Odilo Schregers
Lustiger und nützlicher Zeitvertreiber
welcher die Erklärung fremder und juristischer Wörter, schöne Sprüchwörter, nützliche und lustige Fragen, Erfindungen weltlicher und geistlicher Sachen, gemeine Bauernregeln, Münzsorten, Arzneymittel, unterschiedliche Kunststücke und lächerliche Begebenheiten enthält.
Zum Nutzen und Vergnügen eines sowohl melancholischen als aufgeräumten Gemüthes.

Vorrede

Vorrede.

Nachdem ich vor etlichen Jahren ein lateinisches Buch, unter dem Titel: Studiosus Jovialis, in Druck gegeben, haben sich alsobald Liebhaber hervorgethan, und mich ersuchet, ich möchte auch ein dergleichen deutsches ausgehen lassen.

Obschon ich dieß Begehren lang nicht billigen wollte, weil schon viele dergleichen Sachen in meinem Studioso Joviali in deutscher Sprache begriffen sind, so habe ich mich endlich doch auf abermaliges Ersuchen bewegen lassen, ein dergleichen Buch aus Liebe gegen Diejenigen, die nicht lateinisch verstehen, zusammen zu schreiben.

Dieses besteht nun in lustigen, und zugleich auch nützlichen Sachen: denn die Belustigung allein gehöret zur Eitelkeit; die Nutzbarkeit allein vertreibt die Lesebegierde; wo aber die Belustigung und Nutzbarkeit mit einander vereinbaret werden, da ist auch die auserlesenste Vollkommenheit. Einen Menschen nur allein belustigen wollen, ist eben so viel, als einem Hungrigen lauter gemalte Speisen vorsetzen; Einem allein nur nützlich seyn wollen, ist eben so viel, als ihm eine ungeschmacke und gewürzlose Speise vorlegen; aber einen belustigen und ihm zugleich nützen, das ist ein vollkommnes und auserlesenes Gastmahl. Daher habe ich auch dieses beobachten, und nicht nur allein lustige, sondern auch nützliche Sachen in diesem Buche vor Augen legen wollen, eingedenk der Worte jenes Poeten:


Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci.

Das ist:

Wer vermischt zu jeder Zeit,
Was ergötzt, mit Nutzbarkeit
Dem ist Ruhm und Lob bereit.

Die Hauptursache aber, warum ich dieses Buch in Druck zu geben mich entschloß, ist eben diejenige, welche ich in meinem Studioso Joviali schon angezogen: nämlich, weil dermalen so viele Bücher gefunden werden, welche öfters so viel Anstößiges enthalten, daß sie ohne große Aergerniß nicht können gelesen werden. Und daher kömmt es, daß bey jetziger Welt kaum ein Gespräch mit einander geführet wird, wo nicht raupische Reden eingemischet werden, wodurch die liebe unschuldige Jugend, die dergleichen Reden höret, verführet, und gänzlich verderbet wird. Damit nun diese schädliche Bücher möchten aus dem Wege geräumet werden, habe ich dieses Büchlein zwar mit lustigen, aber lehrreichen und ehrbaren Sachen versehen, und dem Publikum in die Hände liefern wollen.

Uebrigens ist zu wissen, daß ich dieses Buch nicht für Gelehrte, sondern nur für gemeine Leute geschrieben habe; folglich werden die Herren Kritiker nicht Ursache haben, wider dieses geringe Buch ihr Maul auszuleeren. Sollte aber doch wider Verhoffen solches geschehen, so müßte ich gedenken:


Latrare possunt, mordere non possunt.
Laß die Leut reden, und die Hund bellen,
Sie können nicht schaden, wie sie wöllen.

Ich sollte zwar diesem Buche auch die Merkwürdigkeiten von allerhand Sachen, wie in meinemStudiosi Joviali beygesetzt haben; weil es aber wider meine Meynung allzu groß angewachsen, so habe ich diese hieher gehörigen Merkwürdigkeiten ausgelassen, und aus selben ein besonders Buch, unter dem Titel: Nützliche Zeitanwendung; oder Auszug der merkwürdigsten Sachen, von den Menschen, Thieren, vermischten Sachen, und unterschiedlichen Kunststücken machen müssen, welchem nun noch ein anders Werklein: Der vorsichtige und nach heutigem Geschmacke wohlerfahrne Speisemeister, sammt einer Anweisung zum Kochen, Tranchiren und einigen sonderheitlichen Komplimenten, mit beygefügten allgemeinen Tischregeln, nachgefolget ist.

Von dieser neuen Auflage will man nur erinnern, daß solche durchgängig übersehen, die Kapitel vom Ursprunge und Anfang weltlicher und geistlicher Sachen aber besonders nach richtigen Gründen verbessert, und am Ende ein nützliches Materienregister beygesetzet worden.

Verzeichniß

Erstes Kapitel.


Auslegung alter deutschen Wörter. Seite 1

Zweytes Kapitel.


Auslegung ausländischer Wörter. 15

Drittes Kapitel.


Auslegung juristischer Wörter. 39

Viertes Kapitel.


Unterschiedliche Sprüchwörter. 75

Fünftes Kapitel.


Lustige Scherzfragen. 90

Sechstes Kapitel.


Nützliche Fragen von der Welt. 112

Siebentes Kapitel.


Andere nützliche Fragen. 142

Achtes Kapitel.


Ursprung und Anfang weltlicher Sachen. 185

Neuntes Kapitel.


Ursprung und Anfang geistlicher Sachen. 269

Zehntes Kapitel.


Gemeine Bauernregeln. 311

Eilftes Kapitel.


Immerwährender Kalender. 325

Zwölftes Kapitel.


Alphabetisches Register der Geldmünzen. 334

Dreyzehntes Kapitel.


Kurzes Register der Gewichter. 340

Vierzehntes Kapitel.


Alphabetisches Register der Kräuter. 343

Fünfzehntes Kapitel.


Gemeine Arzneymittel. 366

Sechszehntes Kapitel.


Unterschiedliche Kunststücke. 396

Siebenzehntes Kapitel.


Lächerliche Begebenheiten. 417

1. Kapitel

[1] Erstes Kapitel.
Auslegung etlicher alter deutscher Wörter.
A.

Abschloß, Abfahrt, Abzug, das ist, Nachsteuer.

Ach, das ist Wasser.

Adelsack, das ist, eines Fürsten Diener, oder insgemein ein Edelmann.

Alfter ist so viel, als Nachgehend: daher kommen Aftermondtag, das ist, der Dienstag: Afterlehen, Aftersiolin, Aftersitzlin, das ist, wenn ein Lehenmann sein Lehen, das er hat, entweder ganz, oder einen Theil davon einem Andern zu rechtem Lehen ansetzet.

Afterzeigel sind die vom Bauholze abgehauenen Aeste und Reiser.

Ahnen, also nennet man die Vorfahrer der Edelleute; wenn nämlich Einer von Alters her ererbten Helm und Schild erweisen kann.

[1] Ainshandgüter sind der Frauen eingebrachte eigne Güter.

Allmandt ist so viel, als Allermann, oder Gemeinde; daher kommen Allmandgüter, das ist, Allermanngüter, die einer Gemeinde, oder einem Dorfe insgemein zugehören.

Alp, Alpen, sind hohe Berge, auf welchen man das Heu vor dem Winter nicht einsammelt, sondern nur den Sommer über das Vieh auf denselben weiden läßt.

Amman wird heute meistens ein Amtmann genannt; wiewohl theils Orten auch ein Amman so viel, als ein Schultheiß, ist.

Amtschad, ist das Geld, so man an einem Orte sammelt zum Nutzen einer Gemeinde, Stadt, Dorf etc.

Almanach, heißt bey den Arabern und Hebräern ein Kalender.

Alraunen waren bey den alten Deutschen Wahrsagerinnen.

Angewünschte und erkorne Kinder, sind diejenigen, die Einer nicht selbsten erzeuget, sondern an Kindestatt aufgenommen hat.

Ausklagsachen sind so viel, als Gantsachen.

Ausschindlinge sind, die aus Mutterleibe geschnitten werden.

Atz, Atzung, das ist eine Ausspann, welche die großen Herren, wann sie über Land reiseten, in den Klöstern hatten.

B.

Bann ist so viel, als die Acht; wenn Einer in die Acht erkläret wird.

[2] Bann ist auch bisweilen so viel, als ein Blut- oder Halsgericht; daher heißt man noch heute Einige die Bannrichter.

Bahrrecht wird genannt, wenn man einen Umgebrachten findet, und die verdächtigen Personen an die Bahre, in welcher der Umgebrachte liegt, führet, ob der Entleibte Blut von sich geben möchte.

Bargegelo ist derjenige Zoll, den man giebt, wenn etwann Einer Schiffbruch leidet, damit er mit Dem, was er noch hat, frey passiren möge.

Bastard ist so viel, als ein unehrlich gebohrnes Kind.

Bauernschidt oder Scheid ist, wenn man ein zweifelhaftes Geld, oder andere Sachen, in zwey gleiche Theile scheidet, und einer jeden streitenden Partey den halben Theil giebt.

Behaben und Beheben ist so viel, als behaupten, bezeugen, beweisen.

Behanden haben die Alten für Pfänden gebraucht.

