[43] Sonnet
Er liebt vergebens

C.H.v.H.


Ich finde keinen rath/ die liebe wächst alleine/
Und wenig neben mir/ es sey denn meine noth/
Die brunst bestricket mich/ warum nicht auch der tod?
Frist jene marck und fleisch/ so fresse der die beine.
Was aber hilfft mein wunsch/ was hilffts mich/ daß ich weine?
Der tod hört nicht vielmehr/ als sonst der liebes-gott/
Wo solte meine qual und meines lebens spott
Nun besser seyn bedeckt/ als unter einem steine?
Und bin ich endlich todt/ vergraben und verscharrt/
So schwatzt die grabschrifft noch/ daß dieser mensch genarrt/
Und sagt: Hier liegt ein narr/ und läst nicht wenig erben.
Ach! daß den schwartzen leib das erste wasser-bad/
So mir die mutter gab/ nicht bald ersäuffet hat/
So dörfft ich ietzt allhier nicht wie ein narr verderben.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Er liebt vergebens. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BB9-A