Bartholomäus Krüger
Eine schöne vnd lustige newe Action
Von dem Anfang vnd Ende der Welt
darin die gantze Historia unsers Herrn vnd Heylandes Jhesu Christi begriffen:
Gemacht durch Bartholomeum Krüger von Spernbergk, Stadtschreiber vnd Organisten zu Trebyn

[Motto]

Darumb wachet, dann ir wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird.

Matth. 25. Cap.

An den gütigen leser

[8] An den gütigen leser.

Ob ichs gleich nicht gar ausgefürt,

als sichs villeicht wol hett gebürt,

wolt mich der leser recht verstan,

es wird zu lang die action

und möchte nicht auf einen tag

agieret werden, ich im sag;

derhalben ich aus gut bedacht

solchs auf das kürzste hab gemacht

und bitt hiemit ein jederman,

sie wollens für lieb nemen an

und laßens inen wolgefallen.

so wünsch ich euch Gotts segen allen.

[8]

Personen

Die personen dises spils.

    • Prologus.

    • Deus Pater.

    • Jesus Christus & Spiritus s. in specie columbae.

    • Gabriel,
    • Raphael, angeli, und so vil man irer sonsten immer haben kan.

    • Lucifer,
    • Satan,
    • Rapax, in primis angeli & post lapsum diaboli.

    • Veritas,
    • Justitia, indutae vestimentis rubris.

    • Misericordia,
    • Pax, in vestitu albo.

    • Adam.

    • Eva.

    • Balthasar,
    • Melchior,
    • Caspar, magi.

    • Johannes baptista.

    • Petrus,
    • Paulus,
    • Andreas,
    • Philippus, apostoli & caeteri octo, sed muti.

    • Joseph ab Arimathäa, sepeliens Christum.

    • Christophorus, vili vestitu indutus.

    • Christianus, filius Christoph, 10 annorum.

    • Günther,
    • Alex, pastores ovium.

    • Dominicus,
    • Lampertus,
    • Longinus, sacerdotes judaici.

    • Henricus,
    • Leopoldus, servi Herodis.

    • Nestor,
    • Vicentius, canonici.

    • [9] Franciscus, monachus.

    • Adrian,
    • Herman, custodes sepulchri Christi & duo muti.

    • Leonhart, custos carceris Josephi, cui adjungantur et alii tres muti.

    • Valentinus, Pharisaeus, mit seinem haufen.

    • Zachäus, zölner, mit seinem haufen.

    • Athanatus, der tot.

    • Happa, des teufels postbot, und so vil man sonsten irer aufbringen mag.

    • Hexebell,
    • Saga,
    • Purle, drei zeuberin.

    • Epilogus.

Prologus

Prologus.

Got vater, son und heilign geist

zu lob und preis am allermeist,

und euch, erbarn, wolweisen herrn,

zu wolgefalln und sondern ern,

zur beßerung der christenheit

bringen wir euch zu diser zeit

ein neue lustig action,

wie Got vater aus seinem tron

den Lucifer mit seinen gesellen

gestürzet zum abgrund der hellen,

darumb das er sich wolt erhebn

und nichts auf Jesum Christum gebn.

der Lucifer und sein gesind

den menschen bracht zu fall geschwind,

das er tet wider Gotts gebot,

verdient dadurch den ewigen tot.

solchs jammert Got in ewigkeit,

verdroß im ser und war im leid,

das solch edles geschöpfe solt

vergen und sein verlorn so bald;

beschloß doch schnell bei im ein rat,

wie der mensch möcht entgen dem tot,

schickt seinen son in dise welt,

das er für uns bezalen solt.

er kam zu uns und ward geborn

von Maria, darzu erkorn.

den armen hirten auf dem feld

ward diser heiland erst vermeldt.

Herodes trachtet im ser nach,

und schlug doch feil sein ganze sach.

[11] Johannes in verkündet schon

und rief zur buß ein jederman,

mit fingern auf in zeigen tet,

das wer an in den glauben het,

solt ewiglichen selig sein;

die jüdisch schar sprach lauter nein,

und wolten in annemen nicht,

hau in gar schmehlich hingericht

mit zwen mördern an kreuzes stam.

all unser sünd er auf sich nam,

bezalt daselbst was wir verschuldt,

erwarb uns seines vaters huld.

er starb am kreuz und überwand

tot, sünd und teufel allzuhand;

er auferstund am dritten tag

und rettet uns von hellscher plag;

als er vollendet seinen lauf,

fur er wider gen himmel hnauf,

schickt seine jünger damit fort,

zu predigen sein göttlichs wort,

welchs nun verkert der antichrist

durchs teufels lügen, trug und list.

der teufel hats im eingegebn,

das er gestift ein münchen lebn.

umbs geld han sie getragen feil

der menschen seligkeit und heil,

biß Luther, der vil werde man,

vom heiligen geist getriben an

und bracht an tag die reine ler.

dawider tobt der bapst noch mer,

vermeint dieselbig zu vertreiben,

die er doch wol must laßen bleiben.

es get nicht an, was er gedenkt;

ob er gleich mordet, brennt und henkt,

ist als umb sonst; Got weiß doch wol,

wie er sein wort erhalten sol.

ein frommer christ kan durch bestand

den tot und teufel machn zu schand.

[12] wann er fest glaubt an Jesum Christ

und biß ans end bestendig ist,

so erwirbt er die ewig kron

bei Jesu Christo, Gottes son,

wie euch hierin wird fürgetragn.

seid still! ich hab noch mer zu sagn.

hie werdet ir aufs kürzste sehn,

wie Gotts gerichte sol angen,

als Jesus Christus hat vermeldt,

do er gewesen in der welt.

an vilen orten stets geschriben,

das wie wirs han alhie getriben,

werden wir müßen rechnung gebn,

am jüngsten tag, drumb merkets ebn.

stet still und nemt in guter acht,

was euch wird werden fürgebracht.

bedenkets wol, warumbs geschicht,

auf das ir hie anschauen möcht

den anfang und das end der welt

und wie ein christen Got gefellt.

schweigt still! die engel fangen an

zu loben Got in seinem tron.

[13]

1. Akt

1. Szene
Scena I.
Anfenglich sollen die engel singen: »All er und lob sol Gottes sein, er ist und heißt der höchst allein etc.«, Und Lucifer mit seinem haufen sich absondern, sprechende.

LUCIFER.
Ich meinet, in dem himmelreich
wer nicht zu finden meines gleich;
so merk ich wol, ich werd veracht,
ein ander haben wil den pracht.
solchs muß nicht sein, der schönst ich bin
und habs vil anders in meim sin.
die er niemands gebüren wil,
als mir, das ist mein ganzes zil.
ich wil mich setzen oben an,
laß sehn, was Got draus machen kan!
ich merk wol, wer nichts von sich helt,
der ist verloren in der welt.
ich bins, der erstlich ward geschaffen,
und weiß, es wird mich keiner strafen.
für ander alln so solln mich lobn
so vil seind in dem himmel obn.
nun helft mir setzen meinen stul
zu oberst hnauf! ichs euch bezal.
solt Christus sitzen über mich?
das wer ein schand mir ewiglich.
ich wil mich selbst heraußer brechen,
und in vil tiefer hrunter stechen.
ich heiße ja der Lucifer,
drumb ich vil edler bin als er.
wie dünket euch, mein freunde gut?
[14]
RAPAX.
Wir haben beid fast einen mut,
auch alle die, so bei uns sein,
es dünket sie zusammen fein,
das du werdst oben an gesetzt
und für ein großen herrn geschetzt.
geschicht auch billich, dann du bist
vil herrlicher als diser christ.
du bist auch nicht umb sonst genant
der Lucifer; wir allesant
dir helfen wollen, das du seist
der nechst nach Got und werdst gepreist
von aller engel schar zugleich,
so hie seind in dem himmelreich.
LUCIFER.
Der rat ist gut, sag ich fürwar.
nun seids beschloßen ganz und gar,
das ich der nechste sei nach Gott,
und Christus weichen muß mit spott.
sol werden bald gesetzt ins werk,
das ich laß sehn mein macht und sterk,
und der aufs best mir stehet bei,
dem laß ichs auch genießen frei.
Gehet mit seinem haufen auch nach dem stuel Gottes.
DEUS PATER.
Nach dem wir drei in einigkeit
geschaffen alles weit und breit,
himmel und erd, all creatur
nno was genant mag werden nur,
feur, luft, erd, waßer, dadurch sol
der mensch sein leben haben wol,
den wir gemacht nach unserm bild,
im tier gegeben, zam und wild,
vogel und fisch all in gemein,
darüber er sol herrscher sein
[15] und leben stets in unser furcht,
und so er unserm wort gehorcht,
wollen wir im zu lon auch gebn
bei uns allhie das ewig lebn,
wolln in verkleren, das er schein
als unser liebe engelein;
die solln uns lohen allezeit,
von nun an biß in ewigkeit,
und wir regieren immerdar,
in drei person geteilet zwar,
jedoch nur ein Gott sein genant,
von dem all ding ein anfang hand,
ein unzertrennlich wesen bleiben
und ewig uns nicht anders schreiben,
als vater, son und heilig geist,
dem alle ding gehorsam leist.
JESUS CHRISTUS.
Ja, vater, weil dein weiser rat
all ding je so beschloßen hat,
so bleib es also für und für;
dawider sprech kein creatur.
dein werk dich loben alle samen
in alle ewigkeit, amen.
DIE ENGEL singen:
Heilig ist Got, der herre Zebaot.

Lucifer komt mit seinem haufen, tragen einen stuel und wollen denselben zwischen Gottes des vaters und des sons stuel einsetzen.
DEUS PATER.
Das sol nicht sein, diß ist zu vil!
meinstu, wann solches wer mein wil,
das du solst sitzen oben an,
ich wolt dichs wol geheißen han,
darfstu dich solches untersten?
dadurch soltu zu boden gen
und kein teil han an meinem reich.
mit deinem ganzen haufen gleich
soltu werden in diser stund
gestürzet zu der hellen grund.
[16] dein schönheit wil ich von dir nemen,
des du dich ewiglich must schemen;
gar heßlich wil ich dir verkeren
dein angsicht, welchs schaut Got den herren,
und brechen deinen stolzen mut.
ir engel, in ausstoßen tut
mit allen seinen rottgesellen
hinab in abgrund zu der hellen.
da sol er ewig sein verdamt
mit seinen gsellen allesamt.
schaut an, diß ist mein lieber son,
an dem ich wolgefallen han,
mit mir ein gleicher Got allzeit,
von ewigkeit zu ewigkeit.
mich, meinen son und heilign geist
sollet ir preisen aller meist
und eren für ein Got allein,
so werdt ir ewig selig sein.
GABRIEL.
Nu helfet mir allsamt zugleich,
ir engel schar im himmelreich,
in abgrund stoßn den bösewicht.
da sol er warten Gottes gericht.
helft allzumal und schlaget drein,
der sig sol heute unser sein.

Lucifer und sein haufen sollen allhie schon teufels kleider angezogen haben und sich zum streit rüsten.
LUCIFER.
Ich laß mich noch also nicht jagen,
wils tapfer mit euch allen wagen.
ir lieben brüder, stet mir bei,
das wir das feld erhalten frei;
ein jeder brauch sein ganze macht.
GABRIEL.
Nun muß zergen dein stolzer pracht.

Hie schlagen die engel mit den teufeln, biß endlich die teufel hinunter laufen mit weklagen und schreien.
[17]
LUCIFER.
Awe, awe der großen not,
nun muß ich zu dem ewigen tot!
ach we, das ist ein lange zeit,
die ewig qual ist meine beut!
GABRIEL.
Nun wollen wir Got ewig lobn,
das wir das feld erhalten habn
und das die hoffart ist hinaus,
mag in der hellen halten haus!
also sols allen auch ergen,
die Gottes geboten widersten.
DIE ENGEL singen:
All er und lob sol Gottes sein etc.
2. Szene
Scena II.
Lucifer, Satan, Athanatus, Rapax, Happa.

LUCIFER.
Heran, ir lieben gsellen, hran,
und hört, was ich werd zeigen an!
SATAN.
Hie kommen wir nach deim geheiß
und wolln dich hören all mit fleiß.
LUCIFER.
Hört fleißig, was ich sagen wil,
es ist uns dran gelegen vil.
weil wir nun han versehn die schanz
und seind hieher verstoßen ganz,
am himmel haben keinen teil,
uns widerfaren mag kein heil,
[18] sondern hie ewig bleiben müßen
samt allen unsern mitgenoßen
und anfangen ein neues reich,
so wolt ir raten allzugleich,
wie im doch wol zu helfen wer,
das unser würden mer und mer
und wir nicht dürften gar allein
erleiden solche schrecklich pein;
dann es ser tröstlich ist fürwar,
gesellen haben in gefar.
darzu so gebs vil ungemach,
wann unser reich solt bleibn so schwach;
man möcht uns stürmen unser schloß,
so stünden wir mit schanden bloß.
es ist doch nun geschehen schon,
das keiner in den himmel kan.
drumb ratet zu das aller best,
wie unser reich bestünde fest.
RAPAX.
Ei, all ding wil ein anfang han;
laßts uns aufs beste greifen an.
im himmel seind der engel vil,
und wanns anfiengen solches spil
als wir, so müsten sie zu uns;
villeicht gets an durch unser kunst.
LUCIFER.
Vom himmel wird uns keiner mer,
als die mit uns seind kommen her.
SATAN.
Ho, Rapax! kanst nicht beßer raten?
vom himmel wird uns mer kein braten.
jedoch sol unser reich besten
und nicht so bald zu trümmern gen,
so müßen wirs vil anders machen.
ir etlich solln das schloß bewachen,
[19] du, Lucifer, must könig sein,
uns alln gebieten in gemein,
was jederman verrichten sol;
darzu so stünd es leiden wol,
das richtig ordnung wird gehalten,
könt niemand unser reich zerspalten.
gehorsam muß auch sein darbei,
das unser aller wille sei,
was Lucifer gebieten tut,
das muß sein alles recht und gut,
und keiner sich dawider legn,
als treue knecht zu tune pflegn,
eins teils die helle fein warm heizen;
den menschen wil ich wol anreizen,
das er tu wider Gotts gebot;
so bring ichs all in dise not.
Got hat den menschen und sein weib,
die er im schuf aus seinem leib,
gesetzet in das paradeis,
und in verboten, ich wol weiß,
ser hart, das er bei leibe nicht
etwas vom baum des lebens bricht,
viel weniger darvon sol eßen.
so könt ich mich noch wol vermeßen,
das ichs weib dahin bringen wolt,
vom selben baum sie eßen solt.
und Got sprach, wann sies würden tun,
solt sein der ewig tot ir lon.
ich wil versuchen meine list,
dann das weib sonst fürwitzig ist,
und hoff, es sol mir wol gelingen,
das ich sie mög zum abfall bringen.
wil an mich nemen schlangen gstalt
und sie bereden manigfalt,
wie süß die frucht sei von dem baum,
so wird sies unterlaßen kaum,
das sie nicht ißet nach meim wort,
zuvoraus wann sie von mir hort,
[20] das diser baum hab große kraft,
dem menschen große klugheit schafft,
wer davon ißet, werd Got gleich.
wann ich mit solcher red herschleich,
sprech, es sei Got kein ernst gewest,
fürwar sie sich bereden leßt;
und wann ich solches ausgericht,
so seinds dem ewign tot verpflicht,
als wir, und kommen nicht zu gnaden,
han Gottes zorn auf sich geladen;
dann Got der vater ist gerecht,
zu uns muß das ganz menschlich gschlecht
und ewig mit verdammet sein;
so wer das reich gemeret fein,
und wann es euch also gefiel,
ich ließ mich brauchen zu dem spil.
LUCIFER.
Ich sag es euch fürwar gewiss,
das ich mit einem langen spieß
den rat bei dir nicht het gesucht.
richt aus, so ist der mensch verflucht.
du bist der aller beste man,
den wir in unserm reiche han,
on dich wir gar nichts könten schaffen;
du solt die andern alle strafen,
wer nicht wird tun was dir gefellt,
darzu wil ich dich han bestellt.
ATHANATUS.
Ich bin ja auch der schlimmste nicht;
so schlecht mich einer hie ansicht,
kan ich noch zelen mer als drei;
laß sehn, wer noch der beste sei.
wo einer komt in mein gewalt,
den laß ich nicht entgehen bald.
er muß herhalten, wie ein bock,
und geh er mir gleich tausent schock.
[21]
LUCIFER.
Du bist fürwar ein tapfrer helt,
der seinen dienst recht wol bestellt.
an dir uns allen wol genügt;
hilf weidlich, das die sach sich fügt.
HAPPA.
Ich wil noch einem bieten trutz,
der unserm reich schafft so vil nutz,
als ich, mein lieber Lucifer!
SATAN.
Ei, tülpel, kanstu nicht sprechen: herr?
und weist, das er der könig ist,
dem er gebürt zu jeder frist.
HAPPA.
Ich kan nicht vil kramanzens machen
und rede gleich zu von der sachen,
ein postbot kan nicht reverenz;
darzu bin ich bestellet ganz,
zu laufen hin und wider her
und euch zu bringen neue mer,
welchs ich ausricht aufs aller best,
und bin kein mal noch seumig gwest,
sondern das mein gar wol bestellt,
und was gschicht in der ganzen welt,
das kan ich alles fein erfaren,
drumb halt mich keiner für ein narren.
SATAN.
Hei, welcher teufel schilt dich dann?
halts maul und sag nichts mer darvon.
man hat zu reden solche ding,
die nicht zu schetzen seind gering,
daran uns allen ist gelegen;
unnötig red laß unterwegen.
[22] nun, könig und herr Lucifer,
wil ich nach deinem ernsten bger
hin zu Adam und Eva gan;
laß sehn, was ich ausrichten kan.
der tot muß sein von mir nicht weit,
aus das wann uns geriet die beut,
und kemen beid in sein gewalt,
er sie alsdann herfüret bald.
LUCIFER.
Athanate, ge mit im hin.
wann ir beid bringet den gewin,
solt ir nechst neben mir hie sitzen,
an disem ort kan man fein schwitzen,
solt mit mir haben gleiche er.
ATHANATUS.
Gar gern ichs tu, mein lieber herr;
die sach wir wollen wol verrichten.
SATAN.
Mit falscher list und lügen dichten
werd ich ein meister billich gnant
und wil fürbringen solchen tant,
als niemals ist erhöret wordn,
das ich sie bring in unsern ordn.

