[1] Johann Heinrich Rumpel
Curiöser Tractat von denen Geistern / so in Bergwercken erscheinen /

Oder von so genanten Berg-Männlein /
Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet
von M.M.

[1][3]

Wir machen ohne weitläufftige Vorrede / alsbald den Anfang von der Existenz und Wesen der Berg-Männlein zu handeln / worauf wir auch auf dero Beschreibung / Unterschied / Bedeutung / und letzlich auf dero Vertreibung kommen werden.

1.

§. 1.

Belangende nun die Existenz, oder daß solche Berg-Männlein seyn und in Schachten angetroffen werden / so können sich die Gelehrten hierüber nicht allerdings vergleichen.

2.

§. 2.

Denn Erstlich ziehen das Wesen solcher Berg-Männlein in Zweifel / alle diejenigen / die gar nicht gestehen wollen / daß Geister oder Engel sind / und dahero die Lehre von den Englischen Geistern überhaupt anfechten / und gäntzlich verleugnen / dergleichen vorzeiten gewesen sind [3] die Sadducäer / 1 und heutiges Tages / wie Rudrauf berichtet / 2 Hermannus Riswich ein Holländer / welche wenn sie bey ihrer Meinung gelassen werden / ob wären gar keine Engel / so haben sie gar leichtlich gewonnen Spiel wider uns /ob wären keine Bergmännlein / als welche wir mit unter die Anzahl der Engel oder Geister setzen.

Fußnoten

1 Actor. 23. 8. Besiehe auch R. Gerson in Jüden Thalmud c. 2. p. 14.

2 schlage nach Phil. Th. diss. 15. §. 4.

3.

[4] §. 3.

Alleine diese überführet in ihrer Meinung / ob zwar nicht so deutlich das Licht der Natur / 1 iedoch die Heilige Göttliche Schrifft desto gründlicher / 2 als welcher man mit guten Gewissen nicht widerstreben kan.

Fußnoten

1 Wider den Thomam, Suaretz, Scheibl. und andere /welche Rudrauff. l.c. §. 5. anführet.

2 Hebr. 1. 14. Ps. 104. 4.

4.

[4] §. 4.

Insonderheit aber halten uns ferner diejenigen Widerpart / welche davor halten / es entstünden solche Männlein aus pur lauter Einbildung der Berg-Leute /welchen entweder am Leibe oder Gemüthe eine solche Schwachheit zuhinge / daß sie sich in [4] die Gedancken und Phantasie solche Dinge fasten / die doch in rerum natura nicht zu finden / als solche Berg-Männlein /so doch in der That nichts wären / und in blosser Einbildung bestünden. 1 Nun können wir zwar nicht gäntzlich in Abrede seyn / daß ie zuweilen geschehe /daß die Leute durch die Phantasie gewaltig betrogen /und bestürtzt gemacht werden / nicht durch warhafftige und selbst beständige Dinge / sondern durch die Einbildung / so sie von solchen Dingen eingefast / 2 indem das Gemüthe durch das Andencken der begangenen Laster erschrecket worden / 3 daß aber diejenigen / so offt ihnen die Berg-Männlein erscheinen / allemahl also betrogen worden seyn / und eben allemahl also sollen phantasiret haben / das räumen wir durchaus nicht ein.

[5]

Fußnoten

1 Siehe den vortreflichen Pomer. in Disputatione, die er davon gehalten §. 15.

2 Also hält davor Epictetus Enchir. c. 10. ingleichenGisb. Voëtius Dispp. Sel. P. 1. p. 961.

3 Wie solches Cicero dem Clodio schuld giebet in Parad. wenn er sagt: Deine Boßheit kommt dir stets vor / und setzet dir zu wie die Furien.

5.

[6] §. 5.

Denn daß solche Männlein seyn können / ist so ungereumt nicht / daß man es deswegen disputirlich machen müste / immassen gar kein Zweiffel ist / daß gleichwie man in denen Häusern 1 oder auf denen Strassen Gespenster und Poltergeister 2 in Feld und Wäldern aber Feld- und Wald-Teuffel 3 zuweilen antrifft / also lasse sich auch der Teuffel in denen Berg-Schachten und Fund-Gruben in der Gestalt kleiner Männlein sehen. Und daß sie also wircklich und gewiß gefunden werden / das kan man nechst der einhelligen Ubereinstimmung und Bekäntnis derer Berg-Leute / auch aus glaubwürdigen Scribenten, die hievon gute Nachricht gehabt / erweisen / darunter zu zehlen G. Agricola, dessen wir uns noch offt bedienen werden / und Olaus der Bischoff von Upsal / ein Mann / [6] wie Posnerus von ihme urtheilet / 4 der ungegründeten und ungewissen Dingen sehr feind ist / der auch dieser Sache einen richtigen Ausschlag giebt /daraus man abnehmen kan / daß nicht allemahl diePhantasie und falsche Einbildung solches gesuchte verursache / sondern ein selbst beständiges Wesen es seyn müsse. 5 Denn so lauten seine Worte: Man weiß für gewiß / daß die Teufel / welche man Wichtelin oder Berg-Männlein nennet / in denen Bergwerc ken die Steine zerbrechen und zerschlagen / und denn in die Eymer werffen / darinnen man sie heraus zeucht / die Rollen einheben / die Seiler darüm thun / als wolten sie viel ausrichten. Sie lassen sich auch sehen in angenommener Gestalt der Bergleute / lachen / verblenden sie / und treiben allerhand Gespött mit ihnen / dadurch sie sie betrügen. Man könte noch andere Autores mehr anführen / wo es nöthig wäre.

