Johann Sebastian Mitternacht
Der Vnglükselige Soldat
Vnd
Vorwitzige Barbirer /
genant /
Vor weniger Zeit in hoher Personen Gegenwart offentlich praesentiret /
Jetzo aber
Der in Schulen und Gymnasiis befindliche Jugend wohlmeinend communiciret

[Widmung]

[3] Der Hoch-Edelgebohrnen / und Hoch-Tugendreichen Frauen


Marien Madalenen von Schleinitz /

Gebohrnen von Bünau /


Des Hoch-Edelgebohrnen Gestrengen und Groß-Mannvhesten Herrn


Hans Georg Haubolden von Schleinitz / uff Kospoda Chur- und Hoch Fürstl. Durchl. zu Sachsen respectivè Cammerherrn / Obristen und Hauptmann der Aempter Weyda / Arenshaug und Ziegenrükk etc.

Hertzgeliebten Ehegemahlin /


Wie auch der Hoch-Edelgebohrnen / und Hoch-Tugendreichen Frauen


Dorotheen Barbaren von Pölnitz /

Gebohrner Pellinin /


Des Hoch-Edelgebohrnen / Gestrengen und Vhesten Herrn


Christian von Pölnitz / auff Mönch Bernsdorff /Schwartzbach / Lindencreutz / Gröbitz / Rentendorff etc. Churfürstl. und Hoch-Fürstl. Durchl. zu Sachsen Hochbestalten Vice- Ober-Hoffrichters in Leipzig etc.

Hertzgeliebten Ehegemahlin.

[Vorrede]

[3] Hoch-Edelgebohrne / und Hoch-Tugendreiche Frauen /

Obwol die Comodien und Tragoedien von etlichenSaturninischen Gemühtern verachtet / sauer angesehen / auch offt sehr scharff durch die Hechel gezogen werden; so ist doch gewiß / daß zu ieden Zeiten / vor und nach unsers Heylandes gnadenreichen Geburt /recht- verständige / und hochberühmte Männer gefunden worden / welche solche Ubungen der Jugend hochgehalten / lieb gehabt / und trefflich heraus zustreichen gewust / alldieweil sie sattsam verstanden /was vor grossen und herrlichen Nutzen dieselben über das allgemeine Wesen ergossen. Denn daß ich ietzo von den Griechen und Römern / der Klugheit wegen Weltberühmten Völckern / üm geliebter kurtze willen / nichts gedencke / welche ungleubliche grosse Kosten auff sothane Jugend-übungen gewendet / so erinnert der hochselige / theure Gottesmann / Lutherus, in seinen Vorreden über das Buch Judith und Tobias / wie bey den Jüden solche Comoedien und Tragoedien sehr üblich gewesen. Dort / in der Vorrede[4] über das Buch Judith / sagt der Seel. Mann: Vnd mag seyn / daß die Jüden solch Gedicht gespielet haben /wie man bey uns die Passion spielet / und andere heilige Geschichte: darmit sie ihr Volck und die Jugend lehreten / als in einem gemeinen Bilde oder Spiel /Gotte vertrauen / fro seyn / und alle Hülffe und Trost bey Gott hoffen etc. Hier aber / in der Vorrede über Tob. spricht er: es ist zu vermuthen / daß solcher schöner Gedicht und Spiel bey den Jüden viel gewest sind / darum sie sich auff ihre Feste und Sabbath geübt / und der Jugend also mit Luft GOTtes Wort und Werke eingebildet haben / sonderlich da sie in gutem Friede gesessen etc. Demnach denn dergleichen Freuden- und Trauerspiel so altes Herkommens / und der Jugend so ersprießlich fallen / ist also balden bey Stifftung unsers Reuß- Plauischen Gymnasii oder Land-Schulen hochweißlich verordnet worden / daß jährlich von dem Rectore eine Comoedia praesentiret werden solle / dahero man auch solches in desRectoris vocation einzuverleiben pfleget. Nun haben zwar vor diesem / Zeit wehrenden höchst verderblichen [5] Teutschen Krieges / darinnen man der Freuden-Spiele zu vergessen Vrsachen genug gehabt / dieselben etwas ins Stekken gerahten wollen: Es wissen aber vornehme Leute dieses Orts / daß ich auch noch bey wehrenden Kriege / meiner vocation ein mügliches / und ausser Aergernis gesetztes Genügen zu thun / solche Jugend-übungen wieder in Schwang zu bringen eyferigst getrachtet habe. Dannenhero ich vor rahtsam befunde / dergleichen Sachen nicht eben auff offentlichen Schau-Plätzen / sondern in Lateinischer Sprachen in dem Auditorio vorstellig zu machen. Massen ich anno cIɔ Iɔc XLVII. die materiam von dem Päbstischen Fasten / ann. cIɔ Iɔc XLIIX. die historiam von Stifftung unsers Gymnasii, und der reformation der Kirchen durch Lutherum geschehen / in andern Jahren die historiam oder geistlich Gedicht von der Judith / ein concilium Deorum ac Dearum de statu Germaniae deliberantium, von der Gebuhrt unsers Heylandes / von Isaacs Geburt / von der Hildegarden / Caroli Magni Gemahlin / von der Beschneidung Christi / von Marggraff Waltern / so eine Schäfers Tochter (wie Fr. Petrarcha [6] erzählet) soll geheyrahtet haben / einen discurs von rechtmässiger Erklärung der Weissagung Jacobs Genes. XLIX. 10. Von den Weisen aus Morgenlande / die histor. von demApelle, und wie er an Ptolemaei Hofe durch einen andern Mahler verleumdet worden / von des Jungen Tobias Hochzeit / von dem Kindermorde Herodes / einphilosophisches Gedicht von Tugenden und Lastern /und was dergleichen argumenta mehr gewesen / repraesentiret habe. Jedoch sind unter diesen Materien etliche auff offentlichen Schauplatz gezogen / und /weil GOtt bessere Zeiten verliehen / in Teutscher Sprache vorstellig gemacht worden / Ist auch nach und nach Bericht eingeloffen / daß sothane Vbungen allezeit mit gutem Nutzen / davor ich meinem GOtte hertzlich dancke / abgeloffen. Dannenhero ich unlängst veranlasset worden / so wol der hohen Landes Obrigkeit / als auch denen Land-Ständen derer wohl-löblichen Reiß-Plauischen Herrschaften / Jüngerer Lineen / bey dem Schluß des neulichst gehaltenen / und durch GOttes Segen zu iedermans Vergnügen glücklich geschlossenen Land-Tages [7] zu respectivè unterthäniger und dienstlichen Auffwartung dergleichen exercitium der mir anvertrauten Jugend anzustellen /damit zugleich die wohl löblichen Landstände / daß ich meinem Beruff nachlebte / erkennen möchten. Weil denn neben andern hohen Personen auch E.E. Hoch Ad. Hoch Ad. Tug. Tug. hierbey sampt dero Hertzgeliebtesten Ehe-Herrn sich hochgünstig befunden / und seit der Zeit vielfältig erinnert worden / und zwar von vornehmen Männern / daß ich doch solchexercirium zum Druck befördern möchte / Als hab ich endlich hierein gebührend gewilliget / und E.E. Hoch Ad Hoch Ad. Tug. Tug. diese Ausfertigung mit Schuldiger observantz und Ehrerbietung wohlmeynend zuschreiben und übergeben wollen / Der gäntzlichen guten Zuversicht lebende / daß dieselbe solch mein Beginnen mit bißhero überflüssig verspürter hoher Gunst wohl / und nach meines Hertzens Wuntsch / auffnehmen / auch mir und den lieben Meinigen förderhin wohl ad fectioniret verbleiben werden. Werde ich diesen Zwekk / Krafft guter geschöpfften Hoffnung / erreichen / so wird mir solches mehr und mehr [8] Anlaß geben / vor E.E. Hoch Ad. Hoch Ad. Tug. Tug. und dero Hertzgeliebteste Ehe-Herrn andächtig zu beten / und den Allerhöchsten demütig anzustehen / daß seine Göttliche und unendliche Güte Ihnen allerseits langes Leben / gewüntsche Leibes- und Seelen-Wohlmacht / samt allem Hoch Adelichen Wolergehen von oben herab beschehren und mildiglich verleyhen wolle. Gegeben in Gera am 20. April. 1662.


E.E. Hoch Ad. Hoch Ad.

Tug. Tug.


Gebet-Will.


M. Joh. Sebastianus

Mitternacht.

An den wohlgeneigten Leser

[9] An den wohlgeneigten Leser.

Wolgeneigter Leser / mir zweifelt nicht / es werdē sich viel verwundern / wie ich / der ich neben meinen ordentlichen Amtsverrichtungen dem studio Theologico ergeben / die Resolution gefasset / und beygefügte Tragoediam publiciret / weil zumahl nicht undekandt / wie spöttlich solche Materien von vielen gehaltē werden. Dies Verwundern aber wird sich verhoffentlich allgemachsam verlieren / wann mau die in der Zueignungsschrifft / und in dem Prologo enthaltenē Vrsachen etwas genauer überlegen wird. Sonst ist hierbey zu erinnern / daß / nach dem ich das Hauptwerck schon auffgesetzet / und unter gewisse Personen eingetheilet gehabt / sich viel andere gefunden /die inständigst / sie auch mit ein zu nehmen / angehalten. Daher ich bewogen worden / hin und wieder eine oder die andere Person mit ein zu rükken / welche /im Fall sie nicht beliebt / oder mit tüchtigen Subjectis repraesentiret werden könten gar wohl mögen zurükke bleiben v.g. der Argumentator generalis, und die fünff Argumentatores speciales, Veritas, die Philosophi, Martis Secretarius Martis Hofmeister / und das wenige / so Ariophilus mit ihme redet; der Regiments. Schultz / der Admonitor, die Justistitia, und noch wol mehr / nach Beliebung dessen / der etwa das Werck anstellen wolte / als welcher nach seinem Gutbefinden hierinnen zu disponiren hat. Werde ich verspühren /daß diese Ausfertigung wol auffgenommen worden /können künfftig mehr folgen. [10] Jetzo schließ ich mit dem Weltberühmtē Herrn Zeillero Cent. II. ep. XXIII. pag. m. edit. in. 4. 362. So viel die Comoedien belanget / so werden in denselben unterschiedliche Abbildungen der Gemüter / gleich wie in den Spiegeln unterschiedliche Leibesgestalten / vorgebildet. Vnd wenn es schon nicht allwegen recht mit hergehet / so muß man doch solches nicht den Theatralibus actionibus zumässen. Denn sonsten man eben das thäte /was die heßliche Weiber thun / wenn sie sich über den Spiegel erzürnen / und ihme fluchen / daß sie in solchem nicht schön aussehen. etc.

[11]

Personen

Die Personen dieses Trauerspiels.

    • Prologus.

    • Argumentator Generalis.

    • Veritas.

    • Argumentator primus.

    • Musophilus, ein Kauffman zu Trient.

    • Ariophilus, desselben Sohn.

    • Ein Werber.

    • Philosophus I.

    • Mars.

    • Martis Lieutenand.

    • Secretarius Martis.

    • Ein alter Soldat.

    • Ein neugeworbener Soldat.

    • Der Barbierer oder Chirurgus zu Padua.

    • [12] Præsident des hohen Gerichts zu Padua.

    • Adsessor I.

    • Adsessor II.

    • Adsessor III.

    • Adsessor IV.

    • Philosophus II.

    • Argumentator II.

    • Musophili Weib / oder Ariophili Mutter.

    • Morio.

    • Der erste Camerade Ariophili.

    • Der andere.

    • Martis Hofmeister.

    • Thais.

    • Ein Baur.

    • Ein Officirer.

    • Ein Wachtmeister.

    • [13] Ein Soldat.

    • Conscientia Ariophili.

    • Ein Regimentschultz.

    • Musophili Nachbar.

    • Philosophus III.

    • Argumentator III.

    • Morio II.

    • Martis Page.

    • Satelles I.

    • Fama.

    • Der Treue Ekhard.

    • Ein Barbier Gesell.

    • Philosophus IV.

    • Argumentator IV.

    • Conscientia Chirurgi.

    • Ambitio.

    • [14] Die drey Gehülfen des Barbirers / der erste.

    • Der andere.

    • Der dritte.

    • Pietas.

    • Hospitalitas.

    • Justitia.

    • Conscientia Ministri Chirurg.

    • Philosophus V.

    • Argumentator V.

    • Lictor.

    • Des Barbirers Weib.

    • Des Barbirers erster Sohn.

    • Der andere.

    • Der dritte.

    • Das Töchterlein.

    • Advocatus.

    • [15] Philosophus VI.

    • Epilogus.
      Personae mutae.
    • Satelles Martis II.

    • Satelles III.

    • Secretarius Judicii.

    • Trummelschläger.

    • Vier Trumpeter.

    • [16]

Prologus

Prologus.

Hoch- und Wohlgeborne Herren / Gnädige Herren /Hoch- und Wohlgeborne / gnädige Gräfin und Frau Hoch- und Wohlgeborne gnädige Fräulein: Hoch- und Wohl-gebohrne / Wohl-Edle / Gestrenge / Veste und Hochgelahrte / Wohl und Viel-Ehrwürdige / Wohl-und Ehrenveste / Hoch- und Vorachtbare / Wohlgelarte / Wohlweise / ingleichen auch Ehrsame u Wohlgeachte / respectivè Hochgeehrte Patronen / Großgeneigte Förderer / Viel- und günstige Herren.

Daß die Comoedien und Tragoedien / so da in Gegenwart Vornehmer und Tugendliebender Personen auff denen Theatris publicis repraesentiret werden /uhralten Herkommens / und vor sehr vielen hundert Jahren üblich gewesen seyn / auch fast unaussprechlichen Nutzen nach sich ziehen / nichts minder allen verständigen und tapferen Gemüthern von Zeit zu Zeit ein angenehmes Gefallen erwekket; Solches ist in verflossenen Jahren bey Aufführung dergleichen Vbungen von unterschiedlichen alumnis des wohl-löblichen Gymnasii theils kürtzlich berühret / theils auch in etwas ausgeführet worden. Dannenhero anietzo vor unnöhtigerachtet wird / ein mehrers hiervon zu [17] produciren / und weitleufftig abzuhandeln. Damit aber gleichwol der alten / wohlhergebrachten und löblichen Gewohnheit ein Genügen geschehe / und unser bevorstehendes exercitium Dramaticum nicht als ein Leib ohne Häupt geachtet werde; hab ich mir / auff empfangenen Befehl vorgenommen / etwas weniges von der Difficultät oder grossen Mühe und Arbeit / so zu solchen exercitiis erfordert wird / nach meinem Vermögen / und sonder einige Wörter versucht / zu reden und anzufügen / mit angeheffter unterthäniger / unter-und dienstlicher Bitte / daß solch mein Vorhaben in sonderbahren Gnaden / groß- viel- und gönstig auffgenommen werden möchte. Es erscheinet aber obgedachte Difficultät erstlich daher / daß dem jenigen /der ein solch Exercitium auffzuführen gesonnen ist /eine trefliche Menge allerhand denkwürdiger und nützlicher Historien / die er zum fundament seines Vorhabens gebrauchen könte / vor Augen schwebet: Da denn die Election und Außlesung / oder das Judicium, nach welchem eine Geschicht der andern vorzuziehen / wie ein jedweder ermässen kan / sehr schwehr fället / auch viel Zeit und Nachsinnen erfordert. Vnd weil man vors andere die Historien oder Geschichten nicht so bloß und ordenlich praesentiren darff / wie sie von denen Historicis auffgezeichnet sind; sondern gewisse leges und praecepta derer Comicorum gantz genau beobachten / und das gantze Werck in gewisse Actus und Scenas distribuiren und eintheilen[18] / auch unterschiedene fictiones, und erdichtete Begebenheiten ersinnen / und hin- und wieder einsprengen muß: Als ist gar leicht zu begreiffen /was vor grosse Mühe und Arbeit hierzu gehöre. Zwar die Engellander / und andere im Lande herumbstreichende Comoedianten / als welche entweder gar nichts / oder nicht viel besonders studiret haben / sind hierumb wenig bekümmert / wie aus denen Engelländischen Comoedien / so in zweyen voluminibus zusammen gedrukt / satsam zu ersehen stehet / als in welchen fast nicht eine einige zu befinden / die nach den vorgeschriebneen legibus und praeceptis durchgängig eingerichtet wäre; und pflegen doch nichts desto weniger solche Comoedianten hin und wieder beliebet und gelobet zu werden / alldieweil sie / was ihren Comoedien ermangelt / theils durch Kleider-Pracht / theils durch einen geübten und kurtzweiligenJean putagen ersetzen / und sich getrösten / daß unter viel hundert Spectatoribus oder Zusehern offt kaum einer sey / der da / was zu einem solchen Wercke gehöret / gründlich verstehe / und consequenter davonjudiciren könne / sondern die meisten Spectatores mit Hindansetzung des Haupt-Werks sich an den Possen / und gemeiniglich groben und ärgerlichen Zoten belustigen: Aber wenn ein gelehrter Mann ein solches Exercitium auf führen will / und zumahl in Gegenwart Hoch- und Wohlgelarter Leute / dergleichen nicht wenig auch in dieser Versamlung zu finden / hieneben auch bedencket / [19] daß alles / was er praesentiren will /erbar / erbaulich und Christlich seyn müsse; so muß er seine Gedancken viel anders einrichten. Vnd was soll ich sagen von dem Nachsinnen / das ein solcher Mann über sich zu nehmen hat / wenn er ans einem grossen Coetu sothane ingenia außlesen soll / welche die auffgetragenen Personen mit bequemer statur, minen und Gebehrden recht agiren können? Was gehet auch endlich vor Verdruß und Vnlust bey unterschiedenen Versuchungen vor? In Erwägung dessen ist leicht zu gedencken / daß unser herrgeliebter HerrRector vor seine Person wenig Lust habe / wie sich zwar etliche Vnverständige einbilden / sondern in einen rechtsauren Apffel beissen müsse so offt er ein solch Exercitium Dramaticū aufführet. Nichts desto minder / weil es Ihm in seiner vocation also anbefohlen / die Jugend auch solcher gestalt mercklich erbauet / und jedweder Tugend-liebendes Gemüt dadurch erlustiget wird; hat er sich auch vor dieß mahl /seiner Hohen Landes-Obrigkeit / und denen Hochlöblichen Land-Ständen Vnterthänig und Dienst- auch Dienstfreundlich durch dieß Exercitium auffzuwarten / keine Mühe oder besorgende Verdrieslichkeit taugen oder abhalten lassen / und zum fundament die Geschicht / so sich verwichenen Sommer / wo man anders denen Zeitungen trauen darf / zu Padua in Italien begeben / erwählet: worvon die Argumentatores mehr und mehr Nachricht ertheilen werden. Vnser unterthäniges / demütiges / unter- und [20] dienstliches Bitten ist / daß wir gnädig / groß- viel- und günstig angehöret / und / so etwan ein Fehler vorlauffen möchte / selbiger unserm unvollkommenen Verstande beygemässen / auch mit sonderbahrer Gnade / und hoheradfection zugedekket werde.

Argumentator Generalis.

Ich trage keinen Zweiffel / es werde aus dem Anbringen derer Argumentatorum / so sich vor jedwedemActu werden hören lassen / sattsam zu vernehmen seyn / was nach und nach vorgehen möchte: Aldieweil aber ich mir einbilde / man werde gern alsobald / was vom Anfange biß zum Ende zu gewarten sey / wissen wollen; Als berichte ich kürtzlich / daß der Inhalt dieses Exercitii Scholastici nachfolgender sey. Es hat ein Kauffman zu Trient seinen Sohn eine Zeitlang zumstudiren gehalten; Da er aber selbigen auff die Universität senden wollen / wird der Sohn wider des Vaters Willen und Vermuthen ein Soldat / und läßt sich in Spanische Kriegsdienste wider Portugal einwikkeln. Hernachmahls / da er in der That erfähret / daß er im Kriege viel einen andern Zustand finde / als er sich zuvor eingebildet; gehet er durch / mit Vorsatz /wieder zu seinen Eltern zu ko ien / und ihnen bessern Gehorsam zu erweisen. Aber das Vnglück führet ihn in eines Barbirers Hauß zu Padua. Vnd weil derselbe Barbirer aus Vorwitz längst gerne wissen wollen /wie es [21] mit der Natürlichen Bewegung des Hertzens in einem gesunden Menschen beschaffen speiset er den armen Soldaten etliche Tage sehr wol / führet ihn aber hernach in den Keller / wirfft ihn / vermittelst etlicher Gehülffen / zu Boden / schneidet ihm die Brust auff /besiehet des Hertzens Bewegung / und büsset also seinē Vorwitz. Jedoch ko t diese grausame That wunderlich aus / und wird derowegen ermeldter Barbirer vor das hohe Gerichte geladen / auch endlich also bestraffet / daß man ihm anfänglich die rechte Hand / dann den Kopff abgeschlagen / und schließlich den Leib auff das Rad geleget. Vnd eben dahero wird dieses Trauer-Spiel / massen aus beygefügter Tafel zu ersehen ist /


Der unglükselige Soldat / und

vorwitzige Barbirer


genennet.

Veritas.

Ich bin Veritas oder die Wahrheit / und pflege zu loben / was zu loben ist / auch hingegen zu schelten /was zu schelten ist / wenig achtende / was condition die jenigen seyn / die ich lobe oder schelte. Fürchte mich weder vor Kronen noch Sceptern / noch einiger Menschlichen auctoritat. Ob ich nun wol zu allen Zeiten deßwegen wenig Danck verdienet / und hin und wieder sehr verhassetbin, so achte ich doch solches alles nicht / sondern straffe nur desto ernster /was ich unrecht und strafbar [22] zu seyn erachte. Altdieweil aber meine Wort nicht von allen Menschen recht verstanden / sondern mir offt verkehret / oder mit andern Wörtern ungebührlich außgewechselt werden /hab ich eine Nohtdurfft zu seyn vermeynet bey dieser Aufführung des Vnglükseligen Soldatens unnd Vorwitzigen Barbirers / Eri erung zuthun / wie eines oder das andere / so etliche meiner Bedienten vorbringen werden / zu verstehen und auffzu nehmen sey. Wenn derowegen etwas vorkommet / das denen Eltern / Kindern / Soldaten / Künstlern / Praeceptoribus, oder dergleichen Personen zu nahe geredt zu seyn scheinet; so muß solches / wie ich hiermit solennissimè contestire / nicht von allen und jeden Eltern / Kindern /Soldaten / Künstlern / Praeceptoribus, und anderen /sondern einig und allein von denen / so sich nicht gebührend verhalten / angenommen und verstanden werden. De ich straffe hierinnen lauter nichts / als was alle verständige und bescheidene Leute einmütiglich neben mir vor Vnrecht schätzen. Im Fall nun jemand sich deßwegē beschweren würde / so sag ich ihm rund heraus / er werde nichts mehr zu gewarten haben / als daß man von ihm sage / er gehöre mit unter die Rolle derer / welche die heitere Wahrheit nicht wohl leiden können. Inzwischen behalte ich mir vor / denen Tugend-liebenden Eltern / Kindern / Soldaten / Künstlern und Praeceptoribus bey anderwärtiger Begebenheit ihr [23] Wort mit gleichem Ernste zu reden / und ihr gebührendes Lob heraus zu streichen.

Argumentator Primus.

Auch dem nun diese Hochansehnliche Versamlung (über welcher honorisiqven Gegenwart wir uns billich respectivè unterthänig / unter- und dienst- / hierneben auch hertzlich erfreuen) ins gemein verstanden /was des gantzen Trauer-Spiels Inhalt sey / wird die Nohtdurfft erfordern / daß von einem Actu zum andern berichtet werde / was vor Personen erscheinen möchten Wird also in dem bevorstehenden Actu primo oder ersten Handlung Musophilus, ein Kaufman von Trient / neben seinem Sohne / Ariophilo, sich praesentiren / und diesen exgenere causarum deliberativo zu glücklicher continuation derer studiorum Väterlich ermahnen. Aber der Sohn wird diestudia und gelehrten Leute verachten und seine Beliebung zum Kriege endlich mercken lassen. Darnach wird ein Werber ankommen / bey dem sich Ariophilus anmeldet / vom Vater aber gefrage wird / ob ihm denn nicht beliebe / in ein Kloster zu gehen / und ein Mönch zu werden / dem er zur Antwort ertheilet / er solle / wolle / und müsse ein Soldat / und künfftig einGeneral werden. Drittens wird sich Mars mit einem Lieutenand u etlichen andern Bedienten praesentiren / welche Ariophilo dermassen gefallen / daß er nun völlig schleußt / er wolle einen Soldaten agiren.[24] Dann wird man / wie sich ein alter gewesener Soldat mit einem neugeworbenē herumb kampele vernehmen. Vnd schließlich wird ein Barbirer von Padua vor dem hohen Gericht daselbst erscheinen / umb einen maleficanten bittende / daß er denselben lebendig auffschneiden / und also den motum naturalem cordis humani, oder die natürliche Hertzens- Bewegung /wie sie in einem gesunden Menschen sich befindet /per experientiam erkundigen / unnd hernach in öffentlichen Schrifften der Gelehrten und Kunst-liebenden Welt communiciren möchte.