Satan und Athanatus gen weg.
LUCIFER.
Der Satan ist ein treuer knecht,
er weiß es anzugeben recht,
was unserm reiche nötig ist;
sein list ist über alle list.
du, Rapax, must auch wacker sein,
dich tummeln wie die andern fein.
RAPAX.
Wann ich nur wist, was anzufangen,
dadurch ich möchte er erlangen,
ich wolt mich gern gebrauchen lan!
[23]
HAPPA.
Ich kan mich halten wie ein man.
das müst ein fauler teufel sein,
der nichts brecht in die hell herein!
LUCIFER.
Hui, Happa, lauf bald hinter her
und bring uns eilends neue mer,
was Satan und der tot geschafft.
HAPPA.
Des Satans wort hat große kraft;
es schlegt im gar kein handel feil.
bewaret ir die hell dieweil.

Leuft damit weg und bleibt Rapax bei Lucifer sten.
3. Szene
Scena III.
Deus Pater, Jesus Christus, Veritas, Justitia, Misericordia, Pax, Satan.

JESUS CHRISTUS
knieend.
Ach, warer Got in ewigkeit,
hör doch mich, deinen son, die zeit!
es get ser übel, übel zu,
der teufel hat gemacht unru,
den menschen zum abfall gebracht.
ich bitt durch dein göttliche macht,
des menschen dich ja wolst erbarmen;
der Satan fürt daher die armen.
DEUS PATER.
Ach we, das ist ein kurze frist,
nach dem der mensch geschaffen ist,
und sol so bald zu grunde gen,
ach we, das solches je geschehn!
nun muß die edle creatur,
nach unserm bildnus und figur
[24] geschaffen, so bald verloren sein
und leiden ewig hellisch pein.
VERITAS.
Ja, der du bist von ewigkeit,
ein warhaftiger Got allzeit,
und ich bei dir stets wonen sol,
so weistu ja die stunde wol,
da du sprachst: wann ir euch vermeßet
und von dem baum des erkentnis eßet,
solt ir dadurch die hell erwerben,
als bald des ewigen todes sterben.
sie aber han veracht dein wort,
so muß die straf ergehen fort.
JUSTITIA.
Es kan und mag nicht anders sein.
weil du, Got, bist gerecht allein,
und dise beid gesündigt han,
so muß die strafe bald ergan.
dem ewign tot seind sie ergeben,
han kein teil an dem ewign leben.
das ist ir wol verdienter lon,
weil sie dir nicht gehorchet han.
SATAN.
Ich klag sie beid hie an zu recht,
das sie nun seind der sünden knecht,
dem ewign tot darzu verpflicht;
es darf mer disputierens nicht.
drumb schrei ich zeter über sie
vor disem gstrengen gricht allhie,
und wiltu sein ein grechter Got,
so gib sie hin dem ewign tot,
wie du dann selber hast gesprochen,
es solt werden an sie gerochen.
JUSTITIA.
Sie seind verdammt, da hilft nichts zu,
den stecken wil ich brechen nu.
[25]
MISERICORDIA.
Ach, nicht, du aller höchster Got,
ergib den menschen in den tot!
dann ob er gleich gefallen ist,
betrogen auch durchs teufels list,
und du, warhaftig und gerecht,
bist zornig übers menschlich gschlecht,
das sie gehandelt wider dich,
so denke doch auch, herr, an mich,
an dein Barmherzigkeit, ich mein.
laß sie nicht gar verloren sein
und gib doch meiner bitte stat,
ob wer zu finden hülf und rat;
richt nicht als bald in deinem zorn.
solt sein das menschlich gschlecht verlorn,
die gschaffen seind nach deinem bild?
ach nein, laß sein dein zorn gestillt,
such mittel, das er werd erlöst
und alle himlisch schar getröst,
die trauren über disen fal.
ach herr, du wirst es treffen wol.
DEUS PATER.
Was ich geredt, muß bleiben schlecht,
dann ich warhaftig und gerecht.
weil nun der mensch gesündigt hat,
so ist zu finden sonst kein rat,
der mensch dafür auch sterben sol,
und ob ich bin barmherzig wol,
mich auch des menschen jammert hart,
der nach meim bild geschaffen ward,
darzu mit edlen gabn geziert,
und auf das aller schönst formiert,
das derselb sol vergen so bald,
im auch, wo müglich, helfen wolt,
so muß warhaftig sein mein wort
in ewigkeit an allem ort.
VERITAS.
Erhalt die warheit ewiglich,
laß nicht zu schanden werden mich,
[26] und weil dann ist der fal geschehn,
sol billich auch die straf ergen.
JUSTITIA.
Ergrim dich und laß gen wie recht
das urteil übers menschlich gschlecht,
das ich nicht werd geschmecht forthin,
weil ich bei dir im himmel bin.
PAX.
Ach, vater der barmherzigkeit,
wie kommen wir zu solchem streit?
bedenk die fridsamkeit, o herr,
laß nicht ergen das urteil schwer
über der menschen schrecklichen fal!
wir wollen einig werden all.
herr, laß nicht zank sein unter uns,
erzeig dem menschen gnad und gunst.
auch wolt, ir liebsten schwestern zwu,
hiermit ein wenig sein zu ru;
dann du, herr, ja die einigkeit
lieb hast, drumb hör uns doch all beid.
verwirf sie nicht, barmherzig sei!
ir lieben schwestern, stet uns bei,
helft raten und gebt guten trost,
wie der mensch werd vom tot erlost.
JUSTITIA.
So mir damit nichts wird benommen,
kan ichs darzu wol laßen kommen;
jedoch geschicht gerechtigkeit.
VERITAS.
Ich kan angeben auch den streit;
jedoch wil ich im himmel bleiben,
daraus mich keiner sol vertreiben.
MISERICORDIA.
Diß alles kan doch wol geschehn.
dein barmherzigkeit, herr, laß sehn,
[27] daß ich bei dir mög bleiben fest;
erbarm dich, herr, und rat das best.
PAX.
Herr, gib, das frid und einigkeit
bei uns erhalten werd allzeit.
den menschen lös aus dieser gfar,
laß in nicht sein verloren gar.
DEUS PATER.
Weil ir gebt all den willen drein,
daß der mensch mög erlöset sein
von teufel, sünden, hell und tot,
und nicht kom in die ewig not,
auch war ist, das ich bin gerecht,
warhaft, barmherzig, fridsam schlecht,
solt ir all ewig bei mir wonen;
des menschen wollen wir verschonen,
das er bein teufeln in der hell
nicht leiden darf die ewig quel.
SATAN.
So sag ich: du bist nicht gerecht,
zu mir gehört das menschlich gschlecht,
seind ganz verdammt zum ewign tot,
das sie gebrochen dein gebot.
DEUS PATER.
Gerechtigkeit wird bleiben wol;
fürm ungerechten sterben sol,
der nie kein übels hat getan,
so ist dem menschen gholfen schon.
bind auf die band, pack dich bei zeit,
hast hie nicht mer zu schaffen heut.
SATAN.
Hie kom ein ander vor gericht,
wann rechte klag sol gelten nicht,
und man wil richten nur nach gunst!
hie war verloren meine kunst.
[28] wolan, ich laße doch nicht nach,
biß ich recht ausfür dise sach.

Get damit zur hellen und bleibt Adam und Eva unten am Himmel stehen.
DEUS PATER.
Weil nun je unser ewig rat
solches alhie beschloßen hat,
das Adams schuld bezalet werd
durch einen menschen auf der erd,
der irdisch mensch aber zu schwach,
auf sich zu laden dise sach,
das er für aller menschen sünd
den großen zorn ertragen künd,
ja, möcht nicht kommen aus dem tot,
so blieben sie in solcher not:
hab ich beschloßen, lieber son,
das du dasselbig sollest tun,
den menschen von dem tot erretten,
dem teufel auch sein kopf zertreten,
der hellen nemen ir gewalt
und richtens aus in menschen gstalt,
auf das der mensch zum himmel kom,
und werd dadurch gepreist mein nam.
JESUS CHRISTUS.
Ja, was dein göttlich majestat
alhie mir auferleget hat,
wil ich aus großer lieb und gunst,
die ich trag zu den menschen sunst,
ausrichten in eigner person,
menschlich natur mir ziehen an,
dadurch den teufel und den tot
zu schanden machen und zu spot.
es sol geschehn nach deinem willen,
wil deinen zorn und grimmen stillen.
PAX.
Ach ja, herr Christe, deinen rat
beweise du selbst mit der tat.
[29]
JESUS CHRISTUS.
So war ich leb, ich nicht beger
des sünders tot, sondern vil mer,
das er von sünden abelaß
und folge mir auf rechter straß,
auch lebe mit mir ewiglich,
das ist mein will, ins vaters reich.

Allhie sollen die engel singen: allein Got in der höh sei er etc.
4. Szene
Scena IV.
Deus Pater, Jesus Christus, Adam.

DEUS PATER.
Weil ich dich aus eim erdenkloß,
Adam, geschaffen nackt und bloß,
hernach darzu aus deiner rieb
ein weib gemacht, die dir ist lieb,
der du gehorchet mer als mir,
auch, Eva, sprichst, den rat hab dir
der teufel geben durch die schlangen,
das du nachm apfel trugst verlangen
und aßest den in solcher weis,
als woltst dadurch erlangen preis,
welchs doch war wider mein gebot,
und ich betrachtet euer not,
sol ewig sein die schlang verflucht
und finden nicht, was sie gesucht.
ob ir dadurch schon seid verloren,
sol doch der sam, vom weib geboren,
der schlangen feind sein ewiglich,
zertreten ir den kopf, ich sprich;
das ist, ich wil euch einen senden,
der tot und hell sol überwinden,
bezaln, was ir verschuldet heut
und bringen euch zur seligkeit.
[30] jedoch weil du gehorchet hast,
der schlangen, Eva, und die last
der sünden erst auf dich geladen,
dein man dadurch auch bracht in schaden,
wil ich dir auferleget han,
das du gehorchest deinem man
in allem, was er dir gebeut;
er sol dein herr sein alle zeit.
auch wann du nun wirst schwanger werden,
soltu vil schmerzen han auf erden.
und, Adam, weil du hast gehorcht
der stimm deins weibs, mich nicht gefurcht
und geßen was ich dir verbot,
so du es tetst, dir draut den tot;
du aber hast versehn die schanz,
verfluchet sei der acker ganz
umb deinetwillen für und für,
dorn, disteln sol er tragen dir,
mit kummer auch drauf neren dich,
dein brot im schweiß deins angesicht
du eßen solt die zeit deins lebn,
biß du zur erden werdest ebn,
darvon du auch genommen bist;
dann du bist erd zu aller frist.
diß alles soltu han zu lon,
dast wider mein gebot getan.
nun sag mir, Adam, warumb du
mit einem pusch dich deckest zu?
ADAM.
Ach Got und herr, als ich vernam,
das ich nackt war, deckt ich die scham,
für dir also zu kommen furcht,
weil wir nicht deinem wort gehorcht.
DEUS PATER.
Sih, Adam ist uns worden gleich!
ja, hintersich, wie der krebs kreucht.
[31] wer weiß nun auch, was bös und gut;
auf das ers aber nicht mer tut,
und breche von dem baum hinfort,
so sol in bald nach meinem wort
der engel aus dem garten treiben
und Adam auf dem Felde bleiben,
dasselbig bauen in arbeit;
jedoch das ir nicht nacket seid,
so schenk ich euch beid dises kleid.
nun get hinaus, dann es ist zeit.
Raphael schlegt sie mit einem bloßen schwert hinaus.
DEUS PATER.
Mein lieber son, weil Adam ist
gefallen durch des teufels list,
und nun beschloßen, das du solt
erretten sie vons teufels gwalt,
auch machen tot und hell zu schanden,
so ist die zeit auch schon vorhanden,
das es gescheh; far hin, mein son,
der du meins herzen werde kron,
und hilf den menschen aus der not,
erwürg für im den bittern tot
und laß in mit dir han das lebn.
JESUS CHRISTUS.
Mein willen hab ich drein gegebn.
weil dir es ja also gefellt,
das du mich sendest in die welt,
so wil ich gern derselbig sein,
der sie errett von hellscher pein.
wil itzund faren hin auf erden,
daselbst ein mensch geboren werden,
bezalen auch des menschen schuld,
und im erwerben gnad und huld,
bei dir, vater, im himmelreich
er leben sol mit mir zugleich.

Da gehet Christus vom tron herab, beleiten in etliche engel, und leßt sich nicht sehn biß in der taufe.
5. Szene
[32] Scena V.
Lucifer, Satan, Athanatus, Rapax, Happa, Hexebell, Saga, Purle.

SATAN
reckt einen fuß gen Lucifer.
Gegrüßet seistu, lieber herr!
sonst weiß ich dir zu tun nicht mer.
ATHANATUS.
Desgleichen wünsch ich dir vil glück.
LUCIFER.
Wo ist dann euer meisterstück?
habt ir gar nichtes ausgericht?
SATAN.
Ei freilich seind sie uns verpflicht
mit haut und har, mit sel und leib,
der Adam und darzu sein weib.
RAPAX.
Huhei, hop, hop, sie seind gefallen,
der mensch mit seinen kindern allen.
LUCIFER.
Warumb bringt ir sie nicht flugs her?
SATAN.
Ich wil dirs fein anzeigen mer:
als ich sie in dem garten fieng
mit meiner list, und schon angieng,
was ich von sie begeret het,
das weib bald nach mein worten tet.
ich fürt sie mit mir vor gericht,
da ward es noch geschlossen nicht,
[33] welch zeit der mensch solt unser sein;
es ward in gebn ein frist gar klein
von Got, dem herrn, der sie auch stieß
all beide aus dem paradis.
LUCIFER.
Es ste nun gleich kurz oder lang,
so seind sie doch in unserm zwang,
weil sie gebrochen Gotts gebot.
HAPPA.
Wie mich bedünkt, hats noch wol not;
dann ich von Got gehöret sagn,
das sie frei sein von hellscher plagn.
LUCIFER.
Wie solt das kommen? warlich nein!
sie müßen auch gewertig sein
des ewign tots so wol als wir,
da wird sie gar nichts helfen für.
SATAN
zu Happa.
Hoho, merkstu das wort so ebn,
das Got dem menschen wolle gebn
einen, der sie erlösen solt?
fürwar ich nicht drumb aufsten wolt.
meinstu, das solches werd geschehn,
wer wolt doch für den tot besten?
kein mensch hat ja ein solche kraft,
das er gen den tot etwas schafft.
ATHANATUS.
So müst ich mich ja warlich schemen,
wann ich mir ließ ein menschen nemen
mein sterke, kraft und mein gewalt;
denkt nicht, das solchs geschech so bald.
der mensch muß ewig bleiben mein
und leiden hie die hellisch pein.
HAPPA.
Got sprach fürwar ein ernstes wort,
wie ich es dann mit angehort.
[34] das für den ungerechten solt
der grecht bezalen alle schult,
dadurch der mensch des tots wird frei.
wie dünket euch dann nun darbei?
LUCIFER
zu Satan.
So hastu recht geklaget nicht
bei Gott, dem herren, vor gericht.
SATAN.
Ich klagt wol recht, kont doch nichts schaffen;
da war ein keifeln und ein klaffen,
der ein sprach: ja, der ander: nein,
der mensch müst nicht verdammet sein,
er solt noch wol erlöset werden
von eim gerechten auf der erden,
der nie kein übels hat getan,
welchs ich doch gar nicht gleuben kan.
LUCIFER.
Solt der mensch haben Gottes huld,
so ist nur euer beid die schuld.
ir schelm und losen bösewicht
habts beid versehn und anders nicht.
heißt das gemeret unser reich?
ir solts entgelten alle gleich.
ei, wie ein treues hofgesind!
packt euch bei zeit, ir teufels kind.
laßt ir euch solchen braten nemen,
des müßen wir uns ewig schemen.
pfui dich der schand! das ist zu vil,
verdorben ist das ganze spil.
ich sage noch: pfui dich der schand.
SATAN.
Gleubstus dann flugs? ist nur ein tant,
damit man uns wil abeschrecken.
ir seid doch mit einander gecken,
erschrecket vor ein einigs wort
und habt ein starke hellenpfort!
[35] ich gleubs nicht, biß ichs hab gesehn;
es wird doch nimmermer geschehn.
HAPPA.
So wil ich laufen auf der post,
euch botschaft bringen in der hast,
wies umb den handel sei gewant,
obs war sei, oder nur ein tant.
LUCIFER.
Ja, Happa, richt es aus gewiss;
wers war, es brecht mir groß verdrieß.
SATAN.
Ich wolt nicht auf den kopf drumb greifen,
und so ich einen höret pfeifen,
ich tanzen wolt nach herzen lust.
huit all heran, ir tanzen müßt,
damit ir nur vergeßt das leid;
es gschicht doch nicht in ewigkeit.
herr Lucifer sol voran gen,
so wirds ein wenig erlich sten,
mit Hexebell, die kan wol springen,
das Lucifer wird freude bringen.
die Saga mit den backen rot
tanzt doch sonst gerne mit dem tot.
so wil ich dann der dritte sein
mit meiner Purlen hübsch und fein.
die leßt sich wol herumbher schwingen
und kan gleich wie die Saga springen.
Rapax der muß hernacher tanzen,
und seh ein jeder auf sein schanzen,
das welche fallen wird dißmal,
diß jar verbrennet werden sol.
LUCIFER.
So tanz ich mit der Hexebell,
die ist die beste in der hell.
[36]
HEXEBELL.
Ich bin fürwar die aller best
bei allen zauberin gewest;
drumb hab ich solche große er
und tanze mit dem Lucifer.
ATHANATUS.
So tanz ich mit der liebsten mein,
die get in vollen sprüngen hrein.
SAGA.
Ja, liebster herr und breutigam,
als ich erst in die hell herkam,
da lernt ich tanzen disen reien.
SATAN.
So wil ich meine Purle freien.
die kan die allerbeste kunst
und hat bei allen meistern gunst.
PURLE.
Ob ich schon falle, seis gewagt,
hab ich dirs doch lang zugesagt,
das ich wil fein dein liebste braut,
dir bin ich ganz und gar vertraut.
SATAN.
Wolauf und an,
wir wollen dran,
und solchs zum besten keren, juchei, juchei!

