[14] Daniel Casper von Lohenstein
Cleopatra
Trauerspiel

[Motto]

Moriendum victis, moriendum deditis: id solum referre, novissimum Spiritum per Ludibritim & Contumelias effundant, an per Virtutem.

Tacitus l. 3. Hist. c. 66.

[14]

[Widmung]

Magnifico. reip. vratislaviensis senatui.

Flagrantis. aulæ. busta. vitreum. sceptri.
ruentis. æs. atrocis. aleam. belli.
essoeminati. principis. cruentatas.
manus. novercantis. levem. rotam. sortis.
regis. rotatam. pugione. cervicem.
præponderans. cubile. pellicis. regno.
flagella. conscientiæ. cicatrices.
mentis. faces. terrentiumque. spectrorum.
vitæ. charybdes. triste. syrma. præfatur.
mox. tristior. fuscat. theatra. cupressus.
amoris. oestro. percitum. ducem. ficta.
mors. conjugis. dementat. erigit. servi.
nam. nauseata. vita. morte. sanatur.
venena. vulnus. lacrumæqve. gaudentes.
cruore. purpurans. cadaver. irrorant.
dehinc. cothurno. prosilit. novo. conjux.
larvata. nam. nascentis. imperi. solem.
supplex. adorat. cæsaris. novi. tædis.
sororianti. purpuræque. nuptura.
[15] sed. fraude. fraus. cerussa. fonte. frustratur.
fumantis. aræ. thus. imaginum. marmor.
fictæ. illecebræ. pectorisqve. singultus.
absynthium. sub. melle. rete. sub. visco.
tegunt. dicando. victimas. triumphandæ.
ast. illa. siren. africana. cernendo.
thori. canores. arte. ulyssea. sperni.
elusa. mortis. syrte. desilit. præceps.
aut. naufragi. scyllas. honoris. exhorrens.
hamosqve. odorans. servitutis. auratos.
præfert. adulatricis. osculo. tygris.
morsus. necantes. aspidis. venenatæ.
tvmbam. catenis. fata. sibillæ. romæ.
famam. sepvlcri. risui. theatrorvm.
nec. nobiles. mens. serva. mancipat. servas.
vitæ. pvdendæ. qvando. cor. heræ. nomen.
æternitati. corpvs. immolant. vmbris.
ast. victor. invidens. superstiti. vitam.
mortem. necatæ. cæsares. dvos. terris.
sacro. crvore. fvlciens. status. legem.
sol. vnvs. orbi. nascitvr. capvt. romæ.
sic. fvlgvrans. sors. ima. svmma. permiscet.
sed. vos. patres. exilis. ingeni. partvm.
qvem. vix. trimestrem. mater. edidit. præcox.
inops. volvntas. debitrixqve. centvpli.
faventibvs. dignamini. politvris.
nec. invidete. svpplicl cleopatræ.
qvo. tvta. naviget. favonivm. mentis.
antistitisqve. grande. nominis. velvm.
his. adjvtis. felicivs. leget. littvs.
qvam. margaritis. fimbriata. memphitis.
remis. ebvrnis. pvrpvrantibvs. velis.
argenteaqve. conjvgem. petens. prora.
nam. portvs. illi. sal. erat. volvptatis.
vobis. placendi. perpes. hæc. fovet. votvm.
[16] nec. illa. cedrio. pervncta. sic. vivit.
qvam. nvnc. renascentis. cleopatræ. vivent.
vestro. favore. perliti. pvgillares.
nam. pallidæ. pvtrere. nescivnt. chartæ.
qvamvis. eas. dens. temporis. vorax. rodat.
momvsqve. livido. colore. svgillet.
qvibvs. patrocinatvr. inclytvs. consvs.
magnvmqve. nomen. æmulis. abascandum. est.

Inhalt

[17] Innhalt
Der ersten Abhandlung.

Antonius, welcher in einem Ausfalle die Römische Reiterey biß ins Lager gejagt / hernach aber von seiner eigenen verlassen worden / wil sich aus Verzweifelung erstechen / hernach beratschlagt er mit seinen KriegsObersten; ob man beym Keyser Vergleich suchen / mit fernern Ausfällen fortfahren / oder nur aus der Stadt Gegenwehre thun solle. Cleopatra entdeckt dem Anton die Wunderzeichen als Vorbothen ihres Untergangs / Cæsarion bestetigt es / Anton aber tröstet beyde. Sertorius ein Hispanischer Abgesandter träget von den Cantabrern Ihm Hülffe und ihr Land zu seiner Sicherheit an. Proculejus trägt im Nahmen des August dem Anton Vergleich und Friedens-Vorschläge an / nemlich: Daß er Egypten abtreten / Cleopatren fahren lassen / Octavien beywohnen / und den König Artabazes loß geben solte. Die beym Antonius stehenden Römer und sein Sohn Antyllus rathen Ihm dieses alles einzugehen. Im Reyen loossen Jupiter, Neptunus, Pluto umb ihr Väterlich Erbtheil.

Der andern Abhandlung.

Des Keysers Freygelassener Thyrsus versichert ins geheim Cleopatren: Daß August in sie verliebt sey /und verheisset ihr alle Vergnügung / dafern sie den Anton hinrichten würde. Cleopatra reitzet den Cæsarion und Archibius wider den Anton, weil er sie nicht mit in Rath genommen / darinnen man auf ihren Untergang gestimmet hette. Archibius räthet den Anton zu tödten / Cæsarion hat darbey Bedencken / doch läßt er es endlich geschehen. Die wehklagende Cleopatra bewegt den Anton: Daß er Ihr alle Vorschläge des Keysers zu verwerffen willigt; Und den Artabazes zu tödten befiehlt. Cleopatra beräthet sich mit sich selbst / und beschleust sich anzustellen / als wenn sie sich selbst in ihrer Grufft hingerichtet hette. Archibius fertigt im Nahmen des Antonii den Proculejus mit abschläglicher Antwort ab. Antonius wil [18] durch den Archibius Cleopatren bereden: Daß sie Alexandrien verlassen / mit Ihm und allen Schätzen in Hispanien segeln solle / Antyllus aber berichtet: Daß Cælius mit der Schiffs-Flotte zum Keyser übergegangen sey. Der Reyen stellet das Gerichte des den Anton abbildenden Paris für.

Der dritten Abhandlung.

Cleopatra führet ihre Geheimste Charmium in die aus dem Tempel der Isis zubereitete Todten-Grufft / und entdeckt Ihr / daß sie sich eines falschen Sterbens anmassen wolte; Hierauf nimmt sie von allem Frauenzimmer Abschied / und unter dem Scheine Gifftes einen Schlaftrunck zu sich. Dieses bereitet ihr Begräbnüs / und eröffnet Cleopatrens Tod dem Eteocles. Die Geister des Antigonus, Jamblichus und Artabazes, dreyer vom Anton hingerichteter Könige / dreuen dem schlaffenden Anton den Untergang. Junius berichtet Ihm bey seiner Erwachung: Daß Bachchus umb Mitternacht aus dem Pantheon durch die Stadt in das Römische Lager gezogen sey; Antyllus; daß Archibius den Römern den Pharos verräthrisch übergeben; Eteocles; daß Cleopatra sich selbst durch Gifft getödtet habe. Anton wird hierüber gantz wahnsinnig / und befiehlt seinem Knechte Eros: Er solte Ihm tödten. Als sich aber Eros selbst ersticht / gibt Anton Ihm selbst mit eben selbigem Dolche einen tödlichen Stich. Dercetæus ein Freygelassener zeucht Ihm den Dolch heraus. Diomedes berichtet: Daß Cleopatra noch lebe / Anton befiehlt sich zu Ihr in die Grufft zu tragen. Anton gibt nach vielem Wehklagen Cleopatrens auf ihrer Schoos den Geist auf. Die Parcen bilden im Reyen die Flüchtigkeit des Lebens / die Gewißheit des Todes für.

Der vierdten Abhandlung.

Dercetæus bringt dem Keyser den bluttigen Dolch /und berichtet Ihm des Antonius Tod. August hält mit dem Agrippa und Mecænas Rath / wie mit Cleopatren zu verfahren. Archibius, Cleopatrens Gesandter / trägt dem Keyser die Ergebung Alexandriens an /und wird mit grossen Verheissungen abgefertigt.Agrippa räthet dem Keyser mit [19] Cleopatren scharf zu verfahren / Gallus sich gegen Ihr verliebt zu stellen /umb sie nach Rom zu locken. Cæsarion berichtet Cleopatren das strenge Verfahren der Römer in Alexandria / auch wie Ihm und dem Antyllus nach dem Leben getrachtet würde. Cleopatra verkleidet Ihn in einen Mohren / und heißt Ihn in Mohrenland fliehen.Proculejus, Epaphroditus, und Cornelius Gallus unterhalten Cleopatren mit viel leeren Vertröstungen. August bemüht sich Cleopatren zu bereden mit nach Rom zu ziehen / nach vielen Schwerigkeiten williget sie darein / bittet Ihr aber vorher aus / den Anton zu begraben. Die Egyptischen Gärtner und Gärtnerinnen tadeln neben dem Hofe-Leben die falsche / rühmen die einfältige Liebe.

Der fünften Abhandlung.

Cleopatra begeht mit ihrem Frauenzimmer theils im Tempel der Isis / theils in der Todten-Grufft des Antonius Leichbegängnüs. Hierauf eröffnet sie ihrem Frauenzimmer die Falschheit des Keysers und ihre Gefahr nach Rom ins Siegs-Gepränge geführt zu werden. Der in einen Priester verkleidete Antyllus verfluchet Cleopatren / daß sie den Anton verrathen getödtet / und Ihn in Gefahr gestürtzt. Als dieser sie / ihrem Verlangen nach / nicht tödten wil / schreibt sie dem Keyser einen Brief / befiehlet Ihm ihre Kinder / und läst sich eine Schlange todt stechen; nachdem es Diomedes Ihr zuvor gethan hat. Iras läßt sich hierauf die Schlange auch todt stechen / Charmium aber ersticht sich mit einem Messer. Epaphroditus und Proculejus kommen zu spät Cleopatrens Tod zu verhütten. Der von seinem Lehrer Theodor verrathene Antyllus wird ermordet. August läßt vergebens die Psyllen der Cleopatra Gifft aussaugen. Hierauf lobt er Sie / verbeuth ihre Bilder zu versehren / befiehlt Sie / den Anton /die Charmium und Iras prächtig zu begraben / den Theodor zu kreutzigen / den flüchtigen Cæsarion zu tödten / nimmet Cleopatrens übrige Kinder zu Genaden an / läßt den Egyptischen Schatz nach Rom führen / und besiehet die Leiche des grossen Alexanders. Im Reyen rühmet die Tyber die Hoheit des Römischen Reiches / der Nilus unterwirfft sich Ihr. Die Dohnau und Rhein aber wahrsagen: Daß die Römische Herrschafft auff die Deutschen kommen werde.

[20]

Personen

Personen des Trauerspiels.

    • Cleopatra, Königin in Egypten.

    • M. Antonius, ihr Gemahl.

    • Octavius Augustus, Römischer Keyser.

    • Cæsarion, Julii Cæsaris und Cleopatræ Sohn.

    • Antyllus, Antonii und Fulviæ Sohn.

    • Alexander,
    • Cleopatra,
    • Ptolomæus, Cleopatræ und Antonii Kinder.

    • Canidius, des Antonii Feldhauptmann.

    • Cælius, sein Admiral über die Schiffs-Flotte.

    • C. Junius, Burg-Hauptmann.

    • Q. Asidius, Oberster über die Reiterey.

    • Archibius, Cleopatrens geheimster Rath.

    • Agrippa, des Keysers Feldhauptmann.

    • Mecænas, sein vertrautester Freind.

    • Proculejus,
    • Cornelius Gallus, seine Obersten.

    • Epaphroditus,
    • Thyrsus, seine Freygelassene.

    • Dercetæus,
    • Diomedes,
    • Eteocles, des Antonii und Cleopatræ Freygelassene.

    • Eros, des Antonii Leibeigener.

    • Sertorius, ein Cantabrischer Gesandter.

    • Charmium,
    • Iras, Cleopatrens Geheimste.

    • Sida,
    • Belisama,
    • Salambo,
    • Babia, ihr ander Frauenzimmer.

    • Des Königs Antigoni, Jamblichi und Artabazis Geister.

    • Theodorus, des Antylli Lehrer.

    • [21] Arius, ein Weltweiser.

    • Etliche Egyptische Priester.

    • Zwey Psylli.

    • Unterschiedene Kriegs-Leuthe des Keysers und Antonii.

    • Reyen des Gelücks / Jupiters / des Neptun und Pluto; samt dreyen Himmel- See- und Wasser-Göttern.

    • Reyen des Mercur, des Paris, der Juno, Pallas und Venus.

    • Reyen der drey Parcen.

    • Reyen der Egyptischen Gärtner und Gärtnerinnen.

    • Reyen der Tyber / des Nilus / der Donau und des Rheines.

1. Akt

Die erste Abhandlung.

Der Schau-Platz bildet ab des Antonius geheimes Zimmer.
M. Antonius. Cæsarion. Antyllus. Canidius. Archibius. Lælius. C. Junius. Q. Asidius. Cælius. Unterschiedene Hauptleute des Antonius.

ANTONIUS.
Kehrt Rom den heilgen Nil nun in ein rothes Meer?
Fleußt nichts als Bürger-Blutt statt fruchtbarn Wassers her /
Wormit die Tiber wird ersäufft / der Phrat beflecket?
Die Gräntz ist der Natur / der See ihr Ziel gestecket /
Der Schatten mißt die Nacht / das Sonnen-Licht den Tag
Nichts aber den August. Kein Bindnüs / kein Vertrag
Ist seiner Wercke Maaß. Rom mag die Welt besiegen /
Er sieget über Rom. Für seinen Füssen liegen
Volck / Adel / Rath gebückt. Was Lepidus und ich
Besassen / hat er schon; und gleichwol müht er sich
Zu spannen in sein Joch das Land / das ihr betretet.
Der Nilus hat noch nie die Tiber angebetet /
Egypten auch nicht Rom. Er nehme's Drittel hin;
Wenn nur mein Heyrath-Gutt mir bleibet zum Gewinn.
Allein / wer wil den Wurm aus dem Gespinste bringen /
[23] Der in der Wolle steckt? wer wil den Tiger zwingen
Durch Gütte / der bereit in den zerfleischten Darm
Die Klauen eingesenckt? Hai heiß erhitzter Arm!
Der dem gefällten Wild auch Hol und Nest zerstöret!
Der / wenn der Stamm zermalmt / die Wurtzeln auch versehret /
Der / wenn der Löwe Raub und Nägel eingebüßt /
Der Löwin auch die Brust und ihre Jungen frißt!
Jedoch / wie wenn der Mast schon auf den Klippen springet /
Wenn schon das blaue Saltz sich in die Ritze dringet /
Wenn der erzörnte Nord den morschen Kahn zerschleift /
Der Boßmann für das Schiff ein schmales Brett ergreift /
Fürs Ruder braucht den Arm / zum Ancker Bein' und Füsse /
Die Hofnung zum Compaß; so muß die sauren Biße
Des scheiternden Gelücks / den Schifbruch seiner Macht
Auf diese Zeit Anton seyn auszustehn bedacht.
Das Glücke kitzelt' uns zwar etwas für drey Tagen /
Als Cæsars Reuterey beym Rennplatz ward geschlagen / 1
Und über Hals und Kopf ins Läger muste fliehn;
Heut aber muß Anton den Kürtzern wieder ziehn /
Indem die Reuterey mich schändlich hat verlassen.
Da alle Menschen mich nun wie die Götter hassen /
So opfer ich mein Blutt vergnügt für aller Heil.
CANIDIUS.
Der Fürst besinne sich. Wir haben gar kein Theil
An der Verräther Schuld. Man muß den Feinden's Eisen /
Dem Tod und der Gefahr das Blau in Augen weisen /
Dem Ungelücke nicht den Rücken / nicht den Stich
Auf eigne Brüste kehrn. Meint Er: August wird sich
Vergnügen / wenn er fällt? uns Gutt und Blutt nicht nehmen;
Wenn sich im Pharos wird Anton zu Tode grämen? 2
Wenn er in Einsamkeit die Hand legt in die Schoß /
Die Feinde machen läßt; ja ein verzweifelt Stoß
Das Leben ihm verkürtzt? Ach nein! des Keysers Netze
Fischt nach Cleopatren / und sucht Egyptens Schätze.
Ein giftig Hertze wird zu Asch in keiner Glutt / 3
Was Ehrsuchts-Gift steckt an / kühlt keines Feindes Blutt.
[24] In Cæsars aber steckt Rach / und dis Gift beysammen /
Hiermit verschwistern sich noch seiner Geilheit Flammen.
Drumb wird sein Blutt nicht nur sein Rach-Altar weihn ein.
Kein schönes Weib in Rom bleibt keusch für ihm 4 und rein;
Solt ihm Cleopatra denn nicht ins Auge leuchten?
Er weiß auch: daß der Nil durch jährliches Befeuchten
Mit reicher Fruchtbarkeit die Jahrzahl übertrifft 5
Der Tage / welche steckt in seines Nahmens Schrifft.
Dis Wasser ist das Oel / das seine Herrschsucht nähret /
Das Saltz / was Schwägerschafft und Freundschaffts-Pflicht verzehret.
Weil Africa trägt Gold / Korn / Balsam / Helffenbein /
Wil er der Mohren Haupt / Egyptens Zinßherr seyn /
Und uns allhier / wie Rom auf unsre Scheitel tretten.
Weil wir von ihm nun nichts zu hoffen / als nur Ketten /
Wolln wir / so lange sich in uns ein Glied wird rührn /
Für unsern Hercules behertzt den Degen führn
Und helffen: daß dis Reich nicht gehe gar verlohren;
Daß / weil die Römer ja zur Dienstbarkeit gebohren /
Weil Rom das Haupt der Welt die Freyheit hält für Bley /
Die Knechtschafft für Gewien / wo noch ein Hafen sey
Der Freyheit und für uns.
ANTONIUS.
Darf ich hierauf mich gründen /
Wird keine Kleinmuth Raum in meinem Hertzen finden.
Ihr wißt: daß ich zweymal um viel unschuldig Blutt
Der Römer zu ersparn / und unser Zwytracht Glutt
Durch Zweykampf abzuthun den Keyser fordern lassen. 6
Eh aber er wil falln / sol alle Welt erblassen /
Und hundert Völcker solln vergehn / eh er ein Haar
Einbüssen wil. Mich schreckt auch noch nicht die Gefahr;
Der ich sechshundertmal den Helden-Muth bewehret / 7
Ob mir gleich Glück und Freund die Fersen hat gekehret.
Der Philadelph fiel hin / 8 Domitius sprang ab /
Jamblichus spaan Betrug / als uns Agrippa gab
Den ersten schlechten Streich. Hierauf ward zum Verräther
Amyntas; Dellius zum ärgsten Ubelthäter /
Nachdem Tarcondimot bey dickem Nebel fiel
Agrippen in die Hand / und das verkehrte Spiel
[25] Des Krieges ihn ins Meer mit zwantzig Schiffen senckte. 9
Als ich von Actium gleich auch die Deichsel lenckte /
Wo das Verhängnüs mir stets Zähn und Klauen wieß /
Und ich die Segel wehn von einer Flotte ließ /
Die Schiffen nicht so wol / als Städt- und Thürmen gleichte / 10
Und der des Keysers Macht nicht einst den Schatten reichte /
Für der das wilde Meer erstaunt und stille stand /
Der Keyser bebete; so schüttete die Hand
Des grimmen Himmels doch Blitz / Hagel / Schlossen / Regen
Auf meine Masten aus mit vielen Donnerschlägen.
Die Flotte ward zerstreit / die Segel umgekehrt /
Die Seile gantz verwirrt / die Ruder nichts mehr werth /
Die Steuer theils zerschellt / die Ancker abgerissen.
Doch wißt ihr: daß wir Muth und Hand nicht sincken liessen /
So daß des Keysers Grimm fruchtloser Anfall war /
Bis daß die schwartze Höll unleschbarn Brand gebar /
Wormit der Feind die Schiff' in lichte Flammen steckte.
Weil dieses Feuer nun selbst Meer und Himmel schreckte /
Kan man Cleopatren nicht übel legen aus:
Daß sie den Weg uns wieß / die Flott aus Glutt und Grauß /
Die Menschen aus der Höll und Schwefel zu erretten.
Hiermit fiel Grichenland. Nun trägt der Nil schon Ketten /
Sein grosser Arm / den man nach dem Kanopus nennt /
Bis / wo bey Memphis sich sein gantzer Strom zertrennt /
Trägt schon der Römer Joch. Und Cæsars Schiffe stehen
In Sebenytens Strom / ins Meris beiden Seen;
Phamotis / Taposir / gantz Africa sind hin; 11
So daß ich neben euch ringsher umkerkert bin.
Die Schiffe / die wir noch durch den gemachten Graben 12
Bis nach Arsinoe ins Meer gewelzet haben /
Sind von den Arabern verräthrisch angesteckt /
Auch ist kein Nachbar nicht / den unser Unglück weckt.
Die Parthen sind erzürnt / die Araber beleidigt /
Und Mohrenland schätzt sich von Sonn und Sand vertheidigt.
Hier ist der Port besetzt / die Mauren sind zerschellt
Nur eure Brust ist noch / ihr Helden dieser Welt /
[26] Der Fels / an dem der Feind noch sol den Kopf zerstücken /
Die Mauer / derer Fall die Welle muß erdrücken /
Die sie zerschmettern wil.
CÆSARION.
Der Feind und unser Stand
Ist leider! wie Anton ihn abgemahlt / bekant.
Die Noth hat keinen Freund / noch was von ihm zu hoffen.
Auch steht zur Flucht von hier uns keine Bahn mehr offen.
Tauresius bewacht mit Schiffen Strand und Meer /
Zu Lande geht ein Wall rings umb die Festung her.
Kein güldner Schlüssel wird uns auch ein Thor aufsperren /
Denn ieder Römer ehrt als einen Gott und Herren
Den / der durch Mord und List hat Rom zur Magd gemacht;
Drumb muß man auf Vergleich mit Cæsarn sein bedacht;
Und eh man gar vergeht in bittern Apfel beissen.
CANIDIUS.
Du wirst durch diese Müh nur Mohren überweissen.
Wer ihn versöhnen wil / baut Pfeiler in die See /
Sucht bey der Natter Gunst / und Flammen in dem Schnee.
Man weiß des Keysers Arth / von wem er ist erzogen /
Der mit der Muttermilch die Ehrsucht hat gesogen.
Solt er dem Julius als Vater geben nach?
Der mit Pompejens Hals' auch Rom den Kopf zerbrach.
Wolln wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten? 13
So schleuß an Taurus dich / ich bey den rauen Britten
In einen wüsten Fels die freyen Sinnen ein;
Wo ja das Leben kan der Zagheit Beute seyn.
Der Todt sieht bitter aus / noch bitterer das Leben /
Das Schimpf und Ketten trägt.
ANTYLLUS.
Ich wil den Geist aufgeben
Mit Freuden / eh ich wil des frechen Keysers Knecht /
Der Römer Schauspiel sein. Der Zustand ist zwar schlecht.
In Alexandrien beruhet unser Hoffen / 14
Doch hat der oft zu erst den rechten Zweck getroffen /
Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff /
Auf welches Wind und Meer die Donner-Keile schliff /
Erwehlet für das Heil der sändichten Gestade
Die offen-hohe See / und segelt mehr gerade
Zum Hafen / als das sich die Sandbanck stürtzen läst.
[27] Wer Mittel-wege sucht / fleucht in ein Wespen-Nest.
Gefahr ist für Gefahr der beste Rath und Pflaster.
Wie kan dis sicher seyn / was uns die Tugend Laster /
Ein Römer knechtisch heißt? Gesetzt / wir fallen hin;
Die Freyheit bleibt uns doch fürs Leben zum Gewien /
Ein nie verwelckend Lob fürs Ungemach zur Beute;
Ja die umb den Anton so hoch verdienten Leute
Die zwey Aquilier 15 zur Richtschnur treuer Pflicht /
Zum Beyspiel unsers Thuns / von denen keiner nicht
Umbs Leben looßen wil. Der Sohn reckt seinen Nacken
Dem Beile lieber hin / und läßt den Kopf abhacken /
Eh er fürs Keysers Gnad ein Looß erkiesen wil;
Der Vater aber kürtzt ihm selbst sein Lebens-Ziel.
Zerfleischt uns denn der Feind nicht Hertzen / Haupt und Glieder?
Sind mehr als Ketten dar / die doch von uns ein jeder
Muß tragen / der sich giebt? wenn hat ein hoher Geist
Auch an den Feinden nicht die Tugend werth gepreist?
Der Keyser wird auf die / die sich noch hertzhafft rächen /
Da das Gelücke stürtzt / gelinder Urtheil sprechen /
Als die die Zagheit fällt. Man tödtet Gems' und Reh /
Wenn der besiegte Löw nicht fühlet Schmach und Weh.
Durch Kleinmuth ist Pompej ins Sklaven Mord-Hand kommen /
Die hat dem Lepidus die Freyheit weggenommen /
Ihn in Circæ gesperrt. 16 Hingegen hat der Feind
Dem Sossius 17 / der es so treu mit uns gemeint /
Der so behertzt sein Schwerdt hat wider ihn gezücket /
Als gleich das Unglück ihn in Cæsars Garn gerücket /
Nicht einst ein Haar gekrümmt. Denn Tugenden klebt an
Ein Ansehn: daß kein Feind sie nicht beschimpfen kan /
Der edle Regung fühlt.
CÆLIUS.
Ich rühme dein Beginnen;
Wo nicht durch lindern Wind der Port ist zu gewinnen.
Denn setzt der Artzt mit Fug Pfrim / Säg und Messer an /
Wenn Oel und Balsam nicht das Brandmal heilen kan.
[28] Man muß / wenn sonst nichts hilft / es auf die Spitze setzen;
Doch nicht / was zweifelhaft / bald für verlohren schätzen.
Kein Schiffer bohret selbst sein strandend Schiff in Grund.
Ein Gran Verwegenheit ist unter ein gantz Pfund
Der Klugheit schon genung. Vernunft ist das Gewichte
Der Stärck und der Gefahr; und Heil der Vorsicht Früchte;
Wenn Kühnheit Kopf und Hals durch eigne Schuld abstürtzt.
Zu dem sol niemand seyn durch unsern Ruhm verkürtzt /
Umb unser Eitelkeit das Reich nicht Schifbruch leiden;
Eh sol man für sein Heil ihm selbst den Kopf abschneiden.
Zwar / wenn Anton nebst uns durch Heer und Lager dringt /
Und des Canopus Sand mit unserm Blutte tingt /
Blühn aus dem Saamen uns die güldnen Ehren-Lilgen /
Die nicht die Zeit / nicht Rom / auch kein August wird tilgen /
Es bleibt uns insgesamt der Purper unsers Blutts
Zur Sieges-Fahne stehn. Was aber kriegt für Gutts
Dis arme Land hiervon?
ARCHIBIUS.
Die Julier zu Göttern /
Die Livie zur Frau. Ach GOtt! von was für Wettern /
Von was für Donnern wird Cleopatra verletzt /
Wenn man Egyptens Heil so auf die Spitze setzt!
Den Fürsten prüft Verstand / die Wunden den Soldaten.
Mit unserm Ruhme wird der Nachwelt nicht gerathen /
Die ewig dienen sol. Was thut ein Schiffer nicht
Wenn ihm das Meer den Kiel / der Sturm den Baum zerbricht?
Er läst die Segel falln / haut Thau' und Mast in Stücke /
Senckt Bley und Ancker ein. Man muß das Ungelücke
Besänften mit Gedult / das man nicht pochen kan.
JUNIUS.
Wo zielt der Einwurf hin?
ARCHIBIUS.
Man bitte Cæsarn an
Egyptens halben Schatz; und ausser diesem Reiche
Die Länder / die Anton empfing in dem Vergleiche /
Den Er und Lepidus mit Cæsarn giengen ein.
ANTONIUS.
Dis / und Egypten wird ihm noch zu wenig seyn.
Wir haben ihn dreymal durch Bothschafft schon verehret / 18
Doch sonder alle Frucht. Er hat sie ja gehöret /
[29] Die Gaben nicht verschmäht; doch sonder Antwort sie
Zurücke lassen ziehn. Sol ich nun selbst sein Knie
Umbfassen als ein Knecht / und dem zu Fusse fallen /
Der / als ich Raths-Herr war / 19 kaum wuste noch zu lallen /
Der noch das Kinder-Kleid / als ich den Purper trug /
Der noch mit Tocken spielt / als ich die Feinde schlug /
Des Pöfels Oberster / der Römer Hoher-Priester 20
Und Bürgermeister ward; als mich ins Zeit-Register
Schon Mohr und Gallier / so Parth / als Griche schrieb;
Der in ein Bockshorn kroch / als ich den Brutus trieb
Und Caßius aus Rom; als ich den letzten Willen
Des Julius laaß ab / die Raserey zu stillen
Des Volckes / das sein Haus gantz auszurotten sann?
Dis leider! ist der Danck: daß ich ihn lieb gewan
Mehr als mein eigen Kind / beym Volck in Ansehn brachte /
Beym gantzen Rath ans Brett; mit ihm ein Bindnüs machte /
Ja Freund- und Schwägerschafft. Jedweder war mein Feind /
Ders mit dem Julius nicht hatte wol gemeint /
Und Cæsarn schäl sah an. Pharsalos muß mirs zeugen: 21
Daß Julius geprangt mit meinen Lorber-Zweigen;
Mein linckes Horn zerstieß Pompejens gantze Macht;
Und Cæsars flüchtig Heer hab ich zu Stande bracht.
Nichts minder mag August ja wol von Glücke sagen /
Von Thaten aber ich. Als Caßius geschlagen
Von meinem Heere ward / 22 da macht August sich kranck
Und Brutus schlug sein Horn. Ja mir gehört der Danck:
Daß Sextus nicht mehr lebt. Zwar Cæsarn selbst ergetzte
Dis so: daß er mein Bild in Eintrachts-Tempel setzte. 23
Itzt macht er selbst aus sich der Zwytracht Ebenbild /
Aus mir ein Ziel der Rach. Ich war sein Schirm und Schild;
Itzt sucht er mich und mein Gedächtnüs zu zernichten.
JUNIUS.
Der Baum des Undancks prangt mit keinen bessern Früchten /
Als Schleen. Wolthat hat des Mahsafts Eigenschafft;
Ein Gran schläfft ein und stärckt / viel hat des Giftes Krafft /
Und lescht das Licht uns aus. Geringer Dienst macht Freunde;
[30] Ein grosser / den man nicht weiß zu vergelten / Feinde.
Ja der zur Herrschafft hilfft / muß abgeschlachtet seyn.
Was bilden wir uns denn von Cæsarn guttes ein?
Dem schon Mecenas hat gerathen von Agrippen;
Er müst ihn ihm erwehln zum Eydam / oder schippen.
ASIDIUS.
So hat bey ihm Anton mehr als den Hals verwürgt.
CÆLIUS.
Für etwas bessers hat Herodes sich verbürgt. 24
JUNIUS.
Für was?
CÆLIUS.
Daß Cæsar sey geneigt sich zu vergleichen.
ANTONIUS.
Ja / wenn Cleopatren wir auf die Seiten streichen /
Egypten treten ab / das itzge Vaterland
Der Römer / die für mich bewegen Hertz und Hand;
Daß Niemand ja von Rom wo eine Zuflucht habe /
Und daß mit mir und euch die Freyheit geh zu Grabe.
ARCHIBIUS.
So wird der edle Nil mehr Blutt / als Wasser führn.
CÆLIUS.
Augustus ließ wol eh Genad und Sanftmuth spürn.
JUNIUS.
Wo?
CÆLIUS.
Zu Perusien?
JUNIUS.
Wen?
CÆLIUS.
Unsers Fürsten Bruder. 25
JUNIUS.
Er brauchte diesen Schein zu seinem Ehren-Ruder.
CÆLIUS.
Warum denn stellt' er ihn so bald auf freyen Fuß?
JUNIUS.
Weil grosse Vogel man mit kleinen kirren muß.
CÆLIUS.
War Lucius Anton für so gar klein zu halten.
JUNIUS.
Das Römsche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.
CÆLIUS.
Warum stürtzt er denn nicht den Lepidus durchs Schwerdt?
JUNIUS.
Sein mehr als knechtisch Geist war keiner Schwerdter werth.
CÆLIUS.
Er hat dem Decius den Vater-Mord vergessen. 26
JUNIUS.
Es läst sich Fürst Anton nach keiner Richtschnur mässen.
CÆLIUS.
Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?
JUNIUS.
Dis: daß Anton ihm mehr als Brutus schaden kan.
CÆLIUS.
Sol Rachgier mindern Grimm / als Staatssucht mit sich bringen?
JUNIUS.
Er ließ auch Brutus Kopf für Cæsars Bildnüs springen. 27
CÆLIUS.
Uns fleckt kein Vater-Mord.
JUNIUS.
Noch der Peruser Schaar 28
Die er geschlachtet hat aufs Julius Altar.
CÆLIUS.
Sie hatten gleichwol sich am Keyser hoch verbrochen.
JUNIUS.
Wie Gallius? dem er die Augen ausgestochen? 29
CÆLIUS.
Warum bracht er sich selbst in mördlichen Verdacht?
JUNIUS.
Ein unbedachtsam Wort hat Afern umgebracht. 30
[31]
CÆLIUS.
Gieng Scaurus nicht frey aus / 31 der ihn so sehr beleidigt?
JUNIUS.
Weil seine Mutter ihn die Mucia vertheidigt /
Die weiland liebes Kind bey seinem Vater war.
CÆLIUS.
Schont er des Sextus denn / den Mucia gebahr?
ANTONIUS.
Der Sextus fiel durch mich.
JUNIUS.
Weil Cæsar es verlangte /
Und über diesen Fall mit Ritter-Spielen prangte.
Kam Curions sein Kopf / 32 ob schon sein Vater war
Des ersten Keysers Hertz / nicht auf sein Rach-Altar?
CANIDIUS.
Gesetzt: daß Cæsar nichts als Mord im Schilde führte;
Daß kein Gedächtnüs ihn der alten Freundschafft rührte;
Daß Cæsar sein Gelück und Herrschafft / Heil und Hauß
Zu bauen willens wär auf dein- und unsern Grauß;
So muß man gleichwol sich des Unglücks zu entlasten
Kein Mittel nicht verschmehn.
CÆLIUS.
Den Feind mehr anzutasten
Durch Ausfalln für die Stadt ist unser Arm zu schwach.
JUNIUS.
Was sol man anders thun?
CÆLIUS.
Man seh der Zeit was nach.
Die schön und grosse Stadt ist nicht bald zu gewinnen. 33
Aus unsern Sternen wird auch nicht stets Unheil rinnen.
In einer kleinen Frist steckt oft ein groß Gewien.
Sie macht die Mispeln reif; die Feigen keck und kühn.
Die Uberwundenen oft gar zu Uberwindern.
Ein schlechter Zufall kan oft grösten Nothstand mindern.
JUNIUS.
Die Hofnung ist umsonst / der Feind liegt uns am Port.
CÆLIUS.
Als Schiff und Hofnung weg / schwam Julius noch fort. 34
CANIDIUS.
Numantia verfiel durch Hofnung ins Verterben.
CÆLIUS.
Wer tödtet heute sich / der morgen erst sol sterben?
JUNIUS.
Die Zeit vermehrt das Weh / ein ferner Lauf den Strom.
CÆLIUS.
Das Capitol erhielt das schon verlohrne Rom.
JUNIUS.
Als vom Camillus ward des Feindes Heer geschlagen.
CÆLIUS.
Doch muste Manlius vor manchen Sturm vertragen.
ASIDIUS.
Wo käm Egyptenland itzt ein Camillus her?
CÆLIUS.
Camillus kam dort auch nichts minder ungefähr.
ASIDIUS.
Von Unglückseeligen schätzt ieder sich beleidigt.
CÆLIUS.
Ward von Verjagten doch Rom und Athen vertheidigt.
[32]
ASIDIUS.
Weil sie ihr Vaterland noch hatten hertzlich lieb.
CÆLIUS.
In fremden Seelen macht das Elend gleichen Trieb.
Mitleiden regt so gar den Feind uns beyzustehen;
Weil er bey fremden Fall erst in sich pflegt zu gehen /
Die Schwäche seiner Macht nach eigner Ohnmacht mißt /
Der sich sonst selbst nicht kennt / ja Glück und Gott vergißt.
JUNIUS.
Der steht auf Eiß / der sich auf fremde Hülffe stützet.
CÆLIUS.
Nicht / wenn dem Helffenden die Hülffe selber nützet.
JUNIUS.
Wem ist etwas gedient mit unserm Stand und Heil?
CÆLIUS.
Der Parth und Araber hat an Egypten Theil.
JUNIUS.
So Parth / als Araber kennt schon der Römer Klauen.
CÆLIUS.
Rom ihr' auch; und man muß auch auf die Mohren schauen.
JUNIUS.
Ach leider! sol ein Mohr Egyptens Schutzherr sein?
CÆLIUS.
Trieb Hannibal der Mohr nicht Rom in Rom hinein?
JUNIUS.
Rom war zur selben Zeit noch nicht recht Rom zu nennen.
CÆLIUS.
Mehr! weil die Römer Rom durch Bürger-Krieg itzt trennen.
JUNIUS.
Nun aber fällt gantz Rom ja Cæsarn wieder bey.
CÆLIUS.
Nicht glaube: daß halb Rom Octavianisch sey.
JUNIUS.
Wenn nur die Häupter weg muß sich der Pöfel geben.
CÆLIUS.
Versichert: daß in Rom noch tausend Brutus leben.
JUNIUS.
Sie sind an Zungen lahm; wie solln sie Dolch' ausziehn?
CÆLIUS.
Wer vor mit Worten schreckt / ist selten keck und kühn.
JUNIUS.
Man hilft die Fallenden nicht retten / sondern dämpfen.
ARCHIBIUS.
So wird für unser Stadt noch Stern und Himmel kämpfen.
Denn wenn der Welt ihr Aug im Löwen nur wird stehn / 35
Wird unsers Feindes Glück auch wol den Krebsgang gehn /
Und Alexandria nicht wenig seyn gebessert /
Weil der geschwellte Nil alsdenn die Felder wässert; 36
Daß / wo itzt Saate wächst und fette Lämmer gehn /
Man sieht den kreischen Jäscht der toben Wellen stehn.
Dis zwingt den Keyser denn sein Läger aufzuheben /
Und wir bekommen Luft / bis uns die Götter geben
Ein Ende dieser Noth.
JUNIUS.
Wo man für diese Glutt
Nicht beßre Kühlung weiß / so ist der Rath nicht gutt.
Hat Alexander nicht das wüste Meer getämmet / 37
[33] Thürm in die Flutt gelegt / der Wellen Zorn gehemmet?
Die See lied Schifbruch selbst / als sie das Heer verdrang /
Und dieser Blitz der Welt das stoltze Tyrus zwang.
Hat Cæsar nicht besiegt den Ocean der Britten /
Den tieffen Rhein bepfält / oft schwimmende gestritten /
Die Veneter gezähmt / die keines Pferdes Fuß
Kein Mast vorher betrat? des Ibers strengen Fluß
In fremdes Ufer bracht / dem Nilus Gräntzen funden;
Ja diese grosse Stadt selbst sieghafft überwunden?
Hat auch Agrippa nicht / der täglich seinen Witz
Auf unser Unheil schärfft / in Cumens Felsen Ritz' 38
Und Hafen eingesenckt? was lassen wir uns träumen:
Augustus werde nicht des Nilus Austritt zäumen /
Des Lägers Tämm' erhöhn / die Graben sencken ein;
Zumal die Römer ja zu Wasser Meister seyn?
ARCHIBIUS.
Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil 39 gefället /
Als der erzürnte Strom die Wellen aufgeschwellet /
Ob ihm schon Attalus mit Schiffen dienstbar war.
JUNIUS.
Perdiccas und August sind kein vergleichlich Paar.
CÆLIUS.
Man gäbe dis auch nach: daß uns der Strom nicht rette;
Das Glücke / das itzt scheint / geht Morgen oft zu Bette.
Wir haben durch Geduld zum Vorteil so viel Zeit /
Die alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid
Des Keysers Römisch Blutt der Bürger hat gesogen;
So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen /
Die für dem Keyser zwar mit sanfter Zunge spieln;
Alleine durch sein Blutt wolln ihre Rache kühln.
Rom hat auf den Octav nicht minder Dolchen fertig /
Als auf den Julius. Man sey der Zeit gewärtig /
Ob sie uns stürtzen kan. Oft dreuen Wolcken viel /
Die leer von Keilen sind; Verhängnüs / Zeit und Nil
Kan alles kehren umb. Laßt übers Jahr uns sterben /
Wir können itzt nicht mehr als künftig Ruhm erwerben /
[34] Nur Morgen einen Hals wie heute büssen ein;
Weil Menschen nicht zweymal zu sterben fähig sein.
ARCHIBIUS.
Wenn Tacht und Oel entgeht den lodernd-hellen Flammen /
So zeucht der letzte Strahl die gantze Glutt zusammen;
Wenn sich der Sonne Rad senckt in die düstre See /
So sieht man: daß sie erst mit Blutte niedergeh;
Wenn Seele / Sinn und Geist aus Marck und Adern stertzen /
So fängt der Tod erst an zu kämpfen mit dem Hertzen;
So mag / wenn Stadt und Reich mehr keinen Athem hat /
Die Sonne dieses Reichs / das Hertze dieser Stadt
Der grosse Fürst Anton mit letzten Tugend-Strahlen
Der Freyheit einen Sarch / ihm sein Begräbnüs mahlen.
CANIDIUS.
Wolln wir uns in die Stadt wie Weiber schlüssen ein /
Wird unser Untergang stracks für der Thüre sein.
So Bürger als Soldat wird Hertz und Muth verlieren /
Die Trägheit viel in Furcht / die Furcht zum Meineyd führen /
Der schlaue Keyser uns durch Hunger reiben auf /
Verschütten Thor und Pfort.
ANTONIUS.
Man lasse nur den Lauf
Den Waffen und der Zeit. August ist unerbittlich /
Und also säet der ins Meer / der etwas güttlich
Bey ihm zu finden hofft. Wil er doch nicht gestehn:
Daß ich verbleiben mag ein Bürger zu Athen. 40
So muß man in der Stadt auch nicht als Todte wohnen.
Ihr Helden werdet nicht des frechen Feindes schonen.
Beweißt: daß euch die Noth / wie Feuer Gold bewehrt.
Sinnt auf Erfindung auch / wie Heer und Volck erfährt:
Rom habe selber sich aufs Keysers Hals verschworen /
Phraates schick uns Volck / und Juba seine Mohren /
Es hab halb Africa den Harnisch angelegt /
Der stoltze Rhein den Schaum für unser Heil bewegt.
Stracks bringe Cælius die Kriegs-Flott in die Waffen /
Canidius das Heer. Wir wolln nicht länger schlaffen /
Nicht einsam mehr der Schlacht vom Pharos schauen zu:
[35] Nein / an die Spitz uns stelln / 41 und uns durch Sieg in Ruh
Versetzen / oder doch nicht ungerochen sterben /
Und mir ein Ehren-Fahn aus meinen Blutte färben.
CANIDIUS.
Ich lobe diesen Schluß. Ich wil den Feind falln an /
Und fechten / weil ich nur noch Athem holen kan.
Ich aber und kein Mensch kan nicht geschehen lassen /
Wo wir's gemeine Heil nicht euserst wollen hassen:
Daß unser Haupt / Anton / sich selbst stürtz in Gefahr.
CÆLIUS.
Sols ja geschlagen seyn / sind unsre Armen dar.
ANTONIUS.
Ein Heer ist halb beseelt / das nicht der Fürst selbst führet.
JUNIUS.
Ein Heer vollkommen todt / wenn es sein Haupt verlieret.
ANTONIUS.
Ich wil / wo ihr vergeht / mit euch begraben seyn.
CANIDIUS.
Anton hat mehrmals Sieg durch uns geerndtet ein.
Was hat nicht Sossius in Syrien verrichtet? 42
Hat nicht Ventidius der Parthen Macht vernichtet /
Durch deiner Waffen Glück / und meine treue Hand /
Zwangstu Albanien und der Iberer Land /
Drangst bis zum Cyrus fort / ins Caucasus Gefilde.
ANTYLLUS.
Ich wil zu Felde ziehn. Denn Söhne sollen Schilde
Bejahrter Väter seyn.
CÆSAR.
Und meine treue Brust
Der werthen Mutter Schirm.
ANTONIUS.
Wenn eines Reichs Verlust
Schon auf der Spitze steht / so muß ein Fürst selbst kämpfen.
ASIDIUS.
So wird die Furcht für ihn stets unsern Eyfer dämpfen.
ARCHIBIUS.
Cleopatra wird selbst verzweifelnde vergehn.
ANTONIUS.
Es ist der letzte Sturm / den ich hab auszustehn.
CANIDIUS.
Es lasse sich der Fürst durch unsre Thränen beugen.
ANTONIUS.
So machts: daß Zeit und Sieg von euren Thaten zeugen.

Antonius. Cleopatra. Cæsarion. Ein Hauptmann.
CLEOPATRA.
Mein Fürst! mein Haupt! mein Hertz!
ANTONIUS.
Mein Schatz! mein süsses Licht!
Wie! daß das Thränen-Saltz aus ihren Augen bricht?
Wie / daß sich Hertz und Brust mit holen Seufzern kühlen?
Wie / daß die Brüste so mit kurtzem Athem spielen?
Was wird durch diese Wolck uns für ein Blitz gebracht?
[36]
CLEOPATRA.
Mein Trost / mein Auffenthalt / als nach durchküster Nacht
Die Sonn aus Thetis Bett / ich aus des Fürsten Armen
Die satten Glider hob / fiel ich / umb das Erbarmen
Der Götter über uns zu suchen / fürs Altar /
Wo man dem Apis reicht die heilgen Opffer dar.
Der / ob er gleich vom Blitz ward wunderlich gezeuget / 43
Und weil er feurig scheint / zu Flammen ist geneiget /
Durch seinen Athem bließ den Brand des Weyrauchs aus;
Umb uns zu deuten an: daß unser Reich in Grauß
Und Asche solte falln; die neun und zwantzig Zeichen / 44
Wormit dis heilge Thier dem Monden pflegt zu gleichen /
Verschwanden sichtbarlich. Was sonst an ihm ist weiß /
Schien schwartz; das Schwartze Schnee. Sein Leib trof voller Schweiß. 45
Ich reicht andächtig ihm Egyptens beste Früchte;
Sein Maul verschmehte mich / 46 sein Fuß trat sie zu nichte.
Mir brach der Angst-Schweis aus; aus seinen Augen fieln
Die milden Thränen ihm; bis er nach grausem Brülln
Sich selbst in Priester-Brunn so blind als rasend stürtzte. 47
ANTONIUS.
Vielleicht / weil jener Arm nicht's Leben ihn verkürtzte
Nach des Gesetzes Heisch.
CLEOPATRA.
Es war noch nicht ein Jahr /
Daß er vom Ochsen erst zum Gotte worden war /
Und des Osiris Seel in seine Haut gefahren. 48
ANTONIUS.
So laßt kein Opfer uns für andre Götter sparen;
Serapis werd hinfort verehret Tag und Nacht /
Den Ptolome hieher von Sinope gebracht; 49
Und seines Stammes Fall Gottsfürchtig hat vermieden.
CÆSARION.
Ich bin noch trauriger von diesem weg geschieden.
Denn sein dreyköpficht Bild / das / wenn die Sonn aufgeht /
Sie auf die Lippen küßt / 50 das von sich selbst aufsteht;
Und schwebend in der Luft sich nähert frommen Hertzen;
Wiech hinter sich für mir / und bließ die heilgen Kertzen /
Die ich von ewger Glutt des grossen Mycerin
Hatt angezündet / 51 aus. Mit einem Wortt: es schien
Serapis mir zu sein ein Hund / ein Wolf / ein Leue /
Der Bieß / Zerfleischung / Tod und Untergang uns dreue.
ANTONIUS.
Es ist der Götter Arth / durch Blitz und Donner-Knall
Die Sichern zu bekehrn.
CLEOPATRA.
Ach leider! Knall und Fall
[37] Schwebt über Hals und Kopf jedwedem / dem's Verhängnüs
Mit solchen Zeichen dreut. Das schreckliche Bedrängnüs
Der Römer / unsre Noth / die der Verlust der Schlacht
Uns hat der Götter Zorn bey Actium gebracht /
Ward uns nichts minder kund durch solche Wunder-Zeichen /
Wir sahen hochbestürtzt Egyptens Götter weichen. 52
Die Schwalben nisteten aufs Haupt-Schiff 53 und Gezelt /
Und unser beider Bild ward zu Athen erschellt
Vom Blitze; Milch und Blutt sah man aus Wachse flüssen.
ANTONIUS.
Aus ieder Eitelkeit läßt sich leicht etwas schlüssen
Wenn schon der Ausschlag klar.
CÆSARION.
Wo alles stimmet ein /
Kan's Urtheil nicht gantz falsch / das Zeichen eitel sein.
Denn alle Götter sind bemüht uns zu vertilgen /
Osirens dreyfach Bild ließ seine güldne Lilgen
Von seinem Haupte falln. 54 Der ewig helle Brand
Lasch in den Händen aus. Das Bild der Isis stand
Bestürtzt / wie da Osir vom Typhon ward zerrissen; 55
So daß zur Unzeit auch die Hohen-Prister liessen
Das grosse Trauren aus. Es deckt' ein schwartzes Tuch
Den güldnen Ochsen zu. Man streute Schmach und Fluch
Auf Typhons Esels-Bild / und stürtzt' es von den Zinnen
Des Tempels in das Meer.
ANTONIUS.
Ach! wolte Gott! die Sinnen
Des Leibes tödteten nicht Muth und Rath in dir!
Denn Typhon ist das Fleisch / und die Vernunft Osir; 56
Was Viehisch in uns ist / ermordet Seel und Leben!
Welch Isis aber kan uns beides wieder geben /
Wenn du / O Isis! Hertz und Hofnung büssest ein?
Und welch Anubis wird mehr mein Beschirmer sein; 57
Wenn Alexandria für Kleinmuth wil verzagen?
CÆSAR.
Wer kan solch schrecklich Ding ihm aus den Sinnen schlagen?
Wer keinen Menschen scheut / der bebt doch / wenn GOtt schlägt /
Wann Luft und Himmel blitzt / der Abgrund selbst sich regt.
Auch ich sah auf der Burg der Todten Geister irren /
Den Crocodil bethränt / 58 die heilgen Schlangen girren / 59
Als ein gantz frembder Drach in Isis Tempel kam /
Und zwischen Dampf und Rauch mit Zischen Abschied nam.
[38] Der hochgeweihte Fisch 60 verlohr die Silber-Schopffen /
Die nie bewölckte Luft / aus der kein Wasser-Tropffen
Nie raan / zerfloß in Blutt. Es kam kein süsser Thon
Aus Memnons Marmel-Seul / 61 ob Titans Fackel schon
Auf dieses Wunder-Bild die glüend-heissen Strahlen
Mit tausend Funcken warff. Die rundgeperlten Schalen
Wormit die Pristerschaft den durch unschuldig Blutt
Entweihten Nil versöhnt / 62 zersprangen in der Flutt /
Als der sonst sanfte Fluß mit ungeheurem Schäumen
An dem durchbohrten Rand und ausgerißnen Bäumen /
Den grausen Zorn ausliß / Uns aber sagte wahr:
Egyptens Untergang / und Ende sey nun dar.
ANTONIUS.
Laßt uns versöhnen Gott bey solchen Dräuungs-Wettern.
CLEOPATRA.
Die Opffer werden ja verschmäht von unsern Göttern.
ANTONIUS.
Die Andacht ist ein Blitz / der durch die Wolcken bricht.
CLEOPATRA.
Ach! das Verhängnüß beugt sich durch die Andacht nicht.
ANTONIUS.
Die Götter wollen mehr als einmal sein gebethen.
CLEOPATRA.
Gott hört den nicht / den er wil in den Abgrund treten.
ANTONIUS.
Furcht kehrt ein zitternd Laub in einen Donnerschlag.
CLEOPATRA.
Ach! daß bey solchem Sturm er ichtwas hoffen mag!
ANTONIUS.
Der Himmel / der uns oft erlößt hat / heists uns hoffen.
CLEOPATRA.
Wer offtmals wird gefehlt / wird endlich doch getroffen.
ANTONIUS.
Gott heilet Angst durch Angst / wie Aertzte Gifft durch Gifft.
CLEOPATRA.
Ach! daß der lichte Blitz denn nur die Cedern trifft!
ANTONIUS.
Es treffe Fall und Blitz den Gipffel unser Ehren;
Nichts wird den edlen Kern der Tugend uns versehren.
Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff ihn weg!
Es brennt das Ungelück uns keinen Ehren-Fleck.
Gedult und Hoffnung ist die Salbe dieses Brandes.
Mein Schatz Sie nehm in acht die Würden ihres Standes /
Und faß im tiefsten Fall ihr diesen Muth in Sinn:
Sie sterb Egyptenlands gebohrne Königin.
So steht und fällt Anton. Oft zeucht das Ungelücke
Das schon gezückte Beil von Hals und Kopff zurücke /
[39] Wenn es die Tugend siht mit starren Augen an:
Daß sie mehr / als sie drückt / behertzt erdulden kan.

Antyllus. Antonius. Cleopatra. Cæsarion. Sertorius. Archibius.
ANTYLLUS.
Es geht ein Stern uns auf aufs euserst uns zu retten.
CLEOPATRA.
Das Unglück fesselt uns ja rings ümbher mit Ketten /
Und das Verhängnüs lescht so gar der Hofnung Licht
Mit schwartzen Finger aus.
ANTYLLUS.
Wenn Rath und Macht gebricht /
So nähert uns sich GOtt mit seiner fernen Hülffe /
Der oft Geschooß aus Rohr und Brücken macht aus Schilffe /
Ja in der andern Welt uns Hauß und Hafen schafft.
ANTONIUS.
Sags / lieber Sohn / wer hat zu helffen Sinn und Kraft.
ANTYLLUS.
Ich hatte diesen Tag den Hafen zu bewahren;
An dessen lincken Mund ein Jagt-Schiff kam gefahren /
Bey erster Dämmerung. So bald er ward ersehn
Ließ er fürs Römsche Fahn Egyptens Flacke wehn.
Bey seiner Ankunft bath ein Ritter ihn zu hören /
Der uns zu unserm Heil ein Mittel wolte lehren.
Ich hab ins Vorgemach ihn selbst hieher gestellt;
Weil er sein Werck geheim / eilfert- und wichtig hält.
ANTONIUS.
Wir wollen ihn zu hörn die minste Zeit verlieren.
Antyllus mag ihn selbst in dieses Zimmer führen.
Cleopatra gönn ihm nur neben mir ihr Ohr.
SERTORIUS.
Mein Nahme / grosser Fürst / und Fürstin / ist Sertor.
Ich komm aus Spanien / wo diese / die Rom hassen /
Mich zum Gedächtnüsse so haben nennen lassen /
Und den Sertor noch itzt als einen halben Gott
Und ihren Schutz-Geist ehrn. Es hat zwar seine Noth
Hesperien / doch auch zugleiche dis erfahren /
Die Seele des Sertor sey in Anton gefahren.
Augustens Grausamkeit thut allen Völckern weh /
Die dort der Durius und der Cantabrer See
Bis an Iber umbströmt. Numantia erhärtet:
Daß sich mit uns durchaus kein Römisch Joch gefärtet.
Weil wir nun lieber Asch / als ohne Freyheit sind;
[40] Rom aber aller Welt zur Knechtschafft Netze spinnt /
Hat halb Iberien die Waffen schon ergriffen / 63
Und wider diesen Wolf so Zorn als Stahl geschliffen.
Der Gallus steht in Noth den Tagus zu verwahrn.
Für unsern Schiffen darf kein Römisch Segel fahrn
Umbs heiige Vorgebürg. Und die hertzhafften Schwaben /
Die manchen Streich bereit versetzt den Römern haben /
Verbinden sich mit uns / und stehn den Trierern bey;
Mühn sich gantz Gallien zu machen franck und frey /
Egypten-Lande Luft. Wo aber dis zu retten
Hier mehr kein Mittel ist; so wart Anton der Ketten
Des Keysers doch nicht ab. Hesperien sagt zu
Fürs Kriegs-Haupt ihn zu ehrn / und bey erlangter Ruh
Für seinen Vater ihn und König anzunehmen /
Der Himmel scheint sich selbst dem Wunsche zu bekwämen /
Den dir mein Vaterland durch mich eröfnen läßt.
Denn diesen Mittag hat ein ungestümer West
Die Flotte / welche ward versammlet von Agrippen /
Zerstreut / verjagt / ja theils zerschmettert auf den Klippen.
Man brauche Glück und Wind / mit wenig Schiffen kan
Anton in Spanien gantz sicher lenden an! 64
Wo dir dein Glücke mehr wird als am Nil bekleiben;
Hier sind Hesperiens an dich gestellte Schreiben /
Die dis mein Wort bewehrn. Es ist nur Thorheit / stehn /
Wo das Verhängnüs uns heißt andrer Wege gehn.
ANTONIUS.
Ich bin Hesperien und dir sehr hoch verbunden /
Schmertzt euch mein Unglücks-Stand; so fühl ich eure Wunden.
Ich nehme danckbar an / was mir Sertor bringt bey;
Wir wolln nur wenig Zeit / was zu entschlüssen sey /
Erwegen / und mein Freund / aufrichtig dir entdecken.
CLEOPATRA.
Was wird der Himmel noch für Schwantz-Gestirne hecken /
Die Zeit für Glück auf uns?
ANTONIUS.
Sie dencke diese Nacht /
Mein Augen-Trost / dem nach / was uns wird angebracht.
ARCHIBIUS.
Mein Fürst!
CLEOPATRA.
Ach Gott!
ANTONIUS.
Was ists?
ARCHIBIUS.
August sucht für Gesandten
[41] Geleits-Brief und Verhör.
ANTONIUS.
Mein Hauptmann der Trabanten
Empfange / die er schickt. Gib du / was er begehrt.
Die Botschafft werd aufs Schloß mit höchster Pracht gewehrt.
Rufft den geheimen Rath in innern Saal zusammen.

