Der duftende Garten des Scheik Nefzaui

Vorbemerkungen des französischen Übersetzers

[5] Vorbemerkungen des
französischen Übersetzers

Scheik Nefzaui ist der Nachwelt nur als der Verfasser des Duftenden Gartens bekannt geworden; es ist das einzige Buch, das er überhaupt geschrieben hat.

Obgleich sich in diesem Buche viele Irrtümer und Fehler finden, die größtenteils der Nachlässigkeit und Unwissenheit der Abschreiber zur Last zu legen sind, und obgleich auch der Gegenstand des Buches nicht nach jedermanns Geschmack sein wird, entstammt es doch offenbar der Feder eines Mannes von gründlicher Bildung, der auf den Gebieten der Literatur und Medizin tiefere Kenntnisse besaß, als man sie im allgemeinen bei Arabern anzutreffen gewohnt ist.

Aus der historischen Bemerkung in der Einleitung dieses Buches können wir, obgleich der Name des zu jener Zeit in Tunis regierenden Beys offenbar falsch angegeben ist, doch schließen, daß das Werk ungefähr zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung – etwa um das Jahr 925 der Hedschra – verfaßt worden ist.

Da die Araber gewöhnlich den Namen ihres Geburtsortes dem ihrigen hinzusetzen, so dürfen wir wohl mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß der Scheik aus der im Süden [5] des tunesischen Reiches am See Sebkha Melrir gelegenen Stadt Nefzaua stammte. Er selber erwähnt, daß er in Tunis wohne, und höchstwahrscheinlich wurde sein Buch in dieser Stadt von ihm geschrieben.

Die Sage will wissen, daß ein eigentümlicher Umstand ihn veranlaßt habe, ein Werk zu verfassen, das sehr wenig zu seinen einfachen Lebensgewohnheiten paßte: Es sei dem Bey von Tunis hinterbracht worden, daß der Scheik in Rechtswesen, Schrifttum und Heilkunde wohl bewandert sei, und der Herrscher habe daher gewünscht, ihm das Amt eines Kadi zu übertragen. Nefzaui habe durchaus nicht gewünscht, sein zurückgezogenes Leben aufzugeben, um ein öffentliches Amt zu bekleiden, habe aber auch nicht den Bey durch eine offene Weigerung beleidigen wollen, um so weniger, da eine solche ihm selber hätte gefährlich werden können; er habe daher lediglich um einen kurzen Aufschub gebeten, um ein Buch vollenden zu können, das er gerade unter der Feder habe.

Diese Bitte sei ihm gewährt worden, und nun habe er das Buch niedergeschrieben, dessen Abfassung er schon seit längerer Zeit geplant hatte. Das Erscheinen des Werkes habe dann den Verfasser in einer Weise bekannt gemacht, daß es fortan völlig unmöglich gewesen sei, ihn als Kadi wirken zu lassen. (Vielleicht war die unter diesen Umständen verfaßte Schrift nicht das vorliegende Buch, sondern nur ein bedeutend kürzerer Vorläufer desselben mit dem Titel: Die Fackel des Weltalls).

Für diese Überlieferung ist jedoch keinerlei Bestätigung in den Geschichtswerken jener Zeit zu finden; und da nach ihr der Scheik Nefzaui als ein Mann von geringer Charakterfestigkeit erscheinen würde, so dürfte sie nur [6] mit großer Vorsicht aufzunehmen sein. Man braucht nur einen flüchtigen Blick in das Buch zu werfen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß der Verfasser von den löblichsten Absichten beseelt war und daß er für sein Werk nicht nur keinen Tadel verdient, sondern im Gegenteil mit der Abfassung desselben der Menschheit einen dankenswerten Dienst erwiesen hat. Merkwürdigerweise findet sich in der Literatur der Araber kein einziger Kommentar zu diesem Buch; der Grund für diese Erscheinung ist vielleicht darin zu suchen, daß der Gegenstand, den es behandelt, ernste und gelehrte Männer abgeschreckt hat – was übrigens nach unserer Meinung durchaus nicht nötig gewesen wäre. Denn gerade dieses Werk wäre wie kein anderes dazu geeignet, mit Erläuterungen versehen zu werden; ernste Fragen werden darin behandelt, und ein weites Feld eröffnet sich dem Studium und dem Nachdenken.

Denn was könnte wichtiger sein als das Studium der Grundfragen, auf deren Lösung die Glückseligkeit von Mann und Weib in ihren wechselseitigen Beziehungen beruht? Diese Beziehungen sind ja abhängig von Charakter, Gesundheit, Gemütsanlage und körperlicher Beschaffenheit, und solche Fragen zu studieren ist recht eigentlich die Aufgabe des Philosophen. Ich habe mich bemüht, diese Unterlassung einigermaßen gutzumachen, indem ich eine Anzahl von Anmerkungen beigefügt habe, die zwar – das weiß ich sehr wohl – unvollständig sind, trotzdem aber einen gewissen Anhalt bieten können.

Bei zweifelhaften und schwierigen Stellen, wo die Meinung des Verfassers nicht deutlich ausgedrückt zu sein schien, habe ich unbedenklich bei den Gelehrten der verschiedensten [7] Glaubensbekenntnisse mich nach Aufklärung umgesehen, und mit ihrer freundlichen Beihilfe wurden in der Tat manche von mir im Anfang für unüberwindlich gehaltene Schwierigkeiten überwunden. Es ist mir eine Freude, diesen hilfreichen Geistern hiermit meinen Dank aussprechen zu können.

Von den Schriftstellern, die sich mit ähnlichen Gegenständen abgegeben haben, läßt kein einziger sich in allen Einzelheiten mit unserem Scheik vergleichen; denn sein Buch erinnert den Leser zu gleicher Zeit an Aretino, an den Verfasser der »Ehelichen Liebe« und an Rabelais; die Ähnlichkeit mit letzterem ist zuweilen so auffallend, daß ich gelegentlich der Versuchung nicht widerstehen konnte, Parallelstellen aus Gargantua und Pantagruel anzuführen.

Was aber die Abhandlung des Scheiks zu einem in seiner Art einzigartigen Buch macht, ist der Ernst, womit die laszivsten und obszönsten Gegenstände dargestellt sind. Offenbar ist der Verfasser von der Wichtigkeit seines Themas durchdrungen und kennt keinen anderen Beweggrund als den Wunsch, durch das Niederschreiben seines Buches seinen Mitmenschen einen Dienst zu erweisen.

Um seinen Ratschlägen mehr Gewicht zu verleihen, spart er nicht mit Zitaten aus religiösen Schriften und ruft in manchen Fällen unbedenklich sogar die Autorität des Koran an, der das heiligste Buch der Moslim ist. Obwohl sein Werk keineswegs eine Kompilation darstellt, so kann doch ohne weiteres zugegeben werden, daß es nicht ausschließlich dem Geiste des Scheik Nefzaui entsprossen ist, sondern daß mehrere Abschnitte von arabischen und indischen Schriftstellern entlehnt worden [8] sind. So ist z.B. die ganze Erzählung von Moçailama und Chedja dem Werke des Mohammed Ben Djerir el Taberi entnommen; die Beschreibung der verschiedenen beim Coitus einzunehmenden Stellungen sowie der in jedem einzelnen Fall angemessenen Bewegungen rührt aus indischen Werken her; endlich scheint in dem Kapitel über die Auslegung von Träumen das Buch des Azeddin el Mocadecci »Vögel und Blumen« zu Rate gezogen zu sein. Hieraus ist dem Autor aber keineswegs ein Vorwurf zu machen, sondern sicherlich ist im Gegenteil ein Schriftsteller zu loben, wenn er die Erleuchtungen von Gelehrten vergangener Zeiten sich zunutze macht, und es wäre undankbar, wollte man nicht anerkennen, daß er seinen Lesern, die in der Kunst des Liebens noch Anfänger waren, aus den von ihm benutzten Büchern manchen lehrreichen Wink mitgeteilt hat.

Zu bedauern ist nur, daß das in mancher Hinsicht so ausführliche Buch des Scheiks eine große Lücke aufweist, indem ein unter den Arabern allgemein verbreiteter Brauch überhaupt nicht erwähnt wird. Ich meine die auch von den alten Griechen und Römern bestätigte Vorliebe für den geschlechtlichen Verkehr mit Knaben, die sogar dahin führte, daß in manchen Fällen Weiber behandelt wurden, wie wenn sie Knaben gewesen wären.

Hierüber sowie über den geschlechtlichen Verkehr zwischen Weibern, sogenannte Tribaden, hätte sich wohl manches Lehrreiche sagen lassen. Die Sodomie oder der geschlechtliche Umgang mit Tieren ist vom Verfasser ebenfalls mit Stillschweigen übergangen worden. Indessen erzählt er zwei Geschichten, von denen die eine von gegenseitigen Liebesbezeigungen zweier Weiber handelt, während in der anderen berichtet wird, wie ein Weib [9] sich die Liebkosungen eines Esels zu verschaffen weiß. Hieraus geht hervor, daß dem Autor auch diese Erscheinungen wohl bekannt waren. Es ist daher ein unentschuldbarer Mangel, daß er auf diese Einzelheiten nicht ausführlicher eingegangen ist. Gewiß wäre es für uns interessant gewesen, von unserem Scheik zu erfahren, welche Tiere durch ihre natürliche Veranlagung und körperliche Beschaffenheit am besten geeignet sind, einem Manne oder einem Weibe zur Erregung von Liebeswonne zu dienen, und welche Folgen solcherlei geschlechtliche Verbindungen haben können. Endlich spricht der Scheik ebenfalls nicht von den Genüssen, die der Mund oder die Hand eines schönen Weibes zu bereiten vermögen.

Warum mag wohl der Scheik diese Lücken gelassen haben? Auf Unwissenheit ist sein Schweigen sicherlich nicht zurückzuführen, denn seine Schilderungen offenbaren einen derartigen Umfang und eine so große Mannigfaltigkeit seiner Kenntnisse, daß ein Zweifel an seinem Wissen ausgeschlossen ist.

Vielleicht liegt die Ursache in der Verachtung, womit der Moslem in Wirklichkeit über die Weiber denkt; vielleicht mag er der Meinung sein, es entspreche nicht seiner Manneswürde, zu Liebkosungen herabzusteigen, die nicht den Gesetzen der Natur entsprechen. Vielleicht unterließ der Verfasser die Erwähnung derartiger Themata, um nicht in den Verdacht zu geraten, Geschmacksverirrungen erlegen zu sein, die von manchen Leuten als ein Zeichen von Entartung angesehen werden.

Wie dem auch sein mag – das Buch enthält viele nutzbringende Belehrungen und teilt eine große Menge kurioser Vorkommnisse mit. Ich habe mich der Übersetzung [10] unterzogen, weil ich der Meinung bin, daß Scheik Nefzaui recht hat, wenn er in seiner Vorrede sagt: »Ich schwöre bei Gott: wahrlich, die Kenntnis dieses Buches ist notwendig. Nur ein schamloser Ignorant oder ein Feind aller Wissenschaft wird es nicht lesen oder sich darüber lustig machen, nachdem er es gelesen hat.«

Einleitung

Allgemeine Bemerkungen über den Beischlaf
Allgemeine Bemerkungen
über den Beischlaf

Gepriesen sei Gott, der zu des Mannes größter Wonne die Geschlechtsteile des Weibes schuf und die Geschlechtsteile des Mannes dazu bestimmte, dem Weibe den höchsten Genuß zu gewähren.

Er hat die weiblichen Zeugungsteile so gemacht, daß sie keines Genusses und keiner Befriedigung teilhaftig werden können, ehe sie nicht von dem Werkzeug des Mannes durchbohrt worden sind. Gleicherweise können auch die geschlechtlichen Organe des Mannes weder Ruh noch Rast finden, bis sie sich mit denen des Weibes vereinigt haben.

Daher ist der Vorgang ein gegenseitiger Austausch von Genüssen. Zwischen den beiden handelnden Personen findet ein Ringen statt, ein Verschlingen, eine Art von lebhaftem Kampfe. Infolge des Aneinanderreibens der beiden Unterleiber bleibt der Genuß nicht lange aus. Der Mann arbeitet wie mit einem Mörserstämpfel, während das Weib ihm mit wollüstigen Bewegungen zu Hufe kommt; schließlich erfolgt der Samenerguß.

Der Kuß auf den Mund, auf die beiden Wangen, auf den Hals, nicht minder auch das Saugen an frischen Lippen [13] sind Gottesgaben, die die Bestimmung haben, im geeigneten Augenblick Erektionen hervorzurufen. Gott war es auch, der des Weibes Busen mit Brüsten zierte, der ihr das Doppelkinn gab (dem Orientalen ist bei seiner bekannten Vorliebe für »schöne Gliedermassen kolossaler Weiblichkeit« ein Doppelkinn ein besonders wertvolles Schönheitsattribut) und ihren Wangen glänzende Farben verlieh.

Er schenkte ihr auch ihre Augen, die Liebe einflößen, und ihre Wimpern, die gleich blanken Klingen sind.

Er gab ihr den gewölbten Bauch, den schönen Nabel, das majestätische Hinterteil; und alle diese Wunder ruhen auf den Stützen der Lenden. Zwischen diesen Lenden hat Gott den Schauplatz des Liebeskampfes geschaffen; wenn diese Stelle mit reichlichem Fleisch ausgestattet ist, gleicht sie dem Haupte eines Löwen. Sie heißt »Grotte«.

O! Wie viele Männer gingen durch diese Grotte in das Reich des Todes ein. Und von diesen Männern – wie viele starben als Helden!

Gott gab diesem wonnigen Ding einen Mund, eine Zunge (die Clitoris) und zwei Lippen; es gleicht der Spur, die der Huf der Gazelle im Sande der Wüste läßt.

Das Ganze wird getragen von zwei Wundersäulen, die ein Zeugnis sind von Gottes Macht und Weisheit; sie sind weder zu lang noch zu kurz, und ihren anmutigen Schmuck bilden Knie, Waden, Knöchel und Fersen, auf denen kostbare Ringe ruhen.

In ein Meer von Glanz, Wollust und Wonne tauchte der Allmächtige das Weib; er hüllte sie in köstliche Kleider, umschlang sie mit glänzenden Gürteln und gab ihr ihr lockendes Lächeln.

[14] So laßt uns denn preisen und erheben Ihn, der das Weib und seine Schönheiten schuf; er gab ihr das liebreizende Fleisch, er gab ihr duftendes Haar, eine schöne Gestalt, einen Busen mit schwellenden Brüsten, er gab ihr das verliebte Anschmiegen, das im Manne Begehren erweckt.

Ihnen hat der Herr des Weltalls das Reich der Verführung zugewiesen; alle Männer, nicht nur die schwachen, sondern auch die starken, verfallen der Schwachheit durch die Liebe zum Weibe. Um der Weiber willen schließen wir uns zu geselligem Verein zusammen oder zerstreuen uns in Einsamkeiten; um der Weiber willen wählen wir feste Wohnsitze oder wandern in der Wüste umher.

In der Niedergeschlagenheit, in der die Liebenden, die von dem Gegenstande ihrer Sehnsucht getrennt sind, sich befinden, verzehrt die Herzen die Glut des Liebesfeuers; es bedrückt sie ein Gefühl von Knechtschaft, Verachtung, Elend; sie leiden unter den wechselnden Stimmungen ihrer Leidenschaft: und alles dieses ist eine Folge ihrer brennenden Sehnsucht nach körperlicher Vereinigung.

Ich, Gottes Knecht, bin meinem Herrn dankbar, daß jeder Mann in schöne Weiber sich verlieben muß und daß niemand der Sehnsucht nach ihrem Besitze sich erwehren kann, weder durch Flucht noch durch Trennung.

Ich bekenne: es ist nur ein Gott und er hat keine Götter neben sich. An diesem kostbaren Bekenntnis werde ich festhalten bis zum Tage des Jüngsten Gerichts.

Gleicherweise bekenne ich mich zu unserem Herrn und Meister Mohammed, dem Knecht und Boten Gottes, dem größten der Propheten – (Gottes Segen und Liebe sei mit ihm, mit seinen Nachkommen und seinen Schülern!) [15] Gebete und Segensprüche bewahre ich auch für den Tag der Wiedervergeltung, jenen furchtbaren Augenblick.

Die Entstehung dieses Werkes

Ich schrieb dieses herrliche Werk auf Grund eines Büchleins betitelt »Die Fackel der Welt«, worin die Geheimnisse der Zeugung behandelt werden.

Dieses Werkchen kam zur Kenntnis des Wesirs unseres Herrn Abd-el Aziz, des Beherrschers von Tunis. Dieser erlauchte Wesir war sein Dichter, sein Genosse, sein Freund und Geheimschreiber. Er war wacker im Rat, treu, klug und weise, der gelehrteste Mann seiner Zeit und wohl bewandert auf allen Gebieten. Er nannte sich Mohammed ben Uana ez Zonaui. Er war in Algier aufgewachsen, und in dieser Stadt hatte unser Herr Abd-el Aziz el Hafsi seine Bekanntschaft gemacht.

An dem Tage, da Algier erstürmt wurde, floh der Herrscher mit ihm nach Tunis – möge Gott dieses Land beschützen bis zum Tage der Auferstehung! – und ernannte ihn zu seinem Großwesir. Als er das oben erwähnte Buch in die Hände bekam, sandte er zu mir und lud mich dringend ein ihn zu besuchen. Unverzüglich begab ich mich in sein Haus, und er empfing mich auf höchst ehrenvolle Weise.

Drei Tage später kam er zu mir, zeigte mir mein Buch und fragte: »Ist dies dein Werk?« Und da er mich erröten sah, fuhr er fort: »Du brauchst dich dieses Buches nicht zu schämen; alles, was du darin gesagt hast, ist wahr; niemand braucht sich über deine Worte zu entrüsten. Übrigens bist du nicht der erste, der diesen Gegenstand [16] behandelt hat; und ich schwöre bei Gott: wahrlich, die Kenntnis dieses Buches ist notwendig. Nur ein schamloser Ignorant oder ein Feind aller Wissenschaft wird es nicht lesen oder sich darüber lustig machen, nachdem er es gelesen hat. Aber es sind verschiedene Dinge, mit denen du dich noch wirst beschäftigen müssen.« Ich fragte, was für Dinge das seien, und er antwortete: »Ich wünsche, daß du deinem Buch noch einen Anhang beifügst, worin du die Heilmittel behandelst, von denen du noch nichts gesagt hast; führe alle Tatsachen an, die in dieses Kapitel hineingehören, und lasse nichts aus. Du wirst darin beschreiben, wie der Akt der Zeugung zustande kommt, sowie auch, wie er sich verhindern läßt. Du wirst die Mittel anführen, durch die das zeitweilige Unvermögen behoben wird, sowie die Mittel, durch die man das männliche Glied, wenn es zu klein ist, größer macht und ihm einen stattlichen Anblick verleiht. Ferner wirst du angeben, wie man den unangenehmen Geruch der weiblichen Achselhöhlen und Schamteile beseitigt und wie man die Schamteile enger macht. Ferner wirst du von der Schwangerschaft sprechen, damit dein Buch vollkommen und lückenlos sei. Mit einem Wort: wenn dein Buch allen Wünschen entspricht, dann erst wird deine Arbeit beendigt sein.«

Ich antwortete dem Wesir: »O! mein Herr und Meister, alles, was du hier gesagt hast, ist nicht schwer zu machen, wenn es Gott in der Höhe gefällt.«

Unverzüglich ging ich an die Abfassung dieses Buches, nachdem ich Gott um seinen Beistand angefleht hatte – (möge er seinen Segen über seinen Propheten ausströmen, und möge Glückseligkeit und Gottes Liebe bei diesem weilen!).

[17] Ich nannte dieses Werk: »Der duftende Garten für die Erlustigung der Seele« (Er Roud el Aater p'nezaha el Khater).

Und wir beten zu Gott, der alles zum besten lenkt – (und es ist kein anderer Gott außer ihm, und alles Gute kann nur von ihm herkommen) –, er möge uns seine Hilfe leihen und uns auf rechten Wegen führen; denn es ist keine Kraft und keine Freude außer in dem hohen und mächtigen Gott.

Ich teile dieses Buch in 21 Kapitel, damit es für den lernbeflissenen Jünger der Wissenschaft leichter zu lesen sei und damit er bequemer finden könne, was er sucht. Jedes Kapitel behandelt einen besonderen Gegenstand. Und dies ist das


VERZEICHNIS DER KAPITEL:


  • 1. Würdige Männer.
  • 2. Würdige Frauen.
  • 3. Unwürdige Männer.
  • 4. Unwürdige Frauen.
  • 5. Der Zeugungsakt.
  • 6. Umstände, die dem Zeugungsakte förderlich sind.
  • 7. Umstände, die dem Zeugungsakte hinderlich sind.
  • 8. Über die verschiedenen Namen für die Geschlechtsorgane des Mannes.
  • 9. Über die verschiedenen Namen für die Geschlechtsorgane des Weibes.
  • 10. Über die Geschlechtsorgane verschiedener Tiere.
  • 11. Listen und Ränke der Weiber.
  • 12. Verschiedene nützliche Mitteilungen für Mann und Weib.
  • [18] 13. Warum man beim Zeugungsakte Genuß empfindet.
  • 14. Beschreibung der Gebärmutter unfruchtbarer Weiber und Behandlung derselben.
  • 15. Wie man Fehlgeburten zustande bringt.
  • 16. Ursachen des Unvermögens beim Manne.
  • 17. Wie man das zeitweilige Unvermögen behebt.
  • 18. Wie man kleine männliche Glieder größer macht und ihnen ein imposantes Aussehen gibt.
  • 19. Wie man den üblen Geruch der Achselhöhlen und weiblichen Geschlechtsteile beseitigt und wie man die weiblichen Geschlechtsteile enger macht.
  • 20. Verhaltensmaßregeln für die Schwangerschaft. Wie man erkennt, welches Geschlecht das Kind haben wird.
  • 21. Schluß des Werkes. Über den günstigen Einfluß des Eieressens auf den Liebesakt.

Dieses Verzeichnis habe ich angefertigt, damit die Leser leichter finden können, was sie zu wissen wünschen.

1. Kapitel. Würdige Männer

[19] [21]Erstes Kapitel
Würdige Männer

Wisse, o Wesir – möge Gottes Segen auf dir ruhen! –, es gibt verschiedene Arten Männer und Weiber, und unter diesen sind einige lobenswert, andere aber verdienen Tadel.

Wenn ein leistungsfähiger Mann in die Nähe eines Weibes kommt, so wächst sein Glied, wird steif, kräftig und hart; es entladet sich nicht zu schnell, und nach dem Zittern, das durch das Ausspritzen des Samens verursacht wird, ist es bald wieder steif.

Solch ein Mann wird von den Weibern geliebt und hochgeschätzt; denn das Weib liebt den Mann nur der Begattung wegen. Darum sollte das Glied jedes Mannes von stattlicher Dicke und Länge sein. Ein Mann, wie ihn die Weiber gern haben, sollte breit von Brust und kräftig von Lenden sein; er sollte die Entleerung des Samens nach Belieben zu regem wissen und stets zu neuer Erektion bereit sein; sein Glied sollte bis ans Ende der weiblichen Scheide reichen und diese in allen Teilen vollkommen ausfüllen. Solch ein Mann wird von den Weibern innig geliebt sein; denn wie der Dichter sagt:


Weiber sah ich an jungen Männern suchen,
Was des völlig gereiften Mannes Zier ist:
[21]
Schönheit, Frohsinn, Bedachtsamkeit und Stärke;
Langes Glied, das langen Genuß gewähret;
Schwere Lenden, doch eine Brust, die leicht wie
Kork auf den Wogen ihres Busens schwimmet.
Langsam muß des Samens Ergießung kommen,
Daß recht lange der Liebe Wonne daure;
Schnell zu neuem Kampfe bereit das Glied sein,
Um sie wieder und wieder zu durchbohren.
Solchen Mannes Werbung gefällt den Weibern,
Hoch stets werden sie ihn in Ehren halten.

Eigenschaften, die das Weib vom Manne verlangt

Man erzählt, daß eines Tages Abd-el-Melik ben Meruan seine Geliebte Leilla (Abd-el-Melik herrschte um das Jahr 700 n. Chr. als Kalif in Damaskus über Arabien, Syrien und einen Teil von Kleinasien; seine Geliebte Leilla war zu jener Zeit als Dichterin berühmt.) besuchte und verschiedene Fragen an sie richtete. Unter anderem fragte er sie, welche Eigenschaften die Weiber an den Männern zu finden wünschten.

Leilla antwortete ihm: »Oh, mein Geliebter, ihre Wangen müssen sein wie deine.« – »Und was noch?« fragte Meruans Sohn; sie fuhr fort: »Und ihre Haare wie die deinigen; mit einem Wort, sie sollten sein wie du, o Beherrscher der Gläubigen; denn gewiß: wenn ein Mann nicht kräftig und reich ist, wird er bei den Weibern nichts erreichen.«

[22] Länge des männlichen Gliedes

Ein männliches Glied, das Weibern gefallen soll, darf höchstens zwölf Fingerbreiten oder drei Handbreiten lang sein; mindestens aber muß seine Länge sechs Fingerbreiten oder anderthalb Handbreiten betragen.

Es gibt Männer mit Gliedern von zwölf Finger-oder drei Handbreiten; andere mit Gliedern von zehn Finger- oder zweieinhalb Handbreiten. Andere erreichen nur ein Maß von acht Finger- oder zwei Handbreiten. Ein Mann, dessen Glied nicht die Länge von sechs Fingerbreiten erreicht, kann den Weibern nicht gefallen.

Anwendung von Wohlgerüchen beim Beischlaf
Die Geschichte von Moçailama

Die Anwendung von Wohlgerüchen regt Männer sowohl wie Weiber zur Begattung an. Das Weib, das die Düfte einatmet, mit denen sich der Mann parfümiert hat, fällt in eine Art von Ohnmacht; darum hat der Gebrauch solcher Düfte sich für manchen Mann schon als eine starke Hilfe erwiesen und dazu beigetragen, ein von ihm begehrtes Weib in seinen Besitz zu bringen.

Moçailama (dieser Moçailama war einer der gefährlichsten Nebenbuhler des Propheten. Er kam als Führer einer Abordnung seines Stammes im Jahre 9 der Hedschra zu Mohammed und bekehrte sich zum Islam), der Betrüger, der Sohn des Kaiss – den Gott verfluchen möge! –, behauptete die Gabe der Weissagung zu besitzen und ahmte dem Propheten Gottes nach – Heil ihm und Gruß! Dadurch haben er und eine große Zahl von Arabern sich [23] den Zorn des Allmächtigen zugezogen. Moçailama, der Betrüger, der Sohn des Kaiss, fälschte auch den Koran durch seine Lügen und Betrügereien; und nachdem der Engel Gabriel – er sei gegrüßt! – ein Kapitel des Koran dem Propheten – Heil sei ihm und Gottes Gnade! – überbracht hatte, gingen Menschen, die schwach im Glauben waren, zu Moçailama, der ihnen erzählt hatte: »Auch mir hat der Engel Gabriel ein solches Kapitel überbracht.«

Moçailama hat durch seine Lügen und Betrügereien mehrere Kapitel des Koran besudelt. Es war aber ein Weib vom Stamme der Beni-Temim; sie hieß Chedja et Temimia und behauptete eine Prophetin zu sein. Sie hatte von Moçailama gehört und er von ihr. Dieses Weib besaß große Macht, denn die Beni- Temim sind ein volkreicher Stamm. Sie sagte: »Das Prophetenamt kann nicht zwei Menschen gehören. Entweder ist es ein Prophet, und dann will ich mit meinen Anhängern seinen Gesetzen folgen; oder ich bin eine Prophetin, und dann muß er mit seinen Gefolgsmännern meine Gesetze anerkennen.«

Dies begab sich nach dem Tode des Propheten – Gottes Gruß und Gnade sei mit ihm! Chedja aber schrieb an Moçailama einen Brief, worin sie sagte: »Es ist nicht recht, daß zwei Menschen zu gleicher Zeit auf die Würde des Prophetenamtes Anspruch erheben: nur einer allein kann Prophet sein. Wir wollen zusammenkommen, begleitet von unseren Leuten, und einander prüfen. Dann wollen wir uns aussprechen über das Buch, das uns von Gott gegeben wurde, und die Gesetze dessen, der als der wahre Prophet wird anerkannt werden, wollen wir alle befolgen.«

[24] Sie faltete diesen Brief und siegelte ihn und übergab ihn einem Boten, indem sie zu ihm sprach: »Begib dich mit diesem Sendschreiben nach Jemen und überbringe es Moçailama, dem Sohne des Kaiss. Ich selber folge dir mit meinem Heere.«

Am nächsten Tage stieg die Prophetin zu Pferde, und die Reiter ihres Stammes taten dasselbe, und sie folgten der Spur ihres Boten. Als dieser zu Moçailamas Lagerplatz gelangte, grüßte er ihn und gab ihm den Brief.

Moçailama öffnete diesen und las ihn und nahm von dem Inhalt Kenntnis. Der Vorschlag der Prophetin war ihm verdrießlich, und er begann mit den Kriegern seines Stammes zu beratschlagen, indem er einen nach dem anderen zu sich berief; aber er fand in ihren Ansichten und Ratschlägen kein Mittel, das ihn aus seiner Verlegenheit hätte befreien können.

Als er in diesem Zustande der Ratlosigkeit sich befand, kam einer der angesehensten Männer seines Stammes zu ihm und sprach: »O Moçailama, beruhige deine Seele und kühle dein Auge! Ich will dir raten, wie ein Vater seinem Sohne rät.«

Moçailama antwortete ihm: »Sprich, und mögen deine Worte wahr sein!«

Und der andere sagte: »Morgen früh errichte vor dem Tore der Stadt ein Zelt aus farbigem Brokat und lasse seidene Ruhebetten aller Art hineinbringen. Dann fülle das Zelt mit allen möglichen stark duftenden Parfüms: Ambra, Moschus, mit wohlriechenden Pflanzen, wie zum Beispiel Rosen, Orangeblüten, Jonquillen, Jasmin, Hyazinthen, Nelken und anderen Blumen. Dann lasse mehrere goldene Räuchergefäße aufhängen und fülle sie mit grüner Aloe, grauem Amber, Räucherkerzen usw. Laß die [25] Zeltwände sorgfältig befestigen, so daß kein Hauch dieser Wohlgerüche aus dem Zelt entweichen kann. Wenn dann der Duft so stark ist, daß das Wasser den Geruch an nimmt, so setze dich auf deinen Thron und sende der Prophetin Botschaft, sie möge kommen und dich in deinem Zelte besuchen, wo du mit ihr allein sein werdest. Wenn ihr nun dort miteinander zusammen seid, wird sie voll Entzücken die Düfte einatmen, alle ihre Glieder werden sich in einer süßen Erschlaffung lösen, und schließlich wird sie einer Ohnmacht nahe sein. Wenn du siehst, daß es so weit mit ihr gekommen ist, bitte sie, sie möge dir ihre Gunst erweisen; sie wird ohne Zögern dazu bereit sein. Wenn du sie einmal besessen hast, wirst du von der Verlegenheit befreit sein, in die sie mit ihrem Stamme dich versetzt hat.«

Moçailama rief aus: »Du hast wohl gesprochen. So wahr Gott lebt, dein Rat ist gut und weise ersonnen.«

Und er ließ alles herrichten, wie ihm der Mann geraten hatte.

Als er sah, daß der Dunst der Wohlgerüche dick genug war, um seinen Duft dem Wasser mitzuteilen, das er in Kübeln im Zelte hatte auf stellen lassen, setzte er sich auf seinen Thron und sandte zur Prophetin.

Sobald sie eintraf, gab er Befehl, sie zu ihm in das Zelt zu führen. Sie trat ein und blieb mit ihm allein, und er begann mit ihr zu plaudern. Während Moçailama zu ihr sprach, verlor sie alle Geistesgegenwart und wurde aufgeregt und verstört.

Als er sie in diesem Zustande sah, erkannte er, daß sie nach der Umarmung eines Mannes verlangte, und er sprach: »Komm, steh auf und laß mich dich besitzen: Dieses Zelt ist zu diesem Zweck errichtet worden. Wenn [26] es dir beliebt, so magst du dich auf den Rücken legen, oder du kannst dich auf Hände und Knie niederlassen oder auch hinknien wie zum Gebet, so daß deine Stirn den Boden berührt und deine Lenden emporragen und du die Figur eines Dreifußes bildest. Sprich, welche Stellung du vorziehst, und dein Wunsch wird erfüllt werden.«

Die Prophetin antwortete: »Ich wünsche, daß es auf alle drei Arten geschehe. Lasse die Offenbarung Gottes auf mich herniederkommen, o Prophet des Allmächtigen!«

Sofort stürzte er sich auf sie und vergnügte sich mit ihr nach seinem Gefallen. Hierauf sprach sie zu ihm: »Wenn ich von dir gegangen bin, verlange von meinem Stamm, daß er mich dir zum Weibe gebe.«

Als sie das Zelt verlassen hatte und wieder bei ihren Leuten war, fragten diese: »Was ist das Ergebnis der Verhandlungen, o Prophetin Gottes?« Und sie antwortete: »Moçailama hat mir die Offenbarung bewiesen, die ihm zuteil wurde, und ich fand, daß sie die Wahrheit ist. Darum sollt ihr ihm gehorchen!«

Moçailama aber verlangte sie von ihrem Stamm zur Ehe, und sein Begehren wurde ihm erfüllt. Als aber der Stamm ihn fragte, welchen Preis er für sein künftiges Weib zahle, antwortete er: »Ich entbinde euch von der Verpflichtung, das Nachmittagsgebet zu sagen.«

Seit jener Zeit sagen die Beni-Temim das Nachmittagsgebet nicht mehr, und wenn man sie nach dem Grunde fragt, so antworten sie: »Es unterbleibt auf Geheiß unserer Prophetin; sie allein weiß den Weg zur Wahrheit.« Und in der Tat haben sie niemals eine andere Prophetin anerkannt.

Hierüber hat ein Dichter gesagt:


[27]
Ein weiblicher Prophet ist uns erstanden;
Wir halten ihr Gesetz – den andern Menschen
Sind als Propheten Männer nur erschienen.

Moçailamas Tod war vorausverkündet durch die Weissagung Abu Bekrs – möge Gott ihm gnädig sein! Er wurde von Zeid ben Khettab getötet. Andere sagen, die Tat sei von einem seiner Jünger namens Ucha vollbracht worden. Gott aber allein weiß, ob Ucha es getan hat.

Dieser selbst sagt darüber: »Ich tötete in meiner Unwissenheit den allerbesten Menschen, Haman ben Abd-el-Mosaleb, und dann tötete ich den allerschlechtesten, Moçailama. Ich hoffe, daß Gott mir die Sünde der einen Tat in Anbetracht des Verdienstes der anderen verzeihen wird.«

Die Worte: »Ich habe den allerbesten Menschen getötet« wollen besagen, daß Ucha, bevor er den Propheten kannte, Hamsa – möge Gott ihm gnädig sein! – getötet hatte; nach seiner Bekehrung zum Islam tötete er Moçailama. Chedja et Temimia bereute durch Gottes Gnade ihre Verfehlung und bekehrte sich zum islamitischen Glauben; sie heiratete einen von des Propheten Anhängern – möge Gott ihrem Gatten gnädig sein!

So endet die Geschichte.


Weibergunst verdient, nach Ansicht der Weiber, der Mann, der sich bemüht, ihnen zu gefallen. Er muß von stattlicher Erscheinung sein, an Schönheit die Männer seiner Umgebung übertreffen, gut gewachsen und von ebenmäßigem Gliederbau sein. In seinen Gesprächen mit Weibern sei er ehrlich und aufrichtig; desgleichen sei er freigebig und tapfer, kein ruhmrediger Prahler, aber [28] ein angenehmer Plauderer. Er sei ein Sklave seiner Versprechungen, halte stets sein gegebenes Wort, spreche immer die Wahrheit und tue, was er gesagt hat.

Der Mann, der sich seiner Beziehungen zu Weibern rühmt, der mit seinen Bekanntschaften und den genossenen Gunstbezeigungen prahlt – der ist ein Jämmerling. Von solchen wird im nächsten Kapitel die Rede sein.


Eine Erzählung berichtet uns, daß einst ein König namens Mamum (Abdallah ben Mamum war einer von den Söhnen des Kalifen Harun al Raschid; er wurde im Jahre 178 nach der Hedschra Kalif von Bagdad) lebte; er hatte einen Hofnarren namens Bahlul, dessen Streiche Fürsten und Wesire ergötzten.

Eines Tages erschien dieser Spaßmacher vor dem König, der mit seinen Hofleuten allerlei Kurzweil trieb. Der König ließ ihn Platz nehmen und fragte ihn darauf: »Was willst du hier, du Hurensohn?«

Bahlul antwortete: »Ich kam, um zu sehen, wie es unserem Herrn geht, den Gott siegreich machen möge.«

»Und wie geht es dir?« versetzte der König. »Wie wirst du denn mit deinem neuen, deinem alten Weibe fertig?« Denn Bahlul, nicht zufrieden mit einem Weibe, hatte ein zweites geheiratet.

»Ich bin nicht glücklich«, antwortete der Narr; »weder mit meiner alten noch mit meiner neuen Frau; außerdem bedrückt mich die Last der Armut.«

Der König fragte: »Kannst du einige Verse über den Gegenstand vortragen?«

Der Narr bejahte, und Mamum befahl ihm, alle Verse herzusagen, die er kenne. So begann denn Bahlul wie folgt:


[29]
Armut hält mich in Ketten; Elend quält mich,
Mitleidlos verfolgen mich Mißgeschicke,
Unglück stößt mich in Leiden und Gefahren,
Daß die Menschen verächtlich nur mich ansehn,
Einem Armen, wie mir, ist Gott nicht gnädig,
Darum sehen die Menschen auch mich scheel an.
Unglück hat und Elend seit langer Zeit schon
Mich in Banden gehalten – ohne Zweifel
Kennt man bald im eigenen Haus mich nicht mehr.

Mamum fragte ihn: »Wo willst du damit hinaus?«

Er erwiderte: »Zu Gott und seinem Propheten, o Beherrscher der Gläubigen.«

»Das ist recht!« rief der König. »Wer seine Zuflucht bei Gott und seinem Propheten sucht und dann sich an uns Könige wendet, der wird willkommen geheißen werden. Aber kannst du mir jetzt noch einige Verse mehr über deine beiden Weiber sagen und wie es dir mit ihnen ergeht?«

»Gewiß«, sagte Bahlul.

»Dann laß uns hören, was du zu sagen hast!«

Da begann Bahlul mit Worten voll dichterischen Schwunges:


Weil ich ein Dummkopf war, nahm ich zwei Weiber. –
»Was beklagst du dich nun, du Doppelgatte?« –
Also sprach ich zu mir: »In ihrer Mitte
Werd ich rah'n wie ein Lämmchen an dem Busen
Meiner beiden geliebten weißen Schafe.«
Aber ach, wie ein Widder zwischen zween
Weiblichen Schakalen, so schlepp' ich Armer
Mich von Nacht zu Nacht und von Tag zu Tage,
[30]
Und mich drücket tages ihr Joch und nächtens:
Lach ich der einen zu, dann weint die andre.
Und so gibt es vor diesen zwei Megären
Kein Entrinnen – ich bin und bleib im Elend.
Willst du heiter und freien Herzens leben,
Ohne stets die Fäuste geballt zu halten,
O, dann heirate nicht – doch geht's nicht anders,
Dann begnüge mit einer einzigen Frau dich:
Eine genügt, zwei Heere tot zu machen.

Als Mamum diese Worte hörte, begann er zu lachen, daß er beinahe von seinem Throne gefallen wäre. Hierauf schenkte er, zum Beweise seiner freundlichen Gesinnung, Bahlul sein goldenes Kleid, ein wunderbar schönes Gewand.

Bahlul aber ging mit Freude im Herzen fort, und als er in die Nähe des Hauses kam, das dem Großwesir gehörte, stand gerade dessen Gattin Hamdonna auf der Zinne ihres Palastes und sah ihn.

Sie sagte zu ihrer Negerin: »Beim Gott des Sturmes von Mekka! Da kommt Bahlul in einem goldgewirkten Kleide! Wie kann ich es anfangen, dieses in meinen Besitz zu bringen?«

Die Negerin sagte: »Oh, meine Herrin, dieses Kleid zu erhalten, wird dir nie gelingen.«

Hamdonna antwortete: »Ich habe eine List ausgedacht, durch die es mir gelingen muß, und ich werde das Kleid von ihm erhalten.«

»Meine Gebieterin, Bahlul ist ein Schlaukopf«, versetzte die Negerin. »Die Leute denken, sie können sich über ihn lustig machen; aber, bei Gott, er treibt mit ihnen seinen Spaß. Gib den Gedanken auf, o Herrin, und nimm dich [31] in acht, daß du nicht in die Grube fällst, die du ihm graben willst.«

Aber Hamdonna rief abermals: »Es muß gemacht werden!« Hierauf sandte sie ihre Negerin zu Bahlul und ließ ihm sagen, er möchte zu ihr kommen. Er antwortete: »Beim Segen Gottes! Es heißt in den Überlieferungen Mohammeds: Der dich ruft, dem sollst du Antwort geben!« Hiermit begab er sich zu Hamdonna.

Diese hieß ihn willkommen und sagte: »O Bahlul, ich glaube, du kommst, um mich singen zu hören.« Er antwortete: »Ganz gewiß, o Herrin! Du besitzest ja in wunderbarem Maße die Gabe des Gesanges.« – »Ich glaube auch«, fuhr sie fort, »daß du gerne einige Erfrischungen annehmen wirst, nachdem du meine Lieder gehört hast.« – »Ja«, sagte er.

Hierauf begann sie wundervoll zu singen, so daß die Menschen, die sie hörten, vor Liebe vergingen.

Nachdem Bahlul ihrem Gesänge gelauscht hatte, wurden Erfrischungen aufgetragen, und er aß und trank. Hierauf sagte sie zu ihm: »Ich weiß nicht, wie ich auf den Gedanken komme – aber ich glaube, du würdest gerne dein Kleid ausziehen, um es mir zum Geschenke zu machen.« Bahlul aber antwortete: »Oh, meine Herrin! Ich habe geschworen, es jener zu geben, mit der ich gemacht habe, was ein Mann mit einem Weibe macht.«

»Wie!« rief sie. »Du weißt, was das ist, Bahlul?«

»Ob ich das weiß? Ich unterrichte ja Gottes Geschöpfe in dieser Wissenschaft! Ich führe sie zum Bunde der Liebe zusammen; ich weihe sie ein in die Seligkeiten, die ein Weib gewähren kann; ich zeige ihnen, wie ein Weib geliebkost werden muß, wie man sie erregen und befriedigen kann. Oh, meine Herrin, welcher Mann kennte wohl [32] die Kunst des Liebesgenusses, wenn ich sie nicht kennte?«

Hamdonna war die Tochter Mamums und die Gattin des Großwesirs. Sie war eine vollendete Schönheit: eine herrliche Gestalt von harmonischen Formen. Kein Weib jener Zeit übertraf sie an Anmut und Ebenmaß der Glieder. Helden wurden bei ihrem Anblick demütig und unterwürfig und sahen zu Boden, um nicht in Versuchung zu fallen – so viele Reize und Vollkommenheiten hatte Gott über sie ausgeschüttet. Der Mann, der sie ansah, verlor seine Besinnung, und o! wie mancher Held begab sich um ihretwillen in Gefahr. Gerade aus diesem Grunde war Bahlul stets einer Begegnung mit ihr ausgewichen, um nicht der Versuchung zu unterliegen; er fürchtete für den Frieden seiner Seele und war daher noch niemals mit ihr zusammengewesen.

Bahlul begann sich mit ihr zu unterhalten. Bald sah er sie an, bald heftete er seine Augen auf den Fußboden, weil er befürchtete, vor Leidenschaft die Selbstbeherrschung zu verlieren. Hamdonna brannte vor Begierde, das Kleid zu besitzen; er aber wollte es nicht hergeben, ohne dafür bezahlt zu werden.

»Welchen Preis verlangst du?« fragte sie. Hierauf antwortete er: »Begattung, o du mein Augapfel.«

»Du weißt, was das ist, Bahlul?«

»Bei Gott!« rief er. »Kein Mann kennt die Weiber besser als ich; sie bilden den ganzen Inhalt meines Lebens. Niemand hat alles, was sie betrifft, eifriger studiert als ich. Ich weiß, was sie gerne haben; denn wisse, o Herrin, die Männer entscheiden sich für diesen oder jenen Beruf, je nach ihrer Anlage und Neigung: Der eine gibt, der andere nimmt; der eine verkauft, der andere kauft. Mein einziger [33] Gedanke gilt der Liebe, gilt dem Besitze schöner Weiber. Ich heile die Liebeskranken, ich bringe Trost ihren dürstenden Scheiden.«

Hamdonna war überrascht über seine Worte und über die Süßigkeit seiner Sprache. »Könntest du mir über dieses Thema einige Verse anfuhren?« fragte sie.

»Gewiß«, antwortete er.

»Nun denn, Bahlul, so laß mich hören, was du zu sagen hast.«

Und Bahlul sprach die folgenden Verse:


Ganz verschieden gehaben sich die Menschen:
Lustig lacht der eine, der andere weint stets.
Diesen hetzt durch die ganze Welt das Schicksal,
Doch der Armut entrinnt er nie und nirgends;
Jener aber wälzt sich im Überflusse:
Kaum gedacht, ist jeglicher Wunsch erfüllt ihm.
Dieses Sorgen und Hasten der Menschheit läßt mich
Kalt – was kümmern Araber, Perser, Türken
Mich? Ich strebe nach Liebe nur und Wollust.
Nur wenn ohne der Liebe Lust mein Glied sich
Soll behelfen, dann wird die Sache kritisch,
Dann entbrennt in lodernder Glut das Herz mir.
Sieh, wie steif mir der Schwanz steht – wie er schön ist!
Heißeste Liebesglut weiß er zu dämpfen,
Wenn er zwischen den Beinen hin und her fährt.
Hochgeborene, edle, schöne Herrin –
Meine Hoffnung, du, meines Auges Apfel:
Wenn ein einziges Mal nicht deine Glut löscht –
Sag's! Ich mach es sofort zum zweiten Mal dir,
Sag's! Du brauchst dich vor keinem drob zu schämen,
Denn das gleiche tun ja die Menschen alle.
[34]
Aber hab' ich das Unglück zu mißfallen,
Schicke ohne Bedenken mich von hinnen.
Nur um eine Gnade, o Herrin, bitt' ich:
Zürne mir nicht und schilt mich nicht mit harten
Worten, die wie schneidiger Schwertstreich treffen,
Sondern gute gönn' mir und milde Worte.
Laß mich, Holde – oh, stoße mich nicht von dir:
Laß mich deine dürstende Scheide laben,
Laß dafür an der Schönheit deiner Brüste
Meine hungernden Augen satt sich sehen.
Laß uns spielen das süße Spiel der Minne!
Niemals wird's dich reuen – oh, gib dich meiner
Liebesglut! Was hättest du denn zu fürchten?
Ewig bleib ich ja ich, und du bleibst du stets:
Ich der Sklave und du die hohe Herrin.
Einen Schleier wird unsere Liebe tragen:
Keines Menschen Auge wird sie erblicken.
Denn ich weiß ein Geheimnis zu bewahren,
Und es zu tragen, ein Siegel meine Lippen. –
Was auf Erden geschieht, ist Gottes Wille:
Er goß diese sengende Glut der Liebe
In den Busen mir ein – Ich armer Bahlul!

Während Hamdonna ihm zuhörte, war sie einer Ohnmacht nahe, unverwandt betrachtete sie Bahluls Glied, das hochaufgerichtet wie eine Säule zwischen seinen Schenkeln stand. Bald sagte sie zu sich selber: »Ich will mich ihm ergeben!« – bald wieder: »Nein, ich will es nicht!« Während sie in dieser Ungewißheit schwankte, fühlte sie zwischen ihren Beinen eine Sehnsucht nach Genuß, und Eblis (Eblis ist ein abtrünniger Engel; er hatte sich gegen Gottes Befehl aufgelehnt, als dieser ihm [35] gebot, sich vor Adam zu verneigen. Häufig wird Eblis schlechthin als Name für den Teufel genannt) ließ aus ihrer Scheide jene Flüssigkeit träufeln, die der Vorbote der Liebeswonne ist. Da kämpfte sie nicht länger gegen ihren Wunsch, sich fleischlich mit ihm zu vereinigen; auch tröstete sie der Gedanke: »Sollte dieser Bahlul, nachdem er Kurzweil mit mir getrieben, es ausplaudern, so wird kein Mensch seinen Worten Glauben schenken.«

Sie bat ihn, sein Kleid abzulegen und mit ihr in ihr Gemach zu kommen; Bahlul aber antwortete: »Ich werde mich nicht entkleiden, bis ich meine Begierde nach dir gesättigt habe, o du mein Augapfel!«

Da stand Hamdonna auf, zitternd vor Erregung in der Erwartung des Kommenden; sie löste ihren Gürtel und verließ das Zimmer. Bahlul aber folgte ihr, indem er dachte: »Bin ich wirklich wach, oder ist dies ein Traum?« Er ging hinter ihr her, bis sie in ihr Schlafzimmer eintrat. Dort warf sie sich auf ein Ruhebett, dessen obere Seite rund war wie ein Gewölbe; an allen Gliedern zitternd, streifte sie ihre Kleider bis über die Schenkel empor, und alle Schönheit, die Gott ihr gegeben hatte, gehörte Bahlul.

