltig zu erkennen gebe, denen die sie betrachten, wenn man nur ihren Werken und Wirkungen fleißig nachsinnt. Und eben aus diesem Grund ist herfür geflossen die Physiognomia und Chiromantia, davon anderswo.

Vorhin ist gesagt worden, daß die Hagen- oder Hanbutten, so auf den Rosenhecken wachsen und im Herbstmonat zeitig werden, wider den Stein gut seyen, gestalt sie eine sonderliche Kraft haben, den harten Stein in den Nieren zu vertreiben, wenn man deren ein Quintlein schwer mit weißem Wein Morgens Früh einnimmt. Die Steinlein in den Hagenbutten gepulvert und mit Wein eingenommen, vertreibt auch den Stein.

Die Natur zeigt den Augen, daß das Rosengewächs dem Haupt sehr gut sey, denn bevor der Knopf die Rose herausstößt, sieht man gleichsam einen Abriß der menschlichen Hirnschale mit ihren Fugen, darin dunkelroth hervorblickt wie ein Strahl und die fallende Sucht als ein Donnerstrahl bedeutet. Jener Medikus schreibt, daß [174] ein Knabe diese Wurzel am Hals getragen und sey dadurch von der fallenden Sucht befreit worden. Nach abgelegter Wurzel sey sie wieder kommen und nach wieder angehängter Wurzel ausgeblieben.

10. Kapitel

Zehntes Kapitel.
Von Kräutern und andern Gewächsen, sammt deren herrlichen Wirkung zu Erhaltung der Gesundheit und Gebrauch in allerhand Krankheiten.

Alle Kraft der Arznei soll in den Kräutern, Worten und Steinen bestehen, nach dem gemeinen Sprichwort:


In Worten, Kräutern und Gestein,
Beruhen alle Kräft' allein.

Ein jedes Gewächs hat seine Farbe, seinen Geruch, Geschmack, Kraft und Wirkung zum Nutzen und Luft der Menschen.

Die mancherlei Kräuter und Gewächse dienen theils zur Speise, theils zur Belustigung, theils in der Arznei, Erhaltung und Wiederbringung der Gesundheit oder zur Verlängerung des Lebens, gestalt der allmächtige Schöpfer die Kräuter und Bäume mit so mannigfaltigen Tugenden und Wirkungen uns armen Menschen zu gut [175] begabt, daß auch kein einiges Kräutlein so schlecht oder unachtbar zu schätzen, welches nicht seine nutzbare Kraft und Tugend habe, so von Gott selbst kommt.

Wie oft tritt man ein Kraut mit Füßen, welches, wenn man dessen Kraft und Nutzen in der Arznei wüßte, würde man es eher und lieber als ein Geldstück vor den Füßen liegend aufheben. Die Kraft der Kräuter wird den Menschen auf verschiedene Weise eingepflanzt, entweder unmittelbar von Gott selbst oder durch göttliche Eingebung und Träume, ja durch den Trieb der Natur, etwa auch von unvernünftigen Thieren, wie solches absonderlich bei den Hunden zu sehen, welche, wenn sie krank werden, ihre besondere Kräutlein suchen und sich damit heilen. Die Katzen und andere vierfüßigen Thiere kuriren sich selbst mit der Valeriana oder Wohlgemuth. Die Wiesel mit der Weinrauten; die Sperber mit dem Pfeffer; die Nachtigall mit der Spinne; die Rinder mit der Odermeng; die Pferde mit der Fernugta oder Bockshorn; die Schwalben mit der Schellwurz; das rothe Wildpret mit Dycktam; die Hinden mit wildem Kümmel; die Schweine mit dem Eppich; der Storch mit dem Wohlgemuth, daß also ein jedes seine Arznei weiß, so ihm die Natur gezeigt.

Dieweil aber alle Kräuter insgemein durch die himmlischen Planeten regiert und die Zeit zu sammeln, wenn ein jedes Kraut seine besten Kräfte hat, beobachtet werden muß, so wird ein Kräutersammler auch solches wohl beobachten. [176] Das Heliotropium oder die Krebsblumen werden von der Sonne regiert, so muß man auch dieselbe zu der Zeit, wenn die Sonne in dem Zeichen des Löwen ist, da sie auch die besten Kräfte hat, brechen und einsammeln und auf den Nothfall bewahren. Der Mond regiert über die Lunariam oder Mohnkraut; der Mars über die Meerzwiebel und sofort an. Welches alles ein Simplicist nothwendig wissen soll, denn es werden alle Sachen dieser untersten Welt von dem obersten und himmlischen regiert. Von allen Dingen aber muß er eines jeden Krauts Eigenschaft wissen, als daß die Cardebenedicten, Meermaas, Wurmsame oder Meermutter, Odermeng etc. die besondere Kraft haben, die Würmer in dem Leib zu vertreiben.

Der Zeiland, Seidelbast, Soldanella, Gottesgnade, Springkraut, Attig, Holder und Nießwurz etc. zum Mund eingenommen, ein Erbrechen erregen; die Rosen, Engelsüß, Sennetblätter, Rhabarbara, Aloe, Scammonium, Turbith, Lerchenschwamm und Coloquinten den Stuhlgang befördern.

Die Salsaparill, indianisch oder Franzosenholz, Chinawurzel und dergleichen in Wasser oder Wein gesotten und die Brühe getrunken, zum Schweiß bewegen.

Das Johanneskraut, Schafgarb oder Tausendblatt, Sankt Karlskraut, braun Betonik und Viticella oder Balsam-Aepfel, die Wunden zu heilen.

Das Schwalbenkraut oder Schellwurz, Fenchel,[177] Weinrauten und dergleichen, den Augen wohl bekommen.

Die Enzian, Natterwurz und Eberwurz zu den Schmerzen des Leibs gebraucht werden, und dann die Beiment oder Balsam zu dem Magen) die Sennetblätter zu den viertägigen Fiebern, der Zeiland zu der Räute oder den Krätzen und also fortan.

Daß die Kräuter männlichen und weiblichen Geschlechts nach der ehelichen ganz ähnlichen Gemeinschaft seyen und beisammen gesetzt, eine natürliche Freundschaft mit einer stärkern Kraft an Geschmack und Geruch von sich merken lassen. Daß das männliche Geschlecht zuträglicher und kräftiger den Mannspersonen, und das weibliche vorträglicher den Weibspersonen sey und also einen Sensum oder phantasiam naturalem, Sinnenkraft haben, hat Dr. Rollfink sattsam erwiesen. Ein jedes hat sein besonderes Temperament, etliche sind hitzig, trocken, etliche feucht, andere kalten Temperaments, nachdem sie eine Receptivität von dem Einfluß und Wirkung der Planeten haben, maßen daher gewisse Kräuter und Erdgewächse saturnisch, andere jovialisch, jene martialisch, diese solarisch, andere merkurialisch, noch andere venerisch und endlich einige lunarisch sind. Wenn nun selbige Kräuter und Pflanzen bei der besten oder erhöhten Kraft ihres Planeten zur gebührenden Stund gepflanzt werden, so verspürt man auch ihre Verbesserung und Kraft desto mehr. Daher soll man nicht so bald oder so leichtlich zu den Medicis und [178] Apotheken laufen, sondern die von Gott erlernten Kräfte der Natur, der Kräuter etc. erkennen lernen, worin das rechte Mittel, alle Krankheiten zu kuriren und allerlei Wunder zu berichten, steht. Le Grand hat von dem langen Leben unserer ersten Eltern, die schier das tausendste Jahr erreicht haben, geschrieben, daß Adam eine vollkommene Wissenschaft der natürlichen Sachen von Gott empfangen. Denn er verstund der Früchte, Kräuter, Steine, des Holzes, der Thiere und Bergwerke Kräfte, wie ingleichen eine Lehr, wodurch das menschliche Leben verlängert werden könne, welches er auch seinen Nachkömmlingen geoffenbart, damit sie ihr Leben gleichfalls lang hinausbringen möchten. Diese Erkenntniß aber ist theils durch den Fall und die Sündfluth, theils durch Zertheilung der Völker untergegangen. Doch werden noch heut zu Tag bei den Weisen viele verborgene und wunderbare Naturgeheimnisse gefunden, welche die Zeit nicht verzehrt hat, über welche sich viele Menschen, wenn sie solche sehen und hören sollten, verwundern und vor übernatürliche Werke ausschreien würden.

Die Rhabarbara ist eine fast göttliche Arznei, welche von dem ganzen menschlichen Geschlecht als eine besondere, sichere und ganz unschädliche Arznei zu jeder Zeit und bei allem Alter zur Präservation und Kur billig in hohem Werth zu halten ist, wegen angeborner heimlicher Eigenschaft und sonderbaren Verwandtniß der Substanz mit derselben Feuchtigkeit. Also die Eigenschaft oder Kraft nach sich zu ziehen, geschieht [179] durch Verwandniß der Natur, darum das zwischen dem, das nicht zieht oder gereinigt, und dem, das nach sich gezogen und gereinigt wird, eine Gleichheit und angenehme Gleichförmigkeit ist. Morgens früh vor dem Essen eines Scrupels schwer im Mund gekaut und hinabgeschluckt (man kann wohl eine Zwetschgenbrüh darauf trinken), erweicht und befördert den Stuhlgang, führt den Schleim, als die Gall und verbrannte Feuchtigkeit aus, reinigt das Hirn, schärft die Sinne, stärkt den Magen und andere Glieder, erhält die Zähne vor der Fäulung, stärkt das Zahnfleisch, macht einen guten Athem, präservirt wider die Wassersucht, Gelbsucht, Podagra, allerlei Fieber und dergleichen viele beschwerliche Suchten, erledigt von der Wassersucht, ist gut vor den Schlag, dient wider alle Gebrechen des Magens und der Leber, reinigt das Geblüt, stillt das Blutauswerfen, heilt die rothe Ruhr, den inwendigen Bruch und bringt zu einem hohen Alter.

Was der Wachholder und deren aus den Beeren gemachte Wein, Muß, Saft und Oel oder Spiritus in den Pestzeiten, wider den Stein, windige Kolik, Wassersucht, Gries, Husten, Abnehmen des Leibs, Gicht, Verstopfung der weiblichen Blumen, fallenden Sucht und vielen andern Krankheiten vor herrliche Kraft und Wirkung habe, findet man in den medizinischen Büchern.

Nehmt einen Löffel voll von dem Wachholderbeergeist, 4 Grau Wachholdersalz, 3 Tropfen [180] vom wohl rectificirten Wachholderbeeröl, mischt alles zusammen, trinkt es Morgens und Abends in einem Glas voll Wein aus, so werdet ihr wider obgedachte Beschwerden ein herrliches Arzneimittel haben. Durch den beharrlichen Gebrauch dieser Beere kann man von unerträglichen Zufällen des Steins befreit werben. Wer Reißen in Lenden, Nieren oder Blasen hat, der trinke Morgens, Mittags und Abends 3 Loth Wachholderwasser. Wer seinen Urin nicht lassen kann, trinke ebensoviel. Auch treibt es, ebensoviel getrunken, die todte Frucht eines Weibs aus, wie es auch die Zeit der Frauen befördert. Wachholderbeere in Wein gesotten und davon getrunken, vertreibt den jungen Kindern den starken schweren Husten, so bisweilen auch Blut auswerfen. Zertheilt gewiß den Schleim in der Brust und befördert ein leichtes Auswerfen, verzehrt allerlei böse Feuchtigkeit im Leib. Zur Pestilenzzeit kaue die Beere im Munde wider giftige Luft.

In dem Hollunder mit seinen Beeren und daraus gemachten Saft, Latwerge oder Muß ist überall eine ungemeine köstliche Kraft verborgen. Dient vor die Blutflüsse und andere Krankheiten der Gedärme, allerlei Gebrechen des Haupts, als in der fallenden Sucht und vielen andern. Ja, daß man das Leben damit erhalten und verlängern könne, ist bekannt, daher will ich diese merkliche Historie erzählen: »Als einmal ein Fürst (man sagt es sey Kaiser Maximilian I. gewesen), auf der Jagd im Wald sich verirrt [181] und vor eines Bauern Hüttlein gekommen, fand er vor der Thür ein sehr altes Männlein weinend sitzen und als der Fürst es gefragt, warum er so weine, antwortete er: Sein Vater hätte ihn geschlagen. Der Fürst verwunderte sich hierüber, daß ein so alter Mann, der noch so viele Kräfte habe, von seinem Vater sollte geschlagen worden seyn und fragte weiter: Warum ihn sein Vater geschlagen habe? Er antwortete: Er hätte seinen Großvater von einer Bank zur andern tragen sollen und ihn unversehens fallen lassen, deßhalb er Schläge bekommen habe. Hierauf ist der Fürst vom Pferd gestiegen und in das Häuslein gegangen, um die alten Leute zu sehen, zu sprechen und um ihre Nahrung sie zu befragen, da sie ihm dann erzählt, daß ihre gewöhnliche Nahrung Brod, Milch und Käs sey, gebrauchen sich auch zu gewisser Jahreszeit des Hollundersafts und Mußes, durch dessen herrliche Wirkung sie ein solches hohes Alter erreicht hätten.«

Viele gebrauchen und essen den Knoblauch, wie die Juden im Alten Testament gethan und noch thun, vielfältig, weil er die Natur trefflich stärken und lang erhalten soll.

Pythagoras hat den Meerzwiebelessig hoch gehalten, indem er geschrieben, daß durch dessen Gebrauch das Leben verlängert werde und bis zum Ende frei von allen Krankheiten bleibe. Er bediente sich dieses Mittels selbst, als er das 50. Jahr erreicht und erreichte dadurch das 117. Jahr und zwar ganz gesund, sonder einige [182] Krankheit, über dessen hohe Tugend hat er sich verwundert und solches seinen Freunden entdeckt, damit sie sich dessen bedienen möchten. Von diesem Essig trinke des Morgens früh ein wenig, so wird der Schlund und Mund niemals einigen Schmerzen empfinden, der Magenmund wird sich wohlauf befinden, du wirst leichtlich Athem holen können, eine gute Stimme haben, die Augen werden scharfsichtig seyn. Die Ohren werden ihr Amt aufs beste verrichten, kein Bruch wird sich ereignen, keine zähe Feuchtigkeit wird ansetzen, der Athem wird wohl riechen und eine gute Farbe machen. Alle Geschäfte werden wohl von statten gehen. Nüchtern soll man den Essig gebrauchen und darauf 7 Stadia (deren jedes 125 Schritt ungefähr in sich hält) verrichten. Wer diesen Essig gebraucht, wird die Speise trefflich verdauen und hinwegtreiben, daß nichts schädliches zurückbleibt, keine Winde, nichts Gallsüchtiges, kein Unrath noch Harn, sondern er wird alles gar leichtlich durch die ordentliche Gänge von sich geben und dient zur purgirenden Arznei. Desperate Schwindsüchtige werden hiemit kurirt. Kurirt die langwierige fallende Sucht, das Zipperlein und die Gliederkrankheit und ist zur Verhärtung der Leber und Milz dienlich. Diesen Meerzwiebelessig soll man alle Wochen einmal gebrauchen. Wer bei Jahren ist, kann wegen des Magens ein wenig Zimmt. Imber und Cardemomen beifügen.

Der wilde Knoblauch, wenn er dem vordern Schaf an den Hals gehängt wird, verhütet, daß [183] kein Wolf der ganzen Heerde Schaden zufügen kann.

Die Raute Morgens nüchtern essen, befreit von der giftigen Luft.

Kein bewährteres Kräutlein ist vor die Augen als das Schwalbenkraut.

Die wilde Schwertel gekaut, macht nicht allein einen wolriechenden Athem, sondern nimmt auch allen Schmerz der Zähne gleichsam im Augenblick hinweg.

Den Samen des Krauts Groß-Sonnenwirbel 3 Gran mit weißem Wein vor dem Paroxysmo getrunken, hilft dem Menschen vom dreitägigen Fieber.

Vor das viertägige Fieber muß man 4 Gran in weißem Wein trinken.

Grün Eisenkraut (Herba Sacra genannt), in den Hundstagen gesammelt, an den Hals gehängt, vertreibt die schwere Noth und macht bei Jedermann beliebt. Aus den Blättern einen Kranz gemacht, auf das Haupt gelegt, vertreibt die Hauptschmerzen gewaltig, woher sie immer entsprungen seyn mögen.

Bibernellsaft stillt den Schmerzen und zieht das Eisen gelind aus den Wunden.

Bibernell den Hunden eingegeben, verwahrt sie vor dem Rasen und Wüthen. Wenn ein Mensch von einem wüthenden Hund gebissen ist, so gebe man demselben etliche Tage nacheinander dieses Kraut in einem Salat oder wie man kann, so soll er davon befreit werden.

[184] Rosenwurzel am Hals getragen, befreit von der fallenden Sucht.

Beifuß einem Kranken unwissend auf das Haupt gelegt. Schläft er ein, so kommt er wieder auf, im Gegentheil ist es ein Anzeichen seines Todes.

Die Gipfel vom grünen Rosmarin gekaut, macht die Zähne fest, nimmt auch die Schmerzen des Zahnfleisches hinweg.

Hanfstengel genetzt, um das Bett herum gehängt, vertreibt die Wandläuse.

Saurampfer mit Dachsfett gesotten, gerührt, auf ein Tuch geschmiert, auf Hände oder Füße gelegt, vertreibt das Chiragra und Podagra. Probatum.

Aus dem Stengel der großen Klettenwurzel einen Zahnstocher gemacht, das Zahnfleisch damit gestichelt, bis es blutet, ist ein auserwähltes Experiment wider die Schmerzen der Zähne.

Großen breiten Wegrich grob geschnitten, in einem Säcklein am Leib oder Hals getragen, bewahrt vor der Pestseuche.

Die bloße Angelika und dergleichen Wurzeln bewahren die Prediger, wenn sie zu den Kranken erfordert werden, nächst Gott und ihrem Vater Unser, vor dieser Seuche.

Oder Wermuth auf das Herz und die Arme und Pulse gebunden, den Mund mit einem Tuch und eingewickelten Wermuth verwahrt.

Wer aus der Nase oder anderswo blutet, der nehme Taschen- oder Seckelkraut (Bursa Pastoris [185] genannt), in die Hand, wo das Nasenloch blutet, wenn es warm wird, hört das Bluten auf. Ist probirt. Dessen Kraft ist hieraus zu schließen, wenn es in einer Hand erwärmt und an selbigem Arm eine Ader geöffnet wird, so lauft kein Blut aus der Ader, solange man das Kraut in der Hand hält. Oder nimm Birkenwurzel in die Hand, sobald sie erwarmt, gesteht das Blut.

Einen Knaben 12 Wochen lang an Händen und Füßen oder am ganzen Leib mit Wermuthsaft geschmiert und eingerieben, so wird ihm weder Hitz noch Frost sein Lebenlang schaden können und kann vor Grind, Aussatz, Franzosen, Läusen und dergleichen Ungelegenheit, Gott wollte dann wunderlich strafen, befreit leben. Macht auch eine saubere Haut und gerade Glieder, läßt auch keine Geschwulst überhand nehmen.

Es ist ein bekanntes Kraut, wenn man selbiges in seiner Hand zerreibt und einem Andern die Hand gibt, wird er sofort ihm auf etliche Tage mit großer Liebe zugethan seyn. Die Probe ist an einem Hund zu beweisen, wenn einer denselben bei seinem Fuß angreift, wird er ihm folgen und seinen rechten Herrn verlassen.

Der Römer und Griechen Gebrauch war, daß die Legaten Eisenkraut führten, damit sie Niemand beleidigten.

Das Eisenkraut wird wegen seiner großen Tugend, damit es von dem obersten Firmament des Himmels begabt ist, von etlichen Herba Sacra, das heilige Kraut, genannt und in den großen Hundstagen gesammelt und angehängt, [186] vertreibt die schwere Noth oder hinfallende Seuche, macht den Menschen bei Jedermann beliebt.

Einen Kranz aus seinen Blättern gemacht, einer Manns- oder Frauensperson auf das Haupt gesetzt oder vielmehr um den Hals gehängt, vertreibt die Schmerzen des Haupts, sie seyen entsprungen, woher sie immer wollen. Was mit diesem Kraut vor ein Aberglauben getrieben werde, davon gebührt uns nicht zu schreiben.

Eisenkrautwurzel an den Hals gehängt, vertreibt die Kröpfe.

Eisenkraut, wenn die Sonne in den Widder tritt, gesammelt, mit Gichtkörner vermischt, zerstoßen und mit colirtem weißen Wein getrunken, vertreibt die schwere Noth.

Wilde Baldrianwurzel ausgegraben, bevor sie Stengel bekommt, gepulvert, das Pulver in einem halben Löffel voll Wein, Wasser, Milch oder sonst bequemlichen Saft, 1 oder 2mal, nach Beschaffenheit des Alters eingenommen, befreit von der schweren Noth.

Die Raute Morgens nüchtern essen, ist eine bewährte Arznei wider den Gift.

Die große Klettenwurzel hat eine große Kraft gegen die Mutter eines Weibs, also daß zwischen beiden eine sonderbare Sympathie zu spüren, trägt man deren Blatt auf dem Haupt, so zieht es die Mutter übersich, auf den Fußsohlen aber untersich.

Halte auf den bösen Zahn ein Stücklein Tabak, der Zahnschmerz soll vergehen.

Bertramwurzel gekaut, lindert die Schmerzen [187] der Zähne. Item, Stephanskern in ein Tuch gethan und gekaut.

Ein vortreffliches Wasser wider die Krätze.

Mache von Wermuth ein Wasser und wasche die Krätze damit.

Die Gesundheit ein ganzes Jahr zu erhalten.

Man nimmt Wermuth- und Betonienzipflein, jedes 6 Loth, und gießt des besten weißen Weins darauf und trinkt von diesem Wein den ganzen Maimonat durch Morgens nüchtern ein Glas voll aus.

Vor die Gelbsucht.

Eisenkrautwasser getrunken, wird vor gewiß gehalten. Oder man trinke neun Tage nüchtern in Wein oder Wasser gesottene gute frische Wachholderbeere.

Vor den Grind auf dem Haupt.

Siede welsche Nußblätter in Wasser und netze das Haupt damit, solches vertreibt alle Unsauberkeit des Haupts. Oder zwage das Haupt mit Wasser, darin die Mittelrinde von Eichen oder Eichenlaub gesotten worden, so vergeht alle Unsauberkeit. Oder zwage dich mit Wasser, darin Wachholderbeere und Nußblätter gesotten worden.

[188] Vor das Zahnweh und alle Flüsse.

Nimm Persicarium (Flöhkraut), wächst an vielen Orten häufig und wird gerühmt, daß es ein Kurmittel wider alle Flüsse sey, vornemlich der Zähne, lege es in ein kaltes Wasser, darin es erstlich zubereitet wird, darnach lege es auf den Backen, da das Zahnweh ist, bis es hitzig wird und gleichsam verbrennt. Wenn es erwärmt wird, so lege es in Mist, laß es darin vergehen, so vergeht dir der Schmerzen aus dem Zahn und heilt.

Vor Wunden an Menschen und Vieh.

Welche Wunde an einem Menschen oder Thier mit dem edlen Saft des Mückenkrauts bestrichen wird, darauf sitzt keine Mücke oder Fliege, es werde der Sommer so hitzig als er wolle, heilt dazu die Wunden an Menschen und Vieh.

Frauenmilch befördern.

Hollunderblüth und Fenchelsamen mit Kühmilch gekocht, täglich etlichemal warmgetrunken, bisweilen etliche Tropfen Salmoniak darein gethan, vermehrt die Milch.

Jedermann ist bekannt, daß sowohl bei den Höfen, als auch bei mittlern und niedern Personen der Thee, Kaffee und Chokolade sehr gemein sey und im vollen Schwang gehe.

Dieweil ich aber im ersten Diskurs gesagt habe, daß sich ein Deutscher der ausländischen [189] Kräuter und Arzneien, die unserer deutschen Constitution nicht zuträglich, enthalten, hingegen die einheimischen von Gott gegebenen Mittel, als Ehrenpreis, Isop, Betonien, Erdrauch, Salbei etc. gebrauchen soll, deren Nutzen, Kräfte und Wirkungen ich nur etliche melden und kurz beschreiben will.

1. Ehrenpreis.

Ehrenpreis, zu Latein Veronica genannt, gleicht dem chinesischen Thee nach der äußerlichen und innern Figur, nach der Farbe, Geschmack und Geruch und hat, wo nicht bessere, jedoch gleiche Wirkung in Vertreibung der Krankheiten, so aus Schleim und Flüßen entstehen, bevorab für Podagra. Von des Ehrenpreises Natur, Kraft, Wirkung, Eigenschaft und Vortrefflichkeit lese man nur Tabernamontanis neuvermehrtes Kräuterbuch, woselbst des Ehrenpreis Wassers Weins, Extrakts und Salzes Gebrauch beschrieben ist. Allhier will ich nur melden, wie man den Ehrenpreis gleich dem Thee gebrauchen soll und was für eine große Wirkung, durch Gottes Gnad zu Lob, Ehr und Preis dieses edlen Krauts, darauf zu gewarten sey.

Man siede rein fließendes Wasser (Regenwasser halte ich für das beste) ganz heiß, wie das Theewasser. Thue es in das gewöhnliche Theegeschirr und wenn du zuvor den Ehrenpreis nicht gar zu klein zerschnitten, werfe ihn in das dazu präparirte Geschirr (wofern man solches Geschirr [190] nicht hat, muß das Kraut in eine saubere Leinwand gethan werden), lasse es ein wenig darin stehen, setze das zinnerne Geschirr auf Kohlen, schüttle es um, bis es gelb und sattsam gefärbt ist. Gieße es in ein Köpfchen und trinke eines, so warm als du es leiden kannst, nach dem andern bis 10 oder 12, alsdann wird sich das Wasser in alle Schweißlöcher ausbreiten, die verstopften Adern eröffnen, das Blut reinigen und die schädliche Säure (zumal wenn man sich in das warme Bett legt), austreiben, ist überaus gut denjenigen, welche eine versehrte Lunge haben, ob sie schon fast angegangen und etwas verfault wäre, löscht den Brand in der verhitzten Galle, stärkt die fürnehmsten Glieder, heilt die Fäule, ist vor die Brustseuche, Keuchen und schweren Athem, oder für eiterige Geschwär in der Lunge, also daß, wenn die Schwindsucht zu besorgen, dieser Trank ausbündig gut ist. Ist der Blödigkeit des Gesichts, des Gehörs und Schlags etc. sehr gut, eröffnet den Leib und wirkt durch den Harn, Stuhlgang und Schweiß. Stärkt die Memorie, schärft das Gedächtniß, ist gut wider den Schwindel, Scharbock, Podagra, Kolik, Gicht, Zipperlein, Wassersucht, Steinbeschwerung, Augenwehe, Bauchfluß, Lungensucht, Geschwüre, Schlafsucht, Bräune, Mutterbeschwerung, Seitenstechen, Würmer, Gelbsucht, Müdigkeit, Franzosen, erneuert die Kräfte und soll die unfruchtbaren Frauen fruchtbar machen, und was der Tugenden und Wirkungen mehr sind.

[191]

2. Ysop.

Der Isop soll stärker und kräftiger seyn die böse Feuchtigkeit aus dem Magen zu führen, als der Wermuth; vertreibt die Gebrechen der Brust und der Lungen, allen Husten, schweren Athem und alle Gebrechen, so von der Kälte herkommen. Nimmt das Weh im Magen und Därmen hinweg, hilft wider die Wasser- und Gelbsucht, bewegt den Harn und der Frauen Zeit, vertreibt den Frost des Fiebers und bringt dem Leib gute Hitze. Auf vorige Weise, wie das Ehrenpreis, gesotten und gebraucht. hat gleiche Kraft und Wirkung wie der Thee.

3. Betonien.

Betonien ist wegen seiner fürtrefflichen Kraft und Eigenschaft ein edles und tugendreiches Kraut im Mai gesammelt, zu vielen innerlichen und äußerlichen Gebrechen des Leibs heilsam und für allerlei Fieber innerhalb und außerhalb zu gebrauchen, wie in Tabernamontanis Kräuterbuch zu lesen. Betonien reinigt die Brust, Lunge und Leber, zerbricht den Stein in den Nieren, treibt die verstandene Zeit der Weiber, ist dem Haupt und Hirn anmuthig, gut vor das Hauptweh, den Schwindel, die fallende Sucht, ganzen und halben Schlag. Getrunken wie der Thee oder Ehrenpreiswasser, wie obgemeldet, wird in der Operation vor das Podagra dem Thee weit vorgezogen.

[192] Betonicae Fürtrefflichkeit, denen mit Feuchtigkeiten und Flüssen unterworfenen Personen dienlich, Morgens halbgedörrte Betonie Daumengroß zusammengerollt, in den Mund gethan und so lange bis zur Mahlzeit darin behalten, auch gepulverisirt in die Nase gethan. So wird das erste ein Auswerfen, das andere ein Nießen verursachen. Beide zertheilen das Phlegma oder zähen Schleim im Leib. Ist Jemand von den Flüßen gar zu sehr geplagt, der kann von einem und dem andern den Mittag um 4 Uhr bis zum Abendessen es wieder gebrauchen.

4. Erdrauch oder Taubenkropf.

Erdrauch (Fumaria), auch Taubenkropf genannt, wird von den Medicis vor ein gebenedeites edles Kraut gehalten und vor allen andern Kräutern in Franzosen oder Pocken, Aussatz, Scharbock, Krebs, Fistulen, Grind, innerlich und äußerlich zu gebrauchen heilsam und nützlich. Dieses Kraut in frischen Molken über Nacht eingebeizt und Morgens nüchtern getrunken, treibt viel übrige Galle oder cholerischer Feuchtigkeit aus dem Leib, beides durch den Harn und Stuhlgang und reinigt das Geblüt.

Taubenkropf in Gaismilch gesotten, Morgens den ganzen Mai über getrunken, reinigt das Geblüt und ist den Schwindsüchtigen sonderlich gut. Was der Erdrauch Saft, Wasser, Wein, Extrakt und Oel vor eine treffliche Wirkung habe zu allerlei Gebrechlichkeiten, beschreibt Tabernamontanus [193] nach der Länge. Man gebrauche aber dieses Kraut wie die drei vorigen anstatt des Thees, so wird man wunderbare Wirkung finden.

5. Salbei.

Salbei, Salvia, Salvatrix, naturae Conciliatrix. Denn sie erhält die Natur eines Menschen. Salvia, quia innumeros salvos et incolumes servat, daß man auch frei sagen darf, ob auch ein Mensch sterben könne, der Salbei in seinem Garten hat.

Den Salbei zerhackt auf die vorhergehende Manier, wie der Thee, gesotten und getrunken, treibt den Harn, die verstandene Zeit der Frauen und die Frucht aus dem Mutterleib, stärkt das schwache Haupt und Hirn, kräftigt die Nerven, erwärmt den Magen, verzehrt die Feuchtigkeit, bringt den verlornen Appetit wieder, vertreibt das Zittern in Händen, das Seitenstechen, den Husten, stopft den Stuhlgang, erwärmt die Leber, bringt Lust zum Essen, nimmt das Tröppelharnen hinweg.

In diesen fünf Arten anstatt des Thees kann man in den heißen Theebott etwas Zimmt oder Süßholz einwerfen, so gibts einen anmuthigen Geschmack.

[194]

11. Kapitel

Eilftes Kapitel.
Universalmedicin, vermittelst deren man die gefährlichsten Krankheiten kuriren und sein Leben conserviren kann.

Hierauf will ich noch einer Arznei, das große Präservativum und Curativum genannt, gedenken. Daß eine solche allgemeine Arznei zugerichtet und gefunden werden könne, welche alle Krankheiten heile, welcher Art und Natur sie auch seyen oder auch den noch vorstehenden ohne Unterschied vorkomme, haben bis auf diese Stund weder die alten Philosophen, noch auch die andern dieser unserer Zeit glauben wollen, dieweil nämlich der Menschen Complexion nicht ein-, sondern viel- und mancherlei gefunden wird, als da der eine einer hitzigen, der andere einer kalten, der dritte einer feuchten, der vierte einer trockenen Natur ist, dieser ein Sanguineus, jener ein Cholericus, der andere ein Phlegmaticus, oder Melancholicus, oder vermischter, und so fort, deßhalb es dann, sagen sie, nicht seyn könne, daß eine einzige Arznei allen bequem sey, sowohl zum kuriren als auch präserviren oder vorkommen. Aber wie mich dünkt, so sind diese Leute sehr unrecht daran, sintemal alle Krankheiten, so den Menschen je heimzusuchen pflegen, von einer bösen Qualität und Unrechtmäßigkeit des Magens herkommen, denn an demselben haben [195] alle gute und böse Digestiones oder Dauungen ihren Ursprung, wie die Erfahrung bezeugt, daß wenn der Magen sein Amt, als da ist die Dauung, nicht verrichtet, der Mensch alsbald mit einer Krankheit überfallen wird. Thut aber der Magen sein Amt, so ists unmöglich, daß der Leber oder andern innerlichen Gliedern etwas widerwärtiges begegnen oder einige böse Qualität dazukommen könnte, oder derentwegen das Geblüt sollte alterirt werden oder verderben, geschweige denn, daß in dem Leib eine böse Disposition solle erwachsen und dem Menschen deßhalb eine Krankheit zustehen, ist demnach meine endliche Meinung, es könne wohl eine solche allgemeine Arznei gefunden werden, welche zu allen Krankheiten des ganzen menschlichen Leibs dient und dieselbe vermöge auszureuten oder solcher vorzukommen.

Ich habe zwei große Geheimnisse zu Wiederbringung und zu Erhaltung der Gesundheit und des Lebens zu meiner, der Meinigen und guter Freunde Gebrauch in Händen.

Das erste ist ein Präservativum und Curativum, wird daher genannt Pulvis Vitae, besteht in einem Schweißpulver.

Die andere Medicin wird blos Präservativum, auchPulvis Vitae oder Lebenspulver genannt. Und dieses sind zwei rare, überaus köstliche, hochschätzbare Arzneien, welche wegen ihrer kräftigen Wirkung als ein edles Kleinod billig hoch zu halten sind, weil sie mit der Natur eine besondere Harmonie und Freundschaft haben. Die [196] erste treibt durch den Schweiß alle bösen Qualitäten aus dem Leib, reinigt das Geblüt, befördert die Dauung, gibt dem Herzen Freude, verrichtet ihre Wirkung ohne einige Beschwerde des Leibs, daß es der Mensch kaum empfindet und bedarf keiner besondern Diät. Das andere hat gleiche Wirkung, wird Morgens und Abends in gutem Branntwein eingenommen, stärkt den Magen und macht einen guten Appetit zum Essen, welches der hochselige Herr Graf Anton Günther zu Oldenburg vor ein Arkanum gehalten, stets gebraucht und ein hohes Alter bis ins 84. Jahr erreicht hat. Das erste hat der vormalige Leibmedikus Dr. Eyd vertraulich mir communicirt, womit vermittelst der wunderlichen Kuren er sich so berühmt und beliebt gemacht und ich damit auch viele hundert Menschen von gefährlichen hitzigen Krankheiten und Fiebern errettet, zu voriger Gesundheit geholfen und beim Leben erhalten habe, so ich aus christlicher Liebe gern und willig mittheile.

Den Schweiß bringt man zuwegen, wenn man der innerlichen Wärme durch die äußerliche zu Hilfe kommt und sich zwischen 2 Leintücher und 2 Federbetten niederlegt und wohl schwitzt, hiedurch werden die Viscera von aller Ueberflüssigkeit ohne einige Schmerzen oder Angriff der Natur gereinigt, welches von keinerlei Arznei geschehen kann, es sey denn die Universal-Medicin.

Die Diät und der Schweiß machen eine Gattung der Universal-Medicin. In dem Schweiß [197] des Menschen ist ein Theil des microcosmischen Schwefels, wie man solches empfindet bei denjenigen, welche die Franzosen, die Pest und dergleichen haben, daher lassen die geilen Leute einen üblen Schweißgeruch von sich. Die Schwindsucht, Kolik und Wassersucht werden durch den Schweiß kurirt. Welcher die Pest bekommt und die Natur bei ihm durch Trieb schon einige Pestdrüsen herausgestoßen, kann unfehlbar durch den Schweiß befreit werden. Eben das kann man auch von dem Aussatz sagen, denn wenn man der natürlichen Wärme genugsam hilft, so wird sie alle Ueberflüssigkeiten und Unreinigkeiten vollends herauswerfen. Daher es denen, so die Blattern oder rothe Sucht, auch die Gicht haben, sehr dienlich ist.

Durch dieses unser Schweißpulver wird der Kranke gar nicht matt oder entkräftet, wie durch andere Arzneimittel öfters zu geschehen pflegt, sondern es macht munter. Daher kann man dieß Pulver in allem Alter, zu jeder Zeit und ohne Unterschied der Complexion gebrauchen.

12. Kapitel

Zwölftes Kapitel.
Quodlibeticum von allerhand Arzneimitteln.

Gleichwie die Chymici oder Schmelzkünstler durch ihr unverwesliches Salz, das Salz des [198] Lebens und der Geister, auch den todten Körper unverweslich erhalten und selbigen balsamiren, daß er vor dem Gestank, den Würmern und der Fäulung erhalten wird, also und vielmehr kann man einen lebendigen wohlbewahren und balsamiren. Wenn Gott dem Menschen eine Krankheit zuschickt, dagegen helfen weder Einhorn,Quinta Essentia, Aurum oder Spiritus Auri, oder derAzoth, oder Lapis Philosophorum, noch andere hohe Arkana der Medicin. Diejenigen Krankheiten, die aus natürlichen himmlischen Firmamenten oder Planeten kommen, oder aus andern bösen natürlichen Corruptionen der Erde, oder durch des Menschen eigene Versäumniß, wie gesund manchmal selbige auch seyn möchten, sind zu kuriren mit natürlichen Arzneien, es sey in Kräutern, Spezereien, Olitäten, Balsamen, Metallen oder Mineralien, die durch die Alchymiam bereitet werden.

Vom Gold kann die trefflichste Herzstärkung bereitet werden. Was vorher von den Kräften der Thiere bei den Menschen gesagt ist, das kann auch von der Metalle und Kräuter Wirkung bei den Menschen gerühmt werden. Die Metalle, so aus der Erde herausgehauen und durch das Feuer von ihren Quarzen und Schmilben gereinigt und also in ihr sattes Wesen gebracht werden, die sind der Apotheken und Behältnisse der allerbesten und kräftigsten Arzneien, die Gott der Herr allein dem Menschen zu Nutz erschaffen, zwei Lichter an dem Himmel, zwei in seinem Kopf und dann ein Licht in seinem Herzen, in [199] seiner Seele und Geist angezündet, daß er sollte bei dem Glanz derselben Lichter die vorgemeldten Behältnisse in seiner Apotheke suchen, finden und herausziehen. Diese Arzneien dienen wider alle einfallende Leibesgebrechen und sind geschicklich und nützlich zu gebrauchen, eine jegliche nach ihrer Art, Tugend, Kraft und Wirkung. So ist nun das Gold unter allen Metallen das allerbeste und edelste, und gleichwie die Sonne ein Fürst aller Lichter am Himmel ist und mit ihrem Glanz alle Sterne erleuchtet, daß sie ihren Schein in die Welt herab geben, also ist auch das Gold dahin geordnet, daß es über alle andern Metalle, so es zum Trinken bereitet wird und in des Menschen Leib mit rechtem Maß und gebührlichem Gewicht kommt, den menschlichen Leib in allen seinen Theilen und allerkleinsten Luftlöchlein durchscheint, das Blut und die Grundfeuchtigkeit reinigt, alle Gebrechen, wie groß oder schädlich selbige auch immer seyn mögen, von Grund austreibt, den Leib verjüngt und ferner vor allem bösen Zufall bewahrt. Dieß laß du mir seyn den höchsten und edelsten Schatz unter der Arznei in dieser Welt, den Gott der Herr dem Menschen gegeben hat wider die Leibesgebrechen (außer der geistlichen Arznei, die den Leib und die Seele von ihren Seuchen und Sünden gesund macht), diesem köstlichen Schatz sollen billig alle ehrliebende Aerzte Tag und Nacht nachtrachten, damit sie durch diese Arznei des Trinkgolds könnten und möchten ihrem Beruf ein lobenswürdiges Genüge thun.

[200] Daß ich nichts sage vom Elixir Proprietatis, Arcano Tincturao, Aqua et Spiritu Vitae etc., so ists glaublich, daß von der natürlichen Magia große Wissenschaft gehabt haben die drei Weisen aus dem Morgenland (Magi), welche den Herrn Christum gesucht, gefunden und mit Gold, Weihrauch und Myrrhen beschenkt, und diese drei Stücke nennt Marsil. Ficin. der Weisen Arznei, und kann wohl mit den vornehmsten Schätzen wegen ihrer fürtrefflichen Wirkung verglichen werden, weil sie die natürliche Wärme und verlornen Kräfte bei den Alten wiederbringt, den natürlichen, lebendigen und sinnreichen Geist stärkt und erhält und deßwegen vor alte Leute vortrefflich taugt. Sie wird gemacht aus Weihrauch ℥ij, Myrrhen ℥j, Goldblättlein ʒβ. Diese Stücke müssen hernach zerstoßen werden und kann mans mit einem starken Wein zu Pillulen machen. Von dieser Vermischung nimmt man des Morgens nüchtern einen Theil, des Sommers in Rosenwasser, des Winters in ein wenig Wein.

Von andern vortrefflichen herzstärkenden, in Mineralien, Animalien und Vegetabilien bestehenden und das Leben verlängernden kräftigen Stücken, als dem Gold, Hirschhorn, orientalischen Bezoar, Perlen, Corallen, Angelika-, Eberwurzel, Knoblauch, Muskat-Blumen und Nüsse, Safran, Hollunderblüthe, Wachholderbeere etc. wollen wir nichts berühren, sondern den Medicis und Chymicis zu adhibiren und zu präscribiren überlassen, welche, als Naturdiener, nach ihrer [201] Fürsichtigkeit den Menschen wohl bei guter Gesundheit zu erhalten wissen, vor Krankheiten zu bewahren und den kranken Menschen durch Gottes Beistand und bequeme Arznei, auch gute Diät oder Lebensordnung bald anmuthig, sicher und ohne Gefahr wieder gesund zu machen. Der Mensch kann sowohl durch gute verdauliche Speisen sich bei guter Gesundheit erhalten, als er durch grobe Speisen und Getränke viele Dämpfe und phlegmatische Feuchtigkeiten an sich ziehen kann, welche durch stuhl- und schweißtreibende Arznei, durch Aderlassen, durch Schröpfen oder durch Aplikation der Saugegeln, oder durch Fontanelle ausgetrieben werden muß, alles nach eines jeden Constitution, Complexion, zur rechten Zeit, mit Maß und am gewissen Ort, gestalt in dem Aderlassen eine Sympathie ist, zum Exempel: Wo ein Ueberfluß oder Entzündung des Geblüts oder eine innerliche hitzige Geschwulst ist, läßt man nicht am selbigen Ort, damit das Geblüt anderswo hingeleitet, die Hitze oder Geschwulst gemindert oder das überflüssige Bluten dadurch gelegt werde. Zum Exempel, wenn einer Frau ihre Zeit übersich steigt, so schlägt man die Rosenader auf dem Fuß, damit das Blut hinunterwärts gezogen werde. Hat einer eine hitzige Geschwulst am Schenkel, so läßt er am gesunden Schenkel die Handader oder die am besten zu finden ist. Hat ers am Arm, so läßt er am andern Arm die Ader schlagen. In Unter-Krankheiten soll man aus den untern, in den Ober-Krankheiten aus den obern Adern Blut [202] lassen, jedoch nicht eher, es erfordere es denn die Noth und doch wenig, sintemal nach der heil. Schrift das Leben in dem Blut steckt, durch dessen vielen Ablaß die Verkürzung des Lebens erfolgen kann, wie der Spruch sagt, Hiob 17, V. 1: Mein Geist wird dünne werden, daher werden meine Tage verkürzt werden.

Die Fontanelle soll man bei gesundem Leib setzen, denn sie führen die Flüsse ab und an einem andern Ort wieder aus. Sie präserviren, behüten und erretten vom Kopf-, Augen-, Ohren- und Zahnwehe, vom Schwindel, vom Schlag, von der Wasser- und Lungensucht, Gliederkrankheiten und dergleichen. Davon schreibt Christ. Schorer also: Die Fontanelle sind absonderlich gut wider die Pest (als eine schnelle Krankheit, welche keinen Verzug noch langsam wirkende Arznei leidet), dieselbe zu verwehren. In Italien ists gemein, wenn eine Pest besorgt wird, daß man Fontanelle als ein gewisses Präservativ setzen läßt. P. Athanasius Kircherus schreibt, daß er in der letzten Pest zu Rom einen Medicum gekannt, welcher zu den Inficirten in das Krankenhaus gehen müssen, der habe ihm fünf Fontanelle setzen lassen, sey auch, da doch sonst viele Medici gestorben, bei dem Leben erhalten worden. Julius Cäsar Claudinus meldet, es sey mit Verwunderung zu vernehmen, daß in der letzten Pest zu Venedig keiner von denjenigen damit behaftet worden, welche eine Fontanelle am Fuße gehabt. D. Platerus bezeugt gleichfalls, daß die, welche auf den Armen oder Füßen [203] Fontanelle haben, wenn sie schon mit Inficirten umgehen, doch vor der Pest gesichert seyen. Oft gedachter Fab. Hild. schreibt von einer schrecklichen Pest, welche im Jahr Christi 1613 von Anfang des Monats Juli bis zu Ende des November, also 5 ganze Monat lang, zu Lausanne im Berner Gebiet, wo sie ihr Gymnasium haben, angehalten und in gedachter Stadt über 2000 Personen weggenommen, auch so heftig gewüthet habe, daß die Leute, ehe sie schier krank geworden, gestorben seyen. Damals aber, welches wohl zu merken, sey Niemand (außer etlichen, die gar ungesund ohnedieß gewesen) von denen, welche an Füßen und Armen Fontanelle gehabt, an der Pest gestorben, wie er es auch an andern und ihm selbst erfahren, als der eine Fontanell am linken Arm und eine am rechten Fuß getragen, welches zur Pestzeit, wovor uns Gott behüte, wohl in Acht zu nehmen und dabei auch dieses zu erwägen ist: Wenn die Fontanelle einen Menschen vor einer so anzügigen und giftigen Krankheit bewahren, wie nützlich werden sie dann seyn in Präservirung vor andern Zuständen! Welches, wie auch das folgende, ich der unwissenden halber habe erinnern wollen, damit sie nicht ohne Raison hinein plumpen, sondern alles mit Rath und Vorwissen eines verständigen Medici oder Chirurgi thun sollen, welcher ihnen sagen wird, ob, wann, wo, wie oder auf was Weise einer Schröpfen, Aderlassen, Purgiren, Fontanelle, [204] Ventosen, Clystier etc. setzen solle, denn alles hat seine Zeit, sein Maß und seine Weise.

Daß nicht nur die Kräuter, sondern schier alle erschaffene Dinge einen gewissen Schatten von Empfindung haben, ist sowohl aus der natürlichen Verwandtschaft als aus natürlicher Widerwärtigkeit (welche ohne Empfindung nicht bestehen können), weitläufig zu sehen.

Sylvester Rattray hat die Antipathien und Sympathien der Kräuter, der Thiere, der Metalle, zwischen den Menschen und den Thieren, zwischen jenen und den Kräutern, den Metallen, zwischen diesen und andern fürgestellt.

Die Pferde lieben die Ziegenböcke und werden durch ihren Geruch gestärkt, die Rebhühner sollen die Hirsche lieben, wie die Hunde den Menschen. Sargus, ein Fisch, hält sich gern bei den Gaisen. Der Fuchs und die Schlange halten gute Freundschaft. Die Katzen riechen gern Schweineleder, wie auch der Rabe. Die Bienen lieben die rechten Jungfern, nicht die befleckten, oder die das Menstruum haben, da sie jene niemals mit ihrem Stachel verletzen, sie müssen sie denn dazu anreizen. Ein Oelzweig von einer reinen Jungfer gepflanzt, soll leichtlich und häufige Früchte bringen, von einer unreinen Person aber jedesmal verderben. So sehr liebt er die reine Jungfrauschaft und haßt das Unreine. Eine unkeusche Dirne befleckt einen Spiegel, also daß eine andere ehrliche Jungfer einen Abscheu davor hat. Ein Türkis von einer unzüchtigen Person getragen, wird voller Flecken.

[205] Die Vortrefflichkeit der Spinnengespinnst wegen der Medizin, als ein herrliches Mittel vor das dreitägige Fieber, wenn man aus solchem Geweb und Unguento populeo Pillulen macht, selbige etliche Stunden vor Ankunft des Fiebers auf die Pulsadern bindet und bis zu erlangtem Zweck darauf liegen läßt.

Einem Febricitanten hänge man eine lebendige Kreuzspinne in Haselnuß-Schalen auf die Herzgrube, die Besserung wird sich finden. Einem lebendigen Frosch die Augen ausgestochen, bei sich getragen, vertreibt das dreitägige Fieber. Nimm eines Bocks Leber, Lunge, Nieren, Geil und Ruthe, vermische sie mit Safran, Zimmt und Honig, fülle damit des Bocks Därme, esse davon 2 oder 3 Bissen, es zermalmt den Blasen- und Nierenstein und treibt ihn ab, ist ein bewährtes Mittel. Etliche Löffel voll Schaum aus des Pferds Gebiß, befördert die Geburt merklich, gleichwie auch der Saft aus den Pferdsfeigen thut, fürnehmlich aber die Nachgeburt forttreibt. Gedörrten oder auch frisch ausgedruckten Kühkoth in Brüh eingetrunken, heilt die Kolik oder das Grimmen. Das Schwein hat am Kopf am Ohrenquirbel ein kleines Beinlein, so trefflich gut wider die schwere Noth. Der Karpfe hat in seinem Haupt bei der Hirnschale ein dreieckiges Beinlein wie ein Stein, derselbe heilt die schwere Noth wundermerklich, daß sie nicht wiederkommt.

Schafgarben zerstoßen, mit rothem Wein vermischt, [206] über eine Wunde geschlagen, stillt das Bluten und heilt die Wunde in kurzer Zeit.

Wenn ein Kind säubert, so ziehe ihm eine lebendige Bärse durch den Mund, es wird nicht mehr säubern.

Albertus M. erzählt für gewiß, daß wenn man das Herz und den rechten Fuß von einer Nachteule über einen schlafenden Menschen lege, er alles, was man zu wissen begehrt, entdeckt.

Wenn einen eine Biene gestochen, so fange etliche Mücken, zerdrücke selbige und lege sie auf den Bienenstich, so werden die Schmerzen verschwinden und die Geschwulst vergehen. Klein zerriebene Hasenlorbeere oder Hasendreck in nasse Kleyen zerstreut, den Hühnern zu essen gegeben, so legen sie wohl. Gibt mans ihnen 2 oder 3mal, so legen sie sich zu todt. Einer guten angehenden Henne soll man eine halbe Alrupenleber geben, so wirds eine gute Leghenne, gibt mans ihr ganz, wird sie sich zu todt legen. Thue den Hühnern gedörrten Nessel- und Hanfsamen unter ihre Speise, so werden ihre Leiber dadurch erwärmt, daß sie zur Sommers- und Winterszeit Eier legen.

Wenn eine schwangere Frau nicht gebären kann und daß die Geburt angewachsen oder gar faul ist, und man 2 oder 3 Hühnereier in einem eisernen Pfännlein siedet und das Wasser also warm 2–3 Löffel voll derselben nacheinander eingibt, so erregen sich die Geburtsschmerzen und muß die Frucht fort.

Wenn die Nachgeburt nicht wohl verwahrt, [207] ist es der Kindbetterin schädlich, daher man selbige entweder begräbt oder in ein fließendes Wasser wirst. Selbige pulverisirt, befördert die Geburt.

Von einem Knaben

j. Pulver von Meer-Corallenmoos eingenommen, vertreibt die Würmer mit Verwunderung. Quecksilber wird von Vielen für Gift gehalten, in Bier gesotten, abgegossen und das Bier den Kindern zu trinken gegeben, vertreibt die Würmer. Man kann mit einer einzigen Unze 1000 Maaß Bier oder Wasser nacheinander zurichten, ohne einigen Abgang der Kräfte, des Gewichts oder Eigenschaft des Quecksilbers.

Wenn man auf die fast erstorbenen oder ersäuften Fliegen Kreide schabt, so erlangen sie das Leben völlig wieder. Wie auch, wenn man die schier halb erstorbenen Scorpionen mit weißer Nießwurz anrühret, so kommen sie wieder davon.

Lavendel in ein Säcklein mit Wein oder Bier gethan und stets darüber getrunken, ist gut wider die Wassersucht, wie auch fleißig Wermuthkörner gegessen.

Wenn man die Beine oder Knöchlein aus dem rechten vordern Fuß der Kröten reinigt, und die schmerzhaften Zähne damit reibt, so nehmen sie den Schmerzen unmittelbarer Weise durch das bloße Anrühren hinweg, und scheint, als ob der Schmerz in dem Aeußern der Zähne wäre. Du kannst es erfahren und solch geheimen Schatzes genießen.

[208] Die wilde Schwertel gekaut, macht nicht allein einen wohlriechenden Athem, sondern nimmt auch allen Schmerzen der Zähne gleichsam in einem Augenblick hinweg.

Herr Graf Digby erzählt in seiner Medicina Experimentali verschiedene Kunststücklein wider die Zahnschmerzen. Unter andern sagt er, man soll Mastix im Mund kauen, bis er wie Wachs werde, darnach auf den Zahn legen und darauf lassen, bis der Mastix ganz im Munde zergeht, so wirds unfehlbar helfen.

Nimm Alaun, in lauem Wasser zerlassen, wasche damit den Mund aus und reibe die Zähne 2 oder 3mal des Tags, so werden sie fest und der Scharbock und andere Feuchtigkeiten gehen hinweg.

Oder, nimm Meerzwiebel in Essig eingeweicht, darin netze ein reines leinenes Tuch oder Schwamm und wasche damit die Zähne und das Zahnfleisch, gedachter Essig soll ein wenig warm seyn. Dieses heilt die Wunden und Schäden im Mund und macht die Zähne fest und weiß. Die obersten Gipfel von Rosmarin grün gekaut, machen die Zähne fest und lindern auch etwa die Schmerzen des Zahnfleisches.

Wenn man einen Apfel voneinander schneidet und mit seinem inwendigen Fleisch eine Warze stark reibt, bis er erwärmt, das Stück mit einem Faden wieder zusammen gebunden und wohl verwahrt, daß es kein Hund frißt, hingelegt: Sobald der Apfel fault, so vergehen die angerührten Warzen auch.

[209] Warzen mit einem Stücklein Speck von der Seiten-End geschmiert und unter die Dachtrauf begraben. Wie dieses verfault, so vergehen die Warzen.

Oder lege das Stücklein Speck in die Sonne 3 oder 4 Tage lang, so werden die Warzen vergehen. Oder wasche den Ort etlichmal mit dem Wasser, so auf einem Leichenstein steht. Oder nimm Stengel von Burzelkraut oder Portulack, und reibe damit die Warzen 3 oder 4mal des Tags, so wirst du bald davon befreit werden, sie seyen an was für einem Ort des Leibs sie wollen.

Ein anders. Nimm Schnecken mit ihren Häusern, stich Löcher darein und schmiere die Warzen mit dem Saft, so daraus gehen wird, 6 oder 7 Tage lang.

Ein anders. Nimm Rettich, dieselbe schneide in kleine Schnitten oder Scheiben und lege sie in eine zinnerne Schüssel mit Salz, rüttle und rühre es wohl miteinander um. Darnach reibe die Warzen mit gedachten Scheiben, eine nach der andern, und wenn du sie mit einer gerieben hast, so wirf dieselbe weg und nimm allzeit eine andere.

Wenn eine Frau von der Mutter sehr beschwert wird, so siede sie die Stückwurz ℥j. in weißem Wein und trinke diesen ein, sie wird ihre Gesundheit unfehlbar, durch Gottes Hilfe, wieder erlangen. Damit aber diese Krankheit nicht wieder kommt, also kann der Trank continuirt [210] werden, so wird die gänzliche Befreiung erfolgen.

Eine gewisse Person hat den großen Schmerzen an der rechten Achsel allein mit dem Betonienwasser, darin sie Tüchlein genetzt und gar warm übergeschlagen, alsbald vertrieben. So ist auch ein 70jähriger Mann allein durch den Gebrauch des Betonienwassers von dem Podagra gänzlich entledigt worden.

Herr von Eyzing hat alle Morgen 9 Wachholderbeeren gegessen, welche ihm das Podagra vertrieben, daß ers sein Lebtag nicht wieder bekommen.

Zu Linderung der Podagra-Schmerzen binde Rettigschnittlein unten an die Fußsohlen, oder lege an den presthaften Ort warmen Kühkoth. Oder nimm Wachholderholz, schabe die äußerste Rinden davon, das andere zerschneide klein, koche es in Wasser und bade nüchtern darin. Soll Vielen vors Podagra, Contraction und den Schlag geholfen haben, jedoch muß der Leib zuvor purgiert seyn.

Vor das Hauptweh an einer Seite nehme man rothe Rosenblätter und ein wenig Weizenmehl, mit Essig unter einander gemischt und es sieden lassen, bis es pflasterdick wird, darnach ein Pflaster auf leinen Tuch davon gemacht und über die Schläfe gelegt.

Die Kinderblattern, wann sie in der Mitte weiß hervorragen, so ein Zeichen der Zeitigung ist, alle Tage zweimal mit ausgepreßtem süßen Mandelöl vermittelst eines zarten Federleins bestrichen [211] und darauf trocknen lassen, verhindert die Warzen und Flecken.

Eine Wunde wasche mit ungesalzener Erbsenbrühe, so heilet sie bald. Item, wasche die Wunde des Tags zweimal mit Wein, darnach streue Zucker darein, welcher abstergiret.

Item: Nimm Wintergrün mit den Wurzeln, kochs mit Wein, gibs dem auch tödtlich Verwundeten etliche Tage lang zu trinken, so wirst du den Wein aus der Wunden gehen sehen. Merkst du aber, daß zerbrochene Beinlein, Holz oder Eisen darin sind, so gehts gleichfalls heraus, und wird der Patient ohne einige andere Medicin gesund.

Wenn man die Blätter vom großen wilden Ampfer räuchert, wo eine Versammlung der Jungfern ist, so wird, sobald der Rauch zu der Jungfern Schaam kommt, sichs ausweisen, welche unter ihnen Jungfern seyen oder nicht? denn welche eine Mannsperson erkennet, muß alsbald harnen. Den Jungfern schadets nicht. Dergleichen soll auch Agalochum oder Paradisholz, Burzelkrautsaamen, wenn man sie auf Kohlen wirst und der Rauch zur Schaam kommt, thun, der Harn gehet in den Geschändeten alsbald, bei den Jungfern aber nicht.

Einen Brand mit dem Schleim von Quittenkern geschmiert, heilet ohne Brandmahl.

Lilienzwiebeln in Wasser gekocht, Morgens und Abends das Angesicht damit geschmiert, vertreibt die Röthe desselben.

Weißen Weihrauch zu Mehl gedruckt, Morgends[212] und Abends im zunehmenden Mond des Winters in Wein, des Sommers aber in Weinbeerlein-Decoct getrunken vermehret das Gedächtniß wundersam.

Wenn man eine Haselnuß aushöhlet, mit Quecksilber anfüllet und an Hals hänget, so befreiet es die Leiber wunderbar von der Pest, und auf solche Weise haben sich Viele von giftigen Krankheiten errettet.

So meldet auch Jordanus, daß sich dadurch die säugenden Frauen beschirmen können, damit ihnen die Milch, wodurch die Kinder ernähret werden, nicht weggezaubert werde. Denn er sagt, man hätte gar oft beobachtet, daß, wo man dieses Mittel bei sich getragen, alle Hexen nichts verrichten können. Wann einer die Pest schon hat, soll er, außer dem Harntrunk, seine Füße und Waden in warm frisch gemolkene Milch stellen, alsdann wird die Milch zusammen laufen und das Gift an sich ziehen; auch zur Pestzeit in seinem Haus ein kupfernes, mit Wasser gefülltes Geschirr in der Höhe hangend haben, welches den Gift an sich ziehet, dabei das Haus wohl räuchern.

Wenn eine Frau die Milch sticht, so nehme sie von der rechten Hand ihre Spitze der Schürze, und stecke selbige Spitze in der linken Seiten hochwärts in die Schnur.

Wer die kalte Pisse hat, mache einen Knoten ins Hemd.

Auf solche Weise können dergleichen Mittel [213] aus der Erfahrung noch gar viele hinzu gefügt werden.

In Summa, es ist so viel in der Natur verborgen und Gott hat so viele Kräfte in seine Geschöpfe gelegt, daß wir das meiste noch nicht wissen, vielweniger davon zu schreiben vermögen.

Eine mit einem hölzernen Spieß durchstochene und im Schatten fleißig gedörrte Kröte, in ein rein Leinwand gewickelt und denen, welchen die Nase viel blutet, so lange in die Hände zu halten gegeben, bis sie darin erwärmet, dadurch wird das Blut zurückgetrieben und gestillt.

Wenn man in ein reines und dünnes seidenes Tüchlein warmen Säukoth wickelt, in das blutende Glied steckt oder vor die Nase hält, stillet das ganz häufig herausdringende Blut alsbald.

Wenn bei angehendem Frühling die Frösche erstmals laichen, so nimm 3, 4 oder mehr Ellen dickes Tuch, wasche es zum zweiten und drittenmal, trockne es wieder in der Sonne, und verwahre es. Wenn nun einer stark blutet, so schneide ein Stücklein Tuch, zweimal größer als die Wunde ist, davon ab, und lege es wie ein Pflaster auf die Wunde, so wird es alsbald aufhören zu bluten.

Teschelkraut, oder Bursa Pastoris, zwischen zwei Steinen zerquetscht, und in der Hand, auf welcher Seite die Wunde ist, zwischen dem kleinen und Goldfinger fest gebunden mit einem Tüchlein, soll alles Blut stillen.

Glas siebenmal gebrannt, und siebenmal in [214] Steinbrechwasser ausgelöscht, aufs reinste zu Pulver gestoßen, in weißem Wein eingenommen, zerbricht den Nierenstein. Den Wassersüchtigen eingegeben, hilfts auch.

Die Eierschalen, daraus ein Hühnlein erst gekrochen, zerstoßen, mit weißem Wein getrunken, zerbricht und zerreibt einen jeden Nieren- oder Blasenstein.

Vor die Gelbsucht nimm das Gelbe von einem Ei, vermische es mit Essig, klopfe es wohl durcheinander, gibs ihm zu trinken; hilft es das erstemal nicht, so gebrauchs zwei- oder dreimal. Es hilft gewiß.

Vor die Wassersucht.

Ein Mann hatte die Wassersucht und war sehr dick. Diesem wurde gerathen, er sollte von den Schafen den Urin auffangen und warm trinken, dadurch ist er gesund worden.

Item: Lavendel in ein Säcklein gethan, in Wein, auch Bier, stehen lassen, und stets darüber getrunken. Oder mache einen Stahl glühend, feile davon ab, thue selbiges in ein Säcklein und trinke darüber; es hilft.

Wenn ein Wassersüchtiger oder einer, der die Gelbsucht hat, von seinem eigenen Harn etliche Tage nüchtern trinkt, der wird merkliche Hülfe empfinden. Weil die Poren der Füße verstopft sind, so soll man leinene Strümpfe in Salzwasser bis über die Füßling wohl eintauchen, in der Luft trocknen lassen und anziehen, womit [215] immer angehalten werden kann, bis die Schweißlöcher wieder eröffnet sind. Es hilft.

Ein Wassersüchtiger esse fleißig Wermuthkörner, oder lasse auf frischen Pferdemist seinen Urin. Probatum est.

Vor die Brüche.

Wenn der Schrot stark heraus gegangen, so siede man in Milch ein Stück ungebleichtes Garn, und lege es so warm, als man es leiden kann, darauf. Schmiere auch den Nabel mit Oleo juniperi, und nehme 3, 4 bis 6 Tropfen ein.

So jemand von der Galle große Beschwerden hat', der esse S Tage lang nüchtern ein Stück frischen Herings einer welschen Nuß groß.

Warzen oder Leichdorn soll das Blut, so ein Schwein im Herzen hat, damit geschmieret, gewiß vertreiben. Eine frische Schnecke, wie sie aus ihrem Häuslein kommt, mit Salz beschmieret und beweget, bis sie einen Schaum gibt, damit bestrichen. Wann. die Rosse trinken, so halte die Hand unter und schmiere dich mit ihrem Geifer; soll probirt seyn, wie auch das Taubenblut.

Hagenbuchenholz zu Kohlen verbrannt, in ein frisches Wasser geworfen und die Schafe davon trinken lassen, so ein Sterben unter sie kommt, so hilfts wunderlich, allewege frische Kohlen gegeben, desgleichen auch die Blätter, den Schafen gesotten, das Salz davon ziehet sich geschwind in das Wasser und durchgehet die Schafe, denn [216] die Krankheit der Schafe ist nur eine faule Wärme durch eine Verstopfung.

Zerschneide die Geilen (Testiculos) von verschnittenen Pferden in kleine Stücklein, trockne sie auf einem Ofen, nimm solchen Pulvers, so viel man zwischen drei Fingern fassen kann, in einer Brühe ein, thue solches zwei- oder dreimal, wo es vonnöthen, so wird die Nachgeburt durch eine wunderbare Macht fortgetrieben.

Eine gedörrte Hirschruthe zu zartem Pulver gemacht, einem Weib nach dem Beischlaf eines Hellers schwer eingegeben, so wird sie eine leichte Empfängniß haben.

Gib einem Weib eines Kindes Nabel, so von sich selbst herunter gefallen, unwissend in der Speise zu essen, so wird sie fruchtbar, wird aber die Frau selbigen bei sich tragen, so solle die Empfahung verhindert werden.

Appetit zu essen.

Wermuthblätter in die Schuh gelegt und mit bloßen Füßen darauf gegangen, bringt Luft zur Speise. Man muß aber täglich frische Blätter in die Schuhe legen. Dieses ist ein sonderbares geheimes Experiment.

Vor die Brüche.

Nimm den Saamen von Kreß (welcher im Juni und August gesammelt wird), mache ihn zu Pulver, und vermische das Pulver mit Eierklar, streiche es also vermischt auf ein zartes und [217] dünnes Fell, lege es über den Bruch, bis es von selbst wieder abfällt. Daneben gib dem Menschen alle Morgen und Abend diesen Saamen gestoßen 1 Quintlein mit Wein vermischt zu trinken, so wirst du seine Wirkung mit großer Verwunderung spüren.

Birken.

Des edlen Birkenwassers nicht zu vergessen; im Mai oder auch im April, nachdem der Sommer sich früh anläßt, ritzt man Morgens früh mit einem Messer die Rinde ab, bohrt mit einem subtilen Bohrer ein Löchlein bis auf die Mitte des Baums hinein, steckt darein einen Federkiel, alsdann rinnt das Wasser heraus, welches man in ein Glas auffängt und trinkt; reinigt das Geblüt, zerbricht und treibt den Blasen- und Nierenstein aus, vertreibt die Gelbsucht; mit Hollunderblüthwasser vermischt, vertreibt es die Wassersucht. Wenn man das Wasser ausgezapft hat, muß man das Loch mit einem Pflöcklein zuschlagen, sonst verdirbt der Baum.

Vor den Stein.

Nimm Nesselsaamen von den brennenden, gesammelt, wenn die Sonne im Löwen ist, Morgens, wenn der Thau darauf liegt, dörre sie im Schatten, pulverisire Süßholz dazu anderthalb und ein halb, und wenn diese drei Stücke mit Zucker vermischt alle Wochen, ehe sich der Mond ändert, ein Löffel voll davon gebraucht werden [218] so geht der Stein gemächlich durch den Harn hinweg.

Vor die Brüche.

Wenn das Gedärm herabfällt, soll man Tag- und Nachtkraut mit Essig wohl zerstoßen, warm darüber legen, so ists eine bewährte Arznei.

Vor den Schlag.

Wer täglich Morgens 2 Pfefferkörner und 2 weiße Senfkörnlein gröblich zerstoßen ißt, soll vor dem Schlag versichert seyn.

Vor das Nasenbluten.

Laß einen Tropfen Essig in das Ohr auf der Seite des Nasenlochs, aus welchem das Blut fließt; ist sehr gut, das Blut zu stillen.

Schwarze Nießwurzblätter dienen zu langem Leben.

Die Blätter der schwarzen Nießwurz im Schatten durch die Luft von Orient getrocknet, nachher zu einem Pulver gemacht, mit so viel reinen Zuckers vermischt, als schwer die Blätter sind, so sind sie bereitet. Die alten Philosophen haben diese Arznei von der schwatzen Nießwurz nach dem fünfzigsten Jahr ihres Alters gebraucht, und täglich alle Morgen ein halbes Quintlein bis auf das siebenzigste Jahr, darnach vom siebenzigsten Jahr bis auf das achtzigste, und sofort[219] alle 6 Tage ein ganzes Quentlein eingenommen, und damit angehalten bis ans Ende ihres Lebens; wobei sie ohne Krankheiten, welcherlei Namen sie immer haben mögen, in der vollkommensten Gesundheit bis zu ihres Lebens Ausgang geblieben, denn dieser Blätter Tugend und Kraft ist überaus groß und erneuert die Natur ganz unvergleichlich.

Vor Hauptflüsse.

Gieße in die flache Hand etwas Majoranwasser, in den Mund aber etwas Wein oder ander Wasser; mittlerweile halte ein Nasenloch mit dem Finger zu, und schlürfe in das andere Nasenloch das Majoranwasser, und wiederhole das etlichemal, es wird helfen.

Kluge, auch dumme Kinder zu zeugen.

Verulamius lehret, daß wenn eine schwangere Frau Kütten oder Coriandersaamen esse, brächte sie geistige und sinnreiche Kinder zur Welt; wenn sie aber grobe Speisen, als Zwiebeln und Bohnen, genöße, hätten ihre Kinder schlechten Verstand.

Der Hunger macht, nach dem gemeinen Sprichwort, rohe Bohnen essen, allermaßen dem König David 2. Sam. 17. v. 27. 28. mit seinem hungrigen und müden Völklein zu Mahanaim nebst Weizen, Gersten und Honig, auch Bohnen von Barsilai vorgetragen worden. Warum Pythagoras der Bohnen sich zu enthalten verboten, [220] sind verschiedene Meinungen. Etliche wollen, daß die Bohnen in dem Leib Blähungen machen, böse Träume verursachen, tiefsinnige Gedanken verhindern; Andere, daß sie gleiche Zeichen mit den Nieren hätten, und also zur Geilheit reizten.