[7]

Fußnoten

1 Unterschiedliche Exempel hiervon aus Plinio lib. 7. ep. 27. Cardano lib. 16. c. 93. Wicro lib. 1. de præstig. dæmon. c. 15. und andern Orten mehr citiretDannhauerus Hodos. p. 410.

2 ibid. p. 1434.

3 Esaiæ 13. 21. etc. Conf. Selden. de Dis Syr. proleg. p. 38.

4 l.c. §. 16.

5 in der Beschreibung der mitternächtischen Länder und ihren Gebräuchen. lib. VI. c. 9.

6.

[8] §. 6.

Nachdem wir also erwiesen / daß Berg-Männlein seyn / so fahren wir nun fort zu der Beschreibung /welche also beschaffen: Die Berg-Männlein sind böse Engel / welche in angenommenen Leibern und sonderlich in Bergmannsgestalt / durch Göttliche Zulassung in denen Schächten die Leute zu äffen / erscheinen.

7.

§. 7.

Werden also hier beschrieben die Berg-Männlein /der Benennung von ihrer Gestalt herrühret / sintemahl sie in Männer Habit und Gestalt erscheinen / ingleichen von den Orte / da sie erscheinen / maßen sie sich bey solchen Adern und Gängen / die gute Ausbeute geben / gemeiniglich aufhalten. Siehet also ein ieder /daß sie ihren Nahmen von ihren Habite / und den Orte / da sie gesehen werden / herhaben. Zwar führen diejenigen / so in denen Schachten arbeiten selbsten diesen Nahmen / daß sie Bergmänner oder Männlein genennet werden / welches aber hieher nicht gehöret. Sonst aber haben unsere Berg-Männlein noch andere Nahmen mehr / man nennet sie Berg-Gespenster /[8] Erd-Männergen / 1 Zwerglein / 2 Erd-Kobold / 3 die Griechen nennen sie Erd-Teuffel / die sich unter der Erden aufhalten 4 die Teutschen aber / die Wichtelein / Bergmännlein 5 Schrötlein / 6 andere Nahmen / so denen Bergleuten bekant / voritzo zugeschweigen.

[9]

Fußnoten

1 Paracels. in meteor. c. 4. it. de Pygm. & Salam. tr. 2.

2 eben dieser de Philos. occ. tr. de homunc. subter. welchen Nahmen zwar Posnerus l.c. th. 24. nur verlachet.

3 Agric. de anim. subterr. fin.

4 Zum Unterschied der feurigen / welche unter den Monden / der irrdischen / welche auf den Erdboden /der wässerichten / welche in Wassern / der lufftigten /welche in der Lufft / der Lichtscheuen / welche in Finsternüß als einer immerwährenden Wehnung sich aufhalten sollen / wie Psellus gedichtet hat in dialog. de operat. dæm. welches weitläufftiger ausgeführet hatTrithemius lib. 8. quæst. ad Maxim. Cæs. quæst. 6. als dessen Discours auch erzehlet wird von dem Wohlehrwürdigen M. Thom. Ittigio in seinen Tractatu de incendiis montium p. 166.

5 Olaus am angeführten Orte.

6 Posnerus l.c. §. 20.

8.

[10] §. 8.

Und weil sie in der Beschreibung unter die bösen Geister mitgezehlet worden / welche von aller Materie und leiblichen Zusammensetzung entfernet / in ihren Wesen aber vollkommen sind / es ist nötig / daß wir hier abweichen von dreyerley Meinungen / die uns hierinnen zuwider sind.

9.

§. 9.

Die Erste und allergröbste Meinung ist des Paracelsi, welcher diesen Männlein recht irrdische Leiber zueignet / welche mit den menschlichen Leibe ziemlich übereintreffen sollen / indem er vielleicht auf diesen Schluß / welchen man aus seinen weitläufftigen Discours leicht heraus ziehen kan / verlassen: welche uns in die Augen und Sinnen fallen / aus Blute bestehen /und endlich sterben / die sind fleischlich oder leiblich. Nun aber sind diese Bergmännlein also beschaffen: Darumb müssen sie einen rechten natürlichen Leib haben. Denn von diesen Bergmännlein schreibt er ausdrücklich 1: Sie haben Fleisch und Blut wie die Menschen. Und bald darauf: [10] Sie sterben ab nach langen Leben. Bey welchen Schlusse denn der erste Satz wohl wahr ist / wiewohl dieses dabey zu mercken /daß er hierinnen fehle / wenn er der Männlein materialische Leiber daraus beweisen will / daß sie in unsere Sinne fallen / und zum Exempel / gesehen werden. Denn auch GOtt in Gestalt einer Tauben 2 sich hat sehen lassen / und doch deswegen nicht fleischlich ist / oder einen Leib hat / indem sichs von dem auf eine Zeit angenommenen / zu einen wesentlichen Leibe nicht schliessen lässet. Der Nachsatz aber in angeführter Schluß-Rede taug gantz nichts / es sey denn / daß es zuvor bewiesen werde / daß solche Männlein Fleisch und Blut haben / und sterben können / davon aber Paracelsus fein geschwiegen / und auch wohl ewig schweigen wird / weil er ihnen wohl schwerlich wird zur Ader gelassen / oder gar einenanatomiret / oder ihn zu Grabe getragen haben.

Fußnoten

1 l.c. de occult. Philos. zu welchen noch Posnerus l.c. den Tyræum hinzusetzet.

2 Matth. 3. 16.

10.

[11] §. 10.