Beinhäuter ist so viel, als ein Müßigganger. Und kömmt dieses Wort her von den alten Deutschen, welche, wenn sie nicht im Kriege waren, zu Hause dem Müßiggange sich ergeben, und auf einer renhaut geschlafen haben.

Beschauren ist so viel, als beschirmen.

Bodenzins wird gemeiniglich auf die Häuser geschlagen, die von neuem auf der Allmandt oder Gemeinde Grunde gebauet werden.

[3] Bonhasen, Bönhasen, oder Störer, werden genannt die Schneider, die keine Meister sind, sondern heimlich in den Häusern arbeiten.

Brodling, die unter eines Herrn Hausgesinde und in seinem Brode sind.

Burghalden sind Berge oder Hügel, auf welchen Burgen oder Schlösser erbauet sind.

Burgstall ist so viel, als Burgstand; und ist eigentlich der Ort, da eine Burg oder ein Schloß vor Zeiten gestanden ist.

C.

Chamit, ein uraltes deutsches Wort, so man heute ein Hemmet oder Hemd nennet.

Chor, dieses Wort kömmt daher, weil man Anfangs in der Runde um die Altäre, wie eine Krone, gestanden und gesungen. Es wird auch der innere Theil einer Kirche der Chor genannt, weil daselbst solche Gesänge geschehen. Daher kommen dieChorherren.

Choren, Kuren ist so viel, als auswählen; und auserkoren so viel, als auserwählet. Daher heißt man die Fürsten, die den Kaiser erwählen, Kurfürsten.

Cistern ist gleichsam eine Kiste unter der Erde, in welcher das Regenwasser gesammelt wird.

D.

Datz wird an theils Orten für einen Zoll, an etlichen aber für das Umgeld gebraucht und verstanden.

[4] Dheine, Dheinerley Weise, das ist, keine und keinerley Weise; so in alten Schriften gar oft gelesen wird.

Diet, Dit, oder Teuth, bedeutete bey den Alten Gott. Daher kömmt das Wort Deutschland, welches so viel ist, als Gottesland, oder das Land Gottes.

Ding ist so viel, als ein Gericht. Daher kömmt Dienstag, oder Dingestag, das ist, ein Tag des Gerichtes.

Dinggrafen, das ist, Stadtrichter, Stadlvögte.

Dristund, ein alt deutsches Wort, dafür hernach dristes und Drifach, oder Dreyfach gekommen.

Düer, das ist, theuer.

Dyckgrafen waren vor Zeiten Diejenigen, welche man über die Dämme, Brücken und Dergleichen gesetzt hat.

E.

Ebergeld, oder Ochsengeld, ist dasjenige Geld, so die Bauern vor Zeiten ihren Edelleuten für die Reitochsen geben mußten.

Echt und Recht, das ist, sein Leib, Ehr und Gut.

Echte Noth, das ist, rechtmäßige Noth.

Ehrschatz, das ist, Handlohn, Lehenwahr, Lehengeld.

Ehe hat vor Zeiten ein Geboth geheißen; daher haben die Alten das alte Testament, die alte Ehe genannt.

Eichelweise Erben, daß ist, gänzlich und durchaus ein Erbe seyn.

Eisernes Vieh, eiserne Schafe, Kühe etc. ist dasjenige Vieh, so bey Verpachtung der Güter [5] dergestalten mitgegeben wird, daß es beym Abtritte in gleicher Zahl wieder geliefert werden muß.

F.

Factor ist so viel, als ein Ladendiener.

Fahrende Hab, das ist Fahrniß, oder bewegliche Güter.

Fährichgeld ist, was man wegen der Fahrt über das Wasser zu geben pflegt.

Faut, das ist Vogt.

Fehde, eine öffentliche Feindschaft. Befehden, das ist, Einem die Feindschaft oder den Krieg ankünden.

Feldstützler sind die Feld- und Holzhirten.

Fillen, das ist, fellen, geißeln, brügeln.

Frenen ist so viel, als Arrestiren.

Freybusch ist ein freyer, öffentlicher Wald, in welchem man als in seinem Eigenthume frey jagen darf.

Fauzze, bedeutet die Füße.

Fundbuch ist so viel, als ein Inventarium.

Fodtum war vor Zeiten das Proviant, welches man zu eines Kaisers oder Königes Zug hergegeben.

G.

Gan heißt so viel, als gemein. Ganerben, das ist, gemeine Erben. Ganherrschaft, gemeine Herrschaft.

Gau ist ein Strich Landes, als das Nordgau, Algau, Brißgau etc.

Geiht ist so viel, als geht. Diese Sache geiht zu Lehen, das ist, geht zu Lehen.

[6] Gerhaben sind Pfleger, Vormünder etc.

Geuder ist so viel, als ein Verschwender seines Guts.

Gift, das ist eine Gabe. Mitgift, Zugift, ein Heirathgut; Widergift, eine Widerlegung, desgl. Morgengabe.

Gilden ist so viel, als Zunft. Gildenmeister, ein Zunft- oder Viertelmeister.

Glüend Eisen haben vor Zeiten mit bloßen Händen Diejenigen angreifen und halten müssen, welche eines Lasters sind bezüchtiget oder angeklaget worden.

Gugel ist so viel, als Kappen, welche die Alten auch Schlappen genannt haben.

Gurt heißt ein Hof, Bauernhof etc.

H.

Hab und Gut, das ist, fahrende und liegende Sachen. Durch das Wörtlein Hab wird verstanden das fahrende, durch das Wörtlein Gut das liegende.

In Haymgarten gehen, das ist, in des AbgottsHaym Garten gehen. Denn die noch heydnischen Deutschen hatten diesen Abgott Haym in einem gewißen Garten, und pflegten zu gewißen Zeiten in diesen Haymgarten zu gehen, um selben allda anzubethen.

Haim, Heim, heißt so viel, als ein Haus; daher ist Neuheim und Neuhaus eins. Und wenn man saget: Ich will heim gehen, so ist es so viel, als nachHause gehen.

Haftgeld, Haftpfenning, Handtreu sind die Schankungen, welche die Brautleute einander [7] geben, zum Zeichen des gethanen Versprechens ihrer künftigen Hochzeit.

Heege sind dürre Wiesen, die nicht gewiß Gras oder Heu tragen.

Herbstbethe, ist eine Landsteuer, die man im Herbste sammelt.

Heur, Heure, ist so viel als ein Bestandgeld. Und soll auch das Wort Heure (eine unzüchtige Weibsperson) von Heuren, das ist um einen Lohn bestellen, herkommen.

Himmeletz hieß vor Zeiten so viel, als eine Kapelle.

Huf, oder Hub, ist ein Gut, welches einem Bauern fast genug ist, seine Haushaltung fortzubringen.

Hüll und Füll, das ist, Nahrung und Kleider.

J.

Jauchart ist ein Raum oder Platz eines Ackers, so viel man mit einem Ochsen in einem Tage ackern kann.

Inflen, ist ein uraltes Wort, und heißt so viel, als Rauben und Stehlen.

Irrwagen sind so viel als Vaganten, die keine gewiße bleibende Stadt haben.

Jubilirer sind, die mit Edelgesteinen handeln.

Junker, das ist, junge Herren; und werden insgemein die Edelleute so genannt.

K.

Kalt und Warm wird für Speise, Trank, und Kleider, und andere Lebensmittel genommen.

Kamin, Rauchloch, Rauchfang.

[8] Kaufschilling ist der Werth, um welchen Etwas verkaufet wird.

Keelnhof, Cölnhof wird für eine Kellerey, Hub, oder Hofgut, darauf ein Keller oder Mayer sitzt, genommen; und ist in Schwaben Cöln, und Mayerhof Eines.

Kerl, Kerlat, hieß vor Zeiten ein tapferer und wackerer Mensch. Daher saget man noch: Dieses ist ein braver Kerl.

Kirchspiel ist ein Flecken, darein andere verpfarret sind. Und wird Kirspil, oder Kirchspiel das ganze Territorium genannt, da dieses Dorf und die zugehörigen Filiale liegen.

Kreiden ist so viel, als das Kriegswort, die Losung.

Kuhren heißt so viel, als wählen; ist also Kurfürst so viel, als ein Wahlfürst.

Kummer ist so viel, als Arrest.

Kunkellehen sind insgemein alle Lehen, derer auch die Weiber fähig sind, und selbe auf sie kommen.Kunkelreich ist, wo auch die Weiber regieren können.

Kuppeljagd, Kuppelweide, ist eine gemeine Jagd, gemeine Weide.

L.

Lagerbücher sind diejenigen, in welchen die Aecker und Landgüter mit ihren Gerechtigkeiten beschrieben werde.

Laßgüter sind in Sachsen, welche auf eine gewiße Zeit um ein gewißes Geld hingelassen werden.

Leggeld ist das Gerichtgeld, oder Gerichtskosten.

[9] Leibgeding, Leibzucht, Leibzins ist, was dem Weibe zu ihrem Leide gedinget wird, das sie nach des Mannes Tod als eine Wittwe haben und genießen soll.

Liedlohn, der kömmt her von dem Wort Lied, so dieAlten für Glied gebraucht haben; daß also Liedlohn so viel ist, als Gliedlohn, das heißt, was man mit der Glieder- oder Handarbeit verdienet.

Loßung ist der Abtrieb.

Lügeneinigung ist die Strafe, die man Einem wegen gebrauchten Lügen, oder fälschlich zugefügter Schmach anthut.