Da halten sie mit den zanberinnen einen tanz.

2. Akt

1. Szene
Scena I.
Günther, Alex, Gabriel.

GÜNTHER.
Ich danke Got zu diser fart,
das er mich heint die nacht bewart
für allem übel und mir gebn
biß auf den heutign tag das lebn.
ALEX.
Ein guten morgen, bruder mein;
hast auch noch all die schafe dein?
GÜNTHER.
Got danke dir, mein bruder, schon;
verhoff, mein schaf ich all werd han.
ALEX.
Hat dir der wolf noch keins gestolen,
das du deim herren must bezalen?
GÜNTHER.
Got lob, ich weiß noch wenig drumb,
Got helf, das mirs zum besten kom;
ich hab noch keinen wolf gesehn.
ALEX.
Und bei mir warn noch gestern zwen,
und wolten meine hammel zelen,
erwischten eines bei der kelen,
darmit sie wolten gar darvon;
dennoch sie mir es musten lan,
das haben meine hund gemacht.
[38]
GÜNTHER.
Was hastu vor ein art mitbracht?
kan ich nicht einen von dir haben?
ALEX.
Ja wol, du wirst sehn, wie sie traben
den wolfen nach ins weite feld,
seind zu bezalen nicht mit geld.
der ein heißt Walt, der ander Taus,
den dritten hab ich noch zu haus,
der ist fürwar der aller best;
seind alle drei meins vettern gwest.
darunter geb ich einen dir.
GÜNTHER.
Ich sag dir großen dank dafür.
laß hören, wie klingt deine leiren?
ALEX.
Ja, bruder, weil wir heute feiren,
so sol es sein ein geistlich gsang.
was hat dein pfeife vor ein klang?
GÜNTHER.
Sie hat so gar ein hellen schal;
wann ich schon bin im tiefen tal,
so hört man mich an meiner pfeif.
ALEX.
Hör zu, ein loch hinunter greif,
so wolln wir stimmen bald zusammen.
GÜNTHER.
Nun laß hergan in Gottes namen!
vater unser im himmelreich, etc.
ALEX.
Wolan, wir pfeifen beid zugleich.

In dem sie pfeifen, kommen die engel und werfen etliche raketlein umb die hirten.
[39]
GÜNTHER.
Hilf, lieber Got, was war diß nur,
das uns allhie jetzt widerfur?
ALEX.
Von wannen kam uns dises her?
ich bin erschrocken mechtig ser,
das mir die sackpfeif ist entfallen.
GÜNTHER.
Schweig still, ich hör ein stimm erschallen.
GABRIEL.
Fürchtet euch nicht, seid frölich all,
groß freud ich euch verkünden sol,
die allem volk wird widerfaren.
den sie gehofft vor vielen jaren,
nemlich euch heut geboren ist,
eur heiland, der herr Jesus Christ,
in der stat David, Bethlehem.
ein jeder hie das zeichen nem,
das ir werdt finden dises kind
bei einem esel und eim rind
wol in der harten krippen liegen,
die ist des kindes köstlich wigen.
der alte stal ist sein schön schloß,
sein reichtum ist nur armut groß,
sein betten sein das dürre heu,
darob sich euer keiner scheu.
diser wird euer heiland sein,
erlösen euch von hellscher pein.
des danket Got in ewigkeit,
seid frölich all zu diser zeit.

Damit gen die engel wider nach dem tron, singende: all er und lob sol Gottes sein etc.
GÜNTHER.
Nun, lieber bruder, Got sei lob,
der uns hie zu vernemen gab,
[40] das unser heiland sei geborn,
der uns all, die wir warn verlorn,
erretten sol von sünd und tot;
gelobet sei der höchste Got!
ALEX.
Gen Bethlehem wir wollen gen
und die geschicht daselbst besehn,
die uns zu gut geschehen ist,
wolln sehn den herren Jesum Christ.
GÜNTHER.
Wolln wir die pfeifen auch mit nemen?
ALEX.
Wer wolt sich seines handwerks schemen?
nims mit und ge fort in der eil,
die schaf befel ich Got dieweil.
GÜNTHER.
Darzu den lieben engelein,
die werden ire hüter sein.

Gen damit pfeifende hinweg.
2. Szene
Scena II.
Balthasar, Melchior, Caspar, Dominicus, Leupolt, Heinrich.

BALTHASAR.
Weil wir gesehn den neuen stern,
nun auch gezogen seind gar fern
hieher hiß gen Jerusalem,
wolt ich, das doch nur einer kem,
der uns gewißlich sagen künd,
wo man den neuen könig fünd,
das wir im teten seine er,
darumb wir dann seind kommen her.
[41]
MELCHIOR.
Das wer auch wol der wille mein,
wann es nur könt und möcht gesein.
den stern wir haben nun verloren;
so ist der könig auch geboren.
der stern erschien uns nicht umbsunst,
so treugt mich auch nicht meine kunst;
sie ist gewis, ich hab gesehn
den stern für uns biß hieher gen,
und wann ich hie schau umb und umb,
spür ich nicht, das er wider kum.
der neugeborne könig ist
gewisslich hie zu diser frist,
da sein stern nun von uns gewichen.
CASPAR.
Villeicht ist er drumb wol verblichen,
das hie der könig nicht zu finden.
doch fraget dises hofgesinde,
die gleich dort komen her gegangen;
mir tut so wol als euch verlangen.
LEUPOLT
zu Heinrich.
Pox grind, was sten nur dort für leut?
das hat mir nicht getreumet heut,
das ich ein Moren hie solt finden.
BALTHASAR.
Seid ir des königs hofgesinde?
HEINRICH.
Ja, uns all beid und noch wol mer,
die hat Herodes, unser herr.
wie, das ir uns also tut fragn?
habt ir bei im was anzutragn?
[42]
BALTHASAR.
Ich wil euch geben gut bericht;
bei im han wir zu schaffen nicht,
allein seind kommen her von fern,
zu suchen einen andern herrn,
der Jüden könig, neu geborn;
gedachtens bei euch zu erfarn,
weil ir sonst stets zu hofe seid.
wißt irs, so gebt uns gut bescheid.
LEUPOLT.
Der ist uns warlich unbekant,
und solt alhie in disem land
ein könig neulich sein geborn,
das müsten wir zu erst erfarn.
so wißen wir je nichts darvon;
ir werdet euch geirret han.
es mag sein an eim andern ort;
villeicht habt irs nicht recht gehort.
BALTHASAR.
Es ist uns nicht gesaget sunst,
doch wißen wirs durch unser kunst,
das sei geborn ein könig gut
von jüdischem stamm und geblüt.
derselbig könig lobesan
das südisch reich sol richten an,
auch widerbringn, das war verloren.
sein stern han wir gesehn in Moren,
der uns geweist biß in die stadt,
nun aber sich verborgen hat,
das wir nicht wißen aus noch ein;
in anzubeten kommen sein,
in auch mit gaben zu verern;
darumb wirs wüsten mechtig gern,
wo wir denselben finden solten.
[43]
LEUPOLT.
Das müste ja der teufel walten,
solten die Jüden ein reich anrichten!
o ha, das get in an mit nichten.
was wolt mein herr, der könig, sagn?
die Jüden würden all erschlagn,
e inen solchs würd nachgegebn.
MELCHIOR.
Ir hört wol, das ich sag gar ebn.
wir han in unserm lande fern
gesehn desselben königs stern,
der auch geborn zu diser zeit,
und weil ir drumb wißt kein bescheit,
wolln wir die schriftgelerten fragn.
HEINRICH.
Solchs muß ich bald dem könig sagn.
bleib du alhie, ge von sie nicht,
biß ich dir weiter bring bericht.
CASPAR.
Wo wont doch ein gelerter man,
der uns die schrift berichten kan?
LEUPOLT.
Alhie zu nechst in disem haus;
da komt er gleich gegangen hraus.
BALTHASAR.
Ein guten tag, mein lieber herr!
DOMINICUS.
Vergelt es euch mein Got in er.
BALTHASAR.
Wir hetten euch etwas zu fragn,
mit bitt, wolt uns die warheit sagn.
[44]
DOMINICUS.
Was sols dann sein, mein liebe herrn?
ich merk wol, das ir seid von fern.
BALTHASAR.
Wir wüsten gern den ort auf erden,
da Christus sol geboren werden,
und weil euch ist bekant die schrift,
die solchs alles in sich begreift,
gleub ich, es sei euch unverborgen;
drumb bitt ich, wolts uns nicht verargen,
das wir euch solchs gefraget han,
und uns die warheit zeigen an.
DOMINICUS.
Weil ir tut solche christlich frag,
ists billich, das ichs euch auch sag.
so hab ichs beim Michea zwar
gelesen oftermals fürwar,
das Bethlehem, die kleine stat,
vor Got genade funden hat.
daselbst sol Christus werdn geborn;
solchs ist lang prophezeit zuvorn.
das irs nun wißet, das war sei,
so spricht der prophet noch darbei:
dann aus dir, Bethlehem, sol mir
derselb herzog kommen herfür,
der über mein volk Israel
ein herr sei, da stets klar und hell,
das Bethlehem in unserm land,
ob sie gleich nicht ist weit bekant,
derselb ort sei, da Christus sol
geboren werdn; verstet irs wol?
MELCHIOR.
Hab großen dank, mein lieber herr,
da ir auf unser all beger
uns solches habt gezeiget an.
laßt uns nun semtlich fortan gan.
[45]
HEINRICH
komt gelaufen.
Wo denkt ir dann nun weiter hin?
beim könig ich gewesen bin,
im angezeiget euer sach,
das ir allhie gefragt darnach,
wo der neu könig wer geborn;
gedacht, es würd im bringen zorn,
er aber war gar wol zu mut
und sprach, es dünket in ser gut,
das ir so weit aus fremdem land
euch auf die reis gemacht allsant,
den neuen könig anzubeten,
darzu geschenk im bringen teten.
ir sollet hinziehn und erfarn,
wo der neu könig sei geborn,
und wann irs dann erkundet habt,
das kindlein auch darzu begabt,
leßt euch Herodes bitten ser,
ir wolt doch wider kommen her
und seiner maistat solchs vermelden,
er wils euch reichlichen vergelten;
und wann ir dann gewest allhie,
er auch mög zu dem kindlein ziehn
und im erzeigen gleiche er
als ir, anbeten und noch mer;
dann in die lieb darzu tut treiben,
und wollet ja nicht außen bleiben.
MELCHIOR.
Wann wir alldo gewesen sein,
vereret han das kindelein,
so wollen wir zu euch her keren
und solchs anzeigen eurem herren.

Da ziehen die magi weg, und des Herodis diener gen auch beiseits.
3. Szene
[46] Scena III.
Lucifer, Happa, Satan, Athanatus, Balthasar, Melchior, Caspar, Günther, Alex.

HAPPA
komt gelaufen.
Ach Lucifer, ach Lucifer,
ich bring nicht gute neue mer.
der handel ist verdorben ganz,
versehn ist unser beste schanz.
LUCIFER.
Mein Happa sag, an welchem ort?
HAPPA.
Du weist, was ich nechst sagt für wort,
noch müst es alles sein erlogn;
nun ist der handel gar vollnzogn.
den Got verheißen, ist geboren,
er wird uns unser reich zerstören.
LUCIFER.
Und solt es gar gewisse sein?
HAPPA.
Du hörsts ja aus den worten mein,
ich bring dir gwiss kein lügen für;
ist war, magst künlich gleuben mir.
LUCIFER.
Wo ist dann nun geborn der helt,
der sol erlösn die ganze welt?
HAPPA.
Zu Bethlehem, verstestus nicht?
[47]
LUCIFER.
Seht nun, ir schelm und bösewicht
seid miteinander schüldig dran,
das der mensch selig werden kan.
SATAN.
Warumb? warumb?
ATHANATUS.
Ich auch herkum,
und so ich sol die warheit sagn,
hat keiner über uns zu klagn.
LUCIFER.
Fürwar, ir seid zwen hübsche gselln,
könt euer ampt gar wol bestelln.
pfui, schemt euch doch, ir losen tropfen!
ich mein, ir solt die gense rupfen,
wann sie kein federn hetten mer.
SATAN.
Han wirs dann nun verschuldt so fer,
wann seind wir dann je seumig gwesen?
LUCIFER.
Ich wil euch bald die laudes lesen,
ir solt forthin nicht mer begern.
SATAN
zu Happa.
Was hastu bracht für unserm herrn?
han wirs dann beid nicht recht gemacht?
HAPPA.
Ich sag, in der vergangen nacht
zu Bethlehem geboren ist
Gotts son, der herre Jesus Christ,
von einer jungfrau rein und zart;
Maria sie genennet ward.
[48] der sol zertreten deinen kopf;
verstestus nu, du loser tropf?
SATAN.
Ha ha, das greift man an der want.
solt Gottes son in solchen stant
sich han begeben? gleubets nicht;
es ist ein lauter falsch gedicht,
damit sie uns nur trotzen wolln,
das wir uns ser bekümmern solln.
ob sie gleich denken, das es sei,
ist keiner vor dem tode frei.
ein jeder mensch ja sterben muß,
das richt ich aus mit worten süß.
sie seind all unser, seid getrost,
auf erden keiner sie erlöst.
damit irs aber sollet sehn,
das keiner uns kan widersten,
wil ich denselben helfen bald
zum tode bringen manigfalt.
laßt sehn, ob er dann nicht wird sterben.
LUCIFER.
Und wanns gereichet zum verderben,
sol euer keiner sicher sein.
trotz, komt mir in die hell herein!
nun, Happa, du must wider laufen,
bring gute botschaft unserm haufen.
HAPPA.
Ja, gern, so nur etwas vorhanden,
das wir nicht würden gar zu schanden.

Leuft weg.
LUCIFER.
Ei, ei, die sach dünkt mich nicht recht;
solt einer das menschlich geschlecht
erlösen, das wer immer schand.
[49]
ATHANATUS.
Laßts kommen nur in meine hand.
ich wil doch gern denselben sehn,
der wider mein gewalt sol sten.
all mein, all mein, all unter mich
wil ich sie bringen ewiglich.
LUCIFER.
Ja, wanns auch nicht geschehen solt,
sichs übel mit uns schicken wolt;
wir müsten sein allein verloren.
SATAN.
Heltstu dann Gotts son vor ein narren?
er müst ja sein gar tol und blind,
das er solt werdn ein menschen kind.
es ist ja nichts, seid wolgemut,
mein ganzer handel wird noch gut.
4. Szene
Scena IV.
Balthasar, Melchior, Caspar, Günther, Alex.

