Christiane Benedikte Eugenia Naubert
(1756–1819)

Benedikte Naubert mit ihrem Neffen und Pflegesohn. Gemälde von Daniel Caffe (Naumburg 1806).

Biographie


1756

Am 13. September wird Benedikte in Leipzig als sechstes Kind des Medizinprofessors und Afrikareisenden Johann Ernst Hebenstreit und seiner zweiten Ehefrau Christiane Eugenie, geb. Bosseck, geboren.


1757

Am 5. Dezember stirbt der Vaters an Typhus, mit dem er sich im Lazarett infiziert hat.


1762 ff.

Die beiden ältesten Brüder Georg Ernst und Heinrich Michael kümmern sich besonders um ihre Schwester und machen sie vertraut mit Philosophie, Geschichte, Latein und Griechisch. Außerdem erhält sie eine Ausbildung am Klavier und an der Harfe. Im Selbststudium erlernt sie die französische, italienische und englische Sprache. Sie zeigt ein großes Interesse an griechischer und römischer Mythologie, römischer und mittelalterlicher Geschichte. Bis zu ihrer späten Heirat 1797 lebt sie im Haus ihres Bruders Ernst Benjamin Gottlob Hebenstreit und trägt mit ihren literarischen Arbeiten zum Lebensunterhalt der Familie bei.


1785

In diesem Jahr erscheint ihr erster (zweibändiger) Roman, Emma's, Tochter Kaisers Carl des Großen, und seines Geheimschreibers Eginhardts Geschichte, ein Stoff, der zum Umkreis der Karlssagen zählt und Ende des 12. Jahrhunderts erstmals schriftlich bezeugt ist. Der Roman kommt, wie auch ihre weiteren, oftmals mehrbändigen Romane anonym heraus. Erst 1817 wird die Anonymität gelüftet.


1789

Unter Anlehnung an Musäus' Titel Volksmährchen der Deutschen (1782–87) legt Naubert wenig späterNeue Volksmährchen der Deutschen vor, vier Bände, die bis 1792 herauskommen. Der Begriff Märchen ist weit gefaßt und etwa als romanhafte Wundererzählung mit novellistischen Zügen zu verstehen, wie auch bei allen anderen Zeitgenossen, die während des letzten Viertels des 18. Jahrhunderts ›Märchen‹ herausbringen. Zugleich greift Naubert auf Legendenstoffe zurück und gestaltet auf diese Weise in den vier Bänden 15 sehr lange Stücke, deren Vorlagen noch nicht einmal alle ›deutsch‹ sind, sondern ebenso englische und französische Quellen umfassen. Entscheidend ist die neue Verflechtung der Motive, über die Naubert sehr frei verfügt. Die Brüder Grimm schätzen die Naubertschen Märchen, halten sich aber entsprechend ihrer Auffassung von der Formtreue der Geschichten bei der Aufnahme gleicher Stücke (etwa der Jungfernsprungsage, Genovefa) enger an die Vorlagen. 1809 besucht Wilhelm Benedikte Naubert in Naumburg. 20 Jahre später schreibt Jacob seinem Bruder – in der von ihm bevorzugten Kleinschreibung: »Das autographum von frau Naubert habe ich mir in mein exemplar der volksmärchen geklebt. ich theile deine verehrung für diese sehr begabte und phantasiereiche schriftstellerin.«


1797

Am 5. Februar heiratet Naubert den Großkaufmann, Ritterguts und Weinbergsbesitzer Lorenz Wilhelm Holdenrieder und übersiedelt nach Naumburg. Sie lebt in größter Zurückgezogenheit.


1800

Am 18. Dezember stirbt ihr Ehemann an einem Schlaganfall. 1802 geht Naubert eine zweite Ehe ein und heiratet den Naumburger Kaufmann Johann Georg Naubert.


1805

In ihrer literarischen Produktion, die für etwa fünf Jahre unterbrochen war, gewinnen Novellen und Erzählungen allmählich die Oberhand. Naubert schreibt auch für wichtige Zeitschriften, unter anderem für das von Johann Gottfried Seume und Friedrich Rochlitz herausgegebene Journal für deutsche Frauen, in der Cottaschen Zeitung für die elegante Welt und in derMinerva.


1808

Ein Augenleiden setzt Ende des Jahres ein und führt fast zur völligen Blindheit. Benedikte Naubert diktiert von nun an die Werke ihrer jüngsten Tochter.


1817

In der Februarausgabe der Zeitung für die elegante Welt lüftet Karl Julius Schütz nach einem Besuch bei Benedikte Naubert gegen den Willen der Schriftstellerin das Namengeheimnis und veröffentlicht ein Verzeichnis ihrer Werke.


1819

12. Januar: Benedikte Naubert stirbt im Alter von 62 Jahren in Leipzig an einer Lungenlähmung.

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Notes
Autor der Biographie: Prof. Dr. Hans-Jörg Uther
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TextGrid Repository (2012). Naubert, Benedikte. Biographie: Naubert, Benedikte. Biographie: Naubert, Benedikte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5EA0-1