M.

Mage so viel, als Vätter.

Mayengericht ist, wenn im May die leibeignen Leute zusammen gefodert werden, da man ihnen auch eine Mahlzeit giebt.

Malstatt ist eine Gerichtsstatt.

Mambur ist so viel, als ein Schutzherr.

Manngeld haben die Alten die Geldstrafen der Todtschläger genannt.

Mannrecht, Manngericht, ist so viel, als Lehengericht.

Mann wurde vor Zeiten nur Derjenige genannt, derfrey, und kein Leibeigner war. Die Knechte aber und Freygelassenen hieß man Leute, oder Leodes.

Mannschlechtig ist so viel, als ein Todtschläger.

Marktflecken werden in Deutschland diejenigenOerter genannt, die eigne Halsgerichte, [10] Stock und Galgen haben, oder wo allerley bürgerliche Handthierung ist.

Marassen ist wegen geringer Sachen zanken.

Marschalk, dieses Wort kömmt her von Marach oder Märe, das ist ein Pferd; folglich heißt Marschalk so viel, als ein Pferdknecht. Itzt aber spricht man solches Wort gelinder aus, und sagetMarschall.

Maschowey treiben, ist in Gesellschaft handeln, und Kaufmannschaft treiben.

Mastgeld, Mastschilling ist das Geld, so man aus den Eicheln bekömmt.

Mensche, Menscher, sind die ledigen Weibspersonen, welches Wort Mensche, durch Versetzung der Buchstaben, schemen heißt; welches sie auch thun sollen.

Mitgift ist so viel, als Ehegeld, Ehesteuer.

Mommerey kömmt her vom lateinischen WorteMomus, das so viel, als ein Spötter, heißt.

Mut ist ein Getreidmaaß; und hält ein Mälter 4 Mut, und ein Mut, oder Modins, 4 Viertel oder Simmer, wie es die Niederrheinischen nennen.

N.

Neubruch, Neureuth, Noval, ist nichts Anders, als ein Grund und Boden, der neu, oder zum erstenmal aufgebrochen, und einem Felde zugerichtet wird.

Neven, das sind Enicksöhne, oder Enkel.

Nothhemd, haben die Alten ein zauberisches Hemd genannt, welches sie getragen, damit [11] sie im Kriege vor den Waffen und allerley Ungemach möchten befreyet seyn.

O.

Oberhurerey ist, wenn ein Eheman mir eines andern Eheweibe zu thun hat.

Obley ist, was die Unterthanen ihren Herren aus Liebe geben; daher es auch Liebgeld genannt wird.

Ochsengeld. Sieh oben: Ebergeld.

Orde haben die Alten eine Erbschaft, Güter, Aecker genannt; daher kömmt Alloede (Allodial) das ist, Erbgüter, Eigenthumsgüter.

Oheim heißt ein Vätter, gleichsam Naheim, aus dem nahe befreundten Hause oder Geschlechte: denn Heim ist so viel als Haus. Der Kaiser nennet die weltlichen Churfürsten unsere liebe Oheime.

P.

Pacht heißt ein Bestand; daher kömmt Pachtgeld, das ist, Bestandgeld.

Panier heißt so viel, als eine Fahne.

Parole, das ist, eine Versicherung; daher nennet man Jemanden einen Mann von Parole, der sein Wort hält. Die Parole zurück nehmen, bedeutet so viel, als Dasjenige rectractiren, was man zuvor eingegangen.

Petschaften sind vor Zeiten Betschaden genannt worden.

Pfahlburger ist so viel, als ein Einwohner, der kein Burger ist: gleichsam, der zwischen seinen [12] vier Pfählen sitzt, oder in einer Vorstadt, die nicht ummauret ist, wohnet.

Pollet ist so viel, als ein Paßport oder sicherer Paßbrief, der von den Italiänern Boletta genannt wird.

Püttel oder Büttel heißt ein Both, der die obrigkeitlichen Befehle ausrichtet. Stadtbüttel, das ist, Stadtboth, oder Stadtknecht.

R.

Rädlinsführer sind die Häupter der Aufrührer; man nannte sie Rädlinsführer, weil die aufrührischen Bauern vor Zeiten in ihren Fahnen ein gemaltesRad geführet.

Rait, Raitung heißt so viel, als eine Rechnung.

Reichsnen war bey den Alten so viel, als regieren.

Reggen hießen die Alten die großen Herren; Rünling aber die Könige.

Rügen heißt anzeigen, angeben. Rüger, ein Angeber.

S.

Saalbuch ist, darinn die Zins- und Gultgüter beschrieben sind; man nennet sie auch Urbarbücher; und haben den Namen her vom Saal, das ist ein Hof: weil solche Zinsen nach Hof müssen geliefert werden.

Schalk heißt ein Knecht. Gottschalk, ein Knecht Gottes.

Schoß ist so viel, als Schätzung, Steuer etc.

Schrot und Korn ist in Münzsachen so viel, als die Materie und das Gewicht.

[13] Siegelmäßig, die Siegel und Wappen zu führen bemächtiget, aber keine von Adel sind.

Sipp heißt so viel, als das Geblüt. Sippschaft eine Blutsfreundschaft.

Stock und Block bringen war bey den Alten so viel, als zur Gefängniß bringen.

T.

Tegen hieß vor Zeiten ein Mann; daher gar oft gelesen wird: der streitbare Tegen, der starke Tegen etc.

Tölppeln ist so viel, als ungeschickt reden.

Trift ist so viel als Viehtrieb.

Trost oder Trustis, heißt Schutz und Schirm.

Tünch war bey den Alten so viel, als Tuch.

V.

Vassalvieh wird das Bestandvieh genannt.
Vrbar ist so viel, als nutzbar.
Vren heißt ein Ochs oder Stier.
Vrenviel, das ist, gar Viel.

W.

Wat heißt ein Kleid. Watmann, ein Tuchner.
Wat heißt was; Dat, das.
Weissat, oder Weissung, ist der kleine Zins als: Hennen, Eyer, Käse etc.

NB. Hieraus kann man sehen, in wie weit man unsre alte Muttersprache habe angenommen. Deßgleichen kann man erlernen die alten Wörter, die vielmals in den alten Büchern vorkommen, zu verstehen.

2. Kapitel

[14] Zweytes Kapitel.
Auslegung etlicher ausländischen Wörter.
A.

Abbreviren, kürzer schreiben.

Aboliren, aufheben, ungiltig machen.

Absentiren, sich aus dem Staube machen.

Abutiren, misbrauchen.

Accis, Aufschlag, Zoll, Umgeld.

Accord, Vergleich.

Accordiren, sich gütlich über gewiße Punkte vergleichen.

Acht, Reichsacht, wenn der Kaiser wegen Verbrechens Einen aus dem Reiche schaffet, und vogelfrey machet.

Actien, wenn Einer in eine Handlungskompagnie Geld giebt, so bekömmt er einen Schein oder Obligation dafür. Solchen Schein, giebt er bisweilen einem Andern zu kaufen, daß derselbe hernach den Gewinn aus der Compagnie ziehen könne. Ein solch verkaufter Schein heißt Actie.

Action, Gerichtshandel; item: ein Treffen, Schlacht, oder Scharmützel.

Activität, Munterkeit in Verrichtungen.

Addresse, die Benennung des Orts, wo ein Brief soll abgeleget werden; item: das Anlangen an eine hohe Person.

Æquivoce, zweydeutig reden, daß mans unterschiedlich auslegen kann.

[15] Affaire, Geschäfft, Verrichtung.

Affectionirer, geneigt, gewogen.

Affront, Schmach, Unbild.

Affrontiren, Einen schmähen, Unbild anthun.

Allarme, Tummult, Lärmen.

Alliance, ein Verbündniß, ein Bund, den ein und andere Potentaten mit einander machen. Defensivalliance, wenn Beyde einander zu beschützen versprechen. Offensivalliance, wenn sie sich verbinden, einen Andern feindlich anzugreifen. Tripelalliance, Quadrupelalliance, wenn nämlich Drey oder Vier in diesem Bunde begriffen sind.

Allodialgüter, die einem Erben eigen zugehören.

Ammunition, Pulver und Bley.

Amusiren, foppen, bey der Nase herum ziehen.

Anathema, der Fluch, der von geistlicher Obrigkeit über halsstärrige Sünder und Ketzer ergeht.

Anathema, eine Opfer- und Gelübdstafel in den Tempeln.

Antipathia, natürliche Widrigkeit zweyer unterschiedenen Dinge.

Apostata, ein vom Glauben abgefallener Mensch.

Apostatiren, vom Glauben abfallen.

Appanage, wenn in einem vornehmen Geschlechte der erstgebohrne Sohn allein die Güter erbt, daß die andern Söhne ausgeschlossen werden, so giebt man denselben etwas Gewißes zu ihrer Unterhaltung. Das heißt Appanage; solche Kinder heißenAppanagirte.

Appartement, Wohnung.

[16] Approchen, Laufgräben.

Apropo, eben recht.

Archiv, der Ort, wo die Briefschaften aufbehalten werden.

Arquebusiren, einen Missethäter todt schießen.

Arriergarde, die Nachtruppen einer Armee.

Arriviren, ankommen, anlangen.

Arsenal, Zeughaus.

Artillerie, das Geschütz, Stück, Mörser etc.