Er bewunderte Hamdonnas Bauch, der gewölbt war wie eine schöne Kuppel; seine Augen verweilten auf einem Nabel, der einer Perle in goldenem Becher glich. Als er dann seine Blicke weiter nach unten schweifen ließ, fanden sie dort ein schönes Meisterwerk der Schafferin Natur, und die Weiße und das Ebenmaß ihrer Schenkel überraschte ihn.

Dann drückte er Hamdonna in leidenschaftlicher Umarmung an sich, und bald sah er das Leben aus ihrem Antlitz weichen; sie schien beinahe bewußtlos zu sein. Sie [36] hatte völlig ihre Besinnung verloren: in ihren Händen hielt sie Bahluls Glied und erregte und befeuerte ihn immer mehr und mehr.

Bahlul sagte zu ihr: »Wie kommt es, daß ich dich so verwirrt sehe! Du bist ja ganz außer dir.« Sie aber antwortete: »Verlasse mich, du Sohn einer geilen Dirne! Bei Gott, ich bin eine brünstige Stute; du aber regst mich noch immer mehr auf mit deinen Worten – und mit was für Worten! Sie würden jedes Weib in Glut setzen, und wäre sie das reinste Geschöpf von der Welt. Ich werde dir schließlich noch unterliegen, wenn du mit deinen Worten und mit deinen Versen so fortfährst.«

Bahlul antwortete: »Bin ich denn nicht ein Mann wie dein Gatte?« – »Ja; aber ein Weib wird brünstig nach einem Mann, wie die Stute nach dem Hengst, mag der Mann ihr Gatte sein oder nicht; der Unterschied besteht nur darin, daß die Stute nur zu gewissen Zeiten des Jahres rossig wird und nur dann den Hengst annimmt, während ein Weib zu jeder Zeit durch Liebesworte geil gemacht werden kann. So ist es jetzt bei mir; und da mein Gatte abwesend ist, so beeile dich, denn bald wird er zurück sein.«

Bahlul versetzte: »O meine Herrin, meine Lenden tun mir weh, so daß es mir nicht möglich ist, auf dich hinaufzusteigen. Nimm du die Stellung des Mannes ein; dann nimm mein Kleid und laß mich gehen.«

Hierauf legte er sich hin wie ein Weib, das einen Mann in ihrem Schoß empfängt; und seine Rute ragte empor wie eine Säule.

Hamdonna eilte auf Bahlul zu, nahm sein Glied zwischen ihre Hände und begann es zu betrachten. Sie war erstaunt über dessen Länge, Dicke und Festigkeit und rief: »Hier [37] haben wir das Verderben aller Weiber und die Ursache so vielen Unglücks. O Bahlul! Niemals sah ich einen schöneren Pfeil als den deinigen!« Dabei hielt sie das Glied unablässig fest und rieb seinen Kopf gegen die Lippen ihrer Scham, bis diese zu sagen schien: »O Glied, komm in mich hinein!«

Da stieß Bahlul sein Glied in die Scheide der Sultanstochter; sie aber setzte sich auf sein Werkzeug und ließ es in ihre Röhre eindringen, bis auch nicht die kleinste Spur davon mehr zu sehen war. Da sagte sie: »Wie wollüstig hat doch Gott das Weib gemacht! Wie unermüdlich jagt sie dem Genüsse nach!« Hierauf begann sie im Tanz sich auf und nieder zu bewegen, indem sie ihren Leib schüttelte wie ein Sieb: nach rechts und links, nach vorne und hinten. Niemals hatte die Welt solch einen Tanz gesehen.

Des Sultans Tochter ritt auf Bahluls Glied, bis der Augenblick der Wonne kam; da schlossen die Wände der Scheide sich um das Glied und saugten es aus, wie ein Kindchen die Mutterbrust aussaugt. Gleichzeitig gelangten beide auf den Gipfelpunkt des Genusses, und beide gaben sich mit Leib und Seele dieser Wonne hin.

Hierauf ergriff Hamdonna Bahluls Glied, um es herauszuziehen; und langsam, langsam zog sie es heraus, indem sie sagte: »Du hast es gemacht wie ein starker Mann.« Hierauf trocknete sie mit einem seidenen Tuch Bahluls Rute und ihre Grotte.

Dann erhob sie sich, und auch Bahlul stand auf und machte sich zum Gehen fertig; sie aber sagte: »Und das Kleid?«

»Wie, o Herrin? Du hast mich geritten und verlangst noch ein Geschenk?«

[38] »Aber sagtest du mir nicht, du könntest nicht auf mir liegen, weil dir die Lenden weh täten?«

»Das hat nicht viel zu sagen«, rief Bahlul. »Da erste Mal hast du's gemacht, das zweite Mal bin ich an der Reihe. Der Preis dafür wird das Kleid sein, und dann will ich gehen.«

Hamdonna dachte bei sich selber: »Da er einmal begonnen hat, so mag er's jetzt noch einmal machen; gleich darauf geht er ja fort.«

So legte sie sich denn hin, aber Bahlul sagte: »Ich werde mich nicht zu dir legen, wenn du dich nicht ganz und gar entkleidest.«

Da zog sie ihre Kleider aus, bis sie ganz nackt war, und Bahlul geriet in Verzückung, als er die Schönheit und Vollendung ihrer Formen sah. Er betrachtete ihre herrlichen Schenkel und ihren glänzenden Nabel, ihren Bauch, der gewölbt war wie ein Torbogen, ihre fleischigen Brüste, die hochaufgerichtet standen wie Hyazinthen. Ihr Hals glich dem einer Gazelle, die Öffnung ihres Mundes war wie ein Ring, ihre Lippen waren frisch und rot wie ein blutiges Schwert. Ihre Zähne hätte man für Perlen halten können und ihre Wangen für Rosen. Ihre Augen waren schwarz und wohlgeschnitten, und ihre Augenbrauen von ebenholzschwarzer Farbe glichen dem runden Schnörkel des Nun (Nun ist der Buchstabe N des arabischen Alphabets), den die Hand eines geschickten Schreibers gezogen hat. Ihre Stirn glich dem Vollmond in der Nacht.

Bahlul begann sie zu umschlingen, an ihren Lippen zu saugen und ihren Busen zu küssen; er sog ihren süßen Speichel ein und biß sie in die Schenkel. So trieb er es, bis sie einer Ohnmacht nahe war; kaum konnte sie noch [39] stammeln, und ihre Augen umflorten sich. Dann küßte er sie auf die Schamlippen, und sie bewegte weder Hand noch Fuß. Liebend betrachtete er Hamdonnas geheime Schönheiten, die schön genug waren, um mit ihrer purpurroten Mitte alle Blicke auf sich zu lenken.

Bahlul rief: »Oh, Versuchung des Mannes!« Und immer noch biß er sie und küßte sie, bis ihre Begierde den Höhepunkt erreicht hatte. Schneller aufeinander folgten ihre Seufzer; mit der Hand packte sie sein Glied und ließ es in ihrer Scheide verschwinden.

Diesmal begann er plötzlich zu arbeiten, und sie erwiderte seine Stöße mit heißer Glut; überströmende Wonne löschte gleichzeitig ihrer beider Feuer.

Hierauf löste sich Bahlul von ihr, trocknete seinen Stämpfel und ihren Mörser und rüstete sich zum Gehen. Hamdonna aber sagte: »Wo ist das Kleid? Du machst dich über mich lustig, Bahlul.« Er antwortete: »O meine Gebieterin! Das Kleid gebe ich nur unter einer Bedingung her: Du hast deinen Lohn gehabt und ich den meinigen. Das erste Mal bekamst du ihn, das zweite Mal bekam ich ihn, das dritte Mal soll es um das Kleid gehen.«

Mit diesen Worten zog er sein Gewand aus, legte es zusammen und gab es in Hamdonnas Hand. Sie war aufgestanden, legte sich aber wieder auf das Ruhebett und sagte: »Tu, was dir gefällt!«

Unverzüglich warf Bahlul sich auf sie und begrub mit einem einzigen Stoß seinen Dolch bis an das Heft in ihrer Scheide. Hierauf begann er zu arbeiten wie mit einem Stämpfel, sie aber bewegte ihr Gesäß, bis wiederum beide zu gleicher Zeit überströmten. Hierauf erhob er sich von ihrer Seite, ließ sein Kleid zurück und ging hinaus.

Die Negerin sagte zu Hamdonna: »O meine Herrin, ist [40] es nicht gekommen, wie ich dir gesagt hatte? Bahlul ist ein Bösewicht, und du konntest ihn nicht anführen. Die Leute denken, sie können sich über ihn lustig machen; aber Gott weiß es besser, daß er mit ihnen seinen Spaß treibt. Warum wolltest du mir nicht glauben?«

Hamdonna wandte sich zu ihr und sprach: »Langweile mich nicht mit deinen Bemerkungen. Es geschah, was geschehen sollte; denn am Eingang jeder weiblichen Grotte steht der Name des Mannes geschrieben, der sie betreten soll, sei es im Guten oder Bösen, sei es aus Liebe oder aus Haß. Wäre Bahluls Name nicht an meiner Grotte angeschrieben gewesen, niemals würde er hineingekommen sein, und hätte er mir als Preis das Weltall geboten samt allem, was darin ist.«

Während sie so miteinander sprachen, klopfte es an der Tür. Die Negerin fragte, wer da sei, und es antwortete Bahluls Stimme: »Ich bin's.« Hamdonna erschrak, da sie nicht wußte, was der Spaßmacher von ihr wollte. Die Negerin fragte Bahlul, was er wünschte, und empfing die Antwort: »Bring mir ein wenig Wasser.« Sie trat aus dem Hause mit einem Becher voll Wasser; Bahlul trank und ließ hierauf den Becher aus seinen Händen gleiten, so daß er zerbrach. Die Negerin aber schlug ihm die Tür vor der Nase zu, und er setzte sich auf die Schwelle.

Während nun der Narr dicht vor der Tür saß und wartete, kam Hamdonnas Gatte, der Wesir, und fragte ihn: »Warum sehe ich dich hier, Bahlul?« Und dieser antwortete: »O mein Gebieter, ich kam durch diese Straße, als mich plötzlich ein brennender Durst befiel. Eine Negerin kam und brachte mir einen Becher Wasser; der Becher entglitt meinen Händen und zerbrach. Da nahm unsere Herrin Hamdonna mein Kleid, das unser Gebieter, der [41] Sultan, mir zur Belohnung für meine Verse gegeben hatte.«

Da sagte der Wesir: »Gebt ihm sein Kleid zurück!« In diesem Augenblick trat Hamdonna aus der Tür, und ihr Gatte fragte sie, ob es wahr sei, daß sie das Kleid genommen habe, um sich für den Becher bezahlt zu machen? Da schlug Hamdonna ihre Hände zusammen und rief: »Was hast du getan, o Bahlul?« Er antwortete: »Ich habe mit deinem Gatten die Sprache meiner Narrheit gesprochen; sprich du mit ihm die Sprache deiner Weisheit!«

Entzückt von der Schlauheit, die er an den Tag gelegt hatte, gab sie ihm sein Kleid zurück, und er ging von dannen.

2. Kapitel. Würdige Frauen

Zweites Kapitel
Würdige Frauen

Wisse, o Wesir – möge Gottes Gnade dich geleiten –, es gibt Weiber aller Art; unter ihnen sind einige lobenswert, andere aber verdienen Tadel.


Damit ein Weib den Männern anziehend erscheine, muß sie einen vollkommen schönen Leib haben und muß fett und wollüstig sein. Ihr Haar sei schwarz, ihre Stirne breit, sie habe Augenbrauen von der Schwärze äthiopischer Haut, dazu große schwarze Augen, deren Weißes hell wie Kristall sein muß. Zu Wangen von vollkommenem Eirund geselle sich eine feine Nase und ein anmutiger Mund; Lippen und Zunge seien purpurrot; ihr Atem habe lieblichen Duft; ihr Hals sei lang, der Nacken kräftig, [42] Brustkorb und Unterleib breit. Die Brüste müssen voll und fest sein, der Bauch schön gewölbt, der Nabel sei wohl entwickelt und hervortretend. Der untere Teil ihres Bauches sei breit; ihre Scham springe ein wenig vor und sei fleischig von der Stelle an, wo die ersten Haare wachsen, bis zu den Hinterbacken; die Scheide sei eng und nicht feucht; sie muß weich anzufühlen und heiß sein und darf keinen üblen Geruch verbreiten. Schenkel und Hinterbacken seien hart, die Hüften breit und voll; sie muß einen feingeformten Rumpf haben, Hände und Füße von bezaubernder Zierlichkeit, volle Arme und wohl entwickelte Schultern.

Sieht man ein Weib, das diese Eigenschaften besitzt, von vorne, so ist man bezaubert; sieht man sie von hinten, so stirbt man vor Wonne. Im Sitzen gleicht sie einem gewölbten Dome, im Liegen einem weichen Bette, im Stehen dem Schaft eines Banners. Wenn sie daherschreitet, zeichnen sich unter ihren Gewändern die Umrisse ihrer Schamteile ab. Selten spricht und lacht sie, und wenn sie es doch tut, so geschieht es niemals ohne Grund. Niemals verläßt sie das Haus, wäre es auch nur zu Besuchen bei ihren Bekannten in der Nachbarschaft. Sie hat keine Freundinnen, schenkt keinem Menschen ihr Vertrauen und verläßt sich einzig und allein auf ihren Gatten. Von keinem Menschen nimmt sie Geschenke an, außer von ihrem Gemahl und ihren Eltern. Wenn sie mit Verwandten zusammenkommt, mischt sie sich nicht in deren Angelegenheiten. Sie ist nicht hinterlistig, hat keine Fehler zu verbergen und bringt keine schlechten Ausreden vor. Sie sucht keine anderen Männer zu verführen. Wenn ihr Gemahl die Absicht zeigt, seine ehelichen Rechte auszuüben, ist sie seinen Wünschen gefällig und kommt [43] diesen gelegentlich sogar zuvor. Jederzeit steht sie ihm in seinen Angelegenheiten bei; mit Klagen und Tränen ist sie sparsam; sie lacht nicht und ist nicht fröhlich, wenn sie ihren Gatten verdrießlich oder sorgenvoll sieht, sondern nimmt an seinen Kümmernissen Anteil und weiß ihn in gute Laune zu schmeicheln, bis er wieder ganz vergnügt ist. Sie ergibt sich keinem Manne außer ihrem Gatten, wenn sie auch an der geschlechtlichen Enthaltsamkeit sterben sollte. Die Teile, die ein Weib nicht sehen läßt, trägt sie verhüllt; stets geht sie zierlich gekleidet, ist an ihrem Leibe von peinlicher Sauberkeit und achtet sorgfältig darauf, daß ihr Gemahl niemals etwas an ihr sieht, was ihm abstoßend sein könnte. Sie parfümiert sich mit Wohlgerüchen, verwendet Antimon zu ihrer Toilette und putzt ihre Zähne mit Walnußborke.


Solch ein Weib wird von allen Männern begehrenswert gefunden.

Die Geschichte von dem Neger Dorerame

Wie die Überlieferung – deren Wahrheit Gott kennt – berichtet, lebte einst ein mächtiger König, der über ein großes Reich, über Heere und Bundesgenossen gebot. Sein Name war Ali ben Direme.

Als er einmal nächtens nicht schlafen konnte, rief er seinen Wesir her, seinen Polizeihauptmann und den Befehlshaber seiner Leibwachen. Ohne Zögern begaben sie sich zu ihm, und er befahl ihnen, sich mit ihren Schwertern zu bewaffnen. Sie taten dies sofort und fragten ihn: »Was gibt's?«

[44] Er antwortete: »Ich kann keinen Schlaf finden und wünsche daher heute nacht einen Gang durch die Stadt zu machen; hierbei muß ich euch in meiner Nähe haben.«

Sie sprachen: »Wir hören und gehorchen.«

So machte sich denn der König auf den Weg, indem er sagte: »Im Namen Gottes! Und möge der Segen des Propheten mit uns sein!«

Sein Gefolge schloß sich ihm an und begleitete ihn durch die ganze Stadt von Straße zu Straße.

Als sie so gingen, hörten sie in einer der Straßen Lärm und sahen einen Mann, der, von heftigster Leidenschaft gepackt, sich mit dem Gesicht zur Erde auf das Pflaster niedergeworfen hatte, seine Brust mit einem Stein schlug und aus Leibeskräften schrie: »Ach, es gibt keine Gerechtigkeit mehr hienieden! Ist denn kein Mensch auf Erden, der dem König berichtet, wie es in seinem Reiche hergeht?« Und unaufhörlich wiederholte er: »Es gibt keine Gerechtigkeit mehr! Sie ist entschwunden, und die ganze Welt trauert darob.«

Der König sagte zu seinen Leuten: »Bringt diesen Mann in aller Ruhe vor mich und traget Sorge, daß ihr ihn nicht erschrecket.« Sie gingen zu ihm, ergriffen seine Hände und sagten: »Steh auf und fürchte dich nicht – dir wird kein Leid geschehen.«

Hierauf antwortete der Mann: »Ihr sagt mir, mir solle kein Leid geschehen, und ich brauche mich nicht zu fürchten – und doch bietet ihr mir nicht den Gruß des Willkommens. Und doch wißt ihr, daß der Gruß eines Gläubigen (das arabische Wort Salem bedeutet ›Gruß‹ und ›Sicherheit‹) ein Versprechen von Sicherheit und Vergebung ist. Wenn also ein Gläubiger von einem anderen [45] Gläubigen nicht den Gruß empfängt, so hat er sicherlich Anlaß zur Furcht.« Hierauf stand er auf und ging mit ihnen zum König, der sein Gesicht mit dem Mantel verhüllt hatte und auf ihn wartete. Seine Begleiter hatten ebenfalls ihre Gesichter verhüllt und lehnten sich auf ihre Schwerter, die sie in den Händen hielten.

Als der Mann dicht an den König herangekommen war, sagte er: »Heil dir, o Mann!«

Der König: »Auch dir Heil, o Mann!«

Der Mann: »Warum sagst du: ›O Mann!‹?«

Der König: »Und warum sagtest du: ›O Mann!‹?«

Der Mann: »Weil ich deinen Namen nicht kannte.«

Der König: »Und ich sagte so zu dir, weil ich den deinigen ebenfalls nicht kannte.«

Hierauf fragte der König: »Was bedeuten die Worte, die ich vorhin hörte: ›Ach, es gibt keine Gerechtigkeit mehr hienieden! Niemand sagt dem König, wie es in seinem Reiche hergeht!‹ Sage mir, was dir widerfahren ist.« – »Das werde ich nur dem Manne sagen, der mich rächen und mich vor Bedrückung und Schande bewahren kann, wenn es dem allmächtigen Gott gefällt!«

Der König antwortete ihm: »Möge Gott mich dazu bestimmt haben, dich zu rächen und dich aus Unterdrückung und Schande zu erretten!«

»Was ich dir zu berichten habe«, sprach da der Mann, »ist wunderbar und überraschend; ich liebte eine Frau, die mich wieder liebte, und wir waren in Liebe vereinigt. Dies dauerte lange Zeit, bis ein altes Weib meine Geliebte verlockte und sie in ein Unglückshaus, in ein Haus der Schande und Ausschweifung brachte. Seit jener Zeit flieht der Schlaf meine Lagerstatt; all mein Glück ist nun dahin, und ich bin in den Abgrund des Elends gestürzt.«

[46] Da fragte der König ihn: »Was für ein Unglückshaus ist das? Und bei wem hält die Frau sich auf?«

Der Mann antwortete: »Bei einem Neger namens Dorerame; er hat in seinem Hause Weiber, die schön sind wie der Mond – Weiber, wie selbst der König sie nicht in seinem Hause hat. Er hat eine Geliebte, die in heißer Liebe zu ihm entbrannt und ihm mit Leib und Seele ergeben ist; diese sendet ihm alles zu, was er an Silber, an Kleidern, an Speisen und Getränken braucht.«

Der Mann schwieg, und der König war sehr überrascht über die Worte, die er gehört hatte; der Wesir aber, dem keine Silbe von dem Gespräch entgangen war, hatte aus den Worten des Mannes sicherlich entnommen, daß der Neger kein anderer sein konnte als sein eigener Neger Dorerame.

Der König ersuchte den Mann, ihm das Haus zu zeigen; dieser aber fragte: »Was wirst du tun, wenn ich's dir zeige?«

»Was ich tun werde, wirst du schon sehen.«

»Du wirst überhaupt nichts tun können; denn es ist ein Haus, dem man sich nur mit Furcht und Zagen nähern kann. Wenn du mit Gewalt eindringen willst, begibst du dich in Todesgefahr; denn der Herr des Hauses ist wegen seiner Stärke und seines Mutes zu fürchten.«

»Zeig mir das Haus«, sprach der König, »und habe keine Furcht.«

»So sei es denn, wie Gott will!«

Und der Mann machte sich auf und ging vor ihnen her. Sie folgten ihm bis zu einer breiten Straße, wo er vor einem Hause mit großen Toren stehenblieb, dessen Wände auf allen Seiten hoch und unzugänglich waren.

Sie besahen sich die Mauern und suchten nach einer [47] Stelle, wo man hinaufsteigen könnte – aber vergeblich. Zu ihrer Überraschung fanden sie, daß das Haus so fest war wie die Brustplatte eines Panzers.

Der König wandte sich an den Mann mit der Frage: »Wie heißt du?«

»Omar ben Isad.«

Da sagte der König: »Omar, bist du zu allem bereit?«

»Ja, mein Bruder«, antwortete dieser, »ich bin bereit, wenn es Gott im Himmel gefällt. Möge Gott diese Nacht dir seinen Beistand leihen!«

Da wandte sich der König zu seinen Begleitern und sagte: »Seid ihr bereit? Ist unter euch einer, der diese Mauern erklettern könnte?«

»Unmöglich!« riefen sie alle.

Da sprach der König: »Ich selber will diese Mauer ersteigen, so es Gott im Himmel gefällt. Aber um dies zu tun, bedarf ich eurer Hilfe, und wenn ihr mir diese gewährt, werde ich die Mauer ersteigen, so es Gott in der Höhe gefällt.«

Sie fragten: »Worum handelt es sich?«

»Sagt mir, wer der stärkste von euch ist.«

Sie antworteten: »Der Polizeihauptmann.«

»Und wer ist der zweitstärkste?«

»Der Befehlshaber der Leibwachen.«

»Und wer kommt nach diesem?«

»Der Großwesir.«

Omar hörte voller Staunen diesem Gespräch zu. Er wußte jetzt, daß der Unbekannte der König war, und seine Freude war groß.

Der König fragte weiter: »Und wer ist noch da?«

»Ich, o mein Gebieter!« antwortete Omar.

Da sprach der König zu ihm: »Omar, du hast herausgefunden, [48] wer wir sind; aber verrate unsere Verkleidung nicht, und dich wird kein Tadel treffen.«

»Ich höre und gehorche«, sagte Omar.

Darauf sprach der König zum Polizeihauptmann: »Stemme deine Hände gegen die Mauer und mache deinen Rücken krumm!«

Der Polizeihauptmann tat es.

Hierauf sprach der König zu dem Befehlshaber seiner Leibwachen: »Steig auf den Rücken des Hauptmannes!« Er tat es und stand mit seinen Füßen auf den Schultern des anderen. Hierauf befahl der König dem Wesir hinaufzuklettern; dieser stellte sich auf die Schultern des Obersten und stemmte seine Hände gegen die Mauer.

Hierauf sprach der König: »Jetzt, Omar, klettere zuoberst hinauf!«

Omar aber rief voll Überraschung über dieses sinnreiche Mittel: »Möge Gott dir seine Hilfe leihen, o Herrscher, und dir bei deinem gerechten Vorhaben beistehen!« Hierauf kletterte er auf die Schultern des Hauptmanns, von da auf den Rücken des Obersten, von diesem auf den Rücken des Wesirs, und nachdem er sich auf dessen Schultern gestellt hatte, stemmte er wie die anderen seine Hände gegen die Mauer. Jetzt war nur noch der König unten.

Dieser aber rief: »Im Namen Gottes, dessen Segen und Barmherzigkeit stets dem Propheten zuteil werden möge!« Und indem er seine Hand auf den Rücken des Hauptmanns legte, sagte er: »Habe einen Augenblick Geduld! Wenn es mir gelingt, wirst du belohnt werden!« Ebenso machte er es bei den anderen, bis er auf Omars Rücken geklettert war; zu diesem sprach er: »Lieber Omar, habe einen Augenblick Geduld mit mir, und ich [49] werde dich zu meinem Geheimschreiber ernennen. Vor allen Dingen rühre dich nicht!«

Indem er seine Füße auf Omars Schultern stellte, konnte der König mit der Hand den Rand des flachen Daches erreichen; da rief er: »Im Namen Gottes! Möge er seine Segnungen über den Propheten ausströmen, bei dem alle Zeit Gottes Gnade sei!« Mit diesen Worten gab er sich einen Schwung und stand auf dem Dach.

Dann sagte er zu seinen Begleitern: »Steiget jetzt einer nach dem anderen herunter!«

Und einer nach dem andern kletterten sie herunter und konnten nicht umhin, den sinnreichen Einfall des Königs zu bewundern wie auch die Stärke des Polizeihauptmanns, der vier Männer gleichzeitig getragen hatte.

Der König begann nun, sich nach einer Stelle um zusehen, wo er nach dem inneren Hof hinuntersteigen könnte, aber er fand keine solche. Da rollte er seinen Turban auseinander, befestigte an der Stelle, wo er sich befand, das eine Ende desselben mit einem einfachen Knoten und ließ sich in den Hof hinunter, den er durchsuchte, bis er in der Mitte des Hauses das Eingangstor fand, das durch ein riesengroßes Schloß versperrt war. Die Festigkeit dieses Schlosses, die für ihn ein unüberwindliches Hindernis bildete, bereitete ihm eine unangenehme Überraschung. Er sagte zu sich selber: »Ich bin jetzt in einer schwierigen Lage – aber alles kommt von Gott. Er gab mir die Kraft und den guten Gedanken, wodurch ich über die Mauer gelangte. – Er wird auch dafür sorgen, daß ich zu meinen Freunden zurückkehren kann.«

Hierauf begann er sich an dem Orte umzusehen, wo er sich befand. Er zählte, eins nach dem andern, die Zimmer und fand also siebzehn nach dem Hof zu offene Kammern [50] oder Zimmer, die vom ersten bis zum letzten auf alle mögliche verschiedene Art mit Teppichen und Samtvorhängen von mannigfaltigen Farben ausgestattet waren.

Wie er sich nun so überall umsah, bemerkte er ein Gemach, zu welchem sieben Stufen emporführten und woraus ein starkes Stimmengeräusch hervordrang. Auf dieses Gemach ging er zu, indem er sagte: »O Gott, sei meinem Vorhaben gnädig und laß mich heil und gesund herauskommen.«

Er betrat die erste Stufe, indem er sprach: »Im Namen Gottes, des Milden und Barmherzigen!« Dann begann er die Stufen zu betrachten, die von verschiedenfarbigem Marmor waren – schwarz, rot, weiß, gelb, grün und von anderen Farben.

Indem er die zweite Stufe betrat, sagte er: »Wem Gott hilft, der ist unüberwindlich!«

Auf der dritten Stufe sprach er: »Mit Gottes Hilfe ist der Sieg nahe.«

Und auf der vierten: »Ich flehte um Sieg zu Gott, der der mächtigste Helfer ist.«

Schließlich stieg er auch die fünfte, sechste und siebente Stufe hinauf, indem er den Propheten anrief – möge Gottes Barmherzigkeit und Segen bei ihm sein!

So gelangte er zu dem Vorhang, der den Eingang verdeckte; er war aus rotem Brokat. Von hier aus betrachtete er das Zimmer, das von einer Flut von Licht Übergossen war, denn es war angefüllt mit unzähligen Kerzen, die in goldenen Leuchtern brannten. In der Mitte dieses Saales plätscherte der parfümierte Wasserstrahl eines Springbrunnens.

Ein Speiseteppich, der den ganzen Fußboden bedeckte, war mit vielerlei Speisen und Früchten besetzt.

[51] Vergoldete Möbel schmückten den Saal und erfüllten ihn mit einem Glanz, daß das Auge davon geblendet wurde; die Wände waren über und über mit Ornamenten aller Art bedeckt.

Als der König näher zusah, bemerkte er, daß um den Speiseteppich zwölf Mädchen und sieben Frauen gelagert waren; sie alle glichen Monden, und er erstaunte über ihre Schönheit und Anmut. In ihrer Gesellschaft befanden sich auch sieben Neger, und dieser Anblick erfüllte ihn mit Überraschung. Vor allen Dingen erregte seine Aufmerksamkeit ein Weib von vollendeter Schönheit, das dem Vollmond glich: sie hatte schwarze Augen, eirunde Wangen und einen geschmeidigen, anmutigen Leib. Demütig wurden die Herzen der Männer, die in Liebe zu ihr entbrannten.

Vor Erstaunen über ihre Schönheit war der König wie betäubt. Und er sagte zu sich selber: »Wie komme ich wohl aus diesem Hause wieder heraus? O meine Seele, laß dich nicht von der Liebe umstricken!«

Indem er noch weiter sich in dem Zimmer umsah, bemerkte er in den Händen der Anwesenden weingefüllte Gläser. Sie tranken und aßen, und es war leicht zu sehen, daß sie bereits berauscht waren.

Während der König darüber nachdachte, wie er sich aus seiner unangenehmen Lage befreien könnte, hörte er eine von den Frauen zu einer ihrer Freundinnen sagen, indem sie sie beim Namen nannte: »Ach, Mahbube, steh auf und zünde eine Fackel an, damit wir zu Bett gehen können, denn der Schlaf will uns überwältigen. Komm, zünde die Fackel an und laß uns in das andere Zimmer gehen.«

Sie standen auf und schlugen den Vorhang zurück, um [52] das Gemach zu verlassen. Der König verbarg sich, um nicht von ihnen gesehen zu werden; kurz darauf bemerkte er, daß sie ihre Kammer verlassen hatten, um ein Geschäft zu verrichten, dessen Notwendigkeit das Menschengeschlecht sich nicht entziehen kann. Er machte sich ihre Abwesenheit zunutze, schlich sich in ihr Zimmer und versteckte sich daselbst in einem Schrank.

Kaum hatte der König dies Versteck erreicht, da kehrten die beiden Weiber zurück und schlossen die Tür. Ihr Geist war umnebelt von den Dünsten des Weines; sie warfen alle ihre Kleider ab und begannen sich gegenseitig zu liebkosen.

Da sprach der König zu sich selber: »Omar hat die Wahrheit gesprochen: dieses Unglückshaus ist ein Abgrund der Unzucht.«

Als die Frauen eingeschlafen waren, kam der König aus seinem Versteck hervor, löschte das Licht, entkleidete sich und legte sich zwischen die beiden. Während ihres Gespräches hatte er ihre Namen gehört und hatte diese seinem Gedächtnis eingeprägt. Als er nun zwischen ihnen lag, sagte er ganz leise zu der einen: »Höre, Mahbube, wohin hast du die Türschlüssel gelegt?«

Das Weib antwortete: »Schlaf doch, du Hure, die Schlüssel liegen an dem gewöhnlichen Platz.«

Da sprach der König in großer Besorgnis zu sich selber: »Es ist keine Macht und Stärke als bei Gott dem Allmächtigen und Gütigen allein!«

Und zum zweiten Male fragte er das Weib nach den Schlüsseln, indem er hinzusetzte: »Schon bricht der Tag an. Ich muß die Türen aufschließen. Sieh, da geht die Sonne auf. Ich will das Haus öffnen.«

Sie aber antwortete: »Die Schlüssel liegen an ihrem gewöhnlichen [53] Platz. Warum stößt du mich fortwährend? Schlaf doch, sag ich dir, bis es Tag ist!«

Und abermals sprach der König zu sich selber: »Es ist keine Macht und Stärke als bei Gott dem Allmächtigen und Gütigen allein. Wahrlich! wäre ich nicht ein gottesfürchtiger Mann, ich würde ihr mein Schwert durch den Leib jagen.« Dann begann er von neuem zu flüstern: »Höre, Mahbube!«

Sie fragte: »Was willst du von mir?«

»Ich bin in Unruhe wegen der Schlüssel; sag mir doch, wo sie sind!«

Sie aber antwortete: »Du Luder! Juckt dir schon wieder das Ding. Kannst du es nicht eine einzige Nacht aushalten? Die Gattin des Wesirs hat allen Werbungen des Negers widerstanden und sechs Monate lang ihn abgewiesen. Geh, die Schlüssel sind in des Negers Tasche. Sage nicht zu ihm: Gib mir die Schlüssel! – sondern sage: Gib mir deinen Schwanz! – Du weißt doch, er heißt Dorerame.«

Der König verhielt sich nunmehr still, denn er wußte jetzt, was er zu tun hatte. Er wartete ein Weilchen, bis das Weib wieder eingeschlafen war; dann zog er sich ihre Kleider an und verbarg unter ihnen sein Schwert; sein Gesicht verhüllte er mit einem rotseidenen Schleier. In dieser Verkleidung sah er aus wie jedes andere Weib. Hierauf öffnete er die Tür, schlich sich leise hinaus und stellte sich hinter die Türvorhänge am Eingang des Saales. Er sah nur noch wenige von den Anwesenden auf ihren Kissen sitzen, die übrigen waren eingeschlafen.

Da betete der König leise: »O meine Seele, laß mich den rechten Weg gehen! Laß alle diese Menschen, in deren Mitte ich mich befinde, von Trunkenheit betäubt sein, so [54] daß sie nicht ihren König unter seinen Untertanen erkennen! Gott aber gebe mir Kraft!«

Hierauf ging er in den Saal mit den Worten: »Im Namen Gottes!« und taumelte auf das Ruhebett des Negers zu, wie wenn er trunken wäre. Die Neger und die Weiber hielten ihn für das Mädchen, dessen Kleider er angelegt hatte.

Dorerame hatte schon längst den sehnlichen Wunsch, sich mit diesem Mädchen zu vergnügen; als er sie nun sich neben sein Bett setzen sah, glaubte er, sie habe vielleicht sich ihrem Schlafe entrissen, um mit ihm Liebesspiele zu treiben. Darum sagte er: »Ach, Mahbube, bist du es? Zieh dich aus und leg dich in mein Bett – ich bin gleich wieder hier.«

Mit diesen Worten ging der Neger hinaus; der König aber sagte bei sich selber: »Es ist keine Macht und Stärke als beim allerhöchsten Gott, dem Gütigen!« Dann suchte er nach den Schlüsseln in den Kleidern und Taschen des Negers, fand aber nichts; da sagte er: »Gottes Wille geschehe!« Als er aber seine Augen emporhob, sah er in der Höhe eine Wandnische; er streckte seinen Arm aus und fand darin goldgestickte Kleider; er fuhr mit den Händen in die Taschen und – o Überraschung! – fand darin die Schlüssel. Er betrachtete sie und zählte sie; es waren sieben, entsprechend der Anzahl der Türen des Hauses. Da rief er in seiner Freude aus: »Gott sei gelobt und gepriesen!« – Dann aber setzte er hinzu: »Ich kann nur durch eine List nach draußen gelangen.«

Inzwischen war der Neger zurückgekommen und hatte sich wieder auf das Bett gelegt; der König tat, wie wenn ihm übel wurde, hielt seine Hand vor den Mund, als ob er sich heftig erbrechen müßte, und lief schnell in den [55] Hofraum hinaus. Der Neger aber sprach: »Gott segne dich, Mahbube! Jedes andere Weib würde sich in das Bett erbrochen haben.«

Der König ging nun zu der inneren Tür des Hauses und öffnete sie; er schloß sie hinter sich wieder zu und kam so von einer Tür zur anderen bis an die siebente, die nach der Straße hinausging. Hier fand er seine Freunde wieder, die schon in großer Angst um ihn gewesen waren und ihn fragten, was er gesehen hätte.

Der König aber sprach: »Jetzt ist keine Zeit zu antworten. Laßt uns mit Gottes Segen und mit seiner Hilfe in dieses Haus gehen!«

Sie nahmen sich vor, auf ihrer Hut zu sein, denn in dem Hause waren sieben Neger, zwölf Mädchen und sieben Frauen, schön wie der Mond.

Der Wesir aber fragte den König: »Was sind dies für Kleider?« – und der König antwortete: »Sei still! Ohne sie würde ich niemals die Schlüssel bekommen haben.«

Nun ging er in die Kammer, wo die beiden Frauen schliefen, bei denen er gelegen hatte, zog die Kleider aus, die er getragen hatte, und legte seine eigenen Kleider wieder an, wobei er nicht vergaß, sich mit seinem Schwert zu umgürten.

Dann ging er zu dem Saal, wo die Neger und die Frauen waren, und er und seine Begleiter stellten sich hinter dem Türvorhang auf.

Und nachdem sie einen Blick in den Saal geworfen hatten, sprachen sie untereinander: »Unter allen diesen Weibern ist keine schöner als die auf dem erhöhten Polstersitz!« Der König aber sagte: »Diese behalte ich mir selber vor, falls sie nicht bereits einem anderen gehört.«

Während sie noch die Ausstattung des Saales betrachteten, [56] stieg Dorerame von dem Bett herab, und ihm folgte eine von den schönen Frauen. Dann bestieg ein anderer Neger mit einem anderen Weibe das Bett, und so ging es fort bis zum siebenten. In dieser Weise ritten sie, eine nach der anderen, alle anwesenden Frauen – ausgenommen die eben erwähnte Schöne und die Mädchen. Jede von diesen Frauen schien sich mit sichtlichem Widerstreben auf das Bett zu legen und verließ es gesenkten Hauptes, nachdem der Beischlaf vollzogen war.

In der Zwischenzeit buhlten die Neger, einer nach dem anderen, um die schöne Frau und bestürmten sie mit ihren Zärtlichkeiten. Sie aber wies sie alle verächtlich zurück, indem sie sagte: »Niemals werde ich in euer Begehren einwilligen, und diese zwölf Jungfrauen nehme ich ebenfalls unter meinen Schutz.«

Endlich ging Dorerame auf sie zu, indem er in der Hand sein wie eine Säule hoch aufgerichtetes steifes Glied hielt. Er schlug sie damit ins Gesicht und an den Kopf und sagte: »Sechsmal habe ich in dieser Nacht dich bestürmt, meinen Wünschen nachzugeben, und jedesmal hast du dich geweigert; jetzt aber muß ich dich haben, und zwar noch in dieser Nacht!«

Als die Frau sah, wie hartnäckig der Neger in seiner Trunkenheit war, versuchte sie ihn durch Versprechungen zu besänftigen und sagte: » Setz dich hier neben mich, und heute nacht noch sollen deine Wünsche befriedigt werden.«

Der Neger setzte sich an ihre Seite, sein Glied aber stand immer noch hochaufgerichtet wie eine Säule. Der König konnte kaum seine Überraschung meistern.

Dann begann die Schöne folgende Verse zu singen, indem sie aus der Tiefe ihrer Seele die Melodie anstimmte:


[57]
Einen jungen Mann will zur Begattung ich – nur einen jungen!
Männlichen Muts ist er voll – nach ihm nur sehnt sich mein Herz.
Stark ist sein Glied, der Jungfrau Blume zu rauben,
Stattlich ist es an Länge, stattlich an Dicke.
Einen Kopf hat es, groß wie ein Kohlenbecken –
Riesengroß, wie die Schöpfung nimmer es sah –
Stark ist es und hart und schöngerundet der Kopf.
Stets ist es zur Tat bereit, nie hängt es schlaff,
Niemals schläft es, denn stets hält heiße Liebe es wach.
Es seufzt vor Begier nach meiner Scheide,
Mit Tränen beträufelt es meinen Leib,
Doch nicht um Hilfe schreit es – denn es braucht sie nicht:
Ohne Beistand vollbringt es die wackerste Tat.
Voll Kraft und Leben bohrt es in mich sich ein;
Unermüdet, mit glänzendem Mut, tut es sein Werk:
Erst von vorn nach hinten, von rechts dann nach links,
Bald in der tiefsten Tiefe, wo begierig
Meiner Scheide Muskeln es umklammern –
Bald vorn am Eingang, wo es leise
Seinen Kopf an meinen Lippen reibt.
Mich umschlingt der Liebste, sanft fährt seine Hand
Meinen Rücken entlang und über meinen Bauch.
Er küßt meine Wangen und saugt an meinem Mund;
Eng umschlungen wälzen wir uns im Bett –
Leblos, willenlos lieg ich in seinem Arm.
Jeden Teil meines Lebens beißt er von Liebe entflammt,
Mit feurigen Küssen bedeckt er mich ganz und gar.
Sieht er mich dann entbrannt, beginnt er das Werk:
Die Schenkel öffnet er mir und küßt meinen Leib.
[58]
In meine Hand preßt er sein stoßendes Glied,
Und Einlaß heißend klopf ich damit an meine Tür.
Schon ist er im Keller – ich fühle die Wonne sich nahen.
Er packt mich, schüttelt mich, stößt – wild stoß ich zurück,
Und er sagt: »Empfang von mir den Lebenssaft!«
Ich aber erwidre: »O gib ihn, Geliebter, mir!
Willkommen sei er, du meiner Augen Licht!
O du aller Männer Mann, der du mit Wonne mich füllst!
O du meiner Seele Seele – frisch ans Werk!
Herausziehn darfst du ihn nicht! Oh, laß ihn drin!
So wird in Freude uns diese schöne Nacht vergehn!«
Geschworen hat er bei Gott: siebenzig Nächte lang
Will unermüdlich er mir seine Liebe weihn –
Und jede Nacht mit Küssen, mit Fingerspiel,
Mit enger Umarmung tut er seine Pflicht.

Als sie ihr Lied geendigt hatte, sagte der König überrascht: »Wie wollüstig hat Gott dieses Weib gemacht!« Und indem er sich zu seinen Begleitern wandte, fuhr er fort: »Ohne Zweifel hat diese Frau einen Gatten, und sie muß mit List in dieses Haus gelockt worden sein, denn offenbar ist der Neger in Liebe zu ihr entbrannt, und sie hat ihn trotzdem abgewiesen.«

Da ergriff Omar ben Isad das Wort und sprach: »Das ist wahr, o König! Ihr Gatte ist bereits fast ein Jahr abwesend, und viele Männer haben versucht, sie zu verführen, aber sie hat ihnen allen widerstanden.«

Der König fragte weiter: »Wessen Weib ist sie?« Und seine Begleiter antworteten: »Ihr Gemahl ist der Sohn des Großwesirs, der deinem Vater diente.«

Der König versetzte: »Ihr habt recht; ich habe in der Tat [59] sagen hören, der Sohn von meines Vaters Wesir habe ein Weib ohne Fehler, das mit vollendeter Schönheit begabt und von herrlicher Gestalt sei – eine treue Gattin und frei von jeglichem Makel der Unzucht.«

»Es ist die Frau, von der du sprichst«, sagten die Begleiter des Königs.

Dieser aber rief: »Auf alle Fälle muß ich sie haben!« Dann wandte er sich zu Omar und fuhr fort: »Welche von diesen Frauen ist deine Geliebte?« Omar antwortete: »Ich sehe sie nicht, o König!« – Worauf der König sagte: »Gedulde dich ein Weilchen, ich will sie dir zeigen.« Omar war ganz überrascht, daß der König so viel wußte. – »So ist also dieses der Neger Dorareme?« fragte der König. – »Ja, und es ist einer meiner Sklaven«, antwortete der Wesir. – »Sei still! Jetzt ist keine Zeit, davon zu sprechen«, sagte der König.

Während dieses Gespräches hatte drinnen im Saal der Neger sich abermals an die Schöne gewandt, deren Gunst er immer noch zu erringen hoffte, und sprach zu ihr: »Ich bin deiner Lügen müde, o Bedur el Bedur!« (Bedur el Bedur heißt: Vollmond der Vollmonde.)

Da sprach der König: »Wer sie so nannte, der hat sie beim rechten Namen genannt, denn bei Gott: sie ist der Vollmond der Vollmonde!«

Unterdessen bemühte sich der Neger, die schöne Frau an sich zu reißen, und schlug sie ins Gesicht.

Da wurde der König rasend vor Eifersucht und sagte mit zornerfülltem Herzen zu seinem Wesir: »Sieh doch, was dein Neger tut! Bei Gott, er soll den Tod eines Schurken sterben, und ich will ein Beispiel an ihm vollziehen lassen, zur Warnung für alle, die etwa Lust haben sollten, es zu machen wie er!«

[60] In demselben Augenblick hörte der König die Schöne zum Neger sagen: »Du betrügst deinen Brotherrn, den Wesir, mit seiner Frau, und jetzt betrügst du auch sie, obgleich sie sich dir hingegeben hat und dir ihre Gunst gewährt. Wahrlich, sie liebt dich mit leidenschaftlicher Liebe, du aber läufst einem anderen Weibe nach!«

Der König sagte zum Wesir: »Höre doch! Aber sprich kein Wort!«

Die schone Frau hatte sich inzwischen wieder auf ihrem Polster niedergelassen und begann jetzt die Verse zu sprechen:


Höret, o Männer, was ich vom Weib euch sage:
Durst nach Begattung blicket aus ihren Augen.
Niemals traut ihrem Schwur, und wär's eines Sultans Tochter.
Endlos groß ist ihr Verderbnis – dem mächtigsten König
Fehlt doch die Macht, des Weibes Willen zu beugen.
Hütet euch, Männer! Mißtraut der Liebe des Weibes!
Sagt nicht: »Sie ist meine Heißgeliebte!«
Sagt nicht: »Sie ist meines Lebens Gefährtin!«
Wahrheit sprech ich – könnt ihr mich Lügen strafen?
Wenn sie bei dir im Bett liegt, wird sie dich lieben:
Aber von Dauer ist keines. Weiber Liebe!
Liegst du auf ihrer Brust, dann bist du ihr Süßer;
Hast du ihn drin, dann bist du ihr Heißgeliebter – –
Armer Tropf! in Wahrheit ist ihr der Gatte
Ärger verhaßt als der Teufel – glaub mir! glaub mir!
In des Herren Bett empfängt sie den Sklaven:
Wollust sucht sie bei hündischen Bedienten.
Wahrlich, solches Gehaben bringt keine Ehre;
Weibes Tugend ist schwach und unbeständig;
[61]
Der Betrogene wird obendrein verspottet –
Kein Vernünftiger traut drum einem Weibe.

Bei diesen Worten begann der Wesir zu weinen, der König aber hieß ihn stille sein. Dann sagte der Neger als Antwort auf das Gedicht der Schönen folgende Verse:


Weiber haben wir Neger die Hülle und Fülle,
Und wir Neger lassen uns nicht betölpeln;
Denn wir kennen die Ränke all und Schliche.
Oh, ihr Weiber! Dir könnt es nie abwarten,
Wenn die Gier euch packt nach des Mannes Gliede
Denn dies ist euch soviel wie Tod und Leben,
All eure Wünsche zielen auf dieses eine.
Seid ihr zornig, ja wütend auf euren Gatten,
Braucht er nur sein Glied euch hineinzustecken,
Und zufrieden seid ihr. In eurer Scheide
Steckt all euer religiöser Glaube –
Eure Seele steckt in des Mannes Gliede.
So, ihr Weiber, seid ihr samt und sonders.

Mit diesen Worten stürzte der Neger sich auf die Frau, die ihn zurückstieß.

Da fühlte der König sein Herz sich zusammenkrampfen, er zog sein Schwert, seine Begleiter zogen ebenfalls die Klingen, und sie stürmten in den Saal. Die Neger und die Weiber sahen plötzlich fünf gezückte Schwerter.

Einer von den Negern sprang auf und stürzte sich auf den König und dessen Begleiter, aber der Polizeihauptmann trennte mit einem einzigen Streich ihm das Haupt vom Rumpfe. Da rief der König: »Gottes Segen auf dich! Dein Arm ist noch nicht verwelkt, und deine Mutter hat keinen [62] Schwächling geboren. Du hast deine Feinde niedergeschlagen, und das Paradies wird dein Heim und deine Ruhestätte sein!«

Ein anderer Neger sprang auf und führte nach dem Polizeihauptmann einen Streich, daß dessen Schwert in zwei Stücke sprang. Es war eine schöne Waffe gewesen, und als der Hauptmann sie zerstört sah, geriet er in die heftigste Wut; er packte den Neger am Arm, hob ihn empor und warf ihn gegen die Wand, daß alle seine Knochen zerbrachen. Da rief der König: »Gott ist groß. Er hat deine Hand nicht verdorren lassen. Oh, was für ein trefflicher Polizeihauptmann! Gott gebe dir seinen Segen!«

Als die Neger dies sahen, gerieten sie in Furcht und verhielten sich ganz still. Der König hielt nun ihr Leben in seiner Hand und sprach: »Wer auch nur seine Hand rührt, der soll den Kopf verlieren!« Und er befahl, daß den übrigen fünf Negern die Hände auf dem Rücken zusammengebunden werden sollten.