Der Schauplatz bildet ab den geheimen Verhör-Saal.
Proculejus. Antonius. Junius. Canidius. Cælius.
PROCULEJUS.
Die Nachwelt / grosser Held / wird ewig uns verdammen:
Daß das so grosse Rom 65 / das nie kein Feind verletzt /
Ihm selbst die Kling an Hals / den Dolch ans Hertze sätzt.
Verzagte Porsena für eines Römers Tugend / 66
Erlag der Spartacus 67 durch die behertzte Jugend /
Fiel Hannibals Gewalt durch unsrer Eltern Arm /
Darumb: daß Rom ihm selbst den Dolch stoß in den Darm?
Das Capitol ward nie von Galliern bestritten;
Jüngst hats vom Sylla selbst 68 den Schiffbruch erst erlitten /
Wer zweifelt / daß ein Kind die Mutter selber frist;
Der schau des Marius / deß Cinna böse List
Und wildes Wütten an. Den grimmen Catilinen
Muß warmes Menschen-Blutt 69 für Wein von Chios dienen /
Das die verfluchte Schaar zu stärcken ihren Band
Zu stürtzen in den Grund ihr güldnes Vaterland
Aus Berg-Kristallen trinckt. Es bleib anitzt vergessen:
Was des Pompejus Brand für Römer hat gefrässen;
Wie viel der jüngste Krieg hat Bürger-Blutt verzehrt /
Seitdem Antonius das rach-begierge Schwerdt
Auf den August gezückt. Und / ob die Freundschafts-Wunden
Zwar minder / als ein Glas / stets haben Pflaster funden;
So trägt ihm doch August Vertrag und Frieden an.
Weil Er diß bluttge Spiel nicht ferner schauen kan.
ANTONIUS.
Der Himmel geb es nach! ihr Götter lasts geschehen!
Daß Rom sich ohne Blutt / Uns ohne Zanck mag sehen!
Daß einmal dem August der Völcker herbes Weh /
[42] Das Blutt-Bad unsrer Stadt einst recht zu Hertzen geh;
Daß er deß Reiches Fall / der Länder Brand erwege
An Eyd und Bündnüs denck. Octavianus lege
Die Schuld ja nur auf mich! es weiß es Gott und Welt:
Daß Rom nicht vom Anton / nein / durch den Keyser fällt.
Wieviel hat Lepidus ihm nicht mit Glimpf enthangen?
Mein Brief hat Stahl und Blutt zur Antworts-Schrifft empfangen /
Wie / daß man / eh ich todt / mein Testament erbricht? 70
Jedoch / die Unschuld darf der Nebel-Kappen nicht.
Augustus hat den Stahl auf unsre Brust geschliffen /
Eh ich für unser Heil Papier und Tint ergriffen;
Man hat das Völcker-Recht vergässen gegen mich /
Den Krieg nicht angesagt / bis daß ich Schwerd und Strich
Auf meiner Haut empfand. Doch weil ich ihn von Hertzen
Lieb hatte / zwang ich mich dis Unrecht zu verschmertzen.
Ich liefert ohne Geld 71 ihm alle Rathsherrn aus /
Die iemals sich verschworn auf Cæsarn und sein Hauß /
Für andern den Turull auch bey den Krieges-Zeiten.
Mein Sohn Antyllus zoch mit grossen Kostbarkeiten /
Nachdem zum zweytenmal ihn meine Bottschaft nicht
Zu miltern mächtig war / zum Keyser / ihm ein Licht
Von meiner Redligkeit und Freundschafft anzuzünden;
Der zwar sein Gold / nicht ihm Verhör und Gunst ließ finden.
Er rieth Cleopatren zu tödten mich durch Gift.
Hier zeugts des Thyrsus Hand / des Keysers eigne Schrifft.
Allein ich wils verdeun / und mehrers noch verschweigen /
Ja mich vergeßlicher / als eine Heydechs zeigen
Umb nicht die Ruh zu störn. Man nimmt mit beider Hand
Den Friedens-Vorschlag an. Schlag uns für diesen Brand
Ein dienlich Mittel vor.
PROCULEJUS.
Diß wird August euch gönnen:
Wie aber wird der Artzt sie angewehren können /
Indem der Krancke nichts von Kranckheit wissen wil?
[43]
ANTONIUS.
Mit was beleidigen wir euer Ohr zu viel?
PROCULEJUS.
Mit dem: daß Cæsar sol des Krieges Uhrsprung heissen.
ANTONIUS.
Bleicht / wascht den braunen Mohr / er wird nicht schöner gleissen.
PROCULEJUS.
Anton zwang selber uns so Krieg als Noth-Wehr ab.
ANTONIUS.
Erzählt / mit was er euch so hefftig Uhrsach gab.
PROCULEJUS.
Anton ließ / die August begnadigt hatt / ermorden.
ANTONIUS.
Nicht einen / der nicht ihm durch Laster schuldig worden.
PROCULEJUS.
Welch Laster hat Anton auf den Pompejus bracht?
ANTONIUS.
Diß: daß mich Sextus selbst zu stürtzen 72 war bedacht.
PROCULEJUS.
Man ließ den Argwohn ihm nicht Zeit zu widerlegen.
ANTONIUS.
Man muß kein Bluttgericht auf hohe Häupter hegen.
PROCULEJUS.
Der Römsche Raths-Herr starb am Strange / wie ein Knecht.
ANTONIUS.
Verrätherey nimt weg Stand / Würden / und Geschlecht.
PROCULEJUS.
Man muß nicht auf Verdacht bald Schwerdt und Mord-Beil wetzen.
ANTONIUS.
Warum ließ mir August denn Ehren-Seulen sätzen.
PROCULEJUS.
Anton nam mehr / als ihm die Theilung zuließ / ein.
ANTONIUS.
Entdeckt es / wo wir ie zu weit gegangen sein.
PROCULEJUS.
Anton hat ja für sich Egypten eingenommen.
ANTONIUS.
Wenn ist Egyptenland auf Cæsars Drittel kommen?
PROCULEJUS.
Anton bekam es auch so wenig durch das Looß.
ANTONIUS.
Mich macht Cleopatra durch ihren Braut-Schatz groß.
PROCULEJUS.
Cleopatra verschänckt / was Römisch ist / nicht rühmlich.
ANTONIUS.
Ist denn die gantze Welt der Römer eigenthümlich?
PROCULEJUS.
Wie weit der Waffen Recht sie ihnen dienstbar macht.
ANTONIUS.
Wer hat Canopus Reich ins Römsche Joch gebracht?
PROCULEJUS.
Egyptens gantzes Reich fiel für dem Cæsar nieder.
ANTONIUS.
Wie Cæsar es gewaan / verlohr 73 es Cæsar wieder.
PROCULEJUS.
Was nam Anton nicht Rom?
ANTONIUS.
Was zwickt ich ihm groß ab?
PROCULEJUS.
Was er Cleopatren und ihren Kindern gab.
ANTONIUS.
Was war es?
PROCULEJUS.
Syrien / Cilicien / Cyrene 74
Bekam die Mutter ja / und ihre beyden Söhne
Arab-Armenien / der Med- und Parther Land.
[44]
ANTONIUS.
Dis allzumal gewaan den Feinden meine Hand
Durchs Recht der Waffen ab.
PROCULEJUS.
Doch mit der Römer Degen.
ANTONIUS.
Mit der Egypter Hülff und meines Schutz-Gotts Segen.
PROCULEJUS.
Führt er denn Krieg für sich / nicht aber für die Stadt?
ANTONIUS.
Sagt: was nicht auch August für sich behalten hat?
PROCULEJUS.
Er macht dem Weibe nichts / den Kindern nichts nicht eigen.
ANTONIUS.
Er sucht ihr's Reich / ja gar den Himmel zuzuneigen.
PROCULEJUS.
Du zohst Cleopatren Rom unser Göttin für.
ANTONIUS.
Was machte Julius nicht längst vorher aus ihr?
PROCULEJUS.
Wie mag ein solcher Held sein Fall-Brett so sehr lieben?
ANTONIUS.
Mein Glück ist / wie ihr Ruhm / ins Sternen-Buch geschrieben.
PROCULEJUS.
Ja hette nicht ihr Geist gesegelt allzu hoch.
ANTONIUS.
Es wallt in ihr das Blutt der Ptolomeer noch.
PROCULEJUS.
Kein Ptolome sann ie Rom dienstbar ihm zu machen.
ANTONIUS.
Auch sie nicht. Jedes Kind wird dieses Vorwands lachen.
PROCULEJUS.
Es gab's sein Testament / ihr Tittel an den Tag.
ANTONIUS.
Sie geben's / wenn man sie nicht redlich deuten mag.
PROCULEJUS.
Anton hat ihr zu lieb Octavien verachtet.
ANTONIUS.
Weil man uns nach dem Kopff hat durch dis Weib getrachtet.
PROCULEJUS.
Blutt-Freundschaft / Schwägerschaft trägt die nicht beßre Frücht?
ANTONIUS.
Die Stadt-sucht Tulliens 75 kennt Blutt und Vater nicht.
PROCULEJUS.
Gantz Rom strafft: daß er hat Cleopatren erwählet.
ANTONIUS.
Die Welt: daß Nerons Weib ihm schwanger ward vermählet. 76
PROCULEJUS.
August hat euch kein Leid durch Livien gethan.
ANTONIUS.
So gieng Cleopatra den Keyser auch nicht an.
PROCULEJUS.
Viel! denn es must ihr ja des Keysers Schwester weichen.
ANTONIUS.
Anton verstieß sie nur nach Römischen Gebräuchen.
PROCULEJUS.
Wer hat ein Römisch Weib ie Mohren nachgesätzt?
ANTONIUS.
Mit wieviel frembden hat sich Cæsar nicht ergätzt? 77
PROCULEJUS.
Ergätzt / alleine sie des Ehstands nie gewehret.
ANTONIUS.
August hat selbst zur Eh ein Getisch Weib begehret. 78
PROCULEJUS.
Wenn hieng August so sehr der Barbarn Liebe nach?
ANTONIUS.
Als er auch Julien dem Cotison versprach.
PROCULEJUS.
Es war ein Vorschlag nur / der nie zu Kräfften kommen.
[45]
ANTONIUS.
Hat frembde Götter doch Rom in sein Schloß genommen.
PROCULEJUS.
Aus Bett und Heiligthum verstossen keine nicht.
ANTONIUS.
August brach Clodien die ihr geschworne Pflicht. 79
PROCULEJUS.
Weil ihre Mutter ihn zu Lastern wolte treiben.
ANTONIUS.
Wie daß Scribonie nicht länger dorfte bleiben?
PROCULEJUS.
Ihr wiederspenstig Kopf rieß beyder Eh entzwey.
ANTONIUS.
Nein Liviens Gestalt / die er ihm legte bey.
PROCULEJUS.
Warum hat denn Anton Cleopatren erwehlet?
ANTONIUS.
Sie war mir eher / als Octavie vermählet. 80
PROCULEJUS.
Er widersprach ja selbst: daß er wär ihr Gemahl.
ANTONIUS.
Was ficht man viel für die / die billigt meine Wahl? 81
PROCULEJUS.
Mit was entschuldigt man denn Artabazes Ketten?
ANTONIUS.
Mit dem: daß man den Wurm / der stechen wil / muß tretten.
PROCULEJUS.
Hat Artabazes doch kein Schwerd niemals gerührt.
ANTONIUS.
Ein Kluger sieht vorher / was man im Schilde führt.
PROCULEJUS.
Verdacht befleckt oft den / der wenig böses dencket.
ANTONIUS.
Hat Artabazes nicht so Rom als mich gekräncket.
PROCULEJUS.
Was war die Ubelthat / damit er so verstieß?
ANTONIUS.
Daß er in Parthen uns alleine baden ließ. 82
PROCULEJUS.
Muß man denn Könige bald in die Fässel schlagen?
ANTONIUS.
Jugurtha muste Stahl; 83 den ließ man Silber tragen.
PROCULEJUS.
Durch andrer Fehler wird der eigne nicht verblümt.
ANTONIUS.
Was ists denn / das ihr so an dem Augustus rühmt?
PROCULEJUS.
Was ist es / das man kan an dem Augustus schälten?
ANTONIUS.
Daß Bundgenoß und Freund bey ihm zu wenig gälten.
PROCULEJUS.
Wenn hat Augustus nicht das Bündnüß steif erfüllt?
ANTONIUS.
Als er des Lepidus sein Theil für sich behielt.
PROCULEJUS.
Wer Sieg und Weinberg pflantzt / dem kommt auch Beuth und Trauben.
ANTONIUS.
Augustus solt ihn gar der Würde nicht berauben.
PROCULEJUS.
Er gieng mit dem Pompei ein heimlich Bündnüß ein. 84
ANTONIUS.
Mit Fug / dieweil er solt Augustens Sklave sein.
PROCULEJUS.
Ein Sklave der Natur muß aller Sklave bleiben.
ANTONIUS.
Man muß durch diesen Keil nur nicht auch andre treiben.
[46]
PROCULEJUS.
August hielt den Anton in allem werth und lieb.
ANTONIUS.
Nicht / als er Sextus Heer zu seinen Fahnen schrieb.
PROCULEJUS.
Daß er mit ihnen Reich und Stadt beschützen wolte.
ANTONIUS.
Daß Rom und Welschland ihm alleine dienen solte.
PROCULEJUS.
Genung! Augustus nimmt hier keinen Richter an.
ANTONIUS.
Wie / daß man dis / was recht / so sparsam hören kan?
PROCULEJUS.
Man hört Besigte nicht / den Sieger muß man hören.
ANTONIUS.
Mein Stand mag den August / was Glück und Glas sey lehren.
PROCULEJUS.
Ein Sieger gibt Gesätz'. Euch kommt das Bitten zu.
ANTONIUS.
Was schlägt August denn für zum Mittel neuer Ruh?
PROCULEJUS.
Augustus wil durch mich der Welt und Nachwelt weisen:
Daß er auf diesen Tag verdamme Stahl und Eisen /
Daß er deß Reiches Heil / die Wolfahrt des Anton /
Die Freiheit der Stadt Rom / nicht den vergällten Thron /
Nicht schwerer Zepter Gold nebst aller Menschen Fluche
Nach der besigten Welt durch seine Waffen suche.
Er legt den Augenblick die grünen Palmen hin /
Zeucht Tartsch und Harnisch auß / wo nur Anton auch Sinn
Auf Ruh und Freundschafft trägt. Es mag Anton behalten /
Wie viel das Bündnüß ihm verlihe zu verwalten /
Es bleib ihm Sirien und Colchos unterthan /
Es steck Arabien ihm süssen Weyrauch an /
Es mögen Grich und Pont / gantz Asien ihn ehren:
Es wolle nur Anton auch in der That itzt lehren:
Daß sein Gemütte nicht zu sehr Egyptisch sei.
ANTONIUS.
Augustus macht hierdurch sich alles Argwohns frei /
Pflantzt statt des Neides Gunst in aller Bürger Seelen.
Die Welt und Nachwelt wird ihm Stein und Ertzt außhölen /
Sein Bildnüs in Porphir / in Alabaster haun /
Aus Gold und Marmel ihm Gedächtnüß-Seulen baun /
Rom wird Augustens Schwell und Cæsars Schatten küssen /
Wenn er das Friden-Thor des Janus auff wird schlüssen;
Der Parthe wird ihm sein gutwillig unterthan /
Rom alle Julier in Tempeln beten an. 85
Anton wird / was August und Rom haßt / ewig hassen.
[47] Was aber sol er denn Egyptisches verlassen?
PROCULEJUS.
Egyptens gantzes Reich dem Keyser räumen ein /
Octaviens Gemahl / ein Freund des Keysers sein /
Den König Artabaz auf freie Füsse stellen.
ANTONIUS.
Ha! könt Octavius ein stränger Urtheil fällen?
PROCULEJUS.
Ist umb Egypten denn ihm alle Wolfahrt feil?
ANTONIUS.
Warumb begehrt August dis weit-entlegne Theil?
PROCULEJUS.
Weil dem die Wahl gehört / den Sieg und Palmen kräntzen.
ANTONIUS.
Er nähm ihm Länder hin / die ihm bekwämer gräntzen.
PROCULEJUS.
Der Nilus eben gräntzt dem Keyser gar bekwäm.
ANTONIUS.
Man läßt; daß er dafür gantz Griechenland ihm nähm.
PROCULEJUS.
Gantz Grichenland ist nicht Egypten zu vergleichen.
ANTONIUS.
So mag gantz Asien für ihm die Segel streichen.
PROCULEJUS.
Egypten träget mehr als Asien uns ein.
ANTONIUS.
Ihm mag der Araber mit Golde zinsbar sein.
PROCULEJUS.
Der Ost-Welt Korn-Haus bringt mehr / als viel Gold-Bergwercke.
ANTONIUS.
Wir leiden: daß der Sir' auch seine Macht verstärcke.
PROCULEJUS.
Es dient auch Sirien für den Augustus nicht.
ANTONIUS.
So nähmt mein Drittel hin / und lägt es aufs Gewicht.
PROCULEJUS.
Ein Theil des Jupiters wigt mehr / als zwey der Brüder.
ANTONIUS.
Sie legten Zanck und Zwist durch Looß und Glücks-Topf nider.
PROCULEJUS.
Des Kriges Glücks-Topff hat die Theilung hier gemacht.
ANTONIUS.
Neptun und Pluto war aufs Kriegs-Looß nicht bedacht.
PROCULEJUS.
Schild / Helm und Harnisch ist der Fürsten Wageschale.
ANTONIUS.
Was man auf Stahl gesätzt / verrostet mit dem Stahle.
PROCULEJUS.
Warumb klebt dem Anton Egypten so sehr an?
ANTONIUS.
Weil er Cleopatren nichts nicht vergeben kan.
PROCULEJUS.
Er sorgt für die / die er doch selbst muß übergeben.
ANTONIUS.
Anton kan nimmermehr von ihr gesondert leben!
PROCULEJUS.
Octavie gibt nichts Cleopatren zuvor. 86
ANTONIUS.
Cleopatra besitzt / was jene längst verlohr.
PROCULEJUS.
Was kan dem Römer an der Mohrin viel gefallen?
[48]
ANTONIUS.
Rubin deckt ihren Mund.
PROCULEJUS.
Octaviens Korallen.
ANTONIUS.
Die Glider sind aus Schnee;
PROCULEJUS.
Dort gar auß Helffenbein.
ANTONIUS.
Die Brüst auß Alabast;
PROCULEJUS.
Und dort auß Marmel-Stein.
ANTONIUS.
Ihr Sternen des Gesichtsl
PROCULEJUS.
Dort sind die Augen Sonnen.
ANTONIUS.
Hier hat die Hold den Sitz;
PROCULEJUS.
Und dort den Thron gewonnen.
ANTONIUS.
Hier strahlt der Tugend Blitz auch durch die düstre Welt;
PROCULEJUS.
Ach! daß man schimmernd Glas für Gold und Perlen hält.
Daß der gewölckte Schaum gefärbter Regenbogen
Dem Schnecken-Blutte wird deß Purpers fürgezogen!
Er fleucht dis / was ihm nützt / küßt die ihm schädlich sind /
Und schlägt sein letztes Heil mit's Keysers Heisch in Wind.
ANTONIUS.
Es sol euch Artabaz noch heute sein gewehret.
Dis aber / was August an dieses Reich begehret:
Daß ich Cleopatren sol treuloß lassen stehn /
Scheint ein unmöglich Werck und schimpflich einzugehn.
Jedoch sol diesen Tag noch Proculejus wissen /
Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heißt entschlüssen.
PROCULEJUS.
Sehr wol! allein erwegt: daß einer Frauen Hold
Nur schlipffrig Zucker sei / der Zepter aber Gold.

M. Antonius. Antyllus. Junius. Canidius. Asidius. Cælius.
ANTONIUS.
Wir schweben leider! itzt recht zwischen Thür und Angel.
Wo sind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel!
Da der / der vielen rieth / ihm nicht zu rathen weiß.
Deß Keysers sanfte Bahn ist spiegel-glattes Eiß /
Da auch ein Ancker nicht kan ohne Gleiten stehen.
Was Raths? Eh' oder Thron muß brächen und vergehen.
JUNIUS.
Der Schwefel-lichte Blitz versehrt / was nach-gibt / nicht /
Läßt weiche Pappeln stehn / wenn er den Stahl zerbricht /
Der Eichen Kern erschellt / schlägt auß den Klippen Splitter:
Also zermalmt das Glück auch steinerne Gemütter /
Wenn es ein wächsern Hertz unangefochten läßt;
Man segelt auf der See nach dem der Wind uns bläßt;
[49] Warumb läßt man nicht auch die Segel steiffer Sinnen
Beim Unglücks-Sturme falln? Anton hat zu gewinnen
Ruhm / Ehre / Freundschafft / Thron / wo er sich selbst gewinnt.
ANTONIUS.
Und alles knechtisch thut / was Cæsar an ihn sinnt?
CANIDIUS.
Es ist kein knechtisch Werck sich selber überwinden.
ANTONIUS.
Wer würde sattsam Fluch für unsre Mißtreu finden?
CÆLIUS.
Man hat im Lieben oft zu endern Fug und Recht.
ANTONIUS.
So schätzt ihr Eh und Treu und Eydschwur so gar schlecht?
JAN.
Wo die zu brechen sind / geschehs des Herrschens halben.
ANTONIUS.
Wie würde dieser Fleck nicht unsern Ruhm besalben?
CANIDIUS.
Mehr / wenn er Stul und Reich für Weib und Spindel gibt.
ANTONIUS.
Wie sehr hat Hercules nicht Omphalen gelibt? 87
CÆLIUS.
Er hat umb Omphalen kein Königreich vergeben.
ANTONIUS.
Es ist Cleopatra viel höher zu erheben.
JUNIUS.
Das schönste Weib der Welt ist keines Zepters werth.
ANTONIUS.
Wie sehr hat Julius Cleopatren begehrt?
CANIDIUS.
Zur Lust / sie aber nie ins Eh-bett aufgenommen.
ANTONIUS.
Weil seiner Heyrath Mord und Aufruhr vor sind kommen.
CÆLIUS.
Rom glaubt: sie sey gewest nur Cæsars Kurtzweil-spiel.
ANTONIUS.
Er hat sie seiner Eh versichert oft und viel.
JUNIUS.
Wer oft am meisten schreibt / gedäncket oft das minste.
ANTONIUS.
Was hatte Cæsar Noth zu brauchen falsche Dünste?
CANIDIUS.
Man mahlt Verschmähten oft geschminckte Farben für.
ANTONIUS.
Was habt ihr? daß der Neid auch tadeln kan an ihr.
CANIDIUS.
Anton / das minste nicht. Die holden Wangen lachen /
Auf denen Schnee und Glutt zusammen Hochzeit machen /
Ihr Himmlisch Antlitz ist ein Paradiß der Lust /
Der Adern blauer Türcks durchflicht die zarte Brust /
Zinober quillt aus Milch / Blutt aus den Marmel-Ballen.
Der Augen schwartze Nacht läßt tausend Blitze fallen /
Die kein behertzter Geist nicht ohne Brand empfindt.
Ihr süsser Athem ist ein ein-gebiesamt Wind.
Es kan der Schnecke nichts auf Zung und Muschel rinnen /
Das den Rubinen wird der Lippen abgewinnen.
[50] Ihr wellicht Haar entfärbt der Morgen-Röthe Licht;
Es gleicht kein Helffenbein sich ihren Glidern nicht
Und billig hat Anton dis Kleinod hochzuschätzen.
Ach aber / Thron und Krön ist warlich vorzusätzen.
Was ist der Schönheit Glantz? Ein köstlich Kleinod zwar /
Doch lißt man diese Perl auf Erden dort und dar.
Der Tiber-Strom gebiehrt vielleicht auch ihres gleichen.
ANTONIUS.
Ich kenne keine nicht / die ihr den Schatten reichen.
CANIDIUS.
Die Regenbogen sind zwar schön / doch schlechte Flutt.
ANTONIUS.
Ach! an Cleopatren ist Kern und Schale gutt.
Sie schlägt wie Telephus uns / aber süsse Wunden /
Die vom Beleidiger nur können sein verbunden.
ANTYLLUS.
Gedult / Vernunfft und Zeit schafft endlich Heil und Rath.
ANTONIUS.
Nicht / wo Vernunfft und Zeit kein Regiment mehr hat.
Die Liebe läßt ihr Reich durch Klugheit nicht verwirren;
Der Vogel siht den Leim / und läßt sich dennoch kirren /
Die Mutte schaut das Licht / in dem sie sich versängt /
Das schnelle Reh das Garn / in welchem es sich fängt /
Der Booßmann kennt die Fahrt des Ancker-losen Nachen:
Doch kann ihn Witz nicht klug / Gefahr nicht zaghafft machen:
So rennt auch / der da liebt / selbst sichtbar in die Noth.
Zwey Hafen hat man nur: gewehrt sein / oder todt.
CÆLIUS.
Wo läßt der hohe Geist sich endlich hin verleiten?
Man muß der Liebe Macht mit Ernst und Witz bestreiten.
Die Wollust-Rosen sind der Natter heimlich Hauß;
Es frist ein stinckend Wurm die güldnen Aepfel aus.
Ihr Gold ist süsses Gift; ihr Schimmer Blitz und Flammen.
Die Winde stäuben itzt das Ilium vonsammen /
Das auch ein schönes Weib hat in den Grauß gelegt.
ANTONIUS.
Der Himmel hat die Brunst / die Brunst den Fall erregt.
CÆLIUS.
Nein nein! der Himmel ließ dem Paris freien Willen.
ANTONIUS.
Was das Verhängnüß schleust muß Erd und Mensch erfüllen.
[51]
CÆLIUS.
Jedweder ist ein Schmied des Glückes / das er trägt.
ANTONIUS.
Gott / der durch Lieben hat manch Reich in Grund gelegt.
CÆLIUS.
Wie manches Troja wird durch Helenen verlohren?
ANTONIUS.
Die Flamme Trojens ward von Hecuben gebohren. 88
CÆLIUS.
Die durch der Tugend Wind gar bald zu dämpffen war.
ANTONIUS.
Wer nicht die Liebe kennt / der baut ihr kein Altar.
JUNIUS.
Und wer / was Kronen sind / versteht / nimmt sie für alles.
ANTONIUS.
Sind sie die Schwestern nicht meist eines schnellen Falles?
JUNIUS.
Stößt den kein Unfall an / der gleich nicht Purper trägt?
ANTONIUS.
Man weiß: daß Blitz und Keil meist in die Gipfel schlägt.
JUNIUS.
Wer kan die Herrligkeit der Krone sattsam rühmen?
ANTONIUS.
Glaubt: daß mehr Dörner sie als Lilgen nicht beblümen.
JUNIUS.
Die Sternen weichen selbst der Diamanten Glutt.
ANTONIUS.
Der Diamant hegt Schweiß / Rubine deuten Blutt.
JUNIUS.
Es läßt sich's Zepters Gold / des Purpers Glantz nicht schätzen.
ANTONIUS.
Bey Sack und Hirten-Stab ist oftmals mehr Ergätzen.
JUNIUS.
Für Kinder. Fürsten sind ja Götter dieser Welt.
ANTONIUS.
Doch Lieb ihr Himmelreich.
JUNIUS.
Erweg es / grosser Held /
Wieviel sein Drittel ihm Cleopatren kan geben.
ANTONIUS.
August begehrt: ich sol mit seiner Schwester leben.
ANTYLLUS.
Ihr Brautschatz / wo nicht sie / ist deiner Liebe werth.
ANTONIUS.
Weh dem! der Schlang und Molch in Schooß und Busem nehrt.
CANIDIUS.
Durch Sanftmuth lassen sich die schlimmsten Thiere zähmen.
ANTONIUS.
Sol ich das Unkraut noch mit linder Wartung sämen?
ASIDIUS.
Die macht den Panther zahm / nimmt Schlangen ihre Gifft.
ANTONIUS.
Glaubt: daß ein unhold Weib die Schlangen übertrifft.
ANTYLLUS.
Offt hat uns die ergätzt / die wir zuvor vertrieben.
ANTONIUS.
Ich kan Octavien den bösen Wurm nicht lieben.
JUNIUS.
Die Klugheit wehrt oft an für Liebe Schertz und Schein.
[52]
ANTONIUS.
Was lobet ihr mir noch für grause Laster ein?
CANIDIUS.
Man muß mit Giffte Gifft / mit Liste List vertreiben.
ANTONIUS.
Ach! wessen Dinst-Magd wird Cleopatre verbleiben?
ANTYLLUS.
August wird Königlich Geblütte nicht so schmähn.
ANTONIUS.
Rom hat viel Fürsten 89 schon in Pfahl und Stahl gesehn.
CÆLIUS.
Rom hat viel Könige / die es bezwang / belehnet.
ANTONIUS.
Rom wird durch ihre Schmach und meinen Fall versöhnet.
ASIDIUS.
Wenn Schiff und Mast versinckt / sorgt ieder nur für sich.
ANTONIUS.
Wer setzte sein Gemahl so liederlich in Stich?
CÆLIUS.
Schickt Masanissa nicht ein Gifft-Glas Sophonisben? 90
ANTONIUS.
Hingegen Piramus stirbt wegen seiner Thisben.
JUNIUS.
So grossen Herrschern kommt nicht was dem Pöfel zu.
ANTONIUS.
So räthstu: daß ich dis was Masanissa / thu?
JUNIUS.
Ich thäts.
ANTONIUS.
Ach! solt ich denn an ihr zum Hencker werden?
CANIDIUS.
Was Masanissa thät / rühmt noch der Kreiß der Erden.
ANTONIUS.
Die Porcellane wird der Gifft-Verräther sein.
ANTYLLUS.
Es darf kein Meichel-Mord den Gift-Kelch schäncken ein.
ANTONIUS.
Meinstu / die Fürstin wird dis Gifft mit Wissen nähmen?
JUNIUS.
Wo Sophonißbe nicht sol ihren Ruhm beschämen /
Die in der Sterne Gold ihr Grabmahl eingeetzt /
Als sie den Gifft-Kelch hat so freudig angesetzt /
Umb ihres Liebsten Ruhm und Zepter zu erhalten.
ANTONIUS.
Mein Lieben wird auch nicht durch ihren Todt erkalten.
CANIDIUS.
Die Zeit half: Daß Anton der Fulvie vergaß.
ANTONIUS.
Als er mit neuer Lust Cleopatrens genaß.
JUNIUS.
Es wird / wenn die schon weg / ihm doch an Lust nicht fehlen.
ANTONIUS.
Ich würde müssen mich mit's Keysers Schwester kwälen.
CANIDIUS.
Im Land ist keine nicht / die Fürsten was versagt.
ANTONIUS.
Denckt: mit was Ruhm ihr Holtz zu ihrem Feuer tragt.
ANTYLLUS.
Mit was für Ruhme sie bey Actium gefochten. 91
ANTONIUS.
Die Sieges-Kräntze sind für Weiber nicht geflochten.
CANIDIUS.
Die Heldin Fulvia hats Helden vorgethan. 92
ANTONIUS.
Den Männern steht der Helm / die Haube Weibern an.
[53]
JUNIUS.
Doch keinem Weibe frey der Treue zu vergessen.
ANTONIUS.
Wer weiß Cleopatren was böses beyzumässen?
CANIDIUS.
Das Volck mißt den Verlust Pelusiums ihr bey. 93
ANTONIUS.
Seleucus hatte Schuld an der Verrätherey.
CÆLIUS.
Sie hinderte den Feind durch Ausfall aufzuhalten. 94
ANTONIUS.
Man mißt der Vorsicht zu oft thörichte Gestalten.
ASIDIUS.
Sie machte: daß von ihm die Reuterey fiel ab. 95
ANTONIUS.
Beweiß es: daß sie ihr vorsätzlich Anlaß gab.
ANTYLLUS.
Sie schickte dem August ja Zepter / Stul und Krone.
ANTONIUS.
Was schenckt man in der Noth nicht: daß der Feind uns schone?
ANTYLLUS.
Sie eignet' ihm ihr Reich durch solche Zeichen zu.
ANTONIUS.
Der Klügste weiß oft nicht / was er in Aengsten thu.
ANTYLLUS.
Sie sorgte nur für sich / Anton blieb gantz vergessen.
ANTONIUS.
Sie konte / daß du mir das Wort sprachst / leicht ermässen /
Weil du als Botschaffter für mein selbst eigen Heil
Bey Cæsarn handeltest.
ANTYLLUS.
Ihr Wohlstand hatte Theil
An meiner Sorg und Thun. Allein ich weiß Grund-eigen:
Daß Thyrsus / der sich mir nicht einmal wolte zeigen /
Dem Keyser sagte zu: daß seine Königin
Dirs Licht zu leschen aus / und mich auch richten hin /
Wenn er Egypten-Land ihr zu beherrschen liesse.
Ja er entwarf so gar mit Cæsarn Heyraths-Schlüsse /
Weil er noch nicht verstand: daß Cæsars falsche Brunst
Egyptens Angel war / und eine Herrschungs-Kunst.
ANTONIUS.
Wo leitestu mich hin?
ANTYLLUS.
Zur Warheit und zum Heile.
ANTONIUS.
August führt sie und mich an einem Narren-Seile;
Er suchet meinen Todt / Cleopatrens ihr Reich.
Was er mir itzt trägt an / ist ein verdeckter Streich /
Ein Fallbrett / mich nur noch mit Untreu zu beflecken.
Doch wird der Himmel mir noch Hülff und Rath entdecken.

[54] Reyen.

Der Göttin des Glücks. Des Jupiters. Des Neptunus. Des Pluto. Wie auch der Himmlischen Götter / als des Mars, des Apollo, und Mercurius.
Der See-Götter / als des Proteus, des Triton, des Glaucus, denn der Höllen-Richter / des Minos, des Æacus, und Rhadamanthus.
FORTUN.
Ihr güldnen Himmels-Rosen ihr /
Die ihr mit Gold und Glutt den Himmels-Garten blümt /
Komt / werdet itzt zu Palmen mir /
Umkräntzt mein Haupt / wie sich den Siegern sonst geziehmt.
Gib / Chloris / deine Lilgen her:
Daß man mein blaues Haupt mit ihrem Silber stückt.
Ihr Nimfen / macht die Muscheln leer /
Beperlt den Hals / für dem sich Erd und Himmel bückt.
Ihr schnöden Sterblichen der Welt /
Komt baut mir Tempel auf / steckt safftgen Weyrauch an /
Weil meine Gottheit Gold und Geld /
Ruhm / Zepter / Infel / Thron und Weißheit geben kan.
Ihr Götter kommt küßt meinen Fuß /
Dem Himmel / Helle / Meer muß unterworffen sein:
Ihr wisset den Verhängnüß-Schluß:
Daß ich Saturnus Erb in euch sol theilen ein. 96
JUPITER, NEPTUN UND PLUTO.
Wir stelln uns ein / und fallen dir zu Füssen;
Um / grosse Göttin / deines Zepters Gold /
Der der Natur die Gräntzen sätzt / zu küssen.
Es tröstet sich iedweder deiner Hold.
Wir opffern dir die Demuth unsrer Hertzen.
Weil Weyrauch ja zuvor dein eigen ist.
Ihr irrdischs Volck / last die Gedancken stertzen:
Daß man sein Theil hier ungefähr erkiest.
Die Thorheit pflägt das Glücke blind zu nennen.
Was opfert ihr der / die kein Opffer siht?
Der Aber-Witz läst Oel und Ampeln brennen
Der / welcher Thun keinmal nach Gunst geschiht.
[55] Nein nein! geirrt! die Göttin theilt die Gaben
Mit Wolbedacht / meist auch nach Würden auß.
Sie hat gewust / was ich und du sol haben /
Eh Sonn und Mond umblief das Sternen-Haus.
FORTUN.
Kommt loost / ihr Götter / umb die Welt.
Dis Schürtz-Tuch hier verdeckt die Helle / Stern' / und Wellen.
Weil dieser Glücks-Topff in sich hält
Den Blitz; den Drey-Zancks-Stab; die Schlüssel zu der Hellen.
JUPITER.
Glück zu! glück zu! ach Göttin nicht entferne
Mir dein Gesicht! verleihe Glück und Heil!
Glück zu! glück zu! mein Erbtheil sind die Sterne /
Sehr wol geloost! hier ist der Donnerkeil.
NEPTUN.
Laß / Göttin / nicht mein Hoffnungs-Schiff erschellen /
Zeuch nicht von mir der Augen Leit-Stern ab!
Glück zu! glück zu! Mir kommen Meer und Wellen.
Sehr wol geschifft; hier ist der Drey-Zancks-Stab.
PLUTO.
Wie ungleich ist Saturnus Reich zerstücket!
Mir bleibet nichts / als Radamanthens Stuhl.
Jedoch nim hin! was das Verhängnüß schicket!
Hier sind die Schlüssel zu der Hellen Pful.
FORTUN.
Auf auf! betretet Reich und Thron.
Lufft / Himmel / Helle / Meer verlanget euer Licht.
Die andern Götter kommen schon
Zu schweren bey dem Styx euch Treue / Schuld / und Pflicht.
APOLLO, MARS UND MERCUR.
Beherscher deß Himmels / und König der Brüder /
Wir legen den Bogen / den Harnisch / und Stab
Für deinem gestirneten Throne darnider /
Wir treten dir Sternen und Königreich ab /
Wir ligen in Demuth dir ewig zu Füssen.
Nur lasse dein Nektar uns ewig genüssen.
TRITON, GLAUCUS UND PROTEUS.
Herscher der schäumenden Wasser-Kristallen /
Thetis verehret dir Perlen aus Schnee /
Triton die Muscheln / und Glaucus Corallen /
Proteus reicht dir die Schlüssel der See:
Lasse nur in den umbschilfften Gestaden /
Vater / uns neben den Najaden baden.
[56]
MINOS, ÆACUS UND RHADAMANTHUS.
Du grosser Fürst der unter-irrdschen Hölen /
Hier opfern dir die Richter blasser Seelen.
Schau / Minos legt den Zepter für dir ab /
Und Eacus den schweren Richterstab /
Der Radamanth die Fackel und die Rutte /
Laß das Elyser Feld uns nur zu gutte.
ALLE GÖTTER.
Himmel / Meer / Helle / bleibt ewig in Ruh.
Euer Reich reichet drey Jupitern zu.

2. Akt

Die andre Abhandlung.

Der Schau-Platz bildet ab der Cleopatra Zimmer.
Cleopatra. Thyrsus.

CLEOPATRA.
Was hastu ins Geheim uns guttes zu vertrauen?
Heist aber uns August nicht selbst auf Trübsand bauen /
Wenn er / als Todfeind uns aufs ärgste setzet zu?
THYRSUS.
Durchlauchste Königin / Sie gebe sich zu Ruh
Und laß ihr Cæsars Hold durch Argwohn nicht vergällen.
Wahr ist es: daß August sucht den Anton zu fällen /
Weil dieser sein gantz Hauß sich auszurotten müht;
Allein sein Fall dient ihr zum Glücke / das schon blüht /
Und mit des Keysers sich vermählt / weil durch die Flammen
Der Liebe seine Seel und ihre schmeltzt zusammen.
CLEOPATRA.
Du heuchelst / Thyrsus / mir; und bildest uns was ein /
Was nicht der Römer Will und Cæsars Ernst kan seyn.
Rom hat ja den Anton / weil er mir war gewogen /
Gleich hätt er Gall und Gift aus meiner Brust gesogen /
Für seinen Feind erklärt. Rom wusch das Fürsten-Blutt
[57] Von seiner Mörder Faust durch Vorwand: daß die Glutt
Den grossen Julius besudelt / ja mein Bette /
Als wärs ein Schlangen-Nest / Ihn gar vergiftet hätte;
Vielleicht aus thörchtem Wahn; weil unsre Kronen sind
Mit Schlangen rings umbschrenckt. 97 Auch ist August kein Kind /
Daß er Cleopatren beständig solte lieben /
Der wenig Blumen sind der Schönheit übrig blieben /
Die durch den Kummer viel von Anmuth eingebißt.
Voraus / nun ein Gesätz in Rom befestigt ist:
Daß Cæsarn iede Frau in Rom zu Dienste stehe. 98
Ich kenn auch Livien / die Angel ihrer Ehe /
Von der sich nimmermehr August kan machen frey.
Drumb schweig nur / Thyrsus / schweig.
THYRSUS.
Ich bin der Heucheley
So gram / als Lügen feind. Rom / das vorhin zu rasen
Gewohnt war / lernt nunmehr in andre Hörner blasen.
Die Wölffin wird zum Lamm / und nimmt für Wolthat an /
Wenn sie für Cæsars Fuß ein Schemmel werden kan.
Rom wünscht frolockend sie ins Capitol zu führen /
Hingegen Livie wird nicht ein Wort verlieren /
Wenn gleich Cleopatra ins Keysers Bette steigt;
Die schon bey hunderten hat wenig Hertz gezeigt.
Hat es ihr wolgethan / als Cæsar ihrentwegen
Scribonien verstieß; 99 so gäbe sie den Segen
Nun auch Cleopatren / der sie nicht's Wasser reicht /
Der an Gestalt kein Weib / kein Mann an Klugheit gleicht.
Des Keysers Sprichwort ist: Egyptens Kräuter / Aehren /
Gewässer / Weißheit / Luft / Gesäm und Frauen wären
Die besten in der Welt. Der Liebe Pfeil und Strahl
Wär anderwerts aus Bley / in Africa aus Stahl.
Ja / als ich ihm letzthin der Isis Bildnüs brachte /
Das nach Cleopatren man aus Schmaragden machte /
Rief er entzückt: die Lieb ist doch in Nord nur Eiß /
Zu Rom ein wenig lau / am Nilus aber heiß.
CLEOPATRA.
Solt Isis noch an mir solch Wunderwerck beweisen?
Darf ich mich mit der Milch so süsser Hofnung speisen?
Nein; nein! Cleopatra / schlag alles ausser Acht /
[58] Was dich beym Unglück froh / beym Wachen träumend macht.
Was hette den August / wenn er mich lieben könte /
Ja meines Vaters Stul und Erbe mir nur gönnte /
Bewegen / des Anton Erklärung zu verschmähn: 100
Dörft ich Egypten nur nicht mit der Fers' ansehn /
So wolt er durch sein Blutt selbsthändig ihn versöhnen.
THYRSUS.
Dis / daß Augustus selbst Cleopatren wil krönen /
Und sich Anton umb sie nicht mehr verdienen sol.
CLEOPATRA.
Anton verdiente sich um Cæsarn dennoch wol / 101
Als er dem Julius die Römsche Kron aufsetzte /
Sein eigen Priester ward; das albre Volck verhetzte
Auf seiner Mörder Halß / hingegen dem August
Der Bürger Gunst erwarb / im Kriege seine Brust
Behertzt dem Feinde wieß / und den Pompejus fällte.
THYRSUS.
Verdienst und Danck ist hin / weil jen' Anton vergällte
Durch Ehrsucht / Rach und Neid. Zu dem / was ficht sie an
Der / der sich in sein Heil selbst nicht mehr schicken kan?
Es ist nicht Grausamkeit / Genad ists / wenn man tödtet
Den / der sich selber zu ermorden nicht entröthet;
Wenn rechtes Urthel kommt so thörchtem Wahne für.
So stosse sie doch nur einst den Anton von ihr;
Sie mach ihr Reichs-Schiff frey von diesen Schifbruchs-Klippen;
Sie gönne: daß August auf ihren Zucker-Lippen
Des Liebens Würtze schmeck; und beider Hertze glüh;
Im küssen ieder Mund des andern Seele zieh
Umb / daß sie auf Rubin zusammen Hochzeit machen.
CLEOPATRA.
Ach! Isis; träumet uns? Ich weiß nicht: ob wir wachen?
Ich könte mein Gelück und mich begreiffen nicht;
Wenn aus so trüber Nacht des Unglücks ein solch Licht
Des Heiles / am August uns eine Sonn aufgienge.
Doch nein! Mohrinnen sind für Cæsarn zu geringe.
Cleopatra / reiß dir nur selber diesen Zahn
Der Lüsternheiten aus!
THYRSUS.
Mein Vortrag ist kein Wahn.
Was ich gesagt / bestärckt hier Cæsars Hand und Siegel.
CLEOPATRA.
Nun schmiltzt mein Hertz entzwey / die Seele krieget Flügel
Ja ich vergöttere mich gantz / weil Gott August
[59] Mein himmlischer Osir an mir wil schöpfen Lust /
Und mich zur Isis macht. 102 Doch ach! daß grosse Sachen
Uns allzeit ohne Noth noch Zweifels-Knoten machen!
Mein edler Thyrsus / Ach! wer unterrichtet mich /
Was für Geheimnüs hat des Siegels Sphinx in sich?
THYRSUS.
Mit diesem pflegt August iedweden Brieff zu schlüssen. 103
CLEOPATRA.
Weil seine Wercke viel Verstecktes haben mussen.
THYRSUS.
Die Liebe tauert selbst nicht sonder Heimligkeit.
CLEOPATRA.
Die Treue krönt die Lieb / und beide prüft die Zeit.
THYRSUS.
Der Schrift Geheimnüs wird iedwedes schon bewehren.
CLEOPATRA.
Ach! Isis / wein ich doch für Freuden bittre Zehren!
Der Sand ist Gold; so muß die Schrift wol Perlen sein.
THYRSUS.
Sie zittert! sie erblaßt; sie starret / wie ein Stein /
Sie seufzet / sie verstummt / ihr beben alle Glieder /
Sie lächst / das Hertze schlägt / itzt kommt die Farbe wieder;
Nun lacht / nun züngelt sie; (O giftger Nattern-Stich!)
Die Rosen-Knospen rührn auf dem Gebürge sich
Der Brüste / die von Milch zusammen sind geronnen.
CLEOPATRA.
Leitseeligst-holder Brief! nicht Augen / sondern Sonnen
Sind würdig deine Schrift zu lesen! dieses Pfand
Versichert mir nunmehr Augustens Seelen-Brand;
Und alles / was mir sonst mein güldner Thyrsus saget.
Cleopatra / nur Muth! es muß was sein gewaget /
Wenn einem ohne dis das Wasser geht in Mund.
Nimm / Thyrsus / diesen Ring / und mach Augusten kund:
Daß ich mit diesem ihm Egyptens Glücks-Stern sende / 104
Und daß ich's Reich und mich ihm liefer in die Hände;
Eh als Osiris uns gönnt Tag und Sonnenschein; 105
Wird des Antonius sein Licht verloschen seyn.

Cleopatra. Cæsarion. Archibius. Sida.
CLEOPATRA.
Vertrautster Sohn und Freund / seyd taufendmal wilkommen.
Wißt ihr / warumb man euch nicht hat in Rath genommen?
Die Schlangen kochen Gift auf ihrer Mutter Brust;
[60] Die sie biß itzt noch säugt! ha schlimme Mörder-Lust!
Augustus und der Rath ligt unter einer Decken.
Anton sol selbst die Faust durch unser Blutt beflecken /
Die Baare wird uns schon sein scheinbar zugericht.
Wohnt keine Treue mehr bei keinem Römer nicht!
Gewissenhafftes Rom! komm borge bei den Mohren
Die wahre Redligkeit / die du für längst verlohren!
Komm kauff in Creta dir die theure Warheit ein!
Nun deine Götter selbst nichts als Betrüger sein.
Verflucht- und falsches Volck! verteufelte Gemütter!
Ihr gebet Gott für Gold / tauscht für die Seelen Gütter /
Gebt Mord für Gottesfurcht und Gifft auß für Gewin /
Werfft Ehgemahl und Kind für Hund und Panther hin!
Schätzt für Barmhertzigkeit / in eignes Fleisch zu rasen.
O daß der Blitz euch nicht die Lichter außgeblasen!
Daß euch der Regen nicht mit Schwefel hat verzehrt /
Eh ihr die Segel habt auf unsern Port gekehrt!
Ich meine dich / Anton / und deine Mordgesellen /
Die mit geschmincktem Gifft uns nach dem Leben stellen /
Und schwartzen Hütten-rauch für Balsam flössen ein.
Kan auch ein Basilisk also verbittert sein?
Wir lästern den August: daß er den Stahl geschliffen
Und als ein redlich Feind nach unser Kron gegriffen;
Und küssen den / der doch für Witz und Tugend hält:
Daß der kein Feind nicht sey / der sich als Freund nicht ställt.
Wir rasen! Rach und Angst bestreitet unser Hertze!
Die Thräne dämpft die Brunst / der Eifer weicht dem Schmertze;
Der Ohn-macht schwaches Weh gewinnt den Kräfften ab!
Verscharrt mich / weil ich mich nicht rechen kan / ins Grab.
ARCHIBIUS.
Ich zitter / ich erstarr! betrigen mich die Ohren?
Träumt mir? bin ich bei Witz? hab ichs Gehör verlohren?
Glaub ichs / und frevle nicht / was ihre Majestät
Für Greuel uns entdeckt?
CLEOPATRA.
Verzweifelt-falsche Räth!
Ist ein zwey-schneidend Schwerd zu gleichen euer Zungen?
Kein Feinds-Schwerd ist uns nie so tieff durchs Hertz gedrungen /
[61] Als dieser Meuchel-Mord uns greifft die Geister an.
CÆSAR.
Wer hat zu dieser That den Vorschlag denn gethan?
CLEOPATRA.
August begehrt mein Reich / sie liefern gar mein Leben.
ARCHIBIUS.
Wer weiß / ob Fürst Anton den Willen drein gegeben?
CLEOPATRA.
Wer zweifelt / da er ja so heimlich mit uns spielt?
CÆSAR.
Man sorgt für Heimligkeit oft / die auf uns nicht zielt.
CLEOPATRA.
Er hat für ratsam Ding den Mord-Rath angenommen.
ARCHIBIUS.
Man pflegt offt hinter viel durch einen Schein zu kommen.
CLEOPATRA.
Die Schlange stopfft ihr Ohr für dem Beschwerer zu.
CÆSAR.
Der Staat erfordert offt / daß man ein übrigs thu.
CLEOPATRA.
Der Staat verwirfft: daß man den Heuchlern Ohren giebet.
ARCHIBIUS.
Wer hat / Durchlauchste / sie mit dieser Post betrübet?
CLEOPATRA.
Mein eigen Ohr / das sich ins Neben-Zimmer schlooß /
Als man auf unsern Brand so frisches Oel aufgooß.
CÆSAR.
Hat Fürst Antyllus auch sein Wort hierzu gegeben?
CLEOPATRA.
Wer zweifelt? solte der dem Wercke widerstreben /
Der mir als Stief-Sohn gram / und schon im Geiste küßt
Die schöne Julie / die ihm verlobet ist. 106
Wo bin ich? Himmel hilf! verleihe Grimm und Rache;
Daß ich mein Gift-Kristall mit Blutte Purpern mache
Des Eh-Manns / der mich nicht mit einer Ader liebt!
Wer ist! der Dolch und Schwerdt mir zum Vollbringen gibt?
CÆSAR.
Ein Dolch / Frau Mutter / wird hier nicht den Zweck erreichen:
Ein zornicht Antlitz muß die steiffen Segel streichen /
Den stürmen Winden nicht schnurstracks entgegen gehn.
Man fleucht die Klippen leicht / die ausserm Wasser stehn /
Wenn / die die Flutt verdeckt / uns stracks in Abgrund stürtzet.
ARCHIBIUS.
Wein / nicht die Wermuth wird mit Tod und Gift gewürtzet:
So muß / Durchlauchste / sie den Zornsturm des Gesichts
In sanfften West verkehrn. Der Eifer fruchtet nichts /
Wo keine Waffen sind / als: daß er selbst uns tödtet.
CLEOPATRA.
Er tödte; wenn wir nur zuvor den Arm geröthet
Mit unser Mörder Blutt.
CÆSAR.
Es bringt mehr Ruhm und Lust
[62] Wenn man den Feind erdrückt mit unzerkerbter Brust.
ARCHIBIUS.
Man mische Gift für die / die uns so gifftig hassen.
CÆSAR.
Gift ist für uns zu schwartz. So wird sich auch nicht lassen
Die Römer allzumal mit Gifte richten hin;
Denn alle sind uns feind / und hegen einen Sinn /
Wenns unser Unheil gilt.
ARCHIBIUS.
Hilft weder Gift noch Salbe
Zur Heilung; pflüge man auch mit Augustens Kalbe /
Der ihr ja grämer nicht als dem Anton kan sein.
Man lasse sich mit ihm in Friedens-Handlung ein /
Und gebe / was er heischt / solt auch Anton erkalten /
Sein Stamm zu Grunde gehn / Egypten zu erhalten.
CÆSAR.
So wird Cæsarion / der überaus vergällt
Beym grimmen Keyser ist / Egyptens Lösegeld /
Und euer Opfer sein / Augusten zu erbitten.
ARCHIBIUS.
Was reitzet ihn auf dich Rachgierigs auszuschütten?
CÆSAR.
Dis / daß er nicht / wie ich / ist Cæsars rechter Sohn.
ARCHIBIUS.
Hier ist kein Erbschaffts-Zwist.
CÆSAR.
Furcht schwebt stets umb den Thron.
ARCHIBIUS.
Wo Argwohns-Zunder fehlt / muß man den Argwohn lassen.
CÆSAR.
Must ihm nicht Oppius ein gantzes Buch verfassen / 107
Und einen blauen Dunst den Römern mahlen für:
Ich sey nicht Cæsars Sohn?
CLEOPATRA.
Unmenschlichs Tiger-Thier!
Wilstu Natur und Blutt / Sohn / Vater / Mutter scheiden?
Man kan nichts ähnlichers aus Cæsars Antlitz schneiden /
Auch ein Stock-fremder wird dich kennen: daß dus bist.
CÆSAR.
Die Wahrheit eben ists / die ihm das Hertze frist /
Und die mich für der Zeit in Asch und Staub wird graben;
Denn Herrscher wolln mehr Knecht / als Blutts-Verwandten haben.
ARCHIBIUS.
Man kan in Frieden dich ausdrücklich schlüssen ein.
CÆSAR.
Umsonst.
ARCHIBIUS.
August wird nicht so unversöhnlich sein.
CÆSAR.
Wer wird mir Bürgen stelln?
CLEOPATRA.
Liß hier des Keysers Schreiben.
Er schlägt uns Mittel vor / die Noth zu hintertreiben /
Die uns in Abgrund wirfft.
ARCHIBIUS.
Ist diß des Keysers Hand? 108
CLEOPATRA.
Ist dirs Augustus Bild und Handschrifft unbekand?
[63]
ARCHIBIUS.
Was hinderte sie / sich dem Keyser zu bekwämen?
CLEOPATRA.
Daß es nicht Fürstlich schien / die Mord-That vorzunähmen /
Und durch des Ehmanns Tod zu kauffen Thron und Reich.
ARCHIBIUS.
Itzt aber / itzt begeht Anton die Unthat gleich /
Die ihr ein Greuel war.
CLEOPATRA.
Das Unrecht bringt mehr Ehre /
Wenn mans verträgt / als thut.
ARCHIBIUS.
Es ist der Albern Lehre:
Daß man ins Unheil rennt / und viel mit Treue prangt.
Thut gleich Cleopatra nicht / was August verlangt /
So thut es doch Anton. Am besten vor- sein kommen /
Eh uns durch Furchtsam-sein die Mittel sind benommen;
Eh Augen / Farb und Mund den Anschlag offenbart /
Den ein versigelt Hertz offt nicht genung verwahrt.
CLEOPATRA.
Wird Welt und Nachwelt uns genung zu lästern wissen?
ARCHIBIUS.
Man hängt umb schlechter Ding an Nagel das Gewissen.
CLEOPATRA.
Ich eignet ihm mein Hertz durch Eidschwur / Eh und Hand.
ARCHIBIUS.
Man bricht Gesätz und Recht / verletzet Blutt und Band /
Wenn es der Zepter gilt.
CLEOPATRA.
Solln wir durch Ubelthaten
Heil / Reich / und Glück uns baun? Was weiß mein Sohn zu rathen?
ARCHIBIUS.
Er zieht die Achseln ein / und billigt meinen Schluß.
So sterbe denn Anton.
CLEOPATRA.
Weil er ja sterben muß.
ARCHIBIUS.
Der Himmel steh ihr bey.
CLEOPATRA.
Ach! der wird uns verfluchen.
SIDA.
109
Anton / Durchlauchtigste / komt gleich sie heimzusuchen.
ARCHIBIUS.
Nur Muth! sie gebe wol auf Mund und Antlitz acht.
CLEOPATRA.
Wol! weicht ins Vorgemach. Bestürtzte Trauer-Nacht!
Bringt / wenn der Fürst gleich dar / die Kinder uns ins Zimmer.
Sagt: daß wir erst erwacht.

Antonius. Cleopatra. Ptolomæus. Alexander. Cleopatra. Beyder 3. Kinder. Ein Hauptmann.
ANTONIUS.
Wie wenn der düstre Schimmer
Deß braunen Abends itzt die blauen Hügel deckt;
[64] Die Schnecke / die den Thau von den Gewächsen leckt /
Schier neuen Geist bekommt: so muß sie / Isis / eben
Durch ihren Anmuths-Thau uns neue Geister geben /
Wenn Sorg- und Sonnen-Hitz uns fast verschmachten läst.
Ein Kuß / ein Trost-Wort ist mir ein beseelend West
Für mein verschmachtend Hertz.
CLEOPATRA.
Ein Artzt kan aus den Sternen /
Auch auß dem Antlitz nicht die Kranckheit allzeit lernen;
Der Krancke muß das Weh entdecken / das ihn sticht.
Ich sol sein Labsal sein / und er entdeckt mir nicht
Den Uhrsprung herber Noth. Man läst uns nichts mehr wissen /
Was Cæsar von uns wil / was unsre Räthe schlüssen.
Man zeucht Cleopatren nicht nur nicht mehr in Rath /
Man schleust auch die noch auß / die man zu Räthen hat
Auß unserm Volck erkiest. Was mag Egypten hoffen?
Nun auch der Rath nicht mehr der Königin steht offen.
Mich denckt die liebe Zeit: daß nichts bei Kräfften blieb /
Was nicht Cleopatra selbst-händig unterschrieb /
Daß meines Fürsten Hertz in meinen Händen schwebte /
Daß ohne mich Anton gleich als entgeistert lebte.
Was aber sind wir itzt? ein Oel / auß dem vielleicht
Man itzt für beider Wund ein tauglich Pflaster streicht /
Auß dem –
ANTONIUS.
Durchlauchtest / ach! hat sie so groß Belieben
Uns bei so herber Angst noch herber zu betrüben?
Sie sehe den Anton für keinen Cæsar an.
Sie weiß / Anton hat nie nichts ohne sie gethan
Und wird es noch nicht thun. Daß aber wir zu Zeiten
Die Fälle / die den Geist unmenschlich uns bestreiten /
So viel man kan / verschweigt / sol das ein Laster sein?
So erndtet sie gewiß für Mandeln Disteln ein.
Ein kluger Artzt verhölt dem Krancken oft die Wunden.
Sie hat / mein Kind / zeither so gar viel Leid empfunden /
Daß man / was neu ist / ihr auß Noth verzuckern muß /
Und weiß sie nicht / mein Haupt: ein Rathschlag ist kein Schluß.
Dem / was man vor erwog / mag sie den Außschlag geben.
[65] Sie brauche / die der Nil gebohren hat / darneben.
CLEOPATRA.
Man thut zum Scheine viel.
ANTONIUS.
Wenn mans nicht ändern kan.
Man muß bey Römern sich oft Römisch stellen an.
Drumb lasse sie / mein Hertz / den falschen Argwohn schwinden.
CLEOPATRA.
Man kan für trüben Dunst leicht klare Farben finden.
Jedoch / die biß hieher mit Lieb und Redligkeit
Dem Fürsten treu gewest / wird / wenn der Schwam der Zeit
Sie ausläscht / in ihr Grab den reinen Geist gewehren.
Was aber ist / mein Fürst / denn des August Begehren?
ANTONIUS.
Er heischt den Artabaz / und gantz Egypten-Land.
CLEOPATRA.
Wie? sol Cleopatra nicht auch sein weg gebannt?
ANTONIUS.
Der Himmel lasse nicht so grimmen Riß geschehen!
CLEOPATRA.
Kan Rom / die Wölfin / denn die Eintracht gar nicht sehen?
Verdammte Raserey! verfluchte Mörder-Lust!
Raubt frembde Länder hin / nur sätzt auf unsre Brust
Nicht eure Klauen ein! Was wil er sich erklären?
ANTONIUS.
Zwey Stücke wolln wir ihm aufs euserste gewehren.
CLEOPATRA.
Wer Zwey gewehren wil / gibt auch das dritte zu /
Ich weiß es / was man offt umb Thron und Zepter thu;
Umb dis hat Julius uns Eh und Eid gebrochen.
ANTONIUS.
Das Rach-Schwerd hat an ihm den Meineyd längst gerochen.
CLEOPATRA.
Die Ehr- und Cronen-sucht siht nicht so weit hinauß.
Wir sehn uns in der Grufft / und unsern Thron in Grauß!
Wir sind / O Götter! hin! mein Fürst / mein Haupt / mein Leben!
Getrost! er mag uns ja für sich zum Opffer geben!
Der Himmel hat uns schon eröfnet unser Ziel /
Denn / als den Mittag uns die Schlaff-sucht überfiel /
Wieß schon ein Traum; wie sehr um unsre Mund-Korallen
Die Spinne mühsam war / als sie ihr Gifft liß fallen
In unser Trinckgeschirr.
ANTONIUS.
Ach! Fürstin / halt den Zaum
So falscher Eyver-sucht. Sol ein betrüglich Traum
Itzt unser Richter sein? sol unser gutt Gewissen
Durch schlipffrigen Verdacht itzt Ehr und Ruhm einbüssen?
[66] Wohin verleutet sie des Argwohns tober Wind?
Durchlauchte / wir gestehns / man hat an uns gesinnt
Für sie / mein Licht / mein Trost / Octavien zu kiesen.
Wenn aber hat Anton den Vorschlag ie gepriesen?
Die Welle setzt umbsonst an steile Felsen an.
Man hat mit Hertz und Mund den Gifft-Kelch abgethan /
Den uns die Ehr-sucht prieß.
CLEOPATRA.
Und diese vorgeschlagen /
Die in dem Hertzen Gall / im Purper Dolche tragen.
ANTONIUS.
Ich mercks / worauf sie zielt. Sie weiß wol / daß der Rath /
Den die Verzweifelung zur Welt gebohren hat /
Leicht aus den Schrancken sprengt. Doch muß der nicht bald büssen /
Der mehr durch Zufall hat als Boßheit irren müssen;
Viel minder der / der ihn verwirfft / verflucht / verdammt.
CLEOPATRA.
Ihr Zweige / die ihr ja von dieser Wurtzel stammt /
Ihr Knoßpen unser Eh und Blüthen unsrer Jahre /
Errettet uns nunmehr von der bestürtzten Baare /
Fallt / zarten Kinder / fallt dem Vater in die Arm;
Küßt seinen Fuß: daß er der Mutter sich erbarm.
Holdseeligster Anton! wo diese Wehmuths-Zehren /
Die wir / mein Heil und Haupt / in Demuth dir gewehren /
Wo unser Hertzeleid dich nicht entsteinern kan;
Wo er / mein Schatz / uns nicht wil ferner schauen an /
Wo diese kalte Brust und die noch warme Seele
Nicht ferner Flammen schafft in seiner Hertzens-Höle /
Wo die vertagte Lust dem Fürsten Eckel gibt /
Wo er / mein Fürst / nicht mehr die welcken Wangen liebt /
Die blassen Lippen küßt / die blöden Augen ehret /
Wo er mein Säufzen auch gleich sonder Unmuth höret;
So laß er Bitt und Thrän ihm doch zu Hertzen gehn
Der Kinder / die für ihm mit Wehmuth schwanger stehn /
Ja die ihr Unheil itzt noch nicht zu nennen wissen;
Da ihre Mutter nun ihr Leben muß beschlüssen.
Zwar; um Cleopatren ists nicht so sehr zu thun /
[67] Die endlich selber wünscht in Sarch und Grufft zu ruhn.
Ach! aber diese Schaar der Mutter-losen Weisen!
Was mag sie hoffen? Ach! Gefängnüß / Schmach und Eisen.
Denn solch ein Sturm-Wind schont der morschen Aeste nicht /
Der den zerschellten Stamm gar aus der Wurtzel bricht.
Zu dem / mein Herr und Haupt / ach! könt ihm unser Sterben
Den Stul gantz Asiens / Egyptens Reich erwerben!
Die Adern kwälln voll Treu nicht minder als voll Blutt.
Hier schwillt die nackte Brust / wo ist Gifft / Schwerd und Glutt?
Hier schwebt der warme Mund behertzt den Dolch zu küssen /
Der uns das Leben zu / den Thron ihm auf kan schlüssen.
Nur / werthes Haupt / befleckt mit falschen Mackeln nicht
Die Palmen unser Treu. Der Schlangen-Neid umbflicht
Die Tugend insgemein. Gebt / bitt ich / dem nicht Glauben /
Durch den Verleumbdung uns hat unsern Ruhm wolln rauben;
Es ist Cleopatra Verräthern gram und Feind /
Sie weiß sich rein und fromm. Dis ists was sie beweint:
Daß man die Lorbern ihr von den Cypressen raubet /
Und daß Anton so viel des Keysers Worten glaubet /
Der zwar die Kronen weist / die Ketten aber gibt /
Und mit der Gütte mehr / als durch den Grimm betrübt.
Mein Schatz / fleuch / fleuch das Kraut / in dem die Nattern hecken /
Laßt die Liebkosungs-Milch euch nicht zu süsse schmecken;
Denn Cæsar flöst hierdurch euch seinen Gift-Tranck ein.
Läscht / bitt ich / eh den Durst / wo trübe Pfützen sein /
Die keine List vergällt. Der Honigseim der Bienen
Bringt uns den Stachel bei; des Rückens Sternen dienen
Der Heydächs' / umb daß sie den Schlangenbauch versteckt;
Und der Sirene Schwantz wird durch die Brust verdeckt.
JUNGE CLEOPATRA.
Herr / Vater / Fürst und Schutz / wir opfern Thrän und Zehren;
Wir können uns sonst nicht mit andern Waffen wehren;
Wir fallen ihm zu Fuß und küssen Knie und Hand;
Er setz uns nur so bald nicht in den Weisen-Stand.
ALEXANDER.
Er lasse diesen Arm nicht Römisch Eisen tragen.
[68]
PTOLOMÆUS.
Und die Frau Mutter nicht ins Elend weg verjagen.
ALEXANDER.
Man zihe mir nur auch Helm / Tartsch und Harnisch an /
Zu schaun; ob nicht ein Kind auch hertzhafft fechten kan.
PTOLOMÆUS.
Ich wünsche Stahl und Dolch aufs Keysers Brust zu zücken.
ANTONIUS.
Die Zeit / O Kinder / woll euch so viel Kräffte schicken /
So viel der Himmel euch mit Tugend hat erfüllt.
Schaut an Cleopatren des Mohnden Ebenbild / 110
Am Alexander strahlt das Ebenbild der Sonnen /
Und Ptolomæus hat dem Nord-Stern abgewonnen.
Ihr Schutz-Herrn dieses Reichs / ihr Götter laßt geschehn:
Daß diese Sternen ich nicht darf verfinstert sehn!
Der Angelstern sol eh aus seinem Wirbel wancken /
Als ich / mein Hertz und Haupt / aus meiner Liebe Schrancken
Ein Haar breit weichen werd. Alleine wir gestehn:
Der Häuchler Irrlicht hieß uns einen Irrweg gehn.
Jedoch hat sie / mein Licht / sie Isis unsrer Zeiten /
Durch ihren Witz vermocht uns auf den Weg zu leiten /
Der zu den Sternen führt / und nimmer fehlen kan.
Wir bethen wie vorhin die Gottheit an ihr an /
Die Reich und Thron und uns mit tausend Lust bestrahlet.
Wir schweren beim Osir / der See und Erde mahlet /
Beim grossen Jupiter / der Zepter nimmt und gibt;
Cleopatra sol sein von uns geehrt / gelibt;
Cleopatra sol uns und unsrer Macht gebitten;
So lang uns Clotho nicht den Fadem hat verschnitten.
Wir schlagen kurtz und rund des Keysers Vorschlag aus /
Und wünschen ausser ihr uns selbst in Asch und Graus /
Das Reich im Staub zu sehn.
CLEOPATRA.
Des milden Himmels Gütte
Verleihe Glück und Sieg dem edelsten Gemütte /
Dem das Verhängnüß selbst sich unterwerffen muß!
Wer aber / Fürst und Herr / besigelt uns den Schluß?
ANTONIUS.
Schnur-stracks sol Proculej so schlechten Abschied kriegen.
CLEOPATRA.
Anton kan noch durch was uns Trost / ihm Heil zufügen.
[69]
ANTONIUS.
Entdeckt / mein Schatz / wordurch?
CLEOPATRA.
Wenn Artabazens Haupt
Die Untreu uns bezahlt.
ANTONIUS.
Gar wol! ihr sey erlaubt
Sein wie Jamblichens Kopf 111 in ihrer Schooß zu schauen.
Stracks / Hauptmann / laß den Kopff dem Artabaz abhauen.
Dis Schauspiel mag zugleich dem Feinde deuten an:
Daß auch Anton noch itzt den Keyser pochen kan.
CLEOPATRA.
Mein Fürst; es wird dis Haupt der Meder Haupt bewegen
Für unser Reich und Heil den Harnisch anzulegen;
Der bis auf diesen Tag es hinterzogen hat /
Weil er Zeither umbsonst umb dessen Schedel bath /
Der ihn und uns betrog.
ANTONIUS.
Last den Verräther leiden!
Wir gehen: umb alsbald die Bothschafft zu bescheiden.
CLEOPATRA
allein.
O Strudel-reiches Meer der jammer-vollen Welt!
Die Segel stehn gespannt / die Netze sind gestellt
Uns in den Hafen / Ihn ins Garn und Grab zu führen.
Die Lorbern mögen stets die klugen Frauen zieren /
Für welchen Männer-Witz meist muß zu scheitern gehn!
Schaut: auf was Grunde nun die Liebes-Ancker stehn /
Die durch Verleumbdungs-Wind schon auf den Trüb-Sand kamen.
Wo sind die Nebel hin / die uns das Licht benahmen?
Die Sonne der Vernunfft vertreibt den eiteln Dunst.
Anton gibt Thron und Kron für einer Frauen Gunst.
Jedoch wo segeln wir? sol Glück und Zeit verrauchen?
Ein kluger Booßmann muß des Wetters sich gebrauchen.
Anton ist zwar nunmehr durch unser Hold besigt /
Und durch der Schönheit Reitz als schlaffend eingewigt;
Kan aber nicht ein West auch bald ein Sturmwind werden?
Ein flatternd Hertze gleicht mit Wanckel-muth den Pferden /
Die ein geschwancker Zaum bald recht- bald linckwerts lenckt.
Der für zwei Stunden ihm die Ehr-sucht eingesenckt /
Kan / eh Aurora wird die braunen Wellen küssen /
Ihm grössre Fantasy in sein Gehirne gissen.
[70] Die Natter / die man gleich mit süsser Milch zeucht groß /
Behält man dennoch nicht recht sicher in der Schooß.
Man muß den giftgen Fleck von den Verleumbdungs-Pfeilen /
Die Wunden des Verdachts mit solchen Salben heilen:
Daß keine Narbe man / kein Merckmal man nicht schaut.
Denn / dem ist nicht zu traun / der gleichfalls uns nicht traut.
Gunst / Liebe / Freundschafft gleicht sich zarten Berg-Kristallen /
Die keine Kunst ergäntzt / sind einmal sie zerfallen:
Stillt auch Versöhnung gleich zuweilen Wund und Blutt /
Sie bricht erhitzter auf und schärffet Gall und Glutt /
Die in dem Hertzen kocht. Man trockne Sumpf und Lachen /
Ein linder Regen wird sie wieder wäßricht machen.
Zu dem / was ist uns nicht um Kron und Zepter feil?
Du must / Cleopatra / begehrstu Hülff und Heil /
Ans Keysers Gnaden-Port dein strandend Schiff anlenden.
Hier hab ichs Keysers Hand / Egyptens Heil in Händen.
Dis Sigel / diese Schrifft muß unser Leit-Stern sein.
Anton / durch deinen Todt fahrn wir in Hafen ein!
Wie aber werden wir das Steuer-Ruder lencken?
Geheimes Gifft und Dolch in seine Brust zu sencken /
Führt bösen Klang nach sich / und siht gefährlich aus.
Uns fällt was bessers ein / zu retten unser Haus
Und Ptolomæus Stul. Anton ist itzt im Liben
Bis auf den höchsten Punckt der blinden Brunst getriben /
Die ihn nach unserm Wunsch gar unschwer stürtzen kan
Auf den Verzweiflungs-Fels: wir wolln uns stellen an:
Als hetten wir uns selbst das Lebens-Garn zerschnitten:
Wird ihn nun Lieb und Leid auf einen Sturm umschütten;
So rennt sein schwacher Mast des Lebens Seegel-looß
Auch auf das Todten-Meer. Denn ist die Kunst nicht groß
Der / die den Julius für ihr sah kniend ligen /
Durch süssen Libes-Reitz den Keyser zu besigen.
Nur Muth! das Glücke spielt / die gutten Winde wehn /
Und Isis läßt uns selbst ihr untern Schleyer sehn. 112