Ascet, der sich auf den geistlichen Lebenswandel leget, oder davon schreibt.

Assecuriren, versichern, gut stehen.

Assemblee, Versammlung.

Atheist, ein Gottesläugner, der an keinen Gott glaubet.

Attaquiren, angreifen, anfallen. Attaque, Angriff.

Avanciren, anrucken, auf den Feind losgehen.

Atttrapiren, ertappen.

Avantage, Vortheil, Nutz.

Avantgarde, die Vortruppen einer Armee.

Au contraire, im Widerspiel.

Avertissement, Erinnerung, Nachricht.

Avisiren, Einem Etwas benachrichten.

Authentica, glaubwürdiges Schreiben.

Auxiliar-Truppen, Hülfsvölker.

B.

Bagage, das Reisezeug, so die Soldaten mit sich führen.

Bagatella, schlechte Sache.

Balance, Gleichgewicht oder Gleichheit der Macht.

[17] Banco ist ein Haus mit öffentlicher Auctorität aufgerichtet, allwo man Geld gegen Interesse ausleihen, und auch gegen Interesse geliehen bekommen kann.

Bandite, meuchelmördischer Rauberpursch.

Barriere, ein Riegel, oder Schutzgatter, oder anderer Einfang, sich vor dem auswärtigen Anfalle zu beschirmen.

Basta, genug.

Bastart, ein unehliches Kind. Item, ein Misgewächs, oder der aus der Art schlägt.

Bataille, eine Schlacht; item, eine Schlachtordnung.

Bataillon, ist ein Theil eines Regiments zu Fuß, 4 bis 500 Mann in sich haltend. Der erste Offizier davon heißt Major.

Batterie, ist ein von Erden aufgeworfener Ort, auf welchen man die Stücke pflanzet, um den Feind zu beschießen.

Billet, Zeddel.

Bloquiren, oder berennen, wenn man einen Ort von Weitem ringsherum dergestalt einschließt, daß Nichts heraus, noch hinein kommen kann. Diese Einschließung heißt Bloquade.

Bootsknechte, sind in der Seefahrt die gemeinen Schiffbediente.

Brander, oder Brenner, ist ein altes, mit Pech, Pulver, Holz etc. gefülltes Schiff, so man anzündet, und in die feindliche Flotte laufen läßt.

Breve, ein päbstliches Schreiben, mit rothem Wachs gesiegelt.

[18] Brigade ist ein gewißer Theil Mannschaft von einem Korps zu Fuß oder zu Pferd.

Bulla, ein päpstl. Schreiben mit bleyernem Siegel.

C.

Cabala, eine Wissenschaft, verborgene Dinge auszurechnen.

Cabinet, ein geheimes Zimmer.

Calculiren, zählen, zusammenrechnen.

Cameralien, die Einkünfte eines Staats.

Compagne, Feldzug, Kriegszug.

Campement, Lager.

Campiren, zu Felde liegen, im Lager stehen.

Canaille, also wird der aufrührische Pöbel genannt.

Canonisiren, heilig sprechen, unter die Zahl der Heiligen einschreiben.

Cantoniren, die Völker ins Quartier legen, doch also nahe, daß sie bey entstehendem Falle gleich können zusammengezogen werden.

Cantons, die 13 Landschaften in der Schweitz.

Caper, ein Schiff, so mit Erlaubniß der Obrigkeit ausläuft, um dem Feinde, wo es immer kann, einen Abbruch zu thun.

Capituliren, sieh accordiren.

Carneval, Fastnacht, oder Fasching.

Cartell, ist ein Vertrag zwischen Feinden, wie man beyderseits die Gefangenen verpflegen, oder auswechseln soll.

Casematte, ein Mordkeller, wo die Stücke gepflanzet werden.

[19] Cassa, Geldkasten. Eincassiren, in die Cassa bringen.

Cassier, der das Geld verwaltet.

Cassiren, abdanken, absetzen, ungiltig erklären.

Categorice, oder categorisch, rund heraus, ohne Umschweife.

Cavalier, Einer von Adel.

Cavallerie, Reuterey.

Chagrin. Zorn, Unmuth.

Changiren, wechseln, tauschen.

Charge, Amt, Dienst.

Chargiren, fechten, streiten, mit einander schlagen.

Chef, Oberhaupt.

Citadel, kleine Festung, so neben einer Stadt steht.

Clandestine, heimlich, verborgen.

Coadjutor, Mithelfer; it. Einer, der einem noch lebenden geistlichen Haupte zugegeben wird, damit er nach dessen Tod gleich succedire.

Compagnie, eine Gesellschaft von Leuten, die eine Menge Geld zusammenschießen, und darmit unterProtection einer gewißen Puissance Handlung treiben.

Complot, heimliche Verbindung oder Verschwörung.

Conclave, verschlossener Ort im Vatican zu Rom worinn die Kardinäle den Papst erwählen.

Conduite, Aufführung und Verhalten einer Person.

Confundiren, zu Schanden machen, it. vermischen, verwirrt machen.

[20] Congress, Zusammenkunft, Unterredung hoher Häupter, oder derer Gesandten.

Cojuncturen, Beschaffenheit der Sachen.

Conqueten, durch Krieg eroberte Güter.

Contagion, ansteckende Seuche, Pest.

Contingent, die Anlage an Geld, Volk etc. welche man zum gemeinen Wesen herzuschießen schuldig ist.

Contribution ist im Kriege eine gewiße Taxe, welche man bezahlet, um sich von der Plünderung oder andern Thätlichkeiten der Feinde loszukaufen.

Contumace, oder Quarantine machen, wenn Einer, der aus einem angesteckten oder verdächtigen Orte kömmt, 40 Tage an einem abgesonderten Orte sich aufhalten muß.

Convention, ein Vergleich.

Convoy, ein Geleit in bewaffneter Mannschaft bestehend.

Copia, Abschrift.

Courent-Geld, ist die gemeine Münze, die im täglichen Gebrauche geht.

Courier, ein besinders Abgeschickter, der auf der Post eilfertige Nachricht überbringen muß.

Creditiv, oder Credenz-Schreiben, heißt die Vollmacht, welche einem Abgesandten von seinem Princi palen mitgegeben wird.

Critisiren, nachgrübeln, scharf beurtheilen.

D.

Dauphin, heißt der Kronprinz in Frankreich.

Debitiren, vorgeben, aussagen.

Debouchiren, unmäßig leben.

[21] Deduction, Schrift, womit Einer sein Recht behaupten will.

Defiliren, wenn die Kriegstruppen durch enge Wege marschiren müssen, oder sonst in guter Ordnung fortrücken.

Delogiren, ausjagen, vertreiben.

Demoliren, niederreißen.

Desarmiren, entwaffnen, wehrlos machen.

Deserteur, Uebergeher, Ausreißer.

Dessein, Vorhaben, Anschlag.

Devoir, Schuldigkeit, Pflicht.

Dicasterium, eine Rathsversammlung, welche das hohe Gericht verwaltet.

Distinguiren, sich vor Andern hervorthun.

Doge, Herzog von Venedig, oder von Genua: der zu Genua bleibt nur 2 Jahre Herzog; der zu Venedig aber Lebenslang.

Don Gratuit, freywilliges Geschenk.

E.

Emigration, Auswanderung, ist, wenn Einige lieber aus dem Lande ziehen wollen, ehe sie ihre Religion ändern, oder ihre alte Rechte aufgeben.

Employren, anwenden, brauchen, bestellen.

En Chef commandiren heißt so viel, als das höchsteCommando führen.

Engagiren, sich verbürgen, oder verbindlich machen.

Envoye, ein Gesandter, der ohne Charakter geschickt wird.

Equipage, ist aller Vorrath, den man zur Reise nöthig hat.

Escadre, eine kleine Zahl Kriegsschiffe.

[22] Esquadron, oder Ecadron, eine Anzahl Reuter von 100 bis 200 Pferden.

Escappiren, auskommen, entwischen.

Escorte, Begleitung von Soldaten.

Expectoriren, redlich heraus sagen.

Exotica, ausländische oder seltsame Dinge.

F.

Facciata, das vordere Ansehen, oder Prospekt eines Gebäudes.

Fallit werden ist, wenn ein Handelsmann so viel Schulden machet, daß er sie nicht zu bezahlen vermag.

Favorit, der Alles gilt.

Ferien, Feyertage, wo man kein Gericht hält.

Finesse, Arglistigkeit, Schalkheit.

Forciren, mit Gewalt zwingen.

Fort, Fortresse, eine kleine Festung.

Fortificiren, einen kleinen Ort befestigen.

Fourage, Futter für die Pferde, z.B. Heu, Haber etc.

Fouragiren ist ausreuten, die Fourage zu holen.

Fourniren, herbeyschaffen.

Franco, frey, ohne Bezahlung.

G.

Gage, Besoldung.
Galla, prächtige Staatskleidung.
Garantiren, versichern, gut stehen für Etwas.
Garnison, eine Besatzung.
General-Staaten heißen die Oberhäupter der Republic Holland.
Gens d' Armes in Frankreich sind ein Volk meistens aus Edelleuten, die zu Fuße und [23] Pferde dienen.
Glossiren, Glossas machen, das ist, über ein Ding seine Auslegung machen.
Grandes, sind die vornehmsten Herren in Spanien.
Grandezza, Pracht, Hochmuth.
Gratis, umsonst, ohne Entgeld.
Großvezier, der oberste Minister am türkischen Hofe.