Die andere Meinung ist dererjenigen / welche weil sie davor halten / daß die Engel insgemein aus einigerMaterie bestehen / als wollen sie auch unsere Bergmännlein [11] nicht gäntzlich von aller materie befreyet haben. Diese Meinung ist aufgekommen in denen Schulen der alten Kirchen-Väter / welche / indem sie erwegten / wie auf eine weit höhere und herrlichere Art GOtt ein Geist sey / so geriethen sie auf die Gedancken / es müsten die übrigen Geister / darumb /weil sie der Vollkommenheit Gottes bey weiten nicht gleich kämen / zum Unterschiede Cörper genennet werden; 1 an welcher Redens-Art / sich nachmals andere geärgert / und die Engel vor recht materialische und leibliche Cörper gehalten / und also dasjenige schlechter Dings [12] verstanden / was doch die Alten mit Unterschied geredet hatten. Unter diesen war mit zurechnen Tharasius bey den siebenden NicenischenSynodo, 2 welchen zu unserer Zeit benebenst denEpiscopio einen Ertz-Arminianer 3 / auch nachgefolget ist / der sonst berühmte Professor zu Altorff Sonnerus, 4 und andere mehr / welche aber öffentlich wider ihre Natur sich aufgelehnet / als von welcher doch der Geist GOttes selbsten allen Argwohn einiger materie ablehnet / wenn er sie gantz deutlich Geister betituliret / 5 und wenn ihnen Zeugniß giebet / daß sie durch alle Cörper dringen / 6 und an einen Orte sich mit hauffen aufhalten können. 7 Man lese nur davon was der Herr D. Scherzer, wider Episcopium geschrieben hat / 8 ingleichen der Herr [13] Felwingerus, wider Sonnerum, 9 Meisnerus ist auch nicht zu vergessen / 10 und viele andere Theologi mehr.

Fußnoten

1 also entschuldiget die Väter Sixtus Senensis l. 6.Bibl. S. Annot. 35. f. 484. und Jonas Hœckerus Clav. Phil. p. 533. sq. wie ihn der vortrefliche Thomasius citiret in einen Them. MS. auf das Engel-Fest 1666dictiret / annotat. 6. §. 3. ad th. 43. wiewohl wir so gar nicht widerstreiten wollen / daß etliche Patres allhier etwas aus des Platonis Schule von der denen Geistern anhangenden materie, eingesogen haben /wie Joh. Baptista Crispus wil / in seinen Buch de Ethnicis cautè legendis f. 177. siehe Thomasium l.c. §. 5.

2 siehe aus Riveto in Genes. Danh. Hodos. p. 282.

3 l. IV. Instit. S. III. c. 2.

4 Comment. in Met. Arist. c. 8. p. 671. seq.

5 Hebr. l. 14.

6 Act. 12. 7.

7 Luc. 8. 30. Mat. 12. 45.

8 in refut. domest. MS. ad Tab. Synopt. exhib. artic. I.

9 Comment. in Alpha majus Aristot. Metaphys. c. 7. quæst. 1. p. 211.

10 P. 1. Philos. Sobr. p. 1114. seqq.

11.

[14] §. 11.

Die dritte Meinung ist dererjenigen / welche / wie 1 Paracelsus von ihnen erzehlet / dergleichen Bergmännlein vor verstorbener gottloser Leute Seelen gehalten haben / über welche wie etwa einige von denen Seelen der Frommen vor Christo sollen statuiret haben 2 der Teufel Gewalt habe / und sie seines Gefallens in denen Berg-Schächten herumb führe. Alleine auch diesen kan man mit guten Gewissen nicht beypflichten. Denn gleichwie es falsch ist / [was auchBellarminus 3 und Cornelius â Lapide 4 von der Seelen des Samuelis die warhafftig hervor geruffen worden seyn soll / einwenden und herplaudern] daß die Seelen der Frommen von Teuffel solten können hervorgebracht [14] werden / eben also ist auch ungereimbt und der Heil. Schrifft zuwider / 5 daß die Seelen der Gottlosen unter der Herrschafft des Teuffels solten zu uns wiederkommen / und haben solches nicht allein unsere Theologi, sondern auch einige der Päbstler selbst 6 längst widerleget.

Fußnoten

1 de Philos. occult. p. 487.

2 vid. Petr. Martyr. Loc. Commun. Class. 1. c. IX. f. 34.

3 l. 2. de Purgator. c. 6.

4 in c. 46. Eccles.

5 Luc. 16. 26.

6 Danh. l.c.s. 413. ingleichen ist auch davon wohl zu lesen M. Rechenbergii Disp. de Spectris XI. Martii 1666. allhier gehalten. th. 9.

12.

[15] §. 12.

Sind also unsere Männlein / davon wir handeln / eigentlich genante und vollkommene Geister / doch nicht von einer Unvollkommenheit / wie Aristoteles diesen Titel denen Geistern gegeben / 1 nemlich / wie er davor hielte / weil sie bestünden aus den Göttlichen Wesen / und von selbigen ausgiengen / sondern sie sind von einer endlichen Vollkommenheit / den Wesen / der Gewalt / und der Währung nach / nicht zwar als ob sie ein Ende hätten / wie des Cardani Spiritus familiares gelogen haben / welche vorgeben /die Teuffel stürben ohngefehr [15] nach 300 Jahren / damit sie den Menschen desto leichter zu unmäßigen und gottlosen Leben beredeten 2; sondern sie werden endlich genennet ihren Ursprunge nach / weil sie einen Anfang genommen haben. Und zwar so sind sie böse Geister / wie wir unten bey Betrachtung der Endursache / weitläufftiger anführen wollen.

Fußnoten

1 Aristot. l. XII. Metaphys. text. 44.

2 wie der Herr D. Alberti anführet in Discursu Pneum. ad. Prucknerum, cap. de Angelis.

13.

[16] §. 13.