[71] Der Schauplatz verändert sich in den Verhör-Saal.
Proculejus. Archibius.
PROCULEJUS.
So schlägt Anton in Wind des Keysers Gunst und Gütte?
ARCHIBIUS.
Anton wünscht dem August ein friedlicher Gemütte.
PROCULEJUS.
Beuth ihm der Keyser nicht Vertrag und Frieden an?
ARCHIBIUS.
Ja Frieden! den kein Mensch nicht lobt / noch eingehn kan.
PROCULEJUS.
Sind so viel Länder denn nicht würdig anzunehmen?
ARCHIBIUS.
Nein! wo viel Länder uns Gefahr und Unglück sämen.
PROCULEJUS.
Was quillt auß unsrer Gunst für Unglück und Gefahr?
ARCHIBIUS.
Der rechten Götter Zorn / der Liebsten Todten-Baar.
PROCULEJUS.
Ein Weib stirbt für ein Reich nicht ohne Ruhm und Ehre.
ARCHIBIUS.
Wer Fürsten tödten heist / der führt verdammte Lehre.
PROCULEJUS.
Das oberste Gesätz ist / eines Reiches Heil.
ARCHIBIUS.
Gewissen und Gemahl ist euch umb Kronen feil.
PROCULEJUS.
Anton zertrennt nur selbst Gemahlin und Gewissen.
ARCHIBIUS.
Der Ehstand wird mit Fug nach eurem Recht zerrissen. 113
PROCULEJUS.
Beugt euren steiffen Sinn / bekwämt dem Glück euch doch.
ARCHIBIUS.
Die Seene springt / wenn man den Bogen spannt zu hoch.
PROCULEJUS.
Spannt dieser hoch / der euch Thron / Kron und Zepter giebet?
ARCHIBIUS.
Dis aber nimmt / was man für Thron und Zepter liebet.
PROCULEJUS.
Gebt Kronen für ein Weib / vertauschet Gold für Stahl.
ARCHIBIUS.
Wer Treue kiest für Lust / thut keine böse Wahl.
PROCULEJUS.
Der aber / der für Brunst läst Thron und Weißheit fallen.
ARCHIBIUS.
Gefällt die Kugel doch der Sonnen auch nicht allen.
PROCULEJUS.
Glaubt: daß Cleopatra nicht ohne Flecken sey.
ARCHIBIUS.
Man mißt dem Mohnden auch der Erde Schatten bey.
PROCULEJUS.
Ich seh in Helenen ein neues Troja brennen. 114
ARCHIBIUS.
Es brenne! weiß man nur des Hectors Ruhm zu nennen.
PROCULEJUS.
Es brennt / wenn Paris Eid / und Eh und Rechte bricht.
ARCHIBIUS.
Das Rachschwerdt aber schont den Agamemnon nicht.
PROCULEJUS.
Die Götter werden stets des Keysers Sanfftmuth schonen.
ARCHIBIUS.
Gewalt sitzt niemals fest auf bluttbespritzten Thronen.
PROCULEJUS.
Welch Purper ist mit Blutt der Feinde nicht bespritzt?
ARCHIBIUS.
Wol! aber / daß ihr Pfeil auf Freund' und Bürger spitzt?
PROCULEJUS.
Man schneidet Glider ab / eh man den Leib läst sterben.
[72] Ihr eilet sporn-streichs hin in Abgrund des Verterben.
Der Wollust blauer Dunst umbwölckt euch das Gesicht:
Daß ihr der Krone Gold / das Demant-helle Licht
Der Weißheit nicht erblickt. Doch ist der nicht zu klagen /
Der selbst ihm Sand zur Grufft und Holtz zur Glutt hilfft tragen.
ARCHIBIUS.
Ihr laßt euch unser Heil sehr angelegen sein:
Doch aber glaubt: ihr wigt mit Worten uns nicht ein.
Wißt: daß Anton kein Haar von seiner Meinung weiche.
Er gibt Cleopatren nicht für viel Königreiche /
Nebst der Egypten er nicht fahren lassen kan.
PROCULEJUS.
Anton ist Hercules / den Omphale schlingt an.
Es geht mit Kräutern zu / er muß durch Liebes-Träncke
Bezaubert worden sein; 115 daß er ein solch Geschäncke
Mit Füssen von sich stößt; sich der Vernunfft nicht braucht /
In seiner Schwelgerey 116 so Stärck als Witz ausraucht.
Gewiß! der Schwantzstern hat viel schlaffende Gebrechen
Erwecket im Anton. 117 Viel hundert Weiber stechen
Sein braunes Ehweib weg zu Rom und zu Athen /
Die lechsend nach ihm sehn / und ihm zu Dienste stehn.
Wie manche Königin bemühte sich durch Gaben / 118
Durch ihrer Schönheit Reitz zum Buhler ihn zu haben?
Itzt ist er einer Knecht / die nur durch Schminck und Pracht
Hilfft ihrer Heßligkeit; die sich zur Venus macht / 119
Ihn aber zum Vulcan; den Tag mit Lichtern bländet /
In einem Leffel Wein ein Königreich verschwendet. 120
ARCHIBIUS.
So bellen Hund und Neid Gestirn und Tugend an /
Wiewol die Lästerung ihr wenig schaden kan.
PROCULEJUS.
Fahrt hin! nun ihr so gar in Blindheit seyd ersoffen.
ARCHIBIUS.
Ein scharffer Feind läst was / ein glatter gar nichts hoffen.
PROCULEJUS.
Wer Löwen-Klauen hat / bedarf des Fuchs-Balgs nicht.
Meint ihr: daß eure Stadt der Römer Heer anficht?
Nein sicher! der / für dem sich beugt der Kreiß der Erden /
Läst Alexandrien ihm nicht zum Meister werden.
ARCHIBIUS.
Sagt was ihr wollt / und pocht: darauf der pochen kan /
Den ein verzweiffelnd Feind greifft im gedrangen an /
[73] Ihr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Händen;
Wer klug ist / läst sich nicht der Feinde Rath verbländen;
Der auf den Orth / wo er hinzielt / den Rücken kehrt /
Nicht anders / als ein Schiff ans Ufer rück-werts fährt.
Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkürtzet;
Der aber / der den Mast nicht gern in Schiff-bruch stürtzet /
Verfährt behuttsamer / streicht Kreutz-weis hin und her /
Länckt oft wol hinter sich / versucht durchs Bley das Meer /
Dafern er Felsen merckt. So könnt auch ihr euch schicken.
Wir aber müssen euch was den Compaß verrücken.
PROCULEJUS.
Den? der euch leutet hin wo Sonn und Glück erwacht?
ARCHIBIUS.
Nein! der Magnet zeucht uns ins Unglücks Mitternacht.
PROCULEJUS.
Ihr werdet euren Schluß zu langsam noch bereuen.
Wollt aber ihr gleichwol auch diesen nicht befreyen /
Den doch Anton vorhin zu liefern uns versprach?
ARCHIBIUS.
Meint ihr den Artabaz? Er ist schon im Gemach.
Zieht die Tapeten weg. Hier wird er euch gewähret.
PROCULEJUS.
Hilf Himmel! was ist dis? wie? daß kein Blitz herfähret /
Der die verdammte Stadt zermalmt in Asche legt!
Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Lastern fegt!
Welch Rasen kömmt euch an? seyd ihr von Sinnen kommen?
Wie? hat Tisiphone in euch den Sitz genommen?
Zerbirst der Abgrund nicht / und schluckt euch Mörder ein /
Die von Kind-auf gesäugt von Drachen-Eyter sein?
Wie? träumt mir? seh ich recht? ists Artabazens Leiche?
ARCHIBIUS.
Du darffst nicht zweifeln dran.
PROCULEJUS.
Bestürtzter Mond entweiche /
Daß dieser Greuel nicht dein reines Silber fleckt!
Wo habt ihr / Mörder / hin des Königs Kopf versteckt?
ARCHIBIUS.
Ihr Römer / die ihr nie kein Fürsten-Blut verspritzet /
Die ihr kein Wasser trübt / seyd ihr so sehr erhitzet:
Daß ihr verräthrisch Blutt am Pflaster kleben seht?
Verlangt ihr / daß sein Kopff werd an den Strumpf geneht /
Müßt ihr das ander Theil auß Meden wiederholen.
PROCULEJUS.
Hilf Himmel! hat Anton die Unthat anbefohlen?
[74]
ARCHIBIUS.
Ja. Aber / daß euch ja zuwachse kein Verlust /
Ersätzet Fürst Anton den Abgang dem August
Durch des Jamblichus Kopf / den wir / euch zu vergnügen
Und uns zu lieben ein im Balsam liessen liegen.
PROCULEJUS.
Wol! hönet / wüttet / würtzt die Straffen euch nur wol!
Wißt: daß des Keysers Schwerd dis redlich rechen sol.

Antonius. Archibius. Antyllus.
ANTONIUS.
Du hast den Botschaffter / Archibius / beschieden
Wie dir befohlen war. Die Hofnung zu dem Frieden
Ist nunmehr ausgelescht; des Keysers Hertz und Brust
Mit Gall und Gift erfüllt. Auch hat nun ihre Lust
Cleopatra gebüßt an zwey gekrönten Leichen.
Wie aber werden wir noch unser Ziel erreichen:
Daß uns Augustens Dreun nicht wahr werd / und zu schwer?
Es ist nur zu gewiß: daß ein gantz frisches Heer
Mit dem Agrippa sey ins Keysers Läger kommen.
Verziehn wir länger nun / biß uns der Weg benommen
Sey übers Meer zu fliehn / so werden wir der Last
Der Ketten nicht entgehn. Weil du nun selber hast
Den Schluß der Königin / als klug und gutt gerühmet;
So red ihr auch nun ein / was sich zu thun geziemet;
Daß gantz Egyptens Schatz noch eben diese Nacht
In möglichster Geheim werd auf die Schiffe bracht;
Und daß wir segeln fort mit erstem gutten Winde /
Wohin Sertor uns rufft. Wenn dis geschehn / so zünde
Man Alexandrien an hundert Enden an:
Daß Cæsar über nichts als Asche siegen kan.
ARCHIBIUS.
Ich habe / grosser Fürst / bereit an sie gesätzet;
Sie aber hat hierauf die Wangen nur genetzet;
In ihrem Vaterland / in ihrer Eltern Grufft
Zu sterben ihr gewünscht.
ANTONIUS.
Des Vaterlandes Lufft
Ist nur so lange gutt / als sie das Glück ansüsset /
Die Freyheit balsamt ein. Egypten aber misset
Nunmehr des Himmels Gunst; der Erde Fruchtbarkeit;
[75] Weil Rom / die Heuschreck / ihr all ihre Frucht abmeiht /
Die Dienstbarkeit den Nil wie Wermuth bitter machet /
August die Tempel stürmt / der Ptolomeer lachet;
Und / wie er von sich rühmt / Egyptens Götter zwingt /
Sich aber selber uns zu einem Gott aufdringt.
ARCHIBIUS.
Die Red hat Grund und Recht. Ich wil mich auch bemühen
Zu wircken / was du schaffst. Allein ihr ist das Fliehen
Zu Wasser so verhaßt; seit daß die Seeschlacht ward
Bey Actium verspielt / heißt sie die Wasserfahrt
Der Klugen Aberwitz / die Schiffe Todten-Nachen /
Das Meer des Typhons Schaum. 121
ANTONIUS.
Hier aber hat der Rachen
Des Feindes uns nur nicht umzingelt. Geh und thu
Dein bestes. Denn hieran hängt unser Heil und Ruh.
ANTYLLUS.
Herr Vater / Cælius hat mit den meisten Schiffen
Die Flucht zu dem August / 122 aus unserm Port ergriffen /
Der gegen Morgen liegt. Im andern Hafen hat
Canidius und ich gleichmäßger Ubelthat
Nur den Compaß verrückt / die Häupter abgesetzet
Die uns verdächtig warn.
ANTONIUS.
Elender Zustand! wetzet
Nun auch Verrätherey die Waffen gegen mir?
Verfluchter Cælius! ach Undanck! gab ich dir
Nicht mehr / als du verdient: ja als du kontest hoffen?
Doch hat der Meineyd nie sein Hofnungs-Ziel getroffen!
Du wirst dem Keyser selbst ein Dorn in Augen sein /
Rom schelten deine That / die Nachwelt dich verspein.
Inzwischen aber ist das Mittel zu entkommen
Mit unsern Schiffen uns / ach! leider! gantz benommen.
Wie harte greiffet uns die eisern-harte Hand
Des wilden Unglücks an! Gott nimmt uns den Verstand
Die Treue von Betrug und List zu unterscheiden;
Und weils Verhängnüs schleust die Köpf uns abzuschneiden /
Verwirrt es unsern Rath. Geh / nimm / mein Sohn / dich an
Des Werckes / weil ich nichts vernünftig ordnen kan.
Cæsarion wird auch schon klüglich Anstalt machen.
Doch mag Archibius den ersten Port bewachen.

[76] Der Schauplatz bildet ab ein lustiges Gebirge.
Mercurius. Paris. Juno. Pallas. Venus.
MERCUR.
Edelster Schöpffer / und Auge der Hirten /
Welchen die Themis mit Nectar gesäugt /
Schaue / von Palmen und Oel-Zweig- und Mirten
Wird dir ein Krantz umb die Schläffe gebeugt.
Jupiters Töchter und Ehgemahl müssen
Deinen gekröneten Hirten-Stab küssen.

Eh sich dein Purper den Hürden vermählet /
Hat des Verhängnüsses stählerner Schluß
Dich zu dem Richter der Götter erwählet /
Schaue dis Kleinod der Schönheit! diß muß
Dein unverfälschetes Urtheil verleihen
Der / die die Schönste lebt unter den Dreyen.
PARIS.
Himmel! wo bin ich? ich werde zum Steine!
Säh ich auf Ida drei Sonnen aufgehn?
Da doch den Himmel umbkreißet nur eine.
Säh ich ein Klee-Blatt der Götter hier stehn?
Werd ich von ihnen erkieset zum Richter
Uber die Himmlischen Sternen-Gesichter?

Was sich die Götter zu schlichten nicht trauen /
Sol ich einfältiger Schäffer verstehn?
Kan doch mein Aug in die Sonne nicht schauen;
Weniger wird sichs zu Göttern erhöhn.
Könt ich nur aber zwey Aepfel noch haben
Wolt ich jedwede mit einem begaben.
JUNO, PALLAS UND VENUS.
Schäffer / im Kriegen sigt einer alleine.
Tulipen gleichen der Rose sich nicht /
Demant ist König der Edelgesteine;
Sonnen verbländen der Sternen ihr Licht.
Diesem nach mustu nur Jupiters Willen
Durch den erwünscheten Endspruch erfüllen.
[77]
PARIS.
Wol! denn des Jupiters ernstes Begehren
Schlagen die Sterblichen sträflich in Wind;
Kan er doch albere Sinnen verklären:
Daß sie zum Göttlichen fähiger sind.
Nähert euch also mir / schönste Göttinnen /
Wollet ihr Sigs-Krantz und Apfel gewinnen.
JUNO.
Himmel und Erde muß Weyrauch anzünden
Mir / der nicht Zierde / nicht Herrligkeit fehlt.
Wäre was Schöners an andern zu finden /
Hette mich Jupiter ihm nicht vermählt.
Wilstu nun Jupitern Irrthums nicht zeihen /
Mustu mir Schönsten den Vorzug verleihen.
PALLAS.
Hoffart und Wollust sind Seuchen der Jugend.
Diese sind euer geschmincketer Schein.
Ich aber bin die vergötternde Tugend /
Welche die Thaten den Sternen gräbt ein.
Wilstu nun ewigen Nach-ruhm erlangen /
Muß ich als Schönste den Apfel empfangen.
VENUS.
Kronen sind dörnicht / die Waffen gefährlich.
Aber mein Paradis schwimmet voll Lust.
Meine verlibete Kriege sind herrlich /
Tödten die Sorgen / beseelen die Brust.
Jene mag Zepter und Harnisch erheben;
Dieses Gold werde mir Schönsten gegeben.
PARIS.
Rosen des Himmels / Gestirne der Erden /
Momus sieht an euch nicht einigen Fleck.
Doch die nach Würden entschieden wil werden /
Lege die euserste Zierath hinweg.
Wenn man die Perlen von Glase wil scheiden /
Sondert man Farben und Schmincke von beiden.
JUNIUS UND PALLAS.
Wagstu dich unser entblössete Glider
Mit den verweßlichen Augen zu sehn?
VENUS.
Schaue! die Göttin der Schönheit wirfft nider
[78] Dieses / wordurch sich die andern aufblähn.
JUNIUS UND PALLAS.
Fürchte nicht an uns vermummete Flecken /
Siehe / wir wollen uns gleichfalls entdecken.
PALLAS.
Schädliche Mutter verbländender Tücke /
Lege den zaubernden Gürttel von dir. 123
VENUS.
Wol! wol! blau-augichte Pallas 124 / nicht rücke
Deinen Helm deinem Gesichte so für.
PARIS.
Götter / verleiht mir des Argos Gesichte /
Daß ich mein Richter-Ambt würdig verrichte.
JUNIUS.
Paris / Antigonens Ungemach lehret
Und des Ixion unruhiges Rad;
Wie den mein grimmiges Blitzen versehret /
Welcher mich einmal beleidiget hat.
Wirstu mich aber nach Würden bedencken /
Wil ich gantz Asiens Zepter dir schencken.
PALLAS.
Die am Apollo verachteten Künste
Müssen die Ohren des Midas bezahln;
Und der Arachne verächtlich Gespünste /
Kan dir die zornige Pallas abmahln.
Nennstu mich aber die Schönste der Schönen;
Sollen unendliche Lorbern dich krönen.
VENUS.
Lasse nicht Dreuen und Gaben dich beugen.
Opffert doch selber Diespiter mir.
Ist nicht auch Priamus Zepter dein eigen?
Unsere Mirten gehn Lorbern weit für.
Helenens dir zugewiedmete Strahlen
Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.
PARIS.
Schönste der ewig-helleuchtenden Sonnen /
Strecke den Marmel der Armen herfür.
Venus hat unter den dreien gewonnen.
Nimm den vergüldeten Apfel von mir.
Deine bepurperte Rosen vertilgen
Anderer Schönheit Narcissen und Lilgen.
[79]
VENUS.
Kräntzet nun / kräntzet / besigte Göttinnen /
Kräntzet mit Lorbern der Ziprien Haar!
Bauet bis zu den Saffirenen Zinnen
Mir ein von Balsam wolrichend Altar!
Brechet nun Zepter und Lantzen in Stücke!
Wünschet der siegenden Venus Gelücke!
JUNO UND PALLAS.
Thörichter Richter! Verächter der Götter!
Kiesestu bländenden Schatten für Licht?
Gibstu die Früchte für ledige Blätter?
Gläube / dein Wahn vergeringert uns nicht!
Hoheit und Tugend wird Sternen-werts steigen /
Wann sich die Wollust zur Erde muß neigen.
JUNO.
Rasender! tausend wollüstige Frauen
Schätzet ein Kluger des Zepters nicht werth.
PALLAS.
Wer der verzaubernden Circe wil trauen /
Wird in ein sündiges Unthier verkehrt.
JUNO UND PALLAS.
Du und dein loderndes Troja wird müssen
Deine verdammte Verwegenheit büssen.
VENUS.
Nein! nein! die Liebe die Jupitern zwinget /
Welche kan Wermuth in Honig verkehrn /
Wird den / der Lorbern und Palmen ihr bringet /
Nicht mit so bitterem Schlangen-Gifft nehrn.
Aller Welt Zucker ist gegen der Frauen
Himmlische Süssigkeit Eckel und Grauen.

3. Akt

Die dritte Abhandlung.

Der Schauplatz stellet vor den Tempel der Isis in Alexandria / und die an dem Tempel hengende Todten-Grufft der Ptolomeer.
Cleopatra. Charmium.

CLEOPATRA.
Vertraute Charmium 125 / das Werck / was wir solln schlüssen /
Erfordert: daß wir vor Serapen falln zu Füssen /
[80] Sein Bild andächtig ehrn / daß man in diese Glutt /
Die dreissig Göttern hier stets lodert / 126 Weyrauch thut /
Und daß wir ihr Altar mit Zimmet-Oel erröthen.
Hilf mir! Denn Andacht hat Gehülffen auch von nöthen.
Die Flamme spitzet sich und brennt wie flüssend Gold.
Es scheint / der Himmel sey uns gutt / die Götter hold.
Doch dient dis Heyligthumb Uns nicht zu unsern Sachen.
Wir müssen hier hinab und in die Grufft uns machen. 127
Erschrick für Topf und Asch und Todten-Beinen nicht /
Sie sind ein Heyligthum / der Lebenden ihr Licht.
Der Balsam läßt hier auch nicht Würmer Nahrung ziehen. 128
Auß dieser Grufft solln mir die Wolfahrts-Eeren blühen;
In dieser Nacht sol mir der Morgenstern aufgehn;
Daß / wo wir itzt mit Ach und Weh umbdüstert stehn /
Uns sol der lichte Strahl gewünschter Lust erkwicken.
Vertraute Charmium / nur muttig! wir erblicken
Die Morgen-röthe schon / die Uns den Tag sagt an!
CHARMIUM.
Bestürtzte Königin! ist dis die Lebens-Bahn?
Der Hafen der Gefahr / der Ancker unsers Hoffen?
Stehn bei den Todten uns die Gnadens-Pforten offen?
Ist dis das Paradis / der Garten reiner Lust?
Wil sie den zarten Leib / die Alabaster-Brust /
Der Adern Purper-Oel den Schatten-Geistern weihen?
Sol uns der schwartze Sarch von Furcht und Angst befreyen?
So ist ihr neuer Weg / den sie so hoch gerühmt /
Mit keinen Rosen nicht / nein! mit Napell beblümt.
CLEOPATRA.
Nein / liebes Haupt / nein nein! die Wolcke gibt zuweile
Dem einen nutzbar Licht / dem andern Donner-Keile.
Für euserste Gefahr muß euserst Artzney sein.
Du sihst / das Wasser dringt zu allen Seiten ein /
Der zehnde Sturm fehlt nur noch uns in Grund zu sencken.
Itzt itzt ists hohe Zeit das Ruder recht zu lencken!
August ligt uns am Portt: Er suchet seinen Thron
Zu gründen auf den Grauß des mächtigen Anton.
Wird dieser Sturm-Wind nun die feste Zeder fällen /
[81] So muß sein Fall zugleich mich schwachen Ast erschellen.
Drumb ist es hohe Zeit: daß man sich des entbricht /
Dem das Verhängnüß schon sein letztes Urtheil spricht.
Zwar wünschten wir ihn wol uns noch vermählt zu schauen /
Durch unser Gutt und Blutt ihm seinen Thron zu bauen;
Allein umbsonste wird der Bezoar verbraucht /
Wenn das entflammte Gifft schon in dem Hertzen raucht.
Man spar an Todten nur die teuren Perlen-Träncke.
Hier ist des Keysers Brief / der gibt uns zum Geschäncke
Das Leben / da man ihm den Fürsten todt gewehrt.
Dis / Charmium / dis ists / was unsern Geist beschwert.
CHARMIUM.
O Stern-vermählte Seel / 129 und Spiegel kluger Sinnen /
Wer / wenn das Schiff zerbricht / den Wellen kan entrinnen /
Thut thöricht / wenn er sich mit andern stürtzt ins Meer.
Wo aber sucht sie Hülff aus dieser Grufft hier her?
CLEOPATRA.
Einfältge! wagestu dich den Anton zu tödten /
Den blancken Reben-Safft mit Giffte zu beröthen?
Wollstu dich Stahl und Dolch zu brauchen unterstehn?
Nein / Charmium / nein nein! man muß behuttsam gehn.
Dis ist ein klüger Rath: du weist / Verliebter Leben
Pflegt mehr in frembder Seel / als in sich selbst zu schweben /
Auch weistu: daß / da nur die Lib ist ungeschminckt /
Die Brust des Piramus in Thysbens Spitze sinckt:
So auch / da wir uns hier ein falsches Grabmal bauen /
Traun wir uns den Anton selbst-händig todt zu schauen /
So denn fällts uns nicht schwer durch unser Lilgen-Brust /
Durch den benelckten Mund zu zwingen den August.
CHARMIUM.
Egyptens Labyrinth 130 wird seinen Ruhm einbissen;
Weil kluge Weiber stets wo einen Ausgang wissen.
CLEOPATRA.
Gar recht! drumb sey auch du mir hülfbar / und verschmitzt /
Weil mir kein Glücke blüht / das dir nicht dient und nützt.
Doch / weil der Schein mehr Pracht / und Bländung grössern Schimmer
[82] Als Wahrheit darf / so ruff uns her mehr Frauenzimmer.
Nebst diesem laß ich dir alleine dis zu thun:
Daß / wenn mein schlaffend Leib wird als entseelet ruhn /
Anton den falschen Todt als wahrhafft stracks erfahre;
Geh hin! dein und mein Heil wächst auß der Todten-Baare.

Cleopatra. Charmium. Iras. Belisama. Sida. Salambo. Babia. der Cleopatra Frauenzimmer.
CLEOPATRA.
Auf auf! Cleopatra / ermunter Witz und Sinn!
Auf! segel in die See mit schwartzen Flacken hin!
Willkommen edle Schaar / ihr Schwestern unsers Glückes /
Kommt / würdigt noch einmal mich eures letzten Blickes;
Kommt / drückt mir Sterbenden die starren Augen zu!
Weint ihr? mißgönnt mir nicht die süsse Todten-Ruh.
IRAS.
131
Wil ihre Majestät uns so verweiset lassen?
Sol dieser zarte Leib in frischer Blüth erblassen?
Sol dieser Adern Kwäll / der Glider Helffen-Bein /
Der Lippen ihr Rubin der Schlangen Speise sein?
Sol ihrer Brüste Milch die faulen Würmer säugen?
Solln diese Sonnen Molch' und grüne Nattern zeugen?
Der Himmel lasse nicht so herben Schmertz uns schaun!
CLEOPATRA.
Ja / Schwestern / ja! kommt / helft mir Sarch und Baare baun.
BELISAMA.
Wil sie ihr / Göttin / selbst verkürtzen Heil und Leben?
CLEOPATRA.
Pflägt nicht der Seiden-Wurm ihm selbst sein Grab zu weben?
Der kluge Schwan singt selbst behertzt sein Sterbe-Lied.
Ihr rühmet: daß an mir Gestalt und Alter blüht;
Die Schönheit ist ein Rauch / die Jugend ist ein Schatten.
Eh als die Knospen uns sind kommen recht zu statten /
Frißt schon der Zeiten-Wurm die welcke Blume weg.
Wieviel gibts Wespen nicht / die die Verleumbdungs-Fleck'
Auf unsre Lilgen schmirn / aus unsern Süssigkeiten
Wie Schlangen tödlich Gift aus besten Klee bereiten;
Den ausgesognen Safft in garstig Eyter kehrn;
[83] Mit unsrer Libes-Milch nur ihre Wollust nehrn.
Du weist es / Charmium / worauf mein Eifer ziehlet.
Hat Julius nicht nur mit uns die Brunst gekühlet?
Der Keuschheit Purper-Blüth entfärbt mit schnöder Lust?
Dis / libste Schwestern / nagt noch itzo Marck und Brust.
Geht euer Absehn denn auf meinen Stand und Würde?
Mein itzig Beispiel lehrt: der Stand sey Last und Bürde;
Daß keine Distel so wie Seid und Purper stech;
Und daß ein Zepter eh als schwirrend Glaß zerbrech.
Als ich den ersten Blick des Tages kaum empfangen /
Hat mich das Elend schon an seine Brust gehangen;
Mir minder Mutter-Milch als Wermuth eingeflößt.
Eh als durchs Lallen mir die Zunge ward gelößt /
Must ich der Eltern Todt / des Brudern Haß empfinden / 132
Und / was sich Drachen nicht auf Drachen unterwinden /
Mein Kristallinen Glas mit Giffte schaun befleckt /
Und auf der Schwester Hals das grimme Schwerdt entdeckt.
Ist auch gleich im Anton mir einig Licht erschinen;
Die Hochzeit-Fackel muß oft auch zu Grabe dinen.
Der Krocodil beweint den / den er fressen wil /
Und die Sirene regt beim Strudel Seiten-spiel:
So lib-kost auch das Glück uns / wenns uns wil vergraben.
Behertzigt / was wir nicht zeither erlitten haben /
Seit uns bey Actium Gelück und Sieg verließ /
Und unser Königreich in frembde Banden stieß.
Mein Athem-loser Geist / mein abgemergelt Hertze
Fällt nun ohnmächtig hin / und ist so herbem Schmertze
Nicht mächtig zu bestehn. Dis Leben ist nicht werth:
Daß es die Seele stets mit Thränen-Saltze nährt.
Dis fehlt mir ja nur noch von seinem Zucker-Thaue:
Daß ich die Kinder nicht der Römer Sklaven schaue;
Nein! dis zu schaun bin ich zu edel vom Geblütt /
An Tugend viel zu groß / zu Hertzhafft im Gemütt.
Entschleuß dich / hoher Geist / wie du dir vorgenommen /
Durch den behertzten Tod den Fässeln vorzukommen;
Auf! Seele flügel dich! 133 schwing dich vom Kot zu Gott;
[84] Aus Staube zum Gestirn. Ein unverzagter Tod
Sticht tausend Jahre weg. Drum sparet eure Zehren /
Hertzliebsten Kinder / doch.
SALAMBO.
Solln sich die Augen klären /
Wenn unser Isis sich in schwartze Wolcken hillt.
CLEOPATRA.
Des Himmels Krachen wird durch Kleinmuth nicht gestillt.
SIDA.
Auch Wehmuth hat ihr Recht.
CLEOPATRA.
Vernunfft muß sie umbtämmen.
IRAS.
Ach! Königin / wer kan den Trieb der Liebe hemmen?
CLEOPATRA.
Wer Ruh und Himmel uns nicht gönnt / der libt uns nicht.
BABIA.
Es ist das Leben ihr zu retten unsre Pflicht.
CLEOPATRA.
Und Wahnwitz / wenn ihr euch lehnt wider unser Götter /
Die keine Kleinmuth beugt.
BELISAMA.
Der Lotus hüllt die Blätter / 134
Die sich früh breiten aus / des Abends traurig ein /
Wenn ihm sein Augen-trost / die Sonn / entzeucht den Schein.
Und wir solln Kisel sein / wenn unsre Sonne schwindet?
CLEOPATRA.
Weint ihr? weil Isis nun einst den Osiris findet? 135
SALAMBO.
Weil Isis wird verlohrn.
CLEOPATRA.
Und sich zur Göttin macht.
BABIA.
So schlägt sie Reich und Mann und Kinder aus der acht?
CLEOPATRA.
Reich / Mann und Kinder sein der Götter Schutz ergeben.
BELISAMA.
Sie werden ohne sie verweist und hülf-loß leben.
CLEOPATRA.
Der tritt aufs Fall-brett auf / der sich auf Menschen stützt.
SALAMBO.
Ein umbgefallner Baum lehrt / was sein Schatten nützt.
CLEOPATRA.
Setzt mir nicht ferner zu mit den unfruchtbarn Thränen!
Helfft mir vielmehr den Weg in diesen Garten bähnen /
Da ich mein Leben kan der Nachwelt pfropfen ein.
Knüpft in mein krauses Haar die Diamanten-Stein / 136
Bekräntzt mein Himmlisch Haupt mit Rosen und Narcissen /
Last meinen nackten Hals die Muschel-Töchter küssen /
Den Armen legt Schmaragd / den Achseln Purper an /
Daß ich dem Bräutigam ja nicht mißfallen kan.
BELISAMA.
Wem wil Cleopatra sich sterbend noch vermählen?
CLEOPATRA.
Dem Tode; den wir nun viel freudiger erwehlen /
Als da ich dem Anton und Cæsarn ward vertraut.
[85]
BELISAMA.
Legt dem Gespenste man / für dem der Seele graut / 137
Für dem das Auge starrt / für dem das Hertz erkaltet /
So holden Nahmen bey?
CLEOPATRA.
Schweigt Kinder / denn ihr haltet
Nur mein Vergnügen auf. Lebt glücklich! gutte Nacht! 138
Ihr seht die Kuh hier knien 139 von kostbarm Ertzt gemacht /
In diese solt ihr mich / wenn ich erblaßt / begraben.
SALAMBO.
Wil sie ihr eigen Bild denn nicht zum Sarche haben / 140
Das hier steht / und Anton ließ giessen zu Corinth?
CLEOPATRA.
Bin ich so edel nicht / als Mycerins sein Kind?
CHARMIUM.
Egyptens Isis sol in Isis Bilde schlaffen. 141
BABIA.
Ach! was verhängt nicht GOtt auf uns für Leid und Straffen.
CLEOPATRA.
Bereite / Charmium / was zum Begraben noth.
Weil ich Serapens Bild umb einen sanften Tod
Hier kniende fleh an. Doch laßt uns euch vor küssen /
Eh eure Liebes-Hand uns wird die Augen schlüssen. 142
Nun ruffts Verhängnüs uns. Komm / Iras / diene du
Zum Gottesdienste mir.
CHARMIUM.
Ihr Kinder füllt die Kuh
Mit Myrrhen / Cassia / Amomum / 143 Gummi / Zimmet /
Zibeth und Aloe / und was man sonsten nimmet /
Die Leichen für Gestanck und Fäule zu bewahrn.
SIDA.
Ach! dörft ich doch für sie zu Hecaten hinfahrn.
BELISAMA.
Zerfleischt die Haut mit Stahl / 144 zerkwetscht das Fleisch mit Stössen.
CLEOPATRA.
Du must den rechten Arm / die lincke Brust entblössen.
Nimm Stab und Dreyfuß hin / sätz auf den Habicht-Kopf. 145
Gib mir das Wachsbild her; 146 geuß aus den Wasser-Topf
In dem man den Gott Nil und den Canopus ehret / 147
Hier in die Opfer-Schaln.
IRAS.
Ihr grossen Götter höret!
Erhört Cleopatren / die euch zu Fusse fällt!
Vermähle dich mit ihr / du grosser Geist der Welt!
CHARMIUM.
Sätzts Mohnden-Bild der Kuh hier zwischen beide Hörner.
CLEOPATRA.
Streu / Iras / aufs Altar die fettsten Weyrauch-Körner.
CHARMIUM.
Bringt eine Ampel her / die den Anubis stellt
Durch einen Hunds-Kopf für / 148 und ewig Feuer hält / 149
Darzu Asbestisch Oel / Carpasisch Flachs muß kommen /
Saltz / das von Ertz und Gold und Silber wird genommen /
Der Amianten-Stein / und Salamander Haar.
[86]
SALAMBO.
Anubis / nimm allhier Cleopatrens so wahr /
Wie du Osiris Leib / der Isis Gang bewachest. 150
BELISAMA.
Serapis / der du nie dein grosses Auge machest
Mit Augenliedern zu / 151 entzeich dein himmlisch Licht /
O Auge dieser Welt / hier diesem Sarche nicht.
SIDA.
O Mutter der Gesätz / Erfinderin der Früchte / 152
Die du den Nil mit Flutt / den Hundes-Stern mit Lichte /
Die Welt mit Mehl besämst / beseel auch dieses Grab.
BABIA.
Treib / grosser Hermes / auch den Typhon von hier ab /
Daß er den Sarch in Nil nicht wie Osiren werffe /
Kein Krocodil den Zahn auf unsrer Isis schärffe; 153
Sonst wiedme ich das Bild des güldenen Osir
Dem Typhon / und werf ihm ihn selber wieder für.
CHARMIUM.
Deckt ein Phönicisch Tuch 154 dem Ochsen auf den Rücken.
BELISAMA.
Man muß Cleopatren / wo sie das Licht erblicken
Der Ewigkeiten wird / hier ewig Prister weihn /
Ihr ein Altar baun auf / stets Rosen auf sie streun. 155
Zwölf Jungfraun müssen Thrän und Balsam hier vermengen / 156
Der nur zu Jercho wächst / und dis ihr Grab besprengen.
CLEOPATRA.
Serapis höret mich. Ist kein schwartz Lamm nicht dar? 157
Stracks / Iras schlacht es ab / das Blutt spritz aufs Altar /
Wasch es mit Wasser ab / das Ibis hat getrübet /
Wirf Wermuth in die Glutt / die Isis so sehr liebet /
Erfrische sie mit Oel. Versöhnt die Geister mir / 158
Auch die mir feind gewest. Wolan! ist alles hier?
So komm / O süsser Tod / O liebstes Wolgefallen!
Kommt und erkwicket mich / vergifftete Kristallen!
Ich küsse Gifft und Glaß!
CHARMIUM.
Was thut sie / Königin?
CLEOPATRA.
Was das Verhängnüs heißt.
IRAS.
Wo denckt sie / Göttin / hin?
CLEOPATRA.
Nun in die Ewigkeit.
BELISAMA.
Sol die ein Gifft-Glaß schencken?
CLEOPATRA.
Dis nimmt zu rechter Zeit den Preiß den Perlen-Träncken.
SALAMBO.
Gifft rührt vom Typhon her.
CLEOPATRA.
Auch Typhons Tranck ist gutt /
[87] Wenn er die Seel auflöst / wie des Saturnus Glutt.
SIDA.
Ach! weh uns! wo wir sie so schnöde sterben lassen.
CLEOPATRA.
Verflucht sey die / die uns wil wehren zu erblassen.
BABIA.
Reißt ihr das Gift-Glaß aus / die Angst hat sie verrückt.
CLEOPATRA.
Zähmt euch / Verwegene!
CHARMIUM.
Verschmertzet / was GOtt schickt.
IRAS.
Ach! Sie besinne sich.
CLEOPATRA.
Umbsonst! ihr wehrt vergebens.
CHARMIUM.
Ach GOtt! was sehen wir?
CLEOPATRA.
O Nectar unsers Lebens!
O Labsal unsrer Seel! O Zucker-süsses Gifft!
Wol diesem! der durch dich so trüber Noth entschifft!
Der in dein Todten-Bild sein einigs Heil vermummet!
Wol diesem!
CHARMIUM.
Sie erblast.
IRAS.
Durchlauchste!
CHARMIUM.
Sie verstummet.
SIDA.
Sie röchelt!
CHARMIUM.
Sie erstirbt.
IRAS.
Seht wie das Hertze klopfft!
BABIA.
Reißt ihr die Kleider auf!
BELISAMA.
Der Adern Kwell verstopfft
Sich leider!
CHARMIUM.
Sie ist hin! die Augen sind gebrochen!
IRAS.
Man fühlt die Seele noch im engen Hertzen kochen.
SALAMBO.
Die Brust ist noch nicht kalt / bringt Eßig / Narden / Wein!
CHARMIUM.
Weckt / Thörchte / Todten auf!
IRAS.
O Jammer-reiche Pein!
Ist Geist und Athem hin?
CHARMIUM.
Sie ist / sie ist verblichen.
SIDA.
Die Himmel-hohe Seel ist aus der Welt entwichen!
IRAS.
Ich bebe voller Furcht / der Angst-Schweiß bricht mir aus!
BELISAMA.
Bestürtztes Vaterland! in Grund gestürtztes Hauß!
IRAS.
Ach Gott! wer wird den Fall dem Fürsten offenbaren?
CHARMIUM.
Anton muß ihren Tod aufs minste doch erfahren.
IRAS.
Ich mag so herber Post nicht erster Bothe sein.
CHARMIUM.
Eilt / Babia / geht rufft wen von Trabanten ein.
IRAS.
Ihr Götter! habt ihr denn Egyptens gar vergäffen
Und unser; denen man wird diesen Fall zumaßen?
Kan keine trübe Wolck uns hier vorbey nicht gehn?
Muß Ptolomæens Stul Fall über Fall ausstehn?
Wer wird Cleopatren satt zu bejammern wissen?
Laß mich nur noch einmal zu gutter letzte küssen /
[88] Entseelte Königin! nun Göttin! diesen Mund /
Durch dessen Libreitz selbst die Götter wurden wund.

Eteocles. Etliche andere des Antonius Trabanten. Charmium. Iras. Sida. Belisama. Salambo. Babia.
ETEOCLES.
Welch Blitz rührt meinen Kopf? wo bin ich hingeleitet?
Wem hat man Sarch und Grufft und Grabmal zubereitet?
Wie? bin ich bey Vernunfft? träumt mir? bin ich bey Sinn?
Ist dis Egyptenlands erblaste Königin?
CHARMIUM.
Ach leider! ja sie ists! die Pallas unsrer Jahre /
Das Wunder der Natur ligt auf der Todten-Baare.
Die Sonne dieses Reichs versanck ins todte Meer.
ETEOCLES.
Ach Götter! ach! wo rührt so schwerer Unfall her?
IRAS.
Sie hat durch Gift ihr selbst das Lebens-Garn verschnitten.
ETEOCLES.
Hilf Himmel! kontet ihr solch Unglück nicht verhütten?
CHARMIUM.
Wer darf den Königen Gesätze mahlen vor?
ETEOCLES.
Auch diese geben oft dem Rath ein offen Ohr.
IRAS.
Wir suchten / doch umbsonst / das Gifft ihr auszuwinden.
ETEOCLES.
Die Ausflucht kan euch nicht von Schuld und Straff entbinden.
CHARMIUM.
Was das Verhängnüs schleust / ruht nicht in unser Macht.
ETEOCLES.
Was meint ihr? daß sie hab auf diesen Schluß gebracht?
CHARMIUM.
Nichts / wie sie vorgab / sonst als ihr Verdruß zu leben!
Als die bestürtzte Zeit / die täglichs Ach umbgeben /
Und die von dem August andreuende Gefahr.
ETEOCLES.
Wie? daß ihr grosser Muth itzt erst so zaghaft war?
CHARMIUM.
Ein Schiff / wie steif es ist / läßt die erbosten Wellen
Den rasend-tollen Sturm sich endlich doch zerschellen.
ETEOCLES.
Weh dem / der oft das Schiff verwahrlost ohne Noth!
Ich eile / dem Anton den jammer-reichen Todt
Der grossen Königin umbständlich zu erzählen.
Indes lasst dennoch nichts an Fleiß und Mitteln fehlen /
Schafft kräftge Wasser / Oel und Lebens-Balsam her;
Bestreichet Schlaff und Pulß: schaut / ob ihr ungefähr
[89] Den kalt-erstarrten Leib mit Reiben mögt erkwicken.
IRAS.
Der Himmel wolle mehr uns Hülff als Hofnung schicken.

Der Schauplatz verwandelt sich in des Antonius geheimes Zimmer.
Des Antigonus, Artabazes und Jamblichus Geister. Antonius auf einem Bette schlaffend. Eros, gleichfalls zu seinen Füssen.
ANTIGONUS UND GEISTER.
Die Erde bricht / der Abgrund reißt entzwei /
Die Rache tagt mich aus den finstern Hölen /
Wo die mit Mord und Blutt besprützte Seelen
Sich laben durch ihr Angst-Geschrey.
Du Mörder / den stets Mord und Brand gelüstet!
Schau an mein Schatten-Bild / den Nebel meiner Faust /
Mit Flamm und Fackel ausgerüstet.
Dis Pech / die Glutt / für der dir graust /
Sind deines Untergangs ergrimmte Blutt-Cometen;
Die deines Hertzens schwartze Nacht /
Mit bebend-banger Furcht und stetem Ach erröthen.
Dein Gewissens-Wurm erwacht /
Und mein beschimpftes Bild gibt einen Spigel dir /
Darinnen du kanst deine Laster schauen /
Für denen dir itzt selbst muß grauen.
Schau an / erhitzter Löw / erbostes Tigerthier /
Wie du den geweihten Zepter Henckers-Hand zerbrechen liessest /
Und mit knechtschen Peitsch' und Rutten 159 der Gesalbten Leib zerrissest!
Wie du mein gekröntes Haupt Sklaven machtest unterthan /
Und an ein verdammtes Holtz nageltest die Glider an.
Erzitterstu du wildes Unthier so
Für deines ermordeten Königes Schatten?
Dis kommet / Tirannen / euch billich zu statten;
Daß euch ein Espen-Laub / ein Rauch / ein raschelnd Stroh /
Ein schleichendes Gespenst / ein irrend Licht erschrecket /
[90] Und mit blutt-roten Purper-Farben 160
Euch abmahlt die Gewissens-Narben!
Daß ihr die Natter selbst in eurem Busem hecket /
Die euch beist / sticht und necket.
Ja! nicht nur schreckt / euch wol bezwinget:
Daß ihm ein Blutt-Hund selbst verzagt sein Licht ausläscht /
Und sein ergrimmte Klau im eignen Blutte wäscht.
Indem es ihm noch nicht so gutt gelinget:
Daß ihn ein frembder Dolch / ja nicht sein Knecht umbbringet.
Jedoch! schau her! ich wil dir gnädig sein /
Und dir den Dinst noch thun / den Sklaven dir versagen /
Die doch für deine Brust Schild / Helm / und Harnisch tragen /
Zu säncken dir dis Schwerd in Brunn der Adern ein;
Indem du doch wirst lernen müssen /
Wo nicht zuvor schon wissen:
Daß der Tirannen Sarch und Mantel stets sey roth:
Ihr bluttig Ende sey keinmal ein trocken Todt:
Und / daß sie aufs Busiris Mord-Altaren
Zur gelben Zeres schwartzem Eydam fahren. 161
ARTABAZES UND GEISTER.
Halt halt! verzieh! halt Stahl und Stoß zurücke!
Der Blutt-Hund ist nicht frembder Schwerdter werth:
Recht ists: daß der durch eigne Faust ersticke /
Der sich von Schweiß und andrer Blutte nehrt.
JAMBLICHUS UND GEISTER.
Der Wütterich muß sich vor sterben fühln;
Denn ein geschwinder Tod ist Gnade / keine Straffe.
Der Hencker mag zwölf Tage mit ihm spieln;
Daß sein gekrümmter Leib vor auf dem Pferde schlaffe / 162
Sein Rücken fühle Peitsch und Bley /
Ein eisern Kamm zerkratze seine Glieder /
Die Schraube kwetsch ihm Arm und Bein entzwey /
Die Wippe laß auf Nadeln ihn falln nieder.
Man schneid ihm ab die Zung / und brech ihm aus die Zähne /
Die Fuß-Sohln schlagt ihm ohne Zahl;
Die Nägel schnürt bis auf das Blutt mit einer Seene /
Reißt alle Haar' ihm aus / doch eines auf einmal.
[91] Tropft Schwefel / siedend Ertzt / und Oel ihm auf die Brust /
Schmiert ihn mit Honig ein / daß ihn stets Wespen stechen /
Bereitet ihn zu einer Mäuse-Kost /
Und laßt das Rad die Schienbein' ihm zerbrechen.
Wenn nun nach diesem Kurtzweil-Spiel
Anton nicht länger tauern wil /
So sterbe ja der Hund / der mich hat todt gepeinigt;
Doch thut ihm hundert Tod' auf einmal immer an.
Er werd in einen Sack mit Schlang und Hund gethan /
Er werde / doch nicht todt / geröstet und gesteinigt /
Man wind ihm seine Därmer aus dem Bauche /
Tränckt ihn mit Kröten-Safft / speist ihn mit Hütten-Rauche /
Neht ihn in Bären-Häut / und werft ihn Hunden für.
Denn er war wüttender als kein gebeißig Thier.
Setzt ihn auf einen Stul aus Stahl /
Krönt ihn mit einem Helm aus glüend-heissen Eisen.
Denn bratet ihn in Ochsen / und am Pfal /
Und endlich mag sein Fleisch so Rab als Geyer speisen;
Die Beine brennt zu Asch / und streut sie in die See /
Kratzt seinen Nahmen aus. Sein gantzes Hauß vergeh.
ANTIGONUS UND GEISTER.
Erschrecklicher Palast / da so viel Geister irren!
Da so viel Zimmer nichts als Todten-Grüffte sein!
Was für Gespenste spieln sich durch die Pfosten ein?
Was hör ich umb den Leib für güldne Ketten schwirren?
Die Häupter krönet Gold / die Füsse tragen Stahl /
Und ihr entblößter Hals ein bluttig Wunden-Mahl.
ARTABAZES UND GEISTER.
Das Haupt Armeniens hat diesem Mörder müssen
Auch Füß und Bügel küssen.
Der Räuber samlete den Schweiß der Völcker ein /
Daß er durch meiner kostbahrn Fässel Zierde
Bezeugte seine Mord-Begierde /
Nebst der meist ein Tirann verschwändrisch pfleget sein;
Biß endlich er von Brunst und rasend-blindem Lieben
Ward durch ein wüttend Weib getriben:
[92] Daß er / doch ohne Schuld / mir einen Blutt-Spruch schrieb /
Krafft dessen mir das Beil den Kopf abhieb.
Jedoch du Wütterich / den Drach und Molch gesäuget /
Der du den Purper hast durch so viel Blutt befleckt /
Der doch für Stab und Stahl die Erdens-Götter deckt /
Hast dir nur Glutt ins Haus / Wurm in die Brust gezeuget /
Und dein Blutt-fettes Schwerd gewetzt /
Das dein verzweifelnd Arm dir selbst ans Hertze setzt.
Auch trifft der Donner nicht nur dich;
Die Schlangen werden der auch Gifft und Geist aussaugen /
Die als ein Basilisk aus den entflammten Augen
Sprützt eitel Mord und Tod umb sich.
Du zaubernde Medea dieser Zeit /
Egyptens Helena / zwar durch dein lodernd Kleid /
Durch dein gebisamt Gift fällt der in mördrisch Rasen /
Der dich als seinen Abgott ehrt:
Jedoch Sie / die dis Feuer aufgeblasen /
Erstickt auch in dem Rauch und wird nebst ihm versehrt.
Erwache grimmer Fürst / weil du dir durch die Brust /
Wie das Verhängnüs heist / dis Eisen treiben must!
ANTIGONUS UND JAMBLICHUS.
Wache Tiranne! denn Donner und Rache
Krachet / erwache! Verräther / erwache!

Antonius. Eros. Trabanten. Antyllus.
ANTONIUS.
Auf / Eros! Diener auf! es ist nicht Schlaffens Zeit /
Nun auch der Abgrund selbst auf uns sein Feuer speit!
Auf! auf! Mord / Gift und Brand ist embsig uns zu tödten!
Auf! last der Ampeln Glas durch brennend Oel erröthen!
Auf Eros! ist kein Mensch / der umb den Fürsten wacht?
EROS.
Ach! leb ich? bin ich todt? wer stört die schwartze Nacht
Mit Flammen / Glutt und Licht?
ANTONIUS.
Auf! auf! Feind! Feind! Trabanten!
Trabanten! seyd ihr taub? was für Verräther rannten
Durch Pfort und Wachten weg?
TRABANTEN.
Wir sind von Schrecken kalt!
[93]
ANTONIUS.
Bringt Fackeln! suchet durch!
EROS.
Hilf GOtt! wer braucht Gewalt?
1. TRABANTEN.
Wir zittern voller Furcht!
ANTONIUS.
Ist Burg und Schloß versehret?
2. TRABANTEN.
Wir haben nichts gesehn / ach! aber viel gehöret!
EROS.
Welch Blitz umbschüttet mich!
ANTONIUS.
Weiß denn kein Mensch nicht Rath?
Eröfnet / was für Furcht euch überfallen hat?
3. TRABANTEN.
Das Haar steht uns zu Berg / uns beben alle Glider.
Des Fürsten Stimme gab uns die Vernunfft kaum wieder;
Solch ein erschrecklich Knall erschütterte den Saal.
EROS.
Ach Himmel! ach! mich traf ein grimmer Donnerstral!
ANTONIUS.
Entdeck es / was du hast erschrecklichs vorzubringen.
EROS.
Herr / ich sah ins Gemach drei grimme Geister dringen /
Gerüstet in der Hand mit Schwefel / Pech und Schwerdt.
Die Glutt war dir aufs Haupt / der Stahl aufs Hertz gekehrt!
ANTONIUS.
Ach Himmel! ach wir sind / wir sind / wir sind verlohren!
Es hat kein falscher Traum dis Schrecken uns gebohren!
Ach Himmel! wir sind hin!
EROS.
Fürst / da ichs glauben darf /
Ligt hier der Dolch / den das Gespänst an Boden warf.
ANTONIUS.
Es ist mein eigen Dolch / hier steckt die leere Scheide.
Hengt denn der Fürsten Fall nur an so dinner Seide!
JUNIUS.
Ich muß Ihm / grosser Fürst / was Schrecklichs bringen bey.
ANTONIUS.
Was dreut der Himmel mehr? entdecke / was es sey.
JUNIUS.
Es war gleich Mitternacht / als Wolck und Himmel krachte /
Die Erde bebete: daß Stad und Bürger wachte.
Des grossen Tempels Thor sprang von sich selbst entzwey.
Nach diesem hob sich an von Bachen ein Geschrey 163
Und wilden Satyren / die tausend Fackeln trugen /
Und hundert Trinckgeschirr in kleine Stücke schlugen /
Wie wenn sie bey der Nacht Sabazus Fest begehn. 164
Ein Esel trug vorher den trunckenen Silen /
Ihm folgte Bachchus nach bekräntzt mit frischen Reben /
Sein Spiß und Wagen war mit Epheu rings umbgeben /
Vier Luchse zohen ihn durch die bestürtzte Stadt /
[94] Für Mæris Thor hinaus / wo Cæsar's Läger hat.
ANTONIUS.
Die Götter flihn für uns. Weh mir! ich bin verlohren.
Ich bin dem Vater nach vom Hercules gebohren / 165
Vom Bachchus aber stammt mein Mütterliches Hauß / 166
Ich rüstete mich auch stets wie Lyæus aus / 167
Und that ihm alles nach. Den hab ich so verletzet:
Daß seinen Fuß von hier mein grosser Schutz-Gott setzet
Und sich zum Keyser schlägt / da ohne diß mein Geist
Für seinem sich entsetzt / 168 und zu Athen zerschmeißt
Der Wind des Bachchus Bild / in Patra wird zu Staube
Alcidens Heiligthum / wir hier zu Cæsars Raube.
Entweiche Junius. O Hellen-schwartze Nacht!
In der mehr Furcht umb uns als unsre Sklaven wacht!
Bestürtzte Seelen-Angst! durchaus-vergälltes Leben!
Muß denn der Sorgen-Wurm stets an den Cedern kleben!
Kan denn kein Purper-Kleid nicht ohne Blutte sein /
Und nisten in Scharlat nur fette Schlangen ein?
Muß Angst und Aegel stets an Fürsten-Adern nagen?
Muß denn der Blitz allzeit nur in Paläste schlagen?
Und bleibt die Schäffer-Hütt im Sturmwind unversehrt?
Wie? daß der blinde Mensch dis fleucht und jenes ehrt?
Ihr Parzen / die ihr uns den Lebens-Faden spinnet /
Wie kommts: daß einem Gold von eurem Rocken rinnet?
Daß ihr dem Silber dreht / dem andern Stal und Blei?
Dem reist die Spille bald / dem andern spät entzwei.
Ihr Parzen / wie daß ihr das Gold der ersten Jahre
Mir itzt in Ertzt verkehrt / und mir die Todten-Baare
Mit so viel Jammer schwärtzt? sucht ihr so sehr mein Grab?
So schneidet mir nur bald den Drat des Lebens ab /
Eh jede Spanne sol so harte Knoten haben.
Denn wer so lebt / der ist lebendig schon begraben.
ANTYLLUS.
Herr Vater / ach! ich muß ihm leider bringen bey:
Daß auch Archibius zum Schelmen worden sey!
Weil durch sein Bubenstück der Pharos ist verlohren.
ANTONIUS.
Ach! hat's Verhängnüs denn sich wider uns verschworen?
[95] Ists wahr dis was du sagst?
ANTYLLUS.
Ich habe selbst gesehn
Von's Philadelphus Thurm 169 ein Römisch Siegs-Fahn wehn.
ANTONIUS.
So ist denn Glaß und Krebs der Grund so hoher Thürme? 170
Dient Marmel / Meer und Stahl nicht mehr zu unserm Schirme?
Wil auch ein Pharos uns ein Irrlicht / wie's Gelück
Ein schädlich Fallbrett sein? was geht uns nicht zurück /
Ob gleich Vernunft und Müh die Hand daran geleget?
ANTYLLUS.
Die Klugheit / die nicht's Glück auf ihren Flügeln traget /
Kommt freylich auf den Grund. Cleopatra verdient
Mehr Ruhm / als Sostratus; daß sie sich hat erkühnt
An Alexandrien dis Eyland anzuhängen.
Nun aber dient dis Werck uns ärger zu bedrängen /
Die beiden Hafen sind auf einmal eingebißt /
So Schiff als Schiff-Geräth und aller Vorrath ist
Verspielt / und uns zur Flucht nun jeder Weg verschrencket.
ANTONIUS.
So ists nun hohe Zeit: daß ich und jeder dencket /
Wie man der Dienstbarkeit des Keysers komme für.
Wo / Eros / ist mein Dolch?
ANTYLLUS.
Herr Vater / wollen wir
Ja sterben / so geschehs; jedoch mit bessern Ehren.
Laß unsern Todfeind uns durch unsern Stahl versehren!
Sind gleich die Hafen weg / ist schon die Flucht verwehrt;
So stehn die Mauern noch. Laß mein behertztes Schwerd
Und derer / die noch treu / dich und die Stadt beschirmen.
Eh als Augustus wird aus so viel festen Thürmen
Uns treiben / wird manch Feind noch beissen in das Graß.
Mein Degen ist aus Stahl / und das Gelück aus Glaß;
Wer weiß den Ausschlag noch? Muß endlich sein gestorben /
So haben wir mehr Ruhm zu hoffen / und erworben;
Wenn eigne Kleinmuth uns nicht in Verzweifeln stürtzt;
Wenn unsre Tapferkeit Gefahr und Unglück würtzt.
ANTONIUS.
So geh. Der Himmel helff euch Glück und Feind bezwingen!

Eteocles. Antonius. Eros. Die Trabanten.
ETEOCLES.
Ach Fürst! ach dörft ich doch die rauhe Post nicht bringen!
ANTONIUS.
Was ists?
ETEOCLES.
Cleopatra.
ANTONIUS.
Was ists? verschweig es nicht.
[96]
ETEOCLES.
Die grosse Fürstin hat durch Gift sich hingericht.
ANTONIUS.
Cleopatra durch Gift?
ETEOCLES.
So ists / wie ich erzehle.
ANTONIUS.
Läscht das Verhängnüß denn die Unglücks-Glutt mit Oele?
Armseeliger Anton! unheilbar Hertzen-Riß!
Armseeliger Anton! ist / was du sagst / gewiß?
ETEOCLES.
Ach Fürst / ich habe selbst an der erblasten Leichen
Den Todten-Schweiß gesehn; es war kein Lebens-Zeichen
Mehr an dem Pulse dar. Die Brüste waren Eiß /
Der Adern Türckis Schnee / die Mund-Corallen weiß.
Darzu so ließ sie selbst auch durch ihr Sterben schauen:
Daß sie Cleopatra ein Fenix edler Frauen /
Die ander Isis sey / indem sie selber ihr
Aus Gold und kostbarm Ertzt / aus Jaspis und Porsier
Ein Grabmal hat gebaut / und zwar den Geist verlohren /
Doch ein unsterblich Lob ihr sterbende gebohren.
ANTONIUS.
Ihr leichten Götter ihr / die kein Erbarmnüs regt /
Wie daß der Blitz so stets auf eine Stelle schlägt?
Muß unser Hafen uns nun auch zum Wirbel werden?
Unglücklicher Anton! Verlassenster auf Erden!
Nun muß dein Lebens-Schiff schnur-stracks zu Grunde gehn /
Nun dieser Ancker nicht hat können feste stehn.
Cleopatra mein Licht! Cleopatra mein Leben!
Du Seele meiner Seel! umb deinen Schatten schweben
Die Lebens-Geister schon / die mich sie heisse Noth
Dir aufzuopffern zwingt. Komm angenehmer Todt!
Erwünschter Jammer-Port! ich suche dein Gestade;
Wer deine Küsten kiest / der seegelt recht gerade
Den Glückes-Inseln zu. Cleopatra mein Licht!
Ach! ich erblicke schon dein sternend Angefleht!
Schaut ihren neuen Stern in den Saffirnen Zimmern /
Und den verklärten Geist umb diese Pfosten schimmern;
Hört! wie die Turteltaub umb ihren Buhlen girrt /
Der in der Sterbligkeit ein-öder Wüsten irrt.
Schaut / wie ihr Göttlich Haupt mit Ariadnens Kräntzen /
Schaut / wie die Augen ihr als Ledens Kinder gläntzen;
Schaut / wie ihr Rosen-Mund gleich einer Sonne spielt /
[97] Die steter Athems-West mit feuchtem Balsam kühlt!
Schaut / wie die Marmel-Brust sich mit Rubinen spitzet /
Wie die gewölbte Schooß wol-richend Ambra schwitzet /
Wie noch die Libes-Flamm aus Hertz und Adern kwillt
Und unser schatticht Nichts mit güldnem Licht umbhüllt!
Schaut ihrs? Hier steht sie ja. Sie reicht uns Arm' und Hände /
Sie küßt / sie armet uns. Cleopatra / nein wende
Dein Antlitz nicht hinweg! nein / bin ich doch bereit /
Der morschen Sterbligkeit meist schon vermodert Kleid
Dem Leib zu ziehen aus. Nicht scheue / meinem Schatten
Den Himmel-hohen Geist der Seele zuzugatten!
Schau doch! ich atheme mehr in dir als in mir /
Komm Schwerdt! komm süsser Todt! vermähle mich mit ihr.
Weg Thron! weg Zepter weg! dein kaum erschwitztes Prangen
Ist wie ein Regenbog' in schlechte Flutt zergangen.
Ich mag mit dieser Lust nicht mehr bebürdet sein /
Nun keine Venus sie mit Libe zuckert ein.
Nun gutte Nacht! der stirbt / den Glück und Himmel hassen.
Ihr Knechte / seyd hiermit vollkommen frei gelassen;
Daß ja mein Todt gedeih iedwedem zu Gewinst:
Du Eros thu uns nur 171 noch diesen treuen Dinst /
Stoß den geweyhten Dolch 172 in deines Herren Hertze.
Nicht fürchte dich / stoß zu! wie? gibstu weibschem Schmertze /
Gibstu der Wehmuth nach? stoß / Eros / stoß / stoß zu!
Verweiger diesem nicht / der gerne stirbt / die Ruh.
Stoß her! die Brust ist blos. Wilstu dem / der dein Leben
Dir stündlich nehmen kan / Dolch / Stoß und Todt nicht geben?
EROS.
Herr / kan sein Vorsatz denn gar nicht geendert sein?
ANTONIUS.
Schweig! Sklaven sollen nicht den Herren reden ein.
EROS.
Doch für der Herren Heil Geist / Seel und Leben wagen.
ANTONIUS.
Wie denn / vollbringstu nicht / was wir dir aufgetragen?
EROS.
Des Herren Knecht trägt Stahl für ihn / nicht wider ihn.
ANTONIUS.
Es ist nicht wider uns / dis was man wil / vollziehn.
EROS.
Kein Knecht darf seine Faust mit edlem Blutte färben.
[98]
ANTONIUS.
Der tödtet / der nicht den / der sterben wil / läst sterben.
EROS.
O Himmel-hoher Geist! O Sternen-werther Held!
Wolan! mein Segel wird so / wie du heist / gestellt!
Wolan! komm edler Stahl vollbringe das Beginnen /
Durch das ein Sklave noch kan eingen Ruhm gewinnen!
Rom rühmt die Knechte noch / 173 die in der Herren Glutt
Den freien Leib gestürtzt und durch verspritztes Blutt /
Die Holtz-Stöß angefärbt. Eh ich der That sol leihen
Die viel zu treue Faust / wil ich den Dolch entweihen
In meiner eignen Brust. Schau / Held / der Stahl dringt ein!
Ein Knecht sol / wenn der Herr stirbt / nicht bei Leben sein!
ANTONIUS.
O mehr als edler Knecht! dein Tugendhaft Gemütte
Sticht tausend Römer weg / und lehrt: daß das Geblütte;
Daß das Gefangnüs auch nicht wahre Sklaven macht.
Entröthe dich Anton! daß Eros dis vollbracht /
Was dich erst lehren muß ihm rühmlich nachzusterben.
Auf! rüste dich Anton! auch diesen Dolch zu färben /
An dem das frische Blutt des edlen Sklaven klebt.
Stoß ein! wer rühmlich stirbt / der hat genung gelebt.