H.

Harlequin, ein Schalksnarr.
Hatschier, des Kaisers Leibwache zu Pferde.
Habilitiren, fähig machen.
Hegyra, ein türkisches Jahr.
Heraldica, Kunst die Wappen zu erklären.
Honorarium, Verehrung.
Humor, angebohrne Art, Gemüth.
Humorist, der einen wunderlichen Humor hat.
Hysteron proteron, wenn das Hinter vor heraus kömmt.

I.

Ialousie, Eifersucht, Mistrauen.

Janitschari, Janitscharen, die besten türkischen Soldaten zu Fuße.

Illuminiren, mit Farben ausmalen.

Impingiren, fehlen, einbüßen, aus der Gnade kommen.

Imploriren, anrufen.

Importanz, Wichtigkeit.

[24] Importirt Nichts, das ist, liegt Nichts daran.

Importun, überlästig, ungestümm.

Imposten, Auflagen, Steuern.

Improbiren, verwerfen.

Imputiren, zumessen, Einem die Schuld geben.

In antecessum, vor hinein.

Incidenter, oben hin, neben bey, ungefähr.

Inclination, Zuneigung, Liebe, Lust.

Inclusive, dasselbe mit gerechnet.

Incognito reisen, wenn ein vornehmer Herr sich für eine gemeine, oder geringere Person ausgiebt, damit er verborgen bleiben möge.

In continenti, gleich, augenblicklich.

Incorporiren, einverleiben.

Indifferent, gleichgiltig, Alles eins.

Infam, verrucht, schmäherisch, unredlich.

Infamiren, verleumden.

Infant ist ein königlicher Prinz in Spanien, oder Portugall.

Inficiren, anstecken, vergiften.

Informiren, unterrichten.

In salvo, in Sicherheit, ganz unbeschädigt.

Insignia, Wappen; it. Krone, Szepter.

Insinuiren, anmelden, erinnern.

Insolent, muthwillig, ausgelassen seyn.

In statu quo lassen, Nichts ändern, bleibt beym Alten.

Instigiren, anreizen, aufhetzen.

Instrumenta, öffentlich aufgerichtete Briefe.

Intendant, ein Aufseher, Verwalter.

Intendiren, im Sinne haben.

Intercipiren, auffangen unter Wegs.

[25] Intercediren, für Einen bitten.

In terminis mit ausdrücklichen Worten.

Interponiren, sich zum Mittler machen, sich einmischen.

Interrumpiren, abbrechen, unterlassen.

Intimiren, ankünden, andeuten.

Interpretiren, verdolmetschen.

Intraden, Einkünfte.

Intricat, verwirrt.

Irregular, der nicht zum geistlichen Stande, oder dessen Verrichtungen kann gebraucht werden.

Irruption, feindlicher Einfall.

Junker, das ist, Edelmann.

L.

L'agio, Wechsel, Aufgeld.

Laviren, sich in die Zeit schicken, passen, nachgeben.

Laxiren, den Leib öffnen.

Lamentiren, klagen.

Legend, Lebensbeschreibung der Heiligen.

Laborant, Goldmacher.

Labyrinth, große Verwirrung.

Libertiner, der glaubt und lebet, wie er will.

Liga, eine Bündniß, wenn sich Einige wider Andere verbinden.

Liquid, klar, richtig, gewiß.

Liturgia, vorgeschriebene Ceremonien des Gottesdienstes, sonderlich der heiligen Messe.

Loge, Behausung, Zimmer, Kämmerlein.

Logement, eine Herberge.

Lotterie, Glückshafen, worein man Geld auf Gewinn leget.

[26] Lyceum ist eine Schule, wo man die Facultäten entweder alle, oder doch die Philosophia Jus Canonicum, und Etwas von der Theologia lehret, aber keine Gradus austheilet.

M.

Machine, ein Gebäude, Gerüst, Instrument.

Maculatur, Papier zum Einwickeln.

Magazin ein Ort, wo Kriegsvorrath aufbehalten wird.

Maitresse, Kebsweib, Hure.

Maladie, Krankheit; malade, krank.

Malcontent, übel zufrieden.

Mameluck, sieh Renegat.

Manquiren, mangeln, abgehen.

Manufacturen, allerhand Handwerkswaaren.

Manuteniren, vertheidigen, behaupten.

Mariage, Heirath.

Mediator, Mittler, der zu einem Bunde Mittel und Wege machet.

Menagiren, genau hausen, sparen.

Merenda, Abendmahlzeit.

Mesure, Absicht, Maaß.

Metamorphosis, Veränderung der Gestalt.

Melancholicus, der immer traurig ist; und dieses kömmt her von der schwarzen Galle, oder schwarzem Geblüte.

Methode, Manier, Ordnung, Anweisung.

Million, zehnmal hundert tausend.

Moral, Sittenlehre; moralisiren Lebensregeln geben.

Moraliter impossibile, menschlicher Weise kaum möglich.

[27] Mortificiren, abtödten, plagen, peinigen.

Moscheen, türkische Kirchen.

Mufti, der oberste Lehrer bey den Türken.

Münster, eine Domkirche.

Mumien, einbalsamirte Todtenkörper.

Munition, Kriegsvorrath.

Musæum, Studierzimmer.

N.

Nativität stellen, ausschänden, ausfilzen.

Naturalien, Besoldung, die man an Lebensmitteln giebt, nicht an Geld.

Naturalisiren, einen Fremden unter die in einem Lande gebohrnen Einwohner aufnehmen, und ihm alle Freyheiten derselben verstatten.

Naturel, die Geschicklichkeit von Natur zu einem Dinge.

Natürliche Kinder, die nicht in rechtmäßiger Ehe gebohren worden.

Negative, mit Nein antworten, abschlagen.

Negative sich halten, nicht Ja, nicht Nein dazu sagen.

Neutral, wenn mans mit keiner Partey hält.

Nepotismus, wenn man seinen Befreundten zu viel anhängt.

Noblesse, der Adel.

Nolens, volens, er mags gerne, oder nicht gerne thun.

Notiren, aufzeichnen, merken.

Numeriren, zählen.

Notorium, überall bekannt.

Nota bene, NB. merks wohl.

[28] Novellen, neue Zeitung.

Nutriment, Nahrung.

O.

Objection, Einwurf, Einwendung, Widerrede.
Objectum, Gegenwurf, das ist, ein Ding, mit dem man umzugehen und zu thun hat.
Objiciren, vorwerfen.
Observiren, beobachten.
Obscur, dunkel, hart zu verstehen.
Observatorium, ein hohes Gebäude, worauf man den Himmelslauf beobachten kann.
Obstinat, hartnäckig, eigensinnig.
Occasionliter, gähling.
Occultiren, verhöhlen.
Ad oculum demonstriren, augenscheinlich beweisen.
Oeconomia, eine Haushaltung.
Offensive, verletzlich.
Offerten, Anerbiethungen, Versprechungen.
Ombrage machen, bey Andern eine Furcht, Mistrauen und Nachdenken erwecken.
Omen, Vorbedeutung.
Ominiren, muthmaßen.
Opera, eine musikalische Komödie, Schauspiel.
Opponiren, widersetzen.
Optica, Sehekunst, oder Wissenschaft der Dinge und Figuren, die zum Gesichte gehören.
Oraculum, Ausspruch, Weissagung; item, unfehlbare Wahrheit.
Oratorium, Ort zu bethen, oder eine kleine Kirche.
Ordonance, Befehl, Anordnung.
[29] Ordre, Befehl, Anordnung.
Orthographia, die Kunst, recht zu schreiben.
Oval, länglichtrund, wie ein Ey.

P.

Pacisciren, einen Vergleich machen.

Page, Edelknabe eines vornehmen Herrn.

Palinodia, Widerrufung seiner Reden oder Schriften.

Pallium, eine weiße wollene, mit schwarzen Kreuzen besetzte Gürtel um die Schultern, welche an hohen Festtagen der Pabst, die Patriarchen, Erzbischöfe, und etliche Bischöfe tragen.

Panacea, eine Universalarzney wider alle Krankheiten.

Panegyricus, eine Lobrede.

Paquet, ein Bündlein Briefe.

Parade, Aufzug, Pracht.

Paradoxum, eine Lehre, so wider die allgemeine Meynung ist.

Paragraphus, ein Theil der Rede.

Pardon, Verzeihung, Gnade. Pardoniren, verzeihen;item. das Leben schenken.

Par force, mit Gewalt.

Pariren, gehorsamen.

Parliren, reden.

Parole, Versprechen, Zusage.

Paroxismus, wenn Einen die Krankheit eben anfällt.

Pasquill, eine Schmähschrift.

Passeport, ein sicherer Geleitsbrief.

Perfect, vollkommen, durchaus gut.

[30] Permission, Erlaubniß.

Peroriren, eine öffentliche Rede halten.

Perplex, verwirrt, bestürzt.

Philosophus, ein Weltweiser.

Phlegmaticus, der feuchter Natur ist.

Physiognomia, die Kunst, aus der Gestalt des Angesichts zu wahrsagen.

Piano, gemach, sachte.

Plaisir, Gefallen, Lust.

Polit seyn, manierlich, artig.

Poltron, fauler, nichtswerther Tropf.

Portiren, geneigt seyn, Einem hold seyn, ihm helfen etc.