Die eigentliche Beschaffenheit dieser Männlein belangende / so haben wir hier zu sehen [1] auf ihre Gestalt / welche oben in der Beschreibung theils ingemein / theils insonderheit ist vorgestellet worden. Ingemein / durch die angenommene Leiber / nemlich es handelt hier der höllische Protheus und tausend-Künstler nach seiner Arth / und gleichwie er ausser den Bergwercken / die Leute in vielerley Gestalt äffet / wie man an den Schlesischen Teufel den Riebezahl zu sehen hat / davon Sckickfus zu lesen 1; also [16] treibt er auch in den Bergwercke in angenommener Gestalt seine Possen / indem er einen Leib [1 aus einer dicken und dichten Lufft sich formiret / damit er sich [2 darinnen aufhalten / und selbigen [3 bewegen / ob zwar nicht durch eine recht lebhaffte Krafft und Wirckung /ja auch [4 selbigen wieder ablegen und annehmen könne / wenn er nur wolle. Dahin ziehlet ohne allen Zweiffel Olaus, 2 wenn er saget: sie ruffen die Berg-Leute an einen Ort / wenn sie denn kommen / so ist niemand verhanden. Wie auch Posnerus solches bezeuget. 3 Insonderheit haben wir gesagt / sey ihre Gestalt als der Berg-Leute anzusehen. Wiewohl man bekennen muß / daß sie zuweilen in Münchs-Gestalt mit einer schwartzen Kutten angethan / erschienen seyn / 4 zuweilen in Gestalt eines Pferdes 5 zuweilen auch in gantz ungeheuerer und abscheulicher Gestalt /doch bezeigen [17] die Historien / daß sie am meisten in Berghäuers Gestalt / weil solche zu ihren Betrug am beqvemesten / sich antreffen lassen. Dannenhero schreibt Olaus: Sie erzeigen sich in angenommener Gestalt der Bergleute 6 oder wie es Agricola erkläret: Sie sind / spricht er / auf Bergmännnisch gekleidet mit einen Berg-Hembd und Schurtzfell. 7 Dieses mercken noch die / Autores an / daß ihre Leiber mehrentheils von keiner ansehnlichen Länge / dergleichen etwa von den Geist der Crëusæ Virgilius 8 erzehlet / sondern von gantz kleiner statur waren /wie etwa die Zwerglein / wie Agricola 9 berichtet / sagende: sie sind Zwerglein / drey Spannen lang.

Fußnoten

1 lib. 4. Chron. Sil. c. 3. q. 11. und 12. Es wendet zwar der vortrefliche Reyherus Marg. Phil. c. 2. p. 84. daß der Teufel die Gestalt des Lammes und der Tauben nicht annehmen könne / weil Christus und der Heil. Geist sich darunter vorgestellet und offenbahret; allein es führen andere aus Corn. â Lap. in 2. Cor. XI. an / daß er gar einmal Christi Gestalt angenommen habe.

2 lib. 6. c. 9.

3 l.c. §. 29.

4 Agric. de anim. subt. fin.

5 ibid.

6 l.c.

7 l.c.

8 lib. 2. Æneid. v. 770. sq.

9 l.c.

14.

[18] §. 14.

Ferner [2] ist auch bey der eigentlichen Art dieser Bergmännlein zu sehen auf den Orth / da sie sich aufhalten / das sind nun die Berg-Schachten / oder Fund-Gruben / welche gleichsam ihr Theatrum und Schau-Platz sind / darein sie aber nicht etwa alsbald nach ihren Fall verstossen sind / wie Trithemius dichtet / 1 sondern darinnen [18] sie sich ihres Gefallens sehen lassen / die Unvorsichtigen zu betrügen. Hievon können wir gar leichtlich zeugen / so es vonnöthen / aus denen Schwäbischen / Anna- und Schneebergischen / wie auch Schmalkaldischen Bergwercken aufstellen / welche alle einhellig hiermit übereinstimmen / daß diese Männergen am meisten in denen Gruben / darinnen grosse Ausbeute verborgen lege / angetroffen würden. Das hat Olaus 2 selbsten gar wohl angemercket /wenn er saget: Das thun sie fürnemlich in denen reichen Bergwercken / da zu hoffen ist / daß man einen reichen Schatz finden werde. Und Theophrastus saget: 3 derohalben man dieser irdischen Geister viel findet / wo köstliche Bergwercke von Gold und Silber seyn. Daher er auch Anlaß genommen zu fabuliren / ob wären diese Männlein 4 gewisse Creaturen denen Menschen nicht so gar ungleich / von GOtt in die Ertz-Gruben gesetzt / darinnen sie wohneten / wie wir Menschen allhier auf Erden. Welches wenn es wahr wäre / so solte man gäntzlich glauben / [19] daß in denen reichen Fund-Gruben gantze Volckreiche Gemeinden solcher Männergen sich aufhielten / welche deswegen so offt erschienen / weil sie von denen Berghäuern aus ihren Orte vertrieben würden / weswegen sie sich gleichsam an ihnen rächen wolten. Allein hier ist Posnerus 5 scharffsinniger / indem er diese Ursache / warumb diese Männlein so offt erschienen / giebet: weil in solchen reichen Gruben sie die beste Gelegenheit hätten / ihren Betrug auszuüben. Denn sie wissen gar wohl / daß durch Geld und Reichthum der Menschen Boßheit und Geitz verstärcket werde / welche Laster / damit sie selbige entweder befödern / oder mit Lust und Freude anschauen mögen / so sind diese bösen Geister so offt zugegen / als welche auch dieselben dermaleins rächen werden.

Fußnoten

1 l.c.

2 l.c.

3 meteor. c. 4.

4 ibid.

5 disp. citat. §. 30.

15.

[20] §. 15.