1. Akt

1. Szene
Scena I.
MUSOPHILUS
ein Kaufman zu Trient.

Hertzlieber Sohn / demnach du durch Gottes Segen / und fleissige Arbeit deiner Herren Præceptorum in deinenstudiis so weit fortgeschritten bist / daß es die Nohtdurfft erfordern wil dich auff eine Universität zu versenden; als wil ich dir hiermit angemeldet haben / daß solches binnen wenig Tagen geschehen werde / allermassen ich solches gäntzlich bey mir beschlossen. Ich ermahne dich aber zugleich Väterlich / daß du wohl bedencken u erwegen wollest / wie so hoch nütz- und ersprießlich die studia seyn. Denn wenn du denselben fleissig obliegen wirst / so wirst du nicht allein behalten / was du biß daher mit meinen grossen Kosten erlernet / sondern wirst auch täglich an [25] Weißheit / Verstande / und Gnade bey GOtt und Menschen wachsen / biß dich Gott in ein vornehmes Ampt setzet / da denn erst die recht süssen Früchte deiner sauren Arbeit sich ereignen / und dich ergetzen werden. Wirst auch zugleich der Armut / so den faulen Gesellen auff dem Fusse nachschleichet / entgehen / und statliche Besoldung sampt guten accidentien einzustreichen haben. Im fall du aber diese meine Väterliche Vermahnung aus den Augen setzen wirst / wird dir / was du bißher gefasset / allgemachsam wieder entfallen / nicht aufs neue begriffen / und du endlich von der Armut / als von einem gewapneten Manne / ergriffen / ferner auch in den Koht der Schmach / Verachtung und Elendes getreten werden. Vber dies kan dich die Anmuhtigkeit derer studien zu einer eyfferigen continuation derselbigen auffmuntern. Denn ich habe vielmahl von hochgelarten Männern gehöret / daß die Lust / so aus dem studiren / und unter demselben entspringet / alle andere Lust weit / weit übertreffe. Vnd wem könte verborgen seyn / daß man durch dies Mittel zu höchsten Ehren auffzusteigen pflege? Da im Gegentheil die Vngelehrten von jederman verachtet und gedrukket werden. Derowegen / hertzlieber Sohn / wirst du dein Bestes selbst wol bedencken / und nicht verursachen / daß ich deinet wegen / wenn du die studia, wie viel auff Universitäten pflegen / schändlich negligiren soltest / in schmertzlichen Kummer und grosses Hertzeleid gesetzet werde. Ich wil dich inzwischen [26] mit notwendigen sumtibus versorgen / u nichts ermangeln lassen. Wolte GOtt / ich hätte das Glück / als du gehabt / ich wolte ein ander Mann worden seyn. Doch lasse ich mir mit dem wenigen / so ich mit aus der Schulen bracht / begnügen.

ARIOPHILUS
Musophili Sohn.

Hertzlieber Herr Vater / ob ich wol mich schuldig erkenne / euch zu gehorsamen; so ist mir doch nicht müglich / wenn ich meinen natürlichen und innerlichen Antrieb des Gemüths bedencke / ins künfftige bey dem studiren bleiben. Bißher / da ich / als ein junger Mensch / mich meines Verstandes und judicii nicht recht gebrauchen kö en / hab ich billich denen studiis obgelegen / worzu mich meine Praeceptores aus eben den Gründen / die ihr jetzt angeführet / auffgemuntert. Aber nach dem ich nun die Sache etwas genauer überleget / so finde ichs viel anders. Denn wie wenig sind derer Gelehrten / die was grosses an Gütern durch ihre studia erlanget? Oder auch zu grossen Ehren auffgestiegen wären? Hätten sie nicht Vettern / Schwäger / Schwehr Väter sampt anderen grossen Patronen und Favoriten gehabt / durch welche sie befördert worden / sie hätten wol müssen sitzen bleiben / und am Hunger-Tuche nagen. Ist also die grosse Hoffnung / die ihr mir zu erwekken bemühet seyd / sehr ungewiß / und auff solche Gründe gesetzet / die ich leichtlich / so es nöhtig erachtet würde / übern hauffen werffen könte. Ich gebe [27] euch jetzo nur dieses zu behertzigen / wie viel nemlich unsere Stadkinder / die auch auff Universitäten gewesen / ohne Förderung herumb ziehen müssen.

MUSOPHILUS.

Was hast du dich umb andere zu bekümmern Studire du fleissig. GOtt wird dir wohl Förderung beschehren.

ARIOPHILUS.

Warumb beschehrt er sie aber diesen nicht / die ebenso wol auch meynen / daß sie etwasstudiret haben?

MUSOPHILUS.

Das kan ich dir so genau nicht eröffnen. Denn ich bin in GOTTes Rahtstuben nicht gewesen. Vielleicht probiret er ihre Gedult und Hoffnung / und wil kund werden lassen / ob sie auch etwas leiden können. Zu seiner Zeit / wenn sie nur fromm seyn / und ihre studia fortsetzen / wird er auch an sie gedencken / und sie mit guter Förderung versehen. Leute / die etwas gelitten haben / sind in vornehme Aemter am bequehmsten.

ARIOPHILUS.

So lange könte ich nicht warten. Derowegen hab ich beschlossen / förder hin kein Buch mehr anzusehen / sondern mich auf etwas anders zu begeben.

MUSOPHILUS.

Wie hertzlich betrübst du mich / du ungehorsames Kind / wie betrübst du mich? Siehe zu / daß dich Gott nicht wieder betrübe, und du dermaleinst beweinen [28] müssest / daß du meinem Väterlichẽ Raht nicht gefolget habest. Gehe / wohin dirs beliebet. Von mir hast du forthin nicht einen Heller mehr zu gewarten.


Gehet zornig ab.
ARIOPHILUS.

Ja / wenn ich doch flugs zugeplumpet hätte / und wäre ein Plackschmeisser worden. Aber Nein / Nein! der Vater machts nicht allezeit / wieichs gerne haben wolte / warumb solt ich denn schuldig seyn / es zu halten / wie ers begehret? Ich gedencke mir noch mit der Zeit ein WeltberühmterGeneral zu werden. Warlich der Degen fördert viel eher und höher / als die Feder und alle Bücher.Gehet trotzig ab.


Hier wird musiciret / und von den Morionibus etwas agiret.
2. Szene
Scena II.
EIN WERBER
so die Trummel rühren lässet / und also redet.

Ist jemand / der nach grossem Geld und Gütern strebet / dem wil ich zeigen / wie er nicht zu etlichen tausend Kronen / sondern zu etlichen Tonnen Goldes kommen könne. Ist jemand / der nach Ehr und Dignitäten ringet / dem wil ich weisen / wie er durch die gantze Welt / in Europa, Asia, Africa, America, ja sogar in terrâ Australi incognitâ, [29] oder in denen gegen Mittag noch unerkundigten Ländern berühmet werden könne. Ist jemand / der nach Lust und Ergetzlichkeit trachtet / dem wil ich den Weg / wordurch er in lauter Lust und Freude gerahten möge / vor die Augen stellen.

ARIOPHILUS.

Mein Herr / ich wolte gerne aller dieser Dinge geniessen. Ist nun wahr was der Herr ausgiebt / so eröffne er mir seine Anschläge / so dann wil ich / wenn ich sie wol gegründet befinde / seinem Rahte mit Willen folgen / und ihm Zeit meines Lebens unsterblichen Danck sagen.

WERBER.

Hierzu hab ich jetzo nicht Zeit. Deñ der gewaltige Mars hat mir ernstlich anbefohlẽ / ohne Verzug die Trummel durch Italien / Teutschland / und andere provincien rühren zu lassen / u Völcker wider die treulosen / rebellirenden Portugiesen zu werben. Wird mir aber der Herr in meinem logament diesen Abend zusprechen / so wil ich ihm die Mittel / dadurch er gar leichtlich zu seinem Zwekke gelangen könne / handgreifflich vorlegen / daß er wird gestehen müssen / ich habe ihm weder Rauch verkaufft noch leere Hülsen vorgesetzt. A Dieu! Ich muß die Trummel weiter hören lassen.


Hier auf gehet er fort / biß an das andere Ende des Theatri, und repetiret seine ersten Worte / darnach gehet er ab / und kommt.
[30]
MUSOPHILUS
der den Sohn anredet.

Mein Sohn! Ach mein Sohn! was hieltest du jetzo vor ein Gespräch mit dem Werber / dem Ertz-Auffschneider? Weißt du denn nicht / ach du armes Kind / daß diese Leute / damit sie die Einfältigen fangen mögē / tausendmahl mehr daher schneiden / als sie in der That leisten können? Wenn du je nichtstudiren wilst / so höre doch / worzu ich dir sonst rahten werde. De ob du wohl wegen deines Vngehorsams nicht werth bist / daß ich ferner ein Wort mit dir redete; so dringet mich doch meine Väterliche / tieff ins Hertz gepregte Liebe / daß ich dir noch einen guten Raht mittheile. Vnd dieser zielet da hinaus / daß du dich in ein Kloster begebest / und ein heiliger Mann werdest. Denn erstlich mangelt diesen Leuten gar nichts / was sie nur zu diesem zeitlichen Leben bedürffen / und haben nicht vonnöhten / von einer Messen oder Markte zum andern zu reisen / oder sich groß umb Nahrung zu bekümmern / wie ich thun muß. Darnach haben sie sich vor keiner weltlichen Obrigkeit zu förchten / sondern werden von Päbstlicher Heiligkeit / wenn sie noch so gröblich gesündiget / wider die Obrigkeit beschützet. Gehen drittens in den öffentlichenprocessionen allen Leyen / wie hoch und gekrönet sie seyn / weit vor / und dörffen den gantzen. Tag mehr nicht thun / als ihre horas Canonicas absingen: Verdienen nichts desto weniger den Himmel vor sich / und ihre Anverwandten.

[31]
ARIOPHILUS.

Was? Mönch? Klöster? Ich wolte lieber ein Schelm / als ein Mönch / werden? Wisset ihr denn nicht / lieber Vater / was die Mönche vor Vögel seyn? Wie sie ehrlicher Leute Weibern und Töchtern nachschleichen / und nachzusiellen pflegen? Sie scheinen wol heilig / sind aber nicht heilig: und verdienen nicht den Himmel / sondern die Hölle. Nein. Nein. Ich werde kein Mönch oder fauler Kutten-Hengst. Mein Gemüt ist so generòs und groß / daß es sich in einem engen Kloster nicht außbreiten kan. Wer weiß / ob die Welt groß genug ist / meine Thaten / mit denen ich schon schwanger gehe / zu fassen. Soldaten-Leben / lieber Vater / ist das beste und rühmlichste Leben. Ein Soldat streitet vor Gottes Ehre / vor die Kirche und Gottes dienst / vor das Vaterland / vor Eltern und Freunde ja vor die allgemeine Wolfahrt. Ist das nicht rühmlich? Ein Soldat lebet stets unter dem Pauken-Hall und Trompeten-Schall. Ist das nicht anmuhtig? Ein Soldat kan täglich neue und schöne Damen zu seinem Dienste haben. Ist das nicht erfreulich? Einem Soldaten müssen Bauren / Bürger / Edelleute / ja Herren / Grafen / Fürsten und noch höhere Personen den Beutel spikken. Ist das nicht ersprießlich? Nicht ein Mönch / sondern ein weltberühmter Soldat wil ich werden / und nicht alleine mich / sondern auch alle meine Freunde reich machen. Ja ich gedencke mich durch den Degen gar in den Fürstenstand [32] zu befördern. Wie gefällt euch das / Lieber Vater?

MUSOPHILUS.

Ich mercke wohl / mein Sohn / daß du nur mit einem Auge sehest. Was etwa dieser oder jener aus dem Kriege theils recht / theils unrechtmässiger Weise an Gütern davon bracht / das hast du erblicket. Aber du hast nicht gesehen / wie viel hundert tausend in den bishero geführten Kriegen jämmerl cher Weise umbs Leben kommen / oder krumm / lahm / blind / Krüpel / mit Leusen / Schmach und Betteley wieder nach Hause gekehret seyn. So siehest du auch nicht das vielfältige Vngemach / Frost / Hitze / Blösse / Hunger / Durst / und dergleichen / das ein Soldat ausstehen muß. Wilst du derowegen recht sehen / so mußt du beyde Augen auffthun. Sonst wirst du dich schändlich betriegen / und meine grauen Haar mit Kummer in die Grube bringen.

ARIOPHILUS.

Peraspera ad astra. Ein generós Gemüth achtet dieses alles nicht. Ich soll und muß ein Soldat werden / ob ich gleich wüste / daß man mir den Hals brechen / oder mich lebendig schinden würde.

MUSOPHILUS.

Nun / nun / wem nicht zu rahten ist / dem steher auch nicht zu helffen. Du wirst einmahl erfahren / was du jetzt nicht glauben wilst.


Hierauff gehet er ab / und nach ihm auch der Sohn.
PHILOSOPHUS PRIMUS.

Wenn die Rhetores de fine Rhetorices handeln / [33] so distingviren ihrer viel denselben in finem internum & externum. Von jenem sagen sie / daß er in potestate artificis zu suchen und zu finden; von diesem aber / daß ihn der Orator nicht allezeit erlangen könne / ob er gleich aller Mittel / so in der Kunst beschrieben werden / sich gebrauche. Vnd den nennen sie persvasionem, jenen aber Ornatam orationem. Daß nun diesem also sey / wie die Rhetores lehren / ist aus des Musophili Oration zu ersehen. Denn ungeachtet dieser alle argumenta, oder doch die vornehmsten / davon die artifices eloqventiae in genere Deliberativo handeln / adhibirer / um / seinem Sohne eine rechte Lust zu denen studiis Academicis zu erwekken; so hat er doch seinen Zwek nicht erreichen mögen: sintemahl derselbe von den Kriegs- Gedancken nicht zu bringen gewesen / wiewohl ihm Mars übel adfectioniret zu seyn scheinet / gestalt es sonder Zweiffel der Außgang bezeugen wird. Darnach ist ein alt Sprichwort: Dulce bellum inexpertis, das ist / Wer noch nie im Kriege gedienet / und doch gleich wohl siehet / wie es etlichen im Kriege geglükket / der bildet sich im Kriege lauter Hummelhonig ein. Vnd dahero kommt es / daß die jungen und unerfahrnen Leute weder der Eltern / noch der Praeceptorum admonitiones und dehortationes achten / sondern wie das thumme Viehe sich zur Schlachtbank führen lassen / auch ihres Vnglüks nicht ehe gewahr werden / als biß ihnen dasselbe über dem Kopffe zusammen schläget / wie Ariophilus erfahren wird.

Solche junge Leute aber verrahten sich selbst / und [34] geben zu verstehen / wie sie in der Vernunfftkunst noch nicht so weit kommen / daß sie verstünden / quod à particulari ad universale non valeat conseqventia. Elende und Läppische inductiones sind es / wenn man nicht darzu setzen kan: nec potest dari diffimile exemplum. Eben so Läppisch schliessen auch etliche andere / die sich an reichen Kauffleuten vergaffen. Denn weil sie sehen / daß dieser und jener / der die Kauffmanschafft erlernet / durch dieselbe zu vortrefflichen Gütern auffgestiegen / so meinen sie stracks / wenn sie sich auch auff die Handlung legeten / sie würden eben so reiche Kauffleute werden. Aber die armen Gesellen solten die Augen recht auffthun / und sehen / wie viel derer / so die Jahre bey vornehmen Kauffleuten ausgestanden / doch der Handlung wenig geniessen können / sondern endlich / wenn alle Strikke zerrissen / andere Nahrungs-mittel ergreiffen / und gestehen müssen / daß es ihnen entweder an einem rechten Kauffmans-Kopffe / oder an GOttes Segen / an dem alles gelegen / ermangelt habe. Endlich weiset das Exempel Musophili, daß es nicht rathsam sey / viel Kosten auff die Studia der Kinder zu wenden / die nicht von sich selbst eine recht feurige Begierde zu denen Studiis haben. Tu nihilinvitâ dices, faciesve Minervâ sagt der Poët. Wenn derowegen die Eltern sehen / daß ein Sohn zum studiren nicht tüchtig / oder keine Lust darzu trage / sollen sie ihn darzu nicht zwingen. Denn es heißt doch: Coacta ingenia malè respondent. Vnd hat der gute Musophilus wohl erfahren / wie übel seine Heller / die er [35] auff des Sohns Studia gewendet / angeleget gewesen. Studiren ist ein Werk / darzu man niemand zwingen soll. Wer nicht gut und freywillig dran gehet / den lasse man was anders / iedoch ehrliches / lernen / oder schreye hernach nicht die Praeceptores wie sauer Bier aus / als ob sie Schuld hätten / daß der Sohn nichts gelernet.

3. Szene
Scena III.
Neben etlichen geharnischten Dienern / einem Pagen / Hoffmeister / Lieutenant / Wachtmeister /Secretario, Regimentschultzen / und einem andern Officirer / tritt unter dem Trompeten- und Heerpauken-Schall auff.

MARS.

Ich / der in aller Welt beruffne Kriegs-Gott / Mars, habe mich nun über 40. Jahr in den Haupttheilen der Welt / vornehmlich aber in Europa wohl gedummelt / und viel hundert taufend tapfere Soldaten / und manchen vortrefflichen General unter meinem Commando gehabt / die mir auch biß in ihren Todt redlich gedienet / und ihr Blut auff meinen Altaren / das ist / in offentlichen Feldschlachten / oder vor und in den Vestungen unerschrokken vergossen. Daß ich also gäntzlich dafür halte / man werde von mir biß an der Welt Ende zu sagen un zu schreiben wissen / gestalt denn schon etliche grosse und starcke folianten des Theatri Europaei von solchen meinen Helden-Thaten publiciret worden / derer geringern Bücher zu geschweigen / als welche nicht [36] wohl zu zählen seyn. Als aber mein Ruhm auff die höchste Spitze oder Gipfel nunmehro auff gestiegen war / siehe / da kam meine abgesagte Feindin Irene, und stifftete im Römischen Reiche Friede. Was vor Vnwillen ich hieraus empfunden / ist leicht zu ermäßen. Die Kallmenserischen Poeten / und geschossenen Kupfferstecher nahmen dannenhero Gelegenheit / mich auffs ärgste zu verspotten / und liessen Scoptische Gedichte und Gemälde wider mich in die freye Welt ausfliegen. Da wurde Mars bald tod krank / bald gar todt / praesentiret / und endlich mit Schand und Spott unter dem Gelächter und Frolokken der Bauren begraben. Da man doch hätte bedenken sollen / daß die Götter weder erkranken noch ersterben. Jedoch ließ Ich das Hertz deßwegen nicht in die Kniehscheibe fallen / sondern erinnerte mich / daß / ob gleich im Römischen Reich Friede geschlossen / auch Spanien mit Holland verglichen / nichts desto minder die Sache zwischen Franckreich u Spaniennoch nicht beygeleget werden können / und ich also in solchen Landen manche blutige Schlacht zu halten Gelegenheit haben würde / wie auch erfolget ist. Darnach war mir unentsunken / daß auch Schweden und Polen noch ein Ey mit einander zu theilen hätten / weil die Pohlen den Schwedischen Titul und Wapen nicht fahren lassen / die Schweden aber den Polen solche nicht gut heissen oder einräumen wolten. Vnd ich brachte es endlich dahin / daß der Großmächtige König in Schweden mit einer formidablen Armee in Polen [37] einbrach / und darinnen nicht wenig Blut auff beyden Seiten vergossen wurde. Ja ich wikkelte hernach noch viel mehr hohe Potentaten in diese Action, biß ich meine Waffen über das Baltische Meer in Dennemark hinein brachte / da denen Schweden eine wunderliche Brükke übers Meer ohne Hände gebauet / und die Thür zum Kriege erst recht eröffnet wurde. Wie mich solche actiones erfreuet / kan ich nicht sattsam beschreiben. Aber meine Thaten wurden dazumahl durch die Zeitungsschreiher dermassen ungründlich referiret / daß denen Historicis, im Fall sie nicht selbst mit eingeflochten gewesen / schwehr seyn wird / die Wahrheit von den Lügen zu sondern. Als nun das Spiel recht ernstlich getrieben wurde / begunteIrene abermahl mir den Compaß zu verrukken. Denn es wurde im Kloster Oliva / nicht gar weit von Dantzig / ein allgemeiner Friede zwischen den höchsten Häuptern gestifftet / und endlich auch die Zwispalt zwischen Spanien und Franckreich / und zwar durch Hülffe meiner untreuen Veneris. mit der ich wohl ehe / wider ihres Mannes Willen / ein gut Gelakgen gehabt / geschlichtet / in dem Venus dem Frantzösischen erzürneten Monarchen eine so schöne Infantin in die Arme gab / daß er alles Vnwillens darüber zu vergessen begonte. Vnd damals hatte es das Ansehen / als wäre kein Ort in der Welt mehr übrig / da förderhin Mars etwas gelten möchte. Denn auch die Portugiesen sich sehr bemüheten / mit in den Franhös- und Spanischen Frieden eingeschlossen zu werden. [38] Aber nach dem Portugal von Franckreich verlassen / und also ausgesetzet wurde / begunte mir der Muth wieder zu wachsen. Denn ich konte mir leicht einbilden / daß selbiges Königreich hinfüro mein Dummelplatz seyn müste. Demnach dann gleich ietzo die Hatze recht angehet / und man in Spanien nach einer grossen Armee trachtet; als erkenne ich billich diese meine Glückseligkeit / und werde nicht unterlassen / ein mächtiges Volck zu versamlen / dem Großmächtigsten Monarchen in Spanien damit behülfflich zu erscheinen. Massen ich zu dem Ende meine Werber in unterschiedliche Provincien ausgesendet.


Hier werden Trompeten und Heerpauken gehöret. Darnach redet.
MARTIS LIEUTENANT.

Herbey / ihr jungen Pursche und generose / lebhaffte Gemühter / herbey / herbey. Jetzt wil ich euch sagen / was ihr zu gewarten habet / weñ ihr euch diesem großmächtigsten Helden und Kriegs-Gotte Marti untergeben und treulich dienen werdet. Zwar ich kan wohl geschehen lassen / daß ihr zu Hause hinter dem Ofen oder Kamin sitzet / und die Aepffel bratet: aber dadurch werdet ihr wenig Ehre / und noch viel weniger Geld und Gut erlangen. Im Gegentheil / wer sich in meines Generals, den ihr da in seiner Majestät stehen seher / Dienste einlassen wird / der darff weder vor dignität und Ehre / noch von Güter und Reichthum / am wenigsten aber vor Lust [39] und Ergetzlichkeit sorgen. Denn dieser mein General wird in weniger Zeit gantz Portugal / das allerreicheste Königreich / in seinen Händen haben / seine Soldaten werden der reichen Portugiesen Güter nicht nach tausend und tausend Kronen / auch nicht nach Tonnen Goldes / sondern nach Millionen unter sich vertheilen. Vnd wenn nun die Rebellen gedemütiget un bändig gemacht worden / da wird mein General einen zum Commandanten in einer Festung / den andern zum Hauptmann über etliche Graff- und Herrschafften / den dritten zu was anders befördern. Hat auch einer unter euch etwas studiret / so kan er Cantzlers / geheimbten Raths / Reichs- Secretarien und dergleichen Stellen betreten / und also den Beutelie mehr und mehr spikken. Die schönsten Damen un Lande werden sich glükselig schätzen / wenn sie nur iemand von den siegreichen Vberwindern zum Ehegemahl bekommen. Ist er gleich von geringem Stande / so kan er vor seine treue Dienste / nach dem er eine Gräfin oder Freyin erlanget / gar leicht zu nohtwendigem Adel erhaben werden. Vnd werden nicht alle Jungfrauen des Landes derer Vberwinder Mägde seyn müssen? Darum versäumet den Markt nicht / kaufft / weil er vor der Thür ist / und gebet nicht zu / daß man künfftig von euch sagen könne / ihr wäret euch selber im Liechte gestanden / und hättet euch in euer grosses Glük nicht richten wollen. Wer Lust hat zu dienen / er melde sich in dem Gasthofe zum güldenen Beutel allhier an. Da soll er ein statlich Stück [40] Geld auff die Faust kriegen / und wohl mundiret werden.


Darauf wird geblasen und gepauket / und gehen alle ab.
ARIOPHILUS.

Es mag zu Hause bleiben und Aepfel braten / wer da will. Es mag über den leblosen Büchern liegen und kalmeusern / wem es gefället. Ich soll und muß einen Soldaten agiren.


Gehet auch ab.
SECRETARIUS MARTIS.

Wie ein thöricht- und thummes Ding ist doch die Jugend! Ich habe mit grossem Verwundern gesehen / wie die Junge Pursch / nach dem der Werber die Trummel rühren und Mars die Trompeten blasen lassen / darein die Heerpauken geschlagen wurden / Hauffen weise zu lieffen / nicht anders / als ob sie eine Comœdien sehen / oder an einen anmuhtigen Dantz gehen solten. Da waren alle Ermahnungen aller Eltern undPraeceptorum verlohren. Deñ die Ohren waren durch den Trompeten- und Pauken-Schall dermassen erfüllet / daß nichts mehr hinein oder hindurch konte. Die Augen waren also verblendet / und mitMartis Pracht bethöret / daß sie nichts mehr sehen konten. Wie aber ihnen der Krieg künfftig gefallen werde / haben sie zu erfahren. Mir ist es ebenso ergangen. Ich hatte meine studia glüklich / und zwar eine geraume Zeit / tractiret. Aber das Kalbfell lokte mich aus der Schulen / da ich gleich ietzo auff die Universität ziehen solte. Es [41] wurde mir auch mit Mund und Hand versprochen / ich solte alsobald Regiments-Secretarius werden. Als ich aber heute Geld genommen / und selbigen gantzen Abend Herr Secretarius tituliret worden / gab man mir den folgenden Morgen eine Mußqvete auf den Bukkel / die ich wohl drey Jahr tragen / und mich offtermahl schimplich Herr Secretarius nennen lassen muste. Nach vielem suppliciren und bitten / ja betteln / wurde ich endlich bey einem Capitayn ein elendes Schreiberchen / und hatte fast täglich / wenn ich ihm des Abends die Stiefeln oder Schuhe auszog / ein paar frische Maulschellen auf beyde Bakken zum Trinckgelde / biß so lange sich Mars meiner erbarmete / und mir das Secretariat nach vielen Jahren anvertrauete. Wie ich aber noch diese Stunde von den hochmühtigen Kriegs-Gurgeln gehalten werde / das weiß ich am besten. Der Krieg ist zwar eine Comoedia, aber es agiret darinnen einer selten mehr / als einmahl. Es ist ein Dantz / aber darinnen man gemeiniglich den Kopff verdantzet. Ariophilus mag zusehen / wie er den Seinen behalte. Denn er kommet mir sehr plump vor.