Zwölf große Damascische Zibeben gegessen, stärken den Magen, die Leber und Gedächtniß, mindern die Verschleimungen, und vermehren das gute Geblüte.

Vor die Gicht.

Betonienwasser warm gemacht, Tücher darin genetzt, auf die Glieder ganz warm geschlagen, heilet auch die großen Schmerzen in den Schultern. So ist auch ein siebenzigjähriger Mann allein durch den Gebrauch des Betonienwassers vom Podagra gänzlich entledigt worden.

Vor das Fieber.

Man nehme Besemkraut oder Wegkressen, Iberis genannt, eine Handvoll, lege es in die Schuh, daß es warm werde, so wird dieses Kraut eine ziemliche Menge wässerichter Materien an sich ziehen. Hernach soll man das Kraut nicht weglegen, darüber ein Mensch oder Vieh gehet, sonst werden selbige alsbald das Fieber bekommen.

Wider den Stein.

Die Hagenbutten, Hanbutten, oder rothe Hüfen, [221] so auf den Rosenhecken wachsen und im Herbstmonat zeitig werden, haben ein großes Lob wider den Stein.

Die rothe Frucht von den wilden Heckrosen wird hoch gelobet, daß sie eine sonderliche Kraft habe, den harten Stein in den Nieren zu zertreiben, wenn man deren ein Quentlein schwer mit weißem Wein des Morgens gar früh einnimmt. Wie davon auch eine gute Latwerge zugerichtet wird, nemlich im Herbst, wenn die Hagenbutten wohl reif sind und anfangen, weich zu werden, soll man sie sammeln, und die Steinlein, so darinnen sind, heraus thun, nachmals wie aus den Quitten eine Latwerge sieden; dieselbe ist gut denjenigen, welche die Ruhr, sowohl den Saamenfluß, Genorrhea genannt, haben, wehret dem Schluchzen und Unwillen des Magens. Etliche kochen solche Frucht in rothem Wein zu Muße, treibens dann durch ein Tuch oder hären Sieb, und sieden es zu einer Latwerge; soll zu bemeldtem Gebrechen noch kräftiger seyn. Dieses rühmt gar sehr D. Johann Crato, da er spricht: Wenn die Latwerge von den Hanbutten, mit Zucker allerdings, wie die Quittenlatwerge, zugerichtet werde und man etwas davon zum Beschluß der Mittags- und Abendmahlzeit esse, so seye sie eben so kräftig, als die Quittenlatwerge; sintemal sie nicht allein den Magen wohl schließe, und die bösen Dünste, so aus dem Magen ins Haupt steigen, zurücktreibe, sondern auch die humores contemperire, und die Hitze der Nieren, daß nicht Steinlein [222] darinnen wachsen, abkühle, und so derselben gleich vorhanden, solche ohne Verhinderung ausführe, derhalben man von dieser Latwerge einer Kastanien groß vor der Mittags-und Abendmahlzeit gebrauchen soll. Die Steinlein in den Hanbutten gepülvert und mit Wein eingenommen, sollen den Stein auch sehr wegtreiben. Gleiche Wirkung wird auch dem Schwamm oder Schlafknutzen, so an den wilden Heckrosen wächst, zugeschrieben, und sehr gelobt wider den Stein und die Kröpf, wenn man denselben dörrt, pülvert und mit Wein einnimmt; das Würmlein, so in Schlafknutzen gefunden wird, gibt man gepülvert ein für die Würm im Leib.

Was die gedörrten rothen Rosen, Rosenessig, Rosenöl vor Wirkung haben, hat Johann Wittig beschrieben.

Von Kraft und Wirkung des Wachholderwassers.

So ein Mensch das Reißen in Lenden, Nieren oder Blasen hätte, dem soll man Wachholderwasser Morgens und Abends, jedesmal drei Loth, zu trinken geben, es hilft gewiß.

Welcher Mensch seinen Urin nicht lassen kann, der trinke dreimal allweg drei Loth Wachholderwasser.

Wer die Harnwinde oder den schneidenden Harn hat, der trinke des Tags zwei oder dreimal dieses Wasser, wie zuvor gemeldet.

Wenn eine Frau eine todte Frucht bei sich [223] hat, die trinke drei Loth Wachholderwasser, es treibt die todte Frucht aus.

Wenn eine Frau ihre Zeit nicht hätte, die trinke dieses Wasser täglich dreimal, allweg drei Loth.

Wer ein Apostem, oder unreine und offene Schäden an seinem Leibe hat, der lege Wachholderwasser dreimal über und wasche die bösen Geschwär und offenen Schäden damit, es macht sie sauber und heilet sie von Grund aus.

Wem Gift beigebracht wäre oder sonst Gift bekommen hätte, der trinke des Wassers 6 Loth, ist sehr gut wider allen Gift.

Wer von einem giftigen Thier gebissen oder gestochen wäre, der trinke etlichemal Wachholderwasser und lege es auch über.

So jemand unrein oder schädlich Wasser getrunken hätte, der gebrauche dieses Wasser etlichemal; es führet alle Unreinigkeit aus dem Leib.

Wem die Glieder auswendig am Leib wehe thun, der wasche sich etlichemal mit diesem Wasser, und lege ein Tüchlein, so in Wachholderwasser genetzt, darauf, es vertreibt die Schmerzen.

Wer dampfig um die Brust ist oder einen kurzen Athem hat, der trinke Morgens und Abends Wachholderwasser, es hilft gewiß.

Obgedachter Wittig schreibt dem Wachholderöl eine überaus große Kraft zu.

[224] Vor die Wandläus.

Der Wandläuse Generation entstehet aus einer bösen Feuchtigkeit, solches bezeuget das Baumöl, welches ist der Wanzen Krankheit oder Tod, denn wann es eine Wandlaus nur berührt, so stirbt sie alsbald. Darum soll man die Bettstollen, oder wo sie sind, mit Baumöl bestreichen.

13. Kapitel

Dreizehntes Kapitel.
Ein herrlich medicinalisches Wasser fast ohne Unkosten zu bereiten. Arcanum Maximum.

Man soll im Februar eine Grube bei der Wurzel eines Wallnußbaums graben, darauf in dieselbe bis auf das Mark ein Loch bohren, in solches Loch einen hölzernen Hahnen stecken und ein Glas darunter setzen, daß der heraus träufelnde Saft darin aufgefangen werden könne. Damit aber weder die Wurzel noch das Wasser friere, so soll man die Grube mit Pferdemist bedecken, auf den Frühling das Glas wegnehmen, einen Zapfen wieder vor das Loch schlagen, und also bis zum andern Jahr verschließen. Diesem Wasser werden so große und herrliche Tugenden zugeschrieben, daß man schier sagen sollte, es wäre desgleichen nicht zu finden.

[225] 1) Wer Zahnweh hat, auch so stark, daß er von seinen Sinnen nicht weiß, der netze Baumwolle in dem Saft, und lege solches auf den Zahn, benimmt alle Schmerzen, und verwehret auch, daß sie nicht wieder kommen, denn es zieht alle Hauptflüsse aus, wie sie seyn, und stillet sie.

2) Im Schlag und halben Schlag ist es bewährt, wenn man etliche Morgen nach einander 7 Tropfen davon in Bier oder Wein einnimmt, auch die Nasenlöcher, Schläfe und Puls damit bestreicht, es erfrischt und bringt sie wieder zurecht.

3) Lahme Glieder oder andere mit arthritischen Schmerzen behaftete Örter bei gutem Feuer damit bestrichen und wohl eingerieben, stillt den Schmerzen, stärkt die Muskeln und Nerven, und bringt alle erstarrrten Glieder zurecht.

4) Davon alle Tage in den Mund genommen und gegurgelt, auch das Zahnfleisch damit gerieben, benimmt die Mundfäule, und wehret der Bräune in gefährlichen epidemischen Fiebern.

5) Ein wenig davon in die Nase gezogen, purgieret solche von fließenden Catharxen, reiniget und stärket das Haupt und Gedächtniß.

6) Mit Baumwolle in die Ohren gesteckt, vertreibt alles Sausen und Windigkeit derselben und bringt das Gehör wieder.

7) Wer giftige Speise und Trank genossen, nehme davon 9 Tropfen in liquore appropriato und lege sich damit zu schwitzen; es treibt allen Gift aus, präserviret auch in Pestzeiten durch Gottes Gnade, wenn alle Morgen davon 7 bis [226] 12 Tropfen in warmem Bier eingenommen werden.

8) Wer mit der fallenden Seuche und der Bangigkeit behaftet, nehme einen Monat lang alle Tage davon 12 Tropfen in Aqu. lil. convall. ein, man wird sich verwundern.

9) Für das Herzgespann sind 12 Tropfen cum Aq. Cardiac. nüchtern getrunken, sehr bewährt.

10) Podagrische sollen einen ganzen Monat lang, täglich in jedem Trunk 10 Tropfen zu sich nehmen, auch die schmerzhaften Orte erwähntermaßen damit bestreichen.

11) Wer große, wie Wasserkannen, aufgelaufene Schenkel hat, oder sonst aufgelaufene offene Schäden, soll alle Tage 2mal 9 Tropfen in Aq. vitul. genießen. Ebenso soll man es machen, wer mit dem Scorbut gequält ist.

12) Wer kahl oder glatzig ist, bestreiche das Haupt alle Tage 3 oder 4mal damit, macht schönes Haar wachsen. Das Angesicht damit täglich Morgens, Mittags und Abends bestrichen, vertreibt die Finnen.

13) Hectici und Phthisici, oder die sonst Leber-und Lungenfäulung empfinden, brauchen 14 Tage lang S oder 9 Tropfen in jeden Trunk, wenn sie des Morgens davon früh genommen, müssen sie eine Stund lang darauf liegen bleiben und nichts genießen, macht sie frisch und gesund.

14) Wer mit Franzosen behaftet ist, ob es schon faulet, der nehme Monate lang täglich in [227] jedem Trunk 7 oder 9 Tropfen cum Aq. Fumar., heilt solche aus dem Grunde. Wer mit Aussatz oder Krätzen behaftet, nehme alle Morgen 7 Tropfen mit eben dem Wasser einen Monat durch.

15) Wer starken Durchlauf hat, brauche täglich 12 Tropfen C. Aq. Caryoph. nostr. oder Aq. tormentill. stillt solchen.

Wenn dieses Wasser nur die Hälfte der beschriebenen Tugenden hätte, wäre es höher als Gold zu schätzen. Die Erfahrung kann es bekräftigen.

Vor die Kopfschmerzen.

Trinke eine Unze Wasser, so aus den aufgeschnittenen Nußbaumwurzeln lauft, thue es zu verschiedenen Zeiten, so werden sich die Kopfwehtage, und wenn sie noch so groß und von langer Zeit eingewurzelt wären, in kurzer Frist verlieren.

14. Kapitel

Vierzehntes Kapitel.
Von des Magneten wunderbarer Eigenschaft, Wirkung und Tugend. Mit beigefügten curieusen Kunststücken.

Von dem Magneten haben viele tiefsinnige Köpfe weitläufig geschrieben, als Guilielmus Guilberlas, P. Athanasius Kircherus, Cartesius, [228] Porta, Henricus Morus und viele Andere mehr. Den Namen wollen sie von dem Land Magnesia, oder von dem ErfinderMagnate, oder von dem lateinischen Wort Magnus oder anders woher führen. Anaxagoras nennt den Magnet gleichnißweise den beseelten Stein, der, Kraft seiner Seele, das Eisen an sich ziehe, als wenn eine Braut von ihrem Bräutigam in die Arme gezogen würde, maßen unter allen Wunderdingen in der Natur eins von den größten der Magnet- und Eisenstein ist, aus welchem die Majestät der Natur sonderlich herfür leuchtet. Er hat kein Leben und macht doch bewegen; er hat kein Herz und liebt doch ausbrünstiger Begierde das Eisen; er hat keine Hände und zieht doch an sich; er hat keinen Mund und sagt doch, wo man in der Welt ist und wo man hinreisen soll. Er ist ein Affe, der bald dem Feldmesser, bald dem Schiffmann, bald dem Sternseher, bald den Bergleuten, bald den Wandersleuten, bald dem Arzt, bald auf dem Land, auf dem Wasser, ober und unter der Erde, bald zum Nutzen, bald zur Lust dient und ist das einige Mittel künstlicher Erfindungen.

Petrus Albinus berichtet von den Magneten, welche in den Meißnischen Bergwerken gefunden würden. Jedoch wären die orientalischen und arabischen Magnete am meisten berühmt, damit die Kirche zu Mekka gewölbt sey und Mahomeds Eisengrab darunter in der Luft schwebte. Der Großherzog zu Florenz hat in der weitberühmten Gallerie des Lustgangs oder Antiquitätenkammer [229] unter andern denkwürdigen Sachen mehr auch ein Stück des besten orientalischen Magnetsteins, welcher ungefähr eine halbe Elle lang und eine halbe Elle dick und von solcher großen Kraft ist, daß er eine 45 Pfund schwere eiserne Kette an und zu sich zieht, auch nicht von sich läßt, sondern mit höchster Verwunderung diese Kette also in der Luft anhält.

Die eigentliche Ursache, woher der Magnet solche Kraft, das Eisen an sich zu ziehen, haben möchte, haben sich viele spitzfindige Köpfe aus natürlichen Ursachen zu untersuchen rühmlich bemüht. Einige alte verständige Philosophen wollen solche Kraft denAtomis oder kleinen Körperlein beimessen, so von dem Eisen herausfließen und denen, so von Magneten herkommen, welche einerlei Figur und Gestalt hätten, also, daß sie einander leicht greifen können. Wenn diese nun an die beiden Körper des Steins und des Eisens anstoßen, springen sie davon wieder zurück mitten zwischen die beiden hin und begeben sich hernach zusammen wie sie können, und ziehen das Eisen mit sich. Hierwider aber ist Galenus und spricht: Es sey nicht zu glauben, daß die Corpuscula oder Körperlein, so vom Stein wieder zurückspringen, mit den andern Körperlein des Eisens, so ihnen gleich seyn sollen, zusammentreten und deren Verbindniß ein so schweres Wesen mit sich ziehen können. Ueberdieß, wenn das eine Eisen nun schon an dem einen Eisen hange und man noch ein anders an dieses halte, so bleibe dasselbe auch kleben, an diesem [230] wieder ein anders und so noch ein drittes, viertes und so weiter.

Wenn nun die Körperlein, so aus dem Steine zögen, indem sie an das Eisen stoßen, zurückspringen und also machen sollten, daß das Eisen allda hängen bliebe, so sey ja nicht möglich, sagt Galenus, daß dieselbe durch das Eisen und dessen leere Gänge durchgingen und wieder zu den vorigen zurückspringen und dadurch andere Eisenkörper mehr anfassen sollten, weil er selbst gesehen, daß fünf eiserne Griffel gleich fort aneinander gehangen und was er mehr Zweifels einführt. Baptista Porta meint, der Magnet sey etwas Vermischtes aus Stein und Eisen, also daß man ihn einen eisernen Stein oder ein steinernes Eisen nennen möchte, nicht daß er seine Natur verlöre, noch das Eisen, so gar in Stein versunken sey, daß es nicht sein Recht zu behaupten wisse, sondern vielmehr, daß eine Natur die andere suche unter sich zu bringen, und daß auch aus diesem Streit die Anziehung des Eisens erfolge, eines sey des andern treuer Mithelfer.

Insgemein hält man dafür, es sey eine Occulta qualitas, eine verborgene Eigenschaft in Anziehung des Magnets mit dem Eisen. Allein wenn man die Gleichheit des Magnets und des Eisens vernünftig überlegt, so wird man daraus die beiderseitige Beliebtheit der Anziehungskraft klar befinden.

Sonst ist bekannt, daß zwei verschiedene Samen am gebührenden Ort vermischt, eine dritte [231] Zucht herfürbringen, wie wir solches sehen, daß das Maulthier von einem Esel und einem Mutterpferd oder Stuten gezeugt werde, auch die geilen Gaisen mit den geilen Affen sich vermischen, dergleichen Exempel hat man auch leider an einigen Weibern erlebt, welche sich der verfluchten Sodomiterey gelüsten lassen und mit der Mißgeburt sind verbrennt worden. Wir wollen nicht sagen von den Bäumen, daß ein Geschlecht sich mit dem andern einimpfen lasse. Bei rechter Untersuchung des Magneten Kraft in dem Eisen sollte man meinen, daß die rechte Erkenntniß des Magneten bestünde in der Wissenschaft dessen Geburt und Natur, als der in seinem ersten Ursprung nicht ist eine natürliche, sondern monstrosische Geburt, weil er nicht aus zwei gleichen, sondern ungleichen Natureltern, wie ein Maulthier geboren wird und entspringt, also, daß seine Mutter und leidende Materi ein gemeiner und steinigter Mercurius, sein Vater oder wirkende Form ein metalisch-sulphurischer-martialischer Spiritus, welche beide allzeit beieinander gefunden werden, und weil sie miteinander ziemlich nah verwandt sind, vermischen sie sich miteinander. Weil nun ein jeder Spiritus allein von demjenigen begehrt ernährt zu werden, welcher seiner Natur am nächsten verwandt ist und solche Natur oder Geist allein im Marte gefunden wird, so zieht der innerliche martialische Geist des Magneten das Corpus Martis wegen seines verwandten oder gleichförmigen Geistes an sich, denn alles, was erschaffen [232] worden, ist bemüht, sich in seinem Wesen zu erhalten.

Zu verwundern ist es, daß dieser Wunderstein durch das Eisen gleichsam genährt werde, und wiederum durch seine Influenz oder Einfluß dem Eisen größere Kraft als er selber hat, an sich zu ziehen, mittheile.

Wir müssen glauben, daß die kräftigen Geister des Magnets des Eisens Strahlen an sich ziehen, und weil das Eisen nicht sobald seine innerlichen Geister verlassen will, so folgt, daß der Magnet zugleich das Eisen mit den Geistern an sich ziehe und umfasse. Wiederum, weil das Eisen in den Magnetgeistern seinesgleichen findet, begehrt es mit diesem vereinbart zu seyn, gleich zwischen Mann und Frau. Daß aber das Eisen anstatt des Mannes sey, ist daher zu schließen, weil es dem Magnet Kräfte mittheilt. Wenn er verdorben und kraftlos, kann er durch den Geruch der Zwiebel gleichsam wieder lebendig gemacht und begeistert werden.

Gleichwie nun unter dem Magnet und Eisen, unter dem Magnet und Zwiebeln eine große Sympathie, also ist unter dem Knoblauch und dem Magnet, wie auch unter diesem und dem Feuer eine große Antipathie, also, daß diese dem Magnet seine Kraft und Wirkung benehmen, wiewohl einige es auf der Probe nicht also befunden haben.

Des Magnets natürliche Kraft und eingepflanzte himmlische Eigenschaft ist, daß er das Eisen und Stahl anziehe und festhalte, das an [233] sich ziehende muß stärker seyn, als das, was angezogen wird, um so viel mehr, wenn es wider den Gebrauch der Natur, das Schwere soll in der Höhe halten, dessen Ursache ist, daß so kräftige Atomi oder Geisterlein ans diesem Stein dringen, welche das Eisen umfassen, plötzlich an sich ziehen und halten, wie unser Geruch, der Geschmack und das Gehör belustigt und gereizt wird. Auch hat eine jede Sache ihre Wirkung in ihresgleichen, wie des Feuers Wirkung in dem Holz, welches er verzehren kann, nicht aber in den Steinen ist.

Der Gewürze Geruch wirkt auf und in dem Feuer, das Gesicht vermittelst des Lichts etc., denn mit der natürlichen Eigenschaft hat die Natur alle Sachen verbunden, und solche verknüpft auch den Magnet mit dem Eisen, maßen es ein unvollkommenes Eisen seyn soll und unter der Erde leichtlich gar zu Eisen werden kann. Wie sich nun eine Flamme mit der andern und ein Wasser mit dem andern leichtlich vereinigt, also auch diese beiden, als gleiches mit gleichem.

Gleichwie die Menschen Freundschaft zu ihrer Erhaltung miteinander pflegen, also hat auch Gott unter den andern Geschöpfen eine Freundschaft gestiftet, maßen in vielen andern Sachen zu beobachten, als zwischen dem Mond und dem Meer, zwischen der Sonne und der Erdenluft, zwischen der Luft und der Lunge etc., welches etliche dem allgemeinen Weltgeist (Spiritus Universi) [234] beimessen, dessen Eigenschaft ist, alle Geschöpfe wesentlich zu erhalten.

Der Ag- oder Bernstein, wie auch das gemeine Siegellack, wenn es warm gerieben wird, zieht gleich wie der Magnet das Eisen, Stoppeln, Haare, Strohhalme etc. an sich. Die Bewegung der anziehenden Kraft soll entstehen von den scharfen und durchdringenden, auch zugleich zähen und fetten im Agstein verborgenen Geistern, welche subtil gemacht durch das Anreiben erhitzt werden und dann gar leichtlich leichte Dinge durchdringen.

Aus angezogenen Autoren wollen wir nun des Magnets wunderliche Wirkung, Lustspiele oder Kurzweile damit zu treiben, auch dessen übergroßen Nutzen kurz anzeigen.

Der alte Kirchenlehrer Augustinus schreibt, daß er gesehen, wie der Magnet einen eisernen Ring nach sich gezogen, und weil solcher Ring unten wieder mit Magnet bestrichen gewesen, er wieder einen andern eisernen Ring nach sich gezogen, ebenermaßen der andere den dritten und so fort, also daß daraus arcanis nodis eine ganze Kette ohne Schluß und Loth geworden, das ist, daß kein Ring in dem andern, sondern nur von außen an dem andern gehängt, als durch eine heimliche, sonderbare und unergründliche Kraft des Magnets.

Eben also, wenn eine Nähnadel einmal mit Magnet gerieben, so zieht sie eine andere an sich, gleicherweise eine bestrichene Messerspitze, einen Nagel, einen Dolch oder Degenspitze, ein [235] ziemlich großes schweres Stück Eisen. Es ist auch wunderlich zu sehen, wenn man hundert oder mehr Nadeln in ein Glas mit Wasser wirst, den Magnet von außen daran hält und übersich fährt, daß die Nadeln alle dem Stein nachfolgen.

Wenn der Magnet auf eine hölzerne Scheibe gelegt und frei zu schwimmen auf das Wasser gesetzt wird, so kehrt er sich alsbald mit seiner einen gewissen Seite gegen Süden und mit der andern gegen Norden. Wenn sein südlicher Theil ein Eisen berührt, so muß sich dasselbe gegen Norden kehren, und wenn mit dem nördlichen Theil des Magneten ein Eisen berührt wird, muß sich dasselbe gegen Süden lenken. Mit dem nördlichen Theil, das ist mit seinem Bauch, zieht er das Eisen durch eine freundliche Gemeinschaft an sich, und mit dem Rücken (das ist mit dem südlichen Theil) stößt er dasselbe durch seine natürliche Feindschaft von sich. Wenn mit der Nordseite die Spitze der Magnetnadel von der rechten Hand gegen die linke bestrichen wird, so muß sich dieselbe gegen Süden wenden. Wird aber das Streichen von der linken her gegen die rechte verrichtet, so lenkt sich die Spitze an die Seite gegenüber. Auf gleiche Weise macht auch die südliche Seite des Magneten ihre Veränderung, ja was noch mehr ist, wenn der Magnet durch sein Anstreichen ein Eisen magnetisch macht, das ist, daß es ein anders Eisen an sich ziehen kann und man eben dieses nunmehr magnetische Eisen umgekehrt, nämlich das [236] unterste zuoberst, abermals an den Magneten streicht, so wird es seine ziehende Kraft alsbald verlieren; das ist so viel gesagt, daß ein Magnetstein den andern an sich zieht und von sich stoßt. Der südliche sucht und verlangt den nördlichen und der nördliche den südlichen, dagegen der nördliche den nördlichen und der südliche den südlichen nicht leiden kann.

Daß ein Eisen auf dem Tisch tanzt: Man zerbreche eine Nähnadel mitten voneinander und werfe die Hälfte davon auf den Tisch; doch muß man ihr dickes Stück zuvor mit einem andern Magnetstücke bestreichen. Hernach nehme man einen Magnetstein in die Hand und stecke ihn heimlich unter den Tisch. Sobald man nun mit dem Stein an den Ort kommt, wo das dicke Ende der Nadel liegt, so hebt sich alsbald die Nadel auf und geht aufgerichtet, nicht ohne Verwunderung aller Umstehenden, den Tisch auf und ab und folgt also derjenigen Bewegung, die man mit der Hand unter dem Tisch vornimmt. Wenn man sie nun eine Zeitlang hat also spazieren lassen, so kann man den Stein gähling umkehren und dessen andere Spitze zu der Nadel wenden, so wird sich im Augenblick (welches noch verwunderlicher zu sehen ist), die Nadel auch umdrehen, und gleichwie sie zuvor auf dem dicken Ende spazieren gegangen, also nun auf der Spitze gehen. Und wie man nun unten die Hand führt, so folgt oben die Nadel und richtet sich allerdings nach ihrem Zug. Und wenn man den Magnetstein 3 oder 4mal umwendet, [237] also daß man bald das Süd- und bald das Nordende hinaufrückt, so kehrt sich auch die Nadel 3 oder 4mal um und steht bald auf dem dicken, bald auf dem spitzigen Ende, oder geht auch, wie man es haben will, bald auf dem Fuß, den sie erst in die Höhe gerückt, bald auf der Spitze, auf der sie vorhin gestanden. Und so auch im Stehen.

Dieses Spiel kann auch mit größerer Verwunderung bei den schauenden guten Freunden auf solche Weise fürgestellt werden: Wenn man nämlich 2 Nadelstöcke auf ein Papier oder auf einen Tisch legt, deren eines mit dem Süd- das andere mit dem Nordende des Magnets bestrichen ist, und hernach unten die Steine dergestalt anbringt, daß das eine auf dem dicken Ende, das andere auf der Spitze gehen muß, da sich dann bald die eine Nadel allein überwirft, bald beide zugleich, oder beide miteinander in Ordnung tanzen und sich nach einem Pfeifen- oder Saitenspiel bewegen, welches ja nicht allein kurzweilig genug ist, sondern auch recht große Verwunderung bei den Zuschauern erweckt. Noch lustiger ist es anzuschauen, wenn man von Stahl und Eisen gemachte Männlein und Weiblein auf den Tisch setzt, welche dem Magnet, so unter dem Tisch geführt wird, folgen müssen.

Wie man mit Zubereitung des Magneten allein durch auswendige Ueberlegung allerlei innerliche und äußerliche Krankheiten und Leibesgebrechlichkeiten ohne allen Schmerzen vertreiben und heilen möge, wissen die Herren Medici und [238] Chirurgi, und dürfen sie, bei sothaner erlangten Wissenschaft, keine Specereien weder aus Kalkutta, Indien noch Egypten herholen, indem er gleich das Eisen und Stahl durch seine große, wunderbare Kraft, Wirkung und sichtbare Gewalt, auch allerlei Krankheit und Gift aus des Menschen Leib heraustreibt. Wie der berühmte Medikus zu Königsberg Dr. Becherus mit Beihilfe des Chirurgi dem bekannten Messerschlucker vermittelst des aufgelegten Magnetenpflasters das Messer, so ich zu meiner Zeit zu Königsberg noch gesehen habe, aus dem Magen und Leib wiedergebracht und gesund gemacht, maßen der ganze geführte Prozeß der Kur im offenen Druck ist. Wenn man den Magnetstein in die Hand nimmt und eine Weile darin hält, so vertreibt er das Reißen in den Gliedern. Hiebei muß ich noch ein wunderbares Stück von dem Gänsedreck erzählen: Lege selbigen von einem Ganser Abends und Morgens auf eine Wunde, darin ein Eisen steckt, so zieht er das Eisen an sich, daß es vor das Loch kommt und man es mit den Fingern herausnehmen kann. So zieht Serapengummi Eisen und Dorn aus. Bibernellwurzeln zerschnitten und gestoßen, wie ein Pflaster aufgelegt, zieht die Beinsplitter aus den Wunden.

Alle magnetischen Arten sind zum Nutzen des Menschen geordnet. Gleichwie der Rücken oder Hintertheil des Magnets das Eisen von sich treibt, also treibt er auch das Gedärm zurück [239] und heilt den Bruch, wie nicht weniger alle Flüsse, so des Martis Natur an sich haben.

Sigismund Freyberger meldet von den alten Steinen also: Wie der Magnet das Eisen an sich zieht, also nimmt er alle Kopfschmerzen hinweg, heilt die Wassersucht und die unzüchtigen Weiber scheuen diesen Stein nicht ohne Ursache, denn wenn ein Ehemann aus Argwohn sein Weib im Verdacht hat, als hielt sie mit einem andern zu, so mag er nur diesen Stein seinem Weib im Schlaf auf den Leib (Andere sagen auf den Kopf) legen. Ist sie fromm und getreu, so wird sie sogleich aufwachen und den Mann umarmen, wo nicht, so springt sie aus dem Bett und bleibt nicht in der Kammer.

Auch sagt man, daß wenn die Diebe ein Haus berauben wollen, sie diesen klein zerriebenen Stein auf glühende Kohlen an den vier Enden desselben Hauses legen. Alsdann alle diejenigen, so im Hause sind, ein Schrecken ankommen soll, daß sie aus dem Schlaf erwachen, davon laufen, damit die Diebe sicher und ohne Scheu stehlen können.

Die Ursache dessen müßte seyn, daß der Magnetstein einer melancholischen Art ist, wie aus seiner Farbe zu schließen, daß dessen Rauch den Kopf müsse schwermüthig machen.

Durch diese hochschätzbare Kunst, verborgene Hilfe und wunderbare Tugend des Magnets kann man auf dem Meere übergroße Dinge ausrichten, indem dieser sonst unschätzbare Stein den [240] Schiffleuten den rechten Weg zeigt, wie und wohin sie ihre Schifffahrt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Sicherheit schnurrichtig lenken sollen und auf der großen unermeßlichen See, in ihrer Kabuse sitzend, wissen können, auf was Titel der See ihre Schiffe stehen oder segeln. Daraus erscheint, wie göttliche Allwissenheit manchmal durch geringe Dinge große Wirkungen verrichte, gestalt die ganze Wohlfahrt aller Seefahrenden in Ost- und Westindien herrührt von einer unansehnlichen mit dem Magnetstein bestrichenen Nadel, die sich allezeit unverruckt aus eingepflanzter himmlischen Eigenschaft gegen Norden oder Mitternacht (Nordpolstern) wendet, und die 32 Winde oder Ecken der Erde kunstartig zeigt, nach welchem sich die Schifffahrenden auf der See und die Bergleute unter der Erde richten.

Daß Gott der erste Erfinder der Schifffahrt sey, bezeugt die Historie Noe, welchem Gott das wunderbare Schiff der Arche zu bauen und mit Pech in- und auswendig zu begießen, befohlen. Wiewohl es auch vermuthlich ist, daß vor ihm kleine Schiffe und Nachen gewesen sind.

Wir besitzen heut zu Tage viele Sachen und Künste, die unsern alten Vorfahren wohl bekannt und im Gebrauch, aber nicht so vollkommen wie jetzt gewesen sind, gestalt die Erfindung von Tag zu Tag reiflicher ergründet und mit der Zeit durch fleißige Uebung und Verbesserung zur höchsten Stufe der Vollkommenheit gebracht worden.

[241] In der Natur sind viele Wunderwerke, die man zwar täglich für Augen sieht, allein deren Ursachen sind schwer zu erforschen. Auch sind in der Natur noch viele Dinge verborgen, sind aber eine unerforschliche Quelle zu nennen, je weiter wir graben, desto tiefer wir kommen.

Anfänglich hat der Alten Witz und Kunst auf dem Meer zu fahren nur allein in der Kundschaft der Sterne, der Vorgebirg der Erde und Unterschied der Gestade bestanden, darnach sie das Ruder gerichtet. Wenn sie aber durch Ungewitter weit in die See getrieben worden, haben sie kein anderes Mittel gehabt, als nach den Sternen, der Sonne und Mond das Ruder zu richten. Bei nebeligem dunkeln Wetter aber haben sie in der Irre nach ihrem Gütdünken, nicht ohne Leibes- und Lebensgefahr gesegelt, wie denn die Indianer noch heutiges Tags durch solches Mittel weit übers Meer fahren.

Merkwürdig ist es, was Plinius schreibt, daß die Schiffleute auf der gerade unter der Mittellinie gelegenen Insel Tagrobana oder Sumatra, weil sie nimmer den Nordstern sehen können, diesen neuen Vortheil erfunden, indem sie viele Vögel mit sich ins Schiff nehmen, je zuweilen einen fliegen lassen, und weil der Vogel aus innerlichem Trieb der Natur immerdar nach dem nächstgelegenen Land fliehe, sie derselben Flug allezeit nachsegelten, wie sich dann der bekannte nordische Seeräuber Floco dreier Raben im Ausfliegen bedient, damit er sich, wo die Erde am [242] nächsten sey, erkundigen möchte und dadurch einige Inseln erfunden.

Woher, warum und aus was Ursachen der Magnet sich gegen Mitternacht wende. Davon ist theils vorher allbereits Anzeige geschehen. Harsdörffer untersucht diese Frage, macht aber einen zweifelhaften Schluß. Ich will nicht sagen von derjenigen Meinung, als ob der Magnet nicht nach dem Mond- oder Leitstern (wie man insgemein dafür hält), sondern nach den mitternächtigen Enden sich wende. Auch will ich mich hierin nicht aufhalten, ob die Poli Mundi entweder Magneten an sich selbst seyen oder doch eine besondere magnetische Kraft an sich hätten. Schwender sagt: Es wären die besten Tugenden des Magneten uns Menschen noch verborgen, und wüßte man in der ganzen Welt keine andere natürliche Ursache solcher Kraft und Eigenschaft herbei zu bringen, als daß sie durch eine sonderbare Sympathiam herrühren. Er erzählt, wie vermittelst des Magnetzüngleins zwei Personen in der Ferne einander etwas zu verstehen geben können.

[243]

15. Kapitel

Fünfzehntes Kapitel.
Daß eine magnetische Kraft und Wirkung in den Kräutern und Gewächsen sey, wird erwiesen, dabei von der Sonnenblumen etc. Art und Eigenschaft.

Der Schöpfer hat in die ganze Natur eine magnetische Kraft eingepflanzt, denn die Erde ist anziehender Art, wie auch das Obere der Erde verlangt, welches nichts anders ist als eine Qische Kraft, diese zieht sich dann in das reinste Theil der Erde, so gleichermaßen Qischer salinischer Art ist, wie es denn die Erfahrung lehrt, daß die Wurzeln, Kräuter und Blumen der Metalle Eigenschaften an sich nehmen, über welchen oder nächst welchen sie wachsen, gleichwie auch das Wasser derselben theilhaftig wird, daher auch die Gesundwasserbrunnen und Wildbäder entstehen.

Wegen der Erdgewächse hat man sich nicht zu verwundern, indem bekannt ist, daß solche von dem Saft besagter Erde, womit dieselbe schwanger geht, genährt werden müssen und solche Nahrung durch eine magnetische Kraft aus der Erde an sich ziehen, wie sonderlich an den Reben zu beobachten, die an etlichen Orten schwefelige, an etlichen Orten kalchige und wieder an etlichen kupferige Feuchtigkeiten führen. Nichts ist in der untern Welt, das nicht in der obern [244] eine Gleichheit habe und nicht seines Wesens Strahlen und Einfluß empfange. Wie der Stern seine Strahlen auf die Erde wirst, also wirst die Kreatur die von oben herab empfangenen Strahlen wiederum hinaufwärts nach ihrem Ursprung. Nicht wenige Kräuter wissen den Auf- und Niedergang der Sonne, ja etliche sind so begierig, dieser nachzufolgen, daß man glauben kann, es walte zwischen beiden eine große Naturverwandtniß.

Die Sonne hat unter den Planeten den mittelsten Ort, als das Herz im Leibe und der König in seinem Reich, von welcher alle Sterne eine Regel und Ordnung nehmen, darnach sie sich richten.

Wunderwürdig ist es, daß sich des Menschen Gemüth und Geblüt durch eine sonderbare Sympathie nach der Sonne Lauf richtet; mit der Sonne Aufgang sollen wir aufstehen, mit dem Niedergang schlafen gehen, ist zu verstehen von den langen Sommer-Tagen. Daher das alte Sprichwort: Morgenstund hat Gold und Brod im Mund. Und dieses ist eine Sonnen-Lebensregel, daß wir unsere Ruh und Arbeit nach der Sonne Lauf anstellen sollen, wie die unvernünftigen Vögel und Hühner, die des Abends zu Neste und mit Sonnenaufgang wieder herausfliegen. Einige Blumen schließen sich des Abends zu und mit dem Morgen thun sie sich wieder auf. Dieses thut auch billig ein vernünftiger Mensch, wie David im 104. Psalm V. 22, 23 lehrt: Wenn die Sonne aufgeht, so geht der[245] Mensch an sein Ackerwerk bis an den Abend. An den Kranken nimmt man wahr, daß die Krankheit bei Niedergang der Sonne größer wird; ist sie recht unter uns, so ist der Mensch am melancholischsten und schwächsten, je mehr aber die Sonne wieder gegen den Morgen kommt, desto besser und fröhlicher ist der Mensch, sonderlich bei klarem Wetter.

Die Ringelblume schließt sich bei Aufgang der Sonne auf und bei deren Niedergang zu, deßwegen es etliche der Bauern Sonnenuhr nennen. So folgen nicht nur die Klapperrosen der Sonne nach, sondern auch die Pappeln, Feigbohnen und die Wegwarten, mehr aber folgt selbigen nach die Siebenzeit, und weist den täglichen Auf- und Niedergang. Denn diese den Stengel und die Blume des Abends senkt, um die Mitternacht aber sich ganz in die See vergräbt, so daß man sie nicht finden kann, dann richtet sie sich nach und nach wieder auf und steht mit der Sonne wieder aus dem Wasser und eröffnet die Blumen. Cichori oder Wegwartblumen kehren sich allzeit der Sonne nach; des Morgens sobald die Sonne aufgeht, thun sich die Blumen auch allgemächlich gegen die Sonne gekehrt auf, sind den Mittag ganz offen und stehen recht übersich gegen der Sonne. Wenn die Sonne sich gegen Niedergang kehrt, so kehren sie sich derselben auch nach und schließen sich mit Untergang der Sonne zu bis wieder gegen Morgen, und wenn gleich der Himmel trüb und, mit Wolken überzogen [246] ist, so kann man doch an dieser Blume die Zeit des Tages erkennen.

Denn wer belustigt sich heutiges Tags nicht an den rothen, grünen, schwarzen, weißen, gelben, braunen, blanken und vermischtfarbigen Tulipanen zur Sommerszeit, deren Wunderschönheit man mit höchster Erstaunung ansehen muß. Diese Blume gibt sich gleichfalls, wie die vorige, des Abends mit der Sonne gleichsam zur Ruh und schließt sich zu.

Cardanus erzählt, es habe Pabst Clemens VII. einen köstlichen Stein, Heliten oder Sonnenstein genannt, gehabt, welcher mit einem goldenen Fleickstein versehen, täglich mit der Sonne Auf- und Niedergang sich umgedreht. Eben dergleichen wird auch von einer Statua der Sonne, welche Boëtius zu Ravenna aufgerichtet, gelesen, die sich ohne Unterlaß mit der Sonne verkehrt.

Plinius schreibt nicht allein, sondern es bezeugts die tägliche Erfahrung, daß die der Sonne gleichförmige Blume Heliotropium sive Solisequium, Sonne-und Folgewendel genannt, allzeit sowohl bei trübem als hellem Wetter aus innerlicher Sympathie und großer übernatürlicher Liebesneigung immer vom Auf-bis zum Niedergang mit inbrünstiger Begierde nach der Sonne Lauf sich lenke, umwende und ihr folge, und schließt sich des Nachts zu. Ja diese verliebte Blume erweist nicht nur ihre Brunst und Nachfolge an der Sonne, wenn sie von der Sonne oben herabwärts freundlich angeblickt, mit ihren Strahlen umfangen und gehetzt wird, sondern [247] sie kehrt, neigt und richtet sich auch alsdann, wenns dunkel und neblig Wetter ist, nach ihrer treuen, wiewohl bedeckten und verdunkelten Liebhaberin.

Man will zwar offenbare natürliche Ursachen vorgeben und sagen: Je niedriger die Sonne unter dem Horizont gehe, desto matter wurde die Sonnenblume; je höher aber die Sonne gestiegen, desto frischer würde sie wieder, woraus sie abnehmen wollen, daß die Blume voller Feuchtigkeit sey. Man höre aber eine wundermerkliche Sympathie zwischen dieser Sonnenblume und der Gebärmutter. Wenn man diese Blume in ein Wegrichwasser setzt, zieht sie sich zu. Wenn ein Theil dieses Wassers von einer starkgebährenden Frau getrunken, und in einstehender Geburtszeit die Blume in ein anderes Haus gethan wird, so geht die Blume allgemächlich auf, nicht anders als die Mutter der Gebärerin. Ein treffliches Exempel, daß die aus beiden ausgehenden Strahlen sich miteinander verstehen.

Gottes Wunderwerke können wir in diesem Leben, darin alles unser Wissen nur Stückwerk ist, nicht verstehen. Der gelehrte Mönch Campanella hat von der Empfindlichkeit der leblosen Dinge ein ganzes Buch geschrieben, und will behaupten, daß nicht allein die Erdgewächse, sondern auch das Holz, die Steine und das Wasser jedes nach seiner Art eigentliche Empfindlichkeiten haben.

[248]

16. Kapitel

Sechszehntes Kapitel.
Von dem Wund- und Heilholz (Fraxinus genannt), dessen wunderlicher Kraft

Alle Gewächse haben ihren Anfang und Wachsthum, ihre Vollkommenheit, und dann ihr Abnehmen und Ende der Wirkung. Daher muß man auch in Sammlung der Kräuter die Zeit wohl beobachten, denn weil die Sterne der Kräuter Mutter und Ernährerin sind, so muß man sie auch in der Zeit ihrer besten Kräfte sammeln, widrigenfalls sind sie unkräftig. Vor allen Dingen müssen die Kräuter in ihrer gewissen Zeit, bei ihrer rechten Reise und insonderheit an ihren gewissen Tagen allzeit des Morgens vor Sonnenaufgang mit Wurzel und allem, daß nichts davon abgeschnitten werde, gebrochen und ausgegraben werden, so haben sie die besten Kräfte. Solches erhellt auch an dem Wund- oder Heilholz, daß von dem Eschenbaum zu gewisser Zeit, nämlich im zunehmenden Mond, wenn der Baum voller Blätter und im vollen Saft ist, vor Sonnenaufgang, ich sage auf Johannistag, von unten hinauf muß gehauen oder geschnitten werden, alsdann behält er durch sein durchdringendes Salz seine große Harmoniam. Einige halten dafür, es soll mit einem Hieb in der ersten Stunde, wenn die Sonne in den Löwen [249] tritt (12. Juli); andere auf Petri oder auf eine andere Zeit, und von einem 9jährigen Knaben, der Johannes heißt, gegen Sonnenaufgang in Scheibchen abgesägt werden, welche Ceremonien aber nicht angenommen werden.

Ich habe gesagt vor Sonnenaufgang, denn wenn die Sonne herfürbricht, treibt sie die vom Thau in die Blätter eingesogene Feuchtigkeit einwärts und diese wird den Tag über durch die Röhre des Astes in die Tiefe gezogen. Warum aber möchte einer sagen, eben auf Johannistag? Gestalt Gott im alten Testament den abgöttischen Juden das Tagwählen verboten. Es sage mir Jemand, woher es kommt, daß die Eier, am grünen Donnerstag gelegt, wenn sie von einer Henne hernach ausgebrütet werden, Hühner geben, welche alle Jahr ihre Farbe an den Federn durch das Mausen verändern, also daß sie das erste Jahr kohlschwarz, das andere Jahr schloßweiß, bald weiß und schwarz oder eine andere Farbe an sich nehmen.

So ist ja Niemand verborgen, daß man ein jedes Kraut in seinen besten Kräften einsammeln und zum Nothfall bewahren soll, weil alle Kräuter durch die himmlischen Planeten regiert werden und bekommen nach dem Stand der Gestirne noch dazu eine absonderliche Kraft und edlere Wirkung als sonst. Will Jemand darüber lachen, warum man übersich hauen soll, so sage er mir die wunderbaren sympathischen oder magnetischen Wirkungen, daß wenn man den rothen Beifuß mit einem Messer von unten obenwärts[250] abschneidet, er die Monatflüsse stillt. Wird aber der Schnitt herabwärts gegen der Erde zu gethan, so befördert er denselbigen.

Wenn man einen Borsdörfer gegen die Blüthe zu schabt und ißt, so laxirt er. Schabt man ihn aber nach dem Stiel und ißt ihn, so stopft derselbe.

Wenn man die andere Rinde, nämlich die grüne Schale, des Hollunderbaums aufwärts abschabt und in einer Milch kocht, alsdann die durchgeseihte Milch trinkt, so treibt sie durch das Erbrechen schädliche Feuchtigkeiten ab. Schabt man sie aber unterwärts, so purgirt sie auch unterwärts.

Trägt eine Frau die große Klettenwurzel auf dem Haupt, so zieht sie die Mutter übersich; auf den Fußsohlen aber untersich. Also waltet zwischen beiden eine sonderbare Sympathie.

Wir wollen allhier von der wunderlichen Kraft, Wirkung und Tugend dieses Eschenholzes Meldung thun, zu Jedermanns merklichem Nutzen und Gebrauch, wie man solches in der That mit Dankbarkeit gegen Gottes Güte öfters befunden hat.

1) Wenn einem sein Haupt wehe thut, der bestreiche solches von vornen bis hinten gegen der Schulter und fahre mit Speichel oder Wasser hievon hernach, es hilft.

2) So einem die Nase blutet, die Nase mit diesem Holz überstrichen und mit frischem Wasser gewaschen, auch in derselben Hand das Holz erwarmen lassen, auf welcher Seite das Nasenloch [251] blutet, stillt es sich, wie es dann merklich ist, daß wenn einer sich Köpfe setzen lassen und man ihm ein Stücklein vom Eschenholz in beide Hände gibt, bei Erwärmung von dem Schröpfen kein Tröpflein Blut mehr fließen wird, bis man das Stücklein Holz hinwegwirft.

3) Wenn man den jungen Kindern anstatt der Wolfszähne ein Stücklein dieses edlen Holzes einfassen läßt und das Zahnfleisch unten wohl bestreicht, so bekommen sie Zähne ohne große Schmerzen.

4) Wenn einem Menschen die Zähne oder Füße wehe thun, so mache er einen Zahnstecher von diesem Holz und steche das Zahnfleisch über den Zähnen, wo ihm wehe ist, bis es blutet, es hilft. Oder thue die oberste Rinde hinweg, brenne das andere zu Asche, mache davon mit starkem Branntwein ein Pflaster und lege es auf den Schlaf der schmerzenden Seite. Ist eins von den besten und bewährtesten Mitteln vor das Zahnwehe.

5) Das Wasser von den Blättern distillirt, ist gut für böse Augen, wenn sie oft damit gewaschen werden, deßgleichen auch getrunken für die Nieren und Gelbsucht.

6) Einem Lungensüchtigen eine Messerspitze voll Sägmehl oder Sägspäne von Eschenholz mit Branntwein eingegeben, heilt die verletzte Lunge.

7) Wer das Podagra oder Zipperlein, wie auch die Rose oder Rothlauf hat, der bestreiche und reibe mit diesem Holz die Glieder fleißig [252] und sittig, auch mit dem Speichel, so lindert sich der Schmerz von Tag zu Tag. Oder schabe von dem Holz und binde es darauf. Flandrus hat in der zu London grausam wüthenden Pest das Salz aus dem Aschenbaum vor das einzige Experiment gehalten und befunden, welches er mit Ochsenzungen-, Scabiosen- oder Cardobenediktenwasser auf 11 oder 12 Gran, den Schweiß zu befördern, eingegeben. Das Eschenholz hat mit seinem durchdringenden Salz eine große Harmoniam, und so man ihm kleine Klettenwurzeln zusetzt, so mag keine größere Harmonia und Remedium seyn wider die Pestilenz, Franzosen, Aussatz, denn es ist ein lauterHarmoniacum in der Löschung des Gifts, die zum Herzen dringt. Zur rechten Zeit applicirt, wenn die Sonne ganz unter der Erde, in der Mitternacht am Hals getragen, daß es an der bloßen Haut das Herzgrüblein berühre, oder auch auf den Puls an den Armen gebunden, so constringiren und verschließen sie durch ihre spiritualische Kälte und Trockenheit die Dunstlöchlein der Arterien, daß, nächst Gott, keine Ansteckung hineindringen kann.

8) Wenn ein Mensch, er sey jung oder alt, die Ruhr oder Grimmen der Bärmutter hat und seinen Leib untersich mit solchem Holz bestreicht, alsdann mit dem Speichel darüber fährt, so stillt es dasselbe. Oder eingeschabt in einen Löffel, ein Quintlein mit Bier oder Wein eingenommen, hilft gleichfalls.

9) Heilt und stillt es die rothe Ruhr oder [253] Rothlauf am Menschen und allem Vieh und Pferden, wenn man solches einschabt, ein Quintlein eingibt und fleißig von oben bis unten, am Vieh aber von den vordern bis zu den hintern Füßen bestreicht und mit frischem Wasser darnach fährt, so hilft es am Menschen und Vieh, je öfter desto besser.

10) Wenn ein geschwollenes oder geschwundenes Glied gleichfalls mit diesem Holz und frischen Wasser gleich Anfangs des empfundenen Schmerzens und also bevor es schwürt, fleißig bestrichen wird, so hilft es. Ebenso auch, wenn ein kalter oder hitziger Fluß fällt, es sey wo es wolle, und mit diesem Holz bestrichen, wehrt auch dem hitzigen und kalten Brand.

11) Wenn einem Menschen ein Gewächs oder Ueberbein, ein Krebs oder Fistel wachsen wollte, so streiche man sich mit diesem edlen Wundholz und Speichel fleißig, lege oder binde davon ein Stücklein darauf oder schabe es davon, es hilft.

12) Wenn sichs ansehen läßt, daß einem ein Korn oder Buckel wachsen wollte, so komme man solchem damit zuvor, sobald man es spürt oder empfindet, es mit diesem Holz bestreichen und mit Speichel fleißig darüber fahren, es hilft. Kann man aber gebranntes Wasser von diesem Holz haben, so kann man alle Tage, Morgens und Abends 2 oder 3 Löffel voll zu trinken geben und anstatt des Speichels das gebrannte Wasser brauchen.

13) So einer gestochen oder gehauen wird, oder sich selbst verwundet, es habe einen Namen [254] wie es will, geschlagen, geworfen, gefallen oder gestoßen, es sey geschehen auf welche Weise es will: wenn man den Schaden alsbald mit diesem Holz bestreicht, mit frischem Wasser darüber fährt und die Waffen, womit man beschädigt worden ist, bestreicht, so heilt es ohne einigen Schmerzen, läßt auch keine Inflammation oder Geschwulst dazu schlagen. Daher wird es Wundholz genannt. Staricius sagt, daß wenn man eine Wunde, so weit voneinander steht, mit der innern Rinde dieses Holzes verbindet, so zieht es dieselbe so subtil zusammen, daß es ein Striemlein gibt, wie ein Faden, daß man nichts heften darf.

14) Wer hoch oder nieder fällt, der bestreiche alsbald den Schaden, die Glieder oder das geronnene Blut und netze sie mit frischem Wasser fleißig, darnach nehme er dergleichen Holz ein wenig oder viel und werfe es von dem Ort, wo er den Fall gethan dreimal nacheinander hinunter auf die Erde oder Boden, so schadet dieser Fall keinem nichts, sondern benimmt allen Schmerzen, und wenn es eingeschabt und getrocknet wird, so verzehrt es das geronnene Blut, wiewohl das bloße Ueberstreichen und mit kaltem Wasser waschen, die Schmerzen gleichfalls benimmt und das Blut zertheilt.

15) Die erfrornen Glieder mit diesem Holz überstrichen, werden wieder zurecht gebracht.

16) Die müdgelaufenen Glieder oder Beine mit diesem Holz fleißig bestrichen und mit diesem Wasser gewaschen, verlieren alle Müdigkeit, [255] zumal wenn der Ort bestrichen wird, wo man sich rehe gelaufen.

17) Wenn in Kriegszeiten solches Holz zu Pfeilen und Spießen gebraucht und dem Gegentheil einen Schlag damit gegeben wird, kann er seine Kunst, darauf er sich verläßt, zunichte machen und auflösen. Nicht vergeblich lobt Homerus den langen Spieß Achilles.

18) Wer aus dergleichen Geschirr ißt oder trinkt, der ist vor dem Gift versichert, ihm kann nicht vergeben werden.

19) Wenn ein Pferd vernagelt wird und hinkt, so lasse nur den Nagel wieder herausziehen und stecke ihn in das Holz, es wird gesund.

20) Wenn ein Pferd geschwöllt ist, bestreiche oder schabe von dem Holz darein, so hilft es. Es muß aber geschehen, ehe es schwürt.

21) Wenn ein Roß stätig ist oder fällt und kann nicht gehen, so nimm nur das Holz und schlage es damit, es läuft mit Gewalt wieder.

Die Schlangen fliehen und meiden den Schatten des Eschenbaums, er mag sich erstrecken so weit er will und zwar sogar, daß wenn man einen Ort auf dem Feld, wo ein Eschenbaum ist, mit Feuer umgibt, die Schlangen viel eher in die Flammen springen, als durch denselben Schatten kriechen. Plinius sagt, es sey eine große Antipathie zwischen der Schlange und diesem Baum. Des Aschenbaums Blättersaft soll insonderheit wider Gift dienen.

Vorhin am 7. Satz ist gesagt von der Wirkung gegen die Pestilenz, man nehme nur 6 Loth [256] der innern Rinde vom Eschenholzbaum mit 6 Loth weißem Wein, und gebe dem Kranken alle drei Stunden davon einen Trunk, innerhalb 24 Stunden ist er gesund. Ist also eine wunderliche und heilsame Arznei wider die Pest, sich davor zu präserviren und zu heilen, wahrhaftig und approbirt.

17. Kapitel

Siebenzehntes Kapitel.
Von der Haselstaude magnetischer Wirkung in Erfindung der Metalle in den Bergwerken, wie und wann die Glücksruthe müsse gebrochen und gebraucht werden; auch wie ein Bratspieß von sich selber herumlaufen könne?

Alles Erz und Metall, als Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei liegen in der Erde, als in dem Schatzkasten Gottes verborgen. Solche gibt Gott, der oberste Bergmeister, aus seiner göttlichen gnadenreichen Hand wann, wie, wo und wem Er will. Keiner wird selbige aus seiner eigenen Kunst, Fleiß, Müh, Kraft noch Macht finden, der keinen Schlüssel zu dem Kasten hat, sondern er muß durch ein andächtiges Gebet von Gott die Eröffnung erlangen, welcher alsdann den Schatz aufschließt und seine allmächtige Kraft durch Mittel anzeigt, maßen [257] er auch in die Bäume und Stauden wunderliche Kraft und Wirkungen eingepflanzt. Was hat Moses für Wunder mit seiner Ruthen gestiftet? Er hatte das Wort Gottes in seinem Mund und die Ruthe in seiner Hand, dadurch er das Wasser aus einem harten Felsen herausgebracht, der auch mit dem Holz das bittere Wasser in Mara hat süß gemacht. Ein unscheinbares Mittel muß Wunder thun. Die Hand des Glaubens klopft niemals am Himmel vergeblich an. Ein Stücklein Holz muß das Wasser süß machen. Was vor eine Verwandtschaft hat das Holz mit dem Wasser? Was vor eine Kraft hat das, das keinen Geschmack, die Bitterkeit zu benehmen? Darum soll Niemand die Mittel verachten, wenn er nur den Urheber erkennt. Eben derselbe Stab, der die Plagen über Egypten gebracht, der bringt Israel Erlösung; durch einerlei Mittel weiß Gott selig zu machen und zu verdammen, gleichwie eben ein Schwert beschützt und tödtet.

Die Hand und der Stab Mosis bewegten sich niemals umsonst. Eine jedwede Kreatur hat ihre gewisse Kraft. Gott der Herr zeigte Adam an, von welchem Baum oder Holz er essen oder nicht essen sollte. Aarons Ruthe blühte und trug auf Gottes Willen Frucht. So hat auch Elisäus mit einem Stab die Todten erweckt.

Durch solche Wunderwerke Gottes hat der Nachaffe, der böse Feind, zum großen Mißbrauch aber durch einen blauen Dunst oder Verblendung sich dergleichen bedienen wollen, als an dem [258] Stab Mercurii, damit dieser Götterbot die Seelen aus der Hölle und wieder hineinführen, den Schlaf geben und nehmen, Thüren aufschließen und andere Werke verrichten könne.

Mit diesen und dergleichen Zauberstücken haben wir allhier nichts zu schaffen, sondern unser Zweck allhier ist nur zu beweisen, was Gott vor wunderbare unbegreifliche Geheimnißwerke, vor eine heimliche und verborgene Kraft, Tugend und Eigenschaft in die Steine, Edelsteine, Gold, Eisen und alles Erz, Kräuter und andere Dinge eingepflanzt, indem ein jedes heimliche Atomos oder Dünste von sich gibt, welche, wenn sie durch Reiben erwärmt oder durch Feuer angezündet werden, einen empfindlichen Geruch von sich geben und in dem Leib stärker wirken. Dieses laßt uns abmerken von den Rädern am Wagen, welche, wenn sie schnell und rasch umgetrieben werden, sich erhitzen und Feuer von sich geben. Deßgleichen, wenn die Pferde mit den Hufeisen geschwind schlagen, daß das Feuer herausspringt, ja ein heimlicher Dunst von allen Dingen wird stets in der Luft herausgetrieben und zertheilt, also ist auch in einige Hölzer besondere Kraft und Tugend eingepflanzt, und zwar unter Andern in die Haselstauden, von deren Kraft und Wirkung, außer allem Mißbrauch, dieser Diskurs angestellt ist.

Von den Sachen, die so viele Antagonisten oder Widersprecher und Anfeinder haben, ist gar schwer ein schlüssiges Urtheil zu fällen, gleich diese gegenwärtige Materie von der Wünschelruthen [259] viele Anfechter hat, welche ungescheut vorgeben, sie sey unnatürlich, betrüglich, unerlaubt und unzulässig, wegen des Aberglaubens und unterlaufender heimlicher List des Teufels, welches sie aus diesen Ursachen behaupten: Es sey der Glücksruthen Zeugemutter die Haselstaude, fürnemlich diejenige, darauf Mistel oder Buchsbaum wachse, sie müsse auf eine gewisse Zeit des Jahres, in einer gewissen Stunde des Nachts, auf gewisse Weise und mit gewissen Worten gebrochen oder mit einem besondern Messer von dergleichen Metall geschnitten werden, der Abbrecher müsse ein reiner Knabe seyn, Johannes heißen, der weder Erz, Eisen noch andere Metalle bei sich trage und mit Niemand als mit der Ruthen, die er bricht, reden dürfe, daher vergleichen sie die Glücks- oder Wünschelruthe den egyptischen Zauberern, so mit ihren Stäben Schlangen machen wollten.

Nun gestehe ich selbst, daß wenn diese und dergleichen Umstände bei deren Abbrechung und Gebrauch erfordert würden und geschehen müßten, freilich das ganze Werk vor verdächtig, vor unnatürlich, vor, zauberisch, vor betrüglich zu halten wäre. Gleichwie ich aber fest dafür halte, daß es diesen Widersprechern wie denjenigen ergehen möchte, welche die wunderbare Wirkung der magnetischen Kuren ganz über den Haufen werfen. Also hab ich mir fürgenommen, ihnen den irrigen Wahn in etwas zu benehmen, oder doch aus guter, ganz unverfänglicher Meinung sie in etwas zu besänftigen.

[260] Daß keine Ceremonien, kein Aberglauben, ja nichts Verdächtiges hierunter sey, und daher sichs nicht geziemen wollte, daß man um der Schwachheit des menschlichen Verstandes willen, die in der Natur geoffenbarte Herrlichkeit Gottes übel ausdeuten oder von ungewöhnlichen Dingen übel urtheilen wolle. Wer aber vermeint, er wolle oder könne die große von Gott in die Natur gelegte Kraft mit seinem Verstand ermessen, der ist in Wahrheit ein Narr und steckt ganz voller närrischen Einbildung. Sehr wohl sagt Augustinus: Viele Dinge erkennt man, daß sie seyn, und weiß doch nicht, was sie sind? Und wiederum: Viele Dinge kennt man, daß sie sind, und weiß doch nicht, was sie sind? Maßen man über dieses einigen Holzes wunderbarer Wirkung und über die Verborgenheiten der Natur fast erstaunen muß.

Der Wünschel- oder Glücksruthen Zeugemutter ist ein zweispältiger, zweizüngiger oder zwieselichter Zweig von Haselstauden, welchen uns die Natur mit der Form darreicht, davon entspringt die Kraft und der Nutzen, wenn man ihn ohne Beschwerniß, ohne Aberglauben, Sommerszeit in dem Mai oder hernach Mittags, wenn die Sonne im höchsten Grad ist, Anfangs des zunehmenden Monds unterwärts abbricht, um durch eine natürliche, verborgene oder vielmehr magnetische Kraft, Sympathie oder Verwandtschaft mit dem Metall den Ort, wo verborgene Schätze oder Metalle in den, Bergen liegen zu erfahren und zu eröffnen.

[261] Eichholz, Prediger auf dem Cellerfeld, hat die Wünschelruthen überaus stattlich herausgestrichen, selbige geistlicher Weise ausgelegt, schön erklärt und nennt sie ein Wunder der Natur; eine natürliche Wunderneigung eines zu dem andern. Darum sollen wir solcher in der Natur uns zum Theil verborgenen Geheimnisse zu Gottes Ehre, Lob und Preis gebrauchen.

Die Alten haben dem erdichteten Fortunato einen göttlichen Hut zugeeignet, wenn er damit bedeckt gewesen, hätte er alles, was er gewünscht, erhalten können, aus welchem Gedicht des Fortunati Wünschhütlein entstanden. Wünsch- oder Goldruthe wird sie genennt vom Wünschen, weil sie solche Sache ohne Mühe zeigt, welche das menschliche Gemüth am meisten wünscht und begehrt, nämlich das Metall. Was ist beliebter als Gold? Oder ist soviel als Windesruthe, weil sie sich in der Hand wunderlicher Weise windet und krümmt, so sie Metall vermerkt.

Aus dieser Beschreibung erhellt erstlich, daß die Ruthe insgemein von einer Haselstauden gebrochen werden müsse, dabei keines Mistel- oder Buchsbaums gedacht wird. Wenn Paracelsi Meinung richtig ist, daß ein jeder Baum mit einem besondern Metall verwandt sey, so müsse durch dessen besondere Ruthe solches auch gesucht werden. Als mit der Haselstauden soll das Silber eine Vergleichung haben, wie das Eschenholz mit dem Erz oder Kupfer, die wilden Tannen mit dem Blei, sonderlich aber zu dem weißen. Zum Gold erwählen etliche Ruthen von Eisen [262] oder Kupfer, damit ein Metall das andere suche. Es halten aber die alten Philosophen dafür, daß alle Metalle aus einer Wurzel, Materie und Grund entspringen, sonst wären sie nicht homogenea oder consanguinea, nahe Blutsverwandten, wie sie reden und stimmen aller Meinung dahin, daß die Metalle aus Sulphure und Mercurio, darin Salz verborgen liege, gezeugt würden. Erstlich würde Blei, dann Zinn, hernach Silber, alsdann Kupfer, endlich Eisen und Gold.

Zum andern wird eine gewisse Zeit des Jahrs im Abbrechen erfordert, nämlich Mittags im Sommer bei hellem Wetter, wenn der Saft und die Kraft in den Bäumen am stärksten zu seyn pflegt, um welche Zeit alle Medici, Apotheker und Chirurgen die Kräuter gemeiniglich zu sammeln pflegen, aber keineswegs in der Nacht. Wiewohl einige dafür halten, daß die Ruthe Morgens vor Sonnenaufgang soll abgebrochen werden, welches eines jeden Gutbefinden frei anheim gestellt seyn kann, sonst weiß man von keinem gewissen Aspect des Himmels oder von gewissen Tagen oder Beiwörtern.

Zum dritten muß die Ruthe freilich auf gewisse Weise abgebrochen oder geschnitten werden. Ich halte vom Brechen mehr als vom Schneiden und zwar unterwärts oder unten nieder, weil die Wirkung unter sich gehen muß. Die Haselstaude muß wie der pythagorische Buchstabe Y oder wie das lateinische V gespalten oder zweisprössig seyn, oder zwei gerade übersich stehende [263] Zacken haben und unter dem Knopf abgebrochen werden. Die Kraft ist in den Zacken zertheilt, bei Zusammenlaufung aber der Reislein vereinigt sich die Kraft in dem Knopf, worin die stärkste Wirkung begriffen.

Die Kraft ist schon von Natur gemacht, man muß aber der Natur zu Hilfe kommen.

Zum vierten muß die Ruthe auf eine gewisse Weise in beiden Händen gehalten werden, denn am Handgriff ist viel gelegen, gleich ich solches, nur ein Stück Golds unter den Hut legend, mit vieler Beiwesenden Verwunderung in meiner Jugend auf der Reise unsern Frankfurt probirt habe. Dergleichen Wünschelruthen wissen die Bergleute in Erfindung der Metalle zu gebrauchen. Es müssen die beiden Zweige der Ruthen mit beiden fest zusammen gemachten Fäusten, also daß die Finger in die Höhe zu stehen kommen, gefaßt werden, damit der Kopf oben kommt. Hernach muß der Träger Schritt vor Schritt gehen und sich bisweilen zur Erde hinbücken, damit die magnetische Kraft desto eher solche Ruthe ergreife und fester bewege. Wenn nun der Fuß eine Bergader berührt, so dreht sich der Knopf oben hernieder, gleich als ab die Ruthe gebracht würde und alsdann eine Bewegung erweckt, wenn der Knopf vorhin wider die Natur übersich gestanden, er sich aus natürlicher sympathischer Begierde wieder dahin neigt, woselbst er vorhin seine Kraft und Saft, nämlich aus dem Metall, spürt und findet, gestalt es auch durch des Metalls Anhauchen Dämpfe oder Düfte [264] gezogen wird, daß sichs in des Trägers beiden Händen wider seinen Willen getrümmt, nach dem Metall hinlenken muß. Je fester man die Ruthe hält, desto mehr und stärker neigt, beugt und rührt sie sich. Eben dergleichen magnetische Kraft soll ein Kraut in den Inseln Bengalen und Ceylon, häufig gefunden, haben, welches, wenn man es zwischen zwei Hölzer auch ziemlich weit voneinander legt, selbige an sich und zusammen zieht, daß man auch solchen starken Zug mit keiner Gewalt verhindern kann. Man hat aus der Erfahrung beobachtet, daß wenn die Blätter und Kräuter im Frühling eine blaulichte oder andere Farbe haben, man daher eine Vermuthung einer darunter verborgenen Erzgruben schöpfe, also daß auch aus der Ausdämpfung zuweilen der Bäume Wurzeln verderben. Ja es ist auch das Gras so schön grün nicht und die Früchte nicht so lieblich.

Daher zum fünften hiebei zu beobachten, daß nicht alle Haselstauden diese Wirkung von sich werden spüren lassen, bevorab diejenigen, welche an sumpfigen Orten stehen, sondern die Ruthen müssen gebrochen werden an erhöhten metallischen Orten, daß sie mit den Adern, wo sie gestanden, eine Sympathie und genaue Verwandschaft und deren Saft und Kraft vorher an sich gezogen haben, maßen den Bergleuten genugsam bekannt ist, daß wenn sie die Erzgrub-Erde oder metalischen Grund zu den Haselstauden schütten, sie alsdann viel schöner und höher aufwachsen, welches alles der Natur gemäß ist.

[265] Zum sechsten muß und soll ein Bergmann neben der Arbeit fleißig beten und Gott flehentlich anrufen, ein mäßiges und keusches Leben führen. Ein ehrlicher, aufrichtiger Bergmann gebraucht im Abbrechen keine Segenwörter, viel weniger einer bezauberten Wünschelruthen, sondern betrachtet, lobt und rühmt die wunderbaren Geheimnisse Gottes und versichert sich, daß Gott durch Erfahrung natürliche Mittel in den Thieren, Erdgewächsen, Kräutern, Metallen und dergleichen zu nähren, zu kleiden, zu erhalten, bei Gesundheit, Kräften und Stärke zu fristen und die Krankheiten zu heilen, uns Menschen aus Gnaden verliehen habe. Maßen in fleißiger Nachforschung und Erkundigung derselben sich die wunderbare Unbegreiflichkeit und geheimnißreiche Größe und Herrlichkeit der Werke Gottes offenbart. Es ist keine geringe Gnade Gottes, uns zu Zeugen seiner großen Werke zu machen, der Unglaube aber ist betrüglich und zugleich närrisch. Betrüglich in seinem Vorbringen, närrisch in seiner Einbildung. Kein Grund, keine Vernunft, kein Sinn, keine Erfahrung vergnügt ein unglaubiges Herz. Man glaube nur seinen Händen und Augen, alsdann kann man auch den Ohren trauen.

Wie sieht man doch die Natur in vielen andern Dingen so wunderlich spielen. Was thut die Erlenruthe nicht ohne natürliche Zuneigung? Die Erle wächst gern an sümpfigen Orten, davon sie ihre besondere Nahrung hat. Daher erfinden die Quellensucher mit dieser Erlenruthe [266] das verborgene Wasser, nach welcher Feuchtigkeit eine solche in die Hand genommene Ruthe, durch ihre natürliche Sympathie oder Zuneigung, sich lenkt, dieweil besagtes Holz die Wasserluft begierig an sich zieht, maßen man Exempel hat, daß wenn ganze Erlenwälder sind abgehauen worden, das Wachsthum voriger Bäume aufgehört und der unterirdische Saft nicht mehr in das Holz gehen können, an selbigen Orten große stehende Wasser und Seen hervorgekommen seyen.

Eine solche Verwandtniß hat das Erlenholz mit dem Wasser, daher hält sich gleiches mit gleichem, wenn die Erlenruthen aufs Wasser weisen. So ist auch bekannt, daß das Erlenholz außerhalb dem Wasser gar weich, im Wasser aber nimmermehr verderbe, sondern fest, stark und gleich wie steinig werde, daher auch die ganze Stadt Venedig darauf gegründet seyn soll.

