[Liebte ich ihn nicht so innig]

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Liebte ich ihn nicht so innig,
Suchte ich sein Dorf wohl auf?
Lechzt' ich nicht nach seinem Wasser,
Folgt' ich seines Flusses Lauf?
Was mich an den Thoren fesselt?
Lächerlich bin ich fürwahr;
Er erkennt ja keine Kette,
Als sein kettengleiches Haar!
Raube mir Vernunft und Sinne;
Wolle sind sie mir im Ohr:
Ist die Wolle aus dem Ohre,
Dringt des Lieblings Stimme vor.
Bei mir selbst hab' ich's beschlossen
– Spricht mein Herz in Liebesgluth –
Nie nach ander'm Wein zu dürsten,
Als nach seiner Feinde Blut.
Er erfüllt mein Herz mit Blute,
Und mein Haupt mit Mohn und Wein,
Und mein Herz soll seine Schale,
Und mein Haupt sein Becher seyn.
Mond und Venus müssen weichen,
Zeigt er hold sein Angesicht,
Und so süss wie sein Benehmen
Ist Hălvā und Kandel nicht.
Wesshalb weinst du? Ach, aus Sehnsucht
Nach des Freundes Zucker nur.
Wesshalb bist du gelb? Sein Antlitz
Gleicht ja einer Tulpenflur.
Immer treibst du mit Gewalt mich
Zu Tebrisens Sonne hin:
Sag', o Herz, in's Ohr mir leise,
Welche Zauber hin dich zieh'n?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rumi, Ǧalāl o’d-din. Lyrik. Gedichte des Sams aus Täbris (Auswahl). [Liebte ich ihn nicht so innig]. [Liebte ich ihn nicht so innig]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ACCC-E