Nachdem dies geschehen war, wandte er sich zu Bedur el Bedur und fragte sie: »Wessen Weib bist du, und wer ist dieser Neger?«

Sie erzählte ihm hierauf dasselbe, was er bereits von Omar gehört hatte, und der König dankte ihr, indem er sprach: »Gott gebe dir seinen Segen!« Dann fragte er sie: »Wie lange kann ein Weib es ohne Beischlaf aushalten?« Sie schien über diese Frage überrascht zu sein, aber der König sagte: »Schäme dich nicht und antworte mir.«

Da erwiderte sie: »Eine Frau von hoher Abstammung kann sich sechs Monate lang ohne geschlechtlichen Verkehr behelfen; aber ein Weib aus den niederen Volksklassen und von geringer Herkunft, das nichts auf sich hält, wird jeden Mann auf sich klettern lassen, so oft sie [63] einen in die Hände bekommen kann: sein Bauch wird ihren Bauch und sein Glied wird ihre Scheide kennen.«

Hierauf fragte der König, indem er auf eine der Frauen deutete: »Wer ist dieses Weib?«

»Die Gattin des Kadis.«

»Und wer ist diese?«

»Die Gattin des zweiten Wesirs.«

»Und diese?«

»Die Frau des Obermuftis.«

»Und jene?«

»Die Frau des Schatzmeisters.«

»Und die beiden Weiber, die in dem anderen Zimmer sind?«

»Diesen ist die Gastfreundschaft des Hauses zuteil geworden; die eine von ihnen wurde gestern von einem alten Weibe hierher gebracht; bis jetzt ist es dem Neger noch nicht gelungen, sie in seinen Besitz zu bringen.«

Da rief Omar: »Dies ist die Frau, von der ich dir erzählte, o mein Gebieter!«

»Und die andere Frau? Wem gehört diese?« fragte der König.

»Sie ist die Frau des Zunftmeisters der Zimmerleute.«

»Und wer sind diese Mädchen?«

»Diese hier ist die Tochter des Schatzamtsschreibers; jene ist die Tochter des Eichmeisters; die dritte ist die Tochter des Oberherolds, die vierte die Tochter des Zunftmeisters der Mueddins (die Mueddins rufen an den Zinnen der Moscheen die Gläubigen zum Gebet), die fünfte die Tochter des Standartenverwahrers.« Und so stellte sie eine nach der anderen dem König vor.

Hierauf fragte der König, warum so viele Weiber in diesem Hause sich zusammen befänden.

[64] Bedur el Bedur erwiderte: »O Herr und Gebieter, der Neger kennt keine anderen Leidenschaften als Liebesgenuß und guten Wein. Tag und Nacht frönt er der Liebe, und sein Glied bekommt nur Ruhe, wenn er selber schläft.«

»Wovon lebt er denn?« fragte der König weiter.

»Von Weißbrot und Eidottern, die in Fett gebacken sind und in Honig schwimmen; dazu trinkt er nur alten Muskatellerwein.«

»Wer hat diese Weiber hierhergebracht, die ohne Ausnahme Frauen und Töchter hoher Staatsbeamter sind?«

»O Herr und Gebieter, er hat in seinem Dienste ein altes Weib, das in allen Häusern der Stadt aus und ein geht; sie bringt ihm jedes Weib von besonderer Schönheit und Wohlgestalt, aber sie dient ihm nur gegen gute Belohnung in Silber, Kleidern, Edelsteinen, Rubinen und anderen Wertgegenständen.«

»Und woher bekommt der Neger dieses Silber?« fragte der König; da aber die Schöne schwieg, sagte er dringlich: »Bitte, belehre mich darüber!« Da bedeutete sie ihm durch ein Zeichen aus ihrem Augenwinkel, daß der Neger dies alles von der Gemahlin des Großwesirs erhielt.

Der König verstand sie und fuhr fort: »O Bedur el Bedur, ich glaube und vertraue dir, und dein Zeugnis hat in meinen Augen den Wert eines Spruches der beiden Schöffen, die mit dem Kadi zu Gericht sitzen. Sage mir ohne Rückhalt, wie es mit deinen Angelegenheiten steht.«

Sie antwortete: »Ich bin nicht berührt worden; und niemals hätte der Neger die Erfüllung seiner Wünsche erlebt, wie lange auch mein Aufenthalt in seinem Hause gedauert haben möchte.«

»Ist das wahr?« fragte der König.

»Ja, es ist wahr!«

[65] Sie hatte verstanden, was der König sagen wollte, und der König hatte die Bedeutung ihrer Worte begriffen.

»Ist denn der Neger nicht auch meiner Ehre zu nahe getreten? Bitte, gib mir darüber Bescheid!«

Sie antwortete: »Deine Ehre hat er geachtet, sofern deine Frauen in Betracht kommen. So weit hat er seine verbrecherischen Taten nicht getrieben; aber wenn Gott ihm ein längeres Leben geschenkt hätte, so besteht keine Gewähr, daß er nicht auch das befleckt haben würde, was er hätte in Ehren halten sollen.«

Auf die weitere Frage des Königs, wer die anderen Neger seien, antwortete sie: »Sie sind seine Freunde. Wenn er der Weiber, die er in sein Haus hatte bringen lassen, gänzlich überdrüssig geworden war, überließ er sie ihnen, wie du gesehen hast.«

Und weiter fragte der König: »O Bedur el Bedur, warum rief nicht dein Gatte meine Hilfe an gegen solche Gewalttat? Warum klagtest du nicht?«

Sie antwortete: »O König der Zeit, o geliebter Sultan, o Herr über zahlreiche Heere und Bundesgenossen! Mein Gatte ist abwesend, darum war ich nicht imstande, ihm von meinem Lose Nachricht zu geben; von mir selber habe ich nichts zu sagen, als was du bereits gehört hast, als ich vorhin meine Verse sang: Vom ersten Verse bis zum letzten habe ich den Männern kundgegeben, was sie von den Weibern zu halten haben.«

Da sprach der König: »O Bedur el Bedur! Ich liebe dich. Ich richtete die Frage an dich im Namen des erwählten Propheten – mögen Gottes Segen und Gnade bei ihm sein! –, sage mir alles und jedes! Du hast nichts zu befürchten, ich gewähre dir völlige Verzeihung. Hat der Neger deinen Leib genossen? Ich glaube nämlich, daß [66] keine von euch Frauen vor seinen Angriffen sicher war und daß keine von euch ihre Ehre hat bewahren können.«

Hierauf entgegnete sie: »O König der Zeit! Bei deinem hohen Range und deiner Macht schwöre ich dir: den Mann, nach dem du mich fragst, hätte ich nicht zum rechtmäßigen Gemahl genommen – wie hätte ich mich also herbeilassen können, ihm die Gunst unerlaubter Liebe zu gewähren?«

»Du scheinst aufrichtig zu sein«, sagte der König, »aber die Verse, die ich dich singen hörte, haben Zweifel in meiner Seele erregt.«

»Ich hatte«, erwiderte sie, »drei Gründe, solche Sprache zu führen: erstens war ich in jenem Augenblick brünstig wie eine junge Stute; zweitens hatte Eblis meine Geschlechtsteile erregt; drittens und letztens wollte ich den Neger beruhigen, damit er sich in Geduld faßte, mir noch einen Aufschub gewährte und mich in Frieden ließe, bis Gott mich von ihm befreite.«

»Sprichst du im Ernst?« fragte der König.

Sie schwieg.

Da rief der König: »O Bedur el Bedur, du allein sollst Gnade finden!«

Da begriff sie, daß sie allein der Strafe des Todes entgehen sollte. Der König sagte ihr noch, er wolle jetzt gehen, und befahl ihr, über alles Vorgefallene Schweigen zu bewahren.

Da stürzten alle Frauen und Mädchen auf Bedur el Bedur zu und flehten sie um Hilfe an, indem sie riefen: »Nimm du dich unser an, denn du hast Macht über den König!« Sie benetzten ihre Hände mit ihren Tränen und warfen sich in Verzweiflung auf den Fußboden.

[67] Da rief Bedur el Bedur den König zurück, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, und sprach zu ihm: »O Herr und Gebieter! Du hast mir noch keine einzige Huld gewährt.«

»Ei«, antwortete er, »ich habe nach meinem Palast gesandt, um ein schönes Maultier für dich holen zu lassen; dieses wirst du besteigen und mit uns reiten. Diese Weiber aber müssen alle ohne Ausnahme sterben.«

Da rief sie: »O Herr und Gebieter! Ich bitte und beschwöre dich, mit mir einen Vertrag einzugehen; versprich mir, daß du ihn halten willst!«

Der König tat einen Schwur, er wolle ihn getreulich erfüllen.

Da sagte sie: »Ich erbitte mir zum Geschenk Gnade für alle diese Frauen und Mädchen. Wenn sie sterben müßten, so würde die ganze Stadt in die tiefste Trauer gestürzt werden.«

Da sprach der König: »Es ist keine Macht und Kraft als bei Gott dem Barmherzigen allein!« Dann befahl er, die Neger hinauszuführen und zu enthaupten. Eine Ausnahme machte er nur mit dem Neger Dorerame, der ungeheuer stark war und einen Nacken hatte wie ein Stier. Diesem wurden Ohren, Nase und Lippen abgeschnitten; auch schnitt man ihm das Glied ab, steckte es ihm in den Mund und hängte ihn dann an den Galgen.

Nachdem der König noch befohlen hatte, die sieben Türen des Hauses zu schließen, kehrte er in seinen Palast zurück.

Bei Sonnenaufgang sandte er ein Maultier zu Bedur el Bedur mit dem Befehl, man solle sie zu ihm bringen. Er gab ihr Wohnung in seinem Harem und fand sie vorzüglicher als die Vorzüglichen.

[68] Ferner veranlaßte der König, daß die Gattin des Omar ben Isad zu diesem zurückkehrte; diesen selbst aber machte er zu seinem Geheimschreiber. Dem Wesir befahl er, sein Weib zu verstoßen. Er vergaß auch nicht den Polizeihauptmann und den Obersten der Leibwache, sondern machte ihnen seinem Ver sprechen gemäß reiche Geschenke, indem er dazu die Schätze des Negers benutzte. Den Sohn des Wesirs, der seinem Vater gedient hatte, ließ er ins Gefängnis werfen. Ferner ließ er die alte Kupplerin vor sich bringen und befahl ihr: »Beschreibe mir in allen Einzelheiten den Lebenswandel des Negers und sage mir, ob es wohlgetan war, in solcher Weise ehrbare Weiber in die Häuser von Männern zu bringen.« Sie antwortete: »Von diesem Geschäft leben fast alle alten Weiber.«

Der König ließ sie enthaupten und außer ihr alle anderen alten Weiber, die sich mit diesen Geschäften abgaben; so rottete er in seinem Reiche den Baum der Kuppelei mit Stumpf und Stiel aus.

Die Frauen und Mädchen, die er in dem Hause des Negers gefunden hatte, sandte er zu ihren Familien zurück, nachdem er ihnen befohlen hatte, im Namen Gottes ihre Verfehlungen zu bereuen.


Diese Geschichte erzählt nur einen kleinen Teil der Listen und Ränke, die von Frauen gegen ihre Ehemänner angewandt werden.

Es ergibt sich aus dieser Geschichte die Lehre, daß ein Mann, der sich in ein Weib verliebt, sich in Gefahr begibt und sich den größten Unannehmlichkeiten aussetzt.

3. Kapitel. Unwürdige Männer

[69] Drittes Kapitel
Unwürdige Männer

Wisse, o mein Bruder – möge Gott dir barmherzig sein! –, ein häßlicher Mann von plumper Erscheinung, dessen Glied kurz, dünn und schlapp ist, der ist in den Augen der Weiber verächtlich.


Wenn solch ein Mann ein Scharmützel mit einem Weibe hat, besorgt er es ihr nicht mit solcher Kraft und Geschicklichkeit, daß sie ihr Vergnügen daran haben kann. Er legt sich auf sie, ohne vorher an ihrem Ding zu spielen; er küßt sie nicht, er umschlingt sie nicht, er beißt sie nicht, er saugt nicht an ihren Lippen, er kitzelt sie nicht.

Er steigt auf sie hinauf, bevor sie noch Sehnsucht nach den Wonnen der Liebe verspürt hat; dann steckt er mit unendlicher Mühe, sein weiches, kraftloses Glied hinein. Kaum hat er angefangen, so ist er schon fertig; er macht einen oder zwei Stöße und sinkt dann auf den Busen des Weibes nieder, um seinen Samen von sich zu geben – und das ist alles, was er kann. Hierauf zieht er sein Ding heraus und klettert so schnell wie möglich wieder von ihr herunter.

Solch einem Mann – hat ein Schriftsteller gesagt – kommt der Same schnell und die Erektion langsam; nach dem Zittern, das dem Verspritzen des Samens folgt, ist seine Brust schwer und tun ihm die Seiten weh. Solche Eigenschaften sind keine Empfehlungen beim weiblichen Geschlecht. Verächtlich ist auch der Mann, der unaufrichtig in seinen Worten ist; der nicht die Versprechungen erfüllt, die er gegeben hat; der niemals ein Wort [70] spricht, ohne eine Lüge zu sagen; der vor seiner Frau all sein Tun verhehlt, mit Ausnahme der ehebrecherischen Heldentaten, die er begeht.

Vor solchen Männern können die Frauen keine Achtung haben, denn sie vermögen ihnen keine Freuden zu verschaffen.


Man erzählt, daß ein Mann namens Abbas, dessen Glied außerordentlich klein und dünn war, eine sehr beleibte Frau hatte, deren geschlechtliche Bedürfnisse er nicht zu befriedigen vermochte, so daß sie bald ihren Freundinnen gegenüber sich zu beklagen begann. Diese Frau besaß ein beträchtliches Vermögen, während Abbas sehr arm war; und wenn er irgend etwas brauchte, so ließ sie ihm ganz gewiß nicht zukommen, was er wünschte.

Eines Tages ging er zu einem weisen Manne und trug diesem seinen Fall vor.

Der Weise sagte zu ihm: »Wenn du einen schönen Schwanz hättest, so könntest du über ihr Vermögen verfügen. Weißt du nicht, daß die Religion der Frau in ihrer Ritze liegt? Aber ich will dir ein Heilmittel verschreiben, das deinen Verlegenheiten ein Ende machen wird.«

Abbas ließ unverzüglich genau nach dem Rezept des weisen Mannes das Heilmittel anfertigen, und nachdem er es angewandt hatte, wurde sein Glied lang und dick. Als seine Frau es in diesem Zustande sah, war sie überrascht; aber es kam noch besser: er ließ sie ganz andere Liebesfreuden kosten, als sie bisher gewohnt gewesen war. Er begann sie nämlich mit seinem Werkzeug so wacker zu bearbeiten, daß sie während des Coitus abgerissene Worte stammelte, seufzte, schluchzte und lautheraus schrie.

[71] Sobald die Frau an ihrem Manne so hervorragend tüchtige Eigenschaften fand, gab sie ihm ihr Vermögen und stellte ihre Person und alles, was sie hatte, zu seiner Verfügung.

4. Kapitel. Unwürdige Frauen

Viertes Kapitel
Unwürdige Frauen

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, es gibt Weiber von verschiedenartigen natürlichen Anlagen: einige sind jedes Ruhms würdig, andere dagegen verdienen nur Verachtung.


Die Verachtung der Männer verdient ein Weib, das häßlich und schwatzhaft ist: ihr Haar ist wollig, die Stirn springt vor, ihre Augen sind klein und triefen, ihre Nase ist ungeheuer groß, die Lippen sind bleigrau, der Mund groß, die Wangen runzelig, und in ihren Zähnen zeigt sie Lücken; ihre Backenknochen glänzen kupferrot, und auf ihrem Kinn läßt sie sich lange Borsten stehen. Ihr Kopf sitzt auf einem mageren Hals mit stark entwickelten Sehnen; ihre Schultern sind zusammengezogen, ihre Brust schmal mit schlaffen hängenden Zitzen; ihr Bauch ist wie ein Steinhaufen; ihre Flanken sind wie Bogengänge; an ihrem Rückgrat kann man die Wirbel zählen; auf ihrem Hintern sitzt kein Fleisch; ihr Loch ist groß und kalt und haucht einen Verwesungsduft aus: es ist haarlos, von blasser Farbe und feucht, und eine lange, harte, schmierige Clitoris ragt aus ihm hervor.

[72] Schließlich hat solch ein Weib plumpe Knie und Füße, große Hände und ausgemergelte Beine.

Ein Weib, das solche Makel aufzuweisen hat, kann den Männern im allgemeinen keine Freude machen und am allerwenigsten dem Manne, der ihr Gatte ist oder ihre Liebesgunst genießt. Der Mann, der einem solchen Weibe mit steifem Gliede sich naht, wird plötzlich sein Glied weich und schlaff finden, wie wenn er sich nur einem Lasttier gegenüber befände. Möge Gott uns vor einem Weibe dieser Art bewahren!

Verächtlich ist auch das Weib, das beständig lacht; denn wie ein Schriftsteller sagt: »Wenn du eine Frau siehst, die fortwährend lacht, die am Spiel und Scherz ihre Freude hat, immerfort zu ihren Nachbarinnen läuft, sich in Dinge mischt, die sie nichts angehen, ihren Gatten beständig mit Klagen quält, die sich mit anderen Weibern gegen ihn verbündet, die die große Dame spielt, die von jedermann Geschenke annimmt – so wisse, dieses Weib ist eine schamlose Hure.«

Verächtlich ist auch eine Frau von kalter abstoßender Natur, desgleichen eine Schwätzerin; ferner eine Frau, die leichtfertig in ihren Beziehungen zu Männern ist – eine Streitsüchtige – eine Freundin von Klatsch – eine Redselige, die ihres Gatten Geheimnisse nicht zu bewahren vermag – eine Boshafte. Die Frau von boshafter Natur spricht nur, um Lügen zu sagen. Wenn sie ein Versprechen gibt, tut sie es nur, um es zu brechen, und wenn jemand sich auf sie verläßt, betrügt sie ihn; sie ist unzüchtig, diebisch, zänkisch, grob und heftig; guten Rat kann sie nicht geben; stets ist sie mit den Angelegenheiten anderer Leute beschäftigt, aber nur mit solchen, die Verdruß bringen; stets ist sie auf der Suche nach ärgerlichem[73] Klatsch; sie liebt die Ruhe, aber nicht die Arbeit; sie braucht Worte, die man keinem Moslem sagt, und braucht sie sogar ihrem Manne gegenüber; stets hat sie Schimpfwörter auf ihrer Zungenspitze; sie strömt einen Übeln Geruch aus, der einen krank macht und einem sogar noch anhaftet, nachdem man von ihr gegangen ist.

Und nicht weniger verächtlich ist eine Frau, die ins Blaue hinein redet; die eine Heuchlerin ist und keine gute Tat vollbringt; die nicht auf ihres Gatten Bitte hören will, wenn er sie ersucht, mit ihm die eheliche Pflicht zu erfüllen; die ihrem Mann nicht in seinen Geschäften beisteht; die ihn mit unablässigen Klagen und Tränen plagt.

Eine Frau dieser Art teilt nicht die Betrübnis ihres Gatten, wenn sie ihn in Zorn oder Sorge sieht; im Gegenteil, sie lacht und scherzt nur um so lustiger und versucht nicht, seine trübe Stimmung durch ihre Liebkosungen zu verscheuchen. Sie ist gegen andere Männer verschwenderischer mit ihrer Person als gegen ihren Gemahl; nicht um seinetwillen schmückt sie sich und nicht, um ihm Freude zu machen, bemüht sie sich hübsch auszusehen. Weit davon entfernt: in seiner Gegenwart ist sie sehr unsauber und macht sich nichts daraus, ihn Dinge und Angewohnheiten sehen zu lassen, die ihm ekelhaft sein müssen. Endlich braucht sie zu ihrer Toilette kein Antimon und reinigt ihre Zähne nicht mit Walnußrinde.

Kein Glück kann ein Mann von solchem Weibe erhoffen. Gott bewahre uns vor so einer!

5. Kapitel. Der Zeugungsakt

[74] Fünftes Kapitel
Der Zeugungsakt

Wisse, o Wesir – möge Gott dich beschützen! –, wenn du den Beischlaf zu vollziehen wünschest und dich zum Weibe begibst, so sollte dein Magen nicht mit Essen und Trinken überladen sein; nur unter dieser Bedingung wird dir der Coitus gesund sein und guttun.

Wenn dein Magen voll ist, kann das für euch beide nur üble Folgen haben; du wirst bedrohliche Anzeichen von Schlagfluß und Gicht bemerken, und die geringste Unannehmlichkeit, die eine solche Unvorsichtigkeit zur Folge haben kann, wird sein, daß du nicht dein Wasser lassen kannst und daß die Sehschärfe deiner Augen abnimmt!

Darum halte deinem Magen übermäßige Zufuhr von Speisen und Getränken fern, und du brauchst keine Krankheit zu befürchten.

Bevor du mit deiner Frau den Coitus vollziehst, rege sie durch Liebesspiele auf, so daß die Vereinigung der Geschlechtsteile zu eurer beiderseitigen Zufriedenheit den Schluß bildet.

Darum wird es gut sein, wenn du mit ihr spielst, bevor du dein Glied hineinsteckst und den Beischlaf vollziehst. Du mußt sie aufgeregt machen, indem du sie auf die Wangen küssest, an ihren Lippen saugst und an ihren Brüsten knabberst. Du mußt tausend Küsse auf ihren Nabel und auf ihre Schenkel drücken. Kitzle die Teile, die sich weiter unten befinden, beiße sie in die Arme und vernachlässige keinen Teil ihres Körpers; schmiege dich eng an ihre Brust und zeige ihr deine Liebe und Unterwürfigkeit. [75] Verschlinge deine Beine mit den ihrigen und presse sie in deine Arme; denn so hat ja der Dichter gesagt:


Unter ihrem Nacken diente
Meine rechte Hand als Kissen
Aber meine linke Hand
Trug sie sanft als wie ein Bett.

Bist du dicht an ein Weib geschmiegt, hörst du sie, nach Begattung lechzend, tiefe Seufzer ausstoßen – dann laß dein und ihr Begehren zu einem verschmelzen und laß eure Wollust den Höhepunkt erreichen; denn dieses wird der günstigste Augenblick für das Liebesspiel sein. Der Genuß, den dann das Weib empfindet, wird aufs höchste gesteigert sein; du selbst wirst sie um so inniger lieben, und sie wird in ihrer Zärtlichkeit für dich verharren; denn es ist gesagt worden:

»Wenn du ein Weib tief Atem holen siehst, wenn ihre Lippen rot werden und ihre Augen in feuchtem Glanz schwimmen, wenn ihr Mund halb sich öffnet und ihre Bewegungen nachlässig werden, wenn sie aussieht, als möchte sie schlafen gehen, mit wankenden Schritten und gähnendem Munde – so wisse: dies ist der rechte Augenblick für den Coitus, und wenn du dann auf der Stelle in sie hineinfährst, so wirst du ihr einen wundervollen Genuß bereiten. Da wirst du finden, daß der Mund ihrer Gebärmutter dein Ding umschließt – und dies ist ohne Zweifel für euch beide die Krönung der Liebeswonne, denn hierdurch vor allen Dingen wird Zärtlichkeit und Liebe hervorgerufen.«

[76] Wohlbekannt sind die folgenden Lehren, die von einem gründlichen Kenner in Liebesangelegenheiten herrühren:

»Das Weib gleicht einer Frucht, die ihre Süße dir nicht hergeben wird, bevor du sie nicht zwischen deinen Händen reibst. Nimm zum Beispiel das Basilienkraut; wenn du es nicht zwischen deinen Fingern warm reibst, wird es nicht eine Spur von Duft verbreiten. Du weißt doch, daß der Bernstein in seinen Poren verborgen sein Aroma bewahrt, wenn du ihn nicht anfassest und wärmst. So ist es auch mit dem Weibe. Wenn du sie nicht mit deinen Liebesspielen, mit Küssen, Beißen und Streicheln belebst, wirst du von ihr nicht erlangen, was du wünschest; du wirst keine Wonne spüren, wenn du ihr Lager teilst, du wirst in ihrem Herzen keine Neigung, keine Zärtlichkeit, keine Liebe zu dir erwecken; alle ihre wonnigen Eigenschaften werden verborgen bleiben.«


Man erzählt, ein Mann habe ein Weib gefragt, welche Mittel wohl am besten geeignet sein möchten, in bezug auf die Freuden des Beischlafes im weiblichen Herzen Neigung zu erwecken, und habe folgende Antwort erhalten:

»Wisse, o Frager: die Lust am Coitus wird genährt durch die Spiele und Berührungen, die ihm vorangehen, und dann durch die innige Verschlingung im Augenblick des Samenergusses! Glaube mir, das Küssen, das zarte Beißen, das Saugen an den Lippen, die innige Umarmung, die Besuche der Lippen bei den Knospen der Brüste, das Einschlürfen des frischen Speichels: dies alles ist es, was die Neigung dauerhaft macht. Wenn die beiden Liebenden so verfahren, findet bei ihnen der Höhepunkt gleichzeitig [77] statt, und Mann und Weib empfinden die Wonne im gleichen Augenblick. Dann fühlt der Mann, wie die Gebärmutter sein Glied packt, und dies verschafft beiden den köstlichen Genuß. Auf diese Weise wird Liebe geboren; wenn es aber nicht so gemacht wird, hat die Frau nicht ihren vollen Anteil am Genuß empfangen, und es fehlen ihr die Entzückungen der Gebärmutter. Denn wisse: die Frau wird ihre Begierde nicht befriedigt fühlen und wird ihren Reiter nicht lieben, wenn er nicht imstande ist, bis zu ihrer Gebärmutter vorzudringen; wenn aber die Gebärmutter mit einbezogen wird, dann wird das Weib die heißeste Liebe zu ihrem Ritter empfinden, selbst wenn er sonst von unansehnlichem Äußeren sein sollte. Darum kannst du nichts Besseres tun, als gleichzeitigen Genuß bei beiden herbeizuführen: hierin liegt das Geheimnis der Liebe.«


Einer der Weisen, die sich mit diesem Gegenstand beschäftigen, hat uns berichtet, was ein Weib ihm anvertraut hatte:

»Wisset, alle ihr Männer, die ihr vom Weibe Liebe und Zärtlichkeit gewinnen wollt, die ihr wünschet, daß dieses Gefühl in ihrem Herzen von Dauer sei: scherzet mit ihr, ehe ihr zum eigentlichen Coitus übergeht; bereitet sie auf diesen Genuß vor und versäumet nichts, um diesen Zweck zu erreichen. Bemüht euch mit der größten Ausdauer, sie kennenzulernen; beschäftigt euch ausschließlich mit ihr, und laßt mit nichts anderem eure Gedanken sich abgeben. Laßt den günstigen Augenblick der Wonne nicht vorübergehen: dieser Augenblick aber ist da, wenn die Augen der Frau feucht werden und halb sich schließen. Dann gehet ans Werk, aber wohlgemerkt: [78] nicht eher, als bis eure Küsse und Liebesspiele ihre Wirkung getan haben.

Nachdem ihr sie genügend aufgeregt habt, stoßt euer Glied in sie hinein; dann braucht ihr euch nur in der richtigen Weise zu bewegen, und sie wird einen Genuß empfinden, der alle ihre Wünsche befriedigen muß.

Liegt an ihre Brust gepreßt, überflutet ihre Wangen mit Küssen und zieht euer Glied nicht aus ihrer Scheide heraus. Stoßt, bis ihr den Muttermund trefft! Dies ist der höchste Lohn, der eure Mühe krönen kann.

Habt ihr mit Gottes Hilfe den Muttermund erreicht, so hütet euch ja, euer Glied herauszuziehen, sondern laßt es drinnen bleiben und unendliche Wonnen einschlürfen! Hört, wie tief sie seufzt, wie schwer sie atmet: Dies ist ein Beweis, wie innig sie die Seligkeit empfindet, die ihr ihr bereitet.

Wenn dann euer Liebeskampf zu Ende ist und eure Verzückungen sich gelegt haben, dann dürft ihr nicht sofort aufstehen, sondern müßt langsam und vorsichtig das Glied herausziehen. Bleibt dicht an die Geliebte geschmiegt und liegt so, daß ihr die rechte Seite des Bettes einnehmt, das eures Glückes Zeuge war. Ihr werdet Vergnügen daran haben und gleicht dann doch nicht einem Kerl, der ohne jedes Feingefühl wie ein Maultier auf das Weib hinaufklettert und, sobald er fertig geworden ist, schleunigst sein Glied hinauszieht und davongeht. Hütet euch vor solchem Benehmen, denn damit raubt ihr dem Weibe allen Genuß.«


Wer dem Liebesgenuß mit Leib und Seele ergeben ist, der wird gewißlich alle meine Ratschläge beachten; denn wenn er dies tut, wird er der Geliebten die höchste [79] Wonne bereiten, und meine Lehren enthalten alles Wesentliche, was ihm zu wissen nötig ist.

Gott hat alles aufs beste gemacht!

6. Kapitel. Umstände, die dem Zeugungsakt förderlich sind

Sechstes Kapitel
Umstände, die dem Zeugungsakt förderlich sind

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, willst du dir einen angenehmen Coitus verschaffen, der den beiden Teilnehmern am Liebeskampf gleiche Wonne bereitet und beide befriedigt, so mußt du vor allen Dingen mit dem Weibe kosen, mußt sie durch Küsse aufregen, mußt an ihren Lippen beißen und saugen, mußt ihren Hals und ihre Wangen liebkosen. Laß sie im Bett alle möglichen Stellungen einnehmen, laß sie bald auf dem Hucken, bald auf dem Bauch liegen, bis du an ihren Augen siehst, daß der Augenblick des Genusses nahe ist, wie ich im vorigen Abschnitt erörtert habe, worin ich es an Bemerkungen über diesen Gegenstand gewiß nicht habe fehlen lassen.

Wenn du dann bemerkst, daß die Lippen deiner Geliebten zu zittern beginnen und rot werden, daß ihr Atem schneller geht – so wisse, jetzt ist sie liebesbrünstig. Dann lege dich zwischen ihre Schenkel, so daß dein Glied in ihre Scheide eindringen kann. Hast du meinen Rat befolgt, so werdet ihr beide einen wonnigen Coitus haben, der euch die größte Befriedigung gewähren und eine köstliche Erinnerung hinterlassen wird.


[80] Ein Schriftsteller hat gesagt:

»Wenn du dich mit einer Frau im Beischlaf vereinigen willst, so lege sie auf den Rücken und schmiege dich an ihren Busen, deine Lippen auf die ihrigen gepreßt. Dann drücke sie an dich, sauge ihren Atem ein, beiße sie. Küsse ihre Brüste, ihren Leib, ihre Flanken; schließe sie eng in deine Arme, so daß sie vor Wonne in Ohnmacht fällt. Wenn du sie in diesem Zustand siehst, stoße dein Glied in ihren Leib. Hast du nach meinen Worten gehandelt, so wird der Augenblick der Wonne euch beiden gleichzeitig sich nahen. Dies macht den Liebesgenuß so süß für das Weib. Wenn du aber meinen Rat unbeachtet läßt, wird das Weib nicht befriedigt sein, und du wirst ihr keinen Genuß verschafft haben.«

Wenn du mit dem Coitus fertig bist, so stehe nicht sofort auf, sondern lege dich leise an ihrer rechten Seite nieder, und wenn sie empfangen hat, wird ihr Schoß ein Kind männlichen Geschlechtes tragen – sofern es des allmächtigen Gottes Wille ist.

Weise und Gelehrte – möge Gott ihnen allen seine Barmherzigkeit zuwenden! – haben gesagt:

»Wenn jemand seine Hand auf die Scham eines schwangeren Weibes legt und folgende Worte spricht: ›Im Namen Gottes! Möge er Heil und Gnade seinem Propheten gewähren – Heil sei ihm und Gnade! –, o mein Gott! Ich bete zu dir im Namen des Propheten: laß einen Knaben aus dieser Empfängnis entsprießen!‹ – so wird nach Gottes Willen und auf die Fürbitte unseres Herrn Mohammed – möge Gottes Gruß und Gnade bei ihm sein – die Frau einen Knaben gebären.«

Unmittelbar nach dem Beischlaf trinke kein Regenwasser; denn dieses Getränk schwächt die Nieren.

[81] Wenn du den Beischlaf wiederholen willst, so parfümiere dich mit süßen Wohlgerüchen; dann umschlinge das Weib, und du wirst zu einem glücklichen Ende gelangen.

Laß nicht das Weib rittlings auf dir die Begattung vollziehen; denn in dieser Stellung könnten einige Tropfen ihrer Samenflüssigkeit in deine Harnröhre eindringen und eine hitzige Entzündung verursachen.

Unmittelbar nach dem Coitus sollst du keine schwere Arbeit tun; dies könnte von übler Wirkung auf deine Gesundheit sein. Ruhe dich vielmehr eine Zeitlang aus.

Wasche deine Rute nicht unmittelbar nachdem du sie aus der Scheide des Weibes herausgezogen hast, sondern warte, bis deine Erregung sich ein wenig gelegt hat; dann aber wasche dein Glied und dessen Öffnung recht sorgfältig.

Verschiedene Stellungen beim Coitus

Zahlreich und mannigfaltig sind die Arten, den Beischlaf mit einem Weibe zu vollziehen. Und jetzt ist es an der Zeit, dir die verschiedenen Stellungen zu beschreiben, die man gewöhnlich anwendet. Gott der Erhabene hat gesagt:

»Die Weiber sind ein Acker. Geh auf deinen Acker, wie es dir gefällt.« Je nach deinem Gefallen kannst du die Stellung auswählen, die dir angenehm ist – vorausgesetzt natürlich, daß der Coitus an der dafür bestimmten Stelle vollzogen wird: das heißt in der Scheide.


[82] Erste Stellung


Laß das Weib mit angezogenen gespreizten Schenkeln auf dem Rücken liegen. Dann lege dich zwischen ihre Beine und stecke dein Glied in ihr Loch. Wenn du dann deine Zehen gegen den Boden stemmst (bei allen diesen Beschreibungen der verschiedenen Stellungen ist zu berücksichtigen, daß der Coitus auf einem arabischen Bett vollzogen wird, das im allgemeinen nur aus mehreren Teppichen besteht, die übereinander auf den Fußboden gelegt sind), kannst du sie auf bequeme und angemessene Weise stochern. Dies ist eine gute Stellung für einen Mann mit langem Gliede.


Zweite Stellung


Wenn du ein kurzes Glied hast, so lege das Weib auf den Rücken und hebe ihre Beine in die Luft, so daß ihr rechtes Bein dicht neben ihrem rechten Ohr und ihr linkes Bein dicht neben ihrem linken Ohr liegt; dadurch werden ihre Hinterbacken emporgehoben und ihre Scham wird nach vorne gedrängt. Dann stecke dein Glied hinein.


Dritte Stellung


Laß das Weib sich der Länge nach ausstrecken und lege dich zwischen ihre Schenkel; dann lege ihr eines Bein auf deine Schulter, nimm das andere unter deinen Arm in der Nähe der Achselhöhle und fahre in sie hinein.


Vierte Stellung


Laß sie sich hinlegen und nimm ihre Beine über deine Schultern; in dieser Stellung wird dein Glied sich genau ihrem Loch gegenüber befinden. Dann stecke dein Glied hinein.


[83] Fünfte Stellung


Laß das Weib sich auf die Seite legen und lege dich, zwischen ihren Schenkeln, ebenfalls auf die Seite; dann stecke dein Glied in ihre Scheide. Aber dieser Coitus von der Seite kann leicht rheumatische Schmerzen und Hüftweh verursachen.


Sechste Stellung


Laß sie sich auf Knie und Ellbogen niederlassen, wie wenn sie zum Gebete kniete. In dieser Stellung ist ihre Scham nach hinten gedrängt; du greifst sie daher von hinten an und steckst dein Glied in sie hinein.


Siebente Stellung


Lege sie auf die Seite und setze dich in Hockstellung zwischen ihre Schenkel, so daß ihr eines Bein auf deiner Schulter liegt und das andere sich zwischen deinen Beinen befindet; dabei muß sie aber auf der Seite liegen bleiben. Hierauf führe dein Glied in ihre Scheide ein und ziehe sie mit deinen Händen, mit denen du sie umarmt hältst, an deine Brust.


Achte Stellung


Das Weib strecke sich mit gespreizten Beinen auf den Rücken aus, so daß ihre Waden sich unter den Schenkeln befinden, dann knie vor ihr hin, wie ein Reiter im Sattel sitzt, und stecke dein Glied in ihre Scheide.


Neunte Stellung


Stelle dein Weib so, daß sie sich mit ihrer Stirn oder, wenn du dies vorziehst, mit ihrem Nacken auf eine mäßige Erhöhung stützt, während ihre Füße gegen den Boden [84] gestemmt sind. So bietet sie ihre Spalte bequem zur Einführung des Gliedes dar.


Zehnte Stellung


Laß das Weib sich nahe an einen niedrigen Diwan legen, so daß sie sich mit ihren Händen an dessen Rückseite festhalten kann; dann packe sie von unten, hebe ihre Beine bis zu der Höhe deines Nabels empor und lasse sie deine beiden Flanken umklammern; in dieser Stellung pflanze deine Rute in ihrem Leib, indem du dich mit den Händen ebenfalls an der Rückseite des Diwans festhältst. Wenn du anfängst dich zu bewegen, müssen deine Stöße sich nach den ihrigen richten.


Elfte Stellung


Laß sie sich, mit einem Kissen unter dem Gesäß, auf dem Fußboden ausstrecken; lege dich zwischen ihre Beine und laß sie die Sohle ihres rechten Fußes gegen die Sohle ihres linken Fußes legen. Hierauf stecke dein Glied hinein.


Außer den soeben aufgezählten Stellungen sind unter den Völkerschaften Indiens noch andere im Schwange. Es wird dir nützlich sein zu erfahren, daß die Bewohner dieser Länder viele verschiedene Arten erdacht haben, wie sich Mann und Weib miteinander ergötzen können; sie haben es durch zielbewußtes Nachdenken in der Kenntnis der verschiedenen Arten des Coitus viel weiter gebracht als wir. Unter diesen Arten sind folgende bemerkenswert:


  • [85] 1. Das Stöpseln
  • 2. Der Frosch
  • 3. Im Knien
  • 4. Die Beine in der Luft
  • 5. Im Hocken
  • 6. Die Archimedes-Schraube
  • 7. Lanzenstechen
  • 8. Im Hängen
  • 9. Der Purzelbaum
  • 10. Der Straußenschwanz
  • 11. Strumpfanziehen
  • 12. Gegenseitiges Betrachten des Gesäßes
  • 13. Der Regenbogen
  • 14. Der Webstuhl
  • 15. Im Sitzen
  • 16. Von hinten
  • 17. Bauch an Bauch im Stehen
  • 18. Die Widderart
  • 19. Der Kamelshöcker
  • 20. Den Pflock eintreiben
  • 21. Verschmelzung der Liebenden
  • 22. Vergewaltigung
  • 23. Die Schafsart
  • 24. Verkehrte Reiterei
  • 25. Ritt auf dem Gliede
  • 26. Die Schaukel
  • 27. Der Eingekapselte
  • 28. Schmiedearbeit
  • 29. Sanfte Verführung

[86] 1. Das Stöpseln


Laß das Weib sich auf den Rücken legen, schiebe ihr ein Kissen unter das Gesäß; dann lege dich zwischen ihre Beine, so daß deine Fußspitzen den Boden berühren; drücke ihre Schenkel so nahe wie möglich an ihre Brust heran; umfasse mit deinen Händen ihre Arme oder halte dich an ihren Schultern fest. Dann stecke dein Glied hinein und ziehe im Augenblick des Samenergusses das Weib an dich. – Diese Stellung ist beschwerlich für das Weib, denn durch das Aufwärtsbiegen ihrer Beine und die erhöhte Lage ihres Gesäßes auf dem Kissen verengen! sich die Wände ihrer Scheide, und die Gebärmutter wird nach vorne gedrängt: das eindringende Glied findet daher nur einen sehr engen Raum und vermag sich kaum zu bewegen; außerdem stößt es sofort gegen den Muttermund an. Diese Stellung sollte daher der Mann nicht wählen, es sei denn, daß er ein kurzes oder schlaffes Glied hat.


2. Der Frosch


Lege das Weib auf den Rücken, und zwar so, daß ihre Fersen in der Nähe des Gesäßes ihre Schenkel berühren; dann setze dich hin und verschränke deine Hände unter deinen Kniekehlen; auf diese Weise befindet sich dein Glied ihrer Scham gegenüber, in die du es nunmehr hineinsteckst. Hierauf richte deine Geliebte auf, so daß ihre Knie sich unter den Achselhöhlen befinden; halte dich an ihren Oberarmen fest und ziehe sie im Augenblick des Höhepunktes an dich.


3. Im Knien


Lege das Weib auf den Rücken und knie zwischen ihren gespreizten Schenkeln, indem du dich mit den Zehen gegen [87] den Fußbogen anstemmst; hebe ihre Knie bis zur Höhe deiner Rippen empor, so daß sie ihre Beine über deinem Rücken kreuzen kann; hierauf lege ihre Arme um deinen Hals.


4. Die Beine in der Luft


Das Weib liegt auf dem Rücken; du drückst ihre Schenkel aneinander und hebst ihre Beine empor, bis ihre Fußsohlen nach der Zimmerdecke zeigen; dann umklammerst du sie mit deinen Schenkeln und steckst dein Glied hinein; während deine Hände fortwährend ihre Füße hochhalten.


5. Im Hocken


Das Weib liegt auf der Seite; du läßt sie das eine Bein, worauf sie ruht, lang ausstrecken und hockst dich mit untergeschlagenen Beinen zwischen ihre Schenkel; hierauf hebst du ihr oberes Bein empor, so daß es auf deinem Rücken ruht, und steckst dein Glied hinein. Während des Aktes hältst du dich an ihren Schultern oder auch, ganz nach deinem Belieben, an ihren Armen fest.


6. Die Archimedes-Schraube


Der Mann liegt auf dem Rücken, das Weib sitzt auf seinem Gliede; ihr Gesicht ist dem seinigen zugewandt. Mit den Händen stützt sie sich auf das Bett, weil ihr Leib den Leib des Mannes nicht berühren darf. In dieser Stellung bewegt sie sich auf und ab, und wenn der Mann gewandt genug ist, hilft er ihr durch Stöße von unten her. Wenn sie ihn in dieser Stellung zu küssen wünscht, braucht sie nur für ihre Hände einen Stützpunkt weiter nach vorne zu wählen.


[88] 7. Lanzenstechen


Du hängst das Weib an der Zimmerdecke auf, indem du an ihren Händen und Füßen je einen Strick befestigst; die Mitte ihres Leibes ruht auf einem breiten Bande, damit ihr der Rücken nicht weh tue. Sie muß eine solche Stellung einnehmen, daß ihre Scheide sich genau deinem Gliede gegenüber befindet, wenn du aufrecht vor ihr stehst. Du versetzt nunmehr den Apparat in eine schwingende Bewegung, indem du ihn leise von dir stößt und dann wieder an dich ziehst: infolgedessen wird deine Waffe abwechselnd in ihre Scheide hinein- und wieder herausfahren; natürlich mußt du aufpassen, daß du jedesmal wieder die Öffnung triffst. Hiermit fährst du fort, bis der Samenerguß eintritt.


8. Im Hängen


Der Mann bindet dem Weibe Hände und Füße in der Nähe ihres Nackens zusammen, so daß ihre Scham wie eine gewölbte Kuppel hervortritt. Dann zieht er sie mittels einer an der Zimmerdecke befestigten Rolle in die Höhe. Hierauf streckt er sich unter ihr auf dem Boden aus; in der Hand hält er das andere Ende des Strickes, so daß er sie auf sein Glied herniederlassen und dieses in ihre Scheide eindringen kann. Er zieht sie nun abwechselnd auf und nieder, bis sein Same sich ergießt.


9. Der Purzelbaum


Das Weib muß ein Paar Hosen anhaben, die sie auf ihre Fersen heruntersinken läßt; hierauf beugt sie sich nieder, so daß ihr Kopf sich zwischen den Füßen und ihr Nacken sich in den Hosen befindet. In demselben Augenblick packt der Mann sie an den Beinen und gibt ihr einen Stoß, [89] so daß sie einen Purzelbaum schlägt und auf den Rücken zu liegen kommt; dann setzt er mit gebeugten Knien sein Glied an ihr Loch an und läßt es zwischen ihren Schenkeln hindurch eindringen.

Es soll Weiber geben, die, auf dem Rücken liegend, ohne Hilfe der Hände die Füße unter den Kopf bringen können und sich daher auch der Hose nicht zu bedienen brauchen.


10. Der Straußenschwanz


Das Weib liegt im Bett langausgestreckt auf dem Rücken. Der Mann kniet vor ihr und hebt ihre Beine in die Höhe, bis nur noch ihr Kopf und ihre Schultern auf dem Bett ruhen; nachdem er hierauf sein Glied in ihre Scheide eingeführt hat, packt er mit den Händen ihre Hinterbacken und schüttelt sie, während sie mit den Beinen seinen Hals umschlingt.


11. Strumpfanziehen


Das Weib liegt auf dem Rücken, der Mann setzt sich zwischen ihre Beine und schiebt sein Glied zwischen ihre Schamlippen, die er mit Daumen und Zeigefinger erfaßt und über die Eichel zieht; hierauf bewegt er sich schnell hin und her und fährt mit dieser Bewegung fort, bis von dem aus seiner Rute abgesonderten Saft ihre Scheide feucht geworden ist. Wenn das Weib durch das abwechselnde Vorstoßen und Zurückziehen des Gliedes entflammt ist, stößt der Mann seine Waffe bis ans Heft hinein.


[90] 12. Gegenseitiges Betrachten des Gesäßes


Der Mann liegt auf dem Rücken ausgestreckt, das Weib sitzt auf seinem Gliede, indem sie seinem Gesicht den Rücken zuwendet; er umschlingt mit seinen Beinen ihre Hüften, während sie ihre Hände auf das Bett aufstützt, um einen Halt für ihre Bewegungen zu gewinnen. Indem sie dann ihren Kopf herniederbeugt, sind ihre Augen den Hinterbacken des Mannes zugewandt.


13. Der Regenbogen


Das Weib liegt auf der Seite; der Mann liegt hinter ihrem Rücken ebenfalls auf der Seite, schiebt sich zwischen ihre Beine und steckt sein Glied hinein, indem er sich mit den Händen am oberen Teil ihres Rückens festhält. Nunmehr packt das Weib seine Füße, die sie zwischen ihren Beinen hindurch so nahe wie möglich an sich heranzieht; so bildet sie zusammen mit den Beinen des Mannes einen Regenbogen, dessen eine Hälfte ihr Oberkörper darstellt.


14. Der Webstuhl


Der Mann setzt sich hin, legt seine Fußsohlen gegeneinander, spreizt die Schenkel so, daß sie das Bett berühren, und zieht die Füße näher an sein Glied heran; das Weib setzt sich auf seine Füße, die er eng geschlossen halten muß. In dieser Stellung sind die beiden Schenkel des Weibes gegen die Flanken des Mannes gepreßt; ihre Arme legt sie um seinen Hals. Der Mann ergreift hierauf das Weib bei den Fußknöcheln, zieht seine Füße näher an sich heran und bringt dadurch zugleich das auf ihnen sitzende Weib in den Bereich seines Gliedes, das nunmehr in ihre Scheide eindringt. Durch die Bewegung seiner [91] Füße schiebt er sie zurück und zieht sie wieder an sich, ohne jemals das Glied gänzlich aus der Scheide herauszuziehen. Das Weib macht sich so leicht wie möglich und hilft ihm nach besten Kräften bei dieser Hinundherbewegung; ihre Mitwirkung ist unerläßlich. Nur wenn der Mann befürchtet, daß sein Glied herausrutschen könnte, packt er sie um den Leib, und sie empfängt dann keine anderen Stöße mehr als die ihr durch die Bewegung seiner Füße mitgeteilten.


15. Im Sitzen


Der Mann setzt sich mit ausgestreckten Beinen auf das Bett, das Weib setzt sich quer über seine Schenkel und kreuzt ihre Beine auf seinem Rücken; ihre Scheide befindet sich also seinem Gliede gegenüber, das sie mit ihrer Hand hineinführt. Nun schlingt sie ihre Arme um seinen Hals, und er umfaßt ihren Leib und hilft ihr, sich auf seinem Penis auf und ab zu bewegen.


16. Von hinten


Das Weib legt sich auf den Bauch und gibt mit Hilfe eines Kissens ihrem Hintern eine erhöhte Lage; der Mann kommt von hinten, streckt sich auf ihren Rücken aus und führt sein Werkzeug ein, während sie ihre Arme durch seine Ellbogen steckt. Dies ist die leichteste von allen Arten.


17. Bauch an Bauch im Stehen


Der Mann und das Weib stehen aufrecht einander gegenüber; sie spreizt ihre Schenkel, der Mann stellt seine Füße zwischen die der Frau, die ebenfalls ein wenig vortritt. In dieser Stellung muß der Mann den einen Fuß ein wenig [92] vorsetzen. Beide umschlingen mit ihren Armen die Hüften ihres Gegenübers, und der Mann steckt sein Glied hinein.


18. Die Widder-Art


Das Weib liegt auf den Knien und stützt sich mit den Vorderarmen auf den Boden; der Mann kommt von hinten, kniet nieder und läßt sein Glied in ihre Scheide eindringen, die sie möglichst weit nach hinten drückt; er wird gut tun, sich mit den Händen an ihren Schultern festzuhalten.


19. Der Kamelshöcker


Das Weib steht auf den Füßen, stützt sich mit den Händen auf den Boden und streckt ihr Hinterteil in die Luft; der Mann macht es ihr im Stehen von hinten, indem er sich an ihren Oberschenkeln festhält. Wenn in dieser Stellung der Mann sein Glied hineinsteckt und sofort wieder herauszieht, das Weib aber, ohne sich zu rühren, stehen bleibt, so wird von ihrer Scheide ein Ton ausgehen, der dem Blöken eines Kalbes gleicht. Diese Art des Coitus kann man sich nicht leicht verschaffen; denn ein Weib, das die erwähnte Begleiterscheinung kennt, gibt sich nicht mehr dazu her.


20. Den Pflock eintreiben


Das Weib umschlingt mit ihren Beinen den Leib und mit ihren Armen den Hals des vor ihr stehenden Mannes, indem sie sich gegen die Wand stützt. Während sie so an ihm hängt, treibt der Mann seinen Pflock in ihr Loch.