Kircherus berichtet: Wenn eine Pflanze eine natürliche Neigung zu metallischen Orten habe, so nehme sie die Natur und Eigenschaft desselben Metalls, über welchem sie wachse, an sich, indem sie die Nahrung, so aus dem metallischen Dunst oder Ausdämpfung der Atomorum per inspirationem insensibilem kommt, durch die Kraft eines natürlichen Appetits, als etwas, das mit ihr übereinkomme, an sich ziehe, wie denn eine merkliche Sympathie ist unter den Gewächsen und Metallen, gleich einer Haselstauden gebrochener zweisprossiger Zweig, eine magnetische Empfindung nach seinesgleichen, dem Metall [267] haben und sich nicht anders als der Magnet nach dem Eisen lenke.

Hingegen spricht man, daß zwischen der Haselstaude und der Schlange eine große Antipathie oder Widersinnlichkeit sey, und wenn man die Schlange mit einer Haselstaude rühre oder schlage, so empfinde sie eine große Erstarrung. Wie denn die Haselruthe eine Verwandschaft hat mit den Metallen, dergleichen mehr Gewächse und Bäume haben, so sich zu etwas besonders entweder halten oder davon fliehen, wovon wir anderwärts Exempel beifügen werden. So wenig Zauberei nun bei diesen ist, so wenig kann auch der Wünschelruthen (außer dem Mißbrauch) beigemessen werden.

Daß der Donner mit den tief in der Erde gelegenen Metallen eine Eigenschaft habe, davon wissen die Bergleute zu reden, welche bei dem Donnerwetter auf ein gegebenes Zeichen sich retiriren müssen. Wir wollen allhier nicht sagen, wie die Natur in den Gebirgen spiele, sondern erzählen, wie es merklich und mit Luft der Anschauer anzusehen sey, wenn man kleine Vöglein an einen geraden Haselstecken steckt und an beiden Enden füglich zu dem Feuer legt, sie sich selbst freiwillig herumdrehen, solange bis die Vögelein genugsam gebraten. Porta stellt die Ursache dieser ungewöhnlichen Bewegung mit folgenden Worten vor: Wenn keine Diener oder Knechte vorhanden, welche den Spieß umkehren und man gern haben wollte, daß sich das Vögelein selbst brate, so mag man folgende Kunst [268] gebrauchen. Man stecke ein Zaunschlüpferlein an ein Haselspießlein, so wird es sich bei untergelegten glühenden Kohlen selbst umdrehen, welches von der Eigenschaft des Holzes entsteht und dem Vögelein mit nichten beizumessen ist. Denn wenn man unter eine Haselruthe Feuer legt, so wird sie zusammengedreht, daß es scheint, als ob sie sich selbst bewege. Man mag auch alsdann ein Stück Fleisch, welcher Art es auch sey, daran stecken, wenn es nur nicht zu schwer ist, so wird es sich freiwillig bewegen und umdrehen. Woraus erhellt, daß die Ursache oft gemeldter Wirkung nicht das Vögelein, sondern die natürliche Beschaffenheit der Haselruthe sey. Weil eine Ruthe von einem andern Baum solche Kraft nicht hat, daß das Vögelein daran umgedreht werde, da im Gegentheil die bloße Haselruthe, wenn sie gleich einem Bratspießlein auf Stützlein gelegt und zum Feuer gethan wird, sich umdreht, obgleich kein Vögelein daran ist. Die Haselruthe hat inwendige durchgehende Zäserlein, wenn sie recht warm geworden, zieht sie sich heftig zusammen, auf welche Zusammenziehung, vermittelst einer elementarischen Eigenschaft, die Umdrehung erfolgt.

Noch ein lustiges Kunststücklein von der magnetischen Kraft ist folgendes: Als ich jüngst in Zelle war, hatte der Baron von Gieselberg die vier Zeiten des Jahrs sehr schön und subtil auf das Papier gemalen, selbige ließ er auf einer gespaltenen Pomeranze nach der Sonnen Lauf mit meiner Verwunderung herumlaufen. Auf [269] mein Befragen sagte mir der Herr Baron, es wachse aus dem schwarzen Haber ein Stänglein wie eine Schweinsborste, auf selbiges Stänglein steckte man das gemalte Papierchen mit Wachs angemacht, so lauft es mit der Sonne herum, wie ich gesehen habe. Porta sagt, daß man in der Gerste Aehren von wilden Halmen finde, die schwarz seyn und umgedreht, wie die Füße der Heuschrecken sehen, wenn man ein solches Körnlein mit Wachs an eine Messer spitz oder sonst einen spitzigen Stift anklebt und etliche Tröpflein Wassers gelinde darauf fallen läßt, daß es feucht wird, so dreht sichs um wie eine Lautensaite, und wenn man ein Papierlein daran klebt, so richtet sichs auf. Oder wenn man einen Pfennig darauf klebt, dreht sich derselbe auf der Spitzen.

Weil nun die Aberglaubigen viel Alfanzerey sowohl mit der Wünschelruthen als anderen in der Natur verborgenen Dingen treiben, als werden selbige bei andern leicht in Verdacht gezogen. Alles solchen Mißbrauchs hintan gesetzt, so sage ich mit Erasmo: Es seyen Dinge, welche die Natur uns verwundernd machen, aber nicht leicht wissend machen wollen.

Die Haselstauden sind überall bekannt, und in Gärten, in Feldern und Wäldern zu finden, und werden theils wegen deren wilden, theils wohlschmeckenden rothen und weißen Haselnüssen mit Lust zum lieblichen Geschmack abgepflückt.

Zur fruchtbaren Natur ziehe ich auch billig jene, wegen ihrer sonderbaren Größe hochbeträchtliche [270] Haselnußstaude, welche noch vor wenigen Jahren zu Frankfurt am Main in dem Garten des Jakob du Fays anzutreffen gewesen. Er hat eine solche Höhe und Breite, daß er die größte und stärkste Eiche damit überwindet und allen denen, welche diesen edlen Garten besuchen, ein rechtes Wunder der Natur vorstellt. Seine volle Höhe steigt bis auf 87 Werkschuh, die Dicke gleicht 4 männlichen Leibern, der Stamm bis zum Beginn der Aeste steigt vor sich 36 Werkschuh, die übrige Höhe aber vom Anfang der Aeste bis vollends hinauf an die höchste Spitze erreicht 51 Werkschuhe.

18. Kapitel

Achtzehntes Kapitel.
Von dem magnetischen sympathischen Pulver des Vitriols, dessen Ursprung, Bereitung, Gebrauch und wunderseltsamer Wirkung zu heilen, das entzündete Geblüt, ohne Anrühren des Menschen, zu kühlen, das Fieber zu vertreiben, die Schmerzen der Zähne zu stillen, die rothe Ruhr zu kuriren und das Seitenstechen zu benehmen etc., mit beigefügten Grundursachen.

Dem grundgütigen Gott kann man nicht genugsamen Dank sagen, daß er uns, zu dieser [271] letzten Zeit, so viele herrliche, unsern lieben Vorfahren ganz unbekannte Sachen zu offenbaren und also den Menschen eine weit klarere und vollkommenere Wissenschaft natürlicher Dinge, als vorhin mitzutheilen, so hoch gewürdigt hat. Wir wollen allhier nur das sympathische Pulver fürstellen, von dessen Wirkung man in vorigen Zeiten nichts gewußt, wie aber solches in Europa bekannt geworden, sollen von dem Urheber dieses sympathischen Pulvers aus Graf Kenelm Digby Eröffnung unterschiedlicher Heimlichkeiten der Natur angezeigt werden. Er sagt nämlich, daß neulich aus Indien, Persien und China ein Carmelitermönch zu Florenz angekommen wäre, der daselbst unterschiedene wunderbare Heilungen mit diesem Pulver gethan, und solches große Geheimniß Niemand lehren wollen, bis er es hochgedachtem Herrn Grafen, nach erwiesenem hohen Gefallen, zur Dankbarkeit geoffenbart. Selbiges Jahr sey besagter Carmelit wieder in Persien gereist, daher der Herr Graf glaubte, daß er der Einzige in Europa sey, der dieses große Geheimniß wisse. Er hätte es hernach den verständigen König Jakobum in England, der eine besondere Gabe und wunderbare Geschicklichkeit, natürliche Dinge zu erwägen und deren Grund zu erforschen gehabt, gelehrt, wie auch nachgehends des Königs oberstem Leibarzt Mayerern davon Eröffnung gethan, der dem Herzog von Mayenne part hievon gegeben, dessen Barbier, der dem Herzog mit Handanlegen geholfen, es nach dessen Tod verschiedenen Personen, das erstemal vor[272] 1200, das anderemal vor 9000 Rthlr. communicirt. Nachgehends sey es so gemein geworden, daß fast kein Medikus, Apotheker und Chirurg heut zu Tag zu finden, der nicht einige Wissenschaft davon hätte. Der Vitriol, wie Paracelsus sagt, ist ein sehr herrliches Mineral, so allzeit von den Erfahrnen dieser Kunst, seiner großen Kräfte halber, sehr hoch gehalten worden ist und eine philosophische Erde genannt wird, welche das wahre Salz, Schwefel und den Mercurium Philosophorum in sich hält, so auf eine besondere Manier, welche die Natur vorgeschrieben hat, und gar nicht durch eine violente oder gewaltsame Calcination oder Distillation davon muß separirt werden. Denn auf diese Weise separirt sich die wahre grüne Farbe selbst von dem Körper, so todt hinterstellig bleibt und sich in einen rothen flüchtigen Schwefel verändert. Drei urständige Dinge enthalten sich in der Natur: Der Schwefel vergleicht sich mit dem Element des Feuers; das Salz der Erde und das Quecksilber ist der Luft und dem Wasser gleich. Etliche wollen, daß das Feuer mit der Luft vermischt den Schwefel herfür bringe; das Wasser und die Luft das Salz; das Wasser und die Erde den Mercurium zeuge. Weil dann nun das Vitriolum viel schädliche Unvollkommenheiten in sich enthält, als mußt du, wenn du anders solches Arkanum aus ihm bereiten willst. zuvor das Schädliche und Unvollkommene von ihm scheiden.

Auf welche Weise aber solche Scheidung und [273] Reinigung des Vitriols und Bereitung des sympathischen Pulvers am füglichsten geschehen möge oder könne, davon sind verschiedene Meinungen. Etliche pulverisiren den Vitriol, dissolviren ihn in einem verglasirten Gefäß, setzen ihn nach der Filtration und Extraktion in einem Kessel über das Feuer und procediren damit. Andere stellen den Vitriol im Anfang des August in das reinste Wasser zu dissolviren und vermittelst eines glatten Papiers zu überziehen, darauf lassen sie dieses Wasser, nach Anweisung der protechnischen Kunst, ausdämpfen, stellen es hernach 15–18 Tage in die Sonne auszubrennen, thun auch wohl zur Verstärkung der Kraft und Wirkung einen andern Zusatz hinzu.

Die Kraft, Wirkung und Ausfließung der Sterne, sonderlich in die unterste Welt, ist zufälligerweise vielerlei, ungleich und unterschiedlich nach der Größe, Ort, Stand, Licht, Farbe, Höhe, Zeit und Weite von der Erde, wodurch die Sterne wirken, bald Hitze, bald Kälte, bald Donner, Blitz, Hagel, Schnee, Sturmwind, Regen, Gewässer etc. Ein merkliches Exempel haben wir an dem Hundsstern, Canis major oder Sirius genannt, dessen Hitze, weil die Sonne ihm am nächsten ist, in den Hundstagen also wächst und zunimmt, daß auch die Hunde davon wüthend werden, die Bäche austrocknen, Kräuter und Blumen verdorren, ja gar die Menschen und Thiere von großer Hitze tödtlich krank werden und den folgenden Herbst dahin fallen und gar sterben; er macht in den Kellern sauer Bier [274] und erregt viele Flüsse und hitzige Fieber in den Menschen. Durch dieser himmlischen Lichter Kraft und Tugend wachsen und nehmen auf, zu und ab die Thiere, Gewächse, Kräuter und Mineralien.

Wiewohl nun bei aufgehendem Hundsstern die Luft so hitzig wird, daß alle Körper vor Hitze matt werden, die Hunde in eine Wuth gerathen, die Vipern und Schlangen gleiches empfinden, die Meer erhitzen, die Luft eine verborgene schädliche Beschaffenheit an sich nimmt, daß auch kein Same, der unter diesem Gestirn gesäet wird, wächst: So hat doch der Vitriol mit diesem Hundsstern, weil er unter allen Sternen der hitzigste ist, eine große Sympathie und nahe Verwandtschaft, daß er jenem durch seine heißen Strahlen eine wundersame Kraft und Wirkung zueignet.

Als gedachter Graf vor fast 40 Jahren sich zu Frankfurt etwas aufhielt und ihm ein schweres Hauskreuz zugestoßen, hatte ich die Ehre, mit diesem so hoch qualificirten Herrn in Kundschaft zu gerathen, und gegen erwiesene Courtoisie und Kommunikation anderer Kunststücke das Geheimniß-Pulver der Sympathie mit dem Gebrauch zu erlangen; dessen Präparation und Verfertigung verhält sich also, wie ich es hiernächst zu O., auch hernach zu B. auf dreierlei Weise mit großem Fleiß verfertigt, und dessen wunderbare Wirkung öfters in dem Werk befunden habe. Erstlich nahm ich nach des Herrn Grafen mündlicher Lehre den besten Cyprischen [275] Vitriol 1 Pfund, zum andern Gummi Tragant halb soviel, nämlich ein halbes Pfund, und zum dritten eine große Quantität gemeinen Vitriols, pulverisirte ein jedes absonderlich in einem hölzernen Mörser (er mag auch von Stein seyn), denn er verliert sonst von einem eisernen oder metallenen Mörser durch die Anziehung seine Kraft. Dieses rein gestoßene Pulver trieb ich durch ein Sieblein, that ein jedes auf ein besonders dazu gemachtes und rings umher aufgeschlagenes Pappenkästlein, legte es den 13. Juli (als wo die Sonne in den Löwen tritt), mit deren Anfang bis zu deren Niedergang an die Wärme, rührte es mit dem Goldfinger oder einem Hölzlein um, des Nachts nahm ich es ein und ließ es des Tags in der Sonne (dem großen Distillirer der Natur) distilliren bis auf den 13. August, als zu welcher Zeit die Sonne aus dem Löwen in die Jungfrau tritt, und also wurde innerhalb vier Wochen das Unreine und Irdische durch die natürliche Wärme der Sonne hinweggenommen und verblieb die lautere Reinigkeit. Man muß aber gar genau in Acht nehmen, daß kein ungefähr fallender Regen darauf komme, auch kein einfallender starker Wind das Pulver hinwegwehe, daher ich zu dessen Verhütung mit Wahrheit sagen kann, daß ich innerhalb solcher Zeit wohl tausendmal selbst darnach gelaufen sey. Wiewohl ich auch in folgenden Jahren ein reines Glas zur Ueberdecke, wenn ich einen schleunigen Regen oder Wind besorgte, nützlich gebraucht.

[276] Wann nun die Zeit verflossen, legte ich einen Theil des Cyprianischen präparirten Pulvers in eine Schachtel; den andern Theil des Cyprischen Vitriols vermischte ich noch selbigen Tags in gleichem Gewichte mit Gummi Tragant, und that solches gleichfalls in eine besondere Schachtel, wie auch den gemeinen Vitriol, und verwahrte sie alle drei an einem temperirten Ort, und weil man dieses Pulver des Jahrs nur einmal, nemlich in den Hundstagen, ja wegen der großen Mühe und Aufsicht, auch öfters wegen anhaltender Regen und Sturmwinde nicht alle Jahr machen kann, habe ich hiernächst eine größere Quantität bereitet, und selbige alle folgende Jahr in einer Stube, wohin die Sonne durch die Fenster ihre Strahlen stark werfen konnte, wieder ausgelegt. Und dieses ist die wahrhaftige Zubereitung des sympathischen Pulvers.

Der vormalige Churfürst zu Mainz, Hr. Johann Philipp, war ein großer Liebhaber der natürlichen Geheimnisse und ein vortrefflicher Chymicus Practicus, bei demselben hatte ich im Jahr 1660 die Gnade, Audienz zu haben, und fand Ihre Churfürstl. Gnaden auf einem sammtnen Stuhl am Podagra sitzen, daher unser erstes Gespräch von solcher Krankheit war, und daß der Herr Graf zu Oldenburg sich dagegen der also genannten Polnischen Medicin bediente, welche ich erläutern mußte, daß Hr. D. Knöfelius dieselbe elaborirte, und bestünde ex Sale, Sulphure et Mercurio etc. Hierauf [277] kamen wir von diesem Pulver zu reden; Ihre Churfürstl. Gnaden sagten, sie hätten es auch vom Hrn. Graf Digby gelernt und machen lassen, befänden aber eine solche Wirkung nicht, käme auch mit dem Meinigen, so ich vorzeigte, nicht überein, dafür haltend, es müßte der Herr Graf es nicht offen herzig zu machen gezeigt haben; allein ich war der Meinung, es müßte der Laborant das Pulver in der Sonne nicht wohl beobachtet haben.

Hierauf wollen wir schreiten zu dem Gebrauch dieses wunderkräftigen Pulvers in Heilung der Krankheiten und Wunden ohne Berührung, ohne Gegenwart, abwesend, und doch ohne Zauberei. ohne Aberglauben, auf natürliche Weise.

Man macht dieses sympathische Pulver, wie vorhin angezeigt worden ist, auf dreierlei Weise; erstlich vom grünsten und reinsten Römischen oder Cyprischen Vitriol allein; vors ander mit Gummi Tragant in gleichem Gewicht vermischt; und zum dritten von gemeinem Vitriol, so sämmtlich durch der Sonnen Wirkung, jedes absonderlich calcinirt, von seiner Grobheit und Unreinigkeit subtil gemacht, bis sie zur gebührenden Zeit spiritualisch, leicht und rein worden und ihre Geisterlein vielfertiger machen müssen, gleichwie das Spießglas, das zuvor Gift, durch Calcinirung der Sonne, zu einer heilsamen und nützlichen balsamigten Arznei und vortrefflichen Stärkung der Natur wird.

Der Unterschied dieser drei Gattungen ist, daß die erste nicht so geschwind heilet; die andere, [278] weil der Gummi Tragant klebrichter Eigenschaft ist, geschwinder kuriret, daher dieses zusammengesetzte Pulver bei zerbrochenen Beinen oder zerschmetterten Schäden gebraucht wird. Die dritte aber wegen der Schwäche in großer Quantität muß genommen und gebraucht werden. Deren Gebrauch besteht hierin, als

Vor das Fieber.

Wenn jemand das Fieber hat, lasse er bei der Hitze seinen Urin auf ein Tuch (etliche sind der Meinung, eine Weibsperson solle ein Stück von eines Manns Hemd, und also im Gegentheil von einem Weibshemd gebrauchen, ich halte es aber vor einen Tand), so groß als ein kleines Schnupftüchlein, streue darauf hin und wieder ganz dünne mit einem Papier, Hölzlein oder der Hand das Pulver. (NB. Man darf mit keinem Stahl oder Eisen, wegen der starken Anziehungskraft, das Pulver berühren), je stärker die Hitze ist, je kühler, etwa in einem Keller, oder sonst auf einem hölzernen Teller muß das Tüchlein liegen. Vergeht die Hitze und die Kälte kommt herbei, muß das Tüchlein in den Sack oder zu sich in das warme Bett, oder einen andern laulechten Ort, ja auch nach Größe der Kälte an eine etwas warme Stelle gethan werden, dabei zu continuiren, und allezeit des Patienten Temperament zu beobachten, so lang, bis er seine natürliche Kälte und Hitze wieder bekommt; denn wie das Tuch ist, so erzeiget sich auch der Patient in Frost oder Hitze.


[279]

Vor große Hitze, selbige zu benehmen.

Wenn die Hitze nicht zu löschen und man dem Patienten zur Ader lässet, so netzet man ein Tüchlein im Blut, wickelt es zusammen und legt es an einen kühlen Ort in Keller, oder hängt es in einen tiefen Brunnen, jedoch muß es nicht naß werden; alsbald vergeht die Hitze.

Vor das Zahnweh.

Wenn jemand Zahnweh hat, muß er selbige Zähne mit einem Hölzlein oder andern Instrument sticheln, daß er Blut oder andere Materie auf ein kleines Tüchlein bringet, hierauf ein wenig Pulver gestreut, in Sack zu sich gesteckt, so vergehet der Schmerz. Man muß aber allezeit sich vorsehen, daß man dem Feuer oder Ofen mit dem Sack, darin das Tüchlein ist, nicht zu nahe komme. Wenn man auch ein wenig Pulver in ein reines Tüchlein einbindet und auf dem Zahn kauet, vergehen die Schmerzen alsbald; die auslaufende Materie muß man aber auswerfen.

Vor die Wunden.

Das erste Blut auf ein Tuch oder Gebände mit dem Pulver gestreuet, die Wunde das erstemal mit laulicht-warmem Wein gesäubert, und dann nur mit einem Gebäude sauber gehalten; Morgens mit nüchternem Urin gereinigt; ist die Wunde tief, den gesäselten Leinwand [280] tief hinein gesteckt, und das abgenommene, darauf etwa Feuchtigkeit, Materie oder Eiter ist, Morgens und Abends oder mehrmals, nachdem die Materie häufig ausfließt, wieder (so lange die Wunde blutig oder flüßig ist) bestreuet, zusammen gewickelt, bei sich im Sack, als einem temperirten Ort, getragen, schließt die Adern zu, stillet das Blut und heilet die Wunde ohne Narben sehr bald zu. Man setzt auch das Becken, darin das mit dem Blut genetzte und mit diesem Pulver bestreute Tuch, den Tag über ein wenig an die Sonne, des Nachts aber an einen andern warmen Ort, damit das Geblüt in einer natürlichen Wärme, und weder zu heiß, noch zu kalt gehalten werde.

Nach der Heilung wirst man alle gesammelten Tüchlein in ein fließendes Wasser. Wo der Kalte Brand zu einem Schaden schlägt, oder man selbigen befürchtet, thut man den Vitriol in eine Schüssel voll frischen Wassers und wirst das Gebände hinein, so wird der Verwundete alsbald eine Kühlung empfinden und die Schmerzen sich legen; ist aber die Hitze gefährlich, so läßt man dem Patienten zur Ader, netzet ein Tüchlein in dem Blut, wickelt es zusammen und legt es in kühlen Keller auf einen hölzernen Teller, alsbald wird die Hitze vergehen. Inmittelst muß sich der Patient eines keuschen Lebens befleißigen. Wenn das Läpplein in der Hitze liegt, so empfindet der Verwundete auch starke Hitze, liegt es in der Kälte, so empfindet er auch starke Kälte, daher muß man mit dem [281] Gebände gar behutsam umgehen, daß man nicht etwa damit dem Feuer oder Ofen zu nahe komme, sonst wird es dem Patienten große Schmerzen verursachen. Solchergestalt heilet dieses Pulver alle fließende Schäden. Darum muß man das geringste Requisitum nicht verabsäumen. Läßt man das geringste aus, oder thut zu viel, so kann die ganze Sache verdorben werden.

Vor die rothe Ruhr.

Dieses Pulver soll seine Kraft beweisen in der rothen Ruhr und andern schädlichen Durchfälligkeiten, wenn solches nur auf das, was vom Menschen gehet, allemal ausgestreut wird.

Vor das Seitenstechen ein herrliches Mittel.

Man gebe dieses Pulver vom puren Vitriol einer Erbsen groß dem Patienten in Holderblüthewasser ein und laß ihn schwitzen. Kann der Patient sich bewegen, ist es besser.

Solchergestalt kurirt dieses Pulver durch Gottes Gnade viele menschliche Zufälle und fließende Schäden, so von Hitze oder Kälte herrühren, aber mit liebreichem Verlangen und sorgsam angewendeter Huld, wenn nämlich der Verwundete ein großes Vertrauen zu Gott, wie in allen Kuren geschehen soll, setzt.

Daß der Vitriol eines der höchsten Mittel sey wider Entzündung der Augen, das Nasenbluten zu stillen, Balsam oder Oel abzuziehen, und sonsten große Tugenden an sich habe, ist den Medicis und Chirurgis bekannt.

[282] Von der kräftigen Wirkung dieses Pulvers.

Als einsmals zwei Engländer mit einander uneinig worden, daß sie ihre Sache durch den Degen auszuführen bereit stunden, da kam von ungefähr dazu I. Howel, des Herzogs von Buckingham Secretarius, ein gelehrter Mann und vertrauter Freund dieser streitigen Personen, welche er von Stund an zu vertragen sich bemühete, und daher zwischen sie einlief, zu dem Ende auch das Gefäß des einen und die Klinge des andern Degens ergriff. Der eine von den Streitenden riß dem friedsamen Howel aus großem Eifer die Klinge durch die Hand, und zerschnitt ihm damit zugleich alle Adern, Sehnen und Muskeln bis auf die Knochen. Unterdessen hatte der andere sein Gefäß auch losbekommen, welcher nach seines Gegenparts Kopf einen gewaltigen Streich führte, welchen aber Howel, hinter welchem sich der andere verbarg, mit seiner schon hart verwundeten Hand, welche er in die Höhe schlug, auffing, und also auswendig eben so sehr als inwendig an der Hand verwundet wurde. Wie nun die zwei Gegner ihren Freund also heftig bluten sahen, liefen sie einmüthig hinzu, ihm zu helfen, verbanden ihm die Hand mit Hosenbändern und was sie in der Eile bekamen, um das Blut zu stillen, führten ihn auch alsbald zu einem Arzt, der die erste Verbindung thäte. Dieser Fall kam dem damals regierenden König Jakob bald zu Ohren, welcher seinen Leibchirurgus augenblicklich zu [283] dem Verwundeten sandte, mit Befehl, nicht das geringste an seiner Heilung zu versehen. Obgedachter Hr. Graf Digby wohnte damals nicht gar weit von des Howels Logement, daher dieser Patient etwa fünf Tage nach seiner Blessur früh Morgens zu Hrn. Graf Digby kam, da sich derselbe alleweil ankleidete und ihn seiner Wunden wegen um Rath fragte, massen ihm dessen Erfahrung in dergleichen Sachen schon bekannt, zudem auch seine Wunden so schlimm waren, daß die Wundärzte genug zu thun hatten, dem sogenannten kalten Brand zu steuern. Mit einem Wort, an seinem ganzen Wesen war zu ersehen der große Schmerz, welchen er fühlte, und den er auch für unerträglich ausgab. Hr. Graf Digby sprach damals, daß er bereit wäre, ihm zu helfen, wenn er aber sehen würde die Art und Weise seiner Kur, nemlich daß er dieselbe verrichte ohne einzige Besichtigung und Fühlung der Wunden, dürfte er vielleicht alsdann den Wundarzt bald abschaffen, in der Meinung, daß seine Kur abergläubisch und ohne Nachdruck wäre. Er antwortete aber, die großen Wunder, so viele Personen ihm von seinen Kuren erzählt hätten, ließen ihn nicht zweifeln an einem guten Ausgang.

Auf diese Rede begehrte Graf Digby ein Stück Leinwand, an welchem noch etwas von dem Blut seiner Wunden hing, da dann Howel sobald nach dem Band seiner ersten Verbindung sandte; inmittelst ließ der Herr Graf ein Becken mit Wasser bringen, als wenn er seine Hände [284] waschen wollte, nahm aber eine Handvoll pulverisirten Vitriols oder gemeinen Kupferroths aus einer kleinen Lade, warf es ins Wasser und ließ es zerschmelzen; und als man ihm das Band brachte, steckte er dasselbe also besudelt und blutig darein. Howel hatte sich inzwischen mit einem Edelmann an dem andern Ende des Gemachs in ein Gespräch eingelassen, und hatte nicht beobachtet, was Graf Digby gethan. Er alterirte sich aber zur Stund mit einer großen Bewegung, daß ihn der Graf fragte, was er fühle? Ich weiß nicht, gab er zur Antwort, doch ist mir eben, als wenn mir Jemand ein nasses Tuch um meine Wunden schlüge, welches mich erkühlt und alle Schmerzen hinwegnimmt. Weil ihr denn, sprach Graf Digby hierauf, schon eine treffliche Wirkung meiner Arznei hieraus empfindet, so rathe ich euch, daß ihr alle Pflaster von euren Wunden hinwegschafft und bemüht seyd, die Wunden sein rein und in einer temperirten Hitze und Kälte zu halten. Diese Wundergeschichte kam alsbald vor den Herzog von Buckingham und gleich darauf vor den König selber, welche beide den Ausgang dieser Kur zu vernehmen begierig waren.

Nachmittags zog der Herr Graf die besudelte Leinwand wieder aus dem Becken und ließ es vor einem großen Feuer trocknen (da es denn nothwendig vorerst heiß werden mußte). Kaum war das Band getrocknet, da kam des Howels Diener zur Stunde, und berichtete dem Grafen Digby, daß sein Herr vor kurzer Zeit mehr Pein, [285] ja größere Hitze, als noch jemals an seinen Wunden empfunden hätte, es hätte ihn gedäucht, als läge seine Hand auf glühenden Kohlen. Der Graf antwortete: Obwohl solches jetzt geschehen, so sollte er darum getrost seyn. Der Graf Digby wisse die Ursache dieser Pein gar wohl, wollte auch schon Sorge tragen, daß sein Herr, ehe er wieder zu ihm käme, von seinen Schmerzen sollte befreit seyn; wenn er es aber anders an seinem Herrn befände, so sollte er stündlich wiederkehren und es ihm ansagen.

Hierauf senkte Graf Digby das besudelte Band wieder ins Vitriolwasser, worauf der Patient alsbald von allen seinen Schmerzen entledigt und seine Wunde in 5 oder 6 Tagen glücklich und gänzlich geheilt worden.

Ursachen dieser Wunderkuren, und woher selbige kommen?

Wegen solcher neuen und ungewöhnlichen Heilungskur, ohne Besichtigung und Fühlung der Wunden, fallen allerhand Urtheil vor, als ob eine solche Kur außer Grund und unrichtig sey, oder müßte Aberglauben oder Hexerei mit unterlaufen, gestalt sich der Teufel sehr kitzle, damit er die großen Werke des allmächtigen Gottes ohne Unterschied mit dem Schrecknamen des Aberglaubens beschmitzen möge. Solchem nach will ich die Ursachen, wie es zugehe und wodurch solche ungewöhnlichen Wunderkuren geschehen, aus willfährigem Gemüthe nach Vermögen [286] eröffnen und die Gegeneinwürfe widerlegen.

Man muß die Natur aus der Natur selbst heraussuchen, welche sich uns ganz nackt und bloß dargibt, erklärt sich auch selbst schlecht und recht. Wer aus der Natur selbst recht unterrichtet ist, der kann das Beste und Wahrhafteste fürstellen, denn in der Natur ist eine große Kraft, dieses und jenes zu wirken, wie auch in den Kräutern, Wurzeln, Metallen, diese und jene Krankheit zu heilen, verborgen, daß man sich über diese von Gott selbst seinen Geschöpfen in der Natur eingepflanzte Kraft und Wirkung öfters nicht genugsam verwundern kann, gleich über dieses gegenwärtig fürgestellte sympathische Pulver, wie es der Graf Digby nennt. Es befindet sich aber in dem Wort Sympathie eine natürliche Neigung oder nahe Verwandtniß mit diesem oder jenem tanquam simili gaudente simili, darin ein Unterschied ist, als deren Wirkung geht, theils in die Ferne, theils in die Nähe, theils hat eine Magnetenart, theils eine natürliche Verwandtschaft, theils hat natürliche Ursachen, theils seine verborgene Eigenschaft, theils rührt her aus gleichständiger Dinge gleichständiger Beschaffenheit, theils von einer Vergleichung oder von eines gleichen Temperament, oder gleichen Sinnes, aus welchem allen man ein vernünftiges Urtheil fällen muß.

Die Chymisten versichern uns, daß der Vitriol anders nichts als eine Einverleibung des gemeinen Geistes seye, der alles so unter dem [287] Mond ist, vollkommen und lebhaft mache. Er hat ein verborgenes wirkendes Leben oder Geist in sich, wie der Magnet und legt sich durch seine Wirkung offenbar an Tag, so er mit und in sich führt und erzeigt beweislich seine Gaben zur wiederbringenden Gesundheit, wenn solche durch Mittel der Kunst aus ihm getrieben wird, also daß vielerlei Nutzen aus ihm gebracht werden kann. Vitriol ist auch eine Salzart, aber viel durchsaugender als ein anderes Salz, wofern es noch zwei, oder auch das dritte zu sich nimmt, so durchdringt es alle Metalle, daher wird es ein Schlüssel aller Metalle genannt. Wie man aber daraus durch Verwandlung ein Kupferöl zur Kur innerlicher und äußerlicher Schäden machen soll, davon kann »Gutmanns Offenbarung Göttlicher Majestät« gelesen werden.


Es ist ein gemeines Sprichwort: Böses muß man mit Bösem vertreiben, und im Gegentheil, Gutes mit Gutem erhalten. Die Natur läßt sich nicht bessern oder ändern, denn in ihrer eigenen Natur; die Natur erfreut und ergötzt sich ihrer selbst eigenen Natur; sie empfängt es; sie vereinigt sich mit ihr; sie regiert es recht; sie bestärkt es; sie gebärt es; sie forderts; sie überwindets; sie behälts bei sich; sie verneuert; sie vermehrt; sie weist und räth; sie tingirt und erhöht ihre selbst eigene Natur und Wesen. Die edle und heilsame Kunst der Arznei und deren Wirkung berichtet hierin, daß man das Allzuhitzige erkühle, das Erkältete erwärme, das zu [288] viel Trockene befeuchte und das Ueberfeuchte recht und genugsam austrockne.

Daß der Vitriol aus den drei chymischen Principiis, als Sale, Sulphure et Mercurio, oder, welches besser ist, ex Spiritu bestehe, ist an einem andern Ort angezeigt worden, daß man also nicht Ursache hat, selbige Wirkung den occultis Qualitatibus oder verborgenen Eigenschaften, als einem pallio ignorantiae beizumessen. Das erste chymische Principium ist Sal, das Salz, welchem die Chimici allen Geschmack, alle Concretion und Coagulation, alle Dissolution und Auflösung, wie auch alle Penetration, sonderlich wenn das Salz von den andern beiden Principiis begleitet und exaltirt wird, beimessen. Das Salz zwar an sich selbst kann nicht geschwind die Poros und Schweißlöcher oder andere Leiber penetriren, wann aber solches Salz wegen Vermischung der andern beiden Principiorum exaltirt und seine Fixität in eine Volatilität verwandelt wird, so kann es alsdann ohne Mühe, wegen der von dem Schwefel und Spiritu erlangten Subtilität und ohne einige Verhinderung, auch durch die engste Penetration der Corporum dringen, und sowohl dem menschlichen Leib als andern Leibern seine hilfliche Eigenschaft communiciren. DennSanguis, das Blut, ist ein salziges Salz; Phlegma das süße Salz; Bilis bittere Salz; Melancholia sauer Salz. Das andere Principium Chymicorum ist der Schwefel, eines von den vornehmsten wegen seiner vortrefflichen Nutzbarkeit, maßen selbiges [289] allen natürlichen Körpern, in welchen es sich mäßig herfürthut, ihre Zäh- oder Fettigkeit ertheilt. Das dritte Principium Chymicorum ist der Mercurius, oder welches noch besser ist, der Spiritus, von welchem die Chymici alle Subtilität, Volatilität, Penetrabilität und Activität aller natürlichen Körper deriviren, und davor halten, je mehr ein Körper von diesem Lehrgrund (Principio) participire, desto subtiler, flüchtiger, durchdringender und activer sey derselbe, maßen dieses Principium alle beiden vorigen Principia exaltirt und können sie wegen ihrer Dicke und Beständigkeit keine Subtilität, Activität und Penetrabilität erhalten oder erzeigen, wo sie nicht diese Exaltation und herrliche Gewalt vom Geist (Spiritu) bekämen. Also können zwar die ernährenden und erhaltenden Dinge (Vegetabilia) ihr Corpus, ihren Geruch und Geschmack und ihre Farben haben, wegen der Gegenwart des Salzes und Schwefels, auch könnten die Thiere ihren Corpus, ihre Farbe, ihre Fettigkeit haben, es würden aber die Vegetabilia ohne Kraft und Macht, und die Thiere ohne Erkenntniß und Bewegung, ohne einige Empfindlichkeit und Tugend seyn, wo ihnen solche Herrlichkeit von den Geistischen (à Spiritibus) nicht mitgetheilt würde, sintemal alle wunderswürdigen Actiones einzig und allein von diesem Lehrgrund herrühren und ist nichts so wunderlich, dessen Ursachen nicht durch diesen ursprünglichen Lehrgrund (Principium) entdeckt werden könnten.

Johann Thölden philosophirt also und sagt, [290] daß alle Dinge in der Welt wirkende und lebendigmachende Geister in sich hätten, so in den Leibern wohnten, sich aus ihnen speisten, nährten und erhielten. Die Elemente seyen nicht ohne Geister, welche Wohnung bei ihnen suchten, sie seyen, durch Verhängniß Gottes, gut oder bös. Die Menschen und alle Thiere hätten einen lebendig wirkenden Geist in sich, und wenn solcher abweicht, so sey ein todter Leichnam vor Augen. Die Kräuter und alle Gewächse hätten in sich einen Geist der Gesundheit, sonst könnten sie zur Arznei nicht gebraucht oder bereitet werden. Die Metalle und Mineralien führten ihre unbegreiflichen Geister in und mit sich, darin am meisten befunden würde, was ihre Tugend und Kraft des Vermögens, denn ohne Geist sey ein jedes Ding todt, und könnte vor keine lebendigmachende Wirkung erkannt werden. Also sagt er, regiere in dem Antimonio oder Spießglas auch ein Geist, welcher alles, was in ihm stecke und aus ihm gebracht werden könnte, unsichtbarer Weise verrichten müsse, gleichwie in dem Magnet auch eine unsichtbare Kraft verborgen stecke.

Der microcosmische Magnet hat eine Eigenschaft mit dem mineralischen Magneten, worin dieser besteht, ist oben angezeigt worden. Jener, nämlich der Magnet der kleinen Welt, besteht aus dem Schwefel, einem martialischen Geist, als einem förmlichen Gebärer, aus dem Mercurio, als nächsten Nachbar und leidenden Marteri: Und aus dem Salz. Also hat der Mensch [291] gleichsam einen innerlichen an sich ziehenden Magneten bei sich, und das ist das Salz, darin ein schwefelichter Geist, abgesondert von dem Blut, daß also eine Sympathia ist unter dem Salz und Schwefel mit dem Geblüt, wie auch der Geist in dem Urin vereinbart ist mit dem Urin. Der Urin hat mit dem Geblüt eine Verwandtschaft, wie die Feuchtigkeit in den Haaren und Nägeln mit einigen Affekten. Der Geist des Geblüts in dem kranken Menschen hat eine immerwährende Relation zu seinem Salz, welcher in dem Urin getheilt ist, zieht seinesgleichen an sich von dem beschädigten oder kranken Körper, wird gleichsam von Neuem erfrischt und schickt gleichsam neue Strahlen entgegen, daß sich das Gemüth, der Geist, in dem Menschen erhebt, begehrt mit den durchsichtigen Geistern Gemeinschaft zu haben und in ihre Ordnung einzutreten; dagegen sind auch die unsichtigen Geister willig, bereit und begierig, dieselbe in ihre Gemeinschaft einkommen zu lassen, bescheinen mit ihrem Glanz den Geist des Menschen, reinigen ihn von den angefallenen Unreinigkeiten, sintemal nichts unter den Geheimnissen der Natur ist, das nicht eine sonderbare Eigenschaft hat, wie solches die Naturkundigen der Welt zu Nutzen in ihren Schriften hinterlassen haben. Ist also die Wirkung dieses Pulvers mit den Grundursachen sattsam erwiesen, daß nämlich deren Zweck sey, die Krankheiten zu kuriren, die Wunden zu heilen, das Fleisch aneinander zu bringen, das Blut zu stillen, der Entzündung zu [292] wehren, des beschädigten Glieds natürliche Wärme und Geister zu erhalten, das Temperament wieder zu bringen und zu erhalten und allen bösen Zufällen zu steuern.

Uebrigens wollen sich viele verwundern über die wunderbare Wirkung, daß einer einen Patienten, den er nicht gesehen, abwesend und weit entfernt kuriren und heilen könne; hievon soll im folgenden Diskurs gründliche Nachricht ertheilt werden. Nur mit wenigem dient allhier zu wissen, daß die Luft voller kleiner Lichttheilchen sey, und daß mit Zuziehung des allgemeinen Weltgeistes das Licht die Atomos des Vitriols und des Bluts, auch des Urins mit sich nehme und selbige in eine große Weite in der Luft ausbreite, und daß die Wunde und das Geblüt solche an sich ziehe, der Schmerz alsbald geringert und folgends durch die Spiritus oder Geister des Vitriols, welche balsamicht sind, geheilt werde, wie denn auch die Luft eine verborgene Speise und Nahrung mit sich führt. Epicurus sagt, daß die Atomi oder Sonnenstäublein so lang ohne Ruhe sind, bis sie sich zu einem Dinge begeben und demselben einsitzend bekleiben, daß wir sie aber mit unsern blöden Augen nicht füglich erblicken, behindert ihr Wesen gar nicht, denn der Geruch ist auch nicht sichtbar, uns zu lehren, daß wir auch das Unsichtbare glauben sollen und müssen, wenn wir wollen geheilt werden.

Merkwürdig ist es, als ich einmal durch einen unglücklichen Fall ein großes Loch in den Zeigefinger[293] bekam und die Wunde mit warm laulichtem Wein säuberte, auch das auf dem Leinwand aufgefangene Blut mit dem puren Pulver bestreute, befand sich des andern Morgens auf der Wunde das graublaulichte Vitriol, da doch nichts davon dazu gekommen, sondern die Spiritus darauf geflogen waren, und als meine Liebste hernach das mit dem Pulver bestreute Gebäude in die Brust, als einen laulichten Ort, gesteckt, ist die Farbe des Vitriols wegen der Sympathie auf ihr Fontanellengebäude an dem Arm geflogen, welches in Wahrheit merklich ist. Und dieses ist eben das, was Herr Graf Digby sagt, wenn man in einem Porzellan- oder andern bequemen Geschirr Quecksilber mit einer Hand umrührt, daß der Ring an der andern Hand weiß und voll Quecksilber werden solle, ohne einige Annäherung der andern Hand. Ja, wenn man ein goldenes Blech oder einen Dukaten in den Mund nimmt und mit einer Zehen am Fuß in Quecksilber stoßt und eine kurze Zeit darin verharrt, so wird das Gold im Mund ganz weiß, als obs mit Quecksilber bedeckt sey. Hiebei muß ich noch erwähnen, daß meine Wunde wider Gewohnheit und Kraft des Vitriols, sobald nicht heilen wollte, weil sich hernach fand, daß des Fingers Knochen entzwei war, daher ich den Vitriol mit Gummi Tragant vermischt auf das Gebäude streuen sollen, mußte also den Barbierer fordern lassen, welcher je nach und nach drei Schieber herauslangte, darauf sich die [294] Wunde, ohne fernere Schmerzen zur Heilung anließ.

Ein gar allgemeines leider öfter vorkommendes Beispiel wollen wir erzählen: Aus dem starken Donnerwetter kann man Gottes Allmacht ersehen, welches insgemein aus solchen Atomis, Rauch- und Wasserdünsten entsteht, welche aus der Erde und dem Wasser, Schwefel, Salpeter und andere Metall- und Mineralstücke mit sich in die mittlern Lustreviere führen, woraus Wolken entstehen, deren wärmere Theile von der natürlichen Kälte des mittlern Luftreviers zusammengetrieben und durch die viele und mancherlei Bewegung um die schwefelichte und salpeterische zähe Materi gleichsam ein dickes geleimtes Gewerk, gleich dem Zeug um die Granaten gekocht wird, und mit einem großen Krachen als ein Kartaunenschuß durchbricht, der entstandene Donner aus diesen und andern hiebei übergangenen Ursachen seine gewissen Ursachen habe. Nun haben wir viele Exempel, wie auch allhier in Bremen, daß leider der Donnerkeil öfters in die Pulverthürme schlägt, und solches, wegen der schwefelichten Pulvergeister, bevorab, wenn man das Pulver geregt und gereinigt hat, so von dem Pulverthurm in die Höhe geführt worden. Aus gleicher Ursach und auch wegen vieler aufsteigenden Dünste der todten Körper, trifft der Donner eher hohe Kirchthürme als kleine Häuser, eher große Eichen als kleine Lattichsträuche, weil die Schwefeldünste, so neben solchen Gebäuen und Bäumen in die Höhe steigen, näher den [295] Donnerschlossen sich präsentiren als der Materie, so neben den kleinen Sträuchen sich in die Höhe zieht; denn selbige von der Bewegung der Luft leicht verweht und zertrieben wird. Wie viele Menschen durch des Strahlgeists vergiftete Eigenschaft öfters verletzt, als wie man sieht, daß ein Schießpulver, obwohl seiner nicht viel ist, bisweilen ganze Gebäude und die entgegenkommenden Menschen darnieder wirst, das Innerste durchdringt und beschädigt. Ein Spiritus ist es, welcher dem Donnerkeil eine solche subtile durchdringende Kraft ertheilt, daß er oft den Menschen ohne Beschädigung der Kleider trifft, den Fuß verletzt, ohne Schaden des Schuhes, das Kind in Mutterleib, ohne Schaden der Mutter, beschädigt, und also die engsten Gänge und Schweißlöcher eilfertig durchdringt, daß er den Degen in der Scheide, das Geld im Beutel, ohne Verletzung der Scheiden oder des Seckels zerschmelzt, den Wein im Faß, mit aller dieser äußersten Theile Erhaltung verletzen, ja Menschen und Vieh ohne einige äußerliche Merkmale tödten kann. Ein Spiritus ist es, welcher, nachdem ein Mensch von einem rasenden Hund in den Leib gebissen, eben selbige Wirkung erweckt; ein Spiritus ist es, wenn durch einen Liebestrunk (Philtrum) eines andern Wohlgewogenheit und Liebe zuwegen gebracht wird; ein Spiritus ist es, welcher verursacht, daß ein Hund seines Herrn Fußstapfen auf etliche Meilen durch den Geruch spürt. Aus einem jeden Menschen gehen zarte Corpuscula, welche wir [296] nennen Atomos, Spiritus, Effluvia, welche sich zertheilen und dennoch wieder mit dem Menschen vereinbaren. Zum Exempel, wenn man einem Hund mit Fleisch, Brod oder andern Speisen, in welchen des Menschen Schweiß, und mit solchem dessen Effluvia vermischt, sättigt, wirken solche von dem Hund verschluckte Speisen also in ihm eine Neigung zu dem Menschen, von welchem er die Effluvia von den Speisen in sich bekommen, dieweil sich die Effluvia zu ihresgleichen sehnen, durch dieses aber den Hund zur Treue gegen denselben Menschen reizen und treiben. Daß der Hund einen Stein, so sein Herr in der Hand gehabt, unter vielen andern finden, seinen Fußstapfen nachfolgen, einen ins Wasser geworfenen Stein aufsuchen können, ist offenbar. Solches sehen wir auch an dem Vieh, Schafen, Pferden und andern Thieren, auch im Widerspiel an einigen Dingen, wenn sie dergleichen widrige Effluvia merken, anfangen zu kranken oder gar zu verderben, wie man sieht, daß manche Menschen die Effluvia der Katzen nicht vertragen können, daß sie durch die Effluvia oder Dünste der Katzen ohnmächtig werden, ob sie gleich keine Katze sehen oder hören. Solche Beschaffenheit hat es auch mit dem Eckel vor den Käsen. Solchergestalt bedarf man keine verborgenen Eigenschaften in Erörterung natürlicher Begebenheiten leichtlich zulassen, weil fast alle verwunderten Werke der Natur vermittelst der Geisterchen verrichtet werden.

Besteht also in dem vorhergehenden und in [297] dem nachfolgenden Diskurs mehrentheils die Auflösung aller Verborgenheiten der Natur eines verständigen Menschens, zumal ich dem geehrten Leser aus treuem Herzen allhier geoffenbart habe: 1) Wie man dieses sympathische Pulver machen soll? 2) Woher es in Deutschland kommen sey. 3) Wie man es gebrauchen soll. 4) Was es vor Wirkung habe? Und 5) Aus was Grundursachen diese wunderbare Wirkung entstehe? Daher aus diesem Bericht hoffentlich ein Jeder zu bessern Gedanken gelangen und nicht so übel von dieser Kur judiciren wird, dieweil dieses Pulvers Kraft durch dessen sonderliche, wunderliche Wirkung und Qualitäten, durch unwidersprechliche Gründe erwiesen, dessen Nutzen durch die Experienz oder Erfahrung und durch die wirkliche Fürstellung des Augenscheins und der Sinne, so öfters probirt und dargelegt ist, und noch täglich wird, daß sie vollkommen in kurzer Zeit ohne Schmerzen, ohne große Kosten, ohne Gefahr und ohne Verlust der Kräfte gesund macht.

[298]

19. Kapitel

Neunzehntes Kapitel.
Von der Waffensalbe, derselben Gebrauch und wunderlichen Wirkung durch die Sympathie.

Unser Wissen in natürlichen Sachen ist Flick- und Stückwerk. Viel liegt in seinen Ursachen verborgen, viel ist uns verborgen, vielleicht auch wegen des besorglichen Mißbrauchs. Oefters vermeinen wir, daß es übernatürlich zugeht, was doch seine offenbaren oder verborgenen natürlichen Ursachen hat.

Was von des Achillis magischem Schwert, von des großen Rolands Degen, Durental genannt, von des Hörner-Seyfrieds Degen, von Kaiser Maximilian I. magischem Degen und Trank der Großmüthigkeit, von Kaiser Rudolph II. Rappier und Ring, von des tapfern böhmischen Obersten Ziska Trommel zu halten sey, davon will ich jetzt nicht judiciren, dem verständigen Leser sein freies Urtheil davon überlassend. Ich gebe zwar mit Herrn Linemann hiebei gern zu, daß die Himmels- oder Sternenkraft bei den Metallen viel thut und derselben Kraft stärke oder schwäche, so weit die Natur solches zuläßt. Unterdessen aber ist es sehr aberglaubisch zu hören, wenn gesagt wird, daß die Metalle, wenn sie zu gewisser Aspekten Zeit und deren Constellation mit gewissen Charakteren bezeichnet würden, [299] sonderliche Kraft erlangen sollten, dadurch unheilbare Krankheiten ohne Mühe könnten geheilt werden etc.

Was Andere von den Charakteren und Segensprüchen halten, auch daß der 116. Psalm, wenn er gebetet wird, keine Degenwunde zulassen soll, oder was von dem A-BRA-CA-DA-BRA, Schemhamphorasch, Irioni, Kiriori, Hax, Max, Trax etc. geschrieben wird, solches alles verwerfe ich als abergläubisch. Es schreibt Lutherus, als ein Jude dergleichen Künste dem Herzog Albert zu Sachsen hätte beibringen wollen, hätte er gesagt, er wollte die Probe zuvor an dem Juden nehmen, hätte den Juden mit dem Degen verwundet, allein es hätte weder das Schemhamphorasch, noch das mit angehängten geistlichen Namen auf Pergament geschriebene Ramea ihn wieder heilen können.

Die Cabbalam Theophrasti Paracelsi, durch welche er vermeint mit Zeichen, Figuren, Sigeln, Zahlen, Buchstaben und Worten hochverwunderliche Dinge zuwege zu bringen, erfunden zu haben, lasse ich seine Lehrjünger hoch erheben und mit dem glänzenden Titel Lucis Naturae, des Lichts der Natur, schminken und schmücken. Vor dergleichen habe ich einen Abscheu und Greuel, deren mich in diesem Traktätlein, aus christlicher Geflissenheit, billig ganz entäußert und halte der Naturkräfte und der Kunst Vermögenheit in ihrem hohen Werth. Was aber die Wundsalbe anbelangt, so wird selbige von den Gelehrten mißbräuchlich Hoplochrisma, Unguentum hopliatrias,[300] Stellatum etc., aber recht Unguentum Martiale sea armarium, Sympatheticum, cura Magnetica, eine magnetische Heilung genannt, und wird gemacht von Menschenhirn, Moos vom Haupt eines Erhängten, Menschenblut, Mumienöl, Terpentin etc. oder sonst auf vielerlei Weise. Dessen Gebrauch setzt Hildebrand also: Wenn einer gestochen, gehauen oder geschlagen wird, so nimm diese Salbe und salbe die Wehr oder Waffen, damit einer verwundet worden, auswärts damit, den Schaden darfst du nicht binden. Nimm ein reines Tüchlein, binde den Schaden damit zu und halte ihn rein, hebe die Waffen auf, thue es nicht in den Wind, sondern an einen heimlichen Ort, nicht zu warm, noch zu kalt, so heilt der Schaden von sich selbst. Willst du wissen, wie sich der Patient hält, so schaue die Wehr an; hat sie rothe Flecklein, so hält er sich nicht. Willst du ihm wehe thun, so thue die Wehr in einen Kehricht, willst du ihm wohl machen, so ziehe die Wehr durch ein frisches Feuer, mache sie laulicht und nicht zu heiß. Also heilt einer, wenn er über 20 Meilen Wegs über Land ist, wenn einer nur die Waffen bei sich trägt. Willst du, daß er bald heil werde, so schmiere die Waffen alle Tage zweimal, willst du aber, daß er nicht bald heil werde, so schmiere es selten. Wenn man die Waffen nicht haben kann, so soll man ein Hölzlein (wenn es von Eschenholz, ist es besser), in dem Blut der Wunden benetzen, und das daran getrocknete blutige Hölzlein in die Salbe stecken, die Wunde aber [301] alle Tage aufs Neue verbinden, welche vorhin mit des Verwundeten Urin befeuchtet worden, so werde die Wunde, sie möge so groß seyn als sie will, ohne Pflaster und ohne Schmerzen heilen und wenn auch der Patient schon 20 oder mehr Meilen hinweg wäre. Wenn einem die Zähne wehe thun, so stichle er mit einem Hölzlein die Zähne und stecke das blutige Hölzlein in die Salbe und laß es darin stecken.

Hier möchte wohl einer sagen, daß die Wahrheit in einem verborgenen Grund versteckt sey, welche durch fleißiges Nachsinnen muß erläutert und an das Tageslicht gebracht werden. Es hat zwar Rudolph Goclenius diese magnetische Kur in einem Traktätlein verfechten und vertheidigen wollen, weil er aber abergläubische Hermetico-Paracelsische Gründe eingeführt, den Buchstaben, Charakteren und Signaturen des Raguels, Thetels, Chaëls und Hermetis eine gleiche Kraft zugeschrieben, die Wunden zu heilen, so haben viele vornehme Theologen, Medici und Philosophen dieser Waffensalbe und deren Wirkung widersprochen und sie als abergläubisch verworfen, aus diesen Ursachen, welche wir aber aus bewährten Scribenten beantworten wollen. Sie sagen:

1) Daß die Salbe nicht auf einerlei, sondern vielerlei Weise verfertigt würde, da bald zu viele, bald zu wenige Ingredientien dazu kämen. Paracelsus, so vor den Erfinder und Stifter, aber vielmehr als ein Vermehrer dieser Kur gehalten wird und solche dem Kaiser Maximilian verehrt [302] haben soll, hat folgende Zubereitung ersonnen: R. Moos aus eines Menschen Hirnschale 2 Unzen, dessen Mumien eine halbe Unze, Leinöl 2 Quintl, Rosenöl, armenisch bolus ana 1 Unze, untereinander gemischt und eine Salbe daraus gemacht, diese hält Joh. Baptist Porta für gut, und thut nur noch eine Unze Terpentin dazu. Eben dergleichen Beschreibung hat Rudolph Goclenius und Robert Flud, eine andere aber Oswald Gabelkhöver: R. Wildschwein- und Bärenschmalz ana 1 Pfund. Dieses soll man zerlassen und mit rothem Wein auswaschen, dann dazu nehmen gepulverten Blutstein 1 Unze, rothen Sandel 6 Quintl, zubereitete Regenwürmer 2 Quintl, des Mooses von einer Hirnschale, so viel man dessen haben kann, alles gemischt und eine Salbe daraus gemacht. Fast auf eben solchen Schlag hat Jakob Colerus eine beschrieben: R. Das Fett von einem heimschen Eber, Bärenschmalz ana ein halb Pfund, Regenwürmer 1 Viert., Blutstein 2 Unzen, rothen Sandel und Wurzel von Wallkraut ana 3 Unzen, mit Wein durcheinander gemengt und eine Salbe daraus gemacht. Mit diesem kommt des Crollii Beschreibung gar nicht überein: Denn dieser verwirft das Wildschwein-, Eber- und Bärenschmalz und nimmt dagegen das Hirn von einem Wildschwein, das Moos aber befiehlt er auszureißen, wenn der Mond zunimmt, und, wie er sagt, wenn es seyn kann, in dem guten Haus der Veneris, nicht aber Martis oder Saturni ist. Joh. Wittich aber hält es mit dieser keinem und[303] scheint, als wollte er gleichsam aus der Sibyllen Weissagung etwas vorbringen, vernichtet demnach das Moos, Mumien, Schmalz und Menschenblut, welche Stücke doch von Andern für den vornehmsten Grund dieser Salbe gerühmt werden.

Vors erste werfen die Anfechter dieser Waffenkur vor, daß die Künstler dieser Salbe so sehr uneins untereinander seyen, daß, was der eine zum Grund legte, der andere als unnütz und vergeblich umstößt. Wer wollte so albern und einfältig seyn, der etwas darauf halten sollte? Sintemalen, sagen sie, die große Mißhelligkeit in Verfertigung dieser Salben ihre Nichtigkeit genugsam zu erkennen gebe. Der berühmte italienische Medikus Servius defendirt in einem ausführlichen Bedenken die Waffensalbe, und beantwortet diesen Einwurf, wenn er sagt: Es wäre dieses ein pur lauteres unnützes Geschwätz und Plauderwerk, sintemal fast nicht eine einzige fürnehme und gute Arznei zu finden, die einerlei Ingredientien hätte und von allen auf einerlei und gewisse Weise zugerichtet würde, wie solches aus der Theriak-Latwerge von Hyacinthen und Mithridat, vieles anderen zu geschweigen, genugsam erscheine. In der Waffensalbe aber stimmen alle (Wittich allein ausgenommen), mit einander fast damit überein, daß sie aus etwas Sympathischen, als entweder Menschenblut oder Moos, Schmalz, Mumien müsse gemacht werden, und müsse dieser ein dummer Mensch seyn, der da verneinen wollte, daß diese Stücke keine Verwandtschaft und heimliche Sympathie mit den [304] Menschen haben sollten. Ferner wären sie auch in diesem einig, daß sie von solchen Stücken gemacht werden müssen, die sich zu der Wunde schicken etc. Er erweist daselbst ferner, wie die Natur der Kunst und diese jener zu Hilfe käme, und beide eine große Wirkung zuwege brächten.

2) Müsse diese Kur übernatürlich zauberisch oder gar teuflisch seyn. Zwei Prediger, als Bartholomäus Anhorn in seiner Magiologia, Pfarrherr zu Bischofzell, und Heinrich Lubbertus, Pastor zu Böhlendorf, haben von der Waffenkur geschrieben und erweisen wollen, daß die Waffenkur wider Gott und alle Vernunft streite und bestünde auf ungereimten abergläubischen Possen, auf unnatürlichen zauberischen und unverantwortlichen Gründen. Dieweil aber vorgedachter Petrus Servius von Spoleto ein eigenes Traktätlein verfertigt, worin er dergleichen Widersprecher recht in die Naturschule führt und ihre vermeinten eingebildeten Gründe trefflich widerlegt, als will ich aus diesem einzigen Autor die Grundmeinungen kurz ausziehen, andere Autoren dabei einführen und meine Gedanken beifügen. Man hat nicht Ursache zu übernatürlichen Zauberursachen zu fliehen, welche öfters nicht über die Natur, sondern über unsern Verstand sind. Der Gott der Natur pflegt nicht über die Natur zu wirken, wenn wir wollen; der böse Geist aber kann nicht übernatürliche Sachen ausrichten, wiewohl er ein trefflicher Naturkundiger ist. Helmont sagt ausdrücklich, daß diese Waffensalbe natürlich seye, dieweil [305] in der Salbe natürliche Sachen begriffen wären. Es könnte dieses magnetische Mittel auf keine Weise verdächtig gemacht werden, weil keine seltsamen Gebräuche dazu kommen, keine Worte, keine Charakteres oder Siegel, keine Ceremonien oder eitle Beobachtungen, keine Einbildung, keine Stunden, kein Aberglauben dazu erfordert würden. Die Intention und der Zweck wäre gut, nämlich den Patienten zu heilen und zwar ohne Schmerzen, und beweist solches mit vielen Exempeln und Experimenten. Sollte man wohl, dieweil wir nicht wissen, durch was für eine Kraft die beiden Himmelsangel oder magnetischen Sterne und Berge den Magnet, und der Magnet das Eisen an sich zieht, oder der Diamant den Magnet das Eisen an sich zu ziehen verhindert, den bösen Geistern solches zumessen? Oder weil die Parafinische Erde in Chersoneso Taurica alle Wunden heilt? Oder das Kraut, die Sonnenwende genannt, an einem einzigen Tag, wenn er nämlich am längsten ist, aufgeht, groß wird, veraltet und verdirbt, sollte dasselbe durch des Teufels Hilfe geschehen? Oder wie der dichte und harte Stein Selenitis mit dem Mond ab- und zunimmt? Durch der himmlischen Lichter Kraft und Wirkung wachsen und nehmen auf, zu und ab die Thiere, Gewächse, Kräuter und Mineralien, maßen die Sonnenwirkung bekannt ist. Alle erfahrnen Medici und Astronomen beschreiben und lehren es, die Chirurgen verstehens, die Patienten empfindens, die Crises der Schwachheiten erklärens, die menstruosen Frauen bestätigens, [306] Jedermann weiß und bekennt es, Krebs, Austern, Muscheln und alle Kreaturen bezeugens, daß bei, mit und in allen lebenden und webenden Dingen der Mond die meiste, näheste und empfindlichste Verwandtschaft habe. Das gewaltige Meer richtet sich wunderbarlicher Weise mit seinem Ab- und Zulaufen nach dem Mond; so er im Aufgang steht, zieht er das ganze Meer zu sich, daß es die niedergängischen Orte und Ufer verläßt, hernach bei den orientalischen Völkern sich häufig und in großer Tiefe erzeigt. Ist er voll und sonderlich am hohen Himmel, so bringt er eine sehr große Gewalt und Ueberfluß des Meers mit sich, die Springfluth genannt, je tiefer er im Schein, desto tiefer und völler auch sich das Meer befindet, welches unter andern auch das Mondkraut, Lunatia, bezeugt. Ist es nicht aus der Erfahrung offenbar, daß die Kinder, so im neuen oder vollen Licht geboren werden, selten lang zu leben pflegen oder sind schwächlicher oder ungesunder Complexion. Oefters die im neuen Licht mit der Epilepsie oder schweren Noth, die im vollen Licht aber mit vielen Flüssen behaftet? Also auch die, so recht im Mittag geboren und die Sonne zuoberst am Himmel, oder in der GeburtsstundeLunam oder Saturnam zuoberst am Himmel haben, sind gefährlichen Fällen unterworfen. Wenn ein Weib in ipsa Eclipsi gebärt, bleiben beide Mutter und Kind. Daß der Türkis bleich wird, wenn der, so ihn trägt, unkeusch oder unpäßlich ist, oder wenn ihm sonst eine Gefahr obhanden steht, [307] seine Farbe ändert. Oder weil der Lorbeerbaum, Feigenbaum, Weißrebenstock, die Haut eines Meerkalbs und Balg des Thiers Hyäne für den Donner bewahren und die allergrößte Gewalt durch ihre Kraft vertreiben; sollte derentwegen der Teufel mit und dabei seyn? Oder möchte wohl derentwegen, weil wirs weder mit unsern Sinnen noch Gedanken begreifen können, solches ein Aberglaube seyn? Vor gut aber ist insgemein alles dieses zu halten, wo weder das Wesen, darin es steckt, noch das Ding, womit es umgeht, noch die Mittel, noch der vorhabende Zweck beschuldigt wer den können, daß etwas Böses darin sey. Auch probire ich, daß diese Kur keine Zauberei sey, sintemal der Teufel lieber einen Gefallen trägt an allem Unglück des menschlichen Geschlechts, weder daß er einige Hilfe thun sollte zur Wohlfahrt des Menschen, welches ihm auch ohne Verhängniß und gnädige Zulassung des lieben Gottes nicht möglich zu vollbringen ist, sagt obgedachter Basilius Valentinus.

3) Wird diese Kur in Zweifel gezogen, weil sie nicht allzeit hilft, noch alle Wunden heilt. Es werde gleich eine Wunde mit der Wundsalbe oder sonst einem andern Pflaster geheilt, so ist und bleibt doch die Natur jederzeit der Krankheit Arzt, weil die Heilung der Wunden, wie gesagt, meistentheils in der Zusammenwachsung besteht, welches die Natur allein thun kann. Diesem nach, so könnte man (wenn sich die Sache so verhielte) alle Arzneien als unnütz und vergeblich [308] verwerfen und die Heilung einer Wunde einzig und allein der Natur zuschreiben. In der Waffensalbe sind zusammenziehende, eitermachende, fleischziehende und andere nothwendige Stücke und verrichten alles, was sonst ein jedes Wundpflaster thut, jedoch mit diesem Unterschied, daß jene ohne, dieses mit Schmerzen, jene abwesend, dieses gegenwärtig, jene auf eine wunderbare, dieses auf eine gemeine Weise heilt. Im übrigen, wer weiß nicht, daß auch die allerbesten und köstlichsten Arzneien oftmals fehlschlagen, und es nicht allzeit in des Arztes Händen stehe, daß der Kranke genese. Servius erweist den Handel durch ein Beispiel klärlich: Wenn man den Vitriol an die Nase hält, so stillt er das Blut alsbald, woraus etwa, indem die Kraft des Bluts in das Hirn schlägt, eine Wahnsinnigkeit entstehen könnte. Sollte denn darum der Vitriol ein untüchtiges und unnützes Mittel, das Blut zu stillen, seyn? Keineswegs, sondern es bleibt dabei, daß es sehr kräftig und fürtrefflich ist.

4) Ob und warum die Salbe die Wunde, wenn sie damit verbunden und beschmiert wurde, selbst nicht heilt? Gleichwie der Vitriol, nach Anzeige des vorher gegangenen Diskurses, nur auf das blutige Tuch und nicht auf das verletzte Glied gestreut wird, das Blut stillt und die Wunde heilt, also heilt auch diese Salbe, wenn sie auf den Degen oder Messer gebunden wird, die Wunde.

5) Daß ein Aberglaube bei dieser Salbe sey, [309] daraus zu erkennen, wenn die Wunde gehauen worden, so müsse man den Degen obenwärts nach der Spitze salben, seye sie aber gestochen, so müsse man unten von der Spitze anfangen gegen das Heft oder das Kreuz. Solches laß ich mich ganz und gar nichts hindern, denn hier ist nicht sowohl die Frage, ob diese Heilung natürlich sey, als ob sie natürlich seyn könne? Ich gestehe zwar gern, sagt Servius, daß sich der böse Feind, wie in andern Dingen, also auch hierunter mit einmischen könne, denn er fügt uns gar zu oft unschuldigerweise Leid zu, betrügt uns, wenn wir uns dessen am wenigsten versehen und hintergeht die Einfältigen. Jedoch so ist dieses meine Meinung, daß die Natur solcherlei Wunder aus ihren eigenen Kräften wohl thun könne, weil sie noch größere oder eben dergleichen verrichtet. Denn welche diese Salbe ein Werk der Natur zu seyn verneinen, die beschuldigen die Natur, daß sie solches werkstellig zu machen zu schwach sey, zudem ist es bekannt, daß diese Salbe helfe, auf welche Weise sie auch zu der Wunde gebraucht werde. Welche aber sagen, daß man dabei eine sonderliche Manier und Weise in Acht nehmen müsse, die thun es derentwegen, damit sie der Kunst und folgends der Salbe desto größeres Ansehen machen. Sage mir, woher es komme, so man Hollunderblätter im Frühling obersich bricht und als einen Salat ißt, daß man sich erbrechen, aber untersich gepflückt, untersich purgieren muß, auch bei einem, der doch nichts davon weiß. Deßgleichen [310] Asarum oder Haselwurz purgirt, nachdem sie übersich ausgegraben oder untersich ausgezogen wird. Ist es nicht seltsam, daß der rothe Beifuß, so man das Messer von unten ansetzt und gegen dem Menschen zu abschneidet, dieMenses stillt, wird aber der Schnitt von dem Menschen hinabwärts gegen der Erde zugethan, so promovirt er dieselben. Ein geschälter Borsdorferapfel, gegen der Blüthe zu geschabt und gegessen, laxirt, schabt man ihn aber gegen dem Stiel zu und ißt dasselbe, so stopft es. Wenn eine Weibsperson große Klettenwurzblätter auf dem Haupt trägt, so zieht es die Mutter übersich, auf die bloßen Fußsohlen aber gelegt, zieht sie untersich, daher auch dieses Mittel in Mutterbeschwerden, Herausgehen und wenn selbige sonst aus ihrem Ort weicht, vortreffliche Hilfe leistet. Was aber die Verfertigung der Salben in gewissen Zeichen und Zusammenkünften etlicher Planeten betrifft, so halte ich dafür, man nehme solches in Acht oder nicht, so wird es doch eine köstliche Salbe seyn, wenn sie nur so zugerichtet wird, daß sie eine Sympathie und Vereinigung mit der Wunde habe. Wiewohl ich die gewisse Zeit der Planeten keineswegs verwerfe, wie vorhin gesagt ist, und soll man die Materien vermischen, wenn die Sonne in dem Zeichen der Waage am stärksten ist.