Nun agiren die Moriones.
4. Szene
Scena IV.
ARIOPHILUS.

Nun / ich habe Geld auf die Faust genommen / und ist mir schon von dem Lieutenant ein prafer Caball verehret worden. Jetzt will ich gleich in den [42] Kramladen gehen / und mir eine schöne Plumage / kostbare Charpe / Goller / Pistolen und Karabiner / und was einem prafen Soldaten uñ Cavallier sonst noht ist / kauffen / hernach mich auff mein Pferd setzen / und vor meines alten Vaters Haus reiten. Was gilts / ich wil ihm gefallen. Hui! daß er mich gar vor einen jungen Grafen ansiehet.


Gehet mit springen ab.
EIN ALTER SOLDAT
an einer Krükken.

Lieber GOTT / lieber Gott / ist denn die Welt / und sonderlich die Jugend / noch immer so blind / daß sie so begierig nach Stössen ist? Mir gieng es in der Jugend eben / wie es diesem jungen Kerl ietzo gehet. Denn als Marqvis Spinola Volk wider die rebellirenden Niederländischen Provincien annahm / ließ ich mich auch bethören / und meinte / etliche Tonnen Goldes nur aus Amsterdam zu bekommen / daß ich nichts gedenke / was ich aus den andern Städten zu gewarten hatte. Achtete derohalben weder meiner Eltern / noch anderer Freunde treuhertzigt Abmahnungen / sondern zog mit lauter Freuden in den Krieg / bildete mir auch nicht ein / daß ich ohne einen General wieder nach Hause kommen würde. Aber! Aber! Ach aber / Ich wurde bald krank / lag zu Brüssel im Spittal / und wäre bald gar von den Leusen gefressen worden. Als ich wieder gesund worden / wurde ich neben anderncommandiret / auff den Feind loß zu gehen / und Beute oder Stösse zu holen. Diese bekam ich redlich / aber von er jener kriegte ich nichts zu sehen. Endlich da es zu einer [43] Haupt-action kam / wurde mir das lincke Bein krum geschossen / und ritten fast gantze Regimenter / als ich da lag / über mich weg. Kam also / nach dem ich mich elendiglich durchgebettelt / nicht als ein General, sondern als ein armer / lausichter Krüpel wieder in mein Vaterland. Vnd wo meine arme Frau nicht das beste bey mir gethan / und mich / (in Erwegung / daß ich mich ihrer / so schon in den Commiß gegeben / angenommen / und geehlichet /) mit den Bettelstükken bißher ernehret hätte / so wurde ich schon längst kalt seyn. Warlich mich jammert des jungen Bluts von Hertzen. Doch weil er ihm nicht wil rahten lassen / so mag er auch erfahren / was ich erfahren habe.

EIN NEUGEWORBENER SOLDAT
/ der von fern zugehöret hatte.

Geh du alter Hosen-Gakker / oder ich wil dir Beine machen. Wer weiß / was du vor ein Cujon im Kriege gewesen bist / daß du nicht mehr / als deine Krükke / darvon getragen hast? Wie sich ein junger Mensch im Kriege hält / so wird ihme gelohnet. Heroischer Muht bringt Heroische Thaten und Heroischen Namen. Ich getraue mir über 2000 Portugiesen mit dieser meiner Hand ritterlich auff zu reiben. Solte das Mars unvergolten lassen?

DER ALTE SOLDAT.

Lieber Freund / versucht es zuvor mit einem / ehe ihr von 2000. saget. Die Portugiesen haben auch Degen und Pistolen.

[44]
DER NEUGEWORBNE.
Sie haben aber keine Futterage im Leibe.
DER ALTE.

Das läßt sich wohl sagen: aber mich bedüncket immer / ihr werdet es anders finden / als ihr euch ietzo einbildet. Man sagt / sie haben den Grafen von Chomberg zum General bekommen. Das mag warlich ein guter Soldat seyn. Vnd weil die Portugiesen sehen / daß sie / im fall sie das Spiel verliehren solten / derer Spanier Knechte seyn müsten / so werden sie / gebt nur Achtung drauf / gantz desperat fechten. Aber mit solchen Leuten ist über schlagen.

DER NEUGEWORBNE.

Halt das Maul / du alter Oehlgötze. Du meinst / es wäre ein junger Kerl auch so ein verzagter Bärenheuter / wie du bist. Die Junge Pursch hat heutiges Tags gar andere resolution, als du in deiner Jugend gehabt hast. Da hast du ein Spanisch Kopfftük / und gehe deiner Wege. Wenn ich wieder komme / und einen General mit bringe / wil ich dir 50. Duplonen spendiren.


Darauf gehen sie ab / und finden sich Moriones.
5. Szene
Scena V.
CHIRURGUS PARAVINUS.

Wornach ich / der Weltberühmke Chirurgus hier zu Padua / von meinen Kindesbeinen her / ja von der Wiegen an / getrachtet / das hab ich nunmehr [45] durch meine sonderbare Kunst glüklich erlanget. Als ich noch ein kleines Kind war / bemühete ich mich / über andern meines Alters Kindern zu schweben / und von iedermanne gerühmet zu werden. Da ich nun ein wenig erwachsen / und meinen Verstand in etwas brauchen konte / wurde ich võ meinen Praeceptoribus berichtet / daß der / so andern an Ehr u Herrlichkeit vorgehen wolte / denenselben an Weisheit / Verstande / und Erfahrenheit überlegen seyn müste. Dannenhero bin ich meinen studiis fleissig obgelegen / und habe von Tag zu Tag am Verstande / und Wissenschafft reichlich zugenommen. Vnd weil mich meine Natürliche Zuneigung zu dem Studio Medico getragen hab ich mir dasselbe vor andern erwählet. Was ich darinnen vor Disputationes opponendo & respondendo gehalten / das wird man annoch in frischer Gedechtnis haben. Denn es leben noch diese Stunde unterschiedliche Professores allhier / denen ich theils opponiret / theils respondendo mich recommendiret. Nach dem ich aber gewahr wurde / daß ein Medicus des Chirurgi nicht wohl entrahten könte / und statliche Medici klagten / daß / was sie mit ihren medicamentis gut gemachet / durch einen oder den andern unerfahrnenChirurgum verderbet worden; faste ich geschwinde resolution, beydes erlernen / zog nach Venedig / sagte nicht / daß ich ein Studiosus wäre / sondern begab mich / ob ich gleich allbereit in das Zwantzigste Jahr gieng / zu dem berühmtesten Chirurgo daselbst in disciplin, und stund / wiewohl nicht mit geringem [46] Vngemach / meine Jahre redlich aus. Darnach kam ich wieder hieher / dachte der Kunst weiter nach / laß gute Bücher / und ließ mich allgemachsam bey verschiedenen Patienten ietzt vor einen Medicū, dann vor einen Chirurgum brauchen. Begonte aber mehr Zeit und Nachsinnen auff das studium Chirurgicum, als auff das Medicum, zu wenden: welches mich auch biß diese Stunde nicht gereuet hat. Denn man sagt nunmehro fast offentlich / es sey in der gantzen Welt kein Chirurgus mit mir zu vergleichen. Meine Chirurgischen Bücher / so ich theils in Lateinischer / theils in Italiänischer Sprache durch den Druk ausgelassen / werden nicht allein in gantz Italien / sondern auch in Teutschland hoch aestumiret / und sollen etliche Teutsche Barbirer / so obgenante Sprachen verstehen / sich derselbigen wohl bedienen / auch etliche gar in Teutsch übergesetzet haben. Eins iedoch mangelt mir noch an der Wissenschafft. Denn ich sehe aus derer berühmresten Medicorum Büchern / wie so unterschiedene Meinungen sie de motu cordis humani, oder von Bewegung des Menschlichen Hertzens haben. V bilde mir nicht ein / daß solche Bewegung noch zur Zeit recht und gründlich erkundiget sey. Weil denn heutiges Tages kein Gelehrter etwas gilt / der nicht was neues / und zuvor unobservirtes hervor giebt / so bin ich bishero stets curieus gewesen / wie ich doch diesen motum oder Bewegung gründlich und per experientiam erlernen / und mir so dann mit Beschreibung derselbigen einen unsterblichen Nahmen [47] machen möchte. Aber siehe! da kommen die Gerichts-Personen. Ich muß stille seyn / und mich auff die Seite begeben.


Hier erscheinet der Praesident des hohen Gerichts mit denen Assessoribus, und redet / nach dem sie sich gesetzet / der Praesident also.

Wehrte liebe Freunde und Collegen / sie wissen sonder Zweiffel alle wohl / was der berühmte Barbirer allhier schrifftlich an uns gelangen lassen / bittende / daß wir ihm doch den maleficanten / der Morgendes Tages nach denen Venedischen Rechten justificiret werden soll / abfolgen lassen wolten / damit er seinem curieusen Gemüht ein Genügen thun / und nach dem er denselben lebendig auffgeschnitten / besehen möge / wie das Menschliche Hertz im Leibe beweget werde. Nun bedünket mich / es lasse sich nicht wohl im Gewissen verantworten / einen Menschen / ob er gleich zum Tode verdammet / so lange qvälen zu lassen. Denn wer weiß / wie er / der Barbirer / mit dem armen Sünder umgehen möchte? Wie lange er mit dem aufschneiden / und Besichtigung des Hertzens zubringen würde? Welches denn unaussprechliche Qvaal und Marter seyn möchte. Derowegen halte ich nicht vor verantwortlich / ihme und seiner Curieusität hierinnen zu gratificiren. Doch will ich / ehe wir ihm die vertröstete Antwort ertheilen / vernehmen / was die Herren in dieser Sache gut befinden. Welches sie mir ie ehe ie besser durch einen aus ihrem Mittel eröffnen [48] werden Sie bereden sich mit einander / ich will in dessen ein wenig herumb spatziren.


Vber eine kleine Weile setzet er sich wieder nieder.
ADSESSOR PRIMUS.

Ob wohl die Vrsachen / die der Barbirer / uns zu bewegen / angeführet / ziemlich spectôs und wichtig zu seyn scheinen / ie dennoch halten wir endlich dafür / daß die jenigen / so von unserm Hochgeehrten Herren Praesidenten ietzo zu überlegen proponiret worden / jene weit überwägen. Damit nun wir nicht / als unbarmhertzige Richtere / den Verleumdern ins Maul fallen / oder auch wohl gar von des maleficanten Befreundten bey der Durchlauchtigsten Signoria zu Venedig / als von welcher alle auctorität dieses hohen Gerichts dependiret / gleich hätten wir der Sachen zu viel gethan / verklage werden möchten; so wird / unserm wenigen Bedäncken nach / das beste seyn / daß wir dem Barbirer abschlägige Antwort ertheilen. Geben aber inzwischen dieses unser unvorgreifliches Gutachten E. Magnif. zu reiffererConsideration und fernerweitigem Erwägen.

PRAESES.

Es darf die Sache keines fernern überlegens. Denn wir können uns besser nicht verwahren / als wenn wir dem gemeinen Lauffe derer Rechte nachgehen. Wenn es ein todter Leichnam wäre / der nichts fühlete / so könte manihn dem Barbirer wohl überlieffern. Aber einen lebendigen Menschen / der [49] sonst plötzlich seiner Qual durch den Hencker loß werden kan / in so langwürige Marter zu übergeben / läst sich nicht verantworten. Darum / Herr Secretarie, befehlet dem Diener draussen / daß er den Barbirer lasse herein kommen.

SECRETARIUS
gehet ab / kommet wieder / und spricht.
Jetzo gleich wird der Barbirer alhier erscheinen.
CHIRURGUS.

Hocherleuchtete Herren / was an dieselbe ein unterdienstliches Brieflein abgehen zu lassen mich angefrischet / wird ihnen ausser Zweifel in gutem Andencken schweben. Demnach denn Ihrer sonderbahren bißher gegen mich getragenen hohen Gunst beliebet / mich an diese heilige Stelle zu erfordern / hab ich meiner Schuldigkeit zu seyn erachtet / mich gehorsamst einzufinden / der angezweifelten Zuversicht lebende / meine hochgeneigete Patronen werden durch ihre großgünstige resolution mich völlig erfreuen. Welches ich so dann mit hochdankbarem Gemüht erkennen / und nach meinem besten Vermögen zuerwiedern trachten werde.

PRAESES.

Lieber Freund / gleich wie wir billich eure sonderbahre Wissenschafft und Erfahrenheit / nicht minder auch eure grosse Begierde / ein mehrers zuerkundigen / loben und commendiren; Also mögen wir euch nicht verhalten / daß wir / aus höchst erheblichen Vrsachen euch begehrter massen nicht willfahren können. Wornach ihr euch zu achten habet.

[50]
CHIRURGUS.

Mir will nicht gebühren / einer so hocherleuchteten Versamlung rationes zu untersuchen. Ob mich nun wohl diese hochgünstig ertheilte resolution nicht wenig betrübet und bestürtzet machet; iedoch erkenne ich mich schuldig darbey in unterdienstlichem Gehorsam zu adqviesciren / und meinen hochgeneigten Patronen aufzuwarten.


Darauf gehet er ab / Jene ingleichen.
Dann kommet wieder alleine derselbe Chirurgus, und spricht trutzig.

So muß ich doch noch zu meinem Zwekke gelangen / es geschehe recht- oder unrechtmässiger weise. Aber hiervon ist ietzo nicht viel zu sagen. Die Sache wird sich wol geben. Ich weiß schon / was ich thun will.


Gehet ab.
PHILOSOPHUS SECUNDUS.

Wie werden doch manche Eltern so ungebührlich von ihren eigenen Kindern geängstiget und geqvälet! Aber wehe solchen Kindern / die ihren Eltern so groß Hertzeleyd zufügen! Ich habe mich / sonder Ruhm melden / in denen Historien ziemlich umgesehen / (weil ich den allzeit einem Kinde gleich geachtet / der / ob er schon studiret / doch in Historien nicht bewandert ist) kan mich aber nicht besinnen / daß es einigem Menschen wohl ergangen / der seine Eltern oderPraeceptores betrübet. Absalom blieb mit seinē krausen Haaren am Baume hangend / und wurde sein undanckbar- und leichtfertiges [51] Hertz mit dreyen Spiessen durchrennet. Nero, ob er wohl ein Keyser war / wurde durch seines Praeceptoris, Senecae, spectrum so lange und so hefftig geängstet / biß er zum Mörder an ihm selbst wurde / und mit Ach und Weh zum Teufel hinab fuhr. Wie es Ariophilo ergehen werde / wird sich mit der Zeit außweisen. Denn ist das nicht Sünde und Schande / daß er den alten Vater so hönisch hält / und den geringsten Gehorsam demselben nicht erweisen wollen? Vnd was wird er den Eltern noch ferner vor Hertzeleyd zufügen / nach dem er das Scham-hütlein einmahl abgezogen? Was vor Vnruhe causiret auch dem Menschlichen Hertzen die curiosität? Es ist leider heutiges Tages also beschaffen / daß der / so nichts neues erfindet / ob er gleich solidissimè studiret hat / nichts geachtet wird. Dahero kommen auch ietzo so viel monstrosae opiniones auff die Bahn / daß ich zweifele / ob so viel monstra in Africa gefunden werden. Ja man unterstehet sich gar die principia übern Hauffen zu werffen. Der Barbirer zu Padua will auch kein Vergnügen an dem / was die Medici und Physici de motu cordis lehren / haben / sondern was neues perexperientiam erfinden / ihm solcher gestalt einen grössern Nahmen zu machen. Mich bedüncket aber / es werde ihm übel bekommen.


Hier lassen sich die Moriones wieder sehen.

2. Akt

1. Szene
Scena I.
ARIOPHILUS
in Soldaten Kleidern.
Kennet ihr mich denn auch noch / lieber Vater? Oder sehet ihr mich vor einen General-Majeur an?
[53]
MUSOPHILUS.

Ach daß GOtt erbarm! Ach daß GOtt erbarm! hab ich das erlebet? O daß ich niemahls einigen Heller auf dich ungerahtenes Kind gewendet hätte! deine Herren Praeceptores haben mir vielmahl geweissaget / du würdest ein vornehmer Domherr oder Doctor werden. Aber ach wie haben mich die guten Leute betrogen? Wilst du nun ein Bluthund werden? wilst du nun die armen Leute außmergeln? wilst du nun das theure Christenblut wie Wasser vergiessen? Summa / wilst du eine Kriegsgurgel werden? O daß du im ersten Bade ersoffen wärest!

ARIOPHILUS.
Ich wills nicht werden / lieber Vater / ich bins schon.
MUSOPHILUS.

Vor diesem nennetest du mich Herr Vater / ietzo beissest du den Ehrentitul ab. Siehe doch / was vor ein Geist dich treibet.

ARIOPHILUS.
Ein künfftiger General wird eine privat Person Herr heissen?
MUSOPHILUS.
Hast du denn Brief und Siegel drüber / daß du ein General werden sollest?
ARIOPHILUS.
Der grosse Mars hat mir Parol geben / die achte ich höher / als alle Bettelbrieste.
[54]
MUSOPHILUS.

Wenn du dich nur nicht künfftig der Bettelbrieffe gebrauchen müstest. Aber! Doch was soll ich viel sagen? Hast du denn vergessen / daß ich dein Vater / und diese deine Mutter ist?

ARIOPHILUS.

Das werd ich wohl nimmermehr vergessen. Aber daß ich mich so schlechter Eltern gros rühmen solte / wenn ich nun ein General bin / das wird wohl nicht geschehen. Ich gebe mich darnach vor einen Marqvisen auß.

DIE MUTTER.

Ach du verruchtes Kind / hab ich das an dir erlebet? hab ich dich deswegen unter meinem Mütterlichen Hertzen so lange getragen / daß mir lauter Hertzeleyd von dir zuwachsen solte? Ist denn alle Gottesfurcht bey dir verloschen / daß du dich vor Gottes Worte nicht mehr fürchtest / welches gebeut / daß die Kinder denen Eltern gehorchen sollen?

ARIOPHILUS.
Ein Soldat / der eine Courage hat / darf sich vor niemand fürchten.
MUTTER.
Aber doch muß er sich vor GOtt und seinem allerheiligsten Worte fürchten.
ARIOPHILUS.

Vnter meinen Cameraden hab ich noch keinen gemerket / der GOtt fürchtete. Es sind so prafe Cavallier / die sich auch vor dem Teufel nicht fürchten. Ein Soldat und Furcht können nicht[55] neben einander stellen. Soldaten plündern nicht allein die Bauer Hütten und Bürgers-Wohnungen sondern auch die Gottes-Häuser. Da ist keine Furcht zu spuren.

MUTTER.

Möchte doch mein Elend / Seufzen und Threnen einen harten Stein in der Erden bewegen / und du Gottloses Kind wilst dich nicht bewegen lassen. Ach wie wird dirs gehen?

ARIOPHILUS.
Es mag gehen / wie es will. Ich bin ein Soldat.
MUTTER.

Ey so bleib ein Soldat. Du wirst deinen Lohn noch wohl empfangen / und so dann nach deiner Mutter ruffen / aber ihrer nicht geniessen können. Kommt / lieber Herr / kommt / wir wollen das verbohßte Kind nicht mehr achten.


Darauff gehen sie ab. Aber es ergreifft den Vater und spricht.
ARIOPHILUS.

Nein / Nein Vater / so haben wir nicht gewettet. Ich muß 500. Cronen mit auff den Weg bekommen. Gebt sie her / Vater / darnach gehet / wohin ihr wollet.

MUSOPHILUS.
Wes wegen denn?
ARIOPHILUS.
Wegen meines Muttertheils.
MUSOPHILUS.
Ist doch deine liebe Mutter noch nicht gestorben.
[56]
ARIOPHILUS.
So muß sie doch ins künfftige sterben.
MUSOPHILUS.
Ey so warte so lange / du leichtfertiger / gewissens-vergessener Vogel.
ARIOPHILUS.

Das laß ich wohl bleiben / daß ich so lange warte. Morgen mit dem frühesten muß ich nach Reapolis auffbrechen. Wollt ihr mir nun die 500. Kronen nicht gutwillig geben / so soll euch mein General das Hauß voll Soldaten legen / die werden sie wohl herausser bringen.

MUTTER.

Hertzlieber Herr / kommt nur / wir wollens dem bösen Buben geben. Vnd damit mag er hinlauffen. Hernach wollen wir ihn enterben.


Gehen beyde ab / und Ariophilus folget.
Moriones spielen.
2. Szene
Scena II.
ARIOPHILUS
mit einem Geldsakke.

Juch / Juch / Hop / Hop etc. Courage. Ich habe Geld über Geld. Damit will ich mir manchen guten Cameraden erkauffen. O wie zitterlich zählte der alte Vater? Aber es half nichts. Er furchte sich vor den Soldaten. Nun solls courage und lustig zugehen.


Gehet ab.
Moriones nehmen etwas vor.
[57]
ARIOPHILUS
kommt wieder.

Ich habe meinen treuesten Cameraden die 500. Kronen auffzuheben gegeben. Vnd fie / als redliche Kerls / haben mir versprochen / Leib und Leben vor mich zu lassen. Etliche haben schon umb Dienst bey mir angehalten / wenn ich ins künfftige werde General werden.

MORIO.
General über die Narren / oder General- Narre.
ARIOPHILUS.

Wer ist der Coujon, daß er sich nicht schämet / einem künfftigen Generaln so trutzig unter die Augen zu treten.

MORIO.

Wenn es E. Excell. wissen wollen / so bin ich der in aller Welt bekandte und berühmte Frantzoß Jean Putage. In Teutschland aber nennet man mich Hans Supp.

ARIOPHILUS.
Was plauderst du aber von Narren?
MORIO.
Weil mich die Narren alle so sehr lieben / rede ich gern von Narren.
ARIOPHILUS.

Ich verstund aber / du hättest mich einen General über die Narren geheissen. Wo dem so ist / so stoß ich dir diesen Degen durch den Leib.

MORIO
mit zittern.

E. Excell. vergebe mir / denn hiervon hat mir nie getreumet. Ich halte E. Excell. vor den aller [58] vortrefflichsten Cavallier / den die Sonne unter dem Himmel bescheinet.

ARIOPHILUS.
Ja / das klappet anders.
MORIO
zu den Zusehern.
Er ist doch ein Ertz-Narr.
ARIOPHILUS.
Was sagst du wieder von Narren?
MORIO.
Ich sagte / daß ich E. Excell. Hoffnarre werden wolte.

Hier springen zweene Cameraden hervor.
DER ERSTE CAMERADE.

Glük zu / Herr Bruder / künfftiger Herr General. E. zukünfftige Excell berge ich nicht / daß die Mahlzeit aufs köstlichste bereitet / und die berühmte Dame sich schon eingestellet. Wird also eine Nohtdurft seyn / derselben bey Zeit auffzuwarten. Schwinde! Schwinde / ehe ein ander Galan kommet.

ARIOPHILUS.

Mein Camerade / ich folge dir auf dem Fuße / und gehe gleich nach dem Gasthofe.Chargire mir doch zu gefallen diesen Narren.


Gehet ab.
MORIO
weiset auf ihn / und spricht.
Diesen Narren / der dahin gehet.
DER ERSTE CAMERADE.
Meinest du denn etwa meinen Herren Bruder?
[59]
MORIO.
Es kan wohl seyn. Ich habs aber vergessen.
DER ANDERE CAMERADE.

Das soll dich deinen Kopf kosten / wenn du diesen Cavallier vor einen Narren achten woltest. Er hat über 500. Kronen paar Geld.

MORIO.

Es hat mancher Narr wohl mehr. Ich aber will lieber ein kluger / weiser / und vorsichtiger Mann seyn / und nicht viel Geld haben / als viel Geld haben / und ein Narr seyn.

DER ANDERE CAMERADE.
Bist du denn kein Narr?
MORIO.
Bist du denn kein Narr?
DER ANDERE CAMERADE.
Siehe da / Narre / schwärmest du?
MORIO.
Siehe da / Narre / schwärmest du? Was wilst du denn?
DER ANDERE CAMERADE.
Wer sich unter Narren menget / dem gehet es närrisch.
MORIO.
Das erfahre ich an euch beyden ietzo wohl.
DER ERSTE CAMERADE.
Gieb dem Narren eine Maulschelle.
MORIO
auff den ersten weisende.
Gieb dem Narren eine gute / derbe / wohlgefürterte Maulschelle.
[60]
DER ERSTE CAMERADE.
Ich sehe wohl / er ist ein Ertznarre.
MORIO.
Der ist ein Ertznarre / der das köstlichste Ertz oder Gold in andere Hände giebt.
DER ANDERE CAMERADE.
Hör / Herr Bruder / der Kerl redt klug genug. Es muß kein alberer Narr seyn.
MORIO.
Ja / ich bin auch keiner.
DER ANDERE CAMERADE.
Warumb hast du aber ein Narrenkleid an?
MORIO.
Damit ich andere desto besser zu Narren machen könne.
DER ANDERE CAMERADE.
Komm mit uns zum künfftigen General. Ich muß heunt noch Brüderschafft mit dir machen.
MORIO.
Ja / ja / gar gern. Ich folge dem Herren Bruder.
NB.
Hier wil keiner vorgehen.
Endlich gehen sie ab.
MARTIS HOFFMEISTER.