Die eigentliche Beschaffenheit dieser Bergmännlein ist auch [3] abzunehmen an der Endursache / welche ist / die Leute zubetrügen. Denn weil sie denen Menschen die Hoffnung des ewigen Lebens mißgönnen /so wenden sie allen Fleiß an / die Menschen als Feinde mit List und Betrug / wie Cambyses [20] den Cyro riethe / zu hinterschleichen / und anzufallen. Man solte wohl meinen / sie hätten die erste Feindschafft 1 in lauter Frieden verwandelt / indem sie bald die besten und reichsten Adern zeigen / bald sich stellen / als wolten sie helffen arbeiten / allein hier schickt sich wohl her / was Homerus von Sisypho schreibet 2:


ΣίσυΦος ὃς κέρδιςος ὲπιχϑονίων γίνετ᾽ ανδρῶν.


welches die Teutschen Sprüchwortsweise also geben: Er fällt ohne Vorthel nicht von der Banck. Also sind auch diese recht schlaue Geister / welche ihr Löwen-Gemüthe meisterlich unter Fuchsbälge verbergē können; Sehr deutlich redet davon Olaus, sagende: Ob sie schon denen Bergleuten zuweilen helffen arbeiten / so thun sie es doch nur zum Verderben und Tode. Denn etwa zerbrechen sie ihnen die Steuge und Stützen / bisweilen werffen sie gantze Felsen ein / zerbrechen die Leitern / machen bösen gifftigen Gestanck / zerreissen die Seiler /daß sie entweder jämmerlich umbkommen / oder sonst ungeduldig [21] werden / GOtt dem HErrn mit grausamen fluchen erzürnen / und denn den Teufel gar an Serick kommen. Manchen auch durch ihre Arglistigkeit / daß viel reiche Bergwercke verlassen werden. Dergleichen Exempel können denen nicht unbekant seyn / welche der Bergwercke entweder aus Büchern / oder von Bergleuten kündig seyn / und wenn man solche Exempel recht genau gegen einander hält / so findet sichs bald / daß solche Geister zu keinen andern Ende sich sehen lassen / als die Leute zu betrügen / und in Schaden zu bringen /dahero wir sie nicht unbillig § 12. unter die bösen Engel gezehlet haben.

Fußnoten

1 Gen. 3. 15.

2 l.c.

16.

[22] §. 16.

Gleichwie aber diese insgemein alle / was sie nur vornehmen / ohne Gottes Zulassung mit nichten ins Werck setzen können; also können auch unsere Männlein nichts thun / ohne [4] Gottes Willen und Zulassung. Denn GOtt verstattet ihnen zuweilen etwas gefährliches wider die Menschen / damit er dero Beständigkeit in Glauben und Christlichen Leben prüfen möge / wenn nun aber auf solche Zulassung etwas böses erfolget / so ist GOtt daran nicht [22] Ursache / sondern es erfolget solches aus den bösen Vornehmen des Teuffels / weil GOtt weder des natürlichen /noch des sittlichen Ubels Ursache seyn kan. Siehe davon die Theologos. 1

Fußnoten

1 Danh. Hodos. p. 316. Hüls. Brev. c. 4. p.48. und andere mehr.

17.

[23] §. 17.

Nachdem wir also die Beschreibung betrachtet / so müssen wir auch nunmehro etwas von den Unterschiede / oder von der Abtheilung der Berg-Männlein abhandeln / welche zwar nicht nach ihren innerlichen Willen und Gemüthe / das bey allen einerley ist / und nach den Fall sehr verderbet / und auf der Menschen Untergang / wie Trithemius redet/ 1 abgerichtet / sondern vielmehr nach der euserlichen Gestalt / Thun /Art und Weise zu urtheilen. Was die euserliche Gestalt belanget / so kan man davon keinen richtigen Unterschied geben / indem die unterschiedene Gestalten / darinnen sie erscheinen / fast nicht zu zehlen seyn. Es mag vor diesesmahl genug seyn / daß wir § 13. nur etliche namhafftig gemachet / ihrer mehr aber kan der geneigte Leser schon bey andern [23] Historicis antreffen. Was aber die euserliche Art ihres Thuns betrifft / so müssen wir vorhero erinnern / wie hier gar nicht die Rede sey von dergleichen Handlungen / welche etwa diese Geister ausser der Gemeinschafft der Bergleute / mit andern vorgenommen haben / als zum Exempel bey Bewegung der Erde / Entzündung der Berge etc. [welches alles ohne Unterschied von ihnen herführet Helmontius / 2] denn auch hierinnen wird man wenig Unterschied antreffen können; sondern wir werden bloß bey dem verbleiben / da sie sich in denen Schächten etwa öffters gezeiget / und mit denen Bergleuten unterschiedlich umbgegangen / sich gegen etliche gelinde / gegen andere aber grausam [24] erzeiget / u. sich also selbsten in zwo Classen abgetheilet haben /als in gütige u. grausame. 3

Fußnoten

1 Trithelm. l.c.

2 in inaud. Phys. init. wiewohl ihn der vortreflicheM. Ittig castigiret mit der Distinction zwischen dergleichen Handlungen / die gantz verwunderlich geschehen / und zwischen denen / die pur natürlich seyn: und diese application machet / daß zwar von denen übernatürlichen und verwunderlichen etliche von solchen Geistern herkommen / die aber so pur natürlich wären auch den ordentlichen Lauffe der Natur zuzuschreiben. l.c.p. 168. sqq.

3 Agric. de anim. subt. fin. und aus ihme Sperling Instit. Phys. c. de monstris.

18.

[25] §. 18.