6) Wird diese Kur als unglaublich verlacht, verhöhnt und verworfen, daß nämlich ein verbundener Degen eines weit entfernten Beschädigten Wunden heilen sollte? Ja ich gestehe selbst, [311] daß unter vielen wunderlichen Sachen in dieser Welt diese die allerwundersamste und gleich einem natürlichen Wunderwerk zu seyn scheint, daß man mit der Waffensalbe das Eisen recht beschmiert und mit einem leinenen Tüchlein verbindet, an einen reinen und warmen Ort legt, die Wunde alle Morgen mit seinem Urin sauber abwischt, dadurch die Wunde oder das verwundete Glied, so damit gemacht, ohne Schmerzen geheilt wird, wenn auch der Verwundete schon viele Meilen Wegs hinweg sey? Gleichwie der Magnet das Eisen an sich zieht, also zieht die Wunde, durch eine heimliche magnetische Kraft, die Salbe an sich, mit welchem dasjenige Instrument oder Waffe, mit dem die Wunde gemacht worden, angestrichen und bestrichen wird, vereinbart sich also die ausgehende Kraft der Salbe mit der verletzenden Waffe, die anziehende Kraft aber mit der Wunde, welche dadurch geheilt wird. Der Magnet rührt das Eisen nicht an, jedoch theilt er ihm magnetische Kraft mit. Die Ursache solcher wunderlichen Heilung muß von der Gemeinschaft des Geblüts in der Wunde mit dem, das an dem Eisen verblieben, herkommen, welches gleiche Beschaffenheit hat und auf gleiche Weise arzneit wird, wie vorher von dem vitriolischen Pulver überwiesen worden ist. (Die Effluvia oder Geisterlein gehen aus einem jeden Menschen, zertheilen sich und vereinbaren sich doch wieder in dem Menschen und bezeugen mehrentheils natürliche Wirkung, wie vorhin von den Hunden und andern Thieren Exempel eingeführt [312] sind, welches alles von den zarten Körperlein, so anhängig sind und einen subtilen Geruch von sich geben, her rührt.) Daher kann man den Degen verbinden, weil die subtilen Geisterlein des Bluts, in der Substanz der Klinge, so weit sie in den Leib gegangen ist, ihre Wohnung suchen und machen, ohne daß sie etwas vertreiben könne, ausgenommen das Feuer, welches, wenn der Degen am Feuer erhitzt worden, alle Geisterlein des Bluts bedämpfen, den Degen zu dieser Kur untüchtig machen und die Wunde entzünden kann. Diesem zur Probe haltet sie über ein mittelmäßiges Kohlenfeuer, so werdet ihr auf der Seite, dem Feuer zu, eine kleine Feuchtigkeit sehen, so davon ausgeht, welche aussehen wird, als hätte man den Athem wider einen Spiegel oder auf eine polirte Klinge gehen lassen Und wenn ihr es durch ein Vergrößerungsglas von der Seite beschaut, werdet ihr sehen, daß dieser Geisterlein Thau von kleinen Blasen oder aufgeblasenen Windkugeln besteht, und wenn sie einmal ganz und gar ausgedämpft sind, werdet ihr deren keine mehr auf dem Degen finden, wofern er nicht aufs Neue in einen lebendigen Leib gestoßen wurde. Auch werdet ihr sie Anfangs nirgends als eigentlich an dem Ort der Klinge sehen, allda sie in die Munde eingegangen ist. Cicero spricht, daß alles an einem göttlichen und unzertrennlichen Geist aneinander hänge. Nun hat das Mumien-Gemös, Menschenschmalz und Blut, so zur Bereitung dieser Salben gebraucht werden, darin der Same [313] der Wärme und Lebensgeister sind, mit dem Patienten und dessen Blut eine große Sympathie und Vereinigung, so daß die Geister auch in den allerkleinsten Gliedern des Leibs sammt ihrem Wesen und Natur mit denselben, vermittelst einer sonderlichen verborgenen Sympathie oder Uebereinstimmung, aufs allergenaueste sich verbunden. Wie denn eine Sympathie unter dem Geblüt des Menschen und unter dem Geist desselben Menschen ist. Den Geist des Geblüts eines Menschen in einem Glas aufgehalten, zeigt die Gesundheit oder Krankheit dessen, von dem er genommen ist, wenn er auch schon weit entfernt wäre. Ist er krank, so wird er auf verschiedene Weise turbirt und verliert die Klarheit, also auch im Gegenspiel, sagt Rattray. Ein Wunder ist es, daß solches einzig und allein der Uebereinstimmung der Geister beizumessen ist. Wenn man verbisamte Handschuh angehabt, wird der Geruch lange in der Hand verbleiben, wenn auch die Handschuh schon weit hinweg sind. Wenn Jemand Zucker gegessen hat, so wird die Süßigkeit noch lange auf der Zunge kleben. Wenn man einem ein Bein oder Arm abnimmt und solches in der Erde verwest, so empfindet der Kranke überaus großen Schmerzen, obgleich solches Glied nicht mehr an seinem Leib steht; ja so oft man es anrührt, empfindet es der Kranke. Wenn man solches Glied balsamirt, so wird es ihm wohlbekommen. Also heilen die Scorpionen, die Biene und die Wespen ihre Stiche, wegen der Vergleichung, so die Theile [314] mit ihrem Leibe haben. Ich darf mich, sagt Servius, weiter nicht groß darum bekümmern, was die wirkende Kraft dieser Salbe sey? Und zwar was vermeinen wir, daß der Magnet oder vielmehr der Stern, so den Magnet an sich zieht, für eine wirkende Kraft habe? Der Magnet hat die Eigenschaft, daß er sich nach dem weit entfernten Nordpol kehrt. Sage mir ein Vernünftiger die rechtmäßige Ursache, woher und warum sich der Magnet so weit hinweg nach dem Nordpol richte? Einige halten dafür, daß unter dem Pole magnetische Berge gefunden würden, welche durch die natürliche Gleichheit zwischen dem Nordstern und Magneten einander an sich zögen. Es ist eine verborgene unbegreifliche aber natürliche Neigung; ingleichen was für eine Kraft haben die Sonne, der Mond und das ganze Firmament zu leuchten und unsern Leibern so mancherlei Eigenschaften anzuhängen? Daß aber nicht alle Wirkungen so sichtbar als zwischen dem Magnet und dem Eisen, zwischen dem Thau und der Sonne, zwischen dem Mond und dem Meer; ist den himmlischen und theils uns verborgenen Kräften beizumessen. Ist also glaublich, daß die beschriebene Waffensalbe eine so genaue Verwandschaft mit dem Gestirn habe, daß sie, wie der Brennspiegel die Sonnenstrahlen, fast himmlische Kräfte anzieht und befördert, auch solche Einbildung des Verwundeten nicht wenig hiezu beitrage. Hieher könnten gezogen werden die ansteckenden Krankheiten, die Augenstrahlen des Basilisken, die Scheelsehenden, von welchen wir [315] die Augen abwenden etc. Und alles was auf unbetastliche Weise zu schaden pflegt, schließend, daß auf dergleichen uns unsichtbare magnetische Art auch die Heilung befördert werden könne. Gleichwie der Adler durch den eingepflanzten und mumiatischen Geist zu dem weit entfernten Aas gelockt und dazu gezogen wird, also begeben sich auch der Geist und der Wille des Bluts, das am Degen hängt oder das man aus der Wunde mit dem Hölzlein genommen und in die Salbe gesteckt hat, zu ihrem Aas, das ist zu dem übrigen Geblüte, welches noch des Lebens des inwendigen Menschens genießt. (Die Blumen oder Kräuter geben durch die Blüthe ihre Effluvia oder Corpuscula von sich, welches man sieht an den Bienen, welche der Blumen und Blüthe Geruch von ferne riechen und sie zu suchen wissen.) Ein jeder Wein, wenn der Weinstock, davon er gekommen ist, blüht, hat mit diesem eine verborgene Beschaffenheit, kehrt sich vom untersten zum obersten, wird und bleibt trübe, so lange die Blüthe am Weinstock ist, da doch dieser so weit und viele Meilen von ihm entlegen ist. Nun sage mir Jemand die Ursache solcher Gleichförmigkeit und Einstimmung des Weins mit dem Stock? Es muß durch eine in die Ferne wirkende Handlung zugehen, indem der weit entführte Wein im Keller unter der Erde bewegt, trüb und aufsteigend wird, der doch oft etliche Meilen Wegs keinen Weinstock um sich hat. Der Sonne, dem Mond und den Sternen kann man solche Kraft mit nichten zuschreiben, sondern es [316] muß ein gewisser, gemeiner, bewegender Geist den abwesenden Wein und entlegene Rebstöcke regieren, und zwischen beiden soviel verursachen, daß sie sich gleichsam miteinander besprechen und einerlei miteinander leiden. Diese wenigen Geisterlein, kleine Körperchen (Atomi oder Effluvia), welche aus ihren Blumen entspringen, erfüllen die Luft allenthalben, werden von dem Wein in die Fässer gezogen, und diese ankommenden neuen durch die Luft fliegenden Geisterlein erwecken des Weins fixeste Geisterlein, und verursachen wegen der Verwandtschaft ein Aufstoßen, als wenn man darein neuen Wein oder Most göße. Nicht anders wird das aus dem Malz gebraute Bier eben zu der Zeit, wenn die Gerste blüht, trüb, daß also das an andern Orten gebraute Bier mit der abwesenden blühenden Gerste etwas gemeines haben muß. Noch ein anderer Beweis der magnetischen Wirkung eines Dinges in ein anders entferntes zu bekräftigen ist, daß eine schwanger gehende Frau, wenn sie bei Jemand eine Kirsche oder Maulbeer gesehen, darnach gelüstet und sich mit dem Finger an die Stirn oder Brust kratzt, so wird daselbst ungezweifelt die Frucht im Leib an der Stirn oder Brust mit dem Bildniß der Kirsche oder Maulbeer gezeichnet, welche nachmals alle Jahr grünt, weiß, gelb und endlich roth wird, wie sonst an den Bäumen geschieht. Eine solche starke innige Verwandtschaft und gewisse Gleichförmigkeit hat die auf einem hölzernen und fleischernen Stamm herfürgewachsene Kirsche ihrem Wesen nach durch[317] die augenblickliche Einbildung, wodurch erhellt, daß die in den Gedanken formirten Bilder in die Ferne streichen. Ein anderes Exempel ist zu merken an den dürren Zwiebeln, welche auf dem Boden zu schossen (zu grünen) anfangen, wenn die in dem Garten gesäeten aus der Erde aufzugehen und die Luft mit ihren Geisterlein zu beräuchern anfangen. Man betrachte die wunderbare Ursache der großen Kraft des sympathischen Pulvers, vermittelst dessen man eines andern abwesenden Wunden, wenn man nur sein Blut auf einem Tüchlein hat, kuriren kann, aus Ursachen, weil die Luft die Atomen des Vitriols und des Bluts mit sich nehmen und selbige in eine große Weite in der Luft ausbreiten kann, welches die Wunde an sich zieht, die Schmerzen alsbald verringert und folgends durch die Geister des Vitriols, welche balsamirt sind, geheilt wird. Dergleichen Gattung ist auch, wenn man den Degen, womit eine Wunde gestochen, verbindet, wodurch die Geisterlein des Bluts tüchtig sind, die Wunde zu heilen.

Dießfalls fallen überall in der Natur Dinge für, welche wir mit unserm geringen Verstand nicht auslegen können, und geht es in Wahrheit nicht ohne stolze Vermessenheit zu, wenn man die von Gott in die Natur gelegten Gaben, welche unser geringfügiges Verständniß nicht begreifen kann, dem Teufel zueignen will.

Endlich 7) wirft der Gegenpart ein, man solle nur die Wunde mit Wein oder Urin sauber halten. so würde sie ohne die Waffensalbe heilen. [318] Allein ein solcher antworte mir hierauf, wenn man die Waffen verwahrlost und eine kalte Luft oder Feuer daran gehen läßt, warum der Verwundete solches empfindet und tödtlich krank wird, gleichwie vorhin von dem sympathischen Pulver gesagt ist.

Dieses lasse mir eine herrliche Waffensalbe seyn, wenn man das Gewehr in einem Stück geräucherten Speck etliche Tage lang stecken läßt, so heilt die Wunde ohne andere äußerliche Mittel und ohne Schmerzen. Wenn es eine Fleischwunde ist, mag man das Messer, wenn das Blut noch daran ist, in einen Schmeer stoßen, die Wunde säubern und verbinden, so wird sie heilen, es sey an Pferden oder an Thieren. Daher auch die Bauern den Nagel, darin sie getreten, alsbald in den Speck stecken, daß der Fuß nicht geschwürt und der Mensch keinen Schmerzen empfinde, welcher unglaublich groß werden sollte, wenn man den Nagel in das Feuer würfe. Das Flöhkraut, Wallwurz, Sophienkraut, Siegwurz, Brassateilen und andere Kräuter mehr, haben diese sonderbare Eigenschaft an sich, daß wenn man sie, weil sie kalt und frisch sind, gleich in ein Wasser tunkt, und hernach über einer Wunde oder einem Geschwür etwas erwärmen läßt, und darauf an einem schlammigen Ort oder einer Dachtraufe vergräbt, so heilt der Schaden, sobald sie anfangen zu faulen, welches etliche Schmiede zu den großen Pferdeschäden mit Flöhkraut zu thun wissen.

Was bedarf diese Salbe viel Zweifels und [319] Beweises, welche durch die Erfahrung bewährt worden. Robert Flud erzählt dieses merkliche Exempel: Es hätte ihm der Ritter Bevis Thewel glaubwürdig berichtet, daß ein Schreiner sich mit einer Säge hart verwundet, hätte zwar einen Barbier gebraucht, aber große Schmerzen empfunden, daß er in die fünfte Nacht nicht schlafen können, deßwegen hätten ihn, den Ritter, seine Freunde höchlich ersucht, weil sie gewußt, daß er mit seiner Waffensalbe viele herrliche Proben gethan, er möchte doch diesem armen Handwerksmann von seinen Schmerzen abhelfen. Welches er gethan und die Säge mit der Salbe geschmiert und mit Leinwand verbunden. Sobald hätten sich die Schmerzen gestillt und der Schreiner anfangen zu schlafen. Als er solches gehört, hätte er zum Versuch ein wenig Leinwand von der Säge gethan und an der Ecke ein wenig der Salben abgeschabt, sobald wäre er berichtet worden, daß der Patient an einer Ecke der Wunde große Schmerzen hätte. Darauf hätte er sofort das Abgeschabte wieder besalbt, das Band darauf gelegt und sobald hätten sich auch die Schmerzen wieder gelegt.

Wir wollen einige klare Exempel beifügen. Wenn man der Kuh warme Milch ins Feuer gießt oder die Milch auf glühende Kohlen lauft, so wird ihr Euter inflammirt und entzündet; sobald man aber Salz auf die ins Feuer gelaufene Milch streut, so wird das Küheuter wieder merklich gekühlt, da es sonst die Erfahrung darthut, daß die Kuh Qual leidet, und wegen [320] der Entzündung gar Blut anstatt der Milch von sich gibt, dieweil die Effluvia vitalia aus dem Leib mit der Milch ausgegangen, und ehe sie wieder zu dem Leib der Kuh zurückkommen, mit dem Feuer verletzt werden, welche hernach als entzündete und verletzte zurückgekehrt und die andern mit erhitzt haben, welche entzündete Körperlein aber mit dem kühlenden Salz und andern Mitteln wieder gekühlt und geheilt werden und also der ganze Leib in natürlichen guten Stand wieder gebracht wird. Wenn ein Mensch erhitzt ist, so gieße man auf seine Excrementa kaltes Wasser, so wird der ganze Leib je nach und nach ohne Arznei wieder gekühlt.

Kann man doch einem Abwesenden Blattern an den Leib machen, wenn man auf seine Excrementa Kohlen oder glühende Asche schüttet, oder aber Pfeffer darauf streut, so wird es ihn brennen. Die Ursache ist, daß solche Corpuscula vitalia entzündet und verletzt werden, welche hernach auch propter homogeneitatem und natürliche Verwandtniß mit denen im Leib sich vereinbaren und sie auch derselben Qualität, Entzündung und Plagen durch die Sympathiam theilhaftig machen.

Wenn ein böses Weib einer Kuh die Milch benommen und man glühendes Eisen durch die habende oder noch bekommende wenige Milch zieht, wird das Weib unbeschreibliche Feuerschmerzen empfinden, wie auch, wenn ein Pferd umgebracht wird und man dessen Herz mit einem Nagel durchschlägt oder an einem Spieß [321] bratet, oder auf dem Rost röstet, so wirds dem Lebensgeist selbiger bösen Person große Plagen verursachen. Wenn man den Koth eines Hundes ins Feuer wirst, wird er erhitzt und lechzend, weil die Dünste von seinem verbrennten Koth nebst den darin vermischten Feuertheilchen von seinem Gedärm an sich gezogen werden, daß er endlich davon sterben muß.

Eine Amme hat auf des Kindes Unflath heiße Asche geschüttet und solchen hernach gar ins Feuer geworfen. Davon das Kind Schmerzen im Leib und eine Entzündung am Gefäße bekommen. Wenn man aber des Kindes Unflath jedesmal wieder in kaltes Wasser thut und solches an einen kalten Ort setzt, wird das Kind wieder gesund.

Helmont beweist, als ein trefflicher Vertheidiger, die Waffensalbe durch magnetische Kraft und Wirkung von einem Saphir herführend, welcher die Pest abtreibt, mit vielen Exempeln und Experimenten. Eine hierin an mir selbst erwiesene Probe will und kann ich erzählen. Als ich im Jahr 1643 aus Preußen durch Pommern und Mecklenburg nach dem damaligen erzbischöflichen Beilager nach Glückstadt reisen wollte, wurde ich zu Rostock von meinem besten Freund unversehens von unten herauf sehr tief in die Brandader des rechten Fußes gestoßen. Als nun der damalige Rektor Rahn solches erfahren, schickte er zwei Doctores aus der medizinischen Fakultät und einen alten Chirurgen zu mir, welche nach Besichtigung des Schadens mich zum [322] seligen Sterbstündlein zu bereiten vermahnten, so mir, als einem jungen Menschen, dessen Herz ganz frisch war, sehr fremd vorkam, befahlen mich dem Wirth, Bernd Pfuln, zur fleißigen Aufwartung und verordneten mir einige Studiosus zu. Der Chirurgus ließ von dem unschuldigen Thäter den Degen holen, verband selbigen, legte ihn unter mein dazu gemachtes Ruhebett, steckte eine lange Wicke in die Wunde und hielt sie sauber, so kann ich mit Wahrheit bezeugen, daß ich die ganze Zeit die geringsten Schmerzen nicht empfunden, habe gegessen und getrunken, wie ein gesunder Mensch, und wurde ich durch Gottes Gnade, vermittelst dieser Waffenkur bald wieder restituirt.

Diesem nach, sage ich, daß der Zweck dieser Waffensalbe gut und zu nichts anders, als zu einem guten Ende angesehen sey, nämlich den Nächsten in seinen großen Schmerzen ohne Wehe, ohne Gefahr, ohne Kosten und bald zu heilen. Und weil der grundgütige Gott dieser sympathischen Salben eine solche natürliche Kraft und mumialische magnetische Art gegeben, thut ein Philosophus wohl, wenn er die Ursachsgründe aus den Wirkungen mit Fleiß erforscht. So er aber ja den eigentlichen Grund nicht erfinden kann, daß er sich begnügen lasse zu wissen, daß es nach dem Lauf der wirkenden Natur, steter Bewegung und der vermögenden Kunst also zu geschehen pflege.

Viele Dinge verhalten sich als ein Geheimniß; viele Dinge aber geschehen nach dem Wege der [323] Natur. Ueber den Geheimnissen ist nicht zu disputiren, sie werden nicht erkannt durch Ursachen, sondern sie werden geglaubt, weil sie geoffenbart sind; jedoch haben sie einige gewisse Eigenschaften der Natur und etwas gleiches in derselben. Immittelst müssen wir sie nach allem Vermögen untersuchen, und wenn sie ohne Tadel sind, so müssen wir die Schwachheit unsers Verstands gefangen nehmen, denn wenn einer vermeinen will, er könne die große von Gott in die Natur gelegte Kraft mit seinem Verstand ermessen, der ist in Wahrheit ein Narr und steckt ganz voller Hoffahrt.

Zum Beschluß will ich noch erzählen, was Fr. Basilius Valentinus von der Waffensalbe gehalten, wenn er also geschrieben: Daß viele Dinge in der Arznei zu erfinden seyen, welche übernatürlich scheinende Wirkung von sich geben, erzeigen und vollbringen, nach magnetischer Form und Art wirkende, durch eine anziehende spirituöse Kraft, so durch die Luft an sich gezogen wird, weil die Luft das Mittel ist zwischen der Arznei und dem Schaden oder Gebrechen, gleichermaßen wie sich der Magnet jederzeit nach seinem Mittagsstern sehnt und wendet, obgleich solcher Stern viele tausend Meilen von ihm, so ist doch die geisterige Wirkung und Liebe so mächtig zwischen diesen beiden, daß sie durch das Mittelband, als die Luft zusammen gezogen wird, einer so großen Ferne und Weite. Weil solche anziehende Kraft aber den Leuten insgemein bekannt, so ist es nur zu einer bloßen Gewohnheit [324] geworden, wird auch allein dafür geachtet. und ferner keine Verborgenheit, wodurch solche wirkende Kraft ihren Ursprung davon hat, in Acht genommen, gleichermaßen können Schäden und Gebrechen kurirt und geheilt werden, obgleich solcher Mensch, der da bresthaft ist und der Arzt eine große Ferne von einander sind, nicht durch Segen, Beschwören und andere unbillige Mittel, so wider Gott und die Natur laufen, sondern durch solche Mittel, darin die anziehende magnetische Kraft steckt, solches zu vollbringen, als wenn ein Verwundeter von dannen zieht und läßt die Waffen, damit er verwundet, oder von seinem Geblüt, so aus der letzten Wunde gelaufen, dem Arzt, und dann von ihm recht und durch gebührliche Mittel damit verfahren wird, wie man eine Wunde zu verbinden pflegt, so wird er ohne allen Zweifel wahrhaftig gesund und ist keine Zauberei, sondern allein wird solche Heilung vollbracht durch die anziehende Kraft der Arzneien, welche durch das Mittel der Luft dem Schaden zugeführt und damit vereinigt wird, die geisteriche Operation zu vollbringen. Diese Reden werden viele schwer bedünken und der Natur unmöglich zu seyn und werden sagen, dieser Bericht laufe wider die Natur, dadurch werden noch erweckt hiernächst viele Leute, so solches disputiren und einen Streit gegeneinander führen, ob es natürlich oder nicht? Oder ob diese Kur eine Zauberei sey, die will ich also entscheiden: Daß diese Kur natürlich sey, aber die Wirkung übernatürlich und geisterig, wenn [325] sie allein durch eine anziehende Kraft und unbegreiflicher Weise zugeht, und daß die Weise zu heilen auch keine Zauberei sey, bezeuge ich hiemit, daß sie mit keiner Zauberei noch irgend einigen Mitteln vermischt sey, so da unnatürlich und wider Gott den Schöpfer und sein heiliges allein seligmachendes Wort laufe, sondern allein natürlich aus ihrer übernatürlichen, unsichtbaren, unbegreiflichen, geisterichen, anziehenden Kraft. welche ihren Ursprung aus dem Syderischen empfängt und ihre Wirkung durch die Elemente vollbringt.

Viele tausenderlei Wirkungen sind in der Natur noch zur Zeit verborgen, werden aber täglich durch sonderliche Gnadengaben, den Menschen zu gut, entdeckt. Viele Dinge haben natürliche Ursachen, die uns unwissend sind, als St. Johannisblüthe dient wider Verwunden; Eberwurz und die Ameiseneier werden zu dem Wasser der Großmüthigkeit gebraucht; ein Hundsbälglein macht die Hunde schweigen; die Galle des Fisches Callionymi macht die alten verdunkelten Augen wieder hell und sehend; die Wolfshaut über einer Trommel macht die Schafshaut über einer andern Trommel zerspringen.

Ertheile mir über dieses alles gründlichen Bericht, wie die Zwiebeln und Knoblauch den Geruch der in einem Keller liegenden Zwiebeln erwecken? Wie die Trauben an den Stöcken beides den Wein im Faß, als das Muttermahl am Gesicht des Menschen rege machend Wie die Todtschäger dem Getödteten etwas mittheilen, [326] wovon das gestandene Blut wieder zertheilt? Wie ein Hund seines abwesenden Herrn Fußstapfen von Ferne nachfolgen könne? Dieses alles wolle mir einer nur deutlicher erklären, so will ich ihn alsdann vor einen großen Naturkundiger halten.

20. Kapitel

Zwanzigstes Kapitel.
Von Rabelestropfen und andern wunderbaren Wundkuren, dabei die Frage: Ob man eine zu Pulver gebrannte Rose und eine verblichene Creatur durch die Kunst natürlicher Weise in ihren vorigen Stand wieder verwandeln, auch ein durchstochenes und beschädigtes Glied eines Thiers, als das Aug, Gehirn etc. völlig wieder heilen, oder einen verstorbenen Menschen wieder ins Leben bringen könne?

Verwunderungswürdig ist, was Rosenberg von der aus ihrer Asche gleichsam neubelebten Rose erzählt: Es war, spricht er, zu Krakau in Polen ein berühmter Medikus, der aus allen Stücken der Rosenpflanze gar künstlich eine Asche zubereitete, daß alle derselben Geisterlein schicklich beisamen blieben. Wann nun von ihm ein Licht [327] an das Geschirr gehalten, worin die Rosenasche enthalten war und die Asche selbst erwärmt wurde, da erschien gar deutlich die Gestalt der Rose, also, daß man solche allgemächlich wachsen, sich erfrischen, Stengel, Blätter und Blumen in schöner Zierde aus der erwärmenden Asche hervorkommen sehen konnte, welche aber bei hinweg gerücktem Licht wieder zu voriger Asche und Staub wurde.

Dergleichen schreibt D. Dan. Sennertus, daß eine Rose, wie auch andere Blumen und Kräuter, künstlich und sonderbar, doch natürlich zu Pulver gemacht und in einem dazu bequemen Glase verwahrt werden. Wenn man nun wollte seine Luft sehen, so halte man nur solches Glas über ein Licht, daß das Pulver warm wird, und alsdann fing es alsbald an, sich zu regen, stieg auf in die Höhe und bekam einer Rose, oder dessen, das also pulverisirt, Figur, Form und Gestalt durchaus in allen Stücken, daß mans, dem äußerlichen Ansehen nach, dafür erkennen mußte, mit der Beischrift:


Ganz verwandelt.


Die Fliegen liegen im Winter gleichsam todt, werden im Frühling von dem Weltgeist wieder lebendig. Wenn man auf eine jetzt ertrunkene oder gleichsam todte Fliege Kreide schabt, wird sie wiederum lebendig und fliegt davon. Das wunderbare Geschöpf Gottes, der Seidenwurm,


Kommt mit besserer Zier,
Wieder zum Leben herfür!

[328] nachdem er einen fast goldenen Faden gesponnen und in kurzer Zeit seine Wohnung, Sarg, Nest und Grab gewirkt, wickelt der edle Wurm sich darein und er stirbt darin jährlich, und wenn er nach etlichen Monden in die Sonne gelegt oder zwischen eines Weibsbilds Brüste getragen, erwärmt und gleichsam ausgebrütet wird, kommt er wieder lebendig hervor, beflügelt sich und vermehrt durch den Samen sein Geschlecht. Von dem arabischen Vogel Phönix, Soligena, Sonnenvogel genannt, melden viele fürnehme Scribenten, daß er ein einiger seines Geschlechts in der Welt lebe, und in seinem hohen Alter (maßen er bei 600, andere sagen 300 Jahre leben soll) ihm ein Nest von den wohlriechenden Kräutern, Zimmt und andern hitzigen Gewürzen mache, welche sich von den heißen Sonnenstrahlen entzünden, damit er sich in seinem eigenen Nest verbrennen soll, aus der Asche aber komme, ihrem Bericht nach, ein junger Phönix herfür.


Die Königin aus dem Reich Arabien soll dem König Salomon 120 Centner Gold (sind 7 Tonnen Gold) ohne die köstlichen Spezereien und Kleinodien offerirt haben. Josephus schreibt, sie hätte die ersten Pflänzlein des rechten Balsams dem Salomon gebracht, welcher die Kraft gehabt, daß man damit innerhalb 24 Stunden eine Wunde hätte kuriren können. Was von Rabeles-Tropfen D. Joachim Becher meldet, wollen wir hiebei setzen, dessen Worte also lauten:[329] Es ist vor einiger Zeit ein Franzose, Namens Rabele, anher an den englischen Hof gekommen, der hat große Sachen ausgegeben von einem Wundwasser und von einer Medicin, die er seine Tropfen genannt hat. Wie nun die Franzosen grob und insolent, also hat sich auch dieser Gesell eingedrungen, zumal durch das französische Frauenzimmer, und hat etliche tausend Kronen bekommen, ist darauf wieder nach Frankreich, und wie gemeldet wird, so sey er im Veneficio alldort ergriffen und in die Bastille gesetzt worden; hier aber in England ist von seiner Medizin sehr ungleich geredet worden, theils haben zu viel, theils haben zu wenig darauf gehalten. Unter den Aestimatoren ist Prinz Ruprecht, welcher mir einen fingerslangen, aufgeblasenen Darm gewiesen, der an beiden Enden mit einem Faden zugebunden, in einer Schachtel vor eine Rarität verwahrte. Dieser Darm hat der Länge nach, so lang er ist, einen Schnitt, und ist wieder zugeheilt, mit Occasion, daß der Prinz in Präsenz vor etlichen Medicis ein junges lebendiges Schwein eröffnet, aufschneiden, mit des Rabeles Wundbalsam bespritzen und wieder zuheilen; hernach über ein Jahr als das Schwein groß geworden, wiederum in Präsenz der Medicorum schlachten lassen, so hat sich dieser Darm befunden, welchen der Prinz zum Beweis aufhebt gegen diejenigen, welche statuiren, Weidwunden könnten nicht geheilt werden. Sie haben unterschiedliche andere Thiere durchstochen[330] und nur von dem Wasser hineingespritzt, so sind sie sobald wieder geheilt worden. Vieler andern wunderlichen Historien zu geschweigen, welche unglaublich scheinen und mir dennoch wahr zu seyn, der Prinz bekräftigt. Harel, Hofapotheker des Königs von England, erzählt mir, daß die Präparation folgendergestalt sey, wie er sie selbst auf Befehl des Königs bereitet hätte. Man distillirt nämlich auf die gemeine Weise das Oleum Vitrioli und gießt einen Spiritum vini allgemach darauf, bis es getödtet, alsdann distillirt man es miteinander herüber und gibt davon etliche Tropfen ein, soll ein gewisses Conservativ seyn und innerlich heilen. Aus dem Capite Mortuo aber zieht man ein Salz und solvirt solches in einem Wasser, worin man will, und dieses ist sein Wunderwasser, mit einem Wort eine Art von Elixir proprietatis Paracelsi und von dem Pulvere Sympathetico Kenelmi Digbaei.


Mir gefällt der spanische Wundbalsam viel besser, welchen der Aquapendente beschreibt und den Portenschlag zu Salzburg macht und verkauft. Joachim Polemannus hat schier auf diese Weise eine Operation gehabt, er hat Oleum Vitrioli mit Spiritu Vini abgetödtet und zur Consistenz abgezogen, so ist ein schwarzes Pech zurückgeblieben, das hat er in Aqua Regis solvirt, so ist die Solution roth geworden, die hat er wieder abstrahirt und in distillirtem Wasser solvirt, so hat es das Wasser sehr hoch tingirt [331] und Feces gegeben, die hat man geschieden und das Wasser wieder zum Salz inspissirt; dieses solviren und coaguliren hat er so oft getrieben, bis keine Feces mehr in dem Salz gewesen. Von diesem Salz hat man wunderliche Operationen, auch menschliche und metallische Leiber erzählt, und daß Poleman notable Dinge damit gethan.


Johann Baptist Porta erzählt, daß das Auge des Menschen und anderer Thiere, wenn es gleich ganz zerschnitten, gleichwohl wieder geheilt werden könne. Die Probe dessen ist nicht nur zu Prag Anno 1662 an einer Gans geschehen, welcher man das Auge durchschnitten und alle Feuchtigkeiten herausgedrückt, hernach aber nur ein wenig von einem gewissen Wasser hineingetropft, wovon sich das Auge alsbald wieder angefüllt, also daß das Auge in einer Viertelstunde so vollkommen gewesen als zuvor. Dergleichen hat auch probirt unter den Jesuiten P. Nikolaus Kabäus an einem Lamm, welchem er alle beide Augen durchstochen und die wässerige Feuchtigkeit ganz ausgedruckt, hernach aber auf die Wunde gelegt ein Tüchlein in Schellwurzsaft genetzt, da er dann des andern Tags befunden, daß dem Lamm beide Augen geheilt und andere wässerige Feuchtigkeit wieder an der Stelle gewesen. Dergleichen ist auch geschehen zu Parma zur Zeit Ranutii, des ersten Herzogs daselbst, mit zwei Kapaunen, bei welchen man die Säfte von[332] Schellwurz (Chelidonium) und Augentrost (Euphragia) gebraucht.


So beschreibt auch Langius ein Exempel von einem Mann, der mit seinem Auge in ein Messer gefallen und solches ganz durchschnitten, welches er hernach mit der Alabastersalbe wieder geheilt, was ich dem kunstbegierigen Liebhaber allhier mittheile. Man nimmt nämlich das Kraut Schellwurz ohne einigen Zusatz, hackt und treibt es wie gewöhnlich in demBalneo herüber und läßt solches hernach wohl verlutirt in einer gläsernen Violen 9 Tage an der Sonne stehen, so ist es fertig und zu gebrauchen. Man kann aber, so es Jemand beliebt, um den Geruch nicht sobald zu erfahren, solche mit einem gar wenigen Kupfer, so man darein thut, alteriren. Und weiter sagt er, es gebe auch Bösewichter, welche einem Huhn den Kopf mit einem Pfriemen durchstechen, daß es gleichwohl lebendig bleibe und hernach vorgeben, solches geschehe durch die schwarze Kunst, dadurch sie hernach die Leute fest machen wollen. Denn sie schreiben etliche Charaktere, die sie aus Betrug nur selbst erdenken und binden sie dem Huhn unter die Flügel, stechen hernach demselben den Kopf mit einem Pfriemen durch und durch, spießen den an die Wand und lassen es eine Weile so hängen, hernach ziehen sie den Pfriemen wieder heraus, so schadet solches dem Huhn ganz nichts, daß es auch nicht einmal blutet. Als ich dieser Sache mehr nachdachte [333] und einem Huhn den Kopf eröffnete, fand ich, daß solcher in zwei Theile zertheilt ist, also, daß das Messer oder Pfriemen, wenn er dadurch geht, das Gehirn nicht verletzt, welches ich hernach etlichemal auch versucht und mir sehr glücklich angegangen.


Des Rabelins Tropfen erinnern mich zu erzählen, was ich von dem klugen Medico, Namens Lockmann, gelesen habe, dessen Worte also lauten: Als dieser Lockmann nunmehr bei hohem Alter auf seinem Siechbette gemerkt, daß sein Ende vorhanden, hat er seinem Sohn drei Gläser voll köstlichen Wassers, fest verwahrt, gegeben, mit dem Bericht, daß dasselbe in einem verstorbenen Leib, sofern er nicht bereits zu faulen angefangen, das Leben wiederbringen könnte. Wenn man nämlich mit dem ersten Wasser den Todten begöße, sollte derselbe wieder Athem holen und sich regen, mit dem andern sich aufrichten, mit dem dritten aber gar aufstehen, gehen und also sein Leben völlig wieder bekommen. Es wäre zwar Sünde, daß ein Mensch dessen, was Gott allein zukommt, nämlich Todte auferwecken, sich unterfangen wollte, darum er solches Kunststück nicht oft zu praktiziren, sondern Kunst halber und im Nothfall zu erfahren, was die Natur in diesem Fall vermöchte, ihm wollte anbefohlen haben. Der Sohn will dieses Kunststück an seinem alten verstorbenen Vater, weil der gesagt, daß es Sünde wäre und er ihm vielleicht gern [334] seine Ruhe gegönnt, nicht probiren, sondern als er einmal selbst krank wird, befiehlt er seinem Diener, den Wunderprozeß mit sich, wenn er würde gestorben seyn, vorzunehmen und seinen todten Körper in einer warmen Badstube mit dem Wasser zu begießen. Als Lockmanns Sohn stirbt, will der Diener seines Herrn Befehl nachkommen, legt den Körper in obgedachtenHamam, gießt nach vorgeschriebenem Maß 2 Gläser über ihn; der Todte beginnt sich zu regen und aufzurichten. Als aber der Diener mit dem dritten Glase zu Werke ist und etwas verzeucht, ruft der halb Lebendige: Brîs, brîs; geuß, geuß. Durch solches geschwinde und unvermuthete Zurufen erschrickt der Diener, daß er das Glas aus der Hand und entzwei fallen läßt. Muß also Lockmann Sade sich wieder niederlegen, unter die Todten gerechnet und begraben werden. Etliche sagen, daß ihm ein Engel das Glas aus der Hand geschlagen; sie sagen auch beständig, daß man die Stimme: Brîs, brîs bei mehrerwähnter Hamam Charabe noch heutigen Tages höre. Weil diese Historie uns erst nach unserem Abzuge erzählt wurde, habe ich die Gewißheit der Stimme nicht selbst erfahren können. Dergleichen Schlag ist, was mir vom 6. Martii des Jahrs 1689 ein guter Freund berichtet, daß sich zu Speyer bei der Generalität ein berühmter Medikus aus England angegeben, welcher die ertrunkenen oder erschossenen Menschen, wenn er sogleich dabei wäre, wiederum lebendig zu machen [335] verspricht, deßwegen er von der Generalität zum Kriegsmedico angenommen und bestellt worden, damit man der Soldaten bei Belagerungen oder in Schlachten nicht so viele verlieren möchte, gestalt er den Ertrunkenen oder Erschossenen sobald eine Ader öffnet und warmes Blut hineinthut, so recolligirt sich der Todte stracks, als wenn er in einer Ohnmacht gelegen, nimmt sein Gewehr wieder zur Hand, stellt sich in Positur und thut seinDevoir wie zuvor. Es sollte einer nicht meinen, daß es wahr sey, er hat aber eine Probe an einem Hund, welches stracks zugetroffen, mit der beiwesenden Medicorum Verwunderung gethan.

Becher erzählt eine Fabel von einem Philosophen, welcher, als er alt geworden, hätte er seinem Diener befohlen, er solle ihn todt schmeißen, in Stücke zerhauen, das Blut und Fleisch in ein Distillirzeug thun, eine Essenz daraus distilliren, dieselbe in ein Glas thun, solches hermetice sigilliren und eine Zeitlang in die Digestion setzen, so werde ein kleines Kind darin wachsen, ganz schön und vollkommen, welches er alsdann mit Milch speisen und so aufziehen sollte. Da habe zwar der Diener solches gethan, als er aber aus Kuriosität nach 30 Tagen in das Glas geschaut und darin ein Kindlein erblickt von wunderbarer Schönheit und Klarheit, sey er darüber also erschrocken, daß er das Glas aus den Händen auf den Boden fallen ließ und dergestalt das Kindlein zerschmißen.

[336] Was bisher gesagt ist von den Rosen, Blumen oder Kräutern und deren Verwandlung, so sage ich, daß die Kunst der Natur, gleich eine Tochter ihrer Mutter, nachfolge und nachäffe.


Wie denn auch das Pulver in die Form und Gestalt der Rose sich ganz verwandelt und die vorige repräsentirt. Was die Fliegen anbelangt, so glaube ich nicht, daß der Lebensgeist oder die Bewegungskraft gänzlich gewichen sey, sondern vielmehr, daß die verborgene Ruhe durch die Natur und Kunst erweckt werde. Dieser Unterschied ist zu machen: Die Mücke, welche von der Kälte stirbt, wird durch die Wärme lebendig und ist zu vergleichen mit einem Schlafenden, der keine Bewegung und Regung, deßwegen aber das Leben nicht verloren hat. Es hat mit dem unvollkommenen Ungeziefer eine weit andere Beschaffenheit als mit den vollkommenen Thieren. Jene werden aus der Fäulung erzeugt und verderben so leichtlich, als sie zu leben beginnen; diese aber erheischen mehr Zeit, sind größer, haben mehr Nutzen (weil besagte Mücken nur zu der Speise der Vögel erschaffen sind) und dauren auch viel länger. Die Mücke, welche nach und nach wegen des engen Mundschluckens in dem Wasser stirbt, gleicht einem Vollgesoffenen, der sich weder regen noch bewegen kann. Wenn nun die Hitze oder die austrocknende Kraft des Salzes oder der Kreide solche Feuchtigkeit etlichermaßen verzehrt. so streckt sie erstlich das Gedärm [337] von sich, zieht solches wieder an und bewegt alsdann die Füße, schüttelt die Flügel, kriecht und fliegt endlich davon. Die Probe ist ohne Kosten: Kommt man ihr aber nicht zu Hilfe, so bleibt sie todt. Ich halte dafür, daß auch der Lebensgeist von diesem Thierlein nicht gewichen, sondern nur durch die überflüssige Feuchtigkeit geschwächt, gehindert und unkräftig gemacht werde. Wenn einer aus dem Wasser gezogen wird und man spürt kein Leben mehr in ihm (wie an der ersäuften Mücke), so stürzt man ihn um, daß das Wasser von ihm kommt. Also wird auch besagte Fliege der Feuchtigkeit wieder entladen, es geschehe nun durch die Austrocknung oder durch andere Wege. Und eben solches ist auch von des Seidenwurms merklicher Verwandlung zu halten. Der Phönix gibt uns viele schöne geistliche Lehren, im Uebrigen läßt man es dahin gestellt seyn. Andere Wunderkuren findet man bei curieusen Medicis und Chymicis hin und wieder mehr. Was die geistige von einem lebendigen Leib gezogene Mumie vor eine herrliche Wirkung habe, auch wie man einem fast Todtscheinenden oder in Ohnmacht liegenden eines andern gesunden Geblüt glücklich pflege beizubringen, ist den Chymisten und Theophrasisten bekannt. Allein man bedenke nur, daß der Mensch bestehe in Leib und Seele, dieser beiden Vereinigung. Der sichtbare, unverständige, irdische und sterbliche Leib und die unsichtbare, verständige und unsterbliche Seele machen [338] einen Menschen. Die Seele gibt dem Menschen das Leben, das Empfinden, das Verstehen und Wollen. Wenn die ernährende oder erhaltende Kraft (anima vegetativa) in dem menschlichen Leib aufhört, so muß das menschliche Leben aus seyn, obschon die empfindliche und vernünftige Seele in voller Kraft verbleibt. Denn der Tod ist eine Auflösung der Seele von dem Leib, oder ein Abschied und Ausgang der Seele von dem Leib. Solches bezeugen die Worte des Propheten Eliä im 1. Buch der Könige Kap. 17, V. 21: Laß die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen; und des Kindes Seele kam wieder zu ihm. Und diese ernährende und Leben erhaltende Seele hat nicht allein der Mensch, sondern auch alle Thiere, auch auf ihre Maß die Kräuter und alle Gewächse. Wenn nun, halte ich unmaßgeblich dafür, ein Mensch durch eine tödtlich empfangene Wunde verblichen, sich verblutet oder in einem Wasser ersoffen, das Empfinden, die fünf äußerlichen und innerlichen Sinne erloschen, alle Glieder erstarrt, die Lebenskräfte ganz erkältet sind etc., so wird es in eines des allerkünstlichsten Medici Vermögen nicht stehen, den Menschen, wie der englische Medikus zu Speyer sich berühmt, durch Eingießung frischen Geblüts und zwar vermittelst eines subtilen Aederleins wieder lebendig zu machen und in sein voriges Esse wieder zu stellen. Denn dazu gehört ein großer Glaube, gestalt dergleichen ins Werk zu richten keinem Menschen, sondern der Gottheit allein eignet. [339] Im alten Testament haben wir drei treffliche Wunderwerk und Exempel der Auferweckung der Verstorbenen, so wieder lebendig geworden; erstlich, da der Prophet Elias 1. Buch der Könige am 17. Kap., V. 17 et seqq. der Wittwe zu Zarphat einigen Sohn auferweckt und die betrübte Mutter erfreut. Das andere ist, da der Prophet Elisa seiner Wirthin zu Sunem Sohn mit seinem inbrünstigen Gebet auferweckt hat, im 2. Buch der Könige im 4. Kap., V. 26. Das dritte ist, da der Prophet Elisa gestorben, ist ein todter Körper in sein Grab geworfen, welcher, als er des Propheten Gebeine angerührt, auferstanden und lebendig worden, im 2. Buch der Könige im 13. Kap., V. 22.

[340]

Anhang von denjenigen Krankheiten, die von Zauberei herkommen

Vorrede
Vorrede.

Obwohl gewiß ist, daß die meisten Krankheiten von natürlichen sowohl innerlichen als äusserlichen Suchen ihren Anfang hernehmen und entspringen; da nemlich ihrer viele von übler Diät und unrichtiger Lebensart im Essen und Trinken, dessen sie bald zu viel, bald zu wenig thun, bald was nützliches, bald was schädliches oft auch zur Unzeit geniessen, und sich der übrigen sogenannten nicht natürlichen Dinge, als der Luft, der Ruhe und Bewegung, des Schlafens und Wachens, der Gemüthsanleitungen, der behaltenden und fortzubringenden Säfte und Excremente, der Gesundheit nach, nicht recht bedienen, in diese und jene Krankheit gerathen, oder durch unartigen Gebrauch der sonst nützlichen, vielmals aber auch schädlichen, theils innerlichen, theils äußerlichen Arzneien, wie auch durch unzeitiges Schröpfen, Aderlassen und dergleichen sich in eine Unpäßlichkeit stürzen oder gestürzt werden. So ist doch hingegen [343] auch wahr, daß es viele Krankheiten gibt, die zwar öfters vor Natürliche gehalten, angesehen und traktirt werden, in der That aber rechte Zauberkrankheiten sind. die von dem Teufel und seinem Anhang, den Hexen und Unholden, ihren Ursprung entlehnen. Denn ja unläugbar und es die tägliche Erfahrung bezeugt, daß auf Gottes gerechte Verhängniß und Zulassung zur Strafe der sündigen Welt entweder der Teufel selbst, als der beste Naturkundige, auch durch natürliche Sachen, durch des Himmelsgestirns Einfluß und Constellation, durch alle Elemente, durch die von der Erde in die Luft aufsteigenden Dämpfe, durch allerlei Kräuter und Gewächse, die er schon vorher schädlich weiß oder schädlich machen kann, den armen Menschen, wie nicht minder das unvernünftige Vieh bezaubern, vergiften, ja gar tödten thut oder solches durch sein Hofgesind, die Hexen und Unholde, verrichten läßt. Daß daher die Zauberkrankheiten nicht unbillig könnten beschrieben werden, daß sie eine Plage seyen, die durch Gottes Zulassen von dem Teufel und durch seine Hilfe, von bösen Leuten, einestheils sowohl den frommen und unschuldigen, als auch gottlosen Menschen, jenen zu einer leiblichen Strafe und Sündenabhaltung, diesen aber zur Besserung und Bekehrung,[344] obschon vielmals zu des Leibes Gebrechlichkeit, Verderben, auch wohl Tod und Sterben, doch beiden zur Erlangung der dermaleins künftigen Seligkeit, andern zum Exempel, anderntheils auch den unvernünftigen Thieren, zu des Menschen Verdruß und Schaden, auf allerlei auch wunderbare Art und Weise vielfältig wider die Natur angethan und beigebracht wird. Wie der geneigte Leser in diesem Anhang, darin von den Zauberkrankheiten, derer wahren Erkenntniß, Unter schied und Kur absonderlich gehandelt wird (welches alles uns die beigefügten, wahrhaftigen Zauberbegebenheiten, wie auch Herrn Myllii, hochgelehrtes und bisher unbekannt gewesenes Traktätlein von eben diesen Krankheiten, und Herrn Dr. Carrichteri, weiland Ihro Kais. Maj. Maximilian II. Leib- und Hof-Medici, hochvernünftige Kurart eben derselbigen, die alle in diesem Anhang enthalten, mit mehrern lehren), etwas weitläufiger ersehen und die darin begriffenen vielfältigen Arten der Zauber-Verhexungen, die der arme Mensch durch des Teufels List und dessen Unholden ungezähmte Bosheit fast täglich erfahren muß; da nämlich etliche durch wächsene Bildlein, etliche durch der Hexen Betastung, etliche durch deren Beschreiung und Berufung, etliche durch [345] eingegebene Gifte und dergleichen also verhext werden, daß sie theils als vom Teufel besessen, rasend oder kleinmüthig, theils ganz contract, lahm und krumm, theils ganz thöricht verliebt, theils ganz dürr und mager, ihrer vielen auch ganz ungewöhnlichen Suchen: als Messerspitzen, Dornspitzen, Nadeln, Fäden, Haare, Nestel, Gläser, Eierschalen, wie auch allerlei Gewürm, als Nattern, Regenwürmer, Asteln, Spinnen, Frösche, Kröten, Eidechsen und anderes Ungeziefer, welche die Kranken nachmals sowohl durch den Mund, After und Urin von sich gehen, als aus ihren Eitergeschwären dort und da von sich stossen, daran nicht wenig gar den Geist aufgeben, in den Leib gezaubert werden, theils Weiber auch vor der Zeit von ihrer Leibesfrucht kommen, oder ungestalte, kranke oder todte Kinder auf die Welt bringen; wie auch das unvernünftige Vieh dadurch in fast eben dergleichen Zustände verfällt, daß es ausdorren, die Milch verlieren, lahm und krumm werden oder gar abstehen und verderben muß, nicht unbillig sehr bewundern und bejammern wird.

[346]
1.
1. Begebenheit
Erste Begebenheit
von einem Knaben bei 10 Jahren, welcher allerlei Arten sowohl von 250 lebendigen Thieren, als auch 26 unterschiedliche unbelebte nicht allein natürliche, sondern auch gemachte ungewöhnliche Sachen, durch verschiedenes Erbrechen aus dem Mund von sich gegeben und endlich wieder genesen.

Es hatte sich die alle Welt erleuchtende Himmelszierde, die Sonne, den 30. November des Jahrs 1694 unserem Gesicht noch nicht völlig entzogen, als ein Knabe von 10 Jahren, Namens Johannes Theodorus, Herrn M. Zachariä Döderlins, evangelischen Pfarrers zu Berolzheim, nächst der Stadt Weißenburg im Nürnbergischen gelegen, vielgeliebter Sohn, sich über Kopf- und Magenweh, wie auch gänzliche Verlierung der [347] Speiselust auch nach delikaten Speisen äußerst zu beklagen begann. Die bekümmerte Mutter, ob sie schon nicht wußte, woher diese Unpäßlichkeit ihrem Sohn zustünde, jedoch ohne Zweifel muthmaßend, es möchte ihm, als er gestrigen Tags auf Erlaubniß seines Vaters mit seinen Brüdern in dem Garten sich durch Kurzweil und Spielen erlustigt, etwas Giftiges ungefähr zugekommen seyn, gab ihm einen Löffel voll von einem giftaustreibenden Branntwein ein, in ungezweifelter Hoffnung, er würde tu Kurzem wiederum zur Gesundheits-Genesung gelangen. Aber es war so weit davon, daß durch Gebrauch dieser Arznei, die Krankheit hätte nachgelassen, sondern daß vielmehr selbige weiter anwuchs und dabei des andern Tags sich noch größere Zufälle, als oftmalige Erbrechungen und Durchbrüche von selbst hervor thaten, mit welchem zugleich sehr viele kleine Würmlein sich dem Gesicht gar kenntlich zeigten.

Diesen Zufällen nun begegnete man zwar mit allerlei sowohl das Herz als den Magen stärkenden kräftigen Arzneien. Aber als auch, diese nichts verfangen wollten, wurde beliebt den 3. December einen von den Befreundeten, einen Bürger zu Weißenburg, der vorhin ein Chirurg war, nachmals aber sich der Arznei anmaßte, zu Rath zu ziehen, welcher, ob er schon ganze sechs Tage nacheinander mit Darreichung allerhand das Erbrechen stillenden Mitteln anhielt, doch nicht verhüten konnte, daß, ohne Erwartung einiger Hilfe und Nutzen derselbigen, sich den [348] neunten Tag gedachten Monats recht tödtliche Ohnmacht und Schwachheiten, wie auch sehr heftiges Herzklopfen auf der linken Seite einfanden, auf welche um 1 Uhr Nachmittags starke Fraißzuckungen erfolgten, die ganze 2 Stunden aufs heftigste anhielten, also, daß die Umstehenden nicht anders als um das Leben des Theodor es geschehen zu seyn gänzlich erachteten.

Nichts destoweniger, als die Kräfte sich wieder ein wenig einzufinden und zu der Wiedererholung neue Hoffnung erschien, wurde noch in eitler Nacht HerrDr. Wider, berühmter Physicus Ordinarius der Stadt Weißenburg geholt, welcher auch ohne Verzug erschienen, und als er alle Umstände und eigentliche Kennzeichen dieser Zufälle ganz genau erwogen, nicht übel gemuthmaßt, die Würmer hätten allhier meistentheils ihr Spiel, hat er alsbald vornämlich Wurmtödtende und austreibende Arzneien mit sowohl Magen stärkenden als Fraiß widerstehenden untermengt, verschrieben und noch andere gute Mittel, als: Fraißpulver, Bezoar-Tinktur, himmlischen Theriak und dergleichen verordnet. Wie denn auch ein berühmter Medikus zu Rotenburg, als er Botschaft von diesem üblen Zustand erhalten, allerlei Art Arzneien überschickte, und die bekümmerte Mutter die berufensten aus Wein, Branntwein, Quittenwerk, mit gutem scharfen Gewürz und dergleichen Sachen gemachte äußerliche Pflaster und Umschläge, welche sie von ihr selbst erfunden oder ihr von andern Weibern gerühmt worden, aufzulegen nicht unterlassen.

[349] Als nun alle diese einen ganzen Monat hindurch gebrauchten Arzneien nichts gefruchtet, sondern vielmehr von Tag zu Tag heftigere Zufälle, als Herzklopfen, immerwährendes Hauptweh, öfters Erbrechen, Fraiß und noch andere sich einfanden, hat man für gut erachtet, nur eine kurze Zeit mit Arzneien gänzlich einzuhalten, außer daß auf Anrathen eines Weibs eine kleine Aderläß auf dem Arm vorgenommen worden, worauf sich gefügt, daß die Fraiß ausgeblieben und die Kräfte etlichermaßen wiederkommen, doch das Erbrechen immerzu angehalten.

Daher dann vorbenannter Herr Dr. Wider, nachdem er den 5. Januar 1695 abermals zu Rath gezogen worden, Pilulen wider das Erbrechen und die Würmer verschrieben, von welchen, als der Knabe gleich den andern Tag etliche geschluckt, er angefangen einen lebendigen Wurm in seinem Leib zu fühlen, den 7. aber gedachten Monats gleich zu Mittag also von allem seinem Verstand und Empfindlichkeit gekommen ist, daß man ihn schon in den letzten Zügen zu liegen vermeinte. Da er aber bald darauf sich wieder erholt, hat er so jämmerlich geschrieen, geheult und geweint, daß er das ganze Haus damit erfüllt und aus Herzensangst des Betens überdrüßig, sich auf die Bank niedergeworfen, auf welcher er auf allerhand wunderbare Art und Weise seinen Leib krümmend sich herumgewälzt und zu verschiedenen Malen mit trauriger Stimme gerufen: Es wolle ein Wurm [350] durch unaufhörliches Beißen seinen Leib durchfressen und ihn erwürgen, sein Tod werde in Kurzem erfolgen und sey sein Sterbstündlein gar nicht ferne, so man ihm mit einem Hilfsmittel nicht an die Hand gehe. Deßwegen begegnete man ihm mit allerhand Mitteln, absonderlich mit dem frisch ausgepreßten Knoblauchsaft, welchen, als er häufig getrunken, fast nach Verfließung zweier Stunden der Wurm zu nagen und der Knabe zu schreien aufgehört hat; worauf man alsbald wiederum einen Boten nach Weißenburg abgefertigt, dem Medico zu hinterbringen, was sich während der Zeit begeben und zugetragen habe. Welcher auch den 8. Januar Herzstärkungen, als ein Pulver in 6 Doses oder Theile abgetheilt und schmerzstillende Pilulen überschickt; überdieß sind auch die Wurmzeltlein, die Orvietan-Latwerg und äußerliche würmaustreibende Salben häufig zur Hand genommen worden. Aber der verborgene Wurm spottete dieser Arzneien alle über einen Haufen ganz trotzig, als der bald an der rechten, bald an der linken Seite des Bauchs mit einem so heftigen Nagen anbiß, daß der arme Knabe sich immerzu im Bett hin und her warf, und endlich nach unaufhörlichem erbarmnißvollem Schreien und Seufzen aus übergroßen Schmerzen schier in eine wirkliche Raserei gerieth.

Dieses Trauerspiel währte fast eine ganze Stunde, bis nämlich auf häufiges Eintrinken der Kühmilch, welche ein Umstehender von ungefähr gerathen, dieser Wurm davon gleichsam [351] gestillt und eingeschläfert, eine Zeitlang zu wüthen aufgehört hat. Als man aber beobachtete, daß zwar der Wurm durch die Milch besänftigt, aber nicht ausgetrieben würde, befließ man sich auf alle Weise, wie solcher aus dem Leibe durch anhaltenden Gebrauch auch der sonst bewährtesten Mittel möchte hinweg und fortgebracht werden; aus welchen allen der weiße Andorn soviel verrichtet, daß eine einzige Astel durch den Leib weggegangen. Wiewohl der größere Wurm auch sogar in dem untersten Bauch verspürt und durch den Tartarum Emeticum oder sogen. Brechsalz erbärmliches Erbrechen gemacht wurde, auf welches man die Kräfte nicht wenig erschöpft zu seyn sah, fand man für gut, diesen armen Menschen den 17. Januar selbst nach Weißenburg zu schicken, in gänzlicher Hoffnung, es möchten die daselbst gegenwärtigen Medici ein desto gegenwärtigeres und gedeihlicheres Hilfsmittel verschaffen können. unter welchen auch der vor öfters gedachte Dr. Wider nicht ohne sonderbare Ursache das Infusum Mercurii vivi oder Quecksilberwasser, und den Mercurium dulcem oder das ausgesüßte Quecksilber öfters eingegeben hat, wie auch das bittere Decoctum Herbae Hiperici oder das abgesottene Wasser vom Johanneskraut anstatt des ordinären Tranks den Kranken trinken lassen, worauf auch bei drei Tagen alles still und ruhig geblieben. Aber leider, nach deren Verlauf mit was großer Gewalt hat doch der größere Wurm seine Tragödie wieder zu spielen angefangen, indem er bis an das Herzgrüblein [352] herausgekrochen und sich daselbst zum öftern eingehängt, auch nicht eher nachgelassen, bis man ihm einen guten Trunk Milch gegeben. Gab man ihm aber ein bitteres Getränk, worüber sich zu verwundern, so griff er den Leib alsbald an und biß in denselben grausamlich; benahm man ihm alle Speise und Trank, wich er nicht allein, wie man verhoffte, nicht zurück, sondern es erschien nebst sehr schwerem Athem, Erbleichung und Auflaufung des Gesichts auch die Erstickung, ja die gänzliche Auslöschung der Lebensflamme nächstens dabei. Daher wurde man eilends wiederum zu der Milch, als dem noch einzigen Hoffnungsanker zu fliehen, und ein wenig andere, von den vorigen etwas unterschiedene Medikamente einzurathen gezwungen.

Den 25. Januar wurde abermals ein Purgirpulver gegeben, welches unter- und übersich seinen Effekt mit solcher Gewalt verrichtete, daß Jedermann glaubte, es wurde vor dießmal entweder der Knabe oder der Wurm unfehlbar dadurch sterben, welches erstere alle Umstehenden wegen des gänzlichen Verlusts aller Kräfte geschehen, ganz kümmerlich und trauermüthig besorgt.

Als sich aber selbige wieder ein wenig gefunden, sind den 26. und die folgenden Tage noch stärkere Morsellen, Gift-Latwergen, allerhand Tränklein und andere mit höchster Sorgfalt ausgesonnene Arzneien in Menge aber leider wieder alle umsonst eingegeben worden.

Daher den lieben Eltern das beste däuchte, [353] diesen ihren Sohn wieder zu sich nach Hause zu nehmen, welche sowohl mit ihren guten Hausmitteln fleißig angehalten, als auch vieler Aerzte und Marktschreier berufene Arzneien, die sie von ihnen begehrt, in Gebrauch zu ziehen emsigst verfahren. Welcher Aerzte Rath aber keiner vorträglicher war, als der dahin ging, daß man den Stichen und Aufsteigen des verborgen liegenden größeren Ungeziefers durch starke Reibung mit warmen Tüchern immerzu begegnen sollte. Maßen man auf diese Art des Tücherreibens dieses Ungeziefer auf- und abwärts, hinter- und vor sich und wo man hin wollte, in des Kranken Leib hinleiten und verfolgen könnte, ob es gleich bisher auf keine Weise mochte ausgetrieben werden. Daher wenn man selbiges bis an den Schlund herausgekrochen sah, mußte solches nicht mehr mit Milch, wie vorhin, sondern mit einem Trunk Essig, oder wie gedacht mit Anreibung warmer Tücher, die Erstickung zu verhüten, zurückgelockt und wieder hinabgebracht werden.

Und von der Zeit an hat der geplagte Knabe die genossenen Speisen bei sich behalten können, vornämlich aber diejenigen, die seinem Wurm anständig waren; bald aber diejenigen durch den Mund von sich werfend, welche selbigem gleichkam mißfielen, wie man solches sowohl aus der Unterschiedlichkeit der Affekte und Gemüthsbewegungen, als auch aus den ungleichen Schwenkungen des untern Leibes gar kenntlich abnehmen konnte.

Nach solcher Zeit wurde beliebt ein medizinisches[354] Gutachten, von der Fakultät der berühmten Universität Altdorf bei Nürnberg einzuholen, welche davor haltend, es wurde von fernerem Gebrauch der Medikamente wenig Hilfe mehr zu hoffen seyn und wäre nichts destoweniger besser, ein zweifelhaftiges als gar kein Mittel mehr vorzunehmen, zuvorderst dahin einrieth, man müsse den Leib durch einen von geschickter und chirurgischer wohlerfahrnen Hand geschehenden Schnitt öffnen. Nachdem aber dieses äußerste Mittel nicht gefallen wollte, erholte man sich noch anderwärts bei den berühmtesten Medicis guten Raths, als von Nürnberg, Augsburg, Frankfurt a. M., Rotenburg a. d. Tauber, Oettingen und gar aus der Schweiz etc., deren aller schriftliche Consilia, Arzneiverschreibungen und Gutachten, so wir hier vorzeigen wollten, uns ein ganzer Tag oder noch mehr nicht würde genug seyn; deßhalb solche vielmehr auszulassen gedenken, bevorab, weil selbige alle nicht die geringste Hilfe verschafft.

Wie, wenn dieses Uebel noch weit mehr zu – genommen hat, denn dieser arglistige böse Wurm kroch nicht seltsam in einem Tag bei 300 mal in den Hals heraus. Da nebstdem auch die meisten Speisen durch das Erbrechen von sich gingen, wiewohl auf Anrathen eines mir Unwissenden das Decoctum Herbae Cardui benedicti et Basil., das ist das abgesottene Wasser von Cardobenedicten- und Basilienkraut, mit Hinzusetzung der rothen oder Goldmyrrhen in steten Gebrauch gezogen wurde. Ja, welches [355] noch mehr ist, lief unter solcher Zeit der untere Leib des Knaben von denen in sich häufig habenden Ungeziefern, welche man augenscheinlich wahrnehmen konnte, in eine überaus große Dicke auf, unter welchem Geziefer jedoch nicht mehr als ein einziges übersich kroch, die übrigen aber alle niemals in die Höhe begehrten, sondern allezeit in dem untern Leib verblieben.

Wiewohl nun fast alle Hoffnung der Wiedergenesung verschwand, unterließ man doch nicht alles dasjenige vorzunehmen, was zu dieser Sache tauglich schien. Man versuchte das äußerste, wie in verzweifelten und verlornen Fällen zu geschehen pflegt. Der unglückliche Kranke wurde des Tags etlichemal bald aufwärts bald abwärts mit zur Erde geneigtem Gesicht und Haupt gelegt und gewendet, damit er den Dampf von der siedheißen Milch, die man ihm unterstellte, mit offenem Mund in sich ziehen sollte. Man befahl ihm auch bald in ein warmes Milchbad, in ein warmes Wasserbad zu gehen, und sich darin unterzutauchen, bald auf warme Milch zu sitzen.

Ob nun schon dieser sogenannte größte Wurm durch die Milch, als seiner annehmlichsten Speise, mit welcher er sich am besten ernähren und unterhalten ließ, auch so weit gebracht wurde, daß er sich, so oft man ihm warme Milch vorstellte und der Knabe den Dampf von selbiger in sich zog, vor allen und jeden Anwesenden aus dem Mund augenscheinlich und wahrhaftig sehen ließ, konnte man ihn doch nicht, wenn er auch gleich [356] durch Anreizung der Milch bis in den Hals des Knaben gelockt wurde, so daß er seinen Kopf aus dessen Mund zum öftern herausstreckte, nicht zum gänzlichen Herauskriechen vermögen.

Die einzigen Wildengansischen Pilulen trieben zwar eine einzige Astel, aber sonst kein Ungeziefer mehr von ihm, wobei sie noch ein zweitägiges Erbrechen erweckten.

Indessen als dieß vorging, kam den 25. Februar ein stolzer und kühner Markarzt an, welcher mit Verachtung aller gebrauchten Arzneien, von bittern Sachen abzustehen, hingegen mit Süßem und Feißtem fortzusetzen inständig anhielt, dem man auch, weil dann und wann seine Sachen ungefähr anschlugen, allen Glauben beimaß. Denn von dem 4. März an bis zum 26. kamen mit höchster Verwunderung aller derjenigen, die sie mit ihren Augen gesehen haben, aus dem Mund und den Nasenlöchern des Knaben folgende lebendige Ungeziefer hervor: Nemlich 162 Astel oder sog. Mülleresel, groß und klein unter einander vermischt, von welchen er auf einen einzigen Husten oder Reisper auf einmal 10, ja zu Zeiten 20 von sich geworfen; zwei Teredines oder Holzwürmer; ein einziger gar sonderbarer weißer Lumbricus oder langer Wurm, aber mit einem schwarzen Kopf begabt, deßgleichen auch einer den Nabel durchgraben; vier aufs schleunigste laufende ganz ungemeine Würmer, von welchen ein jeder 24 stachelichte Füße hatte; zwei hüpfende Papiliones, Feuer- oder Zweifalter; eben soviel andere schnell lausende [357] rothe und den großen Ameisen ähnliche Würmer; ein einziger ganz weißer Mülleresel; 42 Erucae oder Raupen dunkelbrauner Farbe, von verschiedener Größe; und endlich ein einziger Sacarabaeus oder Käfer in seiner gewöhnlichen Größe.

Wie sehr sich die wehmüthigen Eltern über den Abschied dieser Thiere erfreut, ist leichter mit Gedanken zu erreichen als mit Worten auszusprechen. Wie sie dann dem fromm-milden Gott für solche seine erwiesene Güte höchlichsten Dank erstatteten und nicht anders glaubten, es würde nunmehr ihr Sohn ohne Zweifel mit der Gesundheitsgöttin eine beständige Versöhnungsbedingung machen und eingehen können. Aber was geschieht? Als die zwar etwas getrösteten aber noch in betrübter Erinnerung lebenden Eltern, deren übrigen lieben Kinder an dem Ostertag, als den 26. März, Spielens halber in Anfangs gedachtem Garten spazierten, siehe da, als sie an nichts weniger dachten, finden sie in einem ganz neuen und zierlich gebauten Vogelnest ein weißes mit etlichen rothen Figuren bezeichnetes Ei; sie nehmen solches als ein unverhofftes Osterei in kindlicher Freude heraus und zu sich, eröffnen es, deß Willens, solches in der Stube in guter Eintracht miteinander zu verzehren. Das Eiweiß darin glich einem frischgesottenen Ei durchaus, der Dotter aber war ganz schwarz und schien als mit Schießpulver besprengt. Daher schaffte man ihnen alsbald selbiges wegzuwerfen und zwar unter den Gartenzaun, [358] auch ihre Hände, so sie etwa mit einer giftigen Unreinigkeit dadurch möchten besudelt haben, mit Wasser aufs beste abzuwaschen, worauf alsbald im Beiseyn der Eltern und anderer ohnedieß auf der Gasse stehenden Nachbarn, die sich aus Neugierigkeit und Vorwitz, wie zu geschehen pflegt, gleich dazu fanden und in den Garten gingen, in aller Angesicht ein indianischer Gockelhahn todt darniederfällt und zwei andere Hennen erkrummen; den folgenden Tag aber in den in der Mitte zusammengehenden Kreuzgängen eben dieses Gartens ein schwarzes Pulver, unwissend von was für einer Art, auf dem Boden ausgestreut in Acht genommen wird. Woraus dann großer Argwohn und Muthmaßung einer obhandenen Hexerei und Verzauberung nicht unbillig entsprungen. Man ruft abermals vorgedachten Marktarzt und sucht bei ihm diejenige Hilfe, die man von seinem beigemessenen starken Vertrauen unfehlbar erwartete. Dieser verschaffte sowohl Pflaster und Salben, als verschiedene Pulver aufs reichlichste, von welchen ersten des Knaben unterer Leib ganz hart als eine Rinde, durch diese aber, welche man alle Tage wenigstens 4-, wohl auch 10mal eingab, der Magen aufs äußerste angefüllt wurde, daß man von dem täglichen Räuchern und andern Mitteln nichts melde, mit denen als man Tag und Nacht aufs sorgfältigste fortfuhr und der Leib dadurch als mit einem starken Gürtel zusammengezogen und übersich gedrungen ward, begab es sich, daß von gemeldtem Tage an bis [359] den letzten Mai vier Frösche mittelmäßiger Größe, als welche durch von untenher gebrauchte stinkende Salben verjagt, von obenher aber durch zu dem Mund des Knaben gesetzte süße Sachen dahin angelockt und also hin und her verfolgt worden, durch den Mund des Knaben hervorkamen, bei welchem einen man einenScarabaeum oder Käfer und einen Vermem Majalem (Maiwurm) und zwei Erucas oder Raupen, bei dem andern aber sehr viel Samen nach ihrer Eröffnung fand, die zwei übrigen aber gar nichts bei und in sich hatten.

Hiebei begab sich etwas ganz wunderbares und sonderliches, so wir zu erzählen nicht unterlassen können: Als nämlich der erste Frosch durch den Mund ausgeworfen war, wurde auf Anrathen etlicher Freunde der Knabe bei dunkler Nacht zu einem Weyer oder Teich, worin sich sehr viele Frösche befanden, geführt, in der Meinung, so etwa mehr Frösche sich in seinem Bauch enthielten, es würden selbige durch eine heimliche unter sich tragende Sympathie, Liebe und Freundschaft von ihresgleichen in dem Wasser sich befindenden vielen Gespanen und deren Geschrei hervor und in den Weyer zu springen anlocken lassen. Es kam aber der Knabe kaum dahin, so geschah es, daß sein Leib sehr hoch auflief und man darin sehr viele kriechende lebendige Thiere verschlossen ersah. Wie dann der sogen. größere Wurm, welcher etliche Wochen hindurch zu beißen aufgehört, sein voriges Trauerspiel auf grausame Art wieder anfing, sich in die [360] Höhe gegen den Mund zu begab, und zwar innerhalb zwei Tagen wohl tausendmal, und worüber man sich am meisten verwundern wird, so hörte man die noch übrig in dem Leib steckenden Frösche nicht allein eben auf solche Art mit genauester Nachahmung wie diejenigen, so in dem Weyer-waren, zu schreien und zu quacken, sondern man sah sie auch auf gleiche Weise herumhüpfen. Daher sich nachmals der arme Mensch an einem solchen Tag, da die Frösche zu schreien pflegen, bevorab, so er einen gehört, niemals mehr getraute seinen Fuß aus dem Hause zu setzen. Denn wenn er solches that, singen alsbald an alle in seinem Leib sich aufhaltenden Thiere unruhig zu werden und hin und wieder zu kriechen, welches niemals ohne großen Schmerzen und verspürten Schaden abging.