Antonius. Eteocles. Dercetæus. Diomedes. Etliche Trabanten.
ETEOCLES.
Ihr grimmen Götter ihr / ist dis das Grundgesätze:
Daß hoher Fürsten Blutt stets kaltes Eisen nätze!
Daß Sonnen-heller Glantz meist wäßricht untergeh /
Und hoher Thürme Pracht stets auf dem Falle steh!
DERCETÆUS.
Es ist nicht Weinens Zeit / wenn Thau und Ancker sincket!
Man muß / wenn in der Flutt der Steuerman ertrincket /
Umb Schutz-Herrn sinnen für / umb Hülffe sich bemühn.
Laßt uns den scharffen Dolch aus Brust und Wunde zihn /
Und durch dis Opfer uns den grimmen Feind versöhnen.
Man folgt dem Strome nach / der nicht ist abzulehnen.
Ist dis der Dolch? der sich mit dessen Blutte netzt /
Auf welchen Rom umbsonst viel tausend hat gewetzt.
DIOMEDES.
Erwünschte Post! es ist Cleopatra bei Leben!
Last mir dem Fürsten doch alsbald Gehöre geben.
[99]
ETEOCLES.
Gehöre? Diomed / Gehör und Sinn ist hin.
DIOMEDES.
Glaubt sicher / glaubt es lebt Egyptens Königin.
ETEOCLES.
Sie mag ja / aber er nichts von Gehöre wissen.
DIOMEDES.
Wolt ihr der Freuden-Post des Fürsten Ohr verschlissen?
ETEOCLES.
Schaustu nicht / daß der Todt den Fürsten dir verschleust?
DIOMEDES.
Ach Jammer! welche Wolck ist / die dis Leid ausgeust?
ETEOCLES.
Er selbst / als er den Todt Cleopatrens vernommen /
Ist durch Verzweifelung auf diesen Irrthum kommen.
DIOMEDES.
Verrücktes Trauerspiel! O grimmer Parzen Schluß!
Ach! daß der grosse Fürst so bluttig fallen muß!
Wie aber? ist niemand / der nach der Wunde fühlet?
Der Narden auf ihn wagt / und ihn durch Eßig kühlet?
Stock-blinde! schaffet Wein und Wunden-Balsam her.
Wie? ist dis Zimmer itzt von eitel Bisam leer /
Das sonst von Ambra raucht / und Sterckungs-Wässern schwimmet?
Eilt / bringt Schlag-Balsam / Wein / zerbeitzte Perlen 174 / Zimmet /
Gold-Oel / Korallen-Safft / wascht ihm die Wunden aus.
Bestreichet Schläff und Pulß: es schlägt noch Hertz und Mauß.
ETEOCLES.
Er athmet / nun bewegt er die erwärmten Glider.
DIOMEDES.
Er rührt den matten Mund.
ANTONIUS.
Wer gibt den Geist mir wieder?
DIOMEDES.
Mein Fürst! er schöpffe Luft: Cleopatra lebt noch.
ANTONIUS.
Cleopatra?
DIOMEDES.
So ists.
ANTONIUS.
Spart falsche Tröstung doch.
DIOMEDES.
Ich wünsche mir den Todt / da sie nicht noch wird leben,
ANTONIUS.
Wer hat durch falsche Post uns denn den Todt gegeben?
DIOMEDES.
Herr / zwar die Fürstin lag durchs Gifft gleich als schon todt:
Nachdem man aber ihr bei so bestürtzter Noth
Durch starcken Mithridat und kräftiges Gewässer
Alsbald zu Hülffe kam / ward unser Fürstin besser /
Und sie erholet sich von Schwachheit allgemach.
ANTONIUS.
O süsse Freuden-Post! ihr Götter gebet nach:
Daß ich noch einmal nur / eh ich die Augen schlüsse /
Cleopatren mein Licht / sie / meine Sonne / küsse.
Gewehrt / ihr Götter / nur noch diese Bitte mir!
Trabanten traget uns unsäumbar hin zu ihr.

[100] Der Schauplatz stellet abermals für die Königliche Todten-Grufft.
Cleopatra. Charmium. Iras. Sida. Belisama. Salambo. Babia. Antonius. Die Trabanten.
CLEOPATRA.
Wird uns nun auch der Weg zu Gifft und Grufft verschnitten?
Muß das Verhängnüs denn noch auf mich Todte wütten?
Nun euer Vorwitz uns schier dreimal sterben heist /
Weil schon zum andernmal mein einverleibter Geist
Im sterbenden Anton des Todes Schatten küsset.
Geht / weil ihr doch kein Heil für meine Wunde wisset /
Geht eilt dem Fürsten nur mit Stärckungs-Säften zu:
Mir bringt nur Gift: daß mans in mein Geträncke thu.
Ein Sklave mag den Kopf in Fesseln ihm zerdrücken;
Und ihr dürft mir den Todt / den Port der Noth / verstrücken?
IRAS.
Man trägt / Durchlauchste / gleich den Fürsten zu ihr her.
CLEOPATRA.
Sind alle Wolcken denn itzt alles Blitzes leer?
Sind keine Scillen nicht in dieser See zu finden?
Und kan kein Dolch / kein Gift des Lebens mich entbinden?
O Himmel! daß dis Leid wir niemals dörffen schaun!
Hieß unsre bange Furcht uns dis Begräbnüs baun?
Ach! aber was uns hat den Anblick solln verhütten /
Dis hat die tiefste Wund ihm in das Hertz geschnitten!
Ach Gott! sie bringen ihn! mein Fürst / mein Haupt / mein Licht!
Lebt er / erblickt er uns? besinnet er sich nicht?
Welch Sturmwind schmettert uns auf diese Schiffbruchs-Klippen?
Er athmet / er blickt auf / er rührt die blassen Lippen /
Das Wort erstirbt im Mund / es bricht der Angstschweiß für.
ANTONIUS.
Mein Schatz!
CLEOPATRA.
Mein Fürst!
ANTONIUS.
Mein Licht!
CLEOPATRA.
Mein Haupt!
ANTONIUS.
Sie drücke mir
Die starren Augen zu / nun sie mein Geist gesegnet.
Wenn dieser letzte Trost noch meiner Angst begegnet:
Daß ihre Schoß mir kan mein Sterbe-Küssen sein / 175
So schifft Anton mit Lust in Todt und Hafen ein.
[101]
CLEOPATRA.
Ach! sol Cleopatra des Fürsten Tod erleben?
Sol der gesalbte Leib ihm eine Baar abgeben?
Ihr Götter gebet nicht so herben Unfall zu!
Gift / Dolch / und Messer her!
ANTONIUS.
Sie gebe sich zu Ruh.
Sie weiger' uns / mein Schatz / nicht unser letztes Bitten.
CLEOPATRA.
Kan keine Schlange mehr kein tödtlich Gift ausbrütten?
Lebt mehr kein Scorpion / der uns entseelen kan?
Eilt / macht Kristall und Wein mit giftgern Molchen an.
ANTONIUS.
Wil sie durch neuen Schmertz mich Todten zweifach tödten?
CLEOPATRA.
Eh uns die Untreu schwärtzt / sol uns der Bluttschaum röthen.
ANTONIUS.
Gedult und Zeit verleiht gelinder' Hülff und Rath.
CLEOPATRA.
Sagt / was Cleopatra noch gutts zu hoffen hat?
ANTONIUS.
Viel / nun mein Sterben nur des Keysers Blutt-durst stillet.
CLEOPATRA.
Glaubt: daß der Zorn-Sturm mehr von mir als ihm herkwillet:
Zu dem was frommt die Gunst des Keysers endlich mir?
Nun er / mein Haupt / mein Schatz / hin ist / so schätzen wir
Thron / Kron und Reich für nichts / für Nebel / Dunst und Schatten.
Ich mag mit derer Ach nicht mehr den Geist abmatten.
Genung / Cleopatra kan sterbend sanffte ruhn /
Nun sie dem Keyser nur darf keinen Fußfall thun.
ANTONIUS.
Mein Schatz / sie lasse sich dis Irrlicht nicht verführen.
Und da mein Elend ihr nicht kan die Sinnen rühren /
Da auch kein Kind ihr nicht das Mutter-Hertze bricht.
So kwäle sie mich doch auch nach dem Tode nicht.
Denn / wird sie mir den Trost / ihr nicht das Leben gönnen /
Werd ich auch in der Gruft nicht sicher ruhen können /
Der schwere Staub wird mir zermalmen mein Gebein /
Mein Grab wird öd und leer / mein Sarch entweihet sein.
Mein von Furcht blasser Geist / mein von Angst zitternd Schatten /
Wird sich umb Mitter-Nacht mit mehr Gespensten gatten /
Und durch die wüste Burg mit Schrecken irre gehn
Zu schaun: in was für Noth Volck / Reich und Kinder stehn.
Wird aber sie / mein Licht / mir Sarch und Leiche schmücken /
Die Augen-Lider mir ersterbenden zudrücken /
Die Leiche balsamen auf Ptolomeisch ein /
[102] So wird mein Leib erkwickt / mein Geist beruhigt sein.
CLEOPATRA.
Ach! was für Elend wird mir Aermsten noch begegnen!
ANTONIUS.
Die milde Sonne scheint nach dem betrübten Regnen.
Mein Schatz! mein Geist wird schwach; mein Abschied ist nicht weit.
Es ist das Testament zu machen hohe Zeit.
Nicht ich; ihr Mutter-Hertz befihlt ihr schon die Kinder /
Weicht dem Verhängnüsse / gebt nach dem Uberwinder.
Augustus sol nebst ihr ihr Neben-Vormund sein.
So gutte Zuversicht wigt oft den Löwen ein /
Der doch auf unser Brust schon Klau und Zähne wetzet.
Mein Leib werd auf die Glutt auf Römisch nicht gesätzet / 176
Sätzt ihn nur in die Gruft der Ptolomeer bei.
Der Dercetæ sei loß und Diomedes frei.
All andres steht bei ihr. Dis ist mein letzter Wille.
Daß auch mein Schatz gewis den letzten Schluß erfülle /
Besigel ihn ihr Mund durch ihren letzten Kuß.
CLEOPATRA.
Ach! daß dis Liebes-Band zwey Seelen trennen muß!
ANTONIUS.
Gebt mir noch einmal Wein. 177 Ich sterb.
CLEOPATRA.
Ach! er vergeht!
Geist / Puls und Wärmbd ist hin / der Brunn der Adern steht
In todtes Eiß verkehrt. Mein Fürst / mein Haupt / mein Licht!
IRAS.
Wer hilft uns Aesten nun / nun unser Stamm zerbricht?
BELISAMA.
Ach! wer steht ferner vor dem Haupt-entblösten Reiche?
CHARMIUM.
Weh! unsre Königin erstarrt aufs Fürsten Leiche!
Tragt die Ohnmächtige weg in ihr Schlaffgemach.
Die Gegenwart gibt stets zu sehr der Wehmuth nach.

Reyen der Parcen.

Clotho. Lachesis. Atropos.
ALLE DREY.
Ihr schnödes Volck der Sterbligkeit /
Wie daß ihr so sehr alber seyd?
Wenn ihr die Zeit- und Glückes-Flucht
Durch euren Witz zu hemmen sucht?
Glaubt: daß ihr Sinn und Hand hirumb vergebens schärft /
Und ohne Frucht und Grund in Trübsand Ancker wärfft.
[103]
LACHESIS.
Durch euren Witz ist nichts gethan.
Denn Clotho legt den Rocken an;
Die / was und wie viel ihr belibt /
Zu eurem Lebens-Fadem gibt.
Wie der Verhängnüs-Schluß euch gram ist / oder hold /
Gebraucht sie euch darzu Flachs / Seide / Silber / Gold.
ATROPOS.
Was Tag und Nacht mit euch beginnt /
Dis ist / was Lachesis euch spinnt.
Schaut / wie ihr eifern Wirtel schwirrt /
Wie ihre Faust das Garn verwirrt.
Es nützt und schadet euch der Sterne kräftig Lauf /
Nach dem die Farce Garn dreht auf die Spindel auff.
CLOTHO.
Wenn Lachesis den Lebens-Drat
Aufs köstlichste gesponnen hat /
So steht es meiner Schwester frei /
Zu reissen Garn und Geist entzwei.
Gleich wie die Ros' oft stirbt / eh sich die Knopf aufmacht /
So macht euch Atropos aus Mittag Mitternacht.
ALLE DREI.
Der Jugend Glutt / des Alters Eiß /
Der Wollust Dunst / der Tugend Preiß /
Der Purper und ein hären Kleid /
Der Zepter und ein Grabescheid
Gibt euch kein neues Recht / uns keinen Ordnungs-Zwang /
Wir theiln nach Willkühr aus Geburth / Blüth / Untergang.
CLOTHO.
Cleopatrens versponnen Gold
Währt länger nicht als ich gewolt.
Das Silber des Anton wird Bley /
Eh es der Unfall reist entzwei.
Eh man die Hand dreht umb / der Blick vom Auge fährt /
Hab ich die Seid in Strick / Scarlat in Stroh verkehrt.
LACHESIS.
Ich spaan am Nilus dem Anton
Das Gold zum Purper und zur Kron /
Und Seide zu der blinden Lust
Aus eines geilen Weibes Brust.
Doch / wie des Seiden-Wurms Gespinste wird sein Grab /
So gibt dis Garn ihm auch den Sterbe-Kittel ab.
[104]
ATROPOS.
Der Nil sei Zeuge meiner Macht /
Die itzt auf seine Götter kracht:
Des Fürsten Faden trennt ein Dolch /
Cleopatrens zerbeist ein Molch.
So bald die Uhr auslauft / fällt auch mein Fallbeil ein /
Und solte / der da fällt / gleich selbst sein Hencker sein.
ALLE DREI.
Jedoch sind wir nicht Scheltens werth:
Daß unser Blitzen euch verzehrt;
Weil doch der Donner / der euch stürtzt /
Euch oft ein länger Ach verkürtzt.
Wenn edle Freiheit sol in knechtsche Ketten gehn /
Muß euch der Todt beim Sturm für einen Hafen stehn.

4. Akt

Die vierdte Abhandlung.

Der Schauplatz verändert sich in des Augustus Gezelt.
Augustus. Dercetæus. Der Trabanten Hauptmann.

AUGUSTUS.
Was ist die Heimligkeit / die du uns wilst entdecken?
DERCETÆUS.
Herr / diesen scharffen Dolch und seine Purper-Flecken.
AUGUSTUS.
Durch weßen Hand und Blutt ist dieser Stahl benätzt?
DERCETÆUS.
Herr / Fürst Anton hat ihn ihm selbst ans Hertz gesetzt.
AUGUSTUS.
Was hätt ihn noch zur Zeit zu solcher That bewogen?
DERCETÆUS.
Ich habe selbst den Dolch ihm aus der Brust gezogen. 178
AUGUSTUS.
Den du gewiß zuvor ihm hast hinein gesteckt.
DERCETÆUS.
Der Himmel wolle nicht: daß mich solch Mord befleckt!
AUGUSTUS.
Man weiß / was Sklaven sich oft mördrisch unterwunden.
DERCETÆUS.
Ich weiß / wie hoch ein Knecht dem Herren sei verbunden;
Wie weit ein böser Mensch durch Laster kommen kan.
Nein! Dercetæen klebt kein solches Brandmal an.
Der Schatten folgt dem Licht / und Pein dem Ubelthäter.
Man libt Verrätherei; doch haßt man den Verräther.
Es sucht die Rache zwar oft ihres Feindes Blutt;
Doch ist sie dem / der es ihr liefert / nicht stets gutt.
Anton hat selbst den Stahl ihm durch das Hertz getriben /
Dem ich biß in den Todt aufrichtig treu verbliben:
[105] Auch wolt ich noch nicht itzt des Keysers Treuer sein /
Vergrübe Nacht und Todt nicht meinen Herren ein.
Nun aber Fürst Anton nicht mehr mein Herr ist blieben /
Trag ich den Mohren auch zu dienen kein Belieben:
Der ich in Rom erzeugt / noch so viel Römisch kan:
Es stehe mir kein Herr / als nur ein Römer / an.
Und weil man sich doch auch verliebt ins Feindes Tugend /
So wil ich keinem sonst aufopfern Geist und Jugend /
Als dem an Rath und That unsterblichen Augustus.
Schwebt nun ein Tropffen Blutt / ein Athem in der Brust /
Der falsch und untreu ist / so mag das Schwefel-Blitzen
Den kohl-pech-schwartzen Brunn der Adern mir zerritzen.
Wo aber mich August zum Sklaven würdig schätzt /
Hat mein verwegen Fuß hier glücklich angesätzt.
AUGUSTUS.
Darf sich der Keyser wol auf deine Worte gründen?
DERCETÆUS.
Man wird die Glutt eh kalt / als mich betrüglich finden.
AUGUSTUS.
Wenn hat Anton an sich so grimme That vollbracht?
DERCETÆUS.
Vor keiner Stunde nicht / es war schon Mitternacht.
AUGUSTUS.
Wie bistu so gar bald durch Wach und Pforten kommen?
DERCETÆUS.
Wol! denn ich hatte vor das Losungs-Wort vernommen.
AUGUSTUS.
Was meinstu? welch ein Sturm hab ihn in Grund gejagt?
DERCETÆUS.
Weil man Cleopatren ihm fälschlich todt gesagt.
AUGUSTUS.
Uns tauret / daß der Mann durch ein solch Weib sol fallen!
Der Liebe Gifft ist doch das giftigst unter allen;
Wie manchen hohen Sinn hat doch die Pest verzehrt /
Wie manche Länder hat die Glutt in Rauch verkehrt!
Vermaledeites Weib / sei tausend mal verfluchet!
Wir wolln entschuldigt sein. Augustus hat versuchet /
Was zu versuchen war! Doch er schlug alles aus.
Wer sich nicht leschen läßt / der siht sein brennend Haus
Gar billich in der Asch. Jedoch / der Unfall zwinget
Uns bittre Thränen ab. 179 Anton / dein Kleinmuth bringet
Dich selbst umb Geist und Reich / und dein verzweifelnd Stich
Beraubt des Wolthuns uns / des Lebens aber dich.
Hat das Verhängnüs denn uns nicht den Ruhm wolln gönnen;
Daß wir zwar sighaft sein / doch auch vergeben können?
Jedoch der Schmertz muß nicht verspilen Glück und Zeit /
[106] Ein Augenblick versäumt Sieg und Gelegenheit.
Stracks / Hauptmann! lasset sich die Läger fertig machen.
Den aber / laßt indes aufs fleissigste bewachen.

Augustus. Agrippa. Mecænas. Cornel. Gallus.
GALLUS.
Hochmächtig-grosser Fürst / ein Hauptmann des Anton
Sucht ängstiglich Verhör.
AUGUSTUS.
Sehr wol! wir willen schon
Den Vorschmack seiner Angst. Er wird zum Kreutze krichen.
Beruft die Räthe bald. Wieviel ist Nacht verstrichen?
GALLUS.
Es sind noch ungefehr zwei Stunden bis an Tag.
AUGUSTUS.
Sags dem Gesandten an: daß er uns sehen mag.
GALLUS.
Gewafnet?
AUGUSTUS.
Nimm ihn an / wie andere Gesandten /
Durch der Trompeten Schall / begleitet von Trabanten.
Gleich recht! ihr stellt euch ein zu rechtgewünschter Zeit.
AGRIPPA.
Wir sind zu's Keysers Dienst bei Tag und Nacht bereit.
AUGUSTUS.
Des Feindes Hochmuth fällt. Wir solln Gehöre geben.
MECÆNAS.
Der Keyser wolle stets glückhaft und Siegreich leben!
AUGUSTUS.
Was meint ihr? was für Blutt hat diesen Dolch befleckt?
AGRIPPA.
Was gilts; er hat dem Feind in seiner Brust gefleckt.
AUGUSTUS.
Du trifsts / Anton hat ihm hierdurch den Geist benommen.
MECÆNAS.
Hilf Himmel! wie ist der ins Keysers Hände kommen?
AUGUSTUS.
Durch den / der ihn ihm selbst gerückt aus seiner Brust.
AGRIPPA.
Glück zu! solch Fall erhöht / und solch Verlust gibt Lust.
MECÆNAS.
Man sol ob's Feindes Fall sich spigeln / nicht erfreuen.
AGRIPPA.
Es würd Anton wol nicht des Keysers Todt bereuen.
MECÆNAS.
Der irrt / der dem Anton den Keyser gleichen wil.
AGRIPPA.
Des Feindes Knochen sind der Siger Kurtzweil-Spiel.
MECÆNAS.
Doch Cæsars Thrän ist auf Pompejens Kopff geronnen.
AGRIPPA.
Das Auge wölckt sich oft; im Hertzen scheinen Sonnen.
MECÆNAS.
Die Rache leschet aus mit unsers Feindes Licht.
AGRIPPA.
Wer sich nicht anstelln kan / der taug zum Herrschen nicht.
[107]
AUGUSTUS.
Wie wird die Bothschafft sein des Feindes zu empfangen?
AGRIPPA.
Es werde nur mit ihm verächtlich umbgegangen.
MECÆNAS.
Dis wehrt der Völcker Recht.
AGRIPPA.
Anton that es vor an.
MECÆNAS.
Es ist nie nachzuthun / was man nicht loben kan.
AGRIPPA.
Besiegten fehlt das Recht / Gesandten abzusenden.
MECÆNAS.
Ist denn Cleopatra schon in des Keysers Händen?
AGRIPPA.
Weil sie durchs Hauptes Fall und uns schon kraftloos ligt.
MECÆNAS.
Der Leib wird nur durchs Schwerdt / der Geist durch Gunst besigt.
Gesätzt: daß diese Nacht den vollen Sieg uns gönte /
Da doch die Stadt noch wol viel Bürger fressen könte /
Da Cæsar einen mehr als tausend Mohren schätzt:
Glaubstu / man hett alsdenn hier festen Fuß gesetzt?
Nein! Rom wird nimmermehr den grossen Nil recht zwingen /
Wirds die Gemütter nicht auf seine Seite bringen.
Dis ist der Sanftmuth Werck / die Tiranney thuts nicht.
AGRIPPA.
Du weist: daß Afrika stets Treu und Glauben bricht.
An Völckern / die ans Joch zu Sklaven sind gebohren /
Ist ein gelinder Zaum des Regiments verlohren.
Der Kapzaum bändigt nur ein wild und kollernd Pferd;
Der Ernst dis Volck / wenn man recht durch den Sinn ihm fährt.
MECÆNAS.
Ernst / Furcht und Nothzwang wird kein taurend Bündnüs schlüssen.
AGRIPPA.
Sie hassen; wenn sie nur den Herrscher fürchten müssen.
MECÆNAS.
Man kirrt die Natter ja durch linder Wortte Kunst.
AGRIPPA.
Sie beißt dem Buhlen ab den Kopff in süßter Brunst. 180
AUGUSTUS.
Last anfangs uns den Feind mit linden Fingern streichen.
Hülfts nicht / so ist es Zeit zu häuffen Brand und Leichen.

[108] Archibius. Augustus. Agrippa. Mecænas. Cornelius Gallus. Proculejus. Ptolomæus. Alexander. Die Trabanten.
ARCHIBIUS.
Der Himmel / grosser Fürst / kämpft nunmehr selbst für dich;
Der nie gebeugte Nil bückt für der Tiber sich /
Egypten weichet Rom / Cleopatra dem Keyser.
Der Götter Rath verkehrt dir die Zipressen-Reiser
Des sterbenden Anton in einen Lorber-Krantz.
Der Mohren Capitol legt nunmehr Kron und Glantz
Dir / ander Jupiter / freiwillig zu den Füssen:
Nun dieses Reiches Sonn / Antonius / hat müssen
So bluttig untergehn. Doch wie die Abend-Röth /
Indem sie in das Meer bepurpert untergeht /
Ein helles Morgen-Licht der Sonnen uns bedeutet:
So: da Anton so roth sein Grabmal zubereitet /
Hofft nach so trüben Sturm Egypten Sonnen-schein /
Und wünscht: es mög August itzt seine Sonne sein.
Sie selbst Cleopatra die Königin der Mohren
Hat bei so hartem Fall nicht allen Rath verlohren;
Sie / andre Zinthie / geht weit dem Monden für /
Nun sie / O Sonne / borgt ihr fruchtbar Licht von dir.
Wie / wenn ein Palinur in stürmer Flutt vertirbet:
Das Schiffs-Volck alsobald um neue sich bewirbet:
So machts Cleopatra; vergeht ihr Steuer-Mann /
So trägt sie dem August das Steuer-Ruder an.
Des Alexanders Stadt steht itzt dem Keyser offen:
Und ob zwar kein Vertrag ist zwischen uns getroffen /
So traut die Fürstin doch dem Keyser so viel zu:
Er suche sonsten nichts als die gemeine Ruh /
Als seiner Tugend Ruhm / Cleopatrens Vergnügen.
Wird Cæsar nebst dem Feind auch so sich selbst besigen /
Die Rechte dieses Reichs / den Purper nicht versehrn /
So wird er lebend schon die Zahl der Götter mehrn.
Gantz Africa wird ihn ohn allen Zwang anbethen /
Das rothe Meer / das nie kein Römisch Fuß betreten /
Wird dem Octavian freiwillig dinstbar sein /
Und Madagascar wird das Elephanten Bein /
[109] Die Mohnden-Berge Gold / der Tiger edle Steine
Den Juliern verehrn. Augustus wird alleine
Sich für den Herrn der Welt 181 durchaus verehret schaun /
Wird er des Reiches Grund auf Gunst und Sanftmuth baun.
Dis hofft Cleopatra / sie öfnet Port und Pforte;
Auch / daß der Keyser nicht nur auf so blosse Worte
Der Stadt sich dörffe traun / so schwur sie beim Altar
Der Isis ihm die Treu / und schickt dis libste Paar /
An statt der Geissel ihm. Dis sind die libsten Kinder
Des mächtigen Anton / die für dem Uberwinder
Den Fußfall willig thun. Augustus wird dis Pfand
Nicht hoffentlich verschmähn. Geht küst des Keysers Hand;
Versöhnt des Siegers Schwerdt durch euer kindlich Bitten.
Schaut / um was Rom zeither halb fruchtloß hat gestritten /
Dis krigt Augustus itzt vollkommen ohne Schwerd.
Doch ist der Keyser auch nur solcher Sklaven werth.
Es ist Besiegter Ruhm / durch tapffre Faust erligen /
Es stirbt der Hector nicht durch des Achilles Sigen;
Der Scipio nimmt nicht den Ruhm dem Hannibal:
Sein Stehn und Fallen bleibt Carthagens Stand und Fall. 182
Dis ist auch unser Trost. Wil nun des Keysers Gütte
Besigen dieses Reichs treuhertziges Gemütte /
Und unsre Königin als Sieger nicht verschmähn /
So wünscht sie den August in ihrer Burg zu sehn;
Zu küssen seine Hand / für ihm ihr Knie zu beugen.
AUGUSTUS.
Uns jammert des Anton! die Götter mögens zeugen /
Es ist uns hertzlich leid; daß der so tapffre Held /
Der bessern Glückes werth / so unglückseelig fällt.
Glaubt: daß wir selbst die Thrän in dis sein Blutt vermischet /
Als der verfluchte Dolch uns hat dis Leid erfrischet.
ARCHIBIUS.
Hilf Gott! wo kömbt der Dolch hier schon zum Keyser her!
MECÆNAS.
Welch Fürstliches Gemach ist von Verräthern leer?
AGRIPPA.
Dis lehrt euch / daß August all euer Ohnmacht wisse;
Daß sich die Königin aus Noth ergeben müsse.
ARCHIBIUS.
Nein. Sie ergibt sich mehr aus Neigung / als aus Noth.
[110]
AGRIPPA.
So bald das Haupt abfällt / sind alle Glider todt.
AUGUSTUS.
Es sei dem / wie ihm sei / die Gunst / ihr selbst müßts sagen /
Die wir oft dem Anton vergebens angetragen /
Der mehr durch eigne Schuld als unsre Waffen ligt /
Die werde nun vollauf den Erben zugefügt.
Laßt die Cleopatra bald unsre Gnade wissen /
Und daß der Keyser selbst ihr wünscht die Hand zu küssen:
Ja / weil wir auf ihr Wort zu trauen schlüßig sein /
So liefert ihr nur auch die Geissel wieder ein.
Doch / weil man nicht allzeit dem Pöfel sicher trauet /
Wie sie und Julius schon einmal hat geschauet / 183
Als das ergrimmte Volck durch kläglich-teuren Brand /
Und wütend-tollen Grimm nach beider Leben stand:
Wird es die Königin für keinen Argwohn schätzen /
Dafern man Burg und Thor mit Volcke wird besetzen.
ARCHIBIUS.
Uns ist des Pöfels Trieb / des Fürsten Gunst bekant /
Der Keyser hat in dem und allem freye Hand.
AUGUSTUS.
Stadt / Tempel und Altar solln ihr alt Recht behalten;
Die Hohen ihr alt Ampt so wie bißher verwalten;
Und ihre Königin als eine Göttin ehrn.
Die Römer solln kein Haar den Bürgern nicht versehrn.
Wir wolln für aller Heil mehr als für unsers wachen /
Den grossen Rath der Stadt zu Römschen Bürgern machen / 184
Den Armen Vorschub thun / der Unschuld pflichten bei.
Und die gefangen sind / umsonste lassen frei.
Den Römern / die gleich noch für euch im Harnisch schweben /
Ihr' eingezogne Würd' und Gütter wiedergeben /
Kein Auge sol nicht naß / ja keine Hand nicht leer
Vom Fürsten gehen weg; Archibius / auch er
Sol seinen Ehrenstand noch in Egypten finden.
ARCHIBIUS.
Dis wird den Fürsten uns / der Fürst uns ihm verbinden.

Augustus. Agrippa. Mecænas. Proculejus. Cornel. Gallus. Epaphroditus.
AGRIPPA.
Der Keyser hat so viel versprochen / als ihm nicht
Zu halten möglich ist.
AUGUSTUS.
Was für ein Arm zerbricht /
[111] Was mit Cleopatren wir eingehn oder schlüssen?
AGRIPPA.
Egypten sol als Magd knien für der Römer Füssen;
August Cleopatren siegsprangend führen ein.
AUGUSTUS.
Dis läst mein Wort nicht zu / das unverrückt muß seyn.
AGRIPPA.
Kan ohne Rath und Volck August so viel verschencken?
AUGUSTUS.
Ich zwang den Nil und Sie. Wer wil mein Siegs-Recht kräncken?
AGRIPPA.
Der Sieger kriegt den Krantz / den Nutz das Vaterland.
AUGUSTUS.
Rom ließ im letzten auch den Siegern freye Hand.
AGRIPPA.
Wil Mumius kein Bild doch von Corinth behalten.
AUGUSTUS.
Dis war ein Aberglaub und Unverstand der Alten;
Pompej und Scipio gab Königreiche weg.
AGRIPPA.
Wer zahlt denn Rom sein Blutt? was war sein Krieges-Zweck?
AUGUSTUS.
Mein Recht zu führen aus / Rach am Anton zu üben.
AGRIPPA.
So muß Cleopatra / wie er / sein aufgerieben.
AUGUSTUS.
Warumb?
AGRIPPA.
Hat sie nicht Rom beleidigt mehr / als er?
AUGUSTUS.
Ein Weib?
AGRIPPA.
Von Weibern rührt meist alles Unglück her.
AUGUSTUS.
Sie war nicht wie Anton dem grossen Rom verbunden.
AGRIPPA.
Sie hat durch Cæsars Gunst Egyptens Zepter funden.
AUGUSTUS.
Der vor ihr Erbtheil war. Zu dem hat sie gemacht
Mir zu gefalln: daß sich Anton hat umgebracht.
AGRIPPA.
Soll denn ihr Meuchelmord ihr noch zum Vortheil dienen?
AUGUSTUS.
Kan ich / was ich befohln / zu straffen mich erkühnen?
AGRIPPA.
Was er mit Rechte heischt / übt sie mit Laster aus.
AUGUSTUS.
Wer sein Versprechen bricht / wird selbst mit Rechte Grauß.
AGRIPPA.
Das allgemeine Heil zernichtet solch Versprechen.
AUGUSTUS.
Verdammte Staats-Klugheit / die Treu und Bund heist brechen!
AGRIPPA.
Was Rom war einverleibt / läßt sich verschencken nicht.
AUGUSTUS.
Cleopatra wird schwern den Römern Treu und Pflicht.
AGRIPPA.
Und eh man sichs versieht / uns Zahn und Klauen weisen.
AUGUSTUS.
Was meint Mecenas denn? kan er den Rathschlag preisen?
MECÆNAS.
Rom kan die Frau der Welt nicht ohn Egypten sein.
Für dieses räume man Cyrenens Reich ihr ein;
So kan Cleopatra sich und auch Rom vergnügen.
AUGUSTUS.
So bald Cleopatra nur Wind hiervon wird kriegen /
Wird ein unleschbar Brand in Alexanders Stadt
Egyptens Schatz / den sie aus allen Tempeln hat
[112] Versammlet 185 auf die Burg / mit ihr zu Asche brennen.
AGRIPPA.
So würd Augustens Sieg sein ein Verlust zu nennen.
Denn wenn die Schätze weg / was kriegt Rom für Gewien?
Und er / wenn sie nicht darf am Sieges-Wagen ziehn?
Was aber würd August in Rom für Lust bereiten /
Wenn er dis geile Weib / die Seuche dieser Zeiten /
Die Schlang in Africa / die Rom auf Rom verhetzt /
Und unsrer Freiheit hat den Stahl an Hals gesetzt /
Ins Keysers Sigs-Gepräng als Sklavin könte schauen?
Rom würde dir Altar und hundert Tempel bauen /
Dich in Corintisch Ertzt / in Gold und Marmel haun /
Könt es mit ihr gesperrt des Janus Tempel schaun.
Wird demnach ihr August sehr süsse müssen singen /
Im Fall er dieses Weib vermeint nach Rom zu bringen.
GALLUS.
Die reiffe Beere lockt den Vogel / Gold den Geitz /
Ein stummes Ehren-Bild den giftgen Hochmuths-reitz:
Man muß der stoltzen Frau des Keysers Libes-Strahlen /
Die Wunder der Stadt Rom / des Haupts der Welt / fürmahlen.
August gelob in Rom der Isis ein Altar /
Laßt uns Cleopatren auch Weyrauch reichen dar /
Man schick ihr Bild nach Rom / man laß ihr Ampeln brennen
Und sie / so wie sie schwermt / sich eine Göttin nennen /
Ja / weil sie täglich trägt der Isis himmlisch Kleid /
So werd ihr gar Altar und Pristerschafft geweiht;
Wird sie ja / wie ich fast muthmasse / sich bemühen
Durch ihren Gunst-Magnet des Keysers Hertz zu zihen;
So fange man den Wurm durch eigne Zauberei /
Und tichte: daß August verliebt / gefangen sei.
Man mahl ihr süsse für: daß sie den Widerwillen /
Der Römer tieffen Haß nicht besser könne stillen /
Bei welchem beider Gunst nicht glücklich könte blühn:
Als da sie würde selbst nach Rom persönlich ziehn /
[113] Und durch ihr Tugend-Licht / durch ihrer Anmuth Sternen
Die Wolcken des Verdachts aus Rom und Welt entfernen:
Denn könte sie und er mit mehr gewünschter Frucht
Im heilgen Capitol / was Julius gesucht /
Anton umbsonst verlangt / den süssen Zweck erreichen /
Für ihren Füssen schaun das Meer die Segel streichen /
Den Weltkreis kniende ihr dienst- und zinßbar sehn /
Wie weit sich umb den Beer die andern Sternen drehn.
AUGUSTUS.
Ists nicht genung / daß wir ihr unser Wort zernichten?
Solln wir noch falsche Lieb und Schein der Andacht richten?
Durch Arglist und Betrug sie führn zu Hohn und Schmach?
Dis steht nicht Keysern an.
PROCULEJUS.
Der Keyser gebe nach:
Daß andre dieses Wild durch süsse Worte kirren;
Die schlaue Schlange wird sich in sich selbst verwirren;
Vergehn sich Männer doch / die Brunst und Ehrgeitz sticht.
AUGUSTUS.
Mäßt nach gemeiner Schnur Cleopatren doch nicht.
Ihr werdet sie so taub befinden / als viel Schlangen /
Die kein Beschwerer zwingt; 186 Sie wird euch selber fangen
Durch ihren Wiederschall und ihr bezaubernd Lied.
EPAPHRODITUS.
Sie gab für längst sich bloß / wie sehr ihr Hertze glüht
Und nach Augusten lächst.
AUGUSTUS.
Weil ihr euch ja last träumen
Was Fruchtbars zu vollziehn / so wil ich euch enträumen:
Daß ihr / jedoch mit Glimpf und Vorsicht an sie setzt;
Doch / daß ihr meinen Ruhm im minsten nicht verletzt.
EPAPHRODITUS.
Wir wolln / wie es August befihlt / mit ihr verfahren,
AUGUSTUS.
Agrippa mag die Stadt / Cornel die Burg verwahren.
Ihr aber bringet mehr Cleopatren nicht bey /
Denn / daß August ihr hold / ihr Freund / ihr Schutz-Herr sey.

Der Schau-Platz verändert sich in Cleopatrens Zimmer.
Cæsarion. Cleopatra.
CÆSARION.
Frau Mutter / wir sind hin! Wir sind verkauft / verrathen /
Gefangen / und schon tod. Die Römer üben Thaten /
[114] Daß kein ergrimmter Feind es ärger machen kan.
Man plündert Stadt und Marckt / man fällt das Kriegs-Volck an /
Bricht ihre Schild' entzwey / auf die Anton ließ etzen
Das Bild Cleopatrens. 187 Man forschet nach den Schätzen /
Man reißt die Marmol-Seuln der Ptolomeer ein;
Man fragt: wo Cæsars Sohn zu finden möge seyn?
Und dem Antyllus wird höchsteifrig nachgetrachtet.
Ja man sagt keck heraus; wir müßten seyn geschlachtet.
Man rüstet Schiffe zu / darauf die Königin
Sol nach Cajeta fahrn.
CLEOPATRA.
Ja / leider! wir sind hin!
Ich bin Erbarmens werth / doch werther zu verlachen;
Daß ich den blauen Dunst mir ließ fürs Auge machen;
Es könne Bien und Feind des Stachels muffig gehn /
Ein heilsames Gewächs' auf giftgen Stengeln stehn.
Doch wünscht ich diese Schuld durch meinen Fall zu büssen /
Könt ich dir / liebster Sohn / nur durch den Tod aufschlüssen
Zur Freyheit einen Weg!
CÆSARION.
Die Burg ist rings umbsetzt;
Die Ausflucht ist umbsonst! der Stahl muß seyn gewetzt
Auf meinen eignen Hals / wo sich der Feind nicht kühlen
An meinem Blutte sol.
CLEOPATRA.
Kan dis August anzielen
Aufs Blutt des Julius? doch Rache / Raserey /
Und Herrschsucht kennt kein Blutt. Mir aber fallt gleich bey
Ein Mittel / aus der Hand der Römer dich zu retten.
CÆSARION.
Vermuthlich ists der Tod. Den furcht ich nicht / nur Ketten.
CLEOPATRA.
Nein / nein! Cæsarion. Du solst mein Rächer seyn /
Der edlen Mohren Schirm / Egypten nehmen ein /
Die Römer aus Cyren / und Grichenlande schlagen;
Ja den August in Rom noch in ein Bocks-Horn jagen.
CÆSARION.
Ihr Götter! gönnt hierzu mir Glücke / Muth und Zeit.
CLEOPATRA.
Setz auf dis falsche Haar / zeuch an dis Mohren-Kleid;
Und diese Salbe muß dir Händ und Antlitz färben.
CÆSARION.
Dis ist ein Werck der Furcht. Ich wil als edel sterben /
Kein knechtisch Mohr nicht sein.
CLEOPATRA.
Was ficht / mein Sohn / dich an?
Die gantze Welt geht itzt vermummt; und Tugend kan
Nicht ohne Larve gehn / sol sie nicht Schifbruch leiden.
Muß sich nicht Hannibal wol tausendmal verkleiden? 188
[115] Dein Vater Julius / wil Syllen er entfliehn /
Muß eines Sklaven Rock / und Schuh von Holtz anziehn.
CÆSARION.
Ich folge. Denn wer wil der Mutter Rath verwerffen?
CLEOPATRA.
Fehlt ihm gleich Witz / so pflegt ihn Treue doch zu schärffen.
Ach Juno! die du dich verstellt in eine Kuh / 189
In Fisch verkehrter Mars / und auch Dione du /
Du Stier Diespiter / Diana / die / das Morden
Des Typhon zu entfliehn / zu einer Katze worden /
Lyæus Ziegen-Bock; du fedrichter Mercur /
Du Rabe Delhis / laßt Schlang und Wind die Spur
Cæsarions für den Verfolgenden verstreichen!
Gewiß / mein Sohn / du wirst recht einem Mohren gleichen.
Ich kennte selbst dich nicht. Nimm hin die Edelstein' /
Und Perlen / nehe sie dir in die Kleider ein;
Fleuch in Thebais hin. Die hundert Wunder-Hölen / 190
Die so viel Geister stets beschienen und beseelen /
Der Pharaonen Werck / sind auf viel Zeit geschickt
Dein Auffenthalt zu sein. Wenns Unglück auch verrückt
Dis Absehn / und der Nil versehn ist: daß er Raben
Und falsche Strausse sol zu Unglücks-Vögeln haben / 191
Wenn Memphis / das zum Ziel den Krocodiln nimmt an / 192
Der grimmen Römer Sieg und Lauf nicht hemmen kan /
So hastu Raum und Zeit nach Meroe zu fliehen 193 /
Und wo vom ersten Kwell des Nilus Augen ziehen
Die Zucker-süsse Flutt. 194
CÆSARION.
Ihr Götter! ach! verwehrt:
Daß die sich nicht in Saltz / mein Fliehn in Strick verkehrt!
CLEOPATRA.
Die Fürstin Candace wird unser sich erbarmen / 195
Mitleidend mich sehn an / dich als ihr Kind umbarmen;
Die / wenn dis gantze Reich der Römer ihr Geboth
Gleich hört / doch mächtig ist / durch Dürft und Hungers-Noth
Den Feinden über Meer und Sand den Weg zu weisen /
Wenn sie den Nil schleußt zu / der Mohren Wasser-Schleusen / 196
Und ihn in Sänden theils der Wüsteney ersäufft /
Theils zwinget: daß sein Strom in fremden Botten läufft.
CÆSARION.
Ich bin / was sie befiehlt / begierig zu vollziehen.
CLEOPATRA.
Du wirst / wo wir ja falln / umb Rache dich bemühen.
[116] Nim diesen Kuß noch hin; sey auf dein Heil bedacht;
Sorg' umb dein Vaterland.
CÆSARION.
Frau Mutter / gutte Nacht!
Die Götter halten sie in stetem Schutz und Schirme /
Sie bau aufs Keysers Wort ja keine festen Thürme.
Die Skorpionen sind der Krocodile Brutt; 197
Die Römer hecken Mord / vergifften Ehr und Blutt.
Doch ihre Klugheit wird sich sie nicht lassen fangen;
Der Papegoy hengts Nest 198 für den arglistgen Schlangen
An allerschwächsten Zweig.
CLEOPATRA.
Sey sicher / liebes Kind /
Daß wir des Todes / nicht der Knechtschafft fähig sind!

Proculejus. Cleopatra. Corn. Gallus. Charmium. Epaphroditus.
PROCULEJUS.
Die Götter geben ihr / Durchlauchste / Fried und Leben.
CLEOPATRA.
Der Himmel euch viel Sieg / uns last den Dolch hergeben!
EPAPHRODITUS.
Verwirft Cleopatra des milden Himmels Gunst?
CLEOPATRA.
Der leichten Götter Grimm und ihrer Gaben Dunst.
PROCULEJUS.
Man muß durch Flüche nicht die Götter mehr erherben.
CLEOPATRA.
Was fürchtet die / die nichts mehr wünschet / als zu sterben.
EPAPHRODITUS.
Wer so kleinmüthig stirbt / ist keines Ruhmes werth.
CLEOPATRA.
Kein Ruhm der trüben Noth / die unser Hertz verzehrt.
PROCULEJUS.
August schickt uns mit Trost und Hülf ihr zuzueilen.
CLEOPATRA.
Ach! unsre Wunden kan August und ihr nicht heilen.
EPAPHRODITUS.
Was / grosse Königin / verwundet sie so scharf?
CLEOPATRA.
Nennt iemand / den das Glück in solchen Abgrund warf.
PROCULEJUS.
Sie stand / und steht noch itzt / und kan noch ferner stehen.
CLEOPATRA.
Nun Ehe / Thron und Reich zu Grund und Drümmern gehen?
EPAPHRODITUS.
Der Keyser wird noch dis / noch jenes ihr entzihn.
CLEOPATRA.
Die Eh ist im Anton / das Reich durchs Kriegs-Recht hin.
PROCULEJUS.
Dort machts ein Wechsel gutt und hier des Sigers Gütte.
CLEOPATRA.
Ja! da die Herschsucht nicht uns beiden Trost verschnitte.
EPAPHRODITUS.
August setzt ihre Hold sonst allen Vortheiln für.
CLEOPATRA.
Nein! denn's Verhängnüs gönnt kein solch Gelücke mir.
PROCULEJUS.
Wenns Meer hat ausgetobt / muß man gutt Wetter hoffen.
[117]
CLEOPATRA.
Es hat nach falscher Still uns stets mehr Sturmwind troffen.
PROCULEJUS.
Ein Schiff besteht / wenn es den zehnden Schlag steht aus.
CLEOPATRA.
Der zehnmal-zehnde stürmt auf unser Haupt und Haus.
CHARMIUM.
Ach Fürstin / man bemüht sich in die Grufft zu brechen.
EPAPHRODITUS.
Erschreckt nicht. Gallus wil nur Proculejen sprechen.
CHARMIUM.
Besorglich uns das Joch der Knechtschafft halsen an.
PROCULEJUS.
Daß Furcht und Argwohn euch so sehr verführen kan!
CLEOPATRA.
Mein Geist zwickt mich ins Ohr / es saget mirs mein Hertze:
Die Freyheit sey verspielt. Hilf ab so herben Schmertze /
Cleopatra / stirb / stirb! als Fürstin / nicht als Magd.
PROCULEJUS.
Halt dich! was hastu für? 199 welch tummer Wahnwitz sagt
Dir solche Träume? gib den Dolch her. Du verletzest
Den Keyser und dich selbst. 200
CLEOPATRA.
Ach / leider! du versätzest
Mich in die Dienstbarkeit / die keinen Sklaven drückt /
Daß ich nicht sterben darf.
GALLUS.
Der grolle Keyser schickt
Mich her / Cleopatren in allem beyzuspringen.
CLEOPATRA.
Mit solchem Zucker pflegt man Gift uns beyzubringen.
GALLUS.
Mißt Cæsarn sie Betrug / mir keinen Glauben bey?
CLEOPATRA.
Ach! daß Augustus mir ein ander Cæsar sey!
GALLUS.
Sie mag so viel auf den als jenen Cæsar trauen.
CLEOPATRA.
Wie? daß August uns denn nicht würdigt selbst zu schauen?
PROCULEJUS.
Der Keyser ist nicht fern / er wachet für ihr Heil.
CLEOPATRA.
O war uns seine Gunst umb unsre Seele feil!
GALLUS.
Sie hat durch ihren Ruhm schon Cæsars Gunst erworben,
CLEOPATRA.
Die Schönheit ist bey mir / die Hold bey ihm gestorben.
GALLUS.
Ein anders weißt ihr Glantz / ein bessers Cæsars That.
CLEOPATRA.
Erzählt / was er für Gunst für uns im Vorschlag hat.
GALLUS.
Er baut ihr ein Altar / und läßt ihr Bilder gissen.
CLEOPATRA.
Kan er als Göttin ehrn die / die ihm ligt zun Füssen?
PROCULEJUS.
Der grosse Keyser schätzt sich selbst von ihr beilegt.
CLEOPATRA.
Dis träumt mir nicht einmal / man tritt auf den / der ligt.
EPAPHRODITUS.
Rom sol ihr Himmlisch Bild in Venus Tempel ehren.
CLEOPATRA.
Rom? das Cleopatren nicht hat wolln nennen hören?
PROCULEJUS.
Was Rom abwesend haßt / hälts oft anwesend werth.
[118]
CLEOPATRA.
Durch Gegenwarth wird Haß vergrössert / nicht verzehrt.
EPAPHRODITUS.
Bey ihren Tugenden geht Haß und Neid verlohren.
CLEOPATRA.
Mit Sonn und Tugend wird Neid / Schatten ja gebohren.
PROCULEJUS.
Der Erde Schatten schwärtzt den tieffen Mohnd allein.
CLEOPATRA.
Solln unsre Gaben denn was höhre Sternen sein?
EPAPHRODITUS.
Die Augen werden Rom ob ihrem Glantz entgehen.
CLEOPATRA.
Wie / daß sich Cæsar nichts für uns wolt unterstehen?
PROCULEJUS.
Der Stand des neuen Reichs ließ es so bald nicht zu.
CLEOPATRA.
Der Keyser gönn uns nur Egyptens sichre Ruh.
EPAPHRODITUS.
Wil sie dem grossen Rom denn nicht ihr Antlitz gönnen?
CLEOPATRA.
Die Sonnen-volle Stadt wird uns wol missen können.
PROCULEJUS.
Wie? wenn Augustus denn ihr Licht nicht missen kan?
CLEOPATRA.
Knipft ihr ins Capitol das Haupt der Erden an?
PROCULEJUS.
Weil Rom nicht läßt von sich den Sitz der Keyser trennen.
CLEOPATRA.
Laßt Alexandrien das neue Rom denn nennen.
EPAPHRODITUS.
Verschmäht sie / daß sie Rom anbethe / denn so gar?
CLEOPATRA.
Schützt Römsche Götter doch nicht Rathhaus / nicht Altar.
PROCULEJUS.
August / der Rom beschirmt / wird Sie nicht Schutzlooß lassen.
CLEOPATRA.
Sein Schutz-Herr Julius hat müssen selbst erblassen.
EPAPHRODITUS.
Sie steht des Keysers Wunsch und ihrem Glück im Licht.
CLEOPATRA.
Ich weiß / August begehrt selbst unsern Weg-Zug nicht.
PROCULEJUS.
August kommt / dieser wird mehr als wir Rathes wissen.
CLEOPATRA.
Wir werffen weg die Schuh / baarfüssig Ihn zu grüssen. 201

Augustus. Cleopatra.
AUGUSTUS.
Strahlt hier der Welt ihr Aug / Egyptens Sonn Uns an?
CLEOPATRA.
Die Gott August wol gar zur Göttin machen kan.
AUGUSTUS.
Auf! schönste Königin / sie sol so tief nicht knien.
CLEOPATRA.
Ja! die Besigte xmuß des Sigers Grimm so flihen.
AUGUSTUS.
Cleopatra besigt uns und die gantze Welt.
CLEOPATRA.
Cleopatra / die itzt vom Thron in Abgrund fällt?
AUGUSTUS.
Die als ein glücklich Stern aus Nacht und Trübsaal steiget.
CLEOPATRA.
Die / da der Keyser wil / sich auf die Baare neiget.
AUGUSTUS.
Der Keyser wünscht vielmehr am Gipffel sie zu schaun.
[119]
CLEOPATRA.
Ach! dörft ein scheuternd Schiff auf diesen Ancker baun!
AUGUSTUS.
Augustus wird ihr stets für Port und Ancker stehen.
CLEOPATRA.
Kan bey kohlschwartzer Nacht uns ein solch Licht aufgehen?
AUGUSTUS.
Auf Schnee folgt Lilg und Klee / auf Sturm-Wind stille Ruh.
CLEOPATRA.
Ach! schlüß August einmal das Thränen-Kwäll uns zu!
Gott / Keyser / Herr der Welt / 202 denn dieses sind die Namen /
Die nach dem Julius alleine dir zukamen /
Da / wie kein Zweiffel ist / des grollen Cæsars Geist /
Der aus der Sterbligkeit dich zu den Göttern reißt /
In deiner Seele steckt / da heiligs Angedencken
Den heiß-ergrimmten Feind kan auf Erbarmnüs lencken;
Da sein geküßtes Bild hier ihm sein Hertze bricht /
Ach! so beschimpff August uns wider Würde nicht.
Zwar Cæsars Sige sind den Sternen eingeschrieben:
Daß aber er die / die vom Reiche war vertrieben /
Mit eigenem Verlust hat auf den Thron gesetzt /
Durch unser Feinde Blutt Land / Nil und Meer genätzt /
Dis hat ihn in die Zahl der Götter einverleibet.
Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet /
Die zwar der Keyser itzt in seinen Händen hat /
So mehrt im Leben schon August der Götter Rath.
Großmächtger Julius! kan ich mit Thrän- und küssen /
Die ich auf dis dein Bild andächtig lasse flüssen /
Entsteinern Hertz und Geist des mächtigsten August /
So schafft auch nach der Gruft uns dein Gedächtnüs Lust /
So sol / so lange man Cleopatren wird nennen /
In tausend Tempeln dir Oel / Weyrauch / Ambra brennen.
AUGUSTUS.
Bestürtzte Königin / sie minder' ihren Schmertz.
Es hat kein Julier kein solch erbittert Hertz:
Daß er auf Fürstlich Blutt was Mördrisches verübe.
Ihr sol kein Leid geschehn. Das Merckmal unser Liebe
Hat mein Thyræus ihr 203 vorlängst schon zugebracht;
Und Proculej entdeckt / wie wir so hoch bedacht
Auf ihre Wolfahrt sein. Reich / Zepter / Freiheit / Leben
Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.
[120]
CLEOPATRA.
So opffer ich mein Hertz dem grossen Keyser dar.
Ich schwere Treu und Pflicht auf Isis Bund-Altar /
Man gibt die Schlüssel hin zu Ptolomæus Schätzen: 204
Ja! was Cleopatra sich nicht wagt beyzusetzen.
AUGUSTUS.
Was für ein Mißtraun hegt sie selber gegen sich?
CLEOPATRA.
Du stummer Julius / ach! rede doch für mich.
AUGUSTUS.
Sol stummer Marmel mehr als ihre Zunge sprechen?
CLEOPATRA.
Weil grossen Kummern meist die Worte wolln gebrechen.
AUGUSTUS.
Das Weh muß uns / wenn wir solln rathen / sein bekand.
CLEOPATRA.
Wer furchtsam bittet / gibt Verweigern an die Hand!
Schweig / schweig Cleopatra! Jedoch Aug / Antlitz gibet
Den heissen Seelen-Brand / die diesen Cæsar libet
Wie jenen / an den Tag. Mein Herr / mein Haupt / mein Licht /
Verwirf mein brennend Hertz; mein thränend Auge nicht!
Ich brenn! ich brenn! August! denn durch des Keysers Glider
Zeigt sich mein Julius / mein Julius sich wieder.
Die Flamme / die mit ihm schon in der Asche lag /
Bekommet frisches Oel. Dreimal-beglückter Tag!
Als ich das Haupt der Welt umbschloß mit diesen Händen!
Ihr letzten Zeugen ihr / von seinen Liebes-Bränden /
Ihr Zeichen fester Treu und Bothen heisser Brunst /
Ihr Brieffe / geht entdeckt die unverfälschte Gunst /
Geht mahlt dem Keyser vor das Muster unser Flammen;
Geht knipfft mit dem August Cleopatren zusammen:
Wie ihr den Cæsar uns verknipfftet bis ins Grab.
Mein Licht! er werffe nicht die Blicke von uns ab!
Weil so viel Thränen-Saltz ist durch dis Kwell geronnen;
Sehn itzt was wäßricht aus der Augen schwartze Sonnen;
Doch sind noch unversehrt die Brunnen ihres Lichts;
Die Angst hat uns verfängt die Rosen des Gesichts /
Der Säufzer dürrer Wind hat unsre Mund-Corallen
Entfärbt und blaß gemacht. Die Brüste sind verfallen /
Nun das ohnmächtge Hertz die Bälge nicht bewegt /
Nicht ihre Milch beseelt / nicht ihre Rosen regt.
[121] Doch / laß uns nur August ein Anmuths-Zeichen fühlen.
Schau / mit was Blitzen nicht der Augen Nacht wird spielen /
Schau / wie die Lippen sich bepurpern mit Rubin /
Schau / wie das Schnecken-Blutt die Wangen an sich zihn /
Wie alle Glider sich in Perlen-Schnee verstellen.
Schau / wie die Brüste sich vom schnellen Athem schwellen;
Die Liebe schärfft hier selbst die Waffen süsser Pein;
Libt uns der Keyser nicht / so muß er Kisel sein.
Er säufzet / er erblast! was gilts? ich werd es inne:
Es lieget Livie dem Keyser in dem Sinne;
Mein Licht / er gläube fest: daß Liben Anmuth gibt /
Doch schmeckt ihr Zucker nur der / der den Wechsel libt.
Der Rose Gold beschämt die Tulpen und Narcissen;
Selbst Titan pflegt bald den / bald jenen Stern zu küssen /
Und Phœbe gläntzt bald rund / bald legts' ihr Hörner bei /
Daß nicht ihr einfach Licht des Himmels Eckel sei.
Siht er an Livien die Muschel-Töchter prangen:
Uns ist die Morgen-röth im Antlitz aufgegangen.
Die Bräune des Rubins sticht blasse Perlen weg.
Mein Hertz ist ohne Falsch / mein Leib hat keinen Fleck.
AUGUSTUS.
Welch Stein sol hier nicht Wachs / welch Eiß nicht Schwefel werden?
Der Schönheit starck Magnet; der Lib-reitz der Gebehrden
Zeucht zu Cleopatren den folgenden August.
CLEOPATRA.
Gebrauche dich / mein Fürst / der kräftgen Jahre Lust /
Die Zeit fleucht als ein Pfeil; die Wollust als ein Schatten.
Ein Hertze / das nicht wil der Liebe Platz gestatten /
Ist ein umwölckter Stern / ein Kleinod in der Flutt /
Ein Purpern Rosen-Haupt / das zwar die Knosp aufthut /
Doch ungenützt in Staub der Blätter Schatz läßt fallen.
Was nützen ungepflückt dem Meere die Corallen?
Hingegen wie vergnügt muß ein Groß-Herrscher sein /
Der Sieg- und Liebes-Frucht zusammen erndtet ein /
Auf einer zarten Schooß die halb-entseelten Glider
[122] Erkwickt durch süssen Thau beliebter Küsse wieder.
AUGUSTUS.
Du Venus unser Zeit / 205 du Sonne dieser Welt /
Die mein verliebter Geist für seinen Abgott hält /
August ergibt sich dir / er lägt die Lorber-Kräntze
Für deinen Myrten ab. Wie weit der Erden Gräntze
Des Mohnden Schatten mißt / solstu vergöttert stehn.
Doch andrer Irrthum lehrt uns hier behuttsam gehn.
Der grosse Cæsar hat der Römer Haß empfunden /
Anton Feind / Krieg und Tod; weil sie die Libes-Wunden
Eh / als Cleopatren und ihrer Tugend Licht /
Zu Rom an Tag gebracht. Das stoltze Rom glaubt nicht:
Daß dieses braune Land so weisse Mohren hege;
Noch: daß ein edler Geist hier eine Seele rege.
Haßt also / was es doch hernachmals bethet an.
Da nun nichts anders ihm den Argwohn nehmen kan /
Noch unsern Untergang nebst ihrem Grimm verhütten;
Als / da der Keyser wird Cleopatren erbitten:
Daß sie / O Sonne / gönnt Rom ihren Augen-schein /
Hofft man: Es werd August durch sie so seelig sein:
Daß sie für ihren Nil die Tiber wird erwehlen /
Umb dar ihr Rom / die Welt dem Keyser zu vermählen.
CLEOPATRA.
Mein Haupt / mein Fürst / mein Herr / wir solln nach Rom hinzihn
Wo tausend Drachen Gift und Feuer auf uns sprühn?
Verhaßter Gegenwart vermehrt des Hasses Kwällen:
Ja unsre Tugend wird ihr Hertze nur vergällen /
Das durch ihr Schlangen-Maul saugt Gift aus Lilg und Blum /
Und nur zu Lastern macht der Tugend edlen Ruhm /
Sich für selbst-eigner Schmach und frembder Ehr erröthend.
AUGUSTUS.
Des Basilißken Aug ist in die Ferne tödtend; 206
Von nahen Spigeln prellt des Gift-Wurms feurig Blick /
Des Neiders schneidend Strahl ihm selbst zur Schmach zurück.
Wie / wenn die güldne Sonn aus Thetis Schooß aufstehet /
In der durchklärten Luft des Nebels Dampf vergehet;
So wird Haß / Feindschafft / Neid in Liebe sein verklärt /
Dafern Egyptens Sonn uns unsern Wunsch gewährt /
[123] Und Welschlands Himmel auch mit ihrer Hold bestrahlet.
CLEOPATRA.
Nein / nein! der Hochmuth wird mit Schimpff und Todt bezahlet;
Herr / da Cleopatra beim Keyser etwas gilt;
Da einger Funcken Gunst in seinen Adern kwillt /
Da unsre Thräne kan des Keysers Hertz erweichen /
Da unsre Seele nicht sol bald bestürtzt erbleichen /
Mein Fürst / so nöthig' er nicht aus Egypten mich.
AUGUSTUS.
Sie stöst des Keysers Gunst / ihr eigen Glück von sich.
CLEOPATRA.
Wir wünschen eh den Geist / als seine Gunst zu missen /
Doch laß uns nur August noch dieser Hold geniessen;
Daß: da der Wegzug nicht kan hintertriben sein /
Uns / die wir allen Heisch des Keysers gehen ein /
Vor frey-steh den Anton Egyptisch zu begraben.
AUGUSTUS.
Cleopatra wird hier stets freye Hände haben.