Portrait, Kontrafait, Abbildung.

Porto, Postgeld für die Briefe.

Posthumus, der nach des Vaters Tode gebohren ist.

Practiquen, Schwänke, List, Betrug.

Præbende, Pfründ, Einkommen, den geistlichen Personen gewidmet.

Præcedenz,, Vorzug, Vorsitz.

Præcise, just, gewiß, nett.

Prædicat, Ehrentitel.

Prædominiren, die Oberhand haben, vordringen.

Prægustus, Vorgeschmack, vorhergehende Wissenschaft.

Præjudicium, Schaden, Nachtheil.

Præliminaria, Vorbereitungen, ehe man zur Hauptsache selbst kömmt.

Præpostere, das Hinterste zu vörderst.

Prærogativ, Vorzug, besseres Recht vor einem Andern.

[31] Præsent, Schankung.

Præservativ, eine Arzney, dadurch man einer bevorstehender Krankheit vorkömmt.

Pressuren, schwere Auflagen.

Presto, eilends, bald, geschwind.

Privatim, in der Stille, allein.

Privative, für sich selbst, einzig und allein.

Proceduren, das Verfahren, wie man mit Einem umgeht.

In procinctu, bereit, fertig.

Pro etc. contra, auf beyden Seiten; dafür und darwider.

Profit, Gewinn, Nutz, Vortheil.

Profitiren, gewinnen, zu Nutzen machen.

Pro forma, auf den Schein.

Prognosticon, Vorbedeutung aus dem Gestirne, den Elementen etc.

Progressen, Fortgang, Glück.

Projectiren, einen Anschlag machen, sein Bedenken sagen.

Promessen, Versprechungen.

Promotion, Erhebung zu einem Amte, oder einer Würde; item, wenn man graduirte Personen machet.

Propre, nett, sauber. Propre Mensch, der sich nett und sauber hält.

Provision, Vorrath, Vorsehung.

Provinz, eine Landschaft.

Puissance, mächtiger Herr, oder Potentat; item, Macht, Gewalt, Vollmacht.

[32]

Q.

Qualificiren, geschickt machen.

Qualitæten, Gaben, Tugenden, Geschicklichkeit etc.

Quarantaine, sieh. Contumace.

Quartal, ein Vierteljahr. Quartaliter, alle Vierteljahre, Vierteljahrweise.

Quasi vero, diese zwey Wörter werden gemeiniglich zum Spotte gebraucht, und heißen: Gerade, als wenns also wäre.

Quid ad te? Was gehts dich an?

Quid Consilii? Was Raths?

Quid faciendum? Was ist zu thun?

Quid pro quo, Etwas für Alles; Weniger, als sich gebührt, geben.

Quintessenz, der Auszug, Ausbund, Kern.

Quodlibet, ein Mischmasch, allerhand unter einander.

R.

Radiren, auskratzen.

Raffinirt, abgewixt, wohl abgerichtet.

Raison, Ursache, Vernunft, Manier.

Raisonabel, vernünftig, billig, recht.

Raisoniren, von einer Sache klug reden.

Rappelliren, zurückerufen.

Rapport, Nachricht.

Raptim, in Eile.

Rasiren, eine Stadt, Festung etc. schleifen, niederreißen, der Erde gleich machen.

Reciprocé entgegen, auch dergleichen.

Reciprociren, Gleiches erweisen, entgegen thun.

Recognosciren, ausspähen, besichtigen.

[33] Recruten, neugeworbene Völker.

Recrutiren, die Armee mit Recruten wieder ergänzen.

Recurs, Zuflucht.

Recusiren, abschlagen.

Rejiciren, verwerfen.

Redoute, ein Ort, wo sich die Leute Kurzweile, Tanzens und Spiels halber hinbegeben.

Reduciren, wieder in Ordnung bringen; item, Offiziere abdanken, und die Gemeinen in andere Regimenter unterstecken.

Refundiren, wieder erstatten.

Refutiren, widerlegen.

Regal, Verehrung.

Regaliren, beschenken.

Regard, Absicht; Regard machen, hoch schätzen.

Regress suchen, seinen erlittenen Schaden wieder hereinbringen.

Remittiren, nachlassen.

Remonstriren, vorstellen, beweisen.

Renegat, Einer, der aus einem Christen ein Türk wird.

Renomée, Ruhm, Ansehen.

Renten, jährliche Einkünfte.

Renunciren, absagen, sein Recht aufgeben.

Repartition, ordentliche Austheilung.

Repoussiren, zurücketreiben.

Reprimande, Verweis, Ausscheltung.

Repudium, eine Ehescheidung.

Repulsa, Abschlagung, Verweigerung.

Requisita, was zu einem Dinge nöthig ist.

Resarciren, erstatten, wieder ersetzen.

[34] Reserviren, ausdingen, vorbehalten.

Resigniren, ein Amt aufgeben, aufkündigen.

Resolut, herzhaft, der sich nicht lang besinnet.

Restituiren, wieder zurückgeben.

Resentiren, ahnden, empfinden, für eine Schmach aufnehmen.

Restringiren, einschränken.

Retirade, ein Ort, wo man sich allein aufhalten kann.

Retorquiren, eben Das, was Einem ist vorgeworfen worden, dem Andern entgegen vorwerfen.

Retour, Zurückkunft.

Retourniren, zurückkommen.

Retractiren, widerrufen, vernichten.

Revalesciren, wieder gesund werden.

Revange, Rache.

Revangiren, sich rächen.

Revociren, widerrufen.

Revolte, Aufruhr.

Romanz, ein Gedicht, so meistens von Liebeshändeln handelt.

Rumor, Zeitung; item, Tumult.

S.

Salvaguardia, zum Schutze gegebene Soldaten.

Salva venia, mit Ehren zu reden.

Salvus Conductus, freyer Durchzug, sicheres Geleit.

Satyra, satyrische Schrift, worinn die Leute durch die Hechel gezogen werden.

Schaltjahr, allezeit das vierte Jahr, in welchem nach dem 24. Februarius noch ein Tag eingeschaltet, oder eingestecket wird, [35] daß also ein solches Jahr nicht 365, sondern 366 Tage hat.

Scrutinium, bey Erwählungen, ist, wenn man dieVota oder Stimmen heimlich oder geschriebener einsammelt.

Sæculum, eine Zeit von 100 Jahren.

Sæcularisiren, einen geistlichen Ort weltlich machen, und dessen Einkommen zu weltlichen Dingen widmen.

Secundiren, helfen, beystehen.

Sede vacante heißt, wenn ein Papst, Bischof, oder anderer Prälat abgeht, bis wieder ein anderer erwählt wird.

Sentiment, Meynung, Urtheil.

Serenade, eine nächtliche Musik.

Signalisiren, sich meisterlich halten.

Simuliren, sich stellen, dergleichen thun.

Sopiren, stillen, ruhig machen.

Souverain, frey, Niemanden unterthan seyn.

Spargement, ausgesprengte Zeitung.

In specie, insonderheitlich, ausdrücklich.

Spediren, abfertigen.

Spendiren, verehren. Item, Etwas darauf wenden.

Spion, Ausspäher, Kundschafter.

Specification, ein Verzeichniß.

Spesen, Unkosten.

Stafetta, ein Postillion, der außer der ordentlichen Zeit abgeschickt wird.

Stante pede, gleich auf der Stelle.

[36] Stranguliren, erdrosseln.

Strapaze, schwere Arbeit, Plage.

Strapaziren, sich sehr bemühen.

Stipendium, Besoldung armer Studenten.

Stylo veteri, nach dem alten Kalender.

Suborniren, heimlich bestellen; it. anhetzen.

Subsidiengelder, sind jene, die ein Potentat einem andern giebt, daß derselbe für ihn muß Kriegsvolk unterhalten, oder neutral bleiben etc.

Success, glücklicher Fortgang.

Succession, Nachfolge, Erbfolge.

Suite, Gefolg, Begleitschaft.

Summa Summarum, die ganze Sache, Alles in Allem.

Suspendiren auf eine Zeitlang aufheben, oder einstellen. Item, Einen in eine solche Lage setzen, daß er nicht wisse, wo die Sache hinaus wolle.

Sustentation, Unterhalt, Ernährung.

Sympathia, natürlicher Trieb und Neigung gegen Etwas.

Synagog, Judenschule.

Synopsis, kurzer Begriff, Inhalt.

T.

Tacite, heimlich.

Talentum ist so viel, als Qualität, oder Verstand.

Tax, Preis, Werth.

Taxiren, schätzen.

Temperament, Natursbeschaffenheit nach der Hitze, Kälte, Feuchte, und Trockene; nämlich [37] Phlegmaticum, flüßig; Sanguineum, blutreich; Melancholicum, trocken, schwarz, galligt; Cholericum, hitzig.

Tempo, die rechte, bequeme Zeit.

Tentiren, wagen, versuchen.

Theologus, ein Gottesgelehrter.

Tomus, ein Theil eines Buchs.

Tortur, Folterung, Peitschung etc. bey Halsgerichten.

Torquiren, plagen.

Tour, eine Reise, Gang.

V.

Vaciren, ledig seyn.

Vagiren, hin und her laufen.

Vagant, ein Landstreicher.

Ventiliren, erwägen.

Versirt, erfahren in einem Dinge.

Viaticum, Wegzehrung.

