Auff die abbildung des Cupido/ wie er die pfeile wetzte

C.H.v.H.


Cupido/ der dich mehr als seinen köcher liebt/
Will seinen schleiffer-zeug in deine kammer tragen/
Ich weiß/ daß er dir schon im geiste küsse giebt/
Und dir manch schlüpffrig wort wird in die ohren sagen.
Er stellt sieh nackt und bloß für deinen augen ein/
Sein weisser attlaß ist der schnee von brust und lenden;
Denn wahre liebe soll recht offenhertzig seyn/
Und unsre augen nicht durch schminck und schmuck verblenden.
Er lehrt dich/ wie man recht vertraulich lieben kan/
Wie heisse liebe sich nicht leichtlich läst verdecken/
Die paradieß-tracht steht ihm mehr als zierlich an/
Denn reiner liebe zeug ist rein von staub und flecken.
Beyneben tröstet mich die gute zuversicht/
Er werde gegen dich auch meiner treu gedencken/
Und sagen/ wie mir offt mein mattes hertze bricht/
Mein hertz/ das sich allein will nach Ambretten lencken.
Ich weiß/ er wird nicht weit von deiner lager-statt/
(Sein schleiffen wird dir ja nicht deine ruh verstören/)
Nach seiner kühnen art/ bewegen stahl und rad/
Und was hier ferner folgt dich deutlich lassen hören:
Ambrette/ wo dein geist nicht meinen rath veracht/
So laß beständigkeit und Liebe sich vermählen.
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Wer auff veränderung und neue funcken tracht/
Dem wird es nimmermehr an wermuths-körnern fehlen.
Ich lobe/ was bißher dein treuer geist verübt/
Ich will ein kostbar vel in deine flammen giessen/
Wo deine seele nicht die neben-züge liebt/
So will ich deine gunst/ so gut ich kan/ versüssen.
Ich weiß/ wie redlich dir Cretin sein hertze schenckt/
Wie willig sich sein geist nach deinem willen beuget/
Und wie er mehr auff dein als seine wohlfahrt denckt/
Ja wo es dir gefällt/ zu seinem grabe steiget.
Ich hab ihn neulich noch mit wehmuth angeschaut/
Als du aus zeitvertreib von ihm dich weggerissen/
Wie er aus trauer-sucht ihm hatt' ein haus gebaut/
Und er in einsamkeit sich dachte zu verschliessen.
Die armen macht er ihm zum spiegel seiner noth/
Ambrett'/ Ambrette/ rieff er aus dem bleichen munde/
Dein aussenbleiben wär ihm herber als der tod/
Und deine wiederkunfft bezuckert' ihm die stunde.
Es hat Cupido mir auch ferner zugesagt/
Ein mehrers wegen mein bey ihr noch anzubringen/
Eh' als er mich verließ/ so hat er mich gefragt/
Wie tieff mein auge dörfft in deine gegend dringen?
Ich hoffe/ weil er so beweglich bitten kan/
Er werd'/ Ambrette/ dich noch endlich wohl erweichen.
Ach freundin! hör ihn doch mit offnem hertzen an/
Und laß mein freyes aug in berg und thäler streichen.
Cupido mag itzund verschleiffen tag und nacht/
Du wirst ihm ja bey dir den engen raum vergönnen/
Es hat der kleinste gott die allergröste macht/
Wer wird/ was ihm beliebt/ doch wohl verwehren können?
Doh wenn er einmahl dich entblöst im bette schaut/
Und an der zarten haut sein auge kan ergetzen/
So schleifft er ferner nicht/ und ruffet überlaut:
Ambrette soll allein hier stumpffe pfeile wetzen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1. Galante Gedichte. Auff die abbildung des Cupido. Auff die abbildung des Cupido. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BCA-4