Der Baum

Sonne hat ihn gesotten,
Wind hat ihn dürr gemacht,
Kein Baum wollte ihn haben,
Überall fiel er ab.
Nur eine Eberesche
Mit roten Beeren bespickt
Wie mit feurigen Zungen,
Hat ihm Obdach gegeben.
Und da hing er mit Schweben,
Seine Füße lagen im Gras.
Die Abendsonne fuhr blutig
Durch die Rippen ihm naß,
Schlug die Ölwälder alle
Über der Landschaft herauf,
Gott in dem weißen Kleide
Tat in den Wolken sich auf.
In den blumigen Gründen
Ringelte Schlangengezücht,
In den silbernen Hälsen
Zwitscherte dünnes Gerücht.
Und sie zitterten alle
Über dem Blätterreich,
Hörend die Hände des Vaters
Im hellen Geäder leicht.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Heym, Georg. Der Baum [1]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6294-D