Die Gütigen sind diejenigen / welche ob sie wohl lauter Betrug in Sinne haben / sich doch freundlich stellen / und sich von öffentlicher und grausamer Beschädigung und Verletzung enthalten / daher die Bergleute sich für ihnen so gar sehr nicht fürchten. Wir haben mit Fleiß gesagt / daß sie sich zwar öffentlicher Verletzung enthalten / aber nicht der heimlichen und verdeckten / welche sie gleichwohl mit allerhand spiegelfechten / das sie denen Berghäuern fürmachen / und selbige an gefährliche Orte ruffen / exerciren und ausüben. Denn darauf gehen sie umb / wie sie die Leute in ihrer Meinung betrügen / und auf solche zweifelhaffte Gedancken bringen mögen / welche gottlos sind und mit den Worte Gottes streiten / wie von ihnen Psellus redet / 1 und Agricola. 2 Denn sie ziehen nur die Gestalt eines Freundes an / wie Epicurus [25] eines Philosophi, nach Ciceronis Worten / 3 denen Aglästern oder Aelstern nicht ungleich / die von vornen weiß / von hintenzu aber schwärtzlich sind 4 wiewohl diese verschmitzte Verbergung des Betrugs eine Ursache ist / daß viel Berghauer / mehr verwegen / als behutsam und fürsichtiglich handeln /indem sie wünschen / daß sie viel solche Erscheinungen haben mögen / 5 davon zeugen die Exempel fast in allen Ertz-Gruben und Bergwercken.

Fußnoten

1 Dialog. de operat. Dæm. p. 46.

2 de anim. subt. fin.

3 lib. 5. Tusc. Quæst. und aus ihn Erasmus in Adag.

4 Pier. Valer. l. 23. p. 215.

5 Agric. ibid.

19.

[26] §. 19.

Die Grausamen sind / welche die Leute anfallen mit öffentlicher und erschrecklicher Gewalt / und dahero fürchten sich die Bergleute gewaltig für ihnen. Agricola nennet sie sonst die wilden Teuffel / nicht allein deswegen weil sie zuweilen in der Gestalt wilder Thiere erscheinen / sondern weil sie von so wilder und ungezähmter Grausamkeit sind / also daß sie sich zum höchsten über der Leute Unglück freuen / und sie ins Verderben stürtzen / zu dem Ende sich [26] offt verändern / und gleich denen allerwildesten und grausamsten Thieren der Menschen Untergang befödern / wie Psellus abermahls von ihnen redet / 1 ingleichen Olaus. 2 Hieher gehöret das Exempel des Lavateri, 3 so hergenommen ist von den Tridentischen Gebirge / allwo ein solches Männlein von einen Bergmanne / deme es immer grosse Unlust verursachet / ist geschimpffet und mit vielen Lästerworten gereitzet worden / daß es sich über ihn gemachet /gantz grausam mit ihn umbgegangen / und wie desAutoris Worte lauten / ihme den Hals umbgedrehet / daß das Gesichte auf den Rücken gestanden. Ingleichen erzehlet auch Agricola 4 von einen solchen Männlein / welches aufn Schneeberg in St. Georgens Fund-Grube einen Berghauer unten von den Boden weggenommen / und mit greulicher Zuschmetterung und Zuqvetschung seines Leibes oben in einen hohen hohlen Gang hineingesetzet hat. Und abermahls [27] von einen / welches zu Annaberg aufn Rosen-Krantz zwölf Häuer auf einmahl / mit seinen gifftigen Athen /so es aus den Rachen gelassen / ertödtet 5. Welches denn gar leichtlich zu glauben / daß solche Wirckungen von denen Bergmännlein herkommen / indem sie durch eine teuflische Kunst und Krafft den gifftigen Dampff erst aus der Erden an sich nehmen / 6 hernachmals solchen gegen die Menschen ausblasen / denn sonst unmittelbahrer Weise von Teuffel nichts materialisches entstehen kan. 7

Fußnoten

1 l.c.p. 41.

2 l.c. siehe eben §. 15.

3 P. 1. de Spectris c. 16.

4 l.c.

5 ibid.

6 siehe des vortreflichen Hundeshagenii disp. de potest. Dæmon. c. 2. q.v.

7 Scheibl. Metaph. P. 2. p. 655.

20.

[28] §. 20.

Auf die Abtheilung / folget nunmehro die Bedeutung / oder was doch die Erscheinung solcher Bergmännlein nach sich ziehe / denn dieses darff hier nicht / wie bey Erwegung der Gespenster insgemein / ausgelassen oder überhüpffet werden. Denn da darf sich niemand einbilden / ob wären die Menschen müßige Zuschauer der selzamen Händel / die solche Bergmännlein treiben / ach nein / sondern sie pflegen vielmehr daraus zu muthmassen / daß darauf sich was zutragen[28] werde. Denn da zuweilen sich begeben / daß an den Orten / wo diese Männergen erscheinen / eine reiche Ader sich eröfnet / so ist man alsbald auf die Meinung gerathen / man müsse diese Geister vor glückliche Vorboten herrlicher Ausbeute halten. Und solche Meinung mißfällt ihnen nicht / sintemahl sie noch steiff und feste darüber halten. Und also sind an diesen Männergen zwey Stück ominös, als die etwas bedeuten sollen:

21.

§. 21.

