Beschluht thom Leser

Wol disse mine Rym werd lesen edder hören,
Segt wol, »wo hefft de Man sick laten so bedören,
Dat he noch sinen Stand, noch Older nimt in acht,
Vnd offentlyck ant Licht hefft sülke Fratzen bracht.
He hedde sine Tydt wol anders kont tho bringen,
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Mit erenstlykem Werck, und velen nütten Dingen,
Daruth men scheppen kond Geschicklicheit und Lehr,
Vnd he ock sülvest würd erlangen Rohm und Ehr.«
Idt is al recht gesecht. Ick kan idt nicht vernenen,
Ick hed mit nütter Werck kont beter Loff verdenen,
Doch is idt ock gewis, dat men nicht alletydt
Kan an subtilitet anwenden sinen flydt.
Bißwilen schal men ock van schwarer Arbeit rüsten,
Vnd mit Schertzhaffticheit den möden Sinn belüsten.
Dat lehret de Natur. Ein Bage altydt gespant
Werd na gerade schlap, und breckt intwey tho handt.
Idt is altydt gewest, und werd noch wol so bliven,
Dat erenstlike Ding men nicht kan altydt driven:
Des Minschen Hertens Sin hefft disse Egenschop,
Wen men hefft gode wyl gesettet sinen Kop
An Arbeit dar men moet de Sinnen starck tho scherpen,
So schal men den de Möy ein weinich van sick werpen,
Vnd nehmen Kortzwyl vör, damit men allermeist
Ermuntert syn Gemöth, und lavet sinen Geest.
In welkem Stand men sit, schal men de Möy vermischen
Mit Hertens frölicheit, und mengen Lust dartwischen.
Ein Prester kan altydt syn Kerkenampt nicht dohn,
Noch immer Nacht und Dag stundern up syn Sermon.
He moet syns Amptes Last verwesseln undertiden,
Vnd leggen sinen Rock ein weinich an de siden.
Kein redlick Man em dat kan övel düden uth,
Wen he in Hochtydtmael dem Brudgam und der Bruet
In Ehren und mit Wunsch de gsundheit Schale bringet,
Vnd tho des höchsten Loff einmal herümmer springet,
Vnd wiset anderm Volck den weg mit einem Glas,
Wor se schölt treden hen, und folgen sinem Pas.
Nemand is in der Schrifft so frömt, dat he nicht wete
Wat David hefft gedahn, de Köninck und Profete:
Do man des Heren Laed hadd wedder her gebracht,
Do dantzde he vörher, und sprunck mit aller Macht.
Vth frölicheit im Hern, he schlürde mit den Vöten,
So dat he sick ock quam vör Megden tho entblöten.
Wat Gott tho Ehren schüth, und nicht tho weddern geit
Dem löfflikem Gebruck und goder Erbarcheidt,
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Dar mach ein framer Man sick billich mit erquicken,
Vnd desto frewdiger tho sinem Ampt sick schicken.
Ein unansehnlick Werck, dat sonst verachting bröcht,
Wert thor Ergetzlicheit bißwilen upgesöcht:
Wo veln vörnehmen Volck werd daglick upgedrangen
Dürbare leckrig Kost: se hebben doch behagen
Tho fahren up ein Dörp, dar se den laten sick
Tracteren schlicht und recht, nah Dörps und Buren schick:
Ein Doeck wert ahne Prael up grönen Gras gedecket,
Geringe Burenspyse en wol und nütlick schmecket:
Idt is en ein plaisir: dar eten se mit Lust
Groff Brodt in Klüntermelck, ein endken Leverwust,
Ein lapken söten Kees, ein schnedken rohen Schincken,
Ein Kröschen dünne Beer mit frewden darup drincken:
Se würden wol, wen se in eren Huse syn,
Nicht hebben sülke Lust tho drincken Rynschen Wyn,
Vnd sick tracteren dar, mit Wildt, Kalkunschen Hanen,
Mit Tarten, frische Fisch, Pasteiden, Marzipanen.
Dat maeckt de Nyelicheit. Schal alles bliven goet,
In eines Minschen Doent verendring wesen moet.
Dat föhle ick ock an my. Ick hebb nicht ane Sorgen
Studeret mangen Dach, bi Avendt und bi Morgen,
Dat mine heb ick gedahn. Wen nicht mehr trecken kan
Ein oldt Peerdt, so moet man ein junges spannen an.