Nach Hervorbringung dieser Frösche folgten kurz darauf etliche Kröten und endlich Eidechsen, einundzwanzig an der Zahl, von unterschiedlicher Größe; wobei zu merken, daß 1) Gleichwie die Frösche also auch die Kröten unterschiedlicher Farben und von allen deren Geschlechten oder Specierum gewesen seyen. 2) Daß unter diesen Kröten die größte, so einer Spanne lang, die kleinern mit ihrem giftigen Anhauchen und Zischen alsbald getödtet und nachmals deren Speichel, welchen sie haufenweise von sich gegossen und damit ein ziemlich großes Glas hätte angefüllt werden können, wiederum eingeschlürft habe. 3) Daß allezeit vor dem Erbrechen dieses [361] Ungeziefer ein fiebrischer Frost, Schauer oder Zittern vorher gegangen sey, welchem bald darauf ein sonderbares Kitzeln in dem Mund und endlich das Auswerfen dieser Thiere selbst nach derselben Länge ohne sonderlichen Schmerzen aus dem Mund des Knaben gefolgt. 41 Daß alles dieses durch den Knaben von sich auf die Erde geworfene Geschmeiß, wie alle dieser Art Thiere zu thun pflegen, mit größter Hurtigkeit in der Stube herumgelaufen und gekrochen, und sonst alle anwesenden Leute gescheut, außer unserem einzigen Theodor, der aus lieblicher Sympathie selbige, wohin er wollte, treiben, nach Belieben fangen und in das zu ihrer Aufbehaltung gewidmete Glas bringen und einschließen konnte. 5) Daß alle durchaus, auch die Frösche und Kröten überaus viel Milch eintranken und mit selbiger in gedachtem Glas konnten gespeist und erhalten werden, nach aufgegossenem Roßharn aber bald umgekommen seyen; und daß 6) die allerletzte Eidechse schon todt und mit an einem Ort schon etwas abgeschälter Haut weggebracht worden.

Nunmehr schien alles überstanden und außer Gefahr zu seyn bei denjenigen, die davor hielten, daß weil der größte und grausamste Wurm unter allen sich nicht mehr spüren ließ, selbiger entweder gestorben oder heimlich aus dem Leib davon geschlichen sey. Aber diese gute Hoffnung war bald vergeblich, denn als der gute Theodor den 11. Juni nach zuvor zu Gott eifrigst abgeschicktem Gebet (wie täglich zu geschehen pflegte), [362] sich wiederum in das Bett begab, in welches er sich zwei Tage vorher durchaus nicht legen wollte, aus Furcht, es möchte diese Schlange oder große Wurm heimlich darin verborgen liegen, und sanft schlief, richtet er sich schleunigst auf und schreit, es sey ihm was Bitteres durch den Schlund und Hals hinabgeflossen und daher komme es, daß der untere Leib wiederum auflaufe. Ja ein großes Thier selbst, was es auch vor eins wäre, als es in des Knaben Gedärm kam, bohrte es selbiges grausamlich und zwar in einer Stund wohl 300mal, also, daß die erlittenen Schmerzen nicht abzunehmen, sondern leider anschienen verdoppelt zu werden. Denn nachdem gleichsam das Wurmnest etwas zerstört, wußte dieses Ungeheuer nicht mehr an einem Ort zu bleiben, sondern gleichsam rasend und wüthend als zum Zorn gereizt tobte es bald wider die obern, bald wider die untern Theile dieses jungen Körpers, und auf nur schlechtes Anstoßen mit einem Finger oder auch die geringste Leibesbewegung des Knaben, als dessen überdrüssig, that es wohl mehr als tausend der schärfsten Bisse, daß, so dieser Arme auf solche fast unleidentlichen Schmerzen aufschrie, man ihn beinahe 50 Schritte weit hören konnte.

Ob aber diese schädliche Bestie wiederum eine andere als die vorige, welche schon weggegangen und alle Anwesenden mit ihren Augen gesehen, gewesen sey, oder ob sie, nachdem sie schon einmal ausgeworfen worden und sich vielleicht unter dem Stroh des Bettes bisher verborgen gehalten, [363] entweder von sich selbst wiederum durch des Knaben Mund in dessen Leib gekrochen, oder durch neue Hexerei hineingezaubert worden, weiß man so genau nicht und ist allein Gott bekannt. Indessen ist doch ganz gewiß, daß dieses Unthier den 6. Juni wahrhaftig durch des Knaben Schlund und Mund herausgekrochen und zwar durch gegebenen folgenden Anlaß: Als nämlich die Anverwandten und Bekannten, da sie den Theodor besuchten, unserer Gewohnheit nach etwas von Zuckerwerk mitbrachten, ihr gutherziges und mitleidiges Gemüth dadurch zu bezeugen, begab sich dieses größere Ungeziefer, welches sehr große Luft und Begierde nach süßen Sachen trug, sprungweise nach dem im Bett liegenden Mund des Knaben, und drang sich dahin mit solcher Gewalt, daß er um weitere Gefahr zu vermeiden, den Ort zu ändern gezwungen wurde. Er verfügte sich also in eben diesem Schlafzimmer zu dem Fenster, wo er sich auf ein Kissen auf der Bank bei heller Sommerwitterung niederließ, da geschah es, daß er ein solches Zuckerwerk in der Hand haltend in eine Ohnmacht verfiel, eben dazumal der oft gemeldte größere Wurm, welchen die Umstehenden eine Natter nannten, ohne Zweifel durch die zuckersüße An- und Hervorlockung aus dem Munde des Knaben hervorsprang, welcher, da er weg war, des Knaben Bauch ohne Verzug zusammenfiel und seine Geschwulst verlor.

Diese sich wahrhaftig aus dem Leib wegbegebene und auf die Erde geworfene Natter, obgleich [364] alle Hausgenossen mit emsigem Fleiß und Sorge eine ganze Stunde suchten, konnten sie doch selbige nirgends finden, daher sie nicht wiederum wie das erstemal in des Knaben Maul krieche, fand man vor gut, selbigen gleichsam zu verstecken und in das Haus eines wegen seiner Ehrbarkeit und Redlichkeit wohlbekannten und berufenen Nachbars zu bringen, besonders da man vorhin beobachtet, daß diese Ungeziefer insgesammt, die Frösche, die Kröten, die Eidechsen und andere unter allen Umstehenden nur allein diesen jungen Menschen verfolgten, in welchem Haus er dann durch Gottes Gnade ganze acht Tage von allem Uebel befreit, munter und frisch, sowohl der Leibes- als Gemüths-Gesundheit zur Genüge genossen.

Das Trauerspiel, worin alle genannten Thiere aus dem Mund des Knaben als auf die Schaubühne hervortraten, haben mit Augen gesehen vornämlich Herr Knebel, Beamter und der ehrwürdige Herr Pfarrer zu Trommelsheim und noch viele andere glaubwürdige Personen mehr.

Indessen werden diesem jungen Menschen von einer adelichen Person, die ihn besuchte, allerhand Arzneien geschickt, mit der Versicherung, es seyen lauter natürliche und erlaubte Mittel, welche so beschaffen, daß sie vornämlich denjenigen dienen, welchen was Widerwärtiges von der Beschreiung oder Verhexung ungefähr begegnet. Es waren aber selbige beiläufig 1) Ein Wasser von etlichen Unzen. 2) Ein Pulver zum räuchern. 3) Noch ein anderes Pulver und ein [365] Oel innerlich einzunehmen und 4) ein Anhängstück. Diese so sehr belobten und hochgepriesenen Mittel, wie auch diejenigen, welche vorgedachter Markarzt an Handen gegeben, wurden mit bestem Fleiße gebraucht, durch deren Hilfe, nach Meinung des gemeinen Mannes, vielmehr aber ungefähr und zufälliger Weise soviel gewirkt worden, daß vom 17. bis zum 24. Juni der Knabe aus seinem Munde folgende ungewöhnliche Stücke hervorgegeben hat, als 1) Etliche Schuster-Niedlein, womit sie die Sohlen anzunageln pflegen. 2) Einen halben Ring von einer Kette. 3) Sieben Scherblein von zwei ungleichen irdenen Schüsseln. 4) Etliche Steine, davon zwei ziemlich groß waren. 5) Ein Bändelein von schönen Haaren. 6) Unterschiedliche Stücklein von weißen und rothen Eierschalen. 7) Zwei abgebrochene Messerspitzen, davon die eine in Haar eingewickelt sich zeigte. 8) Ein Scherbe von einem zerbrochenen Apothekerdeckel, worin vorher eine Arznei aufbehalten worden und endlich 9) zwei sehr große Nägel.

Es ist aber dabei zu wissen, daß diese Stücke nicht zugleich und auf einmal, auch nicht so gar leicht, sondern nach und nach, meistentheils mit höchster Müh und Arbeit und großem Gewalt weggebracht worden sind, also daß innerhalb etlicher Stunden je zuweilen kaum ein einziges unter denselben weggegangen, aus welchen die Messerspitze allein soviel Arbeit gemacht, daß daher eine innerliche Verletzung des Halses und eine große Heiserkeit entstanden.

[366] Und hiemit wird ja hoffentlich nichts Böses mehr zu fürchten, sondern durch Gottes Gnade alles große Uebel überstanden, auch die häufigen Herzenswünsche der Wohlwollenden erfüllt seyn, zumal da der geduldige junge Mensch kein lebendiges Thier mehr in seinem Leib verspürte, wodurch auch die hocherfreuten Eltern sich bewogen fanden, ihren Sohn den 16. Juni wieder nach Hause zu nehmen. Jedoch wurde derselbe nicht in sein voriges Kreuz- und Jammerzimmer, sondern in ein anderes Schlafgemach gebracht, in dasjenige nämlich, welches gedachten Herrn Pfarrers Frau Schwieger, die unlängst von Rotenburg an der Tauber nach Berolzheim gekommen war, inne hatte, bei welcher er auch in einem Bett geschlafen, so daß gedachte Ahnfrau in Wahrheit um diesen ihren Enkel höchst sorglich und bekümmert die ganze Nacht durch kein Auge zuschloß noch schlief, bis erst den andern Morgen beinahe um 6 Uhr. Worauf ein wenig hernach sich leider zutrug, daß die sogen. Natter sich mit aller Anverwandten höchsten Bestürzung und undenklicher Traurigkeit, wie leicht zu erachten, in den Leib des Knaben wiederum begeben, welche aber doch nicht gar lang darin verblieben, sondern auf Gebrauch einer Arznei in dreifacher Dosis und eifrigst zu Gott geschicktes flehentliches Gebet, da inzwischen den abgematteten Armen eine kleine Verzuckung und Schlaf überfallen, sich bald wieder heraus gemacht; dabei aber dem Theodor einen so tiefen und starken Biß in den Fuß gegeben, daß man [367] daraus einen Natterbiß ganz offenbar erkennen konnte; er selbst auch, von solchen Schmerzen aufgeweckt, als er zu sich selbst gekommen, ungesäumt aus dem Bett sprang, davon floh und sich in seines Herrn Vaters Studierstube begab. den von Gift aufgelaufenen Fuß Jedermann zeigte und um schleunige Hilfe und Rath inständig bat. Da man ihm nun ohne Verzug in rechtem Gewicht vom besten Theriak eingab und den verwundeten Ort mit Scorpionöl wohl bestrich, verging die Geschwulst, ja es that sich die so lang verlorne Gesundheit so schön wieder hervor, daß die frommen Eltern Gott vor die durch seine Barmherzigkeit endlich geschehene Erhörung ihres eifrigen Gebets schuldigsten Dank zu sagen, am nächsten Sonntag darauf ihrem Sohn sich anzukleiden und mit ihnen in die Kirche zu gehen befahlen.

Aber, ach Gott! ist es vielleicht noch nicht genug, diese deine arme Kreatur mit Plagen zu belegen und beliebt dir etwa noch länger diesen jungen Menschen den Teufels-Folterungen durch deine gerechte Zulassung zu übergeben? Ja es ist so, denn als er von der untern Stube in die obere die Stiege hinausgeht, um seine Kleider zu holen, da verfolgt diesen Unschuldigen abermals die genannte Natter, welche er ersichtlich ward und um eine neue Gefahr zu vermeiden, sich ganz hurtig in die obere Stube hinein verfügt, die Thüre hinter ihm schleunigst zumacht und um eiligste Hilfe ruft. Welcher Ursache wegen er vor Furcht zitternd und bebend diesen [368] ganzen Tag nicht eine Viertelstunde allein gelassen wurde, auch zu Hause bleiben mußte, bis erst Abends seine Eltern ihm mit ihnen auszugehen erlaubten. Da dann, als sie auf guter Freunde gewöhnliche Art von dem gedachten Herrn Beamten besucht, der unglückliche Sohn im Beiseyn jenes diejenige Messerspitze, welche er schon etliche Stunden zuvor herauszubringen mit höchster Mühe sich bearbeitet hatte, endlich ausgebrochen hat. Aber noch nicht genug!

Ob er schon dieselbe Nacht nicht in seines Vaters, sondern in seines Nachbarn, Herrn Caspar Bambruckers Behausung, nach der Gewohnheit mit eifrig zu Gott abgeschicktem Gebet, zugleich mit seiner Frau Großmutter zu Bette ging und ihn durch Gottes Gnade nichts Widriges betraf, sondern sanft und wohl schlief, so fühlte er doch gleich am Morgen ungefähr um 6 Uhr abermals eben diese so vielfältig genannte Natter in seinem Bauch, in welchem sie ihre gewöhnlichen Gewaltthätigkeiten und Anläufe sehr grausam vollbracht und öfters einen lauttönenden Zischer von sich hören ließ.

Weil nun auch diese List der Verschickung in andere Häuser, wie gehört, dieses Unthier abzuhalten, nichts verfangen wollte, wurde er wieder nach seinem Haus gebracht, wo er nach bestmöglichstem Gebrauch sowohl geistlicher als leiblicher Mittel sich folgende Nacht in sein Bett begab, bei welchem die bekümmerte Ahnfrau immerzu stund, in der Meinung, daß wenn dieses Ungeziefer wieder weggienge, sie würde [369] solches mit ihren Augen zu Gesicht bekommen können.

Ob sie nun gleich diesen ihren Enkel mit unverwandten Augen stets ansah und dessen Mund nicht aus dem Gesicht ließ, konnte sie doch dieses ganz ungestüme Ungeheuer im Weggehen nicht erblicken. Als sie aber nur ein wenig weggegangen war und den Knaben ein leiser Schlaf und einige Entzuckungen befallen, hat diese Bestie sich endlich, und zwar das vierte- und letztemal, von dem Knaben weggestohlen, mit Hinterlassung eines so heftigen Bisses in die Hand, daß das Blut herauslief.

Nach solcher Zeit sandten die guten Eltern, auf reife Ueberlegung und eingeholten Rath, dem Wieder kommen dieses größern Ungeziefers bestens vorzukehren, diesen ihren Sohn nach Weißenburg, und nachdem sie selbigen dem göttlichen Schutze und der treuen Vorsorge seiner Frau Großmutter, sowie aller übrigen guten Freunde befohlen, haben sie ihn etliche Wochen daselbst gelassen, überdieß auch mit stetem Gebrauch dienliche Arzneien und allerhand andere benöthigte Hilfs- und Unterhaltungsmittel ihm ohne Abgang an die Hand zu gehen nicht vergessen. Daher kam es auch, daß nach Auswerfung durch den Mund noch etliche kleine Frösche und drei kleine Stücklein von einer kleinen todten Natter, und zwar eben zu solcher Zeit, als ihn, da er auf der Erde lag, des Herrn Apothekers Hofstätters Sohn aufgehoben und nach so vielen und wohl tausend mit Gottes Hilfe überstandenen [370] Uebeln er endlich von allen bisher erzählten Ungeziefern und andern wunderbarlichen Dingen, wie auch von den erst zu Rotenburg im Juli 1695 noch weggegangenen Knölchen von Haaren, absonderlich von dem so dick gemeldten großen Wurm oder Natter, durch Gottes sonderbare hohe und stets zu preisende Güte gänzlich befreit und in die vorige sowohl Gemüths- als Leibesgesundheit mit aller Menschen höchster Verwunderung wieder versetzt worden. Und noch jetzt nicht allein völlig wohlauf ist, sondern auch aus hoher Gnade und Munificenz Ihro Hochfürstl. Durchl. des Herrn Markgrafen zu Ansbach etc. in das Gymnasium zu Heilbronn als Alumnus aufgenommen, ohne bisher geführte Klage einer Unpäßlichkeit den Studirenden unverhindert abwarten thut.

2. Begebenheit
Andere Begebenheit
von einem vierzigjährigen Mann, welchem eine Hexe in Gestalt einer Katze große Augenschmerzen zugefügt und ganz blind gemacht, wobei aus den Augen Dornen, Wergfäsen, Haare und Breikörnlein gegangen, dem endlich andere Hexen das Gesicht wieder gebracht.

In dem Dorf Buch im Pflegamt (ein Gericht) Konitz, der Grafschaft Schwarzenburg, kam vor zwei Jahren öfters in das Haus eines Einwohners daselbst, so in Bereitung allerlei mechanischer [371] Kunststücke berühmt und eines redlichen Wandels war, Namens Johannes Hoffmann, 40 Jahre alt, eine schwarze Katze, welche man vorher nie gesehen, die da Käse, Eier und Milch oftmals weggenommen und diesem Dorfmann dadurch nicht geringen Schaden zufügte, also daß er gezwungen wurde, auf Mittel zu denken, ihr zu widerstehen. Als er demnach diesen seinen beschwerlichen Gast in einem an sein Haus anstoßenden Garten sah, schießt er selbige mit einem Rohr zu todt. Wie er Willens ist selbige über den Zaun zu werfen, aber noch nicht ganz todt findet, stümmelt er ihr die Füße ab und wirst sie also zum Garten hinaus, an welchem Ort sie den folgenden Tag nicht mehr gefunden wurde, auch war Niemand, der sie verloren suchte. Nach Verfluß eines Monats, da die Nacht hereinbrach und er von dem Acker nach Haus gehen wollte, trifft er eben diese Katze auf einer seinem Maierhof nahe gelegenen Wiese an, schlägt zum öftern auf sie los, aber umsonst, indem sie durch einen Sprung dem Streich allzeit entgeht. Einen Tag darnach spürt er sehr große Schmerzen in seinem rechten Auge. Den dritten Tag geht er wegen der durch solche Hitze und Entzündung sehr gehäuften Schmerzen in sein Dorf, wo er doch nicht unverletzt bleiben konnte, denn es fiel ihm ein Bienenschwarm geschwind an das rechte Auge, welchen er mit aller Gewalt nicht abzutreiben vermochte. Er lauft eilends nach Haus, die Bienen aber folgen ihm auf dem Fuße nach, auch in sein innerstes [372] Zimmer. Die Schmerzen nehmen von Tag zu Tag zu, daß er oft 14 Tag und Nacht ohne Schlaf zubringen mußte; darauf erfolgte die Blindheit, welche 32 Wochen währt. Er zieht die Doktoren zu Rath und spart keine Kosten; aber alles umsonst! Jeden Tag zieht er Dornspitzen, Wergfäsen, Haar und Breikörnlein aus dem Auge. Nach Verfluß solcher Zeit, als dieses Uebel ihren Ort verließ und in das linke Auge kam, begab es sich, daß ihn 3 unbekannte Frauen besuchten, vorgebend, als kämen sie aus Egypten, ihm die Kur und Heilung versprechend, so er nur wegen des Salairs sich mit ihnen vergleiche. Er verspricht ihnen 5 Reichsthaler. Sie erzählen darauf die ganze Sache, wie es mit ihm ergangen und ersetzen ihm mit gekochten Kräutern wiederum völlig sein Gesicht. Diese Historie ist genommen aus der Mediz. Inaugural-Disputation Friedrich Käsebergs, von den Krankheiten durch Verhexung Kap. 5, Pag. 34 zu Jena, 1682 unter Herrn Dr. Wolfgang Wedel gehalten.

3. Begebenheit
Dritte Begebenheit
von einem Weibsbild, welche nach zuvor ausgestandenen überaus schweren Zufällen mit dem Urin, Nadeln, Nägeln, Büschlein Haar, Nesteln und ein mit Faden umwickeltes Säcklein von sich gegeben, sammt Kur und beigefügten sonderbaren Mitteln.

Im Januar Anno 1695 geschah es, daß ein [373] noch lediges Weibsbild, welche zuvor einen geschwollenen Bauch gehabt und sich über die heftigsten Schmerzen hin und wieder, die absonderlich im Kopf, den Gliedern und im Bauch sie quälten, sehr beklagte, zu welchem noch eine Leibesverstopfung volle 20 Tage lang kam, endlich mit dem Urin, wie der Medikus selbigen Orts vorgibt, folgende Sachen von sich gab, nämlich eine große Nadel, welcher noch andere drei folgten, darunter eine ein Knöpfchen von spanischem Wachs hatte, mit noch fünf andern, welche zur andern Zeit nachkamen; item drei Hufnägel, Büschlein Haare, kleine und große Nesteln, 12 Stücklein Glas von unterschiedlicher Form und Größe, zwei neue Schuhnittlein, noch ein anderer ganzer Pferdehufnagel und 2 dergleichen zerbrochene und endlich ein Kissen oder Säcklein, hin und wieder zerstochen und oben auf mit einem gesponnenen hänfenen Garnfaden umwickelt, welches von der Kranken aus der Mutter gezogen worden.

Von der Kur dieser Krankheit gibt man vor, daß absonderlich drei Stücke dazu erfordert werden und zwar 1) zauberische Mittel; 2) geistliche Mittel und 3) leibliche und natürliche Mittel. Die zauberischen Mittel sind dem wahren Christen verdächtig und verboten; die geistlichen bestehen im Gebet und geistlichen Vermahnungen und Tröstungen; die leiblichen und natürlichen, welche mit den geistlichen zu vereinbaren, werden hergenommen aus Gift-widerstehenden und Gift-austreibenden, Herz-stärkenden und andern dazu [374] gewidmeten Specificis, durch deren Kraft und Hilfe dergleichen Zustände bei vielen, wo nicht von Grund aus gehoben, doch also gelindert und gestillt werden, daß die Kranken einen großen Trost und Hoffnung davon erlangt haben. Solche Krankheiten aber werden nicht als in langer Zeit und nach und nach kurirt, obschon zumal eine Hoffnung völliger Genesung sich zeigt und es durch geschehenen Stillstand, als ob dieser Zustand völlig weggenommen und abgethan wäre, erscheint, so kommen sie doch nachmals ganz unvermuthet wieder und machen sowohl den Herrn Geistlichen als Medicis große Sorge, Mühe und Arbeit.

Wider dergleichen zauberische Krankheiten und hexerische Zufälle rühmen etliche Medici unter Anderem sehr und halten vor ein gewisses und sonderbares Hilfsmittel das Blut von einer schwarzen Katze oder Kätzin, entweder allein oder mit dem Blut eines schwarzen Hunds vermischt, und nachmals sowohl dem Patienten am ganzen Leib, als auch im ganzen Zimmer, an die Thürschwellen und Fensterangeln, wie auch deren hölzerne Kreuzstöcke angestrichen. Besiehe Ephemerid. Physico-Medic. German. Decur. III. Anno III. obs. 54.

4. Begebenheit
Vierte Begebenheit
von einem Mägdlein bei 7 Jahren, welches eine geraume Zeit durch Zauberei mit schreckhaften Träumen, eingebildeter Furcht vor einer [375] schädlichen Spinne, Hexendrucken im Schlaf und mit Verrenkung und Ausdrehung der Glieder geplagt worden ist.

Im Jahr 1634 gerieth mein Hausgesind mit einem alten Weib, so wegen der Hexerei in Verdacht war, in einen Streit. Bald darauf überfielen meine Tochter Gertraud Sophie, ungefähr 7 Jahre alt, schreckhafte Träume, bald däuchte ihr, als wurde sie unter Wasser gesenkt und müßte ertrinken, bald fliege sie in der Luft, bald drücke sie eine Hexe, absonderlich aber kam ihr vor, als würde ihr, wenn sie auch wache, von einer Spinne übernatürlicher Größe zugesetzt, also daß sie oft in der Nacht aufschrie, sie müßte gleich jetzt sterben, so man ihr die Spinne, so über ihr schwebe, nicht weg thue. Man zündete daher öfters ein Licht an, durchsuchte und veränderte das ganze Bett und durchleuchtete alle Winkel, aber man sah und fand nichts dergleichen. Sie nichts destoweniger mit einer überaus großen Angst befallen, am ganzen Leib zitternd und kalten Schweiß schwitzend, ja an Händen und Füßen Fraißzuckungen erleidend, schrie immerzu, die Spinne stelle ihr stets nach und das alle Nacht, daß sie ein halbes Jahr und darüber selbige schlaflos zubrachte, bis endlich die Hexe dieser Verzauberung überzeugt, auf den Scheiterhaufen gesetzt wurde. Von da an schien es sich zwar mit ihr zu bessern, aber bei verrenkten und verdrehten Gliedern kann sie weder mit den Händen etwas fest halten, noch auf [376] den Füßen frei geben; im übrigen ist sie durch Gottes Beistand bis auf diesen Tag frisch und gesund. Balth. Tim. à Güldenklee Cas. Med. Lib. VII. Cas. 24, p. m. 329.

5. Begebenheit
Fünfte Begebenheit.
von einem Knäblein, welchem eine Hexe eine sehr schwere Krankheit zugefügt; aber mit Schlägen wohl traktirt, selbiges wieder davon befreite.

Als ich einmal mit meines gnädigen Fürsten geheimen Rath ein unterschiedliches Gespräch von den Verhexungen hielt, erzählte er mir eine denkwürdige Begebenheit von seinem Söhnlein. Mein Söhnlein, sagte er, verfiel schleunig in die äußerste Leibesschwachheit und Abnehmung aller Kräfte, welche eine alte Hexe verursacht zu haben nicht eine leere Einbildung war. Ehe ich aber selbige anzuklagen mich erkühnte, habe ich Anstalt gemacht, alles genau zu erforschen, was zu dieser Sache dienen möchte und besonders die Säugamme, welche eben denselben Augenblick, als das Kind das erstemal von der Krankheit befallen wurde, dasselbe auf den Armen herumtrug, mit fleißiger Sorgfalt scharf ausgefragt, wie noch weniger ermangelt, mit möglichstem Fleiß die Natur und Eigenschaft dieser Krankheit untersuchen zu lassen, ob sie nämlich aus der Art Zustände sey oder nicht, welche sonst gar oft die Kinder anzugreifen pflegen? Wie ich aber versichert worden, daß die Krankheit [377] von Hexerei herkomme und von eben diesem alten Weib entspringe, hat es mich gut gedäucht, sie zu mir zu fordern. Da ich in meinem Geheimstüblein nicht nachgelassen, bei ihr erstlich mit Bitten inständig anzuhalten, daß sie hierin unbeschwert einen guten Rath zu ertheilen sich möchte belieben lassen, damit dem Knäblein zur Gesundheit wieder geholfen würde, es möchte auch kosten was es wolle. Als aber mit Bitten bei ihr durchaus nichts zu erhalten war, ergriff ich einen zu dem Ende schon in Bereitschaft gehabten ziemlich dicken Prügel, und stieß, schlug und marterte sie mit diesem so lange, bis sie versprochen, alles dasjenige gern zu verrichten, was ich begehrte; nur dieses bittend, ihr ein wenig Zeit zu lassen, damit sie dasjenige zubereiten möchte, was zu diesem Werke nöthig wäre. Da ihr nun diese Zeit begünstigt wurde, und die Alte schon an dem war, daß sie nach ihrem Gefallen die Kur anfangen wollte, hat sie alsbald etliche natürliche Mittel gebraucht und zwar nur zum Schein, daß sie vermittelst selbiger ihre verfluchte Kunst verdecke, nicht aber, daß sie deren hätte vonnöthen gehabt. Dem sey, wie ihm will, sie hat den Knaben in Wahrheit kurz hernach völlig gesund gemacht, welcher auch noch frisch und wohlauf ist.Nicol. Remig. Daemonolatt. Lib. III. cap. 3, p. m. 363.

6. Begebenheit
Sechste Begebenheit
von einem schwangern Weib, welche, als ihr eine Hexe an den Bauch gegriffen, alsbald [378] sprachlos und aller Kräfte verlustig wurde, wie auch im Bauch schreckliche Schmerzen erlitten und endlich, nachdem sie durch den Stuhl Dornen, Beiner, Stücklein Holz und anders von sich gegeben, wieder gesund wurde.

Ein schwangeres Weib in dem Straßburger Gebiet, welche von einer Hebamme inständig angesprochen wurde, daß sie, wenn die Zeit der Geburt vorhanden wäre, ihr rufen und das Kind empfangen lasse. Weil sie nun wußte, daß diese Hebamme eine Hexe war, ließ sie selbige mit schmeichelhaften Worten und Versprechungen von sich, und befahl bei instehender Geburt eine andere zu holen. Daher geschah es, daß dieses unglückliche Weib, willens, wie man im Sprichwort sagt, den Wirbel zu vermeiden, in den Strudel gefallen und versunken, denn die Hexe, so solches sehr übel aufnahm, ging einmal in der Nacht mit zwei andern Weibern zu ihr in das Haus und trat vor die Schlafkammer der Wöchnerin, welche selbige ersehend, ganz erschrocken zu schreien anfangen wollte und ihrem Mann, der in der andern Kammer lag, zurufen, aber sie verlor alsbald die Sprache und die Kräfte verfielen also, daß sie keinen Fuß rühren konnte. Die Hexe aber, als sie ihr zuvor wacker gezankt und geflucht, ihr vorwerfend, daß sie zu ihr zu holen verweigert hätte, sagte endlich, sie wolle ihr etliche Sachen in ihren untern Leib zaubern, welche ihr zwar 6 Monate lang unschädlich seyn [379] sollen, damit sie ein andermal andern Weibern, die vor sie bitten, gehorche, nach solcher Zeit aber große Schmerzen verursachen würde. Tritt also noch näher zu ihr und greift ihr mit der Hand an den Bauch; kaum als sie hinausgegangen und der Kindbetterin die Sprache wieder gekommen war, steht sie auf und erzählt ihrem Mann alles, was sich begeben hatte, der ihr aber keinen Glauben schenkt und solches nur den Mutterdämpfen und leeren Weiber-Einbildungen zuschreibt. Nichts destoweniger aber, als sechs Monate verflossen, begannen sie in dem untern Leib solche unsägliche Schmerzen zu martern, zu reißen und zu plagen, daß sie Tag und Nacht schreien mußte, bis endlich eines Tags, als sie den Stuhl verrichten wollte, mit großen Schmerzen Dornspitzen, Beiner, Stücklein Holz und viele andere Sachen durch s. h. den Hintern von ihr weggegangen, nicht ohne große Verwunderung ihres Mannes und anderer Zuschauenden, worauf sie von aller Qual und Schmerzen entledigt worden.Baptist. Codronchus de Morb. Venefic. ac Veneficiis Libr. II. cap. 3.

7. Begebenheit
Siebente Begebenheit
von einem Rechtsgelehrten, welcher aus Verhexung an einem übernatürlichen Nachtdrücken auf der Brust, nebst gefährlicher Abnehmung der Kräfte eine Zeitlang gelitten, von eben der Hexe aber, die ihm dieses Uebel angethan, auf [380] besondere Art und Weise wieder davon befreit worden.

In einer berühmten Reichsstadt begab sich und ist mir von einem guten Freund, der Augenzeuge war, mit allen Umständen erzählt worden. Es lebte in einem öffentlichen Wirthshaus ein Rechtsgelehrter von seinen eigenen Mitteln, ein Herr von guter Gestalt und lebhafter Farbe, adelich geboren, beredtsam und wegen seinen annehmlichen Sitten bei Jedermann beliebt, lebte auch noch fort im ledigen Stande. Dieser wurde fast alle Nacht gequält, gedruckt und bald bis in den Tod beschwert, kam schier von allen seinen Kräften und verfiel in eine gefährliche Mattigkeit und Schwachheit. Er zog wider gegenwärtiges Uebel dieMedicos zu Rath und brauchte ihre Arzneien aufs fleißigste, aber umsonst und ohne einigen Nutzen. Das Nachtdrücken hält immerzu an und mattet und schwächt das fromme Herz je mehr und mehr ab. Endlich kommt ein Arzt und gibt diesen Rath, daß so das Drucken vergangen, der Kranke alsbald heimlich aus dem Bett steigen, sein Wasser in ein Glas abschlagen, das Glas mit Pergament überall aufs beste verbinden und in das bestimmte Kästlein einschließen soll, wartend, was den folgenden Tag sich begeben würde. Der Rechtsgelehrte gehorcht, und in folgender Nacht, als er von seinem gewöhnlichen Gast übrig genug abgemattet worden, bequemt er sich auf die ihm vorgeschriebene Art und unterläßt nichts, was ihm zu thun [381] befohlen worden war. Und siehe, den folgenden Tag in der Früh um 9 Uhr kommt zu ihm ein altes, ausgemergeltes, verschrumpftes und mit viel tausend Runzeln im Gesicht ausgegrabenes Weib, und begehrt mit inständigem Bitten und Thränen, im Beiseyn des Arztes und des Wirths, von dem bisher Bedrängten, er möchte doch das Kästlein aufschließen und das darin behaltene vermachte Glas ausschütten, sonst würde geschehen, daß sie durch längere Aufbewahrung des Urins umkommen und verderben müßte. Der Geplagte fängt an diese alte Hexe heftig auszuschelten, ihr die Bitte abzuschlagen oder doch die Hilfe eine ganze Stund lang zu verschieben; endlich aber durch die Thränen dieser Vettel bewogen, sagt er ihr zu, öffnet das Kästlein und gießt das Glas aus. Da fängt die Hexe alsbald vor allen an das Wasser zu lassen, welches sie auch auf der Gasse bis an das nächste Haus vollzieht. Also ist sie auf frischer That ergriffen worden, daß sie eine Hexe sey und sie diesem guten Mann so viele und große Beschwerden und Gefährlichkeiten durch ihre Kunst zugefügt habe. Denn von derselben Zeit an begann es sich mit ihm zu bessern und erduldete weiter kein solches Brustdrücken und Herzensbangigkeit mehr. Freudius Quaest. 79 è D. Königii in Heptad. cas. consc. Miscell. cap. 2.

8. Begebenheit
Achte Begebenheit
von einem Edelmann, welcher eine Kröte und eine Eidechse durch den Stuhl aus Verhexung [382] von sich gegeben; wie auch aus einem Eitergeschwär Kohlen, Haare, Nadeln, Nägel, Eierschalen, Beinlein und Fäden ausgestoßen.

Ein Edelmann, Herr Georg von Deben, als er s. v. die Nothdurft verrichten wollte, fühlte er längere Zeit etwas an seinem After hängen, wodurch er nicht geringe Beschwerlichkeit empfindet. Derselben nun abzuhelfen, gebraucht er endlich die Hand, und anstatt des harten Koths, wie er vermeinte, zieht er eine große noch lebendige Kröte heraus. Daß ihm dieses durch Hexerei begegnet sey, hielt er und andere dafür, zumal er zuvor unterschiedliches ungewöhnliches sehr schmerzhaftes Reißen und Dehnen bald in diesem bald in jenem Theil seines Leibes erduldet. Endlich ist ihm an dem linken Schenkel ein großes Eitergeschwär aufgefahren, in welchem, als sichs eröffnet, Eierschalen, Kohlen, Haare, Nadeln, Nägel, Beinlein und Fäden gefunden worden. Nachdem auch das Eitergeschwär geheilt war, kamen doch zuweilen einige Schmerzen daselbst wieder, welche zu stillen, pflegte er den Fuß in stehendes Wasser oder in einen sumpfigen Weyer zu lassen, damit die anbeißenden Egel ihm das böse Geblüt herausziehen; dem aber nicht ein einziger sich anhängen wollte, ob er gleich selbigen zuvor nur obenhin schröpfen ließ, damit, wenn sie das Blut schmecken, desto begieriger anfallen, anziehen und hängen bleiben möchten, aber wie gesagt, alles umsonst. Hingegen so oft er das gesunde Bein [383] unter das Wasser ließ, griffen sie selbiges alsbald und haufenweise an, da sie vor dem kranken allzeit flohen.

Und dieses habe ich aus Erzählung des Durchlauchtigen Fürsten von Anhalt, als eines Augenzeugen, welcher mir auch berichtet, er habe noch einen andern Edelmann gekannt, Karl Rauchhaupt, aus dessen After eine lebendige Eidechse gekrochen, welche er nachmals getödtet und im Ofen getrocknet, allzeit bei sich getragen und sie seinen Sohn zu nennen gepflogen habe. Philipp Salmuth obs. Med. Cent. III. obs. 1.

9. Begebenheit
Neunte Begebenheit
von einem Mann, welcher nach genossener süßer Milch und darauf erfolgtem Erbrechen zwei weiße lebendige Hündlein durch den Mund zugleich von sich geworfen, und nachmals wieder gesund wurde.

Im Jahr 1580 begab sich zu Hanau, daß ein Bürger und Schuhmacher daselbst, Namens Albrecht Henke, welcher sich eine Zeitlang übel befand und nach und nach in die äußerste Wassersucht gerathen war, von seinem Weib forderte, daß sie ihm eine süße Milch zu essen gebe. Welche, als er häufig getrunken, von Stund an zu etlichen Erbrechungen gezwungen wurde und mit selbigen, so zu verwundern, zwei lebendige, zwar noch blinde aber doch kriechende und der Farbe nach weiße Hündlein ausgebrochen. Diese [384] Hündlein ließ man öffentlich in einer irdenen Schüssel in der Kirche St. Georg wegen ihrer Rarität zu Jedermanns Verwunderung sehen. Aber was zu merken, diese Hündlein lebten nicht lange, sondern starben bald. Der Kranke aber befand sich nach der Zeit immer besser. Nun könnte man fragen, ob diese Hündlein wahrhaftig und wie aus dem Leib dieses Mannes gekommen seyen, oder ob sie erst eben in dem Augenblick, da sich das Erbrechen ereignet, von dem Teufel oder durch Hexerei hingelegt und dem übrigen ausgeworfenen Magen-Unrath beigemischt worden sind, welches den genauen Untersuchern der Natur zu entscheiden und rechtes Urtheil zu fällen überlassen wird. AusMart. Zeiler. Promptuar. Epistol. Cent. III. Epist. 92.

10. Begebenheit
Zehnte Begebenheit
von einem Sohn bei 14 Jahren, welcher durch den After, Urin und Erbrechen Fäden, leinene Flecklein, Stücklein Stroh, Papier und Messing von sich gegeben.

Ein Sohn von sehr ehrlichen Eltern, dem Studiren ergeben, guter Art, Hoffnung und Verstandes, aber zur Melancholie geneigt, nachdem er schon in seinem zwölften Jahre durch den Urin nicht ohne große Schmerzen viel Sand und Gries gar oft von sich gelassen, wurde von etlichen als ein an Nierenverletzung und Steinschmerzen Leidender gehalten. Andere, weil kein [385] augenscheinliches Zeugniß und Merkmal verletzter Nieren und Blasen vorhanden wäre, schrieben die Ursache dieses Uebels dem unreinen schleimigen Geblüt zu, so seinen Ursprung aus dem Fehler des Milzes und Kröses hätte, zumal da ein Weggang des Sandes durch den Urin, After, auch wohl durch den Schweiß nicht seltsam ist. In seinem 14. Jahr aber, sagt man, habe er einen sonderbaren Kies in großer Menge durch das Harnen weggelassen, mit andern unsaubern Sachen, welche mit dem Besen ausgekehrt werden, und etlichen Stücklein Feuerstein, daß daher ein Argwohn der Verhexung entstanden. Denn er beklagte sich, daß bald durch den After, bald durch den Urin, bald durch das Erbrechen Fäden, leinene Tüchlein, Stücklein Stroh, Papier und andere in dem Leib zu wachsen fast nicht natürliche Dinge, wie ingleichen ein Stücklein noch ganz glänzenden und von der Schärfe der Feuchtigkeiten durchaus nicht angegriffenen Messing von ihm gegangen seyen, und solches alles, was zu verwundern, fast ohne einigen Schmerzen. Aus Marcell. Donat. Histor. Medic. mirab. editionis Horstian. in Additionibus pag. m. 738, 739.

11. Begebenheit
Eilfte Begebenheit
von einer schwangern Edelfrau, welche, als ihr eine Hexe an den Bauch gegriffen, alsbald eine ungewohnte Bewegung ihres Kindes verspürt und selbiges bald darauf stückweise geboren.

Eine schwangere Edelfrau wurde von einer [386] guten Freundin gewarnt, sie solle nicht aus dem Lager gehen, sie kenne allhier eine Hexe, welche durch bloßes Anrühren verhexen und die Kinder abtreiben könne. Die Edelfrau, des guten Raths uneingedenk, geht aus dem Lager, um andere bei einer Mahlzeit versammelte Frauen zu besuchen. Als sie aber saß und schwätzte, tritt zu ihr heimlich ein anderes Weib, sie zu grüßen, welche unter einer wunderartigen Kunst des Schmeichelns ihr die Hand auf den Bauch legte, über welche Betastung die Edelfrau erschrack und alsbald ein ungewöhnliches Rühren ihres Kindes verspürte, geht nach Hause und gebärt mit höchster Lebensgefahr ein in Stück getheiltes Kind.

12. Begebenheit
Zwölfte Begebenheit
von einem Edelmann, welchem durch Hexerei das Hüft- und Schienbein weggenommen worden.

Ein glaubwürdiger Mann, Herr Vitus Marthaler, hat mir erzählt, daß er einen Edelmann gekannt, Haller von Hallerstein, Herrn Bürgermeister Haller in Hermannstadt in Siebenbürgen Sohn, welchem in der Kindheit durch Hexerei das Hüftbein und das Schienbein weggenommen und ausgerissen worden. Die Hexe hat solches nachmals in der strengen Frage selbst bekannt und solche wiederzubringen versprochen, so ihr erlaubt würde, daß sie durch des Teufels Kunst einem andern eben diese Beine wieder ausziehen möchte, weil seine eigenen, die sie schon längst[387] in das tiefe Meer geworfen, unfehlbar verdorben seyn würden. Dieser Haller hat doch bis in sein bestes Alter gelebt und sitzen und reiten können, wenn er den andern gesunden Fuß bald auf diese bald auf jene Seite geschwungen. Gregor. Horst. in Additionibus ad Marcell. Donat. Histor. Medic. Mirab. pag. m. 724.

13. Begebenheit
Dreizehnte Begebenheit
von einem verheiratheten jungen Edelmann in Rom, dem durch Verhexung auf wunderliche Art die Beischlafungs-Kraft entnommen und durch einen Priester, der ein Hexenmeister war, wieder gebracht worden.

In Rom war zu Zeiten Heinrich III. ein reicher adelicher Jüngling, der kürzlich gefreit hatte und seine Gesellen mit einem herrlichen Hochzeitmahl bewirthete. Nach dem Mittagmahl gingen sie hinaus auf das Feld, um mit den Ballen zu spielen. Der Bräutigam, als Anführer dieses Spiels, begehrt einen Ballen, und damit ihm der Ehering nicht vom Finger falle, steckt er selbigen der aus Erz gegossenen Bildsäule der Veneris an, welche ihm am nächsten war. Die Andern spielten alle auf ihn los, also wurde er bald müde, ließ von dem Spiel ab und ging der Säule zu. daselbst seinen Ring wieder zu holen. Aber siehe, da erblickt er den Finger dieser Bildsäule, an welchen er den Ring gesteckt hatte, ganz krumm bis in die flache Hand [388] eingebogen, und wiewohl er sich aufs heftigste bemühte, den Ring wieder zu bekommen, vermochte er doch keineswegs weder den Finger des Bildes gerade zu machen, noch seinen Ring abzuziehen. Er kommt zu seinen Freunden zurück, ohne denselben jedoch was davon zu sagen. Bei anbrechender Nacht geht er mit seinem Diener wieder zu dem Bild und findet allda den Finger wie anfänglich gerade ausgestreckt, aber ohne den Ring. Seinen Verlust verhehlend begibt er sich nach Hause zu seiner Braut. Als er in das Ehebett stieg und sich zu ihr näher machen wollte, spürt er, daß er daran verhindert werde und daß sich etwas dickes und neblichtes auf seinem und seiner Gemahlin Leib wälze. Er fühlte solches durch den Angriff, sehen konnte er es aber nicht und wurde also durch diesen Zwischentritt an seinen ehelichen Pflichten verhindert. Er hörte eine Stimme, die da sagte beschlafe mich, weil du dich heute mit mir verehelicht hast; ich bin die Venus, welcher du den Ehering an den Finger gesteckt und ich gebe dir auch denselben nicht wieder zurück. Von einem solchen Abenteuer erschrocken, mochte und konnte er nichts reden, brachte selbige Nacht ohne Schlaf zu, vielerlei bei sich berathschlagend. Also begab es sich lange Zeit, daß er vorgedachtes fühlte und hörte, zu welcher Stunde er auch mit seiner Gemahlin Beischlaf halten wollte. Im Uebrigen war er gesund und zu Hause und im Feld geschickt genug. Endlich durch öfteres Beklagen seiner Gemahlin erinnert und bewogen, erzählte[389] er diese Sache den Eltern. Nach unter sich gepflogenen Rath, bringen diese es einem Priester Namens Palumbo in der Vorstadt bei. Dieser aber war ein Schwarzkünstler und in der Hexerei ein wohlerfahrner Mann, welcher durch viele Versprechungen gereizt, dem jungen Ehemann einen verfertigten Brief gibt mit diesen Worten: Gehe noch heute in der Mitternacht auf einen Weg, wo vier Straßen zusammenlaufen, bleibe in der Mitte stehen und betrachte alles wohl. Es werden da allerlei Art und Gestalten von Leuten beiderlei Geschlechts vorbeigehen, von verschiedenem Alter und Condition, zu Fuß und zu Pferd, etliche fröhlich, andere traurig; was du auch hörst, sollst du nichts darauf antworten noch reden. Nach solchem Volk aber wird einer kommen, der an Statur etwas länger als die andern und am Leib dicker ist, auf einem Wagen sitzend; diesem sollst du ohne etwas zu reden den Brief ganz stillschweigend zu lesen geben, so wird alsbald geschehen, was du begehrst. Dieser junge Ehemann erfüllt seinen Auftrag ganz genau, wie es ihm gesagt wurde. Und sieht unter andern daselbst ein Weibsbild in einem Hurenhabit, so auf einer Mauleselin reitet, mit auf der Schulter herumfliegenden Haaren, welche obenher mit einer goldenen Haube zusammengemacht waren, eine goldene Ruthe in der Hand haltend, mit welcher sie die Eselin regierte. Wegen Durchsichtigkeit und Zartheit der Kleider schien sie fast nackend zu seyn und machte allerlei unkeusche Geberden. Der letzte Herr in [390] der Ordnung dieses entsetzlichen Zuges, seine Augen scharf auf diesen jungen Ehemann werfend und auf einem prächtigen Thron sitzend, so mit Smaragd und Perlen reichlich besetzt war, fragte ihn um die Ursache seines nächtlichen Hierseyns. Er aber antwortete nichts darauf, sondern überreichte ihm den Brief mit ausgestreckter Hand. Der Teufel, welcher das bekannte Insiegel nicht verachten durfte, las den Brief und spricht mit zum Himmel ausgestreckten Händen: Allmächtiger Gott, wie lange wirst du noch zusehen der Bosheit des Priesters Palumbi! Und ohne Verzug schickte er seine Leibtrabanten fort, die den Ehering von der Venus wegnehmen sollten, welche endlich nach langem Zögern denselben wieder brachten.

Also wurde dieser junge Ehemann seines Wunsches theilhaftig und genoß alsbald ohne Hinderniß die so lange gewünschte Liebeslust. Palumbus aber, als er das geschehene Seufzen zu Gott von ihm gehört, verstund leicht, daß ihm damit seine bevorstehende Todesstunde bedeutet worden sey. Deßwegen, als man ihm alle seine Glieder hin und wieder peinlich abgenommen, hat er seine Sündenschuld mit einem erbärmlichen Tode geendet und bezahlt, nachdem er vor dem römischen Volk unerhörte Schandthaten öffentlich bekannt und ausgesagt.

Vincent. Burgundus Belovacensis Specul. Lib. 26.

[391]
14. Begebenheit
Vierzehnte Begebenheit
von einem Knaben, welchem eine Hexe vermittelst eines eingegebenen weißen Pulvers die Dürrsucht und Contractur an den Füßen, so daß er nicht gehen konnte, angezaubert hat.

Eine Hexe, die Gründelfüllerin genannt, so vor zwei Jahren zum Schwert und Feuer verdammt worden ist, wohnte in einem öffentlichen Wirthshaus und gab dem Wirthssohn, einem Knaben, ein weißes Pülverlein in einer Birne, deren Stiel sie ausgerissen hatte, ein, welches sie vom Teufel zu dieses Menschen gewissen Untergang empfangen hatte. Wiewohl sie Anfangs aus Liebe gegen diesen Knaben, welchen sie nur ihren Schatz hieß, solche Uebelthaten ihm durchaus nicht anthun wollte, doch zuletzt von dem Teufel, der ihr mit dem Halsumdrehen drohte, solche zu vollziehen gezwungen ward. Dieselbe Hexe gab von eben diesem Pulver nur ein klein wenig, etwa in der Größe eines Magensamens, dem Söhnlein eines Freigeleit-Reiters ebenfalls in einer Birne ein, auf dessen Genuß zwar nicht der Tod, wie bei vorigem, wohl aber die Dürrsucht und Contractur am untersten Theil des Leibes, wie auch die Unmöglichkeit zum Gehen erfolgte.

Johann Christian. Frommann. Tr. de Fascinat. Lib. III. Part. IV. Sect. I. can. 9, p. m. 611.

[392]
15. Begebenheit
Fünfzehnte Begebenheit
von einem Mägdlein und einem Reiter, da bei diesem in einem Eitergeschwär eine junge Katze, bei jener aber im Rücken eine Kröte gefunden worden.

Ein Reiter hatte ein überaus großes und tiefes Eitergeschwär auf dem Bauch, aus welchem, da es aufgegangen, neben vieler eiterigen Materie auch eine junge Katze herausgezogen wurde, welcher Wundersache kaum eine Ursache gegeben werden mag und wäre dieser rare Casus fast nicht glaublich, wenn er nicht von einem hohen Fürsten im »Schwabacher Sauerbrunnen« erzählt worden wäre. Aus Laurent. Strauss Resolut. Foetus Mussiponton. pag. 95.

Eben dieser Autor thut am gedachten Ort Meldung von einem Mägdlein aus Duach, innerhalb deren Rücken man eine Kröte gefunden hat.

[393]
2.
II.
Herrn Mylii zusammengetragene geheime Arzneimittel wider die Krankheiten und Zufälle, so von der Hexerei herkommen, welche bisher nur geschrieben in seinem Schreibkästlein verborgen gelegen, nun aber das erstemal aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt, in bessere Ordnung gebracht und etwas vermehrt, zum Druck befördert und ans Tageslicht gebracht worden.

Gottes Gerichte sind heimlich verborgen und gerecht, und Gottes Urtheile sind ein tiefer Abgrund, Ps. 35, V. 7.

Die Gottlosen werden ihrer Sünde wegen mit Strafe angesehen, die Frommen werden durch Trübsal geprüft und geübt. Die Gottesfürchtigen werden durch Mühseligkeiten von Sünden abgezogen, und Gott ist allezeit und überall herrlich.

Incantatio oder die Verhexung ist eine Aktion oder Handlung, wodurch von einem Menschen, der mit dem bösen Feind einen Bund und Verständniß gemacht, durch dessen Hilfeleistung etwas, so wider den Lauf der Natur ist, an einem andern Menschen oder Vieh verrichtet und zuwege gebracht wird.

[394] Der Verhexung Arten und Geschlechter sind:

Επωδαί. Gute, und Krankheiten zu heilen nützliche und gedeihliche.

Δνσπωδαί. Böse, und Krankheiten einzuführen dienliche.


Philtrorum,Characteribus,
Liebesgifte.Zauberische
Zeichnungen.
Venenorum,Imaginibus,
Φαζμαχίαὶ.Tödtende Gifte,Bildern.
Arzneihaftigemit
MagicarumCertis Verbis,
Actionum,Gewissen
HexerischeWorten.
Bezauberungen.

Krankheiten werden von dem Teufel, seinem Anhang und Zunftgesellen dem Menschen an- und beigebracht, und zwar auch wohl durch natürliche Ursachen und Mittel, als: theils durch Zeugung böser und verkehrter Feuchtigkeiten im menschlichen Leibe, theils durch dieser Feuchtigkeiten Laufbewegung, und zwar durch die Hinschickung zu den häutlichen Theilen, daher durchdringende Schmerzen entstehen; zu den Ohren, daher die Taubheit und Verlierung des Gehörs; zu den Augen, daher die Blindheit; in das Hirn, daher die Fraiß; zu den Nerven, daher die Krämpfe und Nervenzuckungen; theils durch Ansteckung der Sinnengeister mit melancholischen Feuchtigkeiten; oder durch Hinwegnehmung des freien Willen des Menschen, daher eine thörichte [395] unbesonnene Liebe, ein unversöhnlicher Haß; theils durch Darstellung allerlei bald wahrer, bald falscher Phantasieen und Einbildungen; theils durch Mißbrauch der natürlichen eigentlichen Constitution und Gemüthszuneigung des Menschen, also, daß ein zur Liebe natürlich Geneigter sich in der Liebe vertiefe; theils durch Veränderung und Verkehrung der Humorum oder Feuchten im Auge; theils durch das Zerreißen des innersten Häutleins der Ohren; theils durch Verderbung anderer Theile und Glieder des menschlichen Leibes, also, daß sie nicht mehr in ihren gesunden vorigen Stand und Ort, woraus sie gewichen, können wiederum eingesetzt und gebracht werden; theils durch Einführung allerlei Obstruktionen und Verstopfungen; theils durch Corruption oder Verfaulung der Feuchtigkeiten, wie auch derselben böser Ansteckung mit üblen und giftigen Qualitäten; theils durch Einpflanzung einer unartigen Intemperici oder Gemessig- und Beschaffenheit in dieselbe; theils durch Mißbrauchung der trauer-furchtsamen melancholischen Feuchtigkeit; theils durch Verletzung der äußerlichen Sinne, Werkzeuge und Instrumente; theils durch die Zerstörung und schändliche Verrichtung der rechten Leibesbildung eines wahren natürlichen Menschen, indem selbiger anstatt eines vernünftigen Menschen ein unvernünftiges Thier bald am ganzen Leib, bald nur an einem Glied und Theil an demselben vorstellen und zeigen muß; theils durch Anziehung der äußerlichen Menschengestalt mit einer Thierhaut. Plin. Lib. [396] VIII. Histor. Natural. cap. 22. Theils durch Vorstellung wunderlich gestalteter Art Leiber; oder Eindrückung in dieselbe an verschiedenen Orten allerlei Art Bildnisse, Flecken und Makeln, wie auch Aneinanderheftung der Glieder; theils durch Einfüllung der am menschlichen Leib von natürlichen Ursachen entsprungener Beulen und Geschwulsten mit allerhand ungewöhnlichen und widernatürlichen Sachen, noch größere Schmerzen dem Menschen zu erwecken.

Die Incantatio oder Verhexung ist eine Causa externa oder äußerliche Ursache, das ist: Eine Sache, die von was äußerlichem herkommt, daher sie dann niemals ohne Beikommung einer Causae internae oder innerlichen Ursache eine Krankheit erregt. Deßwegen auch, wenn die Krankheit schon an Hals geworfen ist, selbige nicht wieder geheilt werden mag und weggebracht, obgleich die äußerliche Ursache, welche die Verhexung ist, wieder aufgelöst worden.

Fascinatio, die Beschreiung oder Verrufung, ist eine Ausdünstung und Ausdehnung eines giftigen Dampfes von einem schädlichen Körper, der von Natur andern Körpern zuwider ist, dadurch anderer Leute äußerliche Leibesgestalt und Beschaffenheit, wie auch derselben Geister, entweder durch das Anschauen oder Berühren, oder durch Neid des Mißgönners, vermöge desselben Stimme und dessen nichts als Vermaledeiung mit giftigen Reden von sich stoßender Zungen, sich verlieren, ja gar die durch Anhauchen, Anblasen und Anwerfen eines giftigen[397] Dampfes inficirten und angesteckten Leiber ausdorren, abnehmen und verdorren müssen.

Anderer Meinung nach ist der Incantation, Fascination, Verhexung oder Beschreiung Wirkung, daß sie melancholische und thörichte einfältige Leute zuwege richte und noch mehr corrupt und verirrt macht, welches seinen Ursprung von der Verschlagenheit des arglistigen Satans her hat.

Fascinatio, die Berufung kann wie gedacht geschehen durch wirkliches Anrühren, wie dessen Torpedo oder der im Meer wohnende Zitterschläfer oder Krampffisch ein Exempel gibt, welcher an der Fischangel gefangen durch den Faden und der Fischruthe die Hand des Fischers, der selbige hält, ganz krampfhaft, zitternd und unbeweglich macht. Etliche beschuldigen in der Fascination die Vapores und Ausdämpfungen, die entlassen werden von einer einbilderischen und noch etwas mit Begier verlangenden Seele; etliche eine giftige Ausdünstung und also einContagium oder ansteckende Kraft; etliche eine geschehene Ueberredung; etliche eine beigebrachte Furcht, die leicht eine Ungelegenheit sowohl in Gemüth als an dem Leib machen könne; etliche des Teufels Bosheit und Arglist, dadurch er auf Gottes Verhängniß vermittelst seiner Hexen und Unholde dem Menschen zu Schaden trachtet und zwar auf wohl tausenderlei Art.

Andertens ist die Ursache der Verhexung ein giftiges Effluvium oder Ausgehen, welche von [398] den Augen, von der Zunge durch die Anrührung herkommt.

Durch lange und vielfältige Erfahrung weiß der Teufel die Tugend, Kraft und Wirkung der natürlichen Dinge und durch dieselbe verrichtet er wunderliche Sachen. Zudem kommt noch, daß der durchdringende und hurtige Geist die Sachen bequem anzugreifen weiß und vermittelst seiner Geschwindigkeit und natürlicher Dinge Wissenschaft das Gesicht und die Augen der Menschen blenden und die übrigen Sinne desselben betrügen kann.

Denn obgleich des Menschen Wille durch die Erbsünde verderbt, so ist doch, so zu sagen, von der Englischen Natur etwas in selbigem übrig geblieben; daher er auch nicht allein seiner Natur Vollkommenheit halber alle andere körperliche Kreaturen übertrifft, sondern auch wegen der Kräfte seines Gewalts, die ihm Gott zuläßt, sowohl die Sünden und Laster der Gottlosen zu strafen, als der Frommen Beständigkeit und Verharrung im Guten zu prüfen und zu erforschen. Der Satan kann nichts als durch natürliche Ursachen und nur auf natürliche Art und Weise auswirken. Denn was er entweder von sich selbst verrichtet oder durch seine Diener verrichten läßt, ist theils eine lautere Blendung des Gemüths und der Augen, theils eine wahrhaftige Auswirkung durch natürliche Mittel; aber was Wichtigeres als dieses zu vollbringen ist er nicht im Stande.

Er kann nicht austilgen, was Gott in Sachen [399] der Natur gegeben hat, noch denselben neue Kräfte und Eigenschaften einpflanzen und mittheilen.

Er kann auch kein Mirakulum oder Wunderwerk wider die Natur thun, ob er schon durch uns unbekannte Dinge, vermöge seiner höchsten Geschwindigkeit, etwas zuwege bringt, so uns wunderbar vorkommt. Denn er rafft schleunig zusammen diejenigen dienlichen Mittel und Ursachen, durch welche er was zu verrichten begehrt; selbige stellt er entweder stets vor Augen oder verbirgt es, alles aber aufs allerhurtigste.

Weil des Menschen Gemüth unmittelbar nicht leiden und betrogen werden kann, so bedient er sich vorerst der Kunst, die Phantasie oder Einbildungskraft einzunehmen und zu besitzen, welche Kunst nachmals geschickt genug ist, gedachte Phantasie also zu unterweisen, daß die Geister das Gemüth vermittelst des Leibes oder Körpers mit vielerlei Concepten und Einfällen umzingeln und durchsuchen, über das solche Phantasie also absteift, daß sie weder der Schätzungskraft noch der gesunden Vernunft selbst Raum und Statt vergönne; indem sie bei Nacht entweder erschreckende Träume verschafft, oder Anlaß gibt zur Ursache solcher Träume, Wind- und Unruhmachende Speisen zu sich zu nehmen und zu genießen.

Der Phantasie größte Gewalt ist allerlei Fehler einzuführen, wie man absonderlich an den Kranken ersieht. Des Satans Klugheit und Macht besteht fürnemlich in diesem, daß er auf [400] unzählige Art die natürlich wirkenden Sachen mit den Leidenden arglistig zu vermengen, nachmals aber die Kräfte der Wirkenden also zu versammeln und zu verstärken weiß, daß deren Effekt und wirkliche That schleuniger als sonst und durchdringender geschehe.

Aus Gottes Zulassung werden, durch des Himmels und der Elemente Kraft, Ungewitter, Regen, Hagel und Schlossen, Donner und Blitz erregt. Dieser sonst natürlichen Sache Bewegung beschleunigen zu Zeiten noch mehr die bösen Geister; die sonst voneinander getheilten Ausdünstungen führen sie zusammen und knüpfen sie so fest aneinander, daß hieraus das heftigste Wetter entsteht, welches Wetter sie drehen zu des Menschen und des Zugviehs Untergang, der Häuser und Gebäude Ruin und Verderben und der Kranken Angst, Noth und Trübsal.

Zuweilen, so keine Menge der Vaporum oder Erdendünste vorhanden, machen sie durch der Luft dicke Zusammenführung und Fügung und nachmalige schleunige Voneinandertreibung und gleichsamen Zerbrechung ein grausames Luftknallen und Krachen; wie sie auch durch eben dergleichen gewaltsames Zusammentreiben dicker Luft und gleichsam starkes Zusammenschlagen die Wolkenbrüche erregen.

Krankheiten bringen sie denjenigen zu, in welchen der beseelte Leib oder Körper geneigt und fertig zu denselben ist und bei denen noch kein Anfall der äußerlichen Dinge und Ursachen geschehen. Denn sie die Causas Proximas oder [401] nächsten Ursachen mit den Antecedentibus et remotis, das ist den vorhergehenden und zufällig entfernten Ursachen und Causis auf eine besondere Art hervorlocken und selbige nachmals, durch Vermischung widerwärtiger Dinge in die Speisen und Futter, noch mehrers verwirren.

Daher sie Gelegenheit nehmen in diejenigen Leiber zu dringen, welche schon vorhin den säuligen und gewaltsamen Ausdünstungen frei und offen dastehen; da verschaffen sie denn allerlei Gifte, mit welchen sie Menschen und Vieh Schaden zufügen, woraus der natürlichen Feuchtigkeit, Fäulung und der Theile Corruption und Verderben unfehlbar erfolgt. Sonst auch werden hierdurch die Lebensgeister entzündet, und entweder eine geschwinde Laufsunordnung, oder eine langsame Leibesausdörrung und Vertrocknung causirt, oder wird auch den Nerven eine giftig-beißende Eigenschaft beigebracht, woher ein unerträgliches schmerzhaftes Leiden entspringt.

Zu welchem auch kommt nicht sowohl die erste von Gott geschehene Erschaffung und Regierung, als die der Körper unterschiedene Beschaffenheit der zum Guten und der zum Uebel geneigten und verkehrten Gemüther. Setze auch hinzu die Verschiedenheit der Art und Weise. durch welche bald bei diesem, bald bei einem andern die Hexerei angebracht wird; auf einen Haufen durch die durchaus vergiftete ganze Luft oder so selbige schon zertheilt und zertrennt ist.

Nicht das Anschauen der Unholde, sondern derenContagium und Ansteckungskraft bringt [402] Schaden und verletzt. Obschon die Teufel keine Körper haben und der Sinne Werkzeuge beraubt sind, auch durch natürliche körperliche Dinge nicht berührt und von denselben weder eine Lust noch Verdrießlichkeit natürlicher Weise empfangen können, so kann doch der Allmächtige, welcher über alle Natur ist, den natürlichen Sachen auf Erden eine Kraft geben und mittheilen, auch in unleibhafte Dinge zu wirken, welche Wirkungskraft auch damals durch Gottes sonderbare Mittheilung der gemachte Rauch von der Fischleber ohne Zweifel wird gehabt haben, davon in der h. Schrift gedacht wird.

Die wunderbare Vonsichgebung bald über-, bald untersich der noch mehr verwunderlichen Dinge geschieht zuweilen durch des Teufels Verblendung, so nur der dabeistehenden Leute höhnt und spottet.

Die eingezauberten Dinge kommen meistens unsichtbarer Weise in den Leib und dieses Einzige ists nur allein, so blos von dem Teufel herkommt; maßen der arme Bösewicht, weil er nichts Eigenthümliches, Reales oder in dem Werk selbst und in seinem Bestandwesen befindendes hat und vermag, welches ihm von Gott seinem Schöpfer zu seinem eigenen willkürlichen freien Gebrauch überlassen worden wäre, so erdichtet er nur solche eitle Scheinbarkeiten; denn er, als ein Vater der Lügen, von Anbeginn der Welt ist gewöhnt lügenhafter Weise natürliche Sachen selbst vorzustellen und in Augenschein zu bringen.

[403] In den teuflischen Verblendungen wirkt der Mensch durch eigene Verrichtung nichts mit.

Die Vor- und Wahrsagung in zauberischen Krankheiten.

Die Krankheiten, so von der Zauberei herkommen, sind nicht alle zu kuriren, sondern durch Zulassung Gottes kann die natürliche gute Constitution und unmangelhafte Beschaffenheit des menschlichen Leibes durch des Teufels Wuth und Grimm also verdorben und verwüstet werden, daß man sie durch keinerlei menschliche Hilfe, Mühe, Unkosten und Fleiß zu ihrem vorigen guten Zustand nimmermehr wieder zu bringen weiß und vermag.


Die Kur.


Die Kräuter und übrigen natürlichen Dinge haben ihre Aktion und Wirkung bei den Verzauberten und, wie man sagt, vom Teufel Besessenen gleichsam in ihn selbst hinein und bringen ihm eine solche neue Disposition, Eigenschaft und Beschaffenheit bei, welche ganz und gar in allen Dingen derjenigen conträr und zuwider ist, so ihm der Teufel eingebracht und zugelegt hat.

Die Satanatio, Verhexung und Verzauberung, allermeist aber das Teufelsbesitzen wird wieder losgemacht und vertrieben theils durch Mittel, die zu Anfang der ersten christlichen Kirchen bekannt [404] und berühmt gewesen, die auch nicht als durch Wunderwerke wirken und sich thätig erzeigen; theils durch einige schlechte geringe Simplicia und Dinge, welchen die göttliche grundlose Güte gleich bei Anfang der Schöpfung die sonderbare Gabe, Macht und Tugend, den Verhexungen vorzukehren, zu widerstehen und selbige zu ändern, mitgetheilt und eingepflanzt hat, oder auch die schon eingehexten Stücke wieder gleichsam hervorzulocken und aus dem Leib wegzubringen. Wie dergleichen Art ist derjenige Rauch von einer Fischleber gemacht, davon man liest bei dem Tobia; oder auch derjenige Rauch bei dem Salomon; oder dasjenige Electrum, Harz oder Pech, dessen bei Joseph gedacht wird, Lib. 8, cap. 2.

Etliche Simplicia, einzelne und schlechte Dinge halten die Teufel ab und zurück. Andere verwehren den Durchschein und die Durchleuchtung des strahlenwerfenden Lichtes, so an selbiges die s. v. Excrementa und ausgeworfener Unflath gekleibt oder angebunden worden. Wiederum andere verhindern nur das wirkliche Betasten und Anrühren, das Hineindringen, oder äußerliches Anlegen, daraus die Verderbung entspringt. Endlich sind deren viel, welche dergleichen Gift verändern, ja wohl gar zunichte machen und gleichsam tödten.

Das unzeitige mineralische Electrum des Paracelsi an dem Hals getragen, macht diejenigen frei, welche der unsaubere Geist immerzu verfolgt, wie ich selbst mit Augen gesehen. Ich [405] erinnere mich auch, daß des Paracelsi Tränklein von diesem Electro gemacht, viele von der Hexerei erledigt hat.

Daurant mit purpurfarben Blüth, welches das Phu Dioscoridis oder derjenige Baldrian ist, welcher bei dem Mathiolo in seiner letzten lateinischen Edition die fünfte und letzte Species oder Art der Valerianae oder des Baldrians sub Titulo: Valeriana Peregrina Purpurea zu sehen ist.

Ich halte werth die Verbenam oder das Eisenkraut mit purpurfarbenen Blümlein, von Mathiolo unter dem Namen Sacra Herba beschrieben; das wohlbeblätterte Hypericon oder Johanniskraut mit kleiner Blüthe; das Abrotanum mas, sonst Stabwurz, Gartram und Schabab genannt; das Adianthum (ohne Zweifel Nigrum, sonst auch Trichomanes genannt), zu deutsch: Widertod, kleiner Steinbrech; die Rutam oder Weinrauthen; item die rothen Corallenzinken und was daran hängt.

So man diese Kräuter gebrauchen will, müssen sie grün, frisch und zerschnitten, nicht aber zerstoßen, noch viel weniger gekocht werden. Denn deren ganze Kraft und Tugend in ihrer selbst unverrückt verbleibender Ergänzung besteht; welches ihr eigentliches innerliches Bestandwesen durch das Kochen und Zerstoßen gänzlich zernichtet wird, dadurch auch deren eingepflanzte Tugendkraft völlig zertrennt, aufhört und verloren geht.

Es werden aber die Kräuter abgebrochen und [406] die Wurzeln gegraben in diesem ihrem Stand, da sie gleichsam am lebhaftesten und kräftigsten sind, und daher zwar auch bald bei oder noch wohl vor Sonnenaufgang.