Vicarius, der eines Andern Stelle vertritt.

Vice-Regent, der Statthalter eines Königes in einem solchen Lande, welches sonst für sich selbst ein Königreich gewesen, oder noch ist.

Vices vertreten, anstatt eines Andern thun.

Vindiciren, rächen, ahnden.

Victualien, Lebensmittel.

Visite, Besuchung.

Vivres, allerhand Lebensmittel.

Voviren, geloben.

Volontair, der freywillig und auf eigene Kosten im Kriege dienet.

Volumen, ein Buch, so einen Band ausmachet.

Urgiren, antreiben.

3. Kapitel

[38] Drittes Kapitel.
Auslegung etlicher juristischer Wörter.
A.

Ab intestato heißt, wenn Einer ohne Testament stirbt. Hier erben nur die nächsten Freunde.

Action, ein Gerichtshandel.

Actor, der Kläger.

Acta, heißen insgemem diejenigen Schriften, die in einer Streitsache gegen einander gewechselt, und in den Gerichten eingegeben worden.

Acta heißt auch vielmals der Ort, wo man Recht spricht; als: apud acta, vor Gericht.

Actioniren heißt so viel, als eine Klage vor Gericht wider Einen anstellen.

Activschulden sind diejenigen, die man mir bezahlen soll. Passivschulden sind aber diejenigen, die ich einem Andern entrichten muß.

Actum, das ist, so geschehen den Tag und das Jahr etc. z.B. Actum zu Amberg, den 7. May, 1752.

Actus possessorius heißt diejenige That oder Handlung, dadurch Einer den Besitz oder Possess eines Guts behaupten will.

Ad deliberandum nehmen heißt, Etwas zu weiterer Ueberlegung aussetzen.

Ad notam nehmen ist, ein Ding fleißig anmerken.

[39] Ad pias causas, oder ad pios usus, was zu milden Sachen, als Kirchen, Schulen, Spitälern, Weysenhäusern etc. vermacht, oder gegeben wird.

Adoptiren, wenn Einer, der keine Kinder hat, einen Andern an Kindesstatt annimmt.

Ad perpetuam rei memoriam, zu ewiger Gedächtniß.

Anlehen, wird das Kapital genannt, welches auf Zins oder ohne Zins ausgeliehen wird; solches muß bey Veränderung der Münze nach dem Werthe zurückgegeben werden, wie selbiges zu der Zeit, als der Kontrakt gemacht worden, gewesen ist.

Annaten sind die Einkünfte des ersten Jahres, welche Derjenige in die päpstliche Kammer liefern muß, der ein erledigtes Bischofthum antritt.

Annui reditus, das jährliche Einkommen, als Renten, Zinsen.

Annulliren, Etwas wieder aufheben, und für null oder nichtig halten.

Appelliren ist, wenn man sich von einem niedern Gerichte an ein höheres wendet.

Arrestiren heißt, Einen anhalten, setzen lassen, in Verhaft legen.

Asylum ist ein befreyter Ort, allwo Einer sicher ist, der ungefähr und nicht vorsetzlicher Weise Jemanden umgebracht hat. Papst Bonifacius V. hat allen Kirchen und Altären dieses Privilegium gegeben.

Attestiren, heißt bekräftigen.

[40] Attestatum, das ist, ein Zeugniß seines Wohlverhaltens.

B.

Bona adventitia heißen die Güter, die den Kindern, welche in des Vaters Gewalt stehen, anders woher, als von dem Vater, zukommen.

Bona allodialia heißen die Erbgüter oder Eigengüter, die Einer erkaufet, oder ererbet hat.

Bona caduca sind Güter, welche dem Fisco oder Fürsten heimfallen.

Bona dotalia, die Heirathgüter, Ehegelder.

Bona feudalia, Lehengüter.

Bonæ fidei possessor ist, der ein Ding oder Gut auf guten Glauben besitzt, und wirklich glaubet, daß er rechtmäßiger Herr sey. Malæ fidei possessor aber ist, der eines andern Sache wissentlich besitzt.

Bona fiscalia sind diejenigen Güter, die ein Regent oder Fürst aus einer Ursache einzieht, und sich zueignet. Dergleichen sind Herren- und erblose Güter. lt. die Güter Derer, die ins Elend geschickt werden; it. die Waaren, die nicht verzollet werden, wenn man nämlich die Mauth umgeht etc.

Bona immobilia sind die unbeweglichen Güter, die ihrer Natur nach von einem Orte zu dem andern nicht können gebracht werden, als Felder, Wiesen, Waldungen etc.

Bona mobilia sind bewegliche Güter, Fahrnisse an Hausgeräthe, und andere Dinge.

Bona paraphernalia sind des Weibes eingebrachte eigene Güter, die sie ihrem Manne [41] nicht als Ehegeld oder Heirathgut zugebracht hat.

C.

Calumniren, verläumden, schmähen, lästern etc.

Calumniose, schmählich, fälschlich, lästerlich, und verleumderischer Weise.

Capital ist die Hauptsumma des ausgeliehenen Gutes.

Capitalist, Einer, der viel Geld auf Zins liegen hat.

Codicill ist ein gemeiner letzter Wille, wo nicht solche Ceremonien und Solennitäten vorgehen, als im Testamente, und werden 5 Zeugen dazu erfodert. Sieh Testament.

Competenten sind Etliche, die Alle um einerley Ding anhalten.

Complices sind die Mitschuldigen einer bösen That.

Concipiren, eine Schrift machen, aufsetzen, verfassen.

Comes Palatinus, Cæsareus, ein kaiserlicher Hof- und Pfalzgraf wird Derjenige genannt, welcher vom Röm. Kaiser Macht und Gewalt empfangen hat,Doctores, Licentiatos und Magistros, die man sonst Bullatos nennet, zu machen, wie auch Notarios und Poeten zu creiren; item, Hurenkinder ehrlich zu machen.

Conferenz, eine Berathschlagung.

Confisciren, wenn die Obrigkeit eine verbothene, oder andere Sache einzieht. Sieh Bona Fiscalia.

[42] Confrontiren, wenn man Einem die Zeugen unter die Augen stellet, welche ihm die geläugnete Sache ins Angesicht sagen müssen.

Contingent, die Anlage an Geld.

Conto, Schuldzettel.

Consens, Beyfall, Bewilligung.

Consequenz, Folge, Nachfolge. Ein Sache von großer Consequenz heißt, die von großer Wichtigkeit ist, und Viel nach sich zieht.

Conspiration ein heimliches Verständniß, Verrätherey wider eine Stadt, ein Land, oder einen Potentaten.

Contestiren, bezeugen, versichern, hoch betheuern.

Contraband-Waaren sind alle diejenigen, welche wider das Verboth des Landesfürsten verkauft, oder eingeführt werden.

Carta bianca, ein unbeschriebenes Papier, darauf Nichts, als der Name des Gebenden und dessen Pettschaft, zu finden, damit der Andere, dem es gegeben wird, das Nöthige nachmals darauf schreiben möge.

Casus fortuitus, unversehener Zufall.

Cathedraticum heißt Dasjenige, was die Clerici ihrem Bischofe jährlich, als ein Zeichen der Subjection und des Gehorsames, bezahlen müssen.

Caviren heißt, für Einen gut stehen, Bürge werden etc.

Caviliren, Einen verspotten, spöttlich halten.

Censura Ecclesiastica, eine Kirchenstrafe, und begreift solche die Excommunication, Suspension und das Interdictum.

[43] Competens forum, das ordentliche Gericht, vor welchem Einer klagen oder verklagen kann.

Clausula salutaris, ein gewißer Punkt, Umstand einer Schrift, Anhang, Bedingung.

Competens Judex, der ordentliche Richter, der die Bothmäßigkeit in einer Sache hat.

Contumax, oder ungehorsam, ist Einer der dreymal (oder einmal peremtorie) citiret, oder vor Gericht berufen wird, und nicht erscheint.

Copia, eine Abschrift aus dem Originalbriefe, Schrift, etc.

Corpus delicti ist diejenige Sache, woran das Delictum oder Verbrechen begangen worden. Zum Beyspiele: Im Todtschlage ist das Corpus delicti der entleibte Körper; in einer Verwundung dieWunde; im Diebstahle die gestohlene Sache.

Creditores sind, die von Einem Schulden einzufordern haben; Debitores aber sind, die solche Schulden zu bezahlen haben.

Crimen læsæ Majestatis ist das Laster der beleidigten Majestät, wenn man sich an des Oberherrn Person, seiner Familie, oder seinen höchsten Bedienten vergreift.

Criminalsache ist eine peinliche Sache, die Leib und Leben antrifft.

Cum hac comminatione, mit der Bedrohung oder Warnung.

Cum protestatione, mit Bedingung oder Vorbehalt.

Cum resusione expensarum, mit Erstattung der Unkosten.

[44]

D.

Decidiren, entscheiden, beylegen, zu Ende bringen, einen Handel ausmachen.

Decimæ, der Zehend, ist der zehnte Theil von einer Sache, den man jährlich geben muß. Großer Zehend besteht in Weitzen, Korn, Gersten etc. Kleiner Zehend in Kraut, Rüben, Flachs, Obst etc.Blut-Zehend besteht in allerhand lebendigen Thieren und Geflügel, als: Schafen, Schweinen etc. Gänsen, Aenten, Hühnlein etc.