[93] 21. Verschmelzung der Liebenden


Während das Weib auf der rechten Seite liegt, streckst du dich auf die linke aus; dein linkes Bein bleibt ausgestreckt, dein rechtes hebst du empor, bis es ihre Weiche bedeckt; hierauf legst du ihr linkes Bein über deine Seite hinüber. In dieser Stellung dient dein rechtes Bein dem Weibe als Rückenstütze. Nachdem du dein Glied hineingesteckt hast, bewegst du dich nach Belieben, und sie beantwortet deine Stöße ebenfalls nach ihrem Belieben.


22. Vergewaltigung


Der Mann nähert sich dem Weibe von hinten, so daß er sie überrascht; er fährt mit seinen Händen unter ihren Achselhöhlen durch, packt ihre Hände und zieht sie bis zu ihrer Kehle empor, wodurch jeder Widerstand von ihrer Seite gelähmt wird. Er kann seine Finger mit den ihrigen verschränken, ihre Hände bis hinter den Nacken ziehen und den Kopf hinabdrücken. Hat sie keine Hosen an, so versucht er ihr Kleid mit einem Knie bis zur Mitte des Leibes emporzuheben, wobei er mit seinem anderen Bein eins von ihren Beinen festhält, so daß sie seiner Waffe nicht ausweichen und dem Eindringen derselben keinen Widerstand entgegensetzen kann. Hat sie aber Hosen an und ist sie kräftig, so wird der Mann genötigt sein, ihre beiden Hände mit seiner einen Hand festzuhalten, während er mit der anderen ihre Hose losmacht.

Diese Art wird sich als praktisch erweisen, wenn jemand ein Weib zu besitzen wünscht, an die er nur mit Gewalt und gegen ihren Willen herankommen kann.


[94] 23. Die Schafsart


Das Weib läßt sich auf Hände und Knie nieder; der Mann steht hinter ihr und hebt ihre Schenkel so weit empor, bis ihre Scheide in gleicher Höhe mit seinem Gliede ist, das er nun hineinsteckt. In dieser Stellung muß sie den Kopf zwischen ihre Arme stecken, wodurch sie dem Schaf gleicht, das die Liebkosungen des Widders empfängt.


24. Verkehrte Reiterei


Der Mann liegt auf dem Rücken, das Weib legt sich zwischen seinen gespreizten Schenkeln auf ihn, so daß sie ihre Zehen gegen den Fußboden stemmt; dann hebt sie seine Schenkel in die Höhe und drückt sie gegen seinen Leib, so daß sein Glied sich ihrer Scheide gegenüber befindet, in die sie es hineinsteckt. Hierauf stützt sie zu beiden Seiten des Mannes ihre Hände auf das Bett. Ihre Knie müssen aber auf einem Kissen liegen, damit ihre Scham sich in gleicher Höhe mit seinem Gliede befinde.

In dieser Stellung sind die Rollen ausgetauscht: das Weib spielt die Rolle des Mannes und umgekehrt.

Es gibt von dieser Art auch noch eine Abart: der Mann streckt sich auf dem Rücken aus, während das Weib mit untergeschlagenen Beinen zwischen seinen Schenkeln kniet. Im übrigen verfährt sie genau in der soeben beschriebenen Weise.


25. Ritt auf dem Gliede


Der Mann legt sich auf den Rücken; als Stütze hat er ein Kissen unter seinen Schultern; sein Gesäß muß aber das Bett berühren. Nunmehr zieht er die Oberschenkel an, bis seine Knie sich in gleicher Höhe mit dem Gesicht befinden; dann setzt das Weib sich auf ihn und läßt sein [95] Glied in ihren Leib eindringen. Sie darf sich aber nicht hinlegen, sondern muß sitzen, wie wenn sie auf dem Rücken eines Pferdes ritte, wobei der Sattel von den Knien und dem Unterleibe des Mannes gebildet wird. In dieser Stellung kann sie sich mit Hilfe ihrer Knie auf und ab und auf und ab bewegen. Auch kann sie ihre Knie auf das Bett aufstützen; in diesem Falle muß der Mann durch kräftige Bewegungen der Schenkel nachhelfen, während sie sich mit der linken Hand an seiner rechten Schulter festhält.


26. Die Schaukel


Das Weib sitzt auf dem Steißbein: ihre Hinterbacken dürfen nur ganz eben das Bett berühren. Der Mann nimmt dieselbe Stellung ein, so daß sein Glied sich ihrer Scheide gegenüber befindet. Hierauf schlägt das Weib ihren rechten Schenkel über den linken Schenkel des Mannes; er macht es ebenso und legt seinen rechten Schenkel über ihren linken. Das Weib hält sich mit den Händen an den Armen des Mannes fest und läßt sein Glied in ihre Spalte eindringen. Indem sie sich abwechselnd ein wenig zurücklegen, wobei sie sich gegenseitig an den Oberarmen festhalten, geraten sie in eine schaukelnde Bewegung, die aus einem taktmäßigen Hinundherdrängen besteht. Im Gleichgewicht erhalten sie sich mit Hilfe ihrer Fersen, die den Boden nicht verlassen.


27. Der Eingekapselte


Das Weib liegt auf dem Rücken, der Mann auf ihr; in jeder Hand hält er ein Kissen. Nachdem das Glied eingedrungen ist, hebt sie ihr Gesäß empor, so hoch sie kann; der Mann macht ihre Bewegung mit, wobei sein Glied in der [96] Scheide bleiben muß. Dann läßt das Weib mit einigen kurzen Stößen sich wieder auf das Bett heruntersinken; dabei muß der Mann wie angeleimt an ihr haftenbleiben, obgleich sie sich nicht umarmen. Diese Bewegungen werden bis zum Schluß fortgesetzt; der Mann muß sich aber leicht machen und darf auch nicht zu schwer von Gewicht sein, ferner muß das Bett elastisch sein. Sonst würde eine ununterbrochene Bewegung nicht möglich sein.


28. Schmiedearbeit


Das Weib liegt, unter dem Gesäß ein Kissen, auf dem Rücken; ihre Knie sind möglichst weit an die Brust herangezogen, so daß ihre Scham wie eine Tartsche (altes Schild) hervortritt. Hierauf führt sie das Glied ein. Der Mann macht nun eine Zeitlang die gewöhnlichen Bewegungen des Coitus, zieht dann sein Werkzeug heraus und steckt es einen Augenblick zwischen die Schenkel des Weibes, wie der Schmied das glühende Eisen aus dem Feuer zieht, um es in kaltes Wasser zu tauchen.


29. Sanfte Verführung


Das Weib liegt auf dem Rücken, der Mann sitzt zwischen ihren Beinen; sein Gesäß ruht auf ihren Füßen; er erhebt sich und spreizt ihre Schenkel auseinander, indem er ihre Füße unter seine Arme nimmt oder über seine Schultern legt; hierauf faßt er sie um den Leib oder hält sich an ihren Schultern fest.


Unter diesen beschriebenen Arten des Coitus befinden sich viele, die sich nicht von jedermann ausführen lassen; da aber die Auswahl so groß ist, so wird jemand, dem [97] diese oder jene Stellung zu schwierig erscheint, genug andere finden, die seinem Geschmack zusagen.

Stellungen, die mir unausführbar erschienen, habe ich nicht erwähnt; sollte aber jemand der Meinung sein, daß mein Verzeichnis nicht erschöpfend sei, so braucht er sich nur selber neue Arten auszudenken.

Es läßt sich nicht leugnen, daß die Indier in bezug auf den Coitus die größten Schwierigkeiten überwunden haben. Als ein besonderes Bravourstück ihrer Erfindungskunst mag noch die folgende Stellung beschrieben werden:

Das Weib liegt ausgestreckt auf dem Rücken; der Mann setzt sich auf ihre Brust; sein Rücken ist ihrem Gesicht zugewandt, seine Knie sind vorgedrückt, seine Zehen gegen den Boden gestemmt. Er ergreift ihre Hüften und biegt den unteren Teil ihres Rückens zu sich hinauf, bis ihre Spalte sich seinem Gliede gegenüber befindet. Dieses steckt er hinein und hat somit seinen Zweck erreicht.

In solcher Stellung ist der Coitus, wie man sieht, sehr anstrengend und sehr schwierig auszuführen. Ich glaube sogar, daß er nur in Worten und Gedanken möglich ist. Die anderen soeben beschriebenen Arten lassen sich nur ausfuhren, wenn Mann und Weib von allen körperlichen Mängeln frei sind und in ihrer Leibesbeschaffenheit zueinander passen; keiner von beiden Teilen darf zum Beispiel buckelig oder sehr klein oder sehr groß oder zu korpulent sein. Und beide, ich wiederhole es, müssen vollkommen gesund sein.


Ich wende mich jetzt dem Coitus zwischen zwei Menschen von verschiedener Körperbeschaffenheit zu. Um die Stellungen, die für solche Personen angemessen sind, [98] ganz genau zu beschreiben, will ich sie der Reihe nach einzeln behandeln.

Zunächst beschreibe ich den Coitus zwischen einem mageren Mann und einem dicken Weibe und die verschiedenen Stellungen, die sie dabei einnehmen können.

Wenn der Mann sie von der Seite zu bearbeiten wünscht, so nimmt er ihr oberes Bein und legt es so hoch wie möglich über seine Seite, so daß es auf seinem Unterleib ruht; den unteren ihrer Arme benützt er als Kissen, um seinen Kopf zu stützen; er darf nicht versäumen, ein dickes Polster unter seine Hüfte zu legen, um auf diese Weise sein Glied zu der erforderlichen Höhe zu erheben. Dies ist durchaus notwendig, um einen Ausgleich für die Dicke der weiblichen Schenkel zu schaffen.

Ist aber das Weib fettleibig und hat sie einen sehr großen Bauch, der über ihre Schenkel und Weichen hinausragt, so wird es am besten sein, sie auf den Rücken zu legen und ihre Schenkel hochzuheben, bis sie ihren Leib berühren. Zwischen diesen kniet dann der Mann, indem er seine Hände um ihren Leib schlingt und sie an sich zieht. Kann er dies nicht, weil ihr Bauch und ihre Schenkel zu fett sind, so muß er ihre beiden Hinterbacken in seine Arme nehmen. Ein ordentliches Stück Arbeit wird er jedoch auf diese Weise nicht fertigbringen, da infolge der Stärke des Bauches ihre Schenkel nicht beweglich genug sind. Er kann sie allerdings mit seinen Händen stützen, dann muß er sich aber hüten, sie auf sein Glied zu setzen; denn infolge ihres Gewichtes würde es ihm unmöglich sein sich zu bewegen. Ein Dichter hat gesagt:


Zum Coitus heb ihre Hinterbacken hoch:
So gleichst du dem Strick, den ein Ertrinkender faßt.
[99]
Und zwischen ihren Schenkeln sitzest du
Wie ein Ruderer im Hinterteil des Boots.

Auch kann er das Weib sich auf die Seite legen und ihr unteres Bein etwas vorstrecken lassen; auf den Schenkel dieses Beines setzt er sich, so daß sein Glied sich ihrer Scheide gegenüber befindet. Dann läßt er sie das obere Bein hochheben, indem sie ihr Knie beugt. Mit den Händen packt er ihre Beine und Schenkel und steckt sein Glied hinein; sein Leib liegt zwischen ihren Beinen, seine Knie sind gebogen, und die Fußspitzen ruhen auf dem Bette. In dieser Stellung kann er sein Gesäß erheben, und ihre Schenkel verhindern nicht mehr das Eindringen des Gliedes.

Wenn das Weib einen starken Leib hat, weil sie ein Kind unter dem Herzen trägt, so läßt der Mann sie sich auf eine ihrer Seiten legen; dann legt er ihren einen Schenkel auf den anderen und bringt beide in die Nähe ihres Leibes, den sie aber nicht berühren dürfen; dann streckt er sich in derselben Weise wie sie hinter ihr aus und steckt sein Glied hinein.

In dieser Stellung ist er imstande, die volle Länge seines Werkzeugs in ihrer Scheide unterzubringen, besonders wenn er seinen Fuß, der sich unter dem Bein des Weibes befindet, bis zu der Höhe ihres Schenkels emporhebt. Dasselbe Verfahren läßt sich bei einem nicht schwangeren Weib anwenden; besonders empfehlenswert ist es aber bei einer Frau, die sich in anderen Umständen befindet, denn die eben beschriebene Stellung bietet den Vorteil, ihr den höchsten Genuß zu verschaffen, ohne sie irgendeiner Gefahr auszusetzen.

Wenn ein Mann dickleibig ist und einen sehr stark hervortretenden [100] Bauch hat, das Weib aber mager ist, so ist es das beste Verfahren, man läßt sie die aktive Rolle spielen. Zu diesem Zweck legt sich der Mann mit festgeschlossenen Beinen auf den Rücken, und das Weib setzt sich quer über seinen Leib auf sein Glied; sie stützt ihre Hände auf das Bett, und er hält sich an ihren Armen fest. Wenn sie sich auf die Sache versteht, bewegt sie sich mit Leichtigkeit auf seinem Gliede auf und ab; ist sie nicht geschickt genug, um diese Bewegungen richtig zu machen, so setzt der Mann mit seinem einen Schenkel ihr Gesäß von hinten in Bewegung.

Wenn der Mann vorzieht, daß das Weib auf dem Rücken liegt, so kniet er mit untergeschlagenen Beinen zwischen ihren Schenkeln, die sie nur mäßig auseinanderspreizt; seine Hinterbacken berühren also seine Fersen. Diese Stellung wird jedoch beschwerlich für ihn sein, weil sein Bauch auf dem Unterleib des Weibes ruht; außerdem wird er nicht imstande sein, sein ganzes Glied hineinzubringen. Ähnliche Unbequemlichkeiten werden sich zeigen, wenn beide auf der Seite liegen, wie ich bei der Behandlung des Coitus mit einem schwangeren Weibe ausführlich beschrieben habe.

Wenn ein korpulenter Mann und ein korpulentes Weib sich geschlechtlich zu vereinigen wünschen, können sie es nicht ohne Beschwerlichkeit fertigbringen, besonders wenn beide einen starken Unterleib haben. Unter solchen Umständen ist es am besten, wenn das Weib niederkniet und sich auf die Hände stützt, so daß ihr Hinterteil emporragt; der Mann biegt ihre Schenkel auseinander, wobei jedoch die Fußspitzen geschlossen bleiben müssen. Hierauf nimmt er sie von hinten vor, indem er ebenfalls hinkniet und seinen Bauch mit der Hand in die Höhe[101] hält; in dieser Stellung wird es ihm leicht sein, das Glied hineinzustecken. Während des Aktes ruht sein Bauch auf ihrem Gesäß, mit den Händen hält er sich an ihren Schenkeln oder an ihrem Leibe fest. Befindet sich das Gesäß des Weibes zu niedrig, als daß er seinen Bauch darauf legen könnte, so muß er ein Kissen unter ihre Knie legen, um diesem Übelstande abzuhelfen.

Für den Coitus zwischen zwei beleibten Personen kenne ich keine andere Stellung, die so günstig wäre wie diese. Denn angenommen, der Mann legte sich zwischen die Beine des auf dem Rücken liegenden Weibes, so würde sein Bauch gegen ihre Schenkel anstoßen, und es wäre ihm unmöglich, von seinem Werkzeug freien Gebrauch zu machen. Er vermag nicht einmal ihre Geschlechtsteile zu sehen, und man darf daher wohl sagen, daß es ihm unmöglich sein wird, den Akt zu vollziehen.

Wenn dagegen der Mann das Weib sich auf die Seite legen läßt und sich selbst mit gebogenen Beinen hinter sie legt, so daß sein Bauch auf dem oberen Teil ihres Hintern ruht, so muß sie ihre Schenkel so nahe an ihren Bauch heranziehen, daß ihre Scheide frei liegt und sein Glied sich einführen läßt; wenn sie aber ihre Knie nicht genügend beugen kann, wird der Mann ihre Scheide nicht sehen und daher auch nicht bearbeiten können.

Wenn jedoch beide Personen keinen übermäßig starken Bauch haben, können sie sehr wohl den Coitus in jeder gewünschten Stellung vollziehen. Nur darf es nicht zu lange dauern, bis der Orgasmus kommt; denn sie werden bald ermüdet sein und den Atem verlieren.

Wenn ein sehr großer Mann und ein sehr kleines Weib miteinander verkehren wollen, so besteht die Hauptschwierigkeit darin, daß sie unter gewöhnlichen Umständen [102] nicht ihre Geschlechtsteile in Berührung bringen und gleichzeitig sich küssen können. Wenn jedoch dies ihre Absicht ist, so ist es am besten, das Weib legt sich auf den Rücken; der Mann legt sich neben ihr auf die Seite, umschlingt mit der einen Hand ihren Hals und hebt mit der anderen ihre Schenkel empor, bis er von hinten sein Glied in ihre Scheide einführen kann; dabei bleibt sie jedoch fortwährend auf dem Rücken liegen. Indem er sie am Nacken und an den Schenkeln festhält, kann er in ihren Leib eindringen, während sie ihre Arme um seinen Hals schlingt und ihre Lippen auf die seinigen preßt.

Wünscht der Mann es von der Seite zu machen, so legt er sich zwischen ihre Beine, so daß ihr einer Schenkel sich unter ihm befindet, der andere über seiner Weiche liegt; nun rutscht er so weit herum, bis sein Glied sich von hinten ihrer Scheide gegenüber befindet, und drückt seine Schenkel gegen ihre Hinterbacken, die er mit seiner einen Hand in Bewegung setzt; den anderen Arm hat er um ihren Hals gelegt.

Ein sehr kleiner Mann und ein großes Weib können einander während des Coitus nicht küssen, wenn sie nicht eine der folgenden drei Stellungen einnehmen, und selbst diese werden ohne Ausnahme unbequem sein:

Erste Stellung: Das Weib liegt auf dem Rücken; unter dem Gesäß hat sie ein dickes Polster, ein gleiches unter dem Kopf; die Lenden zieht sie so hoch wie möglich an die Brust heran. Der Mann legt sich auf sie, steckt seinen Penis hinein und zieht sich an ihren Schultern in die Höhe. Das Weib schlingt ihre Arme und Beine um seinen Rücken, während er sich an ihren Schultern oder, wenn er kann, an ihrem Halse festhält.

[103] Zweite Stellung: Mann und Weib liegen beide auf der Seite mit den Gesichtern einander gegenüber; das Weib schiebt den unteren Schenkel so hoch wie möglich unter seine Seite; in die gleiche Lage bringt sie den oberen Schenkel über ihm; dann schiebt sie ihren Unterleib vor, während sein Glied in sie hineindringt. Dabei müssen beide einander umhalsen, und das Weib muß ihre Beine über seinem Rücken kreuzen und ihn dabei an sich ziehen.

Dritte Stellung: Der Mann liegt mit ausgestreckten Beinen auf dem Rücken; das Weib sitzt auf seinem Gliede, beugt sich nach vorne über ihn und zieht die Knie bis zu ihrem Unterleib hinauf; in dieser Stellung vermag sie ihn zu küssen.

Alle diese Stellungen sind für beide Teile mehr oder weniger anstrengend. Sie können übrigens jede beliebige andere auswählen, nur müssen sie imstande sein, während des Geschlechtsaktes einander zu küssen.

Ich wende mich nunmehr den Leuten zu, die von kleinem Wuchs sind, weil sie mit einem Buckel behaftet sind, hierbei lassen sich verschiedene Arten unterscheiden:

Es gibt Männer, die einen Höcker haben, deren Wirbelsäule und Hals aber sonst gerade sind. Ein solcher Mann wählt sich am besten eine kleine Frau; er sollte es ihr aber nur von hinten machen. Er stellt sich hinter ihr Gesäß und führt sein Glied in ihre Scheide ein. Noch besser ist es jedoch, wenn das Weib in gebückter Stellung auf ihren Füßen und Händen ruht. Die gleiche Stellung ist angebracht, wenn das Weib mit einem Buckel behaftet, der Mann aber gerade gewachsen ist.

Sind alle beide buckelig, so können sie den Coitus in jeder beliebigen Stellung vollziehen. Sie können sich jedoch [104] nicht umarmen, und wenn sie, Gesicht gegen Gesicht, auf der Seite liegen, wird sich ein leerer Raum zwischen ihnen befinden. Wenn er oder sie sich auf den Rücken legen, muß ein Kissen als Stütze unter Kopf und Nacken gelegt werden, um den frei bleibenden Raum auszufüllen.

Wenn an einem Mann nur der Hals mißgebildet ist, so daß das Kinn gegen die Brust gedrückt wird, im übrigen aber sein ganzer Körper gerade ist, so kann er jede ihm beliebige Stellung wählen und das Weib nach seinem Gefallen umarmen und liebkosen; nur wird es ihm unmöglich sein, sie während des Aktes auf den Mund zu küssen. Wenn dabei das Weib auf dem Rücken liegt, so wird es aussehen, als ob er wie ein Widder nach ihr stieße. Wenn auch ihr Hals in gleicher Weise verunstaltet ist, wird ihr Coitus aussehen, wie wenn zwei gehörnte Tiere sich mit den Köpfen angreifen. Am besten stellen sie sich so, daß das Weib sich bückt und der Mann sie von hinten angreift. Ein Mann, dessen Höcker die Gestalt eines der Länge nach halbierten Kruges hat, ist nicht so arg entstellt wie der unglückselige Buckelige, von dem der Dichter gesagt hat:


Auf dem Rücken liegend gleicht einer Schüssel er;
Nun dreh ihn um, und du hast den Deckel dazu.

Jener kann den Coitus vollziehen wie jeder andere kleine Mann von geradem Wuchs; nur kann er nicht gut auf dem Rücken liegen.

Wenn ein kleines Weib auf dem Rücken liegt und einen Buckeligen auf dem Leibe hat, so wird ihr Liebhaber aussehen wie der Deckel auf einem Topf. Wenn dagegen das [105] Weib von großem Wuchs ist, wird er aussehen wie ein in voller Tätigkeit befindlicher Tischlerhobel. Ich habe hierauf die folgenden Verse gedichtet:


Wie ein Torbogen ist der Buckel gewölbt;
Du siehst ihn und rufst entsetzt: »Gerechter Gott!«
Du fragst ihn, wie er beim Coitus es macht?
Er spricht: »Ich zahle meiner Sünden Sold.«
Das Weib unter ihm gleicht einem Tannenbrett,
Gehobelt wird es von dem Buckelmann.
Ich habe diesem Gedanken auch noch eine andere Form gegeben:
Buckelmanns Rückgrat ist in Knoten geschürzt;
An seinem Sündenregister schreiben sich
Die Engel im Himmel ihre Finger wund
Und laufen sich die Beine müd, um ihm
Ein Weib zu finden, das seinem Wuchs entspricht.
Und findet sich eine, stößt sie ihn zurück
Und fragt: »Wer trüge wohl solcher Sünde Last?«
Drauf er: »Dafür ist grade mein Buckel gut.«
Doch sie ruft spottend: »O du Hobel, du!
Willst hobeln du, nimm lieber ein Tannenbrett!«

Wenn ein buckeliges Weib und ein buckeliger Mann miteinander zu tun haben, können sie irgendeine von den verschiedenen Stellungen für ihren Coitus wählen; nur muß dabei stets das Folgende beachtet werden: wenn einer von ihnen auf dem Rücken liegt, muß der Buckel mit Kissen umgeben werden wie mit einem Turban. So liegt er wie in einem Nest, und dadurch wird seine sehr empfindliche [106] Spitze geschützt. Unter dieser Vorbedingung können die Liebenden sich der innigsten Umarmung hingeben.

Hat der Mann hinten und vorne einen Buckel, so muß er auf das Umarmen und Anschmiegen verzichten, im übrigen aber kann er für den Coitus jede beliebige Stellung wählen. Im allgemeinen wird jedoch die Vollziehung des Aktes mühselig für ihn selber wie für das Weib sein. Auf diesen Fall habe ich folgende Verse gedichtet:


Der Buckelmann, der sich begatten will,
Gleicht einem Krug, an dem zwei Henkel sind.
Vor Liebe glüht er, doch sie spricht zu ihm:
»Dein Höcker ist im Weg. So geht es nicht,
Dein Schwanz wohl fände gutes Arbeitsfeld,
Doch ach, es stört der Höcker auf deiner Brust.«

Wenn Weib und Mann beide einen doppelten Buckel haben, können sie beim Coitus keine bessere Stellung einnehmen als die folgende: Das Weib liegt auf der Seite, der Mann führt sein Glied in der Weise ein, die ich bei der Besprechung des Coitus mit schwangeren Weibern beschrieben habe. So sind die beiden Buckel einander nicht im Wege. Bei dieser Art liegen beide Liebenden auf der Seite, und der Mann greift von hinten an. Soll aber das Weib auf dem Rücken liegen, so muß ihr Buckel durch ein Polster unterstützt werden; das Weib streckt ihr Gesäß in die Höhe, während der Mann zwischen ihren Beinen kniet. Auch in dieser Stellung berühren ihre Buckel sich nicht, und jede Unbequemlichkeit ist vermieden.

Das gleiche ist der Fall, wenn das Weib den Kopf niederbeugt, so daß ihr Hinterteil in die Luft ragt, wie bei der [107] von mir beschriebenen fünfzehnten Stellung (»Der Kamelshöcker«). Diese wird für beide Teile passend sein, vorausgesetzt, daß nur die Brust und nicht auch der Rücken verunstaltet ist. Die erforderliche Bewegung kann sowohl von ihm als von ihr ausgeführt werden.

Die sonderbarste und ergötzlichste Beschreibung einer solchen Stellung fand ich in den folgenden Versen:


Vier Höcker sieht man in innigem Verein –
Ein lustiger Witz, den Mutter Natur sich macht.
Aus sieht das Männchen, als sei's vorn abgehackt;
Oder als stecke vor Angst den Kopf es weg,
Um einem drohenden Schlage zu entgehn;
Oder als hätt's schon eine Backpfeife weg
Und ducke sich, weil's die zweite nahen sieht.

Wenn das Rückgrat eines Mannes in der Gegend seiner Hüften gekrümmt, sonst aber sein Rücken gerade ist, so daß er aussieht, wie wenn er, halb zur Erde gebeugt, sein Gebet verrichtete, so ist für ihn die Ausübung des Coitus mit großen Schwierigkeiten verbunden; da bei ihm Unterleib und Oberschenkel einen rechten Winkel miteinander bilden, ist es ihm nicht möglich, den ganzen Penis hineinzustecken, weil dieser zu weit nach hinten zwischen den Schenkeln sich befindet. Das beste für ihn ist es, wenn er in seiner gewöhnlichen Haltung stehen bleibt; das Weib stellt sich vor ihn und bückt sich nieder, so daß ihre Hände den Boden berühren und der Hintern emporgestreckt ist; wenn er dann sein Glied hineinsteckt, kann das Weib sich wie an einem Zapfen hin und her bewegen, denn für ihn selber würde eine Bewegung dieser Art beschwerlich sein. Es ist der bereits mehrfach [108] erwähnte »Kamelshöcker«, nur mit dem Unterschied, daß in diesem Falle die Bewegung von dem Weibe ausgeführt wird.

Es kommt vor, daß ein Mann von einer Lähmung der Glieder befallen ist, die ihn nötigt, beständig eine sitzende Stellung einzunehmen. Wenn nur seine Knie und Unterschenkel erkrankt, Oberschenkel und Wirbelsäule aber gesund geblieben sind, kann er den Coitus in allen Stellungen ausüben, mit Ausnahme derjenigen, bei denen er würde stehen müssen. Sollte sein Gesäß in Mitleidenschaft gezogen sein, so würde das Weib alle Bewegungen machen müssen, selbst wenn alle seine übrigen Körperteile vollkommen gesund sein sollten.

Wisse, o Wesir: damit ein Coitus genußreich sei, braucht er durchaus nicht auf eine von der vorhin beschriebenen Arten vollzogen zu werden; ich führte diese nur an, um mein Werk so vollständig wie möglich zu machen. Zuweilen verschaffen Liebende, die durchaus nicht von normalem Körperbau sind, sich dennoch einen höchst genußreichen Coitus, weil sie ihre eigenen Wege zur gegenseitigen Befriedigung einzuschlagen wissen.

Es soll besonders geschickte Weiber geben, die während des Coitus eins ihrer Beine senkrecht in die Luft erheben und auf die Fußsohle eine ölgefüllte Lampe mit brennendem Docht stellen. Während der Mann sie stemmt, bleibt die brennende Lampe im Gleichgewicht, und es wird kein Tropfen Öl verschüttet. Der Coitus wird hierdurch in keiner Weise beeinträchtigt; er erfordert aber offenbar große Übung und Geschicklichkeit auf Seiten der beiden Beteiligten.

Die indischen Schriftsteller haben freilich in ihren Werken viele verschiedene Arten des Coitus behandelt; die [109] meisten von diesen gewähren aber keinen Genuß und verursachen mehr Mühe als Vergnügen. Das Erstrebenswerte beim Coitus – das, was aller Mühen Krone ist – besteht in der seligen Wonne, die man empfindet, in den Umarmungen, in den Küssen. Dies ist der Unterschied zwischen der menschlichen und der tierischen Begattung. Kein Tier ist gleichgültig gegen den Genuß, der in der Verschiedenheit der Geschlechter seinen Grund hat; der Mensch aber findet seine höchste Seligkeit darin.

Wenn beim Mann die Begierde nach Liebesgenuß ihren Gipfelpunkt erreicht hat, wird die Begattung ein leichtes Spiel für ihn, und er befriedigt seine Sehnsucht auf jede nur mögliche Weise.

Es ist für den Freund geschlechtlicher Genüsse ratsam, alle diese verschiedenen Arten durchzuprobieren und festzustellen, welche von diesen Stellungen beiden Beteiligten die höchste Wonne gewährt. Dann wird der Mann wissen, welche Wahl er zu treffen hat; er wird seine eigenen Begierden befriedigen und zugleich sich die Zärtlichkeit des Weibes sichern.

Viele Leute haben alle von mir beschriebenen Stellungen versucht; keine von diesen aber ist so allgemein gelobt worden wie die, die ich als fünfzehnte unter dem Titel »Im Sitzen« erklärt habe.

Man berichtet von einem Mann, der eine Geliebte von unvergleichlicher Schönheit und vollendeter Anmut hatte. Er pflegte mit ihr auf die gewöhnliche Weise zu verkehren, ohne jemals eine andere zu probieren. Das Weib empfand keine von den Wonnen, die sonst durch den Akt hervorgerufen werden, und war infolgedessen fast immer nach dem Beischlaf in mißmutiger Stimmung.

[110] Der Mann klagte sein Leid einer alten Frau, und diese gab ihm den Rat: »Versuche verschiedene Arten geschlechtlicher Vereinigung, bis du eine herausgefunden hast, die ihr vollkommen zusagt. Dann liebe sie nur auf diese Art, und ihre Zärtlichkeit für dich wird keine Grenzen kennen.«

Der Mann versuchte nun mit seinem Weibe verschiedene Arten; als er aber zu dem Beischlaf kam, den wir »Im Sitzen«« genannt haben, sah er sie von heftigsten Verzückungen der Liebe ergriffen und fühlte im Augenblick der höchsten Wonne, wie ihr Muttermund kräftig seine Rute umschloß. Sie biß ihn in die Lippen und rief: »Dies ist die wahre Liebe!«

Da hatte denn der Liebende wirklich den Beweis, daß seine Geliebte in dieser Stellung den höchsten Genuß verspürte, und er verkehrte fortan mit ihr nur noch in dieser Weise. So erreichte er seinen Zweck, und seine Frau liebte ihn bis zur Raserei.

Daher rate ich, es auf verschiedene Arten zu versuchen; denn für jedes Weib gibt es einen Coitus, der ihr ganz besonderen Genuß verschafft.


Ich habe nun noch die verschiedenen Bewegungen zu behandeln, die beim Coitus Anwendung finden; einige von ihnen will ich näher beschreiben.


Erste Bewegung: Der Eimer im Brunnen


Mann und Weib umschlingen sich so fest wie möglich, nachdem das Glied hineingesteckt worden ist. Dann führt er einen Stoß und zieht sich ein wenig zurück; sie macht ebenfalls einen Stoß und zieht sich ebenfalls zurück. So bewegen sie sich abwechselnd in Takt und [111] Rhythmus. Fuß gegen Fuß, Hand gegen Hand gestemmt, stellen sie die Bewegung eines Eimers dar, der im Brunnen auf- und absteigt.


Zweite Bewegung: Gleichzeitiges Stoßen


Beide ziehen sich zurück, doch darf dabei das Glied nicht gänzlich herausrutschen. Dann stoßen beide gleichzeitig, und so geht es taktmäßig weiter.


Dritte Bewegung: Abwechselnde Unterbrechung


Der Mann macht die gewöhnlichen Bewegungen, hört aber plötzlich auf. Hierauf macht die Frau, in deren Scheide das Glied stecken bleibt, dieselben Bewegungen wie der Mann und hört nach einiger Zeit ebenfalls plötzlich auf. Diese abwechselnden Bewegungen werden fortgesetzt, bis der Same sich ergießt.


Vierte Bewegung: Schneider-Arbeit


Der Mann steckt sein Glied nur teilweise in die Scheide hinein, macht mit dem darin befindlichen Teil eine schnelle reibende Bewegung und stößt plötzlich das Glied bis an die Wurzel hinein. Dies ist die Bewegung, die die Nadel in der Hand des Schneiders macht; um daher die Sache ordentlich auszuführen, müssen Mann und Weib wissen, wie ein Schneider näht.


Fünfte Bewegung: Der Zahnstocher in der Scheide


Der Mann steckt sein Glied hinein und fährt damit auf und ab und nach rechts und links im Kreise herum. Nur ein Mann mit einem nicht sehr dicken Glied kann diese, Bewegung ausführen.


[112] Sechste Bewegung: Die Ramme


Der Mann steckt sein Glied so tief in die Scheide hinein, daß seine Schamhaare völlig mit denen des Weibes vermischt sind. In dieser Stellung muß er nun die Muskeln des Unterleibes stark bewegen, ohne auch nur im geringsten sein Werkzeug herauszuziehen.

Dies ist die beste von allen Bewegungen; ganz besonders gut paßt sie zu der Stellung »Im Sitzen«. Die Weiber ziehen sie allen anderen vor, denn sie verschafft ihnen den höchsten Genuß, indem ihre Gebärmutter das Glied umschließen kann; dadurch wird ihre Wollust auf das ausgiebigste befriedigt.

Ohne Küssen vermag keine Stellung oder Bewegung den vollen Genuß zu gewähren; Stellungen, bei denen man nicht küssen kann, bieten nicht die rechte Befriedigung, denn der Kuß ist ja eines der stärksten Reizmittel der Liebe.

Hierauf beziehen sich meine Verse:


In Verzückung brechend das Auge
Sendet Botschaft von Seele zu Seele;
An der Zunge saugend der Kuß
Sendet Botschaft von Glied zur Scheide.

Der Kuß wird allgemein für einen wesentlichen Teil des Coitus angesehen. Am süßesten schmeckt der Kuß auf feuchte Lippen mit gleichzeitigem Saugen an Lippe und Zunge; besonders das letztere läßt den süßen frischen Speichel reichlich strömen. Hierfür muß der Mann sorgen, indem er sanft und zart an ihrer Zunge züngelt: dann wird ihr Speichel in köstlicher Süße fließen, lieblicher als geläuterter Honig, und ein ganz anderer Speichel als der [113] Speichel ihres Mundes. Solch ein Kuß versetzt den Mann in zitternde Aufregung, durchzuckt seinen ganzen Leib und berauscht ihn mehr als ein Übermaß feurigen Weines.


Ein Dichter hat gesagt:


Ich küßte sie und trank aus ihrem Mund,
Wie das Kamel trinkt aus dem Wüstenquell.
Dir süßer Speichel labt mich Dürstenden
Und zuckt belebend mir durch Mark und Bein.

Der Kuß muß laut schallen; dies erreicht man dadurch, daß die Zunge den vom Speichel nassen Gaumen berührt. Der Schall wird hervorgerufen durch die Bewegung der Zunge im Munde und durch das Ansaugen des Speichels.

Der oberflächliche Kuß auf die äußeren Lippen – der ungefähr klingt wie das Schnalzen, womit man seine Katze ruft –, ein solcher Kuß macht kein Vergnügen. Er genügt allenfalls für Kinder oder wenn man Hände zu küssen hat.


Der vorhin beschriebene Kuß ist der einzige, der für den Coitus in Betracht kommen kann; er ist voll süßer Wollust.

Ein bekanntes Sprichwort sagt:


Ein langer, langer saftiger Kuß
Ist besser als zu schneller Coitus.
In demselben Sinne habe ich folgende Verse gedichtet:
[114]
Du küssest die Hand mir – warum nicht den Mund,
O Weib, dem alle meine Liebe gilt?
Wohl fühlt' ich: zärtlich küßtest du meine Hand,
Doch zwecklos war der Kuß auf meine Hand,
Denn eines Kusses Wonne fühlt keine Hand.
Und ein arabischer Dichter hat gesagt:
Auch die innigste Umarmung
Läßt es kalt und unbefriedigt,
Wenn des Kusses Wonne fehlt;
Und der Kuß voll süßer Wollust
Scheint geschmacklos, saftlos, reizlos.

Diesem Ausspruch hat der Verfasser des Werkes »Die Juwelen der Braut und die Ergötzung der Seelen« als Ergänzung und Erläuterung folgende Verse hinzugefügt:


Aber gleich ist es geheilt,
Gleich ist alle Not vergessen:
Wenn sich Schenkel preßt an Schenkel,
Wenn ums Glied sich schließt die Scheide.

Aber wohlgemerkt: alle Liebkosungen und alle Arten von Küssen, wie ich sie eben beschrieben habe, sind zwecklos, wenn nicht das Glied hineingesteckt wird. Darum unterlasse man sie lieber, wenn man nicht wirklich einen Coitus vollziehen will: sie entfachen nur ein Feuer, das keine Verwendung findet. Das Entbrennen einer Leidenschaft gleicht ja in der Tat dem Entzünden eines Feuers; und wie nur Wasser dieses löschen kann, so kann nur die Ergießung des Samens die Wollust befriedigen und die Glut dämpfen.

[115] Auch das Weib befindet sich bei Liebkosungen ohne Coitus nicht besser als der Mann.


Man erzählt von Dahama ben Mesedjel, daß sie mit ihrem Vater und mit ihrem Gatten El Adjadje vor dem Statthalter der Landschaft Yemen erschienen sei; sie beschuldigte ihren Mann, daß er Unvermögens sei und ihr niemals beiwohne.

Ihrem Vater, der für sie das Wort führte, wurde von den Leuten von Yemen ein Vorwort daraus gemacht, daß er sich in ihre Sache einmischte: »Schämst du dich nicht«, so sprach man, »dich deiner Tochter bei einer Klage auf Beischlaf anzunehmen?«

Er aber antwortete: »Es ist mein Herzenswunsch, daß sie Kinder bekomme; wenn sie sie verliert, so wird das Gottes Wille sein; kann sie sie aber großziehen, so wird sie Nutzen davon haben.«

Dahama brachte also ihre Klage vor, trat vor den Statthalter und sprach: »Da steht mein Gatte, der bis auf den heutigen Tag mich nie berührt hat.« Der Statthalter unterbrach sie mit der Frage: »Gewiß hat er dich deshalb nicht berührt, weil du dich gesträubt hast?« – »Im Gegenteil«, erwiderte sie, »für ihn spreize ich meine Schenkel, für ihn lege ich mich auf den Rücken.« Da rief der Ehemann: »O Emir, sie spricht die Unwahrheit: wenn ich sie besitzen will, muß ich mit ihr ringen.«

Der Emir fällte das Urteil: »Ich gewähre dir ein Jahr Frist, um die Unwahrheit ihrer Behauptung darzutun.«

Diese Entscheidung traf er nur aus Rücksicht auf den hohen Rang des Mannes. El Adjadje aber ging hinweg, indem er die Verse sprach:


[116]
Dahama tritt mit ihrem Vater hier auf
Und klagt bei dir mich des Unvermögens an.
Ist nicht der Hengst auch zuweilen matt und faul,
Der sonst so stark doch und voller Feuer ist?

Als er wieder in seinem Hause angelangt war, begann er sein Weib mit Liebkosungen und Küssen zu überhäufen; weiter aber tat er nichts – er blieb nach wie vor unfähig, Beweise von seiner Manneskraft abzulegen. Dahama aber sprach zu ihm: »Behalte deine Liebkosungen und Umarmungen für dich; sie können den Drang der Liebe nicht befriedigen. Was ich begehre, ist ein tüchtiger steifer Schwanz, dessen Same in meine Gebärmutter sich ergießt.« Und sie sprach folgende Verse:


Vergeblich suchst mit Küssen und Fingerspiel
Du vorzugaukeln der Liebe Seligkeit.
Für meiner Sehnsucht Feuer brauch ich ein Glied,
Das meinen Schoß mit reichlichem Naß besprengt.

Voll Verzweiflung führte El Adjadje sie wieder ihrer Sippe zu; um seine Schande zu verbergen, entsagte er seinen Rechten auf sie noch in derselben Nacht.

Diese Begebenheit hat einen Dichter zu dem Ausspruch veranlaßt:


Was sollen Küsse einem heißen Weib!
Was nützt ihr Zungen- oder Fingerspiel,
Was soll ihr reicher Kleider bunter Tand,
Juwelenglanz, Geschmeide, Silber, Gold –
Wenn des Gatten Glied zu kurz ist und zu dünn
Und sie nach einem strammen Schwänze lechzt?

[117] Wisse, o Wesir: die meisten Weiber finden in Küssen und Umarmungen ohne Coitus keine volle Befriedigung. Diese gewährt ihnen nur das männliche Glied, und sie lieben nur den Mann, der sie tüchtig hernimmt, mag er auch sonst häßlich und mißgestaltet sein.


Man erzählt von Mussa ben Mesab, daß er sich eines Tages zu einer Frau begab, die eine Sklavin besaß, welche er ihr abzukaufen wünschte, weil sie eine ausgezeichnete Sängerin war. Die Frau war von blendender Schönheit und besaß außer ihrer bezaubernden Erscheinung auch noch ein großes Vermögen. In dem Hause sah er auch einen jungen Mann von schlechtem Wuchs und unansehnlicher Erscheinung, der überall aus und ein ging und Befehle erteilte, wie wenn er der Herr wäre.

Auf Mussas Frage, wer dieser Mann sei, antwortete sie: »Er ist mein Gatte, und ich würde für ihn mein Leben hingeben!« – »Da bist du zu einem harten Sklavenlos verdammt«, rief er, »und du tust mir leid! Wir alle gehören Gott und kehren dereinst zu ihm zurück! Aber welch ein Unglück, daß solch unvergleichliche Schönheit und so entzückende Formen einem solchen Mann gehören!«

Sie antwortete: »Lieber Bruder! Könnte er es dir von hinten besorgen, wie er es mir von vorne besorgt, du würdest darum dein neu erworbenes und dein ererbtes Vermögen hingeben. Er würde dir schön erscheinen, und seine häßlichen Züge würden sich in Schönheit wandern.«

»Möge Gott dir deinen Gatten erhalten!« erwiderte darauf der weise Mussa.

[118] Man erzählt ferner vom Dichter Farazdak eine Geschichte: Eines Tages begegnete er einer Frau, der er einen liebeglühenden Blick zuschleuderte. Sie fragte ihn: »Was siehst du mich so an? Hätte ich tausend Löcher, so wäre doch für dich keine Hoffnung!« – »Und warum nicht?« fragte der Dichter. – »Weil deine Erscheinung nicht anziehend ist, und was du verborgen hältst, wird nicht besser sein.«

Er erwiderte: »Wenn du mich auf die Probe stellen wolltest, so würdest du finden, daß meine inneren Eigenschaften derartig sind, um dich meine äußere Erscheinung vergessen zu lassen.« Mit diesen Worten entblößte er sich und zeigte ihr ein Glied von der Dicke eines Mädchenarmes. Bei diesem Anblick fühlte sie sich in heißer Liebesglut entbrennen. Er bemerkte es und bat sie, seine Liebkosungen zu dulden. Da entblößte auch sie sich und zeigte ihm ihren Venusberg, der wie eine Kuppel gewölbt war. Er besorgte es ihr nun und sprach darauf die Verse:


In sie hinein stieß ich mein Glied,
Das dick ist wie ein Mädchenarm:
Ein Glied mit starkem rundem Kopf
Und stets zu frischer Tat bereit;
Ein Glied, das eine Spanne mißt
Und eine halbe obendrein –
Das Glied stieß ich in sie hinein,
Und heiße Glut fand ich in ihr,
Als wäre sie ein Kohlentopf.

Wer die Wonnen begehrt, die ein Weib geben kann, der muß ihre Liebessehnsucht befriedigen, nachdem er sie mit glühenden Liebkosungen aufgeregt hat. Dann wird [119] er sie vor Wollust in Ohnmacht sinken sehen, ihre Scheide wird feucht werden, ihr Muttermund wird sich nach vorne drängen, ihr Same und sein Same werden ineinander fließen.

7. Kapitel. Umstände, die dem Zeugungsakt hinderlich sind

Siebentes Kapitel
Umstände, die dem Zeugungsakt hinderlich sind

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, zahlreich sind die Übel, die durch die Begattung verursacht werden. Einige von diesen, deren Kenntnis wichtig ist, will ich dir aufzählen, damit du imstande seist, sie zu vermeiden.


Vor allen Dingen laß mich dir sagen, daß der Coitus im Stehen die Kniegelenke angreift und ein nervöses Zittern verursacht; der Coitus von der Seite kann leicht Gicht und Hüftweh zur Folge haben.

Besteige kein Weib, wenn du seit längerer Zeit nichts gegessen hast, und besonders nicht unmittelbar vor einer Mahlzeit; sonst wirst du Rückenschmerzen bekommen, du wirst deine Kraft verlieren, und dein Augenlicht wird schwächer werden.

Wenn du dagegen das Weib dich besteigen läßt, so wird dein Rückenmark leiden und dein Herz Schaden nehmen; und wenn in dieser Stellung auch nur das kleinste Tröpfchen der gewöhnlichen Scheidenabsonderung in deine Harnröhre eindringt, so kann eine schmerzhafte Verengung derselben die Folge sein.

[120] Nach dem Samenerguß darfst du dein Glied nicht in der Scheide lassen; denn dies könnte Steinbildung oder Rückenmarkserweichung oder Lungenentzündung zur Folge haben, oder es könnte ein Blutgefäß springen.

Zu starke körperliche Bewegung unmittelbar nach dem Coitus ist schädlich.

Die Begattung alter Weiber wirkt wie ein tödliches Gift, und es ist gesagt worden: »Stöpsele keine alten Weiber, wären sie auch so reich wie Karun.« Und ferner ist gesagt worden: »Hüte dich davor, alte Weiber zu besteigen, und wenn sie dich mit Geschenken überhäufen.« Und ein drittes Wort lautet: »Der Coitus mit alten Weibern ist giftige Speise.«

Ein Mann, der ein Weib beschläft, das jünger ist als er selber, erlangt dadurch neue Kraft. Ist sie von demselben Alter wie er, so wird er von dem Beischlaf keinen Vorteil haben; ist aber die Frau älter als er, so wird sie alle Kraft aus ihm ziehen und für sich gewinnen. Wie es in den Versen heißt:


Sei auf der Hut und liebe kein altes Weib:
In ihrem Busen trägt sie der Natter Gift.

Ferner lautet ein Sprichwort: »Deine Liebesdienste erweise keinem alten Weib, selbst wenn sie sich erbietet, dich mit Weizenbrei und Mandelbrot zu füttern.«

Übermäßig häufiger Geschlechtsgenuß ist schädlich für die Gesundheit, weil dadurch der Mann zuviel Samen herausgibt. Denn wie die Butter, die aus dem Rahm gemacht ist, die Quintessenz der Milch darstellt – wenn der Rahm abgeschöpft ist, hat die Milch ihre besten Eigenschaften verloren –, so ist der Same die Quintessenz der [121] Nahrung, die der Mensch zu sich genommen hat, und sein Verlust bedeutet zugleich einen Kräfteverlust. Andererseits hängt die Gesundheit des Körpers, und damit auch die Qualität des Samens, unmittelbar von der genossenen Nahrung ab. Wenn also ein leidenschaftlicher Mann sich den Wonnen der geschlechtlichen Liebe ergeben will, ohne dadurch seine Kräfte allzu sehr anzustrengen, so muß er stärkende Nahrung zu sich nehmen: in Zucker eingekochte Früchte, aromatische Kräuter, Fleisch, Honig, Eier und andere Speisen ähnlicher Art. Wer diese Vorschriften befolgt, ist sicher vor folgenden Unannehmlichkeiten, die sonst durch übermäßigen Geschlechtsgenuß leicht herbeigeführt werden können:


Erstens – Verlust der Zeugungskraft.

Zweitens – Verringerung der Sehkraft; wer meinen Rat nicht befolgt, wird zwar vielleicht nicht gänzlich erblinden; jedenfalls aber an Augenkrankheiten zu leiden haben.

Drittens – Verlust der körperlichen Kräfte; er kommt sich vor wie ein Mensch, der fliegen möchte, aber nicht kann; der jemanden verfolgt, aber ihn niemals einholt; der vom Arbeiten oder vom Tragen einer Last bald ermüdet und erschöpft ist.

Wer den Drang nach Geschlechtsgenuß nicht zu verspüren wünscht, der brauche Kampfer. Ein halbes Gramm in Wasser aufgelöst, macht den Mann, der es trinkt, gleichgültig gegen die Freuden der geschlechtlichen Liebe.