Der Schauplatz verändert sich in eine lustige Gegend am Flusse Nilus.

Reyen Egyptischer Gärtner und Gärtnerinnen.


1. Satz der Gärtner.


Wie selig sind / die den Schmaragd der Auen
Für der Paläste Gold erwehln!
Die nicht aufs Eiß der glatten Ehrsucht bauen /
Und sich mit eignen Lastern kwäln!
Die in den Kummer-freien Wiesen /
Umb einen Kristallinen Fluß /
Die Gärte für den Thron erkiesen /
Ein frey Gemütte für Verdruß;
Die ausser schönen Gärtnerinnen
Sonst keinen Abgott lieb gewinnen.

1. Gegen-Satz der Gärtnerinnen.


Ja! seelig sind / die reine Tugend lieben!
Die aller Heucheley sind feind /
Wo reiner Schertz ohn Argwohn wird getrieben /
[124] Wo man den schimpft / ders übel meint. 207
Auch übt der nicht / der todte Steine liebet /
Der sich nur zu erhöhn begehrt
Durch falsche Gunst / die nicht Vergnügung giebet.
Die Seelen sind nur Liebens-werth:
Nicht aber die geschmünckten Gaben /
Die keine Gegen-Liebe haben.

2. Satz der Gärtner.


Was ist das Blutt der Schnecke? Mörder-Farbe.
Der Thron? ein würmicht Seelen-Grab.
Des Zepters Glas krigt mehrmals Bruch und Narbe /
Denn ein verschmehter Hirten-Stab. 208
Wir dürffen Kelch und Ruhstatt nicht verstecken / 209
Wie / die auf Sammet furchtsam ruhn.
Ihr Nectar kan wie Milch und Obst nicht schmecken.
Man pflegt oft Gift dort nein zu thun.
Und wenn die Sonn uns gönnt den Morgen /
So fühln wir Wollust / jene Sorgen.

2. Gegen-Satz der Gärtnerinnen.


Laßt Meer-Schilf und Zinober andre schmincken / 210
Wir sind auch ungesalbet schön.
Bey Blumen muß Zibeth und Bisam stincken.
Laßt sie für stählern Spigeln stehn /
Das Haar mit Staub / die Haut mit Balsam färben. 211
Ein Brunn dihnt uns zu allem dem.
Dort muß ihr Schmuck durch Milb' und Gift verterben;
Hier bleibt der Glantz stets angenehm.
Dort höret man mehr Schlangen zischen
In Zimmern / als hier in Gepüschen.

Zu-Satz der Gärtner.


Die Liebe wird in Geilheit dort verkehret.
Dort solln die Wespen Binen sein /
[125] Von denen nur das Honig wird verzehret /
Das die Natur uns pflantzet ein.
Ja man flößt Gifft durch diese Zucker-Röhren /
Hängt Fall-Beil' in das Schlafgemach.
Dem / den kein Dolch kan öffentlich versehren /
Stellt man durch Gunst und Freundschaft nach.
Aus Gold-gestickten Purper-Betten
Macht man Mord-Gruben / knechtsche Ketten.

Zu-Satz der Gärtnerinnen.


Der Nilus mahlt das Schau-Spiel schnöder Sachen
Recht an Cleopatren uns ab.
Man räuchert ihr / und wil sie knechtisch machen
Man raubt ihr Freiheit / Tod und Grab.
Verfluchte Gunst! da nur auf seichter Lippen
Die Mißgeburth der Liebe schwimmt!
Fliht / Gärtner / fliht Siren' und Schifbruchs-Klippen.
Wo wahre Treu im Hertzen glimmt /
Verbrennt auch nicht in Sarch und Hölen
Das Liebes-Oel verknipffter Seelen.

5. Akt

Die fünfte Abhandlung.

Der Schauplatz bildet ab den Tempel der Isis zu Alexandria / daran die Königliche Todten-Gruft stößt.
Cleopatra. Charmium. Iras. Des Antonii Leiche auf einem erhobenen Grabe. Sida. Belisama. Salambo. Babia. Etliche Priester.

CLEOPATRA.
Wer auf das leichte Rad des blinden Glückes traut /
Auf seiner Tugend Grund nicht schlechte Thürme baut /
Die Fürsten dieser Welt der Erde Götter nennet /
Wer viel weiß ausser sich / sich in sich selbst nicht kennet /
Wer sich aufs Zepters Glas / des Thrones Grund-Eiß stützt;
[126] Der komm und lern allhier / wie der so schwanckend sitzt /
Der auf dem Gipffel steht. Der Ausbund aller Helden /
Anton / den Sud und Ost wird stets unsterblich melden /
Für dem Po / Phrat und Nil oft auf den Knien lag /
Verfällt nicht nur schlecht hin durch einen Donnerschlag /
Er kan hier kaum ein Grab durch unsre Bitt erlangen.
Wol! laßt uns zum Ade den edlen Leib umfangen!
Kommt / liebste Schwestern / kommt / bringt ihm durch eure Hand
Ein Opfer wahrer Treu und letztes Liebes-Pfand.
Besudelt euren Leib 212 / entblößt und schlagt die Brüste!
Wascht sieben Tag euch nicht. Umbschrenckt die Todten-Kiste
Mit Eppich. Ziehet Sack an statt Damasten an.
Trinckt Wasser / keinen Wein / daß man viel weinen kan.
Bethränet euer Brodt und die geringen Speisen.
Zeuch / Iras / dem Anton mit diesem krummen Eisen
Durch seine Nase das Gehirne rein heraus;
Und flöße Balsam nein.
IRAS.
Dis / und der Därmer Grauß
Hat Eteocles schon mit einem Mohren-Steine
Geschnitten aus dem Bauch und mit Phenitzer-Weine
Gesäubert fleißig ab / hernach in Nil gesenckt.
Sein holer Leib ist auch mit Saltze schon getränckt. 213
CLEOPATRA.
So salbt mit Zeder-Safft 214 und Narden seine Glieder.
Eröfne / Charmium / ihm seine Augen-Lieder /
Die ich ihm drückte zu / 215 den Himmel noch einmal
Vergeistert anzuschaun. Mercur / laß einen Strahl
Ihn auch auf mich noch thun: daß er vergnügt erblicke /
Wie treu und schmertzhaft ich sein Grabmahl ihm beschicke.
Salambo / fülle Leib und Brust voll Aloe /
Voll Myrrh und Caßia. Geh / Belisame / geh /
Steck unter seine Zung ihm diesen güldnen Groschen. 216
Anton / dafern dein Geist nicht mit dem Leib erloschen /
Da der Entseelten Seel auf Sterbliche kan sehn /
So wollstu mich / Anton / zu hören nicht verschmehn.
Laß unser beider Leib in einer Gruft vermodern /
Die Glutt der Liebe noch in unser Asche lodern /
Zwey Seelen einen Kreiß der Sterne nehmen ein /
[127] Uns beide täglich Braut / und einen Bräutgam sein.
Umbwindet nun den Leib mit diesen heilgen Binden /
Darauf in Bilder-Schrifft 217 ein Seegen ist zu finden:
Daß gar kein Wurm den Leib / kein Poltergeist sein Grab / 218
Die Seele Typhon nicht zu kwäln Vermögen hab.
Umbkräntzet mit Rubin und Lorbern Stirn und Haare /
Legt Harnisch / Helm und Schild 219 ihm auf die Todten-Bahre /
Streut Rosen auf den Sarch / steckt eine Glutt ihm an /
Die / wie die Seele / nie zu Asche werden kan.
Ist nicht ein Prister dar / der ein Altar ihm baue / 220
Darauf mans gantze Jahr ihm Weyrauch brennen schaue?
Bezahle / Babia / dreytausend Pfund hierzu.
PRISTER.
Kein Weyrauch wird hier fehln; Kein Opfer für die Ruh
Des schlaffenden Antonius. Anubis muß ihn hütten /
Und Horus Licht auf ihn / Blitz auf den Typhon schütten. 221
Serapis wird sein Schirm und mächtig Schutz-Herr sein.
CLEOPATRA.
Man ehre noch sein Bild / und grab in Marmel ein:
»Hier ligt Egyptens Heil / die Freyheit Roms umbfangen.
Denn beyder Wolfahrt ist mit dem Anton vergangen.«
Wolan! die letzte Pflicht ist nun / Gott lob! vollbracht.
Nimm hin den letzten Kuß! 222 mein Hertze gutte Nacht!
Es ist vollbracht! doch ach! was ist noch zu vollbringen?
Cleopatra sol itzt nun auch groß-müttig ringen /
Cleopatra sol itzt noch einmal durch den Tod
Sich dem Anton vermähln / entflihn der grimmen Noth /
Die überm Haupte schwebt / ja durch ihr Blutt entdecken:
Daß knechtsche Geister nicht in diesen Adern stecken.
IRAS.
Auf was Verzweifelung / erlauchte Königin /
Auf was für Strudel treibt der Schmertz sie wieder hin?
Wil sie denn dem Anton sich selbst zum Opffer geben?
Ihr Todt bringt uns in Sarch; den Todten nicht ins Leben.
CHARMIUM.
Cleopatra / mein Haupt. Sie schätze tummen Ruhm
Und eigen-händgen Todt nicht für ein Heiligthum.
Ein Knecht läßt leicht sein Blutt aufs Herren Holtzstoß flüssen /
Umb der Unsterbligkeit und Freyheit zu genüssen.
[128] Was aber treibt hierzu die freyen Seelen an?
Das gantze Schiff versinckt mit einem Steuer-Mann /
Das grosse Reich durch Sie.
CLEOPATRA.
Ach klein-muths-volle Hertzen!
Ihr wißt den Ursprung nicht so ungeheurer Schmertzen.
IRAS.
Die trüben Wolcken sind des Jammers ja vorbey.
Man spürt / wie günstig ihr der milde Keyser sey;
Er spricht den Bürgern zu / läßt sie für sich nicht knien /
Verbeut 223 / der Stadt ihr Recht und Gütter zu entzihen.
Dis alles wol nicht uns zu libe; nein / nur ihr.
Kurtz: Er zeucht allbereit der Livien sie für.
BELISAMA.
Aus diesem Absehn hab ich zu dem Hochzeit-machen
Sehr viel schon angestellt / verschaffet alle Sachen;
Das Brautbett aufgeputzt. Serapens Tempel gläntzt
Voll Feuer / das Altar der Isis ist bekräntzt
Mit Myrten / und das Volck rufft ihre tausend Nahmen 224
Umb Heil und Seegen an; wünscht: daß mit ihren Samen
Am Nil so lange blüh der Ptolomeer Haus /
Als tausend Hundes-Jahr Egyptens tragen aus. 225
CLEOPATRA.
Einfältger Aberwitz! diß sind die güldnen Schlingen /
Durch welche man den Feind muß in den Keficht bringen.
Der Himmel / der uns liebt / hat uns zu Trost entdeckt:
Welch einen Fall-Strick uns Augustus hat gesteckt.
CHARMIUM.
Hilf Himmel! hört es denn nun nimmer auf zu wettern?
CLEOPATRA.
Ja / das verfluchte Rom pflegt diese zu vergöttern /
Die es mit Schimpf und Schmach in Abgrund stürtzen wil!
Verdammter Rache Lust! verfluchtes Boßheits-Spiel!
August hat Marck und Bein und Blutt uns ausgesogen /
Den väterlichen Thron durch schlimmes Recht entzogen /
Des Ptolomæus Schatz durch Schelm-Stück an sich bracht /
Doch ruht sein Ehrgeitz nicht. Er ist nun auch bedacht /
Nach Rom ins Siegs-Gepräng und's Schau-Spiel uns zu führen.
Dis ist es / was wir nur noch haben zu verlihren.
Doch nein! die Angel fehlt / die überm Fische schwebt.
Ein Fürst stirbt muttig / 226 der sein Reich nicht überlebt.
Es ist ein täglich Todt / kein grimmer Ach auf Erden /
[129] Als / wenn der / der geherrscht / sol andern dienstbar werden.
Ihr wißt: daß ich gezeugt in Gold und Purper sey /
Daß auch kein Reich der Welt Egypten komme bey /
Daß mir mein Volck zeither hat göttlich Ehr erwiesen /
Daß Ptolomeens Stamm Alcid- und Dionysen
Zu seinen Ahnen hat. Die Marmel zu Adul
Sind Zungen / 227 und erzehln: daß Ptolomeens Stul
Bis an den Tanais / bis zu Jaxartens Kwellen /
Zun Seulen Hercules / bis / wo die Meeres-Wellen
Die Sudspitz Afrikens stets rasend spielen ab /
Und weiter hat gereicht. Wie solt ein edles Grab
Mich nicht mehr lachen an / als daß ich schimpflich lebe /
Und Livien zu Rom noch eine Magd abgebe?
IRAS.
Mein Haupt / vielleicht rührt nur ihr Kummer aus Verdacht.
CLEOPATRA.
Verdacht ja mehr denn viel! gebt auf die Thaten acht /
Ob er als unser Freund und Schutzherr hier gebahre?
Ob sein Bedienungs-Schein nicht Sklavisch uns verwahre?
Ob man uns aus der Burg die Ausfahrt nicht verwehrt?
Die Stadt als Feind besätzt / das Schatz- und Rüst-Hauß leert?
Das Heer in Dinste zeucht / die Bürger ihm vereydet;
Auf einen Augenblick uns Macht und Treu abschneidet?
So schöne Früchte trägt uns sein Versprechen ein.
Zu dem / wem wolte nicht auch höchst verdächtig sein?
Daß unser Todt-Feind sich so bald verlibt anstellet.
Wenn die kohl-schwartze Luft sich unversehns erhellet /
Gebihrt die schwangre Nacht der Wolcken Blitz und Keil:
So ist dem Keyser nur sein Liebes-Kosen feil
Umb unsern Untergang. Die sich zu sehr verbinden /
Die lassen selten Treu und Wahrheit bei sich finden.
Man lobt uns ja den Traum der Ehren-Seulen ein /
Die / wie man schwermt / zu Rom uns solln gewidmet sein /
Doch stehn sie schwerlich sonst wo / als aufs Keysers Zungen.
Wir werden nicht nach Rom geladen / nein / gezwungen:
Da Ehr und Liebe doch nichts nicht zu zwingen pflegt.
Ja / was wird dis und das hier so genau erwegt?
Hier lest des Keysers Brieff / den wir für wenig Stunden
Im Zimmer des Anton zur Nachricht haben funden.
[130]
CHARMIUM.
Gerechte Götter! wird nicht bald durch Blitz verzehrt /
Ein solch zwei-züngicht Mund / ein solch zwei-schneidend Schwerdt?
August hiß sie die Faust ins Libsten Blutte röthen /
Hier wil er: daß Anton Cleopatren sol tödten:
Sagt auch noch beiden Heil für Mord und Todschlag zu.
CLEOPATRA.
Nun urtheilt: ob man dem August wol unrecht thu;
Wenn wir uns wenig gutts aus seinen Wercken schlüssen?
Wie? oder wollet ihr mehr Grund und Zeugnüs wissen?
Schaut / bitt ich / schaut / nehmt hin des Dolabellen Hand / 228
Die dieser Redlichste der Römer uns gesandt.
CHARMIUM.
Was gibt die treue Faust uns heimlich zu verstehen?
IRAS.
Dis: daß August nach Rom durch Sirien wil gehen;
Und daß das Schiff / der Hund / schon segelfertig steh /
Das auch mit Widerwilln Cleopatren zur See
Sol nach Cajeta führn: bis sie in Band' und Stricken /
Wenn Cæsar ein wird zihn / sein Sigs-Fest helffe schmücken.
CHARMIUM.
Ihr blinden Sterblichen! fallt nun der Meinung bei:
Daß es ein schlipfrich Ding umb frembde Gnade sei!
Daß der nicht weißlich thut / der Worte sich läst bländen /
Weil er ein Glied noch regt / das Heft gibt aus den Händen.
CLEOPATRA.
Einfältge Charmium! nach schon geschehner That
Lehrt oft der Ausschlag viel / was kein verschmitzter Rath
Vermag vorher zu sehn. Auch ist nicht zu vermeiden /
Was die Geburts-Gestirn' und Götter uns bescheiden.
Zu dem ist unsre Schuld geringer als die Pein?
Wir schenckten dem Anton nicht süßre Wermuth ein.
Was weigern wir uns denn selbst-eignes Gift zu trincken?
Auf! wir sehn den Anton schon unser Seele wincken!
Auf! auf Cleopatra! Gebrauche Gift und Schwerd.
Gold wird durch Glutt / ein Geist durch Glück und Todt bewehrt.

Antyllus in einem Priester-Rocke. Cleopatra. Charmium. Iras. Sida. Belisama. Salambo. Babia.
ANTYLLUS.
Verfluchte Zauberin! Mordstifftende Medee!
Es ist ja hohe Zeit: daß dir zu Hertzen gehe /
[131] Was du auf den Anton für Meuchel-Mord erdacht;
Den du umb Ehre / Reich und Leben hast gebracht.
Es ist der Götter Werck: daß dein verletzt Gewissen
Wird von der Angst zerfleischt / von Schlang und Wurm zerbissen;
Daß die Verzweifelung den Selbst-Mord dir lobt ein;
Sonst würde diese Faust dein Tod und Hencker seyn.
CLEOPATRA.
Hilf Himmel! reitzt die Höll auch Prister mich zu kwälen?
ANTYLLUS.
Die Kwal wird dir nicht hier / nicht in der Helle fehlen.
Auch würd ich durch dein Blutt mit ewig-grünem Ruhm
Und Zucker-süsser Lust mein neues Priesterthum
Der Rache weihen ein / wenn du dich zu ermorden
Nicht schon im Wercke wärst.
CLEOPATRA.
Was bin ich / leider! worden?
Sol ich verhöhnt / verdammt / beschimpft / verflucht / verspeyt /
Die Seele blasen aus? erbärmlichs Hertzeleid!
Mit was für Laster hab ich / Priester / dich verletzet?
ANTYLLUS.
Hastu / Verruchte / mich nicht in Gefahr gesetzet /
Zu büssen Ehr und Hals / so wie mein Vater / ein.
CLEOPATRA.
Ihr Götter! dieses muß gewiß Antyllus sein.
ANTYLLUS.
Ja / freilich bin ich es / du Mißgeburth der Frauen!
Sieh mich entlarvt nur an; doch / kanstu mich wol schauen:
Daß du nicht schamroth wirst? dein Hertze sagt es dir /
Wie sehr du mich verletzt.
CLEOPATRA.
Vergieb / Antyllus / mir /
Wormit ich freilich dich und den Anton beleidigt.
Gesteh ich doch die Schuld. Sie kan nicht sein vertheidigt.
Was aber steckt / mein Sohn / dich in das Prister-Kleid?
ANTYLLUS.
Wie kont ich anders fliehn der Römer Grausamkeit /
Den du mich liederlich geliefert in die Hände.
CLEOPATRA.
Osir erhalte dich! die Mutter Isis wende
Von dir all Unheil ab / und schütt es auf mein Haupt!
Es ist dir auch / mein Trost / mein Sohn Antyll / erlaubt:
Daß Rach und Eyfer sich an meinem Blutte speisen.
Hier sind die Brüste bloß / hier ist ein scharffes Eisen!
Stoß zu.
ANTYLLUS.
Verkehrtes Spiel!
CLEOPATRA.
Stoß zu.
ANTYLLUS.
Ich wil und kan
Ja nicht.
CLEOPATRA.
Ich nehme Stich und Tod / für Wolthat an.
ANTYLLUS.
Es sol so schwartzes Blutt nicht meine Hände färben.
[132]
CLEOPATRA.
So laß Antyllus mich / doch unverfluchet sterben.
ANTYLLUS.
Ob dus gleich hast verdient / wil ich doch auf dein Grab
Nicht werffen Stein und Fluch. 229
CLEOPATRA.
So scheid ich frölich ab.
IRAS.
Ihr grimmen Götter ihr! was ehrt man eure Bilder?
Was opffert man euch viel? wenn kein Gebeth euch milder /
Kein Andacht sanfter macht? rührt vom Verhängnüß her
Dein Elend? oder kommt nur alles ungefähr?
CLEOPATRA.
Es ist itzt außer Zeit den Feind und Göttern fluchen.
Last uns sie nun vielmehr umb Gnad und Hülff ansuchen /
Die einer Sterbenden den Tod noch leidlich macht.
Ja wol! es werd uns Zeug zum schreiben hergebracht.
Wünscht ihr die letzte Schrifft an den August zu lesen?
CHARMIUM.
»Herr / nunmehr ist nebst dir Cleopatra genesen /
Du hast mein Reich / mein Geist der Freyheit Thron erreicht /
Nun knechtsche Lebens-Lust der güldnen Baare weicht.
Doch hat die Sterbende dich noch um was zu bitten:
Es werd uns beim Anton zu ruhen nicht verschnitten.
Man gönnt leibeigner Schaar; auch Würmern Erd und Sand.
Schärfft denn auf unser Blutt und Kinder seine Hand
Nicht den blutt-fetten Stahl / verschont er sie der Ketten;
So wird August mit Ruhm Egyptens Stuhl betretten /
So wird sein Stamm und Haus stets blühn und sighaft sein:
Doch schleust der Sarg auch nicht Cleopatren gantz ein.«
CLEOPATRA.
Ihr hört den jüngsten Wunsch. Reicht her ihn zu verschlüssen;
Gebt meinem Wächter ihn / 230 der ihn alsbald wird müssen
Dem Keyser liefern ein.
IRAS.
Hilf Himmel! Gib nicht zu:
Daß unser Hertz und Haupt für uns im Grabe ruh.
Wenn alle Glider todt / siht man das Hertz erst sterben /
Auf Charmium! Laß uns hier sterbend Ruhm erwerben!
CLEOPATRA.
Vertrautste / nein ihr irrt. Da ihr uns redlich liebt /
Da ihr uns hertzlich meint / Bestürtzte / so verschiebt
Das euch noch ferne Ziel; euch und auch uns zu gutte.
Wenn man die Hand bespritzt mit hoher Häupter Blutte 231 /
Schläft man mit linder Hand die untern Gliedern ein.
[133] Weßhalben solt auf euch Augustus grimmig sein?
Ja / da ihr euch so weit die Kleinmuth last verleiten /
Wer wird uns Gruft und Sarch nach Würden zubereiten?
Glaubt / wer für Schmertzen stirbt / liebt so die Todte nicht /
Als der der Sterbenden den letzten Dienst verricht!
CHARMIUM.
Ist denn kein Mittel nicht zu flihen Tod und Banden?
CLEOPATRA.
Der Schluß bleibt fest. Hier ist die Artzney schon verbanden.
CHARMIUM.
Worzu hat sie hieher den Feigen-Korb versteckt?
CLEOPATRA.
Der uns miß-gönnte Todt wird durch diß Laub verdeckt.
Schaut ihr die gelbe Schlang an diesem Honig saugen?
Schaut wie ihr Schwantz hier spielt / wie flammen ihr die Augen?
Sie schärfft auf unsern Arm schon Zunge / Gift und Zahn.
IRAS.
Mein Geist erschüttert sich! Ist dis die sanfte Bahn
Zum Sterben durch den Wurm? durch ein solch Ungeheuer?
CLEOPATRA.
Der Schlange brennend Gift ist kein solch rasend Feuer /
Als Cæsars Ehren-sucht. Man sucht bey Nattern Rath;
Bey Drachen; wenn man nicht bey Menschen Zuflucht hat.
CHARMIUM.
Ihr Götter! sol der Molch den Lilgen-Arm vergiften.
CLEOPATRA.
Ja! unsrer hohen Seel des Cörpers Pforten lüften,
DIOMEDES.
Ja! nun ists Sterbens Zeit. Der Keyser hat befohln:
Daß man stracks allen Schatz sol auf die Schiffe holn.
Ich sah Ofirens Bild / das niemand noch geschätzet /
Und künstlich von Schmaragd 232 zusammen ist gesetzet /
Neun Ellenbogen hoch / gleich aus dem Tempel ziehn.
CLEOPATRA.
Ihr Götter! ist August so gottlos und so kühn:
Daß er die Tempel sich nicht scheuet zu berauben?
DIOMEDES.
Ja / wo Cleopatra wil Dolabellen glauben /
Was er ins Ohr mir bließ / wird heut Agrippa noch
Sie rauben auf sein Schiff.
CLEOPATRA.
Wol! laßt der Römer Joch
Zerbrechen / den August auch sterbende verlachen.
Weil Menschen ärger sind / mit Schlangen Hochzeit machen.
Komm angenehmes Thier! komm / komm und flechte dich
Umb diesen nackten Arm! vermähle durch den Stich
Der Adern warmem Kwell dein züngelnd-tödtend Küssen.
Wie? wilstu nur dein Maul durch Feigen-Safft versüssen?
Ist unsre Marmel-Haut nicht Stich und Giftes werth /
[134] Das die Verdammten oft eh als ein Blitz verzehrt? 233
Sol mir zur Straff itzt auch den Schlangen Gift gebrechen?
DIOMEDES.
Laß mich / Cleopatra / versuchen vor ihr Stechen;
Und meine Redligkeit bewehren durch den Tod.
Sie sticht. Schaut ihrs / die Haut ist nur ein wenig roth.
CHARMIUM.
Hilf Himmel! fällt er doch schon todt zur Erde nieder.
BABIA.
Es ist kein Puls mehr dar; das Gift hat seine Glieder
Bereit in Eys verkehrt.
CLEOPATRA.
Der treue Knecht erwirbt 234
Ihm Ruhm / und lehret uns: wie sichs so leichte stirbt;
Ja er beschämet uns: daß wir so zärtlich sterben.
BELISAMA.
Die Schlange / die den Knecht so schleunig ließ verterben /
Sticht nicht Cleopatren / weil das Verhängnüs ihr
Vielleicht die Zunge hält. 235
CLEOPATRA.
Mahlt mir solch Ding nicht für.
Sie hat den Arm verschmeht / sie dürftet nach den Brüsten. 236
Komm her. Weil ich den Tod verdient mit meinen Lüsten.
Nun stich! und sauge Gift / wo mancher Rosen-Mund
Vor Milch und Honig soog. Sie beißt! 237 ich werde wund.
Ich fühle Schlaffsucht schon und Ohnmacht mich befallen. 238
CHARMIUM.
Ach schenckt das Glück uns denn nichts anders ein als Gallen!
CLEOPATRA.
Kommt / Liebste / nehmt von uns den letzten Kuß noch an.
SALAMBO.
Sie bebt / sie schläffet ein; Es ist umb sie gethan!
CHARMIUM.
Erbebend Donner-schlag! der Marck und Bein durchfähret!
Das Hertz in kaltes Eiß / das Aug in Stein verkehret:
Daß das gefrohrne Blut der Adern Röhr verschützt /
Von dem die starre Thrän im eignen Kwell ersitzt!
Wo fällt die Göttin hin? der Abgott unsrer Seele?
Sinckt ihrer Augen Sonn in so kohl-schwartze Höle?
Umb: daß er Lieb und Licht alldar erwecken mag?
Sol ihrer Glieder Schnee die Nacht verkehrn in Tag?
Wil ihr benelckter Mund im Grabe Blumen sämen?
Des Abgrunds finstre Kluft ein Paradis beschämen?
So geht Egypten-Land / der Ost-West Lust-Haus / ein /
Und dessen Himmel wird itzt eine Helle sein!
[135]
IRAS.
Ja mehr als eine Hell / mehr als ein Nest der Tiger!
Was starrn / was zittern wir? wolln wir dem grimmen Siger
In Schwerd und Klauen falln? schau unsre Fürstin an!
Die lehrt uns / wie man Feind und Fässel pochen kan.
Hat nicht die Königin die Bahn uns schon gebrochen?
Und durch den kurtzen Todt unsterblich Lob versprochen?
Der Feind / wie wild er ist / wird ein Gedächtnüs-Bild
Noch ihrer Tugend baun. Ein rühmlich Tod verhüllt
Des Lebens schlimmste Schuld / vergöttert sterblich Wesen.
Man wird Cleopatren auf tausend Marmeln lesen /
Auf Ertzt im Capitol. Es wird Cleopatren
Der Himmel-hohe Nil so wie Arsinoen
Fürs West-Winds holdes Kind / 239 für eine Venus ehren /
Und uns für Heldinnen! wo wir nach ihren Lehren
Die Seele blasen aus / da uns sonst Schimpf und Schmach /
Wo uns der Feind betritt / folgt auf der Ferse nach.
Zu dem laß uns den Feind ja noch das Leben lassen;
Wie bald wird ohne dis nicht dieser Leib erblassen?
Sol nun des Lebens Spann uns die Geburt entzihn
Des Nachruhms / der mit uns kan tausend Jahre blühn?
Nein / trautste Charmium! wer rühmlich nach wil setzen /
Muß nicht die Haut zu zart / das Blutt zu theuer schätzen.
Es bringet schlechten Ruhm / 240 verdienen durch viel Schweiß
Dis / was ein Tropffen Blutt stracks zu erwerben weiß.
Die Ewigkeit / die wir durch keine treue Dienste
Bis auf den Tag erlangt / krigt Iras zum Gewienste /
Wenn sie ihr sterbend nur gleich als zur Ader läßt.
Wird / ohne diese That / wer Charmium gewest /
Wo Iras hat gelebt / die Nachwelt ichtwas wissen?
Auf Schwester! es muß auch uns Glider dis verschlissen /
Was unser Haupt verschleust; dis stechen / was sie stach.
Es sticht. Ich sterbe! folg auch also rühmlich nach. 241
CHARMIUM.
Solch Sterben bringet Ruhm / dis Leben Schmach und Bürde;
[136] Sol / die die Erst an Treu / an Macht war / und an Würde /
Hier / nun durch Tod und Blutt man umb den Sigs-Krantz kämpft /
Die Letzt am Reyen sein? die Flamme wird gedämpft
Durch Rauch; der Tugend-Glantz durch Thränen-schwangre Wehmuth.
Wir haben ohne dis durch allzu tieffe Demuth /
Durch die man hat den Feind / das Unthier / zähmen wolln /
Viel unsers Ruhms verspielt / den wir itzt hertzhaft solln
Ersetzen durch den Todt. Jedoch für allen Dingen
Laßt uns Cleopatrens ertheilten Heisch vollbringen /
Und ihrer Leiche thun die letzte Todten-Pflicht.
Da nun das Werck so sehr an viel Gepränge nicht /
Als in der Hold beruht / wil ich zum Liebes-Zeichen
Der Todten zum Ade die Hand-voll Blumen reichen.
Denn weil uns Glück und Zeit mehr Mittel nicht verleihn /
Muß meiner Thränen Saltz indes der Balsam sein /
Mein sterbend Augen-Licht zur Todten-Fackel dienen.
Nur muttig! Charmium / nun ist der Tag erschienen /
Da man Feind / Noth und Todt großmüttig pochen kan.
Auf! sätze Stahl und Dolch behertzt den Brüsten an!

Des Antonius / der Cleopatra, der Iras todte Leichen. Cornel. Gallus. Epaphroditus. Theodorus. Antyllus. Etliche Hauptleute des Keysers.
Charmium. Sida. Belisama. Salambo. Babia.
EPAPHRODITUS.
Halt Stahl und Stos zurück!
CHARMIUM.
Ihr seyd zu späte kommen:
Schaut: wie das Blutt schon spritzt!
GALLUS.
Was habt ihr vorgenommen?
Welch Rasen sicht euch an? daß ihr Gift / Mord und Schwerdt /
Da euch der Feind doch schont / auf eure Glider kehrt?
CHARMIUM.
Gift / Mord und Schwerd sind uns erleidlicher / als Ketten.
GALLUS.
Als Ketten? auch der Todt sol euch vom Schimpf nicht retten.
Ihr selbst befleckt die Seel / ihr selbst verstellt den Leib.
[137] Ist dieser bluttge Wurm / dis ungeheure Weib
Die schöne Charmium?
CHARMIUM.
Ja! schöner als ihr meinet;
Indem itzt unser Ruhm schon nebst den Sternen scheinet.
Weil die standhaffte Treu auch in der Grufft besteht.
GALLUS.
Schaut! wie der Wurm sich krümmt! sie rechelt / sie vergeht.
EPAPHRODITUS.
Verruchten! kontet ihr Cleopatren nicht hindern
Den Selbst-Mord zu begehn?
BELISAMA.
Wer gibt den Uberwindern
Ein Recht / die Willkühr uns des Todes zu verwehrn?
Viel minder könnet ihr euch über uns beschwern /
Die wir die Ehre zu gehorsamen nur hatten.
GALLUS.
Man wird Cleopatren zu Grabe nicht bestatten /
Den andern noch darzu die Mörder-Hand haun ab;
Weil keine nicht vorher dem Keyser Nachricht gab / 242
Was für Befugnüs sie bewegte sich zu tödten.
SIDA.
Es reden die von euch uns aufgehalßte Nöthen
Für dieser Leichen Tod und ihr Entleibungs-Recht.
THEODORUS.
Es ist iedweder Mensch der Götter Kind und Knecht /
Wer sich spannt aus / eh er Befehl vom Vater krieget /
Ist unwerth: daß er in der Schoß der Mutter lieget.
SALAMBO.
Gott deutet den Befehl durch böse Zufäll an /
Heißt sterben / wenn man nicht mehr rühmlich leben kan. 243
GALLUS.
Kein Gott / die Ehrsucht hat sie in den Tod gestürtzet.
BABIA.
Das Sterbe-Recht die Hand zu schaden euch verkürtzet.
EPAPHRODITUS.
Bistu die Kuplerin nicht / die durch Arglist mich
Entfernte durch den Brief: daß ich den Schlangen-stich
Nicht an Cleopatren verwehren habe können?
BABIA.
Wer uns die Luft nicht gönnt / muß uns den Tod doch gönnen.
Der Athem / den man schöpft / kan schon ein Werckzeug sein
Zum Sterben / wenn man uns schleust Gift und Messer ein.
THEODORUS.
Epaphrodit / wo mich die Augen nicht betriegen /
So steht Antyllus dort.
EPAPHRODITUS.
Laß uns zu ihm sich fügen
Und näher ihn schaun an.
GALLUS.
Habt wenig Zeit Geduld;
Ihr werdet / eh ihrs meint / schon büßen eure Schuld /
Und euer trotzig Maul aufziehen lindre Seiten.
BELISAMA.
Wir werden ohne Zwang die Todte bald begleiten.
THEODORUS.
Gewiß / es ist Antyll. Sein Antlitz leugt mir nicht /
[138] Ist Haar und Kleid gleich falsch.
EPAPHRODITUS.
Gib du mir Unterricht:
Wenn und von wem du bist zum Prister angenommen?
ANTYLLUS.
Wer? ich!
EPAPHRODITUS.
Ja freilich du.
ANTYLLUS.
Ich bin von Memphis kommen
In dieses Heiligthum.
EPAPHRODITUS.
Wie heissestu?
ANTYLLUS.
Beryll.
THEODORUS.
Es ist Antyllus Sprach?
EPAPHRODITUS.
Ist dir bekant Antyll?
ANTYLLUS.
Ich kenn ihn.
THEODORUS.
Zieht ihms Haar ab.
ANTYLLUS.
Schelmischer Verräther.
EPAPHRODITUS.
Bistu nicht selbst Antyll?
ANTYLLUS.
Ja / doch kein Ubelthäter
Wie dieser Theodor. Ach! Ertz-Dieb! Henckers-Knecht /
Mordstifter / Schadenfroh!
THEODORUS.
Thut ihr ihm nicht sein Recht?
Ich kenn Antyllens Sinn / und ihr Augustens Willen.
EPAPHRODITUS.
Sol / Gallus / ich an ihm des Keysers Wunsch erfüllen?
THEODORUS.
An dem Antyllus lebt ein Todfeind des August /
Im Hertzen kochet Grimm / und Rachgier in der Brust.
ANTYLLUS.
In dir Verleumdungs-Gall. Ach! laßt euch nicht verleiten.
GALLUS.
Die Wahrheit steht auf sein / das Recht auf unser Seiten.
Wir sind im Heiligthum.
THEODORUS.
Es wird erst heilig seyn;
Wenn es Antyllens Blutt wird dem August einweihn.
GALLUS.
Ein todter Hunds-Kopf beißt.
ANTYLLUS.
Entblösset ihr die Waffen /
Ihr Römer / gegen mich? was wil man an mir straffen?
THEODORUS.
Er ist's Anton sein Sohn.
ANTYLLUS.
Und Fulviens dabey /
Der Schwäher des Augustus.
THEODORUS.
Die Natter heckt kein Ey
In Eingeweiden nicht / in dem nicht Nattern stecken / 244
Er wird die Eyer aus des Basilißken hecken / 245
Den kaum August gesterbt.
ANTYLLUS.
Schont eines Römers doch.
EPAPHRODITUS.
Stoßt auf den Zwydorn zu.
GALLUS.
Wehrt sich die Schlange noch?
ANTYLLUS.
Laßt euch doch Fulviens unschuldig Blutt erbitten.
EPAPHRODITUS.
Es ist am Nil in Gift verkehrt.
ANTYLLUS.
Schont euer Wütten
Nicht Römischen Geblütts / so schont doch den Osir /
Das Bild des Julius 246 / die ich zusammen hier
Umbarme.
GALLUS.
Greift ihn an / und reißt ihn von dem Bilde.
THEODORUS.
Das Bild der Götter dient der Boßheit nicht zum Schilde. 247
GALLUS.
Wer Fürsten selbst verletzt / kan ihre Seulen nicht 248
[139] Zum Schutzbild ihm erwehln.
ANTYLLUS.
Sagts was Antyll verbricht?
EPAPHRODITUS.
Der wider's Vaterland und den August gestritten?
ANTYLLUS.
Doch für des Vätern Heil. Welch Römer hat gelitten /
Was ich / aus tausenden / die dis was ich gethan?
GALLUS.
Reißt den Verdammten weg; und tilgt ihm seinen Wahn
Mit seinem Leben aus. Kein Tempel kan dem nützen /
Den keines Bürgers Hauß 249 gewürdigt zu beschützen.
ANTYLLUS.
Ihr Götter! die man hier so freventlich verletzt /
Die man für ungerecht / ja für ein Unding schätzt /
Übt auf die Römer Rach / und stürtzt sie mit Verterben.
EPAPHRODITUS.
Man gönnt den Lästerern zu schmehen / wenn sie sterben.
THEODORUS.
Er züngelt.
EPAPHRODITUS.
Aber er verstummet / und er regt
Kein Glied mehr.
THEODORUS.
Ich wil fühln: ob ihm noch's Hertze schlägt.

Die sechs Leichen. Augustus. Agrippa. Mecænas. Theodorus. Proculejus. C. Gallus. Arius. Epaphroditus. Sida. Belisama. Babia. Die Trabanten. Zwey Psylli.
AUGUSTUS.
Was macht sie? lebt sie noch? ach! ist sie schon verblichen?
Ist ihr bestürtzter Geist schon aus der Welt entwichen?
Eilt! rettet! lauft lauft! eilt! bringt Stärckungs-Säft herbey /
Fühlt / ob der Puls noch schlägt / und wo die Wunde sey.
GALLUS.
Herr / es ist weder Puls noch Wund an ihr zu spüren.
AUGUSTUS.
Es kan der Unfall doch nicht von der Luft herrühren.
Durchforscht den kalten Leib von Gliede bis zum Glied.
PROCULEJUS.
Sucht / ob man weder Dolch / noch Gift / noch Messer siht.
AUGUSTUS.
Entblösset Arm und Brust an der erblasten Leichen.
GALLUS.
Man siht zwar auf der Brust zwei kleine Feuer-Zeichen /
Doch zeucht so schlechter Fleck wol nicht den Todt nach sich.
ARIUS.
Ach leider! zu gewis. Es ist ein Schlangen-Stich.
AUGUSTUS.
Bringt Schlangen-Pulver her / bringt Scorpionen-Oele /
Ist Bezoar nicht dar?
ARIUS.
Der Keyser der erwähle
Die Aegeln alles Gifts die Psyllen 250 zur Artznei.
AUGUSTUS.
Laufft / rettet / bringt alsbald die ersten uns herbei.
PROCULEJUS.
Legt ihr von Mithridat ein Pflaster auf das Hertze /
[140] Eh ihr ohnmächtger Geist gar aus dem Leibe stertze.
AUGUSTUS.
Gabstu / Epaphrodit / so wenig auf ihr acht?
EPAPHRODITUS.
Sie hat durch arge List mich auf die Seite bracht
Als sie / Durchlauchtigster / ihm das Verzeichnüs schickte
Der Schätze / welche sie vor in Geheim verrückte 251
Mit Vorwand: Livien mit selbten zu verehrn.
AUGUSTUS.
Ein kluger Mann läßt sich kein schnödes Weib bethörn.
ARIUS.
Die Psyllen haben noch zuweilen Rath gefunden.
PROCULEJUS.
Wol! sie sind dar.
AUGUSTUS.
Stracks saugt das Gift ihr aus den Wunden.
GALLUS.
Schaut / welch ein grüner Jäscht sich für dem Munde setzt /
Welch kalter Todten-Schweiß die Stirn und Schläffe nätzt.
Wie schwillt die Brust / da sie die Schlang hat hingestochen.
PROCULEJUS.
Hier sieht man auch die Spur / auf der sie ist gekrochen. 252
AUGUSTUS.
Spart Kunst und Arbeit nicht für einen reichen Lohn.
Da ihr ihr helffen könnt / ist Gold und Freiheit schon
Euch reichlich ausgesätzt.
PSYLLI.
Herr / es ist nur vergebens.
Ihr todter Leib hat mehr kein Füncklein eines Lebens.
So bald der Schlangen-Zahn das warme Blutt befleckt /
Hat das geschwinde Gifft ihr Hertz in Brand gesteckt.
AUGUSTUS.
Ihr Götter / die ihr uns mit so viel Lorbern schmücket /
Die ihr das grosse Rom mit so viel Sieg anblicket /
Die ihr der Feinde Stahl als schwirrend Glas erschellt /
Die ihr den Phrat und Nil weit nach der Tiber stellt /
Warum wolt ihr nicht auch uns diesen Ruhm noch gönnen:
Daß wir dis Weib nach Rom zum Schauspiel führen können?
Ja unser halber Sieg / der Römer gantzer Trost /
Fällt itzt ins Wasser hin! Welch Wurm ist so erboost /
Welch Panther so ergrimmt: daß er die eignen Klauen /
Eh er sich fässeln läßt / pflegt in sein Fleisch zu hauen?
Welch Grimm / Cleopatra / welch Wütten kam dich an?
[141] Daß du so mördrisch dir / uns hast so weh gethan?
Solln itzt die Leichen uns nur unser Sigs-Fest zieren?
Last uns gleich aus Metall ihr güldnes Bild auf-führen:
Die todten Bilder sind kein überwunden Feind /
Die nur der Rache Lust umsonst zu schimpffen meint.
Jedoch / was sinnen wir auf Schimpf der edlen Frauen /
Die kein gefrornes Hertz kont unzerschmoltzen schauen;
Die ohne Seele noch mehr als zwey Seelen zeigt /
Die noch als Sonne prangt / wenn sie ins Grab gleich steigt.
Ihr todtes Antlitz hegt noch Held- und Fürsten-Striche.
Für ihr erstaunete Mohr / Parthe / Römer / Grieche / 253
Hebreer / Araber / Med' / Jude / Troglodit /
Wenn er in seiner Sprach umbsonste war bemüht
Ihr etwas vorzuthun. Ich kan den Nil nicht schmehen /
Der sie fürs Ebenbild der Isis angesehen; 254
Zeucht doch auch meinen Geist noch ein Magnetisch Drat /
Der's Julius sein Hertz so sehr gefesselt hat.
Wie hat nicht Marc-Anton auf diesen Marmel-Klippen
Der zarten Perlen-Brust / auf den Corallen-Lippen
Vergehn und scheutern solln? wie kont er Sieger sein?
Da ihren Helden-Geist kein Sonnen-Kreiß schloß ein.
Was wil Augustus denn die Ruhms-entseelten Glider
Aufs Schau-Gerüste stelln?
ARCHIBIUS.
Man wirfft die Bilder nieder /
Durchlauchster / des Anton. Weil aber mir bewust:
Daß über todtes Ertzt und wider Kunst August
Zu siegen nicht verlangt / erkühn ich mich zu bitten:
Der Keyser lasse doch nicht Heer und Pöfel wütten
Auf Seulen / welche sind Cleopatren gesätzt /
Und die das Alterthum hochheilig hat geschätzt.
Ich bin bereit hierfür ein tausend Pfund zu zahlen. 255
[142]
AUGUSTUS.
Die Ehren-Maale sind der Tugend Sonnen-Strahlen.
Welch Unmensch äschert denn die Helden-Bilder ein?
Cleopatra wird stehn / wenn Rom nicht Rom wird sein.
Vielmehr laßt uns itzt selbst ihr Bild stelln Rom für Augen 256
So / wie die Schlangen ihr die edle Seel aussaugen;
Wie ihr behertzter Todt des Lebens Fleck' abwäscht /
Und ihr verspritztes Blutt der Römer Eyver läscht.
Daß Proculei alsbald des Lägers Häupter lehre;
Daß es kein Bildnüs nicht Cleopatrens versehre:
Man laß ihr Heiligthum der Sonnen-Pfeiler stehn /
Die Ehren-Pforten nicht vorsätzlich untergehn;
Und Gallus / der den Nil zur Land-Vogtey sol haben / 257
Sol sie / nebst dem Anton / aufs prächtigste begraben. 258

Augustus. Archibius. Proculejus. Belisama. Sida. Salambo. Babia. Cornel. Gallus. Arius. Des Antillus Leiche. Epaphroditus. Etliche Hauptleute. Die Trabanten.
AUGUSTUS.
Was aber liegen mehr für todte Leichen hier?
PROCULEJUS.
Es sind Cleopatrens zwey Dirnen / die sie ihr
Für andern auserkiest zu ihren Heimligkeiten.
AUGUSTUS.
Wer zwang sie / ihre Frau im Tode zu begleiten?
SIDA.
Weil die ihr rechter Arm / und jen' ihr halbes Hertz /
Der Ruhm ihr Abgott war / zwang sie also ihr Schmertz
Wie auch ihr Sterbens-Bund 259 die Treue zu bewehren.
AUGUSTUS.
Die so sehr heilgen Brand in ihren Hertzen nehren /
Verdienen etwas mehr / als ein gemeines Grab.
Daß ied' ein Ehrenmal in diesem Tempel hab.
BELISAMA.
O Wolthat! die dir selbst der Himmel wird vergelten!
Großmächtigster August! Gott schaffe dir mehr Welten /
Das Glücke werffe dir stets Lorbern in die Schoos. 260
Denn deine Tugend ist für eine Welt zu groß.
Mit dem und mehrerm wirds Verhängnüs dich beschütten /
Wo du noch diese Gnad uns läst von dir erbitten:
[143] Daß wir der Keuschheit uns und Isis dörffen weihn /
Und unser Königin aufs Grab Geblüme streun
Und Weyrauch aufs Altar.
AUGUSTUS.
Wir wolln den Wunsch euch gönnen /
Wie auch Cleopatren Altar und Pristerinnen.
SALAMBO.
Vergötterter August / der Erden Sonn und Haupt /
Ist mir nicht eines noch zu bitten nicht erlaubt?
AUGUSTUS.
Eröfne dein Gemüth.
SALAMBO.
Der Keysers Gütte reiche
Nur noch auf den Antyll und seine blasse Leiche /
Die hier der Götter Bild hat durch ihr Blut bespritzt /
Ich schelte diese nicht / die ihm die Brust zerritzt /
Ich weiß: daß Staatssucht oft den Fürsten Blutt abzwinget.
Doch fündigt der vielmahl / der ihren Schluß vollbringet /
Und eines gutten Wercks haupt-schlimmer Werckzeug ist.
Hier stehet Theodor 261 / der dem Antyll erkiest
Zu einem Lehrer war / der vom Anton empfangen
Mehr Wolthat / als er selbst kaum wuste zu verlangen;
Doch eben dieser ists; O schwartze Greuel-That!
Der den Antyll zu Mord und Tod verrathen hat.
Wird nun August an ihm so grossen Undanck straffen /
So wird Antyllus sanft auch unbeerdigt schlaffen.
AUGUSTUS.
Gestehstu / was sie klagt?
THEODORUS.
Wer wil des Keysers Feind
Verhölen?
AUGUSTUS.
Glück und Zeit sol andern keinen Freund /
Auch kein Gefangener aus Meineyd Vortheil suchen.
SALAMBO.
Es ist am Theodor auch Diebstal zu verfluchen.
Weil seine Rauberhand die Leiche noch beraubt.
THEODORUS.
Ich glaube: daß August nicht die Verleumdung glaubt.
SALAMBO.
Man suche bey ihm nach; Mein Leben mag es büssen /
Wo er nicht den Opal Antyllen abgerissen /
Mit welchem Nonius versöhnte den Anton. 262
AUGUSTUS.
Besucht ihn.
THEODORUS.
Er ist hier.
AUGUSTUS.
Ertzt-bösewicht! dein Lohn
Sol gleichen deiner Schuld; boßhafter Ubelthäter!
Man liebt Verrätherey / und hasset die Verräther.
Stracks / Hauptman / nim ihn weg / und schaffe: daß man ihn
Ans Kreutze nagel an.
SIDA.
Der Keyser müsse blühn /
Sein Haupt jedwedes Jahr mit so viel Kräntzen prangen /
[144] Als dieses Tage zehlt / als bunte Panther-Schlangen
Mit Fleck und Farben spieln. 263
AUGUSTUS.
Begrabet zum Anton
Ins Ptolomeus Gruft auch seinen todten Sohn.
BABIA.
O milder Herr der Welt! barmhertzger Uberwinder!
AUGUSTUS.
Wo sind Cleopatrens uns hochgerühmte Kinder!
Bringt sie zu uns hieher. Wir wolln ihr Schutz und Schirm /
Ihr ander Vater seyn.
BELISAMA.
Daß man in Memphis Thürm
Des Keysers Nahmen schreib. In allen Tempeln habe
Sein Bildnüs einen Stand / und bey Simandens Grabe
Sey in den güldnen Kreiß 264 sein Lob geetzet ein!
AUGUSTUS.
Wo mag Cæsarion verborgen etwan sein?
GALLUS.
Er hat in Mohrenland sich heimlich weggespielet.
AUGUSTUS.
Sagt / was Cæsarion durch seine Flucht anzielet?
GALLUS.
Sein schlecht Gewissen scheut des Keysers Gnad und Licht.
AUGUSTUS.
Wer argwohnt wider uns / dem traun wir gleichfalls nicht.
AUGUSTUS.
Den grossen Himmel mahlt mehr nicht als eine Sonne / 265
So ist ein Keyser nur der Erden Haupt und Wonne.
AGRIPPA.
Ja / wo die Herschsucht ist gewurtzelt einmal ein /
Da muß mit Strumpf und Stiel ihr Stamm vertilget sein.
Er rühmt sich des Anton Gefährten / 266 Cæsars Erben;
Was meinstu / das zu thun?
ARIUS.
Cæsarion muß sterben.
AUGUSTUS.
Er sterbe. Wo er sich in dreyer Mohnden Zeit
Nach Rhodos nicht gestellt. Es heischt die Sicherheit
Des Reiches derer Tod / die einig Recht drauf rügen.
Bemühe / Gallus / dich den Flüchtigen zu kriegen.
PROCULEJUS.
Hier stelln Cleopatrens drey Kinder sich gleich ein.
AGRIPPA.
Solln diese Zwerge Sonn und Mohnd und Hunds-Stern sein? 267
SALAMBO.
Drey Kronen-tragende falln hier zu Cæsars Füssen.
Ihr armen Weysen seyd durch Demuth nun befliessen:
Daß ihr den / der der Welt wolthätig Vater ist /
Den euch die Mutter selbst zum Schutz-Gestirn erkiest /
[145] Auch euch zum Vater macht.
CLEOPATRA.
Ich weiß nichts zu gewehren
Dem mächtigsten August / als Perlen meiner Zehren /
Als meiner Mutter Bitt / und daß wir Zweige sind
Von Ptolomeus Stamm. Ein ungeheurer Wind /
Der Eich- und Cedern bricht / verschont doch junger Sprossen.
Zu dem hat edles Blut bey Siegern stets genossen
Der hohen Ahnen Würd. Auch Staub behält den Werth;
Man thut mit Asche groß / wenn Glutt und Zeit verzehrt
Hat etwas Schätzbares; So ist auch sein Gemütte
Zu edel / grosser Fürst! daß Königlich Geblütte
Zu Knechtscher Niedrigkeit verstossen solte seyn.
PTOLOMÆUS.
Ich bin von Jahren jung / von Missethaten rein /
Von Leibes-Kräfften schwach; doch fühl ich eine Flamme
Schon regen meine Brust / die man der Tugend Amme
Der Helden Zunder heißt; die sol ein heilig Brand
Des grossen Keysers sein / wenn seine Gnaden-Hand
Mich nicht in Knechtschafft stößt.
ALEXANDER.
Und mein schon lodernd Hertze /
Durchlauchtigster August / sol eine heilge Kertze
Ins Keysers Tempel sein; Denn des Augustus Ruhm
Bedarf den Erden-Kreiß zu seinem Heiligthum.
In diesem werd ich ihm statt Weyrauchs Treu anzünden /
Und wo mein Leben nicht zu zeitig wird verschwinden /
Sol meine schwache Faust den Degen nie ziehn aus /
Als für Augustens Heil und für des Keysers Hauß.
AUGUSTUS.
Steht / liebsten Kinder / auf. Ich schätze mich beglücket:
Daß / weils Verhängnüs euch mit seiner Bleyhand drücket /
Ich euer Ungelück und Trauren miltern kan /
Ich nehm euch alle drey zu meinen Kindern an / 268
Ich wil als Vater euch das minste lassen fehlen /
Ich wil Cleopatra dem Juba dich vermählen / 269
Sein väterliches Reich und dis ihm geben ein;
Ihr beiden Söhne mögt bei euer Schwester sein;
Wird euer Geist auch nicht aus dem Geschirre schlagen /
Solt ihr in Africa noch Kron und Zepter tragen.
PTOLOMÆUS UND ALEXANDER.
So wird August ein Herr der Herren und ein Fürst
Der Fürsten.
AUGUSTUS.
Stehet auf. Du / mein Mecenas / wirst
[146] Die Kinder alle drey in deiner Aufsicht halten;
Ihr Erbtheil / das ich selbst bestimmen wil / verwalten.
Agrippa dencke nach / und bring es aufs Papier /
Wie Gallus fruchtbarlich Egypten stehe für.
Denn dieses ist ein Reich / das die Vernunft muß stützen /
Ein grosser Geist beseeln / viel Hände müssen schützen.
Euch Göttern sag ich Danck! Nun kan ich unsre Stadt /
Die Eckel für Verterb und Bürger-Kriegen hat /
Mit Beut und Fried erfreun; und nach dem Bluttvergüssen
Zum dritten mal in Rom des Janus Tempel schlüssen. 270
Bereit Epaphrodit Cleopatrens ihr Schiff /
Das wie ein gülden Drach 271 auf Thetys Bette lief /
Für unsre Livie. Der Perlen-reiche Wagen /
Auf dem sich ließ Anton von Panther-Thieren tragen /
Wie Bachchus / als er Pers- und Indien nam ein / 272
Sol eine Zierrath uns beym Siegs-Gepränge seyn;
Damit was neues auch zu Rom gesehen werde /
Schifft auf die Krieges-Flott Egyptens Wasser-Pferde
Nebst Nilus Ochsen ein. 273 Das schon gepregte Geld 274
Sey durch Agrippens Hand dem Heere zugestellt.
Damit das Volck zu Rom auch keinen Mangel leide /
Befrachtet tausend Schiff' und Kahne mit Getreyde.
Der edlen Leichen Schmuck sol bleiben unversehrt.
Weil Göttern aber auch von allem was gehört /
So nehmt Cleopatren ihr Perlen Ohrgehäncke / 275
Daß ich der Venus Bild zu Rom damit beschencke.
Die Seulen von Porphier solln ziern den Renneplatz / 276
Die Bilder's Capitol / der andre grosse Schatz
Den Tempel des Saturn. 277
BELISAMA.
Der beste ligt begraben /
Den er / großmächtger Fürst / nicht fähig ist zu haben.
AUGUSTUS.
Wer ist so starck / daß er mir aus den Händen reist
Egyptens Sieges-Preiß?
BELISAMA.
Ein ihn besitzend Geist /
Der unter der Gestalt des allergrösten Drachen
[147] Und eines Krocodils muß solchen Schatz bewachen. 278
AUGUSTUS.
Durch wessen Zauberey und wo ist er bestrickt?
BELISAMA.
Der grosse Ptolome hat seinen Ring gedrückt
Auf diesen seinen Schatz / und in der See versencket /
Den Mæris hat gebaut.
AUGUSTUS.
Ist niemand / welcher dencket
Dis Sigel aufzuthun?
SALAMBO.
Kein Schlüssel ist so gutt
Als Wolthat / die der See selbst ihren Mund aufthut /
Die das Gestirn aufschleust / den Grund der Welt entriegelt;
Die Thore der Natur / der Götter Schluß entsiegelt.
Weil uns der Keyser nun so gar viel gutts verspricht /
Kan ich den Schlüssel ihm verhalten länger nicht /
Den mir Cleopatra noch selbst hierzu vertrauet.
Großmächtigster August / nichts / was die Sonn anschauet /
Kein Stern / kein Kraut / kein Geist / kein Zoroaster kan
Dis Siegel brechen auf. Nimm aber von mir an
Den Schlüssel / der dir wird dis Reichthum aufsperrn können.
AUGUSTUS.
Wie wol thustu / mein Kind. Man sol der Welt mehr gönnen
Als Geistern schwartzer Nacht. Steckt so geheime Kraft
In dieses Ringes Kreiß / und in der Eigenschafft
Der in dis schlechte Ertzt versätzten edlen Steine?
SALAMBO.
Man lernt aus der Gestalt / aus ihrer Farb und Scheine;
Es habe die Natur mit Wundern sie erfüllt.
Es sind Wolfs-Auge / Fisch / der Scorpionen Bild / 279
Ameisse / Habicht / Krebs / Frosch / Natter / Schlange / Pfauen
Auf so viel Steinen nicht vergebens anzuschauen.
Die Würckung ist bekant / man weiß / durch welche man
Die Geister kirrt und jagt / und Wunder stifften kan.
Allein in diese Stein' ist eine Kraft gediegen /
Den Krocodil zu fälln / den Drachen zu besiegen
Durch eines Künstlers Hand / der zu gewisser Zeit
Schnitt beide Thier hierein; 280 nachdem sie vor geweiht
Von Priestern dem Osir und unser Isis waren.
AUGUSTUS.
Du solst / Salambo / schon mein danckbar Hertz erfahren /
Wo das Geheimnüs trifft mit deinen Worten ein.
Du / Gallus / solst den Schatz zu heben mühsam sein.
[148] Archibius du must auf Seltzamkeiten dencken /
Den Adel und den Rath mit selbten zu beschencken.
Augustus lebt vergnügt / wenn ihm die Ehre bleibt:
Daß er dem Römschen Reich Egypten einverleibt.
Laß / Proculejus / auch zwölf Schiffe zubereiten /
Die übermorgen uns in Sirien begleiten.
Jedoch / weil wir uns gleich itzt in der Grufft hier schaun /
Wo Alexander ihm ließ sein Begräbnüs baun / 281
Last uns den / dem sich Glück und Tugend stets vermählet /
Dem eine neue Welt zu zwingen hat gefehlet /
Den / dessen grossen Geist der Erden-Kreiß nicht schlooß /
Im engen Sarche sehn. Macht Ertzt und Riegel loß.
Hier ligt der grosse Held / von dem August muß lernen:
Der Leib vergeh in Asch / der Geist steig an die Sternen /
Für dessen todtem Bild 282 (O edle Tugends-Art!)
Des Cæsars Geist beseelt / das Antlitz schamroth ward /
Die Seele Seufzer ließ. So muß auch diesem Leben /
Sein ihn vergötternd Ruhm uns Flamm und Flügel geben
Zu gleicher Ehren-höh. In-des / dafern dein Glantz
Nicht unsern Dinst ausschlägt / nimm diesen Lorber-Krantz /
Den nicht der Zeiten Sturm / der Nachwelt Blitz wird tilgen /
Und dieser Krone Gold nebst dieser handvoll Lilgen
Zum Denckmals-Opffer an.
ARIUS.
Wil nicht auch Fürst August
Die Ptolomeer sehn?
AUGUSTUS.
Wir hatten hier nur Lust
Den König zu beehrn. Die solln den Dinst nicht haben /
Mit derer Körper Geist und Nachruhm ward begraben.

Reyen

Der Tiber / des Nilus / der Donau / des Rheins.
TIBER.
Legt nun der Nil die stoltzen Wellen nider?
Und betet er die Tiber an?
Schaut: wie / was dem Verhängnüß ist zuwider /
So seicht und mirbe wurtzeln kan!
Ob gleich mein Strom nicht tausend Flüß einschlingt /
[149] Mein Sand nicht Gold / mein Schaum nicht Perlen führet /
Mein Fluß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt;
Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebühret:
So lehret Rom doch: daß ich bin
Des Meeres Haupt / der Flüsse Königin.
Der Tiger und Eufrat sind für mir sanfft und klein /
Und bücken sich für meiner Römer Füssen /
Pactol und Tagus muß beim Reichthum dürftig sein /
Weil beide mir den Gold-Sand zinsen müssen.
Daß Gangens Jäscht mit Diamanten strahlt /
Der kalte Nord mit schimmernden Kristallen;
Das grüne Meer sich bräunet mit Corallen /
Des Indus Silber-Flutt sich mit Schmaragden mahlt;
Ist ihre Frucht / doch mein Gewienst /
Indem sie wie die Zucker-Bienen
Zwar Honig sammlen / doch nicht ihnen.
Die edlen Steine stehn der Tiber nur zu Dienst;
Umb meiner Nimfen Hals und Hand /
Und mein belorbert Haupt zu decken /
Die Tyrer-See heckt braune Purper-Schnecken /
Umb nur zu färben an mein Keyserlich Gewand;
Was weigerstu dich denn / O Nil!
Nun Rhodan / Tiger / Phrat und Rhein mir opffern müssen /
Nachdem es selbst der Himmel wil /
Daß du nicht Rom und mir wilst Fuß und Zepter küssen?
DER NILUS.
Wenn Titan steigt aus Thetis blauem Reiche /
Und uns läßt Licht und Tag aufgehn /
Erblassen ja die Sternen nicht zugleiche;
Die grössern bleiben länger stehn.
So / als auch Rom und sein geweyhter Fluß 283
Sein güldnes Haupt den Sternen hat verschwistert /
Siht man: daß erst / was klein ist / schwinden muß /
Als der gestirnt Eridan wird verdüstert.
Bis nach dem Tiger und Eufrat
Des Nilus Glantz auch sein Begräbnüs hat.
Jedoch verfinstert mich so sehr nicht Rom und du /
Als des Verhängnüsses gesetzter Schrancken /
[150] Der Himmel selbst trägt Glutt zu meiner Asche zu:
Für dem der Thron der Götter selbst muß wancken.
Drang nicht mein Haupt sich bis zun Sternen ein /
Und über der Pyramiden Gefilde?
Es räucherte der Mohre meinem Bilde /
Gab meinem Tempel ab 284 Gold / Weirauch / Helffenbein.
Die Ost-Welt bettelte von mir
Den Weitzen / den Egypten bringet /
Wenn mein aufschwellend Strom es tinget /
So bald der Welt ihr Aug im Löwen tritt herfür.
Allein ob meiner Thürme Pracht
Zwar keinen Sonnen-Schatten zeuget / 285
Noch Dunst und Wolck aus meinem Strome steiget; 286
So schaut doch / wie der Neid mich so sehr schatticht macht /
Wie mich die Unglücks-Wolck umbhüllt /
Wie mich des Keysers Blitz fast gar in Abgrund schläget.
Geduld! wenn es nicht Pochens gilt.
Schau! wie der grosse Nil sich für der Tiber läget.