Lieber Ariophile, ich sehe / daß du gar zu plump in den Krieg bist / und dir selber nicht recht vorstehen könnest. Derowegen hab ich nöhtig erachtet / dir eine gute admonition zu geben. Wirst du sie wohl auffnehmen / so hast du Nutz und Frommen; wo nicht / so hast du Schimpf / Schande und Schaden davon zu gewarten. Ein Soldat muß nicht iedermanne[61] / der ihm gute Wort giebet / glauben. Denn so Falschheit in der Welt überall zu finden ist / so ist sie absonderlich im Kriege zu befinden. Sehen etliche Soldaten / daß eines guten Kerls / der Geld hat / zu geniessen ist / so warten sie ihm so lange auf / biß sie ihn drum bracht haben. Darnach lachen sie seiner / und geben ihm wohl gar Stösse darzu / wenn er sich deswegen beschwehret. Weil ich denn schon gehöret / daß du ein ansehnlich Stük Geld von deinen Eltern bekommen / so siehe dich wohl für / und hüte dich / daß du nicht durch falschgesinnete Cameraden / die sich bey dir anpartiren möchten / drum gebracht werdest. Hast du so dann nichts / so wird dir niemand etwas geben / wenn du auch gleich betteltest. Ja Mars würde dich wohl gar prügeln lassen / daß du ein so ansehnlich Stük Geldes so liederlich verschertzet hättest.

ARIOPHILUS.

Meinet ihr denn / mein Herr Hofmeister / weil er Martis Hofmeister heißt / daß er auch mein Hofmeister seyn müsse? Was hat er sich um mich und mein Geld zu bekümmern?

HOFMEISTER.

Wem nicht zu rahten ist / dem stehet auch nicht zu helfen. Du wirst schon künfftig an mich gedencken.

3. Szene
Scena III.
THAIS
zu den Cameraden.
Wie gefällt euch ihr Herren / d' künfftige General?
[62]
DER ERSTE CAMERADE.
Als ein Narr in folio.
THAIS.

Ja wohl / wohl / ein Narr in groß folio. Habe ihr aber sein Geld noch beysammen / oder habt ihrs unter euch vertheilet?

DER ANDERE CAMERADE.

Er hat keinen Heller mehr in seiner Gewalt / wird auch nimmermehr wieder einigen davon bekommen. Es hat mich gereuet / daß ich ihm die 30. Kronen / Die sie / O schönste Dame / bekommen hat / gegeben habe. Förderhin hat er sich von uns weiter nichts zu getrösten. Narren muß man die Kolben lausen. Wäre der arme Tropf zu Hause blieben / und hätte studiret / das wäre ihm besser gewesen. In den Krieg ist er viel zu faul und einfältig / ob er sich gleich gar klug und verschlagen bedünket.

THAIS.
Ich vermeinte aber / ich wolte auch noch etwas davon bringen.
DER ERSTE CAMERADE.
Nicht einen Heller / schönste Dame. Das Geld ist all unser.
THAIS.
Das wäre aber nicht redlich gefochten.
DER ANDERE CAMERADE.
Wer im Kriege redlich fechten will / wird wenig vor sich bringen. Aber was kommt da vor ein Bauer?
[63]
RUSTICUS
auf der andern Seiten des Theatri vor sich redende / und auf niemand anders sehende.

Sind die Soldaten nicht lose Gesellen / sonderlich die Neugeworbenen? Denn was rechte alte Soldaten seyn / die wissen wohl / daß sie mit dem Wirte also leben müssen / damit er ihnen zu essen geben könne. Aber die neuen Soldaten zögen uns armen Bauren lieber die Haut gar über die Ohren / wenn sie nur dörfften.

THAIS.
Hören die Herren? er redet von Soldaten.
DER ERSTE CAMERADE.

Stille / stille / er wird wohl weiter beichten. Jetzt sehe ichs erst. Es ist meines Cameradens / Ariophilus, Wirt.

RUSTICUS.

Wenn ich meinem Schindhunde gleich das beste / so ich in Küch und Keller habe / vorsetze / so ist es ihm doch nicht genug / und giebt er stets vor / seines Vaters Hundsjungen hätten es besser. Er wäre deswegen nicht in Krieg gezogen / daß er Noth leiden solte. Will derowegen iedesmahl eine Krone unter dem Teller haben / und drohet / wo ichs nicht also halten werde / so wolle er nur alle Kühe und Pferde im Stalle erschiessen / und mir das Hauß überm Kopfe anzünden. Ach ich armer Mann! was soll ich noch endlich machen? Ach daß doch alle Soldaten am lichten Galgen hiengen / oder auf dem [64] Rade lägen! So hätten wir armen Leute auch einmahl Friede in unsern Hüttlein.

DER ANDERE CAMERADE.
Was sagst du / leicht fertiger Schelm / von Soldaten? Ich wil dir bald den Hals brechen.
RUSTICUS.

Ich sagte / sie wären auch gute Kerls / aber ich / meines Theils / wolte lieber am Galgen hangen / oder auff dem Rade liegen / als ein Soldate seyn.

DER ERSTE CAMERADE.

Siehe du Schelm / wie du die Wort verdrehen kanst. Wirst du uns nicht alsobald 100. Kronen geben / so will ich dich gleich ietzo durchstossen.

RUSTICUS.
Ach ihr Herren / schonet meiner armen Kinder.
DER ANDERE CAMERADE.

Was fragen wir nach deinen jungen Hunden? Wann sie zur Stelle wären / so wolte ich sie zuvor erwürgen / und dir eins nach dem andern an Kopf schlagen / und endlich dir selber auch den Kopf zerspalten. Schaffe die 100. Kronen her / oder du must gleich ietzo vor mir sterben.

RUSTICUS
fällt auf die Kniehe.
Ach schonet doch umb Gottes willen!
DER ERSTE CAMERADE.
Was? schonen? Geld her.
THAIS.
Die Herren schonen doch des armen Mannes. Was ist ihnen mit unschuldigem Blute gedienet?
[65]
DER ERSTE CAMERADE.

Bey welchem Bauren wird man unschuldig Blut finden? komm du Schelm in dein Hauß. Da will ich meinem Cameraden sagen / was du von ihm geredt hast. Daß ich dich aber nicht auf dieser Stellen durchstosse / das hast du dieser schönen Damen zu dancken.

RUSTICUS.

Ach um Gottes willen / sagts meinem Herren Soldaten nicht. Er hat mir schon gedroet / wo ich über ihn klagen würde / so wolte er mich lebendig schinden.

EIN OFFICIRER.

Was habt ihr losen Vögel mit dem armen Bauer vor? wißt ihr nicht / daß ihr in unsers allergnädigsten Monarchen Lande und Königreiche Neapolis einqvartiret seyd? Oder habt ihr schon vergessen / daß euch bey Leibes- und Lebens-Straffe verboten / daß ihr die Königlichen Vnterthanen nicht ungebührlich tractiret? Wenn dies vor denVice Re zu Neapolis gebracht würde / so müstet ihn alle beyde aufgeknüpfet werden.


Schlägt auf sie zu / und fähret fort.

Gehet alsobald mit mir nach dem Stokhause / da soll euch gezeiget werden / wie ihr mit den Baurenprocediren sollet. Du aber / Bauer / wenn dir förderhin von einem Soldaten das geringste zu wieder geschicht / so kom zu mir in mein Qvartier / und klage es. Dann soll dirs an Hülfe nicht ermangeln. Ihr leichtfertigen Gesellen aber möget mit solchenproceduren warten / biß ihr in Portugall [66] kommet. Da mögt ihr mit den Rebellen nach eurem Belieben handeln.


Gehet ab / und spricht.

Fort / fort / folget mir nach.
RUSTICUS
alleine.

GOTT vergebe mir meine Sünde. Hätt ich doch nicht gemeinet / daß noch ein einiger frommer Soldat auff dem Erdboden ware / der sich der armen Bauren annähme. Wenn ich nur diese Nacht solte Stokmeister seyn / wie wolt ich den beyden Schelmen den Rükken schmieren? Ich muß nun gehen / und sehen / was mein Herr Ariophilus machet. Ob er bald ein General wor den? Denn das hat er ihm gar fest eingebildet.


Moriones agiren.
4. Szene
Scena IV.
WACHTMEISTER.
Wie ist heunt die Wache bestellt gewesen?
SOLDAT.

Schlecht genug. Wenn wir ins Feindes Lande gelegen wären / so hätte ich vor Angst nicht gewust / wo ich bleiben solte.

WACHTMEISTER.
Wie so denn? bist du nicht behertzter / als so?
SOLDAT.

Die neugeworbenen Soldaten gehen lieber zu den Huren / als auf die Wache. Ariophilus hat heunt dergleichen gethan. Giebt vor / er habe sich nicht deswegen [67] in den Krieg begeben / daß er Schildwacht halten / sondern daß er ein General werden wolle. Vnd also pflegen andere mehr zu thun. Es begehrt sich keiner nach der alten Soldaten Exempel zu richten.

WACHTMEISTER.
Was sagt aber die Ronde darzu?
SOLDAT.
Ich habe etliche Nacht keine Ronde gemerket.
WACHTMEISTER.
Da müsse Bley drein schlagen. Gehe straks / sag Ariophilus, der Bärenheuter / soll herkommen.
SOLDAT.
Jetzt gehe ich gleich zu ihm.
WACHTMEISTER
alleine.

Was wolte das werden / wenn es künfftig in Portugal nicht anders hergehen solte? Wie bald würden uns die Rebellen die Hälse brechen? Ich weiß nicht / ob Ariophilus ein Narr ist / oder ob er einer werden will? Geschossen ist er / und zwar mit Hasenschrot. Der General steckt ihm dermassen im Kopfe / daß er nicht heraus zu bringen ist. Doch will ich ietzo versuchen / ob ich ihn mit diesem Rohrstabe heraus schlagen könne. Vnd siehe / da kommt er gleich angetrollt. Du Leicht fertiger / pflichtvergessener Vogel.


Hebt den Rohrstab auf.
ARIOPHILUS.

Weiß denn der Herr nicht / daß ich noch ein General [68] will werden? Wie kann er mich denn mit so ehrenrührigen Worten anlassen?

WACHTMEISTER.

Soltest du umb einer Huren willen die Wache verseumen? Hast du nicht verdienet, daß man dich an den nechsten Baum henkete? Aber weil du in Kriegs-Sachen noch nicht recht erfahren bist / so schone ich vor dies mal deiner. Damit du iedoch dran denken mögest / so nim ietzo mit dieser Prügelsuppen verlieb.


Drauf schlägt er ihn. Gehet ab.
ARIOPHILUS
alleine.

Ich muß zwar ietzo diese Pillen mit Gedult und Stillschweigen verschlukken / ob sie gleich weder vergüldet / noch verzukkert waren. Wenn ich aber künfftig ein General seyn werde / so will ich diesen Schindhund zehen mahl ärger durch den Stekkenknecht abprügeln lassen.

MORIO
springt auf.
Bons dîs, Herr General, wie schmekkt E. Exc. dies Brühlein?
ARIOPHILUS.
Nicht beym besten.
MORIO.
Darff aber ein Vnter-Officirer einen General prügeln? Aber siehe! was kommt da vor ein Vngeheuer?
CONSCIENTIA ARIOPHILI
in einem zwar weissen / aber mit viel Blut besudelten Hemde.

[69] Ach du unbesonnener / du armer / verderbter Mensch / wilst du denn noch nicht erkennen / in was vor Jammer / Noht und Gefahr deiner armen Seelen du dich gestürtzet habest? Du fühlest nun / daß dir der Bukkel wohl abgeschmieret / und du von iederman verachtet seyst / auch binnen wenig Tagen die Bettelstükken werdest fressen müssen; und bildest dir nichts desto minder einen General ein. O der Blindheit! O der harten Verstokkung deines Hertzens! Jederman / auch der Narr selber / hält dich vor einen Ertznarren / und du hörest doch nicht auf / dir güldene Berge einzubilden. O Thorheit! O Narrheit! Wache doch einmahl auf / und werde nüchtern von den Strikken des Satans / darinnen er dich / nach seinem Gefallen / und zu deinem höchsten Verderben herum führet. Ist es nicht genug / daß du schon zeitlich verdorben bist? Wilst du denn auch ewig verderben / in deinen unerkanten Sünden sterben / und samt allen Teufeln ewig verlohren werden? Ach! daß du doch auch endlich bedächtest / was zu deinem Friede dienete! Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen / als welche Satan gantz verblendet hat. Erwäge doch einmahl / was deine lieben Eltern von Kindesbeinen auf dich gewendet. Bedenke doch einmahl / wie du ihnen dafür gelohnet habest. Hast du denn ihre bittren Threnen / die sie über und wider dich so mildiglich vergossen / gantz auß der Acht gelassen? Hast du denn nicht mehr im Gedächtnis / [70] wie tief und schmertzlich sie seufzeten / als sie sahen / daß alle Väter- und Mütterliche Liebe gegen dich erzeiget / verlohren wäre? Ist dir denn entfallen / was sie dirprognosticiret und geweissaget haben? Kommet dir nicht alles Haares klein an ietzo zu Hause und zu Hofe? Gehet nicht die Erfüllung ihrer Weissagung albereit gutes theils im schwange? Betrachte doch / was es auf sich habe / der Eltern Seufzen / Threnen und Fluch wider sich erwekken! Ach du armer General! wo denkest du doch hinaus? Meinest du denn / daß kein Gott im Himmel sey / der über seinem Worte und unwandelbahren Wahrheit halten werde? Hältest du dafür / daß ich / dein Gewissen / ewig schlaffen werde? Ach Nein / Nein. Ich bin einmahl aufgewachet / und werde dich quälen / weil du lebest. Die Göttliche Rache hat sich auch schon aufgemachet / ihre Peitsche in die Hand gefasset / und wird sich bald von dir sehen lassen.

ARIOPHILUS.

Ach! ich elender Mensch! was soll ich vornehmen? Mir ist so bange / daß ich nicht sehen und erblicken kan / wo ich mich lassen soll.


Gehet ab.
Conscientia peitschet auff ihn zu.
Moriones kommen.
5. Szene
Scena V.

REGIMENTS-SCHULTHEIß. [71] Behüt ewiger GOtt! wird denn die Welt immer närrischer und närrischer. Ich meinte / sie würde klüger und klüger werden; so weisen die Exmpel / daß sie stets thörichter werde. Hab ich doch Zeit meines Lebens keinen plumperen Narren gesehen / als des klugen und vorsichtigen Vaters / Musophili zu Trient / sein Sohn ist. Denn derselbe hat die beste Gelegenheit / die er zum studiren gehabt / verschertzet / 500. Kronen verlohren / und ist nun von seinem Wachtmeister mit einem Prügel wohl zugedekket worden / daß erbillich den General, mit dem er schwanger gehet / vergessen solte. Nichts desto minder hat er noch immer Hofnung / er wolle doch endlich im Kriege zu Ehren gelangen. Solche Flatterey hat er ihme dermassen stark imprimiret / daß sie auß seiner phantasia nicht zu bringen ist. Wenn er aber dem Marti so lange / als ich / wird gedienet haben / der ich doch das meine ziemlich studiret / so wird er so wenig Lust an dem Martis spiel erleben / als ich erlebet habe. Denn ich habe demselben schon 20. Jahr gedienet / und viel Vngemach außgestanden / auch alle Verdriesligkeiten durch Hofnung / endlich zu emergiren überzukkert. Aber was hat michs geholffen? Auf der Universität war ich vor einen Candidatum Juris gehalten / und hätte binnen Jahr uñ Tag mit Ehren Doctor U.J. werden können. Vnd wer weiß / was ich noch weiter worden wäre? Jetzo / da mir die grauen Haare zum Barte heraus stechen / sehe und erfahre ich / daß ich nichts mehr bin / als ein armer Regiments- Schultheiß. [72] O Mars, Mars! Wer dich kennet / der wird dich nicht leichtlich lieben.

6. Szene
Scena VI.
MUSOPHILUS.

Hertzliebes Weib / ich weiß nicht / wie mir so bange ums Hertze ist. Es grauset mir vor einem grossen Vnglükke. Ich kan mich aber nicht recht drein schikken. Ich habe heunt die gantze Nacht mit Grillen verzehret. Einsmahls schlummerte ich ein wenig / und siehe / da war mir nicht anders / als hätte ich unsern ungerahtenen Sohn /Ariophilum, weinend / und gantz erbärmlich vor mir gesehen. Als ich aber ihm zureden / und nach seinem Zustande fragen wolte / erwachte ich wieder / und war niemand / wie helle auch der Mond scheinete / zu sehen. Mich bedünket immer / er habe schon seinen Rest bekommen. Ach daß er doch nicht in Vnbußfertigkeit dahin gefahren wäre!

MUSOPHILI WEIB / ARIOPHILI MUTTER.

Ach! hertzlieber Herr / was soll ich sagen? Ich halte dafür / derselbe / unser ungerahtener Sohn / habe schon erfahren / was vor erschrekliche Plagen der Mutter Fluch nach sich ziehe. Deñ ich habe eben diese Nacht einen solchen Traum gehabt / dergleichen mir Zeit meines Lebens niemahls vorkommen.

MUSOPHILUS.
Erzählet mir denselben.
[73]
DAS WEIB.

Es kam mir gar deutlich vor / als ob etliche böse und verwägene Buben unsern Sohn an Händen und Füssen mit starken Strikken gebunden gehalten / und ihm hernach das Hertz aus dem Leibe geschnitten hätten. Er aber rieff einmahl über das andere: Ach Vater / Ach Mutter! ach helfet mir. Aber ich konte ihm nicht helfen.

MUSOPHILUS.

Das ist ein böser Traum. Doch müssen wir das beste hoffen. Laßt uns zu GOtt ruffen / daß nur die arme Seele errettet werde.

NACHBAR DES MUSOPHILI.
Glük zu / Herr Nachbar.
MUSOPHILUS.
Grossen Dank / Herr Nachbar. Was begehret er guts?
NACHBAR.

Mein Sohn / der Spanische Kriegs- Dienste angenommen hatte / ist wieder kommen Zwar nacket und bloß: alleine gantz voll Vngeziefer. Ist denn der Seinige nicht auch erschienen?

MUSOPHILUS.

Seinem Sohne ist nicht unrecht geschehen / daß er so wohl besetzt ist nach Hause ko ien. Denn er hat nicht alleine keinem Rahte folgen wollen / sondern auch den Meinigen / wie ich nur neulich erfahren / mit aufgesprenget und verhetzet.

NACHBAR.

Das sey ferne. Des Herren Nachbars Sohn hat [74] meinen verführet. Vnd das hat mir ein ehrlicher / beglaubter Mann gesagt / der heimlich zugehöret hat / was unsere Söhne vom Kriege mit einander geredet / und endlich / wiewohl zu unsern grossen Betrübnis / geschlossen und vollzogen haben.

MUSOPHILUS.

Es ist aber nie einige Klage / so viel ich mich erinnern kan / über meinen Sohn gegen mich anbracht worden.

NACHBAR.

Das hat die Frau Mutter verhindert / und abgewendet. Weiß denn der Herr Nachbar nicht / daß die Mütter ins gemein / wenige ausgenommen / derer Söhne Mißhandlungen vor den Vätern zu vertuschen pflegen? Meine Frau hat es eben so gemachet.

MUSOPHILI WEIB.

Herr Nachbar / das redet ihr mit dem Maule. Wäre ich nicht so tief betrübt / ich wolte euch hierauff also antworten / daß ihr biß in euren Tod an mich denken soltet. Hat nicht die gantze Stad von eurem Vngezogenen Sohne zu reden und zu klagen gehabt? Hingegen ist mein Sohn von iedermanne / und sonderlich von seinen Herren Praeceptoribus beständiglich gelobet worden / biß ihm der Krieg in den Kopf kommen.

NACHBAR.

Liebe Frau Nachbarin / die alten Weiber / die ihren Sohn gegen sie gelobet haben / sind bey [75] weitem noch nicht die gantze Stad. So findet man auch wohl etliche praeceptores, welche die Kinder / von denen sie etwas zu geniessen haben / gegen die Eltern treflich heraus zu streichen pflegen / ob sie es gleich nicht würdig seyn.

MUSOPHILUS.

Ein solcher praeceptor aber machet sich selbst zum Lügner / betriegt Eltern und Kinder / und wird wenig gutes davon zu gewarten haben. Aber was sagt denn euer Sohn von meinem?

NACHBAR.

Er giebt vor / als er außgerissen / sey des Herren Nachbarn Sohn zwar noch in Diensten / aber schon um die 500. Kronen theils durch Huren / theils durch untreue Cameraden gebracht / und dannenhero gantz Melancholisch / und auf dem Sprunge gewesen. Deswegen er / mein Sohn / dafür gehalten / der Seine würde auch durchgangen / und heim kommen seyn.

MUSOPHILI WEIB.
Ach GOtt! Sind die 500. Kronen auch schon weg?
NACHBAR.

So sagt meiner. Aber ich habe nicht Zeit / länger zu verziehen / denn ich muß in den Kramladen gehen / und zu einem Kleide außnehmen / daß ich meinen nakketen Kerl wieder außmundire. Er gibts treflich gut vor / und wil nun seine studia besser in acht nehmen.

[76]
MORIO.
Wenns anders war ist.

Gehn alle ab.
PHILOSOPHUS TERTIUS.

Was vor Schaden bringen falsche Freunde und Huren? Der arme Tropf /Ariophilus, hat es albereit erfahren. Jedoch ist nicht wohl Mitleiden mit ihme zu tragen / weil er die treue Vermahnung des Hofmeisters so schimpflich verachtet / und sich die imagination eines künfftigen Generals gantz zum Narren machen lässet / daß ihn auch dannenhero der Narr selbst nicht unbillich vor den grösten Narren hält. Vnd weil ein alt Sprichwort ist: Narren muß man die Kolben lausen; so erfähret solches der thumme Götze mit grossem Schmertzen. Denn wie er von dem Wachtmeister abgeschmieret worden / das wird er mehr / als zu sehr / gefühlet haben. So ist auch wohl zu beklagen / daß die unerfahrnen Soldaten das vornehmste Stück ihrer vermeinten Heldenthaten darinnen suchen / wenn sie die armen Bauren plakken / und außmergeln. Denn wenn diese zu Grunde gerichtet / und alles Vermögens erschöpfet seyn; so gehet endlich auch die gantze armee zu Grunde / weil sie keine Lebensmittel mehr findet. Welches man in dem 30. Jährigen Teutschen Kriege mehr / als ein mahl / erfahren. Sonst mögen sich Kinder wohl vorsehen / daß sie ihrer Eltern Fluch nicht auf sich laden / und solcher gestalt ihr eigenes Gewissen beleidiaen und wider sich erwekken. Denn was dasselbe vor Angst / Qval / [77] und Marter verursache / wenn es auffwachet / das kan man aus Ariophili Exempel erlernen. Vnd wie endlich fast alle Eltern ihre Kinder zu verthädigen gewohnet / ob sie gleich unrecht gethan / solches ist aus der Hatze des Musophili und seines Nachbarn zu ersehen.


Moriones continuiren ihre actiones.

3. Akt

1. Szene
[78]
Scena I.
ARIOPHILUS
in Bauerskleidern.

Ach ich unglükseliger Mensch! Ach! wie beissen mich die Leuse? Wie naget und plaget mich mein böses Gewissen? Wie hat mich mein Officirer abermahl zuprügelt? Wie spotten meiner meine vermeinten treuen Cameraden? Wie hönisch hält mich die leicht fertigeThais, die grund Hure? Vber dies hab ich nicht einen einigen treuen Freund / dem ich mein Elend vertraulich eröfnen könte. Jederman / auch mein Wirt selber / vexiret mich mit dem eingebildetenGeneral. Ach ich armer General! Das Geld ist weg; Die guten Kleider sind weg; Die Freunde sind weg; ja der Muht selbst ist weg. Mehr ist mir nicht übrig blieben / als das elende Leben und unruhige Gewissen / das mich zu keinem Schlaffe kommen läst. Ach hertzlieber Herr Vater! Ach hertzliebe Frau Mutter! Ach ihr goldgüldene Herren Praeceptores! Ach! wer euch gefolget hätte! Aber was soll ich machen? Ich weiß kein ander Mittel zu ersinnen und zu ergreiffen / als das / so mein Landsmann vor weniger Zeit ergriffen hat. O wär ich damals / wie ich willens war / mit ihme durchgegangen! Vielleicht wär ich ietzo bey meinen lieben Eltern. Ach wenn ich so glükselig werden solte / daß ich sie nur zu sehen bekäme! Ach wie lieb und wehrt wolt ich sie halten? Ich wolte ihnen die Füsse küssen / und mit heissen Zähren benetzen. Aber Ach! da kommet der ungeheure Mars, der Ertzlügner /[79] der mich so schändlich bethöret hat. Stille / stille / daß er mich nicht merket.


Schleicht sich heimlich ab.
MARS
mit den Seinigen / wie droben Act.