BALTHASAR.
Got lob und dank, er sei gepreist,
das er uns seinen son geweist,
der allen menschen helfen sol.
ich bin der freuden doch so vol,
das mir mein herz im leib tut springen.
MELCHIOR.
Ich muß euch sagn von seltsam dingen.
nach dem uns nechst hat bitten laßen
Herodes, das wir ja die straßen
[50] zurück hinzögen durch sein lant,
weil uns nun wern die weg bekant,
und im ansagten stat und haus,
da wir Christum geforschet aus,
so hab ich heint gehabt ein traum,
draus ich mich kont besinnen kaum,
das Got, der herr, uns sagen ließ
durch einen engel gar gewiss,
wir söllen in dem widerziehn
nicht zum könig Herodes gen;
dann ers nicht meinet recht und gut,
sondern hett ein tyrannisch gmüt
gen disem kindlein fürgenommen;
drumb solten wir zu im nicht kommen.
CASPAR.
Zu gleicher weise traumt auch mir,
ein engel wer gewesen hier
und uns gesaget solche wort,
das wir stracks immer zögen fort
durch einen weg in unser lant,
der nicht Herodes sei bekant,
dann er etwas beschloßen schon,
welchs im mit nichten sol angan.
BALTHASAR.
Umb sunst uns Got nicht warnen leßt;
es ist gwiss ein engel gwest.
ich hets vermeint ein traum zu sein,
so mirs geschehen wer allein.
nun haben wir doch alle drei
zugleich gehöret einerlei;
darumb laßt uns nun ziehn zugleich
durch ander weg in unser reich.
wir wollen folgen Got, dem herrn,
nicht wider zu Herodes kern.
[51]
CASPAR.
Wir müßen wol umbreisen weit,
jedoch Got geb uns das geleit;
der ewig schöpfer aller ding
frisch und gesund anheim uns bring.
GÜNTHER.
Got sei gelobt im höchsten tron,
der seinen allerliebsten son
hat kommen laßen her auf erden
zu uns und mensch geboren werden,
der uns darzu die menschen all
vons teufels gwalt erlösen sol.
ALEX.
Got sei gedankt in ewigkeit,
das er alhie zu diser zeit
uns armen hirten hat vermeldt
den heiland diser ganzen welt.
wir wollen im zu lob und er
ein hüpsches liedlein pfeifen her,
darnach zu unsern scheflein gen;
verhoff, in sei kein schad geschehn.
nun pfeif: in dulci jubilo,
und sei ein jeder mit uns fro,
das Christus, unser herr, geborn,
uns alln zu gut, die wir verlorn.

Hie pfeifen sie: in dulci jubilo.
5. Szene
Scena V.
Leupolt, Heinrich, Johannes, Valentinus, Günther, Zacheus.

LEUPOLT.
Pox tausent seck vol enten schend!
wie ist die welt nur so behend
mit lügen und mit falscher list!
kein glauben mer vorhanden ist.
[52] was man zusagt, das helt man nicht,
wie man bei disen Moren sicht.
die kamen her aus Morgenlant
und sagten doch nur lauter tant;
verhießen unserm könig zwar,
in zu berichten ganz und gar,
wo sie Messiam hetten funden,
das wir in auch anbeten kunden;
so ists gewesen als betrug,
das sie nur kommen seind mit fug
von hinnen und gehabt den pass.
nun seinds gezogn ein ander straß
zurück hinwider in ir land,
und nemens in für keine schand,
dem könig also vor zu liegen.
wolan, ob sie uns gleich betriegen
und sagens nicht, wo Christus sei
zu finden, wißen wirs doch frei,
das er von Bethlehem nicht weit
etwan heimlich verborgen leit;
dann unser priester sagn also,
er sol geboren werdn aldo.
was gilts, mein gsell? wir wolln in finden;
so er ist unter allen kinden,
die zwo meil seind umb Bethlehem,
so sol er nicht dem tod entgen.
er muß herhalten, sag ich dir,
damit er uns nicht mach aufrur
und unsern könig bring in not.
wir sollen alles schlagen tot,
was kinder sein von zweien jaren,
den sol kein gnade widerfaren.
HEINRICH.
Was sagstu nur? ists doch befoln,
das wir ermordn und würgen solln
die kinder all umb Bethlehem,
so in das ander jar nun gen!
zu würgen stet all mein begir.
[53]
LEUPOLT.
Dir ist gleich eben als wie mir;
mein schwert hab ich recht scharf gewetzt.
HEINRICH.
So wil ich auch nicht sein der letzt;
es tut mir doch recht wol gefallen,
das wir ein mal auch schlachten sollen.

Laufen mit bloßen schwertern darvon.
JOHANNES BAPTISTA.
Nun höret mir zu, klein und groß,
und tut alle rechtschaffen buß!
komt her zu mir, euch teufen laßt,
darzu ein starken glauben faßt,
das euch dadurch vergeben werden
die sünd, darin ir lebt auf erden.
tut buße, dann das himmelreich
ist nahe kommen her zu euch.
bereitet nun demselben herrn
den weg und machet richtig gern
all seine steige, wie bericht
Jesaias und weiter spricht:
es sollen alle tiefe tal
erfüllet werden überal;
auch sollen alle berge groß
ernidrigt werden übr die maß;
darzu was krum und höckricht ist,
sol richtig werden dise frist,
und was uneben ist, sol sein
ein schlechter weg und bane fein,
und alle menschn auf diser erdn
den heiland Gottes sehen werdn.
und diser ists, von dem ich sag,
der nach mir komet etlich tag,
jedoch vor mir gewesen ist,
Gotts son, der herre Jesus Christ;
denn er war e, als ich je wart,
von dem ich predig dise fart.
[54] tut buße, die da wollen sein,
erloset von der hellen pein!
VALENTINUS
mit seinem haufen.
So teufe uns in Gottes nam!
wir seind drumb kommen allesam,
das wir von sünden würden frei,
erlangten Gottes huld darbei.
JOHANNES.
Wer hat dann euch, ir ottern gzicht,
den weg geweiset, das ir möcht
entrinnen dem zukünftign zorn,
do ir doch sonst wert all verlorn?
wolan, weil irs begeren tut,
so sehet zu, nemts wol in hut,
das ir tut rechte frucht der buß,
dadurch ir werdt der sünden loß,
und nemet euch nicht für, zu sagn:
was haben wir darnach zu fragn?
wir han zum vater Abraham;
dann ich sag euch, das Got wol kan
dem Abraham aus disen steinen
erwecken kinder, groß und kleinen.
es ist die axt geleget schon
den beumen an die wurzel nun,
das welcher baum nicht bringen tut
rechtschaffen früchte, die sein gut,
bald abgehauen werden soll,
und in das feur geworfen schnell.
GÜNTHER.
So sag uns doch nun, lieber herr,
was sollen wir tun forthin mer,
dadurch wir mögen selig sein?
JOHANNES.
Solchs wil ich euch berichten fein:
wer mer an kleidern, trank und speis
hat, als er zugebrauchen weiß,
[55] der geb es dem, der nichtes hat,
so lebt er selig frü und spat.
ZACHEUS
mit seinem haufen.
Ach, meister, sag uns auch zugleich,
wie erben wir das himmelreich?
JOHANNES.
Ir solt von niemand fordern mer,
als euch gesetzt hat euer herr.
LEUPOLT.
So gib uns doch auch gut bericht,
das wir verdammet werden nicht.
JOHANNES.
Ir sollet keinem tun gewalt,
laßt euch benügn an euerm solt.
so bleibet ir bei euerm ampt
auch selig, werdet nicht verdamt.
nun, welch sich wollen teufen lan,
die treten nach einander hran.
6. Szene
Scena VI.
Deus Pater, Jesus Christus, Johannes, Dominicus, Andreas, Simon Petrus.

DOMINICUS
mit seinem haufen.
Wir seind hieher geschicket worden
von hohenpriestern unsers orden,
das wir dich fragen, wer du bist?
JOHANNES.
So merkts, ich bin nicht Jesus Christ.
DOMINICUS.
Was denn? du magst Elias sein?
[56]
JOHANNES.
Ich bins nicht, ist die antwort mein.
DOMINICUS.
Bistu denn sonsten ein prophet?
JOHANNES.
Ich sage nein, mich recht verstet.
DOMINICUS.
Was bistu denn? sags uns doch ebn,
auf das wir können antwort gebn
denen, die uns hieher gesant.
sags selbst, wie wirstu denn genant?
JOHANNES.
So merkts, ein rufend stimm ich bin,
wie der prophet gesagt vorhin:
richtet den weg des herren recht.
seht an, ich bin derselbig knecht.
DOMINICUS.
Warumb darfstu dich untersten,
zu teufen, welchs wir dann gesehn,
so du der dreien keiner bist,
nicht Elias, noch Jesus Christ,
und, wie du sprichst, auch kein prophet?
JOHANNES.
Ich sage noch, mich recht verstet:
mit waßer teuf ich jederman,
die solchs von mir begeret han.
es kommet aber nach mir bald
ein ander, der hat mer gewalt;
ist unter euch auch schon gekommen,
den ir mit nichten habt vernommen.
derselbig ists, der nach mir sol
herkommen, auch gewesen wol
vil e, dann ich je kam auf ert,
dem ich nicht bin genugsam wert,
[57] die riemlein klein an seine schuch
im aufzulösen, merkets doch,
derselbig wird euch teufen recht,
doch nicht, wie ich, mit waßer schlecht,
sondern mit seinem heilign geist,
darzu mit feur am allermeist;
in des hand die wurfschaufel ist,
er wird fegen in kurzer frist
sein tenne und den weizen rein
in seine scheune samlen fein;
aber die spreu mit ewign feur
wird er verbrennen ungeheur.
solchs laßet euch gesaget sein;
derselbig helt trit schon herein.
seht nun an, diß ist Gottes lamb,
das der welt sünd tregt allzusam;
merkt auf, das ist derselbig helt,
den ich euch hab zuvor vermeldt.
JESUS CHRISTUS.
Johannes, nicht beschwere dich,
trit bald heran und teufe mich.
JOHANNES.
Ach, herre, nein, das wer zu vil,
von dir getauft ich werden wil.
JESUS CHRISTUS.
Tu solche rede nicht mer treiben;
was ich gesagt, laß also bleiben
und teufe mich nach meinem wort,
es muß geschehn an disem ort.
JOHANNES.
Weils dann je sol also gesein,
so geh ich meinen willen drein.

Teuft in darmit.
DEUS PATER
e coelo.
Seht, diser ist mein lieber son,
an dem ich wolgefallen han.
[58] den solt ir hören allzugleich,
die kommen wollen in mein reich.
JOHANNES
abeunte Christo.
Seht diser ists, den ich zuvor
verkündigt hab; drumb nemet war,
er ist der ware Gottes son,
geschicket aus des vaters tron,
der mit dem geiste teufen sol
und tilgen unser sünde all.
ANDREAS
zu Simon Petro.
Mein lieber bruder, kom mit mir,
wir haben funden, sag ich dir,
den waren Messiam die zeit;
er ist getaufet worden heut.
ge fort, wir wollen folgen im
und hören sein göttliche stimm.
SIMON.
Got sei gelobt zu allen stunden,
das wir Messiam haben funden.
JESUS
wendet sich umb.
Wo wolt ir hin, wen suchet ir?
SIMON.
Ach, meister, laß doch sagen dir
und gib uns beiden gut bericht,
wo man dein herberg finden möcht.
JESUS
zu Simon.
Und du bist Simon, Jonas son;
du solt nicht mer den namen han,
sondern nun forthin Cephas heißen,
mein wort zu leren dich befleißen.
und weil ir dann auch wißen wolt,
wo ir mein herberg finden solt,
[59] So folget mir nach beid zugleich
und dienet forthin meinem reich.

Andreas und Petrus folgen Jesu nach und gen abe.
Mag allhie gesungen werden: Christ unser herr zum Jordan kam etc., oder etwas anders.

3. Akt

1. Szene
Scena I.
Happa, Lucifer, Satan, Athanatus, Rapax.

HAPPA.
Lauf zu, lauf zu, der teufel schar!
wir han das spil gewonnen gar.
lauft zu, lauft zu, komt all herein
zu Lucifer, dem herren mein!
RAPAX.
Wie schreistu so, was ist dann da?
HAPPA.
Er ist schon tot! folgt all hernach!
ho, Lucifer, die sach ist gut,
sei nur frisch auf und wolgemut.
LUCIFER.
Wann du wirst gute botschaft han,
so geb ich oir dein billichs lon.
HAPPA.
Recht gute botschaft bring ich heut.
da kommen schon die tapfer leut,
der Satan, darzu auch der tot
hau redlich heut verdient ir brot.
nun frag sie, laß dirs selber sagn.
SATAN.
Seht nun, vorhin wolt ir verzagn
an uns, das wirs nicht recht gemacht;
noch hab ich den ans kreuz gebracht,
[60] den ir vermeinet Got zu sein.
ei, wie hat er erlöst so fein
die ganze welt von unser gwalt!
ja, keiner hets getan so bald.
ei, wie fein ist er doch bestanden!
der menschen hoffnung ist zu schanden.
bein Jüden hab ich zugeschürt,
damit er nur gekreuzigt würd;
die Jüden mir gehorchten gern,
befurchten sich, er würd zerstörn
ir priestertum und nemen in
mit seiner ler ir narung hin;
darumb sie folgten meinem rat,
verurteilten in schnell zum tot,
henkten in auf, weit ausgespannt,
als wer er gwest der ergst im land.
also hab ich es augericht,
drumb rat ich, schelt mich keiner nicht.
LUCIFER.
Du hasts gemacht gar aus der kunst,
solt bei mir han die beste gunst,
zu nechst auch bei mir sitzen hie
für alle dein gehabte mü.
ATHANATUS.
Sol ich dann haben nichts zu lon?
umb sunst ichs nicht vergeben kan,
das ich gewürgt denselben helt,
der solt erlösn die ganze welt,
wie ich dann oft zuvor gesagt,
ihr soltet gar nicht sein verzagt;
so er mir kem in meine klauen,
wolt ich im meine macht lan schauen,
daraus er mir nicht solt entgen,
welchs dann nu genzlich ist geschehn.
ich habs getan, er ist nun tot,
hat mit uns weiter keine not;
verdammt seind alle menschen kind,
und werden unser hofgesind.
[61]
LUCIFER.
So hat Happa nicht recht gehort,
da Got geredet solche wort,
das einer würde kommen bald,
ders menschlich gschlecht erlösen solt.
SATAN.
Das wust ich wol, noch gleubt ichs nicht,
nun hab ichs herrlich ausgericht.
er ward nicht allein aufgehangen,
sondern erst wie ein dieb gefangen,
verspeit, verschmehet und verhönt;
da war niemant, der seiner schont.
er ward verspottet und verlacht,
vor angst möcht er wol sein verschmacht,
gegeisselt, an ein seul gebunden,
ja, erger sies nicht machen kunden
mit im, als sie dann han getan.
hört, was ich mehr gerichtet an:
die marter macht ich im so heiß,
das er vor angst schwitzt blutign schweiß.
und als in dürstet in der qual,
da must er trinken bitter gall.
ja, wann er wer der ergste schalk
gewesen unter allem volk,
hets im nicht können erger gen,
und der es nur mit angesehn,
wirds alles kaum aussprechen können.
und ir woltet so unbesunnen
für im gar in die hosen scheißen,
vermeinet, das er wird entreißen!
o nein, er ist ans kreuz gehenkt,
derhalben gar nicht mer gedenkt,
das er uns werd ein schaden tun.
ATHANATUS.
Seid frölich mit einander nun,
dann ich im hab den hals gebrochen;
darzu ist im die seit zerstochen
[62] von einem kriegsknecht mit eim spieß.
er ist dahin, das gleubt gewiss,
und tut uns keinen schaden mer.
die ganze welt gehört hieher
zu uns wol in das schöne haus;
all unser klagen ist nun aus.
seid alle mit einander fro,
und singt mit mir: juch, hoppopo!
LUCIFER.
Nun setzt euch beide neben mir,
solt haben mit mir gleiche er.
zur rechten muß der Satan sitzen,
du, tot, wolst auch villeicht gern schwitzen;
drumb setz dich her zum linken arm,
da schlegt die hitz heraus gar warm.
du, Rapax, must türhüter sein,
bewach dieselbig hüpsch und fein.
du, Happa, spring ins weite felt,
und schau, wies zuget in der welt,
damit wir han gewisse post;
ihr andern seid mit mir getrost,
dürft nun mer tragen keine sorgen,
wolln zechen biß an liechten morgen.
2. Szene
Scena II.
Dominicus, Lampertus, Longinus, Joseph, Leonhart, Herman.

