Der Kaiserwein

Der deutsche Kaiser Wenzeshals
Und Kurfürst Ruprecht von der Pfalz,
Die saßen eines Tags am Rhein
Wohl vor dem Aßmannshäuserwein,
Beim Königsstuhl zu Rhense
Und tranken ganz immense.

Chor:

Beim Königsstuhl zu Rhense
Und tranken ganz immense.
[28]
Der Kaiser hub sein Glas und sprach:
Herr Kurfürst, Fama sagt euch nach,
Ihr trachtet baß nach meinem Thron
Und säht mich ohne Reicheskron'
Und los der Kaisersorgen
So lieber heut als morgen.
Chor:

Und los der Kaisersorgen
So lieber heut als morgen.
Wohlan, dies ist ein Kaiserwort:
Schafft ihr jetzunder mir sofort
Von unsers deutschen Rheins Revier
Den Wein, der besser mundet mir
Als dieser Aßmannshäuser,
So mach' ich euch zum Kaiser.
Chor:

Als dieser Aßmannshäuser,
So mach' ich euch zum Kaiser.
Da rief der Kurfürst: Topp! es gilt.
Sogleich sei die Beding erfüllt.
Er gab den Knappen einen Wink,
Die sprangen fort und brachten flink
Dahergerollt ein Tönnlein,
So schmuck als wie ein Nönnlein.
Chor:

Dahergerollt ein Tönnlein,
So schmuck als wie ein Nönnlein.
[29]
Herr Kaiser mein, der Kurfürst sprach,
Dies ist ein Wein aus Bacharach,
Der ist die Krone werth der Welt.
Wenn's Ihro Majestät gefällt,
So sei er jetzt probiret
Und der Beweis geführet.
Chor:

So sei er jetzt probiret
Und der Beweis geführet.
Und wie der Wein war eingeschenkt,
Der Kaiser ihn im Glase schwenkt,
Probirte lang' und probte tief,
Dann schnalzt' er mit der Zung' und rief:
Bei meiner armen Seele,
Der Wein ist ohne Fehle!
Chor:

Bei meiner armen Seele,
Der Wein ist ohne Fehle!
Sie haben drauf die ganze Nacht
Beim Bacharacher zugebracht.
Der Kaiser, der den Wein erprobt,
Hat ihn noch immer mehr gelobt;
Da ward der Kurfürst fröhlich
Und alle beide selig.
Chor:

Da ward der Kurfürst fröhlich
Und alle beide selig.
[30]
In jener Nacht sie wurden eins:
Vier Fuder Bacharacher Weins
Der Ruprecht seinem Kaiser gab,
Dafür die Krone trat ihm ab
Der Wenzel als ein Weiser. –
So ward der Kurfürst Kaiser.
Chor:

Der Wenzel als ein Weiser. –
So ward der Kurfürst Kaiser.
Und der zweite sprach: In seinem Rausch
Thät Wenzel da den besten Tausch. –
Jetzt aber gieb her die Mandoline,
Daß ich dir mit einem Liedlein diene.
Drauf nahm er die Laute, begleitete sich
Ein Lied, das sang er gar wunderlich,
Und immer, wenn ein Vers war um,
Fuhr er wie wild auf den Saiten herum,
Daß es wiederhallte mit tiefem Brumbrum.
Dann schüttelt er mit dem Kopf darein,
Das gab ein Geklingel gar lieblich und fein.
Und bei dem Klingklang
Er wie ein Fink sang:

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TextGrid Repository (2012). Jacoby, Leopold. Gedichte. Es werde Licht. Aus Berlins Vorzeit. 3. Die Scene im Schulzimmer. Der Kaiserwein. Der Kaiserwein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8BB8-6