Es werden die in den Leib gezauberten besonders lebendigen Thiere von innen aus dem Leib herausgetrieben, nicht anders, als wie eine Schlange sonst weggejagt wird. Die Geistlichen aber pflegen solche Thiere und andere eingehexte Sachen, welche man von sich gegeben, mit Feuer zu verbrennen, zu Schimpf und Spott des leidigen Teufels, und zwar ganz billig, wenn sie dadurch vertilgt werden können. Jedoch aber werden die Recidivae oder Wiederanfallungen dieser Verzauberungen nicht allezeit dadurch verhindert und gänzlich forthin auszubleiben gezwungen.

Werden also füglicher die schon weggetriebenen und ausgeworfenen Hexereisachen eingewickelt in diejenigen Simplicia und natürlichen Mittel, welchen die Ausführungs- und Austreibungskraft von Gott verliehen ist; auf eben die Art, wie man durch die Sympathie oder heimliche natürliche Freundschaftszuneigung die empfangenen Wunden auch an einen Abwesenden heilt. Denn diese Simplicia halten die Hexereisachen völlig von dem Leib ab, stehen gleichsam vor und treiben sie zurück, daß sie nicht wiederum beikommen und einschleichen können, und machen also allen Fleiß und Mühe des Zauberers umsonst, eitel, nichtig und vergebens.

Die natürlichen Mittel sind 1) Vomitoria [407] oder durch den Mund und das Erbrechen bewegende und ausführende Sachen, als Tartarus Emeticus Mynsichti oder das Brechen-machende Weinsteinsalz von 3, 4 bis 6 Gran genommen, wodurch die lange im Magen verlegenen bösen Feuchtigkeiten und Unrath übersich ausgeführt werden, welchen der arglistige Feind, der Teufel, seine Zauberbetrügereien, als Messer, Nadeln, Gläser, Haare und dergleichen unter dem jetzt angehenden Erbrechen mit beizumischen pflegt. 2) Purgantia oder den untern Leib abführende Sachen. 3)Diuretica oder den Urin, Harn oder wassertreibende Mittel; dergleichen ist das Ludum Paracelsi, das ist der von dem Menschen weggetriebene Calculus oder Stein. 41. Alexipharmaca oder solche einzugebende Kräuter und Sachen, welche wider das Gift, dessen natürliche Eigenschaft meistentheils unbekannt ist, nicht ohne Nutzen gebraucht werden, ja wohl in solchen Krankheiten, die einem der Teufel beigebracht, worin er auch im innerlichen Leibe einige giftige Dispositionen und Zuneigungen erweckt, welche jedoch durch dergleichen Medikamente gedämpft und zu nichte gemacht werden, wie dieser Art sind Herba Paris oder Aconitum Salutiferum, insgemein Einbeer oder Wolfsbeer genannt, aus welcher der Antidotus Saxonica oder die so genannte sächsische Giftlatwerge vornämlich besteht. Wie auch Aristolochia Rotunda et Longa, das ist die runde und lange wahre Osterlucey- und Hollwurz, Hypericum, das Johanniskraut etc. Insgemein aber sind wider die [408] Zauberkrankheiten nachfolgende Kräuter, Wurzeln und andere schlechte einzelne Remedia berühmt und bekannt, nämlich: Moly, Tapsia, Poeonia nigra oder die schwarzen Pöonien, und Gichtkraut, Wurzel und Samen, der Eichenmispel, die Angelika, Kraut und Wurzel, Kreuzbeer oder Wegdorn, Wullekraut, Meerzwiebel, Galega, Ruta Capraria, Gaisrauthen, Nachtschatten, Alyssum Montanum, Bergsenft, Holder, Eisenkraut, Antirrhinum, Orand, Stärkkraut, Streichkraut, vulgo Löwenmäuler, Beifuß, Tausendguldenkraut, Stabwurz, Schoßwurz, Gartram, Gärtranwurz, Knoblauch, Aggeley, Sevenbaum, Palma Christi, Stendelwurz, Salvey, Tillkraut, Andorn, Wohlgemuth, Chamaepithys, Gliederkraut, Cyclamen, Schweinsbrod, Cypreß, Leopdopodium, deutsches oder welsches Stächaskraut, braune Betonien, Teufelsabbiß, item Frontis Hyaenae Corium oder das Stirnfell der Hyäne, eines Thiers in Afrika, so der Menschen Rede nachahmt, Rostrum Lupi oder das äußerste vom Maul eines Wolfs, der Rauch von Menschenkoth und dergleichen.

Die astralischen oder Zauberkräuter sind überdieß auch diese: Persicaria, Wasser-Pfeffer-Mucken- oder Flöhkraut, Ophioglossum, Natterzünglein, Herba Sophia, Sophienkraut.

Als ein Magnet werden wider alle Verhexungen gehalten: Das Eichenlaub, Schälkraut oder Geschwulstkraut, die zu Pulver gestoßenen Corallen, item Azoth sive Mercurius Vivus, das Quecksilber. Eines oder das andere von diesen [409] Mitteln allein gebraucht und zwar also, daß es auf dem Mittelpunkt des verhexten Ortes auf- und überliege; da es dann die eingezauberte Sache also von innen heraus an und zu sich zieht, daß man sie ganz offenbar herausscheinend sehen kann.

Die Oesterreicher gebrauchen gar sehr in allen Zauberkrankheiten diejenigen harzigen Körner, welche in den Myrmeciis oder Ameisenhaufen gefunden werden und den Weihrauchkörnern ähnlich sehen, wie sie denn der wilde Weihrauch oder Waldrauch genannt werden.

5) Unguenta oder Salben; welcherlei ist des Carrichteri Lib. II. cap. 12, welchen die Cataplasmata oder Umschläge, Fomentationes oder Bähungen, Balnea oder Bäder, Emplastra oder Pflaster, Amuleta oder Anhängstücke u. dergl. billig beizuzählen sind. Aus diesen gebrauchen Etliche in den Zauberkrankheiten folgende Arzneien:

Purgier-Latwerg, die auch zugleich alle Zauberei kurirt, ohne andere Arznei.

Man nehme gestoßenen Flöhkrautsamen ein halbes Quintl, daran gieße man von unserem oder sonst von einem andern Laxierwasser etwas laulicht gemacht soviel daran als nöthig, lasse es an einem warmen Ort 24 Stunden stehen, alsdann presse man den Schleim davon aus; mit diesem Schleim vermenge man geläuterte Manna 1 Quintl, des Diagrydii etliche Gran. [410] Es ist ein sonderbares Mittel vor die Kinder, davon man ihnen einen kleinen Löffel voll in der Früh und des Abends nach der Sache Beschaffenheit geben kann.

Pulver wider alle Zauberei.
Man nehme Angelikawurzel, anderthalb Loth,
Johanniskraut und Blüthe,
die Blättlein vom Wintergrün,
die Blättlein vom Mausöhrlein,
die Blätter vom Teufelsabbiß,
das Beifußkraut,
das Kraut vom goldenen Widertod,
den Mispel vom Haselnußbaum, von jedem ein Quintl.

Dieses vermischt mache man zu einem Pulver, davon man subtil gestoßen einnehmen, oder in eine Latwerg vermengen, oder auch gröblich zerschnittene Säcklein daraus machen und auflegen kann.

Ordinari Trank.

Man nehme Angelikawurz 3 Loth,

Mispel von Haselstauden 1 Loth,

Beifußkraut,

Widertod, von jedem anderhalb Pugil, oder soviel man anderthalb mal zwischen 3 Fingern auffassen kann.


Dieses gröblicht zerschnitten nähe man in ein aus weißem seidenen Sendl gemachtes Säcklein, hänge solches ins ordinari Getränk und lasse den Verzauberten stets davon trinken.

[411]
Trank wider alle Zauberei.
Man nehme Orand oder Streichkraut, sonst Löwenmäuler genannt sammt dem Samen,
Johanniskraut,
Träubelkraut oder Wintergrün, soviel von jedem beliebt.

Dieses siede man in benöthigter Maaß entweder Wein oder Bier, daß der dritte Theil einsiedet. Davon thut man in der Früh und des Abends einen Trunk.

Ein Trank, Bad und Bähung wider die Zauberei.

Man nehme weißen Beifuß, der vor Sonnenaufgang abgebrochen worden, siede ihn in soviel fließendem Wasser (welches den Fluß nach und abwärts aufgeschöpft worden, dann durch das Wasser gegen und wider den Fluß geschöpft, werden die Hexereien verrichtet), soviel als dessen nöthig ist. Dieses wird gebraucht als ein Trank, Bad oder Bähung, in und mit welchem man das verhexte Glied wascht und bäht.

Vinum Aquilegiatum oder Aggeley-Wein.

Der von Aggeleykraut, Blumen und Wurzeln zubereitete Wein ist auch ein in allen bezauberten Zufällen und Krankheiten sehr bewährtes und erfahrnes Mittel, denn er die Verstopfungen und Verschleimungen der Leber und des Milzes gewaltig eröffnet.

[412] Wasser wider die Zauberkrankheiten.

Man nehme Johanniskraut, rothen Beifuß, Weinrauthen, Schälkraut, Frauenhaar, Singrüen, Teufelsabbiß, Eichenlaub, rothen fremden Baldrian, Widertod, Sonnenthau-Kräutlein und Teufelskoth oder Hexenrauch, jedes soviel als des andern.


Solches wohl vermischt, distillire oder brenne man mit gemeinem Brunnenwasser zu einem gebrannten Wasser.

Johanniskraut-Tinktur.

Des Adriani à Mynsicht Johannis-Kraut-Tinktur von 3 bis 4 Unzen auf einmal und also des Tags 2mal genossen, bringt hier ebenfalls großen Nutzen.

Ansprengwasser zu aller Art Zauberei.
Man nehme Osterlucey-Wurzel,
Eberwurz,
Meisterwurz,
Schwarzen Pfeffer,
Kampher, von jedem soviel als des andern.

Dieses mische man alles wohl untereinander, darnach gieße man frisches Brunnenwasser daran und koche es, daß der vierte Theil einsiedet. Dieses gesottene Wasser hebe man wohl auf, alsdann erwarte mit genauer Obsicht den Neumond, wenn selbiger eben an einem Sonntag eintritt. An selbigem Tage reiße ein Zweiglein [413] von einem gesunden, frisch grünenden Baum ab, woran sich ein Bienenschwarm angelegt hat und noch daran ist, aber daß dich Niemand anschreie. Dieses Zweiglein tunke nun in das vorgemeldte gesottene Wasser, daß es ganz naß wird und besprenge mit demselben als mit einem Sprengpinsel oder Weihbesen alle Gemächer, alle Tische und allen andern Hausrath in demjenigen Hause, worin sich der Verzauberte aufhält.

Es nützen auch nicht wenig die gemachten warmen Bäder oder Badwasser worin


Weinrauthe,
Johanniskraut,
Beifuß,
Eisenkraut,
Herrgottshändlein oder Stendelwurz-Weiblein und dergleichen gesotten werden.

Man kann auch überdieß zubereiten allerlei Räucherwerk von Lorbeeren, Rauten, Johanniskraut, Salvey, Rosmarin, Rosenblättern, Aloesholz, Santelholz, Citronenschalen, Mastix, Weihrauch, Benzoe, Storax, Ladano, Schwefel und Bisam.

Ein Rauch zu allen Zauberkrankheiten.
Man nehme folgende Edelgestein:
den Sardonich oder Carneol.
Chrysolith,
Amethyst,
Chrysopras, von jedem ein halbes Quintl.

Daraus mache man ein ganz subtiles Pulver, [414] welches man entweder so auf die Glut werfen oder mit Jungfernwachs vermengen, und daraus Rauchkerzlein machen und formiren kann.

Gemeiner Hexenrauch, für Menschen und Vieh

Man nehme des Kranken alte Schuhsohlen, oder die Sohlen von beiden Schuhen oder Pantoffeln, worauf ein armer Sünder oder Malefizperson zum Gericht gegangen,

Geraspeltes Küh- oder Ochsenhorn von einem krepirten Vieh,

Geraspeltes Pferdehuf von einem krepirten Pferd,

Geraspeltes Hirschkreuz von einem Hirsch, der in den Frauentägen erschossen worden,

Abgeraspeltes Holz von den 4 Ecken der Tischplatte, woran man täglich ißt,

Kleine Spänlein von dem untersten Brett einer Todtentruhe oder Sarg, worin ein Todter gelegen oder verfault,

Die Brod-Bröslein aus der Schublade des Tisches, woran man täglich ißt,

S. v. gedörrten Säukoth, von jedem 1 Quintl,

Fünfeckige Rautenknöpflein anderthalb Quintl, doch daß die Zahl ungleich sey,

Agtstein,

Assant oder Teufelsdreck und Hexenrauch, von jedem 1 Quintl,

Zucker 5 Quintl.


Dieses mache man zu einem Pulver, welchem [415] man noch beimischen kann gedörrte und gröblicht gestoßene


Hechten-Leber,
Hechten-Herz,
Hechten-Gall, von jedem 1 Stück.
Lichtlein oder Rauchkerzlein wider alle Zauber Krankheiten.
Man nehme Smaragd,
Topas, von jedem 10 Gran,
Saphir,
Auserlesenen Hyacinth, von jedem 20 Gran.

Diese stoße man zu einem ganz klaren Pulver, vermische solches alsdann mit Myrrhenöl und Jungfernwachs, soviel von beiden nöthig ist und mache Kerzlein daraus.

Andere Lichtlein oder Rauchkerzlein.
Man nehme:
die Blüthe von der Haselnußstaude,
die Blüthe vom Tausendguldenkraut, von jedem ein halbes Loth,
Weiße Hollerblüthe,
Enzianblüthe, von jedem anderthalb Quintl.

Dieses stoße man zu klarem Pulver, und mache mit soviel Jungfernwachs als nöthig kleine Lichtlein oder Rauchkerzlein daraus.

Des Mynsichti stinkende Pflaster wider alle Hexerei.

Dieses wird von Adriano à Mynsicht eine [416] himmlische Medizin genannt und ist probirt worden wider jede Hexerei, so man es auflegt auf denjenigen Mittelpunkt des Leibs, wo man die Schmerzen hat, und ist dessen Beschreibung folgende:


Man nehme Teufelskoth 6 Loth,
die Samenhilfen mit sammt dem Samen von den Löwenmäulern, die ein Todtengerippe vorstellen num. 6,
Blätter vom Eichbaum num. 3,
Rothe Corallen,
Magnetstein, von jedem anderthalb Quintl.

Dieses stoße man zu Pulver, vermische es mit Johanniskrautöl und koche mit klarem Terpentin und Jungfernwachs nach der Kunst zu einem Pflaster.

Ein Balsam oder Salbe wider alle Zauber-Krankheiten.

Solche wird gemacht aus:

Johanniskrautöl, Regenwurmöl, Terpentinöl,

Wachs,

Menschenschmalz, Menschenmark,

Theriak, Mithridat,

Eichenmispel, Lindenmispel, Haselmispel,

Flöh- oder Muckenkraut, Mauerrauthen,

Wintergrün,

Löwenmäulerblumen, Johanniskrautblüthe,

Wullkrautblüthe, braune Betonienblüthe,

Tausendguldenkrautblüthe, Schälkrautblüthe,

[417] Perpetuel oder Strohblümlein,

Löwenmäulersamen, Johanniskrautsamen,

Kleine Drachenkrautwurz, oder kleine Wasser- Natterwurz, runde Osterlucey- oder Hollwurz, Wundkraut- oder Wall- oder Schwarzwurz, Braunwurz, oder Knoden, oder groß Feigwarzenkrautwurz, Knaben-, Wund-, Donnerkraut- oder fette (nackte) Hennekrautwurz,

Anziehende Stachelsafran,

Mumia,

Mastix, Weihrauch und rothe Goldmyrrhen.


Es ist gut wider alles Gift, Hexerei, Beschreiung, Lähmung, wüthende Hundsbisse, Hauptwunden, rothe Ruhr, Zwang u. dergl.

Salbe wider die Hexerei.
Man nehme wohl ausgelassenes und geläutertes Hundsschmalz 8 Loth,
Bärenschmalz 16 Loth,
Kapaunenschmalz 48 Loth,
Drei noch ganz frische Reiser vom Haselbaum- Mispel.

Diese letztere zerschneide man in kleine Stücklein und stoße sie, daß sie Saft geben; man zerstoße auch zugleich das Holz, die Blätter und Reislein. Alsdann mische man alles sehr wohl in einem Glas unter die obgemeldten Schmalze, stelle sie wohl verbunden ganze 9 Wochen an die scheinende Sonne, so wird ein grüner Balsam oder Salbe daraus, mit welcher, so man den [418] Leib und die schmerzhaften Glieder der Verzauberten salbt, man selbige heilt, wie die Erfahrung ganz gewiß bezeugt.

Eine andere Salbe, die alle Hexerei auflöst.
Man nehme Bocksblut,
Junger Hunde Blut,
Steinbock-Unschlitt,
Bocksmark,
Junger Pferdefohlen Mark,
Butter von Roßmilch gemacht,
Den Balsam oder Salbe von Haselnußstauden- Mispel und Haselnußstaudenblüthe gemacht.

Dieses vermische man alles nach der Kunst zu einer Salbe.
Art und Weise, wie man die besessenen und thörichten Leute traktiren soll.

Vor allen Dingen soll man ihnen, bevorab sie Blutreich sind, die Hauptader an beiden Händen öffnen und das Blut solange laufen lassen, bis sie in eine Ohnmacht sinken. Vier Tage hernach aber soll man ihnen die Froschadern unter der Zunge lassen und die Haupthaare mit einem Scheermesser ganz genau wegnehmen.

Indessen werden Purgier-Pilulen allzeit über den andern Tag eingegeben.

Besondere Pilulen.
Man nehme Meisterwurz, Pöonien- oder Gichtwurz, von jeder ein halbes Loth,
[419] St. Peters- oder Glaskrautwurz 1 Quintl, Angelikawurz dritthalb Quintl,
des rothen fremden Dorand oder Baldriankrauts,
des goldenen Widertods, von jedem vier Scrupel,
Johanniskraut 3 Quintl,
eine Hechten-Leber,
ein Hechten-Herz,
eine Hechten-Gall,
Präparirte rothe Corallen ein halbes Quintl,
Ambra Species,
Süße Bisam-Species, von jedem 6 Gran,
Laudan. opiat. oder dicker Magen- oder Schlafsaft 1 Scrupel.

Dieses alles mache man zu einem subtilen Pulver.

Das Hirn von einem schwarzen Kalb oder von einem jungen Stier, doch der noch mit keiner Kuh beikommen ist und welchem der Kopf auf einen Streich abgehauen worden.

Merke: Der abgeschlagene Kopf von einem unter diesen beiden Thieren soll alsbald übersich so gestellt werden, daß das Blut darin bleibt, welcher noch warm und ganz, das ist, mit Haut und Haar in einen Hafen auch so aufrecht gestellt wird, daß kein Blut herauslauft. Nach diesem nehme man wider den Fluß aufgeschöpftes Flußwasser, gieße selbiges siedheiß gemacht in den Hafen, siede den Kopf, bis er voneinander fällt. Alsdann zertheile man alle seine Stücke voneinander, das Hirn aber nehme man alsbald [420] heraus, bestreue selbiges durchaus wohl mit allererst gedachtem Pulver und mache drei Kugeln daraus, eine so groß als ein Taubenei, welche man sein dicht mit gutem Gold vergolden mag. Dieser drei Kugeln aber, nachdem man die Hauptader gelassen und alle andern Arzneien ganze 8 Tage unausgesetzt gebraucht, bediene man sich also, daß man gleich den andern Tag darauf, und zwar 3 gleich aufeinander folgende Tage, ungefähr 3 Stunden vor dem Mittagessen allezeit eine von denselben genieße. Die übrigen Theile aber dieses Kopfs alle muß man in ein fließendes Wasser werfen.

Nach Verbrauch dieser Kugeln soll man den zehnten oder vierzehnten Tag darauf sich die Froschadern unter der Zunge lassen.

Wobei auch zugleich zu merken, daß man alle abgeschornen Haupt- und andern Haare, die abgeschnittenen Nägel an Händen und Füßen, wie auch den s. v. Leibes-Unflath und Urin des Kranken sammt allen andern seinen Sachen, die wegen ihrer Schwere unter gehen. in ein fließendes Wasser werfen soll.

Condiment oder Würz-Pulver für die Besessenen.
Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz anderthalb Loth,
Pöonien- oder Gichtwurz 5 Quintl,
Eberwurz 1 Loth,
Meisterwurz 3 Quintl,
[421] Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldener Widertod, von jedem anderthalb Loth,
Johanniskrautblüthe 2 Loth,
Weihrauch 5 Quintl,
Präparirte rothe Corallen,
Präparirte gute orientalische Granaten,
Präparirten guten orientalischen Hyacinth, von jedem ein halbes Loth,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 2 Stück.

Dieses mache man zu einem sehr subtilen Pulver, von welchem man ein wenig an alle Speisen als ein Gewürz thut und so stets gebraucht.

Zucker-Schäufelein oder Zeltlein für die Besessenen.
Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz 3 Quintl,
Angelikawurz ein halbes Loth,
Meisterwurz anderthalb Quintl,
Pöonien- oder Gichtwurz 1 Quintl,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 2 Scrupel,
Johanniskrautblüthe anderthalb Quintl,
Weihrauch ein halbes Quintl,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 1 Stück,
[422] Weißen Hut- oder Kochzucker 3 Loth,
Peniszucker 1 Loth,
Schönen weißen Tragant 2 Scrupel,
Distillirtes Johanniskrautwasser, soviel als genug ist.

Daraus mache man nach der Kunst Schäufelein oder Zeltlein, von welchen der Besessene oder Verhexte immerzu im Mund halten, und zwar, daß er solches nicht zerbeiße, sondern allgemach in dem Mund zerschleichen lasse, damit es langsam den Schlund hinabfließe.

Kräuterwein für die Besessenen.
Man nehme Pöonien- oder Gichtwurz 6 Loth,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 5 Loth,
Haarstrang oder Säusenchelwurz,
Bärenklauwurz, von jedem 2 Loth,
Meisterwurz 4 Loth,
Angelikawurz 3 Loth,
Teufelsabbißwurz 3 Loth,
Eberwurz 1 Loth und 3 Quintl,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem ein Händlein voll,
Eisenkraut 2 Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe, 3 Händlein voll,
Rohes grobgeraspeltes Hirschhorn anderthalb Händlein voll,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 3 Stück,
Klaren weißen Wein 14 Maaß oder 18 Seidl.

[423] Solches lasse man wohlvermacht an einem warmen Ort 35 Stunden stehen. Von diesem Kräuterwein trinke der Kranke nach Belieben anstatt des Ordinari Getränks; oder er thue auch allezeit über den vierten Tag einen guten starken Trunk warm gemacht davon und schwitze darauf. Wie er denn auch mit selbigem den Kopf, Rückgrath und andere Glieder öfters waschen kann.

Terpentin-Milch für die Besessenen.
Man nehme Terpentin 1 Loth,
Gestoßene Myrrhen ein halbes Quintl,
Vipernpulver 1 Scrupel,
Saft von Antimonio anderthalb Quintl.

Daraus mache man der Kunst nach mit genugsam distillirtem Johanniskraut-Wasser eine Milch, welche man in jetzt beschriebener Quantität 4 oder 5 Tag nacheinander allzeit in der Früh einnehmen oder mit selbiger solange continuiren kann, als es die Nothdurft erfordert.

Kräuter-Species zum Häublein für die Besessenen.
Man nehme Meisterwurz 1 Loth und 1 Quintl,
Abbißwurz vierthalb Quintl,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 1 Loth,
Angelikawurz anderthalb Loth,
Pöonien- oder Gichtwurz 2 Loth und ein halbes Quintl,
Eisenkraut 3 Quintl,
[424] Dorand oder fremdes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 1 Loth,
Johanniskrautblüthe 2 Loth,
Weihrauch,
Myrrhen, von jedem anderthalb Loth,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 2 Stück.

Dieses wohl vermischt stoße man zu einem gröblichten Pulver, daraus mache man mit zarter Baumwolle und Sendel-Taffet ein Häublein, welches alle Abend mit Branntwein eingesprengt, der Kranke immerzu auf dem Kopf tragen soll.

Amuletum oder Anhängstück für die Besessenen.
Man nehme Meisterwurz,
St. Peters- oder Glaskrautwurz, von jedem 2 Loth,
Angelikawurz 1 Loth und 2 und ein halbes Quintl,
Singrüenkraut 2 Loth,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem anderthalb Quintl,
Johanniskrautblüthe 2 Händlein voll,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 3 Stücke.

Dieses zerschneide und zerstoße man zu einem gröblichten Pulver, aus welchem man nachmals [425] kleine Säcklein machen kann, welche der Patient am Hals hängen oder sonst an einem Ort seines Leibes aufgebunden tragen soll, oder in sein Bett legen, worin er schläft. Oder man mag ein Bauch- oder Brustflecklein und Kißchen machen, selbiges mit diesem Pulver anfüllen und es den Kranken auf der Brust oder Bauch immerzu tragen lassen.

Rauchpulver für die Besessenen.
Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz vierthalb Quintl,
Angelikawurz dritthalb Quintl,
Pöonien- oder Gichtwurz anderthalb Quintl,
Beifuß,
Stabwurz- oder Gartramkraut,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 1 Quintl,
Grobgeraspeltes rauhes Hirschhorn anderthalb Loth,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 1 Stück,
Weihrauch, Myrrhen, von jedem 4 Loth.

Daraus mache man ein gröblichtes Pulver. Von diesem Pulver werfe man immerzu etwas auf glühende Kohlen und beräuchere wohl damit die Kleider, Betten und Leintücher, die Zimmer, ja auch den Leib der verhexten und besessenen Kranken selbst, so, daß sie den durch einen Trichter gehenden Rauch in dem Mund lassen und in sich in den Leib ziehen mögen.

[426] Rechte und hurtige Art, die Verhexungen, Gespenster, Beschwörungen und Beschreiungen, Blenderungen und Betrügereien des leidigen Teufels, woraus Lähmungen, Herzensängsten, mit allerlei innerlichen und verborgenen Schmerzen und Ausdörrung am ganzen Leibe entspringen können, zu verhüten, vom Leib abzuhalten und abzutreiben, auch die Leute von allen dergleichen üblen Zauber-Zuständen zu erledigen und zu befreien.
Eine purgierende Arznei für die Verhexten.
Man nehme klein gestoßene St. Peters- oder Glaskrautwurz 1 Scrupel,
Braune oder große Feigwarzenkraut-Wurz ein halbes Quintl,
Angelikawurz 2 Scrupel,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 1 Scrupel,
Johanniskrautblüthe anderthalb Scrupel,
Weihrauch,
Myrrhen, von jedem ein halb Scrupel,
Hechtenleber,
Hechtenherz,
Hechtengall, von jedem 1 Scrupel,
Terpentin ein halbes Quintl,
Brechsaft vom Antimonio oder Spießglas 2 Quintl,
[427] Distillirtes Johanniskraut-Wasser dritthalb Unzen.

Solches vermische man untereinander.

Diese purgierende Arznei soll man alle acht Tage, oder so oft und so lange es die Nothdurft erfordert, dem Kranken in der Früh eingeben.

Wobei zu erinnern ist, daß man allen den s. v. Stuhlgangs-Unrath, welcher durch diese Purgier aus geführt worden, bevorab, wenn man sie das erstemal eigenommen, sammt allen Harnwassern wohl aufbehalten, wie auch dasjenige Blut, so durch die Aderläße herkommt, nachdem man selbiges zuvor genau besichtigt und darüber judicirt, dazu schütten, allermeist aber folgendes Kräuterpulver beimischen soll:


Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz 6 Quintl,
Braunwurz 2 Loth,
Teufelsabbißwurz,
Meisterwurz, von jedem 1 Loth,
Angelikawurz 5 Quintl,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 3 Quintl,
Eisenkraut ein halbes Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe 2 Händlein voll.

Daraus mache man wohlvermischt ein grobes Pulver.

Dieses Pulver sammt s. v. vorgedachten Excrementen und Unrath thue man in einen mit Hafnerlehm außenher wohlbeschlagenen Hafen, rühre alles wohl untereinander, vermache den Hafen obenher mit Lehm fein wohl und hänge [428] selbigen 3 Tage in den Rauchfang. Alsdann thue selbigen, anfangs etwas von Ferne, nachmals aber immer etwas näher zum Feuer und lasse ihn 2 oder 3 Stunden dabei. Wenn dieses geschehen, so hänge ihn wiederum in den Schornstein und laß ihn solange hängen, bis die Zeit, vorige purgirende Arznei wieder zu nehmen, abermal vorhanden. Sodann nehme man sowohl diesen Hafen als alle die andern neuen Excremente und Unflath und werfe es in ein fließendes Wasser, auf welche Art man also lang verfahren muß, bis sich die vorige Gesundheit wieder einzufinden beginnt. Unter welcher Zeit dann auch die Hexe, so die Zauberei gemacht, nicht allein bekannt und kundbar, sondern auch heftig gemartert und geplagt wird.

Ordinari Trank für die Verhexten.

Man nehme Braunwurz 6 Loth,

Teufels-Abbißwurz 5 Loth,

Meisterwurz 4 Loth,

Angelikawurz 3 Loth,

St. Peters- oder Glaskrautwurz 2 Loth,

Johanniskrautblüthe 3 Händlein voll,

Eisenkraut,

Beifußkraut, von jedem 2 Händlein voll,

Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut anderthalb Händlein voll,

Goldenen Widertod 1 Händlein voll,

Stabwurzkraut oder Gartramkraut ein halbes Händlein voll,

Lindenmispel,

[429] Haselmispel, von jedem 3 Loth,

Myrrhen 6 Quintel,

Weihrauch 1 Loth,

Hechtenleber,

Hechtenherz,

Hechtengall, von jedem 3 Stück,

Guten weißen Wein 16 Maaß oder 32 Seidl,

Flußwasser, so in der Früh vor Sonnenaufgang dem Fluß nach ohne Jemands Anschreien geschöpft worden, 3 Maaß oder 6 Seidl.


Dieses koche man zu einem Trank.

Von diesem Trank trinke der Verhexte nach Belieben, so oft es der Durst erfordert. Aber allzeit den dritten Tag soll er sich einen Schweiß damit machen und alle Abend seine Glieder damit reiben.

Täfelein oder Zeltlein für die Verhexten.
Man nehme große Eberwurz vierthalb Quintl,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 2 Loth,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut dritthalb Quintl,
Goldenen Widertod 1 Quintl,
Johanniskrautblüthe 1 Loth,
Weihrauch 3 Quintl,
Tragant 1 Quintl,
des schönsten Hut- oder Kochzuckers S Loth,
Distillirtes Johanniskrautwasser, so viel als nöthig.

[430] Daraus mache man nach der Kunst Täfelein oder Zeltlein num. 100.

Von diesen Täfelein nehme der Verhexte immerzu ein und das andere auf die Zunge und lasse es allgemach zerschleichen.

Klystieröl oder Salbe für die Verhexten.
Man nehme Haarstrang oder Sau-Fenchelwurz,
Bärenklauwurz,
Teufels-Abbißwurz,
Meisterwurz,
St. Peters- oder Glaskrautwurz,
Hirschzungenwurz,
Angelikawurz,
Pöonien- oder Gichtwurz, von jedem zwei Quintl,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,
Goldenen Widertod, von jedem 1 Quintl,
Haselmispel,
Lindenmispel, von jedem 3 Loth.

Mache alles zusammen zu einem klaren Pulver und vermische es wohl mit

Ausgelassenem Hundsschmalz,
Ausgelassenem Kapaunenschmalz, von jedem ein halbes Pfund,
Oelsälblein (welches nächst hernach beschrieben zu sehen ist) 22 Loth.

Von diesem Klystieröl oder Salbe werden alle Tage 3mal allzeit 3 Löffel voll dem Verhexten als eine Klystier applicirt und gegeben.

[431] Oelsälblein für die Verhexten.
Man nehme Haarstrang- oder Sau-Fenchelwurz 1 Loth und 3 Quintl,
Große Eberwurz anderthalb Loth,
Teufels-Abbißwurz,
Meisterwurz, von jedem 1 Loth,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 1 Loth und 1 Quintl,
Angelikawurz vierthalb Quintl,
Pöonien- oder Gichtwurz 3 Quintl,
Beifußkraut,
Stabwurz oder Gartramkraut,
Goldenen Widertod, von jedem ein halbes Händlein voll,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut anderthalb Händlein voll,
Eisenkraut 1 Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe 4 Händlein voll,
Lindenmispel,
Haselmispel, von jedem ein halbes Pfund.

Mache es zu einem gröblichten Pulver und vermische es wohl. Alsdann thue man dazu:

Ausgelassenes Hundsschmalz,
Bärenschmalz,
Kapaunenschmalz, von jedem 1 Pfund,
Hechtenschmalz ein halbes Pfund,
Hirschunschlitt 16 Loth,
Oel vom Gummi Opoponax 8 Loth,
Oel vom Weihrauch,
Oel von Myrrhen, von jedem 4 Loth,
Johanniskrautöl anderthalb Pfund.

[432] Lasse es in einem wohlvermachten Geschirr 3 Monat lang an einem Ort stehen, alsdann presse mans in einer warm gemachten Presse wohl aus, so wird es wie ein Oel, und so es erkaltet, als ein Sälblein.

Mit diesem Oelsälblein schmiere man alle verlahmten Glieder des verzauberten Menschen wohl und aufs fleißigste ein, und zwar sowohl diejenigen Glieder, an welchen die Verhexung offenbar zu sehen ist als diese, in welchen eine innerliche heimlich verborgen steckt: Es mögen gedachte Glieder gleich vom Krampf und schmerzhaften Nierenzuckungen befallen, oder von der Contractur, Lähmung und Schwindung belästigt, oder von unempfindlicher Entschlaffung und unbeweglichem Stupore beschwert, oder mit vielen andern fast unerträglichen Schmerzen gequält, oder mit einigerlei Art einer Zauber-Beschreiung beladen seyn, absonderlich gleich nach eben zu solcher Zeit verrichtetem Bad.

Kräuter-Species zur Anduftung, Bähung und Ausräucherung für die Verhexten.
Man nehme Haarstrang- oder Sau-Fenchelwurz,
Meisterwurz,
St. Peters- oder Glaskrautwurz, von jedem anderthalb Loth,
Angelikawurz,
Singrüen-Blättlein,
Beifußkraut,
[433] Stabwurz- oder Gartramkraut,
Goldenen Widertod, von jedem ein halbes Händlein voll,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut 1 Händlein voll,
Eisenkraut anderthalb Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe dritthalb Händlein voll,
Grobgeraspeltes rohes Hirschhorn 2 Loth.

Dieses schneide man gröblicht, nachmals gieße man 4 Seidl guten scharfen Weinessig daran, lasse es 14 Tag in einem wohlvermachten Geschirr an einem warmen Ort stehen.

Von diesem angesetzten Kräuteressig gieße man ein und andern Löffel voll auf glühende Ziegelsteine, und lasse den davon übersich steigenden Dampf an die verhexte Person gehen, räuchere die Zimmer, worin sie sich aufhält, wohl aus und thue man solches des Tags öfters.

Kräuter-Species zu Haupt-Häublein, Säcklein und Kißchen für die Verhexten.
Man nehme Angelikawurz 4 Loth,
Meisterwurz 5 Loth,
Teufels-Abbißwurz 6 Loth,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 8 Loth,
Goldenen Widertod 1 Händlein voll,
Eisenkraut anderthalb Händlein voll,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut 2 Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe 3 Händlein voll.

[434] Dieses schneide man gröblicht und fülle damit von Sendel-Taffet gemachte Haupt-Häubel, kleine Säcklein, Pölster- und Kißlein, welche man in das Bett des Verhexten legen oder an dessen Hals hängen mag. Wie man dann selbigen auch das rechte Auge von einem Wolf und das hinterste Kläulein von einem Hirschlauf immerzu angehängt mag tragen lassen. In die Häubel aber soll man noch über vorgedachte Species inwendig hinein den von den Vipern selbst zu gewisser Zeit abgestreiften äußeren Balg nähen und selbige nachmals also auf den Kopf setzen, daß gedachter Balg den Kopf berühre, welches auch als ein Amuletum oder Anhängstück zu achten. Indessen, da man in der Kur also verfährt, soll man den Verhexten fleißig erinnern und darob seyn, daß er erstlich niemals mit bloßen Füßen gehe, und nachmals, daß er seine Schuhe, Strümpfe u. dgl. des Tags über öfters umkehre und verändere.

Gleich nach vollbrachtem Bad soll man ihm die innere flache Hand und die Fußsohlen wohl abschaben, alle Nägel an Händen und Füßen beschneiden und alsdann sowohl das Abgeschabene als die Abschnitzlein, wenn sie zuvor in dem Rauchfang aufgehängt getrocknet worden, einem jungen Eschen- oder Wundholzbaum eingepropft und eingeheilt werden.

Die übrigen Sachen aber alle, welche gleichfalls von dem Beschrienen und Verhexten wegfallen und von seinem Leibe kommen, oder ihm sonst gebraucht worden sind, soll man entweder [435] in den Rauchfang hängen und ausdörren, oder ins Feuer oder fließendes Wasser werfen und also vertilgen.

Art und Weise, die Kinder vor den Zauber-Beschreiungen und Hexen-Beschwörungen sowohl zu verhüten, als sie von selbigen wiederum zu befreien.
Kräuter-Species zu Häublein, Säcklein, Kiß- und Pölsterlein für beschriene Kinder.
Man nehme Angelikawurz 3 Loth,
Meisterwurz 4 Loth,
St. Peters- oder Glaskrautwurz 5 Loth,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut 1 Händlein voll,
Goldenen Widertod ein halbes Händlein voll,
Eisenkraut anderthalb Händlein voll,
Herzgespankraut 3 Händlein voll,
Johanniskraut und Blüthe dritthalb Händlein voll.

Dieses schneide man gröblicht.

Daraus kann man machen Häublein, Säcklein, Kiß-und Pölsterlein, welche man entweder am Hals tragen oder auf schon oben gemeldte Art gebrauchen kann.

Ueberdieß sind diese Kräuter-Species zu gebrauchen zu Bädern, wenn man selbige mit siedheißem Flußwasser anbrüht, welches man dem Fluß nach noch vor Sonnenaufgang ohne Jemands Zurufen geschöpft und die Kinder darin badet.

[436] Des Kindes Leib selbst aber soll man täglich mit dem etwas vorher beschriebenen Oelsälblein, in welches unter anderem das Hunds- und Bärenschatz, wie auch das Oel vom Gummi Opoponax, Myrrhen u. dgl. kommt, sein wohl und fleißig bestreichen.

Rauchwerk für beschriene Kinder.
Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz 1 Loth,
Meisterwurz,
Angelikawurz, von jedem ein halbes Loth,
Goldenen Widertod 1 Quintl,
Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut anderthalb Quintl,
Eisenkraut 4 Scrupel,
Johanniskraut und Blüthe vierthalb Quintl,
Rheinfahren-Blüthe 2 Loth.

Mache alles zusammen zu einem gröblichten Pulver, mit welchem man sowohl das Kind selbst als dessen Bettlein und Leintücher, sammt allem andern, was ihm zugehört, öfters räuchern soll.

Art und Weise, die durch Zauberei verlorne Mannschaft und Beischlafs-Kraft wieder zu bringen, wie auch die zurückgebogenen, krummen oder zu sehr verkälteten Mannesglieder wieder zu stärken, gerade und steifstehend zu machen.

Vor allen Dingen soll man gebrauchen die [437] oben unter dem Namen: »Eine purgirende Arznei für die Verhexten« beschriebene Medizin, wozu unter andern Stücken auch besonders kommt der Terpentin und der Brechsaft vom Antimonio. Nach verrichter Purgation soll man allen dadurch ausgeführten Excrementen, sowohl des Stuhlgang-Unraths, als des mitgegangenen Urins gleichfalls das oben eben an gedachter Stelle beschriebene Kräuterpulver beimengen, und mit selbigen, in einen wohlvermachten Hafen gethan, also verfahren, wie auch dort gedacht worden. Ueberdieß soll der durch die Hexerei Unvermögende seinen Urin oder Wasser durch ein selbst gewordenes Astloch oder die Kluft eines solchen Brettes, worauf ein todter Mensch eine Zeitlang gelegen (wie denn das unterste Brett eines gebrauchten Todtensargs, dergleichen Astloch oder Kluft haben und also dazu gebraucht werden kann), oder durch ein Astloch oder Spalt eines dicken Zaunsteckens, oder auch durch den ihm vor dem Altar durch seine Braut gegebenen Trau- oder Ehering lassen.

Terpentinmilch für unvermögende Männer.

Man nehme St. Peters- oder Glaskrautwurz,

Dorand oder fremdes rothes Baldriankraut,

Goldenen Widertod, von jedem ein halbes Quintl,

Johanniskraut und Blüthe 2 Scrupel,

Hirschglied, der in der Brunst geschossen worden, ein halb Quintl,

Hirschbrunst-Schwamm 1 Scrupel.

[438] Dieses mache man zu einem subtilen Pulver, alsdann nehme man Terpentin 1 Scrupel.

Löse selbigen ganz auf in distillirtem Johanniskrautwasser 3 Unzen, gieße es an das Pulver, thue auch hinzu Stendelwurzsaft ein Quintl, und vermische es wohl untereinander zu einer Milch.


Diese Milch nehme man wohl aufgerührt auf einmal ein.

Pilulen, Kügelein oder Zeltlein für unvermögende Männer.
Man nehme Hirschglied, der in der Brunst geschossen worden, 2 Quintl,
Hirschbrunst-Schwamm 1 Quintl,
Venetianischen Borax 4 Scrupel,
Vipernpulver 1 Scrupel,
Ausgepreßtes Muskatblütheöl 1 Scrupel,
Distillirtes Aneisöl 4 Tropfen,
Tragantschleim, der mit Johanniskrautwasser ausgezogen worden,
Gepulverten schönen Hut- oder Kochzucker, von jedem soviel als nöthig.

Dieses stoße man wohl untereinander zu einem Taig oder Masse, daraus formire man Pilulen, Kügelein oder Zeltlein. Davon nehme man alle Tage ungefähr 2 Stunden vor dem Nachtessen ein und anders in den Mund, lasse es gemächlich verschleichen und esse es hinab.

[439]
Aeußerliches Oelsälblein für unvermögende Männer.

Man nehme Hirschglied oder Ruthen, der in der Brunst geschossen worden,

Hirschbrunst-Schwamm, von jedem eine halbe Scrupel,

Das oben beschriebene Oelsälblein, zu welchem allerlei Thiere Schmalz, Hirschunschlitt und Olitäten kommen, 6 Loth,

Bibergailfetten 1 Quintl.


Vermische es wohl untereinander und bestreiche das Mannsglied warm gemacht zum öftern damit.

Diejenigen Kräuter zu Haupt-Häublein etc. für die Verhexten, welche etwas vornen beschrieben worden, haben hier auch ihren Raum, wenn sie in einem Säcklein oder Bäuschlein von dem Unvermögenden am Hals getragen werden. Man kann aber auch aus eben solchen Specien, wie daselbst gedacht, Bäder machen, worein sich der durch Zauberei Unvermögende öfters setzen mag.

Art und Weise, die durch Zauberei herkommende Fraiß und hinfallende Krankheit zu vertreiben.
Ein sonderbares Mittel in der angehexten Fraiß.

Man nehme Kampher (insgemein Gasser genannt) 1 Quintl, theile es in 9 gleiche Theile und gebe jeden Theil dem Kranken in etlichen Tropfen seines eigenen Urins oder Harnwassers [440] ein. Alsbald darauf bringe man ihn zu Bett oder decke ihn sonst mit warmen Decken in einer warmen Stube wohl zu, lege ihm eine gebähte Rinde vom Haus- oder Roggenbrod noch ganz heiß von dem Backofen auf den Nabel und verschaffe, daß er schwitze.

Insonderheit auch hilft wider solche Fraiß und fallende Sucht, in welche sich der Teufel oft selbst einmischt und verhüllt, die Weinrauthen, wie auch der Mispel von Haselnußstauden.

Art und Weise, die durch Zauberei herkommende Tollsinnigkeit und Raserei zu vertreiben.

Noch vor Sonnenaufgang soll man sich gegen den Orient oder den Ort, wo sie aufzugehen pflegt, wenden und an folgenden Tagen nachgenannte Kräuter abbrechen und sammeln: Am Sonntag das Cichorium oder Wegwart; am Montag das Sempervivum oder kleine wilde Hauswurz; am Dienstag oder Erchtag das Antirrhinum album oder weißes Kalbsnasen-, Hundskopf- oder Löwenmäuler-Kraut; am Mittwoch Yerbenam oder Eisenkraut; am Donnerstag Perfoliatam oder Durchwachs; am Freitag Abroianum oder Stabwurz oder Gartramkraut; am Samstag oder Sonnabend den Asphodelum oder Goldwurz. Daraus soll man ein Pulver machen, davon dem Kranken entweder in Form eines Pulvers oder in einem Tränklein einzugeben ist. [441] Wobei aber zu merken, daß das frische noch grüne Cichorium oder Feldwegwärt von großer Kraft und Wirkung, ausgetrocknet aber von keiner Tugend mehr sey, weil der Stern dieses Krauts, so es dürr ist, durch seinen Einfluß nicht mehr also wirken kann, welches auch von den übrigen Kräutern gleichfalls zu verstehen ist.

Vor allen Dingen lasse man die Medianader, nachmals die untere Leber-Ader, alsdann die äußere Schulterader und endlich die Stirnader; etliche lassen auch Froschadern unter der Zunge und die Hauptadern an den Füßen. Doch thut unter allen am besten die Egel-Läß sowohl hinter den Ohren als an der Goldader.

Wenn die Raserei davon nicht nachlassen will, so lege man ins Genick, auf die Oberschultern, hinter die Ohren oder an die Füße des Adriani à Mynsicht Visicatorium oder Senger-Pflaster und ziehe Blattern.

Nachmals brauche man folgende Stuhlzäpflein:


Man nehme des Extracti von schwarzer Nießwurz 1 Scrupel,
des Extracti von Sennetblättern ein halb Scrupel,
Alhandal-Zeltlein 5 Gran,
Steinsalz 6 Gran.

Daraus mache man mit Lerchenschwammhonig zwei Zäpflein.
Oder man brauche die sonderbare Klystier des Mynsichti.
Will man aber purgieren, so bediene man sich des folgenden Purgiermittels:

[442] Syrup oder Zuckersaft von süßen Aepfeln mit Sennetblättern.
Purgier-Tränklein.
Man nehme die äußere Rinde von der schwarzen Nießwurz, gröblicht zerschnitten, dritthalb Quintl,

Gute scharfe Zimmtrinden 1 Scrupel.


Daran gieße man distillirtes Cichoriwasser 8 Loth, setze es 6 Stund lang wohlvermacht an einen warmen Ort, nachmals lasse mans etliche Waller wohl aufsieden, seihe und presse es durch ein leinenes Tuch wohl aus. Alsdann nehme man solches Wasser und lasse darin über dem Feuer gelind zerschmelzen:

der besten saubern Manna 2 Loth,

endlich thue man noch dazu:
des blauen Veielsafts 3 Loth.
Dieses wohl untereinander gerührt, gebe man etwas laulecht gemacht auf einmal zu trinken ein.
Purgier-Trank auf etlichemal in der Zauber-Raserei.
Man nehme Steinwurzel 3 Loth,
Erdrauch,
Hopfenlaub,
Ochsenzung-Blüthe,
Boragen-Blüthe,
Blaue Märzen-Veiel, von jedem ein halbes Händlein voll,
Epithymum oder Cretischen Thymseid,
[443] Ausgelesene Sennetblätter, von jedem anderthalb Quintl,
Die äußere Rinde von der schwarzen Nießwurz ein halbes Loth,
Der besten gelben Rhabarbara,
Zittwer, von jedem 1 Quintl,
Zimmtrinden ein halbes Quintl,
Anißsamen,
Fenchelsamen von jedem anderthalb Quintl,
Citronenkern ein halbes Quintl.

Dieses schneide und stoße man gröblicht und siede es in einer Maaß oder 2 guten Seideln Gaisschotten, daß der dritte Theil einsiedet; presse es durch ein leinenes Tuch wohl aus. In dem durchgelaufenen warmen Wasser löse man alsbald auf:


Electuarii Catholicae oder allgemeines Purgier- Latwerg oder Zucker,
Electuarii Diasennae oder Sennetblätter-Latwerg,
Electuarii Lenitivi oder Laxier-Latwerg, von jedem 1 Loth.

Gib es in einem saubern Geschirr. Diesen Trank theile man in 3 gleiche Theile und nehme alle Tage in der Früh, etwas warm gemacht, einen Theil davon ein.

Ein anderer Trank in der Zauber-Raserei.
Man nehme distillirtes Hopfenwasser,
Erdrauchwasser,
Boragenwasser,
[444] Hirschzungenwasser, von jedem ein halbes Seidl.
Siede darin des Epithymi oder Cretischen Thymseids 6 Quintl,
Sennetblätter-Bälglein 4 Loth,

solange, daß 20 Unzen überbleiben. Seihe es durch ein wollenes Tuch ohne auszupressen.

Dazu thue man des gemeinen Essig, Honigs und des Königs Saporis Saft von jedem 6 Loth und 6 Quintl.

Mische es wohl und nehme man davon laulecht 5 Unzen auf einmal ein.
Noch ein anderer Trank in der Zauber-Raserei.
Man nehme Hühnerdarmkraut,

Pfennig- (Natter- oder Schlangen-) Kraut, von jedem ein Händlein voll.


Solche siede man etwas zerschnitten in einer halben Maaß Wein, und trinke in der Früh einen guten Trunk davon.

Eine Emulsion oder Milch in der Zauber-Raserei.
Man nehme weißen Magsamen 1 Loth,
Bilsensamen 3 Quintl,
Salatsamen 2 Quintl,
Rosenwasser 3 Unzen.

Solches stoße und presse man durch zu einer Milch, alsdann nehme man (so es seyn kann):

Warme Kinds-Muttermilch 1 Unze.

[445] Löse darin auf:

Opium oder Schlafsaft 7 Gran,
Gestoßenen Safran 15 Gran.

Ruhre es sein wohl unter obige Emulsion und nehme zu verschiedenen Zeiten eine Dosis von 4 oder 5 Löffel voll wohlaufgerührt ein.

Es findet auch hier statt die Aqua Narcotica oder das Schlaf-bringende Wasser des Mynsichti, so man dessen von einem bis auf drei Quintl genießt.

Item, das vom rothen Hühnerdarmkraut abgesottene Wasser als einen Ordinari-Trank getrunken.

Gleich von großem Nutzen ist, wenn man Säumilch trinkt.

Noch mehrers thut das Eselsblut aus dessen Adern hinter den Ohren gelassen, nachmals saubere Tüchlein darein getunkt, etwas darin liegen lassen und allgemach im Schatten ausgetrocknet, welche, so man sie brauchen will, so lange in kaltes lauteres Brunnenwasser legen soll, bis das Wasser ganz roth, hingegen die Tüchlein ganz weiß geworden. Solches Wasser soll man dem Rasenden 3 Tag hintereinander zu trinken geben.

Am meisten aber wird als das Beste gelobt das Käswasser von guter Gaismilch oder der Gaisschotten. Es sind auch nicht zu verwerfen die Fleischbrühen, in welchen Seeblumen, Rosen, große oder kleine Hauswurz, Pappelkraut, Lactuc u. dgl. gekocht sind.

[446]
Besondere Brühe in der Zauber-Raserei.
Man nehme gepulverten weißen Magsamen 1 Loth,

nehme solchen in guter Fleisch- oder Hühnerbrüh sein warm auf 2 oder 3mal ein.

Item, man nehme ein schwarzes Lamm, so auf der Weide lauft. Diesem schlage man mit einem Streich den Kopf ab und koche selbigen unzertheilt mit Haut und Haar. Wenn er gekocht ist, so putze ihn sauber, bewürze ihn wohl und gebe selbigen in 3 Theile getheilt 3 Tage gleich nacheinander dem Kranken allzeit einen Theil in der Früh zu essen.

Man esse das rohe Herz von einer Schwalbe zerschnitten und unter was anders vermischt alles auf einmal, welches das Experiment der verwittweten Churfürstin Dorothea in der Pfalz ist.

Die ausgeschälten Beenkörner, oder die Körner und Samen vom Balano Myrepsica oder egyptischen Schlehendornbaum gegessen oder sonst gebraucht, bringen gleichfalls Nutzen.

Morsellen in der Zauber-Raserei.
Man nehme ausgeschälte Beenkörner num. 2, Abgezogene süße Mandelkern num 4.
Schneide es gröblicht und thue dazu:
des feinsten klargestoßenen Koch- oder Hutzuckers 2 Quintl.
Daraus mache man Morsellen.
Sonst wird auch gebraucht:
die Wurzel und Samen vom Keuschbaum,
[447] die Buchsbaum-Blättlein,

zu einem Pulver gestoßen, werden auch täglich eingegeben.
Ein Kräuterpulver in der Zauber-Raserei.
Man nehme rothes Hühnerdarmkraut 2 Händlein voll,
Eisenkraut,
Mausöhrlein, von jedem 1 Händlein voll,
Kreuzwurzkraut,
Weinrauthensamen, von jedem 2 Quintl,
Steinzwiebeln oder Knoblauch 3 Quintl.

Dieses stoße man zu klarem Pulver, davon gibt man einem Starken auf einmal ein ganzes, einem Schwachen aber ein halbes Quintl.

Sehr dienlich sind auch:


der Ochsenzungenblüthe-Saft, Boragenblüthesat, blau Veielsaft, Seeblumensaft, rothe Schnalzen- oder Kornblumensaft, Endivi-Saft, wie auch aller säuerlechte Zuckersaft.

Das Kampher- oder Gasseröl mag auch von 4–6 Tropfen etlichemal eingegeben werden.

Aeußerlich kann man in der Zauber-Raserei folgende Mittel vornehmen und gebrauchen.
Erstlich soll man dem Patienten alle Haupthaare mit einem Scheermesser abnehmen.
Die grünen frischen Haselnußblätter mag man um des Kranken Haupt binden.
[448] Klein geschnittener Knoblauch mit Branntwein vermengt, wird auf des Kranken Wirbel gelegt.
Frisch geschabene scharfe Rettichwurz auf das Hirn gelegt, kann ebenfalls nicht schaden.
Stirn-Umschlag in der Zauber-Raserei.
Man nehme Rosenwasser,
Schlehenblühwasser, von jedem 4 Loth,
Steinkleewasser,
Eisenkrautwasser,
Camillenwasser,
Rothen Rosenessig, von jedem 3 Loth.
Pfirsichkerner num. 20.

Dieses stoße man zu einer Milch, lasse es laulecht werden, tunke ein dreifaches leinenes Tüchlein darein, wende es wieder ein wenig aus, binde es um die Stirn und thue solches des Tags öfters.

Ein anderer Stirn-Umschlag in der Zauber-Raserei.
Man nehme Schlehenblühwasser,
Rosenwasser, von jedem 3 Loth,
Camillenwasser,
Steinkleewasser,
Lavendelwasser, von jedem 2 Loth,
Rothen Rosenessig 3 Loth,
Pfirsichkerner num. 17.

Dieses stoße man zu einer Milch, zu welcher man noch thut:

[449] Kampher oder Gasser (mit Mandelkern angestoßen) 10 Gran,
Gestoßenen guten Wiener Safran 3 Gran.

Mische alles wohl untereinander und brauche es wie den vorigen Umschlag.
Noch ein anderer Umschlag auf die Stirn und Puls in der Zauber-Raserei.
Man nehme Hanfkerner,
Wachholder- oder Krammelbeer, von jedem ein halbes Pfund,
Weißen Magsamen 6 Loth.

Stoße es mit soviel Tillkraut- und Rosenwasser an als nöthig ist und gebrauche es zur Stirne und Puls, wie vorige Umschläge, fünf Tag nacheinander.

Kopf-Lauge in der Zauber-Raserei.

Man mache und siede eine Lauge von Meisterwurz und Kraut und vom Tillkrautsamen und Wurzel.

Mit dieser warmen Lauge wasche und zwage man den abgeschornen Kopf 5 Tage nacheinander, so daß man selbigen wieder abtrocknet mit warmen Tüchern, die mit auf glühenden Kohlen geworfenem Mastix, Agtstein und Aloesholz zuvor wohl beräuchert worden sind.

Eine andere Kopflange in der Zauber-Raserei.
Man nehme Sennetblätter,
Weiden- oder Felber-Laub,
[450] Ochsenzungenblüthe,
Camillenkraut und Blumen, von jedem eine gute Hand voll,
Weiße Seeblumen,
Arabische Stächasblumen, von jedem eine halbe Hand voll,
Salatsamen 1 Quintl,
Weißen Magsamen ein halbes Quintl,
Asche vom Cichori- oder Wegwartkraut, soviel als nöthig ist.

Daraus siede man mit Wasser eine Lauge zum Kopf.
Ein Kräuter-Absud zum Kopfwaschen in der Zauber-Raserei.
Man nehme Meisterwurz und Kraut,
Lactuc- oder Salatblätter,
Sennetblätter,
die Bälglein von der Senna,
Ochsenzungenblüthe,
Boragenblüthe,
Blaue Veielblüthe,
Weiße Seeblumen, von jedem zwei Händlein voll,
die äußere Schale von der Allraunwurz 3 Händlein voll,
Bilsensamen 6 Quintl,
Weiße Magsamen-Köpfe sammt dem Samennum. 16.

Dieses siede man grob zerschnitten in Wasser und brauche solches dann zum Kopfwaschen.
[451]
Ein anderer Kräuter-Absud zum Kopfwaschen in der Zauber-Raserei.
Man nehme Lactuc-Salatblätter.
Große Hauswurzblätter,
Nachtschattenkraut-Blätter, von jedem anderthalb Hand voll,
Weiße Seeblumen eine Hand voll,
Weiße Magsamenköpfe sammt dem Samen num. 10,
Schwarze Nießwurz 1 Loth.

Dieses grob zerschnitten siede man in Wasser, welches man nicht gar zu heiß über den Kopf abgieße oder selbigen damit zwage und wasche.

Eine besondere Mixtur zum Haupt in der Zauber-Raserei.

Man nehme distillirtes Seeblumenwasser,

Rosenwasser,

Ochsenzungenblüthe-Wasser, von jedem drei Loth,

Gekochten Zuckersaft von Citronen oder Limonien, oder gekochten Zuckersaft von Johannisbeerlein 5 Loth,

Salpeterpulver anderthalb Quintl.


Mit diesem wohlvermischt bestreiche man die Stirn und Schläfe.

Sälblein zum Haupt in der Zauber-Raserei.
Man nehme gekochtes Seeblumenöl,
Rosenöl,
[452] Unzeitiges Oliven- oder Baumöl, von jedem 2 Loth,
Frisch ausgepreßten Hauswurzsaft,
Pappelsaft,
Lactucsalat-Saft, von jedem 1 Loth,
des besten weißen Weins 3 Quintl.

Daraus mache man mit ein wenig Wachs
Ein Cataplasma oder Umschlag zum Haupt in der Zauber-Raserei.

Man nehme schwarzen Coriander- oder schwarzen Kümmichsamen soviel man will, reibe es mit gekochtem Rosenöl, soviel als dessen nöthig ist, zu einem Müßlein, streiche es auf ein Tüchel und lege es auf den Hauptwirbel.

Ein edles Cataplasma oder Umschlag zum Haupt in der Zauber-Raserei.
Man nehme klargestoßenen weißen Magsamen 3 Quintl,
Bilsensamen,
Samenhülsen von weißen Magsamen, von jedem 1 Quintl,
Safran 1 Scrupel,
Opium oder Schlafsaft 6 Gran,
Brodbröslein, soviel man braucht,
Drei Eierdotter,
Kühmilch anderthalb Seidl.

Dieses koche man über dem Feuer zu einem [453] dicken Müßlein, und schlage es zwischen 2 Tüchern nicht allzuwarm um das Haupt.

Ein anderes Cataplasma oder Umschlag-Müßlein zum Haupt in der Zauber-Raserei.
Man nehme klargestoßenen weißen Magsamen,
Bilsensamen, von jedem anderthalb Quintl.
die äußere Schale von der Allraunwurz 2 Quintl,
Opium oder Schlafsaft 15 Gran,
Safran 6 Gran,
Kühmilch, soviel als nöthig.

Daraus mache man über dem Feuer ein Müßlein und lege es warm über, wie voriges.

Man nimmt auch, so die Raserei gar nicht nachlassen will, eine schwarze Henne, reißt sie vor des Kranken Bett lebendig voneinander, binde sie alsbald auf dessen Hauptwirbel und läßt sie 3 Tage, oder solang sie warm bleibt, darauf liegen. Auf die Fußsohlen aber bindet man auf solche Art eine schwarze Taube.

Andere nehmen ein Kalb, stechen selbiges in des Kranken Zimmer, schneiden es hurtig auf, nehmen die Lunge heraus, binden sie also warmer auf des Patienten geschornen Kopf und lassen es, so lang es warm bleibt, darauf liegen.

Nasen-Bäuschlein in der Zauber-Raserei.

Man nimmt gestoßenen Rauthensamen, bindet selbigen in ein klares leinenes Tüchlein, läßt es etwas in Essig liegen und hält es dem Kranken [454] öfters vor die Nase. Oder man macht ganze Bäuschlein, tunkt sie tu Essig und steckt sie in die Nasenlöcher.

Etliche machen ein Wannenbad von nur laulichtem gemeinem Wasser. Oder sie sieden Nußlaub, Felberlaub, Hopfenblätter, Magsamenköpfe mit sammt dem Samen und Rosenknöpfe in Wasser, und setzen den Kranken nicht gar zu warm darein, welches nicht wenig Nutzen bringt. Daß man ihn aber in ganz eiskaltes Wasser setzen soll, ist oftmals vielmehr schädlich als nützlich befunden worden.

Aeußerliches Herz-Umschlagwasser in der Zauber-Raserei.
Man nehme Rosenwasser,
Melissenwasser,
Boragenwasser,
Sauerampferwasser, von jedem 3 Loth,
Rothen Rosenessig 6 Loth,
Ambra-Species,
Kühlende Perl-Species,
Süße Bisam-Species, von jedem ein halbes Quintl,
Citronenkern 2 Scrupel,
Kampher oder Gasser mit einem Mandelkern aufgelöst,
Klar gestoßenen Safran, von jedem 10 Gran.

Mische alles wohl untereinander. So mans gebrauchen will, rühre man es wohl um, gieße [455] etwas davon in ein Schüsselein heraus, lasse es auf der Glut laulicht werden, tunke ein dreifaches viereckig gelegtes leinenes Tüchlein darein, wende es ein wenig aus, lege es auf das Herz oder Herzgrüblein und thue man solches des Tags sein oft.

Aeußerliches Herz-Sälblein in der Zauber-Raserei.
Man nehme Seeblumen-Sälblein,
das gelbe Sälblein, von jedem 2 Loth,
Galliae Moschatae 3 Gran.

Vermische es zu einem Sälblein. Damit schmiere man das Herzgrüblein zum öftern.
Aeußerliches Bauch-Sälblein in der Zauber-Raserei.
Man nehme des Marks von Coloquintäpfeln
mit Pistacien ausgezogen 6 Quintl.

Lasse es in gemeinem Wasser sieden; alsdann thue man dazu:

Frischen Maienbutter 1 Loth,
das von mehr Stücken gemachte Nardenöl 1 Loth,
Gekochtes Rauthen-,
Weiß Lilien-,
Tillkraut-,
Camillen- und
Bilsenkraut-Oel, von jedem 2 Loth,
Wachs, soviel als nöthig.

[456] Mische und koche es nach der Kunst zu einem Sälblein, damit salbe man des Kranken Unterleib etlichemal.

Arzneimittel wider die durch Zauberei beigebrachtePhiltra oder Liebesgifte.

Man nehme in der Sonne ausgedörrte grüne Laubfrösche und stoße sie zu Pulver, davon nehme man öfters ein.

Die Arzneien aber, welche insonderheit wider diejenige Philtra oder Liebesgifte dienen, die durch Zauberei vermittelst des eingegebenen weiblichen Monatgeblüts beigebracht worden, sind vornämlich folgende:


Vinum Aquilegiatum, oder der von Aggeleywurzenkraut und Blumen zubereitete Wein.

Das abgesottene Wasser vom Hühnerkoth getrunken, hat des Helidäi Erfahrung nach hier auch seinen Nutzen.

Wie auch das gebrannte Enzian-Wasser getrunken.

Ein Becher voll warm gemachte Milch mit zu Pulver gestoßenen Flußkrebsen.

Der Nieren- oder Blasenstein, so von einem Menschen ausgeschnitten worden, zu Pulver gemacht, mit distillirtem Brunnenkreßwasser oder ausgepreßtem Brunnenkreßsaft eingegeben, bringt die durch solche Liebesgifte rasend gemachten mit Nutzen wieder zurecht.

Wie auch der Theriak in distillirtem Johanniskrautwasser zertrieben und eingegeben.

[457] Es thut auch das seine das Enzianwürzpulver, entweder so oder in distillirtem Enzianwasser eingenommen.

Item, die Mauer- und gemeinen Gartenrauthen, dessen jedes 1 Quintl unter des Theriaks anderthalb Quintl vermischt und so etlichemal genommen.

Arzneimittel wider die durch Zauberei herkommenden Gliederschmerzen, Gliedergicht, Lähmung und Contractur.
Ordinari-Trank in der zauberischen Gliedergicht.
Man nehme Pöonien- oder Gichtwurz,
Schlüsselblumenwurz, von jedem 2 Loth,
Cichori- oder Wegwartwurz,
Benediktwurz, von jedem 3 Loth,
Sassafraß-Holz,
Eichenmispel, von jedem ein Loth und drei Quintl,
Kleine Rosen oder Weinbeerlein ein halbes Pfund.

Die Beerlein sauber gewaschen und das übrige groblecht zerschnitten koche man in 6 Maaß Brunnenwasser, bis der dritte Theil einsiedet, solches brauche man zum Ordinari-Trank.

Besonderes Pulver in der zauberischen Glieder-Gicht.
Man nehme Kalbsnasen- oder Löwenmäuler-Kraut,
[458] Teufelsabbiß-Kraut,
Johanniskraut,
Beifußkraut, von jedem 1 Quintl,
Pöonien- oder Gichtwurz,
die Beere vom Einbeer- oder Wolfsbeerkraut, von jedem ein halbes Quintl,
Weiße Corallen,
Rothe Corallen, von jedem ein halbes Quintl,
Menschen-Hirnschalen 4 Scrupel,
Schlangen-Rückgrath, anderthalb Quintl,
Präparirtes Hirschhorn 1 Scrupel,
Occidentalischen Bezoar-Stein eine halbe Scrupel.

Dieses stoße man zu einem subtilen Pulver, davon man auf einmal von einem halben bis zu einem ganzen Quintl einnimmt.

Zucker-Latwerg oder Condit.
Man nehme Schlüsselblumen-Conserv oder Zucker,
Pöonienblüth-Conserv oder Zucker, von jedem 1 Loth,
Lavendel-Conserv oder Zucker ein halbes Loth,
Betonien-Conserv oder Zucker 2 Loth,
Salvei-Conserv od. Zucker anderhalb Quintl,
des besten Mithridats 4 Scrupel,
Kühlende Perl-Species ein halbes Quintl,
Frauenhaar oder goldenes Widertodpulver,
Schwarzes Widertodpulver,
Erdmoos- oder Bärenlappkraut-Pulver, von jedem 1 Quintl.

[459] Dazu thue man soviel gekochten Pöoniensyrup oder Saft als nöthig ist, daß es ein Condit oder Latwerg werde, davon der Kranke alle Morgen in der Früh ein wenig nehmen und essen mag.

Arzneimittel zu zauberischen Wunden, Schäden und Geschwüren.
Ein Trank.
Man nehme gesäetes Angelikakraut.
Wildes Angelikakraut,
Teufelsabbiß-Kraut,
Johanniskrautblüthe,
Singrüenkraut, von jedem 1 Hand voll,
Sanikelkraut,
Heidnisch Wundkraut,
Goldenen Widertod,
Mausöhrlein,
Beifußkraut, von jedem eine halbe Hand voll.

Schneide solches groblecht und gieße daran:

Frisches Brunnenwasser 2 Maaß,
Guten alten weißen Wein 1 Seidl.

Lasse es wohlvermacht 4 Stunden an warmer Stelle stehen, alsdann siede es in Balneo Mariae oder warmen Wasser bis auf die Hälfte. Darnach seihe das Wasser durch eine dicke Leinwand, daran thue schönen Hut- oder Kochzucker 8 Loth, siede es wieder ein wenig, bis sich der Zucker verschaume. Seihe es wiederum durch und laß es erkalten.

[460] Davon gebe man dem Patienten etwas laulecht gemacht 3 Unzen auf einmal.

Wundtrank des Herrn Dr. Kaspar Bauhini.
Man nehme Garten-Angelikablätter,
Wilde Angelikablätter,
Teufelsabbißblätter,
Singrüen-Blättlein,
Johanniskrautblüthe, von jedem eine Hand voll,
Sanikelkraut,
Heidnisch Wundkraut,
Frauenhaarkraut,
Goldenen Widertod,
Mausöhrlein,
Beifuß, von jedem anderthalb Hand voll.

Schneide alles groblecht, thue es in eine inwendig verzinnte kupferne Flasche und nimm weiter hinzu:

Schönen gestoßenen Hut- oder Kochzucker 8 Loth,

gieße daran:

Frisches Wasser 1 Maaß,
Guten weißen Wein 1 Seidl.

Reibe die Flasche mit ihrer Schraube wohl zu, setze sie in Wasser, lasse es sieden, seihe es durch, kühle es ab und gib dem Kranken in der Früh und zur Vesperzeit etwas laulecht allezeit 3 Unzen davon.

[461] Kräuter-Säcklein zum Kräuterwein.
Man nehme Angelikawurz 3 Loth,
Haselmispel 1 Loth,
Beifußkraut,
Goldenen Widertod, von jedem eine halbe Hand voll.

Daraus mache man ein Kräutersäcklein zum Kräuterwein, der für ordnari zu trinken ist.

Mir haben auch aus gewisser Erfahrung erlernt, daß leinene Tüchlein in Menschen-Urin eingetunkt und auf die astralischen oder gezauberten Wunden gelegt, großen und viel Nutzen schaffen.

Pflaster von Angelika gemacht.
Mam nehme frische grüne Garten-Angelikablätter,
Wilde Angelikablätter,
Goldenen Widertod,
Beifußkraut,
Gänsfußkraut,
Gibel vom Johanniskraut,
Teufelsabbißblätter,
Singrüen-Blättlein,
Weinrauthen,
Heidnisch Wundkraut,
Mausöhrlein,
Wohlgemuth,
Birkenmispel, von jedem eine Hand voll.