I. Scen. III. Es wäre kem Wunder / daß ich vor Zorn zerberstete. Denn / hab ich nicht eine statliche Anzahl neugeworbener Soldaten / fast den Kern der blühenden Jugend aus Italien / und angrentzenden Ländern in dieß uhralte Königreich Neapolis gebracht? Ich verhoffte / die Portugiesen vermittels so junger / gesunder / starcker Kerls gar zu fressen. Aber wo sind sie hin? Die meisten sind mit den Schelmen entlauffen. Wenn ich die Blitzen und Keulen vom Juppiter erlangen könte / so wolte ich darmit unter solche Meineydige Schelmen schiessen und schlagen / und sie dem Pluton zuschikken / daß ihnen / wie dem Ixioni, Tantalo, Tityo, und andern / die grausamste Marter zu Lohne würde. Ihr meine Bedienten / ihr redlichen Gemühter / legt fleissige Kundschafft auf solche Gesellen und Schelmen / und wo ihr sie ertappen könnet / so laßt sie in gute Verwahrung nehmen. Dann will ich sie holen / und auffknüpfen lassen / damit ein Schrecken unter sie gebracht werde.

MORIO.
Wie so strenge? Wie so strenge / HerrMars? Ihr werdet die Leute nicht alle henken?
MARS.
Gehe du Narr / oder ich stosse dir den Degen durchs Hertze.
[80]
MORIO.

Woher wisset ihr aber / daß ich ein Hertz habe? die Leute beschuldigen mich sonst immer / ich hätte kein Hertz im Leibe.

MARS.
Du Narr hast freylich ein Hertz.
MORIO.
Wo hab ichs aber / Herr Mars? sagt mirs doch.
MARS
ziehet aus.
Warte du Schelm / ietzt will ich dirs weisen.
MORIO
geht durch und spricht.

Nein / Nein. Hier wart ich nicht. Ich bin froh / daß ich nur weiß / daß ich ein Hertz habe. Herr Mars hats ja selber gesagt.


Schleicht ab.
MARS
zu seinem Pagen.

Geh / laß die Secretarien Patente schreiben / die ich hin und wieder anschlagen lassen könne. Darinnen soll den Bürgern und Bauren Macht gegeben werden / die Durchlauffer entweder in gefängliche Hafft zu ziehen / oder zu erschlagen.

PAGE.

Was mir anbefohlen / dem werd ich gehorsamst und schuldiger Massen nachkommen. Nicht zweiflende / die Herrē Secretarien werdē ihres theils auch nicht seumen / sondern die Patente alsobalden aufs schärfeste verfertigē / damit ein Schrekken unter den neugeworbenen Soldaten entstehe / und sie sich [81] hinführo besser zu Kriegsdiensten schikken lernen.


Gehet eylend ab.
MORIO
kommt wieder.
Narren / die in Soldaten- Kleidern durchgehen.

Moriones, nach dem Mars abgegangen / agiren.
2. Szene
Scena II.
ARIOPHILUS.

Bin ich denn Ariophilus, oder bin ichs nicht? Meine lieben Eltern werden mich in solchem habit wohl nicht kennen. Dem sey aber / wie ihm wolle / so bin ich nun durch. Mars mag seine Patente lassen anschlagen / wo es ihm beliebet. Wer will mich vor einen Soldaten ansehen? Wenn ich nur Padua erlange: Darnach will ich wohl weiter ko ien. Mich wundert / daß der Bauer noch so treulich gegen mich handelte / und mit mir tauschte. Fahr hin Mars / und kreuch gar in die Lateinische Kunst hinein. Du bist ein Lügner. Ich traue dir nimmer. A Dieu, Mars. Du magst andere auch aufs Narren-Seil führen. Ich werde dir nimmermehr wieder aufsitzen. Komm ich nur wieder zu meinen Eltern / so will ich meine studia fein repetiren / und mich über eine Zeit nach Bononien auf die Päbstliche Academi begeben.

CONSCIENTIA.
Ich werde dir folgen / wohin du ziehen wirst.
ARIOPHILUS.

Wie aber / wenn ich dir einen Ablaß- Brieff vorlegen [82] werde / darinnen mir meine Sünde aus Päbstlicher auctorität und Macht vergeben sind?

CONSCIENTIA.
So will ich denselben in Stükken zerreissen.
ARIOPHILUS.
Wenn aber das Päbstliche Wapen dran hanget?
CONSCIENTIA.

Das trete ich mit Füssen. Ich bin Richterin / Anklägerin / Zeugin / und Nachrichterin / und lasse mir von keinem Menschen vorschreiben.

ARIOPHILUS.
Ach stille / stille / in was Gefahr schweb ich abermahl? Mars ist nicht weit.

Gehet ab / Conscientia hinter ihm her / und peitschet auff ihn.
3. Szene
Scena III.
MARS.

Ist das Volk bald in die Schiffe bracht? Geht / meine lieben getreuen / sehet zu / daß wir Morgen gegen den Mittag von hinnen nach Portugal abstossen können.


Hier kommt ein Diener.

Großmächtiger und unüberwindlicher Held / ich komme gleich ietzo vom Hafen her / und habe mit Verwunder- und Bestürtzung gesehen / daß nicht der dritte theil derer in dies Königreich geführten Völker eingeschiffet worden. Vnd wer weiß / wie es den eingeschiffeten ergehet? Die Schiffer sind gar vestürtzt / und ominiren nichts gutes. So sagt[83] man sonst / die meisten Soldaten hätten die Kleider an die Bauren vertauscht / und wären also unangetastet durchkommen. Wie man denn nicht höret / daß ein einiger erschlagen und gefangen worden.

MARS.

Wäre der Aufbruch nicht vor der Thür / so wolt ich die Schelmsbauren / bey denen man Soldatenkleider finden würde / alle aufhenken lassen. Aber / was soll ich machen? Morgen müssen wir fortschiffen / weil uns der Wind favorabel. Gehe / laß die Trompeter und Heerpauker kommen / und was lustiges machen / daß mir die Grillen vergehen.

SATELLES.
Ich gehe gleich ietzo / und hole sie.Gehet ab.

Mars gehet tieffsinnig herumb.
MORIO.
Herr Mars, seyd ihr noch da? Der gemeine Pöfel sagt / ein böser Geist hätte euch weg geführet.
MARS.
Was ist dir? Was vor ein böser Geist?
MORIO.

Spiritus malus, oder / daß ichs deutlicher gebe / ventus infaustus, auff Teutsch / ein Sturmwind / und Vngewitter.

MARS
lächlend.
Kanst du auch Latein.
MORIO.
Mehr / als ihr / Herr Mars.
MARS.

Das gleub ich wohl. Denn ein Cavallier achtet [84] solche Schulfüchserey nicht und schäme ich mich / so offt mir im reden ein Lateinisch Wort / oder recht nach der Grammatiken eingerichteterCasus entfähret. Denn ich muß besorgen / daß man mich gar vor einen Plakschmeisser ansehen möchte.


Hier wird geblasen und gepauket. Morio tantzet.
Mars aber mit den seinen gehet ab. Dann agiren die Moriones.
4. Szene
Scena IV.
Fama.
NB.
auf der einen Seiten des Theatri höret Ariophilus, auf der andern der Barbirs geselle zu.
FAMA
aber spricht.

Neue Zeitung. Neue Zeitung. Neue / aber gar böse Zeitung. Nach dem die Neapolitanische Flotta vom Lande gestossen / Segel genommen / und etliche andere Schiffe zu sich bekommen / mit gefaster resolution, nach Portugal zu gehen / hat sich nach wenig Tagen ein erschrecklich und grausamer Sturmwind und Vngewitter erhaben / davon sich die See dermassen aufgethürmet / daß es das Ansehen gewann / ob wäre sie über und über mit lauter Alpengebürge besetzet. Die Schiffer zogen die Segel ein / und wolte doch das Ansehen behalten / als ob die Schiffe gantz umgestürtzet werden müßten / wie denn endlich auch geschehen. Da hörete man ein erschrekliches Krachen der an einander und übereinander geschlagenen Schiffes ein erbärmliches heulen der armen Leute. Die Soldaten / so vorhin [85] nichts anders / als fluchen und Bauer-plakken / lästern und schandthiren konten / siengen nun an zu beten / und um Hülfe zu schreyen. Welche für andern eyferig Römisch-Catholisch waren / nahmen ihre Zuflucht zu dem heiligen Nicolao, und vermeinten von demselben Rettung zu erlangen. Aber da war weder Gehör / noch Hülffe. Es ersoffe einer nach dem andern / daß fast niemand erhalten wurde. Summa / das Spectacul war so kläglich und erbärmlich / daß es nicht müglich ist zu beschreiben.

ARIOPHILUS.

Nun will ich mich gerne zu frieden geben / und mit meinem Bettelstabe vergnügt seyn. Denn ob ich gleich nichts mehr übrig habe / so hab ich doch noch das Leben. Meine falschen Cameraden aber haben nunmehro weder die mir entwendeten 500. Kronen / noch das Leben. Vnd wer weiß / wie ihre Seelen gefahren. Ich bin froh / daß ich nicht ersoffen.

MORIO.
Was an Galgen soll / das erseufft in keinem Wasser.
5. Szene
Scena V.
MUSOPHILUS
alleine.

Ach / wie sehr mehret sich doch täglich der Kummer / Jammer / und Hertzeleyd / so mir mein ungerahtener Sohn / Ariophilus, verursachet? Ach! ich hab ihn ja dem Praeceptori unserer Schulen so theuer anbefohlen / und ein ehrliches spendiret. Aber ich sehe wohl / daß er ihn nicht zum besten gezogen.

[86]
TREUE EKHARD.

Sachte / sachte mit der Fiedel / Herr Musophile, versündiget euch nicht an dem redlichen Manne / dem Praeceptore. Denn was er vor Treue und Sorgfalt an eurem Sohne er wiesen / wie so hertz- und beweglich er ihn offtmals von liederlichen Reden und Werken abgemahnet / wie so exemplarisch und ernst-iedoch väterlich / mit Worten und Werken er ihn gestraffet / wie so deutlich er ihm den Weg so wohl zur Tugend / als guten Künsten uñ Sprachen / gezeiget / wie so gar keine Arbeit der in formation er gescheuet; dessen giebt ihm GOtt / sein Gewissen / und viel fromme discipul Zeugnis / und ich selbst kan anders nicht sagen / als daß der gute Mañ nichts mehr / denn eures Sohnes Wohlfart / gewünschet. Aber / daß er diesen Zwek / dahin er gezielet / nicht erreichen können / daran kan er die Schuld nicht tragen. Sehet / Herr Musophile, da liegt ein leeres Fäßlein / welches ich gerne mit Wein gefüllet haben wolte. Vnd da habt ihr einen Krug mit Wein samt dem Trichter. Thut mir doch den gefallen / und giesset ihn in das Fäßlein. Wenn der Krug leer ist / will ich ihn wieder voll machen / biß das Fäßlein auch gefüllet ist.


Als nun Musophilus füllen will / rüttelt Ekhard das Fäßlein hin und wieder / daß der Wein verschüttet wird.
MUSOPHILUS.

Wie will und kan ich den Wein also ins Fäßlein füllen / we das Fäßlein nicht eine Minute stille liegt?

[87]
TREUE EKHARD.

Wie kan der Praeceptor Tugend und Wissenschafft in des Discipuls Hertz bringen / wenn dasselbe nicht stille ist / sondern mit den Gedanken stets hin und her beweget wird?

MUSOPHILUS.
Da soll der Praeceptor den Discipul lassen stille sitzen.
TREUE EKHARD.
Das geschicht auch / so offt er den Wäscher merket.
NB.
Jetzt schlägt er das Spundloch mit dem Spunde zu / und sagt.

Nun so gießt den übrigen Wein ins Fäßlein. Seht / ich halte es ietzo gantz stille.
MUSOPHILUS
verschüttets abermahl / und spricht.
Wie kan ich den Wein hinein giessen / wenn das Spundloch zugemachet ist?
TREUE EKHARD.

Wie kan der Praeceptor Weißheit / Verstand / und Tugend in den Discipul flössen / wenn dieser die Ohren samt dem Hertzen verstopfet?

MUSOPHILUS.
Solte aber mein Sohn sich auch also verhalten haben?
TREUE EKHARD.

Freylich / freylich. Wie viel mahl hat mich der Praeceptor an eure liebe Hausfrau geschikkt / und sie / nach ertheiltem Bericht von üblem Verhalten eures Sohns / warnen lassen / daß / wo sie nicht ihr Mütterliches Amt zugleich beobachtete / und bey dem Sohne wie bißhero / also auch künfftig / keine [88] Besserung verspüret werden würde / er ihn so dann aus seinem museô schaffen müste?

MUSOPHILUS.
Ich besinne mich noch wohl / daß ich euch vor diesem etliche mahl habe sehen mit meinem Weibe reden.
TREUE EKHARD.
Sagte sie aber auch / was ich mit ihr geredet hätte?
MUSOPHILUS.

Sie berichtete mich / der Praeceptor hätte unsern Sohn abermahl durch seinen famulum loben lassen / mit Erinnerung / daß nichts an nothdürfftigen Kosten ermangeln möchte.

TREUE EKHARD.

Das hab ich niemals gegen sie gesaget / das weiß ich aber wohl / daß sich derPraeceptor offtmals gewundert / wie es doch käme / daß Hr. Musophilus nicht einmahl Nachfrage nach seines Sohns Verhalten angestellet.

MUSOPHILUS.

Ich wil euch gerade zu sagen / was die Vrsach gewesen. Die Mutter kam etliche mahl / und referirte mir / daß der Sohn über des Praeceptoris geringe Kost etwas Klagen führete / u sich beschwehrte / daß die andern Pursche im Hause so muhtwillig wären / und ihn an seinen studiis hinderten. Das verdroß mich nicht wenig. Doch hab ichs niemand eröfnen mögen / sondern beschlossen / ich wolte den [89] Sohn mit reputation vom Praeceptore wegnehmen / und auf die universität senden.

TREUE EKHARD.

Wie schwehrlich habt ihr euch an dem guten Manne versündiget? Er hat solchen Verdruß von eurem Sohne gehabt / der nicht zu beschreiben ist: hat ihn / wie ich selbst weiß / mit solcher Kost versehen / mit welcher die andern alle / so was redlichs lernen wollen / zu frieden gewesen / und dergleichen vor solch Geld kan geschaffet werden. Seine condiscipuli haben ihn stets bey dem Praeceptore verklaget / daß sie von ihme so sehr und vielfältig gehindert würden. So höre ich nun / der praeceptor und dessen fleissige domestici haben das Wasser getrübet. O tempora! o mores! das ist nehmlich der Lohn / der treuenpraeceptoribus gegeben wird. Wenn nun die Eltern den Verleumdungen der Kinder gleuben / und den treuen praeceptoribus deswegen feind werden / was ists wunder / daß sie hernach an den Kindern alles Hertzeleyd erleben? GOtt / dessen Stelle treue praeceptores vertreten müssen / hat ein lang Gedächtnüs / schreibet hinter ein Ohr / was den praeceptoribus vor Lohn wiederfähret / und pflegets zu rechter Zeit zu vindiciren und zu straffen.

MUSOPHILUS.

Ach wolte GOtt / daß ich dies alles bey Zeit hätte wissen sollen! Jetzo bin ich nur um die Seele meines Sohns bekümmert. Denn dieFama hat hin und wieder außgeblasen / wie die Spanischen Völker[90] / so nach Portugall geführet werden sollen / in der See verunglükket / und alle ersoffen wären. Weil nun mein Sohn mit meines Nachbarn Sohne nicht wieder kommen; so bilde ich mir ein / er sey mit andern fortgeschiffet / und neben denselben nunmehr ersoffen. Ach wenn er nur nicht in seinen Sünden dahin gefahren wäre. Doch / dem sey wie ihm wolle / ich muß etliche Seelmessen vor ihn halten lassen / und den Herren Patribus ein ansehnliches spendiren.

MORIO.
Sind denn alte Leute auch Narren? was werden den Sohn die Seelmessen helfen?
TREUER EKHARD.

Wenn aber der Sohn in einer Todsünde / dergleichen er viel begangen / verstorben ist: So mögen ihm die Seelmessen nicht zu statten kommen.

MUSOPHILUS.

Von dieser Sachen mögen sich die Gelehrten kampeln. Jetzo muß ich mit dem frommen Könige David / sagen: Mein Sohn / mein Sohn, wolte GOtt / ich solte vor dich sterben! Mein Sohn / mein Sohn!


Moriones agiren.
6. Szene
Scena VI.
ARIOPHILUS
zu einem Barbirs-Gesellen.

Mein Herr / die Noht dringt mich / ehrliche Leute um Hülfe anzusprechen. Bitte derowegen gantz [91] demütig / mir etwas um Gottes willen mit zutheilen / und mich / wenn es seyn kan / mit einem paar Hosen / die er abgeleget / oder mit einem Wamse / oder mit einem paar Schu und Strümpfen / oder mit einem Caputgen zu versehen.

BARBIRSGESELL.

Wer seyd ihr / unverschämter Flegel / daß ihr mich auff offener Gassen so unverschämet anlauffet? Mit Gelde / das ich nicht bey mir habe / kan ich euch nicht helffen. So wolte mir auch nicht anstehen / so ich meine Schuhe / Strümpfe / Hosen oder Wammes außziehen / und euch mittheilen solte. Aber ein gut Caput kan ich euch wohl zustellen / wenn euch ein Dienst darangeschicht. Denn schämt ihr euch nicht / daß ihr / ein so schöner / frischer / gesunder / und starker Mensch / betteln gehet? könnet ihr nicht den Rükken und die Feuste dran strekken / und euer Bißlein Brod erwerben? Vnd hiermit habt ihr ein Caput. Wollet ihrs besser haben / so sagts / als denn sollt ihrs besser und grösser bekommen.

ARIOPHILUS.

Mein Herr / ich begehre weder dieses / noch ein grössers Caput. Nur ein alt abgenützt Caputgen hatte ich begehret und gebeten. Mein Herr hat mich nicht recht verstanden.

BARBIRGESELL.

Was wolt ihr Bauerflegel mit einem Caputgen machẽ? Eine rohte Juppe oder Wöllin Hemde stünde euch besser an / als ein Caputgen.

[92]
ARIOPHILUS.

Mein Herr / er vergebe mir. Ich bin kein Bauerflegel. Mein Herr Vater ist ein vornehmer Handelsmann zu Trient / und ich bin / mit thörichter Hofnung / ein General zu werden / in den Krieg gerahten. Nach dem ich es aber im Kriege viel anders befunde / als ich mir eingebildet hatte / bin ich / damit ich meinem Herren nichts verhalte / neben viel andern neugeworbenen Völkern heimlich durchgegangen. Damit ich aber nicht vor einen Soldaten angesehen / und also nach den angeschlagenen Patenten entweder in Hafft genommen / oder gar erschlagen würde / hab ich meine Kleider einem Bauren vertauschet. Ach daß ich bey meinem Herren Vater wäre! Da würde ich des bettelns nicht bedürfen.

BARBIRGESELL.
Seyd ihr aber sonst noch frisch und gesund / oder schleppet ihr euch mit einer Soldaten-Kranckheit?
ARIOPHILUS.

Mir mangelt nichts / als ein ehrlich Kleid an Leib / Geld in den Beutel / und ein gut Stük Brod in den Magen. Das ist die dreyfache Krankheit / daran ich laborire. Wär ich dieser lohß / so hätt ich nichts zu klagen.

BARBIRGESELL.
So schmekket euch gleichwohl essen und trinken noch wohl?
ARIOPHILUS.

Extraordinari-wohl. Sehet mein Herr / wie [93] mir das Maul voll Wasser leufft / in dem ihr nur dran gedenket.

BARBIRGESELL.
Könnt ihr aber auch wohl schlaffen?
ARIOPHILUS.
Ich schliesse wohl 24. Stunden / wenn der Magen und die schändigen Leuse mich schlaffen liessen.
BARBIRGESELL.

Mein Freund / gehet doch vor meines Printzen logament zum Spaden in der Künstler-Gassen / und wartet daseibst / biß ich nach Hause komme. Ich wil euch schaffen / was ihr begehret.

ARIOPHILUS.
Mein Herr habe Dank vor sein gutes Erbieten. Ich werde seiner an benahmten Orte erwartẽ.

Der Gesell gehet an einem und Ariophilus am andern Orte ab.
Moriones agiren.
PHILOSOPHUS QVARTUS.

Serò sapiunt Phryges. Mit Schaden wird man klug / und wenn die Kuh gestolen ist / will man erst den Stall besser verwahren. Eben so ist es mit dem unglükseligen Ariophilo hergegangen. Als er bey den Eltern / und unter derer Praeceptorum disciplin war / scheinete unmüglich / einiges Fünklein rechter Klugheit in sein Hertz zu bringen / sintemahl er / wie ein brutum animans, oder thummer Ochse / nach der Schlachtbank zu eylete. Als er aber im Elende / biß über die Ohren / stekkte / und [94] Schmach / Armut und Vngeziefer hefftig auff ihn zu stürmete / so begunte er die Augen auff zu thun / und klug zu werden. Aber / ach leyder! gar zu spate / da er nehmlich sich vor Marte zitternd entsetzte / und von dem Gewissen genaget wurde. Vnd er wohl / nach dem er aus der Famae Geschrey vernommen / wie die Schiff-armee oder Kriegs-flotte zu Grunde gegangen / ihm selber gratulirte / nicht erwegende / daß er seinen Eyd so schändlich gebrochen / und also meinete / er wäre aller Gefahr entgangen; so war ihm doch unmüglich / dem erbärmlichen Tod zu entwischen. In des Vaters Augen war er auch schon todt / dahero der arme Mann / nach Päbstischer Weise seine Zuversicht auf die Seelmessen geworffen. Vnd mochte doch dem Sohne wenig dadurch geholffen werden; sondern der treue Ekhard muste den lieben Vater erst erinnern / wie vergeblich die treuen Warnungen der Praeceptorū gewesen / und wie der gerechte GOtt Eltern und Kinder offtmals darum straffe / daß die Kinder ihre treuePraeceptores, von denen sie gebührend discipliniret worden / verleumden / und die Eltern solchen Verleumdungen / ohne gründliche Erkundigung / Glauben geben.

4. Akt

1. Szene
Scena I.
BARBIRGESELL.

Mein Herr / ich habe heute / als ich zu barbiren außgegangen war / einen jungen / starken und gesunden Soldaten / wohl proportioniret vom Leibe / und schön von gestalt / antroffen / der mich um ein Allmosen anflehete. Vnd denselben hab ich hieher [96] ins logament bestellet / zweifle auch nicht / er werde sich entweder schon eingefunden haben / oder doch alsobald erscheinen. Nun erinnere ich mich des Herren seiner grossen Begierde / die er schon / wie er mich berichtet / viel Jahre bey sich empfunden / einen frischen und gesunden Menschen lebendig aufzuschneiten / und in demselben die natürliche Bewegung des Hertzens zu sehen. Weil denn dieser Mensch weit von hinnen zu Hause / alhier auch gantz unbekandt und hülfloß ist; bedünket mich / man konne ihn einen Tag oder etliche im Hause verborgen halten / mit gutem Essen und Trinken wohl versehen / und / wenn er sichs am wenigsten befahrete / ihn in einen Keller schleppen / mit Händen und Füssen anbinden / und seines Geschreyes / das niemand hören mag / ungeachtet / hernach lebendig aufschneiten / auch solcher gestalt zu dem löblichen Zwecke gelangen.

CHIRURGUS.
Es fehlet nicht viel: Ich lasse mir deinen Vorschlag gefallen.
CONSCIENTIA.

Mein Freund / laß dich zu einer so unmenschlichen That ja nicht verleiten. Du weißt ie / wie hoch und ernstlich der gerechte GOtt in seinem allerheiligsten Worte iemand zu tödten verboten habe. Willst du nun wissentlich und vorsetzlich wieder dies klare Gebot sündigen / so must du der Straffe gewärtig seyn / die GOtt auff den Todschlag gesetzet / in dem er spricht: Wer Menschenblut vergeust / des [97] Blut soll wieder vergossen werden. Weißt du nicht / wie es dem Cain bekommen / daß er seinen Bruder Abel ermordet? Ruffte nicht des Erwürgten Blut von der Erden nach Rache gen Himmel? Weil nun alle Menschen Brüder seyn / so viel sonderlich an Christum gleuben / so wäre es in alle wege unverantwortlich / einen armen unschuldigen Christen Menschen so gräusamlich zu qvälen und hin zu richten. Ich will nicht sagen / wie viel Seclen / die noch aus einem jungen Menschen hätten erzielet werden köñen durch eine so unbarmhertzige / Tyrannische That zu rükke gesetzet werden. Darum enthalte dich dergleichen beginnens / und siehe wohl zu / daß du deine Hände / so bisher vielen ehrlichen Leuten rühmlich gedienet / mit unschuldigem Blute nicht besudelst. Im Fall du aber mich nicht hören / noch meinem Rahte folgen wirst / so sollst du hiermit wissen / daß ich nach der That / wie ein rasender Hund / dich anfallen / dein Hertz augenbliklich nagen / fressen / und doch nicht verzehren werde. Ja keine Ottern und Schlangen werden dich also ängstigen können / ob sie gleich in grosser Menge dein Hertz anstächen / als ich dich ängstigen will und kan.

AMBITIO.

Signór. Mich wundert / wie er dieser Wäscherin so lange und so geduldig hat zuhören können Ich Ambitio von den Lateinern genant / hätte mich eine so geraume Zeit nicht enthalten können / wenn sie mir so viel Plauderment in die Ohren geschüttet / sondern hätte ihr etliche wohlabgewürtzte Ohrfeigen [98] voraus gegeben / und sie hernach die Treppe hinab geworffen / auch wohl gar mit Füssen getreten. Weil sie aber mit GOttes Wort aufgezogen kam / wolan / so will ich mich desselben auch bedienen / ob ichs wohl sonst nicht groß achte. Gebeut nun Gottes Wort nicht ausdrüklich / daß ein gesunder Mensch einem kranken die hülfliche Hand bieten soll?

CHIRURGUS.
Wer wolte hieran im geringsten zweifeln?
AMBITIO.