[1] Dero Erscheinung und Ort. Denn dahero pflegt man zu ominiren und zu muthmassen / es müssen reiche und sündige Gänge vorhanden seyn. Dieses beweiset Agricola selbsten / 1 wenn er saget: Die Bergleute halten aus solchen Erscheinungen gewiß davor / daß sich ein glücklicher Anbruch ereignen werde / weswegen sie frischer arbeiten. Oder wie Theophrastus saget: Derohalben man dieser irdischen Geister viel findet / wo köstliche Bergwercke. 2 Denn da sie gar eigentlich so wohl durch die Betrachtung natürlicher Ursachen / als auch durch[29] Eröffnung der Gänge wissen können / wo viel oder wenig Ausbeute zu hoffen / als können sie auch gar leichtlich den Ort / worauf die ominöse Erscheinung gedeutet / erfinden. Bey der Frage aber / warumb ihnen solche Omina und Bedeutungen belieben / wollen wir mit beyfügen / den Discours desseel. Sperlingii, wenn er saget: 3 Es weiß der Teuffel / daß dem Menschen das Metall so gar lieb sey / er weiß /daß wenn sie ihr Vertrauen darauf setzen / so könne er sie desto eher bestricken / daher so giebt er ihnen Mittel darzu / und deutet ihnen an /giebt es zu verstehen / wo reiche Bergwercke sind / dadurch sie reich werden können. Denn das ist gantz gewiß / daß des Teuffels Wille viel zu böse sey / als daß er unser Bestes suchen solte / indem wir wissen / daß wir von ihm gar nichts gutes / das der Seelen des Menschens ersprießlich seyn /empfangen können / gleichwie aus Thoma 4 und Becano, 5 gar wohl ausführet der vortrefliche Hundeshagen. 6

[30]

Fußnoten

1 l.c. & Operum f. 432.

2 meteor. c. 4.

3 Disp. an Virg. Merc. agat ex occult. qual. § 22.

4 P. 1. q. 3. A. 1. 2. 3.

5 Th. Sch. Tr. 3. o. 4.

6 l.c. 1. §. 12.

22.

[31] §. 22. (2) Ominos und nachdencklich ist auch bey ihnen das anschlagen / dadurch sie / wie man sagt / zu Engeln des Todes werden / nicht zwar auf die Art /wie die Jüden von ihren Todes-Engel fabuliren / daß er voller Augen seyn / und bey des Sterbenden Bette stehen / und ihme ein Tröpflein tödtlicher Galle einflössen soll / 1 sondern weil sie den Menschen / der gegenüber arbeitet / seine Todes-Stunde ankündigen. Dieses hat bishero die Erfahrung bezeuget / worbey den Theophrasto mehr zu glauben / als wenn er die Natur dieser Männlein erkundigen wil / 2 denn spricht er: sie verkündigen auch einen den Tod. Also wo mans höret klopffen zum ersten / andern / und drittenmahl / so bedeutets den Tod des Bergmannes / der daselbst seine Arbeit hat / entweder er wird von Bergwercke bedeckt / oder kömmt sonsten umb sein Leben. Das ist nun bey [31] denen Bergleuten eine gewisse Erfahrenheit / und die Berg-Verständigen haben grosse acht auf solche Dinge. Nemlich weil ihnen die Ursachen unsers künfftigen Todes so gar verborgen nicht seyn / warumb solten sie solchen nicht ankündigen können? Warumb sie aber solches den Menschen andeuten / geschiehet zweifels ohne daher / es würden die Menschen / die sich dergleichen nicht versehen / durch diese unglückliche Zeichen / grausam erschreckt / und in Verzweifelung gestürtzt werden können / wenn nicht etwa zu weilen was höhers darunter verborgen liegt / nemlich die Göttliche Vorsehung / durch welche die Teuffel gezwungen / wider ihren Willen denen Seelen / die bald aus den Leibern scheiden sollen / Buß-Wecker zu seyn. Von welcher Vorsehung GOttes sieheDanh. 3 Augustinum und andere. 4

Fußnoten

1 Sehr artig beschreibet ihn aus des Talmuds Massachet ab hodah Sara R. Aben-Ezra, R. Salomone, und R. Levi, der Herr D. Danhauer. Hodos. p. 1433.

2 de Occult. Phil. l. 6.

3 l.c.p. 314.

4 August. Ep. 59. ad Paulin.

23.

[32] §. 23.

Nun ist noch übrig / daß wir handeln von ihrer Vertreibung / oder wie man ihrer loß werden möge / welches denn großen Fleiß erfodert / weil auch diese Feinde es daran nicht ermangeln lassen. Gleichwie[32] aber von etlichen / welche Gespenster haben vertreiben wollen / sehr unvorsichtig ist gehandelt worden /indem sie ihnen gantz untüchtige Mittel entgegen gesetzet / 1 also haben auch ihrer viel / da sie mit Bergmännlein zuthun gehabt / gantz unbesonnen gehandelt.

Fußnoten

1 Dieses führet gar weitläufftig aus Danhauer. l.c.p. 415. 416. 417. und nach ihm M. Drechsler. in Disp. de Spectrorum depulsione.

24.

[33] §. 24.