Hacke alles klein, stoße es im Mörser und thue dazu:
[462] Ungesalzene Butter 12 Loth,
Baumöl 48 Loth,
Alten weißen Wein 1 Seidl.

Lasse es wohlvermacht eine Zeitlang in einem steinernen Geschirr stehen, alsdann siede es so lang, bis der Wein und andere Feuchtigkeit eingekocht und verzehrt ist und presse es noch warm. Nachmals thue man an das Ausgepreßte:


Silberglätt und
Goldglätt, von jedem 3 Quintl.

Menge es über dem Feuer, daß es dicklecht wird als ein weiches Cerat. Solang es noch über dem Feuer flüssig ist, mische man unter dasselbe zuvor in Essig aufgelösten


Gummi Opoponax,
Gummi Seraphin,
Gummi Galban, von jedem 2 Loth.

Siede es mit stetem Umrühren wiederum etwas dick, alsdann nehme man:

Gelbes Wachs in Stücke zerschnitten,
Terpentin, von jedem 12 Loth,
Fichtenharz (Blätterpech),
Scheffelpech, von jedem 8 Loth.

Lasse es in einem andern kupfernen Becken oder Kesselchen über dem Feuer zerschmelzen, nachmals mische man durch stetes Umrühren darunter:


Wachholderöl,
Angelikawurz-Pulver, von jedem 4 Loth,
Mastix-,
Weihrauch- und
Leber-Aloespulver, von jedem 6 Quintl.
[463] Goldenes Widertod-,
Weißes Corallen-,
Rothes Corallen- und
Schwarzes Agat-Pulver, von jedem 1 Loth.

Solches wohl untereinander gemischt, trage sein hurtig unter voriges in dem ersten Kesselchen ein, lasse es noch solange kochen, bis es seine rechte Dicke als ein Pflaster bekommt, klopfe und würge es wohl ab und mache endlich mit Johanniskrautöl Stangen oder Zapfen daraus.

Es ist auch hier bei dieser astralischen und zauberischen Wunden- und Geschwür-Kur nicht zu vergessen das Unguentum Sympatheticum stellatum, oder die durch der Himmelsgestirne Einflüsse heimliche Freundschaft hegende Salbe, welche ihre wunderbaren Kräfte auch in diesen Zuständen vielfältig bezeugt.

Es ist aber dieses Unguentum Sympatheticum stellatum zu verfertigen, wenn da ist der Sextilis oder Sechsschein des Planeten Jupiter.

Das Moos von einem Todtenkopf oder Hirnschädel eines gewaltsamer Weise umgekommenen Menschen soll in dem astralischen Hause des Planeten Veneris, und nicht des Saturni oder Martis gesammelt und abgebrochen werden.

Dieses Unguenti Sympathetici eines Mönchs zu Cuma wahre Description ist folgende:


Man nehme wild Eberschwein-Schmeer oder Schmalz,
Bärenschmalz, von jedem 1 Pfund.

Solches groblecht zerschnitten, zerlasse in rothem Wein. Nachmals gieße man die Fette in [464] kaltes Wasser, was oben schwimmt, fasse man mit einem Löffel herab. Unter diese abgenommene Fette mische man:


Klargestoßenes rothes Sandelholz,

Blutstein,

Moos von einer Hirnschale, oder die Hirnschale von einem Menschen selbst, der lange am Galgen gehängt; eines soviel als des andern,

Wohlgesäuberte und im Ofen ausgedörrte Regenwürmer, soviel als in eine Eierschale geht,

Die Augen von grünen Laubfröschen ausgedörrt und gepulvert, soviel als in eine halbe Eierschale geht,

Klein gestoßenes Natterwurzkraut,

Odermennigkraut,

Eibischkraut, von jedem ein halbes Quintl.

(Ist zugleich ein Beinbruch bei der Zauberwunde vorhanden, so nimmt man noch dazu gestoßenes Wall- oder Schwarzwurzkraut ein halbes Quintl.)


Daraus mache man nach der Kunst eine Salbe.

Es muß aber selbige gemacht werden, wenn die Sonne im Zeichen der Wage ist, entweder den 10. oder 11. September.

Die Ursache einer so großen wunderbaren Wirkung dieses Unguenti Sympathetici wird von des Hermetis Nachfolgern, wie auch dem Platone angeführt die allgemeine Weltseele, oder das Vernach Elohim, oder der allgemeine Weltgeist, oder der allgemeine Weltmagnet.

[465] Hier ist letztlich wohl zu merken, daß die Haare und andere garstige Sachen, so aus den Zauberwunden, Schäden und Geschwüren hervorkommen und weggenommen werden, noch vor Sonnenaufgang sollen in dem Stamm eines schwarzen Pappelbaums, mit Verstopfung des Lochs, wohl eingemacht und eingegraben werden.

Endlich ist noch übrig eine besondere Kur einer Zauberkrankheit, so im Beisein Herrn Kaspar Amthors von einer Edelfrau zu Breitenbach an einer Dienstmagd, welche am rechten Arm erbärmliche und übernatürliche Schmerzen leidend, sehr krank darnieder gelegen, ist auf diese Art vorgenommen worden:

Gedachte adelige Dame hat das Corallenpulver genommen, selbiges auf ein grünes Eichenblatt gestreut und auf den etwas rothen und schmerzhaften Arm gebunden, an den Ort, welchen man von einer Hexe verzaubert zu seyn hielt. Solches ließ sie 2 Stunden darauf liegen, nach deren Verfluß aus dem aufgegangenen Geschwür hervorkamen: Haare, Kohlen, Nadeln und Dornspitzen; sie verblieb bei der Kranken 3–4 Tag, bis durch den Eiterschaden nichts dergleichen mehr hervorgegangen, worauf sie nach Aufhören der Schmerzen selbigen zugeheilt. Diese aus dem Geschwär gezogenen wunderbaren Sachen hat man der Magd unwissend in einen Eichbaum gegen Sonnenaufgang gesteckt, so daß keine Luft dazu kommen konnte.

Einen Monat hernach, als man diesen Eichbaum öffnete, überfällt die Magd wiederum eine [466] Röthe und Schmerzen an eben diesem Arm von Neuem, mit Ohnmachten, Tollsinnigkeit und andern sehr grausamen Zufällen. Als man aber auch wiederum gedachtes Remedium gebraucht, hat man ihr aus dem Eiterschaden noch mehr eiserne und messingne Nadeln herausgezogen, welche man abermals in einen Eichbaum auf vorige Art eingemacht, worauf alle Schmerzen verschwunden und der Schaden zugeheilt wurde.

Und dieses sind des Herrn Mylii zusammengetragene geheime Arzneimittel wider die Zauberkrankheiten, welchen, ehe wir sie völlig beschließen, nicht anders können noch von unserem beizusetzen den Balsamum Magicum Pforzheimensem oder den sogenannten Pforzheimischen Zauberbalsam, der hierin ausgelassen worden, und solches entweder dem Herrn Mylio nicht bekannt gewesen oder nach dessen Tod erst erfunden wurde. Heut zu Tag aber ist er so berühmt und in solchem Werth, daß er allen andern Arzneimitteln wider die Zauberei fast den Preis streitig macht. Das Pforzheimische Medikament aber wird er sonderlich genannt, vielleicht zum Theil, weil er in der in der Markgrafschaft Baden nicht unberühmten Stadt Pforzheim erfunden worden ist und man selbigen dort zum erstenmal zu verfertigen angefangen hat, zum Theil, weil er heutigen Tags überall hin in großer Menge verführt wird, denn in diesem Distrikt, wie auch in dem Herzogthum Württemberg und benach barten Ländern wird dieser Balsam so hoch gehalten, daß er von den Medicis selbst nicht allein vielfältig verschrieben, [467] sondern auch von gemeinen Leuten fast alle Tage aus der Apotheke zum Kauf begehrt wird, und zwar zu unterschiedlichem Gebrauch. Die Medici rathen selbigen alsbald in allen Zauber-Zufällen, oder wenn sie nur was Zauberisches bei einer Krankheit daneben zu seyn muthmaßen (sie vermuthen aber solches sehr oft) mit sonderbarem Nutzen. Also pflegt auch bei dem leichtgläubigen gemeinen Volk nichts gemeineres zu seyn, als daß sie in nur ein wenig ungewöhnlichen Fällen, sowohl bei Erwachsenen als absonderlich bei Kindern, wenn sie solche von Hexerei herkommend sich einbilden, alsbald zu diesem Balsam, als dem einigen Hoffnungsanker, ihre Zuflucht nehmen. Sie gebrauchen ihn aber sowohl innerlich als äußerlich; innerlich, indem sie dessen 15, 26 und 36 Tropfen oder Grane in einer Fleischbrühe, Wein oder etwas anderem Tauglichen eingeben, äußerlich aber selbigen dem leidenden Theile des Leibs anschmieren oder auch unter die Nase, das Genick, auf die Stirn und Schläfe streichen.

Aber wozu dient dieses alles, so wir nicht die rechte wahre Description dieses Remedii oder magischen Zauberbalsams haben, welche, wie ich nicht zweifle, daß sie von Vielen heftig begehrt und verlangt werde. Aber ich habe selbige hier in diesem Traktätlein noch nicht beibringen, sondern bis hieher sparen wollen, damit ich nicht solches doppelt bringe und eine schon verrichtete Arbeit wiederhole.

Solcher Zauberbalsam aber wird sonst meistens [468] beschrieben unter dem Namen des Olei Hyperici Compositi Göleri, oder des aus vielen Stücken bestehenden Johanniskrautöls des Göleri. Denn dieses Oleum oder Johanniskraut-Oel mit dem Balsamo Magico Pforzheimensi oder dem Pforzheimischen Zauberbalsam (dessen wahre Beschreibung wir nicht als mit großen Bitten und sehr beschwerlich erst in diesen Tagen als ungemeine Rarität und bisher noch unter die geheimsten Sachen der Medicorum gezählt und aufbehalten, von einem guten Freund überkommen haben) allen seinen Ingredientien oder dazu kommenden Stücken nach, wie auf genaue Collation und Gegeneinanderhaltung beider, klärlich erschienen, ganz genau übereinkommt, so man nur gemeldtes Oleo Hyperici Composito Göleri oder des Göleris aus vielen Stücken zusammengesetzte Johanniskrautöl, überdieß noch beigefügt diejenigen Stücke, so zuletzt folgen.

Das Oleum Hyperici Compositum Göleri, oder das aus vielen Stücken bestehende Johanniskrautöl des Göleri ist dieses.
Man nehme des besten gekochten Johanniskrautöls 1 Pfund,
Guten starken weißen Wein anderthalb Seidl und 6 Unzen,
Terpentinöl,
Regenwurmöl, von jedem 2 Unzen.
Wachsöl 1 Unze,
Distillirtes Menschenschmalz,
[469] Distillirtes Menschen- oder Hirschmark-Oel. von jedem 3 Unzen,
des besten Theriaks,
des besten Mithridats, von jedem 1 Quintl,
Eichenmispel,
Lindenmispel,
Haselmispel, von jedem 1 Händlein voll,
Flöhkrautblätter,
Singrün-Blättlein,
Mauer-Rauthen, von jedem 3 Händlein voll,
Löwenmäulerblüthe 8 Händlein voll,
Johanniskrautblüthe 6 Händlein voll,
Wullkrautblumen 2 Händlein voll,
Braun Betonienblüthe,
Tausendguldenkrautblüthe,
Braunellenkrautblüthe,
Heidnischwundkrautblüthe,
Perpetuel- oder Oesterrl. Strohblümlein,
Groß Schälkrantblüthe, von jedem eine kleine Hand voll,
Löwenmäulersamen 1 Loth,
Johanniskrautsamen 3 Loth,
Gemackelte Wassernatterwurz,
Runde Hollwurz,
Wall- oder Schwarzwurz,
Braunwurz,
Knabenkraut- oder fette Hennekrautwurz, von jedem 1 Händlein voll.

Siede es in einem zinnernen wohlvermachten Geschirr solange, bis der Wein verzehrt ist. Nachmals presse es wohl und ins Ausgepreßte, weil es noch laulecht warm ist, mische allgemach:


[470] Anziehenden Stahelsafran,
Mumia,
Mastix,
Weihrauch,
Myrrhen, von jedem 1 Quintl.

Koche es gelinde zu einem Oel, und zur besseren Läuterung setze es im Sommer an die Sonne, im Winter aber zum Ofen. Dazu nehme man zu vorigen Stücken noch diese:


Ziegelsteinöl 4 Loth,

Scabiosen- oder Apostemkraut,

Krausemünzenkraut,

Goldenen Widertod,

Kalbsnasen-, Hundskopf- oder Löwenmäulerkraut (und zwar von allen diesen Arten etwas), von jedem 3 Hand voll,

Mausöhrlein-Blümlein 1 Hand voll,

Momordika- oder Balsamäpfel 3 Hand voll,

Beer vom Einbeer- oder Wolfsbeerkraut.


Diese letzten Stücke, sage ich, so man zu gemeldtem Oleo Hyperici Composito Göleri oder dem aus vielen Stücken bestehenden Johanniskrautöl des Göleri thun wird, wird man haben den ganz gerechten und wahrhaften Balsamum Magicum Pforzheimensem oder Pforzheimischen Zauberbalsam, der seiner Zubereitung halber vor der Verfertigung des viel besagten Olei Hyperici Compositi Göleri ganz nichts besonders hat.

[471]
3.
III.
Bartholomäi Carrichteri, Kaiserl. Majestät Maximilian II. vor Zeiten Leib- und Hof-Medici rechte und eigentliche Art, denjenigen Krankheiten abzuhelfen, die von der Zauberei und Hexerei ihren Ursprung haben.

Wenn man die Art und Weise derjenigen Krankheiten und deren Zufälle, welche von der Zauberei oder Hexerei herkommen, von andern gemeinen natürlichen Krankheiten und deren Zufälle recht zu erkennen und zu unterscheiden verlangt, auch wie man selbige richtig, gewiß und sicher kuriren möge begehrt, so kann solches nicht geschehen ohne vorhergehende sonderbare und wahre Erkenntniß einer jeden Art Hexerei selbst, welche dann nachmals auch auf eine sonderbare Art der Kur will gehandhabt und traktirt seyn.

Und ist vornämlich zu wissen, daß nicht allein die Menschen, sondern auch die unvernünftigen Thiere können verhext, ja durch Zauberei umgebracht werden.

Also gibt es viele der Zauberei zugemessene Krankheiten, da die damit Behafteten kaum krank zu seyn scheinen. Nichts destoweniger sind sie sehr matt und schwach, und ob sie gleich noch wohl essen und trinken, so haben sie doch kaum [472] noch soviel Kräfte, daß sie sich im Bett umzukehren vermögen, zugleich sehr große Schmerzen und Bangigkeiten erdulden. Woher dann kommt, daß sie zu keiner Ruhe gelangen können, sondern in steter Unruhe ihre Zeit zubringen müssen, welches Uebel eine besondere Kur erfordert und verlangt.

Wie, wenn auch die kleinen Kinder, welches nicht selten geschieht, schon verhext und verzaubert werden, daß sie nämlich nicht genugsame Nahrung empfangen, sondern vielmehr am Leib abnehmen und dürr werden, ja in die äußerste Schwindsucht verfallen und mit stetem Weinen und Winseln ganze Nächte zubringen.

Verheirathete Männer und Weiber werden in ihrer Ehe von der Hexerei also verderbt, daß sie nicht allein sich stets untereinander zanken und balgen, sondern auch eines dem andern die gebührende Ehepflicht versagt, oder auch wohl, so es gleich will, nicht leisten kann.

Es sind andere, welche mit den empfindlichsten Krampfschmerzen in Händen und Fingern und andern Gliedern angegriffen werden, wobei sie gleichsam höllisches Feuerbrennen ausstehen und erdulden.

Noch andere werden durch die Hexerei ihrer guten Vernunft beraubt und können daher weder Tag noch Nacht still und ruhig seyn, sondern treiben auf erbärmliche Weise allerlei thörichte Unsinnigkeiten, laufen von einem Ort zum andern, wollen bald sich selbst, bald andere entleiben oder anderen Schaden zufügen, welche [473] Verzauberungsart ebenfalls eine besondere Weise der Kur erfordert und haben will.

Es geschieht auch zu Zeiten, daß die Hexenmeister ein wächsenes Männ- oder Weiblein auf einen Zaunstecken legen, selbiges beim Feuer immer umwenden und solange braten, bis es allgemach verschmelzt und vergeht, wodurch geschieht, daß der arme Mensch, nach dessen Gestalt dieses Wachsbildlein gemacht, durch diese Teufelskunst dahin gebracht wird, daß er ebenfalls an seinem Leib schmelzt, abzehrt und verdorrt, welche Ausdörrung dann gemeiniglich für eine natürliche Schwindung und Dörrsucht gehalten und angesehen wird.

Endlich pflegen auch gar oft die unvernünftigen Thiere in ihren Ställen so verhext zu werden, daß ihnen in ihrem Milcheiter nicht allein die Milch entgeht, wegkommt und verschwindet, sondern auch sie selbst mit der Zeit ausdorren, zusammenfallen und verenden.

Diese und dergleichen Arten der Hexerei nun soll man wohl in Acht nehmen, damit man nachmals die dawider tauglich befundenen Kräuter zur rechten Zeit sammle und andere zu deren Kur dienliche Mittel im Vorrath verschaffe.

Es sind aber insgemein zuvor und an der Hand zu haben alle diejenigen Mittel, welche wir in Zauberkrankheiten und deren Zufällen uns sonst zu bedienen pflegen. Wobei doch auch beim Antritt zu merken, daß durchaus alle und jede Kräuter, Blumen, Wurzeln und Mispel um den Vollmond müssen gesammelt und mit keinem [474] Eisen berührt werden; außer etlich wenigen, welche um den Neumond einzubringen besser ist.

Das Johanniskraut, Beifuß, Stabwurz oder Gartram, Wegerich, rother Knoblauch, wilde weiße, gemeiniglich in Aeckern wachsende Cichori- oder Wegwartenblüthe, Wohlgemuth, Pöonien- oder Gichtwurzkerner, der Kalbsnasen- oder Löwenmäuler drei Arten oder Species, absonderlich der edlen, die von Matthioli beschrieben, dessen zinnoberrothe Blüthe einem zusammengebundenen Büschlein Federn gleichkommt, und von wenigen vor eine Kalbsnasen-oder Löwenmäulerart, von mir aber vielleicht mit gutem Recht vor des Matthioli letztere Specie, die er in seiner letzten lateinischen Edition seines Herbarii oder Kräuterbuchs sub num. V und unter dem Namen der Valeriana Peregrina Purpurea beschreibt, etliche aber es Dauranthum, Dorand, d'Orand oder fremden purpurfarbenen Baldrian nennen, und der Blüthe nach mit des Matthioli Beschreibung ganz übereinkommt, gehalten wird. Item, die drei Arten oder Species des Widertods oder Frauenhaars, welche meistentheils an sandigen Orten auf den Misthaufen zu wachsen pflegen. Diese Kräuter alle sollen bei heiterem Himmel gesammelt werden, und zwar zu eben dieser Zeit, wenn sie mit ihrer Blüthe am meisten stolziren.

Ueberdieß sollen auch stets zur Hand seyn: Haselstauden-Mispel, das Zapfholz oder das Holz vom Faulbaum oder Beertragenden schwarzen Erlenbaum, welcher aus einer Linde wächst, Lindenholz, Farrenkraut oder Christwurz, Braunwurz, [475] Oel vom Olivenbaum, Terpentin, rothe Corallen, der rothe Schwamm, so unter einem Birkenbaum wächst, Lindenmispel u. dgl. Diese alle, sage ich noch einmal, muß man bei der Hand haben, so man anders den aus der Hexerei entsprungenen Krankheiten nach Wunsch begegnen will.

Zwei Balsam-Sälblein, so wir in allen Zauberkrankheiten und deren Zufällen zu gebrauchen pflegen.
Erstes Balsam-Sälblein von Haselmispel.
Man nehme wohlausgelassenes und gereinigtes
Fett von jungen Hunden S Loth,
das reinste Kapaunenschmalz 24 Loth,
das reinste Bärenschmalz 16 Loth,
Frische grüne Haselmispel mit Beer und Blättern 3 Hand voll.

Die Haselmispel stoße man im Mörser mit einem Stämpfel von Lindenholz, daß es eine saftige Masse wird. Diese mische man mit obgedachten Fetten wohl untereinander, thue alles in ein enghalsiges Glas, setze es 9 Wochen lang an die scheinende Sonne, so wird ein grünes Balsamsälblein daraus, damit man alle äußerlichen, von der Zauberei herrührenden, schmerzhaften Schäden und Verletzungen einsalben und bestreichen kann. Denn es vertreibt alle und jede dergleichen Schmerzen, wie die Erfahrung bezeugt.

[476]
Anderes Balsam-Sälblein von Lindenmispel.
Man nehme wohlgereinigtes Kapaunenschmalz 1 Pfund,

Lindenmispel 4 Hand voll.


Damit verfahre man eben auf die Art, wie mit vorigem Balsamsälblein und hebe es zum Gebrauch fleißig auf.

Ein sonderbarer von Hexerei herrührender Zustand, wodurch der Mensch so mager, dürr und sichelkrumm wird, daß dessen Knie an seine Brust anwachsen.

Man muß sich nicht verwundern, daß ein Mensch manchmal von großen Schmerzen und Leidensqual angegriffen wird, zumal die Zauberin zu dessen Verhexung diejenigen Kräuter genommen, welche in dem höchsten Grad des Saturni sind und sich unter demSaturno selbst, wie auch dem Spiritu oder Geist und unter der Erhebung des himmlischen Zeichens des Stiers sich befinden; auch noch zu selbigen ausgesucht hat 6 oder 8 Quadras, das ist, den dritten oder vierten Tag nach dem Vollmond, zudem auch bei Untergang der Sonne etliche zauberische Worte zugleich dazu gesprochen und gemurmelt, welche ihr der böse Feind gelehrt. Die Hexen zwar verstehen nicht was sie reden, weil sie solches nur von dem leidigen Satan herhaben, thun auch nichts dazu als bloße Gaukelspiele und falsches Spiegelfechten. Sie pressen aus obgedachten [477] Saturninischen Kräutern den Saft, waschen damit dreimal ihre Hände, welche sie nachmals von sich selbst trocken werden lassen; waschen auch selbige nicht wieder ab, bis sie denjenigen Menschen angetroffen, welchem sie zu schaden sich vorgenommen haben, welchem, sobald sie kommen, ihm die Hände darreichen, und derselbe Mensch dann, so er sich nicht sonderbar seinem Gott durch eifriges Gebet ergeben, alsbald durch den falschen innerlichen Geist dieser Kräuter angesteckt wird, dadurch unverzüglich ihm seine drei natürlichen von Gott verliehenen Geister, absonderlich seines Geblüts, augenscheinlich gehemmt werden, woher dann kommt, daß kürzer als in einem Augenblick einen solchen Menschen unter oder mit dieser Verzauberung aberwitzige Schmerzen, gleich als Bauchgrimmen, ergreifen, welche, nachdem sie ungesäumt noch weiter in seinen Leib hineindringen, Contracturen, Gliedergicht oder Verlahmungen verursachen, dadurch die vorhin allerempfindlichsten Schmerzen noch mehr verdoppelt werden, nicht ohne erbärmliches Geschrei und unaufhörliches Seufzen.

Kur dieses Zauberzustandes.

Wenn ungefähr etwa dieser Affekt mit einem kaltbrandigen hitzigen Schmerzen vermengt wäre, so ist solches Brennen zu löschen mit einer von den Farrenkrautwurzeln und Asche von Eichenholz gemachten Lauge, mit welcher der schmerzhafte Theil öfters warm begossen und überwaschen [478] werden soll. Nachmals nehme man das gebrannte oder distillirte Wasser von obgedachtem edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, oder bei dessen Abgang das gebrannte Wasser von den drei Widertodkräutern, welche ohne Jemands Zuschauen und Anrufen noch vor Sonnenaufgang gesammelt werden, mit welchem man noch vermische das Blut von einem neugeworfenen Hund 3 oder 4 Tropfen, und zwar also, daß, so der Kranke ein Mannsbild ist, man das Blut aus dem linken Ohr eines Männleins, so es aber ein Weibsbild ist, man das Blut eines Weibleins nehme. Und solche Mixtur mag man oftmals überschlagen, bis nämlich dieses kaltbrandige Brennen nachgelassen und vergangen ist. Nimmt die Geschwulst ab oder wird offen und geht in ein tiefes Geschwär, so sprenge man solange frisch gedörrtes Widertodpulver darauf, bis das Eiter völlig zugeheilt, welches gewiß geschehen wird und daher zu glauben ist. Ist aber das Geschwär noch nicht offen, so schmiere man das obige Balsamsälblein vom Haselmispel darauf, so wird aller Schmerz bald nachlassen und vergehen, der Kranke aber selbst bald wiederum genesen.

Die Lähmung und Unbeweglichkeit der Arme und Füße, dabei man doch äußerlich keine Contractur sieht, jedoch von Verhexung entspringt.

Es geschieht oft, daß der Mensch verhext wird, wenn die Hexen eine Kröte tapfer mit Stöcken [479] um die Lenden schlagen. Dadurch geschieht, daß durch teuflischen Aberglauben der Mensch, unter dessen Namen die Kröte also geschlagen worden, ebenfalls mit einer Contractur an Händen und Füßen befallen wird, und zwar auf solche Art, daß von diesem Uebel äußerlich durchaus nichts zu sehen ist. Daher auch die Beiwesenden der Meinung sind, es denke sich der Kranke nur dieses Uebel an und stelle sich nur so lahm, weil man keine äußerliche Glieder-Verkrümmung, Schwindung oder Ausdorrung wahrzunehmen hat.

Kur dieses Zustandes.
Man nehme des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 5 Hand voll,

Stabwurz-, Gartram- oder Schababskraut 3 Hand voll.


Siede solche in 2 Maaß rothen Wein und wasche damit den Kranken in einer Wanne 9mal, gieße es nachmals in einen Fluß. Nach jedem dergleichen geschehenen Waschen salbe man des Kranken lahme Glieder mit obgedachtem Balsamsälblein von Haselmispel, dem man auch eben diesen Kräuterwein zu trinken geben mag. Denn dadurch geschieht, daß der Kranke noch eher genese.


Ein zauberischer Affekt, wodurch Personen beiderlei Geschlechts so ausdörren, als ob sie die gemeine natürliche Dürr- und Lungensucht, ohne Muthmaßung einer Hexerei, am Halse hätten.


Es begibt sich nicht selten, daß sowohl Manns [480] als Weibsbilder durch Zauberei an dem Leibe also verdorren, daß man glauben möchte, sie litten nur an der gemeinen natürlichen Dürr- und Lungensucht. Diese werden bezaubert, so man ihre Fußtritte und Fußstapfen ausgräbt und in den Rauchfang hängt, wodurch dann der Mensch so ausgefelcht wird, daß er wie eine Kohle verdorrt.

Kur dieses Affekts.
Man nehme Johanniskraut,
des Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 3 Species oder Arten,
des Widertods 3 Species oder Arten.

Siede sie in Flußwasser, so dem Fluß nach und nicht gegen den Strom noch vor Sonnenaufgang geschöpft worden ist, und verschaffe, daß der Kranke in diesem Wasser neun Tage gleich nacheinander jeden Tag 2mal gebadet werde, und zwar, daß man alle Tage ein neues Kräuterbad mache. In solchen 9 Tagen soll der Kranke niemals die Erde mit bloßen Füßen berühren, sondern, so er gehen kann oder auch geht, allzeit mit Schuhen oder Pantoffeln angethan seyn; wie nicht weniger auch nach jedwedem Bad man ihm seine Fußsohlen fleißig abschaben, alles Abgeschabene wohl zusammenthun und selbiges am neunten Tag in eine junge Eiche, in welche man ein Loch gebohrt, eingraben und das Loch wohl verstopfen; nach jeglichem Bad aber selbigen mit obgedachtem Balsam-Sälblein von Tillenmispel [481] wohl einsalben soll und siehe, er wird in Kurzem wieder gesund.

Die durch Zauberei verlorne Mannschaft.

Es gibt noch andere Arten der Verzauberung, welche einem Manne oder Weibe durch des Teufels Kräuter und Hölzer in warmen Urin gelegt, angethan werden, wodurch ihnen die Beischlafskraft entzogen wird, welches dann geschieht, wenn dergleichen verfluchtes Hexengeschmeiß einen Ast von einer jungen Eiche, der in die Höhe wachsend gerade über sich steht, gegen Sonnenaufgang aufwärts zuspitzt und solch zugespitztes Ende nachmals in denjenigen Ort des Erdreichs, wohin ein Mann sein Wasser gelassen, gegen der Spitze zu einsteckt, und den von dem Mann dahin abgeschlagenen noch warmen Urin mit Füßen wacker in die Erde hineindrückt. Sodann verliert der Mann, von dem dieser Urin gekommen, seine männliche Beischlafskraft, und bekommt sie nicht wieder, bis der in die Erde gesteckte Eichenast wieder herausgezogen worden.

Gegen-Mittel.

Man nehme ein zugespitztes Holz, welches dem Eichbaum und den dornigen Spitzen der wilden Schlehen-Stauden, seinem eingepflanzten Geist, Gestalt und Bestandwesen nach, schnurstracks zuwider ist, wie da ist der Birkenbaum, die Attigstanden, Ligustrum, Hartriegel-, Rhein- oder Beinholzbaum. Davon nehme man Rüth- oder [482] Reislein, binde sie als einen Besen zusammen, also, daß das dünne fäserichte aufwärts, das dickere aber untersich komme. Alsdann mache, daß der Verhexte sein Wasser oben auf dieses Büschlein lasse, so wird er alsbald seine Mannschaft wieder bekommen.

Eine andere Art, einem Manne die Untüchtigkeit des Beischlafs durch Verhexung beizubringen.

Andere Hexen nehmen den Urin deßjenigen, welchen sie der Mannschaft zu berauben gesinnt, gießen selbigen in ein von Eichenholz gemachtes Geschirrlein oder Fäßlein, und nachdem sie es mit einem Zäpflein von eben demselben Holz wohl verstopft, drehen und wälzen sie selbiges auf der Erde liegend und bei dem Zäpflein fassend so lange herum, bis es still steht, und dieß thun sie mit so geschwinder Behendigkeit, daß durch so schleunige Bewegung der Urin im Fäßlein bald warm wird, welches, wenn es geschehen, der Mensch augenblicklich durch die Bezauberung ein solches Brennen verspürt, daß er dadurch in Wuth und Unsinnigkeit zu gerathen scheint und gezwungen wird, gleich sein Wasser nach und nach zu lassen.

Gegen-Mittel.
Man nehme Angelikawurz 3 Loth,

Widertodkraut 1 Hand voll.


[483] Thue es in des Verhexten Becher oder Trinkgeschirr, lasse ihn immerzu davon und sonst keinen andern Trank trinken, bis er die Erfüllung seines Wunsches erlangt. Indessen soll er auch seine Mannesruthe fleißig mit dem mehrgedachten Balsam-Sälblein von Hasel-Mispel wohl einschmieren, so wird er wieder zurecht gebracht werden.

Wie man der Zauberhexe begegnen soll, welche die männliche Beischlafskraft entzogen hat.

Der Verhexte nehme seinen eigenen Urin, soviel als er auf 3mal von sich lassen kann; dazu thue er des auserlesenen edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts eine Hand voll. Mische es in einem ganz neuen Hafen, der vorhin noch zu nichts anderem gebraucht wurde, wohl untereinander und setze es zum Feuer, daß es allgemach erwärmt. Da wird er sehen, wie derjenige, der ihm diese Verhexung gemacht, nicht mehr lange ausbleiben, sondern bald selbst zu ihm kommen wird.

Etliche allgemeine Mittel, womit man denen die Mannschaft benehmenden Verzauberungen füglich abhelfen kann.

Des Hexen-Ungeziefers teuflische Künste sind fast unzählig viel und übertrifft selbst immerzu eine Unhold die andere. Etliche treiben ihre Verhexung im Benehmen der Männlichkeit vermittelst [484] eines Anhäng- oder Vorlegschlosses; etliche mit Beihilfe einer rothen Nestel; etliche durch eine Nadel; einige verdrehen ihre Gürtel, so sie um den Leib tragen und murmeln etliche zauberische Worte dazu; einige werfen gewisse Kräuter auf die Thürschwelle oder auf den freien Weg bei der Hausthür nieder, welche der Verzaubernde nothwendig nehmen und betreten muß; einige nehmen einen Theil der Erde von einem Grab, worin ein Erschlagener liegt, solche werfen sie in das Schlafzimmer oder in das Bett, worin derjenige schlafen muß, dem sie eine Schalkheit anthun wollen.

Die zauberische Mannschaftsbenehmung, welche vermittelst eines Anhäng- oder Vorlegschlosses geschieht, da entweder der Mann seine Beischlafskraft wirklich verliert, oder er, durch teuflische Blenderei also bethört, seine Mannschaft verloren zu haben sich nur einbildet, ist zwar schwer zu kuriren. Nichts destoweniger kann man doch nehmen das edle Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, den Widertod und stillstehendes Teichwasser; dieses siede und trinke man. Nachmals gehe man zu einer Wegscheide auf dem Felde, wo ein Kreuz aufgerichtet ist. Aus solchem Kreuz ziehe man einen Nagel, welchen man will, lasse durch das Nagelloch seinen Urin und stecke eben diesen Nagel in sein altes Loch wieder vor. Solches wiederhole man 3mal, so wird die vorige Männlichkeit sich wieder finden.

Ist die Verhexung geschehen mit Beihilfe einer rothen Nestel, so ziehe man in solchem Fall einen [485] Stecken aus einem Zaun, lasse sich auf die Erde nieder und lege seine Mannsglieder in diejenige Grube, woraus der Stecken gerissen wurde und lasse seinen Urin daraus. Alsdann stehe man wieder auf, setze den vorhin ausgezogenen Stecken wieder in eben diese Grube fest ein und bete zu Gott, so wird man genesen.

Die Verhexung durch eine Nadel kann allein mit einem Balsamsälblein von einer Mispel wieder weggebracht werden, wenn der Verhexte sich fleißig mit selbiger schmiert, wodurch ihm seine Manneskraft bald wieder kommen wird.

Wider die durch die Gürtel beigebrachte Verhexung mag man in Bier oder Wein kochen das edle Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, Widertod, Wohlgemuth und Johanniskraut, und selbiges nachmals eine Zeitlang trinken.

Kommt die Verhexung von Saturninischen Kräutern her, welche auf einen Weg geworfen worden, worüber ein mit schwarzem Trauerhabit angethanener Mensch, oder einer der mit einer Leiche gegangen, hat treten müssen, ist ihm also zu begegnen. Man befehle nämlich, daß der Kraftlose gegen die aufgehende Sonne einen Pflug emporhebe und in die Höhe richte, nachmals einen Nagel aus selbigem ziehe und durch solches Nagelloch 3mal sein Wasser lasse, so wird er alsbald wieder gesund.

Gerathet Jemand in dergleichen Verhexung, die von einem Theil der Erde aus einem Grab, worin ein Erschlagener liegt, herkommt und gemacht wurde, so nehme er ein von einem abgestandenen [486] Baum gemachtes Brett, so bei einer Todtentruhe gewesen und in welchem noch ein Drümlein von einem Ast ist, schlage solches Drümlein heraus und lasse seinen Urin durch das dadurch sich geöffnete Astloch und siehe, er bekommt seine Männlichkeit wieder.

Und diese Teufelsverblendungen und Gaukelspiele, weil sie meistentheils nur einfältigen Leuten begegnen, habe ich hierin nicht verhehlen wollen. Und da alle bisher erzählten Gegenmittel wohl zu bekommen sind, kann man die aus allen zu dieser oder jener Verhexungsart dienende mit Verstand aussuchen und eines nach dem andern gebrauchen, bis man das Eigentliche findet. Denn keines unter selbigen schädlich ist, sondern vielmehr auch das Geringste deren so beschaffen, daß es Nutzen und die verlorne Mannschaft wieder bringen kann.

Zauberische Contractur, Verlahmung und Verkrummung, welcher die Weibsbilder am meisten unterworfen sind.

Ferner begeben sich auch Verhexungen an den verkalteten, gar zu feuchten und mit einem Gift angesteckten Nerven, wie auch an den Blutadern, und zwar auf folgende Weise:

Die Hexen stechen nämlich mit einer solchen Nähnadel, mit welcher ein Verstorbener in sein Sterbhemd eingenäht worden, in einen schönen Apfel, und tröpfeln sogleich durch das gemachte Löchlein den Saft von Ochsenzungenkraut hinein [487] und behalten den Apfel solange bei sich, bis das Löchlein von sich selbst ausgetrocknet und man selbiges nicht wahrnehmen kann. Nachmals verehren sie solchen Apfel einer Jungfer oder Weib, und sobald sie solchen gegessen, verliert sich auch bei ihnen gleichzeitig ihre natürliche Monatszeit und der Brunnen ihres weiblichen Blutflusses verseigt, wodurch dann das zurückgezogene und verstellte Geblüt sich alsbald in alle deren Glieder ausbreitet und ergießt, daß sie nach der Zeit eine Contractur, Verlahmung oder Verkrummung befällt, dergestalt, daß deren Kniescheiben und Füße so übersich gekrümmt und gebogen werden, daß sie an der Brust angewachsen scheinen und sie in solchem elenden und betrübten Zustand bis an ihr letztes Ende verbleiben, dergleichen Trauer-Exempel man sehr viel hin und wieder zu finden und anzutreffen hat

Kur solcher Contractur.
Gesottenes Trinkwasser.
Man nehme Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut 1 Hand voll,
Eisenkraut 5 Hand voll,
Braunwurz- oder groß Feigwarzen-Kraut 4 Loth.

Dieses siede man in 4 Seidel weißen Wein und ebensoviel Brunnenwasser, daß der dritte Theil einsiedet. Von diesem Absud gebe man der Kranken des Tags 3mal allezeit einen guten Trunk.

[488] Ist es verbraucht, so bereite man folgendes

Kräuter-Bad.
Man nehme Farrenkraut 60 Hand voll,

Brunnenwasser 3 ziemlich große Eimer.


Lasse es etliche Stunden wohl sieden und von sich selbst abkühlen und laulecht werden, daß ein Weibsbild dessen Wärme ertragen kann. In diesem bade sich die Kranke und zwar in der Früh 2 Stunden, des Abends aber nur 1 Stunde lang.

Den fünften Tag mache man dieses Bad wieder frisch und nehme:


des Farrenkrauts 50 Hand voll,
des Braunwurz- oder groß Feigwarzenkraut 10 Hand voll.

Zum vierten Bad nehme man wieder ebensoviel von diesen Kräutern und damit continuire man solange, bis das verlahmte Weibsbild ihren geraden Leib wieder bekommt, wobei man auch letztbeschriebenes gesottenes Trinkwasser trinken und die contracten Glieder mit dem Balsamsälblein von Lindenmispel oft einreiben soll.

Von den Zauberzuständen und Affekten der goldenen oder Rücken-Adern.

Es gibt auch noch andere Zauberzustände und Affekte, womit die goldenen oder Ruckadern angegriffen werden, als da sind: Erhitzung oder feuchte Wässerigkeit, die ihrer Natur nach kalt ist, nämlich in ihrem Drittel, und solches 2mal, [489] den goldenen und Ruckadern nach, äußerlich, da der Mensch voller Warzen wird an seinem ganzen Leib, also, daß man endlich 2 oder 3 faustgroße Stücke aus ihm schneiden muß, ja der ganze Leib aller seiner Empfindlichkeit beraubt wird bis an sein Ende. Denn das Geblüt steht bald ab wie ein Wein und wird schal, und alle Blutadern werden mit einer sandigen Materi erfüllt, daß daher derjenige Zustand, so Morbus Kibea genannt wird, entspringt. Ja es wird auch der ganze Außerleib mit Citergeschwären bedeckt, daß es anzusehen als ein ausgeschworner zitrachischer, mit vielen hervorliegenden Adern (wie die kleinen Goldäderlein sind) reichlich begabter Krebs, welchem Uebel man einzig und allein begegnen mag mit Melissenkraut und Braunwurz oder groß Feigwarzenwurz.

Diese Krankheit, Kibea genannt, gehört zu dem Anfang desjenigen Krebses im dritten Grad, so der ausgebreitete und resolvirte Honstor oder Krebs genannt wird. Sobald aber selbiger seine Empfindlichkeit verliert, ist er zu zählen zu demjenigen schwarzaufgeworfenen, einer Weintraube gleichsehenden Krebs, so unter dem Zeichen des Steinbocks ist und in sich hält den Anfang und Ende des dritten und vierten Grads. Jedoch kommen dergleichen Zustände auch vom Zorn her. Diese sind gleich jenen eben auf die Art zu kuriren und soll man gleichfalls alle Nerven mit dem Balsamsälblein vom Lindenmispel oder mit Kapaunenfett wohl bestreichen. Welche aber durch was zauberisch Aufgelegtes zu solch üblen [490] Zuständen gerathen, also, daß ihnen gleichsam Füße und Glieder ersterben, als wären sie todt, denen muß man mit einem rothen Schwamm helfen, welcher unter dem Schatten eines Lindenbaums wächst und seine Wurzel in der Erde hat, davon man, was von der Erde heraus steht, weil es keinen Nutzen bringt, wegwerfen, und nur allein das Kalte behalten, welches unter der Erde steht und gewurzelt ist, selbiges in einer zinnernen Büchse wohl verschließen und zum Gebrauch aufheben muß. Wobei aber wohl zu merken, daß dieser Schwamm in dem ersten Mondsviertel mit einem zugespitzten Hölzlein von eben dem Lindenbaum, worunter er wächst, muß ausgegraben und durchaus mit keinem Eisen berührt werden, wie auch, daß alle hitzigen und trockenen Sachen hier keine Statt haben, sondern gänzlich müssen unterlassen werden, als durch welche die Verhexung nur noch weiter vermehrt würde. Nachmals ist auch zu wissen, daß gedachten kräftigen Theil dieses Schwamms man so lind zerstoßen muß, daß er wie ein Butter werde, mit welcher Masse man dann nachmals die nothleidenden Glieder wohl einschmieren soll.

Andere ausgeschworne und äußerliche Zustände an Händen und Füßen, welche Höhlen inwendig roth werden, kommen auch manchmal hernach, und werden kurirt mit Hilfe des gegen Sonnenaufgang in sandigem Erdreich wachsenden edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts mit großen Blumen, welche nachmals in der Mitte große Flocken als Federn haben, sonst Phaloranes genannt. [491] Dadurch nicht zu verstehen das gemeine Antirrhinum, Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, oder das Daurantum, sondern deren letzte Species und Art, so von Matthioli (zwar nicht unter dem Titel des Antirrhini, sondern unter der V. Zahl und unter dem Namen Valeriana Peregrina Purpurea oder fremder purpurfarbener Baldrian, davon auch oben etwas Meldung geschehen) beschrieben wird, die auch unter den andern allen noch sehr unbekannt ist; dieses Daurantum gehört zu dem ersten Grad des Jupiters. Von diesem Kraut nun nehme man das Pulver und streue es mit dem distillirten oder gebrennten Wasser vom rothen Widertod, sonst Frauenhaar genannt, in das Geschwär, welches Kraut aus einem besondern Müeß hervorwächst. So wird alles sein hurtig von Grund aus geheilt.

Von einem sonderbaren zauberischen Krampf an Händen, Füßen und allen Gliedern, besonders an den Fingern und Zehen, welcher so unermeßliche Schmerzen verursacht, daß er alles andere Leiden weit übertrifft.

Von dieser Art Krampf wäre sehr viel und mancherlei zu schreiben, maßen die Erfahrung bezeugt, daß ein Mensch den andern über hundert Meilen Wegs von einander mit selbigem umgebracht hat; wie auch einmal zu Paris in Frankreich geschehen, daß ein Ehemann wegen seinem Weib, welche ein Anderer inniglich geliebt, [492] über das weite Meer getödtet worden ist, welches, wie es zugeht und auf welche Weise es geschehen kann, man von den Hexenmeistern erlernen muß. Es gibt auch noch andere Zustände dieser Art, welche von den Hexen und Zauberkatzen beigebracht werden, und zwar entweder mit Beihilfe der Dornspitzen oder Stacheln von wilden Schlehenstanden, oder durch Aestlein vom Eichbaum, oder vermittelst solcher Nähnadeln, mit welchen ein Todter eingenäht worden, oder mit einer Fischangel, oder mit Hufnägeln, so aus eines verrückten Pferdes Huf gezogen worden sind, oder endlich durch alle andern dergleichen Sachen, welche von Natur hitzig und trocken und dem Saturno unterworfen sind. Wie denn die tägliche Erfahrung lehrt, daß nicht allein jetzt gemeldte Stücke, sondern auch Haare aus dem Beinmark und noch andere abenteuerliche und possirliche Wunderdinge, die fast allen Glauben übertreffen sollten, durch die Eitergeschwüre hervorkommen und aus selbigen gezogen werden.

Kur dieses Affekts.

Es werden aber dergleichen Verzauberungen mit leichter Mühe und geringen Mitteln wieder weggebracht und gehoben. Denn sobald man nur das Balsamsälblein vom Haselmispel auf die bedrängten Glieder streichen wird, wird geschwind aller Schmerz weichen und vergehen. So aber dieser Schmerz schon lange sollte gewahrt haben und zu dem nothleidenden Glied [493] eine Entzündung geschlagen hätte, so ist selbige, gleichwie in allen andern dergleichen Zauber-Affekten, zu löschen mit der Farrenkrautwurz und Eichenlaub, und das Glied nachmals mit besagtem Balsam-Sälblein einzuschmieren. Auf welche Art dann der Kranke in Kurzem wieder genesen und das Eitergeschwär völlig zugeheilt werden wird. Hiebei ist Jedermann freundlichst zu erinnern, so er eine zauberische Beibringung oder Verhexungskrampf an einem Theil seines Leibes verspürt, und dieses edle Balsamsälblein nicht bei Handen hat, so mag er im Fall der Noth s. v. seinen eigenen Koth und rothen Knoblauch zum Gebrauch ziehen, selbiges miteinander vermischen, jedoch mit keinem Eisen berühren und über das schmerzhafte Glied schlagen, worauf sich der Kranke alsbald besser befinden wird. Doch abermal mit dem Vorbedacht, daß solches geschehe vor dem siebenten Tag, als dieser Zustand sich gezeigt, so wird keine Ausschwärung zu besorgen seyn, welche, wenn sie gleich erfolgen sollte, wie andere zauberische Affekte zu kuriren ist.

So ein Mensch durch Verhexung seiner gesunden Vernunft beraubt wird, wie zuweilen den Junggesellen und Jungfrauen zu begegnen pflegt, wenn sie der Kunst recht zu lieben ermangeln, oder dieselbige nicht recht gelernt haben, noch weniger den Tag und die Stunde, wenn zu lieben ist, genau observiren. Alsdann ist kein Wunder, wenn sie in eine Liebesthorheit gerathen; dergleichen Exempel sehr viel zu bemerken sind.

[494] Es gehen in Wahrheit unter den Menschen viele und mancherlei Verhexungen vor, welche gar gering oder für gar nichts geschätzt werden, als eine schlechte Sache, wie die Erfahrung bezeugt. Wenn nämlich Junggesellen oder Jungfrauen ein solches Bislein zu essen beigebracht wird, wodurch sie gezwungen werden, Jenen oder Jene inbrünstig zu lieben, zu welchem oder gegen welche sie doch gar keine Liebe tragen. Ja auch zum öftern geschieht, daß dergleichen Personen durch solche Verhexung und gegebenes Liebesgift sich gar miteinander verehelichen. Aber diese Liebe als gexwungen währt nicht lang, und diese Verhexung wird durch viele und mancherlei Kunstgriffe verübt, da etliche durch Kräuter geschehen, welche die Zauberleute an einem Freitag einsammeln und ausgraben, mit murmeln etlicher zauberischer Worte, die sie der Teufel gelehrt; etliche vermöge eines Spiegels, mit sprechen zauberischer Reden, welche letzte Verhexungsart unter den bisher erzählten die gefährlichste ist.

Kur und Unterricht, wenn Jemand durch beigebrachte Zauberliebe seine Vernunft verloren, daß er dadurch aberwitzig und thöricht geworden, mit was für Mitteln er sich wieder helfen soll.
Ein gesottener Trank.
Man nehme Johanniskraut anderthalb Hand voll,
[495] des oftgedachten edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 2 Hand voll,
Rothen Widertod oder Frauenhaar 1 Hand voll.

Solches siede man in 3 Maaß weißen Wein, und gebe dem Kranken allzeit in der Früh, zu Mittag und des Abends einen guten Trunk davon, und mit solchem verfahre man 7 Tage. Den achten Tag aber gebe man ihm den besten Ambra ein halbes Quintl oder 31 Gran ein (doch nach Beschaffenheit der Kräfte des Patienten) und solches continuire man abermals sieben Tage.

Wäre es, daß der Teufel dem geplagten Menschen allzusehr zusetzt, so muß man in solchem Fall folgendes Bad zu Hilfe nehmen.

Ein Bad.
Man nehme Johanniskraut 3 Hand voll,
Wohlgemuth 1 Hand voll,
des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 3 Hand voll,
des kleinen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,
des gemeinen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,
des rothen Widertods oder Frauenhaars,
des goldenen Widertods, von jedem 1 Handvoll.

Daran gieße man stillstehendes Teichwasser, soviel als nöthig, siede es, daß der dritte Theil [496] davon einsiedet. In dem übriggebliebenen Wasser bade man den Kranken 9 Tag hintereinander, oder so lange, bis er seine Vernunft wieder erlangt und die thörichte Liebe verloren hat. Wobei jedoch zu merken, daß dieses Bad alle Tage frisch zu machen, wie auch vorgedachter Trank und Ambra zugleich innerlich zu gebrauchen sey, da dann die verlorne Gesundheit ungezweifelt wieder kommen wird.

Wenn einer durch Verhexung dahin gebracht worden, daß er ohne oder von einer gewissen Person (es sey selbige ein Weibsbild oder ein Mann) durchaus nicht bleiben oder leben kann.
Ein Trank.

Man nehme wilde weiße Cichori- oder Wegwartenblüthe, so am Weg wächst und in lettigem Boden steht, eine Hand voll,

Johanniskraut,
Edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, von jedem 2 Hand voll.

Siede es in Flußwasser, doch also, daß es Niemand gewahr wird noch siehet. Dieses Wasser trinke man 9 Tag nacheinander und lege den rechten Schuh an den linken und den linken Schuh an den rechten Fuß, und trage beide also 8 Tage lang; hüte sich aber wohl, daß man während der Zeit nicht mit bloßen Füßen gehe und die Erde betrete. So wird man solche [497] Phantasei mit Wiedererlangung voriger Gesundheit gänzlich verlieren.

Man mag auch anstatt eines Amulet oder Anhängestücks am Hals hängend tragen das Johanniskraut, die Wurzel vom Wohlgemuth und von dem edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut. Denn alle diese Kräuter vertreiben wunderliche Einfälle und böse Gedanken.

Es geschehen auch noch andere Verhexungen durch wächsene Bildlein, wodurch der Mensch an demjenigen Theil seines Leibes beschädigt wird, an welchem es die Hexe haben will. Und diese Verhexung ist sehr gefährlich und erfordert eine besondere Kur und sonderbare Mittel. Es wird aber diese Verhexung vollbracht auf vielfältige Art, deren etliche mir selbst vorgekommen. Denn etliche dergleichen ereignen sich urplötzlich, wenn nämlich die Zauberunholde ein wächsenes Bildlein, so an allen Gliedern des Leibs demjenigen Menschen, welchem sie Schaden thun wollen, ganz ähnlich sieht, formiren, selbiges auf ein eichenes Zaunstecklein legen und nachmals in selbiges mit stählernen Pfeilchen schießen oder stählernen Nadeln stechen. Daher, welchen Theil des Leibs sie also treffen, derselbige von Stund an an dem Menschen selbst mit einer Contractur, Lähmung oder Erkrümmung befallen wird, nicht viel anders, als ob er von dem gemeinen natürlichen Schlag oder Lähmung wäre ergriffen worden, vor welche es auch meistentheils der gemeine Mann hält, da es doch dieser Affekt in Wahrheit nicht ist. Allermaßen nicht selten das [498] verzauberte Glied ganz und gar abstirbt und verdirbt.

Diese Contractur muß also kurirt werden.

Man nehme einen rothen Schwamm von einem Birkenbaum und verfahre mit selbigem, wie oben von dem rothen Schwamm eines Lindenbaums gemeldet wurde.

Eine andere Art Verhexung durch ein wächsenes Bildlein.

Ueberdieß werden die Leute auch öfters durch ein wächsenes Bildlein bezaubert, daß sie bucklig oder höckerig werden und einen hohen Rücken oder hohe Seite bekommen, auch in ihrer Brust inwendig ein so starkes Brennen verspüren, daß sie meinen, ihr Herz brenne und stehe in vollen Flammen, welches die Hexen fast auf diese zauberische Teufelskunstart ins Werk richten: Sie nehmen nämlich ein wächsenes Menschenbildlein, stecken es der Länge nach an ein von Eichenholz gemachtes Bratspießchen und drehen es beim Feuer immerzu herum. So lange nun dieses Bildlein also gleichsam gebraten wird, so lange wird der Mensch, den diese Verhexung angeht, so sehr geängstigt, daß ihm vorkommt, er müsse verbrennen. Wie denn auch nicht selten geschieht, daß wenn dieses Braten etwas länger währt, der Mensch selbst sei nen Geist aufgeben und sterben muß.

Noch andere Zauberer stellen ein solches Bildlein[499] nur an einen warmen Ort, daß es immerzu warm ist und schwitze, wodurch geschieht, daß der Mensch, dem die Verhexung vermeint ist, ebenfalls immerzu schwitzt und durch Schweiß nicht anders als Wachs allgemach zerschmelzt und verzehrt wird, also daß er kaum über das dritte Jahr nach solchem mehr leben kann.

Solcher Zauberart muß man mit folgenden Mitteln begegnen.

Kräuter-Bad.
Man nehme Johanniskraut,
Wohlgemuth,
Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,
Frauenhaar,
Stabwurz- oder Gartramkraut,
Beifuß, von jedem gleichviel.

Siede es in stehendem Wasser, bis der dritte Theil eingesotten ist. In diesem Wasser und Kräutern bade sich der Kranke 2mal und allzeit 2 Stunden lang.

Es ist aber hier in Acht zu nehmen, wie dieses Badwasser zu kochen ist, maßen man kein gemeines Feuer dazu brauchen muß, als durch welches die Zauberkrankheit nur größer gemacht würde. Ja es ist zu diesem Werk gar kein natürliches Feuer tüchtig, welches etwa aus einem Stahl mit einem Zunderstein geschlagen wird, sondern man verschaffe sich Holz von einem Apfel- oder Birnbaum, in welchen der Donner geschlagen. Aus diesem Holz mache man eine [500] Säge, und diese ziehe man auf einer hölzernen Thürschwelle, worüber sehr viele Leute aus- und eingehen, so lange hin und her, bis es Feuer sangt. Alsdann haue man Holz aus zubereiteten rothen Birkenschwammen, diese zünde man bei jetztgedachtem Feuer an und mache einen brennenden Holzhausen, wobei man das Wasser zum Bad abkochen, warm machen und noch andere zu des Menschen Leib dienliche Sachen verrichten kann.

Es bringt auch Nutzen, so man dieses gesottene Kräuterwasser trinkt.

Das gebrauchte Badwasser aber, welches man allzeit den dritten Tag wieder frisch abkochen muß, soll man eben an denjenigen Ort wieder in den Teich hineinschütten, wo mans herausgeschöpft, damit es bei dem Abfluß des Weyers mit dem andern Wasser weg-und abfließe.

Auf solche Art wird man wieder gesund.

Noch eine andere Art Verhexung mit einem wächsenen Bildlein, welches die Zauberhexen zu des Menschen Schaden unter die Thürschwelle vergraben.

Es gibt Zauberleute, welche ein wächsenes Bildlein aufs künstlichste formiren, und nachmals stecken sie in alle dessen Gliedmaßen entweder Stachel vom Schlehendorn oder kleine zugespitzte Hölzlein vom Eichbaum. Dieses Bildlein vergraben sie unter eine Thürschwelle, über welche der Mensch, den dieses Bildlein vorstellt, [501] öfters zu gehen pflegt; da er dann bald einen überaus großen Schmerzen in allen seinen Gliedern verspüren wird, welche gleich beginnen einzugehen und zu verdorren, also, daß der arme Mensch als ein anderer Lazarus liegen muß; wobei auch geschieht, daß aus diesem Glied Nägel, aus jenem Nadeln und wieder aus einem andern Dornspitzen hervorgehen, oder was endlich in die Gliedmaßen dieses Bildleins von der Hexe gesteckt worden, daß das ausgeschworne Eiter sich herausbegibt, dergleichen etwas ich mit meinen Augen gesehen.

Gegen-Mittel.
Kräuterwein.
Man nehme Johanniskraut,
Edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,
Frauenhaar,
Wohlgemuth,
Stabwurz- oder Gartramkraut, von jedem gleichviel.

Dieses siede man in gutem Wein, wasche die Glieder und reinige das Eiter fleißig damit. Man gebe eben von diesem dem Kranken täglich 3mal allezeit einen guten Trunk. Es ist auch gut, vorgedachtes Kräuterbad, welches mit still-stehendem Wasser aus einem Teich abgesotten worden, auch hier zu verfertigen und den Kranken darin täglich baden zu lassen so daß er jedesmal eine gute Stunde darin verbleibe. Wobei abermals zu merken ist, daß dieses Bad allzeit den [502] dritten Tag wieder frisch zu machen und mit selbigem einen halben Monat, wenn der Mond im Abnehmen, oder solange anzuhalten ist, bis sich die vorige Gesundheit wieder gefunden.

Zauberkunst, die von ihrem Liebsten boshafter Weise entschwundene Geliebte anzuhalten oder wieder zurück zu bringen.

Diese Zauberkunst besteht in diesem: Die Hexen nehmen Kräuter, welche sie auf des Teufels Gnade suchen und in dessen Namen auf diejenige Zauberart, deren sie sich sonst auch in andern Fällen insgemein bedienen, ganz häufig sammeln oder zusammenkaufen und ihnen alle zu dieser Verzauberung nöthigen Sachen und Vermaledeiungen auflegen. Alsdann machen sie ein Feuer darunter für denjenigen Menschen, welchen sie wieder zurückzurufen und umzukehren zwingen wollen, und erhalten selbiges solange brennend, bis er wirklich wieder zurückgekommen ist. Da er dann während solcher Zeit niemals und nirgends ruhen kann, und wenn er gar nicht mehr wieder kommen kann, wird er närrisch und aus großer immerwährender Herzensangst kommt er um sein Leben.

Einem solchen Menschen ist also zu helfen. Kräuterwein.
Man nehme des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,
[503] Singrüen-,
Widertod- und
Johanniskraut, von jedem gleichviel.

Dieses siede man in Wein und gebe solchen dem Kranken zu trinken. Man lasse ihn auch das edle Löwenmäuler- und Johanniskraut am Hals hängend tragen, so wird er genesen.

Verhexungen, mit welchen auch die kleinen Kinder geplagt werden.

Solche Kinder-Verzauberung geschieht auf diese Art: Die Hexen entwenden den Kindern heimlich ihre Windeln, Hemdlein und Schlafhäubchen, oder was sie von dem Kindsgewand, so sie am Leibe tragen, haben können und hängen solches in den Rauchfang. Wodurch sich begibt, daß das unschuldige Kind sowohl wegen des Rauchs, mit dessen obschon unsichtbarer Gegenwart es immerzu geplagt ist, als auch wegen der dazu gebrauchten Zauberworte niemals ruhen kann.

Diesen muß man folgender Art zu Hilfe kommen.
Kräuter-Bad.

Man nehme Durchwachskraut, siede es in Wasser und wasche das Kind damit warm drei Tag gleich nacheinander noch vor Sonnenaufgang. Nachmals gieße man das Wasser an einen heimlichen Ort oder in einen rinnenden Bach oder Fluß.

[504] Darnach gebrauche man innerlich folgendes

Kräuter-Pulver.
Man nehme edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,
Johanniskraut,
Frauenhaar, von jedem gleichviel.

Mache es zusammen zu einem Pulver, streue solches auf des Kinds Müßlein und gebe es dem Kind 30 Tag hintereinander, so kommt es zur Genesung.

Die Beschreiung oder Berufung der Kinder.

Obwohl sie eigentlich nicht zu den Zauberkünsten und Verhexungen gehören, allermaßen sie auch von einer von der Hexerei Wissenschaft ganz entfernten Person und wider ihren Willen und Wissen ganz unschuldiger Weise dem Kind begegnen mag, so habe ich doch ihrer nur erzählungsweise den lieben armen Kindern zu Nutz hier gedenken wollen.

Es werden aber die Kinder, daß sie beschrien worden, daran erkannt, daß sie um die Augen herum sehr bleifarbig sind, bei Nacht nicht ruhen und mit ihrem erbärmlichen Winseln und unaufhörlichen Schreien fast das ganze Haus erfüllen.

Gegen-Mittel.
Kräuterwasser.
Man nehme Singrüen,
[505] Löwenmäulerkraut,
Johanniskraut, soviel man will.

Siede es in Wasser; damit wasche man das Kind 9mal. Darnach mache man folgendes Rauchwerk:


Man nehme Lindenbaum-Mispel,

Zapfholz-, Faulholz- oder schwarz Erlenbaumblätter, so auf einem Weiden- oder Felberbaum gewachsen, soviel als beliebt.


Damit räuchere man das Kind des Abends und in der Früh, so wird es bald besser mit ihm werden.

Die Beschreiung oder Berufung des Viehs, wie selbige davor können verhütet, oder, so sie damit behaftet, davon wieder befreit werden.
Innerliches Pulver.
Man nehme Weihrauch,
Myrrhen,
Rothen Knoblauch, von jedem gleichviel.

Solches zerstoße man an einem Donnerstag eben zu Mittag: nachmals gebe man dem Vieh etliche Stücklein Brod mit diesem Pulver und etwas Salz bestreut, gleich hernach schicke sie unversäumt auf die Heerde. Den folgenden Tag als Freitags in der Früh, nach dem Melken der Kühe, nehme man alle Melkgelten, so noch nicht ausgewaschen sind und hänge sie also unausgewaschen und ungesäubert in den Rauchfang, so[506] wird bald hernach die Hexe kommen und etwas entlehnen wollen; solches aber muß man ihr nicht zu leihen geben. Sie wird im Haus hin und her gehen und sich davon machen wollen, aber man gebe wohl Acht, daß sie nicht heimlich entkommt und etwas mit fortnimmt. Dieses ist das einzige und vornehmste Mittel wider die Viehs-Bezauberung.

Ein anderes Mittel.

Man nehme die Milch, welche die beschworne Kuh gegeben, gieße selbige an einem Sonnabend vor Sonnenaufgang in einen neuen Hafen, reiße alsdann der Kuh die längsten Haare unter den Augen aus und werfe sie in die Milch. Darnach mache einen Brodtaig aus Mehl, werfe ihn ebenfalls in den Hafen, thue einen genau passenden Hafendeckel darauf und verkleibe es mit Lehm aufs beste, damit keine Luft davon noch dazu kommen kann. Nach solchem setze diesen Hafen mit Milch ans Feuer und siede es 1 oder 2 Stund lang; alsdann seihe diese gesottene Milch durch ein dickes härenes Tuch, so ganz sauber und wohl gewaschen ist, darauf laß die Kuh 3mal melken und seihe und drucke diese letzte Milch eben durch dieses Tuch, und soviel es Milch ist, wie auch die übrigen vorigen Sachen, gieße wieder in einen neuen Hafen, mische auch den Hauskehricht dazu und stelle endlich diesen Hafen mit allem was darin ist unter die Thürschwelle des Stalls, worüber die Kuh im [507] Hineingehen treten muß, mit Dazusprechung etlicher Beisprüchlein, die darin bestehen, daß der durch die Beschreiung der Kuh und deren benommenen Milch entstandene Schaden wieder ersetzt und hingegen der Nutzen hereingebracht werden möge.

Etliche Hilfsmittel insgemein, so wider alle Zauberei dienlich.

Welcher sich der der Beschreiung oder Verzauberung fürchtet oder unter solchen Leuten lebt und mit umgehen muß, die dieser Kunst halber verdächtig und im Ruf sind, und sich besorgt, er möchte auch in solche Hexereien gerathen, der soll nehmen bei rechter Einstimmung und Zusammentretung der Gestirne gesammeltes und gegrabenes Johanniskraut und edles Löwenmäulerkraut, solches beides in den vier Ecken des Hauses, der Stuben, der Schlafgemächer und Keller aufhängen und in die Betten streuen, ja um den Hals hängen und tragen. Also verspreche ich gewiß, daß die Beschreiung oder Verhexung Niemand zukommen noch schädlich seyn kann. Man kann auch das Pulver von eben diesen beiden Kräutern alle 8 Tag einmal einnehmen, und wird auch nicht untauglich seyn dergleichen Pulver unter Salz vermischt dem Vieh zum lecken vorzugeben. Jedermann wird dadurch vor der Hexerei sicher und bewahrt seyn.

Und dieses ists, was von den meisten Arten der Zauberkrankheiten und deren rechter eigentlichen [508] Kur hat gesagt werden sollen. Man erwäge es wohl und folge dieser Lehre. Es ist gewiß, so man alles recht traktiren, die genannten Kräuter auf besagte Art und zur bestimmten Zeit sammeln und aufheben wird, daß man dadurch allen Bezauberungen genugsam zu widerstehen vermag.

Von dem sympathetischen Pulver.

Obwohl Herr M. Theodor Kirchmayer in seinen zu Wittenberg Anno 1672 gehaltenen Disputationibus de Vanitate Pulveris Sympathetici umständlich behaupten will, daß das sympathetische Pulver bei weitem nicht so hoch als es insgemein gehalten wird, zu schätzen, sondern für eine eitle Arznei zu achten sey, so wollen wir doch aus Kuriosität und weil es bei Jedermann dem Ruf nach bekannt ist, selbiges auch als ein Exempel der Magico-Magnetischen Kuren hieher bringen, dessen wahrhafte Composition getreulich offenbaren und dessen gewissen Nutzen zugleich mit anzeigen.

Zuerst aber ist zu wissen, daß dieses Pulver das Sympathetische genannt wird, weil es eine heimliche Sympathie oder natürliche Freundschafts-Zuneigung mit der geschlagenen, geschossenen, gehauenen oder gestochenen Wundenheilung haben soll.

[509] Wer dessen erster Erfinder war und wo es erfunden wurde, ist bisher noch unbekannt geblieben. Gewiß ist, daß dieses Pulver ein Mönch in den orientalischen Ländern erfunden und als ein Secretum nach Deutschland gebracht hat. Dieser Mönch war ein Karmeliter, der, als er nach Durchreisung von Persien und Indien nach Florenz kam, daselbst viele Verwundete mit dieser Arznei das erstemal geheilt, nicht ohne Jedermanns große Verwunderung. Dieses kam bald zu den Ohren des Herzogs, welcher zwar dieses Kunststück von dem Mönch zu erlernen verlangte, doch auf höfliche Verweigerung desselben um dessen Offenbarung nicht länger anhielt. Kurz aber hernach fügte sich die Gelegenheit, daß Kenelmus Digby, Graf und Kanzler in England, diesem Mönch einen großen Gefallen that, welcher auf Begehren alsdann, und weil er es ohne Aufwerfung großer Undankbarkeit und Erwartung einiger Ungnade nicht wohl abschlagen konnte, diesem Herrn den ganzen Prozeß aufrichtig entdeckt. Nun war also dieser Graf Digby, nachdem der Mönch wiederum nach Persien zurückgekehrt, der einzige in Europa, der dieses Kunststück zu verfertigen wußte. Nachmals begab es sich, daß Jakob Howel, des Herzogs von Buckingham Sekretarius, sehr verwundet diesen Digby um Hilfe ersuchte. Digby begehrt ein Tüchlein, so mit dem Blut des Verwundeten befleckt war, nimmt solches zu sich und heilt die Wunden in 6 Tagen völlig zu, obschon abwesend. Als solches der damalige König von England [510] Jakob VI. in Erfahrung gebracht, verlangt er solches Kunstpulver von dem Digby zu wissen, welcher aus schuldigem Respekt und nach gethanem Versprechen selbiges allzeit mit eigener Hand ohne Jemands Zusehen zu verfertigen, solches seinem König offenbart, der es öfters verfertigte, und dessen Wirkung allzeit just und zutreffend befunden. Indessen unterließ des Königs damaliger Leibmedikus Herr von Mayerne nicht, unter diese Heimlichkeit zu kommen, und als er soviel erfahren, daß sein König Vitriol dazu brauche, säumte er nicht bei dem Digby inständig anzuhalten, ihm den Prozeß völlig zu entdecken, welches auch geschah. Dieser Herr von Mayerne reiste nachmals nach Frankreich auf eines seiner Güter nicht weit von Genf entlegen. Auf der Reise kommt er zu dem Herzog von Mayerne, von dem er viel Gnade empfing; diesem offenbarte er alles. Nach Absterben des Herzogs bot dessen Leib-Barbier, welcher in Zubereitung seinem Herrn allzeit zur Hand ging, diesen Schatz und dessen wahre Beschreibung vielen vornehmen Herrn öffentlich zum Kauf an. Daher dann dieses Arkanum alsbald in aller Leute Zungen und Hände kam, so daß heut zu Tag dessen Prozeß fast Jedermann weiß, wie denn jetzt dieses Pulver fast in allen Apotheken zu finden und zu verkaufen steht.

Also ist die eigentliche Materie, woraus dieses sympathetische Pulver gemacht wird, der grüne und saubere Vitriol ganz allein, so eine Fleischwunde zuheilen; so aber neben der Wunde ein [511] Beinbruch vorhanden, so mengt man unter den schon zubereiteten Vitriol in gleichem Gewicht mit dem Vitriol, wegen seiner Klebrigkeit und zusammenheilenden Kraft ganz subtil gestoßenes Tragantpulver. Andere nehmen Sarcocollam oder Fischbein und andere Arten Gummi. Etliche mischen auch bei und preisen auch sehr klar gestoßene im Schatten gedörrte Schwarzwurz.