Manche Weiber machen von diesem Mittel Gebrauch, wenn sie auf Nebenbuhlerinnen eifersüchtig sind oder wenn sie nach allzu leidenschaftlichen und anstrengenden Liebesnächten Ruhe zu haben wünschen. Dann suchen [122] sie sich Kampfer zu verschaffen, der bei Begräbnissen übriggeblieben ist; sie scheuen keine Geldausgabe, um ihn von den alten Weibern zu erlangen, die die Leichen zu waschen haben. Zu gleichen Zwecken benutzen sie auch Hennablüten, die sie in Wasser liegen lassen, bis dieses gelb wird; dadurch erlangen sie ein Getränk, das beinahe die gleichen Wirkungen wie der Kampfer hat.

Ich habe von diesen Mitteln schon an dieser Stelle gesprochen, obgleich sie hier eigentlich nicht am richtigen Platz stehen. Ich glaubte indessen, daß diese Belehrung manchem von Nutzen sein könnte.

Gewisse Handlungen wirken schädlich und beeinträchtigen die Gesundheit, wenn sie öfter vorgenommen werden. Hier ist zu nennen: zu viel Schlaf; lange Reisen zu ungünstiger Jahreszeit; besonders in kalten Ländern können dadurch Schwächezustände und Krankheiten des Rückenmarks hervorgerufen werden. Dieselbe Wirkung hat häufig auch beständiges Umgehen mit kalten und nassen Gegenständen, wie zum Beispiel Mörtel und dergleichen.

Männern, die nur mit Mühe ihr Wasser lassen können, verursacht der Coitus Schmerzen.

Wenn man das Glied in der weiblichen Scheide läßt, nachdem der Samenerguß erfolgt ist, so schwächt man dadurch sein Organ, und die Zeugungskraft wird dadurch beeinträchtigt.

Wenn du bei einem Weibe liegst, so kannst du es ihr wohl mehrere Male besorgen, wenn du dich dazu aufgelegt fühlst. Hüte dich aber vor Übertreibung; denn es ist ein wahres Wort: »Wer das Spiel der Liebe nur um seiner selbst willen und zur Befriedigung seiner Begierden treibt, der empfindet die stärkste und dauerhafteste [123] Wonne; wer es aber nur tut, um der Wollust einer anderen Person gefällig zu sein, der wird schwach werden, seine Begierden werden erlöschen, und er wird schließlich überhaupt nicht mehr imstande sein, einen Beischlaf zu vollführen.«

Diese Worte wollen besagen: wenn ein Mann sich dazu aufgelegt fühlt, kann er, je nach dem Höhengrade seiner Begierde, mit größerer oder geringerer Glut und zu jeder beliebigen Zeit den Coitus ausüben, ohne eine künftige Impotenz fürchten zu müssen; nur muß dabei lediglich das Bedürfnis, ein Weib zu beschlaf en, für ihn maßgebend sein.

Wer aber einer anderen Person zu Gefallen den Beischlaf vollzieht – also nur um die Leidenschaft seiner Geliebten zu befriedigen – und dabei alle seine Kräfte aufbietet, um das Unmögliche zu vollbringen, der handelt gegen seinen eigenen Vorteil und bringt seine Gesundheit in ernstliche Gefahr.

Als schädlich kann es gelten, im Bade oder unmittelbar nach Verlassen des Bades der Liebe zu frönen; auch soll man sich des Coitus enthalten nach einem Aderlaß oder wenn man Abführungsmittel eingenommen hat. Auch nach einem schweren Zechgelage ist der Coitus zu vermeiden. Ein Weib zu gebrauchen, während sie die Regel hat, ist ebenso schädlich für den Mann wie für das Weib selber; denn während der Menstruation ist ihr Blut unrein und ihre Gebärmutter kalt, und wenn auch nur ein Tropfen von diesem Blut in die Harnröhre des Mannes eindringt, können zahlreiche Krankheiten entstehen. Das Weib selber hat während der Regel kein Vergnügen von der Sache und hat daher zu dieser Zeit eine Abneigung gegen den Coitus.

[124] Die geschlechtliche Vereinigung im Bade vermag nach der Meinung mancher Leute keinen Genuß zu bereiten; und dies muß wohl zutreffen, wenn, nach der allgemeinen Annahme, die Intensität des Genusses von der Wärme der weiblichen Scheide abhängt; im Bad kann natürlich die Scheide nur kalt sein und daher keinen Genuß gewähren. Außerdem ist nicht zu übersehen, daß das Eindringen des Wassers in die Geschlechtsteile des Mannes und des Weibes bedenkliche Folgen haben kann.

Es soll schädlich für die Augen sein, wenn man sich das Innere der Scheide ansieht. Dies ist nun freilich eine Frage, die der Arzt zu entscheiden hat und nicht ein Schriftsteller, der einen Ratgeber für Liebende schreibt.

Man erzählt indessen, daß der Sultan von Damaskus, Hassan ben Isaak, die Gewohnheit hatte, sich das Innere der weiblichen Geschlechtsteile anzusehen. Als man ihn warnte, er könnte dadurch zu Schaden kommen, antwortete er: »Gibt es einen Genuß, der diesem vorzuziehen wäre?« Es dauerte nicht lange, so war er blind.

Der Coitus nach einer reichlichen Mahlzeit kann einen Leistenbruch zur Folge haben. Zu vermeiden ist er auch nach großer körperlicher Anstrengung, bei sehr heißem oder sehr kaltem Wetter.

Unter den Unfällen, die in heißen Ländern durch den Geschlechtsgenuß verursacht werden können, erwähne ich nur plötzliche Erblindung ohne vorhergegangene Symptome.

Eine Wiederholung des Coitus ohne Waschung der Geschlechtsteile sollte vermieden werden; denn dadurch kann die Manneskraft geschwächt werden.

Wenn ein Mann sich im Zustande der Unreinheit im Sinne der religiösen Vorschriften befindet, so hat er sich [125] des Umganges mit seiner Gattin zu enthalten; denn sollte sie infolge eines solchen Coitus schwanger werden, so könnte ihr Kind nicht gesund sein. Nach dem Samenerguß bleibe man nicht auf dem Weibe liegen; denn dadurch würde die Fähigkeit, den Geschlechtsakt zu wiederholen, beeinträchtigt werden.

Man hüte sich davor, schwere Lasten auf dem Rücken zu tragen oder den Geist zu überanstrengen, wenn man nicht will, daß die Liebesfähigkeit Schaden nimmt. Auch ist es nicht zu. empfehlen, beständig seidene Kleider zu tragen. Denn diese legen den Drang zur Begattung lahm. Auch die seidenen Kleider, die das Weib trägt, sind schädlich für die Erektionsfähigkeit des männlichen Gliedes.

Andauerndes Fasten schwächt die geschlechtlichen Begierden; im Anfang aber erregt es sie.

Man enthalte sich fetter Flüssigkeiten, denn sie vermindern im Laufe der Zeit die Kraft, die der Mann für den Coitus nötig hat.

Eine ähnliche Wirkung hat Schnupftabak, und zwar parfümierter sowohl wie unparfümierter.

Es ist nicht gut, unmittelbar nach dem Beischlaf die Geschlechtsteile mit kaltem Wasser zu waschen; im allgemeinen kann man sagen, daß durch Waschungen mit kaltem Wasser die Begierde herabgesetzt wird, während sie durch warmes Wasser gestärkt wird.

Plaudern mit einem jungen Weibe ruft beim Manne Erektion hervor, und der Grad seiner Leidenschaft entspricht der Jugend der Geliebten.

Ein Araber gab seiner Tochter, als er sie ihrem Gatten zuführte, die Empfehlung mit: »Parfümiere dich mit Wasser!« Dies will sagen: sie solle ihren Körper häufig mit [126] Wasser waschen, anstatt ihn mit Wohlgerüchen zu parfümieren, da diese sich nicht für jedermann passen.

Ferner erzählt man von einer Frau, die zu ihrem Gatten sagte: »Du bist ja ein Lumpenkerl, denn du parfümierst dich niemals!« Er antwortete ihr: »Du Schlampe! Sache des Weibes ist es, einen lieblichen Duft auszuströmen.«

Übertreibung des Geschlechtsgenusses rächt sich, indem man den Geschmack an dessen Freuden verliert. Wer von diesem Unglück betroffen wird, reibe sein Glied mit einer Mischung von Bocksblut und Honig ein. Er wird davon wunderbare Wirkung verspüren.

Auch das Lesen des Koran soll die Fähigkeit des Begattens günstig beeinflussen.

Merke dir, o Wesir: ein vernünftiger Mann wird sich hüten, dem Liebesgenuß in übertriebener Weise zu frönen. Der Same ist das Wasser des Lebens; wenn du haushälterisch damit umgehst, wirst du allezeit für die Freuden der Liebe bereit sein. Er ist das Licht deiner Augen; darum verschwende ihn nicht, sobald dich irgendeine Laune anwandelt; denn wenn du nicht sparsam damit bist, setzest du dich mancherlei Krankheiten aus. Weise Ärzte sagen: »Eine kräftige Körperbeschaffenheit ist eine unerläßliche Vorbedingung für die Ausübung des Beischlafes. Wer damit begabt ist, kann sich der Wonne der Liebe ohne Gefahr hingeben; anders aber steht es mit schwächlichen Männern; diese begeben sich in Gefahr, wenn sie nach ihrer Laune mit Weibern verkehren.«

Der weise Es Sahli hat die Grenzen festgestellt, die der Mann in bezug auf den Geschlechtsgenuß einhalten muß: Kein Mann, einerlei, ob von phlegmatischem oder von sanguinischem Temperament, sollte mehr als zwei- oder dreimal im Monat sich der Liebe ergeben; melancholische [127] oder hypochondrische Männer nicht mehr als ein- oder zweimal monatlich. Leider ist es aber eine unumstößliche Tatsache, daß heutzutage Männer jedes Temperamentes unersättlich in der Begierde nach Liebesgenuß sind und sich Tag und Nacht demselben hingeben, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß sie sich zahlreichen innerlichen wie äußerlichen Krankheiten aussetzen.

Weiber haben es in dieser Beziehung besser als Männer. Inder Tat: der Coitus ist ihre Spezialität. Sie finden darin nur Genuß, während die Männer mancherlei Gefahren ausgesetzt sind, wenn sie sich rückhaltlos den Wonnen der Liebe überlassen.

Nachdem ich also die Gefahren behandelt habe, die aus dem Geschlechtsgenuß erwachsen können, erscheint es mir angebracht, dir die folgenden Verse mitzuteilen, in denen einige in diesem Kapitel erteilte hygienische Ratschläge enthalten sind. Diese Verse wurden auf Befehl Harun el Raschids von den berühmtesten Ärzten jener Zeit verfaßt. Er hatte sie ersucht, ihm die Mittel anzugeben, um mit Erfolg die nachteiligen Wirkungen des Coitus bekämpfen zu können. Ihre Antwort lautete:


Iß langsam, soll dein Essen dir nützlich sein,
Und trage Sorge, daß du es gut verdaust –
Vor schwer verdaulichen Sachen hüte dich,
Denn solche haben als Nahrung wenig Wert.
Trink niemals gleich, sobald du gegessen hast –
Sonst kämst der Krankheit halbwegs entgegen du.
Selbst in der feinsten Gesellschaft genier dich nicht,
Was du nicht gebrauchen kannst – heraus damit!
Heraus damit, eh' du in das Bett dich legst –
[128]
Denn willst du schlafen, mußt du erleichtert sein.
Vor Medizinen hüte dich, hüte dich!
Bist du nicht sehr krank, brauche sie lieber nicht.
Zur Vorsicht raten wir dir stets, denn die
Wird deinem Körper immer von Vorteil sein.
Sei nicht zu wild auf die Weiber mit runder Brust!
Zu viel Vergnügen macht dir die Beine schwach,
Und manchen Mann schon machte die Liebe krank!
Der fand zu spät dann, daß der Begattungsakt
Die Manneskraft in des Weibes Scheide lenkt.
Vor allem aber hüte vor Alten dich –
Ein altes Weib zu lieben ist Gift! Ein Bad
An jedem zweiten Tag empfehlen wir.
Nun sei vernünftig und folge unserm Rat.

Dies sind die Regeln, die die weisen Ärzte dem Herrscher voll Wohlwollen und Güte, dem edelsten und freigebigsten aller Menschen, gaben.

Alle Gelehrten und Ärzte stimmen darin überein, daß die meisten Krankheiten, die den Mann befallen, ihren Ursprung in übertriebenem Geschlechtsgenuß haben. Wer sich also seine Gesundheit, und besonders sein Augenlicht, zu erhalten wünscht, wer ein angenehmes Leben führen will, der wird mäßig im Liebesgenuß sein, denn er weiß, daß das Gegenteil die übelsten Folgen haben kann.

8. Kapitel. Über die Namen für die Geschlechtsorgane des Mannes

[129] Achtes Kapitel
Über die verschiedenen Namen für die Geschlechtsorgane des Mannes

Wisse, o Wesir – möge Gottes Güte bei dir sein! –, das männliche Glied trägt verschiedene Namen, wie zum Beispiel:


Das männliche Glied
Das Ding mit der Eichel
Das Zeugungsglied
Die Taube
Der Lärmmacher
Der Übermütige
Der Befreier
Der Kriecher
Der Erreger
Der Betrüger
Der Schläfer
Das Stemmeisen
Der Schneider
Der Besänftiger der Leidenschaft
Der Geschäftige
Der Klopfer
Der Schwimmer
Der Eindringling
Der Wortbrüchige
Der Einäugige
Der Kahlköpfige
Der mit dem wimperlosen Auge
Der Stolpernde
[130] Der mit dem komischen Kopf
Der Haarige
Der Unverschämte
Der Verschämte
Der Weinende
Der Stöbernde
Der Vereinigende
Der Spuckende
Der Schnalzende
Der Jungfernschaftsmörder
Der Suchende
Der Reibende
Der Schlaffe
Der Tastende
Der Entdecker

Das männliche Glied: Das arabische Wort Dekeur bezeichnet das männliche Geschlecht bei allen Geschöpfen, zugleich wird es aber auch im Sinne von Erinnerung und Andenken gebraucht. Wenn einem Mann ein Unglück an seinem Glied zugestoßen ist, sei es, daß es ihm abgeschnitten wurde, oder daß es schwach geworden ist, wenn er infolgedessen seine ehelichen Pflichten nicht mehr erfüllen kann, so sagt man von ihm: »Das Dekeur des Soundso ist tot.« Das will besagen: »Die Erinnerung an ihn wird erlöschen« und zugleich: »Sein Geschlecht ist an der Wurzel abgeschnitten.« Wenn er stirbt, wird man sagen: »Sein Glied ist abgeschnitten.« Damit meint man: sein Andenken ist aus der Welt geschieden.

Das männliche Glied spielt auch in Träumen eine wichtige Rolle. Wenn jemand träumt, daß sein Glied abgeschnitten ist, kann er sicher sein, daß er nicht lange mehr [131] zu leben hat; denn dieser Traum bedeutet das Erlöschen seines Andenkens und das Aussterben seines Geschlechts.


Ich wende mich nunmehr wieder zu dem eigentlichen Thema dieses Abschnittes, nämlich zu den verschiedenen Bezeichnungen für die Geschlechtsteile des Mannes:


Das Ding mit der Eichel: Dieser Name bedarf keiner Erläuterung.


Das Zeugungsglied: Wenn man in dem Wort el aïr den Buchstabel Alif (a) umdreht, wird daraus ein Kef (k). Nun heißt das Wort el kir und bedeutet: Blasebalg. So kann man das Glied nennen, weil es, wenn es angeschwollen ist, aufrecht steht; wenn aber nicht, schlaff heruntersinkt.


Die Taube: Wenn das Glied wieder in den Zustand der Ruhe zurückkehrt, gleicht es einer Taube, die auf ihren Eiern sitzt.


Der Lärmmacher: Jedesmal, wenn das Glied in die Scheide eindringt oder sie verläßt, macht es ein Geräusch.


Der Übermütige: Im Zustand der Erektion beginnt er den Kopf hin und her zu bewegen und die Eingangstür zu suchen; sobald er sie gefunden hat, tritt er ganz frech ein, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen.


[132] Der Befreier: Indem er in die Scheide eines durch dreimal wiederholten Spruch von ihrem Gemahl getrennten Weibes eintritt, gibt er ihr die Freiheit wieder, in das Haus ihres ersten Gatten zurückzukehren. (Nach mohammedanischem Gesetz kann ein Weib, das durch die dreimal wiederholte Formel geschieden ist, ihren ersten Gatten nur dann wieder heiraten, wenn sie einen anderen Mann geehelicht hat und von diesem wieder geschieden worden ist.)


Der Kriecher: Wenn das Glied zwischen die Schenkel eines Weibes gerät und eine recht schöne fleischige Schnecke fühlt, beginnt es längs den Beinen nach dem Venusberg hinaufzukriechen; kommt es dann an den Eingang der Grotte, so kriecht es weiter, bis es sie in Besitz genommen und sich behaglich darin eingerichtet hat. Fühlt es sich dann so recht wohl, so dringt es bis zum Muttermund vor und gibt seinen Saft von sich.


Der Erreger: Diesen Namen hat der Penis erhalten, weil er durch sein fortgesetztes Hinundherrutschen die Vulva aufregt.


Der Betrüger: Diese Bezeichnung gibt man dem Penis wegen seiner Listen und Täuschungen. Und mit Recht. Denn wenn er den Drang nach einem Coitus verspürt, so sagt er: »Wenn Gott mir das Glück schenkt, ein Loch anzutreffen, so will ich gar nicht wieder herausgehen.« Wenn er aber eins gefunden hat, so ist er bald gesättigt; dann wird es klar, daß er nur geprahlt hat; mit verzweifelndem Blick sieht er das Loch an, denn er schämt sich, [133] weil er sich gerühmt hat, er wolle nicht wieder herausgehen.

Seine Lügenhaftigkeit zeigt sich auch im Folgenden: Wenn der Dicke einem Weib nahe kommt, wird er steif und scheint zu ihrer Kleinen zu sagen: »Heute will ich so recht meine Lust an dir haben, o meine Seele!« Die Kleine sieht ihn hochaufgerichtet und steif vor sich, ist überrascht über seinen Umfang und scheint zu sagen: »Wie könnte wohl solch ein Dicker Platz finden?« Hierauf antwortet er gar nicht, sondern reibt nur seinen Kopf an ihren Lippen, zwingt sie ihren Mund zu öffnen und dringt bis in ihr tiefstes Innere ein. Wenn er drinnen anfängt herumzuwirtschaften, amüsiert die Kleine sich darüber. Bald aber sagt sie: »Wie trügerisch sind deine Bewegungen!« Denn kaum ist er ordentlich drinnen, so geht er wieder hinaus. Und seine beiden Hoden scheinen zueinander zu sagen: »Unser Dicker ist tot; nachdem er seinen Genuß gehabt, die Glut seiner Leidenschaft gelöscht und seinen Samen ausgespritzt hat, ist er unterlegen!« Der Dicke selber trennt sich eilig von der Kleinen; er versucht den Kopf hochzuhalten, aber dieser sinkt matt und schlaff hernieder. Da sagen die Hoden wieder: »Unser Bruder ist tot, unser Bruder ist tot!« Er verwahrt sich dagegen und beteuert: »Nicht im geringsten!« Die Kleine aber ruft: »Warum liefst du davon! O du Lügner! Du hattest gesagt, wenn du mal drin wärest, wolltest du niemals wieder herausgehen.«


Der Schläfer: So heißt der Penis wegen seines trügerischen Aussehens. Wenn er in den Zustand der Erektion gerät, wird er dermaßen lang und steif, daß man glauben möchte, er würde niemals wieder schlaff werden. Aber [134] wenn er seine Begierde befriedigt und die Grotte verlassen hat, schläft er ein.

Es gibt Glieder, die schon einschlafen, während sie noch in der Grotte sind; die meisten aber sind noch ganz munter, wenn sie herauskommen. In demselben Augenblick jedoch werden sie schläfrig, und es dauert nicht lange, so sind sie eingeschlafen.


Das Stemmeisen: Wenn der Penis an ein Loch gerät, das ihn nicht sofort einlassen will, so erzwingt er sich den Eingang, indem er mit dem Kopf dagegen anrennt und alles zerbricht und zerreißt, wie ein wildes Tier in der Brunft.


Der Schneider: So heißt das Glied, weil es in die Scheide erst eindringt, nachdem es an ihrem Eingang allerlei Manöver gemacht hat, wie die Nadel in der Hand des Schneiders. Es reibt sich an dem Eingang, bis es ordentlich steht.


Der Besänftiger der Leidenschaft: So nennt man einen Penis, der lang und dick ist und langsam fertig wird; ein solches Glied befriedigt auf die vollkommenste Weise die Wünsche eines verliebten Weibes; denn es bringt ihre Begierden auf den höchsten Punkt und weiß sie dann besser zu befriedigen als irgendein anderes Glied. Das gleiche ist, in entsprechender Weise, auch beim Mann der Fall. Wenn solch ein Penis die Haustür seiner Kleinen geschlossen findet, fängt er an zu jammern, bettelt und fleht: »O mein Lieb! Laß mich doch ein, ich bleibe ja nicht lange!« Wenn er aber hineingekommen ist, bricht er sein Wort; denn er hält sich lange auf und nimmt nicht eher [135] Abschied, als bis er seinen Samen ergossen und damit seine Begierde ganz und gar befriedigt hat. Bis dahin kommt und geht er, hüpft auf und ab, dreht sich nach rechts und links. Die Kleine zankt: »Hältst du so Wort, du Betrüger? Du sagtest, du wolltest nur für einen Augenblick mal bei mir vorsprechen!« Und der Penis antwortet: »Na, natürlich werd' ich nicht herausgehen, ehe ich nicht an deinem Müttermund gewesen bin, sobald ich aber den gefunden habe, verpflichte ich mich, sofort aufzuhören.« Durch diese Worte wird die Kleine gerührt und von Mitleid erfaßt; sie schiebt ihre Gebärmutter vor, die seinen Kopf umklammert und küßt, wie wenn sie ihn grüßen wollte. (Es ist bei armen Mohammedanern üblich, bei Begegnungen mit einem Höherstehenden zum Gruß dessen Kopf in beide Hände zu nehmen und zu küssen.) Hierauf entfernt sich der Penis; seine Leidenschaft ist abgekühlt.


Der Geschäftige: Er erscheint vor dem Haus der Liebe, unter dem Vorwande, in wichtigen Angelegenheiten zu kommen; er klopft an die Tür, läuft in der ganzen Wohnung herum, ohne sich im geringsten zu genieren, spürt rechts und links, vorne und hinten in allen Ecken herum und läuft schließlich auf einmal schnurstracks nach dem hinteren Raum, um sich dort zu erleichtern.


Der Klopfer: An der Eingangspforte klopft er leise an; öffnet die Kleine ihre Tür, so tritt er ein, bekommt er keine Antwort, so klopft er noch einmal und hört damit nicht eher auf, als bis er eingelassen wird. Ebenso macht es der Schmarotzer, der in das Haus eines Reichen Einlaß zu finden wünscht, um an einem Gelage teilzunehmen: er [136] klopft an der Tür; wird sie geöffnet, so tritt er ein; erhält er aber auf sein Klopfen keine Antwort, so pocht er wieder und wieder, bis die Tür sich öffnet.


Der Schwimmer: Der Penis bleibt nicht an einem besonders bevorzugten Platz, sondern dreht sich im Gegenteil nach rechts und links, dringt vorwärts und zieht sich zurück und bewegt sich wie ein Schwimmer in seinem eigenen Samen und der von der Scheide abgesonderten Flüssigkeit, wie wenn er Angst hätte, er könnte ertrinken.


Der Eindringling: So kann man den Penis nennen, weil die Kleine, vor deren Tür er erscheint, ihn fragt: »Was willst du?« – »Ich möchte hinein!« – »Unmöglich! Ich kann dich nicht aufnehmen; du bist zu groß.« Der Penis aber läßt sich nicht abweisen; er bittet die Kleine, sie möge doch nur seinen Kopf aufnehmen; er verspricht ihr, er werde gewiß nicht ganz und gar hineinkommen. Hierauf nähert er sich ihr, reibt zwei-oder dreimal seinen Kopf zwischen ihren Schamlippen, bis diese feucht und schlüpfrig werden, und steckt seinen Kopf hinein. Auf einmal macht er aber einen Satz und ist bis an den Hodensack drin.


Der Wortbrüchige: So nennt man den Penis, der mit einer Kleinen zu tun hat, die eine Zeitlang keinen Coitus mehr gehabt hat. Er versucht hineinzugelangen. Die Kleine ist von heißer Liebesleidenschaft entbrannt und sagt: »Ja! Aber nur unter einer Bedingung: wenn du drinnen bist, darfst du nicht wieder heraus, ehe du nicht so und so oft fertig geworden bist.« Hierauf erwidert der Schwanz: [137] »Ich verspreche dir, daß ich nicht eher dich verlasse, als du selbst verlangt hast.« Ist er drinnen, so bereitet die heiße Glut ihm höchste Wonne; er eilt hin und her; auch er glüht von dem köstlichen Genuß, den die abwechselnde Reibung an den Schamlippen und am Muttermunde ihm bereitet. Sobald er aber einmal gespritzt hat, sucht er sich schleunigst zu entfernen. Da ruft die Kleine: »Warum drückst du dich, du Lügner? Wahrlich, du verdienst, daß man dich einen elenden Betrüger nennt!«


Der Einäugige: Diesen Namen hat man ihm gegeben, weil er nur ein Auge hat; dieses Auge ist aber nicht wie andere Augen; denn er sieht nichts damit.


Der Kahlköpfige: So heißt der Penis, weil auf seinem Kopf kein einziges Haar wächst.


Der mit dem wimperlosen Auge: Sein einziges Auge weist die Eigentümlichkeit auf, daß es keine Pupille, kein Lid und keine Wimper besitzt.


Der Stolpernde: Er möchte in das Loch hinein, findet aber den Eingang nicht. Nun stößt er oben und unten an, wie wenn er über Steine stolperte, die im Wege lägen. Schließlich werden die Schamlippen feucht, und dadurch gelingt es ihm hineinzukommen. Nun sagt die Kleine: »Was war denn mit dir los, daß du so herunterstolperst?« Meister Penis antwortet: »Mein süßes Lieb, es lag ein Stein im Wege.«


Der mit dem komischen Kopf: Sein Haupt sieht anders aus als alle anderen Köpfe.


[138] Der Haarige: Diesen Namen gibt man dem Penis, der mit reichlichem Haar umwachsen ist.


Der Unverschämte: Sobald er steif und lang wird, macht er sich aus keinem Menschen was; frech lüftet er die Kleidung seines Herrn, indem er stolz sein Haupt erhebt – darob schämt sich sein Herr, er selber aber verspürt keine Scham. In derselben unverschämten Weise verfährt er mit Weibern, indem er ihnen die Röcke hochhebt und ihre Schenkel bloßlegt. Mag sein Herr ob solcher Aufführung erröten – er selber wird nur immer steifer und denkt bloß daran, sich in ein passendes Loch zu stürzen.


Der Verschämte: So ein verschämter Schwanz – dem man zuweilen begegnet – ist zaghaft und schüchtern, wenn er's mit einer Kleinen zu tun hat, die er noch nicht kennt; erst nach einer gewissen Zeit faßt er sich mehr Mut und wird steif. Zuweilen ist seine Verwirrung so groß, daß er nicht imstande ist, den Coitus zu vollziehen; dies begegnet ihm besonders häufig, wenn ein Fremder zugegen ist; dann wird er geradezu bewegungslos.


Der Weinende: So nennt man ihn wegen der vielen Tränen, die er vergießt. Sobald er steif wird – weint er. Wenn er ein hübsches Gesicht sieht – weint er. Wenn er ein Weib vor hat – weint er. Er weint sogar Tränen, die dem Andenken der Liebe geweiht sind.


Der Stöbernde: Sobald er in das Haus der Liebe eingetreten ist, beginnt er eifrig überall herumzustöbern, bis er seine Leidenschaft beschwichtigt hat.


[139] Der Vereinigende: Sobald er drin ist, fängt er an zu stoßen und zu arbeiten, bis ein Vlies das andere berührt; er bemüht sich sogar, die Hoden mit hineinzubringen.


Der Spuckende: Wenn ein solcher Penis in die Nähe einer Vulva kommt, oder wenn er eine sieht, oder wenn er auch nur an eine denkt, oder wenn sein Herr ein Weib berührt oder mit ihr kost oder sie küßt – so beginnt sein Speichel zu fließen, und er hat Tränen in seinem Auge. Dieser Speichel ist besonders reichlich, wenn der Penis eine Zeitlang beschäftigungslos gewesen ist; dann wird er sogar die Kleider seines Herrn naß machen. Diese Art von Gliedern ist sehr weit verbreitet; es gibt nur sehr wenige Männer, die nicht mit so einem versehen sind.

Diese Flüssigkeit wird von Rechtsgelehrten Medi genannt. Sie erscheint infolge unkeuscher Berührung und wollüstiger Gedanken. Bei vielen Männern ist sie so reichlich, daß sie die ganze. Scheide erfüllt; daher hat schon mancher irrtümlicherweise geglaubt, sie rühre vom Weib her.


Der Schnalzende: Wenn er in eine saftige Scheide eindringt, macht er ein Geräusch, das an das Anklatschen der Wogen eines Sees an das Ufer erinnert.


Der Jungfernschaftsmörder: So nennt man das kräftige Glied, das sehr lang und hart wird, wie ein Knüppel oder ein Knochen. Seine Benennung bedeutet, daß es das Häutchen in der jungfräulichen Scheide zerreißt, so daß das Blut in Strömen rinnt.


Der Suchende: Der Penis dreht sich nach allen Richtungen um, wie wenn er etwas suchte; dieses Gesuchte aber [140] ist die Gebärmutter. Er kennt keine Ruhe noch Rast, bis er sie gefunden hat.


Der Reibende: Diesen Namen erhielt das Glied, das nicht in die Scheide eindringt, ohne den Kopf an den Schamlippen und am unteren Teil des Bauches gerieben zu haben. Häufig wird es fälschlich mit dem Folgenden verwechselt.


Der Schlaffe: Der Penis, der nie hinein kann, weil er weich ist, und der sich daher damit begnügt, seinen Kopf gegen den Eingang der Scheide zu reiben, bis er spritzt. Er bereitet den Weibern kein Vergnügen, sondern entflammt nur ihre Leidenschaft, ohne sie befriedigen zu können; dadurch macht er sie mißmutig und gereizt.


Der Tastende: So nennt man den Penis, der in alle möglichen Schlupfwinkel eindringt, sich mit dem Zustand der Scheide wohl vertraut macht und ihre Vorzüge und Fehler zu unterscheiden weiß.


Der Entdecker: Indem er sich aufrichtet und sein Haupt erhebt, hebt er zugleich die Kleider auf, hinter denen er sich verbarg, und stellt dadurch seines Herrn Blöße zur Schau. Auch geniert er sich nicht, die weiblichen Geschlechtsteile zu entblößen, die er noch nicht kennt; unbedenklich lüftet er die Gewänder, die sie bedecken. Scham und Respekt kennt er überhaupt nicht; ihm ist alles gleichgültig. Mit allem, was sich auf die Begattung bezieht, ist er vertraut. Von den verschiedenen Löchern, die er eifrig erforscht, weiß er ganz genau, ob sie feucht, kühl, trocken, eng, warm oder wie sie sonst sind. Es gibt [141] ja manche Schnecke, die sehr lecker aussieht: äußerlich ist sie fleischig und schön, ihr Inneres aber läßt viel zu wünschen übrig. So eine bereitet keinen Genuß, weil sie nicht warm, sondern naßkalt ist oder andere Fehler hat. Darum sucht mit Recht der »Entdecker« alles ausfindig zu machen, was mit dem Coitus zusammenhängt, und daher hat er seinen Namen.


Dies sind die hauptsächlichsten Namen, die das männliche Glied nach seinen verschiedenen Eigenschaften hat. Sollte jemand der Meinung sein, daß meine Aufzählung nicht erschöpfend sei, so mag er sich selber mehr Namen suchen. Ich glaube, daß das von mir mitgeteilte Verzeichnis lang genug ist, um alle Ansprüche meiner Leser befriedigen zu können.

9. Kapitel. Über die Namen für die Geschlechtsorgane des Weibes

Neuntes Kapitel
Über die verschiedenen Namen für die Geschlechtsorgane des Weibes

Wisse, o Wesir – möge Gottes Güte über dir walten! –, die weibliche Scham trägt verschiedene Namen, wie zum Beispiel:


Die Ritze
Die Scheide
Die Wonnige
Die Urmutter
Die Effektvolle
[142] Die Spalte
Die mit dem Hahnenkamm
Die mit dem Zünglein
Die Stachelige
Die Schweigsame
Die Quetschende
Die Zudringliche
Die Gießkanne
Die Greuliche
Die Sehnsüchtige
Die Schöne
Die Steifmacherin
Die mit dem Vorsprung
Die Weite
Die Breite
Die Schluckerin
Die Bodenlose
Die Großlippige
Die Höckerige
Die Beutelnde
Die Unermüdliche
Die Vereinigende
Die Anschmiegende
Die Hilfreiche
Die Gewölbte
Die Lange
Die Rauflustige
Die Stetsbereite
Die in ihr Schicksal Ergebene
Die Saftige
Die Versperrte
Die Tiefe
[143] Die Beißerin
Die Saugerin
Die Wespe
Die Heiße
Die Köstliche

Die Ritze: Diese Form zeigt sich, wenn sie in heißem Verlangen nach Begattung sich öffnet und schließt wie die einer rossigen Stute bei der Annäherung des Hengstes.

Wer im Traume die Ritze eines Weibes sieht, der soll wissen: »Wenn er in Nöten ist, so wird Gott ihn daraus erretten; wenn er in Ängsten ist, so wird er bald daraus befreit werden; und wenn er arm ist, so wird er bald reich werden.«

Der Anblick einer offenen Ritze im Traum soll besseres Glück verheißen, als wenn man sie geschlossen sieht. Wenn aber die im Traum gesehene einer Jungfrau gehört, so bedeutet das, daß das Tor des Trostes geschlossen bleiben wird und daß das Gewünschte nicht erreichbar ist. Es ist eine erwiesene Tatsache, daß jemand, der im Traum die Scham einer unberührten Jungfrau sieht, sicherlich in Schwierigkeiten geraten und Unglück in seinen Geschäften haben wird. Wenn aber die Scham offen ist, so daß er ungehindert in ihr Inneres hineinsehen kann, so bedeutet das Glück. Sollte sie zwar verborgen sein, der Eingang zu ihr jedoch dem Träumenden freistehen, so wird er die schwierigsten Unternehmungen zu glücklichem Ende bringen, nachdem sie ihm anfangs mißlungen sind. Die glückliche Wendung wird nach kurzer Zeit eintreten, und zwar durch die Hilfe einer Person, an die er niemals gedacht hatte. – Sieht jemand im Traum einen [144] Mann auf einem jungen Mädchen reiten, und gelingt es ihm, in dem Augenblick, wo dieser von ihr heruntersteigt, ihre Ritze zu sehen, so wird er nach anfänglichem Fehlschlagen seine Geschäfte glücklich zustande bringen, und zwar mit Hilfe des von ihm gesehenen Mannes. Ist er selber der Mann, der das Mädchen bearbeitete, und hat er ihre Scham gesehen, so wird es ihm durch eigene Kraft gelingen, der größten Schwierigkeiten Herr zu werden, und er wird in jedem Betracht erfolgreich sein. Allgemein gesprochen, ist es ein gutes Zeichen, wenn man im Traum eine weibliche Scham sieht; ebenfalls ist es ein gutes Vorzeichen, wenn man vom Begattungsakt träumt; und wer sich selber diesen Akt vollziehen sieht und zum Schluß eine Samenergießung hat, der wird in allen Geschäften Erfolg haben. Anders aber ist es mit einem, der den Beischlaf nur beginnt, aber nicht zu Ende bringt! Dieser wird im Gegenteil in jeder Unternehmung unglücklich sein.

Man nimmt im allgemeinen an, daß ein Mann, der im Traum mit einem Weibe zu tun hat, später von ihr Gewährung seiner Wünsche erreichen wird.

Wenn jemand im Traum mit Weibern verkehrt, deren geschlechtliche Berührung durch unsere Religion verboten ist, wie z.B. Mutter, Schwester usw., so kann er daraus schließen, daß er nach heiligen Stätten pilgern wird; vielleicht macht er sogar eine Wallfahrt nach dem heiligen Hause Gottes, um das Grab des Propheten zu schauen.

Der Anblick eines Fensters oder eines Schuhes deutet auf Weiber. Wenn nämlich der Penis in eine weibliche Scham eindringt, so gleicht diese einem Fenster, in das ein Mann seinen Kopf hineinsteckt, um sich in der Wohnung umzusehen; [145] auch kann man sie mit einem Schuh vergleichen, den man über den Fuß zieht. Wer also im Traum zu einem Fenster hineinsieht oder einen Schuh anzieht, der kann gewiß sein, daß er ein junges Weib oder eine Jungfrau sein eigen nennen wird, wenn das Fenster sich in einem neuen Hause befindet oder wenn der Schuh neu und in gutem Zustand ist; er wird aber ein altes Weib bekommen, wenn das Fenster oder der Schuh alt sind. Wenn ein Mann im Traum einen Schuh verliert, so kündigt ihm dies den Verlust seiner Frau an.


Ich wende mich jetzt wieder den Bezeichnungen für die weiblichen Geschlechtsteile zu.


Die Scheide: Dies ist die allgemeine Bezeichnung für die Scham des Weibes. Bei einem jungen Weib ist sie fleischig und wohlgestaltet; ihre Lippen sind lang, der Schlitz groß, die Ränder symmetrisch und schön gerundet. Sie ist weich, verführerisch und durchaus vollkommen. Sie ist die angenehmste und ohne Zweifel die beste von all den verschiedenen Arten, die es gibt. Möge Gott uns den Besitz einer solchen Vulva gewähren! Amen. Sie ist warm, eng und trocken; man meint, es könnte jeden Augenblick ein Feuerstrahl aus ihr hervorbrechen. Ihre Form ist anmutig, lieblich ihr Duft; von der Weiße ihrer Außenseite hebt sich ihre karminrote Mitte ab. Es ist kein Fehl an ihr.


Die Wonnige: Die Vulva eines jungen Mädchens.


Die Urmutter: Dieser Name paßt für die weiblichen Geschlechtsorgane im allgemeinen.


[146] Die Effektvolle: Die Vulva eines sehr jungen Mädchens oder, nach der Meinung anderer, einer Brünetten.


Die Spalte: Die Vulva eines knochigen dürren Weibes. Sie sieht aus wie eine Mauerspalte und hat keine Spur von Fleisch. Möge Gott uns vor einer solchen bewahren!


Die mit dem Hahnenkamm: Sie hat einen roten Kamm, wie der eines Hahnes; im Augenblick des höchsten Genusses richtet dieser sich empor.


Die mit dem Zünglein: Eine Vulva mit dünnen Lippen und einem Zünglein.


Die Stachelige: Die Vulva des alten klapperigen Weibes; sie ist vor Alter ganz zusammengeschnurrt und wird von stacheligen Borsten umgeben.


Die Schweigsame: So nennt man die Scheide, die niemals Lärm macht. Mag der Penis täglich hundertmal in sie hineinfahren, sie wird niemals ein Wort sagen, sondern läßt zufrieden ohne Murren sich alles gefallen.


Die Quetschende: Man nennt sie so, weil sie das Glied zusammenquetscht. Gewöhnlich packt sie das Glied sofort nach der Einführung von rechts und links, umklammert seinen Kopf mit ihrem Muttermund und würde, wenn sie könnte, auch die beiden Hoden mit hinunterschlucken.


[147] Die Zudringliche: Diese wird der Besuche des Perus niemals müde. Wenn er hundert Nächte mit ihr verbrächte und jede Nacht hundertmal in sie hineinführe, so würde sie doch noch nicht gesättigt sein. Sie würde immer noch mehr haben wollen und würde, wenn das möglich wäre, den Penis überhaupt nicht wieder herauslassen. Hier sind also die Rollen völlig vertauscht: die Vulva ist der angreifende Teil, der Penis der Angegriffene. Zum Glück kommt eine solche Vulva selten vor und findet sich nur bei wenig Weibern, die, in fortwährender Leidenschaft wild entbrannt, ganz Feuer und Flamme sind.


Die Gießkanne: Diese Sorte findet sich bei manchen Weibern; beim Wasserlassen gibt ihre Mündung ein stark tönendes Geräusch von sich.


Die Greuliche: Eine Vulva von so fürchterlichem und abstoßendem Äußern, daß der bloße Anblick genügt, um ein steifes Glied schlaff zu machen. Sie kommt bei manchen Weibern vor; möge Gott uns vor denen bewahren!


Die Sehnsüchtige: Diese Scheide trifft man nur bei wenig Weibern an. Bei einigen ist sie von Natur so, bei anderen ist sie infolge langer Enthaltsamkeit so sehnsüchtig geworden. Sie brennt vor Begierde nach einem Penis, und ist es ihr gelungen, einen zu umfangen, so will sie ihn nicht wieder loslassen, bis sein Feuer völlig erloschen ist.


Die Schöne: Diese Vulva ist weiß, fleischig, gewölbt wie ein Dom, fest und ohne Fehler. Du kannst dein Auge nicht [148] von ihr abwenden, und ihr Anblick macht einen halbsteifen Penis steif, daß er starrt wie ein Ast.


Die Steifmacherin: Wenn ein schlaffes Glied ihr nahe kommt und ein paarmal seinen Kopf an ihr reibt, beginnt es sofort anzuschwellen und steht aufrecht da. Das Weib, das solch eine Vulva besitzt, hat außerordentlich viel Vergnügen davon, denn im Augenblick der Krisis öffnet und schließt sie sich krampfhaft wie die Scheide einer Stute.


Die mit dem Vorsprung: Sehr groß, mit einem fleischigen Venusberg, der wie eine gewölbte Stirn vorspringt.


Die Weite: Eine Scheide, die von einer sehr straffen Muskulatur umgeben ist. Von Weibern, die so gebaut sind, nimmt man an, daß sie eine weite Vagina haben. Sie sieht so fest und undurchdringlich aus, daß man anscheinend nicht einmal einen Schminkstift einführen kann; sobald sie aber die Reibung der Eichel fühlt, öffnet sie sich weit.


Die Breite: So nennt man die Vulva, die ebenso breit wie lang ist; sie ist also nach allen Richtungen hin gleichmäßig entwickelt; von der einen Seite zur anderen und vom Schambein bis zum Damm. Sie ist wundervoll anzuschauen. Von ihr hat der Dichter gesungen:


So leuchtend glänzt sie wie eine weiße Stirn,
Groß ist sie wie der Mond, der am Himmel steht,
Und Feuer strahlt sie aus wie der Sonnenball.
In Flammen setzt sie das Glied, das ihr sich naht,
[149]
Wenn nicht mit Speichel zuvor genetzt es wird.
Doch wundervoll ist der Duft, den sie verströmt.

Andere wenden diesen Namen auf die Scheide eines fleischigen und fetten Weibes an. Wenn sie ihre Schenkel übereinander kreuzt, tritt die Vulva hervor wie ein Kalbskopf; wenn sie die Beine spreizt, sieht es aus, wie wenn ein runder Kornsack zwischen ihren Schenkeln stände; wenn sie geht, sieht man bei jedem Schritt die wogende Bewegung ihrer Vulva unter den Kleidern. Möge Gott in seiner Güte und Großmut uns eine solche Vulva genießen lassen! Sie ist von allen die lieblichste, die am höchsten gepriesene, die am heißesten ersehnte.


Die Schluckerin: So genannt wegen ihrer Gewandtheit im Schlucken. Wenn solch eine Vulva eine Zeitlang keinen Coitus genossen hat, schluckt sie ein Glied, das ihr nahe kommt, mühelos und spurlos hinunter – wie ein ausgehungerter Mensch sich auf dargebotene Speise stürzt und sie hinunterschluckt, ohne sie zu kauen.


Die Bodenlose: Eine Scheide von unendlicher Tiefe, deren Gebärmutter infolgedessen sehr weit hinten liegt. Sie erfordert einen Penis von den größten Dimensionen; einem anderen würde es nicht gelingen, verliebte Gefühle in ihr zu erwecken.


Die Großlippige: So nennt man die voll entwickelte Vulva eines besonders fetten Weibes. Indessen hat auch eine infolge von Alter schlaff gewordene Scheide lange und herabhängende Schamlippen.


[150] Die Höckerige: Diese Vulva hat einen hervorspringenden festen Venusberg; sie ragt hervor wie der Höcker auf dem Rücken eines Kamels und erstreckt sich zwischen den Schenkeln abwärts wie der Kopf eines Kalbes. Möge Gott uns den Genuß einer solchen Vulva gewähren! Amen.


Die Beutelnde: Wenn solch eine Scheide einen Penis in ihre Gewalt bekommt, beutelt sie ihn nach allen Richtungen, nach oben und unten, nach links und rechts, nach vorne und hinten, bis der Augenblick der Wonne eintritt.


Die Unermüdliche: Sobald sie das Glied aufgenommen hat, beginnt sie heftig und ohne Unterbrechung sich zu bewegen, bis der Penis den Muttermund berührt; aber auch dann will sie von Ruhe noch nichts wissen, bis beide in schnellstem Tempo auf dem Höhepunkt des Genusses angelangt sind und ihr Werk vollendet haben.


Die Vereinigende: Sie klammert sich an den Penis und drängt sich so eng an ihn heran, daß sie, wenn es möglich wäre, auch den Hodensack in sich aufnehmen würde.


Die Anschmiegende: Diesen Namen gibt man der Scheide eines Weibes, das seit langer Zeit eine heiße Begierde nach Begattung verspürt hat. Der Anblick eines Gliedes entzückt sie; gerne hilft sie ihm beim Stoßen; sie bietet dem Penis ihren Muttermund dar, indem sie diesen nach vorne preßt – und dies ist ja das Beste, was sie zu geben hat. Einerlei, welches Plätzchen in ihrem Innern der Penis sich auswählt, diese Scheide heißt ihn überall willkommen und fügt sich willig allen seinen Wünschen, [151] sie hilft ihm, das von ihm bevorzugte Plätzchen zu erreichen.

Wenn die Krisis naht und das Glied im Begriff ist, seinen Saft zu verspritzen, ergreift sie seinen Kopf mit dem Muttermund und saugt den Samen bis zum letzten Tropfen in die Gebärmutter ein. Und dann erst fühlt das Weib sich selig, wenn Ströme von Samen sich in das Innere ihrer Gebärmutter ergießen.


Die Hilfreiche: So nennt man die Scheide, die dem Penis beim Hin und Her, beim Auf und Ab, kurz bei allen Bewegungen hilft. Wenn er irgendeinen Wunsch hat – diese Vulva beeilt sich, ihn zu erfüllen, und ist stets bereit, seinem Rufe Folge zu leisten. Durch ihre Hilfe wird der Samenerguß erleichtert und der Genuß erhöht; sogar ein Glied, dem sonst die Ejakulation schwer wird, gelangt schnell ans Ziel und verspritzt bald seinen Samen.


Die Gewölbte: Eine Vulva von großem Umfang, von einem Vorsprung überragt, sehnig und trocken, anzusehen wie ein Gewölbe, eine kompakte Masse von hartem Fleisch und Knochen. Gott bewahre uns vor einer solchen!


Die Lange: Dieser Name läßt sich nur selten auf eine Vulva anwenden; jedermann weiß, daß die weiblichen Geschlechtsteile durchaus nicht alle von gleicher Gestalt und Beschaffenheit sind. Diese Vulva erstreckt sich vom Schambein bis zum Anus. Sie zieht sich in die Länge, wenn das Weib liegt oder steht, und zieht sich zusammen, wenn ihre Herrin sitzt; in dieser Beziehung unterscheidet sie sich von der Vulva von runder Gestalt. Sie [152] sieht aus, wie wenn eine prachtvolle Gurke zwischen den Schenkeln läge; bei manchen Frauen zeichnen sich ihre Umrisse ab, wenn sie leichte Kleider tragen oder wenn sie sich zurücklehnen.


Die Rauflustige: Diese springt vor und zurück, sobald ein Glied auf sie eindringt; sie schiebt sich nach vorne, damit es sich nicht zurückziehe, bevor der Augenblick des Genusses erreicht ist. Sie kennt keinen Genuß, wenn nicht ihr Muttermund vom Penis getroffen wird. Darum drängt sie ihre Gebärmutter nach vorne, um die Eichel zu packen und auszusaugen, wenn der Same sich ergießt. Manche Vulva ist entweder aus natürlicher Anlage oder infolge langer Enthaltsamkeit vor Begierde und Wollust ganz wild: sie stürzt dem sich nahenden Penis entgegen und öffnet den Mund wie ein hungriger Säugling, dem die Mutter die Brust reicht. Diese Scheide kommt dem Penis entgegen und zieht ihn mit sich, bis seine Eichel ihrem Muttermund gegenübersteht, wie wenn sie Angst hätte, daß er ohne Hilfe die Gebärmutter nicht finden könnte.

So gleichen Vulva und Penis zwei geschickten Fechtern; jedesmal, wenn der eine von ihnen sich auf den Gegner stürzt, hält dieser seinen Schild vor, um den Streich zu parieren und den Angriff abzuweisen. Das männliche Glied stellt das Schwert vor, die Gebärmutter den Schild. Der Teil, der zuerst seinen Samen ergießt, ist besiegt; wer ihn am längsten an sich halten kann, ist Sieger. Wahrlich, es ist ein schöner Zweikampf! So einen möchte ich ohne Unterbrechung bis an den Tag meines Todes fechten!