Wenn nun der Mensch am Hertzen krank ist / und Noht leidet / wie kan ihm ein Medicus helfen / wenn er nicht versichert ist / was es mit der Natürlichen Bewegung des Hertzens vor einen Zustand habe?

CHIRURGUS.
Das ist alles wahr und klar.
AMBITIO.

Wie will man aber solcher natürlichen Bewegung mit Grunde kundig werden / wenn man keine ἀυτοψίαν oder augenscheinliche Erfahrung hat?

CHIRURGUS.
Da müssen wir derer berühmten PhysicorumMedicorum. Büchern trauen.
AMBITIO.
Wer versichert mich aber / ob es solcheAuctores recht getroffen?
CHIRURGUS.

Dessen kan mich kein Mensch versichern. Vnd wie viel opiniones Avicennae, Hippocratis, Galenī, [99] und anderer hochberühmter Medicorum werden heutiges Tages deswegen repudiiret / und offentlich ausgerauschet / daß sie derexperientz entgegen lauffen?

AMBITIO.

So siehet nun mein Herr / daß er seinem Nechsten nach Gottes Befehl nicht helffen könne / er habe deñ per experientiam dem motum cordis gründlich erlernet. Aber es sind noch wichtigere Vrsachen / die ihn zu einer so generosen That bewegen können. Denn es ist unstrittig / daß neue Erfindungen nicht allein neue / sondern auch gar sonderbahre und unsterbliche Ehre nach sich ziehen. Wird nun mein Herr dieses wichtige Werk hinaus führen / und was neues de motu cordis aufs die Bahn oder ans Licht bringen / so wird sein Gedächtnis ehe nicht / als mit der allgemeinen Welt- ruin ersterben oder verlöschen. Vnd wie viel tausend Menschen an hinfüro an den Hertzbeschwerungen glüklicher und geschwinder geholffen werden / wann dieser motus recht ergründet und erörtert ist?

CONSCIENTIA.

Was ist aber die Vrsach / daß keinMedicus oder Chirurgus von anbegin der Welt her eine sothane experientz versuchet hat?

AMBITIO.

Eben du bist die Vrsach / weil du ihnen so bange / und die hochpreißliche That so grausam und unverantwortlich ausgeschriehen hast. Mein Herr höre der Conscientz oder Gewissen nicht länger zu / wo [100] er sich nicht auch des vortreflichen Ruhms / den ihm das Glük vorbehalten / und er leicht erlangen könte / berauben will.

CHIRURGUS.
Ey so sey es denn. Gesell geh / hole den armen Soldaten mit guten Worten her.
AMBITIO.

Diese resolution muß ich loben dadurch des Herrn Lob gleiche Grentzen mit dem Erdboden erlangen wird.

CONSCIENTIA.

Diese resolution detestire / exsecrire / verfluche und vermaledeye ich. Vnd siehe! du Barbirer sollst erfahren / und fühlen / was ich dir kurtz zuvor gedroet habe. Als denn wirst du zwar solche That beseufzen / aber es wird dich nicht helffen. Denn du wirst dein Leben wieder hergeben müssen.


Gehet zornig ab.
2. Szene
Scena II.
MUSOPHILI WEIB
alleine.

Ach! Ach! Wie muß es doch um meinen Sohn stehen? Ach! Ach! Wenn ich ihn doch nur noch einmahl lebendig sehen solte! Je länger ich ohne gewisse Nachricht von ihm bleibe / ie schwehrer wird mir das Hertz seinetwegen. Mein Herr kam heute auch voller Grillen und Kummers nach Hause / und wolte mir alle Vrsachen solches Verderbens aufbürden. Vnd es ist freylich nicht zu leugnen / daß ich viel Dinges / daß der Praeceptor an mich bringen [101] lässen / meinem Herren verborgen gehalten habe / und hergegen den Praeceptor, um / daß mein Sohn so wehmütig über seine strengen Straffen geklaget / heimlich gehasset. Ich meinte aber nicht / daß dies so viel auf sich hätte. Denn wer achtet solche Leute groß unter den Reichen? Nun sehe ich erst / daß er Vrsach genug gehabt / meinem Sohne mit dem dikken Orte zu begegnen. Ach! Ach Sohn! Ach mein Sohn! Wenn ich dich nur wieder hätte! du soltest mir in keinem Jahre von dem Praeceptor kommen. Wo ich aber erfahren werde / daß du in deinen Sünden / zu Wasser oder zu Lande / dahin gestorben bist / so weiß ich nicht / wo ich so dann bleiben solle. Ach ich arme Mutter! Ach ich unglükselige Mutter! Ach ich betrühte Mutter! O Himmel erbarme dich! Erbarme dich O Erde. Ja ihr harten Steine erbarmet euch über mich.

3. Szene
Scena III.
CHIRURGUS.
Willkommen / mein Soldat / willkommen. Von wannen kommt ihr her?
ARIOPHILUS.
Aus dem Königreich Neapolis.
CHIRURGUS.
Seyd ihr da in Spanischen Kriegsdiensten gewesen?
ARIOPHILUS.
Ja mein Herr. Gewesen / aber nicht mehr.
CHIRURGUS.
Seyd ihr denn abgedankt?
[102]
ARIOPHILUS.
Ich habe selber abgedankt.
CHIRURGUS.
Gehet aber das an?
ARIOPHILUS.
Es muß wohl ansehen / wenn man nicht länger bleiben will.
CHIRURGUS.
Ihr habt aber besorgen müssen / daß ihr / so man euch ertappet hätte / wäret aufgehenket worden.
ARIOPHILUS.
Dar wieder hat mir dies Pasport gedienet.
CHIRURGUS.
Welch Paßport? Weisets her.
ARIOPHILUS.
Dieses Bauerkleid mein ich. Das hat mir durchgeholffen.
CHIRURGUS.

Ihr habt GOtt zu dancken / daß ihr lebendig davon kommen. Denn die Flotta ist gantz vergangen und alles ersoffen.

ARIOPHILUS.
Das hab ich auch gehoret.
CHIRURGUS.

Bleibt ein Tag 2. oder 3. bey mir. Weil ich von meinem Gesellen gehöret / daß ihr von Trient send / und mir in meinen jüngern Jahren eine Zeitlang daselbst alles gutes erzeiget worden; alß will ich euch solches geniessen lassen. Schmekkt euch aber das Essen auch?

[103]
ARIOPHILUS.
Mehr als zu gut / wenn ichs nur hätte.
CHIRURGUS.

Gehet / mein Soldat / hinaus in die Küche / und laßt euch die Köchin ein gut Stük kalt gebratenes geben / daß ihr euch biß zur Abendmahlzeit behelffen könnet.

ARIOPHILUS.
Das werd ich mit Dank auf meines Herren gute Gesundheit verzehren.

Hier agiren die Moriones.
4. Szene
Scena IV.
CHIRURGUS.

Ihr wißt / redliche Kerls / was ihr mir drinnen in meiner Kammer vor einen theuren Eyd abgeleget / und wie hoch ihr euch versehwohren habet / keinem einigen Menschen / wer der auch sey / Zeit eures Lebens etwas von meinem Vorhaben und bevorstehender That zu eröfnen. Seyd ihr nun redliche Gemühter / wie ich euch dafür halte / so werdet ihr eurem Eyde treulichst nachkommen / und gäntzlich der Meynung seyn / daß / daferne diese That durch euch ausbrechen solte / ihr so wohl / als ich / euren Lohn und Marter zu empfangen habet.

BARBIRGESELL.

Herr / er hat sich meinetwegen nicht im geringsten zu besorgen. Ich habe zwar ein Maul / es ist aber gewöhnet / daß es schweigen kan / wenn es schweigen soll.

[104]
DER ANDERE GEHÜLFE.

Habt ihr / Herr / noch einigen Zweifel gegen mich / so legt mir noch einen erschreklichern Eyd vor. Dañ will ich auch denselbigen ablegen.

DER DRITTE GEHÜLFE.

Ich bin so verschwiegen in anvertrauten Heimlichkeiten / daß ich / als ich noch in die Schule gieng / und meine condiscipul / auf des Praeceptors hartes zureden verrahten solte / lieber eine gute Tracht Stösse / und endlich gar einen product außstunde / als daß ich aus der Schulen geschwatzet / und die redlichen Kerls verrahten hätte.

DER VIERTE GEHÜLFE.

So wenig ein Klotz oder Stein etwas von diesem Handel ausklatschen wird; so wenig werde ich etwas davon austragen oder offenbahren. Geht ihr nur getrost dran / und trauet uns.

CHIRURGUS.

Auff euer Eyd / und ietzt gegebene Parole will ichs endlich wagen. So gehet hin / und holet den Kerls her / sehet aber ja zu / daß ihr euch an sein Schreyen / bitten / und flehen nicht kehret.


Darauf gehen sie ab / und bringen Ariophilum.
ARIOPHILUS.
Ach! um Gottes willen / schonet meiner! schonet meiner! Ich hab euch ja niemals etwas gethan.
BARBIRGESELL.
Hier ist kein schonen zu hoffen fort / fort / mein Kerlat / fort.
[105]
ARIOPHILUS.
Was wollt ihr denn mit mir armen Soldaten machen?
DER ANDERE GEHÜLFE.
Wir wollen dich schlachten.
ARIOPHILUS.
Ich bin ie kein Schwein nicht.
DER DRITTE GEHÜLFE.
Hast du nicht wohl ehe neben andern Soldaten gesungen:

Ein Soldat und ein Mast-Schwein
Sollen immer lustig seyn.
Denn sie wissen beyde nicht /
Wenn man ihnn den Hals absticht?
ARIOPHILUS.
Das hab ich freylich wohl ehe gesungen.
DER VIERDTE GEHÜLFE.

Drum soll ietzt erfullet werden / was du gesungen hast. Sperre dich nur nicht groß. Du kriegst sonst 14. Maulschellen nach einander / und eine zur Zugabe / daß die Mandel voll werde.

ARIOPHILUS.

Ach! erbarmet euch doch! erbarmet euch doch um Gottes willen! erbarmet euch doch über mich junges Blut!

BARBIRSGESELL.

Ich habe nie gewust / was erbarmen sey. Barmhertzig seyn / und einen Barbireragiren / stallen nicht zusammen.

[106]
ARIOPHILUS.
Ihr werdet ja nicht Christenblut vergiessen.
DER ANDERE GEHÜLFE.
Nicht Christenblut / sondern Soldatenblut wollen wir vergiessen.
ARIOPHILUS.
Die Soldaten werden ja auch Christen seyn.
DER DRITTE GEHÜLFE.
Hier ist nicht disputirens-sondern schlachtens-Zeit.
ARIOPHILUS.
Ach schonet doch meiner Eltern.
DER VIERDTE.
Was gehen uns deine Eltern an?
ARIOPHILUS.
Lasset mich lebendig / und bringet mich nach Trient. Ich will euch 600. Kronen vor mein Leben geben.
CHIRURGUS.

Was wechselt ihr viel Wort mit dem Soldaten? werffet ihn straks zu Boden. Haltet ihn fest an Händen und Füssen. Kniehet auf seine Schenkel und Arme / und halte ihm einer das Maul zu.

ARIOPHILUS.

Ach mein Herr / ist dies das gute / das ihr mir zu thun versprochen habt? Ach vergeb euchs GOtt / daß ihr mich junges Blut so grausamlich aufopfern wollet. Was hab ich euch denn zuwieder gethan? worum dürstet denn so sehr nach meinem Blute?

[107]
CHIRURGUS.
Es antworte ihm nur niemand nicht.
ARIOPHILUS.

Ach hertzliebster Vater! Ach hertzliebste Mutter! Ach hertzliebster Praeceptor! Ach was hab ich gethan? Jetzo denk ich erst an eure Worte / die ich zu unterschiedenen mahlen von euch gehöret habe. Ach daß ich doch nur so glükselig seyn solte / daß ich euch eine Abbitte thun könte! Ach hertzliebster Vater! Ach hertzliebste Mutter! Ach hertzliebster Praeceptor!

CHIRURGUS.
Haltet dem Hunde das Maul zu.
ARIOPHILUS.

Ach! ich bitte ums jüngsten Gerichts willen / wenn ihr mich ja umbs Leben bringen wollet / gönnet mir doch einen Priester / dem ich meine grossen Sünden beichten / und absolution von ihm erlangen könne.

CHIRURGUS.

Bey dieser Sachen / die ich vorhabe / sind die Pfaffen nichts nütze. Sie verstehen sich auch nicht drauf. Wissen viel weniger davon / als der blinde von der Farbe.

ARIOPHILUS.
Ach die Angst meines Hertzens ist groß! Ach schonet doch!
CHIRURGUS.

Die Hertzens-angst soll dir bald benommen werden. Jetzo will ich gleich den ersten Schnitt in deine [108] Brust thun / und dir Raum zu deinem Hertzen machen.

ARIOPHILUS.

O ihr Steine erbarmet euch meiner / weil sich die Menschen nicht erbarmen wollen! Gute Nacht hertzliebster Vater! gute Nacht / hertzliebste Mutter! Ach daß nur mein Bruder wissen solte / wie mirs ergangen: daß er euch desto fleissiger gehorchte.

CHIRURGUS.
Seht doch / seht doch / wie sich das Hertz beweget.
BARBIRGESELL.

Zappele nur nicht / du guter Kerl / wenn wir dein Hertz gnug besehen haben / wollen wir dich wieder gehen lassen / wo du hin wilst.


Ariophilus röchelt.
DER ANDERE GEHÜLFE.
Soll ich ihm das Maul zu halten?
CHIRURGUS.

Es ist unvonnöhten. Er wird nicht mehr schreyen. So hab ich auch schon gesehen / was ich so lange begehret. Nun will ich ihm das Hertze gar heraus nehmen.

Sehet / so siehet des Menschen Hertz aus. Aber kommt / kommt / wir müssen den Leib begraben / ehe dann es Tag wird.


Darauf pakken sie ihn an / und tragen ihn weg.
5. Szene
Scena V.
PIETAS.

Ach! was vor elende Zeiten sind diese letzten Zeiten! [109] Jetzt möchte jener Prophet auftreten / und sagen: Es ist keine Furcht GOttes im Lande. Denn ich / die wahre Gottes-Furcht / werde überall auß der Menschen Hertzen verstossen / und muß fast stets im Exilio herum ziehen. Hingegen ist meine vermeinte falsche Schwester / Hypocrisis, die Heucheley / überall lieb und wehrt gehalten / findet angenehme Herberge / wo sie nur hinkommet / und pfleget unter meinem Nahmen zu prangen. Denn so weit ist es leider! kommen / daß die Menschen mehr nach dem Schatten des Guten / als nach dem Guten selbst trachten. Warlich hätte der Barbirer zu Padua samt seinen Helfers Helfern nur ein Fünklein von mir / der ungefärbten Gottesfurcht gehabt / so würde er eine so grausame und unerhörte That ihme nicht vorgesetzt / geschweige denn begangen haben. Sonderlich aber liegt mir die Curiosität oder Vorwitz treflich im Wege. Denn wenn gleich bißweilen ein Menschlich Hertz ist / das mich eine zeitlang aufnimmt / so schleicht sich doch dies monstrum der Vorwitz / gar zu leichtlich daselbst ein / und verursachet / daß man meiner endlich nicht mehr achtet / sondern mich bald fortschaffet. So bald dieser Barbirer von der Curiosität angefallen wurde / die ihn reitzte / etwas neues zu ergründen / und ihm also einen grossen Nahmen zu machen; achtete er meiner nicht mehr / und wurde ich bald darauf gar von ihm außgestossen. Aber er wird zu rechter Zeit erfahren / was die jenigen / so mich aus ihrem Hertzen stossen / vor Belohnung zu [110] empfangen haben. Neben der Curiosität pfleget mich auch die Reputation hefftig zu drükken. Denn wo diese Quartier im Hertzen bekommet / wird wenig geachtet / was die Gottesfurcht fordert. Da muß die vermeinte Reputation erhalten werden / es bleibe GOtt mit seiner Ehre / das Gewissen mit seiner Ruhe / die Gottesfurcht und andere Tugenden / wo sie wollen oder können. Wenn denn nun das Hertz eine zeitlang ohne Gottesfurcht gelebet / so dringt sich auch allgemachsam der Atheismus, das aller abscheulichste monstrum, ein / daß endlich die Gottlosen in ihrem Hertzen sprechen: Es ist kein GOtt. Ach wie gemein ist ietzo dies Laster! Aber wer darf hiervon viel sagen? Der grosse und erschrekliche Tag des HErren wirds hoffentlich ehest offenbahren.

HOSPITALITAS.

Was du klagest / darüber hab ich auch zu klagen. Denn meine jura, welche die Alten Hospitalitatis jura nennen / werden gar wenig mehr observiret. Ach daß doch die jenigen / so Christen heissen wollen / nur so redlich lebten / als vor Zeiten die Heyden gelebet haben! Werden nicht am jüngsten Tag die Heyden auftreten / und die so genandten Christen öffentlich anklagen? Denn wie sich die Heyden gegen ihre hospites verhalten / und wie stricte sie die jura Hospitalitatis beobachtet / das muß man fast mit Verwunderung lesen. Aber was haben solche jura bey dem Barbirer / der doch unter dem Mantel des Christlichen Nahmens daher praalet / [111] gegolten? Ach wehe derowegen demselben Barbirer / daß er so übel / so un Christlich / ja so unmenschlich mit seinem Gaste procediret! Aber siehe / da kommet er gleich gantz kläglich gegangen. Vnd wer ist die Weibsperson / die so hefftig auf ihn zu schlägt?

CHIRURGUS.
Ach! ich armer Mensch! Was hab ich gethan?
CONSCIENTIA CHIRURGI.
Was darf es viel fragens? Hast du nicht den armen Menschen so tyrannischer Weise ermordet?
CHIRURGUS.
Ich hab aber den Zwek gehabt / hierdurch meinem Nechsten zu dienen.
CONSCIENTIA.

Das ist dein Zwek nie gewesen. Grosse Ehre und Nahmen woltest du erlangen. Vnd dafür will ich dich peitschen / martern und qvälen / so lange du lebest.


Chirurgus laufft ab. Conscientia hinter ihm her /und peitschet.
JUSTITIA
tritt auff und spricht.

Ob wohl die Gelehrten und sonderlich die Poeten / vor vielen hundert Jahren geklaget / daß ich die Justitia, oder die Gerechtigkeit / den Erdboden verlassen / und hinauf in den Himmel geflogen wäre; so hab ich doch / vermittelst dieser meiner Flügel / mich zum öfftern herab auff Erden begeben / und bin / wiewohl unbekand / unter den sterblichen Menschen herum / zu erkundigen / ob [112] sie mich lieber hätten / als vor Zeiten. Aber so offt ich kommen bin / hab ichs ärger / als ich vermeinet / befunden. Vnd eben also ist mirs auch ietzo ergangen. Denn ist das nicht Vngerechtigkeit / einem einfältigen Menschen zwar gute Wort geben / aber zugleich das Leben so tyrannischer weise nehmen? Darum kan ich solche Boßheit länger nicht ansehen / sondern will gleich ietzo wieder gen Himmel fliegen.

6. Szene
Scena VI.
DER BARBIRGESELL.

Ach GOtt! bist du nicht ein gerechter GOtt! wer hätte meinen sollen / daß von der That / solch neulich neben meinem Printzen an einem entloffenen Soldaten verübet / das geringste außbrechen / und an den Tag kommen würde oder könte? wir wahren dermassen hochbeeydiger / daß gar nicht zu muhtmassen war / es möchte iemand wider solchen hohen Eyd handeln. Aber siehe! durch Gottes gerechte Rache wird der eine auß unserm Mittel einer andern Mißhandlung wegen auff die tortur gezogen / und wegen grosser Marter wird er genöhtiget / daß er auch unsere That / die er volbringen helffen / bekennet. Das heißt ja: Es wird nichts so klein gesponnen / es kommt doch endlich an die Sonnen. Die Conscientia und Gewissen plaget meinen Printzen auch sehr hefftig / verfolget ihn auff dem Fusse / und läst ihn zu keinem Schlaffe kommen. Wo es so fortgehet / wird er gantz desperat und rasend [113] werden. Mir selber ist auch nicht wohl / und weiß nicht / was ich thun soll.

CONSCIENTIA ILLIUS
mit der Peitschen.

Hast du nicht deinem so genandten Printzen Vrsach und Anlaß gegeben / daß er diese grausame Mord hat begangen? Hast du nicht den armen Soldaten ins Hauß gelokket? Hast du nicht / so wohl / als dein Printz / Hand angeleget? Vnd wie spöttlich hieltest du den armen Menschen / als er so erbärmlich und wehmütig um Erbarmung flehete?

BARBIRGESELL.
Ach! Ach! wo nun hinaus? O ihr Berge fallet über mich! O ihr Hügel bedekket mich!
CONSCIENTIA.

Siehest du / wie die Hölle ihren Rachen wider dich aufgesperret habe? Vnd ietzo werden bald die Büttel kommen / und dich vor Gerichte führen Ich will dich aber auch daselbst nicht verlassen / sondern hefftig auff dich du peitschen.


Entleufft. Conscientia folget ihm.
7. Szene
Scena VII.
PRAESIDENT.

Meine Herren / ihnen ist un entfallen / was der neulichste maleficant von dem berühmten und wohl bekanten Chirurgo alhier außgesaget. Weil nun unsere Pflicht / damit wir der Durchlauchtigsten Signoria obligiret / nicht zu-lassen will / zu solcher Sachen stille zu schweigen; als werden sie hiermit [114] gebührend ersuchet / mir kurtzlich zu eröfnen / was ihre Meinung hiervon sey.

ADSESSOT I.

Was vor Vnglük / Vnsug / und Vngelegenheit auß dem kläglichen Sündenfall unserer ersten Eltern auf dieselbigen und dero unglükselige Nachkommen geflossen / das ist viel mehr zu beseufzen und zu betrauren / als völlig oder nach Nohtdurfft außzusprechen. Ja es kan auch nicht mit Gedanken sattsam ergriffen werden. Denn eben auß diesem Brunnen qvillet der Mangel rechter Gottes furcht / der Liebe Gottes und des Nechsten / des Vertrauens / so wir zu GOtt in unsern Nöhten haben sollen. Daraus fleust Ruchlosigkeit / Feindschafft gegen GOtt / Mißtrauen und Zweifel. Daraus bricht der Mißbrauch Göttliches Rahmens / das fluchen und falsche schwehren / die Entheiligung des Sabbaths / die Verachtung des Allerheiligsten Worts GOttes / der Vngehorsam gegen die Eltern und Vorgesetzte / Mord / Todschlag / unversöhnliche Feindschafft / Hurerey / Ehebruch / Diebstal / Verleumdung / und alle böse Begierden. Aber anderer solcher strafbaren Dinge zugeschweigen / will ich diesmahl nur was weniges von der curiosität des Menschlichen Hertzens gedenken. Vnd diese läßt sich vornehmlich darinnen merken / daß der Mensch mit dem / was ihm offenbaret ist / und was andere wissen / nicht vergnüget / sondern immer mehr / als andere / wissen / und also andern weit vorgezogen seyn will. Hierdurch wird mancher [115] dermassen verleitet / daß er kein Bedenken ni it / auch wohl von den Teufeln / die unter dem Nahmen Spirituum familiarium verborgen liegen / etwas zu erlernen. Massen solches auch wohl unter der Herren Jesuiten Discipuln so ungemein nicht seyn soll. Andere halten sich deswegen zu des Teufels Werkzeugen / zu den Zigeunern / Hexen / alten Wahrsagern und dergleichen / nur damit sie was besonders wissen mögen / wie Theophrastus Paracelsus nicht allein gethan / sondern auch den Studiosis Medicinae gerahten. Andere unterfangen sich aus lauterer curiosität solcher Thaten / davor der Himmel sich entfärben / und die Erde selbst erzittern möchte. Vnd in diese Rolle ziehe ich nicht unbillich unsern sonst sehr berühmten Barbirer. Denn ob wohl derselbe wegen glüklicher Hand und wohlverrichteten Curen durch gantz Italien albereit einen unsterblichen Nahmen erlanget / und man seines gleichen nicht leichtlich haben wird / als der seiner Lateinischen Sprachen / der Philosophien / der Medicin ingleichen / ziemlich kundig ist; so hat ihn doch die unersättliche curiosität hierbey nicht ruhen lassen wollen. Dannenhero er vor etlichen Wochen bey diesem unserm Löblichen Collegio Ansuchung gethan / daß wir ihme den damals zum Tode verurtheilten Menschen außantworten wolten wormit er nach seinem Belieben procediren / und seiner curiosität ein gewünschtes Genügen thun könte. Demnach aber wir auß höchsterbeblichen Vrsachen ihn mit abschlägiger Antwort [116] damals abgewiesen / hat ihn / wie wir nun leider! berichtet werden / sonder allen Zweifel die curiosität zu einer solchen That überredet / dafür sich die Natur selbst entsetzen möchte. Derowegen ich gäntzlich dafür halte / solch enorme facinus müsse mit einer Exemplarischen Straffe beleget werden / damit / wo man mit dem Fuchsschwantze drüber hin streichen solte / nicht andere zu dergleichen / oder wohl atrocioribus factis verleitet werden.

ADSESSOR II.