Denn sie haben davor gehalten / daß hierbey ein gut Mittel wäre [1] das verfluchen und verwünschen. Dieses gleichwie es eine rechte Geissel und Ruthe seyn solte wider den Anlauff der Gespenster / [wie ausSchotto, Valerio, Polydoro, Patavino und dessen Buche / welches er tituliret Practica exorcistarum, oder eine Anweisung zur Teuffels-Bannerey / oder den Teufel zu beschweren / zu ersehen] als hat man diesen Irrthum gar bald Beyfall gegeben / und gemeinet die Bergmännlein könten so am besten vertrieben werden. Dieser Meinung ist gewesen jener Bergmann in Tridentischen Gebürge / dessen wir oben gedacht /[33] welcher da er die Possen des Mannleins nicht mehr vertragen gekont / auf dasselbe loßgeflucht und gewünschet / es damit zu vertreiben / welches ihme aber übel bekommen / wie es Lavaterus erzehlet. 1 [2] Andere haben sich helffen wollen durch die euserlicheFigur des Creutzes / welches sie vor sich gemachet /als welcher Irrthum noch aus dem Pabsthum herrühret. Denn daselbsten / wie viel auf diese euserliche Bezeichnung / oder auf das Zeichen des Creutzes gehalten / und was vor grosse Krafft ihn zugeschrieben werde / ist aus den einzigen Buche des Hieron. Mengi, welches er nennet / die Geissel des Teuffels /zu ersehen. Es hat dessen Krafft und Wirckung versucht / und auf die Probe gestellt jener BürgemeisterPetrus Bnollius, dessen Lavaterus gedencket / 2 welcher so offt er mit in Schacht gefahren / sich allemahl wider die Männlein mit den Heil. Creutze bezeichnet hat. Und ist kein Zweiffel daran / es werde dieser Irrthum noch vielen unter uns in Hertzen stecken. [34] [3] Andere hängen wider sie Wurtzeln an / als Siegwurtz / Allermannharnisch / und dencken damit die Männlein zu schrecken / fast auf die Art / wie etwa Josephus der Salomonis Wurtzel eine Krafft wider die Teuffel zuschreibet. 3

Fußnoten

1 l. supra c.

2 ibid.

3 in Antiquit. c. 2. l. 8.

25.

[35] §. 25.

Allein das sind liederliche Waffen / und gegen solche Feinde viel zu stumpff. Denn was solte doch hier fluchen und schelten helffen? Daran der Teufel mehr Gefallen und Lust hat / als daß ihme solches solte entgegen seyn? Das bezeuget das Exempel desjenigen /welchen wir §. 24. angeführet haben / welcher / was er mit seinen Fluchen ausgerichtet davon ließ §. 19. So ist auch bey den Zeichen des Creutzes keine sonderliche Krafft befunden worden. Denn wie solte doch der Teuffel / sind Worte Danhaueri 1 vor einen gemahlten Creutze fliehen / der sich vor einen Menschen / der ein lebendiges Creutze ist / wenn er seine Arme aussperret / nicht fürchtet / sondern mit seinen höllischen Versuchungen ihn ängstet und qvälet? Auf den vorgeschützten [35] Gebrauch der ersten Kirchen / welchen sie die Krafft dieser Ceremonie zu behaupten /anführen / antwortet Dillherr / daß dieser Irrthum erst in nachfolgenden Zeiten eingeschlichen / und habe man in der ersten Kirchen nichts davon gewust / als welche zu dem Ende dieses Zeichens sich bedienet /daß sie der Krafft sich stets möchten erinnern / 2 und daß sie die hochwürdigen Sacramenta in steten Andencken hatten / dadurch sie den gecreutzigten JEsu wären gewidmet und geheiliget wor den. 3 Denn sonst / wo der Glaube an den gecreuzigten JEsum nicht ist / [wie er denn bey solchen Aberglauben nicht ist /] was werden wohl die Teuffel anders sagen / als was sie sagten von jenen Juden / der aus Furcht sich mit dem Creutze bezeichnet hatte / als er des Nachts unter eine Versammlung der Teufel gerathen war / nemlich er sey zwar ein bezeichnetes /aber dabey leeres Faß. 4 Und wiewohl geschrieben wird / daß von [36] erwehnten Bürgemeister §. 24. durch dieses Zeichens / sey gleichwohl ein solches Männlein verjaget worden / so sage ich doch / daß er stärckere Waffen / als Glauben und Gebet etc. dabey müsse geführet haben / oder ich sage mit Bodino: 5 es erscheine hieraus die List des Teuffels / als welcher sich stelle / ob werde er gezwungen / nur damit er die Herrschafft durch beständigen und verstärckten Aberglauben und Abgötterey über die Leute überkommen möge. Was aber endlich des anhängen der Wurtzeln belanget / so sagen wir mit Dannhauero, 6 daß dergleichen leibliche und irdische Dinge einen Geiste / zumahl selbiger sich sperre und widersetzig mache / gar nichts anhaben können.

Fußnoten

1 Danh. Hodos. p. 417.

2 l. 1. Electorum c. 25.

3 l. 2. Elect. c. XI.

4 diese Historie erzehlet Erasm. Francisci in der lustigen Schaub. erster Vers. p. 194. sq.

5 Mag. Dæm. l.c. 6.

6 l.c.

26.

[37] §. 26.

Behutsamer werden diejenigen gehen / welche sich auf diejenigen Waffen befleissen / die unsere Theologi nach Anleitung des Heil. Geistes fürschreiben. Dieselben stellet itzt erwehnter Danhauerus 1 ordentlich vor / und sind / der Glaube / das Wort Gottes /die Erinnerung seines [37] Beruffs / das Gebet / und die Engel-Wache / welches alles / wenn es unsers Vorhabens wäre / wir hie weitläufftig wiederhohlen könten. Denn die Geister müssen auch mit geistlichen Waffen / dergleichen diese sind / vertrieben werden /wenn wir mit diesen wohl versehen seyn / so können wir nicht alleine wider alle Anläuffe des Teufels / sondern auch wider diese Berg-Gespenster zu allen Zeiten bestehen.


GOTT allein die Ehre. [38]

Fußnoten

1 l. 3. c.


Notes
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Johann Heinrich Rumpelii Curiöser Tractat von denen Geistern - so in Bergwercken erscheinen / Oder von so genanten Berg-Männlein. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M. [d.i. Johann Gottlieb Meister], Dresden, Leipzig: Johann Christoph Miethen, 1702.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rumpel, Johann Heinrich. M. Johann Heinrich Rumpelii Curiöser Tractat von denen Geistern - so in Bergwercken erscheinen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AD2A-3