Die rechte Art der Zubereitung dieses sympathetischen Pulvers ist folgende:

Man nimmt im Monat Juli oder August des saubern und reinen grünen Vitriols soviel man will. Solchen löst man etlichemal in heißem Wasser auf, filtrirt ihn durch ein Fließpapier, läßt ihn über gelindem Feuer abrauchen und an einem bequemen Ort sich coaguliren und anschießen. Nachdem er seine Unreinigkeiten verloren und hingegen eine schöne, helle, grüne Farbe bekommen hat und ganz getrocknet ist, wird er gröblicht zerstoßen, so lang an die offene Sonnenhitze gestellt (nach dem 25. Juli, wenn die Sonne im Löwen ist), bis er, soviel nur möglich, ganz weiß gebrennt wird. Papinius bemerkt dabei, daß wenn während dieser Zeit die Sonne sich verkriecht und Regen- oder Thauwetter ist, oder auch wenn es Nacht wird, daß man diesen Vitriol aus freier Luft solang wegnehme, bis der Sonnenschein hervorbricht, damit selbiger durch dessen Feuchtigkeit nicht flüssig gemacht werde. Doch hat man aus sonderbarem Geheimniß beobachtet, [512] daß er eine Zeit von 360 Stunden, welche 15 Tage machen, in der Sonne nothwendig stehen muß. Dieser mit solchem Fleiß zubereitete Vitriol oder solch verfertigtes Pulver muß nachmals wohl vermacht in einem hölzernen Geschirr an einem temperirten oder trockenen Ort aufgehoben werden, damit er nicht neue Unreinigkeiten an sich ziehe, wodurch dessen Tugendkraft nicht wenig vermindert würde. Wäre er aber doch etwas feucht geworden oder gar verschmolzen, so muß selbiger, ehe er gebraucht wird, durch gelinde Wärme wiederum ausgetrocknet werden.

Die Art, wie dieses sympathetische Pulver zu gebrauchen.

Dieselbe ist zweierlei und wird die eine also verrichtet: In die neue und frische Wunden, woraus noch das Blut rinnt (sie sey geschossen, gehauen oder gestochen) wird ein sauberes reines Tüchlein geschoben, so entweder von Flachs oder Hanf gemacht wurde, oder auch sonst ein wollenes Tuch, was für eins es ist. Solches zieht man wiederum allgemach heraus und bestreut es mittelmäßig mit gedachtem Pulver. Wenn dieses geschehen, so umwickelt man es mit einem andern Tüchlein und bewahrt es wohl an einem temperirten Ort, wo entweder der verletzte Patient ist, oder wo er nicht ist. Ist die Wunde schon alt oder gar in Eiter verwandelt, so muß man selbige wieder frisch machen und die auslaufende [513] Materie auf vorgedachte Art in ein Tüchlein auffangen, selbiges mit Pulver bestreuen und sauber aufheben. Die Wunde aber selbst, so zuvor mit laulichtem Wasser und Wein aus- und abgewaschen worden, muß man mit einem ganz reinen Tüchlein bedecken und solches allzeit über den andern Tag oder auch öfters wie es die ausrinnende Materie erfordert, mit einem neuen verwechseln. Alle unsaubern Tüchlein aber muß man an einem temperirten und reinen Ort aufbehalten, doch aber nicht mit Pulver bestreuen, auch die Wunde nicht öfter als einmal auswaschen.

Auf die andere Art geschieht diese Operation nach Angebung Herrn Digbys, da er von der Kur des vorgedachten Herrn Hoveli redet, folgendergestalt: Er ließ sich in seiner Studierstube ein Becken voll klaren Wassers herbringen, warf ein Pugill oder kleines Händlein voll von seinem zubereiteten Vitriol- oder sympathetischen Pulver darein, so alsbald zerging. Darauf legte er das mit Blut bemakelte Tüchlein in das Wasser im Becken, allzeit genau betrachtend, wie sich Herr Hovel befände. Dieser beredete sich mit einem Edelmann in einem Winkel seines Schlafgemachs, auf nichts weniger gedenkend, als was Graf Digby vorhätte. Und siehe, Herr Hovel sprang eilends vor Freuden auf, und that, als ob er eine sonderliche Bewegung bei sich verspürte. Auf Nachfrage des Edelmanns, was die Ursache solcher Veränderung sey, antwortete er: Er wisse zwar selbst nicht, was ihm begegnet, nichtsdestoweniger [514] aber merke er, daß er an seiner Wunde keinen Schmerzen mehr habe. Es dünkt mich, fuhr er fort, als wenn eine kalte Luft, gleich wie ein kaltes und angefeuchtetes Schnupftüchlein sich über meiner Hand ausbreite, welche alle Hitze wegnimmt, welche mich vorhin so sehr geplagt. Als aber Herr Digby vorgedachtes in Wasser gelegtes blutiges Tüchlein wieder herausnahm und bei hellem Feuer trocknete, siehe, da es kaum trocken war, kam Herrn Hevelis Diener zu ihm und erzählte, es sey noch nicht lange her, daß sein Herr von großen Schmerzen, wie noch niemals, heimgesucht worden sey, und mit solcher Hitze beladen, als wenn ihm glühende Kohlen auf die Hand gelegt wären. Digby antwortete, obwohl Herrn Hevel solches Uebel begegnet, werde es doch geschehen, daß er sich in kurzer Zeit würde besser befinden, und alsbald tauchte er dieses Tüchlein ins Wasser mit Vitriol, worauf Digby Herrn Hevel in seinem Haus und Zimmer, das etliche Schritt von dem seinigen entfernt war, ohne Schmerzen und Hitze und sich wohl befindend antraf. Findet sich aber, wie oben gedacht, neben der Wunde noch eine Beinverletzung oder Bruch dabei, so müssen die Beinsplitter herausgenommen werden. Ist der Beinbruch gleich und einem abgebrochenen Krautstengel ähnlich, oder stecken die Schieferlein noch in der Beinhaut, so pflegt man nach Säuberung der Wunden und eingeschobenen und wieder herausgenommenen Tüchlein, das Bein einzufätschen und zu schindeln. In Abwesenheit aber [515] bedient man sich anstatt des schlechten sympathetischen Pulvers des andern, so aus mehr Stücken besteht, eben auf gleiche Art. Ja dieses Pulver kann nicht allein, wie gedacht, den Tüchlein, sondern auch dem blutigen Degen, womit die Verwundung geschehen, applicirt werden, wie Herr Digby zu Ende seiner vorigen Rede von der Kur des Heveli bezeugt, nur daß man den Degen bei dem Feuer nicht allzusehr erhitze, weil sonst alle Geister des Geblüts wegrauchen und also dieses Gewehr zu Verrichtung solcher magnetischen Kur ganz untauglich gemacht würde.

Ist die Frage, wie weit und in was für eine Distanz der Orte sich die Wirkung dieses sympathetischen Pulvers erstrecke, so gibt es allerlei Meinung. Etliche gehen gar zu weit und wollen diesen Effekt durch die ganze Welt viele tausend Meilen Wegs lang zulassen und die Leute bereden. Andere gehen was gelinder und setzen nur eine mittelmäßige Ortentfernung von dem Patienten.

Die Ursache solcher Kur wird insgemein den Atomis oder unsichtbaren Ausdämpfungen zugeschrieben, beides Geblüts, sowohl der beschädigten Wunden als des mit eben dem Blut bemakelten Tüchleins, die nachmals von einem Haus zum andern, ja etliche Meilen Wegs durch die Luft aneinander gehängt und gleichsam heimlich correspondiren, davon wir hier nicht disputiren, wie auch unsers Thuns jetzt nicht zu erörtern ist, ob die Ursache dieses Effekts, so er anders allezeit und an jedem Ort erfolgt, natürlich sey oder [516] nicht, zumal die Einschränkung dieses Traktats dergleichen Weitläufigkeit nicht leiden mag.

Von dem Unguento Armario, oder der sogenannten Waffensalbe.

Fast auf solche Art wirkt auch in der Wundenheilung in Abwesenheit die sogenannte Waffensalbe, sonst auch Unguentum Sympatheticum oder die sympathetische Salbe genannt, wobei gleich anfangs zu wissen, daß man eine jede Wunde, so sonst nicht tödtlich ist, sie sey geschossen, gestochen oder gehauen, mit einem reinen Gänsefett oder auch nur mit gemeinem reinen Speck, wenn man die Waffe, damit der Schaden geschehen, hiemit wie bei der Waffensalbe gesagt werden soll, gebührlich verbindet und die Wunde sauber hält, eben wie mit derselben heilen und kuriren könne, wiewohl ich zugebe, daß mit der Waffensalbe die Kur eher vollbracht werde.

Es wird aber diese Waffensalbe von Verschiedenen auf unterschiedliche Art beschrieben, als von Bapt. Porta, Colero, Hildebrand, Staricio, Keßler und andern mehr.

Die wahre Description ist diese:

Nimm Schmeer von einem wilden Eber,

Schmeer von einem gemeinen Eber,

Bärenschmalz von einem Männlein, jedes ein halbes Pfund,

Reingewaschene, gedörrte und pulverisirte Regenwürmer 3 halbe Eierschalen voll,

[517] Moos von Todtenköpfen (wo möglich von an den Galgen gehängten oder aufs Rad gelegten und in der Sonne eine Zeitlang gestandenen Todtenköpfen) so viel als 4 Welschnüsse groß,

Blutstein 4 Loth,

Kleingeschabenes rothes Sandelholz 6 Loth,

Schwarzwurz, klein pulverisirt, 6 Loth.


Mache aus diesen Stücken allen Lege Artis, und daß du ein wenig Wein dazu nimmst, eine Salbe, so ist die Waffensalbe bereitet.

Wenn nun einer verwundet worden und man das Gewehr haben kann, auch man gewiß ist, an welchem Ort wie tief es ins Fleisch gegangen, so schmiere man diese Salbe an demselben Ort auf die Waffe, also daß, so er gehauen, man herunterwärts von dem Rücken zu der Schärfe oder Schneide des Degens schmiere, sonst heilts oben zu und unten bleibts offen; ist er aber gestochen, so bestreiche man die Wehr von oben herab gegen der Spitze zu. Weiß man aber nicht, an welchem Ort es ins Fleisch gegangen und wie tief solches geschehen, so muß man die Waffe gar salben. Wenn die Waffe geschmiert, muß mans mit einem reinen Tüchlein verbinden und an einen reinen Ort legen, da es weder zu kalt noch zu warm ist, auch kein Wind oder Staub dazu kommen kann, sonst fühlts der Patient gleich in der Wunde. Die Waffe muß alle Tag, als wenn es der Patient selber wäre, doch mit nichts als nur saubern leinenen Tüchern verbunden werden, und soll sich derjenige, so es [518] verbindet, während der Kur jeden Beischlafs enthalten. Wenn man ein und das erstemal verbunden hat und man wissen will, ob der Verwundete sterbe oder nicht, so thue man den Ort der Waffe, da es ins Fleisch gegangen, zu einem gelinden Feuer, lasse es erwarmen, doch nicht zu heiß, sondern nur so warm werden, daß man die Hand darauf leiden kann, es bringt sonst dem Patienten große Inflammation, Schmerzen und Schaden, dann schütte man rothes gepulvertes Sandelholz darauf und gebe wohl Acht. Stirbt der Kranke, so wird das Waffenblut schwitzen, schwitzt es aber nicht, so bleibt er am Leben. Kann man aber die Waffen nicht selbst bekommen und sind die Wunden nicht tödtlich, so nehme man ein Holz und erfrische damit den Schaden, daß er blutet und das Blut an das Holz nach der Tiefe der Wunde komme. Solches Holz verbinde und schmiere man wie die Waffe, so heilt die Wunde. Der Patient darf am Schaden selbst nichts thun, außer daß er ihn rein hält und ein nasses Tüchlein oft darüber legt, etliche feuchten es mit ihrem eigenen Urin an. Wenn er den Schaden säubert, soll er ihn auch allzeit abwärts streichen und auswischen, also heilt die Wunde ohne Geschwulst und Schmerzen, wenn der Verwundete gleich 40 Meilen von dem wäre, der die Waffen recht verbindet. Sonst soll sich der Verwundete während der Zeit der Kur mit Essen und Trinken nicht überladen, allen Beischlaf, wie auch die Speisen, welche süchtig, meiden und dieses kann man leicht an [519] den Waffen sehen, ob sich der Kranke recht hält. Denn wo sich der Verwundete nicht hält, erzeigen sich auf den Waffen oder an der Salbe rothe Flecken, hält er sich aber recht und wohl, so geschieht es nicht. Ingleichen kann auch der Arzt dem Kranken, so oft er will, Schmerzen in der Wunde erregen und ihm dieselben auch wiederum benehmen, als: wenn er Staub aus dem Kehricht auf das Holz oder die Waffe streut, da es ins Fleisch gegangen, oder hält es zum Feuer, daß es zu sehr erhitzt, oder legt es in den Wind und Kälte, so hat der Patient keine Ruhe; legt mans aber wieder an einen temperirten Ort oder wischt den Staub vom Kehricht rein und subtil ab, so hört der Schmerz auf, welches nun der höchsten Wunder eines ist und wohl würdig, daß man ihm fleißiger nachdenke. Wer ein wenig in der Steganologia belesen und erfahren ist, hat hier schon ein Stücklein, dadurch man einander über viele Meilen Wegs ohne Brief etwas entbieten und anzeigen kann. Dieses verrichtet die Sympathia Sanguinis ex vulnere effusi cum sanguine in eo retento.

Von der schwarzen Galle und Windsucht, sowie deren Kur durch die bewährtesten Mittel.

Wenn der Mensch im Gesicht und ganzen Leib schwarzgelb aussieht, keinen rechten Apppetit zum[520] Essen bei sich verspürt, oder, so er auch ißt, es ihm im Magen drückt, sowohl die linke als rechte Seite ihm etwas wehe thut, er Aufblähungen des Magens und in gedachten Seiten, wie auch im untern Leib von den Winden mit Gurren und Murren empfindet, nicht ruhig schlafen kann, etwas melancholisch, furchtsam und betrübt, oder auch wohl jähzornig ist, so sagt man insgemein, dieser Mensch leidet an der schwarzen Gall und Windsucht. Und es ist auch dem also: Denn weil bei einem solchen Menschen der Magen allzusehr mit dicken saurem Schleim beladen und ganz versauert ist, so kann es nicht anders seyn, als daß keine rechte oder allzulangsame Verkochung der genossenen Speisen und Getränke und eine Versäuerung und Corruption des Speisen- und Nahrungssafts nothwendig erfolgen muß, wodurch nachmals die Galle, die sich im Magen befindet, gleichsam getödtet und ungeistig, unflüssig, dick und faul oder schwarzgrün gemacht, wie auch die Leber, die Milz- und Krößadern nebst allen Drüßlein des Eingeweides eingefüllt, verstopft, ja die ganze Blutmasse in allen Adern so versäuert wird, daß es nach und nach von seiner Geistigkeit abweichen, still stehen und wohl zu Zeiten faul werden muß, daher dann der Mensch, weil er entweder keinen guten Nahrungssaft gleich anfangs empfängt oder sich keine Nahrung bei ihm ansetzen kann, ob er gleich ziemlich ißt, entweder ganz dürr wird oder endlich von unten auf anfängt zu schwellen und in eine wahre Cachexiam Icteritiam Atrabilatiam, das [521] ist, eine Wund- und Wassersucht verfällt, welche ihn, so man nicht anfangs bald hilft, endlich umbringt.

Diesem nun vorzukommen, so wollen wir aufs kürzeste die eigentliche Kur hier mit beisetzen:

Vor allen Dingen, bevorab so der Mensch einen großen Grauen und Eckel bei sich verspürt oder selbst zum Erbrechen geneigt ist, und man merkt, daß die schwarze Gall und Schleim aus dem Magen ohne gar großen Gewalt zu heben ist, soll man ein Erbrechmittel zur Hand nehmen, welches folgendes seyn kann:


Man nehme Brechsalz anderthalb bis 3 Gran,
Vitriolisches Weinsteinsalz 3–6 Gran,
des Graf Warwicks Purgierpulver 12–26 Gran.

Dieses mische man wohl untereinander und gebe es auf einmal in einem Löffel voll warmer Fleischbrüh in der Früh ein, so wird es sowohl überals untersich etlichemal purgieren.

Nachmals gebrauche man zu fernerer Eröffnung und gelinder Ausführung der in den Eingeweiden und Krößadern liegender schwarzer Gall folgendes Kräutersäcklein:


Man nehme Odermennig,
Waldmännlein,
Hirschzungen,
Frauenhaar, von jedem 1 Loth,
Aggeleyblumen,
Johanniskrautblüthe,
Ringelblumen,
[522] Tausendguldenkraut-Blüthe, von jedem ein Quintl,
Gelbe Veiel anderthalb Quintl,
Ganzen Wiener Safran 15 Gran,
Sauber geklaubte Sennetblätter 3 Loth,
Grobgeraspeltes Franzosenholz,
Sassafraßholz, von jedem anderthalb Loth,
Chinawurzel,
Sarsaparill, von jedem 3 Quintl,
Osterluceywurzel,
Blaue Lilienwurzel,
Attichwurzel, von jeder 2 Quintl,
Zittwer,
Galgant, von jedem 1 Quintl,
Engelsüßwurzel oder Steinwürzlein 2 Quintl,
Schwarze Nießwurz 1 Loth,
Jalappa 3 Quintl.
Mechoacana,
Hermodactyl, von jedem anderthalb Quintl,
Präparirten Lerchenschwamm 6 Quintl,
Kleine Weinbeer 2 Loth,
Stahelfeil in ein Bäuschlein gebunden 6 Loth,
Präparirten Weinstein 6 Quintl,
Daucus-Samen,
Liebstöckelsamen,
Selersamen, von jedem anderthalb Quintl,
Aneiß,
Fenchel,
Coriander,
Zibeben, von jedem 1 Quintl,
Guten ganzen Zimmt, anderthalb Quintl.

Dieses etwas zerschnitten und zerstoßen nähe [523] man in ein Säcklein von weißem Sendeltaffet, thue selbiges in ein inwendig wohl verglassirtes und mit einem Deckel versehenes Geschirr, gieße 4 Seidel guten alten weißen Wein und zwei Seidel gebrenntes Cichoriwasser daran, stelle es wohl vermacht an einen heißen Ort, lasse es 24 oder 28 Stunden stehen und alsdann trinke man alle Morgen, so man das Säcklein zuvor ausgedruckt hat, ein gutes Becherlein voll laulicht davon aus und gehe dabei in der Stube warm angelegt herum, den Effekt erwartend.

Wenn man aus jetztgedachtem Kräutersäcklein die purgierenden Stücke ausläßt und nur die übrigen nimmt, so kann man mit Hinzuthuung 2 Loth Pomeranzenschalen und mit 4 Maaß Wasser und einer Maaß guten alten starken Wein ein recht gutes Wind-und Magenwasser daraus brennen, davon man öfters nehmen kann.

Nachmittags brauche man folgende eröffnende Tinktur:


Man nehme Ammoniacgeist mit Salarmoniac präparirt 2 Scrupel,
Salarmoniacgeist 1 Scrupel.
Vermische es wohl.

Davon nimmt man Nachmittags um 3 Uhr und Abends um 8 oder 9 Uhr in einem Löffel voll warmer Fleischbrühe 20 Tropfen ein und nimmt noch 2 Löffel voll Brüh darauf. Oder man nehme folgendes eröffnendes Elixier:


Rec. Des Clauders eröffnendes Elixier Proprietatis anderthalb Quintl,
[524] Salarmoniacgeist mit Aneiß gemacht zwei Scrupel.

Vermische es wohl und gebrauche es zu 25 bis 30 Tropfen des Nachmittags zweimal auf vorige Art.

Auch hilft sehr viel des Zwelfers auflösende Stahel-Tinktur, welche aus der flüchtigen Weinsteinerde gemacht ist, zu 25 Tropfen genommen, wie denn auch der flüchtige Weinsteingeist und das flüchtige Weinsteinsalz eingenommen, hier sehr gut ist.

Sonst ist auch die Aggeley- und Johanniskraut-Tinktur allhier sehr herrlich und gut, mit ein wenig Zucker vermischt, so man des Tags 3mal ein Tränklein davon thut.

Etliche rühmen sehr das Claretum Chalybeatum Mynsichti, oder auch den gemeinen Stahelwein allezeit Vormittag ein gutes Glas voll wohlaufgerührt davon getrunken und darauf gegangen.

Beliebt ein Pulver, so ist folgendes sehr gut:


Man nehme präparirten Stahel, anderthalb Loth,
Klar gestoßene Pomeranzenschalen,
Weiße Schreibkreide,
Krebsaugen,
Präparirtes Elfenbein,
Präparirte Regenwürmer, von jedem ein Quintl,
Präparirten Coriander 1 Quintl,
Klar gestoßenen Aneiß anderthalb Quintl,
Zibeben 2 Scrupel,
[525] Präparirten Weinstein 1 Quintl,
Essential-Salz von Sauerklee ein halbes Quintl,
Klar gestoßenen Zimmt,
Klar gestoßene Muskatnuß, von jedem ein halbes Quintl.

Davon wohl vermischt nimmt man alle Nachmittag 2mal, als zur Vesper und des Nachts, allzeit ein halbes Quintl in einem Löffel voll warmer Brühe.

Wenn diese Sachen verbraucht, ist zu Fortbringung der in allen Gliedern steckenden Galle hoch nöthig zu Zeiten einen Schweiß zu verrichten mit dergleichen Pulver:


Man nehme das ungarische rothe Edelgesteinpulver 12 Gran,
Schwefel-Blüthe mit Myrrhen verfertigt 8 Gran,
Schweißtreibendes Spießglaspulver 6 Gran,
Flüchtiges Vipern- oder Regenwürmersalz 2 oder 3 Gran.

Dieses wohl vermischt nehme ein Erwachsener in einem Löffel voll schwarz Kirschen- oder Petersilwasser auf einmal ein; decke sich eine Viertelstunde darnach wohl zu und verrichte einen Schweiß.

Der Ordinari-Trank kann folgender Absud seyn:
Man nehme sauber geklaubte rohe Gerste zwei Loth,
[526] Graswurzel 2 Quintl,
Petersilwurzel 3 Quintl,
Benediktwurzel 2 Quintl,
Grobgefeiltes Hirschhorn 1 Loth,
Kleine Weinbeer 2 Quintl,
Aggeleysamen,
Aneiß- oder Fenchelsamen,
Coriandersamen, von jedem 1 Quintl,
Zittwerwurz 2 Scrupel.

Dieses siede man in 5 Seidel Wasser, so lang bis die Gerste aufspringt; alsdann werfe man noch dazu:

Ganzen Zimmt 2 Scrupel,
Drei Gewürznägel,
Eilf Mastixkerner und
ein halbes Loth frische Citronenschalen.

Lasse es noch gar ein wenig sieden, nachmals verdeckt kalt werden lassen und trinke nicht gar zu kalt nach Durst und Belieben davon.

Die äußerlichen Mittel sind folgende:

Ist eine Leibesverstopfung vorhanden oder auch sonst der Leib voller Winde, die nicht weg gehen wollen, so gebrauche man diese Klystier:


Man nehme Seifenkraut,
Fenchel- oder Tillkraut,
Rauthen,
Römische oder gemeine Camillen,
Steinklee, von jedem ein halbes Loth,
Blau Lilienwurz,
Zaunruben, von jedem anderthalb Quintl,
[527] Pomeranzenschalen 1 Quintl,
Wiesenkümmel 2 Quintl,
Lorbeer 2 Scrupel,
Coloquinten, in Büschelein gebunden, zwei Scrupel.

Dieses siede man in 2 Seidel Wasser oder Gaisschotten, daß 1 Seidel überbleibt, seihe es durch eine dicke Leinwand und mische alsdann darunter:


Lorbeer-Laiwering 1 Loth,
Camillenöl,
Rauthenöl, von jedem 6 Quintl,
Distillirtes Kümmelöl 8 Tropfen,
Einen ganzen Eierdotter,
Steinsalz ein halbes Quintl.

Vermische es wohl und applleire es als eine Klystier.
Eine bewährte Windsalbe ist folgende:
Man nehme grüne Rauthen,
Attichkraut,
Ringelblumen,
Römische Camillen,
Die innere Schale von der grünen Hollerstaude, von jedem 1 Loth,
Frische Lorbeer,
Grüne Krammelbeer, von jedem ein halbes Loth.
Wiesenkümmel 3 Quintl.

Zerhacke es klein, schütte es in eine Pfanne und thue frisch ausgelassenes Bocksunschlitt ein [528] halbes Pfund, frisches Schmalz ebensoviel und Loröl einen halben Vierling dazu, lasse es unter stetem Umrühren wohl einsieden, alsdann thue es in ein dickes leinenes Säcklein, lege es in die warme Preß und presse es wohl aus, weil es noch warm ist und gieße darein:


Distillirtes Spicköl,
Krammetöl, von jedem 1 Quintl,
Kümmelöl,
Rauthenöl, von jedem ein halbes Quintl.

Lasse es kalt werden, so wird es eine Salbe, damit schmiere man die Lenden, das Milz und den untern Leib sein oft.

Man soll sich aber auch dabei einer guten Diät befleißigen und allen Ueberfluß von Speise und Trank, bevorab derjenigen, so Wind machen können, mit höchstem Fleiß vermeiden, daher dann untauglich sind: Schweinefleisch, altes Schaffleisch, Wildpret, frisch eingesalzen, gebeizt oder in Rauch gehängt; alle weichen Fische, alle windmachende, schwarzen Gallschleim verursachende und verstopfende Speisen, oder auch diejenigen, welche zur Gährung und Fäulung geneigt sind, als Linsen, Erbsen, Bohnen, Salat, Gurken, Melonen, weiße und gelbe Rüben, allerlei Mehlspeisen und Gemüse, Küchlein und anderes Backwerk, absonderlich alles Zucker- und Honigwerk, als Lebzelten, Meth, Honig, item Milch, Käs, Butter, Most, süßen Wein und dergleichen. Ingleichen alles frische Obst, bevorab das weiche und saure, so der Fäulung bald unterworfen.

[529] Hingegen mag man essen frisches nicht gar zu altes und recht gesottenes Rindfleisch, Kalbfleisch, Lammfleisch, Kitzfleisch, junge gemeine und indianische Hühner, Enten, Tauben, Gänse, Kapaunen, Fasanen, Rebhühner, wilde Tauben mit Gewürz zugerichtet, und anderes Federwildpret, wie nicht weniger junges rothes und schwarzes Wildpret, absonderlich von einem jungen Frischling, so nicht gar zu fett ist, in Kappern eingemacht, zumal selbst gut sind Kappern, Oliven, Zitronen, Weichsel, Quitten. Item gute Karpfen, Grundeln, Forellen, junge Hechte, Nerven, Brexen u. dergl. hartlichte Fische. Item Carviol, Artischoken, Spinat, grünes Kraut, Wersig, Lactuc, Endivi, Cichori, gesotten und warm gegessen und was der Dinge mehr sind. Der Leib soll mehr bewegt werden, als daß man immerzu sitzt, liegt, schlaft, spindisire und melancholisire, und ist ein guter Trunk Wein mäßig genommen, so er nicht süß und nicht zu hitzig, sondern Harntreibend ist, nebst einem guten lustigen Gespräch gar wohl erlaubt. Sonst aber ist das weiße Weizenbier wohl vergährt und abgelegen, so ein Büschelein von Zittwer, Galgant, Krammelbeeren, Allantwurz und gar ein wenig Lorbeer ins Faß gehängt ist, vor dem starken, viel Hopfen enthaltenden braunen Bier zum Ordinari-Trank nicht unrathsam. Das Schlafen und Wachen soll in gleichem Maß seyn, denn beides ist höchstschädlich. Vor Zorn, Ungeduld, heimlichem Grimm, Haß, Neid und Feindschaft soll man sich äußerst hüten. Wie [530] man dann auch hingegen das unnöthige sorgen und sich bekümmern, furchtsam, betrübt und viel allein seyn, auch den Gedanken allzusehr nachzuhängen man möglichst lassen soll. Der Leib soll alle Tag oder wenigstens allezeit über den andern Tag offen seyn, oder so er an seiner Schuldigkeit fehlt, soll er durch ein etwas scharfes Stuhlzäpflein oder Klystier dessen erinnert werden. Thut man das, so wird der schwarzen Galle und der daraus entspringenden melancholischen Windsucht mit Gottes Hilfe noch wohl vorzukommen oder selbige zu heben seyn.

Eine recht wohl bewährte blutreinigende Tinktur, nach überstandener Krankheit, oder sonst den verlorenen Appetit zum Essen wieder zu bringen, davon auf einmal 24 Tropfen nüchtern in einer Brühe einzunehmen.
Recipe Elixyr proprietatis aperitive Clauderi, Scropulos duos;
Tincturae Antimonii Tartarisati, drachmam semis;
Essentiae Lignorum, Scrupulum unum.
Die Galle und auch Anderes auszuführen.

Dafür ist sehr bewährt die edle Rhabarbara, allezeit vor dem Essen eine gute Messerspitze voll eingenommen. Dieses sollte billig ein jeder Reisender mit sich führen, wie ich es denn selbst zu thun pflege.

[531] Gewiß bewährtes Stuhl-Zäpflein

Nimm das Gelbe von einem Ei, und soviel Salz, als du zwischen 3 Fingern halten kannst. Misch es untereinander, daß es dick wird, binde es in ein bequemes leinenes Tüchlein, tunke es in Baumöl und schiebe es zu dir; es gibt ein Ei etliche Stuhlzäpflein. Man muß ein Schnürlein daran lassen, daß mans wieder herausnehmen kann.

[532]

Himmlisch Manna

Vorrede dieses Traktats
Vorrede dieses Traktats.
I.

Ich habe mir vorgenommen zu beschreiben diesen kleinen Traktat, dessen ich nicht allein ein augenscheinlicher Zeuge, sondern auch selbst ein Macher solcher natürlichen Mysteria gewesen bin, deren die Welt unwürdig ist und das kaum die Weisesten der Welt glauben können.

II.

Welcher Diskurs sonderlich denen nützen kann, welchen Gott nach seiner unendlichen Barmherzigkeit wird zu erkennen geben die [535] Wissenschaft, zu machen den Stein der Weisen; ja er wird denen auch nützen können, die noch nicht geschickt sind, dazu zu kommen. Darum wird er den Verstand erklären denen, die ihn lesen werden, mehr als andere Bücher.

III.

Denn er wird den Grund legen, auf welchem die ganze Weisheit der Philosophen besteht, keinen ausgeschlossen; aber dennoch nicht also zu nennen, daß keiner von den Weisen jemals mit so klaren Worten hat nennen dürfen, daß auch jeder Idiot hätte verstehen können als sein A B C, denn es würde nur zum ewigen Fluch gedeihen.

IV.

Deßhalb lieber Leser, wer du auch bist, sey ermahnt, richte dein Herz und deine Gedanken mehr zu Gott, denn zu dieser Kunst, wiewohl derselbe der einzige Weg zu der ganzen Weisheit dieser Welt ist; jedoch nicht zu vergleichen der göttlichen Weisheit der Seelen, welche ist die Liebe Gottes zu halten seine Gebote.

V.

Das sage ich dir aber, daß diejenigen, welche den Segen Gottes erhalten werden, zu machen [536] den Stein und zugleich dieses Trakätlein, werden solche Mysteria der Natur schauen, daß sie aus bösen nun fromme Menschen werden, oder gar eingeleibte Teufel, wiewohl ich mir einbilde, daß Gott nicht zulassen wird, daß dieses in Hände kommen möge, als derer, die Er kennt, tüchtig und geschickt zu seyn, die es auch nicht mißbrauchen würden.

VI.

Bist du nun geizig und eitel gewesen, so werde fromm und heilig, und diene deinem herrlichen Schöpfer in aller Demuth. Wo du dich aber dessen nicht zu entschließen gedenkst, wirst du vergebliche Hoffnung haben, zu dieser Kunst zu kommen.

VII.

Denn es ist kein Verstand noch Kunst, solches aus der Hand des Höchsten zu reißen und glaube fest, daß es niemals Jemand ist gegeben gewesen, als den aufrichtigen Herzen.

VIII.

Erinnere dich, was der Prophet David sagt: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang (Ps. 3, V. 10), die haben nun einen Verstand, [537] die sich darnach richten. Und so du gedenkst zu dieser Weisheit zu kommen (welche ist die höchste Weisheit dieser Welt, ja eine Englische Weisheit), und doch den Herrn nicht fürchtest, so mache du den königlichen Propheten und in ihm den heil. Geist, zum Lügner, welches ferne sey von allen christlichen Herzen.

IX.

Hiemit will ich meine Vorrede schließen, daß so dich Gott segnen wird und den Stein verleihen, und daß du dieses Traktätlein haben wirst und ins Werk richten, was hierin enthalten, so wirst du das sehen, was sich zu schreiben nicht geziemt. Doch habe ich geschrieben, was du wirst sehen, damit sey es geschlossen.

X.

Bete und studiere fleißig aus treuem aufrichtigen Herzen, womit genug zur Vorrede, deinen Verstand zu schärfen auf das Nachfolgende.


Gott allein die Ehre!

Himmlisch Manna
1. Zur Gesundheit
1) Zur Gesundheit.

1. Den Gebrauch dieser Medicin belangend, so sind viele hohe Philosophen, nachdem sie diesen wunderbaren Segen erlangt, wünschend die vollkommene Gesundheit zu erreichen, so frevelhaft gewesen, daß nachdem sie ein gewisses Theil eingenommen haben (etliche ein Viertheil eines Grans, andere mehr, andere weniger), haben anstatt ihrer Gesundheit den Tod eingenommen, denn es erfordert großen Fleiß, dieselbe gebührlich zu gebrauchen, mehr als man gedenken kann.

2. Wiewohl ein jeder Laie sich einbildet, daß wenn er die Medicin hätte, er wollte alle Krankheiten heilen in allen Menschen und in ihm selbst, und also die Elemente wider sich vereinigen, [547] das doch wenig Menschen bekannt gewesen, und das zu thun nur ein einiger und gewisser Weg ist; darum dessen Unwissenden muß mehr Böses als Gutes erfolgen.

3. Nimm dessen 4 Gran nach Goldschmidsgewicht und solvire sie in einem Quart rheinischen oder Franzwein (aber nicht in starken Getränken, als spanischen Wein, Sekt, Aqua vitae oder andern heißen Weinen), setze es in ein schön großes und reines Glas, alsbald wird er sich so hochroth färben, fast als die Medicin selbst und das ist die höchste Röthe der Welt.

4. Laß es also vier Tage lang vor Staub wohl zugedeckt stehen, weil es eine ölige Substanz ist, so wirst du sie nicht eher dissolviren können; nachdem thue noch dazu ein Quart Wein, rühre es mit einem saubern Hölzchen wohl um und gieße immer mehr Wein darauf, bis es eine schöne Goldfarbe gewinnt. Sey wohl versichert, daß keine Röthe mehr darin ist, denn so noch einige Röthe darin wäre, so wäre es ein Zeichen, daß es sich nicht genug ausgebreitet hätte.

5. Deßwegen würde es den Leib erhitzen und den Geist austreiben; und so es noch nicht gelb genug worden ist (welches zu sehen am obern Rand des Weins im Glase), weil da ein weißer Zirkel, wie eine Perle, zu sehen ist (das in 4 Stunden nach der Umrührung geschieht), sobald sich solches erzeigt, so filtrire den Wein. Alsdann wird dieses Weiße auf dem Papier kleben bleiben wie eine Perle und der Wein wird so gelb seyn wie Gold selbst.

[548] 6. Dieses sind die wahren Zeichen, auf daß ihr euch selbst keinen Schaden zufügt, und ohne diese Zeichen wird der Wein zu stark seyn, so daß er den Leib erhitzen wird, oder so er zu schwach ist, wird er kein Gutes thun.

7. Wisset deßhalb, daß dieses ein großes Geheimniß ist. Von diesem Trank gib einem kranken Menschen, der, mit welcherlei Krankheit es wolle, behaftet sey, alle Morgen einen Löffel voll, das wird die Krankheit aus ihm vertreiben, durch ein liebliches und gelindes Schwitzen, denn es purgirt noch bricht nicht, noch macht so stark schwitzen, daß ein Mensch davon schwach würde, sondern stärkt ihn.

8. Und so es eine langwierige und chronische Krankheit ist, so soll man diese Medicin 12 Tage nacheinander continuirlich gebrauchen, zu innerlichen Krankheiten.

9. Zu den äußerlichen aber, als ulcera, scabies, fistula, noli me tangere etc. soll man den Ort salben mit dem Steine selbst, welches ein Oel ist, ungedissolvirt im Wein und solches 9 Tage nacheinander.

10. Wer nun diesen Stein bei sich trägt, an den kann sich kein böser Geist machen; ja wenn der Stein einem Besessenen gegeben würde, so könnte der Geist nicht länger bei demselben dauren. Denn es ist eine Quint-Essentia, darin keine Corruption ist und wo die Elemente nicht corrumpiirt sind, da kann kein Teufel bleiben weil die Hölle in der Corruption der Elemente sich befindet.

[549] 11. Diese Medicin (wie vor gesagt) 9 Tage nacheinander gebraucht und mit dem Stein an die Schläfe des Haupts alle Morgen in der Früh geschmiert, wird dem Menschen so leicht machen, daß er würde mei nen zu fliegen, und sein Leib wird so lustig, daß es kein Mensch glauben kann, als der es versucht hat.

12. Denn diese Medicin hat wunderbare Qualitäten. Sie gibt vollkommene Gesundheit, bis Gott die Seele abfordert, und vollkommene Erkenntniß, so dessen Gebrauch erkannt wird. Aber diese Kraft ist wenig bekannt gewesen, ja auch denen, die den Stein selbst gehabt haben, denn es ist eine göttliche und Englische Medicin. Man muß aber den weißen Stein zu keinen andern als lunarischen Krankheiten gebrauchen.

2. Zur Multiplikation
2) Zur Multiplikation.

1. Viele haben den weißen und rothen Stein gemacht und nicht gewußt ihn zu multipliciren, denn der weiße Stein wird roth durch Continuation des äußerlichen Feuers, wird aber keine höhere Projektion thun, als 1 auf 10, weder der weiße noch der rothe, das Wenigen bekannt gewesen ist (und so man sich nicht gebührlich dawider wappnet, so wird ihr Geruch sie umbringen), thue deßwegen also, so wirst du ihn unendlich multipliciren können, daß er sich nicht zu Pulver coaguliren wird, sondern tu Gestalt eines Oels verbleiben.

2. Wenn du nun den Mercurium der Weisen [550] gemacht hast (welches in 40 Tagen geschieht), also und gleicher Gestalt, wie du ihn gemacht, mußt du ihn wieder zur Putrefaktion bringen (das dann in kürzerer Zeit geschehen wird), in einen Kolben und blinden Helm und thue nicht mehr darein als 12 Unzen Materie, verlutirt mit dem Luto, das dir soll angezeigt werden (in eine Phiole wird es sich nicht thun lassen). Wenn nun die Materie wie ein geschmolzenes Pech wird, so nimm dein Glas aus und setze es in einen Ofen mit gemeiner Asche, und wenn dein Glas in 24 Stunden wird kalt geworden seyn, so wappne dich also:

3. Nimm ein gutes Schweinfell mit Baumwolle gefüttert, mache dir daraus eine Mütze, dein ganzes Haupt zu bedecken. Für die Augen laß dir einmachen runde Brillengläser, auf daß du dadurch sehen kannst, und für deinen Mund sey gemacht eine lange Glasröhre, deren Weite einer Wallnuß groß, sey ans Leder geheftet, die Röhre, so längs der Brust hinabgehen muß bis an die Schenkel, soll auch mit Leder überzogen seyn und umgürtet an dem Leib; binde darauf die gedachte Mütze um den Hals wohl zu und zum Ueberfluß habe noch ein Stück Schweinsfell mit Baumwolle gefüttert, dasselbe binde darüber und versehe dich wohl, daß keine Luft hineinkommen kann, so wirst du solchergestalt dich wohl gewaffnet haben.

4. Alsdann thue den blinden Helm ab, und thue einen andern darauf, lege einen weiten Recipienten daran und verlutire die Fugen am [551] Helme und dem Recipienten mit nachfolgendem Luto:

5. Nimm Eierschalen 1 Unze, die 24 Stunden calcinirt sind, 2 Unzen amause, zart wie Mehl zermalmt und miteinander vermischt, diese angefeuchtet mit zerklopftem Eierweiß, mache daraus einen Teig und schmiere es auf weichgemachte Schweinen- oder Ochsenblase, lege solches dreifach nacheinander über die Fugen und vermache es wohl. Laß sie darauf 24 Stunden trocknen und setze das Glas so tief in die Asche, daß es 6 Finger breit über die putreficirte Materie geht.

6. Biß den Helm sehr kalt seyn, gib darauf gelindes Feuer, bis du einen weißen Dampf, wie Milch, übersich in den Helm steigen siehst, continuire mit selbiger gelinder Wärme solange, bis kein weißer Dampf mehr übersich steigt. Alsdann laß es in 24 Stunden erkalten, so wird sich gedachter weißer Dampf in einen dicken, zähen oder viscosischen Liquorem setzen, welcher ist der weiße Mercurius, um den weißen Stein damit zu multipliciren.

7. Darauf nimm den Recipienten ab, lege einen andern dafür und lutire, wie zuvor, thue den Ofen voll Kohlen, bis der Kessel, darin die Asche enthalten, glüht, so wirst du einen gelblichen Dampf aufsteigen sehen, der sich alsbald in roth, wie Blut, verwandeln wird, continuire mit solcher Feurung, bis nichts mehr übergeht. Die Vorlage wird alsdann ganz dick und trüb werden, welches sich zu einem Oleo setzen und verändern wird. Denn das ist der rechte rothe [552] Mercurius, damit der rothe Stein multiplicirt wird.

8. Ein jedweder Liquor wird absonderlich wiederum durch einen neuen Kolben und Helm bis zum siebentenmal rectificirt, daß sie ganz keine Feces hinterlassen, alsdann zum Gebrauch aufgehoben und wohl verwahrt. In der Kälte werden sie seyn wie Salz, in der geringsten Hitze aber werden sie zerfließen wie Wachs, und sind Sal, Sulphur und Mercurius eine klare Elucidation der h. Dreifaltigkeit.

9. Wenn nun der weiße Stein gemacht ist, so ist er nicht flüssig, aber er ist wie ein zermalmter subtiler Sand und transmutirt keinen Korpus als nur den Venerem zu Silber. Auf 3 Theile des weißen Steins nimm einen Theil des weißen rectificirten Mercurii, in welchem du zuvor aber 1 Drittel seines Salzes solvirt hast. Damit imbibire deinen Stein, welcher solches einziehen wird und werden wie ein Brei.

10. Alsdann mache das Ei zu (denn also muß das Faß zur Multiplikation seyn), mit dem vorigen Luto, setze es in dein erstes Feuer und in 40 Tagen wird es putreficiren und alle Farben durchgehen, wird weiß und fix werden und tingiren 100 mit einem Theil.

11. Repetire solches mit dem andern weißen Mercurio und Sale, und continuire dieselbigen Grade des Feuers, so wird sich alles zehnfältig in der Kraft vermehren. So du nun solches weiter continuirst, kannst du es endlich dahin bringen, daß es wird wie ein weißes Oel, des [553] Nachts glänzend wie der Mond. Alsdann wird sichs nicht weiter multipliciren lassen, weil es in keinem Glase würde erhalten werden können.

12. Wenn du nun mit dem weißen Stein eine Projection thun willst, so nimm ein Zehntheil Silber, schmelze es und wirf 9 Theile deines weißen Steins darauf, halts im Fluß 24 Stunden und dieses ist die Fermentation. Das erstemal geht der Stein auf Kupfer, das zweitemal auf alle metallischen Leiber und das drittemal auf gemeinen Mercurium und alsdann ist er das Elixir spirituum.

13. Gleichergestalt, wie du gethan hast mit dem weißen Werke, so thue auch mit dem rothen Mercurio und seinem Salz. Und also geht das erstemal 1 Theil auf 10 Theile, das anderemal auf 100, das drittemal auf 1000 und so fort ins Unendliche, und wird endlich ein rothes Oel, das des Nachts einen wunderlichen Schein von sich gibt. Alle bösen Geister fliehen von diesem Stein und also soll er seyn, ehe er alle Krankheiten kurirt und dem Menschen Kraft gibt, die magischen Operationen zu thun, die ich jetzt beschreiben werde. Hieraus siehst du, daß ein Mensch ein Artista seyn muß.

3. Die allervortrefflichsten Edelsteine zu machen
3) Die allervortrefflichsten Edelsteine zu machen.

1. Wenn du den Mercurium der Weisen und aus ihm die Mercurius weiß und roth gemacht hast, und willst aus kleinen Perlen große orientalische [554] machen, so thue ihm also: Nimm kleine weiße Perlen und dissolvire sie in dem weißen Mercurio (welcher sie alsbald ohne Feuer wird dissolviren), und wenn sie wie ein Teig geworden sind, daß mans mit den Händen traktiren kann, so formire daraus Perlen, welcher Größe du willst, und drucke sie in eine silberne, inwendig polirte und mit dem weißen Stein oder Oel beschmierte Form, laß sie 3–4 Tage darin, darnach nimm sie aus der Form, lege sie an die Sonne zum trocknen (doch daß die Sonne nicht zu heiß darauf scheine), so werden sie schöner seyn, als die natürlichen orientalische.

2. Die Diamanten aber zu machen: Nimm weiße Kieselsteine, schlage die äußerliche Rinde ab, solvire sie im weißen Mercurio, daß es zum Liquor werde und nicht wie zum Brei. Alsdann setze sie in eine Phiole, wohl verlutirt, in heiße Asche, so wird sich der ganze Liquor in 12 Tagen zu einem Stein coaguliren, alsdann vermehre das Feuer, daß das Glas ganz glühend werde. Laß es kalt werden, nimms darnach heraus, so wird es aussehen wie ein Kieselstein; wenn du ihn aber wirst schleifen und poliren lassen, so wirst du einen harten Diamant an ihm befinden, als keiner von den natürlichen jemals gesehen worden ist. Willst du aber kleine Diamanten dissolviren, so wirds desto besser seyn.

3. Alle andern Steine, die im weißen Wasser dissolvirt, werden ihre Farben behalten; wenn du aber wolltest Rubinen oder andere Steine machen, so mußt du sie aus dem rothen Mercurio [555] und Krystallen machen. Was den Karfunkel anbelangt, so wird er gemacht aus Krystall im rothen Mercurio dissolvirt, und mit dem zehnten Theil des rothen Oels oder Steins, wie zuvor mit dem Feuer coagulirt. Wenn der hernach geschliffen und polirt wird, wird er in der Nacht über die Maßen herrlich scheinen, mehr als der natürliche.

4. Alle Metalle und Mineralien
4) Alle Metalle und Mineralien, die Mercurium in sich halten, zu lebendigem Quecksilber zu verwandeln.

1. In anfänglicher Zubereitung des weißen Steins (und nicht hernach), wenn du dein Glas aus dem Ofen nimmst, wirst du unter dem glänzenden weißen Pulver ein anderes subtiles graulichtes Pulver finden, welches ungefähr 1 Viertel am Gewicht der eingesetzten Materie enthalten wird.

2. Nimm dann von welchem du willst ein Pfund und in dem Metall mache ein Loch eines Gerstenkerns groß, thue darein 6 Gran von deinem grauen Pulver; setze das Metall in ein Crucibel auf heiße Asche. Wenn das Metall heiß geworden ist, so wird das eingethane Pulver ins Metall dringen und dasselbe zu lebendigem Quecksilber verwandeln.

3. Alsdann schütte ihn aus in ein hölzernes Gefäß voll saubern kalten Wassers, das wird die Schlacken von dem Mercurio abscheiden. Dieses Pulver ist die recht verfluchte Erde des Steins.

5. Magische Operationen
1. Die Schöpfung der Welt
I. Die Schöpfung der Welt.

1. Nimm ein gut Theil Regenwasser, ungefähr 80 Pfund, bewahre es in verstopften Gläsern 40 Tage, so wird es stinken und unten Feces setzen. Gieß das Klare sanft ab in ein großes und hölzernes Gefäß, daß das Gefäß ein Drittel voll wird, setze es an einen heimlichen Ort an die Sonne um den Mittag, laß ein Tröpflein des gebenedeiten Steins ins Mittel herein fallen.

2. Alsbald wirst du sehen einen dicken schwarzen Dampf oder Mist oben auf dem Wasser, wie es in der Schöpfung war; alsdann gieße noch 2 Tröpflein hinein, so wirst du sehen die Scheidung des Lichts von der Finsterniß.

3. Und also tropfenweise, gradatim alle halb Viertelstund wirf erst 3, hernach 4, nachmals 5 und endlich 6 Tröpflein, und dann nicht mehr, so wirst du immer allmälig sehen oben auf dem Wasser ein Ding nach dem andern, alles was Gott geschaffen hat in 6 Tagen, die Weise der Schöpfung und solche Heimlichkeiten, die nicht zu sagen sind und mir keine Macht gegeben ist, davon etwas Meldung zu thun oder dieselbe zu beschreiben.

4. Sey mit gebogenen Knien von Anfang dieser Operation bis zum Ende, und laß deine Augen Zeuge seyn, daß die Welt also geschaffen [557] ist; denn du wirst nichts anders thun können als beben, wenn du solches beschauen wirst. Laß es also stehen und in einer halben Viertelstunde von seinem Anfang wird alles verschwunden seyn.

5. Du wirst also hiedurch klärlich sehen solche Mysteria, derer du jetzt so unwissend bist als ein Kind; ungeachtet du dich für einen weisen Mann hälst und die Schriften Mosis von der Schöpfung der Welt zu verstehen vermeinest.

6. Du wirst auch sehen, was für Art Leiber Adam und Eva vor ihrem Fall hatten; was die Schlange gewesen ist; was der Baum war und die verbotene Frucht, davon sie gegessen; wo das Paradies gewesen ist und was das war.

7. Wirst du auch wissen, mit welcherlei Leiber die Gerechten werden auferstehen, nämlich nicht mit solchen Leibern, als wir von Adam empfangen haben, sondern mit Fleisch und Blut, welches in uns gezeugt und geboren wird durchs Wasser und den heil. Geist. Gleichergestalt wie unser gebenedeiter Heiland Jesus Christus seinen Leib nach der Auferstehung zum Himmel gebracht.

2. Himmelslauf
II. Himmelslauf.

1. Nimm sieben Stücke Metalle, von jedem ein Stück, nach den 7 Planeten des Himmels, drucke in ein jedes Metall den Charakter seines Planeten, in der Stunde, da der Planet regiert. Jedes Stück derselben Metalle sey eines Rosenobels [558] groß, das Quecksilber aber sey eine Viertel Unze schwer, ohne Eindruckung eines Charakters.

2. Alsdann thue sie in einen Crucibulum nach der Ordnung, wie sie am Himmel stehen, nämlich Luna am Boden, darauf Mercurius, darnach Venus, Sol, Mars, Jupiter, Saturnus.

3. Mache die Fenster deiner Kammer zu, daß es finster sey, schmelze sie alle zusammen in der Mitte deiner Kammer und gieße 7 Tröpflein des gebenedeiten Steins darauf.

4. Alsbald wird aus dem Crucibulo eine feurige Flamme auskommen und sich über die ganze Kammer ausbreiten.

5. Fürchte dich nicht, denn sie wird dir nichts schaden; deine Kammer aber wird so hell beleuchtet werden, als wenn Sonne und Mond darein schienen und wirst über deinem Haupte sehen, wie am Firmament sind die Sonne, der Mond und die Gestirne, und wie sie alle ihren Lauf präsentiren in ihrer Ordnung. Laß es eine Viertelstunde still stehen, so wird es alles wieder verschwinden.

3. Gute Gesellschaft
III. Gute Gesellschaft.

1. So du den Stein bei dir trägst im vollen Mond auf unserem Horizont und wirst im Garten allein gehen, so nimm einen Theil des vorigen bereiteten Regenwassers, gieße darein des weißen Steins, eben wie du zuvor mit dem rothen [559] gethan hast, alsbald werden Exhalationes aufsteigen bis in den Kreis des Mondes (orbem Lunae).

2. Und so du solches alle Monat zur rechten Zeit observirest, so wird kein Philosoph auf demselben Horizont seyn, darauf du wohnst, der auch ein Besitzer des Steins ist, welchen du nicht erkennen wirst. Denn um dieselbe Zeit geht er aus und sieht sich um gegen das O. W. S. N. (Süd-Nord), ob er solcher Operation gewahr werde, aus derselben wird er erkennen, daß sie gethan werde von einem Artisten, der ihrer Kundschaft begehre.

3. Und alsbald, wenn deine Operation gethan ist, wird er dir auf dieselbe Weise antworten, und also wirst du erkennen die Philosophen, die Besitzer des Steins sind.

4. Gute Zusammenkunft
IV. Gute Zusammenkunft.

1. Wenn du nun deiner Philosophen oder Collegen Zusammenkunft begehrst, so schmiere die Schläfe deines Haupts mit dem weißen Stein desselben Abends und bitte ernstlich zu wissen, wer die Person sey.

2. Lege unter dein Hauptkissen drei frische abgepflückte Lorbeerblätter und figire deine Imagination ihn zu kennen, damit schlafe ein. Wenn du nun erwachst, so wirst du dich erinnern der Vision der Person, seinen Namen und den Ort feiner Enthaltung, und ist es, daß du zu ihm nicht gehst, so wird er zu dir kommen, weil er [560] vielleicht gedenken wird, daß dir diese Heimlichkeit noch unbekannt ist.

3. Die Ursache dessen ist der Universalgeist der Luft, der da eingeschlossen ist im Stein, der solches verursacht. Und also kannst du dich gesellen zu allen Philosophen der Welt, die vor dir erscheinen werden mehr in Bettler- als reicher Herren Gestalt, und die vielleicht mehr lehren, als ich hier gethan habe.

4. Denn große Bücher können nicht enthalten zu beschreiben alles, was durch diesen Stein gethan werden kann. Denn wahrlich, alle natürlichen Dinge können durch denselben gethan werden, als mit den guten Geistern zu conversiren.

5. Ist dieses nicht eine Englische Weisheit, dieses alles zu kennen. Die Astrologie, Astronomie und alle mathematischen Künste können durch diese Kunst vollkommen. gelernt werden, und ist nicht nöthig studirt zu haben, denn es ist eine Gabe Gottes.

6. Du sollst aber wissen, daß ehe du diese Operationen machest, sollst du des Steins 9 Tage zuvor nacheinander gebrauchen, wie zuvor gelernt, denn es gibt einen Englischen Verstand.

7. Alsdann wirst du diese Welt verachten und alles was darin ist, du wirst auch recht können Gott dienen und die Schrift recht verstehen.

8. Nun habe ich in dieser Stunde geschrieben, was ich niemals gesonnen war zu schreiben, und [561] siehe, ob nicht diese Sachen Geheimnisse sind, und ob sie dürfen gezeigt werden Jemand anders, als die auch derselben Besitzer sind. Hiemit will ich schließen und dir die Geheimnisse wohl in Acht zu nehmen anbefohlen haben und Gott fleißig zu dienen, damit er dich leite auf allen seinen Wegen. Amen!

Practica des Steins
Practica des Steins.

1. Nimm in dem Namen Gottes von dem besten Saturno oder Erde, scheide und siebe sie sauber von allem Unflath, Wurzeln, Steinen oder sonst, was die Natur zu formiren angefangen hat; setze diesen Saturnum in einen Kolben mit einem blinden Helm wohl verwahrt und thue ihn in einen Pferdebauch 40 Tage lang, darnach extrahire seinen Geist 3mal davon und der letzte ist der wahre philosophische und mineralische Mercurius.

2. Verwahre eine Hälfte zur Conjunction und mit der andern procedire weiter zur Putrefaction 40 Tage lang im Pferdsmist.

3. Alsdann extrahire deine multiplicirende Mercurios und bewahre sie absonderlich in zwei Gläsern bis zur Zeit der Multiplikation.

4. Alsdann nimm das Salz der Natur, so am Boden des Kolbens geblieben, und setze ihn [562] zu 2mal so schwer des erst aufgehobenen Mercurii, und nach 3 Stunden sigillire es in einer Viol, wie eine Eigestalt, und laß es in Pferdemist stehen, bis daß das weiße Werk geendigt seyn wird.

5. Welches wird seyn in 7 Monat Zeit, in welcher Zeit es wird weiß werden.

6. Alsdann nimm ihn aus und multiplicire ihn mit dem weißen Mercurio. In kurzer Zeit wird der Stein hoch multiplicirt werden und getrieben zu durchleuchtiger Röthe.

Multiplikation oder Vermehrung des Steins.

1. Nimm deinen weißen Stein und solvire ihn in deinem weißen Mercurio, welchen du zu diesem Werk bewahrt hast, setze ihn in den Ofen oder Athanor einen Monat lang, wie du in der Practica gelehrt bist, in welcher Zeit du deinen Stein wirst roth gemacht haben.

2. Dann nimm deinen rothen Mercurium oder Oel, darein solvire deinen rothen Stein und laß ihn wiederum einen Monat stehen, so wird deine Medicin vermehrt werden von 10 bis 166.

3. Dieses kannst du zu viermal repetiren, aber hüte dich vor dem fünftenmale, aus Furcht, daß du wirst ein gebrochenes Glas finden, wie ich durch mein unglückliches Experiment gefunden habe.

[563] 4. Hievor warne ich dich, und wäre ich unterrichtet gewesen, ich hätte nicht geirrt. Viermal kannst du dann multipliciren und mit nichten mehr; alsdann ist es fähig zu dreierlei Werken, nämlich die Transmutation der Metalle, die magischen Operationen und Medicin.

Corollarium Philosophicum.
Limbus Angelicus Putissimus Iliaster Salinus est.
Lumen Artis Prudentiae, Intelligentiae, Sapientiae.
Calcinet in cinerum res ignis quaslibet inde
Junctus aquae cinis est nobile Lixivium.
Lixivium bene coctum Sal fiet et nic Sal
Si dissolvatur, mox oleosus erit.
Hocce oleum recte si consolitabitur Arte,
Laudatus Sophiae nascitur inde Lapis.
Philosophische Zugabe.
Der Englische Limbus, ein sehr reiner Salz-Iliaster, das ist: Das Licht der Kunst, Klugheit, Verstand und Weisheit.

Das Feuer macht ein jedes Ding zu Asche. Aus der Asche wird mit Wasser eine edle Lauge. Diese Lauge wohl gelind eingekocht wird zu Salz; und das Salz aufgelöst wird zum Oel.

[564] Aus diesem Oel, wenn es durch Kunst recht hart gemacht ist, wird der viel berühmte Stein der Weisen.


Hochheiliger Geist! Hallelujah! Hallelujah! Pfui dem Teufel! Rede ohne Licht nicht von Gott. Amen!


Wunderbar ist GOTT, die Natur und die spagyrische Kunst macht nichts umsonst.

Azoth et Ignis
Azoth et Ignis,
oder
Wasser und Feuer.

1. Gleichwie die heil. Schrift nichts als nur ein einiges Ding zu lernen heißt, 666 aller Dinge Anfang, Mittel und Ende. Wer das erlernt und darin wandelt, der versteht Schrift und Geheimniß im Himmel und auf Erden und hat den Schatz des ewigen Lebens. Darf gar nichts mehr.

[565] 2. Also im irdischen Schatz darf der Philosoph nicht mehr kennen und haben, denn ein Subjectum, heißt Azoth et Ignis oder Feuer, sind genug. Diese beiden sind beisammen in der Welt; wohl dem, der sie recht kennt, weiß, versteht und regieren kann, der hat den Lapidem Philosophorum, welchen alle Weisen der Welt gesucht haben, denn er gibt langes Leben, Gesundheit und Reichthum.

3. Der himmlische Stein aller Gläubigen, das ist, aller Weisen ist Jesus Christus, Gott und Mensch, gibt ewig himmlische Güter, keiner soll ohne den andern gesucht werden. Die Weltweisen suchen den irdischen und verlieren den himmlischen; die Gottweisen dagegen suchen den himmlischen und finden daneben den irdischen, ohne Mühe und Arbeit, ja es wird ihnen im Schlafe zugeworfen.

4. O, wie peinigen sich die Alchymisten bis in den Tod, suchen Particuluria und finden nichts, es wäre ihnen eine gewisse Verdammniß, so sie etwas fänden, ohne den himmlischen Stein. Suchten sie den Eckstein der Weisen, der von den Bauleuten verworfen, sie fänden in diesem himmlischen Universal das irdische Universal; also aber haben sie weder himmlisches noch irdisches. Es geht ihnen wie den falschen Theologen, die sich abmühen mit so vielen Künsten, Fakultäten, Sprachen, Vätern, Büchern, wollen dieTheologiam ergreifen und treten den wahren [566] Theologum mit Füßen, sind alle wider ihn; er ist ihnen eitel Finsterniß in dieser und jener Welt.

6. Es ist nichts mehr denn ein Ding in Theologia, darin hast du alles, und es ist auch nicht mehr denn ein Ding in Philosophia oder Alchymia, darin findest du alle Particularia, heißt Azoth und Feuer. Hieher will gehören das γνῶδι σεαυτὸν. erkenne dich selber. O Mensch, kennst du dich selbst und Gott (Wort), so hast du genug hie und dort, darfst nicht mehr studiren und lernen, denn das, woraus du bist und mußt daneben durch dein Lernen eben das werden, das du lernst. Thust du das, so kommst du zu aller himmlischen und irdischen Weisheit, und wirst erkennen, welche greuliche Finsterniß in den hohen Schulen und Fakultäten sey.

6. Ich danke dir Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, daß du Theologiam und Alchymiam, das ist, alle himmlische und irdische Weisheit, verbirgst vor den Klugen und Weisen dieser Welt und offenbarest sie nur allein den Einfältigen, die da studiren das γνῶδι σεαυτόν, das ist, sich selber in Gott kennen.

Item, de Reconditis Alchymiae et Theologiae, dieselbe, von Verborgenheit der Alchymie und Theologie.
7. Das Antimonium und Blei,
Sind Principal der Alchymel.
[567]
Alle Metalle zu transmutiren,
In Gold und Silber zu figiren,
Solches macht nicht Sol noch Argentum,
Ohne Blei und Antimonium.
Du kannst nicht seyn ein rechter Chymist,
Du seyst denn auch ein wahrer Christ.
In Christo Jesu alles liegt verfaßt,
Was die ganze Welt liebt und doch haßt.
Sie haßet Christi Lehr und Leben,
Der alle Schätz und Reichthum kann geben;
Das glaubt die ganze Welt gar nicht,
Drum ihr all' Kunst und Weisheit gebricht.
In einer Stunde man in Christo finden mag,
Welches alle Menschen suchen Jahr und Tag.
O Kinder lernet Christum kennen und lieben,
So werdet ihr nicht in solch Armuth getrieben,
In Christo alle Schätze liegen verborgen,
Die werden dir zufallen ohne Mühe u. Sorgen.
Wenn du nur in seiner Lehre wirst bestehen,
In seinem Leben und Wandel einher gehen,
So hast du die rechte Alchymel,
Dazu die rechte Theologei.

Item:


8. Gleichwie durch das Feuer die ganze Welt verbrennt und zerschmelzt werden muß und darauf schön, pur, rein, hell und klar Himmel und Erde geschaffen werden, also mußt du auch durchs Feuer, das ist, durchs mercurialische Wasser oder Astrum, die ganze Welt, das ist, Gold zerstören [568] und zerbrechen, tödten, ganz auflösen in ein Wasser. Die ganze Welt muß zu Wasser, das ist, das ganze Corpus des Goldes muß zu Wasser werden (zum Astro), das ist mit dem mercurialischen Wasser ein Ding. Daraus macht der Alchymist neue Himmel und Erde, und wie Christus ohne Kreuz und Leiden keinen lebendig macht noch selig, also kann auch das Gold ohne mercurialisch Wasser keine Tinktur noch Lapis seyn noch werden. Tod und Kreuz machen Christum und einen Christen. Darum muß Christi Kreuz und Tod nicht von außen zugerechnet werden, wie der falsche Theologe vor gibt, sondern durch die leibliche Vereinigung und durch die wesentliche Einpflanzung.

9. Wie sollte Christi Kreuz und Tod auch generiren einen neuen himmlischen Menschen, so ich nicht (realiter) wesentlich in, mit und durch ihn der Sünden abstürbe und muß es Gnade thun. Soll es nun Gnade thun, das ist, soll aus der Natur Gnade werden, so ist es nöthig, daß der Tod vorhergehe.

10. Das Weizenkörnlein ist für sich natürlich perfekt, mag aber weiter nichts von sich geben, es sterbe denn und faule. Also das Gold ist für sich natürlich perfekt, mag aber nicht mit gewaltiger Frucht andere Leiber tingiren, es sterbe denn zuvor und komme nach der Destruktion in ein neues Wesen, so tingirts übernatürlich.

[569] Die Wiedergeburt ist nöthig.

11. Wir müssen durch Wasser und Geist wiedergeboren werden, also auch vom Stein zu verstehen. Denn wie Jerusalem, die himmlische ewige Stadt Gottes nicht eher werden kann, das alte werde denn zerstört und zerbrochen, also kann diese neue Welt, das ist Jerusalem, der Stein, Christus, keine unvollkommenen Leiber tingiren in Gold und Silber, das ist, ein unzerbrechliches, es sey denn in gleichem Feuer, in gleichem Kreuztode Christi, allda geschieht die Vereinigung, die Fermentation und Tinktur. Deßhalb ist die von außen zugerechnete Gerechtigkeit eine erdichtete und teuflische Gottesgelehrtheit.

12. Jesus Christus ist das neue Jerusalem. die Stadt Gottes, darin die Gottheit leiblich wohnt. Der wiedergeborne Mensch ist das neue Jerusalem, die Stadt Gottes, darin die Trinität leibhaftig wohnt. In Summa, es muß eine Tödtung und Wiederlebendigmachung geschehen, das ist, Auflösung und Wiedererhärtung in der Wärme. Hast du nun Christum, so leidest du mit ihm, wie Paulus sagt: mit leiden, mit gekreuzigt werden, mit sterben, mit begraben werden, und Röm. 6: so stehen wir auch auf mit ihm. Wo wir aber nicht mit ihm leiden und sterben wollen, so können wir auch nicht mit ihm zum neuen Jerusalem auferstehen, sondern [570] bleiben in unserem groben Adamischen Willen beim Teufel im Abgrund der Hölle. Denn wir sollen so vollkommen seyn, als unser Vater im Himmel, ist uns ebenso mit gesagt, so wir bei Christo seyn wollen als den Aposteln. Also hast du den Schlüssel zum Stein; solvier, coaguller, figier und endlich tingier, so hast du die ganze Kunst.

In seiner Postill, in Epiphania, am Ende.

13. Alle Menschen von Anfang suchen zwei Dinge, langes gesundes Leben und Reichthum oder volle Genüge. Christus ist der Stein zum heiligen Leben; aber dieses ist der Stein zum irdischen Leben, welcher auch ist das Licht, das Leben, und das Licht erleuchtende und lebendigmachende unsern Balsam, den Geist des Lebens. Er liegt verborgen in einem geringen verachteten Stein, wenig achten seiner, wiewohl ihn alle gerne haben; die Welt glaubts nicht, daß solche große Kraft darin verborgen liegt; es ist ein Stein, es ist eins, und ist Adam, aus ihm kommt die Eva; diese beide zusammen gebären das dritte, das ist eine Frucht; Sie ist der Mann, Er ist die Frau; Er gebiert aus seinem Leibe die Eva, durchs Weib wird er perfekt. Er ist aber Gold und Silber, welches das gemeine Gold und Silber nicht vermag. Er tingirt alles in ein beständiges Wesen. Er ist das Licht der Metalle. Niemand siehts als die Magier. Wenn [571] er herfürgewachsen ist in seine neue Geburt, verneuert er seinen eigenen Leib und augmentirt sich selbst. Er ist der rechte Stern, der Signatstern, der den Magis erscheint. O wie viele Fürsten, Könige, Herzoge, Grafen, Edle, Kaufleute, Bürger und Bauern trachten nach diesem einigen, und finden nichts durch ihre Alchymisten, welche sie Jahr und Tag gehalten; denn sie suchen nicht selber wie die Magi gethan haben und noch thun; sie ziehen ihm nach, bis sie ihn finden.

14. Er ist Tod und Leben, Licht und Finsterniß und das höchste Mysterium unter allen Geschöpfen; durch die neue Geburt wird er gefunden, denn er kann selber nichts machen, er sey denn neugeboren. Er ist das lebendige Wasser, welches alle Metalle lebendig macht, wer es gefunden hat, der bedarf nichts mehr. Er hat genug daran, zu Gold und Silber und zur Gesundheit und augmentiret sich selber durch seinen eigenen Leib. Er ist ein Geist und Leben, darum macht er seinen eigenen Leib geistlich und lebendig. Er ist ein Feuer und macht seinen eigenen Leib zu Feuer. Die Welt weiß das Mysterium nicht, glaubts auch nicht, was für Macht in diesem kleinen zarten Kindlein verborgen.

15. O Herr Gott, himmlischer Vater, der du durch den Stern die Weisen geführt hast, daß sie Christum deinen Sohn leiblich gesehen, laß uns dein Wort also leuchten, daß wir denselben [572] auch sehen und erkennen und uns an ihm nicht ärgern, so werden wir durch ihn selig werden. Amen!

Noch in seiner Postill Dominica Trinitat. am Ende.

16. Die falschen Theologen, die sich selbst nicht kennen, wollen alles hineinpredigen, hinein durch die Sakramente tragen, wird aber nichts daraus. Gleich als die falschen Alchymisten, die wollen den Lapidem machen durch äußerlich martialisch Feuer, so doch der Lapis Philosophorum sein eigen Feuer selber in ihm hat und bedarf kein äußerlich Ding, allein, daß er nur erweckt werde, das äußerliche muß innerlich werden; das ist die Wiedergeburt, die Umwendung, und also gehts mit einem Christen zu in seiner Wiedergeburt, das innere kommt heraus und das äußere hinein, wie wir an Christo, dem Erstgebornen, gesehen haben. Auch diese Welt ist wie der Lapis, sie war innerlich und ist äußerlich geworden, nun muß sie durch Zerbrechung und Tod wieder innerlich werden. Also wird das neue Jerusalem ewig bleiben ein rothgüldisch durchsichtig Antimonii-Glas, gleichwie der Stein, das ist der neue Himmel und die neue Erde, darin wir alle miteinander wohnen werden in Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Siehe da, das thut alles die Wiedergeburt in Gott, in der Welt, in Menschen und in allen Kreaturen. Amen!

[573]
Und Dominica Quinquages.

17. Soll der Alchymist aus Saturno, Jove, Mercurio, Venere Silber oder Gold machen, so vermag ers nicht mit dem alten Leibe der Metalle. Er muß sie gar tödten durch das Feuer, auf daß das unsichtige geistliche auferstehe in einem neuen, sichtbaren, vollkommenen Leibe, das da ist Gold und Silber, und nicht mehr stirbt im Feuer.


Ende. [574]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Glorez, Andreas. Werk. Eröffnetes Wunderbuch. Eröffnetes Wunderbuch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-DBB2-8