DOMINICUS.
Ir herren, was sagt ir darzu?
ich meint, es wer verboten nu,
das ja kein mensch aus unserm volk
sich solt vergreifen an dem schalk,
der sich genennet Gottes son,
den wir auch haben kreuzign lan;
[63] so ist darüber kommen her
von Arimathea so fer
Joseph, der gottsvergeßne man,
und von dem kreuz genommen schon
den leichnam des verfürers groß,
in herrlich über alle maß
begraben nach jüdischer art,
als wers gewest ein könig zart.
ob dises uns zu leiden ist,
wolt ir ratgeben diser frist.
LAMPERTUS.
Was sol das sein, ir lieben herrn?
man solt Joseph begraben lern,
das er ein weil gedecht daran!
LONGINUS.
Was ists gewesen vor ein man?
DOMINICUS.
Arimathea heißt die stat,
do ist er einer aus dem rat,
mit namen Joseph, merkets recht.
LONGINUS.
Seind doch vorhanden unser knecht.
lauft hin und bringt denselben her!
und wann er gleich ein fürste wer,
so sol er nicht entgen dem tot;
das er denselben, der sich Got
genennet hat, begraben darf,
sol er gestrafet werden scharf
und gleiches tods hernacher sterben,
das uns solchs nicht kom zum verderben.
sein vater war ein zimmerman,
und dorft sich nennen Gottes son!
ei, war das nicht ein große schand,
aufrürig machen volk und land,
[64] darzu Messiam nennen sich?
und gieng her so elendiglich.
Messias wird mit vilen pferden
geritten kommen her auf erden
und richten an ein solches reich,
als nie gewesen seines gleich.
und diser war ein bettler zwar,
der nichts het, das sein eigen war.
noch dorft er Gottes son sich nennen,
vermeint, wir würden in nicht kennen;
wolt uns ein solche nase machen,
als wüsten wir nichts von der sachen.
wer er gewesen Gottes son,
er hett sich gwiss nicht kreuzign lan,
oder wer doch gestign herab;
so ligt er ja schon in dem grab,
jedoch on unser all bewust.
Joseph, du wider sterben must.
JOSEPH.
Womit hab ich den tot verschuldt?
LONGINUS.
Wer hats vergönnet, das du solt
des Christi leichnam schon begraben?
du weist, das wirs verboten haben.
JOSEPH.
Pilatum hab ich angesprochen.
DOMINICUS.
An dir sol werden solchs gerochen.
ir diener, leget in gefangen;
darnach komt wider her gegangen.
wir wollen euch befelen mer,
daran wir nicht gedacht bißher.
[65]
LEONHART.
Den wollen wir verwaren wol.
sagts, ob einer da bleiben sol.
DOMINICUS.
Zwen ander nim sonst noch zu dir,
bewachet wol dieselbe tür.
Herman und Adrian zugleich,
zu uns bald wider machet euch;
ir sollet an ein andern ort.
verrichts also, wie irs gehort.
HERMAN.
Daher wir wollen kommen bald.
bedenkts, was ir uns heißen wolt.
DOMINICUS
zum Longinus und Lampertus.
Das nötigst han wir nicht bedacht;
hat keiner darauf geben acht,
das der verfürer sprach beim leben,
man solte darauf achtung geben,
er würde wider anfersten,
am dritten tag es solt geschehn.
so möcht er heimlich und verdackt
mit etlichen han gmacht ein pakt,
das sie in stelen aus dem grab,
und sprechen dann umb gelt und gab,
das er vom tode wer erstanden;
so würd aufrur in allen landen,
vilmer dann je gewesen ist.
drumb ratet all zu diser frist,
wie wir demselben kommen vor.
LONGINUS.
Die diener wolln wir schicken dar,
das grab mit fleiß bewachen lan,
damit in keiner stelen kan.
[66]
LAMPERTUS.
Fürwar, das ist der beste rat.
die diener sollen hingen drat,
bewaren in ganz wol gerüst.
LONGINUS
zu den wechtern.
Komt her all beid, ir nemen müst
eur harnisch, panzer, spieß und schwert
und was ir sonsten mer begert,
auch noch zu euch zwen ander gsellen,
damit irs möget wol bestellen,
und wachet biß an dritten tag
bei des aufrürers grab, ich sag;
dann er sich hat vernemen lan,
er wolt am dritten tag aufstan.
wacht ja mit fleiß und schlaft nicht fast,
das ir in ja nicht stelen laßt.
HERMAN.
Wann ich hab meine rüstung an,
fürcht ich mich nicht für zehen man,
und weil dann unser viere seind,
sei trotz geboten einem feind,
der uns den toten nemen sol.
LONGINUS.
Die wach ist nun bestellet wol.
ist nicht not, das wir all mitgen,
ich geb es euch anheim, ir zwen.
des grabes tür besigelt fein,
das keiner zu im kan hinein,
er muß das sigel brechen dann;
ich aber wil zu hause gan.

Do gen sie hin, das grab zu besigeln.
3. Szene
[67] Scena III.
Lucifer, Satan, Athanatus, Rapax, Happa, Jesus Christus.

LUCIFER.
Ihr herren, seid doch wol zu mut,
trinkt eins hrumb von der hellen glut!
SATAN
hat ein becher vol gebranten wein, der angezündet ist.
So wil ich dir ein ganzes bringen,
darnach woln wir ein liedlein singen.
HAPPA
komt gelaufen, blest und schreit.
Ein lerm! ein lerm! verwart die tür
und seht euch all gar eben für!
o mordio! o mordio!
RAPAX.
Hört alle zu! wer schreit also?
HAPPA.
Tu auf, tu auf,
das ich entlauf,
und laß mich bald hinein!
heraus ist nicht gut sein.
RAPAX
macht die tür auf.
Was ist dann da? bericht michs doch.
HAPPA.
Ei, fragstu noch?
sih, das die tor verwaret seind!
es kommet unser ergster feind.
[68]
SATAN.
Wir han ja keinen feind nicht mer.
wer solt uns dann angreifen hier?
HAPPA.
Von stund an tretet in die wacht!
wir müßen brauchen unser macht,
oder seind überwunden ganz.
ein jeder seh auf seine schanz.
LUCIFER.
Was hebt ir vor ein lermen an?
HAPPA.
Ach, ach, es komt derselbig man,
der uns all wird zu boden schmeißen!
ich möcht wol in die hosen scheißen,
so angst ist mir, weiß nirgend hin.
ir sagt, ir hett gewürget in,
so komt er mit der roten fan;
für im doch keiner bleiben kan.
LUCIFER.
All auf, ir schelm und bösewicht!
ists nun so tapfer ausgericht?
all auf! vermacht die tür gar fest,
ein jeder wer sich auf das best.
SATAN.
Ach leider! er wird mirs nicht schenken,
das ich in ließ ans kreuze henken.
wo sol ich aus, wo sol ich ein?
LUCIFER.
Sonst wiltu stets der beste sein,
und jetzund tustu gar verzagen?
seid all getrost, wir müßens wagen.
ATHANATUS.
Ja, vorhin war die sache gut,
jetzt mir auch heftig grausen tut;
[69] befürcht, er leßts nicht ungerochen,
das ich im hab den hals gebrochen.
ich wolt schier gar darvon entlaufen.
LUCIFER.
Wiltu so sten bei unserm haufen?
wart aus und hilfs zum ende bringen.
wer weiß, villeicht möchts uns gelingen,
das wir behielten noch das felt.
ATHANATUS.
Ach, wann es ist derselbig helt,
so werden wir nicht vil ausrichten.
er leßt sich schrecken gar mit nichten;
ich kenn in wol, ist unverzagt.
RAPAX.
Weil ir dann alle je so sagt,
so kan ich auch die leng nicht sten;
beger mein urlaub, wil weg gen.
ich merke wol, der erst ich wer,
wann er zu uns würd kommen her.
ade, mein herr, ich wil darvon.
LUCIFER.
Wann irs also wolt fangen an,
zittern und zagen all gemein,
und keiner wolt bestendig sein,
so möcht ir mich wol selbst abschrecken.
RAPAX.
Stet fest, ich wil die nas für ftecken,
so ist die tür gar wol verwart.
ich bit euch drumb, kein fleiß nicht spart.
SATAN.
Ich sag, wann ir helft allesamt,
trotz im, das er her zu uns komt!
jedoch muß euer keiner weichen.
[70]
LUCIFER.
Trotz einem, der darvon wird schleichen!
Christus stößt mit der sigfanen stracks die tür auf.
RAPAX.
O we! mein nasen ist schon weg.
LUCIFER.
Ein anders vor die pforten steck.
CHRISTUS stößt zum andern mal, sprechende:
Tu auf die pfort, du fürst der hellen!
nun wil ich dir und dein gesellen
hinnemen alle macht und gwalt.
du, tot, gib her dein stachel bald.
nun wil ich deiner auch nicht schonen,
dir, wie du mir tetst, wider lonen,
mit füßen wil ich dich hie treten,
all gleubign von dein gwalt erretten.
du solt forthin nun sein ein schein
des tots bei all den christen mein;
welch an mich gleuben, das ich sei
Gotts son, die seind von dir ganz frei.
und Satan auch, du loser tropf,
dir wil ich gleichfals deinen kopf
zertreten und dir sein ein gift,
weil du als unglück hast gestift.
euch andern wil ich laßen binden
mit ketten groß, als mans mag finden,
in ewigkeit euch ganz verstoßen
mit allen euern mitgenoßen.
ir engel, tut nach meim geheiß,
bindet die schelm mit allem fleiß
mit einer ketten stark und groß,
damit sie nicht bald kommen los.
ir auserwelten, tragt kein scheuch,
komt her, ich hab erlöset euch
[71] mit meiner marter, angst und not,
an euch kein teil mer hat der tot.
weil ir gehoffet lang auf mich,
so seid ir selig ewiglich,
solt haben ewig freud und wonn;
ich bin der ware Gottes son,
des weibes samen, der euch war
im paradis verheißen zwar,
nach dem ir truget stets verlangen.
nun hab ich sünd und tot gefangen.
folgt alle nach, ich wil euch füren
zur himmelpfort, der rechten türen.

Da folgen dem herrn Christo neben Adam und Eva vil andere stumme personen nach mit weißen tüchern umbhengt und gen alle vom platz hinweg.
4. Szene
Scena IV.
Dominicus, Lampertus, Longinus, Leonhart, Adrian, Herman.

LAMPERTUS.
Ir herren, do seind wir gewest,
und wie sichs warlich ansehn leßt,
ist ein mirakel da geschehn.
DOMINICUS.
Was neues habt ir dann gesehn?
LAMPERTUS.
Wir finden nicht, den wir gesetzt,
und seind die schlößer unverletzt,
hat auch kein wechter nichts gehort.
LONGINUS.
Das seind fürwar schreckliche wort.
ist Joseph im gefengnis nicht?
[72]
LAMPERTUS.
Gleubt mir gewiss, was ich bericht,
es ist gar niemands da vorhanden.
DOMINICUS.
Mich dünket, wie ichs hab verstanden,
so seind die wechter schüldig dran.
LEONHART.
Was han die wechter dann getan?
DOMINICUS.
Ir habt ein haufen gelts genommen,
in laßen aus dem gfengnis kommen.
LEONHART.
Das ist nicht war, die türen seind
kein mal geöffnet worden heint;
ist keiner auch heraus gegangen.
DOMINICUS.
Wo ist dann bliben der gefangen?
LEONHART.
Das weiß der höchste Got aufs best.
die schlößer funden wir ganz fest
verschloßen, nichts versert daran;
nichts mer ich darvon sagen kan.
LONGINUS.
Trit ab, du hast nun dein bescheit;
kom wider her zu rechter zeit.
ir herrn, das ist ein wunder groß,
das Joseph so ist worden los.
zur tür ist er heraus nicht kommen,
so hats kein wechter auch vernommen.
was dünket euch doch bei der sach?
ich bitt, ir wolt im denken nach.
[73]
LAMPERTUS.
Wann ichs bedenk mit allem fleiß,
ich anders nicht zu schließen weiß,
dann Got hab in heraus gefürt,
weil kein verserung wird gespürt.
DOMINICUS.
Solchs müßen wir nicht offenbaren,
dann so es wird das volk erfaren,
entstünd gewiss nichts guts daraus.
LONGINUS.
Woln sprechen: Joseph ist zu haus.
sie wißen vil, wies sei geschehn;
hats doch auch keiner nicht gesehn.
ADRIAN
komt gelaufen.
Ir herren, über alle maß,
hört, was geschehen für wunder groß.
da wir all vier das grab bewacht
biß heint etwan nach mitternacht,
wies uns dann war von euch befoln,
das wir biß heute wachen soln,
und wir nun waren in der wach,
ein groß erdbiden da geschach.
ben engel Gottes sahen wir
wegwelzen von des grabes tür
den stein, so ir versigelt wol;
wir warn erschrocken allzumal.
der engel setzt sich auf den stein,
und glenzet wie der sonnen schein.
für furcht und schrecken warn wir tot,
kein leben ich mer in mir hat,
desgleichen auch die andern drei;
ir lieben herren, gleubets frei.
in dem bei uns solch schrecken war,
da kamen etlich weiber dar;
[74] zu denen fieng der engel an,
das Jesus wer erstanden schon;
gab inen weiter auch bericht,
sie dörften in da suchen nicht,
er were für sie gangen hin
in Galileam, do sie in
auch finden würden, merkets recht
und gleubt uns, wir seind euer knecht,
die euch fürwar kein lügen sagn:
er ist erstanden disen tag,
und was er hat gesagt zuvor,
das ist wol mer dann alzuwar.
DOMINICUS.
Wer waren dann diselben frauen,
die kamen hin, das grab zu schauen,
mit welchn der engel hat geredt?
wie, das ir sie nicht greifen tet?
HERMAN.
Des wißen wir gar kein bescheit,
dann eben zu derselben zeit
wir waren mer als halber tot.
wie solten wir in solcher not
die weiber damals greifen an?
kont keiner auf den füßen stan.
so furchten wir uns in gemein
für Gottes engels hellen schein.
DOMINICUS.
Ei, solte der verfürer leben?
wir können euch nicht glauben geben.
HERMAN.
Ach, wie vil habt ir doch gesehn
groß wunder, so von im geschehn!
dennoch wolt ir im gar nicht glauben,
seid gleich den blinden und den tauben.
ir wolt nicht sehn, darzu nicht hören,
begert euch auch nicht zu bekeren.
[75] wie wolt ir uns dann glauben gebn,
ob wirs euch sagten noch so ebn?
die warheit muß ich doch anzeigen,
gebürt sich auch nicht zu verschweigen.
den ir alhie vor dreien tagn
habt laßen an das kreuze schlagn,
der lebt, das ist gewisslich war,
obs gleich verdreußt der Jüden schar.
LONGINUS.
Es ist doch nichts, schweig davon still,
ich dirs mol anders sagen wil.
ir habt all bei dem grab geschlafen
und solt uns Jesum wider schaffen.
ADRIAN.
Wo habt ir Joseph dann gelaßen,
der im gefengnis ward verschloßen?
und sols ja sein, so sei es gleich,
wir viere tragen keinen scheuch.
wann ir uns gebt den Joseph her,
so seind darnach auch schüldig wir,
zu geben euch den herren Christ.
LONGINUS.
Ja, gleich als irs vorhin nicht wüst,
das zu Arimathea sei
des Josephs haus zu finden frei.
doselbst wird er villeicht auch sein.
HERMAN.
Fürwar, das reimet sich gar fein:
Joseph zu Arimathea
und Jesus in Galilea.
dann also haben wirs gehort
vom engel heut verkündign dort.
DOMINICUS.
Nun schweiget still von diser sach
und sagts bei keinem menschen nach,
[76] das sei erstanden Jesus Christ.
ir wißt wol, wie das volk sonst ist.
sie geben auf uns gar nichts mer,
und gleubten alle seiner ler.
damit nun solchs verbleiben mag,
so folget mir, was ich euch sag.
ein summa gelts wolln wir euch gebn,
als euer einer mag aufhebn.
das sol sein euer aller beut,
so ir uns wolt bei euerm eit
zusagen hie, solchs nimmermer
zu offenbaren, das der herr
sei auferstanden von dem tot,
dadurch ir uns errett aus not.
und sprecht zum volk, er sei gestoln,
dorin wir euch verteidign woln.
und wolt irs tun, so nemt das gelt.
HERMAN.
Ich hoff, es sei ja recht gezelt,
das jederman hab seinen teil.
die lügen seind hie nicht wolfeil;
man gibt uns gelts genug dafür.
greift an, ir beid, helft tragen mir.
wir wolln in zu gefallen liegen,
das sich die balken mögen biegen.
obs gleich war ist, ligt nichts daran,
es komt dennoch wol auf die ban
von andern, die in werden sehn
nach dieser zeit auf erden gen.
es ist doch war und bleibet war,
schon vilen leuten offenbar.

Da tragen sie das gelt weg, und gen die jüdischen priester auch davon.
5. Szene
[77] Scena V.
Petrus, Philippus, Andreas, Jesus Christus.
Die andern 9 jünger Christi sitzen in einem ring herumb, und komt Petrus mit Philippo und sonst einem andern jünger herzu getreten, setzen sich auch nider und spricht.

PETRUS.
Ir lieben brüder, hörts nun ebn,
mir woltet ir keinen glauben gebn,
das unser herre Jesus Christ
vom tot gewiß erstanden ist.
nun komen dise zwen hingegn,
die heint zu Emmaus gelegn.
sie werdens euch wol beßer sagn,
was sich bei inen zugetragn.
PHILIPPUS.
Ja, liehen brüder all gemein,
nach dem wir gestern gangen sein
gen Emmaus und unterwegen
geredet, wie wir gerne pflegen,
von allen sachen, die geschehn,
komt auch der herr, mit uns zu gen,
und fraget, was wir redten beid.
des wir im gaben gut bescheit
und sagten im her all geschicht;
da sprach er, ob wirs wüsten nicht,
das Christus also müste leiden,
und leget aus die schrift uns beiden,
biß wir endlich zum wirtshaus kamen
und in mit uns zu gaste namen.
ich gleub, uns war verblendt das gsicht,
das wir in beid erkanten nicht,
ob er gleich redt on unterlaß,
biß er mit uns das nachtmal aß.
nam auch das brot, danket und brach,
und gabs uns. als nun diß geschach,
[78] erkanten wir daran den herrn,
hetten in bei uns bhalten gern,
er aber kam von uns in eil.
ach Got, wie lang ward uns die weil,
als er hinweg gescheiden war!
die nacht dünkt uns zu sein ein jar.
darumb sanct Petro glauben gebt:
es ist gewiss, der herre lebt.
ANDREAS.
Weil dises alles ist geschehn,
und ir beid habt in auch gesehnt,
so gleub ich warlich, das er sei
vom tode auferstanden frei.
JESUS
trit mitten ein.
Frid sei mit euch, ir jünger mein!