Ein Dichter sang:


[153]
In wilder Wonne sieht man das Paar sich müh'n,
Wie emsige Spinnen sind sie der Arbeit froh.
Sie fragt ihn: »Sag, wie lange noch machst du's mir?«
Er ruft: »So lange, bis mich der Tod ereilt.«

Die Stetsbereite: Die Scheide eines Weibes, das immer vor heißer Begier nach dem Penis brennt. Vor einem steifen, harten Penis hat sie durchaus keine Angst, im Gegenteil, sie sieht ihn voll Verachtung an und verlangt nach einem noch steiferen.

So eine Vulva geniert sich nie; sie errötet auch nicht, wie ihre Schwestern es tun, wenn die Kleider aufgehoben werden, hinter denen sie sich barg. Im Gegenteil, sie heißt den Penis herzlich willkommen, läßt ihn auf ihren Venusberg sich ausstrecken und nimmt ihn in ihr Inneres auf, wie wenn sie ihn ganz und gar verschlucken wollte. So tief verschwindet er in ihr, daß die Hoden klagend rufen: »Oh, was für ein Unglück! Unser Bruder ist verschwunden! Wir sind in großer Sorge um ihn, denn er hat sich kühn in den Abgrund gestürzt. Er muß wahnwitzig sein, daß er wie ein Drache in solch eine Höhle hineinschlüpft!« Die Scheide hört dieses Jammern; sie möchte ihren Kummer verscheuchen und sagt daher: »Habt darum keine Sorge! Er lebt, und seine Ohren hören eure Worte.« Hierauf erwidern jene: »Wenn deine Worte wahr sind, o schöne Herrin, so laß ihn herauskommen, damit wir ihn sehen können.« Sie aber spricht: »Lebend werde ich ihn nicht herauslassen; er verläßt mich nicht eher, als bis der Tod ihn ereilt hat.« Da flehen die beiden Hoden sie an: »Welche Sünde hat er denn begangen, daß er mit seinem Leben dafür büßen müßte? Gefängnis und Schläge sollten doch hinlängliche Strafe dafür sein.« Die [154] Scheide: »Beim Dasein dessen, der die Himmel geschaffen hat: er kommt nicht eher aus mir zum Vorschein, als bis er tot ist!« Bald darauf sagt sie zum Penis: »Hörst du die Worte deiner beiden Brüder? Schnell! Zeige dich ihnen, denn deine Abwesenheit hat sie in große Betrübnis versetzt!« Nachdem er gespritzt hat, kehrt der Penis zu ihnen zurück. Er ist zu einem Nichts zusammengeschrumpft und gleicht einem Schatten; sie kennen ihn nicht und fragen: »Wer bist du, du Dünnster der Dünnen?« – »Ich bin euer Bruder und bin krank gewesen«, sagt der Penis, »saht ihr nicht, in welchem Zustand ich war, als ich hineinging? Bei allen Ärzten habe ich an die Tür geklopft und um Rat gefragt. Aber was für einen Arzt ersten Ranges habe ich hier gefunden! Er hat mein Leiden behandelt und hat mich geheilt, ohne meine Brust zu beklopfen und ohne mich zu untersuchen!« Die Zwillinge antworten: »Liebes Brüderlein, wir leiden an derselben Krankheit wie du, denn wir sind eins mit dir. Warum hat Gott nicht auch uns mit derselben Kur begnadigt?« In diesem Augenblick ergießt sich neuer Same in sie und schwellt ihren Umfang an. Da ergreift sie Sehnsucht nach der gleichen Behandlung, und sie rufen: »Oh, bringe uns schnell zu einem Arzt, damit er unser Leiden heile; denn er kennt alle Krankheiten!«

Hier endete das Gespräch der beiden Hoden mit dem Penis, als dieser verschwunden war, und sie befürchteten, er wäre in einen Brunnen oder in ein Kellerloch gefallen.


Die Ängstliche: Der Scheide, die sehr eng und kurz ist, tut das Eindringen eines sehr großen und steifen Gliedes weh; sie sucht nach rechts oder nach links zu entwischen. [155] So soll es, sagt man, um die Scheiden der meisten Jungfrauen bestellt sein, die mit dem Penis noch nicht bekannt sind, bei seiner Annäherung Angst bekommen und ihm auszuweichen suchen, wenn er sich zwischen die Schenkel schiebt und Einlaß heischt.


Die in ihr Schicksal Ergebene: Dies ist die Scheide, die sich geduldig allen Launen und Bewegungen des Gliedes fügt, dem sie Einlaß gewährt hat. Man sagt auch, diese Vulva sei stark genug, um geduldig den wildesten und längsten Ritt auszuhalten. Würde sie hundertmal angegriffen, so würde sie darüber nicht ärgerlich oder mißmutig sein; statt sich zu beklagen, würde sie im Gegenteil Gott danken. Dieselbe Geduld wird sie an den Tag legen, wenn sie mit mehreren Gliedern zu tun hat, die sie nacheinander besuchen.

Solche Scheiden findet man bei Weibern von heißem Temperament. Wenn sie nur wüßten, wie sie es anfangen sollten, würden sie den Mann überhaupt nicht absteigen lassen und würden ihm nicht erlauben, den Penis auch nur für einen Augenblick herauszuziehen.


Die Saftige: Diese Vagina hat einen der vier schlimmsten Fehler, die eine Scheide schänden können; ja, sie hat den widerwärtigsten von allen Fehlern, denn allzu reichliche Schleimabsonderung beeinträchtigt die Freuden der Liebe in der schlimmsten Weise. Diese Untugend wird noch schlimmer, wenn der Mann durch seine der Begattung vorausgehenden Liebkosungen die Absonderung der Feuchtigkeit erhöht. Gott bewahre uns vor einem solchen Ding! Amen.


[156] Die Versperrte: Eine solche Scheide trifft man zum Glück nicht oft. Der Fehler, durch den sie sich von den anderen unterscheiden, ist zuweilen angeboren, zuweilen aber auch die Folge einer ungeschickt vorgenommenen Beschneidung. Es kann vorkommen, daß das Messer eine falsche Bewegung macht und einer von den Schamlippen oder gar allen beiden eine ernstliche Verletzung zufügt. Bei der Heilung bildet sich eine dicke Narbe, die den Eingang zur Scheide versperrt; um diese dem Penis wieder zugänglich zu machen, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.


Die Tiefe: Die Scheide, deren Mund stets offensteht und deren Boden kein Auge je erblickt hat, so daß nur der allerlängste Penis ihn erreichen kann.


Die Beißerin: Die Scheide, die sich abwechselnd öffnet und schließt, wenn das Glied drinnen ist und in heißer Leidenschaft sie bearbeitet. Besonders, wenn der Augenblick des Samenergusses sich naht, fühlt der Mann, wie der Muttermund sich in den Kopf seines Gliedes festbeißt. Ohne Zweifel muß die Gebärmutter eine gewisse Anziehungskraft besitzen, wenn sie, nach dem Saft der Liebe begierig, sich an die Eichel schmiegt und diese, so weit sie kann, in sich hineinzieht. Wenn Gott in seiner Allmacht bestimmt hat, daß das Weib schwanger werden soll, konzentriert sich der Same in der Gebärmutter, wo mit der Zeit neues Leben aus ihm entsteht; wenn aber im Gegen teil Gott die Empfängnis versagt, stößt die Gebärmutter den Samen wieder aus, der dann die Scheide überströmt.


[157] Die Saugerin: Wenn eine Scheide durch wollüstige Liebkosungen oder infolge langer Enthaltsamkeit sich in heißer Brunft befindet, saugt sie zuweilen so stark an dem Penis, daß sie ihm all seinen Samen raubt; sie saugt an ihm wie ein Kind an der Mutterbrust.

Ein Dichter hat dieses Saugen in folgenden Versen beschrieben:


Wenn sie ihr Kleid hochhebt,
Zeigt sie ein Ding voll und rund,
Von Gestalt einem umgestülpten Becher gleich.
Betastet du's mit der Hand, so kommt's dir vor
Wie ein wohlgeformter Busen, elastisch und fest.
Bohrst Deine Lanze du hinein,
So wird sie fest gepackt.
Deine Waffe wird eingesaugt
Wie ein Kind einsaugt die Mutterbrust.
Und kehrst du zu neuem Liebesspiel zurück,
Empfängt's dich heiß, wie eines Ofens Glut.

Ein anderer Dichter – möge Gott im Paradiese alle seine Wünsche erfüllen! – hat auf denselben Gegenstand folgende Verse gemacht:


Eine gute Vulva füllt eine Manneshand –
Und nicht zu klein darf diese Hand sein.
Am Leibe springt sie vor
Wie eines Palmbaums unerschloßne Knospe;
Glatt ist ihre Haut
Wie eines Jünglings zarte Wange;
Lang ist zu ihr der Pfad,
Nicht leicht erzwingst den Eingang du zu ihr.
[158]
Versuchst du's mit Gewalt,
So ist's, als träfest auf Panzerplatten du.
Und dringst du endlich ein,
So klingt's, wie wenn ein Stück Zeug zerrissen wird.
Dringt dann der Penis ein,
Wird er zum Willkomm mit 'nem Biß begrüßt,
Wie an einer Amme Brust,
Wenn hungrig ihr Kleinchen zu saugen beginnt.
Es brennen ihre Lippen
Wie lodernd heller Feuerbrand –
Und ach wie köstlich ist diese Glut – –
Wie entzückend für mich!

Die Wespe: Diese Vulva zeichnet sich aus durch die Stärke und Rauheit ihrer Behaarung. Wenn der Penis sich nähert und hinein will, sticht sie ihn mit ihren Haaren wie eine Wespe.


Die Heiße: Diese Scheide gehört zu denen, die das höchste Lob verdienen. Denn Wärme ist eine höchst schätzbare Eigenschaft an einer Vulva; ja, man kann sagen, daß sie um so höheren Genuß gewährt, je mehr Hitze sie entwickelt. Ein Dichter hat sie in nachstehenden Versen gepriesen:


Von Eigenwärme ist die Vulva heiß –
Von Eigenwärme, die sie wohl bewahrt.
Nur dem Besucher teilt sie davon mit.
Sie schließt so eng wie ein kleiner Frauenschuh,
Und kleiner ist ihr Kreis als des Auges Stern.

[159] Die Köstliche: Von ihr rühmt man, daß sie beispiellosen Genuß verschaffe, der sich nur dem von Raubtieren und Raubvögeln empfundenen, durch blutigen Kampf errungenen Genuß vergleichen lasse. Wenn schon Tieren solches beschieden ist, was würden erst Menschen erwarten? Darum ist es wahr; alle Kriege entspringen dem Drange, sich den wollüstigen Genuß zu verschaffen, den die weiblichen Geschlechtsteile gewähren und der das höchste Glück dieser Welt ist. Er ist ein Teil der Wonnen des Paradieses, und Gott hat ihn uns gewährt, um uns einen Vorgeschmack zu geben von dem, was uns erwartet: nämlich tausendfach höhere Wonne, die nur hinter dem Anblick des allgütigen Gottes zurücksteht.


Gewiß ließen sich noch mehr Bezeichnungen ausfindig machen, die auf die Geschlechtsorgane des Weibes anwendbar waren; mir scheint jedoch die Zahl der oben erwähnten reichlich zu genügen. Es ist der Hauptzweck dieses Werkes, alles Merkwürdige und Anmutige zusammenzutragen, was sich über den Coitus sagen läßt, damit jemand, der in Sorgen ist, in diesem Buch Trost findet, und jemand, dem die Erektion nicht mehr recht gelingen will, darin Mittel zur Heilung seiner Schwäche finden könne. Gelehrte Ärzte haben geschrieben, daß Impotente, deren Penis seine Kraft verloren hat, eifrig Bücher über Geschlechtsgenuß lesen und aufmerksam die verschiedenen Arten des Liebens studieren sollten, um ihre frühere Fähigkeit wiederzugewinnen. Tieren beim Begattungsakte zuzusehen, ist ein nicht übles Mittel, Erektion zu erzielen. Da es aber nicht jederzeit möglich ist, sich solchen Anblick zu verschaffen, so können Bücher über den Zeugungsakt nicht entbehrt werden. In [160] allen Ländern finden reich und arm Geschmack an solchen Büchern, die man mit dem Stein der Weisen vergleichen kann, durch den unedle Metalle in Gold verwandelt werden.

Man erzählt – Gott durchdringt ja mit seinem Licht die größte Dunkelheit, und Er ist die höchste Weisheit! –, daß in grauer Vorzeit, noch vor der Regierung des großen Kalifen Harun el Raschid, ein Spaßmacher lebte, an dem Weiber, alte Leute und Kinder ihre Freude hatten. Er hieß Djoaidi. Manche Weiber waren ihm gegenüber freigebig mit ihrer Gunst, und er war bei allen beliebt und gern gesehen. Von Fürsten, Wesiren und großen Herren wurde er ebenfalls sehr gut behandelt und überhaupt von aller Welt verhätschelt. Zu jener Zeit wurde übrigens jeder Spaßmacher hoch in Ehren gehalten, weshalb denn auch der Dichter gesagt hat:


O schlimme Zeit; unter all den Menschen hier
Bringst nur Dummköpfe und Narren du hervor!
Seht den! Den brachte eine Hure zur Welt.
Seht den! Des Anus gleicht einem Tintenfaß,
In das man kräft'gen Stoßes die Feder taucht.
Seht den! Der streicht als Kuppler durch die Stadt,
Und Kuppelei nur kennt er den ganzen Tag.
Dieser Djoaidi nun erzählte einst folgende Geschichte:

Die Geschichte von Djoaidi und Fadehat el Djemal

Ich liebte einst ein Weib, das ganz Anmut und Vollendung war: schön von Gestalt und mit allen nur erdenklichen Reizen begabt. Ihre Wangen glichen Rosen, ihre [161] Stirn war lilienweiß, ihr Mund rot wie Korallen; sie hatte Zähne wie Perlen und Brüste wie Granatäpfel. Ihr geöffneter Mund war rund und wie ein Ring; ihre Zunge schien mit kostbaren Edelsteinen besetzt zu sein; ihre schmachtenden Augen waren schwarz und fein geschnitten; ihre Stimme war süß wie Zucker. Ihre Formen waren lieblich gerundet; ihr Fleisch war weich wie frische Butter und rein wie Diamant.

Ihre Vulva war weiß, hochgewölbt, rund wie ein Torbogen; ihre Mitte war rot, heiß wie Feuer und ohne eine Spur von Feuchtigkeit; denn so weich sie anzufassen war, war sie doch ganz trocken. Wenn sie ging, zeichneten ihre Umrisse sich ab wie die Kuppen eines Domes oder wie ein umgestülpter Pokal. Wenn sie sich zurücklehnte, sah man die Vulva zwischen ihren Schenkeln; dann sah sie aus wie ein Zicklein, das auf einem Hügel lagert.

Dieses Weib war meine Nachbarin. Alle anderen Weiber tändelten, scherzten und lachten mit mir und kamen meinen Anträgen mit der größten Bereitwilligkeit entgegen. Ich schwelgte in ihren Küssen, Bissen und innigen Umarmungen, ich saugte an ihren Lippen und Brüsten. Sie alle hatte ich beschlaf en, nur meine Nachbarin nicht, und gerade diese hätte ich lieber als alle übrigen besessen; anstatt aber freundlich zu mir zu sein, wich sie mir aus. Wenn ich versuchte, sie abseits zu führen, um mit ihr zu scherzen, ihre Heiterkeit zu erregen und ihr von meinen Wünschen zu sprechen, antwortete sie mir mit folgenden Versen, deren Sinn für mich ein Geheimnis war:


Wohl unter den Bergeshöhen
Sah ich ein festes Zelt;
[162]
Das ragte vor aller Augen
Hoch in die Lüfte empor.
Doch ach, dann war verschwunden
Die Stütze, die es hielt,
Und wie ein Krug ohne Henkel,
So stand es unnütz da,
Gelöst waren alle Stricke,
Die Mitte sank traurig ein –
Wie ein Kessel ohne Boden,
So traurig sah es aus.

Sooft ich ihr von meiner Leidenschaft sprach, antwortete sie mir mit diesen für mich sinnlosen Versen, auf die ich keine Antwort finden konnte, wodurch übrigens meine Liebe nur noch immer heißer wurde. Ich fragte daher alle mir bekannten Weisen, Denker und Gelehrten nach ihrer Bedeutung; aber keiner von ihnen konnte mir das Rätsel lösen, und so blieb meine Glut ungelöscht und meine Leidenschaft unbefriedigt.

Ich fuhr mit meinen Erkundigungen fort, bis ich zuletzt von einem Gelehrten, Abu Nuass, hörte. Er lebte draußen vor der Stadt und sollte, wie man mir sagte, der einzige Mann sein, der das Rätsel lösen könnte. Ich begab mich zu ihm, erzählte die Gespräche, die ich mit der Frau geführt hatte, und trug ihm die Verse vor.

Abu Nuass sprach zu mir: »Die Frau liebt dich, und sie liebt außer dir keinen anderen Mann. Sie ist sehr stattlich und wohlbeleibt.« Ich antwortete: »Es ist genau, wie du sagst. Du hast ihr Bild gezeichnet, wie wenn sie vor dir stände. Nur was du von ihrer Liebe zu mir sagst, stimmt nicht; denn bis jetzt hat sie mir niemals einen Beweis davon gegeben.« – »Sie hat keinen Gatten.« – »Das [163] stimmt.« – »Ich glaube annehmen zu dürfen, daß du nur ein kleines Glied hast, und solch ein Glied kann ihr keinen Genuß bereiten und ist nicht imstande, ihre Glut zu löschen; denn sie braucht einen Liebhaber, der einen Schwanz hat wie ein Esel. Vielleicht irre ich mich aber auch mit diesen Vermutungen. Sag mir die Wahrheit, wie es sich damit verhält.« Hierüber konnte ich ihn beruhigen; ich versicherte ihm, mein Glied – das beim Anhören seiner Worte zu schwellen begonnen hatte – sei von stattlicher Größe. Er sagte mir, wenn dies der Fall wäre, würden alle Schwierigkeiten sich beseitigen lassen; und auch ich war davon überzeugt, als er mir den Sinn der Verse erklärt hatte:

»Das Zelt bedeutet ihre Vulva; die Berge, zwischen denen es sich erhebt, sind ihre Schenkel. Die Stange, die die Mitte des Zeltes stützte, ist verschwunden: Dies bedeutet, daß sie keinen Gatten hat; denn der Pfahl, der das Zelt trägt, wird mit dem männlichen Glied verglichen, das sich zwischen den Schamlippen befindet. Sie ist wie ein Krug ohne Henkel: Dies will sagen: wenn ein Topf keinen Henkel hat, an dem man ihn aufhängen kann, so ist er nicht zu gebrauchen; der Topf ist die Vulva, der Henkel ist der Penis. Die Stricke haben sich gelöst, und die Mitte des Zeltes sinkt ein: Ein Gewölbe bleibt aufrecht stehen, ohne einer Stütze zu bedürfen; ein Zelt aber, dem der stützende Pfahl fehlt, sinkt in der Mitte zusammen – ebenso fehlt der Frau, die keinen Gatten hat, das Beste zur vollkommenen Glückseligkeit.

Aus den Worten: Es sieht traurig aus, wie ein Kessel ohne Boden, kannst du erkennen, wie wollüstig sie in den Bildern ihrer Sprache ist: sie vergleicht ihre Scheide mit einem Kessel, worin Brei gekocht wird. Nun höre: Wenn [164] der Brei, der in dem Kessel gekocht wird, den richtigen Grad von Flüssigkeit erhalten soll, so muß er mittels eines langen und festen Rührlöffels umgerührt werden, während der Kessel mit der anderen Hand und mit den beiden Beinen festgehalten werden muß. Nur auf diese Weise kann der Brei richtig zubereitet werden. Mit einem kleinen Löffel kann das Umrühren nicht geschehen: wegen der Kürze des Stiels würde die Köchin sich die Finger verbrennen, und der Brei würde nicht geraten. Aus diesem Gleichnis kannst du die Natur dieses Weibes erkennen, o Djoaidi. Wenn dein Penis nicht die Länge eines tüchtigen Löffels hat, mit dem man einen guten Brei zubereiten kann, so wird er ihr keine Befriedigung verschaffen. Außerdem mußt du sie fest umklammern, wie die Köchinnen den Breikessel: wenn du sie nicht mit Händen und Füßen umschlingst, ist es zwecklos, dich um ihre Gunst zu bemühen. Und wenn du sie an ihrem eigenen Feuer sich verzehren läßt – wie der Boden des Kessels verbrennt, wenn der Löffel nicht fortwährend den Brei umrührt –, so wirst du ihren Wünschen nicht Genüge leisten.

Du siehst jetzt, warum sie deinen Anträgen nicht nachgegeben hat: sie befürchtete, du würdest nicht imstande sein, ihre Glut zu löschen, nachdem du sie erst angefacht hättest. – Doch sage mir, o Djoaidi: wie heißt dieses Weib?«

»Fadehat el Djemal (Morgenröte der Schönheit)«, erwiderte ich.

»Begib dich zu ihr«, sprach der Weise, »sage ihr diese Verse, und deine Angelegenheit wird, so Gott will, ein glückliches Ende nehmen. Dann suche mich wieder auf und erzähle mir, wie sich die Sache zwischen euch entwickelt [165] hat.« Dies versprach ich ihm, und Abu Nuass sagte mir folgende Verse:


Geduld, nur Geduld, o Fadehat el Djemal!
Verstanden hab' ich jetzt deiner Worte Sinn
Und werde beweisen, daß ich ihn verstand:
O du geliebte, wonnige Huldgestalt,
Verehrt von jedem Manne, der dich erblickt!
Augapfel mein! Du glaubtest, es werde schwer
Die Antwort mir auf deinen Rätselspruch.
Nun ja – die Liebe zu dir, die mich beseelt,
Ließ mich als Dummkopf erscheinen vor der Welt.
Man dacht', ich hätte wohl den Teufel im Leib,
Und lachte mich aus als Tolpatsch und Hanswurst.
Herr Gott noch mal! Hanswurst? Hanswurst? Warum?
Vielleicht weil keines andern Mannes Wurst
So groß wie meine ist, nennt man mich Hanswurst?
Da sieh sie dir an! Da, bitte, faß sie an!
Ein Weib, das einmal mein Glied gekostet hat,
Ist ganz verrückt nach mir. Da! Sieh es nur an:
Gleich einer Säule siehst du's von ferne schon.
Es richtet sich auf und hebt den Kaftan hoch,
Daß ich mich wirklich manchmal genieren muß,
Da! Nimm es hin als Pfosten für dein Zelt,
Das zwischen den wohlbekannten Bergen steht.
Da wirst du sehn, wie es steif und hart stets bleibt
Und wie ein Nagel fest in dem Loche steckt.
Da, sieh es dir an! Oh, sieh doch! sieh doch nur,
Wie stark es ist, wie stolz in die Höh' es ragt!
Wenn einen tüchtigen Löffel du nötig hast,
Der zwischen deinen Beinen den Dienst verseh',
So nimm nur diesen – er paßt zu deinem Topf.
[166]
Du wirst dich seiner freuen, o Herrin mein:
Dein Topf – und wäre er wirklich riesengroß –
Er wird mit meinem Löffel zufrieden sein!

Nachdem ich diese Verse auswendig gelernt hatte, nahm ich von Abu Nuass Abschied und kehrte zu Fadehat el Djemal zurück. Sie war, wie gewöhnlich, allein. Ich klopfte leise an ihre Tür; sofort kam sie heraus, schön wie die aufgehende Sonne, ging mir entgegen und sagte: »O du Feind Gottes, was hat denn dich zu so früher Tageszeit hieher gebracht?« Ich antwortete ihr: »Eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit, o Herrin!« – »Erkläre dich näher, und ich will sehen, ob ich dir helfen kann.« – »Ich spreche darüber mit dir nicht eher, als bis die Türe geschlossen ist.« – »Du bist heute sehr kühn!« – »Gewiß, o Herrin: Kühnheit ist eine meiner Eigenschaften.«

Da rief sie: »Oh, du Feind deiner selbst! Elendester des Menschengeschlechtes! Gesetzt, ich schlösse die Tür, und du hättest nichts, womit du meine Wünsche befriedigen könntest – was sollte ich dann mit dir anfangen, du Judengesicht?«

»Laß mich dein Lager teilen und deiner Gunst genießen.«

Sie lachte, ging mit mir hinein und befahl einem Sklaven, die Haustür zu verschließen. Wie gewöhnlich bat ich sie, auf meine Anträge einzugehen, und wie gewöhnlich antwortete sie mit dem vorhin erwähnten Gedicht. Sofort entgegnete ich ihr mit den Versen, die ich von Abu Nuass gelernt hatte.

Bei meinem Vortrag wurde sie allmählich immer aufgeregter; ich sah sie erröten, seufzen, sich dehnen und strecken. Da wußte ich, daß ich an das ersehnte Ziel gelangen [167] würde. Als ich zu Ende war, befand sich mein Penis in einer solchen Erektion, daß er wie eine Säule emporragte und dabei immer noch länger wurde. Als Fadehat el Djemal ihn in solchem Zustande sah, stürzte sie sich auf ihn, nahm ihn in ihre Hände und zog ihn sich zwischen die Schenkel. Da sagte ich: »Oh, du mein Augapfel! Hier darf es nicht geschehen, laß uns in deine Kammer gehen.«

Sie antwortete: »Laß mich allein, du Hurensohn! Bei Gott! Ich komme von Sinnen, indem ich deinen Schwanz immer länger und länger werden und deinen Kaftan emporheben sehe. Oh, was für ein Schwanz! Niemals sah ich einen schöneren! Laß ihn eindringen in diese köstliche fette Schnecke, die jeden, der ihre Schönheit beschreiben hört, verrückt macht; um derentwillen so mancher vor Liebe gestorben ist; um deren Besitz so mancher, der vornehmer und höher ist als du, sich vergeblich beworben hat!«

Ich wiederholte: »Ich mache es an keinem anderen Ort als in deinem Zimmer.«

Sie antwortete: »Wenn du es mir nicht auf der Stelle in diese zarte Schnecke machst, sterbe ich.«

Und als ich trotzdem darauf bestand, mit ihr in ihr Zimmer zu gehen, rief sie: »Nein, das ist ganz unmöglich; so lange kann ich nicht warten!«

Und wirklich – ich sah ihre Lippen beben, ihre Augen sich mit Tränen füllen. Ein Zittern durchrann alle ihre Glieder, sie wechselte die Farbe und legte sich auf den Rücken, indem sie ihre Schenkel entblößte, die so weiß waren, daß ihr Fleisch aussah wie Kristall mit einem zarten rötlichen Schimmer.

Dann sah ich mir ihre Vulva an – eine weiße Kuppel mit [168] purpurroter Mitte, weich und köstlich. Sie öffnete sich wie die einer Stute, der sich der Hengst nähert.

In demselben Augenblick ergriff sie meinen Penis und küßte ihn, indem sie rief: »Beim Glauben meines Vaters! Ich muß ihn drin haben!« Sie schob sich näher an mich heran und zog mein Glied an sich, so daß es den Eingang ihrer Scheide berührte.

Nun zögerte auch ich nicht länger, ihr meinen Penis zur Verfügung zu stellen. Sobald dessen Kopf ihre Schamlippen berührte, zitterte Fadehats ganzer Leib vor Aufregung. Seufzend und schluchzend preßte sie mich gegen ihren Busen.

Diesen Augenblick benutzte ich, um von neuem die Schönheiten ihrer Vulva zu bewundern. Sie war prachtvoll: die purpurrote Mitte ließ ihre Weiße noch glänzender hervortreten. Sie war rund und ohne jeden Makel; wie ein prächtig gewölbter Dom erhob sie sich über ihrem Bauch. Mit einem Wort: es war ein Meisterstück der Schöpfung, wie man es nicht schöner sehen konnte. Möge der Segen Gottes, des höchsten Schöpfers, darauf ruhen!

Und die Frau, der dieses Wunderwerk gehörte, hatte zu ihrer Zeit nicht ihresgleichen.

Als ich sie nun in solcher Aufregung sah, zitternd wie ein Vöglein, dem die Kehle abgeschnitten werden soll, stieß ich meinen Liebespfeil in sie hinein. Da ich jedoch glaubte, sie wäre vielleicht nicht imstande, die ganze Länge meines Gliedes in sich aufzunehmen, war ich dabei vorsichtig gewesen; sie aber bewegte wild ihre Hinterbacken, indem sie ausrief: »Dies genügt nicht, um mich zu befriedigen.« Mit einem starken Stoß brachte ich meinen ganzen Penis in ihrem Leib unter; sie stieß dabei [169] einen Schmerzensschrei aus, bewegte sich aber einen Augenblick darauf mit größerer Heftigkeit als zuvor, indem sie rief: »Vergiß die Ecken nicht! Stoß nach oben und nach unten, vor allen Dingen aber sieh zu, daß du die Mitte triffst! Die Mitte! Wenn du es kommen fühlst, laß es in meine Gebärmutter spritzen und lösche meine Glut!«

Wir bewegten uns nun mit abwechselnden Stößen. Es war köstlich. Unsere Beine verschlangen sich, unsere Arme verstrickten sich, und so arbeiteten wir, Mund an Mund gepreßt, bis wir beide gleichzeitig den Höhepunkt erreichten. Dann ruhten wir beide, um nach dem heißen Ringen frischen Atem zu schöpfen.

Ich wollte mein Glied herausziehen, sie erlaubte es aber nicht, sondern bat mich, es drin zu lassen. Ich fügte mich ihrem Wunsche; einen Augenblick darauf zog sie selber es heraus, trocknete es ab und steckte es wieder hinein. Dann erneuerten wir unser Spiel mit Küssen, Umschlingungen und rhythmischen Bewegungen. Nach einer kleinen Weile standen wir auf und gingen in ihre Kammer, ohne diesmal den Augenblick des höchsten Genusses abgewartet zu haben. Sie gab mir nun ein Stück von einer aromatischen Wurzel, das ich im Munde behalten sollte; sie versicherte mir, solange ich dies Gewürz im Munde hätte, würde mein Penis munter bleiben. Dann bat sie mich, ich möchte mich hinlegen. Ich tat es; sie stieg auf mich, nahm meinen Penis in die Hände und ließ ihn ganz und gar in ihrer Scheide verschwinden.

Ich staunte über die Kraft ihrer Scheide und über die Hitze, die sie ausströmte. Besonders das öffnen und Schließen ihrer Gebärmutter erregte meine Bewunderung. Niemals war mir etwas Derartiges vorgekommen: [170] sie schmiegte sich fest um mein Glied und preßte die Eichel zusammen.

Fadehat el Djemal war das erste Weib, das die volle Länge meines Schaftes in sich aufgenommen hatte. Auch sie war, glaube ich, nur deshalb dazu imstande, weil sie sehr fleischig und wohlbeleibt und ihre Scheide sehr weit und tief war.

Fadehat el Djemal saß rittlings auf mir und bewegte sich auf und ab; sie schrie und schluchzte vor Wollust, verlangsamte ihre Bewegungen, beschleunigte sie wieder und verhielt sich zuweilen ganz still; wenn ein Teil meines Gliedes sichtbar wurde, sah sie es an, zog es ganz heraus, um es aufmerksam zu betrachten, und steckte es sich dann wieder hinein, so daß es ganz und gar verschwand. So trieb sie es, bis die Wollust sie von neuem überwältigte. Endlich stieg sie von mir herunter, streckte sich auf den Rücken und bat mich, mich auf sie zu legen. Ich tat es, und sie steckte meinen ganzen Penis in ihre Scheide.

Mit diesen Liebkosungen fuhren wir in den verschiedensten Stellungen fort, bis die Nacht hereinbrach. Ich hielt es für angebracht, sie jetzt um Urlaub zu bitten, aber hiervon wollte sie nichts wissen, und ich mußte ihr mein Wort geben, daß ich bleiben würde. Da sagte ich zu mir selber: »Dieses Weib wird mich unter keinen Umständen gehen lassen; aber wenn der Tag anbricht, wird Gott mir Rat senden.«

Ich blieb bei ihr, und die ganze Nacht hindurch bewiesen wir uns unsere Liebe, so daß wir nicht viel Ruhe bekamen.

Ich zählte die Liebestaten, die ich im Laufe des Tages und der Nacht vollbracht, und fand eine Gesamtzahl von [171] siebenundzwanzig; da bekam ich Angst, ich würde überhaupt nicht mehr imstande sein, das Haus dieses Weibes zu verlassen.

Nachdem es mir schließlich doch geglückt war, ihr zu entwischen, machte ich einen neuen Besuch bei Abu Nuass und erzählte ihm alles Vorgefallene. Er war überrascht und erstaunt, und seine ersten Worte waren: »O Djoaidi, über so ein Weib kannst du niemals Gewalt noch Macht haben; sie würde dich für alle Liebesfreuden büßen lassen, die du bei anderen Weibern genossen hast!«

Fadehat el Djemal schlug mir vor, ihr rechtmäßiger Gatte zu werden, um allem ärgerlichen Gerede über ihren Lebenswandel ein Ende zu machen. Mir dagegen war nur an Liebesgenüssen bei den Ehefrauen an derer Männer etwas gelegen. Ich fragte den weisen Abu Nuass um Rat, und dieser antwortete mir: »Wenn du Fadehat el Djemal heiratest, wirst du deine Gesundheit ruinieren, und Gott wird dir seinen Schutz entziehen. Das Schlimmste aber würde sein, daß sie dich zum Hahnrei machen würde; denn sie ist unersättlich auf Geschlechtsgenuß erpicht und würde dich mit Schande bedecken.«

Ich antwortete ihm: »So ist die Natur des Weibes: Unersättlich ist sie in ihrem Drang nach Geschlechtsgenuß; um diesen zu befriedigen, ist es ihr einerlei, ob sie es mit einem Spaßmacher zu tun hat oder mit einem Neger, oder mit einem Hausknecht, oder gar mit einem von der menschlichen Gesellschaft verachteten und ausgestoßenen Mann.«

Bei diesem Besuch schilderte Abu Nuass mir den Charakter des Weibes in folgenden Versen:


[172]
Als Teufelinnen kommen die Weiber zur Welt:
Betrogen ist, wer ihnen ein Wort nur glaubt.
Aus Laune nur verschenken sie ihre Gunst;
Doch ihre schnöde Grausamkeit entflammt
Uns schwache Männer zu heißerer Liebesbrunft.
Ja, Weiber! Voll von List und Verräterei
Ist euer Wesen. Drum weh dem, der euch liebt!
Wer mir nicht glaubt, der mache nur den Versuch
Und hänge jahrelang sein Herz an ein Weib!
Nachdem er verschwenderisch sein Hab und Gut
Für sie vertan, erklärt sie mit kühner Stirn:
»Bei Gott! Nie gab er einen Heller mir!«
Von früh bis spät liegt sie in den Ohren ihm:
»Gib, gib! Und hast du kein Geld, so borge dir!«
Kann dann ihr nichts mehr bieten der arme Mann,
Flugs wird aus geheuchelter Liebe echter Haß,
Sie schämt sich nicht, wenn der Mann das Haus verläßt,
Mit einem Sklaven sich zu erlustigen,
Wenn sie die Laune ankommt: denn Lug und Trug,
Die sind des Weibes ureignes Element.
Wenn Liebesglut ihm zwischen den Beinen brennt,
Dann hat es keinen andern Gedanken mehr,
Als wie sich's einen Steifen verschaffen kann.
Bewahr uns, Gott, vor weiblicher Hinterlist!
Besonders aber bleibe uns fern die Brunft
Des immergeilen Weibes! ... Das walte Gott!

10. Kapitel. Über die Geschlechtsorgane verschiedener Tiere

[173] Zehntes Kapitel
Über die Geschlechtsorgane verschiedener Tiere

Wisse, o Wesir – möge Gott dich segnen! –, die Geschlechtsorgane der männlichen Tiere stimmen nicht überein mit den von mir erwähnten verschiedenen Arten des menschlichen Penis.

Die Zeugungsglieder der Tiere teilt man ein nach den Arten, zu denen sie gehören, und dieser Arten sind vier.


1. Die Ruten der Huftiere, wie z.B. Pferd, Maultier, Esel, deren Penis von hervorragender Größe ist. Von den Namen, die man ihnen beigelegt hat, sind die folgenden bemerkenswert:

Der Koloß
Die Schlange
Der Keil
Die Keule
Der Unbezähmbare
Der Geschwollene
Der Großköpfige
Der mit dem Hut
Die spitze Stange
Der Hammer
Der Fechter

2. Die Ruten von Tieren, welche halbgespaltene Hufe haben, wie z.B. das Kamel:
Der Wohlbekannte
Der Lange
[174] Der Strick
Der Feste
Der Schwingende
Der Verborgene
Der Behaarte
Der Träge

3. Die Ruten von Tieren mit gespaltenen Hufen, wie z.B. Rind, Schaf usw.:
Der Ziemer
Die Rute
Die Peitsche
Der Kleinköpfige
Der Lange

Der Penis des Widders im besonderen heißt:
Der Sehnige

4. Die Zeugungsglieder von Tieren mit Klauen, wie z.B. Löwe, Fuchs, Hund u.a.m.:
Die Rute
Der Großeichelige
Der Immerlängerwerdende

Man glaubt, daß von allen Tieren auf dieser Gotteswelt der Löwe sich am besten auf die Begattung verstehe. Wenn er der Löwin begegnet, untersucht er sie erst, ehe er sich mit ihr einläßt. Er merkt sofort, wenn sie bereits von einem anderen Löwen besprungen worden ist. Wenn sie zu ihm kommt, beriecht er sie, und wenn sie sich mit einem anderen eingelassen hat, merkt er das sofort an dem Geruch, den dieser zurückgelassen hat. Er beschnuppert [175] ferner den Urin der Löwin, und wenn die Untersuchung nicht nach Wunsch ausfällt, gerät er in Wut und schlägt nach rechts und links mit dem Schweif um sich. Wehe dem Tiere, das in einem solchen Augenblick in seine Nähe kommt! Es wird ohne Gnade von ihm in Stücke gerissen. Er kehrt nun zur Löwin zurück, die vor Angst zittert, denn sie sieht, daß er alles weiß. Von neuem beriecht er sie, stößt ein Gebrüll aus, bei dem die Berge erzittern, fällt über sie her und zerfleischt mit seinen Tatzen ihren Rücken. Es kommt sogar vor, daß er sie tötet und dann ihren Leichnam mit seinem Urin besudelt.

Man behauptet, der Löwe sei das eifersüchtigste und klügste aller Tiere. Auch behauptet man, er sei großmütig und verschone den Menschen, der mit höflichen Worten an ihm vorbeigehe.

Ein Mann kann einen Löwen in die Flucht jagen, indem er ihm seine entblößten Geschlechtsteile zeigt. Ferner ergreift der Löwe die Flucht, sobald jemand den Namen Daniels – Heil sei ihm! – vor ihm ausspricht, denn dies hat der Prophet – Heil sei ihm! – ihm zur Pflicht gemacht. Sobald dieser Name ausgesprochen wird, entfernt sich der Löwe, ohne dem Menschen etwas zuleide zu tun. Man berichtet mehrere Fälle, wodurch diese Tatsache bewiesen wird.

11. Kapitel. Listen und Ränke der Weiber

[176] Elftes Kapitel
Listen und Ränke der Weiber

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, zahlreich und sinnreich sind die Ränke der Weiber. Mit ihren Listen betrügen sie selbst Satan, denn Gott der Allerhöchste hat gesagt (im Koran, Kapitel 12, Vers 28): »Groß ist die Begabung des Weibes fürs Lügen.« Ferner hat er gesagt (im Koran, Kapitel 6, Vers 38): »Schwach sind die Ränke Satans.« Wenn man nun vergleicht, was Gott in diesen beiden Versen über die List des Teufels und über die List des Weibes sagt, so sieht man leicht, wie groß die letztere sein muß.

Geschichte von einem betrogenen Ehemann, der selber der Untreue überführt wird

Es war einmal ein Mann, der verliebte sich in ein Weib von großer Schönheit und allen möglichen guten Eigenschaften. Er hatte ihr viele Anträge gemacht, die aber ohne Ausnahme zurückgewiesen wurden; dann hatte er versucht, sie durch reiche Geschenke zu gewinnen; diese wurden jedoch ebenfalls abgelehnt. Er jammerte und klagte und gab viel Geld aus, um sie für sich zu gewinnen. Aber alle Mühe war vergeblich, und vor Kummer wurde er mager wie ein Gespenst.

Nach einiger Zeit machte er die Bekanntschaft eines alten Weibes; sie gewann sein Vertrauen, und er klagte ihr sein bitteres Leid. Sie hörte ihn an und antwortete: »Will's Gott, so werde ich dir helfen.«

[177] Unverzüglich machte sie sich auf nach dem Hause der Schönen, um mit ihr zu sprechen. Als sie jedoch in die Straße kam, erzählten ihr die Nachbarn, sie könnte in jenes Haus nicht hineinkommen, weil es von einer wütenden Hündin bewacht würde, die niemanden hinein- oder herausließe und in ihrer Bosheit allen Leuten an die Kehle springe.

Als die Alte dies hörte, freute sie sich und sprach zu sich selbst: »Will's Gott, so werde ich Erfolg haben.« Hierauf ging sie in ihre Wohnung und füllte einen Korb mit Fleischstückchen; mit diesen begab sie sich wieder zu dem Hause der schönen Frau und ging in die Tür hinein.

Kaum sah die Hündin sie, so sprang sie auf sie los; sie aber zog den Korb mit dem Fleisch hervor und zeigte ihn ihr. Sobald das Vieh das Essen sah, schnupperte es mit den Nasenlöchern und wedelte vor Vergnügen mit dem Schwanz. Das alte Weib setzte den Korb vor der Hündin auf die Erde und sprach: »Iß, liebe Schwester! Dein Verschwinden hat mir großen Kummer gemacht; ich wußte nicht, was aus dir geworden war, und habe lange nach dir gesucht. Stille deinen Hunger!«

Das Tier aß, und die Alte streichelte seinen Rücken. Unterdessen kam die Herrin des Hauses, um nachzusehen, wer da sei; sie bemerkte mit großer Überraschung, daß die Hündin, die sonst keinen Menschen sich zu nahe kommen ließ, so freundlich zu einer fremden Person war. Sie fragte: »Höre doch, Alte: woher kennst du denn unseren Hund?« Das alte Weib antwortete nicht, sondern streichelte nur immer das Tier und jammerte dabei.

Da sprach die Herrin des Hauses zu ihr: »Es schneidet mir ins Herz, dich so weinen zu sehen. Sage mir, bitte, die Ursache deines Kummers.« – »Diese Hündin«, antwortete [178] die Alte, »war früher eine Frau und meine beste Freundin. Eines schönen Tages war sie mit mir zu einer Hochzeit eingeladen; sie zog ihre besten Kleider an und putzte sich mit ihrem schönsten Schmuck. Dann gingen wir zusammen zu dem Haus, wo die Hochzeit stattfand. Unterwegs wurden wir von einem Mann angeredet, der bei ihrem Anblick in heißester Liebe entbrannt war; sie wollte ihn aber nicht anhören. Darauf bot er ihr prachtvolle Geschenke an, die sie ebenfalls zurückwies. Einige Tage später begegnete der Mann ihr wieder und sprach zu ihr: ›Ergib dich meiner Leidenschaft, sonst beschwöre ich Gott, dich in eine Hündin zu verwandeln.‹ Sie antwortete: ›Beschwöre, soviel du Lust hast!‹ Da rief der Mann des Himmels Fluch auf das Weib herab, und sie wurde in die Hündin verwandelt, die du hier vor dir siehst.«

Bei diesen Worten begann die Herrin des Hauses zu weinen und zu jammern: »Oh, liebes Mütterchen!« rief sie. »Ich fürchte, mir steht dasselbe Schicksal bevor wie dieser Hündin.« – »Warum denn? Was hast du denn getan?« fragte das alte Weib. Die andere erwiderte: »In unserer Stadt wohnt ein Mann, der mich seit langer Zeit geliebt hat; ich aber weigerte mich, auf seine Wünsche einzugehen; ja, ich hörte ihn nicht einmal an, obwohl er so lange flehte und bat, daß der Speichel in seinem Munde vertrocknete. Und obwohl er sich große Ausgaben machte, um meine Gunst zu gewinnen, habe ich ihm stets geantwortet, ich könnte nicht einwilligen. Nun aber, liebe Mutter, befürchte ich, er wird Gott anrufen und dessen Zorn auf mich herabschwören.«

»Beschreibe mir doch diesen Mann! Wie sieht er aus?« fragte die Alte. »Es darf nicht sein, daß auch du in ein solches Tier verwandelt wirst.«

[179] »Aber wie könnte es gelingen, ihn in dieser Stadt ausfindig zu machen? Und wen könnte ich zu ihm schicken?« Das alte Weib antwortete: »Mich, lieb Töchterlein! Ich werde dir diesen Dienst leisten, und es wird mir gelingen, ihn zu finden.« – »Schnell, Mütterchen, suche ihn auf, bevor er Gott gegen mich beschwört.« – »Noch heute werde ich ihn finden«, antwortete die Alte, »und so Gott will, bist du morgen mit ihm zusammen.«

Mit diesen Worten empfahl sich das alte Weib; sie ging noch selbigen Tages zu dem Mann, dessen Vertraute sie war, und berichtete ihm, daß er am nächsten Tage seine Geliebte treffen könnte.

Zu der bestimmten Zeit begab sich also die schöne Frau zu der Alten, denn sie hatten vereinbart, daß die Zusammenkunft in deren Hause stattfinden sollte. Dort wartete sie eine Zeitlang, aber der Liebhaber erschien nicht; ohne Zweifel war er durch irgendeine wichtige Angelegenheit abgehalten worden.

Beunruhigt ob dieser unvorhergesehenen Störung ihres Planes, dachte das alte Weib bei sich selber: »Es ist keine Gewalt noch Macht außer bei Gott, dem Großen.« Sosehr sie aber auch nachdachte, sie konnte sich nicht vorstellen, welcher Anlaß den Verliebten zurückgehalten hätte. Die schöne Frau war offenbar in großer Aufregung und verlangte sehnlich nach der Umarmung eines Mannes. Sie wurde immer unruhiger und fragte schließlich: »Warum kommt er denn nicht?« Die Alte antwortete: »Oh, meine Tochter, irgendeine ernstliche Abhaltung muß dazwischengekommen sein; wahrscheinlich hat er auf Reisen gehen müssen. Aber sei getrost, ich werde dir helfen.« Sie legte ihren Straßenschleier an und machte sich auf die Suche nach dem jungen Mann. Aber vergebens; [180] nirgends konnte sie erfahren, wo er sich wohl aufhalten möchte.

Während sie so an allen möglichen Orten Nachforschung hielt, dachte die Alte bei sich selber: »Die Schöne wird in diesem Augenblick von heißer Begier nach einem Manne verzehrt. Warum sollte sie es nicht heute mit einem anderen jungen Mann versuchen, der vielleicht ihre Glut besänftigen wird? Morgen werde ich den rechten finden.« Während sie, mit solchen Gedanken beschäftigt, durch die Straßen ging, begegnete ihr ein Jüngling von sehr angenehmem Äußeren. Sie sah sofort, daß er zum Liebhaber sehr geeignet und wohl imstande sei, ihr aus der Verlegenheit zu helfen; daher sprach sie ihn an: »Oh, mein Sohn, wenn ich dich mit einer schönen, anmutigen vornehmen Frau zusammenbrächte, würdest du dann wohl ihren Liebesdrang befriedigen?« Er antwortete: »Wenn deine Worte Wahrheit sind, gebe ich dir diesen goldenen Denar!«

Das alte Weib nahm entzückt das Geld und führte ihn in ihr Haus.

Nun war dieser junge Mann der Gatte der jungen Dame, was aber natürlich die Alte nicht wußte.

Sie ließ den jungen Mann draußen auf der Straße warten, ging in ihr Haus und sagte zu der Schönen: »Es war mir nicht möglich, von deinem Liebhaber auch nur die geringste Spur zu entdecken; zum Ersatz aber habe ich dir sonst jemanden mitgebracht, der für heute deine Bedürfnisse befriedigen kann. Den anderen heben wir uns für morgen auf. Gott gab mir den Gedanken ein, es so zu machen.«

Die Schöne trat an das Fenster, um sich den jungen Mann anzusehen, den die Alte ihr zuführen wollte, und erkannte [181] auf den ersten Blick ihren Gatten, der gerade im Begriff war, die Schwelle zu überschreiten. Ohne einen Augenblick zu verlieren, hüllte sie sich in ihren Schleier, ging stracks auf ihn zu und schlug ihn ins Gesicht, indem sie ausrief: »Oh, du Feind Gottes und deiner selbst, was machst du hier? Gewiß kamst du mit der Absicht, Ehebruch zu begehen. Schon seit langer Zeit habe ich dich im Verdacht gehabt; darum wartete ich hier jeden Tag und sandte die Alte aus, um dich auf die Probe zu stellen. Heute habe ich den Beweis deiner Schuld erlangt; leugnen hilft dir nichts. Wie oft hast du mir geschworen, du seist mir treu, denn du seist ja kein Wüstling! Nun aber, da ich deinen Lebenswandel kenne, werde ich noch heutigen Tages den Antrag auf Scheidung stellen!«

Der Mann glaubte, seine Frau spräche die Wahrheit; beschämt schwieg er und sagte kein Wort.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Geschichte von dem Liebhaber wider Willen

Eine Frau war sterblich verliebt in einen ihrer Nachbarn, dessen Tugend und Frömmigkeit wohl bekannt waren. Sie gestand ihm ihre Leidenschaft; da aber ihr Entgegenkommen stets zurückgewiesen wurde und selbst ihre Bitten ihr nichts hauen, beschloß sie endlich, ihren Willen trotz alledem durchzusetzen. Dies fing sie folgendermaßen an:

Eines Abends sagte sie ihrer Negerin, sie hätte die Absicht, dem keuschen Nachbarn eine Schlinge zu legen. Auf ihren Befehl mußte die Sklavin die Haustür auflassen; [182] mitten in der Nacht rief die Frau die Negerin zu sich und befahl ihr: »Geh und klopfe mit diesem Stein, so stark du kannst, an unsere Straßentür; kümmere dich nicht um das Geschrei, das ich ausstoßen, noch um den Lärm, den ich machen werde. Sobald du den Nachbarn seine Tür öffnen hörst, lauf hinein und schlage in derselben Weise an die innere Tür, die auf unseren Hof führt. Nimm dich in acht, daß er dich nicht sieht, und komm sofort zu mir, wenn du bemerkst, daß irgendein Mensch das Haus betritt.« Die Negerin führte diesen Befehl pünktlich aus.