Die Donau und der Rhein.


Nun alle ja zu Sklaven sind gebohren /
Was solstu Donau thun? und Rhein?
Nein! nein! Rom / das hier oft den Muth verlohren /
Wird noch viel Adler büssen ein. 287
Daß Phrat und Nil der stoltzen Tiber weicht /
So wie sie vor auch Alexandern wichen /
Bewegt' uns nicht: daß man sich ihnen gleicht.
Wir haben auch die Seegel nicht gestrichen / 288
Als dieser grosse Blitz der Welt
Der Erden Kreiß hat in sein Joch gestellt.
Nein! stoltzes Rom! wir schaun schon jene Zeit angehn /
Da uns wird ehrn nicht nur ein Kreiß der Erden.
Es wird dis unser Mooß voll Diamanten stehn /
Das grüne Schilff zu Lorber-Zweigen werden.
Wir sehen schon die Sonnen unsrer Flutt /
Den Helden-Stamm in Oesterreich entspringen /
[151] Dem nicht nur Rom und Tiber Opffer bringen /
Den Leopold / der dem August es gleiche thut.
Die itzge Welt ist ihm zu klein /
Es wird noch eine Welt entstehen /
Ihm wird die Sonn nicht untergehen / 289
Und Thule wird nicht mehr der Erde Gräntzstein sein.
Dis / was Columb und Magellan /
Der andre Tiphys / wird entdecken /
Wie ferne sich zwey Indien erstrecken /
Wird unsers Cæsars Hauß fußfällig beten an.
Wir sehen schon sein siegend Schwerdt /
Den Adler für dem Mond am Nil und Bospher gläntzen.
Kommt / Schwestern / schätzt ihr Tugend werth /
Helfft sein gekröntes Haupt mit Palm- und Lorbern kräntzen.
Δ.Τ.Θ.

Anmerkungen

[152] Anmerckungen
Zu der ersten Abhandlung.

1 Als Augustus für Alexandria sich bey dem Hippodromo sätzte / fiel Anton heraus / schlug mit grosser Tapferkeit des Keysers Reuterey aus dem Felde / und jagte sie biß ins Lager. Der gewafnete Anton küssete hernach Cleopatren / welche dem / der sich am besten gehalten hatte / einen güldenen Harnisch verehrte; Dieser aber ging gleichwol folgende Nacht zum Keyser über. Plutarch. im Leben Antonii. pag. 950. d.e.


2 Als über den Antonius alles Unglück zusammen schlug / verlies er Alexandrien und alle Gesellschafft /baute ihm beym Pharos eine Wohnung / lebte daselbst einsam / und / wie er meinte / nach dem Beyspiele des unglücklichen Timon. Plutarch. d.l.p. 948. d.e.


3 Deßwegen sol auch der vergiftete Hertze des Germanicus auf seinem Holtzstosse nicht verbronnen sein. Plin. lib. 11. c. 37. p. 230.


4 Sueton. in August. c. 67. 68. 69.


5 Die Egyptier rechneten die Fruchtbarkeit dieses Flusses / auch auß der geheimen Zahl seines Nahmens / welche den Tagen eines Jahres gleiche kommt.


N.50.

E.5.

I.10.

Λ.30.

Ο.70.

Σ.200.

365.


Kirch. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 1. c. 6. p. 50. Diesem nach sie denn auch den Nil die Sonne genennet / weil diese in einer solchen Tagezahl ihren Lauf vollendet. Auß gleicher Uhrsache hieß man den Abgott über die Talismath oder die Zauber-BilderΑΒΡΑΞΑΣ, aus welchem Worte gleichfals die Jahrzahl kommt / und ward dieser auch für den Mithra oder 35 die Sonne gehalten. Selden. de Diis Syris. Syntagm. 1. c. 2. p. 117. 118. Diesen Abraxas bildeten die Gnostici oder Basilidiani bald wie eine Mißgeburth ab / [153] welche einen Hahnen-Kopff / und statt der Füsse zwey Schlangen hatte. Sie machten auch auß seltzamer Versetzung der Buchstaben des Nahmens Jehovah ein Talisman. Derogleichen Mons. Spon zu Miletus in Asien eingegraben gefunden. Besiehe das erste Theyl seines Reysebuches. pag. 422.-428.


6 Daß Anton den August für der See-Schlacht bey Actium / und bey Belägerung der Stadt Alexandria zum Zwey-Kampfe ausgefordert / dieser aber jenem nur geantworttet habe: Es stünden dem Anton ausser diesem / viel andere Wege zum Tode offen / berichtetPlutarch. p. 944. e. 950. e.


7 Plutarch. p. 947. c. wundert sich / daß Antonius bey Actium geflohen / und zu Lande neunzehen Legionen im Stiche gelassen / da er doch vorher sechshundert mal im Treffen gewest were.


8 Besiehe von diesem allem. Dion. lib. 50. p. 262.


9 Besiehe von diesem allem. Dion. lib. 50. p. 262.


10 Des Antonius mächtige Flotte / derselben Verlust in der See-Schlacht bey Actium / beschreibt Dio. lib. 50. p. 269.-271. und aus vielen Morisotus in Orbe maritimo. lib. 1. c. 19.


11 Plutarch. p. 948. c. meldet: Daß Anton / als er den Abfall seines Land-Vogtes in Africa vernommen /sich für Leid selbst tödten wollen. Dieser aber war Pinarius Scarpus. Dio. lib. 51. p. 274.


12 Es meldet Dio. lib. 51. p. 274. und Plutarch. in vitâ Anton. p. 948. c. daß Cleopatra über die zwischen dem Rothen- und Mittel-Meere gelegene und dreyhundert Stadien weite Land-Enge / viel Schiffe gebracht / und mit selbten sich in frembde Länder auf allen Fall zu flüchten gemeint hätte. Weil aber die Steinichten Araber so wohl diese / als de im rothen Meer es gebaueten verbrennt hätten / Antonius ihm auch eingebildet / daß seine bey Actium verlaßne neunzehn Legionen noch bey ihm stünden / were es nachblieben. Besiehe Morisot. d.l. lib. 1. c. 19. Sonst hat schon Sesostris diesen Isthmum zu durchstechen vorgehabt / er ist aber von Egyptischen Priestern /durch die irrige Meinung daran irre gemacht worden: daß das rothe Meer zu hoch läge. Kircher. d. tom. 1. Syntag. 1. c. 8. p. 60.


13 Wie schimpflich dieser dritte Reichs-Gefärthe des Keysers / und Antonii, nachdem sein Heer zum Keyser fiel / in Trauer-Kleidern das Leben von Ihm gebettelt habe / beschreibt Xiphilin. lib. 49. Diesen verbannete August auf ewig nach Circejos. Sueton. in August. c. 16. Tacit. l. 1. Ann. c. 2. sagt hiervon: Pompejum imagine pacis, sed Lepidum specie Amicitiæ deceptos.


14 Diese Stadt machte Alexander zur Hauptstadt in Egypten. Für der Sündflutt war es Amsus, hernachMenuf oder Memphis; die Araber erwehlten hernachFostat darzu / [154] und endlich baute Giauher die StadtCaire. Vansleb. in seiner neuen Egyptischen Reise.pag. 10. 11.


15 Diese zwey / Vater und Sohn / als sie in des Augustus Hände kamen / solten umbs Leben loosen / der Sohn aber reckte dem Scharfrichter den Hals freywillig hin / der Vater tödtete sich selbst. Dio. lib. 51. p. 272.


16 Wie schimpflich dieser dritte Reichs-Gefärthe des Keysers / und Antonii, nachdem sein Heer zum Keyser fiel / in Trauer-Kleidern das Leben von Ihm gebettelt habe / beschreibt Xiphilin. lib. 49. Diesen verbannete August auf ewig nach Circejos. Sueton. in August. c. 16. Tacit. l. 1. Ann. c. 2. sagt hiervon: Pompejum imagine pacis, sed Lepidum specie Amicitiæ deceptos.


17 Dieser hatte unter dem Anton / und sonst / gegen den August offt den Degen geführt / gleichwohl aber ward er begnadigt. Dio. d.l.


18 Diese fruchtlose Gesandschafften des Anton an August / der zwar jenes Geschencke angenommen /aber ihn niemals einiger Antwort gewürdigt / beschreibt Dio. lib. 51. p. 275.


19 Diese Thaten und Verdienste des Anton hat Dio. lib. 44. p. 159. seqq.


20 Antonius erlangte alle diese hohe Würden in Rom. Dio. lib. 45. 46. Daß er aber auch dem August zu gefallen / des vergötterten Julii Cæsaris Priester worden sey / berichtet Plutarch. in Anton. p. 930. d.


21 Daß Anton ein unvergleichlicher Kriegsheld gewest / den Aristobul mit den Juden überwunden / Pelusium für den Ptolomeus eingenommen / die Soldaten durch Freygebigkeit gewaltig an sich gezogen /dem Käyser Julius treulich beygestanden / sein zweymal flüchtiges Heer wieder zu Stande gebracht / in der Pharsalischen Schlacht den lincken Flügel geführet habe / berichtet Plutarch. p. 916. e.p. 917. a.p. 919. d.c.


22 Plutarch. p. 925. a. meldet: Antonius hette den Caßius / Octavius den Brutus anzugreiffen vor sich genommen / dieser hette wenig oder nichts gethan /jener aber allemal den Preiß davon gebracht. Ja Brutus schlug gar den Käyser / trieb ihn aus dem Lager /und hette ihn bey nahe gar bekommen. Antonius aber schlug den Caßius / und zwang so wohl ihn als den Brutus / sich selbst zu tödten / als der Käyser kranck zu Bette lag.


23 Über diß hilt wegen des Sextus Pompejus Tode /August zu Rom Ritterspiele / sätzte dem Anton einen Wagen bey den Rostris. Dio. lib. 49. p. 248.


24 Herodes eröffnete auf der Insel Rhodos dem August: er hette dem Antonius gerathen Cleopatren zu tödten / und sich mit dem Käyser zu vergleichen. Joseph. lib. 15. Antiqu. Judaic. c. 10.


25 Als sich Lucius Antonius nebst der Fulvia wider den Augustus auflehnete / beschloß er sie zu Perusia, und zwang sie durch Hunger: daß sie sich ihm ergeben musten / [155] ließ sie aber beide auf freyen Fuß / Dio. lib. 47. C. Vellej. Patercul. lib. 2. p.m. 139.


26 Als Cæsar den Antonius bey Mutina geschlagen hatte / und also Decius Brutus einer unter des Cæsars Mördern in seine Hände kam / ließ er ihn dennoch deshalben gantz frey. Dio. l. 46.


27 Sueton. in Octav. c. 13. Nec successum Victoria moderatus est: Sed capite Bruti Romam misso, ut Statuæ Cæsaris subjiceretur, in splendidissimum quemque captivum non sine verborum contumeliâ sæviit. Ut quidem uni suppliciter sepulturam precanti respondisse dicatur, Jam istam in volucrum fore potestatem, alios, patrem & filium pro vita roganteis, sortiri vel dimicare jussisse, ut alterutri concederetur: ac spectasse utrumque morientem cum patre, qui se obtulerat, occiso, filius quoque voluntariâ occubuisset morte.


28 Sueton. d.l.c. 15. Perusiâ captâ in plurimos animadvertit: orare veniam vel excusare se conantibus unâ voce occurrens, Moriendum esse. Scribunt quidam trecentos ex dedititiis electos utriusque ordinis ad aram D. Julia exstructam idibus Martiis, hostiarum more, mactatos. Ein gleichmäßiges Exempel erzehlt vom Alexandro Justin. lib. 11. Prima illi cura paternarum Exequiarum fuit: in quibus ante omnia cædis conscios ad tumulum patris occidi jussit. Und von der Deutschen Grausamkeit / als Varus erlegt worden / Tacit. l. 1. Annal. c. 61. Lucis propinquis barbaræ Aræ, apud quas tribunos & primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Endlich berichtetAppianus: Spartacus fugitivus Crixo occiso trecentos è captivis Romanis immolavit.


29 Sueton. in Octav. c. 27. C. Gallium prætorem in officio salutationis tabb. duplices veste tectas tenentem, suspicatus gladium occulere: nec quidquam statim, ne aliud inveniretur, ausus inquirere, paulo post per Centuriones & milites raptum è tribunali, servilem in modum torsit: ac fatentem nihil, jussit occidi, prius oculis ejus suâ manu effossis. Gleichmäßig meldet Valerius: Sylla M. Marium non prius vitâ privavit, quam oculos infelicis erueret.


30 Sveton. an obigem Orthe: Tedium Afrum Cos. designatum, quia factum quoddam suum maligno fermone carpsisset, tantis perterruit minis, ut is se præcipitaverit.


31 Dieser gefangene Halb-Bruder des Sextus Pompejus ward seiner Mutter Mucia zu Liebe das Leben geschenckt. Dio. lib. 51. p. 272.


32 Dio. l. 51. p. 272.


33 Plutarch. in Anton. p. 953. a. meldet: daß August sich über Alexandriens Schönheit verwundert habe. Welcher Gestalt aber Egypten rings her vom Meere /Wüsteneyen / und Bergen / durch die Natur befestigt sey / und keines frembden Landes bedörffe / führetBochart. Phaleg. lib. 4. cap. 24. p. 293. aus.


[156] 34 Welcher gestalt Julius Cæsar beym Pharos, als ihn die Egyptier tödten wollen / entschwommen / beschreibt Sueton. in Julio. c. 64. Flor. lib. 4. c. 2. Xiphilin. in Julio p. 19.


35 Von der jährlichen Ubergiessung dieses grossen Flusses / welcher deswegen in der Schrifft ein Meer genennet wird / Bochart. Hierozoic. tom. 2. lib. 5. c. 17. p. 787. 788. sind alle Bücher voll / worvonKirch. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 1. c. 6. 7. zu lesen. Diese Aufschwellung geschicht / wenn die Sonne in Löwen tritt / weßwegen die Egyptier auch den Löwen verehren / und mit Löwen-Rachen die Thüren ihrer Tempel zieren / wie auch den Sirius der Isis wiedmen. Plutarch. lib. de Isid. p. 611. BesieheM. Spon. tom. 1. des Voyag. p. 139. welcher für wenigen Jahren noch auf der Insel Delos vier Marmelne Löwen gefunden / die dem Apollo oder der Sonne in dem Tempel Dianens gewiedmet gewest. Die Uhrsache des sich aufschwellenden Nilus iso eignet Thales den Winden in Hunds-Tagen zu / welche des Nilus Einfluß ins Meer aufhielten / diesem stimmet Vansleb. in seiner Egyptischen Reise pag. 36. 40. 41. bey / allwo er diese Winde Maltem heißt / und berichtet: daß sie zehen Tage für dem fallenden starcken Thaue vom Mittage biß Mitternacht zu wehen anfangen. Dahingegen die Mittagswinde Merissi alles ausdörren / viel Kranckheiten gebären / und schier alles verschmachten lassen. Anaxagoras eignet sie dem in den Mohrischen Gebürgen zerschmeltzenden Schnee /Democritus dem Nord-Schnee / dessen Dünste von den Winden biß in Mohrenland getrieben würden /Hermocritus dieses Flusses eigentlicher Grösse zu /welcher im Winter nur von der sein Wasser an sich ziehenden Sonne vermindert würde. Die Weltweisen zu Memphis meinten / daß wenn es in Egypten Sommer / beym Ursprunge des Nilus es Winter / und wäßricht were / Ephorus lehrte: das trockne Erdreich Egyptens trincke im Winter ein groß Theil des Flusses aus / und gäbe das Wasser den Sommer gleichsam als einen Schweiß wieder / Oenopides Chius: daß wie etliche Brunnen im Winter heiß / im Sommer kalt weren; also verzehrte im Winter die innerliche Wärmbde viel Wassers / welche im Sommer mangelte. Timæus meinte / die Sonnen-Hitze schwellte das Nilwasser so sehr auf; Andere / das grosse Meer gäbe umb diese Zeit so viel reichlicher Wasser. Achoreus eignete es unmittelbar Gott / Agatarchides Guidius aber denen unaufhörlichen Regen zu / welche vom Stillstande der Sonne im Sommer / bis im Herbste Tag und Nacht gleiche ist / Mohrenland befeuchten. Diese letzte Meinung vertheidigt insonderheit Isaacus Vossius in seinem Buche de Nili & aliorum Fluminum origine; weil unter dem heissesten Weltstriche die über den Scheiteln stehende Sonne sehr viel Feuchtigkeiten empor züge / also Regen und ihren Winter veruhrsachte. Allwo er zugleich die verborgenen Röhre der Erden / dardurch Brunnen und Flüsse ihr Wasser aus dem Meer bekämen / für ein bloß Getichte / den Regen aber für aller Flüsse einigen Uhrsprung hält. Hingegen mühet sich der Herr de la Chambre scheinbar zu behaupten / [157] daß das im Nilwasser häuffig befindliche Saltz oder Salpeter die Uhrsache aller Fruchtbarkeit / und der Aufschwellung selbigen Flusses sey. Massen denn der Nil drey oder vier Tage zuvor gantz trübe worden / ein gewisser auch den Teig aufblähender Tau fallen / der Schlamm viel schwerer / als er vorher gewest / worden / und also das von der Sonnenhitze erwärmte Saltz eben so wol / als die Geister den jungen Wein jährend machen sol. Besiehe hiervon le Journal des Scavans. d. l' An. 1666. auf der 351.-355.-465.- und 470. Seite. UndVanslebs Reyse pag 47. seqq. und pag. 70. 71. erzehlt er: daß zu Argenus einem Dorffe bey Behnese ein Brunn sey / welcher / wenn der Thau zu fallen anfängt / durch sein Wachsthum andeute / wie hoch selbiges Jahr der Nil steigen werde.


36 Von der jährlichen Ubergiessung dieses grossen Flusses / welcher deswegen in der Schrifft ein Meer genennet wird / Bochart. Hierozoic. tom. 2. lib. 5. c. 17. p. 787. 788. sind alle Bücher voll / worvonKirch. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 1. c. 6. 7. zu lesen. Diese Aufschwellung geschicht / wenn die Sonne in Löwen tritt / weßwegen die Egyptier auch den Löwen verehren / und mit Löwen-Rachen die Thüren ihrer Tempel zieren / wie auch den Sirius der Isis wiedmen. Plutarch. lib. de Isid. p. 611. BesieheM. Spon. tom. 1. des Voyag. p. 139. welcher für wenigen Jahren noch auf der Insel Delos vier Marmelne Löwen gefunden / die dem Apollo oder der Sonne in dem Tempel Dianens gewiedmet gewest. Die Uhrsache des sich aufschwellenden Nilus iso eignet Thales den Winden in Hunds-Tagen zu / welche des Nilus Einfluß ins Meer aufhielten / diesem stimmet Vansleb. in seiner Egyptischen Reise pag. 36. 40. 41. bey / allwo er diese Winde Maltem heißt / und berichtet: daß sie zehen Tage für dem fallenden starcken Thaue vom Mittage biß Mitternacht zu wehen anfangen. Dahingegen die Mittagswinde Merissi alles ausdörren / viel Kranckheiten gebären / und schier alles verschmachten lassen. Anaxagoras eignet sie dem in den Mohrischen Gebürgen zerschmeltzenden Schnee /Democritus dem Nord-Schnee / dessen Dünste von den Winden biß in Mohrenland getrieben würden /Hermocritus dieses Flusses eigentlicher Grösse zu /welcher im Winter nur von der sein Wasser an sich ziehenden Sonne vermindert würde. Die Weltweisen zu Memphis meinten / daß wenn es in Egypten Sommer / beym Ursprunge des Nilus es Winter / und wäßricht were / Ephorus lehrte: das trockne Erdreich Egyptens trincke im Winter ein groß Theil des Flusses aus / und gäbe das Wasser den Sommer gleichsam als einen Schweiß wieder / Oenopides Chius: daß wie etliche Brunnen im Winter heiß / im Sommer kalt weren; also verzehrte im Winter die innerliche Wärmbde viel Wassers / welche im Sommer mangelte. Timæus meinte / die Sonnen-Hitze schwellte das Nilwasser so sehr auf; Andere / das grosse Meer gäbe umb diese Zeit so viel reichlicher Wasser. Achoreus eignete es unmittelbar Gott / Agatarchides Guidius aber denen unaufhörlichen Regen zu / welche vom Stillstande der Sonne im Sommer / bis im Herbste Tag und Nacht gleiche ist / Mohrenland befeuchten. Diese letzte Meinung vertheidigt insonderheit Isaacus Vossius in seinem Buche de Nili & aliorum Fluminum origine; weil unter dem heissesten Weltstriche die über den Scheiteln stehende Sonne sehr viel Feuchtigkeiten empor züge / also Regen und ihren Winter veruhrsachte. Allwo er zugleich die verborgenen Röhre der Erden / dardurch Brunnen und Flüsse ihr Wasser aus dem Meer bekämen / für ein bloß Getichte / den Regen aber für aller Flüsse einigen Uhrsprung hält. Hingegen mühet sich der Herr de la Chambre scheinbar zu behaupten / daß das im Nilwasser häuffig befindliche Saltz oder Salpeter die Uhrsache aller Fruchtbarkeit / und der Aufschwellung selbigen Flusses sey. Massen denn der Nil drey oder vier Tage zuvor gantz trübe worden / ein gewisser auch den Teig aufblähender Tau fallen / der Schlamm viel schwerer / als er vorher gewest / worden / und also das von der Sonnenhitze erwärmte Saltz eben so wol / als die Geister den jungen Wein jährend machen sol. Besiehe hiervon le Journal des Scavans. d. l' An. 1666. auf der 351.-355.-465.- und 470. Seite. UndVanslebs Reyse pag 47. seqq. und pag. 70. 71. erzehlt er: daß zu Argenus einem Dorffe bey Behnese ein Brunn sey / welcher / wenn der Thau zu fallen anfängt / durch sein Wachsthum andeute / wie hoch selbiges Jahr der Nil steigen werde.


37 Dieser führte bey Belägerung der Stadt Tyrus solche Wunder-Gebäue ins Meer / daß die darzu schiffenden Tyrier gefragt: Num major Neptuno esset Alexander. Welcher gestalt auch Julius Cæsar die Veneter / ein Volck in Niederland / welchen wegen Epp und Flutt des Meeres / weder mit Schiffen noch zu Fusse beyzukommen war / ruhmbar besiegt / erzehletCæsar lib. 3. de Bell. Gallico p.m. 78. seqq. Wie er aber den grossen Fluß Iberus in Spanien aus seinen Ufern geleitet / also / daß er ohne Schiffe mit seinem Heere dadurch kommen können / beschreibt er de bell. civil. c. 1. p.m. 319. Worbey nicht zu vergessen: daß eben er mit seinem Heere durch die Temse auf die am Rande stehende Britannier gesetzet / darvon er de bell. Gallic. lib. 5. p.m. 133. meldet: Cæsar præmisso Equitatu confestim Legiones subsequi jussit. Sed eâ Celeritate atque eo Impetu milites ierunt, cum Capite solo ex aquà extarent ut hostes Impetum Legionum atque Equitum sustinere non possent, ripasque dimitterent ac se fugæ mandarent. Welcher That Famianus Strada de bello Belgico dec. 1. lib. 8. p. m. 403. seqq. vergleichet dieselbe / da 1750. Mann aus der Spanischen Armee 4000. Schritte durch die See auf die wohlbewehrte Insel Duveland zu Fusse durchgesätzt und sie erobert. Welches gleichfals5000. Schritte durchs Meer auf die Insel Zuitverland im 1571sten Jahr ein Spanischer Obrister Mondragonius außgerichtet. Vid. eund. Stradam. lib. 7. detad. 1. p.m. 376. Der Belägerung der Stadt Tyrus aber wird verglichen die Weltberühmte Belägerung der Stadt Rochelle in Franckreich / welche Stadt von der Stadt Tyrus Hebräischen Nahmen רוצ den ihrigen bekommen haben sol / wie Bertius de Aggerib. c. 4. andere vergebens bereden wil. Ja die Frantzosen wollen die Rochellische der Tyrischen Belagerung noch weit vorziehen. Daher Mons. de Silhon im Ministre d'Estat l. 3. chap. 5. 6. meldet: Tyr & Anvers n'ont rien veu de semblable, quoy qu'on die, si ce n'est peut-estre, qu'on veuille comparer la Mer mediterranee à l'Ocean & un Canal estroit & tranqtuille à un Canal extremement agité & desmesurement large.


38 Was daselbst [158] Agrippa für wunderliche und trefliche See-Hafen gebauet / auch in die Lucriner und Averner See das Meer eingeleitet / beschreibet Sveton. in vit. Aug. c. 16. Xiphilin. in vit. Aug. p.m. 51.


39 Wie die Uberschwellung des Nils des Perdiccas Zug wider den Ptolomeus zernichtet / und sein eigen Heer ihn zu tödten veranlaßt habe / beschreibt Diodor. Sicul. lib. 18. p. 645. 646.


40 Daß Anton vom Keyser alleine verlangt habe: Er möchte Ihn nur zu Athen / wo nicht in Egypten / als einen gemeinen Mann wohnen lassen / berichtet Plutarch. p. 949. e.


41 Plutarch. p. 950. e.f. berichtet / daß nachdem Anton bey einem Gastmahle sich erkläret: Er wolle den August selbst anfallen und durch seinen hertzhaften Tod einen rühmlichen Nahmen erlangen / die Seinigen ihn mit viel Thränen von diesem Fürsatze abwendig gemacht hätten.


42 Plutarch. p. 931. c.d. erzehlet: Daß Anton das Gelücke gehabt / durch seine Feld-Hauptleuthe grössere Dinge / als selbst außzurichten. Ventidius hätte über die Parthen gesieget / Soßius in Syrien viel außgerichtet / Canidius Armenien gezähmet / die Könige in Iberien und Albanien unters Joch gebracht / und biß auf den Caucasus gedrungen.


43 Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 3. c. 5. pag. 201. führt ex Ammiano Marcellino an: Inter Animalia ab Antiquis consecrata, Mnevis & Apis reponuntur. Mnevis quidem Soli, Apis verò Lunæ consecratus. Und ex Pomponio Melâ: Apim esse Bovem nigrum certis maculis insignem, divinitùs & cælesti Igne conceptum, Caudâ Lingvâque dissimilem, nec Coitu Pecudis, sed Fulgure conceptum; denique, quô nascitur, Genti maximum Festum esse. BesieheSelden. de Diis Syris. Synt. 1. c. 4. pag. 137. seqq.


44 Kircher. d.l.p. 200. erzehlt aus dem Æliano: daß die Egyptier an dem Ochsen des Apis so viel Merckmahle zählen / als der Monde Tage zu seinem volligen Lauffe darf.


45 Dis und andere damals geschehene Wunderzeichen / beschreibt Dio. lib. 51. p. 481. und Xiphilin. p. 64. 65. redet davon dergestalt: Also ist Egypten unterthänig gemacht worden / welches die Götter vorher klärlich angezeigt hatten. Denn an dieselbigen Orthe /da vorhin kein Tropfen Wasser hingefallen / ist ein Regen von Wasser und Blutt geflossen. Uberdis hat ein überaus grosser Drache / so bald er von Egyptiern gesehen worden / alsbald wunderlich gezischet. Es sind auch Comet-Sterne gesehen worden. Es sind gleichfals erschienen Bilder verstorbener Menschen /und der Götter Bildnüsse sind traurig gewesen. Endlich hat Apis sehr und erbärmlich geheulet / und Thränen vergossen.


[159] 46 Diesen Ort erklärt Plin. lib. 8. c. 46. Apis Bot Responsa Privatis dat è manu Consulentium Cibum capiendo. Germanici Cæsaris Manum aversatus est haud multò post extincti. Sonst erzehlet Vansleb. in seiner Egyptischen Reyse pag. 18. 19. aus einer Arabischen Schrifft: daß iede Stadt in Egypten einen absondern Abgott verehret habe / als Abusir oder Busiris ein Kalb; Alexandria für Zeiten Racotis den steinernen Serapis; Achmin oder Panos den Apollo; Bana einen Hund; Basta oder Buhastis einen steinernen Löwen; Eida den Serapis; Ischemunein oder Hermopolis einen steinernen Mann; Jsvan oder Sovan den Baum Lebaca; Lous Mohnden und Sternen; Mindadi Pharaons Feigenbaum; Memphis ein Kalb; Semennut oder Sebennis ein Erzten Kalb; Sa ein steinern Schwein; Tuba das Wasser / und alles was darinnen befindlich.


47 Sonsten ward der Apis nach gewisser Zeit / von Priestern darein gestürtzt. Non enim est fas eum certos Vitæ excedere Annos mensumque in Sacerdotum fonte enecant. Plin. d.. Seld. d.c. 4. p. 139. 140.


48 Welcher gestalt die Egyptier nach, einem kostbahren Begräbnüsse des ersäufften Apis einen andern Ochsen auslesen / und zum Gotte machen / glaubende: daß des Osiris Seele in ihn fahre / beschreibt umbständlich mit dem Götzen-Dinste vieler andern Thiere Diodor. Sicul. lib. 1. p. 54. 55. 56.


49 Tacit. l. 4. Hist. c. 83. 84. erzählt umbständlich /welchergestalt Serapis aus dem Pontus in Egypten geholt worden. Daß aber Serapis viel ein ander Abgott als Apis gewest / und erst nach Alexanders Tode von Egyptiern verehret worden / führet sehr gelehrt Bochart. in Hierozoic. tom. 1. c. 34. p. 338. 339. aus.


50 Dieses Bild beschreibt Kirch. alleg. cap. 5. p. 197. 198. und Vossius in Theolog, gentil. lib. 1. c. 31. Daß zu Alexandria der Serapis durch Magnetische Kunst gegen dem Volcke aufgestanden sey / und gleichsam in der Lufft geschwebt habe. Kircher. d.l.p. 199. aber ex Apulejo: daß ihn die aufgehende Sonne durch ein Fenster gleich auf die Lippen geküßt habe.


51 Von diesem fürtrefflichen Könige in Egypten erzehlt Herodotus in Euterpe c. 129. daß er die Leiche seiner einigen Tochter in einen höltzernen und vergüldeten Ochsen begraben habe / der von einem Phœnicischen Mantel bedecket gewest / zwischen den Hörnern einen Sonnen-Zirckel gehabt / auf den Knien gelegen / und jährlich einmal in der Stadt Sai herumb getragen / überdiß mit einem ewigen Feuer verehret worden ist. Worvon [160] Fortunius Licetus. lib. 1. cap. 23. de reconditis Antiquorum Lucernis, ausführlich handelt.


52 Nicht anders redet Tacit. l. 5. hist. 13. von denen der Zerstörung Jerusalems vorgehenden Wunder-Zeichen. Ex passœ repente Delubri fores, & audita major humanâ vox, EXCEDERE DEOS: simul ingens Motus Excedentium.


53 Diese und folgende Wunder-Zeichen / welche für der Schlacht bey Actium sich zugetragen / erzehltDio. lib. 50. p. 263. Plut. p. 944. a.


54 Dieses Bild steht beym Liceto. lib. 6. c. 113 pag. 1178. und cap. 15. p. 1200. lehret er: daß die Lilgen Bilder Königlicher Zepter sind.


55 Diesen hielten die Egyptier für ihren Teufel; und begiengen dem von ihm getödteten Osiris zu liebe jährlich ein großes Trauren; an welchem des Osiris güldener Ochse mit einem schwartzen Tuche bedeckt / ein dem Typhon gleichfärbichter Esel abgestürtzt / sonst auch diesem zu Spotte rothe Ochsen geschlachtet / die rothhärichten Menschen aber verachtet wurden. Wiewohl an etlichen Orthen Typhon von Egyptiern als ein grosser Gott angebetet ward. Besiehe von diesem allen Bochart. Hieroz. tom. 1. cap. 34. pag. 339.-345. allwo er durch den Typhon den Moses abgebildet zu sein meinet.


56 Kircher. Oedip. tom. 1. Syntagm. 2. c. 63. p. 145 legt es derogestalt aus: Tunc à Typhone Osiris occidi dicitur, cum Intellectus vanâ concupiscentiâ illectus & à brutali Appetitu victus, id, quod Legi Naturæ, seu rectæ Rationis Dictamini è Diametro contrarium, faciendum esse judicat. Isis lugere dicitur & Osiridem quærere, cum obnubilato Intellectu & prostrato, Voluntas bonum quærens, idque verum, obducentis & proponentis detectum reperire nequit.


57 Dieser Abgott ward in Hundsgestalt verehret / weil er ein Jäger und Wächter des Osiris, der stets mit einer Hunds-Haut gedeckt gewesen / auch der Isis die zerfleischten Glieder des Osiris zusammen gesucht haben sol. Vossius Theol. gentil. lib. 1. cap. 27. pag. 105.


58 Weil ein Crocodil den in den See Mævis gefallnen König Mena auf seinen Rücken gefangen / und ans Ufer geführt haben sol; ist allezeit ein gezähmter Crocodil / den man Suchus nennte / bey der Crocodilen-Stadt Arfinoe genehret / und Göttlich verehrt worden.Bochart. tom. 2. c. 18. p. 795 796. Kircher. Oedip. tom. 1. Syntagm. 1. c. 4. p. 35. & Synt. 4. c. 17. p. 354. allwo er berichtet: daß wenn die Egyptier die Crocodile zu verehren unterlassen / sie von ihnen heftig geplagt worden.


59 Daß die Schlange von Egyptiern und Phœniciern hoch verehret / Ἀγαθοδαίμων, Κνήφ, und Ophioneus genennet worden / lehrt Selden. Synt. 2. c. 17. p. 364. Von der grossen Schlange / [161] welche der träumenden Juden Meinung nach / Gottes Stul umbflechten sol / besiehe Bochart. d. tom. 2. c. 14. p. 855. Sonst werden die Schlangen auch von den Peruanern für Bilder der Gottheiten gehalten. Vossius Theol. gent. l. 3. c. 13. in fin.


60 Das ist Oxyrinchus, den die Egyptier abgöttisch verehrten. Strabo lib. 17. In der Stadt Oxyrinchus hatte er einen besondern Tempel. Dieser Fisch sol vom zerstückten Osir das Männliche Glied gefressen haben. Kircher. Oedip. tom. 1. Syntagm. 1. c. 4. p. 35. 36.


61 Die Beschaffenheit dieser Wunder-Säule beschreibt nebst andern Egyptischen WunderwerckenTacitus lib. 2. Annal. cap. 61. Caterum Germanicus aliis quoque Miraculis intendit animum, quorum præcipua fuere Memnonis faxea effigies, übi radiis solis icta est, vocalem sonum reddens: disjectastque inter & vix pervias arenas instar Montium eductæ Pyramides certamine & opibus Regum: Lacûsque effossâ humo superfluentis Nili Receptacula: atque alibi angustæ & profunda altitudo, nullis inquirentium spatiis penetrabilis. Von dieser Säule meldet des M. Claude Duret. Histoire des Langves chap. 40. p.m. 1370. daß sie dem Könige Memnon zu Ehren sey gesetzt / bey aufgehender Sonnen von dem Teufel daraus geantwortet worden / bey unsers Erlösers Geburt aber verstummet sey. A Tuthemosis, dit il, succeda Amenophis fecond du nom, qui d'aucuns appellent Mennon & Mena, qui fut celuy, qui afait l' Edit contre les Hebrieux touchant le massacre des Enfans masles, à quoy pourveut la sagesse des sages femmes, qui recevoient les Enfens. A cestuy /es Egyptiens dresserent une statue, qui fuit appellée la Pierre parlante, à causse que dedans ceste Idole le Diable rendoit response tous les matins à soleil levant & dura cela jusques à la venue de Jesu Christ au monde. Besiehe hiervon ausführlich Kircher. Oedip. tom. 2. pari. 2. c. 3. §. 1. pag. 324.-326. allwo er durch Kunst eine solche klingende Säule zu machen angibt. Apollonius wil dergleichen Säule in Mohrenland gesehen haben. Philostrat. l. 6. c. 3. Etwas gleichmäßiges erzehlet Vansleb. in seiner neuen Reyse auf der 412. 413. Seite; nemlich / daß in der Stadt Tentiris, welche itzt Dendera heist / ein übermäßig-grosser Tempel sey / der so viel Fenster hat / als Tage im Jahre sind; Und zwar also gebaut /daß jedes Fenster mit einer Staffel Zodiaci übereinstimmt / und also die aufgehende Sonne jeden Tag durch ein neues Fenster in Tempel scheinet.


62 Weil die Egyptier den Nil seiner Nutzbarkeit halber / für Gottes Geschencke / der Götter Thränen / für eine Ader des Paradises / für einen göttlichen Saamen / für des Protheus Teich / den Eh-Mann der Issis / für ein Meer / für einen aus dem Himmel entspringenden Fluß hielten / bauten sie ihm Tempel /richteten ihm Säulen auf / schlachteten ihm Hecatomben. Kircher. tom. 3. Synt. 15. cap. 1. p. 455. seqq. Ja sie verehrten in ihren Häusern / in gewissen Gefässen das Wasser des Nilus. Kirch. tom. 1. Synt. 3. c. 7. p. 210. Wie denn auch der [162] Gott Nilus und Osiris /für einen und ihrer größten gehalten ward. Selden. Synt. 1. c. 4. pag. 147. Daher Parmeno beym Athenæo l. 5. Dipnosoph. ihn anrufft: Αἰγύπτιε Ζεῦ, Νεῖλε! Vid. Vossum Theol. gent. l. 2. c. 74. 75.


63 Von diesem Aufstande der Spanier und Deutschen / wider die Römer / besiehe Dio. lib. 51. pag. 281.


64 Daß Anton in Hispanien aus Egypten zu entfliehen vorgehabt habe / berichtet Dio. lib. 51. p. 276.


65 Auf diese Arth beklaget fast die Bürgerlichen Kriege Horat. Epod. lib. Od. 16.


66 Nemlich für dem Mutius Scævola. Livius d. 2. l. 12. c. 7. Florus lib. 2. c. 10.


67 Diesen Krieg beschreibt App. de bell, civil. l. 1. p. 413. Florus lib. 3. c. 10.


68 Flor. lib. 3. cap. 2. Sylla incendio viam fecit arcemque Capitolii quæ Pœnos quoque, Gallos etiam Senones evaserat, quasi captivam victor insedit.


69 Salustius de bell. Catilin. c. 22. p.m. 17. Fuere eâ tempestate, qui dicerent, Catilinam, oratione habitâ cum ad jusjurandum populares sceleris sui adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse; inde cum post Exsecrationem omnes degustavissent, sicuti in solemnibus sacris fieri consuevit, aperuisse consilium suum und Florus lib. 4. c. 1. Additum est pignus Conjurationis sanguis humanus: quem circumlatum pateris bibere: summum nefas, nisi amplius esset, propter quod biberunt. Von dergleichen Arth fester Verbindungen meldet Tacitus lib. 12. Annal. c. 47. Mos est Regibus, quoties in Societatem coeant, implicare dextras, pollicesque inter se vincire nodoque præstringere: mox ubi sanguis in artûs extremos effuderit, levi ictu cruorem eliciunt atque invicem lambunt. Id fædus arcanum habetur, quasi mutuo cruore sacratum. Besiehe hierüber Lipsium ad d.l. Taciti 12. 47. 3. Freinsheim. ad d.l. Flori litt. g. Tertullian. in Apologetic. berühret beydes: Legite nec ubi relatum sit, diffusum Brachiis sanguinem ex alterutro degustatum, nationes quasdam fœderi comparasse. Nescio, quid & sub Catilinâ degustatum est. Von den Scythen bestettigt diß Lucian. in Toxari Mela. lib. 1. c. 11. Von Armeniern Valerius lib. 9. Dieses Geträncke nennten die Römer Assiratum, weil die Alten das Blutt Assir hiessen.


70 Antonius warf dem Augusto vor: daß er den Lepidus seines dritten Theyls entsetzet; daß er dessen und des Sexti Pompeji Kriegs-Volck für sich alleine behalten / insonderheit aber / daß er / den Antonium zu Rom verhaßt zu machen / sein bey den Vestalischen Jungfrauen beygelegtes Testament eröffnet hette. Denn in diesem war enthalten: daß / wenn Anton gleich zu Rom stürbe / seine Leiche doch nach Alexandria geführt / und daselbst begraben [163] werden solte. Hingegen klagte Augustus über den Antonium: daß er Egypten-Land ohne Loos behielte; daß er den Sextum Pompejum, den er begnadigt / tödten lassen / daß er den König in Armenien Artabazes oder Artavasdes in Ketten gelegt / daß er seine Schwester die Octaviam verstossen / und sich mit Cleopatren verehlicht; daß er diß / was dem Römischen Reich zustünde / ihr und ihren Kindern zugeeignet; diese Könige der Könige /der Cleopatre und des Julii Cæsaris Sohn Cæsarion genennet hette. Besiehe hiervon Xiphilin. ex Dio. lib. 50.


71 Alles dieses ist aus Dion. lib. 51. p. 275. 276.


72 Als Sextus Pompejus bey Sicilien vom Augusto überwunden ward / flohe er endlich in Asien / und als Antonius gegen die Parther zimlich eingebüßt hatte /bemühete er sich ihm selbige Völcker und Könige anhängig zu machen / ward aber zu Mileto auf BefehlAntonii, von M. Titio erwürget. Xiphilin. lib. 49. p.m. 54. 55. Vellej. Paterc. lib. 2. Dio lib. 49. p. 247. 248.


73 Cæsar den grossen Pompejum in Egypten verfolgte / der daselbst durch den Achillas meineydisch umbbracht ward / kam ihm Cleopatra entgegen / welcher ihr Bruder Ptolomeus anfangs mit Gifft nachstellte /hernach sie aus dem Königreich verjagte / und bewegte durch ihren Liebreitz den ohne diß des Pompejus halben erbitterten Cæsar / daß / als Ptolomæus die gemachte Reichs-Theilung nicht belieben wolte / er sich des Königreichs bemächtigte / darüber Ptolomæus umbkam / welches er aber gantz der Cleopatra einräumte. Florus lib. 4. c. 2. n. 55. seqq.


74 Plutarch. in Anton, p. 932. a.b. erzählt: daß die beym Antonio schon fast gegen Cleopatren erloschene Liebe wieder sich gereget habe / und er Cleopatren durch den Fontejus Capito zu sich in Syrien holen lassen / welcher er zu grossem Unwillen der Römer /Phœnicien / Syrien / Cypern / ein Theil Ciliciens /und Arabien / wie auch das Jüdische Land geschencket / und p. 941. a.b. er habe sich und Cleopatren auf güldene / ihre Kinder auf etwas niedrigere Stühle gesetzt / hierauf Cleopatren für eine Königin in Egypten / Cypern / Africa / und Calesyrien / den Cæsarion aber für einen Gefärthen im Reiche erkläret; die andern Kinder Könige der Könige genennt; Alexandern Armenien / Meden / und Parthen / dem Ptolomæus Phœnicien / Syrien / Cilicien zugeeignet / jenen mit einem Medischen Bunde / diesen mit einer Krone begabet.


75 Florus lib. 1. c. 7. Nec abhorrebat moribus Uxor Tullia (Tarquinii Superbi) quæ ut Virum Regem salutaret, super cruentum Patrem vecta carpento, consternatos Equos egit. Add. Valer. Maxim, 9. 11. 1. Ein gleichmäßiges Exempel erzehlet von des Eucratides Sohne Justin. lib. 41. c. 6. n. 6. Hieher gehöret die fürtrefliche Anmerckung von Verheyrathung hoher Häupter / des Monsieur de Silhon. im Ministre d'Estat livr. 3. chap. 4. Le Roy est en cecy au dessus de l'homme: la consideration de la parenté est inferieure [164] à celle de l'Estat, & les obligations du sang, qui se bornent à peu de personnes, doivent ceder aux obligations de la charge, ou une infinité sont interessées.


76 Livia so hernach Julia Augusta genennet ward /des Tiberii Neronis Ehweib / Tacitus. lib. 5. Ann. c. 1. Exin Cæsar cupidine formæ aufert Marito, incertum an invitam, adeò properus, ut ne spatio quidem ad enitendum dato, penatibus suis gravidam induxerit. Dahero man ihm nicht alleine bey seinem Begräbnüsse übel nachredete: abducta Neroni Uxor, & consulti per ludibrium Pontifices, an concepto nec dum edito partu ritè nuberet. Tacit. l. 1. Annal. c. 10. sondern sie zohen auch alsbald diese That mit diesem Sprichworte durch: τοῖς εὐτυχοῦσι καὶ τρίμηνα παιδία. Glückseeligen Leuten werden auch Kinder im dritten Monat gebohren. Denn in solcher Zeit gebahr sie Cl. Drusum Neronem. Xiphilin. lib. 48. p.m. 50. Wiewol diese Heyrath mit der Götter Wahrsagung bemäntelt ward. Worvon Prudentius meldet:


Idque Deûm fortes & Apollinis antra dederunt,

Consilium: nunquam melius nam cedere tædas,

Responsum est, quam cum prægnans nova nupta jugatur.


77 Sveton. in Vit. Julii. c. 52. Dilexit & Reginas, inter quas Eunoen; Mauram, Bogudis uxorem: cui, Maritoque ejus plurima & immensa tribuit, ut Naso scripsit: sed maximè Cleopatram, cum qua & Convivia in primam lucem protraxit, & eâdem nave thalamego penè Æthiopia tenus Ægyptum penetravit, nisi Exercitus sequi recusasset.


78 Sveton. in Octav. c. 63. M. Antonius scribit: Primum eum Antonio Filio suo despondisse Juliam, dein Cotosoni Getarum Regi: quo tempore sibi quoque invicem Filiam Regis in matrimonium petiisse.


79 Sueton. in August. c. 62. reconciliatus post primam Discordiam Antonio & postulantibus utriusque militibus, ut & necessitate aliquâ jungerentur, Privignam Antonii Claudiam, Fulviæ ex P. Clodio filiam, duxit uxorem vix dum nubilem. Ac simultate cum Fulviâ socru exortâ dimisit intactam adhuc & Virginem, die eigendliche Uhrsache hat Schildius d.l. in seinen Anmerckungen.


80 Plutarch. in Anton. p. 929. d.e. berichtet: daß alle Römer eine beständige Freundschaft zwischen dem Keyser und Anton zu stifften / zu der Heyrath der klugen und tugendhafften Octavia gerathen / damals auch Antonius zwar seine mit Cleopatren gepflogene Liebe / ihre Eh aber geleugnet / ja seine Vernunfft noch wider Cleopatrens Liebe gestritten habe.


81 Ungeachtet Antonius mit Cleopatren lebte / wolte doch Octavia zu Rom sein Hauß nicht verlassen; sondern sie bath auch ihren Bruder / ihrentwegen keinen Krieg zu führen. Denn es were schändlich: daß einer der grösten Römischen Feld-Herrn / wegen eines[165] Weibes Liebe / der andere wegen ihrer Eyversucht /die Ruhe des Reiches stören solte. Plutarch. pag. 940. e.f.


82 Diß war die Uhrsache / daß Anton den unter dem Scheine der Freundschafft gefangenen Armenischen König in silberne Ketten schloß. Dio. & Xiphilin. lib. 49. p. 57. 58. Tacit. lib. 2. Ann. 3. Victo Vononi perfugium Armenia suit, vacua tunc interque Parthorum & Romanas Opes infida, ob scelus Antonii, qui Artavasdem Regem Armeniorum specie Amicitiæ in lectum, dein Catenis oneratum postremò interfecerat. Vellej. Paterc. Hist. l. 2. c. 82. sagt gar: Regem Artavasdem fraude deceptum Catenis, sed ne quid honori, deesset, aureis vinxit. Besiehe daselbst Not. Schegkii, und Plutarch. p. 939. c.d. Welcher aber dem Artavasdes die Schuld des grossen Verlustes in Parthen zugeeignet.


83 Florus lib. 3. cap. 1. tandemque opertum catenis Jugurtham in Triumpho Populus Romanus aspexit. Add. Salust. de bell. Jugurth. in fin. Tacit. 12. Annal. c. 38. Vocati posthac patres multa & magnifica super captivitate Caractaci disseruere; neque minus id clarum quam cum Siphacem P. Scipio, Persem L. Paulus, & si qui alii vinctos Reges Populi Rom. ostendêre.


84 Als Augustus mit Sexto Pompejo Krieg führte /hatte er den Lepidum endlich im Verdacht: als wenn er mit jenem heimlich Verständnüs hätte / wiewohl er diesen Argwohn / umb ihn nicht zum offentlichen Feinde zu haben / verhölete / biß er den Pompejum erlegt hatte. Xiphilin. lib. 49. p.m. 55.


85 Welcher gestalt Julio Cæsari sey Göttliche Ehre angethan worden / meldet Sueton. in Julio. c. 85. Posteà solidam Columnam prope 20. pedum lapidis Numidici in foro statuit: scripsitque PARENTI PATRIÆ. Apud eandem longo tempere sacrificare, vota suscipere, controversias quasdam interposito per Cæsarem jurejurando distrahere perseverant. Et c. 88. Ludis, quos primo consecratos ei hæres Augustus edebat, stella crinita per septem dies continuos fulsit, exoriens circa undecimam horam. Creditumque est, animam esse Cæsaris in Cœlum reeepti, & hac de causâ Simulacro ejus in vertice additur Stella. Diese Ehre eignete ihr auch Livia zu / welches die Römer aber übel außlegten. Nihil Deorum honoribus relictum, cum se Templis & effigie Numinum per Flamines & Sacerdotes coli vellet. Tacit. l. 1. Annal. c. 10. Ja es erzehlet Valer. Maxim. lib. 1. c. 8. n. 8. daß Julius Cæsar den Cassium in der Schlacht angerennt / und den / der ihn vor schon getödtet / erschrecket habe. Wornebst er anmerckt: Non occideras tu quidem, Cassi, Cæsarem, neque enim extingvi ulla Divinitas potest: sed mortali adhuc Corpore utentem violando meruisti, ut tam infestum haberes Deum.


86 Plutarch. p. 942. c.d. kan Octaviens Liebe und Tugenden nicht genug rühmen / wundert sich also: daß Anton sie aus dem Hause gestossen / da ihr doch an Schönheit und Alter / Cleopatra nichts genommen hätte. Und pag. 955. c. meldet er: daß Cleopatra neun und dreissig Jahr alt worden.


[166] 87 Diese Vergleichung des Hercules und des Antonii, hat schon Plutarch. in Vita Antonii p. 956. Antonium, sicut in picturis Herculi videmus subtrahi ab Omphale clavam, leoninamque detrahi: ita frequenter exarmatum ac detractum induxit Cleopatra, ut dimissis è manibus magnis rebus atque Expeditionibus necessariis oscitaret luderetque secum circa Canopi & Taphosiridis Littora.


88 Als Hecuba mit dem Paris schwanger gegangen /hat ihr geträumt / als wenn sie eine Fackel gebähre. Welches Maro eben auf die Arth / wie allhier geschehen / anwendet lib. 7. Æn. v. 319.


– – – nec face tantum

Cissæis prægnans ignes enixa jugales:

Quin idem Veneri partus suus & Paris alter

Funestæque iterum recidiva in Pergama Tedæ.


89 Florus lib. 3. cap. 1. tandemque opertum catenis Jugurtham in Triumpho Populus Romanus aspexit. Add. Salust. de bell. Jugurth. in fin. Tacit. 12. Annal. c. 38. Vocati posthac patres multa & magnifica super captivitate Caractaci disseruere; neque minus id clarum quam cum Siphacem P. Scipio, Persem L. Paulus, & si qui alii vinctos Reges Populi Rom. ostendêre.


90 Als Scipio den König in Numidien Siphax und Sophonisben gefangen bekam / verliebte sich in dieseMasanissa, welchen aber Scipio beweglich von ihrer Lieb und Eh abmahnete. Dahero weil er ihr versprochen: daß sie in keine feindliche Hände kommen solte / schickte er ihr Gift zu / welches sie auch behertzt außgetruncken / diese Worte außsprechende:Accipio nuptiale munus nec ingratum, si nihil majus Vir Uxori præstare potuit, hoc tarnen nuncia, melius me morituram fuisse, si non in funere meo nupsissem. Livius. dec. 3. lib. 5. p.m. 395.


91 Als Antonius und Augustus bey Actium zur See schlugen / sahe Cleopatra eine Weile dem Gefechte zu / sie wolte aber der Schlacht zweifelhaften Außgang nicht eis erwarten / sondern flohe mit 60. Schiffen darvon. Als dis Antonius / dessen verliebte Seele in ihrem Leibe lebte / gewahr ward / folgte er ihr nach / und gab also den Seinigen Anlaß zu fliehen /dem Feinde die Oberhand zu behalten. Plutarch. in Vit. Antonii p.m. 946. Xiphilin. lib. 50. p.m. 61.


92 Fulvia des Antonii Ehweib war ein Weib von Männlicher Hertzhaftigkeit / daher sie auch oft den Degen anzugürten / die Soldaten zu mustern / selbte anzufrischen und anzuführen pflegte: Besiehe Plutarch. d.l.p.m. 920. Xiphilin. lib. 47. p. 45.


93 Man gab der Cleopatra Schuld: daß Seleucus sich nebst dieser vornehmen Festung in Egypten mit Willen der Cleopatra ergeben. Nichts desto weniger überlieferte sie Antonio des Seleuci Weib und Kinder zur Straffe. Plutarch. ibid. p. 950. c. Dio. lib. 51. p. 276.


94 Alles diß / wie auch daß Cleopatra den August heimlich einen güldenen [167] Zepter / Stul / und Krone geschickt / August solche auch als ein Wahrsagungs-Zeichen seiner Herrschafft über Egypten angenommen / ihr Egypten versprochen habe / wenn sie den Antonius tödtete; Ingleichen daß August sich gegen den von ihr abgeschickten Thyrsus gestellet / als wenn er in Cleopatren verliebt were / beschreibt Dio. lib. 51. pag. 274. 276.


95 Als bey wehrender Belägerung Antonius sein Kriegs-Heer für Alexandria in die Schlacht-Ordnung stellte / ward er gewahr; daß seine Schiff-Flotte aus dem Hafen segelte / und sich mit des Käysers vereinigte. Als nun hierauf auch seine Reiterey von ihm überging / auch sein Fußvolck zertrennet ward / kehrte er zornig in die Stadt zurücke / schreiende: daß er von Cleopatra denen verrathen sey / wider welche er ihretwegen die Waffen ergriffen. Plut. d.l.p.m. 951. b.c.


96 Von dieser Brüderlichen des Saturnus Erb- und Reichschichtung redet Neptunus beym Homero Iliad. o.p.m. 529. also:


Τριχθὰ δὲ πάντα δέδασται, ἕκαστος δ᾽ἔμμορε τιμῆς.

Ἤτοι ἐγὼν ἔλαχον πολιὴν ἅλα ναίεμεν αἰεὶ

Παλλομένων, Ἀΐδης δ᾽ ἔλαχεν ζόφον ἠερόεντα,

Ζεὺς δ᾽ ἔλαχ᾽ οὐρανὸν εὐρὺν ἐν αἰθέρι καὶ νεφέλῃσι.


Dis All ist in drey Theil getheilt / iedwedem fällt

Absonder' Ehre zu. Ich kriegte Meer und Wellen:

Dem Pluto kam die Nacht der düster-finstern Hellen:

Und Jupiter erlangt des Himmels wölckicht Zelt.


Diese Erbtheilung legen etliche derogestalt aus: Daß Saturn Adam / Pluto Abel / Neptun Cain / Jupiter Seth sey. Hornius Arcâ Noæ pag. 21. Alleine Bochart. Phaleg. lib. 1. c. 1. p. 8. seqq. suchet den Noah zum Saturn / den über Africa herrschenden Cham zu Jupitern / den die Wasserländer überkommenden Japhet zum Neptun / und den verhaßten Sem zum Pluto zu machen.

Zu der andern Abhandlung.

97 Von den Egyptischen Königen erzehlet Ælian. Hist. lib. 6. c. 38. ἐπὶ τῶν Διαδημάτων φορεῖν πεποικιλμένας Ἀσπίδας τῆς ἀρχῆς αἰνιττομένους τὸ ἀνίκητον daß sie auf ihren Kronen gemahlte Schlangen getragen / welche des Reiches unüberwindliche Macht bedeuteten. Denn wie Ælianus ferner meldet: es ist niemals ein von ihnen gestochener genesen; daher Horn. lib. 2. c. 56. von den Egyptiern berichtet: daß sie einen gar mächtigen König [168] durch eine ihren Schwantz im Munde habende Schlange abgebildet haben.


98 Von dieser dem C. Julius Cæs. gethanen Verwilligung gibt Nachricht Dio. lib. 44. p. 150. daher ihnCurio nicht Unrecht omnium Mulierum Virum & omnium Virorum Mulierem geheissen. Svet. in Julio c. 52. allwo zugleich berichtet wird: daß Cæsar in einem Gesätze so viel Weiber / als sie nur wolten / zu Heyrathen verstatten wollen.


99 Dio. l. 48. p. 232. 236.


100 Daß Antonius dem August sich selbst zu ermorden versprechen lassen / wenn nur Cleopatren damit geholffen würde / erzehlt Dio. lib. 51. p. 275.


101 Alle diese Verdienste hat Dio. lib. 44. p. 150. 151. 159.


102 Ins Gemein wurden hochverdiente Leute allererst nach ihrem Todte vergöttert. Hieher gehöret die wider den Heuchler Cleo gehaltene fürtrefliche Rede desCallist henes beym Curtio. lib. 8. c. 5. n. 14. seqq. und daraus fürnemlich diese Wortte: Ego seram Immortalitatem precor Regi, (Alexandro) ut Vita diuturna sit, & æterna Majestas. Hominem consequitur aliquando, nunquam comitatur Divinitas etc. Scilicet ego & tu Cleo Deos facimus! à nobis Divinitatis suæ Autoritatem accepturus est Rex! potentiam tuam experiri libet, fac aliquem Regem, si Deum potes facere: facilius est Regem facere, quam Deum. UndTacit. lib. 15. Annal. in fin. Deûm honor Principi non ante habetur, quam agere inter Homines desierit. Ja Tertullian. apud Lipf. d.l. Tacit. sagt gar: Maledictum est ante Apotheosin Deum Cæsarem nuncupare. Welches aber gleichwol Cajus und Domitianus angefangen / Elagabalus und andere nachgethan. Lange vorher aber war diß bey denen Syrischen und Egyptischen Königen eingeführet: daß sie nicht allein der Götter Zunamen / insonderheit des Dionysii annahmen; sondern sich auch ausdrücklich Götter nennten. Massen dieses Spanhem. Tract. de Præstant. & Usu Numismat. Dissert. 5. stattlich ausführet / undpag. 403. seqq. Müntzen anzeugt / mit folgenden Uberschrifften / als des Selevci Enckels Antiochi: ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΑΝΤΙΟΧΟΝ ΘΕΟΝ; des Antiochi Nicephori: ΑΝΤΙΟΧΟΝ ΘΕΟΝ ΕΡΦΑΝΟΥΣ ΝΙΚΗΦΟΡΟΝ; des Demetrii Nicatoris: ΔΗΜΗΤΡΙΟΝ ΘΕΟΝ ΝΙΚΑΤΩΡΟΣ; des Ptolomæi Lagi, und seiner Gemahlin Berenice: ΘΕΩΝ ΣΩΤΗΡΩΝ und ihrer beyder einander heyrathenden Kinder / nemlich des Ptolomæi Philadelphi und der Arsinoe auf der andern Seiten ΘΕΩΝ ΑΔΕΛΦΩΝ; desAntiochi Grypi in Syrien und seiner Mutter Cleopatræ: ΒΑΣΙΛΙΣΣΗΣ ΚΛΕΟΡΑΤΡΗΣ ΘΕΑΣ ΚΑΙ ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΑΝΤΙΟΧΟΝ. Und eben diese Cleopatra des Antonii nennen etliche Müntzen: ΘΕΑΝ ΣΩΤΗΡΑ. Wie oft auch andere Könige sich in Bündnüssen / Uberschrifften / Marmeln und dergleichen / [169] Götter genennet / ist bey Spanheimio dargethan. Ja daß auch August ihm nach bezwungenen Egypten in Asien Tempel bauen / und sich Göttlich verehren lassen / lehret Dio. lib. 51. p. 281. welches Spanheim d.l.p. 416. mit einer Müntze der Amphipolibaner bestettigt / darauf Augustus genennet wird: ΘΕΟΣ ΚΑΙΣΑΡ ΣΕΒΑΣΤΟΣ; Massen denn Mons. Spon. im ersten Theyle seines Reyse-Buches p. 62. berichtet: daß zu Pola in Istrien noch ein kleiner Tempel zu sehen sey / mit 4. Corintischen Säulen in der Stirne /und mit achten auf der Seite / welcher noch diese Uberschrifft habe: ROMÆ ET AUGUSTO CÆSARI DIVI F. PATR. PATR. TRIB. POT. Und im andern Theile p. 140. daß zu Athen von einem der Stadt Rom und dem Augusto gewidmeten Tempel noch vier Dorische Seulen mit einer Uberschrifft zu sehen sey / in welcher er ἈΥΤΟΚΡΑΤΩΡ ΘΕΟΣ genennet wird. Zwey Meilen von Ephesus hat er über einem Wasser-geleite diese Uberschrifft Grichisch und Lateinisch gefunden: Dianæ Ephesiæ & Imp. Aug. & Ti. Cæs. Aug. F. & Civitati Ephesiorum Cajus Sextilius P.F. VOT. etc. In einer andern zu Laodicea wird Vespasianus, in einer zu Sardis Hadrianus ΘΕΟΣ, in einer zu Thyatire Caracalla ΘΕΙΟΤΑΤΟΣ, in einer zuSmyrna Severus und Caracalla ΘΕΙΟΤΑΤΟΙ genennet. Fürnehmlich aber dienet die im Borgesischen Garten hieher: Imp. Cæs. M. Aurelio Antonino Pio Felici, Aug. Principi Juventutis NUMINI PRÆSENTI RESTITUTORI ET CONSERVATORI semper VitÆ atque Dignitatis devotissimus Numini ejus A. Æmilius Macer. Faustinia. V.C. Besiehe hiervon M. Spon. d.l. tom. 1. p. 345. 394. 403. 415. 417. welcher tom. 2. p. 350. eine Atheniensische Uberschrifft hat / darinnen dem Keyser Hadrian, wie Jupitern der Zunahme ΟΛΥΜΠΙΟΣ von denen Thasiis gegeben ist. Tom. 1. p. 226. aber / gedenckt er eines zu Prescati befindlichen Marmels / darauf Keyser Caracalla DIVINITAS PRÆSENS MORTALIBUS genennet ist. Und zu Melasso / welches vor Zeiten Mylasa hieß / stehet noch ein gantzer dem Keyser August so gebauter Tempel / und an der Stirne über sechs Marmelsteinen Seulen diese Uberschrifft: Ὁ ΔΗΜΟΣ ΑΥΤΟΚΡΑΤΟΡΙ ΚΑΙΣΑΡΙ ΘΕΟΥ ΥΙΩΙ ΣΕΒΑΣΤΩ ΑΡΧΙΕΡΕΙ ΜΕΓΙΣΤΩ ΚΑΙ ΘΕΑΙ ΡΩΜΗ. Spon. tom. 1. p. 275. Noch ärgerlicher aber ist / was er tom. 2. p. 89. von einer Müntze gedencket / auf welcher die heuchelnden Grichen den Nero einen Erlöser des Menschlichen Geschlechtes genennet.


103 Sveton. in Aug. c. 50. In Diplomatibus Libellisque & Epistolis signandis initiô Sphinge usus est: mox imagine magni Alexandri: novissimè suâ, Dioscoridis manu sculptâ, quâ signare insecuti quoque Principes perseveraverunt. Von diesem Siegel urtheilten die Römer: Ænigmata afferre eam Sphingem. Posteà ad evitanda Convicia Sphingis, Alexandri M. imagine signavit. Plinius. Galba allein sol seiner Ahnen Siegel gebraucht haben / da ein Hund auß dem Vordertheile des Schiffes den Kopff hervor reckt. Xiphil. lib. 61. p. 62.