Da fallen die jünger alle zurück, und weiter spricht
JESUS.
Was sol mir aber dises sein,
das ir für mir erschrecken tut?
warumb denkt ir in euerm mut,
das ich ein geist sei? warlich nein!
hie schauet an die hende mein,
darzu die füß und negelmal,
so werdet irs ja sehen wol,
das ich es bin und sonst kein geist.
solchs merket daran allermeist:
ein geist hat weder fleisch noch blut,
als ir bei mir hie finden tut.
ich bin es selber, zweifelt nicht,
und das irs noch mer gleuben möcht,
so gebt mir was zu eßen her.
PETRUS.
Ach lieber herr, hie ist nicht mer,
als nur ein stück gebraten fisch.
[79]
JESUS.
Ist gut genug, setzts auf den tisch
und reichet mir darzu auch brot.
ANDREAS
unter dem eßen.
Ach liebster herr, dein bitter tot
hat uns betrübet mechtig ser;
gedacht auch unser keiner mer,
das du soltst wider zu uns komen.
weil wir uun aber solchs vernomen,
seind wir der freuden alle vol,
weiß keiner, was er sagen sol.
JESUS.
Ich habs euch oft gesagt zuvor,
das von mir so geschriben war:
ich solte sterbn und aufersten;
euch wolts nicht in die oren gen.
nun ists geschehn und gar vollnbracht;
so geb ich euch forthin die macht,
die sünd den menschen zu vergeben,
den, so nach meinem willen leben,
desgleichen inen zu behalten,
die meinem wort nicht folgen wolten.
so get nun hin in alle welt
und euer ampt gar wol bestellt;
auch alle heiden fleißig lert,
damit ir sie zu mir bekert,
und teufet sie all, jung und alt,
das sie frei sein vons teufels gwalt,
im namen Gotts, des vaters, fein,
darzu seins einign sons allein,
des heiligen geistes auch darbei,
das wer da gleubet, selig sei.
wer aber nicht gleubt, ist verdamt;
solchs predigt inen allesamt
und lert sie halten mein gebot,
das sie entfliehn dem ewign tot.
[80]
PETRUS.
Herr, ists damit dann ganz verricht,
und wiltu bei uns bleiben nicht?
JESUS.
Ja, Petre, wol ich bin bereit,
bei euch zu bleiben allezeit,
biß an das letzte end der welt,
wie ichs euch hab zuvor vermeldt.
nun aber ge ich hin zu hant
zu dem, der mich hieher gesant,
dieweil ichs hab gar ausgericht;
euch aber sag ich: trauret nicht!
ich wil euch senden bald hieher
den tröster, der euch leret mer,
wie ir die welt, das bös geschlecht,
umb ire sünd solt strafen recht.
seid mit einander wol zu mut,
das ich hinge, ist euch ser gut.
am allermeist solt euch befleißen,
zu tun, was ich euch hab geheißen.
nun, Petre, weide meine schaf,
auch, wann sie irren, du sie straf
und bring sie zu dem rechten haufen.
so eins mutwillig tet entlaufen,
bistu darin entschüldigt wol.
mein stund ist kommen dieses mal.
zu guter nacht! ich far dahin,
da ich zuvor gewesen bin.

Gibt hiemit den jüngern jedem insonderheit die hant und get dann nach des himmels tron, da die engel mit posaunen und trommeten, oder ander seitenspiel in empfangen sollen.

4. Akt

1. Szene
Scena I.
Lucifer, Satan, Athanatus, Rapax, Happa.

LUCIFER.
Happa, blas auf und ruf geschwind
her unser ganzes hofgesind.
[81]
HAPPA blest und ruft:
Heran, ihr gsellen, all heran,
und hört was ich werd zeigen an.

Das tut er auch zum andern und dritten mal.
SATAN.
Pox grint, du machst uns große mü;
was ist dann neues aber hie?
HAPPA.
Dem Lucifer ist lang die weil;
solt zu im kommen all in eil.
ATHANATUS.
Wann er wil alle zeit so brommen,
wer teufel wolt schier zu im kommen?
SATAN.
Wolln hören, was er wird fürbringen;
villeicht möchts nicht gar übel klingen.
ei, get doch mit mir zu, gesellen!
ATHANATUS.
Da sitzt er nur stets in der hellen,
gleich wie ein großer kettenhund,
kan nichts dann grunzen alle stund;
hat wie ein brüllend leu ein stimm,
entsetz ich mich doch gar vor im!
ich kom fürwar zu im nicht gern.
HAPPA.
Heran, heran zu unserm herrn!
er hat euch nötig ding zu sagn.
SATAN.
Athanate, wir wollens wagn;
er wird uns ja all beid nicht freßen,
das vorig hat er lengst vergeßen.
[82]
ATHANATUS.
Die mastsau bleibt nur stets zu haus
und jagt uns arme teufel aus;
wir möchten wol die füß zulaufen.
SATAN.
Dadurch wird größer unser haufen.
solchs mustu dich nicht lan verdrießen,
nur redlich giftig pfeile schießen;
sonst weren wir verdammt allein.
ATHANATUS.
Wolan, so laß ichs also sein,
und wiltu nun, ich ge mit dir.
laß hörn, was er wird bringen für.
SATAN.
Herr Lucifer, auf dein besel
so kom ich her und mein gesell.
LUCIFER.
Tret all heran, und rat zugleich,
wie wird gemeret unser reich,
die beste schanz ist nu versehn;
das auch mög unser reich besten,
so müst ir gen in alle welt,
die leut betriegen durch gut und gelt,
in laßen keine stunde ru,
mit aller macht in setzen zu,
auf mancherlei weis, art und kunst,
das sie verlieren Gottes gunst
und kommen her zu uns herein.
das wir hie bleiben nicht allein.
versuchts, greifts an aufs best ir wißt,
und sparet keine kunst noch list.
bei allen stenden haltet an,
das uns wird unser teil darvon.
nemt mit euch alle sünd und schand,
und tragt sie feil in alle land.
[83] müst inen schöne farb anstreichen,
als weren sie gar nicht dergleichen.
in allen landen, weit und fern,
seind vil, die euch gehorchen gern.
was Christus bauet, reißt ir nider
und seid im allezeit zu wider.
ich weiß, es wird sich schicken fein;
spricht Christus ja, so sagt ir nein.
was er befilt, das heißt ir laßen;
und wann irs treibet solcher maßen,
so schlegt uns gar kein sache feil;
wir krigen sie mit ganzem heil.
mit hoffart macht sie all behaft;
der geiz hat auch ein große kraft.
gottslesterung richt bei allen an,
das wer am besten fluchen kan,
darzu verachten Gottes wort,
bei jederman sei wol gehort.
und wann ir diß zu weg gebracht,
das einer flucht und Got veracht,
so macht, das er verzweifeln muß,
und nicht mag greifen zu der buß;
so ist er unser, ich wol weiß.
habt fleiß, das er euch nicht entreiß.
abgötterei und schwarze kunst
hat auch bei allen menschen gunst.
dieselb solt ir sie fleißig lern,
das sie abfalln von Got, dem herrn,
und ire hoffnung zu uns setzen,
des wir sie woln hernach ergetzen.
ir habt fürwar nicht lange zeit,
der letzte tag ist nicht ser weit.
seid fleißig, das ir ja vil selen
herbringet zu uns in die hellen!
SATAN.
Ich wil mich halten wie ein man;
du weist, das ich vil künste kan.
jetzt wil ich sie all mit mir nemen.
[84]
ATHANATUS.
Ich darf mich meiner künst nicht schemen;
sie seind so vil und manigfalt,
das keiner wird gefunden bald,
der sie nur alle solt erdenken.
LUCIFER.
Nichts wol aus, so wil ich euch schenken
hie diß mein halbes königreich.
SATAN.
Laß dise beide schelm zugleich
auch mit uns gen und lernen kunst,
das sie nicht freßen gar umbsunst.
LUCIFER
zu Rapax und Happa.
Ir beide seid doch leiden faul,
wie gar ein alt verdorben gaul!
get mit und lernet in der zeit
der hellen bringen gute beut.
RAPAX.
Wann mich nur jemand wolt was lern,
wolt ich im doch gehorchen gern.
SATAN.
All sünd und laster heng an dich,
und folg hernach fein seuberlich.
LUCIFER.
Nun send ich meine jünger aus.
komt ja nicht ledig her zu haus!
get hin, verfüret alle welt,
so ist das euer recht bestellt.
HAPPA.
So lauf ich auch mit hinten her,
und helf einlegen preis und er.
[85]
LUCIFER.
Ich hoff, ir habts vernommen wol.
lauft hin und macht die helle vol.

Die teufel und tot laufen weg, und bleibt Lucifer allein sitzen.
2. Szene
Scena II.
Nestor, Vincentius, Satan, Rapax.

NESTOR.
Herr Vincenz, dies bona sit!
VINCENTIUS.
Got dank euch, so ists eben quit.
NESTOR.
Wo seid ir doch jetzt hin gewesen?
VINCENTIUS.
Ich habe mein horas gelesen,
darzu auch das complet gesungen.
NESTOR.
Habt ir von meinem kleinen jungen
nicht etwan neu zeitung gehort.
VINCENTIUS.
Darvon weiß ich noch gar kein wort.
was sols dann sein? bericht michs doch.
NESTOR.
Ei, gar ein teufelische sach.
ein neuer ketzer ist erstanden,
Martin Luther, in deutschen landen.
VINCENTIUS.
Was hat er dann vor eine ler?
[86]
NESTOR.
Er wil uns nemen unser er,
die wir gehabt so lange zeit,
und gleuben im fast alle leut.
VINCENTIUS.
Von wem habt ir doch solchs erfaren?
NESTOR.
Nur heut, als wir versamlet waren
beim bischof im concilio,
wards meisten teil gedacht aldo.
der bischof hat vom bapst ein schreiben,
er sol den Luther gar vertreiben.
VINCENTIUS.
Warumb tut er dann nicht darzu
und leßt in haben frid und ru?
er wer noch wol ein anders wert,
das man in setzet auf den hert,
und ließ in gar zu pulver brennen.
also solt man die sect zertrennen.
NESTOR.
Solchs het der bischof auch im sin;
er aber darf nicht kommen hin,
da Luther leret, lebt und ist;
sonst er wol an den reien müst.
VINCENTIUS.
Warumb solt er dahin nicht kommen?
NESTOR.
Sein ler han sie schon angenommen
durchaus im ganzen Sachsenland.
er wil uns machen gar zu schand
und spricht, es sei nichts recht getan,
was wir in unsern kirchen han
[87] bißher geleret und gesagt.
all unsers ordens er verjagt.
es sind auch an demselben ort
die klöster alle schon zerstort.
gar heufig im das volk zufellt,
nimt von den leuten auch kein gelt
von diser seinen neuen ler.
VINCENTIUS.
Ich wolt, das er vorm teufel wer
mit seiner ler und ließ uns bleiben.
solt er uns aus die klöster treiben,
was wolten wir dann fangen an?
wir müsten letzlich bettlen gan.
NESTOR.
Ich wil euch noch wol sagen mer.
der heilig vater bapst und herr
Lutherum hat in ban getan.
VINCENTIUS.
So wird sein ler kein fortgang han?
NESTOR.
Ja, Luther hat den bapst zugleich
mit uns verdammt zum teufels reich.
VINCENTIUS.
Verdammet sol er selber sein!
all unser tun ist gut und fein.
mess singen und den psalter lesen
ist nun vil hundert jar gewesen;
dadurch vil leut seind selig worden.
Got hat gestiftet unsern orden.
den wollen wir verteidign hart
biß auf der letzten hinnefart,
trotz einem, der dawider spricht.
ich weiß, der bapst der leidets nicht.
den Luther wird er wol bald dempfen;
er kan mit allen fürsten kempfen,
[88] im müßen wol gehorsam sein
die keiser, könig allgemein;
darf keiner wider in nicht sprechen,
sonst wird er sich gewaltig rechen.
im ist gegeben manigfalt
von sanct Petro macht und gewalt,
das er mag ordnen, setzen auch
nach seinem willn den kirchen brauch.
drumb solt sich diser ketzer schemen,
das er im solchs in sin darf nemen.
es ist doch nichts, hat kein bestant.
mit im ins feur und stracks verbrant!
solt man nicht mer vigili singen,
die selmessen auch gar abbringen,
wo wolten wir bekommen gelt?
es würde nichts guts in der welt.
wir wollen alle semtlich raten,
das man den Luther möge töten
und seinen anhang gar vertreiben;
so wird wol unser lere bleiben.
der keiser ist des bapstes freund,
und sonsten vil mer fürsten seind,
die alle sten auf unser seiten
und können wider Deutschland streiten,
damit der bapst behelt sein er,
obs gleich sonst recht sei nimmermer.
RAPAX
macht den sack auf.
Holl kram, holl kram, herbei, herbei!
SATAN.
Hei, schrei, das dich der teufel, schrei!
solt uns wol alle gute sachen
mit deim geschrei zu standen machen.
bei disen leuten darfstus nicht.
ir tun ist all dahin gericht,
das sie nur in die helle laufen;
gehören schon zu unserm haufen.
[89] mach zu den sack, und spar den kram,
biß das ein frischer kaufman kom.
der nichts von diser gattung weiß;
dem beut sie an mit allem fleiß.
3. Szene
Scena III.
Christophorus, Christianus, Nestor, Vincentius.

CHRISTOPHORUS.
Ich danke dir in ewigkeit,
mein Got, das ich erlebt die zeit,
do dein göttliches wort mit macht
ist wider an den tag gebracht,
wird auch geleret hell und klar,
in unsern kirchen offenbar,
und uns der rechte weg geweist;
dafür seistu, mein Got, gepreist,
von nu an bis in ewigkeit.
hilf, reicher Got, wie fern und weit
han wir gesucht dein göttlichs wort,
jedoch gefunden an keinem ort;
han dich gesucht, da du nicht bist,
welchs nur gemacht der antichrist,
mit seim beschornen ganzen haufen
uns heißen gen S. Jacob laufen,
do man uns schlecht ein mess gelesen,
darvon wir seind so klug gewesen,
als weren wir dahin nie kommen.
das gelt han sie von uns genommen
und nichts gesagt von deinem wort,
welchs wir allein gesuchet dort
zu unser armen selen heil.
nur butter brief sie hatten feil
[90] und machten aus deim wort ein kram,
betrogen uns damit zusam,
welchs nun ist kommen an den tag,
und wir errett von solcher plag,
auch haben deines worts verstant.
dein will uns worden ist bekant.
ach reicher Got im höchsten tron,
durch Jesum Christ, dein lieben son,
erbarme dich der armen leut,
die leben in der finstern zeit
und wißen nur von menschen ler,
verleugnen dich, mein Got und herr.
gib inen deines worts verstant,
und mach in Jesum Christ bekant,
das sie nicht ewig mügen sterben
und in der finsternis verderben.
erleucht sie durch den heiligen geist,
das sie dich eren allermeist,
verlaßen menschen gsetz und sein
erlöset von der hellen pein.
nim von uns nicht dein göttlichs wort,
welchs uns weist zu der himelpfort.
bleib bei uns biß am letzten end
und deinen geist stets zu uns send,
der uns lert halten dein gebot,
und wir entfliehn dem ewign tot.
komt her, ir liebsten kinder mein,
und singet mir ein liedelein.
bitt Got, das er laß scheinen fort
bei uns sein heilig göttlichs wort.

Zwei kinder singen.

Erhalt uns, herr, bei deinem wort
und steur des bapsts und türken mort etc.
VINCENTIUS.
Hört, was ist das für ein gesang?
der muß nicht sein gewesen lang.
[91]
NESTOR.
Get bald herzu und laßt uns fragn;
die kinder werdens uns ja sagn.
ir kinderlein, was singt ir do?
CHRISTIANUS.
Wir habens beid gelernt also
von unserm liebsten vater singen.
NESTOR.
Huit noch ein mal! wie wirds doch klingen?

Die kinder singen.

Erhalt uns, herr, bei deinem wort
und steur des bapsts und türken mort etc.
VINCENTIUS.
Ir kinderlein, das ist nicht recht;
so singen all des teufels knecht.
CHRISTIANUS.
Singt dann der teufel auch von Got?
NESTOR.
Ein schelm, ders euch geheißen hat!
CHRISTIANUS.
Kein schelm, der vater hats befoln,
das wir hie solches singen soln.
VINCENTIUS.
Wie heißt dein vater, wer ist er?
CHRISTIANUS.
Da komt er wider gangen her.
NESTOR.
Hört doch ein wenig, lieber man,
wir han euch was zu zeigen an.
[92]
CHRISTOPHORUS.
Ja, was ir wolt, möcht ir wol sagn.
NESTOR.
Wir beide müßen euch hie fragn,
woher habt ir doch immermer
bekommen dise ketzrisch ler?
verfüret dadurch euer kind,
die sonsten gar gottsfürchtig sind,
dadurch sie lebendig auf erden
des teufels genzlich eigen werden.
CHRISTOPHORUS.
Die ler, so ich hab angenommen,
ist von Got aus dem himmel kommen.
VINCENTIUS.
Der teufel hat sie selbst erdacht,
und neulich her auf erden bracht.
stet ab, ir werdet sonst verdammt.
CHRISTOPHORUS.
Ir seid verfüret allesamt.
packt euch von mir! ich weiß selbst wol,
was ich tun oder laßen sol.
NESTOR.
Das lied, so euer kinder sungen,
ist nur vom teufel her entsprungen.
VINCENTIUS.
Welchen hat dann der bapst ermordt?
CHRISTOPHORUS.
Er hat verdrucket Gottes wort,
darzu verfelscht, und menschen tand
geleret; ist das nicht ein schand,
dadurch vil tausent selen sein
gefüret in die hell hinein?
[93] we euch, des bapsts rottgesellen!
der teufel wird euch in der hellen
dafur auch geben euern lon.
VINCENTIUS.
Der bapst hat unrecht nie getan,
kans auch nicht tun, ob er schon wolt.
darumb ir eben wißen solt:
die sünd wird euch bei euerm lebn
auf erden nimmermer vergebn.
dann sie ist in den heilign geist,
das ir den bapst hie liegen heißt,
und er sitzet an Christi stat.
CHRISTOPHORUS.
Wo stets geschribn, das Christus hat
befolen im und seinem hauf,
die ablaß briefe gebn zu kauf
und weisen uns auf menschen tant,
dadurch bescheißen volk und lant?
den ir hie sucht, den findt ir nicht.
Got hat mich schon wol unterricht,
was er von uns wil han getan.
ir kinder, singet wider an:
erhalt uns herr bei deinem wort, etc.
4. Szene
Scena IV.
Nestor, Vincentius, Franciscus, Christophorus.