Nun war der Nachbar von Natur ein mitleidiger Mann, der immer bereit war, seinen Nebenmenschen in der Not beizustehen, und den man niemals vergebens um Hilfe bat. Als er das Klopfen an der Tür und das Geschrei seiner Nachbarin hörte, fragte er seine Frau, was das wohl bedeuten könnte, und sie antwortete: »Der Lärm ist bei unserer Nachbarin Soundso, die offenbar in ihrem Hause von Räubern angegriffen wird.« In aller Eile lief er hinaus, um ihr zu helfen; kaum aber hatte er ihr Haus betreten, da schloß die Negerin die Tür hinter ihm zu. Die Frau des Hauses packte ihn und erhob ein lautes Geschrei. Er wollte sich losmachen, aber das Weib sagte ohne alle Umschweife: »Wenn du es mir nicht auf der Stelle machst, sage ich, du seist in mein Haus gekommen, um mich zu notzüchtigen, und daher sei der ganze Lärm entstanden.« – »Gottes Wille geschehe!« sagte der Mann. »Gegen ihn kann kein Mensch sich vermessen, vor seiner Macht gibt es kein Entrinnen.« Er versuchte noch allerlei Ausflüchte zu machen, aber vergeblich, denn die Frau begann wieder zu schreien und machte solchen Lärm, daß eine Menge Leute auf der Straße zusammenliefen. Er sah [183] nun, daß sein guter Ruf in Gefahr sei, wenn er bei seinem Widerstand verharrte; darum ergab er sich, indem er sprach: »Rette mich, und ich bin bereit, deine Wünsche zu erfüllen!« – »Geh in jenes Zimmer und schließ die Tür hinter dir, wenn du mein Haus mit Ehren verlassen willst. Und versuch nicht, dich zu drücken, sonst er fahren alle Leute draußen, daß du der Urheber dieses ganzen Lärmes bist.«

Als er sah, wie fest sie entschlossen war, ihren Willen durchzusetzen, tat er, wie sie ihm gesagt hatte. Die Frau aber ging hinaus zu den Nachbarn, die zu ihrer Hilfe herbeigelaufen waren, und gab ihnen irgendeine glaubhaft klingende Erklärung des Vorfalls. Sie entfernten sich, nachdem sie ihr ihr Bedauern ausgesprochen hatten.

Als sie allein war, verschloß sie alle Türen und begab sich zu ihrem Liebhaber wider Willen. Eine Woche lang hielt sie ihn unter Verschluß und gab ihn erst wieder frei, nachdem sie ihn vollständig ausgepumpt hatte.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Geschichte von dem Mann, den sein Esel zum Hahnrei machte

Ein Lastträger besaß einen Esel, den er bei seinem Geschäft brauchte. Seine Frau war sehr fett und korpulent und hatte eine sehr fleischige, tiefe und außerordentlich weite Vulva. Er dagegen war mit einem sehr kleinen und schlaffen Gliede begabt. Sie verachtete ihn geradezu, hauptsächlich wegen seines kümmerlichen Gliedes, dann aber auch, weil er nur selten seine eheliche Pflicht [184] erfüllte. Er war wirklich nicht kräftig genug dazu; sie dagegen brannte vor Liebesbegier und hätte niemals genug bekommen können, selbst wenn sie Tag und Nacht bearbeitet worden wäre. Kein einzelner Mann hätte sie befriedigen können, sie hätte es mit dem ganzen Männergeschlecht aufgenommen. Hätte sie sich einen Mann von Eisen beschaffen können, sie würde ihn nicht einen Augenblick seinen Penis aus ihrer Scheide haben ziehen lassen – wahrhaftig nicht einen einzigen kleinen Augenblick!

Diese Frau brachte jeden Abend dem Esel sein Futter. Da sie oftmals lange ausblieb, pflegte ihr Mann sie bei ihrer Rückkehr zu fragen: »Warum bleibst du denn so lange aus?« Dann antwortete sie: »Ich hatte mich neben den Esel gesetzt und sah ihm beim Fressen zu; er schien mir so müde zu sein, daß er mir wirklich leid tat.«

So ging es nun eine Zeitlang, und der Mann hatte keinen Verdacht, daß irgend etwas nicht in Ordnung sei. Außerdem war er abends, wenn er nach Hause kam, ermüdet von seinem Tagewerk, legte sich sofort zu Bett und überließ es seiner Frau, sich um den Esel zu bekümmern. Diese aber war in der Zwischenzeit sehr vertraut mit dem Tier geworden, und zwar war das in folgender Weise zugegangen – was für ein böses Weib war sie doch! –: Wenn sie mit dem Futter zu ihm kam, nahm sie ihm seinen Saumsattel ab und legte sich diesen auf ihren eigenen Rücken, indem sie sich die Gurte um den Leib schnürte. Dann nahm sie eine kleine Menge von seinem Dung und seinem Harn, machte eine Mischung daraus und rieb sich damit den Eingang ihrer Scheide ein. Hierauf ließ sie sich auf ihre Hände und Füße nieder, der Esel näherte sich ihr, beroch ihre Scheide und bestieg sie in dem Glauben, eine [185] Eselin vor sich zu haben. Sobald er in der geeigneten Stellung war, griff sie mit der einen Hand nach seinem Glied und führte es sich in die Scheide ein. Diese erweiterte sich allmählich, und der Penis drang nach und nach immer tiefer ein, bis er sie schließlich ganz und gar ausfüllte und seinen Saft in sie entlud.

So hatte die Frau lange Zeit hindurch ihr Vergnügen mit dem Esel. Eines Nachts aber erwachte ihr Mann plötzlich aus dem Schlafe und verspürte den Wunsch, sein Weib zu liebkosen. Da er sie nicht an seiner Seite fand, stand er ganz leise auf und ging in den Stall. Wie erstaunt war er aber, als er sie unter dem Esel sah, der auf ihrem Hinterteil hin und her rutschte. – »Was soll denn das bedeuten, du verdammtes Frauenzimmer?« schrie er. Die Frau aber kam schnell unter dem Esel hervor und sagte: »Möge Gott dich verdammen wegen deiner Unbarmherzigkeit gegen den Esel!« – »Ja, was bedeutet denn dies alles?« fragte der Mann von neuem. – »Die Sache ist ganz einfach!« sagte die Frau, »als ich ihm sein Futter brachte, wollte er nicht fressen; daran sah ich, wie müde er war. Ich streichelte ihm mit meiner Hand den Rücken, und da brachen beinahe seine Beine unter ihm zusammen. Ich dachte mir nun, sein Packsattel würde wohl zu schwer sein; um mich davon zu überzeugen, schnallte ich ihn mir auf meinen Rücken und fand wirklich, daß er außerordentlich schwer ist. Nun weiß ich auch, warum der Esel immer so fürchterlich müde ist. Glaube mir: Wenn du deinen Esel am Leben behalten willst, laß ihn nicht so hart arbeiten!«

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

[186] Gestohlene Liebe

Zwei Frauen wohnten in demselben Haus. Der Gatte der einen hatte ein langes, dickes und hartes Glied; der der anderen dagegen hatte einen unbedeutenden, kleinen und schlaffen Penis. Die eine stand jeden Morgen fröhlich und lächelnd auf, die andere erhob sich weinend und voller Ärger.

Eines Tages waren die beiden Frauen zusammen und sprachen von ihren Männern.

Die erste sagte: »Ich lebe in der größten Glückseligkeit, mein Bett ist ein Lager der Wonne. Wenn mein Gatte und ich zusammen darin liegen, ist es Zeuge unserer höchsten Genüsse, unserer Küsse und Umarmungen, unserer Freuden und verliebten Seufzer. Wenn meines Mannes Glied in meiner Scheide ist, füllt es sie vollständig aus – es streckt sich aus, bis es meine Gebärmutter berührt, und es geht nicht eher von dannen, ehe es nicht jeden Winkel in der Wohnung besucht hat: Schwelle, Vorhalle, Boden und Mittelraum. Wenn die Krisis sich naht, hält es sich genau in der Mitte der Scheide, die es mit Tränen überströmt. Auf diese Weise löschen wir unser Feuer und befriedigen unsere Leidenschaft.«

Die zweite antwortete: »Ich lebe im tiefsten Kummer; unser Bett ist eine Lagerstatt des Elends, und unsere geschlechtliche Vereinigung ist nichts als Ärger und Anstrengung, Haß und Verwünschung. Wenn meines Mannes Glied in meine Scheide eindringt, bleibt ein großer Raum unausgefüllt; dabei ist es so kurz, daß es den Muttermund nicht erreichen kann. Wenn der Penis steht, ist er ganz krumm und schief, und so kann er mir keinen Genuß bereiten. Er ist schwach und dünn, spritzt kaum [187] einen Tropfen hervor, und sein Dienst kann daher keinem Weibe Vergnügen machen.«

In dieser Weise unterhielten die beiden Frauen sich fast täglich miteinander.

Eines Tages dachte nun die Frau, die so triftige Ursache zur Klage hatte, in ihrem Herzen, wie köstlich es sein müßte, mit dem Manne der anderen die Ehe zu brechen. Sie sagte zu sich selber: »Ich muß ihn dazu bringen, und wäre es auch nur für ein einziges Mal.« Sie wartete nun auf eine günstige Gelegenheit und glaubte diese gefunden zu haben, als ihr Mann einmal eine Nacht von Hause fort sein mußte.

Am Abend ging sie an die Ausführung ihres Planes, indem sie sich mit lieblichen Wohlgerüchen und Essenzen parfümierte. Als dann ungefähr das erste Drittel der Nacht verstrichen war, betrat sie geräuschlos das Zimmer, worin die andere Frau und deren Gatte schliefen, und tastete sich zu ihrer Bettstelle. Sie fand einen freien Zwischenraum zwischen den beiden Gatten und glitt in diesen hinein. Der Platz war beengt, aber der Mann und das Weib dachten, es sei die Berührung des anderen Teiles, und rückten ein wenig zur Seite. Dadurch gelang es ihr, zwischen ihnen Platz zu finden. Nun wartete sie ruhig, bis die andere im tiefen Schlaf lag; dann drängte sie sich an den Mann heran und preßte ihren Leib gegen den seinigen. Er suchte, und die Wohlgerüche, die sie ausströmte, bewirkten, daß er sofort zum Werk der Liebe bereit war. Er zog sie an sich, sie aber sagte leise: »Laß mich doch schlafen!« Er antwortete: »Sei still, und laß mich's machen! Die Kinder werden nichts hören!« Sie schmiegte sich eng an ihn, um ihn weiter von seinem Weibe hinwegzudrängen, und sagte: »Mach, was du willst, aber [188] weck die Kinderchen nicht auf, die neben uns schlafen.« Dies sagte sie aus Vorsicht, damit nicht etwa die andere Frau aufwachte.

Aufgeregt von dem Duft ihres Parfüms, zog der Mann in heißer Begier sie an sich. Ihr Fleisch war glatt und weich, und sie hatte eine schöne vorspringende Vulva. Er stieg auf sie hinauf, indem er sagte: »Nimm ihn in die Hand, wie du's immer tust!« Sie ergriff seinen Penis und war erstaunt über dessen Größe und prächtige Form; dann steckte sie ihn sich in die Scheide hinein.

Der Mann bemerkte jedoch, daß sein ganzer Penis in ihrer Scheide verschwand, was früher bei seiner Frau niemals der Fall gewesen war. Die Fremde dagegen fand, daß ihr von ihrem eigenen Gatten noch niemals eine solche Wonne bereitet worden war.

Der Mann war ganz überrascht. Er ritt sie nach Herzenslust ein zweites und drittes Mal; aber seine Verwunderung wurde nur noch immer größer. Endlich stieg er von ihr herunter und streckte sich an ihrer Seite aus.

Sobald die Fremde fand, daß er wieder eingeschlafen war, stand sie leise auf, verließ das Zimmer des Ehepaares und begab sich wieder in ihr eigenes.

Am nächsten Morgen beim Aufstehen sagte der Mann zu seiner Frau: »Deine Umarmungen erschienen mir niemals so süß wie in dieser Nacht; niemals sog ich so liebliche Düfte ein, wie du sie heute ausströmtest.« – »Von was für Umarmungen und Düften sprichst du?« fragte die Frau. »Ich habe kein Tröpfchen Parfüm im Hause.«

Sie sagte ihm, er müßte entweder ein Windbeutel sein oder geträumt haben. Nun wurde er selber unsicher und begann zu denken, er könnte sich doch vielleicht getäuscht haben; schließlich bekehrte er sich zu der Ansicht [189] seiner Frau, daß er die ganze Geschichte nur geträumt hätte.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Frau mit den zwei Ehemännern

Ein Mann, der in ein fremdes Land gezogen war, bekam, nachdem er längere Zeit dort gelebt hatte, Lust, sich zu verheiraten. Er wandte sich an eine alte Frau, die in solchen Dingen sehr erfahren war, und fragte sie, ob sie ihm nicht eine Frau finden könnte. Sie antwortete: »Ich kann dir ein Mädchen von großer Schönheit und vollendeter Gestalt und Anmut verschaffen. Sie wird dir sicherlich recht sein, denn sie besitzt nicht nur diese begehrenswerten Eigenschaften, sondern sie ist auch tugendhaft und keusch. Nur muß ich dich auf eins aufmerksam machen: ihre Beschäftigung nimmt sie den ganzen Tag in Anspruch; nur nachts wird sie ganz und gar dein eigen sein. Aus diesem Grunde lebt sie sehr zurückgezogen, denn sie befürchtet, ein Ehemann möchte vielleicht nicht damit einverstanden sein.«

Der Mann antwortete: »Darüber braucht das Mädchen sich keine Gedanken zu machen. Ich bin ebenfalls den ganzen Tag über beschäftigt und brauche sie nur für die Nacht.«

Er machte ihr also einen Heiratsantrag. Das alte Weib führte sie zu ihm, und sie gefiel ihm. Sie lebten nun miteinander, und die Bedingungen, unter denen sie die Ehe geschlossen hatten, wurden von beiden Seiten eingehalten.

[190] Der Mann hatte einen guten Freund, und dieser bat ihn eines Tages, er möchte ihn mit der alten Frau bekannt machen, damit sie ihm denselben Dienst erweise, denn er wünsche sich ebenfalls zu verheiraten. Sie gingen zu der Alten und baten sie um ihren Beistand. – »Das ist sehr leicht zu machen«, sagte sie. »Ich kenne ein Mädchen von großer Schönheit, das ausgezeichnet zu dir passen würde. Nur muß ich dich auf eins aufmerksam machen: sie hat eine Beschäftigung, die sie die ganze Nacht in Anspruch nimmt; tagsüber aber wird sie immer bei dir sein.« – »Dies würde kein Hindernis sein«, erwiderte der junge Mann. Sie führte ihm das junge Weib zu; sie gefiel ihm sehr gut, und er heiratete sie unter den vereinbarten Bedingungen.

Es dauerte jedoch nicht lange, da fanden die Freunde, daß die beiden Frauen, die die alte Vettel ihnen besorgt hatte, in Wirklichkeit eine und dieselbe Person waren.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Geschichte von Bahia

Eine verheiratete Frau namens Bahia – das bedeutet: glänzende Schönheit – hatte einen Liebhaber, dessen Beziehungen zu ihr bald allgemein bekannt waren; sie mußte sich daher von ihm trennen. Diese Trennung ging ihm so sehr zu Herzen, daß er krank wurde, weil er sie nicht mehr sehen konnte.

Eines Tages besuchte er einen seiner Freunde und sagte zu ihm: »Oh, mein Bruder, ein unwiderstehlicher Wunsch hat mich ganz und gar in Besitz genommen, und [191] ich kann nicht länger warten. Könntest du mich nicht bei einem Besuche begleiten, den ich bei Bahia, meiner Herzallerliebsten, abstatten möchte?« – Der Freund erklärte sich bereit.

Am nächsten Tage bestiegen sie ihre Pferde und gelangten nach einem zweitägigen Ritt in die Nähe des Ortes, wo Bahia wohnte. Hier machten sie halt, und der Verliebte sagte zu seinem Freund: »Ich bitte dich, suche die Leute auf, die hier in der Nähe wohnen, und bitte sie um ihre Gastfreundschaft; sei aber vorsichtig und lasse nichts von unseren Absichten verlauten. Besonders gib dir Mühe, mit Bahias Zofe zu sprechen; dieser kannst du sagen, daß ich hier sei; beauftrage sie, ihrer Herrin zu melden, daß ich sie gerne sehen möchte.«

Er beschrieb dem Freund das Aussehen des Mädchens; dieser ging, traf die Zofe und teilte ihr alles Erforderliche mit. Sie begab sich sofort zu ihrer Herrin und wiederholte alles, was ihr gesagt worden war.

Bahia ließ dem Freund ihres Liebhabers sagen: »Melde dem, der dich gesandt hat, daß er mich in der nächsten Nacht um die und die Stunde bei dem und dem Baume treffen wird.«

Der Freund kehrte zu dem Verliebten zurück und teilte ihm Bahias Botschaft mit.

Zur festgesetzten Stunde waren die beiden Freunde bei dem ihnen bezeichneten Baum. Sie brauchten nicht lange auf Bahia zu warten. Sobald ihr Liebhaber sie kommen sah, eilte er ihr entgegen, drückte sie an sein Herz und küßte sie, und sie umarmten und herzten einander.

Der verliebte junge Mann sprach zu ihr: »Ach, Bahia, gibt es keine Möglichkeit, daß wir die Nacht miteinander verbringen können, ohne den Verdacht deines Gatten zu [192] erregen?« Sie antwortete: »Bei Gott! Wenn du es gerne willst – an Mitteln, dies zu bewerkstelligen, fehlt es nicht.« – »Schnell! Laß mich wissen, wie es geschehen kann!« Sie fragte ihn darauf: »Ist dein Freund dir ergeben? Und ist er ein gewandter Mensch?« – »Ja.«

Da zog sie ihre Kleider aus und reichte sie dem Freunde, der ihr die seinigen gab. Beide kleideten sich nun um, der Liebhaber aber fragte überrascht: »Was willst du denn tun?« – »Still!« antwortete sie; dann wandte sie sich an den Freund und gab ihm folgende Verhaltungsmaßregeln: »Geh in mein Haus und leg dich in mein Bett. Nachdem der dritte Teil der Nacht verstrichen ist, wird mein Gatte zu dir kommen und von dir den Topf verlangen, in den die Kamele gemolken werden. Nimm das Gefäß, behalte es aber in den Händen, bis er es dir abnimmt. So machen wir's immer. Dann wird er gehen und nach einiger Zeit den mit Milch gefüllten Topf zurückbringen und zu dir sagen: ›Hier ist der Topf!‹ Du darfst ihm diesen aber nicht abnehmen, bevor er die Worte wiederholt hat. Dann nimm ihm den Topf ab oder laß ihn selber diesen auf den Boden setzen. Dann wirst du bis zum Morgen nichts mehr von meinem Mann sehen. Wenn der Topf auf den Boden gestellt ist und mein Mann sich entfernt hat, trinke den dritten Teil der Milch und setze das Gefäß wieder auf den Boden.«

Der Freund ging hin und machte alles genau wie ihm vorgeschrieben war; als der Ehemann mit dem Gefäß voll Milch zurückkehrte, nahm er es ihm nicht eher aus der Hand, als bis er zweimal gesagt hatte: »Hier ist der Topf!« Unglücklicherweise zog er seine Hände zurück, als der Ehemann das Gefäß hinsetzen wollte; dieser glaubte, seine Frau hielte es bereits in ihren Händen, und [193] ließ es infolgedessen los. Der Topf fiel auf den Fußboden und zerbrach. Der Ehemann dachte natürlich, er hätte es mit seiner Frau zu tun, und rief: »Wo hast du denn deine Gedanken gehabt?« Er zerschlug die Scherben auf seinem Rücken vollends, nahm dann einen anderen Topf und zerschlug auch diesen auf ihm, so daß er ihm beinahe das Rückgrat gebrochen hätte. Bahias Mutter und Schwestern kamen herbeigelaufen, um sie aus seinen Händen zu reißen. Der verkleidete Jüngling war ohnmächtig geworden; zum Glück gelang es den beiden Frauen, den erzürnten Ehemann aus dem Zimmer zu bringen.

Bald darauf kehrte Bahias Mutter zurück und sprach so lange auf den jungen Mann ein, bis er von ihrem Geschwätz beinahe krank war; es blieb ihm aber nichts anderes übrig, als still zu sein und zu weinen. Endlich schloß sie ihre Predigt mit den Worten: »Vertrau auf Gott und gehorch deinem Gatten. Dein Liebhaber kann jetzt nicht zu dir kommen, um dich zu trösten, aber ich will dir deine Schwester schicken, um dir Gesellschaft zu leisten.« Mit diesen Worten entfernte sie sich.

Wirklich schickte sie nach einigen Augenblicken Bahias Schwester, die die vermeintliche junge Frau nach Kräften tröstete und auf den Wüterich schimpfte, der sie so übel zugerichtet hatte. Der Jüngling fühlte sein Herz in Liebe zu ihr entbrennen, denn er hatte gesehen, daß sie von glänzender Schönheit und mit allen Vollkommenheiten begabt war und dem Vollmond in der Nacht glich. Er legte ihr die Hand auf den Mund, damit sie nicht weiter spräche, und sagte zu ihr: »Schönste! Ich bin nicht, was du meinst. Deine Schwester Bahia ist zu dieser Stunde mit ihrem Geliebten zusammen, und ich habe mich in Gefahr begeben, um ihr einen Dienst zu erweisen. Willst [194] du mich nicht in deinen Schutz nehmen? Wenn du mich verrätst, wird deine Schwester mit Schimpf und Schande bedeckt werden; ich für meinen Teil habe meine Schuldigkeit getan, die Verantwortung für alles Unheil falle auf dein Haupt!«

Das junge Mädchen begann zu zittern wie Espenlaub, als sie an die Folgen dachte, die das Wagnis ihrer Schwester haben konnte; dann aber fing sie an zu lachen und ergab sich dem Jüngling, der sich als so treuer Freund bewährt hatte. Sie verbrachten den übrigen Teil der Nacht in seligen Küssen und Umarmungen und in gegenseitigen Entzückungen. Er fand in ihr die Beste der Besten. In ihren Armen vergaß er die Schläge, die er bekommen hatte, und sie hörten nicht eher auf zu scherzen, zu schäkern und zu lieben, als bis der Tag angebrochen war.

Dann kehrte er zu seinem Freund zurück. Bahia fragte ihn, wie es ihm gegangen sei, und er antwortete ihr: »Frage deine Schwester; sie weiß alles! Nur soviel will ich sagen, wir haben bis zu diesem Augenblick die ganze Nacht in Liebeswonnen, mit Küssen und Umarmungen verbracht.«

Hierauf tauschten sie wieder ihre Kleider aus, und der Freund erzählte Bahia in allen Einzelheiten den Auftritt, den er mit ihrem Mann gehabt hatte.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Geschichte von dem Mann, der alle Listen
der Weiber kannte und von einer Frau angeführt wurde

Ein Mann hatte alle Listen und Ränke studiert, die von [195] den Weibern erfunden worden sind, um die Männer zu täuschen, und behauptete, kein Weib könne ihn betrügen.

Ein Weib von großer Schönheit und voller Reize hörte von seiner Selbstüberhebung. Sie machte daher in ihrem Besuchszimmer ein kleines Mahl zurecht, bei welchem an den ausgesuchtesten und leckersten Speisen kein Mangel war; auch hatte sie für verschiedene Sorten guten Weines gesorgt. Als alles fertig war, sandte sie zu dem Prahler und lud ihn ein, sie zu besuchen. Da sie wegen ihrer großen Schönheit und vollendeten Anmut weit und breit berühmt war, hatte sie bereits seine Begierden erregt, und er beeilte sich, ihrer Einladung Folge zu leisten.

Sie trug ihre schönsten Kleider und duftete nach den feinsten Wohlgerüchen; gewiß würde jeder Mann, der sie so gesehen hätte, seine Besinnung verloren haben. So war denn auch er, als er in ihr Empfangszimmer geführt wurde, von ihren Reizen bezaubert und vor Bewunderung ihrer staunenswerten Schönheit ganz betäubt.

Die Frau war sehr liebenswürdig, schien aber in Unruhe wegen ihres Gatten zu sein und ließ die Befürchtung durchblicken, daß er jede Minute nach Hause kommen könnte. Ich muß erwähnen, daß dieser Ehemann sehr stolz, sehr eifersüchtig und sehr gewalttätig war und daß er ohne Zögern das Blut jedes Mannes vergossen haben würde, den er um sein Haus hätte herumlungern sehen. Wie hätte er es also wohl erst mit einem Mann gemacht, den er in seinem Hause gefunden hätte!

Während die Frau und ihr Besucher, der sich mit der Hoffnung auf ihren Besitz schmeichelte, sich im Empfangszimmer an den Speisen und Getränken gütlich taten, [196] klopfte es plötzlich an der Tür. Den Liebhaber ergriff blasse Furcht, besonders als die Schöne rief: »Das ist mein Mann, der nach Hause kommt.« Zitternd und bebend verbarg sie ihn in einem anstoßenden Alkoven und schloß die Tür hinter ihm zu; hierauf öffnete sie die Haustür.

Der Ankömmling war wirklich ihr Mann; er kam herein, sah den Wein und die Speisen auf dem Tisch und fragte überrascht, was dies alles bedeuten sollte. – »Es bedeutet nichts weiter, als was du selber siehst«, war die Antwort. – »Aber für wen ist dies alles?« fragte er weiter. – »Für meinen Liebhaber, den ich hier bei mir habe.« – »Und wo ist er?« – »In diesem Alkoven«, rief sie, indem sie mit den Fingern nach der Stelle zeigte, wo der kluge Mann in tausend Ängsten saß.

Diese Worte brachten ihren Gatten auf die Beine; er eilte nach dem Alkoven, fand ihn aber verschlossen und rief: »Wo ist der Schlüssel?« – »Hier!« Damit warf sie ihm den Schlüssel zu. Aber als er ihn ins Schloß steckte, brach sie in ein lautes Gelächter aus. Er drehte sich um und fragte: »Worüber lachst du?« – »Ich lache über die Schwäche deines Urteils und über den Mangel an vernünftiger Überlegung, den ich an dir entdeckte. Oh, du Tor! Wenn ich wirklich einen Liebhaber hätte, und wenn ich ihn in diesem Zimmer bei mir gehabt hätte – glaubst du denn, ich hätte dir erzählt, er sei hier und sitze in jenem Alkoven? Das ist doch gewiß sehr unwahrscheinlich. Ich wollte dir nur bei deiner Rückkehr einen Imbiß anbieten, und meine Worte waren weiter nichts als ein Scherz. Hätte ich einen Liebhaber bei mir gehabt, so würde ich dich ganz gewiß nicht zu meinem Vertrauten in dieser Angelegenheit gemacht haben.«

[197] Der Gatte ließ den Schlüssel stecken, ohne ihn herumzudrehen, setzte sich wieder an den Tisch und sagte: »Nun ja, ich ging allerdings an die Tür, aber ich habe nicht den leisesten Zweifel an der Wahrheit deiner Worte.« Hierauf aßen und tranken sie miteinander und ergaben sich den Freuden der Liebe.

Der Mann im Alkoven mußte warten, bis der Ehemann wieder fortgegangen war. Dann erst gab die Schöne ihm seine Freiheit wieder; sie fand ihn vor Angst halb tot und arg mitgenommen von der schlechten Luft seines engen Gefängnisses. Lachend sagte sie zu ihm: »Nun, du Schlaumeier, der du dich so gut auf die Listen der Weiber verstehst – ist unter allen dir bekannten eine, die sich mit der vergleichen läßt, die du heute kennengelernt hast?« Er antwortete: »Ich bin überzeugt, daß die Zahl eurer Ränke unendlich ist.«

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Geschichte von dem Liebhaber,
der durch die unerwartete Ankunft des Ehemannes überrascht wurde

Eine Frau, die mit einem jähzornigen und groben Mann verheiratet war, hatte ihren Liebhaber bei sich, als plötzlich ihr Gatte unerwartet von einer Reise nach Hause kam. Sie hatte gerade noch soviel Zeit, ihren Schatz unter dem Bett zu verstecken; in dieser gefährlichen und unbequeme Lage mußte er nun bleiben, denn es war der Frau unmöglich, ihn unbemerkt aus dem Hause zu schaffen.

In ihrer Sorge lief sie im ganzen Haus hin und her und [198] kam dabei auch an die Straßentür; dort traf sie eine ihrer Nachbarinnen; diese bemerkte ihre Aufregung und erkundigte sich nach deren Ursache. Sie erzählte ihr, was vorgefallen war, und ihre Freundin sagte: »Geh nur wieder ins Haus! Ich will für deinen Liebhaber sorgen, und ich verspreche dir, daß er ohne Gefahr aus seiner mißlichen Lage herauskommen soll.«

Sie ging ins Haus. Es dauerte nicht lange, so fand sich die Nachbarin bei ihr ein; sie bereiteten zusammen die Mahlzeit und setzten sich darauf alle zum Essen und Trinken nieder. Die Nachbarin saß dem Bett gegenüber; rechts und links von ihr saßen ihre Freundin und deren Gatte.

Während des Essens begann sie allerlei Geschichtchen von den Schelmenstreichen der Weiber zu erzählen; der Liebhaber unter dem Bett hörte jedes Wort mit an.

Unter anderem erzählte sie folgende Geschichte: »Eine verheiratete Frau hatte einen Freund, den sie zärtlich liebte und der ihre Liebe in gleicher Weise erwiderte. Als eines Tages ihr Gatte abwesend war, empfing sie den Besuch des Liebhabers. Wie sie nun miteinander im Bett lagen, kam plötzlich wider Erwarten der Mann nach Hause. Die Frau versteckte ihren Liebsten unter dem Bett, da sie in der Geschwindigkeit keinen besseren Platz ausfindig machen konnte; dann trug sie ihrem Manne einige Erfrischungen auf, setzte sich an seiner Seite zum Essen nieder und scherzte und koste mit ihm. Unter anderem machte sie sich den Spaß, ihrem Mann mit einem Mundtuch die Augen zu verbinden; der Liebhaber benutzte diese Gelegenheit, um unter dem Bett hervorzukriechen und unbemerkt das Haus zu verlassen.«

[199] Die Frau zog sofort die Nutzanwendung aus dieser Geschichte: sie nahm ein Mundtuch, verband ihrem Gatten damit die Augen und sagte: »Ach so! Auf diese Art wurde also dem Liebhaber aus der Klemme geholfen!« Der Liebhaber unter dem Bett benutzte die günstige Gelegenheit und entwischte wirklich, ohne daß der Ehemann ihn sah. Im Gegenteil, in seiner Ahnungslosigkeit lachte dieser herzlich über die Geschichte, und seine Heiterkeit erhöhte sich noch infolge der Bemerkung seiner Frau und besonders, als die ihm die Augen verband.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Über die Zwecklosigkeit aller Vorsichtsmaßregeln

Ein Mann hatte eine Frau, die mit allen Schönheiten und Vollkommenheiten begabt war; sie glich dem Vollmonde in seiner Pracht. Der Mann war sehr eifersüchtig, denn er kannte alle Ränke und Schliche der Weiber. Darum verließ er auch niemals das Haus, ohne auf das sorgfältigste die Straßentür und den Zugang zur Terrasse zu verschließen.

Eines Tages fragte ihn seine Frau: »Warum tust du dies?« – »Weil ich mit euren Ränken und Schlichen Bescheid weiß.« – »Auf diese Weise wirst du aber auch nicht sicher sein«, rief sie; »denn glaube mir, wenn ein Weib sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, sind alle Vorsichtsmaßregeln zwecklos.« – »Hm, hm! Na, es ist doch immer gut, die Türen verschlossen zu halten.« – »Ganz und gar nicht! Das Schließen der Türen hat gar keinen Zweck, wenn eine Frau einmal an jene gewisse Sache denkt, die [200] du im Sinn hast.« – »So? Nun, wenn du es kannst, so magst du's tun!«

Sobald der Mann ausgegangen war, stieg die Frau auf den Dachboden, machte eine Öffnung in die Mauer und sah nach der Straße hinaus. In demselben Augenblick ging ein junger Mann vorbei; er blickte auf, sah sie und wurde sofort von dem Wunsch ergriffen, sie zu besitzen. »Wie kann ich zu dir kommen?« rief er zu ihr hinauf. Sie sagte ihm, es sei unmöglich, denn alle Türen seien verschlossen. – »Wie könnten wir denn wohl zusammenkommen?« fragte er weiter. Sie antwortete ihm: »Ich werde ein Loch in die Haustür machen. Warte heute abend die Rückkehr meines Mannes ab; sobald er im Hause ist, stecke deinen Penis durch das Loch; er wird auf der anderen Seite der Tür meine Vulva finden, und du kannst es mir dann besorgen; auf andere Weise ist es völlig unmöglich.«

Der junge Mann wartete, bis er den Ehemann vom Abendgebet zurückkommen sah; nachdem dieser das Haus betreten hatte, suchte der Jüngling das Loch, das die Frau in die Tür gemacht hatte; er fand es und steckte seinen Penis hindurch. Die Frau war ebenfalls auf dem Posten. Kaum hatte ihr Mann das Haus betreten – er befand sich noch auf dem Hof –, so lief sie an die Tür, als wenn sie nachsehen wollte, ob diese auch fest verschlossen wäre. Sie ergriff den Penis, der aus dem Loch vorragte, und steckte ihn sich hinein, so lang er war.

Hierauf löschte sie ihre Lampe aus und rief ihrem Mann zu, er möge ihr Licht bringen. »Warum?« fragte er. – »Ich habe ein Stück Geschmeide fallen lassen und kann es nicht wiederfinden«, antwortete sie. Der Gatte kam mit einer Lampe herbei. Der Penis des jungen Mannes befand [201] sich immer noch in ihrem Leibe und spritzte gerade in diesem Augenblick.

»Wo hast du denn dein Geschmeide fallen lassen?« fragte der Gatte. – »Hier ist es!« rief sie aus. In demselben Augenblick sprang sie zurück und entblößte den mit Samen bedeckten Penis ihres Liebhabers.

Bei diesem Anblick fiel der Ehemann vor Wut auf den Rücken. Als er wieder auf seinen Beinen war, sagte seine Frau zu ihm: »Na? Und deine Vorsichtsmaßregeln?« – »Möge Gott mir meine Dummheit vergeben!« antwortete der Mann.

Erkenne hieraus, o Wesir, wie hinterlistig die Frau ist und worauf man bei ihr gefaßt sein muß!

Die Weiber haben so viele Schliche zu ihrer Verfügung, daß deren Zahl sich nicht feststellen läßt. Sie würden es fertigbringen, einen Elefanten zum Coitus auf den Rücken einer Ameise steigen zu lassen. Wie verabscheuenswert hat doch Gott sie geschaffen.

12. Kapitel. Verschiedene nützliche Mitteilungen für Mann und Weib

Zwölftes Kapitel
Verschiedene nützliche Mitteilungen für
Mann und Weib

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, die in diesem Kapitel enthaltene Belehrung ist von höchstem Nutzen, und nur in diesem Buch kann solche gefunden werden. Ohne Zweifel ist es besser, Bescheid zu wissen, als unwissend zu sein. Wissen kann üble Folgen haben, Unwissenheit aber ist noch schlimmer.

[202] Es lebte einst eine Frau namens Moarbeda, die als die kenntnisreichste und weiseste Person ihrer Zeit galt. Sie war eine Philosophin. Eines Tages wurden ihr verschiedene Fragen vorgelegt und darunter auch die folgenden, die ich, nebst ihren Antworten, hier wiedergeben will: »An welcher Stelle ihres Körpers hat der Geist des Weibes seinen Sitz?« – »Zwischen ihren Schenkeln.«

»Und wo ihre Genußempfindung?« – »An derselben Stelle.«

»Und wo die Liebe zum Mann und der Haß gegen den Mann?« – »In der Scheide. Dem Manne, den wir lieben, geben wir unsere Vulva; aber wir verweigern sie dem, den wir hassen. Wir teilen unser Eigentum mit dem Mann, den wir lieben, und sind zufrieden, wenn er uns auch noch so wenig zu geben imstande ist; hat er gar kein Vermögen, so nehmen wir ihn, so arm er ist. Wenn wir dagegen jemanden hassen, so halten wir ihn uns fern, und wenn er uns noch soviel Geld und Gut anzubieten hätte.«

»Wo sitzen beim Weibe Erkenntnis, Liebe und Geschmack?« – »Im Auge, im Herzen und in der Vulva.«

Auf die Bitte, eine nähere Erklärung ihrer Worte zu geben, erwiderte sie: »Die Erkenntnis hat ihren Sitz im Auge, denn mit ihrem Auge urteilt das Weib nach Schönheit der Form und äußerer Erscheinung. Durch das Auge dringt die Liebe in das Herz ein, schlägt ihren Wohnsitz darin auf und unterjocht es sich. Ein verliebtes Weib verfolgt den Gegenstand ihrer Liebe und sucht ihn in ihren Schlingen zu fangen. Gelingt ihr dies, so werden der Geliebte und die Vulva aneinander geraten. Die Vulva schmeckt ihn und weiß an seinem bitteren oder süßen Geschmack zu erkennen, was sie von ihm zu halten hat. [203] Denn die Vulva unterscheidet durch ihren Geschmackssinn den Guten von dem Bösen.«

»Welchen Arten des männlichen Gliedes wird von den Frauen der Vorzug gegeben? Welche Weiber sind am eifrigsten dem Geschlechtsgenuß ergeben, und welche machen sich nichts daraus? Welche Männer werden von den Weibern bevorzugt, und welche wer den von ihnen verabscheut?«

Auf diese Fragen antwortete sie: »Die Vulva hat nicht bei allen Weibern gleiche Gestalt; darum unterscheiden sie sich auch in ihrem Gehaben beim Coitus wie in ihren Neigungen und Abneigungen. Dieselben Verschiedenheiten in bezug auf ihre Geschlechtsorgane und auf ihre Neigungen bemerken wir auch bei den Männern. Ein Weib mit fleischiger, kurzer Scheide wird ein kurzes und dickes Glied verlangen, das ihre Vulva völlig auszufüllen vermag; ein langes dickes Glied würde ihr nicht zusagen. Ein Weib mit tiefliegendem Uterus und entsprechend langer Scheide hat nur für einen langen und dicken Penis Verwendung; einen Mann mit kleinem und dünnem Gliede wird sie verachten, denn ein solcher könnte beim Coitus niemals ihre Bedürfnisse befriedigen.

Nach dem Temperament unterscheidet man folgende Arten von Weibern: die cholerischen, die melancholischen, die sanguinischen, die phlegmatischen und die mit gemischtem Temperament. Die Cholerischen und Melancholischen machen sich nicht viel aus dem Coitus und vollziehen ihn am liebsten nur mit Männern von der gleichen Gemütsanlage. Die Sanguinischen oder Phlegmatischen sind dem Geschlechtsgenuß bis zum Überschwang ergeben; wenn sie einen Penis in ihre Gewalt bekommen, möchten sie ihn, wenn es irgend anginge, [204] am liebsten gar nicht wieder aus der Scheide herauslassen. Auch diese können nur durch Männer von gleichem Temperament befriedigt werden, und wenn solch eine Frau mit einem cholerischen oder melancholischen Manne verheiratet wäre, so würden sie ein trauriges Leben miteinander führen. Frauen mit gemischtem Temperament haben weder eine besondere Vorliebe für den Coitus noch eine Abneigung dagegen.

Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß kleine Frauen sich aus dem Coitus und dem männlichen Gliede viel mehr machen als groß gewachsene. Nur ein langer und kräftiger Penis kann ihnen zusagen; in einem solchen finden sie die Wonne ihres Daseins und ihrer Bettstatt.

Gewisse Weiber wollen sich nur am Eingang ihrer Scheide befriedigen lassen; wenn ein Mann auf ihnen liegt und sein Glied tief hineinstößt, holen sie es mit der Hand wieder heraus und stecken die Eichel zwischen ihre Schamlippen.«

(Ich glaube sagen zu dürfen, daß dies nur bei jungen Mädchen vorkommt oder bei Frauen, die nicht mit einem Mann umzugehen wissen. Ich bitte Gott, er wolle uns vor solchen bewahren, desgleichen auch vor Weibern, die es nicht über sich bringen können, sich mit vollem Gefühl einem Manne hinzugeben.)

»Es gibt Weiber«, fuhr Moarbeda fort, »die ihrem Manne nur dann zu Willen sind, wenn er sie durch Schläge oder sonstige Gewalt dazu zwingt. Manche Leute schreiben dies Verhalten einer Abneigung gegen geschlechtlichen Verkehr oder gegen den Gatten zu. Dies ist aber nicht zutreffend; es ist lediglich eine Frage von Temperament und Charakter.

[205] Andere Weiber machen sich aus dem Coitus nichts, weil alle ihre Gedanken auf persönliche Ehren, ehrgeizige Hoffnungen oder weltliche Angelegenheiten gerichtet sind. Bei anderen entspringt diese. Gleichgültigkeit – das will ich nicht leugnen – der Reinheit ihres Herzens oder der Sehnsucht ihrer Seele nach einer anderen Welt oder nach der Erinnerung an früheren Kummer. Ferner hängt der Genuß, den das Weib beim Coitus empfindet, nicht allein von der Größe des männlichen Gliedes ab, sondern auch von der Bildung ihrer eigenen Geschlechtsteile. Unter den verschiedenen Arten der Vulva zeichnen sich besonders die sogenannte ›Viereckige‹ und die ›Vorspringende‹ aus. Die letztgenannte Vulva hat die besondere Eigenschaft, nach allen Richtungen hin vorzuspringen, wenn das Weib aufrecht steht und die Beine geschlossen hält. Sie hat ein brennendes Verlangen nach Begattung, und ihr Schlitz ist eng; darum nennt man sie auch ›die Zusammengepreßte‹. Ein Weib mit solcher Vulva hat nur große Schwänze gern, und diese dürfen sie nicht zu lange auf den Höhepunkt warten lassen.

Von den Männern kann ich nur sagen, daß sie ebenfalls mehr oder weniger den Freuden der Liebe ergeben sind; dies richtet sich, wie bei den Weibern, nach der Verschiedenheit ihres Temperaments; doch zieht es das Weib viel stärker zum Penis als den Mann zur Vulva.«

»Welches sind die Fehler der Weiber?« wurde Moarbeda gefragt. Sie antwortete: »Am schlimmsten ist die Frau, die sofort ein lautes Geschrei erhebt, wenn ihr Gatte zur Befriedigung seiner Bedürfnisse auch nur den geringsten Teil von ihrem Eigentum in Anspruch nimmt. Um kein Haar besser ist eine Frau, welche Dinge ausplaudert, die ihr Gatte geheimhalten wollte.«

[206] »Gibt's noch andere böse Weiber?«

»O ja: die Eifersüchtige; die Lärmmacherin, die so laut schreit, daß sie die Stimme ihres Gatten übertönt; die Friedensstörerin, die überall Skandal verursacht; die Zänkerin; die Eitle, die fortwährend mit ihrer Schönheit vor anderen Männern paradieren muß und nicht zu Hause bleiben kann. Ferner muß ich sagen: eine Frau, die viel lacht und fortwährend an ihrer Haustür zu sehen ist, kann man ruhig für eine durchtriebene Hure halten.

Böse sind auch die Weiber, die sich in die Angelegenheiten anderer Leute mischen; die fortwährend jammern und wehklagen; die ihres Mannes Eigentum stehlen; die sich durch mürrisches und herrschsüchtiges Wesen bemerkbar machen; die für empfangene Gefälligkeiten nicht dankbar sind; die sich weigern, das eheliche Lager zu teilen; die ihrem Gatten unbequem werden, indem sie zu viel Platz im Bett einnehmen; endlich die Lügenhaften, Falschen, Hinterlistigen und Verleumderischen.

Außerdem gibt es noch Weiber, die in allem, was sie anfangen, Unglück haben; die immer etwas zu tadeln und zu bemäkeln haben; die ihren Gatten nur dann zur Erfüllung seiner ehelichen Pflichten auffordern, wenn es ihnen gerade mal so paßt; die sich im Ehebett geräuschvoll aufführen. Zu guter Letzt nenne ich noch die Schamlosen, die Dummen, die Schwatzhaften und die Neugierigen.

Dies sind die schlimmsten unter den verschiedenen Sorten von Weibern.«

13. Kapitel. Warum man beim Zeugungsakt Genuss empfindet

[207] Dreizehntes Kapitel
Warum man beim Zeugungsakt Genuss empfindet

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, der Ursachen, durch die die leidenschaftliche Begier nach Geschlechtsgenuß gesteigert wird, sind sechs an der Zahl: die Glut heißer Liebe; Überfluß an Samen; die Nähe der geliebten Person, deren Besitz ersehnt wird; Schönheit des Gesichtes; stimulierende Speisen; und endlich: fleischliche Berührung.

Zahlreich sind auch die Ursachen dieses Genusses, den der Mann bei der Begattung empfindet; die wichtigsten und vornehmsten aber sind folgende: die Hitze der Scheide sowie deren Enge, Trockenheit und liebliche Ausdünstung. Wird eine von diesen Bedingungen vermißt, so ist zugleich auch der Genuß unvollständig. Wenn aber die Vulva die erforderlichen Eigenschaften vereint, dann ist der Genuß vollständig. Eine feuchte Scheide wirkt erschlaffend auf die Nerven, eine kalte raubt dem Penis seine ganze Kraft; übelriechende Ausdünstungen der Scheide beeinträchtigen den Genuß in hohem Maße; das gleiche ist der Fall, wenn die Scheide sehr weit ist.

Ob der Genuß, der in einem reichlichen Samenerguß besteht, seinen Höhepunkt erreicht, hängt von einem bestimmten Umstände ab: die Scheide muß wie mit einer Saugpumpe versehen sein, die den Penis ergreift und mit unwiderstehlicher Gewalt den Samen an sich zieht. Diese Saugpumpe ist die Gebärmutter; sobald ihre Öffnung den Penis packt, ist der Liebende nicht imstande, [208] seinen Samen zurückzuhalten, denn der Muttermund läßt den Penis nicht eher wieder los, als bis er jeden Tropfen Samen aus ihm herausgesogen hat. Wenn der Same sich ergießt, bevor die Gebärmutter die Eichel gepackt hat, ist der Genuß nicht ganz vollständig.

Willst du deine geschlechtlichen Fähigkeiten stärken, so nimm Beeren vom Mastixbaum, zerstoße sie und lege sie in Öl und Honig. Diese Flüssigkeit trinke morgens auf nüchternen Magen: dadurch wirst du Kräfte für den Coitus erlangen, und es wird eine reichliche Menge Samen erzeugt werden.

Dieselbe Wirkung haben Einreibungen des männlichen Gliedes und der weiblichen Scheide mit Schakalgalle. Dadurch werden die Geschlechtsteile stimuliert und bekommen größere Kraft.

Ein gelehrter Mann namens Djelinuss hat gesagt: »Wenn einer sich zu schwach zum Lieben fühlt, so trinke er vor dem Zubettgehen ein Glas voll sehr dicken Honigs, esse zwanzig Mandeln und einhundert Piniennüsse. Dies muß er drei Tage hintereinander tun. Er kann auch Zwiebeln stampfen; den Saft seihe er durch und mische ihn, unter sorgfältigem Umrühren, mit Honig. Dies Getränk muß auf nüchternen Magen genommen werden.«

Ein anderes gutes Mittel: Man schmelze Fett von einem Kamelhöcker und reibe unmittelbar vor dem Zeugungsakt seinen Penis damit ein; er wird dann Wunder verrichten, und das Weib wird seine Leistungen preisen.

Willst du den Liebesgenuß wollüstiger machen, so kaue ein bißchen Kubebenpfeffer oder Kardamomkörner von der großen Sorte; lege etwas davon auf die Eichel deines Penis und gehe ans Werk. Dieses Mittel wird dir sowohl wie dem Weibe einen unvergleichlichen Genuß verschaffen. [209] Einreibungen mit Juden-oder Mekkabalsam bringen gleiche Wirkungen hervor.

Willst du sehr kräftig zum Coitus werden, so verstoße im Mörser Kamillenblüten mit Ingwer und mische während des Stoßens Fliederöl daran; mit diesem Gemengsel reibe dir Unterleib, Hoden und Penis ein.

Die Menge deines Samens wirst du vermehren, und außerordentliche Erektion wirst du hervorrufen, indem du Borax mit Senfkörnern issest. Dieses ist ein unvergleichliches Erregungsmittel.