Die That / so sie sich wahrhafftig also verhält / ist so grausam / daß ich ohne Hautschauren niemals daran gedenken kan. Denn erstlich leufft sie wider das Gesetz der Natur / so in unser aller Hertzen eingepreget ist. Sintemahl dieses uns lehret / daß wir andern nichts thun sollen / was wir von andern nicht gewarten wollen. Wer wolte nun wünschen / daß er von andern also tractiret würde / wie der arme Soldat von dem Barbirer ist tractiret worden? Wie so schnurstraks solche That wider Gottes Gebot lauffe / ist nicht nöhtig auß zu führen. Ich will nur dies urgiren / daß der Soldat nicht alleine durch unaußdenkliche Marter um sein zeitliches Leben bracht worden sondern auch / wenn unserer Römisch. Catholischen Priester Lehre wahr ist / Schaden an dem ewigen Leben genommen habe. Denn man hat keinen Priester / wie der maleficant berichtet / zu ihm lassen wollen / dem er seine Sünde hätte beichten / und alsoabsolution empfangen können / wie hertz- und schmertzlich er auch darum soll geflehet haben.[117] Ferner so weiß nunmehro niemand / wer die Eltern und Befreundte des ermordeten seyn / daß man solches an dieselben berichten / sie aber Gelegenhett nehmen könten / Vigilien und Seelmessen dem Todten zum besten / nach der Römischen Kirchen Gewohnheit / anzuordnen. Dannenhero auch denen Geistlichen und Meßpriestern ein ehrliches abgezwakker wird / das sie sonst hätten herein streichen können. Vnd was soll ich sagen / wie die blinden Heyden dergleichen facinora, so wider die jura hospitalitatis lauffen / detestiret und exsecriret habē? Deßwegen es denen Christen desto schändlicher anstehet. Vnd was werden die Ketzer darzu sagen / wenn sie es erfahren werden? Denn ich weiß mich wohl zu erinnern / wie sie es einem Pabste aufmutzen / daß er einem Mahler / der aus curiosität einen gecreutzigten Menschen recht künstlich und naturel ab zu mahlen / seinen Gesellen überredet / daß er sich an ein Creutz henken lassen / und hernach denselben / als er gesehen / wie sich die Glieder und Adern gegeben / mit einem Messer erstochen / damit er den todten und erblaßten Leichnam desto besser abbilden könte / Ablaßbrieffe gegeben / und solche That ohne Straffe hinstreichen lassen. Darum ist meine Meinung / der Barbirer müsse am Leben / und zwar exemplarisch / abgestraffet werden.

ADSESSOR III.

Demnach ich schon solche Gründe einer exemplarischen Bestraffung anhörende verstanden / die mir übergnug seyn können / achte ich nicht nöhtig / [118] ich was zu denen wohl abgefassetendiscursen bey zu tragen / sondern erkläre mich gleicher Meinung. Vnd kan ich unberichtet nicht lassen / daß mir das Sonnenklare Vrtheil / so Göttliche Majestät selbst gefället / stets vor dem Gesichte schwebe / da sich dieseibe also hören lässet: Wer Menschen Blut vergeußt / des Blut soll wieder vergossen werden. Weil nun der H Geist in diesen hellen Worten weder distingviret / noch limitiret / noch excipiret / so sehe ich nicht / wie wir den Barbirer ohne Lebensstraffe hinlauffen lassen können. Nur dieses ist / meines Erachtens / wohl zu erwägen / daß der maleficant ein liederlicher und verwegener Mensch seyn soll / dem nicht schlechter Dinge zu glauben stehet. Derohalben wird die Nohtdurfft erfordern / daß man von solchem maleficanten gerichtlicher Weise vernehme / ob denn neben ihme und dem Barbirer auch etliche andere Personen gewesen / so sich solcher That schuldig gemachet. Sind ihrer nun mehr impliciret / so muß man dieselben auch apprehendiren / examiniren / und wo sie es bekennen / dem Barbirer so dann desto schärfer zusetzen.

PRAESES.
Seine Meinung hat mir wohl gefallen. Was sagt aber er darzu.

Kehret sich zum IV. Adsessor.
ADSESSOR IV.

Was meine Herren erinnert / hab ich nohtdürftig verstanden / und muß gestehen / daß ihre rationes, die sie angeführet / auf breitem Fusse beruhen. [119] Allein / weil in sacro isto consessu ein ieder sein freyes votum hat / so er ohne einigen Nachtheil sicherlich geben mag; als bedünket mich nicht allerding rahtsam daß man den Barbirer capitaliter oder am Leben straffe: und zwar aus nach folgenden Vrsachen Denn erstlich ist gewiß / daß man dieses Barbirers gleichen weder in Italien noch andern Provincien leichtlich finden könne. Wenn nun die circumstantiae personarum zu beobachten / und die Straffen respestu illarum entweder zuexasperiren / oder zu mitigiren seyn; so könte man ie / in Anschung eines so extraordinari-Künstlers / wohl eine mitigation ergreiffen. Darnach hat er sonst also gelebet / daß er niemals vor diese unsere Versamlung erfordert worden. Wenn wir nun bedenken / was die Menschliche curiosität vor ein hefftiges und importunes monstrum sey / und wie so gar leichtlich sie den Menschen / wie fromm er auch ist / zu was unbefügtes veranlassen könne; so scheinet es abermahl / als wäre man dem Barbirer etwas zu erlassen befuget. Drittens haben wir vornehmlich in consideration zu ziehen / daß uns und den unsrigen nicht geringe Gefahr erwachsen könne / wenn wir den Barbirer capitaliter abgestraffet hätten. Denn im Fall uns / oder den lieben Vnsrigen ein gefährlicher Zustand an- oder zuwachsen solte / und wir hätten so dann keinen wohlerfahrnen Barbirer / würden wir nicht wünschen / daß der abgethane noch lebete? Vnd weil das wünschen vergeblich ist / würden wir nicht beseufzen / daß wir einen so erfahrnen [120] Mann hätten hinrichten lassen? Jedoch untergeb ich mich billich / als der jüngste Adsessor, meinen Herren / und erwarte / was sie von meinen rationibus ihrem hocherleuchteten Verstande nach judiciren werden.

PRAESES.

Was der Herr nach seinem gut befinden erinnert / das hab ich ohne einigen Verdrus vernommen. Kürtzlich aber von der Sachen zu kommen / so sind zwar seine rationes primo intuitu ziemlich speciós und ansehnlich / iedoch / wenn sie reiflich erwogen werden / halten sie den Stich nicht. Denn erstlich will nicht folgen / daß der / so allen andern an Geschikligkeit überlegen ist / nichtcapitaliter gestraffet werden solte. Der angehengte Beweiß erhält mehr nicht / als eine mitigationem poenarum, worauf auch die andere ration zielet. Es werden aber nicht nur die mitigationes in Verwandelung derer poenarum capitalium in non capitaleis, sondern auch in andern Dingen verspüret und geübet. Denn wenn einer verschuldet hätte / daß er aufs Rad geleget würde / er würde aber nur decolliret und entheuptet / wäre das nicht eine merklichemitigation oder linderung der Straffe? Vnd bliebe nichts desto minder die poena capitalis. Darnach die dritte ration betreffende / so müssen wir / im fall poena capitalis, allem ansehen nach / erfolgen soll / bedenken / als hätte GOtt selbst den Barbirer durch einen Natürlichen Tod abgefordert. Aber vor allen Dingen müssen wir ihn convinciren / ehe [121] wir de supplicii genere deliberiren. Vnd ist meine Meinung nur diese gewesen / wie nehmlich das Werk vorzunehmen / daß man den Barbirer überweisen / oder / do er unschuldig / aus der falschen Anklage liberiren könne.


Hier stellen sich die Adsessores, als ob sie heimlich mit einander deliberirten / denn spricht.
ADSESSOR I.

Meine Herren Collegen meinen / man müsse vor allen Dingen den Barbirer vernehmen / und erfahren / ob er die That läugne / oder gestehe.

PRAESES.

Eben dies sind auch meine Gedanken. Wollen derowegen nach eingenommener Mittagsmahlzeit wieder allhier erscheinen. Denn wir dörfen so lange nicht zaudern / biß der Barbirer von des malefgicanten Aussage höret. Sonst möchte er durchgehen / wo er schuldigist. Vnd mich bedünket fast / es sey solche Aussage schon ausgebrochen.


Hier agiren Moriones.
PHILOSOPHUS QUINTUS.

Ach! daß doch ein ieder Mensch das treuhertzige erinnern und warnen seines Eigenen Gewissens beobachtete / und nicht so vorsetzlich wider dasselbe handelte! Wie viel Sünden und schändliche Thaten würden unterlassen werden / wenn man das Gewissen hörete? Aber weil in dieser Grundsuppen der [122] Welt Ambitio oder Ehrsucht im Hertzen der Menschen herrschet / wird weder das Gewissen / noch die Pietät oder Gottesfurcht / noch die Hospitalität und Gerechtigkeit angesehen / sondern nur das jenige bedacht u vollbracht / wordurch ihm der Mensch einen Nahmen /auctorität und grosses Anschen zu machen vermeinet / unerwägt / daß sich mancher eben dadurch / wodurch er verhoffet zu Ehren zu kommen / in unaussprechliche Schande stürtzet / und um die tranqvillität seines Gewissens bringet / wie dieses Barbirers Exempel ausweiset. Aber ob gleich die tägliche Erfahrung / und viel frische Exempel solches überflüßig bekräfftigen / so findet man doch stets und erfähret / wie die liebe pietät / und Gottesfurcht hin und wieder bannisiret und ins exilium vertrieben werde. De violatis hospitalitatis juribus will ich nichts sagen: sondern nur zu bedenken geben / daß uns der Barbirsgesell mit seinem Exempel lehre / es sey mehr / als zu wahr / wenn man vor vielen hundert Jahren gesagt: Malum consilium consultori pessimum, das ist / daß sich böse Rahtgeber gemeiniglich endlich aus heiligem Gerichte Gottes in Jammer und Noht / Schmach und Schande stürtzen. Denn ob man wohl den Ausgang / den es mit ihme genommen / dießmahl nicht praesentiret hat; so ist doch zu sehen gewesen / daß das böse und beleidigte Gewissen ihn so wohl / als den Barbirer selbst / hefftig gemartert habe.


Moriones agiren.

5. Akt

1. Szene
Scena I.
ADMONITOR.

Ehe die repraesentation des Paduanischen Gerichts vorgenommen wird / achtet man nöhtig / [124] dieser hochansehnlichen Versamlung unterthänig / unter- und dienstlich zu vernehmen zu geben / wie solch Gerichte nicht nach Art und Weise derer heutiges Tages üblichen gerichtlichen Processen in causis capitalibus, sondern einig und allein nach denen praeceptis Rhetoricis, die Aristoteles, Cicero und andere Rhetores de statibus generis Juredicialis hinterlassen, werde eingerichtet u gehalten werden. Massen die gelehrten statum conjecturalem, statum finitivum, & statum qvalitatis bald merken werden. Was auch sonst vor praecepta Rhetorica hin und wieder practiciret / und ad usum transferiret worden / hat ein gelehrter leichtlich spüren können. Vnd dies hat erinnert werden müssen / weil Nachricht eingeloffen / wie etliche wenige unverständige Leute / die sich bey neulichstem Versuch mit Gewalt herein gedrungen / nicht alleine das Hauptwerk / sondern auch unterschiedliche Stükke desselben / und unter andere auch die repraesentation des Gerichts durch die Hechel gezogen / und nicht erwäget / daß ihnen gar nicht zukomme / von denen Sachen / die sie nicht verstehen / zu urtheilen. Vns begnüget inzwischen / daß etliche hochgelahrte Männer / und andere bescheidene Personen / so ihrer großgünstigen Gegenwart den Versuch solches exercitii gewürdiget / viel anders damals geurtheilet haben. Ich schliesse mit dem weisen Hauslehrer / Sirach / am fünfften Capitel und sage: Verstehest du die Sache / so unterrichte deinen Nechsten / [125] wo er gefehlet hat: Wo nicht / so halt dein Maul zu.

2. Szene
Scena II.
Hier setzet sich der Praesident mit denen Adsessoribus. Dann erscheinet Justitia und redet sie an.

Habt Gerechtigkeit lieb / ihr Regenten auf Erden. Sehet zu / was ihr thut. Denn ihr haltet das Gerichte nicht den Menschen / sondern dem Herren / und er ist mit euch im Gericht. Darum lasset die Furcht des Herren bey euch seyn. Denn bey dem Herren / unserm GOtt / ist kein Vnrecht / noch ansehen der Person / noch annehmen des Geschenckes. 2.Paral. XIX.


Gehet ab.

PRAESES
zu dem Barbirer.

Wir haben nicht unterlassen können / Krafftragenden / und von der Durchlauchtigsten Signoria zu Venedig anbefohlenen Amts / euch / Barbirer / vorzubringen / welcher gestalt ihr beschuldiget werdet / wie ihr einen Spanischen / aus dem Königreiche Neapolis entloffenen Soldaten / eurer längst empfundenen curiosität ein genügen zu leisten / samt etlichen andern Gehülfen in einen dunkeln u tieffen Keller geführet / daselbst mit Händen und Füssen gebunden / endlich aufgeschnitten / den motum cordis, so lange der Mensch gelebet betrachtet / und endlich das Hertz gar heraus gerissen habet. Demnach [126] denn nun dieses eine abscheuliche That / so dm / wenn sie von euch verübet worden / einer Exemplarischen Straffen wohl würdig / als begehren wir von euch / daß ihr euch mit wenigem erkläret / ob ihr solches gestehet.

CHIRURGUS.

Hocherleuchtete Herren Rechtere / großgeneigte Patronen / wie hoch ich mich über diesem Anbringen entsetzet / und gleichsam von mir selbst entfernet habe / das ist meiner blöden Zungen unmüglich nur etlicher massen zu entwerfen. Himmel einfallens hätte ich mich ehe versehen / als daß ich einer solchen unmenschlichen That beschuldiget werden könte. Meine Berüchtiger / so diese grundfalsche Auflage vor so hohe Personen zu bringen sich unternommen haben / müssen gar keine Scheu im Hertzen / und keinen Witz im Kopfe gehabt haben. Denn wie könte ich / der ich ein schwacher Mensch bin / einen so jungen / geraden / und starken Menschen zu Boden werfen / denselben alleine halten / die Brust aufschneiten / das Hertz heraus nehmen / und was dergleichen mehr ist? Gesetzt aber / daß ich so viel Kräfte des Leibes gehabt / wie wäre mir müglich gewesen / eine so barbarische / ja mehr / als barbarische That mir vor zu setzen? Man weiß ja meinen Wandel / und ist iedermanne bey dieser hoch berühmten Stadt bewust / daß ich / als ein eifriger Römisch Catholischer / alle Tage eine Messe höre / die Heiligen Gottes gebührend ehre / in die Kirchen und Klöster nicht wenig spendire / und der heiligen Brüderschafften [127] Gebet mit ansehnlichen Kosten erkauffe. Wie könte denn ein böser Wille und Vorsatz in einen rechten Christen fallen? Gelanget derowegen an meine hochgeneigte Patronen mein demütiges bitten / sie wollen nicht alleine mich von dieser grossen injurien, die ich mir tief zu Hertzen ziehe / großgünstig absolviren / sondern auch meine Verleumdere also mit einer Exemplarischen Straffe ansehen / daß sie förderhin bedenken nehmen / ehrliche Leute so unverschuldeter Weise zu beschmitzen.

ADSESSOR I.

Barbirer / mit Worten ist es nicht außgerichtet. Wir haben satten Beweiß in Händen / daß ihr das / wessen ihr beschuldiget werdet / gethan habet. Ihr wendet ein / daß ihr alleine eine solche That nicht verüben können. Dessen aber hat euch niemand beschuldiget. Hat euch doch der Herr Praesident selber gesaget / daß ihr etliche Helfershelfer bey euch gehabt / die wir euch / so es nöhtig seyn wird / alle mit Nahmen nennen und vorstellig machen können. Daß es auch ferner euch am Willen nicht ermangelt / kan ein iedweder / so gesundes Gehirns ist / auß eurer curiosität gar leichtlich schliessen. Denn ihr möget ie nicht leugnen / daß ihr lange Zeit begierig gewesen / einen lebendigen Menschen aufzuschneiten / und also per experientiam den motum cordis humani zu erlernen. Sehet / hier ist eure Supplication in originali, die ihr vor diesem deswegen bey uns angegeben.

[128]
ADSESSOR II.

Vnd was habt ihr / als ihr damals von uns abgewiesen wurdet / alsobalden im hinaußgehen vor der Thür geredet?

CHIRURGUS.
Ich kan mich nichts ungeziemendes erinnern.
ADSESSOR II.

Habt ihr nicht außdrüklich gesagt / ihr müsset de och zu eurem Zwekke gelangen / es geschehe recht- oder unrechtmässiger weise?

CHIRURGUS.
Hiervon / mein Patron, ist mir nichts wissend.
ADSESSOR II.

Wie? wenn ich euch den Gerichtsdiener fürstellete / der es euch ins Gesichte sagte? Schämet ihr euch denn nicht / vor uns / die wir an stat der Durchlauchtigsten Signoria hier sitzen / so liederlich zu verneinen / das ihr doch so gewis geredt habt / und alsobald überwiesen werden könnet? Daraus ist leicht abzunehmen / daß wir eurem Leugnen in der Hauptsache nicht so leicht Glauben beymessen können.

CHIRURGUS.
In Wahrheit / meine hochgeehrte Patronen / ich kan die Hauptsache nicht gestehen.
ADSESSOR III.

Ihr werdet sie aber bald gestehen müssen. Denn was wollet ihr noch länger leugnen. Es ist vorgestern Hans Vnfug / einer auß der verfluchten Banditen-Gesellschafft / einer Missethat wegen auff die tortur gebracht worden / damit wir nicht allein die [129] Vmstände seiner Mißhandlung / sondern auch / ob er etwa ein mehrers begangen / erfahren möchten. Als dieser den Ernst des Nachrichters empfunden / hat er eure That mit allen Vmständen / was ihr / er selbst / und die andern drey darbey gethan / haaresklein erzählet und berichtet. Vnd meinet ihr nicht / daß der wunderbahre GOtt solche ungeheure That bey Zeiten habe an des Tages Licht bringen wollen / damit ihr euch nicht gelüsten lassen mögtet / mehr dergleichen Proben vorzunehmen / auf daß ihr ex inductione argumentiren köntet?

CHIRURGUS
mit zittern der Stimme.
Meine großgeneigten Patronen werden nicht einem Banditen mehr glauben / als einem redlichen Manne.
ADSESSOR IV.

Wolan / ist euch das Zeugnis des Banditen nicht genug / so wollen wir euch die andern zweene Helfer / so albereit apprehendirt, und in die Custodi bracht / auch vor die Augen stellen / und euren Gesellen balde darzu bekommen. Denn die Diener sind schon nach ihm geschikkt. Seyd ihr nun nicht gnugsam überwiesen? Was vor ein Gemüht können wir auß solcher ungegründeten tergiversation schliessen? Gehet ihr nur in euch selbst / fragt euer böses Gewissen; das wird euch eben das sagen / was wir euch gesagt haben.

PRAESES.

Sie sehen doch / meine Herren / wie ihn das Gewissen schon plaget und naget. Kann er doch weder [130] Hände noch Füsse stille halten / so trutzig er anfänglich redete.

CONSCIENTIA
peitschet ihn.

Wilst du es noch nicht bekennen? Wilst du es noch nicht bekennen? Ich höre nicht auf zu peitschen / biß du es bekennest.

CHIRURGUS.
Meine Patronen geruhen doch dies Weib hinaus zu schaffen. Darnach will ichs bekennen.
ADSESSOR I.
Was vor ein Weib? Wir sehen keins.
CHIRURGUS.
Die Conscientiam.
PRAESES.
Kommt er mir doch vor / als wär er nicht mehr recht bey Sinnen.

Kehrt sich zum Chirurgo.

Wollt ihrs bekennen / so thuts bey Zeit. Wo nicht / so müßt ihr auff die tortur.
CHIRURGUS.

Weil Conscientia spricht / sie wolle mir nicht ehe Friede lassen / biß ichs bekandt / so bekenne ich mit grosser Hertzens-Angst / daß ich alles gethan / wessen ich beschuldiget worden. Bitte aber gantz demütig um Linderung der Straffe.

PRAESES
gegen die Adsessores.
Weil er die That gestehet / muß er in Hafft genommen werden.

Adsessor I. klingelt / darauf ko it der Büttel / zu welchem der Adsessor sagt.

[131]
Ni i den Barbirer in Hafft / und verwahre ihn wohl / daß er nicht entkomme.
BÜTTEL.
Wie ich befehlichet / so will ich thun. Kommt / geht mit mir.
CHIRURGUS.
Ach! ich armer! was hab ich gethan?

Gehen beyde ab.
PRAESES.
Morgen werden wir wieder zusammen ko ien.

Gehet mit den andern ab.
Moriones agiren.
3. Szene
Scena III.
Nachdem der Praesident mit den Adsessoribus sich gesetzet / thut ihm des Barbirers Weib mit 4. Kindern einen Fußfall.

UXOR.

Hochgeehrte Herren / was soll ich sagen? was soll ich thun? Ich weiß es selber nicht. So gar bestürtzt bin ich / nach dem ich vernommen / daß mein Mann um feiner begangenen Vbelthat willen das Leben lassen solle. Hocherleuchtete Richtere / mir kömmt nicht zu / in euren gerechten Vrtheiln viel zu grübeln / weniger viel davon zu disputiren / am allerwenigsten aber / dieselben vor unrecht zu halten! Viel mehr bin ich überflüssig versichert / daß ihr in allen Sachen euch der Gerechtigkeit befleissiget / u ohne einiges Ansehen einiger Person urtheilet: glaube auch gerne / daß Ihr hochwichtige Vrsachen habet / worum ihr meinem Manne das Leben abgesprochen, oder noch / wie man sagt / absprechen werdet. [132] Aber sehet doch / Hocherleuchtete Herren / sehet doch den armen Hauffen / der alhier vor Euch auf den Kniehen / ja fast gar auf dem Angesichte lieget. Wie soll ich nach meines Mannes Tode diese armen Waiselein ernähren? Mein Mann hat alles auf Bücher und kostbare Barbirs instrumenta gewendet / und hat ihm nichts mehr angelegen seyn lassen / als seiner Kunst obzuliegen / und denen patienten aufzuwarten. Vnd eben daher hat er nichts vor seine arme Kinder ersparen können. Ach meine Herren! Ach meine Herren! erbarmt euch meiner und der armen Waisen / und schenkkt uns unsern Mann und Vater.

DER ERSTE SOHN.

Ach Herr Praesident, Ach! laßt doch meinem lieben Vater das Leben / daß er mich noch weiter versorgen und erziehen könne. Erbarmt euch auch dieser meiner hochbestürtzten / armen Mutter.

DER ANDER SOHN.

Ach Herr Praesident, Ach! schenkt doch meinem lieben Vater das Leben / daß er mir ein neu Kleid kan machen lassen.

DER DRITTE SOHN.

Ach schönste Herren / laßt mir doch mein lieben Gold-Vater. Ach ich bitte gar sehr / laßt mir meinen lieben Gold-Vater.

DAS TÖCHTERLEIN.

Ach ihr Gold-Herren / schlagt meinen lieben Vater nicht todt. Wer wolte mir denn sonst einen Pfennig zur Semmel geben? Ach laßt ihn leben! [133] Ich will euch alle meine Dokken schenken.

PRAESES.
Weib / euer Mann ist noch nicht verurtheilet: habt derowegen nicht Vrsach / euch so übel zu gehaben.
UXOR.

Ach mein Herr / das weiß ich wohl / daß mein Mann noch nicht verurtheilt ist. Weil aber iedermann saget / er käme mit dem Leben nicht davon / so hab ich aus schuldig- und ehlicher Liebe vorbauen wollen / daß er nicht verurtheilet werde.

ADSESSOR I.
Gebt euch nur zu frieden / ihr und wir können ihn nicht retten / wenn ihn die Rechte nicht retten.
UXOR.
Ach! so laßt doch mich und die Kinder zu ihm / daß wir uns mit einander letzen.
ADSESSOR II.

Hierzu habt ihr noch Zeit genug. Jetzt werdet ihr nicht zu ihm gelassen. Wir müssen ihn zuvor wieder verhören.

UXOR.
Nun hertzliebste Herren / laßt euch doch unsern Zustand jammern.
ADSESSOR III.
Was recht ist / wird geschehen.

Gehen alle ab.
Moriones hingegen erscheinen.
4. Szene
Scena IV.
Justitia repetiret ihre vorige admonition.

PRAESIDENT AD CHIRURGUM.

Demnach ihr in nechster Verhör bekennet und [134] gestanden / daß ihr den armen Soldaten ermordet / und also einen erschreklichen Todschlag oder homicidium begangen / als seyd ihr ietzo deswegen wiederum anhero getzolet worden / daß wir nochmals von euch vernehmen / ob ihr solch homicidium gestehet / damit ihr künfftig nicht einwenden könnet / ihr wäret bey der ersten Verhör übereylet worden.

CHIRURGUS.

Daß ich den Soldaten aufgeschnitten / und er endlich darüber verstorben sey / das gestehe ich beständig: Daß ich aber hierdurch ein homicidium oder Todschlag begangen haben solle / darzu kan ich mich durchaus nicht verstehen.

ADSESSOR I.

Meine Herren hören doch den wunderlichen discurs. Er gestehet / daß er jenen ums Leben bracht / und will doch keinen Todschlag begangen haben. Er muß entweder nicht wohl bey Sinnen seyn / oder unser frefentlich spotten: Welches wir ihme so nicht sollen hinpassiren lassen.

ADSESSOR II.

Einen Todschlag begehet ja der jenige / der einen Menschen aus eigenem Belieben unrechtmässiger Weise ums Leben bringet. Weil denn ihr / Barbirer / dergleichen gethan habt. So könnt ihr ja nimmermehr leugnen / daß ihr solcher gestalt einen Todschlag begangen habt. Enthaltet euch derowegen solcher Reden / damit ihr eure Boßheit immer mehr und mehr an den Tag gebet / und uns veranlasset / ein schärferes Vrtheil zu fällen.