Schold ick hernamals noch dar sitten in der Stuven,
Vnd uth den Bökern mehr Verstand und Wyßheit kluven,
Schold ick so forth und fohrt, in lengde und in de krüm
Mit so vel buntem Tüch myn Bregen wöhlen üm:
Vnd wat ick heb gedahn in minen jungen Dagen,
Mit Möye und suren Schweet myn Olderdohm nu plagen,
So würd myn schwacker Kop bald werden dul und dwas,
Ick würde bald hengahn und biten in dat Gras.
Men dat kan ick nicht dohn, und kan idt nicht uth harren,
Ick würd in korter Tydt studeren my thom Narren,
Ick bin doch albereds nicht altowys noch kloeck.
Wat hülp dat ick altydt dar sete bi dem Boeck,
Vnd endlyck werden kond ein hochgelehrt Fantaste?
Mit sülker Hocheit ick my gantz nicht mehr belaste.
Wen ick schon schriven würd, als ick wol heb gedahn,
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Wat mit kond in der Tal der guden Böker gahn,
Wol is idt de sülk Boeck tho lesen sick würd schicken,
Vnd idt tho köpen, schold upschnören sinen Ficken?
Ein jeder seggen würd, »dat Boeck is alto dür,
Darvör ick kopen kond ein lustich Eventür,
Dat my, wen ick idt lees, genöchlicheit würd geven,
Myn Geldken kan ick wol tho beter Ding upheven.«
Dat is der Arbeit frucht: darüm geschüht idt ock,
Dat gantz beliggen blifft so mannich stadtlick Boeck,
Welcks upgefreten werd van Mutten und van Müse,
Vnd dar de Kramerknecht van maket Kremerhüse,
Wat einm gelehrden Man geworden is so suer,
Dat wert in groter meng gebruekt vor Makeltuer,
Dar Marren allerhands ein halff Pund Speck in packet,
Vnd vör de Wescherinn ein klumken Seep up klacket,
Edr windt darin Taback: idt wert ock trefflick nüt,
Wen Anke darmit schürdt dat Span und Melkebüt.
Jan Bokebinder brueckt ein deel tho Pappen klyster,
Endtlick und thom beschluet, fegt men darmit den vyster.
Wen averst jemand is de ein Scharteckschen schrifft,
Darmit men sine Lust und sine Kortzwyl drifft,
Dat is ein wacker Man, ein Man van groten Daden,
Van sülkem Böeckschen hefft de Drücker keinen schaden:
He lösst in einem Maend mehr Geld van sülker Waer,
Als vam gelehrden Boeck in sös off söven Jahr.
Sülck klein unschuldich Werck van velen wert gelesen,
Dat jo de rechte Zweck eins Bokes schulde wesen.
Wor is idt nütte tho, dat mennich foliant,
Des Name is unerhört, und weinigen bekandt,
Ja gantze Regiment Latiner sampt den Greken,
Dar stahn in sentinel in einer Bibliteken,
Se luren dar, und stahn al ferdig up den sprunck,
Nicht thom Gebruek und Noth, besündr thom Prael und prunck.
»De moet gelehrder syn als andere, und veel klöker,«
Secht de gemene Man, »wyl he hefft so vel Böker:
Eins andern glehrden Mans Verstand is nicht so schwaer,
Men kond en laden doch in eine Schuvekaer,
Men wat in disses Mans syn Hövet is begrepen,
Dat schold wol lading syn van velen Orlogs Schepen:
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Twe hundert Wagen dar wol kregen vulle Last:
My wundert dat syn Kop nicht barstet in der hast.«
Sülck einen dummen Schnack moet men somtydts anhören,
Van unverstendig Volck, de sülcke rede föhren.
Dit Böcksken is gewis darvan wol quyt und fry,
Dat idt gesettet werd in grote Libery:
Am unbenantem Ord werd idt sick beter schicken,
Dat men nicht nödich heb de Finger tho beklicken.
De idt nicht lesen wil, dem geve ick dissen raet,
Dat he twelff Ele fern idt van sick liggen laet.
Doch kan idt jemand noch verkörten sine tiden,
Vndr dessen he idt lest werd en de Maer nicht riden.
Als einem steit de Kop, und em licht in dem Sinn,
Darna em plegen ock de wörde fallen in.
Ditmal hefft disse Schertz my so behaegt vor allen,
Ein jeder Nar leth sick syn Kapken wol gefallen.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lauremberg, Johann. Gedichte. Veer Schertz Gedichte. Thom Leser. Thom Leser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-DB27-9