Willst du in einem Weibe eine heiße Begierde nach deiner Liebe erwecken, so nimm ein geringes Quantum Kubeben, Kamillen, Ingwer und Zimt und kaue es unmittelbar bevor du dich zu ihr begibst; dann benetze deinen Penis mit deinem Speichel und mache es ihr. Sie wird von Stund an so zärtlich in dich verliebt sein, daß sie es kaum einen Augenblick ohne dich aushalten kann.

Einreibungen mit Eselsmilch machen den Penis ungemein stark und kräftig.

Grüne Erbsen mit Zwiebeln gekocht, mit Zimt, Ingwer und Kardamom bestreut, hierauf gut zerrieben, erhöhen die Fähigkeit zur Begattung in beträchtlichem Maße, wenn man sie ißt.

14. Kapitel. Beschreibung der Gebärmutter unfruchtbarer Weiber

[210] Vierzehntes Kapitel
Beschreibung der Gebärmutter
unfruchtbarer Weiber und Behandlung derselben

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, viele gelehrte Ärzte haben sich in dieses Meer von Schwierigkeiten gestürzt und haben doch sehr wenig erreicht. Jeder hat das Thema von seinem eigenen Standpunkt aus betrachtet, um schließlich doch die Frage ungelöst zu lassen.

Von den Ursachen, durch welche die Unfruchtbarkeit der Weiber bedingt wird, will ich nur erwähnen: Verstopfung des Muttermundes durch Blutklumpen; Ansammlung von Wasser im Uterus; innere Schäden in demselben; Aussetzen der Menstruation; krankhafte Beschaffenheit der Menstruationsflüssigkeit; chronische Ansammlung von Luft im Uterus; fehlerhafte Beschaffenheit des männlichen Samens oder gänzliches Fehlen desselben; organische Mißbildungen der männlichen Geschlechtsteile. Andere Gelehrte schreiben die Unfruchtbarkeit der Weiber der Einwirkung von bösen Geistern oder von Bezauberungen zu. Unfruchtbarkeit trifft man oft bei Frauen, die sehr korpulent sind, so daß ihr Uterus zusammengepreßt wird und nicht den Samen in sich aufnehmen kann, besonders wenn das Glied des Gatten kurz ist und seine Hoden sehr dick sind; in solchem Fall kann der Zeugungsakt nur sehr unvollkommen vollzogen werden.

Ein Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit ist das Fett des Kamelhöckers; die Frau streicht dieses auf einen leinenen [211] Lappen und reibt ihre Geschlechtsteile damit ein, nachdem sie sich unmittelbar nach der Menstruation sehr sorgfältig gereinigt hat. Zur Vervollständigung der Kur nehme sie einige Beeren von der Pflanze, die man Nachtschatten nennt, presse deren Saft in ein Gefäß und füge ein wenig Weinessig hinzu; diese Medizin trinke sie eine Woche hindurch täglich auf nüchternen Magen; während dieser Zeit muß ihr Gatte sich des Verkehrs mit ihr enthalten.

Auch kann sie eine kleine Menge Sesamkörner zerstampfen und den Saft mit gepulvertem rotem Arsenik, vom Gewicht einer Bohne, mischen; diese Mischung trinke sie an jedem der drei ersten Tage, die auf ihre Periode folgen; dann wird sie imstande sein, ihren Gatten zu umarmen.

Dieses zweite Getränk nehme sie jedoch nur zu sich, wenn das erste wirkungslos geblieben ist; die Anwendung des zweiten wird eine heilsame Wirkung üben, wenn es dem allmächtigen Gott gefällt.

Es gibt auch noch ein anderes Mittel: Die Frau mache eine Mischung von Salpeter, Schafs- oder Kuhgalle und einigen Blättern und Körnern der Moschuspflanze. Mit dieser Mischung tränke sie ein Knäul weicher Wolle und reibe nach der Menstruation ihre Scheide damit ein; dann empfängt sie die Liebkosungen ihres Gatten und wird schwanger werden, wenn es der Wille Gottes des Allerhöchsten ist.

15. Kapitel. Wie man Fehlgeburten zustande bringt

[212] Fünfzehntes Kapitel
Wie man Fehlgeburten zustande bringt

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, unzählig sind die Arzneien, die zum Abortus und zur Ausstoßung der Frucht führen. Ich werde dir aber nur diejenigen aufzählen, die ich selber erprobt habe und daher als gut empfehlen kann; auf diese Weise kann ein jeder selbst entscheiden, was nützlich ist und was Schaden bringen kann.

An erster Stelle ist die Krappwurzel zu erwähnen. Diese ist besonders im frischen Zustand wirksam, jedoch auch im getrockneten; in dem letzteren Fall aber muß sie vor dem Gebrauch zerstampft und feucht gemacht werden; sie vernichtet das männliche Sperma oder tötet den Fötus, verursacht Abortus und ruft die Menstruation hervor, wenn sie in die weibliche Scheide gebracht wird.

Dieselbe Wirkung erzielt man auch durch eine Abkochung dieser Pflanze, die von der Frau auf nüchternen Magen getrunken werden muß.

Der Rauch verbrannten Kohlsamens ist ebenfalls ein Abtreibungsmittel; er muß mittels eines Rohres in die Scheide eingeführt werden.

Ich wende mich jetzt zum Alaun. Diesen führt man in pulverisiertem Zustand in die Scheide ein oder bestreut vor dem Coitus den Penis damit; die Empfängnis wird verhindert, indem es dem Samen unmöglich gemacht ist, an den Uterus zu gelangen; denn der Alaun hat die Eigenschaft, die Scheide trocken zu machen und zusammenzuziehen. Durch allzu häufige Anwendung dieses [213] Mittels wird jedoch dauernde Unfruchtbarkeit hervorgerufen.

Wenn der Mann unmittelbar vor der Beiwohnung sein Glied mit Holzteer bestreicht, macht er seinen Samen zeugungsunfähig. Dies ist das wirksamste aller Abortusmittel, und wenn eine Frau während ihrer Schwangerschaft wiederholt eine kleine Menge Holzteer in ihre Scheide einführt, wird sie unfruchtbar werden, und das Kind wird tot zur Welt kommen.

Das Einnehmen von einem Viertel Lot Kirschlorbeerwasser mit etwas Pfeffer befördert die Menstruation und reinigt den Uterus von dem geronnenen Blut, das sich zuweilen darin befindet. Wenn die Frau diese Medizin während ihrer Schwangerschaft anwendet, wird der Embryo dadurch abgetrieben; nach der Entbindung eingenommen, reinigt die Arznei den Uterus von allen schädlichen Stoffen und befördert die Nachgeburt aus dem Leibe.

Das Trinken einer Abkochung von Zimt und roter Myrrhe und das Ausspülen der Scheide mit derselben Mischung tötet den Foetus und treibt ihn ab, wenn es der Wille des allerhöchsten Gottes ist. Wenn die Frucht im Mutterleibe stirbt, wird eine Abkochung von gelben Levkojen sie daraus entfernen, falls es der Wille des allerhöchsten Gottes ist.

Alle von mir aufgezählten Arzneien sind erprobte Mittel, und ihre Wirksamkeit ist gewiß.

16. Kapitel. Ursachen des Unvermögens beim Manne

[214] Sechzehntes Kapitel
Ursachen des Unvermögens beim Manne

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, es gibt Männer, die verdorbenen Samen haben; die Ursachen sind entweder angeborene Kälte des Temperaments oder Krankheiten der Geschlechtsorgane, oder eiterige Ausflüsse, oder Fieberkrankheiten. Bei anderen Männern ist die Harnröhre in ihrem Penis abwärts gebogen; infolge dieser Mißbildung kann die Samenflüssigkeit nicht in gerader Richtung ejakuliert werden.

Ferner gibt es Männer, deren Penis zu kurz und zu klein ist, um die Mündung der Gebärmutter zu erreichen, oder die mit Geschwüren oder sonstigen Gebrechen behaftet sind, durch die ihnen die Vollziehung des Beischlafes unmöglich gemacht wird.

Endlich erreicht mancher Mann den Höhepunkt schneller als das Weib; infolgedessen finden die beiden Samenergüsse nicht gleichzeitig statt, eine Empfängnis ist daher unmöglich.

Durch alle diese verschiedenen Umstände läßt sich das Ausbleiben der Empfängnis erklären; die gewöhnlichste Ursache ist jedoch die Kürze des männlichen Gliedes.

Häufig wird Impotenz verursacht durch plötzlichen Übergang aus einer warmen in eine kalte Temperatur und umgekehrt. Auch gibt es noch eine große Anzahl ähnlicher Ursachen.

Wenn das Unvermögen eines Mannes auf schlechte Beschaffenheit des Samens oder auf zu schnelle Ejakulation zurückzuführen ist, so läßt es sich heilen. Empfehlenswert ist das Essen von stimulierendem Gebäck: gewöhnlich [215] enthält dieses Honig, Ingwer, Kamillen, Essigsirup, Nieswurz, Knoblauch, Zimt, Muskatnuß, Kardamom, Vogelbeeren, chinesischen Zimt, Pfefferschoten und andere Gewürze. Durch die Anwendung dieses Mittels wird die Impotenz geheilt werden.

Die anderen von mir erwähnten Leiden – Krümmung der Harnröhre, Kleinheit des Penis, Geschwüre und andere Krankheiten, durch die der Coitus unmöglich gemacht wird – lassen sich nur durch Gott den Allerhöchsten heilen.

17. Kapitel. Wie man das zeitweilige Unvermögen behebt

Siebzehntes Kapitel
Wie man das zeitweilige Unvermögen behebt

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, die zeitweilige Impotenz des Mannes hat drei verschiedene Ursachen:

Erstens: allzu große geschlechtliche Erregung;
zweitens: schwächliche Gesundheit;
drittens: vorzeitiger Samenerguß.

Gegen zu große geschlechtliche Erregung nehme man eine Mischung aus Galgant, Mekka-Zimt, Gewürznelken, indischem Katechu, Muskatnuß, indischen Kubeben, Vogelbeeren, Zimt, persischem Pfeffer, Kardamom, Kamillen, Lorbeerkörnern und Levkojen. Alle diese Bestandteile müssen sorgfältig miteinander zerstampft werden; man trinke davon, morgens und abends, so viel [216] man kann, in Brühe; am besten ist Taubenbrühe, doch tut auch Hühnerbrühe gute Dienste. Vor und nach dem Einnehmen trinke man Wasser. Man kann das Mittel auch in Honig einnehmen; dies ist sogar das beste Verfahren, das die schönsten Erfolge zeitigt.

Wenn bei einem Manne der Samenerguß zu früh kommt, so nehme er eine Mischung von Muskatnuß und Weihrauch in Honig.

Hat die Impotenz ihren Grund in körperlicher Schwäche, so nehme man in Honig eine Mischung der folgenden Bestandteile: Kardamom und ein wenig Wolfsmilch. Durch Anwendung dieses Mittels wird die Schwäche verschwinden und Heilung erfolgen, wenn Gott der Allerhöchste seinen Segen dazu gibt.

Die Wirksamkeit aller dieser Arzneien ist mehr als einmal erprobt worden, und ich kann mich daher dafür verbürgen.

Schlaffheit des Perus und daraus entspringende zeitweilige Impotenz kann auch durch andere Ursachen hervorgerufen werden. So kommt es manchmal vor, daß die Erektion des Penis plötzlich in dem Augenblick nachläßt, wo der Mann ihn zwischen die Schenkel des Weibes schiebt. Der Mann glaubt nun, er sei impotent; in Wirklichkeit aber tritt das Ereignis aus ganz anderen Ursachen ein: aus übertriebener Ehrfurcht vor der Frau; aus einem unangebrachten Gefühl von Scham; infolge eines unangenehmen Anblicks oder Geruches. Zuweilen kann auch Eifersucht im Spiele sein: wenn nämlich ein Mann bemerkt, daß das Weib keine Jungfrau mehr ist, sondern bereits anderen Männern zur Ergötzung gedient hat.

18. Kapitel. Wie man kleine männliche Glieder grösser macht

[217] Achtzehntes Kapitel
Wie man kleine männliche Glieder
grösser macht und ihnen ein imposantes
Aussehen gibt

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, dieses Kapitel, das von der Größe des männlichen Gliedes handelt, ist überaus wichtig für Mann und Weib. Für den Mann, weil ein stattlicher und kräftiger Penis ihm Zärtlichkeit und Liebe des Weibes erwirbt; für das Weib, weil ein solches Glied die Sehnsucht ihrer Liebesleidenschaft befriedigt und ihr den höchsten Genuß verschafft. Dies erhellt aus der Tatsache, daß manche Männer nur wegen der geringen Größe ihres Penis einer Abneigung von seiten der Weiber begegnen; diese Abneigung erstreckt sich auch auf Männer mit weichem, kraftlosem und schlaffem Gliede. Die ganze Seligkeit des Weibes besteht in der Verfügung über kräftige oder starke Schwänze.

Wenn nun ein Mann mit kleinem Penis sein Glied groß und kräftig machen möchte, so reibe er es vor der Begattung mit warmem Wasser ab, bis es rot wird und infolge des Blutzuflusses sich ausdehnt; hierauf reibe er es kräftig und ausdauernd mit einer Mischung von Honig und Ingwer ein. Dann gehe er zu seiner Geliebten; er wird ihr solchen Genuß verschaffen, daß sie ihn gar nicht wieder wird fortlassen wollen.

Ein anderes Mittel ist eine Mischung aus einer kleinen Menge Pfeffer, Lavendel, Galgant und Moschus; das Ganze wird pulverisiert, gesiebt und mit Honig und Ingwer vermischt. Nachdem der Penis in warmem Wasser gewaschen ist, wird er kräftig mit dieser Mischung eingerieben; [218] dadurch wird er groß und sehnig werden, so daß er dem Weibe wunderbare Wollust bereiten kann.

Drittes Rezept: Wasche den Penis mit warmem Wasser, bis er rot und steif wird. Dann nimm ein Stück weiches Leder, bestreiche es mit heißem Pech und wickele es um das Glied. Es dauert nicht lange, und der Penis erhebt zitternd vor Leidenschaft sein Haupt. Das Leder darf nicht eher entfernt werden, als bis das Pech kalt geworden ist und der Penis sich wieder beruhigt hat. Durch mehrmalige Wiederholung dieser Operation wird das Glied stark und dick werden.

Ein viertes Rezept beruht auf der Anwendung von Blutegeln. Man füllt in eine Flasche so viele Blutegel, wie nur hineingehen, und gießt Öl darüber. Dann stellt man die Flasche in die Sonne, bis sich infolge der Hitze ein richtiges Mus gebildet hat. Mit diesem muß der Penis an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen eingerieben werden; dadurch wird er eine an sehnliche Länge und stattlichen Umfang erhalten.

Zu einem anderen Verfahren ist ein Eselsglied erforderlich. Verschaffe dir eines und koche es mit Zwiebeln und einer reichlichen Menge Getreidekörnern. Hiermit mußt du deine Hühner füttern, und diese Hühner mußt du essen. Man kann auch das Eselsglied in Öl legen; die durch dieses Verfahren erhaltene Flüssigkeit trinke man und reibe sich den Penis damit ein.

Ein anderes Verfahren: Zerstampfe Blutegel in Öl; mit der so gewonnenen Salbe reibe den Penis ein. Du kannst auch die Blutegel in eine Flasche tun und diese in einen frischen Düngerhaufen vergraben; hier muß sie liegen bleiben, bis die Egel sich völlig aufgelöst haben und eine Art Salbe bilden; mit dieser reibe wiederholt deinen Penis [219] ein; er wird gewiß von diesem Verfahren wohltätige Wirkungen verspüren.

Oder man nehme Harz und Wachs und mische es mit Drachenblut, Borax und Schusterpech; mit dieser Mischung reibe man den Penis ein, und man wird sehen, daß er an Größe und Dicke zunimmt.

Die Wirksamkeit aller dieser Mittel ist wohlbekannt, und ich habe sie selbst ausprobiert.

19. Kapitel. Wie man den übeln Geruch der Achselhöhlen beseitigt

Neunzehntes Kapitel
Wie man den übeln Geruch der Achselhöhlen und weiblichen Geschlechtsteile beseitigt, und wie man die weiblichen Geschlechtsteile enger macht

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, die schlechten Ausdünstungen von der Scheide und den Achselhöhlen sowie eine zu weite Scheide gehören zu den größten Übeln.

Wünscht eine Frau diesen üblen Geruch zu vertreiben, so zerstampfe sie rote Myrrhe, siebe sie durch, knete dieses Pulver mit Myrtenwasser und reibe ihre Geschlechtsteile damit ein. Dadurch werden alle unangenehmen Ausflüsse aus ihrer Scheide verschwinden.

Ein anderes Heilmittel ist gestoßener Lavendel mit Moschusrosenwasser. Man tränke damit ein Stück Wollzeug und reibe die Scheide damit ein, bis sie heiß ist. Dadurch wird der schlechte Geruch verschwinden.

[220] Wünscht eine Frau ihre Scheide enger zu machen, so braucht sie nur Alaun in Wasser zergehen zu lassen und ihre Geschlechtsteile mit dieser Lösung zu waschen; noch wirksamer wird dies Mittel, wenn man eine kleine Menge von der stark zusammenziehenden Rinde des Walnußbaums hinzusetzt.

Ein anderes Mittel von wohlbekannter Wirksamkeit: Entkerntes Johannisbrot und Rinde des Granatapfelbaums werden tüchtig in Wasser gekocht. Die Frau nimmt ein Sitzbad in der auf diese Weise entstandenen Abkochung, die so heiß sein muß, wie sie es vertragen kann; wenn die Flüssigkeit kalt wird, muß sie wieder gewärmt werden; dieses Verfahren ist mehrere Male zu wiederholen.

Der gleiche Erfolg läßt sich erzielen, indem man die Scheide mit Kuhdünger einräuchert.

Zur Beseitigung des Achselgeruchs zerstoße man in einem Mörser Antimon und Mastix und fülle die Mischung mit Wasser in ein irdenes Gefäß. Nun reibe man sie gegen die Wände des Gefäßes, bis sie rot wird; sobald sie auf diese Weise gebrauchsfertig geworden ist, reibe man die Achselhöhlen damit ein, und der schlechte Geruch wird verschwinden. Um das Übel gründlich zu beseitigen, muß man das Verfahren wiederholt anwenden.

Man kann auch den zerstoßenen Antimon und Mastix in einem Kessel auf ein langsames Feuer setzen; man lasse die Mischung zergehen, bis sie die Konsistenz von Brotteig hat; die Haut, die sich darauf bilden wird, entferne man durch Reiben mit einem Stein. Dann reibe man die Achselhöhlen damit ein, und man kann sich darauf verlassen, daß der üble Geruch bald verschwunden sein wird.

20. Kapitel. Verhaltungsmassregeln für die Schwangerschaft

[221] Zwanzigstes Kapitel
Verhaltungsmassregeln für die Schwangerschaft.
Wie man erkennt, welches Geschlecht das Kind
haben wird

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, bestimmte Merkmale der Befruchtung sind folgende Anzeichen: Trockenheit der Scheide unmittelbar nach dem Coitus; Neigung der Frau, sich fortwährend zu dehnen und zu strecken; Schläfrigkeit; schwerer und tiefer Schlaf; häufiges Zusammenziehen der Scheidenöffnung bis zu solchem Grade, daß nicht einmal ein Schminkstäbchen eindringen könnte; Dunklerwerden der Brustwarzen. Das allersicherste Kennzeichen aber ist das Aufhören der Menstruation.

Wenn die Frau von dem Zeitpunkt an, wo ihre Schwangerschaft feststeht, stets gesund bleibt, wenn ihr Gesicht sein gutes Aussehen und seine reine Farbe behält, wenn sie keine Flecken auf der Haut bekommt, so kann man annehmen, daß sie einen Knaben zur Welt bringen wird. Die rote Farbe der Brustwarzen deutet ebenfalls auf einen Embryo männlichen Geschlechts. Starke Entwicklung der Brüste und Nasenbluten aus dem rechten Nasenloch sind in demselben Sinne auszulegen.

Zahlreich sind die Anzeichen, aus denen man schließen kann, daß das Kind weiblichen Geschlechtes sein wird. An dieser Stelle nenne ich nur: häufiges Unwohlsein während der Schwangerschaft, bleiche Gesichtsfarbe, Schwangerschaftsflecken, Schmerzen in der Gebärmutter, häufiges Alpdrücken, schwärzliche Farbe der Brustwarzen, [222] ein schweres Gefühl in der linken Seite, Nasenbluten aus dem linken Nasenloch.

Sollten hinsichtlich der Schwangerschaft noch Zweifel bestehen, so trinke die Frau beim Zubettgehen Honigwasser; wenn sich darauf ein Gefühl der Schwere im Unterleib einstellt, so ist dies ein Beweis, daß die Frau ein Kind trägt. Ist das Gefühl der Schwere stärker in der rechten Seite als in der linken, so wird es ein Knabe werden. Wenn ihre Brüste von Milch strotzen, so ist das ebenfalls ein Zeichen, daß das Kind männlichen Geschlechtes sein wird.

Alles hier Mitgeteilte habe ich von gelehrten Männern erfahren, es sind lauter positive Tatsachen, die sich in der Praxis als richtig erwiesen haben.

21. Kapitel. Schluss des Werkes

Einundzwanzigstes Kapitel
Schluss des Werkes:
Über den günstigen Einfluss des Eieressens
auf den Liebesakt

Wisse, o Wesir – möge Gott dir gnädig sein! –, dieses Kapitel enthält die nützlichsten Lehren, wie man die Leistungsfähigkeit für den Coitus erhöhen kann. Dieser Schluß des Werkes ist daher lesenswert nicht nur für den Greis, sondern auch für den Mann in besten Jahren und für den Jüngling: Wer es sich zur Gewohnheit macht, jeden Morgen nach dem Aufstehen Eidotter ohne das Weiße zu essen, wird in dieser Nahrung ein kräftiges Reizmittel finden. Das gleiche ist der Fall, wenn jemand [223] drei Tage lang nichts anderes ißt als eine Mischung von Eidottern und Zwiebeln.

Einige andere nützliche Rezepte:

Koche Spargel, brate sie darauf in Fett, schlage Eidotter mit zerstoßenem Gewürz darüber. Wer dieses Gericht täglich ißt, wird darin ein sehr kräftiges, stimulierendes Mittel finden.

Schäle Zwiebeln, tu sie in eine Pfanne mit Gewürzen und aromatischen Kräutern und brate die Mischung mit Öl und Eidottern. Wer mehrere Tage hintereinander von diesem Gericht ißt, wird eine überraschende und unschätzbare Kraft für die Werke der Liebe erlangen.

Trinke regelmäßig Kamelmilch mit Honig. Dein Penis wird Tag und Nacht munter sein.

Iß mehrere Tage hindurch nichts als Eier, die mit Myrrhe, Zimt und Pfeffer geschmort sind. Du wirst ein Gefühl haben, als ob dein Penis gar nicht wieder zur Ruhe kommen wollte.

Wenn du den Wunsch hast, eine ganze Nacht ausschließlich der Liebe zu widmen, so kannst du dich, wenn du keine Zeit hättest, die oben vorgeschriebene Diät einzuhalten, auf folgendes Rezept verlassen: Nimm eine so große Anzahl Eier, daß sie auch dem stärksten Appetit genügen müssen, und brate sie in Butter und frischem Fett; hierauf wirf sie in Honig und rühre das Ganze tüchtig durcheinander. Iß davon, so viel du nur kannst, mit etwas Brot, und du kannst sicher sein, daß dir dein Penis die ganze Nacht keine Ruhe lassen wird.

Dieses Thema behandeln folgende Verse:


Dreißig Tage stand starr und steif
Abu el Heïlukhs männliches Glied –
[224]
Dreißig Tage ohne Unterlaß,
Weil er sich nährte von Zwiebelbrei.
Abu el Heïdja in einer Nacht
Nahm achtzig Mädchen die Jungfernschaft;
Das konnte er, weil er mit Erbsenbrei
Gesättigt sich hatte; er trank dazu
Milch vom Kamel, mit Honig gemischt.
Mimun der Neger verspritzte den Saft
Seines männlichen Gliedes ohn Unterlaß
Fünfzig Tage und Nächte lang.
Mit Recht war er stolz auf solche Tat!
Freiwillig gab er zehn Tage noch zu
Und war auch dann noch nicht erschöpft.
Das machte, weil er nichts andres aß
Als Eidotter und frisches Brot.

Die in diesem Gedicht erwähnten Leistungen Abu el Heïlukhs, Abu el Heïdjas und Mimuns sind mit Recht gepriesen worden, denn ihre Geschichte ist geradezu wunderbar. Ich will sie daher – wenn es Gott dem Allerhöchsten recht ist – dem Leser erzählen und dadurch den großen Diensten, die dieses Buch der Menschheit zu erweisen bestimmt ist, die Krone aufsetzen:

Die Geschichte von Zohra

Es lebte einst in grauer Vorzeit ein erlauchter König, der über zahlreiche Heere gebot und ungeheure Reichtümer besaß.

Dieser König hatte sieben Töchter, die sich durch ihre Schönheit und ihre Vollkommenheiten auszeichneten. [225] Sie waren eine nach der anderen geboren und hatten keine Brüder.

Die mächtigsten Könige warben um sie, aber die Mädchen wollten vom Heiraten nichts wissen. Sie trugen Männerkleider, ritten auf prachtvollen Pferden, die mit goldgestickten Schabracken bedeckt waren, wußten mit Speer und Schwert umzugehen und bestanden manchen Mann im Einzelkampf. Jede von den sieben Königstöchtern besaß einen herrlichen Palast mit allen Dienern und Sklaven, die zur Aufwartung, zur Bereitung der Mahlzeiten und überhaupt zur täglichen Notdurft erforderlich sind. Jedesmal, wenn ein Heiratsantrag für eine seiner Töchter an den König gelangte, besprach er sich mit ihr darüber; stets aber erhielt er zur Antwort: »Niemals!« Diese Weigerungen wurden in verschiedenem Sinne ausgelegt – manchmal in gutem, manchmal aber auch in bösem.

Lange Zeit hindurch konnte man nichts Bestimmtes über die Ursachen dieser Aufführung erfahren; die sieben Mädchen zeigten immer dasselbe Verhalten, bis endlich ihr Vater starb. Da wurde die älteste zu seiner Nachfolgerin auf dem Thron berufen, und alle Untertanen leisteten ihr den Eid der Treue. Die Nachricht von ihrer Thronbesteigung verbreitete sich mit Blitzesschnelligkeit durch alle Lande.

Der Name der ältesten Schwester aber war Fuzel Djemal: Blume der Schönheit; die zweite hieß Soltana el Agmar: Königin der Monde; die dritte Bediaat el Djemal: die unvergleichliche Schönheit; die vierte Uarda: die Rose; die fünfte Mahmuda: die Ruhmwürdige; die sechste Kamela: die Vollkommene; die siebente endlich hieß Zohra: die Schönheit.

[226] Zohra, die jüngste, war zugleich die klügste und scharfsinnigste.

Sie war eine leidenschaftliche Jägerin, und als sie eines Tages über die Felder ritt, begegnete ihr ein Reiter, der sie grüßte und dessen Gruß sie erwiderte. In ihrem Gefolge befanden sich etwa zwanzig von ihren Leuten. Der fremde Reiter glaubte die Stimme eines Weibes gehört zu haben; da aber Zohras Antlitz von einem Zipfel ihres Mantels verhüllt war, so war er seiner Sache nicht ganz sicher und sagte zu sich selber: »Ich möchte wohl wissen, ob es ein Mann oder ein Weib war.« Da fragte er einen von den Sklaven der Prinzessin, und dessen Antwort nahm ihm sofort jeden Zweifel. Er ritt nun an Zohras Seite und plauderte mit ihr, bis sie haltmachte, um ein Frühstück einzunehmen. Er wurde eingeladen mitzuessen und erhielt seinen Platz an ihrer Seite.

Der Reiter hatte gehofft, sie würde nunmehr ihr Gesicht enthüllen; diese Hoffnung wurde jedoch getäuscht, denn sie aß nichts, indem sie vorschützte, sie habe ein Gelübde getan, den ganzen Tag zu fasten. Im geheimen bewunderte er die Schönheit ihrer Hand, die anmutige Form ihres Leibes und den wollüstigen Ausdruck ihrer Augen. Und sein Herz wurde von heftiger Liebe ergriffen.

Während der Mahlzeit entspann sich zwischen ihnen folgende Unterhaltung:

Der Reiter: »Ist dein Herz unempfindlich gegen Freundschaft?«

Zohra: »Es steht einem Manne nicht an, Freundschaft für ein Weib zu empfinden. Denn wenn ihre Herzen sich einander zuneigen, werden wollüstige Begierden in ihnen erwachen. Satan wird sie zur Sünde verlocken, und bald wird ihr Fehltritt allgemein bekannt sein.«

[227] Der Reiter: »Dies trifft aber nicht zu, wenn ihre gegenseitige Neigung aufrichtig ist und wenn sie treu und ohne hinterhältige Gedanken miteinander verkehren.«

Zohra: »Wenn eine Frau sich der Liebe ergibt, die sie für einen Mann empfindet, so wird sie von der ganzen Welt verlästert und verachtet; daher kann ihr solche Liebe nur Kummer und Sorgen bringen.«

Der Reiter: »Aber unsere Liebe wird geheim bleiben, und an diesem abgelegenen Orte, wo wir uns treffen könnten, würden wir miteinander verkehren, ohne daß ein Mensch etwas davon erführe.«

Zohra: »Es kann nicht sein. Übrigens ließe es sich auch gar nicht leicht machen; wir würden gar bald beargwöhnt, und die Augen der ganzen Welt würden auf uns gerichtet sein.«

Der Reiter: »Aber Liebe, Liebe ist der Quell alles Lebens! Die höchste Seligkeit sind die Begegnungen, die Umarmungen, die Liebkosungen von Liebesleuten. Für die Liebe opfert man gern all sein Gut, ja selbst sein Blut.«

Zohra: »Deine Worte sind ganz und gar von Liebe durchdrungen, und dein Lächeln ist verführerisch; aber du tätest besser, dich solcher Worte zu enthalten.«

Der Reiter: »Dein Wort ist Smaragd, und dein Rat ist aufrichtig. Aber die Liebe hat in meinem Herzen Wurzel geschlagen, und keine Gewalt der Erde ist imstande, sie herauszureißen. Wenn du mich von dir stößest, werde ich ganz gewiß sterben.«

Zohra: »Trotzdem mußt du deines Weges gehen und ich des meinen. Wenn es Gott gefällt, werden wir einander wieder begegnen.«

Mit diesen Worten trennten sie sich, indem sie einander Lebewohl sagten, und beide begaben sich nach Hause.

[228] Des Reiters Name war Abu el Heïdja. Sein Vater, Khairun, war ein großer Kaufmann und ungeheuer reich; seine Wohnung lag in einsamer Gegend, eine Tagesreise von dem Schlosse der Königstochter entfernt. Abu el Heïdja kehrte nach Hause zurück; aber er konnte keine Ruhe finden, und als die Nacht hereinbrach, setzte er sich einen schwarzen Turban auf, umgürtete sich mit seinem Schwert und legte seinen Reitermantel an. Dann bestieg er sein Pferd und ritt mit seinem Lieblingsneger, Mimun, begünstigt von dem Dunkel der Nacht, unbemerkt von dannen.

Sie ritten die ganze Nacht hindurch ohne Unterbrechung, bis sie beim Morgengrauen Zohras Schloß vor sich sahen. Da machten sie zwischen zwei Bergen halt und zogen ihre Pferde in eine Höhle, die sie dort fanden.

Abu el Heïdja ließ den Neger bei den Pferden zurück und ging auf das Schloß zu, um sich die Zugänge zu demselben anzusehen. Er fand es von einer sehr hohen Mauer umgeben, und da er nicht hineinzugelangen vermochte, ging er ein Stück Weges zurück, um zu beobachten, wer das Schloß verließe. Aber der ganze Tag verstrich, und er sah keinen Menschen herauskommen.

Nach Sonnenuntergang setzte er sich vor den Eingang der Höhle und hielt Wache bis Mitternacht; dann übermannte ihn der Schlaf. Er schlief mit dem Kopf auf Mimuns Knien; plötzlich weckte dieser ihn. »Was gibt's?« fragte er. – »Oh, mein Herr und Gebieter«, antwortete der Neger, »ich hörte ein Geräusch in der Höhle und sah einen Lichtschimmer.« Sofort sprang er auf und bemerkte wirklich im Hintergrunde der Höhle einen hellen Schein, auf den er zuging. Er befahl seinem Neger, auf ihn zu warten, nahm seinen Säbel in die Hand und drang in die [229] Tiefen der Höhle ein. Hier entdeckte er ein unterirdisches Gewölbe.

Der Weg zu diesem Gewölbe war durch die Steine, die überall herumlagen, beinahe ungangbar, doch gelang es ihm nach vieler Mühe, zu einer Art von Spalte zu gelangen, durch welche der von ihm bemerkte Lichtschimmer fiel. Er blickte hindurch und sah vor sich die Fürstin Zohra mit etwa hundert Jungfrauen. Sie befanden sich in einem prachtvollen Palast, der in dem Felsgestein ausgehauen war; der Saal war glänzend eingerichtet und strahlte von Gold. Die Mädchen waren gerade bei der Mahlzeit und aßen und tranken nach Herzenslust.

Abu el Heïdja sagte bei sich selber: »Ach! Ich habe keinen Freund bei mir, um mir in dieser schwierigen Lage beizustehen!« Dann begab er sich zu seinem Sklaven Mimun zurück und sprach zu ihm: »Begib dich zu meinem Duzbruder Abu el Heïlukh und sage ihm, er solle so schnell wie möglich zu mir kommen.« Eilends bestieg der Neger sein Pferd und ritt den ganzen übrigen Teil der Nacht hindurch.

Von allen seinen Freunden liebte der Jüngling am meisten diesen Abu el Heïlukh; er war der Sohn des Wesirs. Er und Abu el Heïdja und der Neger Mimun galten als die drei stärksten und kühnsten Männer ihrer Zeit, und kein Mensch hatte sie jemals im Kampf überwunden.

Als der Neger Mimun zu dem Freunde seines Herrn kam und ihm alles erzählt hatte, was vorgefallen war, sagte der junge Mann: »Wahrlich, wir gehören Gott dem Allmächtigen und werden dereinst in seinen Schoß zurückkehren.« Dann gürtete er seinen Säbel um, bestieg sein Pferd und ritt mit seinem eigenen Lieblingsneger und Mimun zu der Höhle.

[230] Abu Heïdja ging ihm entgegen und hieß ihn willkommen. Er erzählte ihm von seiner Liebe zu Zohra und von seinem Entschluß, mit List oder Gewalt in ihr Schloß einzudringen. Ferner berichtete er, wie er in die Höhle gekommen war und welchen eigentümlichen Anblick er dort gehabt hatte. Abu el Heïlukh war sprachlos vor Überraschung.

Als die Nacht hereingebrochen war, hörten sie Singen, lautes Gelächter und lustiges Sprechen. Da sagte Abu el Heïdja zu seinem Freund: »Geh an das Ende des unterirdischen Ganges und blicke durch den Spalt. Dann, lieber Bruder, wirst du meine Liebe entschuldigen müssen.« Abu el Heïlukh schlich sich leise nach dem Ende des unterirdischen Ganges, blickte durch den Spalt in den Prachtsaal hinein und war entzückt von dem Anblick der hundert Jungfrauen und ihrer Reize. »Sage mir, o Bruder«, rief er, »welche von diesen ist Zohra!«

Abu el Heïdja antwortete: »Die mit dem tadellosen Wuchs, die mit dem unwiderstehlichen Lächeln, die mit den Rosenwangen, die mit der blendendweißen Stirn – das ist Zohra! Ihr Haupt ist mit einer Perlenkrone umkränzt, ihre Gewänder strahlen von Gold. Sie sitzt auf einem Thronsessel, der mit köstlichen Steinen ausgelegt und mit silbernen Nägeln beschlagen ist, und sie stützt ihr Haupt auf die Hand.«

»Sie ist mir vor allen anderen aufgefallen«, sagte Abu el Heïlukh, »wie wenn sie eine Standarte wäre oder eine lodernde Fackel. Aber, lieber Bruder, laß mich deine Aufmerksamkeit auf einen Umstand lenken, den du, wie es scheint, übersehen hast.« – »Was wäre wohl dies?« fragte Abu el Heïdja. Sein Freund antwortete ihm: »Ganz gewiß, lieber Bruder, wird in diesem Palast zügellosen Lüsten [231] gefrönt. Er liegt in einsamer Gegend und wird nur zur Nachtzeit aufgesucht. Wir können annehmen, daß er nur zu Trinkgelagen, Schwelgereien und Ausschweifungen benutzt wird. Solltest du etwa geglaubt haben, zu deiner Geliebten auf einem anderen Wege als durch diesen geheimen Gang gelangen zu können, so würdest du dich getäuscht haben, selbst wenn es dir gelungen wäre, durch die Vermittlung anderer Leute mit ihr in Verbindung zu treten.« – »Warum denn?« fragte Abu el Heïdja. – »Weil, soweit ich sehen kann, Zohra sich nur aus der Liebe junger Mädchen etwas macht; dies ist ein Beweis, daß sie keine Neigung zu einem Mann empfinden und daher dessen Liebe nicht erwidern kann.«

»O Abu el Heïlukh, ich kenne deinen Scharfsinn, und darum habe ich dich holen lassen. Wie du weißt, bin ich stets ohne Zögern deinem Rate gefolgt.« – »Lieber Bruder«, sagte der Sohn des Wesirs, »hätte Gott dich nicht zu diesem Eingang des Palastes geleitet, du wärest niemals imstande gewesen, zu Zohra zu gelangen. Von hier aber werden wir mit Gottes Hilfe unseren Weg finden.«

Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch befahlen sie ihren Negern, den Spalt in der Felswand zu erweitern, und es gelang ihnen wirklich, alle Hindernisse aus dem Wege zu schaffen. Hierauf versteckten sie ihre Pferde in einer anderen Höhle, wo sie vor Räubern und wilden Tieren sicher waren. Dann begaben sie sich, mit Säbel und Schild bewaffnet, in den unterirdischen Gang, drangen in den Palast ein und schlossen hinter sich die Spalte mit großen Steinen.

Sie befanden sich jetzt im Finstern, Abu el Heïlukh schlug jedoch Feuer an und zündete eine von den Kerzen an, die sie bei sich hatten. Nun begannen sie den ganzen [232] Palast zu besichtigen, und er erschien ihnen als das Wunder aller Wunder. Prachtvoll waren die Möbel: überall standen Betten und Sofas aller Arten, reiche Kandelaber, glänzende Kronleuchter, herrliche Teppiche und Tische, die mit Speisen, Früchten und Getränken bedeckt waren.

Nachdem sie alle diese Schätze bewundert hatten, besichtigten sie die übrigen Zimmer. Diese waren sehr zahlreich, und in dem letzten fanden sie eine sehr kleine Geheimtür von eigentümlichem Aussehen. Abu el Heïlukh sagte: »Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Tür, die die Verbindung mit Zohras Schloß herstellt. Komm, lieber Bruder, wir warten am besten in einem der Zimmer die Dinge ab, die da kommen sollten.« Diesem Rate gemäß begaben sich alle vier in ein abseits gelegenes Kämmerchen, von wo aus sie alles beobachten konnten, ohne selber gesehen zu werden.

Hier warteten sie, bis die Nacht hereinbrach. Da öffnete sich die geheime Tür, und herein trat eine Negerin mit einer Fackel. Sie zündete alle Kronleuchter und Kandelaber an, brachte die Betten in Ordnung, trug Geschirr auf, deckte die Tische mit allen möglichen Speisen, mit Flaschen und Gläsern und parfümierte die Luft mit den süßesten Wohlgerüchen.

Bald nachher erschienen die Mädchen. Sie setzten sich auf die Diwane, und die Negerin bediente sie mit Speise und Trank. Sie aßen und tranken und unterhielten sich mit dem Gesänge melodischer Lieder.

Als nun die vier Männer von ihrem Versteck aus sahen, daß bei den Mädchen der Einfluß des Weines sich bemerkbar machte, stürzten sie in den Saal und schwangen ihre Säbel über den Häuptern der Jungfrauen. Vorher hatten [233] sie sich sorgfältig die Gesichter mit ihren Mänteln verhüllt.

»Wer sind diese Männer«, rief Zohra, »die im Schatten der Nacht in unsere Behausung eindringen? Seid ihr dem Erdboden entstiegen? Oder seid ihr vom Himmel herabgekommen? Was wollt ihr?«

»Vögeln!« antworteten sie.

»Mit wem?« fragte Zohra.

»Mit dir, oh, du mein Augapfel!« rief Abu el Heïdja, indem er einen Schritt vortrat.

»Wer bist du?«

»Ich bin Abu el Heïdja.«

»Aber woher kennst du mich?«

»Ich bin der Reiter, dem du vor einigen Tagen auf der Jagd begegnetest.«

»Aber was brachte dich hierher?«

»Der Wille Gottes des Allerhöchsten!«

Hierauf wußte Zohra nichts zu erwidern; sie schwieg daher und dachte über ein Mittel nach, wie sie sich die Eindringlinge vom Halse schaffen könnte.

Nun befanden sich unter den anwesenden Mädchen mehrere, deren Scheiden wie mit eisernen Schlössern versperrt waren und die kein Mann hatte entjungfern können. Ferner befand sich unter ihnen ein Weib namens Muna, das ist »Die Befriedigerin der Leidenschaften«, die unersättlich in der Begierde nach Begattung war. Zohra dachte bei sich selber: ›Nur durch eine List kann ich diese Männer loswerden. Als Bedingung meiner Einwilligung will ich ihnen mit Hilfe dieser Mädchen Aufgaben stellen, die sie nicht werden erfüllen können.‹

Sie wandte sich nun zu Abu el Heïdja und sprach zu ihm: »Niemals wirst du meinen Besitz erlangen, wenn du [234] nicht die Bedingungen erfüllst, die ich dir auferlegen werde.«

Die vier Männer erklärten sich im voraus bereit, diese unbekannten Bedingungen anzunehmen, und Zohra fuhr fort: »Wollt ihr mir aber euer Wort verpfänden, daß ihr meine Gefangenen seid, wenn ihr die Bedingungen nicht erfüllt, und wollt ihr euch mir auf Gnade und Ungnade ergeben?« – »Wir setzen unser Wort zum Pfände!« antworteten die vier Männer.

Sie ließ sie einen Eid schwören, daß sie ihrem Worte getreu sein würden; dann reichte sie Abu el Heïdja die Hand und sprach zu ihm: »Dir stelle ich die Aufgabe, achtzig Jungfern zu entjungfern, ohne einen Tropfen Samen zu vergießen. Dies ist mein Wille!«

Er antwortete: »Ich bin bereit.«

Sie führte ihn nun in ein Zimmer, in welchem sich Betten aller möglichen Arten befanden, und sandte ihm eine nach der anderen die achtzig Jungfrauen zu. Abu el Heïdja deflorierte sie alle und raubte so in einer einzigen Nacht achtzig jungen Mädchen die Jungfernschaft, ohne auch nur das kleinste Tröpfchen Samen zu vergießen. Diese außerordentliche Leistung erfüllte Zohra und alle anderen Anwesenden mit Erstaunen.

Hierauf wandte sich die Prinzessin zu dem Neger Mimun und fragte: »Und wie heißt dieser Neger?« Man antwortete ihr: »Mimun.« – »Deine Aufgabe«, sagte die Königstochter, indem sie zugleich auf Muna zeigte, »soll sein, fünfzig Tage lang ohne Ruhepause es diesem Weibe zu besorgen; du brauchst es dir nicht kommen zu lassen, wenn du nicht willst; wenn du aber vor Ermüdung nicht weiterarbeiten könntest, so würdest du die übernommene Verpflichtung nicht erfüllt haben.« Diese Aufgabe [235] wurde von allen Anwesenden für zu hart erklärt; Mimun aber rief: »Ich nehme die Bedingung an und werde sie mit Ehren erfüllen!« Wirklich hatte der Neger eine unersättliche Begierde nach Geschlechtsgenuß. Zohra befahl ihm, mit Muna in ihr Zimmer zu gehen, nachdem sie dem Mädchen eingeschärft hatte, ihr sofort Bescheid zu geben, wenn der Neger das geringste Zeichen von Ermüdung bekunden sollte.

»Und nun zu dir! Wie heißt du?« fragte sie Abu el Heïdjas Freund. – »Abu el Heïlukh«, erwiderte er.

»Von dir, Abu el Heïlukh, verlange ich, daß du dreißig Tage lang im Kreis dieser Frauen und Jungfrauen weilst und daß während dieser ganzen Zeit Tag und Nacht dein Schwanz steif bleibt.«

Dann sagte sie zum vierten: »Und wie heißt du?«

»Felah.«

»Du, Felah, wirst dich zu unserer Verfügung halten für alle Dienste, deren wir etwa von dir bedürfen.«

Um ihnen nun jede Ausrede unmöglich zu machen und um nicht selber in den Verdacht der Hinterlist zu geraten, hatte Zohra jeden von ihnen gleich am Anfang gefragt, welche Nahrung er während der Prüfungszeit verlangte. Abu el Heïdja hatte erwidert, er wolle – außer Wasser – nur Kamelmilch mit Honig trinken, und seine einzige Nahrung sollten Erbsen sein, die mit Fleisch und sehr vielen Zwiebeln gekocht wären. Mit Hilfe dieser Nahrung und mit Gottes Beistand vollbrachte er die erstaunliche Tat, die ich berichtet habe. Abu el Heïlukh verlangte zum Essen Zwiebeln, die mit Fleisch gekocht wären, und als Getränk eine Mischung von rohem Zwiebelsaft mit Honig. Mimun bestellte sich Eidotter und Brot.

[236] Abu el Heïdja erbat sich nun von Zohra die Gunst, sie als seine Geliebte umarmen zu dürfen, indem er sich darauf berief, daß er seine Bedingung erfüllt habe. Sie antwortete ihm: »Oh, unmöglich! Die Bedingung, die du erfüllt hast, ist untrennbar mit den von deinen Gefährten übernommenen verbunden. Die Abmachungen müssen ganz genau so ausgeführt werden, wie sie vereinbart worden sind; dann wirst du auch finden, daß ich treu mein Versprechen halte. Sollte aber einer von euch seiner Aufgabe sich nicht gewachsen zeigen, so seid ihr nach Gottes Willen alle vier meiner Willkür verfallen.«

Angesichts dieses festen Entschlusses ergab Abu el Heïdja sich in sein Schicksal; er setzte sich mitten unter die Mädchen und Frauen und aß und trank mit ihnen, indem er das Ende der Prüfungen abwartete, die die Königstochter seinen Gefährten auferlegt hatte.

Anfangs war Zohra ganz lächelnde Liebenswürdigkeit, denn sie war überzeugt, daß gar bald die vier Männer in ihrer Gewalt sein würden. Als aber der zwanzigste Tag herangekommen war, begann sie unruhig zu werden, und am dreißigsten konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Denn an diesem Tage hatte Abu el Heïlukh sich seiner Aufgabe mit Ehren entledigt und setzte sich neben seinen Freund zu der Gesellschaft, die in guter Ruhe schmauste und zechte.

Nun hatte die Prinzessin keine andere Hoffnung mehr, als daß der Neger Mimun von der Ermüdung übermannt würde, bevor er seine Aufgabe beendigt hätte. Jeden Tag sandte sie zu Muna und ließ fragen, wie die Sachen stünden. Aber immer erhielt sie die gleiche Antwort, des Negers Kraft sei noch fortwährend im Zunehmen. Da nun Abu el Heïdja und Abu el Heïlukh bereits als Sieger aus [237] ihren Prüfungen hervorgegangen waren, so begann Zohra zu verzweifeln. Eines Tages sagte sie zu den beiden Freunden: »Ich habe mich nach dem Neger erkundigt, und Muna hat mir den Bescheid gegeben, er sei ganz und gar erschöpft.« Da rief Abu el Heïdja: »Bei Gott! Wenn er seine Aufgabe nicht erfüllt, ja, wenn er es nicht sogar noch zehn Tage länger macht, so soll er des erbärmlichsten Todes sterben!«

Aber dieser treue Diener gönnte sich während der ganzen Zeit von fünfzig Tagen nicht einen Augenblick Ruhe, sondern setzte seine Arbeit noch zehn Tage länger fort, wie sein Herr es ihm befohlen hatte. Das größte Vergnügen hatte Muna davon, deren Appetit nach Liebe endlich einmal befriedigt wurde.

Nachdem also auch der Neger Sieger geblieben war, konnte er sich zu seinem Herrn setzen.

Da sprach Abu el Heïdja zu Zohra: »Sieh, wir haben alle Bedingungen erfüllt, die du uns auferlegt hast. Jetzt ist es an dir, mir die Gunst zu bewilligen, die nach unserer Abmachung der Preis unseres Sieges sein sollte.« – »Das ist nur zu wahr!« antwortete die Königstochter. Sie ergab sich ihm, und er fand in ihr die köstlichste aller köstlichen Frauen.

Der Neger heiratete Muna. Abu el Heïlukh suchte sich unter den achtzig Jungfrauen diejenige aus, die ihm am besten gefallen hatte.

Sie blieben nun alle in dem Palast vereint und lebten herrlich und in Freuden, bis der Tod ihrem glücklichen Dasein ein Ende machte und ihre Vereinigung auflöste.

Gott sei ihnen gnädig, wie allen guten Moslim! Amen!

[238]

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TextGrid Repository (2012). Scheik Nefzaui. Abhandlung. Der duftende Garten des Scheik Nefzaui. Der duftende Garten des Scheik Nefzaui. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C2BA-4