NESTOR.
Der man ist ganz und gar beseßen,
weil er sich darf so hoch vermeßen,
uns allen hie zu widersten.
dort seh ich gleich Franciscum gen;
den wollen wir auch rufen her,
das er doch disen man beker.
[94]
VINCENTIUS.
Pater Francisce, komt heran,
bekeret den gotlosen man.
CHRISTOPHORUS.
Ja, recht handelt ir wider Got
und leret eitel menschen gbot.
bekeret euch! habt hohe zeit,
sonst straft euch Got in ewigkeit.
FRANCISCUS.
Was habt ir dann alhie zu schaffen?
VINCENTIUS.
Der ketzer wil uns semtlich strafen,
als wann wir nicht gehabt bißher
die rechte, reine christlich ler.
FRANCISCUS.
O lieber freund, wer ir dann seid,
laßts euch bald sein von herzen leid,
das ir geredet solche wort.
NESTOR.
Ja, wann irs alles angehort,
was seine kinder sungen hie,
ir würdets han vergeßen nie.
solch lesterung auf erd nicht kam,
als er singt von uns allzusam.
CHRISTOPHORUS.
Ich lester niemand, bitt nur Got,
der sein wort wider geben hat,
das er dasselb bei uns erhalt
und steure ja des bapsts gewalt,
der uns so lang hat vorgelogen,
dadurch fast alle land betrogen.
FRANCISCUS.
Sancta Maria, was war das?
ir seid gar von der rechten straß.
[95] bekert euch und gehorchet mir,
ich wil euch bringn zur himmels tür.
CHRISTOPHORUS.
Zum teufel würdt ir bringen mich,
wann ich euch folget, ewiglich.
FRANCISCUS.
Ach nein, das ist nicht mein beger.
verlaßet euer ketzrisch ler
und folget nicht eim jedern geist,
wie Paulus leret allermeist.
CHRISTOPHORUS.
Ja, Paulus leret recht und wol,
das man gar keinem folgen sol,
der anders lert, woher er kom,
als das recht evangelium.
und wann es auch ein engel wer,
der uns fürbrecht ein ander ler,
doch sollen wir im glauben nicht;
also S. Paulus uns bericht.
FRANCISCUS.
Den rechten weg zeig ich euch an,
drumb folget mir, mein lieber man;
bekert euch, bitt Mariam bald,
das sie euch ja vertreten wolt
beim herren Christ, irm lieben son,
welchs sie allein ausrichten kan.
sonst komt ir nimmermer zu gnaden.
habt alle sünd auf euch geladen,
das ir den vater bapst geschmecht;
verdammt ist euer ganz geschlecht,
wo ir nicht eilends buße tut.
ins kloster gebt eur halbes gut;
so wird noch euer seln geraten
und darf nicht lang im fegfeur braten.
[96]
CHRISTOPHORUS.
Ir macht die seligkeit gar teur
und saget vil vom fegefeur.
wo stets dann in der schrift geschriben?
villeicht ists noch vergeßen bliben
und hats der teufel angezeigt
dem bapst, der alle land betreugt.
solt ich Mariam rufen an,
die mir doch gar nichts helfen kan,
so tet ich widers erst gebot;
dann sie ist mensch und ja nicht Got.
darvon s. Paulus anders lert:
es ist ein Got, der wird geert,
und nur ein mittler zwischen Got,
Christus, der sich gegeben hat
zur erlösung für alle welt,
durch welchen der mensch Got gefellt,
Maria gleich so wol als wir;
drumb kan ich nicht gehorchen dir.
solt ich mein gut ins kloster gebn?
o nein! es ist mir keines ebn.
hett ich vil gelt, ich geb es gern
mein armen kindern zu verzern,
die sonsten gen gar nackt und bloß
und leiden mit mir armut groß.
FRANCISCUS.
Weil du dich dann so hart tust klagen,
und weist von armut groß zu sagen,
wil ich dir geben einen rat,
der manchen aufgeholfen hat:
so du wilt von deim glauben stan,
und unsern glauben nemen an,
wil ich dich bringen bald zu eren,
das du wirst zu eim großen herren;
dann unser küster ist gestorben,
han auch ir vil darumb geworben,
ist in doch allen abgeschlagn,
und so du mir hie wilt zusagn,
[97] von deinem glauben abzusten,
so soltn nur stracks mit mir gen
und vor all andre küster werden;
bekomst kein beßern dienst auf erden.
du hast vor dich und deine kind
ein narung, als mans irgend findt.
seind funfzig gülden bares gelt
dein jarlohn; sag, ob dirs gefellt.
darzu hast noch zwölf wispel korn.
ja, selig ist, der wird erkorn
zu diser küsterei, gleub mir,
und wann ich nicht der prior wer,
ich wolt sie warlich selbst annemen.
CHRISTOPHORUS.
Vor Got müst ich mich dessen schemen.
solt ich alhie in diser welt
verleugnen Gottes wort umb gelt,
welchs uns nun gnugsam ist bekant,
und leuchtet fast in alle lant?
ir schelm und böswicht allzusam,
get weg von mir ins teufels nam.
ir selen mörder all zugleich
gehöret in des teufels reich,
dem ir auch dienet, laßt den bauch
nur euern Got sein, leugnet auch,
was Got von uns wil han getan,
verfürt die leut von rechter ban!
dafür euch sol der teufel gebn
das ewig feur in jenem lebn.
ir kindlein, singet nun zu eren
ein neues lied Got, unserm herren,
dem leidign bapst zu hon und spot,
der sich hat selbst gemacht zum Got.

Die kinder singen: erhalt uns herr bei deinem wort etc. und onderlich auch die letzten zwen vers: ihr anschläg, herr, zu nichte mach, etc.
5. Szene
[98] Scena V.
Christophorus, Satan, Athanatus, Rapax.

SATAN.
Nun schicket euch zum handel fein,
hie wil der kram von nöten sein.
die drei knecht seind zu schand gemacht,
ir heiligkeit er nichtes acht.
ein ander zil wil ich im stecken,
ob ich in dadurch könt abschrecken.
du, Rapax, bald heraußer such
mein tintfaß und das schwarze buch.
ich hab noch einzuschreiben mer.
Athanate, trit erstlich her
und deine kunst versuch an den,
welchen du sihst dort einher gen.
CHRISTOPHORUS.
Diß waren rechte teufels knecht,
die Gottes wort nicht füren recht,
und predign nur von eigen werk.
ich bit, o herr, mein glauben sterk
durch deines heilign geistes kraft,
das keiner ja an mir nichts schafft
mit seiner falschen ler und wan.
leit du mich her auf rechter ban.
ATHANATUS.
Woher so trotzig? schnaubstu noch?
ich wil dir zeign ein ander loch,
daran du hast gedacht noch nie;
wirst nun nicht lang mer leben hie.
ich bin der tot, sih mich recht an,
der dir den hals zerbrechen kan.
CHRISTOPHORUS.
Ei, ist doch sterben mein gewin!
nimstu mir schon das leben hin,
[99] die sel kanstu mir nemen nicht;
dann also mein herr Christus spricht:
wer an mich gleubet, wird nicht sterben,
sondern das ewig leben erben.
was sol ich mich dann fürchten nun?
ich weiß, du kanst mir gar nichts tun;
dann im propheten stet also:
du tot, wo ist dein stachel, wo,
den dir auch Christus hat genomen?
darfst damit nicht mer zu mir komen.
ATHANATUS.
Verleßt du dich darauf so gar?
wer weiß noch, ob es als sei war,
was die propheten han geschriben?
ist vil ding unterwegen bliben
und nicht geschehn, was sie vermeldt.
zu mir gehört die ganze welt.
gedenk, das ich zu fürchten sei.
ist keiner vor dem tode frei;
dann Christus gleich so wol als du
hat sterben müßen, schau nu zu.
CHRISTOPHORUS.
Ich weiß wol, das er ist gestorben,
dadurch er uns das lebn erworben
und dir genommen alle macht;
darumb ich deiner gar nichts acht.
du giltst nicht mer, ist mit dir aus,
darfst weiter haben keinen strauß.
RAPAX.
Ho, lieber christ, es hat kein not,
darfst gar nicht schrecken vor dem tot!
dann du bist heilig und gerecht
und gar nicht mer der sünden knecht.
durch deine werk, die du getan,
hastu verdient den himmel schon.
[100] sei frölich und gar wol zu mut,
das gsetz dir warlich gar nichts tut;
dann es allein dieselben straft,
welche mit sünden seind behaft.
du aber bist gerecht und frum,
derhalben darfst nichts geben drumb.
darzu kan dir kein teufel schaden,
weil du stets bleibst in Gottes gnaden
und tust auf erden keine sünd,
die dir ein schaden bringen künd.
CHRISTOPHORUS.
Du kanst die sachen herrlich schmücken!
vermeinst, ich merke nicht dein tücken.
pack dich mit deinem falschen schein!
es kan kein mensch on sünden sein.
er sei so heilig, als er wil,
dennoch er teglich sündigt vil.
durch eigen werken kan niemant
vor Got werden gerecht erkant.
allein wer gleubt an Jesum Christ,
vor Got gerecht und selig ist.
der hat bezalt, was wir verschuldt,
und uns erworbn des vaters huld.
wer baut auf eigen heiligkeit,
der ist verdammt in ewigkeit
und hat an Christi reich kein teil,
der uns erworbn das ewig heil,
welchs ich verhoff auch zu bekommen
mit allen gotseligen frommen.
zeuch hin, du rechte teufels art,
den werkheilign dise fart
und brauch bei inen deine kunst,
die hie gewesen ist umbsunst.
SATAN
helt das buch und tintfaß.
Umbsunst kom ich jetzunt nicht hrein.
ich weiß nicht anders, du bist mein,
[101] darzu vil menschen one zal.
hie hab ich eure sünde al
geschriben in diß schwarze buch,
und wann ich hin und wider such,
ist niemands im register mer
als deine sünd so groß und schwer,
die du teglich auf dich geladen,
das bu komst nimmermer zu gnaden.
ergib dich mir nur ganz und gar,
du bist verdammt mit haut und har.
CHRISTOPHORUS.
Ho, durchs verdienst des herren Christ
mir alle sünd vergeben ist.
SATAN.
Bißher ists allzeit so geschehn,
das Got der vater nie gesehn
der menschen sünde, sondern sein
von Jesu Christ verhelet fein,
und Got der vater gar nicht weiß,
das ir so sündigt all mit fleiß.
nun wil ichs selber bringen für,
damit er doch mög gleuben mir
und geb euch all in mein gewalt,
das ich euch strafe manigfalt
und für euch semtlich zu der hellen,
zu Lucifer und mein gesellen.
und sonderlich du bist der best,
den ich so lang und wol gemest.

Und get mit seinem register nach dem tron.
6. Szene
[102] Scena VI.
Christophorus, Raphael, Gabriel, Satan.

CHRISTOPHORUS.
Herr Jesu Christ, war mensch und Got,
der du leidst marter, angst und spot,
für mich am kreuz auch endlich starbst
und mir deins vatern huld erwarbst,
ich bitt durchs bitter leiden dein,
du wölst mir sünder gnedig sein;
weil ich alhie gesündigt vil
in diser welt on maß und zil,
und solchs der teufel nun verfaßt
in seinem buch, ber arge gast,
beim vater als zu zeigen an,
und drüber laßen urteil gan,
wölstu, herr Jesu Christ, allein
in diser sach mein fürsprech sein.
bei deinem vater decken zu
all meine sünd, das ich mit ru
fürm teufel bleiben mög allzeit
und bei dir lebn in ewigkeit.
RAPHAEL
zum Satan.
Ho, seltsam gast, wo komstu her?
sags uns, was ist hie dein beger?
SATAN.
Zu Got dem vater wil ich recht,
und klagen übers menschlich gschlecht,
im auch ir große sünd anzeigen,
dann ichs nicht lenger kan verschweigen,
das sie einmal gestrafet werden;
es ist kein gutes mer auf erden.
[103] hie hab ich alle sünd zu hauf,
ei, lieber, laß mich zu im hnauf.
RAPHAEL.
Die türen seind gar wol verschloßen,
da wirstu nicht hinein gelaßen,
du habst dann Christum, seinen son,
der deine sachen bringet an;
sonst kanstu gar nicht für im kommen.
SATAN.
Ei, Christus schafft mir keinen frommen,
er unterdrückt all menschen sünd.
wann ich selbst zu im kommen künd,
wolt ich die sachen recht anzeigen.
RAPHAEL.
Du magst darvon wol stille schweigen.
zum vater komt sonst keiner nicht,
es muß als werden ausgericht
durch Jesum Christum, seinen son.
SATAN.
Er bringt mein sache nicht recht an;
wann ichs im geb in seine hand,
so muß ich doch besten mit schand.
RAPHAEL.
Laß uns doch dein register sehn.
was ist dann neues da geschehn?
SATAN.
Schaut hie, wies zuget in der welt;
da ist es alles fein erzelt.

Da nemen die engel das register und zerreißen dasselbig.
RAPHAEL.
Was wiltu daraus machen doch?
sih, dein register hat ein loch,
ist ganz cassiert, zerrißen ser;
darfst nun darauf nicht pochen mer,
[104] es gilt dir nicht ein pfifferling.
zeuch hin, man schetzt hie gar gering,
was nicht geschicht durch Jesum Christ,
beim vater als verworfen ist.
SATAN.
Pfui dich! so get mirs oftermal,
das Christus unterdrucket all
der christen sünde in gemein,
ob sie schon groß und schrecklich sein.
wolan, es komt einmal die zeit,
ob ich gleich nichts geworben heut,
das ich sie bring zu meinem joch,
und straf sie meinem willen nach.
pfui dich, pfui dich, umbsunst, umbsunst,
vergebens hab ich gbraucht mein kunst!
GABRIEL
zum Christophoro.
Sih, Jesus Christus, Gottes son,
Christophore, schickt dir die kron,
die du recht wol gewonnen heut
durch deinen ritterlichen streit.

Setzen im die engel die kron auf.
CHRISTOPHORUS.
Des dank ich Got durch Jesum Christ,
der alle zeit mein mitler ist
und stet mir bei in aller not.
ein feste burg ist unser Got
helft singen, lieben kinderlein,
zu lobe Got, dem herren mein, etc.

Hie wirds gesungen choral oder figural.

5. Akt

1. Szene
Scena I.
Lucifer, Jesus Christus, Johannes Baptista, Paulus, Petrus, Christophorus.
Hie sollen zwen engel mit posaunen oder trommeten blasend kommen und bei denen zwen ander engel, die zugleich, weil die zwen blasen, schreien zu etlich vilmalen.

Herfür ir toten, all herfür!


Repetant haec verba aliquoties.
Disen sol der herr Christus mit vilen engeln und allen aposteln folgen, und sollen neben des herren Christi stul noch 12 stüle gesetzt werden, darauf die aposteln sitzen mögen, und von allen orten sich die personen des ganzen spils herzu finden und vor das gerichte treten.

LUCIFER
lauft herumb mit allen teufeln.
Wo sollen wir nun aus und ein?
der jüngste tag trit schon herein,
und komt, der uns verwerfen sol
in abgrund zu der ewign qual.

Wann sich der herr Christus samt den aposteln hat
nidergesetzt, spricht er.

