[45] Sonnet
Er ist ein unglücklicher wecker

C.H.v.H.


Ich eilte Lesbien aus kurtzweil zu erwecken/
Als gleich Aurorens glantz um ihr gesichte stund/
Die rosen krönten ihr die wangen und den mund/
Durch weisses helffenbein ließ sich der hals bedecken.
Ich wolte meine hand auff ihre brüste strecken/
Es that ein nasser kuß ihr meine geilheit kund.
Es ruffte Lesbie: Ist dein verstand gesund/
So führe kein brunst in meine keusche hecken.
Ich war darob bestürtzt/ und fluchte dem gelücke/
Und fuhr den himmel an/ und seine reiche blicke.
Ich sprach: Wo rosen stehn/ da müssen dornen seyn.
Weil mich denn ihr befehl verjaget und vertrieben/
So hab ich dieses wort in ihr gemach geschrieben:
Auff morgenröthe folgt gar selten sonnenschein.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Er ist ein unglücklicher wecker. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BFA-7