[135]
CHIRURGUS.

Meine Herren vergeben mir / daß ich meine Nohtdurfft rede. Denn es trifft mein Leben an / wo ich mich nicht vorsehe.

ADSESSOR III.

Eure Nohtdurfft zu reden wird euch gar nicht verboten. Aber ihr müsset gute und tüchtige fundamenta zu eurer defension und Verthätigung anführen / und nicht mit solchen Lappereyen und ungegründeten distinctionibus aufgezogen ko ien. Was habt ihr an dem Schlusse meines Herren Collegen Hier siehet er auf Adsess. II. zu tadeln oder zu erinnern?

CHIRURGUS.

Ich vermeine aber / nur der jenige begehe einen Todschlag / der einen unschuldigen Menschen / und zwar zu desselben Verderbniß / ermordet. Weil denn nun der entloffene Soldat nicht unschuldig gewesen / und durch mich zum ewigen Leben desto zeitlicher befördert worden; so hab ich ie keinen Todschlag begangen.

ADSESSOR IV.

Wir sehen ja / meine Herren / daß der böse Mensch unser nur spottet. Was wollen wir längere Geduld mit ihm tragen? Die Boßheit leuchtet aus allen seinen Worten herfür. Wenn sein letzterer Grund richtig wäre / so hätten die Tyrannen Vorzeiten / wenn sie einen Märterer hingerichtet / keinen Todschlag begangen. Denn auch die heiligen Märterer dadurch zum ewigen Leben befördert worden.

[136]
CHIRURGUS.

Ich rede nur / was zu meiner defension nöhtig ist. Bitte nochmals / Sie wollen mir großgünstig vergeben.

PRAESES.
Laßt den Knecht kommen / und ihn wieder in den Thurm führen.
ADSESSOR IV
klingelt / und spricht zū Büttel.
Da / nimm den Barbirer wieder in gute Verwahrung.
LICTOR.
Hochgelahrte Herren / das werde ich beobachten Fort mit mir nach dem Loche zu.
PRAESES.
Morgen werden wir doch wieder zusammen kommen müssen.
ADSESSOR I.
Wir wollen uns schon zu rechter Zeit einfinden.

Moriones agiren.
5. Szene
Scena V.
Justitia repetiret abermahl ihre admonition.

PRAESES
zu seinem Adsessori I.

Weil der Barbirer gleich ietzo wieder erscheinen wird / so kan er ihm die Vngerechtigkeit der begangenen That remonstriren. Denn ich habe in der gestrigen Verhör wahr genommen / daß er in den Gedanken stehet / er habe gar recht und löblich gethan / in dem er den Soldaten ermordet.

ADSESSOR I.
Was mein Herr Praesident erinnert / will ich bester massen beobachten.

Hier klingelt er / und der Barbirer stellet sich ein den er also anredet.

[137]

Ihr macht uns grosse und verdrießliche Mühe / und werdet doch nichts ausrichten. Euer Verbrechen ist gar zu enorm und klar. Bedenket doch / was es sey / einem armen Menschen so lange gute Wort geben / biß man ihn ins Haus bracht und gefangen. Mit guten Worten denselben auffhalten / biß man ihn schlachte. Vnd ob er wohl nichts wider euch gesündiget / habt ihr euch doch nicht entblödet / Hand an zu legen. Da er aber nur um einen Priester / seiner armen Seelen zum besten / wehmühtig gebeten / habt ihr ihn verspottet / mit desperation ringen lassen / und endlich einem Lebendigen ein lebendiges Hertz aus dem Leibe geschnitten. Wie viel Vngerechtigkeit und Boßheit leufft in dieser That zusammen.

CHIRURGUS.
Meine Herren / was ich gethan habe / das hab ich / meinem erachten nach / mit Fug und Recht gethan.
ADSESSOR I.

Weg mit solcher unverschämten Stirn! so freche Gemühter können wir an dieser heiligen Stäte nicht leiden. Es hat ja niemand macht / einen andern ums Leben zu bringen / es sey denn / daß es ihm von der ordentlichen Obrigkeit / welcher GOtt selbst das Schwert an die Seite gegürtet / befohlen werde. Welche Obrigkeit aber hat euch befohlen / den armen Soldaten um zu bringen?

ADSESSOR II.

Man hat euch keinen maleficanten überliefern wollen. Daraus hättet ihr ja abnehmen können / [138] daß ihr der gleichen That gegen einen Vnschuldigen nicht wagen dörfftet.

PRAESES.
Dies fundament hättet ihr billich wohl erwägen sollen.
CHIRURGUS.

Soll denn das so böse seyn / dadurch viel tausend Menschen ins künfftige gerahten und geholffen werden kan?

ADSESSOR II.

Ihr habt etwas studiret / und wisset wohl / dz man sagt: Non sunt facienda mala, ut inde eveniant bona.

CHIRURGUS.

Ich habs aber gethan / damit ich durch eines einigen Menschen Tod vielen andern das Leben erhalten mögte. Ist denn dies nicht zu loben?

ADSESSOR III.

Der Zwek ist wohl zu loben; aber nicht die Mittel / die ihr zu solches Zweks Erlangung gebraucht habet.

CHIRURGUS.

Die grosse Begierde / denen Medicis eine sonderbare Richtigkeit / die ab experientia her genommen / vorzulegen / hat mich hierzu verleitet.

ADSESSOR IV.

Medici würden doch gelehrte Leute blieben seyn / wenn ihr gleich solche That nicht vorgenommen hättet / darzu ihr gar keinen Beruff gehabet.

PRAESES.

Mit nechstem soll euch vergönnet seyn / einen Advocaten zu brauchen / damit ihr euch nicht zu beschwehren habet. Vnd dann soll diese Sache ihre Endschafft erreichen.


[139] Klingelt / und spricht zum Büttel.

Nimm den Barbirer abermahl in gute Verwahrung.

Moriones agiren.
6. Szene
Scena VI.
Justitia wiederholet ihre admonition.

ADVOCAT.

Alldieweil / Hocherleuchtete Richtere / großqeneigte Patronen / diesem meinem Clienten großgünstig vergönnt worden / seine Nohtdursst durch mich unterdienstlich an- und vorbringen zu lassen / als leb ich der unterdienstlichen guten Zuversicht / meine hochgeneigten Patronen werden mich großgünstig hören / und / was ich gebührend anbringen werde / im besten vermerken.

PRAESES.

Ihr sollet nach Gebühr mit willen gehöret werden. Doch werdet ihr euch der Weitleufftigkeit / und was sonst zur Sachen nicht gehöret / enthalten.

ADVOCAT.

So meinet demnach mein Client, er habe nicht unrecht gethan / alldieweil der Soldat ohne das sein Leben verwürket gehabt / als der wider seinen geleisteten Eyd ausgerissen / und wo er wäre bekommen worden / hätte müssen aufgeknüpfet werden So sey es auch ermeldtē Soldaten so schimpflich nicht / daß er in geheim umkommen / als wenn er vor allem Volke an den Galgen / oder an einen Baum geknüpfet worden wäre.

ADSESSOR I.

Wie viel Vnrichtigkeiten aber stekken in diesem [140] Scheingrunde? Erstlich ist noch nicht erwiesen / daß der Entleibte ausgerissen. Darnach wenn dieß gleich erwiesen wäre / so ist doch der Ausgerissene noch nicht vor Gerichte gehöret / viel weniger gerichtlicher Weise zum Tode verurtheilet worden. Drittens / gesetzt / daß er gehöret / undcondemniret worden / so wäre er doch zu einem solchen Tode nicht condemniret gewesen. Darzu kommt zum vierdten / da die Obrigkeit dem Barbirer die exsecution nicht aufgetragen gehabt / und aber niemand zur exsecution zu gebrauchen ist / als dem es die Obrigkeit aufträget und befiehlet. Sehet derowegen / was vor ein Wust defecten ereignet sich in diesem Anbringẽ?


Chirurgus stellet / sich als ob er dem Advocaten etwas ins Ohr sagte.
ADVOCATUS.

Es wendet aber mein Client ein / daß denen Chirurgis oder Barbirern ohnespecial-Befehl der Obrigkeit viel Dinges erlaubet sey / das sonst ohne Straffe von andern Leuten nicht begangen werden möge. Als daß ein Barbirer einem einen Zahn aus dem Munde breche / einen Finger / Hand / Arm / Bein ablöse / gantze Stükkē aus den Gliedern schneite / und was dergleichen mehr ist. Da er denn nicht zuvor von der Obrigkeit Erleubnis bitten darf / weil nehmlich solche Dinge / ob sie wohl nicht ohne Schmertzen seyn / dem Menschen zum besten dienen. Stehet derowegen der Barbirer in denen Gedanken / weil er auch in dieser That dem Nechsten zu dienen getrachtet habe / so sey er wohl zu entschuldigen.

[141]
ADSESSOR II.

Wenn der Barbirer auf ersuchen oder begehren des Soldaten gethan hätte / was er gethan / wie zu geschehen pfleget / wenn er einem / der es begehret / einen Zahn ausbricht / oder ein Glied ablöset; so hätte es mit seiner That freylich eine andere Bewandnis. Wiewohl dennoch nicht zu verantworten stünde / einem / ob er es gleich begehrete / das Leben nehmen. Nun hat der maleficant auf der tortur ausgesaget / wie erbärmlich der arme Soldat um sein Leben gebeten / aber doch nichts erhalten kö en. Darum schließ ich vielmehr / daß der Barbirer bey Glieder-ablösen / und andern seinen Verrichtungen des blutvergiessens dermassen gewohnet / daß er sich nicht entfärbet / endlich mit viel blutvergiessen dem armen gesellen das Hertze gar aus dem Leibe zu reissen. Welches eine höchst straffbare That ist und bleibet.

ADVOCAT.

Ferner sagt mein Client, er sey von vielen vornehmen Medicis zu solcher That angefrischet worden / welches sie nicht würden gethan haben / wenn sie es vor unrecht gehalten hätten.

ADSESSOR III.

Meint denn der gute Mann / daß grosse und berühmte Leute nicht auch strauchlen? Vnd warum haben dieselben Medici dergleichen That nicht selber vorgenommen? Haben sie nicht schon gesehen / daß es ohne Gefahr nicht geschehen könte? Hätte der Barbirer ihnen nicht antworten können / sie mögten es selber versuchen?

[142]
ADVOCAT.

Es berichtet mein Client weiter / daß der Entleibte eine sehr böse physiognomi gehabt / die von seinem boßhafften Gemühte überflüssig gezeuget.

ADSESSOR IV.

Aus einer bösen physiognomi kan nicht eben / und gewiß ein böses Leben geschlossen werden. Denn welchem Gelehrten ist nicht bekandt / was vor eine böse physiognomi Socrates gehabt? Vnd wer weiß hingegen nicht / was er vor ein Tugendhafftes Leben geführet? Vnd ob man schon zugäbe / daß der Entleibte ein böser Mensch gewesen; so ist doch dem Barbirer die exsecution wider ihn nicht anbefohlen worden.

ADVOCAT.

Weil aber der Entleibte arm gewesen / und man wohl weiß / daß faule Bettler zum öfftern Strafsenraub ausüben / so achtet mein Client dafür / er sey solcher gestalt vielen Todschlägen und Mordthaten zuvor kommen / welche der Entleibte noch hätte begehen können.

PRAESES.

Aposse ad esse non valet conseqventia. Vnd wäre nicht gut / daß alle arme Leute Mörder wären. Das sind faule Fische / die an einem so heiligen Orte nicht sollen vorgebracht werden. Wenn ihr nun nichts bessers habt / so sind wir nicht gesonnen / euch länger mit Verdruß uñ besorgender Beschimpfung dieses hohen Gerichts zu zu hören.


Stehet auff.
ADSESSOR IV
zum Büttel.

Nim den Barbirer abermahl in gute Verwahrung[143] / und laß einen Priester zu ihm kommen / daß er sich zum Tode bereite. Denn Morgen soll ihm ein Vrtheil vorgelesen / und an ihm exseqviret werden.


Gehen ab.
Moriones agiren.
7. Szene
Scena VII.
DES BARBIRERS WEIB
fällt ihm um den Hals / und sagt.
Ach hertzliebster Schatz / müßt ihr de noch sterben?
CHIRURGUS.
Freylich / liebster Schatz / muß ich sterben / uñ euch samt allen armen Kindern hinter mir lassen.
WEIB.

Ach! Ach! Ach! wovon soll ich denn mit den armen Kindern leben? Ach! Ach! Ach! daß der Schelmische Soldat nimmermehr ins Hauß ko ien wäre!

CHIRURGUS.

Wünschen ist umsonst. Was geschehen ist / das bleibt geschehen. Wenn der wenige Vorraht an Gelde verzehret ist / so verkauffet meine instrument und Bücher. Daraus könnt ihr einen ehrlichen Pfennig lösen.

WEIB.

Ach! Ach! wenn ich euch lösen könte / Liebster Schatz! Ich wolte die Kleider vom Leibe verkauffen. Ach was ist denn euer Vrtheil?

CHIRURGUS.

Das hab ich noch nicht hören ablesen. Doch sagen die Gerichtsdiener / man werde mir erst die rechte Hand / damit ich den Soldaten aufgeschnitten / darnach das Haupt abhauen / und so dann den Leib auffs Rad legen.


[144] Weib sinkt nieder in Ohnmacht.
Der Barbirer richtet sie auf.
LICTOR
greifft ihn an und sagt.
Fort / fort / die Herren Richtere werden schon mir verwundern und unwillen unserer warten.
CHIRURGUS
nimmt das Weib in die Arm und spricht.

Nun gehabt euch mit den Kindern wohl und gedenket meiner im besten. Ihr Kinder aber hütet euch vor allem Vorwitz / und / weil man denen Barbirern also lohnet / so bleibet nicht bey dieser Kunst / sondern erlernet sonst was redliches.

DER DRITTE ODER KLEINSTE SOHN.

Ach hertzliebster Vater / wo wollt ihr denn hin gehen? Wollt ihr über Feld reisen. Wenn wollt ihr denn wieder kommen?

CHIRURGUS.
Am jüngsten Tage mein lieber Sohn.

Giebt allen die Hand / und spricht.

Nun gute Nacht. Inzwischen fölget und gehorchet eurer Mutter.

Büttel reißt ihn fort.
8. Szene
Scena IIX.
Der Praesident setzet sich mit denen Adsessoribus.

DES BARBIRERS ERSTER SOHN
kniehend.

Ach hertzliebste Herren / erbarmet euch meiner! Ach erbarmet euch meiner um Gottes willen! Ach sehet doch mich armes und fast gar verlassenes Kind mit barmhertzigen Augen an / und schenket meinem[145] liebsten Vater das Leben / daß er mich und meine Brüder / samt diesem unsern kleinen Schwesterlein / noch so lange erziehen möge / biß wir unser Bißlein Brod selbst verdienen können. Ach! erbarmet euch auch über unsre liebste Mutter / welche von einer Ohnmacht in die andere sinket. Vnd wer weiß / ob wir sie / wenn wir wieder heimkommen / noch am Leben finden? Wer will sich denn hinfüro unser annehmen / wenn ihr / hertzliebste Herren / euch unser ietzo nicht erbarmet? Wie sich nun der liebe GOtt über arme Sünder erbarmet; ach so erbarmet euch doch über unsern Vater / u uns arme kleine Kinder. Gott wird sich euer wieder erbarmen / und diese uns erwiesene Gnade reichlich an euch u den eurigen vergeltē.

DER ANDERE SOHN.

Ach ihr hertzliebsten Herren / können eure sonst so sanfftmühtigen Hertzen durch kein bitten und flehen erweichet / und zur Barmhertzigkeit beweget werdẽ? Ach seyet doch mich armes Kind in Gnaden an / und gebet mir meinen liebsten Vater wieder. Denn wer wolte mir zu essen geben / wenn ich keinen Vater hätte? Ach! unsre liebste Mutter will auch sterben. Ach! wo wollen wir denn hin? Ach! wer will uns aufnehmen? Ach! wer will uns essen uñ trinken geben? Ach! wer will uns neue Schuhe uñ Kleider kaufen? Darum ach hertzliebste Herren / erbarmet euch doch über uns / und schenket uns unsren Vater. Wenn ich nur ein wenig grösser werde / so will ich euch gerne die Schuhe putzen / und hin gehen / wohin ihr mich schicken werdet. Ihr sollt mir so lieb seyn / als mein Vater selbst.

[146]
PRAESES.

Wir erbarmen uns recht hertzlich über euch / ihr lieben Kinder. Aber euren Vater können wir euch nicht wieder geben. Denn demselben muß nach Vrtheil und Recht der Kopf abgeschlagen werden.

DER ANDERE SOHN.

Wenn mein liebster Vater todt ist / so begehre ich nicht zu leben. Bitte derowegen / daß ihr mir auch den Kopf wollet abhakken lassen.

DER DRITTE SOHN.

Weñ meines lieben Vaters uñ meiner lieben Brüder Kopf abgehakket / so will ich meinen Kopf auch abhakken lassen. Denn wenn mein lieber Vater kein Wa ies hat angehabt / so hab ich meins flugs auch ausgezogen. Weñ nun er keinen Kopf hat / so begehre ich auch keinen.

DAS KLEINE TÖCHTERLEIN.

Schweigt stille / ihr lieben Brüder / und laßt euch den Kopf i ier abhakkē. Ich will eure Köpfe und den lieben Vaters Kopf wohl wieder aufsetzen. Neulich setzte ich auch meiner Dokken ihren Kopf wieder an.

DER ERSTE SOHN.

Ach liebes Schwesterlein / mit ansetzen ist es nicht außgerichtet. Der liebe Vater bliebe doch todt / wenn du ihm gleich den Kopf wieder ansetztest. Darum bitte die lieben Herren / daß sie dem Vater den Kopf nicht abhakken lassen.

DAS TÖCHTERLEIN.

Wenn der liebe Vater gleich todt und gestorben ist / so will ich beten / daß ihn der liebe GOtt wieder lebendig mache.

DER ERSTE SOHN.

[147] Ach! sehet doch / hertzliebste Herren / was das vor ein Jammer ist / wenn ein solch armes Kind keinen Vater haben soll. Darum bitt ich nochmals um Gottes willen / erbarmet euch unser!

PRAESES.

Es kan ietzo anders nicht seyn. Der Vater muß sterben. Aber GOtt wird sich euer annehmen / und Vaterstelle vertreten. Vnd wir selbst wollen bedacht seyn / daß ihr durch Vormündere und Anverwandte nohtdürfftig versorget werdet. Gehet hin / und betet fleissig.


Darauf gehen die Kinder mit Händeringen und kläglichen Gebährden ab.
Hernach auch die Richtere.
PHILOSOPHUS SEXTUS.

Daß viel Menschen gefunden werden / die in ihrem Hertzen weder GOtt / noch Göttliche Providenz mit rechtem Ernst gleuben / das ist zwar zu beseufzen und zu beweinen / gleichwohl aber nicht schlechter Dinge zu leugnen: Sintemahl das Leben so vieler hundert Personen es überflüßig bezeuget. Denn wenn man glaubte / daß ein GOtt wäre / der alles siehet / höret / und richtet / was von den Menschen geschicht / so würden nicht so schändliche Thaten begangen werden. Daß aber wahrhafftig ein GOtt sey / der alles siehet und richtet / das können wir auß dem Exempel des Barbirers nicht allein sehen / sondern auch / so zu reden / mit den Händen greiffen. Denn ob wohl ietzt ermeldter Barbirer meinte / weil er die That im Keller begangen / und seine Helfers-Helfer [148] alle so hoch beeydiget wären / es könte solche That nicht außbrechen; so fügte es doch die Göttliche Providenz, daß der eine aus den bösen Gehülfen um einer andern That willen peinlich examiniret / und auf die Folter-bank gebracht wurde: Da er denn zugleich / was der Barbirer gethan / neben andern Missethaten bekennete. So wolten auch ihme / dem Barbirer / seine adhibirten Scheingründe gar nicht zustatten ko ien / als welche im hohen Gerichte alle gründlich wiederleget und darnieder geschlagen wurden. Dannenhero er auch sein Vrtheil empfangen / und zu gebührender Straffe gezogen worden. Sehet derohalben wohl zu / ihr sterblichen Menschen / was ihr vornehmet. Denn Gottes gerechtes Gerichte pflegt zwar eine zeitlang verborgen zu liegen / aber endlich außzubrechen / und an den Tag zu kommen.


Moriones agiren.

Epilogus

Epilogus.

Was vor grosse Müh und Arbeit zu Anstell- und Ausführũg eines exercitii dramatici erfordert werde / das hat der Prologus gutes theils erinnert / aber doch nicht alles berühret. Denn in einem solchen exercitio muß der Erfinder desselben alle humors derer Personen / und ihre adfectus oder Gemühtsneig- oder Bewegungẽ erkundigen / und mit beqvehmen Worten abbilden. Weil nun so viel und mancherley Personen aufgeführet werden / ist unschwehe zu ermässen / daß er auch mancherley und wieder einander lauffende adfectus beschreiben müsse / welches ohne viel Nachsinnen nicht geschehen kan. Darnach [149] muß einer iedweden Person ihre anständige Red-Art gegeben werden. Sintemahl am hellen Tage lieget / daß anders ein vornehmer Potentat / anders ein gelehrter Mann / anders ein erbarer und bescheidener Bürger / anders ein Knecht oder Magd / anders eine Manns- und anders eine Weibs-Person / anders ein erwachsener Mensch /und anders ein kleines Kind zu reden pflege. Welches alles Plautus wohl beobachtet / und dannenhero von vielen dem Terentio vorgezogen wird / weil dieser fast alle Personen mit gleicher eleganz reden lässet /jener aber einem Knechte oder Magd viel andere Red-Arten zuleget / als einem vornehmen Manne. Deswegen denn die jenigen etwas stolpern / die da alle Formulen des Plauti vor das köstlichst und beste Latein halten. Denn wie nicht alles köstlich gut Teutsch ist /was ein verständiger Inventor einer Teutschen Comoedien Knechte / Mägde / Kinder / oder andere einfältige Leute reden lässet: also muß man auch von des Plauti formulis judiciren / welches iedoch wenig unter den studirenden jungen Leuten bedenken. Aber hiervon diesmahl genug. Vnd nach dem mich bedünket / es werden sich etliche bekü iern / ob dies unser abgelegtes Drama eine Comoedia oder Tragoedia zu nennen; als will ich auf empfangenen Befehl auch hiervon etwas beyfügen / und kürtzlich andeuten / daß es billich eine Tragoedia zu tauffensey. Denn dies bekräfftiget exitus Tragicus oder der erschrekliche Tod so wohl des Barbirers / als des Soldatens: Da hingegen die Comoedien einen frölichen Ausgang haben.[150] Wenn aber iemand einwenden wolte / in Tragoedien würde auch dieses erfordert / daß man darinnen hohe Personen / oder auch Götter / einfuhre / und sich dannenhero einer hohen Red-Art gebrauche / welches vielleicht in diesem exercitio nicht beobachtet worden: so antwort ich demselben / ob er denn nicht Martem, den Kriegs-Gott / den Praesidente und Adsessores des hohen Gerichts / so an stat der Durchlauchtigsten Signoria zu Venedig sitzet / vor hohe Personen achte; und ob er meine / es müßten in einer Tragoedien lauter hohe Personen aufgeführet werden? Warlich die Durchlesung derer berühmtesten Tragoedien wird ihm ein andere weisen. Denn in welcher werden nicht auch Knechte / Mägde oder andere gemeine Leute gefunden? So wird ferner in diesem Dramate von denen Gelehrtē gleich so bald bey Aufführung vornehmer Personen ein anderer character dicendi oder Red-art seyn vermerket worden. Dannenhero ich nicht sehe / worum man solchem Dramati den Nahmen einer Tragoedien versagen könne. Im fall aber nicht alle und iede der gravität oder Minen ihrer anvertrauten Personen ein verlangtes Genügen geleistet / wie sonder Zweifel es bißweilen hieran wird ermangelt haben; so trösten wir uns / daß solchedefecte unserm unerfahrnen Alter gnädig / groß- viel-und günstig werden zu guter gehalten / und hiernechst erwäget werden / daß die allerwenigsten Personen vor diesem bey dergleichen exercitiis, die meisten aber niemals darbey gewesen / und unsers hertzgeliebten[151] Herren Rectoris Eriñerungen / so bey dem Versuch überflüssig geschehen / nicht alsobalden völlig nachko ien köñen. Schlieslich bedanket gegē diese hochan sehnliche Versamlung ietzt ermeldter unser Hr. Praeceptor sich unterthänig / unter-dienst- und freundlich / daß dieses Drama so gnädig / groß-viel- und günstig ist angesehen uñ angehöret worden / sich erbietende / daß er solche Gnade / hohe Gunst / und erwiesene Freundschaft neben seinem andächtigen Gebet mit unterthänigen und andern müglichen Diensten zu erwiedern ihme iedesmahl höchst angelegen seyn lassen wolle. Der Allerhöchste sey vor Vollendung dieses Werks / zuförderst aber vor die glüklicheexpedition so wichtiger Sachen / als bey diesem hochlöblichen Land-Tage vorgefallen / ewig / hertz- und herrlich gepreiset. Der wolle über unserer hohen Obrigkeit / und allen treuen Ständen auch förderhin in Gnaden walten / Fried und Ruh erhalten / und iederman mit reichem Segen erfreuen.

[152]

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TextGrid Repository (2012). Mitternacht, Johann Sebastian. Drama. Der unglückselige Soldat. Der unglückselige Soldat. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-397D-1