Weil nun vollendet worden alles das,
so in propheten von mir gschriben was,
und ich bin kommen, zu halten gericht,
so tretet alle her und seumt euch nicht,
die auserwelten zu der rechten hand!
helft offenbaren alle sünd und schand.
was die gotlosen han bißher getan,
dafür sie sollen ire straf empfahn.
JOHANNES BAPTISTA.
Ich bin, du allerliebster Got,
nach deim befelich und gebot
auf erden kommen, dich verkündt,
zur buß gerufen all menschen kind
[106] und allen jüden unverzagt
dein ernste meinung recht gesagt,
das doch ir wenig han gegleubt,
sondern zu lon mir ward mein heupt
von Herodias ausgebeten.
darin du mich, herr, wolst vertreten,
und allen geben rechten lon,
die nicht dein willen han getan.
PAULUS.
Ach, ach und we schrei ich zugleich,
nur mit denselben ins teufels reich!
die dein wort und die christenheit
verfolget han zu jeder zeit,
und die verfelschet meine ler,
wolstu ja strafen noch so ser,
und sonderlich die solchs gewüst,
das ire ler unrecht gewest,
die sie wider dein göttlichs wort
getriben an so manchem ort,
wie Petrus mer wird zeigen an.
PETRUS.
Das hat der antichrist getan.
der bapst mit seiner ganzen rot
verachtet dich und dein gebot,
und nur geleret menschen tant,
die rechte warheit nie bekant,
hat wider dich und mich gelogen,
dadurch vil land und leut betrogen
und dir gestolen deine er,
dafür du in wirst strafen, herr.
er sprach, das ich im geben het
die gwalt, das alles, was er tet,
solt, herr, dein ernster wille sein,
darzu ich spreche lauter nein.
ich hab befolen, herr, dein wort
zu predigen an allem ort,
so weit nur get die ganze welt.
dem bapst geliebet mer das gelt,
[107] und machte einen kram daraus,
schickt butter brief und ablaß aus
und sagte nichts von deinem willen,
wie man denselben solt erfüllen,
verfelschet deine sacrament,
als wann du solchs vor deinem end
im noch zu endern eingesetzt;
ja, hats so grob gemacht zuletzt,
das, wo nicht Luther wer erwacht,
er mit seim bapsttum het gemacht,
das kein mensch wer mer selig worden.
er pocht auf seinen münchen orden,
dadurch die leut zur seligkeit
wolt bringen und doch felet weit.
solchs wirstu in mit sein genoßen
nach irm verdienst entgelten laßen.
sie hans gewust, und wollns nicht wißen,
sondern sich stets vilmer geflißen,
die armen leien zu verfüren,
gesagt: es wil sich nicht gebüren,
das man den leien geben sol
also dein heilig abendmal,
in zweierlei gestalt, ich mein,
dann sie es gar nicht würdig sein;
den priestern sei es nachgegeben,
und denen, die in klöstern leben,
das abendmal zu brauchen recht,
da doch war deine meinung schlecht,
das sie all solten trinken draus,
und du niemant geschloßen aus.
darnach han sie die e verboten,
und sonst fürbracht vil lame zoten,
getriben große hurerei
und solches dinges mancherlei,
als ich nicht alle erzelen kan.
sih, herr, das hat der bapst getan!
wirst im wol geben rechten lon.
[108]
CHRISTOPHORUS.
Desselben gleichen klag ich, herr,
über des bapsts gesellen mer,
canonicus, münch und dergleichen,
dann sie mir teten hart nachschleichen,
begerten zu verfüren mich
und meine kinder sicherlich
und sagten, Petrus hets befoln,
das sie es also machen soln,
wie sie es dann getriben lang,
das arme volk mit großem zwang
hin heißen gen s. Jacob laufen,
doselbst die seligkeit zu kaufen,
und nichts gesagt von deinem wort,
mit briefen sie geschicket fort.
von einem ort hin zu dem andern
das arme volk hat müßen wandern
und doch an keinem ort, mein herr,
gefunden deine göttlich ler.
nur menschen tant und fegefeur
ist überall gewesen teur,
darvon sie sich han teufen müßen
und ire sünd mit gelde büßen.
also han sies auf erd getriben,
und wann es wer noch lenger bliben,
sie hettn verfürt die ganze welt.
ja, wer nur hatte gut und gelt,
dem wurden alle sünd vergeben,
mocht sicher vor dem teufel leben.
umb gelt man sünd vergeben tet,
so einer noch im willen het.
das klag ich nun, herr Christe, dir,
über des bapsts gesellen hier.
JOSEPH VON ARIMATHEA.
Und ich über die jüdisch schar,
die dich, mein herr, verleugnet gar
und mich gefangen legten auch,
das ich, herr Christ, nach unserm brauch
[109] dein leichnam het zu grab gebracht;
zu tödten mich, sie warn bedacht,
und wolten dich nicht nemen an
für Jesum Christum, Gottes son.
2. Szene
Scena II.
Jesus Christus, Christophorus, Nestor, Franciscus, Vincentius, Lucifer.

JESUS CHRISTUS.
So kommet her all miteinander balt!
eur ganzes lon ir hie empfangen solt.
ir benedeiten tretet erstlich her
zu meiner rechten, ist mein ernst beger,
und erbet mein reich, welchs euch ist bereit
von anfang der welt biß in ewigkeit.
dann ich von hunger und durst war ser mat,
ir aber trenkt und machet mich gar sat:
als ich auch müd war und ein fremder gast,
herbergt ir mich und halft nur von der last.
als ich war in der welt gar bloß und nackt,
habt ir mit kleidern gnugsam mich bedackt.
ich hin gewesen auch ser schwach und krank,
darzu gefangen hart mit großem drang,
und als ir solches habt von mir vernommen,
seid ir, mich zu besuchen, zu mir kommen.
dafür ir erben solt mein ewigs reich
mit meinen lieben engeln allzugleich.
CHRISTOPHORUS.
Ach herr, wann han wir dich gesehn
arm, nackt und krank auf erden gen?
oder wann bistu hungerig
gewest, und wir gespeiset dich?
wann han wir dich doch je getrenkt?
solchs unser keiner nicht gedenkt.
[110] wann bistu kommen als ein gast
und guts von uns empfangen hast?
wann han wir dich gesehn gefangen
und seind, zu besuchen, zu dir gangen?
wir wißen nichts, das wir gethan
an dir, wie du gezeiget an.
JESUS CHRISTUS.
Ich sag euch warlich, warlich und fürwar,
das ir verbracht solchs an mir ganz und gar,
was ich euch semtlich hie gezeiget an.
dann was ir dem geringsten habt getan
in meinem namen, das ist mir beweist.
habt ir je einen armen man gespeist,
getrenkt, gekleidet, der gegleubt an mich,
das habt ir mir getan, gleubt sicherlich.
dafür ich euch alhie bei mir wil gebn
semtlich das ewig freudenreiche leben.

Helt ein weil still mit reden.

Und ir verfluchten zu der linken hant,
get hin von mir ins ewig feur allsant,
welchs dem teufel und den engeln sein
bereitet ist zu einer ewign pein!
dann ich bin hungerig gewesen ser,
ir habt mich nicht gespeiset; ja, noch mer,
ich bin von großem durst schier ganz verschmacht,
und ir habt mir nit ein trunk waßer bracht.
ich bin ein gast gewesen auch bei euch,
ir aber truget für mir alle scheuch,
versagt mir herberg, wolt mich nicht aufnemen;
darumb ich mich euer mag billich schemen.
ich bin auch nackt gewesen zu der zeit,
und ir habt mich damals gar nit bekleidt;
ich bin gewesen krank, gefangen, schwach,
welchs euch doch alles nie erbarmet noch.
ir seid nie komen und habt mich besucht,
derhalben solt ir alle sein verflucht!
[111]
NESTOR.
Herr, herr, wann haben wir dann dich
auf erd gesehn elendiglich,
durstig und hungrig oder krank,
und nicht gebracht dir speis und trank?
wann bistu dann je zu uns kommen,
do wir dich nicht hettn aufgenommen?
wann haben wir dich nackt gesehn
und bloß bei uns auf erden gen,
oder gefangen in der welt,
wie nacheinander hie vermeldt,
und hetten nicht gedienet dir?
wir bitten dein göttliche zier,
du wollest uns entschüldigt haben
und auch mit deinem reich begaben.
JESUS CHRISTUS.
Warlich, warlich zeig ich euch an,
was ir nicht einem habt getan
unter den geringsten, das habt ir
zum wenigsten getan auch mir!
so habt ir mich noch nie erkant
für euern einigen heilant,
kein rechte lieb zu mir getragn,
mein wort ganz in den wind geschlagn,
für all woltat, so ich euch schankt,
habt ir mir warlich nie gedankt,
noch dieselben genießen lan
den trostlosen nottürftign man,
der euer hülf bedorft und trost;
derhalben euer ausred laßt.
hie werbt ir nichts, es ist verlorn,
hab ichs euch doch gesagt zuvorn;
ins teufels reich gehöret ir,
da hilft nun gar kein bitten für.
FRANCISCUS.
O herr, wiltu nu gar vergeßen,
das ich gehalten so vil messen,
[112] und stets gelebt in harten orden,
umbs himmelreich ein münnich worden
und fest gehalten dein gebot,
auf erd gelitten große not,
auch keine regel nie gebrochen,
gefastet zweimal in der wochen,
vigili und horas gesungen?
und sol nun werden abgedrungen
von deinem reich? bedenk es recht,
verstoß doch nicht mich armen knecht,
und laß desselben mich genießen.
VINCENTIUS.
Ach herr, wirst uns ja nicht ausschließen,
die wir auf erden alle tag
gehabt so große mü und plag,
umb deinet wegen vil getan,
wie hie Franciscus zeiget an.
gesungen stets bei tag und nacht,
dadurch selig zu werdn gedacht.
darzu han wir in Heiligkeit,
mein herr, gelebet allezeit.
uns abgesondert von der welt,
dein kirchenampt recht wol bestellt,
gefirmt, geölet und dergleichen
die großen, kleinen, arm und reichen.
NESTOR.
Herr, han wir nicht in deinem namen
vil ding geweissagt allesamen?
han wir nicht teufel ausgetriben,
vil messbücher darzu geschriben,
Antiphon, Responsoria,
die man gebrauchet anderswa?
han wir in deinem namen nicht
groß und vil wunder ausgericht,
all heiligtum recht vol verwart
und durchaus keinen fleiß gespart?
[113] o herr, bedenk es wol und ebn,
und gib uns auch das ewig lebn.
JESUS CHRISTUS.
Schweigt still, ich hab euch nie erkant.
ir habt geleret menschen tant
und vil abgötterei auf erden
getriben und wolt dadurch werden
selig, und nie gegleubt an mich.
ir seid verdammet ewiglich.
LUCIFER.
O zeter, immer ach und weh
schrei ich über disen haufen hie,
die iren heilant, Jesum Christ,
der in zu gut mensch worden ist,
nicht haben wollen recht erkennen,
sondern sich laßen von ihm trennen.
ach, ach, wer Jesus, Gottes son,
geschicket aus des himmels tron
zu uns, die wir seind ganz verlorn,
und wer ein engelein geborn
mir und all mein geselln zu trost,
dadurch wir weren worden erlost,
ach, ach, wie wollen wir so gern
han angenomen disen herrn
und from sein worden all zugleich!
nun schrei ich zeter über euch,
das ir euch nicht gehalten fest
an euern herren Jesum Christ,
der allen menschen ist zu gut
ein mensch geboren und sein blut
vergoßen an des kreuzes stam.
verflucht solt ir nun sein zusam
mit uns und leiden ewig qual
on unterlaß in unserm sal.
nun schreiet, alle teufel hie:
o zeter, zeter, ach und we!

Da schreien die teufel all zugleich zeter, ach und we.
[114] Und die verdammten schreien durch einander.

Herr, herr, herr, herr, etc.
JESUS CHRISTUS.
Ich kenn euch nicht, weicht von mir schnell,
ir übelteter gehört zur hell.
ir teufel, nemt sie alle hin,
seind euer beut und ganz gewin.
schweigt still und machet nur kein wort;
hie wird nun keiner mer gehort.
nur immer hin zur hellen grunt,
daraus ir nimmer komen kunt.
LUCIFER.
Nun greifet an und laßt uns laufen,
das wir hinbringen unsern haufen.

Da schleppen die teufel einen nach den andern hin zur hellen, die immer ach und we schreien, heulen und weinen.
3. Szene
Scena ultima.
Jesus Christus, Deus Pater.

JESUS CHRISTUS
ad electos.
Weil die verdammten alle sein
gefüret zu der ewign pein
von irem vater Lucifer,
dem sie gedienet han bißher,
und ir auf erden mich erkant,
für euern einigen heilant,
mich auch geliebet und mein wort
verkündiget an allem ort,
darumb gelitten auch den tot,
in jener welt vil angst und not,
mich frei bekant on allen scheuch:
so wil ich auch bekennen euch
für meim himlischen vater schon
und füren euch ins himmels tron,
[115] für euer manigfaltigs leid
erfreuen euch in ewigkeit.
für euern tot wil ich euch gebn
das ewig freudenreiche lebn.
darin kein durst noch hunger ist,
nur freud und wonn zu jeder frist.
folgt all hernach, ir lieben kind,
so hie bei diesem haufen sind.

Ad Deum Patrem.

Herr vater, hie bring ich herein
die allerliebsten brüder mein,
umb derentwegen ich hinab
auf erden mich zu sie begab,
und nam auf mich all ire sünd,
die sonst kein mensch ertragen künd.
für sie hab ich bezalt zusam
mit meinem tot ans kreuzes stam,
und für sie all genug getan.
darumb wolstu sie nemen an
für deine kinder all zugleich
und laßen sie in deinem reich
bei uns hie leben allezeit,
von nu an biß in ewigkeit.
DEUS PATER.
Ja, weil du sie dein brüder nennest,
und solchs allhie vor mir bekennest,
so seind sie, lieber son, gewert
alls, was du von mir hast begert;
solln leben hie in ewigkeit,
uns loben und preisen allezeit.
nun singet allzumal zugleich,
so vil seind in dem himmelreich.

Hie fangen sie alle zugleich an zu singen.

Herr Got, dich loben wir, etc.
[116]

Epilogus

Epilogus.

Hiemit wir wollens heut beschließen.

ich bitte, laßt euchs nicht verdrießen,

zu sagen Got, dem herren, lob,

der uns hierzu sein gnade gab,

das wir allhie gesehen frei,

wies jederzeit ergangen sei

von anfang der welt biß daher.

erstlich so war der Lucifer

von Got geschaffen ein engel zart,

er bald zum Mamelucken wart,

und tet sich über Got erheben,

dem er doch solt die ere geben;

setzet sich wider Jesum Christ,

darumb er aus dem himmel müst,

wart bald samt allen mitgenoßen,

hinab zur hellen grund gestoßen

umb seiner hoffart nur allein;

das laßt euch ein exempel sein.

gedenket, das ir Gottes willen

aufs aller beste tut erfüllen;

dann also sols auch allen gen,

so Gotts geboten widersten.

weil er nun must um ewign tot

und bracht hernach in solche not

das menschlich gschlecht durch seine kunst,

do wir verloren Gottes gunst,

so habt ir mer alhie vernommen,

das Gottes son auf erden kommen,

von einer jungfrau mensch geboren,

und uns erlöst, die wir verloren,

am kreuz bezalet unser schuld,

erworben uns seins vaters huld.

die an in gleuben, sollen sein

erlöset von der hellen pein,

wie er zu seinen jüngern spricht,

wer an in gleubt, sol sterben nicht,

[117] sondern durch in das leben han,

dann er für alle gnug getan.

als er sein jünger schicket fort,

zu predigen solch heilsam wort,

kam bald der teufel hinter her,

verfelschet seine göttlich ler,

verfolgt die ganze Christenheit

von anfang biß zu diser zeit.

was er selbst nicht ausrichten kan,

schickt er ein altes weib hinan,

oder ein münch und solche gsellen;

die müßen seinen dienst bestellen

und füren unter falschen schein

die menschen in die hell hinein.

derhalben wollet noch mer hören,

und euch allsamt zu Gott bekeren.

wir haben warlich hohe zeit,

der jüngste tag ist nicht ser weit.

verachtet nicht das göttlich wort,

welchs klar und rein an allem ort

geleret wird in unserm land,

und hütet euch vor sünd und schand.

laßt euch den teufel nicht betriegen,

wann er komt mit der schönen wiegen,

darinnen ligt ein kindlein rot,

die sünd, daraus der ewig tot

erfolget, wo man sie nicht kennt

bei zeit, und leßt darvon behend.

der teufel trachtet nacht und tag,

wie er die laster schmücken mag,

und streicht in an gar guten schein,

das er ja bring den menschen drein;

als euch geweiset hie zum teil,

wie sie die sünde tragen feil

bei allen stenden hie auf erden,

dadurch die leut verfüret werden.

wann er sie dann gebracht ins netz,

kan er wol finden das gesetz,

welchs alle sünder in gemein

verdammet zu der hellschen pein.

[118] solchs weiß er auszulegen wol,

do er den menschen bracht zum fal

im paradis durch seine list,

wie euch hie fürgetragen ist.

also wird er auch allen tun,

die sich von im verfüren lan,

und machen in die sünd so groß,

das mancher drin verzweifeln muß,

der nicht halb faßet Jesum Christ,

tröst sich, das er gestorben ist

für unser sünd an kreuzes stam,

das rechte ware Gottes lamb,

als hie diser Christophorus,

den wol zu friden laßen muß

der teufel, tot, und ir legaten,

die alle lustig zu im traten,

vermeinten in zu wenden ab

von rechter ler, denen er gab

zur antwort warlich kurz bescheid,

und hielt ein ritterlichen streit

mit tot und aller teufelschar.

ob sie an im versuchten zwar

ir beste kunst, verlorens doch.

Gotts son, der füret im die sach.

Christophorus behelt das felt

und wird gekrönet als ein helt

mit der kron der gerechtigkeit.

drumb laßt uns bitten allezeit,

weils kommen ist zum letzten end

mit diser welt, das Got uns send

den heilign geist, der durch sein kraft

uns macht wider den feind sighaft;

das wir feststen gleich wie ein maur,

ob sich der feind schon stellet saur,

und streiten allhie ritterlich,

dort selig werden ewiglich;

dann wer ans end beharren tut,

derselbig hat das ewig gut

bei allen gottseligen, frommen,

wann nun der jüngste tag wird kommen,

[119] der warlich, warlich nicht ist weit.

wachet und betet allezeit!

ein jeder seh sich eben für,

der jüngste tag ist für der tür.

bekeret euch in disem leben,

so wil euch Got das ewig geben.


Sic pius in coelum Christo cum iudice scandit,

impius ad coeli regna venire nequit.

[120]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Krüger, Bartholomäus. Drama. Von dem Anfang und Ende der Welt. Von dem Anfang und Ende der Welt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B813-2