[170] 104 Daß im Morgenlande fast in allen grossen Städten gewisse Talismath, oder zaubrische Glücks- und Schutz-Bilder / welche die Juden Davids Schilde oder Teraphim, die Grichen στροφάλους ἑκατικοὺς, oder Kugeln der Hecate heissen / gehabt / derogleichen das höltzerne Siegel / welches Apulejus Βασιλεὺς genennt / wie auch das aus des Pelops Haut und Beinen gemachte Palladium / und der gläserne Topff zu Neapolis gewest / daß sie auch mit denen unter einem gewissen Stande der Gestirne gefertigten Scorpionen /und Crocodilen derogleichen Thiere vertrieben / ja mit silbernen Bildern auf den Gräntzen der Illyrier und Thracier der Barbarn Einfall verhindert worden sey /beschreibt der hochgelehrte Selden. Tr. de Diis Syr. Syntagm. 1. cap. 2. pag. 104. 105. 109. 113. 116. 117. 118. Hieher gehöret sonderlich: daß die Juden in die Ringe ihrer Bräute בוט לזמ einätzten / welches so viel / als ein heilsam Gestirne oder den zur Kinder-Zeugung helffenden Stern des Jupiters bedeutet. Selden. d. Syntagm. 1. cap. 1. pag. 77.


105 Wie unter der Isis der Mohnde verehret ward /also war Osiris das Bild der Sonne. Selden. Synt. 1. c. 4. p. 150. Kircher Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 3. in fin.


106 Daß Antyllus mit Augustens Tochter verlobt gewesen sey / berichtet Sveton. in August. c. 63. undDio. lib. 51. p. 278.


107 Sveton. in Julio. c. 52. C. Oppius, quasi planè Defensione & Patrociniô res egeret, Librum edidit, Non esse Cæsaris Filium, quem Cleopatra dicat.


108 Als Cleopatra vom Augusto sich zimlich ins gedrange gebracht sahe / schrieb sie heimlich an ihn und bat umb Vertrag und Gnade. Hierauf antwortete er ihr: daß wenn sie entweder den Antonium tödtete /oder von sich stiesse / solte es ihr an Gütte nicht fehlen. Plutarch. ibid. pag. 950. a.


109 Sida war des Belus Weib / und so viel als Beltis /Astarte oder ein schön Weib. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 4. pag. 295.


110 Plutarch. in Vit. Anton. p.m. 429. daher auch Sveton. Caligul. c. 26. die jüngere Cleopatram Selenam nennet; Gleichmäßig schreibt beym Ammian. Marcell. lib. 17. Sapor an den Käyser Constantium: Rex Regum Sapor, particeps Siderum, Frater Solis & Lunæ Constantio fratri meo salutem plurimam dico.


111 Diesen ihm verdächtigen König der Araber / ließ Anton zu Tode martern. Dio. lib. 50. p. 262.


112 Hieher gehöret die nachdenckliche Uberschrift der Isis beym Plut. lib. de Osirid. & Isid. p.m. 593. Ego sum omne quod extitit, est, & erit: meumque Peplum nemo Mortalium hactenus detexit; Proclus setzet darzu: Et Fructus quem produxi, Sol ipse est. Horn. hist. Philos. l. 1. c. 6. p. 37.


[171] 113 Aus was liederlichen Ursachen bey den Römern die Ehleuthe sich trennen kunten / ist aus den Römischen Rechten bekand: der erste ist gewesen Sp. Carvilius Ruga, der 600. Jahr nach Erbauung Roms / sein Weib wegen Unfruchtbarkeit verstossen. C. Sulpitius Gallus versties seine; weil er sie ausserhalb des Hauses mit entblößtem Haupte mit andern redend fand. Q. Antistius Vetus seine / weil sie mit einer gemeinen Freygelaßnen heimlich redete. Sempronius Sophus, weil sie ohne sein Vorwissen den Schauspielen zugesehen. Valer. Maxim. lib. 3. c. 6. Ja daß auch ohne alle Ursache Divortia geschehen / ist ex l. 9. C. de repud. klar. Wenn man sie aus dem Hause wieß /wurden ihr die Schlüssel abgenommen. Dahero inL.L.X. Viralibus: Res suas sibi habeto, claves adimito, foras exigito. Besiehe hiervon Dempster. ad Rosin. Antiq. Rom. Paralip. ad lib. 5. c. 28.


114 Nemlich an Cleopatren. Hieher gehöret der schöne Ort ex Senec. Agam. Act. 4. v. 789.


Agam. Credis videre te Ilium? Cass. & Priamum simul.

Ag. Heic Troja non est. Cass. ubi Helena est, Trojam puta.


115 Plutarch. d.l.p. 932. f. 933. a. berichtet: Anton were mit einer solchen Macht gegen die Parthen gezogen / für welcher die Bactrianer / Indier / und gantz Asien erzittert were. Weil er aber nur stets an Cleopatren und mit ihr zu überwintern gedacht / hätte er alles zur Unzeit und ohne gnugsame Außrichtung gethan. Denn sein Gemüthe were von Artzneyen und Zaubereyen gantz verrückt gewest. Und pag. 943. e. Als der Römische Rath den Anton für einen Feind erklärt / hätte August erwehnet: Anton were wegen eingenommener Liebes-Träncke nicht mehr bey sich selbst. Daher würden sie mit keinem Römer / sondern mit den verschnittenen Mardion und Pothinus, und mit zwey Nätherinnen / der Charmium und Iras, zu schaffen kriegen.


116 Philotas hat nach der Erzehlung Plutarchi p. 928. b. zu Alexandria in der Königlichen Küche auf einmal acht wilde Schweine am Spisse stecken / und darbey gesehen: daß alle Arthen Speisen vielfächtig müssen zugerichtet werden / wormit immer eine fertig zum aufgeben gewest / weil sie keinen Augenblick sicher gewest / daß Anton nicht zu essen verlanget.


117 Antonius hat an seinen Tugenden zwar alsbald viel Laster kleben gehabt / viel verborgene aber haben sich nach der Gemeinschafft mit Cleopatren erst herfür gethan / welche in ihm vollends alle Tugenden verfälscht / oder gar ersteckt. Plutarch. p. 926. d.


118 Wie Anton in Asien von so viel Königen und Königinnen bedienet / und zur Liebe gereitzet worden / beschreibet Plutarch. p. 925. e.


[172] 119 Wie Cleopatra auf einem güldenen Schiffe mit Purpernen Segeln / silbernen Fahrzeuge / unter der Bedienung der Gratien / und Wasser-Nympffen / in Gestalt der Venus in Cylicien auf dem Flusse Cydnus / zum Anton als dem jungen Bachchus gefahren /denselben in Pracht und Speisen weit übertroffen / insonderheit aber mit künstlicher Stellung unzehlbarer Lichter sich habe sehen lassen / beschreibt Plutarch. p. 927. a.b.c.


120 Welcher gestalt Cleopatra eine ihrer zwey unschätzbaren Perlen / nur den Anton an kostbarer Verschwendung zu übertreffen / in Essig zerbeitzt / und verschlungen habe / beschreibt umbständlich Plin. lib. 9. c. 35. pag. 178.


121 Ob wohl die Egyptier eben so wohl / als die Phœnicier etliche Fische Göttlich verehrten / so waren sie doch den Fischen insgemein unhold / also daß sie auch den Haß durch einen Fisch abmahlten. Insonderheit aber waren ihnen die Schiffleute so verhaßt / daß sie selbte nicht grüssens werth schätzten; das Meer aber / und das Saltz ein solcher Greuel / daß / weil sie alles böses / und darunter auch den den Mohnden verfinsternden Schatten dem Typhon zueigneten / sie auch Meer und Saltz des Typhons Schaum nennten.Bochart. Hieroz. tom. 1. c. 34. p. 343. seqq.


122 Daß dieses Cleopatra angestellt habe / berichtetDio. lib. 51. p. 276.


123 Die Poeten haben der Venus einen wunderlichen Gürtel angedichtet. Von welchem Homerus Iliad. ξ diß erzehlet:


Ἀπὸ στήθεσφιν ἐλύσατο κεστὸν ἵμαντα

ποικίλον ἔνθα δὲ οἱ θελκτήρια πάντα τέτυκτο.

Ἔνθ ἔνι μὲν φιλότης, ἐν δ᾽ ἵμερος ἐν δ᾽ ὀαριστὺς

Πάρφασις, ήτ᾽ ἔκλεψε νόον πύκα περ φρονεόντων.


Sie schnürte von der Brust den bundten Gürtel loos;

Der in sich alle Lust und Liebes-Reitz verschloß /

Begierde / Zauberey / Beredsamkeit / Verlangen /

Die auch der Klugen Hertz betrüglich können fangen.


124 γλαυκῶπις beym Homero; daher auch von ihr das Schloß zu Athen γλαυκῶπιον genennet ward.

Zu der dritten Abhandlung.

125 Von diesen zweyen Vertrautesten sagt Plutarch. in Anton. Εἴρας ἠ Κλεοπάτρας. Κουρεύτρια, καὶ χάρμιον, ὑφ᾽ ὧν [173] τὰ μέγιστα διοικεῖται τῆς Ἡγεμονίας, Nemlich die erste were Cleopatrens Aufputzerin gewest / mit beyden aber hätte sie die wichtigsten Reichs-Geschäffte verwaltet. Galen, de Theriac. lib. 1. c. 8. nennet sie Νάειρα, und Καρμιόνη, mit Bericht: daß die erste Cleopatren die Haare geflochten /die andere ihr die Nägel wohl abgeschnitten habe. Eben dis berichtet von ihnen Tzetzes. Chil. 6. Hist. 44. nennet aber die erste Τάειρα. Worbey sich nicht zu verwundern: daß die Wollüstige Cleopatra zu ihren Nägeln ein absonder Frauenzimmer gehabt /sintemal auß der heutigen Gewohnheit der Türcken /bey denen es eine Sünde und Greuel ist / die Nägel mit einer Schere abschneiden / wie auch gantz Asiens / da man die Nägel mit gewissen Zänglein abnimmt / zu muthmassen: daß auch für alters eine gewisse Geschickligkeit darzu nöthig gewest. Tavernier im Seraglio p. 119. Es heißt aber so wohl Taira, alsCharmion oder Charmione in Syrischer Sprache eine Taube / welche die Grichen Οἴνας heissen. Wiewol einige auch das Wort Charmi-uno theilen / also daßCharmi einen Weinstock / Uno eine Taube bedeuten solle. Weil die Tauben aber der Venus und andern Göttern gewidmet waren / trug das Frauenzimmer sonderbahres Belieben an den Tauben-Nahmen. Bochart. Hieroz. tom. 2. lib. 1. c. 1. p. 2. 3. 4. Massen denn des andern Frauenzimmers Salambo Nahmen /sec. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 4. p. 285. ein Zunahmen der Venus, Belisama aber / sec. Seld. d.l.c. 2. p. 246. der Minerva, Juno, Venus, und des Mohnden; und endlich Babia, sec. Seld. c. 4. p. 296. eine Göttin der Kindheit bey den Syrern gewest.


126 Daß bey vielen Völckern in ihren Heyligthümern nicht nur ewiges Feuer unterhalten / sondern auch die Opffer vielfältig von sich selbst / oder vom Himmel angezündet worden / führet Bochart. Hieroz. tom. 1. lib. 2. c. 36. stattlich aus. Kircher. aber in Oedip. tom. 1. Synt. 1. c. 3. p. 12. 13. aus dem Strabo undAbeneph, daß die Egyptier in den Hauptstädten / auch ihre Panthea gehabt / und weil Egypten in dreissig Landschafften abgetheilt gewest / sie darinnen auch dreissig Götter / welchen die dreissig Tage jeden Mohndens unterworffen waren / angebethet haben. Dieser dreissig Götter ihre Bilder legt er c. 3. 4. 5. weitläuftig aus / und zeucht sie pag. 45. 46. 47. zusammen. Das alhier angezogene Pantheon oder Serapion zu Alexandria beschreibet Ammian. Marcellin. derogestalt: Accedunt altis sublata Fastigiis Templa, inter quæ eminet Serapium, quod licet minuatur exilitate verborum, Africis tamen columnariis amplissimis, & spirantibus Signorum figmentis, & reliquâ Operum multitudine ita est exornatum, ut post Capitolium, quo se venerabilis Roma in æternum attollit, nihil Orbis Terrarum ambitiosius cernat. In diesem bekam Vespasian Anzeigungen seines künftigen Keyserthumbs. Sveton. in Vespas. c. 7.


127 Ungeachtet die Leichen heilig waren / sec. in Plutarch. in Numa und diese die Gräber heilig machten / Terra enim nos à reliquâ Natura abdicatos turn maximè ut Mater operit, nullo magis Sacramento, quam quo nos quoque sacros facit. Plin. lib. 2. hist. Cæl. Rhodigin. l. 17. c. 19. daher man auch darvor hielt / sie könten vom Donner nicht berührt werden / also für ein Wunder-Zeichen gehalten [174] ward: daß der Blitz des Lycurgus und Euripides Grab versehrte; La Motte tom. 12. lettr. 137. p. 236. so war es doch bey den meisten Völckern hoch verbothen Niemanden in der Stadt zu begraben / zu Athen vomSolon. Cicero 2. de LL. zu Corinth Pausan. l. 2. bey den Sicyoniern Plutarch. in Vit. Arati. zu Smyrna Cicero pro Flacio. zu Syracusa Cic. 5. Tusc. zu Troja begrub Priamus seinen Hector ausserhalb der Stadt.Dares Phryg. zu Rom in LL. XII. Tabb. Hominem mortuum in Urbe ne sepelito neque urito ausser die Vestalischen Jungfrauen hatten in der Stadt ihr Begräbnüß. Serv. ad 1. 11. Æneid. dem P. Valerio Publicola, und A. Posthumio Tuberto ist wegen grosser Verdienste diß verstattet worden. Wie hernach dem Käyser Trajano. Kirchmann. de Funer. Rom. l. 2. c. 20. Eutrop. l. 8. massen denn auch die Asche derer /welche Siegs-Gepränge gehalten hatten / in die Stadt gebracht werden dörffte. Plutarch. in Problem. Alexandr. ab Alexandr. l. 3. Genial. Dier. c. 2. dis Verboth aber geschahe sec. l. Mortuorum ff. de religios. & Sumpt. Funer. ne Sanctum Municipiorum Jus pollueretur & sec. Paul. l. 1. Sentent. ne funestarentur sacra Civitatis. Wiewol Isidor. l. 14. Orig. c. 11. diese Ursache beysätzt: ne fœtore ipsa Corpora Viventium contacta inficerentur. Wegen welcher sich der Artzt Simon Pietreus zu Pariß in keine Kirche begraben lassen wollen. La Motte d.l.p. 38. Die Stadt Athen aber wolte den M. Marcellus nicht in der Stadt zu begraben verstatten / quod Religione se impediri dicerent neque antea cuiquam id concessissent. Servius Sulpit. Epist. famil. Cicer. l. 4. Ep. 12. Dannenher auch der hohe Priester unrein ward / wenn er eine Leiche anrührte; Besiehe Jac. Guther. de jur. Manium. lib. 2. c. 8. hingegen aber gab Lycurgus zuSparta ein Gesätze: daß die Todten in der Stadt und zwar neben die Heyligthümer begraben werden solten / daß die Jugend gewohnte nicht den Tod zu scheuen. Plutarch. in Lycurg. & Laconic. Die Tarentiner wurden vom Orakel erinnert / in der Stadt zu begraben / wo sie glückseeliger sein wolten. Polyb. lib. 8. Die ältesten Griechen begruben gar in ihren Tempeln. Arnob. l. 1. contra Gent. Quid? quod multa ex his Templa, quæ tholis sunt aureis & sublimibus elata fastigiis, Autorum Conscriptionibus comprobatur, contegere Cineres atque Ossa & functorum esse Corporum Sepulturas. Massen denn auch Davids und anderer Jüdischen Könige Begräbnüsse auf dem Berge Sion und also nahe bey dem Tempel waren. 2. Reg. 21. 18. 2. Reg. 25. 4. 2. Paralip. 26. 23. Daß auch bey den Egyptiern die Königl. Begräbnüsse an heyligen Orthen gewesen / ist aus Straton. l. 17. zu sehen / wo er das an den Labyrinth gebaute prächtige Grab des Königs Imandes oder vielmehr Simandes beschreibt / in dessen dreißig Höfen / gleichsam zu einem Opffer der Götter denen heiligen Männern und Weibern ein kostbar Mahl ausgerichtet worden. Daß auch des Alexanders / der Ptolomeer / und Cleopatrens Grufft zu Alexandria auf der Burg gewest / und Cleopatra ihre an den Tempel der Isis gebaut habe / berichtet Plutarch. in Antonio p. 950. c.d. Clemens Alexandrinus aber führet aus: daß die meisten Heydnischen Tempel anfangs prächtige Begräbnüsse gewest weren. Die Nahamones in Indien rührten / wenn sie Eyde leisteten / ihre Begräbnüsse als die grösten Heyligthümer an. [175] Herod. l. 4. wenn sie künftig Ding wissen wolten / schlieffen sie darinnen ein / und hielten die Träume für eine Göttliche Offenbahrung. Tertullian. de Animâ c. 57. wie auch die Celten. Und zu Rom waren die unter-Irrdischen Grüffte der Christen erste Kirche. Aringhsu. Rom. Subterran. tom. 1. lib 1. c. 2.


128 Wie und warumb die Egyptier so sorgfältig ihre Leichen für Fäulnüs verwahret haben / handelt Kircher. Oedip. Tom. 3. Synt. 13. c. 2.


129 Die Egyptier eigneten den Seelen den Ursprung und Verwandschafft der Sterne zu / also daß sie auf vier Staffeln in die Leiber herab / und auf so vielen wieder zu ihrer höchsten Vollkommenheit empor stiegen. Kircher. Oedip. tom. 2. part. 1. class. 3. c. 12. p. 190. ja von einem Kreisse der Sternen in den andern befördert würden. tom. 3. Synt. 13. c. 2. p. 393.


130 Dieses grosse Wunder Egyptens und der Welt /welches zwölf Könige bey der Krockodil-Stad gebaut / aus welchem Dædalus sich nicht auszuwickeln gewust / und dessen in Lemnos nachgemachter Labyrinth kaum das hunderste Theil so groß gewest / beschreibt Herodot. in Euterp. Kirch. tom. 2. part. 2. class. 8. c. 1. §. 3.


131 Von diesen zweyen Vertrautesten sagt Plutarch. in Anton. Εἴρας ἠ Κλεοπάτρας. Κουρεύτρια, καὶ χάρμιον, ὑφ᾽ ὧν τὰ μέγιστα διοικεῖται τῆς Ἡγεμονίας, Nemlich die erste were Cleopatrens Aufputzerin gewest / mit beyden aber hätte sie die wichtigsten Reichs-Geschäffte verwaltet. Galen, de Theriac. lib. 1. c. 8. nennet sie Νάειρα, und Καρμιόνη, mit Bericht: daß die erste Cleopatren die Haare geflochten /die andere ihr die Nägel wohl abgeschnitten habe. Eben dis berichtet von ihnen Tzetzes. Chil. 6. Hist. 44. nennet aber die erste Τάειρα. Worbey sich nicht zu verwundern: daß die Wollüstige Cleopatra zu ihren Nägeln ein absonder Frauenzimmer gehabt /sintemal auß der heutigen Gewohnheit der Türcken /bey denen es eine Sünde und Greuel ist / die Nägel mit einer Schere abschneiden / wie auch gantz Asiens / da man die Nägel mit gewissen Zänglein ab nimmt / zu muthmassen: daß auch für alters eine gewisse Geschickligkeit darzu nöthig gewest. Tavernier im Seraglio p. 119. Es heißt aber so wohl Taira, alsCharmion oder Charmione in Syrischer Sprache eine Taube / welche die Grichen Οἴνας heissen. Wiewol einige auch das Wort Charmi-uno theilen / also daßCharmi einen Weinstock / Uno eine Taube bedeuten solle. Weil die Tauben aber der Venus und andern Göttern gewidmet waren / trug das Frauenzimmer sonderbahres Belieben an den Tauben-Nahmen. Bochart. Hieroz. tom. 2. lib. 1. c. 1. p. 2. 3. 4. Massen denn des andern Frauenzimmers Salambo Nahmen /sec. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 4. p. 285. ein Zunahmen der Venus, Belisama aber / sec. Seld. d.l.c. 2. p. 246. der Minerva, Juno, Venus, und des Mohnden; und endlich Babia, sec. Seld. c. 4. p. 296. eine Göttin der Kindheit bey den Syrern gewest.


132 Diesen Brüderlichen Krieg zwischen dem letzten Ptolomeus / und der Cleopatra / beschreibt Julius Cæsar. l. 3. de Bello civil. p. 676. Hirtius im gantzen Buche de Bello Alexandrin.


133 Zoroaster hat die Egyptier gelehrt; die Seelen hätten Flügel / und zwar güldene. Wordurch aber nichts anders / als die Weißheit verstanden wird. Diese verlohren sie / wenn sie sich in die Wollüste des Leibes vertieften / kriegten sie aber wieder / wenn sie mit Verschmehung der Laster / zu dem Himmel klimmeten. Daher ihre Pyramides oder Spitz-Säulen Sinnenbilder der sich aufschwingenden Seelen waren.Kircher. Oedip. tom. 2. part. 1. class. 3. c. 4. p. 155. und tom. 2. part. 2. cl. 7. c. 3. p. 113.


134 Proclus lib. de Sacrific. & Magiâ: Prosper Alpin. de Plantis Ægypti. cap. 34. p. 103. Lotos Planta planè eadem est, quam nostri Nymphæam, Arabes Nuphar appellant. In toto flumine Nilô florem fert album Lilio valdè similem, qui Sole occidente clauditur, atque sub aquâ occultatur, atque oriente supra Aquam assurgit, foras exit, & aperitur.


135 Arnob. contra Gentes lib. 8. p. 764. lachet die Egyptier hiermit derogestalt aus: Isis perditum filium cum Cynocephalo suo & aliis sacerdotibus luget, plangit, inquirit: & Isiaci miseri cædunt pectora, & dolorem infelicissimæ; Matris imitantur: mox invento parvulo gaudet Isis, exultant Sacerdotes, Cynocephalus Inventor gloriatur: nec desinunt annis omnibus, vel perdere, quod inveniunt, vel invenire, quod perdunt. Nonne ridiculum est, vel lugere, quod colas, vel colere, quod lugeas? Sonst wird Osiris für der Isis Ehmann gehalten. Besiehe von seiner Zerfleisch- und wieder-zusammensätzung. Kircher. tom. 1. Synt. 3. c. 9. pag. 223.


[176] 136 Die Sterbenden wurden bey den Alten auss prächtigste aufgeputzt / und das Liebste ihnen mit ins Grab gegeben. Dahero der Könige in Persien und Macedonien Grüste voll Gold und Silbers gefunden worden. Die Römischen Gesetze aber verbothen diese Eitelkeit. l. 40. §. 2. de aur. & arg. leg. l. 14. §. 5. ff. de religios. & sumt. fun. wo gemeldet wird: daß dis nur einfältige Leute thun. l. 113. §. 5. de leg. 1. Eben dis hat Lycurgus zu Sparta verboten. Alexand. ab Alex. Genial. dier. 3.


137 Oben ist schon von der in einen Ochsen begrabenen Tochter des Mycerin geredet. Daß aber auch Isis ihren Osiris in einen höltzernen Ochsen eingeschlossen / von dem die Stadt Busosiris, oder Busiris den Nahmen bekommen / auch in Egypten eben so wohl /als die lebenden Thiere verehret worden / lehret Bochart. tom. 1. Hieroz. c. 34. p. 345. 346.


138 Dieses waren der Sterbenden Gesegnungs-Worte / und: Apud Orcum te videbo. Besiehe Gutherium de jur. Manium. lib. 1. c. 12.


139 Oben ist schon von der in einen Ochsen begrabenen Tochter des Mycerin geredet. Daß aber auch Isis ihren Osiris in einen höltzernen Ochsen eingeschlossen / von dem die Stadt Busosiris, oder Busiris den Nahmen bekommen / auch in Egypten eben so wohl /als die lebenden Thiere verehret worden / lehret Bochart. tom. 1. Hieroz. c. 34. p. 345. 346.


140 Daß die Egyptier hole und dem Verstorbenen ähnliche Bilder aus Holtze gemacht / und die Leichen darein begraben / führt Kircher. Oedip. tom. 3. Synt. 13. c. 3. p. 396. aus dem Herodoto an.


141 In dem Bilde der vielbrüstigen Isis sind unterschiedene Ochsen oder Kühe / welche die nehrende Krafft der Natur bedeuten / zu sehen. Kirch. tom. 1. Synt. 3. cap. 4.


142 Senec. ad Helviam. c. 3. Filium in manibus & in Osculis tuis mortuum funeraveras. Und Martial. l. 3. Epigr. 63.


Quinque dedit Pueros, totidem mihi Juno Puellas,

Clauserunt omnes lumina nostra manu.


143 Kirch. ex Herodot. d. tom. 3. p. 395.


144 Durch diese Ungebehrdungen meinten sie dem Tode einen Dienst zu thun / und die höllischen Götter zu versöhnen. Guther. de Jur. Manium. c. 1. c. 14.


145 Alle diese bey dem Egyptischen Gottesdienste gewöhnliche Gebehrdungen hat Kircher. tom. 3. Synt. 4. c. 4. §. 3. p. 267. welche alle aufs genauste beobachtet werden musten / alle aber auf gewisse Einflüsse der Natur zielten. Kirch. d.l. Synt. 1. c. 5. §. 3.


146 Derogleichen die Schutz-Geister bedeutenden Bilder / wurden den Leichen beygelegt / und mit Binden umbunden. Kircher. tom. 3. Synt. 13. c. 5. §. 2. p. 418. Derogleichen alte Taffeln [177] sind zu Zeiten des ersten Käysers in dem Grabe des Capys gefunden worden. Svet. in Jul. Cæsar. c. 81.


147 Dieses alles erkläret Kircher. tom. 1. Oedip. Synt. 3. c. 7. p. 209. 210. 211.


148 Derogleichen beschreibt Licet. de Lucern. Antiqu. lib. 6. c. 61. wordurch die Wachsamkeit / damit die Egyptier auch die Todten-Hüter abbildeten / angedeutet sein sol.


149 Derogleichen unausleschliche die Unsterbligkeit der Seelen fürbildende Lampen / sind in dem Grabe der Tulliolæ, des Riesen Pallas, und vielen andern gefunden worden. Derogleichen ewiges Feuer sol auch zu Athen in der Ampel der Minerva / beym Jupiter Ammon, in einem Tempel der Venus, und zu Edessa gewesen seyn / von welchen allen die gemeinste Meinung ist / daß sie von dem unverbrennlichen und unaußlöschlichen Steine Arcadiens Asbestos bereitet weren. Licet. d.l. lib. 1. c. 2. 13. oder auch auß Carpasischen Flachse / auß den Haaren oder dem Mooße gewisser Steinfelsen / ausgesponnenem Amianten-Steine / Licet. lib. 2. c. 14. allwo er viel andere im Feuer unverbrennliche Dinge nennet. Hierzu rechnet er auch lib. 3. c. 27. die Federn von Salamandern /den Carystischen Flachs / das Stein-Oel bey Mutina;lib. 2. c. 38. das Oel auß Steinen / Ertzt und Golde; worauß sich Trithemius und Libavius unaußleschliche Lichter gemacht zu haben / rühmen. Welchem letzten die Araber / wie Kircher. Oedip. tom. 2. part. 2. class. 10. c. 5. p. 414. berichtet / beystimmen: daß das aus Gold und Silber gezogene Saltz ein unverbrennliches Oel abgebe. Alleine daß die ewigen Lampen hieraus nicht können bereitet gewest sein / behauptet Licet. lib. 2. c. 39. 40. 41. 42. 43. seine muthmaßliche Meinung aber wie sie bereitet gewesen / beschreibt er umbständlich lib. 3. c. 27.


150 Dieser beyder Bewahrer und Wächter sol Anubis gewesen sein / besiehe Licet. lib. 6. c. 117.


151 Serapis wird mit einem grossen Auge / ohne Augenlied gemahlet; weil die Egyptier auch das Auge zu einem Sinnenbilde des alles sehenden Gottes brauchen: Licet. lib. 6. c. 124. wie auch der Gerechtigkeit. Daher sie die Richter Augen der Gerechtigkeit nennten / welche auß der Sonne / dem grossen Auge / und der Seele der Welt / entsprossen sein solten. Diese nennten sie Osir, welches so viel auf Egyptisch heißt /als Viel-Auge. Licet. l. 6. cap. 118.


152 Hieher gehöret ex Diodor. Sicul. lib. 1. die Uberschrifft: Ego sum Isis Ægypti Regina [178] â Mercurio erudita, quæ sum Uxor Osiridis. Ego sum Mater Ori Regis, quæ ego Legibus statui, nullus solvere poterit. Ego sum prima Frugum Inventrix. Ego sum in Astro Canis refulgens. Mihi Bubastis Urbs condita est. Gaude, gaude Ægypte, quod me nutrivisti. Kircher. tom. 1. Synt. 3. c. 4. p. 193. Besiehe Licet. l. 6. c. 116.


153 Daß Typhon sich in einen Krocodil verstellt / den Osir zerrissen / in einem verschlossenen Kasten in den Tanitischen Außfluß des Nilus geworffen habe /und daß deßwegen die Apollonopoliten die Krocodile sehr gehaßt / beschreibt Bochart. tom. 1. Hieroz. lib. 2. cap. 34. pag. 342. Sonst wird Typhon in einer grausamen Drachen-Gestalt abgebildet. Kircher. tom. 1. Synt. 3. c. 8.


154 Eben so wird des Mycerin Begräbnüs-Ochase vom Liceto lib. 1. c. 13. fürgestellt.


155 Augstus beym Marone lib. 6. Æn. v. 883.


Manibus date Lilia plenis.

Purpureos spargam flores.


Juvenal. Satyr. 8.

Dî Majorum umbris tenuem & sine pondere Terram

Spirantesque Crocos & in urna perpetuum Ver.


Tibull. l. 11. Eleg. 4.

Annua constructo Serta dabit Tumulo.


156 Hieher gehöret die Grabeschrifft aus des Gutherii lib. 2. cap. 32.

C. Lælio. C. IV.
Magna omnium. Expectatione.
Genito.
Et decimo octavo ætatis.
Anno.
Ab. Immani atropo. E. Vita.
Reciso.
Fusca mater
Ad luctum. Et gemitum.
Relicta.
Eum. Lachrimis. Et opobalsamo.
Udum.
Hoc sepulchro. Condidit.

157 Daß den Höllischen Göttern schwartz Vieh geopffert / an statt des Weines Oel / zu der Isis Opffer Wermuth / und zu allen Egyptischen kein anders / als Nilwasser / sonderlich / welches der Vogel Ibis mit seinem Fusse getrübt hatte / gebraucht worden / beschreibt Kircher. tom. 1. Synt. 3. c. 40.


[179] 158 Von dieser Versöhnung der Seelen / ohne welche sie nicht ruhen kondten / besiehe Guther. de jur. Manium. l. 2. c. 14.


159 Von Antigono dem Jüdischen Könige meldet Xiphilin. lib. 49. daß ihn Antonius habe an ein Creutz anbinden / und mit Rutten schlagen lassen. Hernach aber hat er ihn / weil die Juden den Herodes durchaus nicht für ihren König erkennen wolten / zu Antiochia enthaupten lassen. Joseph. Antiqu. Judaic. lib. 15. c. 1.


160 Tacit. lib. 6. Annal. c. 6. Neque frustra præstantissimus sapientiæ firmare solitus est, si recludantur Tyrannorum mentes, posse aspici Laniatûs & Jctûs; quando ut Corpora Verberibus, ita Sævitiâ, libidine, malis consultis animus dilaceretur. Claudian. l. 2. in Rufin. Pectus inustæ deformant Maculæ.


161 Juvenal. Satyr. 10.


Ad generum Cereris sine cæde & sanguine pauci

Descendunt Reges & siccâ morte Tyranni.


162 Diese vierfüßigte Marterbanck / da der gekrümmte Leib hin und wider schwebend gezogen ward / beschreibt eigendlich Hieronym. Magius Tr. de Equuleo. c. 12. & ibi Jungermann in Not. Alle folgende Peinigungen aber Anton. Gallonius tract. de Martyr. Cruciat.


163 Plutarch. im Leben Antonii. p. 950. f. 951. a. erzehlet: daß Anton in Alexandria Anstalt gemacht /den Käyser zu Wasser und Lande anzugreiffen / und Ritterlich zu sterben / also die Seinigen auf einem Gast-Maale ermahnet: sie möchten sich lassen wohl sein / weil sie nicht wüsten / ob sie folgenden Tag leben würden / hierauf hetten die Seinigen geweinet /und ihn bewogen / daß er sie nicht selbst anführen wolte. Folgende Nacht aber were in der zwischen Furcht und Hoffnung lebenden Stadt / ein Gethöne und Getümmel von Satyrus wie auf dem Feste des Bachus gehöret worden / welcher Aufzug denn mit schrecklichem Geräusche aus der Mitte der Stadt / für das Thor gegen dem Feinde ausgezogen were. Welches Wunder-Zeichen dahin / daß dieser Gott den Antonius verliesse / were ausgelegt worden. Etwas derogleichen erzehlet Xiphilin. in Avito: p. 372. nemlich: Es sey ein dem grossen Alexander gantz ähnlicher /sich auch also nennender Geist in Begleitung vierhundert wie die Gefährten des Bachus aufziehender und also schwermender Menschen vom Ister herkommen. Diese weren / ohne iemanden was Leides zu thun /Thracien und Asien durchzogen; kein Mensch oder Obrigkeit aber hette sich erkühnet ihnen was in Weg zu legen / sondern sie weren in allen Wirths-Häusern frey gehalten worden. Endlich were dieser Geist nach Byzantz / und von dar nach Chalcis kommen / hette daselbst des [180] Nachts einen Priester erwehlt / ein höltzernes Pferd überschüttet / und were hernach verschwunden. Dieses hette bedeutet / daß nach dem Avitus Alexander bald Käyser werden würde.


164 Oppian. Cilix. l. 1. Cyneget. nennet die Orgia oder das Nacht-Fest des Bachus Τὰ Σαβάζια νυκτερὰ Θύτλα. Sonsten ist Σαβάζιος auch ein Zunahme des Jupiters / welcher von Sabaoth herkommen sol. Selden. in Prolegom. de Diis Syr. p. 32.


165 Plutarch. in Anton. p. 917. c. berichtet: daß die Antonier vom Antone / Hercules Sohne / entsprossen zu sein sich gerühmet hetten; M. Antonius were auch mit seinem langen Barthe / der Habicht-Nase / und der breiten Stirne denen alten Männlichen Bildern des Hercules gantz ähnlich gewest.


166 Daß sich Antonius auch vom Bachchus her gerechnet / wie auch daß dessen Bild zu Athen vom Winde herab gestürtzt / zu Patra des Hercules Tempel vom Blitze verzehret / und dis alles für den Anton übel ausgedeutet worden / dessen Marmel-Säule zu Alba etliche Tage heftig geschwitzet / beschreibtPlutarch. d.l.p. 943. f. 944. a.


167 Antonius nennte sich den jungen Bachus / that ihm alles nach. Plutarch. p. 944. a. Zu Ephesus hielt er mit Bachen und Satyren / wie Bachus einen prächtigen Einzug. Plut. p. 926. a. worüber sich nicht zu wundern; Sintemahl auch der grosse Alexander eben dis gethan. Welchen Aufzug Curtius l. 9. c. 10. n. 24. seqq. Diodor. Sicul. 17. 106. Plutarch. Orat. l. 15. des Bachus selbst aber Diodor. Sicul. 4. 3. beschreibet. Eben so ist Mithridates, Antigonus aufgezogen.Schott. Obs. hist. 3. 3. wie auch C. Marius. Valer. Maxim. 3. 6. 6. Keinen prächtigern Bachus-Aufzug aber hat niemand gehalten / als Ptolemaus in Egypten. Athenæus l. 5. 7.


168 Ein Egyptischer Wahrsager sagte dem Antonius: daß sein Gelücke von des jungen Augusti verdüstert würde. Rieth ihm auch / daß er sich von ihm entfernete. Denn des Antonii Geist scheuete sich für jenem /und ginge bey seiner Näherung gantz gebückt. Maßen denn auch Augustus im Looß / im Bretspiele stets /und seine Hahne und Wachteln des Antonii allemahl obsiegten. Plutarch. d.l.p. 930. d.e.


169 Das sieben Stadien von Alexandria entlegene Eyland Pharos / haben die Ptolomeer ans feste Land zu hengen sich bemühet / Cleopatra aber hat diesen Bau vollendet. Cæsar. l. 3. de bell. civ. p. 684. Tzezes & Ammian. Marcell. Den darauf stehenden 300. Ellen hohen Leuchte-Thurm / welcher im Umb-Creisse so weit als eine Egyptische Pyramis gewest / und den man hundert tausend Schritte weit im Meer sehen[181] können / hat Ptolomeus Philadelphus durch den Sostratus zu einem Wunder der Welt / erbauen lassen. Das seltzamste aber ist / daß er auf vier gläsernen Krebsen gestanden haben sol; wie Jacob Hofman. in Lexic. universal. aus einem alten M.S. erweiset / aber vernünftig darfür hält: daß diese Krebse aus einem Mohrischen oder Memphitischen Marmel / der dem Glase nicht unähnlich ist / gemacht sein müsten.


170 Das sieben Stadien von Alexandria entlegene Eyland Pharos / haben die Ptolomeer ans feste Land zu hengen sich bemühet / Cleopatra aber hat diesen Bau vollendet. Cæsar. l. 3. de bell. civ. p. 684. Tzezes & Ammian. Marcell. Den darauf stehenden 300. Ellen hohen Leuchte-Thurm / welcher im Umb-Creisse so weit als eine Egyptische Pyramis gewest / und den man hundert tausend Schritte weit im Meer sehen können / hat Ptolomeus Philadelphus durch den Sostratus zu einem Wunder der Welt / erbauen lassen. Das seltzamste aber ist / daß er auf vier gläsernen Krebsen gestanden haben sol; wie Jacob Hofman. in Lexic. universal. aus einem alten M.S. erweiset / aber vernünftig darfür hält: daß diese Krebse aus einem Mohrischen oder Memphitischen Marmel / der dem Glase nicht unähnlich ist / gemacht sein müsten.


171 Wir haben bey den Geschichtschreibern unterschidene Exempel / daß bey letzter Verzweifelung die Herren sich ihre Knechte oder Freygelassene haben hinrichten lassen. Also muste Pindarus C. Cassium aus des siegenden Julii Cæsaris Händen erretten.Valer. Max. lib. 6. c. 2. n. 4. Ita Nero ferrum jugulo adegit juvante Epaphrodito, Svet. in vit. Neron. c. 49. Worbey er dieses lächerliche von ihm erzehlet:Modo Sporum hortabatur, ut lamentari ac plangere inciperet: modo orabat, ut se aliquis ad mortem capessendam Exemplo juvaret. Besiehe ihn auch daselbst c. 47. am Ende.


172 Die Römer pflegten nicht alleine dieselben Schwerdter oder Dolche / damit etwas denckwürdiges vollbracht war / oder damit sie was zu vollbringen meinten / den Göttern zu widmen / wie Vitellius den Dolch / darmit sich Otho erstochen / dem Marti. Sveton. in Vitell. c. 10. Nero den Dolch des Scevini Jovi Vindici. Tacit. 15. Anm. c. 74. Sondern auch dieselben / wormit sie sich selbst umbbringen wolten. Sic Caligula tres gladios in necem suam præparatos Marti Ultori consecravit. Sveton. in Calig. cap. 24.


173 Also meldet von dem Begräbnüsse Keysers Othonis Tacit. lib. 2. Hist. cap. 49. Quidam militum juxta Rogum interfecêre se non noxâ neque ob metum sed æmulatione decoris & caritate Principis ac posteà promiscuè Bedriaci, Placentiæ aliisque in Castris celebratum id genus mortis. Ebenfals hat auch bey der Agrippinen Holtzstoß ihr FreygelaßnerMnester sich erstochen. Tacit. 14. Ann. cap. 9. Diese allhier erzehlte Treue des Eros, beschreibet Plut. in Vit. Ant. p. 951. d. Dio. lib. 57. p. 276. Gleichergestalt erzehlt Hornius Arcâ Noæ. p. 490. von den Mexicanern. Cum Rege vel Satrapâ Captivi, Sacerdos ejus & alii familiares interemti, ad novam in alterô Mundô Familiam condendam. Und von andern Americanern p. 499. 500. 508. Regum & optimatum Animæ immortales, cæterorum cum Corporibus interire creditum est. Cum mortuis, maximè optimatibus aqua, panis, sella, arma, Fœminarum & Famulorum pretiosissima quæque & dilectissima tumulata. Et ut eo libentiùs se vivos cum Dominis tumulari paterentur, Vulgo persvasum suit: talium quoque Animas propter fidem in Dominos, immortales evadere & ad perpetuas delicias in amæna Vireta pervenire. Ubi edendo, bibendo, ludis ac Choreis omne ævum tererent. Si lactantem contingeret Matrem obire, admotum Uberibus fœtum simul sepeliunt.


174 Unter den Kostbarkeiten Caligulæ werden auch von Sveton. in Calig. c. 37. gerühmt pretiosissimæ Margarithæ aceto liquefactæ. Wiewohl derogleichen kostbare Perlen-Träncke Horat. l. 2. Serm. auch einem Comœdianten des Æsopi Sohne zueignet.


[182] 175 Daß Cleopatra / nachdem sie des Anton Verwundung vernommen / sich wieder lebend gestellt / und auß ihrer Grufft herfür gesehen; Anton aber durch diese Nachricht wieder zu sich selbst kommen / und auf seinen Befehl zur Cleopatra getragen / an denen zu Herauswindung der Steine verhandenen Seilen in die Grufft gelassen / auch auf ihrer Schooß gestorben sey / beschreibt Dio. lib. 51. p. 276.


176 Allerhand Arthen / wohin die Todten gethan worden / erzehlet Cicero lib. 1. Tuscul. quæst. ad fin. Condiunt Ægyptii mortuos & eos domi servant. Persæ etiam Cerâ circumlitos condiunt, ut quam maximè permaneant diuturna Corpora: Magorum mos est, non humare Corpora suorum, nisi â feris sint antea laniata: in Hircaniâ plebs publicos alit canes, optimates domesticos. Nobile autem genus canum illud scimus esse, sed pro suâ facultate parat, à quibus lanietur. Von der Menschen-Fresser und anderer Völcker grausamer Begräbnüs-Arth / besiehe Horn. Arc. Noæ p. 461. 462. 491. Hieher gehöret auch / was von der Poppææ Begräbnüsse Tacitus l. 16. Ann. c. 6. ungewöhnliches erzehlt: Corpus non igni abolitum, sed Regum externorum consvetudine, differtum odoribus conditur, Turnuloque Juliorum infertur.


177 Daß / als Antonius / nachdem er sich den Dolch in die Brust gestochen / und in der Cleopatra Schooß zu sterben zu ihr getragen ward / er ihr / sich mit dem Keyser / wo möglich / zu vereinigen / besonders sich dem Proculejo zu vertrauen / gerathen / wie auch: daß er entweder aus Durst / oder: daß er desto eher sterbe / Wein begehrt / und gebraucht / erzehlt Plutarch. d.l.p. 952. a.

Zu der vierdten Abhandlung.

178 Als Antonius ihm den Dolch in die Brust gestossen / und halb tod zur Cleopatra getragen ward / ertappte einer seiner Trabanten Dercetæus den blutigen Dolch / flohe zum Augusto, entdeckte selbten und erzehlte zum ersten des Antonii Unfall. Plutarch. d.l. 952. b.


179 Daß August über dem Tode des Anton bitterlich geweinet habe / berichtet Plutarch. p. 952. b. Also hat auch Julius Cæsar, als man seines Feindes des grossen Pompeji Haupt zu ihm bracht / geweinet. Woher gehöret der schöne Orth aus dem Lucano:


[183]

Non primo Cæsar damnavit munera visu,

Avertitque Oculos, Vultus, dum crederet, hæsit,

Utque fidem vidit sceleris, tutumque puiavit

Jam bonus esse Socer: lacrymas non sponte cadentes

Effudit, gemitusque expressit pectore læto;

Non aliter manifesta putans abscondere mentis

Gaudia, quam lacrymis –


Tacitus lib. 2. Annal. cap. 77. erzehlet vom Tiberio und der Käyserin: Periisse Germanicum nulli jactantius mœrent, quam qui maximè lætantur. Und von dem dem Othoni heuchelnden Rathe meldet er: lib. 1. Hist. c. 45. quantoque mâgis falsa erant, quæ fiebant, tanto plura facere.


180 Isidorus: Fertur, quod Masculus Ore inserto, Viperæ femen exspuat. Illa autem voluptate Libidinis in rabiem versa Caput Maris ore receptum præcidit. Und Prudentius in Hamartigen. Pœm. 1. v. 588.


moriturum obscæna Maritum

Ore sitit patulo: caput inserit ille trilingve

Conjugis in fauces, atque oscula fervidus intrat,

Insinuans Oris coitu genitale Venenum

Nupta, Voluptalis vi saucia, mordicus haustum

Frangit Amatoris blanda inter fœdera guttur.


Diese Getichte von der Natter berichtet auch Herodot. l. 3. c. 109. Nicander Θεριακῶν v. 130. Plin. l. 10. c. 62. Galen. de Theriac. c. 9. Alleine Eustathius in Hexaëmer. p. 43. meldet: daß die Natter durch Abbeissung des Geburts-Gliedes das Männlein tödte:Φασὶ δὲ τὴν ἔχιδναν Διὰ στόματος τοῦ Ἄῤῥενος τὴν γονὴν δέχεσθαι, καὶ συναποκόπτειν τοῖς ὄδουσι αὐτὸ τὸ μόριον καὶ ἀποκτόνειν αὐτόν.


181 Ob wol die Römischen Käyser anfänglich gar den Nahmen eines Herren anzunehmen / sich geweigert /dahero Tacit. lib. 2. Ann. c. 87. vom Tiberio meldet:Neque tamen ob ea Parentis Patriæ delatum & antea Vocabulum adsumsit: acerbeque increpuit eos, qui divinas Occupationes ipsumque Dominum dixerant. Welches auch vorher Augustus gethan / qui Domini appellationem, ut maledictum & opprobrium semper exhorruit. Sveton. in Octav. c. 23. So haben sie sich doch hernachmals selbs t Herren der Welt genennet. Dahero Antoninus in l. 9. ff. de L. Rhodiâ von sich schreibt: Ἐγὼ μὲν τοῦ Κόσμου Κύριος. Mons. Spon. im ersten Theile seines Reyse-Buches p. 396. setzt eine zu Thyatire gefundene Uberschrifft / welche den Käyser Caracalla Τὸν γῆς καὶ Θαλάσσης δεσπότην heisset. Also nennet sich nicht nur der grosse Mogol Seer scha Shaholam das ist einen König der Welt / sondern die Könige in Tzina schreiben sich auch noch einen Herren der Welt / und Sohn des Himmels / wie auch der König der Navatlacker einen König der Könige / des Himmels und der Erden. Horn. Arca Noæ. p. 416. 445. 477.


[184] 182 Mit dem Hector und Hannibal ist Troja und Carthago gestanden / und gefallen. Dahero Senec. in Troad. v. 123.


Columen Patriæ, mora fatorum

Tu præsidium Phrygibus fessis.

Tu murus eras; humerisque tuis

Stetit illa decem fulta per annos,

Tecum cecidit. Summusque dies

Hectoris idem Patriæque fuit.


183 Als Julius Cæsar die Cleopatra wider ihren Bruder Ptolomæum ins König-Reich einsätzte / ward er unversehens von diesem und denselben / die den grossen Pompejum umbbracht / im Königlichen Schlosse umsessen / aus welcher grossen Gefahr er sich mit geringer Hülffe durch Brand und Schwimmen errettete.Florus lib. 4. cap. 2. n. 58. Hirtius de bell. Alexandr.


184 Daß dieses eine grosse Ehre fey gewest / erhelletex Tacit. lib. 13. Ann. c. 54. ubi Nero Legatos Germanorum Civitate donavit; Noch mehr ex Sveton. Octav. c. 40. Civitatem Romanam parcissimè dedit. Tiberio pro Cliente græco petenti rescripsit. Non aliter se daturum, quam si præsens sibi persuasisset, quam justas petendi caussas haberet. Et Liviæ pro quodam tributario Gallo roganti, civitatem negavit, immunitatem obtulit: affirmans se facilius passurum fisco detrahi aliquid, quam Civitatis Romanæ vulgari honorem.


185 Daß Cleopatra aus gantz Egypten / und zwar auch aus den heiligsten Tempeln alle Schätze in Alcxandria versamlet / und nebst denen Schlangen sich zu tödten / allezeit Feuer selbte zu verbrennen bey der Hand gehabt habe / berichtet Dio. l. 51. p. 277. 279. Ein gleichmässig Exempel hat Diodor. Sicul. lib. 13. von der Stadt Selinunte, da Hannibal alleine der in Tempel versamleten Weiber schonte /aus Beysorge / sie möchten sich mit ihren Schätzen darinnen verbrennen.


186 Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 3. c. 6. p. 391. seqq. berichtet aus den Arabern: daß gewisse Schlangen so taub oder so giftig sind / daß sie kein Beschwerer bändigen / noch ihrem Giffte einige Artzney steuren kan; und daß / wenn die Schlangen des Beschwerers Beschwerung entweder nicht hören / oder entgegen singen / er in grosser Gefahr / oder gar in Verterben gerathe.


187 Dio. lib. 50. p. 259. erzehlt: das alle in Cleopatrens Dinsten befindliche Römer ihren Nahmen auf den Schilden getragen.


188 Wie oft sich Hannibal durch geringe Kleider und falsche Haare unkenntlich gemacht / und die Anschläge [185] der Gallier / die Meinungen seines Heeres ausgeforscht / beschreibt Livius l. 22. Polyb. l. 3 c. 78. Vom Julio Cæsare sagt Vellej. Paterc. l. 2. c. 41. magis ministris Sullæ adjutoribusque partium, quam ipso, conquirentibus, eum ad necem, mutatâ veste dissimilemque fortunæ suæ indutus habitum nocte urbe elapsus est. Besiehe Tac. l. 3. c. 59. vom Petilius Cerealis und l. 4. c. 36. vom Vocula.


189 Hygin. Fab. 196. Dii in Ægypto, cum Typhonis immanitatem metuerent, Pan jussit eos, ut in feras bestias se converterent, quò facilius eum deciperent. Diodor. lib. 1. sagt: die wilden Thiere / darein sich die Götter für den Riesen verwandelt hetten / würden in Egypten verehret / weil sie in dieser Gestalt ihrer Grausamkeit entkommen weren. Von der Verwandlungs-Art singt Ovid. 10. Metam.


Huc quoque terrigenam venisse Typhöea narrat,

Et se, mentitis superos celasse Figuris.

Duxque gregis, dixit fit Jupiter: unde recurvis

Nunc quoque formatus Libys est in Cornibus Ammon.

Delius in Corvo, proles femeleia Caprô,

Fele foror Phœbi, niveâ, saturnia Vaccâ,

Pisce Venus latuit, Cyllænius Ibidis alis.


Aus dem Nicandro aber erzehlt Antonius Liberalis in Typhone: Apollo habe sich in einen Habicht / Mars in den Fisch Lepidotus, Hercules in ein junges Reh /Vulcanus in einen Ochsen / Latona in eine Spitz-Maus verwandelt.


190 Im obern Egypten befinden sich in dem ThaleVadi gamûs an iedem Berge hundert seltzame Hölen /welche die Könige Pharao noch durch die Israeliten /oder / der Einwohner Meinung nach / keine Menschen sondern Geister in selbige Sandberge gebaut haben sollen. Sonder diese sol kein Reisender die Wunderwercke Egyptens gesehen haben / und etliche derselben sind mit der geheimen Bilderschrifft bemahlt.Vansleb. in der neuen Reise Egyptens p.390. 393. 397.


191 Daß die Raben und Strausse in Egypten gemein /jene auch von den Schiffern gleichsam Allmosen betteln / beyde einsame und unglückliche Vögel sind / ist aus Bochart. Hieroz. tom. 2. lib. 2. c. 10. 11. 14. 15. 16. und Vanslebs Reyse pag. 103. 104. weitläuftig zu sehen; Insonderheit aber erzehlet dieser p. 117 118. merckwürdig: daß die Stadt Cairo vom il Caher nemlich dem Irr-Sterne Mars den Nahmen habe. Denn als der Califfa Meez le din' allà diese bauen wollen / und viel Sternseher zu Beobachtung eines glücklichen Zeichens bey Legung ihres Grundes bestellet / sol eine Rabe sich auf die zu dem Ende umb den Platz gezogene Schnur gesätzt / und durch Bewegung der daran hangenden Glocken die Bauleute zu Legung des Grundes verleitet haben / gleich als der Mars-Stern in seinem Aufsteigen gewest / daher die Sternseher dazumahl schon wahrgesagt / daß Cairo von [186] einem auß Romanien kommenden / über welches Mars herschet /eingenommen werden würde / welches hernach Sultan Selim wahr gemacht.


192 Daß unterhalb Cairo, welchem Memphis gegenüber gelegen / keine / sondern nur oberhalb Krocodile sich aufhalten / berichtet Vansleb. p. 81. 82. Die Araber ziehen zur Ursache an / theils daß einer ihrer Heyligen Ibrahim il Zughi die Krocodile so weit beschworen / theils daß zu Cairo unter der Seule Mikias, an welcher das Wachsthum des Nilus gemessen wird / ein Talisman verborgen steckte / welches alle dahin-kommende Krocodile tödtete.


193 Diese vom Cambyses gebauete und von der Weiber grossen Brüsten beruffene Stadt / war der Königliche Sitz in Mohrenland / welches itzt die Abyßiner bewohnen. Daß Cæsarion dahin geflohen / aber unterweges ergriffen und getödtet worden / berichtetDio. lib. 51. pag. 279.


194 Die alte und neue Welt ist umb den Ursprung des Nils sehr bekümmert gewest / wie ex Kirch. Oedip. Ægypt. tom. 1. Synt. 1. c. 7. zu sehen / allwo er des bey dessen zwey Brunnen in 1618. Jahr persönlich gewesenen Jesuiten Petri Pais Beschreibung beysätzet. Welcher zimlich beystimmet / jedoch noch unterschiedenes beysätzet die Erzehlung des Jesuiten P. Telles beym Vansleb. in der Reyse Egyptens pag. 44. 45. von welchen aber Isaacus Vossius de origine Nili c. 5. weit abschreitet. Sonst berichtet Vansleb. pag. 182. daß / ob man wol das Nil-Wasser für das füsseste in der Welt hielte / doch daraus das weisseste und vollkommenste Saltz / welches den Geruch und Geschmack der Veilgen hätte / gemacht würde; indem die Sonne es in fünff Tagen durch Austrocknung darein verwandelte. Jedoch berichtet er p. 231. daß beyMakas in Egypten ein grosser und tieffer Brunn sey /welcher leichter und süsser Wasser / als der Nil /habe / daher auch einige meinen: Er habe den Ursprung aus dem Nil / andere aber und darunter die Mahumedisten selbst glauben: daß unser Heyland sich darinnen gewaschen / und ihm diese Gütte zugeeignet habe.


195 Diese den Römern wenig holde Königin fiel sieben oder acht Jahr nach Eroberung Egyptens den Römern ein / und drang biß zur Elephanten-Stadt. C. Petronius aber trieb sie zurücke / verfolgte sie in Mohrenland / und zwang nach Eroberung der Stadt Tanape Candacen einen Frieden ab. Dio. lib. 54. p. 321.


196 Es wird nicht allein ins gemein geglaubt / daß die Abyßinischen Könige den Nil von Egypten ableiten können / sondern Vansleb. p. 60. 61. suchet es auch dadurch zu behaupten: daß der Mohren-König DavidConstantin dem Könige in Egypten Abu Seid Barcuk in einem Schreiben den Nil abzuleiten / und alle Egyptier durch Durst zu tödten dreuet / da er seine Brüder [187] der die Copten / welches die ältesten Einwohner Egyptens sind / übel zu verhalten / nicht aufhören würde / ja die Abyßiner sollen zur Zeit des Califfa Mostansir diesen Fluß auch von Egypten würcklich abgewendet / und den Califfa gezwungen haben / den Patriarchen mit grossen Geschencken in Mohrenland zu schicken / und zu bitten / daß der gemachte Tamm eröffnet werden möchte.


197 Daß die Scorpione aus Krocodilen / wie die Wespen aus Pferden / Binen aus Ochsen gezeugt werden /führet Bochart. tom. 2. Hieroz l. 4. c. 13. p. 543. 344. aus.


198 Dieses künstliche Nest der klugen Papagoyen beschreibt Aldrovand. lib. 11. Ornitholog. c. 1. p. mihi 652. 653. Und der Sinnreiche Saavedra. Symb. 79. wehret es in dem Verstande / wie hier Cæsarion an: Psittacus avis est admodum sincera & candida, quod magnorum Ingeniorum est proprium. Attamen candor illius decipi se non sinit, quin potius tempori, dolos novit antevertere, adeò ut serpentis, animalis etiam astutissimi & maxime prudentis illudat artes: nam, ut ab insidiis illius nidum suum tueatur, mirabili sagacitate eum ex altissimis & tenuissimis arborum ramis suspendit, ut si forte per illos serpens tentarit adrepere ad enecandos pullos, suomet pondere deorsum decidat. Ita decet artem arte, Consilium Consilio illudere.


199 Augustus schickte den Proculejus zu Cleopatren /mit Befehl sich zu bemühen: daß er sie lebendig in seine Hände bekäme. Denn er hatte Sorge für Verbrennung ihrer Schätze / und dachte sie im Siegsgepränge einzuführen. Sie aber wolte mit dem Proculejus in der Nähe nicht reden / sondern bey verschlossener Thüre aus ihrem Gebäue herab. Da sie denn für ihre Kinder umb Egypten bath / Proculejus sie aber alles gutten vertröstete. Nach ihm ward Gallus zu Cleopatren geschickt / Proculejus aber stieg auf einer Leiter zum Fenster hinein / worauf die Weiber den Anton hinauf gezogen hatten. Als nun das eine Weib schrie: Armselige Cleopatra / du kommst lebendig in der Feinde Gewalt / wolte sie sich erstechen. Proculejus aber fuhr mit beyden Händen zu / und sagte: du thust dir und dem Käyser unrecht / daß du ihn hinderst dir Gnade zu erweisen / wormit er ihr denn das Messer außrieß / und die Kleider wegen etwa verborgenen Gifftes durchsuchte. Dem Epaphroditus aber befahl der Keyser / sie aufs fleissigste zu beobachten /und aufs gelindeste mit ihr zu verfahren. Plutarch. in Ant. p. 952. c.d.e.


200 Wie Proculejus beym Plutarcho, also redet beym Tac. l. 3. Ann. c. 50. Manius Lepidus: sæpe audivi Principem nostrum conquerentem, si quis sumtâ morte misericordiam ejus prævenisset.


201 Ἀνυποδησία γυμνοποδία, oder die Baarfüssigkeit war in Morgenland ein Zeichen der Demuth und des Betrübnüsses. Samuel 50. v. 30. Esaicæ 20. v. 2. Ezech. 24. v. 17. Daher sagt Josephus l. 2. de bell. Jud. c. 15. von der der bedrängten [188] Juden sich erbarmenden Schwester des Agrippa / Berenicen Γυμνόπους πρὸς τοῦ βήματος ἱκέτευσε τὸν φλῶρον. Sie habe baarfüssig für dem Richter-Stule für sie gebethen. Hegesipp. l. 2. c. 8. Juvenal. Satyr. 6.


202 Den gantzen Innhalt dieser Rede der Cleopatra gegen dem Augusto erzehlet Xiphilin. ex Dion. lib. 51.


203 Dieser war ein verschlagener Freygelassener desAugusti, welcher von diesem zur Cleopatra geschickt ward / umb sie auf seine Seite zu bringen. Als er aber mit Cleopatren mehr als andere Gespräche hielt / und von ihr hochgeehret ward / kam er in Verdacht beymAntonio. Dieser ließ ihn steupen / und schickte ihn dem Keyser zurücke / meldende: daß diß wegen seiner Hoffart geschehen / schrieb ihm auch darbey: So esAugustus übel empfinde / hätte er auch seinen Freygelassenen Hipparchum bey sich / dem möchte er dergleichen thun. Plutarch. in vit. Anton. p. 950. b. Vermuthlich ist es eben der / welchen Dio. lib. 51. Thyrsus nennt.


204 Von diesem Schatze meldet Sveton. in Octav. c. 41. Invectâ urbi Alexandrino triumpho regiâ gazâ, tantam copiam nummariæ rei efficit, ut fœnore diminuto plurimum agrorum pretiis accesserit. Paul Orosius: ut duplicia rerum venalium pretia statuerentur.


205 Von Cleopatra erzehlet Plutarch. ibid. p. 927. a.b. Sie sey auf dem Flusse Cydnus dem Antonio in einem vergoldeten Schiffe mit Purpernen Segeln / und silbernen Rudern / begleitet von allerhand Seiten-Spiele entgegen geschifft: sie aber habe unter einem Goldgestickten Gezelte in der Gestalt / wie die Venus gemahlt wird / gelegen. Umb sie herumb hetten Knaben wie Cupidines ihr Lufft zugefachet. Ihre Dienerinnen hätten wie die Wasser-Nimfen und Gratien bekleidet / rudern helffen / am Rande aber were aller hand wohlrichend Rauchwerck angezündet worden. Das an dem Ufer häuffig sie begleitende Volck aber habe vorgegeben: es ziehe die Venus zu dem Bacho der Wohlfahrt Asiens halber zu Gaste.


206 Daß diese nur eine Spanne oder zwölff quer Finger breite Schlange mit ihren Augen / Athem oder Zischen / auf einen Bogen-Schuß weit / Menschen /Thiere / Stauden / ja so gar andere Schlangen tödte /beweiset Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 3. c. 9.


207 Bey diesen Worten ist anzumercken würdig / daß Eduard der dritte / König in Engelland / als einsmals der Gräfin von Salisberick Nahmens Adelheide / unter dem Tantz ein blaues Knieband sich auflößte / und auf die Erde hing / ihr selbst solches mit den Händen aufgehoben. Nachdem aber die Anwesenden darüber lachten / und die Gräfin schamroth ward / fing der König eben diese Worte überlaut an: Honni soit, qui mal y pense. Hierbey meldende: daß gar bald [189] dieselben / so dieses Band verlachten / es mit grosser Ehrerbittung zu empfangen begehren würden. Massen er auch hierauf im Jahr 1351. den berühmten Orden de la Jartiere oder des Kniebandes gestifftet. Limnæus de jur. publ. lib. 6. c. 2. n. 25. 26.


208 Hirten und Schäffer und bey den Egyptiern ein Greuel gewest. Genes. 46. in fin. Die Ursache ist gewest / daß ihre Götter Thiere waren / nicht daß die Egyptier ausser dem Schaf-Fleische / von keinem solten gessen haben / Selden. de Diis Syr. Syntagm. 1. c. 4. p. 153. Eine viel glaubhaftere Ursache aber gibtBochart. in Phaleg. part. 2. lib. 1. c. 4. p. 374. nemlich: daß die in Egypten eingenisteten sechs Phœnicische Hirten-Könige darinnen so übel gehaußt haben. Noch viel verhaßter aber waren bey den Juden die Tauben-Krämer. Selden. Synt. 2. c. 3. p. 277.


209 Hieher gehört der schöne Orth aus des Senec. Hippol. v. 510.


Non in recessu furta & obscuro improbus

Quærit cubili, seque multiplici timens

Domo recondit: æthera ac lucem petit.

Et Teste Cœlo vivit.


Ein denckwürdiges Exempel der oft furchtsam veränderten Ruh-Stätte hat uns am Jugurtha Salust. in Bell. Jugurth. cap. 72. und vor weniger Zeit Engelland an dem Protector Cromwell fürgestellt.


210 Dieses war bey den Alten eine berühmte Schmincke. Salmas. in Solin. p. 1148. a.


211 Wie itzo die Haare weiß / also wurden sie von dem Römischen Frauenzimmer roth angefärbet. Dahero Valer. lib. 2. c. 1. summâ diligentiâ capillos cinere rutilabant. Endlich kaufften sie auch gar von den Deutschen röthliche Haare / und setzten sie / wie itzo noch gar gemein / auf. Dahero Ovid. ad puellam:


Jam tibi captivos mittet Germania crines

Culta triumphatæ munere gentis eris.


Die Deutschen und Gallier wurden ihrer gelben Haare halber םינדור und τὰ ξανθὰ ἔθνη genennt. Horn. Arc. Noæ. p. 38. & 124.

Zu der fünfften Abhandlung.

212 Alles dieses thaten die Egyptier bey ihren Leichbegängnüssen. Wie ex Herodoto Kircher. tom. 3. Oedip. Synt. 13. c. 5. §. 1. anmerckt. Quensted de Sepult. Veter. c. 5. p. 75.


[190] 213 Alles dieses thaten die Egyptier bey ihren Leichbegängnüssen. Wie ex Herodoto Kircher. tom. 3. Oedip. Synt. 13. c. 5. §. 1. anmerckt. Quensted de Sepult. Veter. c. 5. p. 75.


214 Plin. lib. 16. c. 11. Primus sudor aquæ fluit canali, hoc in Syria Cedrium vocatur, cui tanta vis est, ut in Ægypto Corpora hominum defunctorum eô perfusa serventur. Et lib. 24. c. 5. Cedri succus, ex ea quomodo fieret, diximus magni ad lumina usus, ni capiti dolorem inferret, defuncta Corpora incorrupta ævis servat, viventia corrumpit, mir a differentia, cum vitam aufferat, spirantibus defunctisque pro vitâ sit. Von der Arth der Egyptier ihre Leichen einzubalsamiren besiehe ausführlich la Description des Pyramides, de Jean Greaves. p. 2. 3. 4. 5.


215 Auf den Holtzstössen oder den Altären der Verstorbenen wurden den Leichen die vor von ihren Freunden (worvon aber die Kinder durch das Mævische Gesätze außgeschlossen waren) zugedrückte Augen wieder eröffnet. Und von dem unter-irrdischen Mercur ward geglaubt / daß er die Todten des Gesichts beraube. Guther. de jur. Manium. lib. 1. c. 13.


216 Titus Livius Burratini berichtet beym Kircher d. tom. 3. Synt. 13. c. 4. p. 400. daß in etlichen Mumien noch güldene Bleche / zwey und drey Ducaten schwer / gefunden würden. Dieses sol ein für den Todten-Schiffer Charon bestimmtes Fahrgeld gewesen sein. Guther. de Jur. Man. lib. 1. c. 17. p. 104. Bey den Römern aber war in XII. Tabb. Lex XCVII. von den Begräbnüssen: NE AURUM ADDITO. und L. XLVIII. QUO AURO DENTES VINCTI SIENT, ASTIM CUM ILLE SEPELIRE UREREVE SINE FRAU DE ESTO. In Indien wird an gewissen Orten den Leichen eine Perle unter die Zunge gesteckt. La Motte tom. 10. p. 189.


217 Hiervon besiehe Kircher. d. Synt. 13. c. 5. §. 3. p. 420. seqq.


218 Augustin. lib. 9. de Civ. Dei c. 11. fasset der Heyden Meinung kurtz zusammen: Animas hominum Dæmones esse, & ex hominibus fieri lares, si mortui boni sint: Lemures s. Larvas, si mali. Manes autem, cum incertum est, bonorum eos s. malorum esse Meritorum. Hiervon handelt außführlich Guther. d.l. 2. c. 16. p. 276. seq.


219 Daß der Alten Gräber mit der Verstorbenen Waffen und Wappen außgeputzt worden / lehrt Guther. l. 2. c. 28. p. 363. In Ißland werden mit dem Verstorbenen gar alle Waffen / Gold und Silber vergraben.Jonas de Islandiâ lib. 2. ad fin.


220 Daß denen Verstorbenen / besonders aber hohen Leuten / welche man zu vergöttern gemeint / Altäre gebauet worden / führet Guther. lib. 2. c. 19. wol aus.


221 Horus, des Osiris, nemlich der würckenden / und der Isis als der empfangenden Natur Sohn / aber vom Typhon ersäufft / und von der Isis wieder lebendig gemacht worden sein. Kircher. tom. 1. Oedip. Synt. 4. c. 13. p. 323.


[191] 222 Daß Cleopatra des Antonius Grab mit Kräntzen und Küssen verehret / hernach gebadet / und prächtig Taffel gehalten habe / berichtet Plut. p. 954. d.


223 Plutarch. p. 952. e.f. erzählt: Daß August mit dem Weltweisen Arius in Alexandria eingezogen / ihn mit der Hand haltende auf einer Bühne die erschrockenen Bürger getröstet / die auf der Erde für ihm liegenden aufstehen heissen / und der Stadt wegen ihres Erbauers / deß grossen Alexanders / ihrer Schönheit und des Arius halber zu schonen versprochen. Gleichwol aber sagt Dio. l. 51. p. 280. daß August von denen Gefangenen / welche wider ihn hatten gehandelt / grosse Straffen erzwungen / denen aber / welche gleich nichts gethan / das achte Theil ihres Vermögens abgenommen habe.


224 Daher ward Isis Μυριώνυμος genennt. Massen denn alle heydnische Götter viel Nahmen hatten. Selden. de Diis Syr. in Prolegom. c. 3. p. 55. 56. daher die Vielheit ihrer Götter biß auf dreißig tausend angewachsen / nach der Lehre des Hesiodi.


Τρὶς γὰρ μύριοί εἰσιν ἐπὶ χθονὶ Πουλυβοτείρῃ

Ἀθάνατοι Ζηνὸς, φύλακες θνητῶν ἀνθρώπων.


Ja nach der Meinung Jamblichi und Trismegisti sol der gantze Himmel und die Lufft mit Göttern angefüllt sein. Psellus lib. de Dæmone.


225 Ein Lustrum Sothiacum vel Caniculare begriff 1461. Tage. Besiehe hiervon Kircher. tom. 2. part. 2. class. 7. c. 2. p. 249. 256.


226 Sen. Troad. v. 1571.


– – – Felix Priamus!

Felix quisquis bello moriens

Omnia secum consumta videt.


Sveton. in Tiber. c. 62.


227 Welcher gestalt die Ptolomeer ihren Stamm vomHercule und Baccho hergeführt / sich selbst aber für Götter verehren lassen / und wie weit der dritte Ptolomeus sein Reich außgebreitet / ist nirgends außführlicher beschrieben / als in einer Grichischen Uberschrifft / welche in Mohrenland an dem Arabischen Seebusem / in der Stadt Adulis / hinter einem Marmernen Stule in einen zugespitzten Stein eingegraben ist. Diese hat Cosmas ein Münch aufgemerckt / und befindet sich im ersten Theile der Anno 1666. zu Paris heraus gegebenen merckwürdigen Reysen / welche / weil sie nicht so gemein ist / und vielen Licht gibt / hieher gesätzet zu werden / wol verdienet:

[192]

Βασιλεὺς μέγας Πτολεμαῖος, υἱὸς Βασιλέως Πτολεμαίου, καὶ Βασιλίσσης Ἀρσινόης, Θεῶν ἀδελφῶν· τῶν Βασιλέων, Πτολεμαίον, καὶ Βασιλίσσης, Βερενίκης, Θεῶν Σωζήρων, ἀπόγονος. Τὰ μὲν ἀπὸ πατρὸς, Ἡρακλέος, Τοῦ Διὸς, τα δὲ ἀπὸ Μητρὸς, Διονύσου τοῦ Διὸς: Παραλαβὼν παρὰ τοῦ Πατρὸς τὴν Βασιλείαν Αἰγύπτου· καὶ Λιβύης· καὶ Συρίας· καὶ Φοινίκης· καὶ Κύπρου· καὶ Λυκίας, καὶ Καρίας· καὶ τῶν Κυκλάδων νήσων· ἐξεστράτευσεν εἰς τὴν Ἀσίαν, μετὰ δυναμέων πεζικῶν, καὶ ἱππικῶν, καὶ ναυτικοῦ στόλου· καὶ ᾽Ελεφάντων Τρωγλοδυτικῶν, καὶ Αἰθιωπικῶν, οὕς ὅ τε πατὴρ αὐτοῦ, καὶ αὐτὸς πρῶτος, ἐκ τῶν χωρῶν τούτων ἐθήρευσαν, καὶ καταγαγόντες εἰς Αἴγυπτον, κατεσκεύασαν πρὸς τὴν πτολεμαϊκὴν χρείαν. Κυριεύσας δὲ τῆς τε, ἐντὸς Εὐφράτον, Χῶρας πάσης· τῆς τε Κιλικίας· καὶ Παμφιλίας, καὶ ᾽Ιωνίας· καὶ τοῦ Ἑλλησπόντου· καὶ θράκης. καὶ τῶν Δυναμέων τῶν ἐνταῖς χώραις ταύταις πασῶν· καὶ Ἐλεφάντων Ἰνδικῶν· Καὶ τοὺς Μονάρχους τοὺς ἐν τοῖς τόποις πάντας ὑπηκόους καταστήσας, διέβη τὸν Εὐφράτην ποταμὸν, καὶ τὴν Μεσοποταμίαν· καὶ Βαβυλωνίαν· καὶ Σουσιάνην· καὶ Περσίδα· καὶ Μηδείαν· καὶ τὴν λοιπὴν πᾶσαν, ἕως Βακτριανῆς, ὑπ᾽ αὐτὸν ποιησάμενος· Καὶ ἀναζητήσας, ὅσα ὑπὸ τῶν Περσῶν ἱερὰ ἐξ Αἰγύπτου ἐξήχθη, καὶ ἀνακομίσας, μετὰ τῆς ἄλλης γάζης, τῆν ἀπὸ τῶν τόπων, εἰς Αἴγυπτον, δυνάμεις ἀπέστειλε, Διὰ τῶν ὀρυχθέντων ποταμῶν.


Μεθ᾽ ἅ ὰνδρειώσας, τὰ μὲν ἔγγιστα τοῦ Βασιλείου μου ἔθνη εἰρηνεύεσϑαι κελεύσας, ἐπολέμησα καὶ ὑπέταξα μάχαις τὰ ὑπογεγραμμένα ἔθνη· Τάζη ἔθνη ἐπολέμησα· ἔπειτα Ἀγάμη καὶ Σιγύην ἐνίκησα· τὴν ἡμίσειαν τῶν, παρ᾽ αὐτῶς, πάντων, καὶ αὐτῶν ἐμερισάμην· Ἄνα, καὶ Τιαμῶ, τοὺς λεγομένους Τζιαμῶ, καὶ τοὺς γαμβελὰ. καὶ τὰ ἐγγὺς αὐτῶν Λέγει ἔθνη· τὰ πέραν τοῦ Νείλου· καὶ Ξιγγαβήνε· καὶ Ἀγγαβέ· καὶ Τιαμά· καὶ Ἀθαγαωύς· καὶ Καλαά· καὶ Σεμῆναι· ἔθνος πέραν τοῦ Νείλου ἐν δυσβάτοις καὶ χιονώδεσιν ὄρεσιν οἰκοῦντας, ἐν οἷς, Διὰ παντὸς, νιφετοὶ, καὶ κρύη, καὶ χιόνες βαθύτατοι· ὡς μέχρι γόνατος καταδύνειν ἄνδρα· τὸν ποταμὸν Διαβὰς, ὑπέταξα. Ἔπειτα Λάσινε· καὶ Ζαά καὶ Ὑαβαλά· οἰκοῦντας παρ᾽ ὄρεσι θερμῶν ὑδάτων βλύζουσι, καὶ καταῤῥύτοις· Ἀταλμῶ καὶ Βέγα· καὶ τὰ σὺν αὐτοῖς ἔθνη πάντα· Ταγγαΐτας· τοὺς μέχρι τῶν τῆς Αἰγύπτου ὀρίων οἰκοῦντας, ὑποτάξας, πεζεύεσϑαι ἐποίησα τὴν ὁδὸν, ἀπὸ τῶν τῆς ἐμῆς Βασιλείας τόπων μέχρις Αἰγύπτου. Ἔπειτα Ανίνε· καὶ Μέτινε, ἐν ἀποκρήμνοις οἰκοῦντας ὄρεσι· Σεβέα ἔθνον, ἐπολέμησα· οὓ, καὶ μέγιστον καὶ δυσβατώτατον ὄρος ἀνελθόντας, περιφρουρήσας κατήγαγον. Καὶ ἐξελεξάμην ἐμαυτῷ τοῦς τε νέους αὐτῶν, καὶ γυναῖκας, καὶ παῖδας, καὶ παρθένους, καὶ πᾶσαν τὴν ὑπάρχουσαν αὐτοῖς κτῆσιν. Ῥαυσῶν ἔθνη μεσόγεια Λιβανωτοφόρων Βαρβάρων· οἰκοῦντας ἐντὸς πεδίων μεγίστων ἀνύδρων· καὶ Σωλάτε ἔθνος ὑπέταξα· Οἷς καὶ τοὺς Αἰγιαλοὺς τῆς θαλάσσης φυλάσσειν ἐκέλευσα. Ταῦτα δὲ πάντα τὰ ἔθνη, ὄρεσιν ἰσχυροῖς πεφρουρημένα, αὐτὸς ἐγὼ ἐν ταῖς μάχαις παρὼν, νικήσας καὶ ὑποτάξας, ἐχαρισάμην αὐτοῖς πάσας τὰς χώρας ἐπὶ Φόροις, ἄλλα δὲ πλεῖστα ἔθνη ἕκοντα ὑπετάγη μοι ἐπὶ Φόροις· Καὶ, πέραν δὲ τῆς ἐρυθρᾶς θαλάσσης οἰκοῦντας Ἀραβίτας, καὶ κιναιδοκολπήτας, στράτευμα ναυτικὸν καὶ πεζικὸν Διαπεμψάμενος, καὶ ὑποτάξας αὐτῶν τοὺς Βασιλέας, Φόρους τῆς γῆς τελεῖν [193] ἐκέλευσα, καὶ ὁδεύεσϑαι μετ᾽ εἰρήνης, καὶ πλέεϑαι· Ἀπό τε Λευκῆς κόμης, ἕως τῆς Σαβέων χώρας, ἐπολέμησα· Πάντα δὲ ταῦτα ἔθνη, πρῶτος καὶ μόνος Βασιλέων, τῶν πρὸ ἐμοῦ, ὐπέταξα· Δι᾽ ἥν ἐγὼ, τὸν μέγιστον Θεὸν μου, Ἄρην εὐχαριστίαν· ὅς με καὶ ἐγέννησε. Δι᾽ οὖν πάντα τὰ ὁμοροῦντα τῇ ἐμῇ γῇ, ἀπὸ μὲν ἀνατολῆς, μέχρι τῆς Λιβανωτοφόρου, ἀπὸ δὲ δύσεως, μέχρι τῶν τῆς Αἰθοιπίας, καὶ Σάσου τόπων, ὑπ᾽ ἐμαυτὸν ἐποίησα· ἅ μὲν αὐτὸς ἐγὼ ἐλθὼν, καὶ νικήσας, ἅ δὲ Διαπεμπόμενος· Καὶ ἐν Εἰρήνῃ καταστήσας πάντα, τὸν ὑπ᾽ ἐποὶ πόσμον, κατῆλθον εἰς τὴν Ἀδούλην, τῶ Θιῒ, καὶ τῷ Ἄρει, καὶ τῷ Ποσειδῶνι, θυσιάσαι, ὑπὲρ τῶν πλοϊζομένων. Ἀθροίσας δὲ μου τὰ στρατεύματα, και ὑφ᾽ ἕν ποιήσας, ἐπὶ τούτῳ τῷ τόπῳ καθίσας, τὸν δὲ τὸν δίφρον παραθήκην τῷ Ἄρει ἐποίησα. Ἔτει τῆς ἐμῆς Βασιλείας εἰκοστῷ ἑβδόμῳ.


228 Plutarchus in Vita Antonii p.m. 954. b. berichtet: daß damals unter Augusti Freunden ein junger Römer Cornelius Dolabella gewest / welcher sich in Cleopatren verliebt / und daher ihr heimlich zu wissen gemacht; daß der Käyser in drey Tagen sich nach Syrien aufmachen / sie aber mit den Kindern in Italien schicken wolle.


229 Daß die Steinigung der Grabmaale / wenn selbte mit bösen Wüntschen begleitet worden / eine grosse Beschimpfung gewest / ist ex Propertii l. 4. Eleg. 5. zu sehen:


Quisquis amas scabris hoc bustum cædito Saxis,

mistaque cum Saxis adjice Verba mala.


Ohne Fluch aber waren die auf die Gräber geschehenden Steinwürffe Zeichen des Mitleidens und der Andacht / daher Petronius: Præteriens aliquis tralatitiâ humanitate lapidabit. Durch welche doch sonst die Bilder der Götter und Menschen / ja auch die Tempel aufs ärgste beschimpft wurden. Tacit. 1. Hist. 55. Svet. in Calig. c. 5. Spartian. in Didio Julian. c. 4.


230 Diß war Epaphroditus / welchen Augustus ihr /auf all ihr Beginnen acht zu haben / an die Seite gesätzt hatte. Diesen aber schickte Cleopatra mit diesem Briefe zum Käyser / und tödtete sich in seinem Abseyn. Dio lib. 51. p. 278.


231 Strada de Bell. Belg. dec. 1. lib. 7. p.m. 316. Dum plectuntur Capita, blandè Corpus haberi & consopiri debet, ne si se commoveat, agitatione sui facile ictus â capite declinetur.


232 Daß in Egyptcn ein neun Ellen langes Bild des Osiris oder Serapis von Schmaragd vorhanden gewest sey / berichtet aus dem Apion. Kirch. Oedip. tom. 2. part. 2. class. 7. c. 2. p. 253.


233 Es ist fast aller Geschichtschreiber einhellige Meinung: daß / als Cleopatra gesehen: sie würde den August durch die Liebe nicht so / wie die andern fangen / und er wolte sie nach Rom schicken / habe aie ihr in einem Korbe unter [194] grossen Feigen eine Schlange / so von Grichen Ἀσπίς und ὕπναλις, von Ebreern und Arabern העפא (wie Bochart. tom. 2. lib. 3. c. 1. p. 358. lehret) genennet wird / zutragen / hernach sich selbte stechen lassen. Plutarch. d.l. p. 954. fol. 464. wiewohl auch unterschiedene der Meinung sind: daß sie sich mit einer vergifteten Haar-Nadel in den Arm gestochen. Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p.m. 63. Sonst berichtet VVolf Franzius in hist. Anim. l. 4. c. 2. daß dieser Schlange Stich nur als ein kaum sichtbarer Nadelstich sey / aber tödlich und unheilbar / also daß ein Mensch geschwind hierauf sterbe / massen denn Cleopatra zu vorher mit Fleiß an den Verdamten allerhand Arthen des Todes versuchet / und diese für die leichteste und geschwindeste erfunden auch erkieset. Plutarch. p. 949. d. Ja er meldet: daß ob zwar diese Schlange sehr giftig und schädlich sey / sie dennoch in Egypten also gekirret werde / daß die Kinder damit in Gebauern spielen / und zu den Lockenden kommen. Ælian. lib. 17. c. 5. Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 3. c. 5. p. 382. Wider dis sol eine kräftige Artzney Eßig sein / massen Plin. lib. 23. cap. 1. erzehlet: daß einer / der Eßig getragen / sey derogestalt gestochen worden / habe aber nichts gefühlet / biß er den Eßig von sich gethan. l. 8. c. 23. aber meint Plinius: daß wider den Stich dieser Schlange kein ander Mittel als die Abschneidung des gestochenen Gliedes sey.Aristot. l. 8. Hist. c. 29. Ælian. l. 1. c. 54. lib. 6. c. 38. Phil. c. 59. Galen. l. 1. de Theriac. c. 8. hingegen lehren schlechter Dings: daß wider dieses geschwinde und starcke Gifft gar keine Artzney gefunden werde.


234 Dio. lib. 51. p. 278. erzehlet: Es sey dis ein Verschnittener gewest / welcher sich eine Schlange todt stechen lassen / so bald er die Gefangenschafft Cleopatrens vernommen.


235 Ælian. l. 10. c. 31. meldet von diesen Schlangen: daß sie der Frommen schonen / die Bösen aber tödten / weßwegen sie von aller Welt Gerechtigkeit geehrt zu werden / verdienten. Ja Bochart. tom. 2. lib. 3. c. 2. p. 374. erzehlt aus dem Oecumenio: daß eine Natter / welche einen Unschuldigen angefallen / sich selbst zur Straffe ins Feuer gestürtzt hette.


236 Plutarch. in Anton. p. 463. berichtet zwar: die Schlange habe Cleopatren in Arm gestochen. UndPropertius singt von ihrem Bilde:


Brachia spectavi fixis admorsa colubris.


Alleine die Hebräische Historie von dem andern Tempel meldet: Cleopatra habe die Schlange sich auf die Brüste beissen lassen. Bochart. tom. 2. lib. 3. c. 1. p. 358. Massen denn auch die Geschicht-Schreiber in dem mit einander nicht einig sind / wie die Schlange in die Grufft kommen / indem Dio sagt: Sie sey nicht in einem Feigen-Korbe / sondern in einem Wasser-Kruge dahin gebracht worden.


[195] 237 Beydes das Stechen und Beissen wird den Schlangen zugeeignet. Das letztere aber ist eigendlich wahr / dahingegen die Scorpione stechen. Bochart. tom. 2. lib. 3. c. 10. p. 404. Massen denn die Nattern weder in Zähnen / noch im Schwantze noch in der Galle / sondern in zweyen die Zähne deckenden Bläßlein ihr Gifft haben / welche beym Bisse sich öffnen und das Gifft in die Wunde lassen. Francisc. Redi. in seinen Anmerckungen von Nattern.


238 Galenus erzehlt drey Geschlechte dieser Schlangen / χερσάιας, welche mitten im Lande / χελιδονιας, die umb das Ufer des Nilus sich aufhalten / und πτό αδες, welche nicht beissen / sondern durch Anspeiung längsamer tödten. Alle diese aber machen die Sterbenden schläffrig. Daher Ovidius:


Sistraque erant, nunquamque satis quæsitus Osiris

Plenaque somniferis Serpens peregrina venenis.


Solinus aber meldet von den Schlangen: Dipsas siti interficit. Hypnale, quod Somno necat, teste etiam Cleopatrâ, emitur ad mortem. Und Isidor. l. 12. Orig. c. 4. Hypnalis genus aspidis dictæ, quod somnio necat. Hanc sibi Cleopatra apposuit, atque ita morte, quasi somno soluta est. Besiehe Bochart. tom. 2. l. 3. c. 8.


239 Daß Arsinoe Königin in Egypten nach ihrem Tode unter dem Nahmen Veneris Zephyritidis als eine Göttin verehrt worden / führt Spanheim de Præst. & usu Numism. Dissert. 5. p. 408. aus.


240 Tacit. de mor. Germ. c. 14. Pigrum quin imò & iners videtur sudore acquirere, quod sanguine possis parare.


241 Als sich Cleopatra entleibet / sind ihr diese zwey auch also nachgefolgt / und ist Iras schon todt bey den Füssen; Charmium aber halb-todt und schon fallende von den Römern angetroffen worden. Plutarch. all. loc. p.m. 463.


242 Der Selbst-Mord oder die Αὐτοχειρία ist bey allen vernünftigen Völckern verhaßt gewest / Plato. l. 9. de L.L. gibt dieses herrliche Gesätze: Ut qui sibi amicissimum id est se ipsum vita privarit, non Judicio Civitatis, nec tristi vel inevitabili Fortunæ casu coactus nec pudore aliquô extremo compulsus, sed Ignaviâ & formidolosi Animi Imbecillitate, injustè sibi mortem consciverit; Sepulturam habeat solitariam, ubi alius nemo condatur, deindè ut in his locis condatur, quæ de duodecim Regionis partibus, ultima, deserta, innominataque sint: sic obscurus ut neque statua, nec in scripto nomine Sepulchra notentur. Und Aristot. l. 5. Eth. c. 2. Mulctâ eum civitas & Ignominiâ afficit, qui se ipse exanimavit, ut qui Civitatem Injuriâ afficiat. Allwo Andronicus Rhodius anmerckt: daß die Selbst-Mörder gar nicht begraben worden / wie bey den Römern sec. Servium in l. 12. Æn. Cautum fuit in Pontificalibus Libris, ut qui Laqueo vitam finisset, insepultus abjiceretur. Tarquinius Priscus corpora eorum [196] Crucibus spectanda Civibus, fimul & Feris Volucribusque devoranda affigi jussit. Plin. l. 36. c. 15. Gloss. in c. placuit. 33. q. 5. tit. C. de Bon. eor. qui mortem sibi consciver. Bey den Hebreern aber ward nebst verweigerter Beerdigung die rechte Hand noch abgehauen. Wohin gehöret der schöne Orth Egesippi. lib. 3. Hæc non solum moribus hominum, sed etiam legibus interdicta accepimus. Namque alii insepultos projici jubent eos, qui se in ferrum dejecerunt. Dignum est enim ut qui Patris imperium non expectaverunt, priventur quasi quodam Matris gremio, Terræ sepulchro. Alii dextram manum abscindunt defuncti, ut separent â membris sui Corporis quod adversus Corpus suum vesano militavit, furore. Wiewohl nun die Hebreer den Selbst-Mord erlaubet / in dem Falle /wenn einer Gott zu Spotte leben solte / wie Samson, sec. Grot. de jur. bell. & pac. l. 2. c. 19. n. 5. DieStoici auch selbten / wenn man dadurch die Dinstbarkeit / Kranckheit und Unehre / vermeiden wolle / lobten / Sen. Controv. 8. 4. so muste doch zu Rom und Maßilien die Einwilligung des Rathes vorher darüber erlangt werden / sonst ward die Leiche nicht begraben. Quintilian. Declam. 4. Val. Max. l. 2. c. 6.


243 Der Selbst-Mord oder die Αὐτοχειρία ist bey allen vernünftigen Völckern verhaßt gewest / Plato. l. 9. de L.L. gibt dieses herrliche Gesätze: Ut qui sibi amicissimum id est se ipsum vita privarit, non Judicio Civitatis, nec tristi vel inevitabili Fortunæ casu coactus nec pudore aliquô extremo compulsus, sed Ignaviâ & formidolosi Animi Imbecillitate, injustè sibi mortem consciverit; Sepulturam habeat solitariam, ubi alius nemo condatur, deindè ut in his locis condatur, quæ de duodecim Regionis partibus, ultima, deserta, innominataque sint: sic obscurus ut neque statua, nec in scripto nomine Sepulchra notentur. Und Aristot. l. 5. Eth. c. 2. Mulctâ eum civitas & Ignominiâ afficit, qui se ipse exanimavit, ut qui Civitatem Injuriâ afficiat. Allwo Andronicus Rhodius anmerckt: daß die Selbst-Mörder gar nicht begraben worden / wie bey den Römern sec. Servium in l. 12. Æn. Cautum fuit in Pontificalibus Libris, ut qui Laqueo vitam finisset, insepultus abjiceretur. Tarquinius Priscus corpora 1960 Crucibus spectanda Civibus, fimul & Feris Volucribusque devoranda affigi jussit. Plin. l. 36. c. 15. Gloss. in c. placuit. 33. q. 5. tit. C. de Bon. eor. qui mortem sibi consciver. Bey den Hebreern aber ward nebst verweigerter Beerdigung die rechte Hand noch abgehauen. Wohin gehöret der schöne Orth Egesippi. lib. 3. Hæc non solum moribus hominum, sed etiam legibus interdicta accepimus. Namque alii insepultos projici jubent eos, qui se in ferrum dejecerunt. Dignum est enim ut qui Patris imperium non expectaverunt, priventur quasi quodam Matris gremio, Terræ sepulchro. Alii dextram manum abscindunt defuncti, ut separent â membris sui Corporis quod adversus Corpus suum vesano militavit, furore. Wiewohl nun die Hebreer den Selbst-Mord erlaubet / in dem Falle / wenn einer Gott zu Spotte leben solte / wie Samson, sec. Grot. de jur. bell. & pac. l. 2. c. 19. n. 5. Die Stoici auch selbten / wenn man dadurch die Dinstbarkeit /Kranckheit und Unehre / vermeiden wolle / lobten /Sen. Controv. 8. 4. so muste doch zu Rom und Maßilien die Einwilligung des Rathes vorher darüber erlangt werden / sonst ward die Leiche nicht begraben.Quintilian. Declam. 4. Val. Max. l. 2. c. 6.


244 Ob wohl wider die gemeine Arth der Ey legenden Schlangen / die Natter oder Vipera Ζωοτόκος nichtὠοτόκος ist / nemlich kein Ey legt / sondern Jungen gebieret; so lehrt doch Aristot. l. 1. de Gener. Animal. c. 10. lib. 3. Hist. c. 3. & libr. 5. in fin. Theophrast. l. 7. Hist. Plan. c. 14. daß die Nattern inwendig Eyer hecken / aus welchen ihr heraus krichender Brutt hernach gebohren wird. Und Plinius sagt hiervon: Terrestrium Vipera sola intra se parit ova unius Coloris, & mollia, ut Pisces. Sonst zielet dieser Ort eben dahin / wohin Matth. 3. 7. und 12. 34. Luc. 3. 7. gesehen wird / da die Phariseer γεννήματα ἐχιδνῶν genennet werden.


245 Esaiæ. 59. 5. heißt dis eben so viel / als das Böse / was man im Schilde führet zu Wercke richten.Bochart. tom. 2. l. 3. c. 10. n. 4.


246 Sveton. in Aug. c. 17. Antonium juvenem, majorem de duobus Fulviâ genitis simulacro D. Julii, ad quod post multas & irritas preces confugerat, abreptum interemit.


247 Daß die Bilder der Götter und Käyser sichereAsyla und Schutzbilder gewest / ist ex. l. 11. ff. de his qui sui jur. l. 1. ff. de Offic. Præfect. Urb. 4. 4. C. de his qui ad Stat. confug, bekand. Sueton. in Tiber. c. 58. Hæc quoque Capitalia esse: circa Augusti simulacrum servum cecidisse: vestimenta mutasse: nummo vel Annulo Effigiem impressam Latrinæ out Lupanari intulisse. Deßhalben were Macro umbkommen / wenn nicht der Knecht seinen trunckenen Herren den Ring heimlich abgezogen hette. Senec. l. 3. de Benefic. c. 26. Ja Philostratus in Appolloniô erzehlt: daß einer für Gottlose gehalten worden / der seinen Jungen geschlagen / welcher eine silberne Müntze bey sich gehabt / worauf des Tiberius sein Bild gepregt gewest. Wider den Mißbrauch dieserAsylorum aber redet C. Cestius beym Tac. 3. Ann. 36. beweglich: Principes quidem instar [197] Deorum esse: sed neque a Diis, nisi justas supplicum preces audiri, neque quenquam in Capitolium aliave urbis templa perfugere, ut eo Subsidio ad Flagitia utatur. Gylippus beym Diodor. Sicul. l. 13. Qui dolô malô, injustâ alieni Cupiditate in mala hæc inciderunt, ne accusent fortunam, ne supplicium sibi Nomen inponant. Id enim jure hominum illis debetur, quibus innocens est Animus & irata Fortuna.


248 Im Laster verletzter Majestät fand niemand weder in Tempeln / noch bey iemand andern Sicherheit; wie Tac. l. 2. A.c. 29. vom Libo erzählt / daher wundert sich Senec. l. 3. de Irâ. c. 23. daß des Augusti FeindTimagenes von so vielen aufgenommen worden. Hieher gehöret des 310 Philo Rede: Quod si Homicidæ in Templum irrumpere tentaverint, Impunitatis inveniendæ gratiâ, prohibendi sunt. Sin autem jam surrepserunt, edendi sunt ad supplicium, cum hoc Præconio: Hominibus nefariis in Fano jus Asyli non deberi. Pollutos enim ineluibili scelere dignabimur aditu sacrarum ædium? quos nec privata quidem Domus honesti Viri admitteret. Anders aber war es bey den Grichen. Ovid. 5. Met. vom Phineo: Indignum! Scelerato profuit Ara.


249 Im Laster verletzter Majestät fand niemand weder in Tempeln / noch bey iemand andern Sicherheit; wieTac. l. 2. A.c. 29. vom Libo erzählt / daher wundert sich Senec. l. 3. de Irâ. c. 23. daß des Augusti FeindTimagenes von so vielen aufgenommen worden. Hieher gehöret des 310 Philo Rede: Quod si Homicidæ in Templum irrumpere tentaverint, Impunitatis inveniendæ gratiâ, prohibendi sunt. Sin autem jam surrepserunt, edendi sunt ad supplicium, cum hoc Præconio: Hominibus nefariis in Fano jus Asyli non deberi. Pollutos enim ineluibili scelere dignabimur aditu sacrarum ædium? quos nec privata quidem Domus honesti Viri admitteret. Anders aber war es bey den Grichen. Ovid. 5. Met. vom Phineo: Indignum! Scelerato profuit Ara.


250 Psylli sind Völcker im innern Lybien gewesen /der Garamanten Nachbarn / vom Psyllo einem Könige also genennet. Horn. Arc. Noæ p. 56. Diese haben eine Schlangen-tödtende Krafft und verjagenden Geruch bey sich gehabt / also daß sie auch die neugebohrnen Kinder den giftigsten Schlangen vorgeworffen / umb hierdurch ihrer Weiber Keuschheit und ob dis auch ihre wahrhaffte Kinder weren / zu versuchen. Plin. lib. 7. c. 2. Ja es meldet Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. 63. 64. daß die Schlangen gar von dieser Völcker Kleidern verletzet worden / und ob die Schlangen sie zwar gestochen / habe es ihnen doch nichts geschadet. Uberdiß haben sie auch aus denen vergifteten Menschen alles Gift aussaugen können / wenn sie nur nicht schon tod gewest. Daher auch Augustus bey der Cleopatra diese / aber vergebens gebrauchet. Sveton. in Octav. c. 17. Massen auch Plutarch. im Leben Catonis erzehlt: daß dieser / als er durch Lybien gereist /Psyllos mit sich geführt / theils die Schlangenstiche zu heilen / theils die Schlangen durch ihren Gesang einzuschläffern. Von dieser Artzney schreibt Cornel. Celsus in V. denckwürdig: Psyllos non habere scientiam adversus venenum præcipuam, sed audaciam usu ipso confirmatam, qua vulnera exugunt: namque venenum Serpentis non gustu, sed in vulnere nocet: ergo quisquis exemplum Psylli secutus exugerit, & ipse tutus erit, & tuturn hominem præstabit. Gleichergestalt hat Franciscus Redi zu Florentz / ergründet: daß das Gifft der Vipern ohne einigen Schaden könne getruncken werden / und selbtes nur in den Wunden / wenn es mit Blutt vermischt wird / schädlich sey. Welches Cato schon beym Lucano wahrgenommen haben sol.


Noxia Serpentum est admisto Sangvine Pestis

Morsu virus habet, & fatum dente minantur.

Pocula morte carent.


[198]

Journal de Scavans d' Ann. 1666. p. 7. 8. Die Marsen in Italien / und die Ophiageni haben eben die Eigenschafft wie die Psyllen gehabt; Bochart. tom. 2. l. 3. c. 6. p. 394. Arnob. l. 2. contr. gent. Von denen Virginianern erzehlt auch Horn. in Arca Noæ p. 473. daß ihre Aertzte die Kranckheiten durch Außsaugung heilen.


251 Plutarch. p. 953. e. 954. erzehlt: Als Cleopatra dem August das Verzeichnüs über ihre Schätze eingehändigt / habe sie ihr Rent-Meister Selevcus beschuldigt / sie hätte viel verhölet. Worauf sie diesem in die Haare gefallen / ihn aufs Maul geschlagen / meldende: daß sie bloß für Livien und Octavien etliche Geschencke vorbehalten hätte. Maßen sie denn der Keyser von einander getrennet / Cleopatren auch selbige Sachen geladen.


252 Daß man auf der Seite / wo aus Cleopatrens Grufft die Fenster gegen dem Meere gegangen / eine Schlangen-Spur gesehen / berichtet Plutarch. p. 955. a.


253 Plutarch. p. 927. d.e. meldet: daß Cleopatra zwar nicht überaus schön gewest sey / sie habe aber einen so nachdrücklichen Zug in ihrer Sprache und Gebehrden gehabt / wormit sie fast iedermann verwundet oder bezaubert. Massen sie denn auch selten durch Dollmetscher / sondern wider die Unarth voriger Egyptischer Könige selbst der Mohren / Troglodyten / Juden / Araber / Syrer / Meder / und Parther Sprache geredet.


254 Wenn Cleopatra sich öffentlich sehen ließ / trug sie den / der Isis gewidmeten Rock / und beantwortete unter dem Nahmen der jungen Isis / das Volck. Plutarch. p. 941. c. Der gestirnte und beblümte Rock der Isis aber / ist aus des Apuleji Beschreibung beym Kirchero Oed. Ægypt. tom. 1. Synt. 3. c. 4. p. 189. abgemahlt. Also wird in einer Grichischen Uberschrifft zu Lampsacus auch Julia Käysers Caracallæ Gemahlin ECTIA ΝΕΑ oder Vesta nova genennet. Besiehe M. Spon. tom. 1. p. 378.


255 Plutarch. p. 995. c. meldet: daß alle Säulen des Anton herunter gestürtzt / Cleopatrens aber vom Archibius umb tausend Talent gelöset worden / und also stehen blieben. Daß die Abwerffung der Ehrenbilder eine gemeine Verunehrung gewesen / ist ex Tac. 3. Hist. 85. Sueton. Calig. c. 34. zu sehen / und berichtet Dio. Chrysost. Orat. 38. daß die Athenienser des Königs Philippi Bilder zu garstigem Gebrauche verschmeltzet / da hingegen die stehenden Bilder zum Theil Göttlich verehret / und ihnen Opffer gebracht worden / wie Dio. l. 58. Tacit. 4. Ann. 2. von des Sejani Seulen berichtet. Besiehe Senec. ad Marciam. c. 22.


256 August ließ ihm im Siegs-Gepränge das Bild Cleopatrens / wie sie die Schlange in Arm beißt / fürtragen. Plutarch. p. 955. b.


[199] 257 Als Augustus Egypten eingenommen / wolte er keinen Rathsherrn / sondern nur einen gemeinen Römischen Edelman / nemlich Cornelium Gallum zum Land-Vogte setzen / welcher Præfectus oder Augustalis genennet ward. Damit / wenn etwan ein Rathsherr sie allzuscharf regierte / sie nicht auf Neuerung des Regiments dächten. Massen er auch verordnete /daß kein Römer ohne sein außdrückliches Verlaub in Egypten ziehen dorffte. Die. im 51. Buche. Tacit. lib. 1. hist. c. 11. & lib. 12. Annal. 60. Welcher auch lib. 2. Annal. c. 59. erzehlet; Tiberius cultu habituque Germanici lenibus verbis perstrictô, acerrimè increpuit, quod contra Instituta Augusti, non sponte Principis, Alexandriam introisset. Nam Augustus inter alia dominationis arcana, vetitis nisi permissu, ingredi Senatoribus, aut Equitibus Romanis inlustribus, seposuit Ægyptum: ne fame urgeret Italiam, quisquis eam Provinciam claustraque Terræ ac maris, quamvis levi præsidio adversum ingentes Exercitus insedisset. Dieser Gallus aber ist von dieser neuen Ehre allzu hoffärtig worden / also daß er auch vom Augusto übel geredet / ihm selbst Seulen an allen Orthen Egypten-Landes aufgerichtet / und seine Thaten an die Pyramiden anzuschreiben befohlen. Worauf er hernach von seinem Freunde Largo verklagt / vom Römischen Rath aller Würde / und Reichthums entsetzet worden / nach welchem er sich selbft umbbracht. Xiphilin. ex Dion. lib. 53. pag. 71. Sveton. in Octav. cap. 66.


258 Svet. in Octav. n. 17. p.m. 67. meldet hiervon:Ambobus communem sepulturæ honorem tribuit ac tumulum ab ipsis inchoatum perfici jussit. Über dis meldet Plutarchus d.l.p.955. b. daß er nicht allein den Antonium und Cleopatren prächtig und Königlich / sondern auch die Charmium und Iras ehrlich begraben lassen.


259 Plutarch. p. 949. c.d. Als Anton sein einsames Timonium, nemlich die beym Pharos gebaute Wohnung verlassen / hätte er in Alexandria allerhand Gast-Maale angestellt / den Cæsarion und Antyllus die Kinder-Schuh ausgezogen / diesem den Männlichen Rock angezogen / und die Versamlung seiner Gast-Maale Σύνοδον τῶν Ἀμιμητοβίων, nemlich derselben / welcher Leben nicht kan nachgethan werden / genennet. Hernach aber hette er eine der vorigen an Pracht und Schwelgerey nichts nachgebende Gesellschafft τῶν Συναπο θανουμένων, nemlich derer /welche mit einander sterben / aufgerichtet. In diese musten die Freunde / welche mit einander zu sterben gedachten / ihre Nahmen / und ein Gast-Maal nach einander die Reye herumb geben.


260 Diß zielet darauf; daß / als Livia Drusilla dem Keyser versprochen gewest / ein in der Lufft fliegender Adler ihr eine weisse Henne / welche einen Lorber-Zweig im Schnabel gehabt / in die Schooß geworffen / von welchem zu den Siegs-Kräntzen der Keyser / ein Lorberbaum-Pufch gezeigt worden. Plin. lib. 15. c. 30.


261 Plutarch. p. 953. b. berichtet: daß Antyllus [200] Lehr-Meister Theodorus habe den Antyllus selbst verrathen / und als die Soldaten ihn ermordet / ihm ein köstlich Kleinod abgenommen / und in seinen Gürtel gesteckt / weßwegen er ans Creutz geschlagen wor den.


262 Plin. lib. 37. c. 6. Extat adhuc hodie gemma (Opalus) propter quam ab Antonio proscriptus Nonius Senator est, qui proscriptus fugiens hunc è Fortunis suis omnibus Annulum abstulit secum, quem certum est Sestertiis viginti millibus æstimatum. Sed mira Antonii feritas & Luxuria propter gemmam proscribentis: nec minor Nonii contumacia, Proscriptionem suam amantis, cum etiam Feræ abrosas partes corporis relinquant, propter quas se periclitaris sciant.


263 Diese scheckichte Schlange nennen die GrichenΠάρδαλιν, καὶ Νέβριασσαν, die Hebreer aber עובצ worvon sonder Zweifel das Thal םיעבצה den Nahmen hat. Und meldet Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 3. c. 7. p. 396. aus dem Bereschith Rabba, daß diese Schlange so viel Farben / als das Jahr Tage habe.


264 In dem unvergleichlichen Grabe des Königs Simandes an der See Mæris war eines der fürnehmsten Wunder / ein güldener Zirckel oder Ring / der Simandes Grab umbgab / dreyhundert fünff und sechzig Ellen weit war / die Tage des Jahres / der Sterne Auf-und Niedergang / wie auch der Sternseher Mahlzeiten angezeigte / Jede Staffel oder Grad war eine Elle oder vier Füsse breit / lang und dicke. Der Kwerstrich oder Diameter hielt 120 Ellen / oder Schuch. Und / da er des Diodori Siculi Bericht nach von dichtem Golde gewest / muß er 3650000 Pfund Gold gehabt haben.Kircher. tom. 2. Oedip. part. 2. class. 8. c. 1. p. 310.


265 Cleopatra schickte ihren und Julii Cæsaris SohnCæsarionem, welcher dem Julio Cæsari gantz ähnlich gewest / (wiewohl / wie aus Sveton. vita Julii c. 52. zu sehen / die Römer ihn meist nicht dafür erkennen wollen) mit einem grossen Schatze durch Mohrenland in Indien. Er ward aber auch von seinem Lehr-Meister mit Vorwand: daß ihn Augustus zum Königreich beruffte / auf die Insel Rhodos zurücke gelocket; Als nun Augustus seinetwegen rathschlagte / fing der Weltweise Artus an:


Cæsaris in multis nomen non expedit esse.


Darauf ihn auch Augustus tödten ließ. Plutarch. in vit. Ant. p. 953. b.c. Sveton. in Octav. c. 17. Dieses des Arii Meinung ist des Ægysthi beym Senec. in Agamemn. v. 27. gleich: Nec regna socium ferre, nec tædæ sciunt.


266 Oder vielmehr der Cleopatra / denn beym Plutarch. p. 941. b. fleht im Grichischen: συμβασιλεύοντος αὐτῇ Καισαρίωνος.


267 Plutarch. p. 932. c. meldet: daß Antonii und Cleopatrens Zwilinge Alexander [201] und Cleopatra, Sonn und Mohnde genennet werden. Bleibt also für den Ptolomæus der Hundsstern übrig / welcher von den Egyptiern nach Sonn und Mohnde / am höchsten gehalten / und unter der Gestalt des Hundes / und dem Nahmen Sothis / als ein Ebenbild des Hermes verehret ward. Daher sie auch von des Hunds-Sternes Aufgange den Anfang des Jahres und ihres ersten MonatsThoth rechneten. Kirch. tom. 2. part. 2. class. 7. c. 2. p. 253. 254. 261. Uberdiß sätzten sie auch zwey Hunde dem Sonnenlauffe gleichsam zu Hüttern. Worvon Clemens Alexandrin. lib. 5. Strom. Solebant etiam Ægyptii incertis solennitatibus quatuor circumferre statuas Deorum, quos Komasias vocabant, quarum duæ Canum, tertia Accipitris, quartâ Ibidis figurâ splendebant. Per duos Canes duo Hæmisphæria intelligebant. Alii verò per Canes duos Tropicos insinuare voluerunt, qui sunt Canes quidam observantes custodientesque â natura, prohibentes solis Austrum Boreamque ulteriorem Elongationem. Und Plutarch. lib. de Isid. & Osiride: De sideribus Sirium Isidi adscribunt, cum aquam ducat: & Leonem venerantur, rictibusque Leoninis Januas Templorum ornant, quia Nilus exundat, Titanis primum Curru tangente Leonem.


268 Sveton in Octav. c. 17. Reliquos Antonii Reginæque communes Liberos, non secus ac necessitudine junctos sibi & conservavit, & mox pro conditione cujusque sustinuit ac fovit. Plutarch. pag. 953. b.


269 Plutarch. p. 955. c. allwo er diesen Juba des Mauritan- und Numidischen Königs Sohn nennet Χαριέστατον Βασιλέα. Dio lib. 51. pag. 279. meldet: Weil dieser Juba dem Augusto im Kriege gedienet /habe er ihm sein väterlich Reich und Egypten mit Cleopatren geschenckt; und beyden zugleich den jungen Alexander und Ptolomeus übergeben.


270 Sveton. in August. c. 22. Janum Quirinum femel atque iterum à condita Urbe memoriam ante suam clausum, in multò breviore temporis spatiò, terra marique pace partâ, ter clusit. Das erste mal hat ihn König Numa viel Jahre zugesperrt behalten / hernach ist er im fünffhundert neunzehenden Jahre nach Erbauung der Stadt geschlossen / aber selbiges Jahr wieder eröffnet worden. Besiehe Schild. Not. in Svet. d.l.p. 180.


271 Plutarch. p. 927. b. nennet Cleopatrens SchiffΠόρϑμιον Χρυσόπρυμνον, daß die Alten aber auf das Hintertheil ihrer Schiffe die Bilder ihrer Schutz-Götter / auf die Vordertheile gewisse Thiere zu Kennzeichen gesetzt / lehrt Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 16. p. 356. Nach dessen Meinung der Ochse und Adler /darauf Jupiter Europen und Ganymeden geraubet / mit diesen Thieren bezeichneten Schiffen gewesen sein sollen.


272 Des Bachus Siegs-Gepränge und Rückkunfft auß Indien beschreibt Diodor. Sic. l. 4. 3. Arrian. 6. 5. 7. Plin. 16. c. 34.


273 Hiervon meldet Xiphilin. lib. 51. pag. 65. Καὶ[202] Καῖσαρ μὲν ἐπὶ τούτοις ἑορτὰς ἦγεν ἐφ᾽ ἡμέρας συχνάς· καὶ ἵππος ποτάμιος, καὶ ῥινοκέρως τότε πρῶτον εἰσήχθησαν εἰς τὸ θέατρον. Der Käyser begieng wegen seiner glückseeligen Verrichtungen viel Tage feyerlich; in welchen das Wasser-Pferd und das Thier Rhinoceros zum ersten mal auf den Schauplatz kommen. Dieses letztere Thier / so von Festo ein Egyptischer Ochse genennet wird / hat ein klein Horn auf der Stirne / ein starckes aber auf der Nase / mit welchem es wider den Elephanten stets kämpffet. Franz. in histor. Animal. part. 1. c. 11. Besiehe Bochart. tom. 1. Hieroz. c. 26.


274 Dio. lib. 51. p. 279. 280. berichtet: daß von dem zu Alexandria gefundenen grossen Schatze / August allem Kriegs-Volck den Sold bezahlt / jedem mit ihm in Egypten gewesenen Soldaten drittehalb hundertDenarios an statt der Plünderung gegeben / alle Schulden bezahlt / allen Raths-Herrn und Rittern Geschencke übersendet / ja das gantze Reich reich gemacht / und alle Römische Tempel ausgeputzt habe. Daß er aber dem Volcke offtmals Korn oder andere Geschencke nach dem Maße außgetheilt / welches man Congiarium geheissen / lehret Sveton. in Aug. c. 41. beydes zeucht Tacit. 1. Ann. 2. zusammen: militem Donis, Populum Annonâ cunctos dulcedine Otii pellexit. Dieses waren die Griffe sich in der Gewalt zu befestigen / und das Volck zu bändigen. Tac. 13. Ann. c. 41. Additum nomine Neronis Donativum militi, Congiarium plebi. Das Getreyde aber kam fürnemlich auß Egypten nach Rom / daher Tacit. 3. Hist. 8. Egypten Claustra Annonæ nennet. & c. 48. Vespasianus eo properantius Alexandriam pergit, ut urbem quoque externæ opis indigam fame urgeret.


275 Plin. l. 9. c. 35. p. 178. b. berichtet: daß die übrig gebliebene Perle von denen zwey Schwertern /derer eine Cleopatra im Essige zerbeitzt / entzwey geschnitten / und zu Rom im Pantheon der Venus an die Ohren gehenckt worden sey.


276 Hiervon meldet Plin. l. 36. c. 9. Is autem Obeliscus, quem D. Augustus in Circo Magno statuit, excisus est â Rege Senneserteo, quo regnante Pythagoras in Ægypto suit, centum viginti quinque pedum & dodrantis, præter basin ejusdem Lapidis. Diesen hatSixtus V. im 1589. Jahre wieder aufgerichtet / und dem heiligen Kreutze gewidmet. Kircher. tom. 3. Synt. 3. c. 1. p. 215. 216. Er ist aber vorher vom Käyser Constantio aus der grossen Rennebahn genommen / und der viel grössere Obeliscus des Ramesses an seine Stelle gesetzt worden / welchen Sixtus V. gleichergestalt im 1588. Jahre zu Rom wieder aufsetzen lassen. Kircher. d. tom. 3. Synt. 2. c. 1. p. 167.


277 In das Heyligthum des Saturn / welches Tarquinius Superbus gebauet / T. Largius, mit dem Feste der Saturnalien eingeweihet / verlegte P.Valer. Poplicola die Schatz-Cammer des Römischen Volckes.Rosin. Antiqu. Rom. l. 2. c. 4. p. 217.


278 Aus des Vanslebs Reise ist zu sehen: daß in Egypten nichts gemeiner als der Ruf und der Aberglaube von besessenen Schätzen sey; welche durch ein Talisman [203] verschlossen und eröffnet worden. Insonderheit erzehlt er pag. 282. seqq. daß ein Califfa bey Cairo auf dem Berge Gebel il mocattam einen gewissen Ort zu Beobachtung des Sternenlauffes /und Fertigung der Talisman erwehlet / auch Kraft dieser einen Schlüssel zu allen Hölen gehabt habe / darein die alten Egyptschen Könige ihre Schätze verborgen / er selbst soll in einen Fels viel Hölen hauen / in der innersten ein Wasser-behältnüs bereitet / und darinn einen Krocodil zum Wächter seiner dahin gebrachten Schätze durch Zauberey bestellet haben. Massen denn kein Mensch begreiffen könte / woher in diesen Felß und Ort / unter welchen noch hole Behältnüsse waren / 570 so viel Wasser kommen / oder von was der so viel hundert Jahr lebende Krocodil Speise nehmen könte. Vansleb berichtet hierbey / daß er von solchen Talismans unterschidene Arabische Bücher in die Königliche Bibliothec nach Pariß / und insonderheit eines des Zauberers Meimun geliefert habe / darinnen alle besessene Schätze Egyptens / und die Mittel ihre Talismans aufzulösen / beschrieben weren.


279 Von denen Edelgesteinen / darein die Natur diese und andere Gestalten der Thiere zu absondern Merckmaalen gebildet / besiehe Cæsium de Mineralib. lib. 4. part. 7. c. 3. n. 15. p. 546. Und n. 17. p. 547. erzehlet er / was für Steine zu Zaubereyen / Beruff und Beschwerung der Geister / zu Wahrsagung / und andern Abergläubigen Dingen mißbraucht würden.


280 Es ist nichts gemeiner als die Edelgesteine worein allerhand Gestalten geschnitten sind / wordurch sie / wenn es unterm gewissen Stande der Gestirne geschiehet / allerhand seltzame Kräften bekommen sollen. Worvon Cæsius d.l.c. 2. n. 45. p. 544. handelt. Welches aber in Wahrheit nichts anders als Zauberische Sigilla und Telesmata sind. Von denen Kircher. Oedip. tom. 2. part. 1. class. 5. c. 8. 9. 10. und part. 2. class. 7. c. 1. p. 144. zu sehen. Unter andern meldet dieser: daß die Araber durch gewisse Siegel / worauf eine gewisse Arth Scorpionen und Wespen gebildet were / derogleichen Ungeziefer zu vertreiben vermeinten.


281 Dieses erzehlet deutlich Sveton. in Octav. c. 18. Per idem tempus Conditorium & Corpus magni Alexandri, cum prolatum è penetrali subjecisset oculis, Corona aurea (Schildius legit Laureâ) ac floribus adspersis veneratus est: consultusque num & Ptolomeum aspicere vellet. Regem se voluisse videre, ait, non mortuos. Welches eben also erzehlet Xiphilin. lib. 51. p. 64. absonderlich aber meldet: Εἶδεν αὐτὸ, (τὸ τοῦ Ἀλεξάνδρου σῶμα) καὶ προσήψατο, ὥστὲ τι καὶ τῆς ῥινὸς, ὥς φασι, θραυσϑῆναι. Augustus habe des grossen Alexanders Leib gesehen / und angerühret / also: daß er ihm auch ein wenig die Nase zerbrochen hette. Sonst erzehlet noch von diesem Begräbnüsse / Leo Africanus lib. 8. dis: Neque prætermittendum videtur in medio Alexandriæ ruderum, ædiculam instar sacelli [204] constructam adhuc superesse insigni sepulchro magno â Mahumetis honore affecto memorabilem, quo Alexandri magni Corpus summi Prophetæ & Regis velut in Alcorano legunt, asservari contendunt.


282 Von C. Jul. Cæsare erzehlet Sveton. in ejus vitâ c. 7. animadversa apud Herculis Templum Magni Alexandri imagine, ingemuit; & quasi pertæsus ignaviam suam, quod nihil dum à se memorabile actum esset in ætate qua jam Alexander orbem terrarum subegisset. Gleichmäßige Exempel setzet daselbst bey Bernegger: Themistoclem quoque Trophæa Miltiadis dormire non sinebant, Theseo noctu in somnis gesta Herculis occurrebant, & interdiu concitabat æmulatio, stimulabatque edere paria agitantem. Etenim ornamentis honorum incitatur imitatio: & virtus æmula alitur exemplo honoris alieni. Symmachus l. 10 Epist. 25.


283 Die Heyden haben auch die Flüsse für heilig geweyht / ja für Götter gehalten / besonders die Römer die Tiber. Dahero ihn Maro lib. 8. Æneid. v. 31. also beschreibt:


Huic Deus ipse loci fluvio Tyberinus amæno,

Populeas inter senior se attollere frondes

Visus, eum tenuis glauco velabat amictu

Carbasus, & crines umbrosa tegebat arundo.


Massen ihn daselbst auch Æneas v. 72. seqq. anrufft:


Tuque ô Tybri tu ô Genitor cum flumine sancto

Accipite Æneam & tandem arcete periclis.

Adsis ô tandem, & propius tua Numina firmes.


Daß auch den Flüssen sein Tempel und Altäre gebaut worden / erhellet ex Arriano lib. 1. p. 11. allwo der grosse Alexander dem Flusse Ister ein Altar gebauet /und ex Tac. 2. Annal. c. 79. Spectandas etiam religiones sociorum, qui sacra & Lucos & Aras patriis amnibus dicaverunt: quin ipsum Tiberim nolle prorsus accolis fluviis orbatum minore gloriâ fluere. Und ist bey den Geschicht-Schreibern berühmt / der in der Egyptischen Stadt Nilus dem Flusse Nilus zu Ehren gebaute Tempel. Massen denn die Egyptier diesem Flusse Seulen aufrichteten / Hecatomben opferten / und ihn eben so wohl als den Osiris selbst Göttlich verehrten. Kircher. tom. 3. Oedip. Synt. 14. c. 1. p. 437. & Synt. 15. c. 1. p. 455. Die Alten putzten alle Jahr eine Jungfrau aufs schönste aus / und stürtzten sie als ein Opffer den 12. Heumonats-Tag in Nil. Diese Gewohnheit aber brachte Amru ibn il ass, nachdem sich die Araber Egyptens bemächtigt / ab /worauf der Nil nicht mehr wuchs / biß er einen vomAmru il Chottab dem Califfa des Mahumeds empfangenen Brief den vierzehenden September in Fluß warf / worauf er selbige Nacht sechzehen Ellen sich aufschwellete. Vansleb in seiner neuen Reyse p. 52.


284 Die Heyden haben auch die Flüsse für heilig geweyht / ja für Götter gehalten / besonders die Römer die Tiber. Dahero ihn Maro lib. 8. Æneid. v. 31. also beschreibt:


Huic Deus ipse loci fluvio Tyberinus amæno,

Populeas inter senior se attollere frondes

Visus, eum tenuis glauco velabat amictu

Carbasus, & crines umbrosa tegebat arundo.


Massen ihn daselbst auch Æneas v. 72. seqq. anrufft:


Tuque ô Tybri tu ô Genitor cum flumine sancto

Accipite Æneam & tandem arcete periclis.

Adsis ô tandem, & propius tua Numina firmes.


Daß auch den Flüssen sein Tempel und Altäre gebaut worden / erhellet ex Arriano lib. 1. p. 11. allwo der grosse Alexander dem Flusse Ister ein Altar gebauet /und ex Tac. 2. Annal. c. 79. Spectandas etiam religiones sociorum, qui sacra & Lucos & Aras patriis amnibus dicaverunt: quin ipsum Tiberim nolle prorsus accolis fluviis orbatum minore gloriâ fluere. Und ist bey den Geschicht-Schreibern berühmt / der in der Egyptischen Stadt Nilus dem Flusse Nilus zu Ehren gebaute Tempel. Massen denn die Egyptier diesem Flusse Seulen aufrichteten / Hecatomben opferten / und ihn eben so wohl als den Osiris selbst Göttlich verehrten. Kircher. tom. 3. Oedip. Synt. 14. c. 1. p. 437. & Synt. 15. c. 1. p. 455. Die Alten putzten alle Jahr eine Jungfrau aufs schönste aus / und stürtzten sie als ein Opffer den 12. Heumonats-Tag in Nil. Diese Gewohnheit aber brachte Amru ibn il ass, nachdem sich die Araber Egyptens bemächtigt / ab /worauf der Nil nicht mehr wuchs / biß er einen vomAmru il Chottab dem Califfa des Mahumeds empfangenen Brief den vierzehenden September in Fluß warf / worauf er selbige Nacht sechzehen Ellen sich aufschwellete. Vansleb in seiner neuen Reyse p. 52.


285 Ammian. Marcellin. l. 22. meldet von den Pyramiden: earum magnitudo, [205] quoniam in celsitudinem nimiam scandens gracilescit paulatim, Umbras quoque mechanicâ ratione consumit. Alleine Petro della Valle, und Joh. Greaves haben bey derselben Beschauung diß falsch befunden.


286 Kircher. tom. 1. Oedip. Synt. 1. c. 6. p. 49. meldet: daß in Egypten niemals einig Erdbeben / noch die Pest / gesunde Lufft / kein Regen sondern der Himmel allezeit heiter und klar / und der Nil in Egypten eben dis / was die Median-Ader im Arme sey / welche aus dem Hertzen des Osiris entspringet.


287 Dieses zielet insonderheit auf die drey Adler /welche die Deutschen dem Quintilio Varo abgenommen / den sie mit dem gantzen Heere dreyer Legionen erschlagen. Hâc nunciata (Augustus) Excubias per Urbem indixit, ne quis tumultus existeret, & Præsidibus Provinciarum prorogavit Imperium, ut & â peritis & assuetis Socii continerentur. Vovit & magnos Ludos Jovi Opt. Max. SI REMPUBLICAM IN MELIOREM STATUM VERTISSET: quod facfum Cimbrico Marsicoque bello erat. Adeò namque consternatum ferunt, ut per continuos menses barbâ capilloque summisso caput interdum foribus illideret, vociferans: Quinctili Vare, Legiones redde: diemque cladis quotannis mœstum habuerit ac lugubrem. Svet. in Octav. c. 23. Daher / als Germanicus von den Bructeris einen sec. Tac. 1. Annal. c. 60. und von den Marsis den andern verlohrnen Adler wieder bekommen / sec. Tac. 2. Annal. c. 25. er ferner cap. 41. meldet: Fine anni Arcus propter ædem Saturni ob recepta signa cum Varo amissa ductu Germanici, Auspiciis Tiberii; & ædes fortis Fortuna Tiberim, juxta in hortis, quos Cæsar Dictator populo Rom. legaverat; sacrarium genti Juliæ effigiesque D. Augusto apud Bovillas, dicantur.


288 Ob zwar der grosse Alexander über die Donau gesetzt / hat er doch die Deutschen zu bekriegen sich nicht unterfangen. Massen von der Deutschen damahlig unerschrockenen Gemüthe Arrian. lib. 1. p. 11. merckwürdig erzehlet: daß die Celten oder Deutschen dem grossen Alexander unter Augen gesagt: daß sie nichts als den Himmelfall fürchteten. Μήποτε ὁ Οὐρανὸς αὐτοῖς ἐμπέσοι, worauf sie Alexander auch für Freunde und Bunds-Genossen aufgenommen. Nichts weniger ist zu rühmen / der Deutschen Gesandten Hertzhaftigkeit unter dem Käyser Nero beymTacit. lib. 13. Ann. c. 54. die als sie in dem Pompejischen Schauplatze die Ursache der nach Würden unterschidenen Gestühle erfahren: Nullos Mortalium armis aut fide ante Germanos esse, exclamant, degrediunturque & inter Patres considunt.


289 Weil die Welt steht / hat kein Hauß weiter als das hochlöblichste Hauß Oesterreich geherrschet. Massen Villalpand. Præfat. in Ezechiel. p. 7. wahr geredet: Sol die noctuque in Philippico Regno nunquam cernit Occasum. Ja der Franzose Mons. de Silhon. in seinem Ministre d'Estat livr. 3. disc. 4. muß die Oesterreichische Hoheit mit diesen nachdencklichen Worten [206] beehren / und nennen: Cette haute puissance & cette vaste domination, pour la quelle le Ciel n'a point d'Horizon, ny la terre des limites. Das ist: dieselbe Hoheit / Macht und weite Herrschafft /für welche der Himmel keinen Endigungs-Zirckel /die Erde keine Gräntzen hat. Hieher und besonders zu der neu erfundenen Welt und andern Inseln / so dem Hause Oesterreich unterthan sein / gehören die nachdencklichen Worte Senecæ in Medea vers. 374.


Venient annis

Secula seris, quibus Oceanus

Vincula rerum laxet, & ingens

Pateat Tellus, Tiphysque novos

Detegat Orbes; nec sit Terris

Ultima Thule.


Finis

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lohenstein, Daniel Casper von. Dramen. Cleopatra. Cleopatra. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1D47-2