Declariren, erklären.

Decretum ist ein Befehl, Ausspruch oder Verordnung einer Obrigkeit.

Didiciren, Einem ein Buch zuschreiben.

Deductis deducendis, nachdem abgezogen, was abgezogen werden soll.

Deductis impensis, nach abgezogenen Unkosten.

Defalciren, abbrechen, abziehen.

Degradiren, absetzen, das ist, Einen seines Amtes, Würde oder Standes entsetzen.

De jure Etwas thun heißt, mit Recht und Fuge Etwas thun, dawider sich Niemand beschweren kann.

Delictum, Uebelthat, Missethat, Verbrechen.

Delinquent, der Verbrecher.

Denominiren, benennen, Einen vorschlagen, z.B. zu einem Amte.

Depositum ist, wenn man Einem Etwas aufzuheben giebt, so, daß mans wieder fordern könne, wenn man will.

Diploma, Freyheitsbrief von einem Fürsten etc.

[45] Differentien, Streitigkeiten.

Documenta, schriftliche Urkunden und Beweisthümer.

District ist der Umfang eines Gebiethes.

Divortium, die Ehescheidung.

Domicilium habitationis ist der Ort, wo Einer wirklich wohnet, und stets zu wohnen gesinnet ist.

Quasi domicilium ist der Ort, wo Einer noch nicht wirklich wohnet, doch gesinnet ist, dahin zu ziehen, und stets alldort zu wohnen.

Domicilium Originis ist der Geburtsort, wo Einer gebohren ist.

Dominium, das Eigenthum der Sache item. die Herrschaft über einen Andern.

Dominium directum, das Eigenthum über den Grund und Boden (Grundherrschaft). Dominium utile, das nutzbare Eigenthum, eine Sache zu nutzen, und zu gebrauchen.

Dominus directus, der Erb- Zins- oder Lehen-Herr, von dem die Lehen eines Gutes muß geholet werden.

Dominus utilis ist Derjenige, der den Nutzen von einer Sache hat, welche Sache einem Andern zugehöret.

Donatio ad pias causas, eine Schankung zu milden Sachen. Sieh oben ad pias causas.

Donatio inter virum etc. uxorem, die Schankung zwischen Mann und Weib. Diese Schankung ist in Rechten verbothen.

Donatio mortis causa, eine Schankung von Todes wegen; das ist, wenn Einer aus Rücksicht [46] auf seinen Tod, oder weil er in einer gefährlichen Krankheit liegt, oder sonst eine gefährliche Reise vor sich hat, einem Andern Etwas verschaffet, oder zueignet; jedoch, daß er, nach vergangener Gefahr, diese Schankung wieder aufheben könne. Und dieses ist in Rechten erlaubet.

Donum gratuitum, ein freywilliges Geschenk.

Dos, ein Heirathgut.

Dotalia pacta, die Vergleichung wegen des Heirathguts.

Dotalia instrumenta, Heirathsbrief.

Duellum, ein Zweykampf, oder wenn Zween einander auffordern, und sich mit Pistolen oder Degen schlagen. Dieser Misbrauch ist schon längstens sehr scharf verbothen worden; und ist sogar die Exkommunikation darauf geschlagen, so, daß, wenn Einer auf dem Platze todt bleibt, er nicht könne in ein geweihtes Ort geleget werden.

E.

Electio, die Wahl, das ist, Einen zu einer Würde erwählen.

Electio per inspirationem ist, wenn Einer durch einhällige Stimmen der Wählenden zu einer Würde erwählet wird, gleichsam, als wenn es Gott ihnen eingäbe, denselben zu erwählen.

Electio per compromissum ist, wenn Einer aus den Wählenden von den Schiedrichtern, denen die Wählung von ihnen freywillig überlassen worden, erwählet wird.

[47] Electio per scrutinium ist, wenn Einer von den Wählenden durch besondere Vota oder Stimmen erwählet wird. Und dieses ist heut zu Tage der gemeinste Gebrauch.

Ehehaft ist, was ohne Billigung des Landesfürsten nicht kann aufgerichtet, oder gebauet werden. Es giebt nur Vier, die ehehaft sind, als 1) eine Mühle, 2) eine Schmiede, 3) ein Bad, und 4) ein Tafern. Diese können ohne Consens des Landesfürsten nicht aufgerichtet werden; besonders im Bayerland.

Emphyteusis, erblicher oder ewiger Bestand eines Gutes; oder eine erbliche Verleihung eines Gutes um einen gewißen jährlichen Zins entweder auf ewig, oder auf eine gewiße Zeit.

Emphyteuta, der Erb-Zinsmann, der von einem Herrn um gewißen jährlichen Zins Dominum utile, oder das Gut erblich genießt. Dominus directus heißt der Herr dieses Guts. Sieh Güldbauer.

Erbrecht, sieh Emphyteusis.

Error facti ist, da man nicht weis, daß diese oder jene Sache geschehen.

Error Juris, ein Irrthum des Rechtes.

Ex asse hæres, ein Erbe der ganzen Erbschaft.

Executores Testamenti, sind Diejenigen, die hauptsächlich dazu bestellet werden, daß sie den letzten Willen des Verstorbenen erfüllen.

Exemplariter abstrafen, das ist, Andern zum Beyspiele oder Abscheu bestrafen.

[48] Exempte Klöster sind jene, welche nicht unter einem Bischofe, sondern unmittelbar unter dem Papste stehen.

Exhærediren, enterben, von der Erbschaft ausschließen.

Exspectanten, die auf Etwas warten, als auf einen Dienst etc.

Exempt, eximirt, frey, ausgenommen.

Expediren, eine Sache verrichten, ausmachen, zu Ende bringen.

Expisciren, ausforschen, ausfragen.

Expostuliren, zanken, mit Worten streiten.

Expressiones, sonderbare Redensarten und nach drückliche Worte.

Extorquiren, mit Gewalt Einem Etwas abpresse.

Extract, ein kurzer Auszug von einer Schrift.

Ex post facto, darnach, was darnach geschieht.

Ex tempore, augenblicklich, stracks, plötzlich.

Extra culpam, außer Schuld.

F.

Factiones, unterschiedliche Parteyen, die einander zuwider sind.

Falsarius, ein Briefverfälscher, oder der eine Falschheit begangen.

Feriæ, Ferien, die Feyertage bey den Gerichten sind solche Tage, an welchen keine gerichtliche Verrichtungen vorgenommen werden. Sie sind entwederferiæ sacræ, als Weihnachten, Ostern, Pfingsten etc. oder profanæ, als Hundstage, Aerndtezeit, Jahrmarkt etc.

[49] Feudum, ein Lehen, Lehengut, das Einer von dem Lehenherrn genießt, doch so, daß das Eigenthum des Guts bey dem Lehenherrn bleibe, der Ususfructus oder die Nutzgenießung aber auf den Lehenmann komme. Der Lehenherr heißt Dominus feudi; Der Lehenmann aber Vasallus. Das Lehen muß man aufs neue empfangen: 1) wenn der Lehenherr stirbt; oder 2) der Lehenvasall, der das Lehen hat; oder 3) der Lehenträger, der anstatt einer Gemeinde aufgesetzet ist.

Wenn man aber das Lehen inner Jahr und Tag nicht empfängt, oder verschläft, so fällt es in die Caducität und kann eingezogen werden.

Fideicommissgut ist ein anvertrautes Gut. Wenn nämlich Einem ein Gut von einem Herrn sammt dem Genusse übergeben worden, jedoch so, daß dieses Gut dem Herrn, der ihm solches übergeben, mit der Zeit wiederum heimfallen soll. Ist es ein männliches Fideicommissgut, so bleibt es so lang bey der Freundschaft, bis der männliche Stamm ausgestorben, hernach fällt es wieder heim. Ist es aber ein männliches und zugleich ein weibliches, so fällt solches Gut nach Absterbung des männlichen Stammes, auf das weibliche Geschlecht; ist aber auch solches ausgestorben, so fällt es auf den Herrn wieder zurück.

Forum competens. Sieh oben Competens forum.

[50] Forum delicti ist, wo das Verbrechen begangen worden.

Forum deprehensionis ist, wo ein Delinquent gefangen wird. Der Delinquent, wenn er anderswo gefangen wird, muß ausgeliefert werden, nämlich dahin, wo er das Verbrechen begangen hat.

Fundation, ein Stift, z.B. eines Klosters, einer Kirche, Universität etc.

Fundus, der Grund und Boden.

G.

Gerichtszwang ist, wenn die Ungehorsamen und Missethäter durch die Gerichtsdiener mit Gewalt vor Gericht eingeholet werden.

Glossiren, ein Ding auslegen, und darüber schreiben.

Gradum nehmen, das ist ein Doctor, Licentiat, oderMagister werden.

Gravamina, Beschwerden, Klagen.

Grassiren, toben, wüthen, einreißen, z.B. Krankheiten grassiren stark, das ist, sie sind unter den Menschen stark eingerissen.

Gültbauer, ist nichts Anders, als Emphyteuta. Er wird auch sonst Erbrechter, Erzinsmann, genennet.

H.

Handlohn, sieh, Laudemium.

Hæreditas, die Erbschaft.

Hæreditaria bona, Erbgüter.

Hæres ex asse, der allein Erbe ist.

[51] Hæres necessarius ist ein nothwendiger Erbe, als da ist ein Kind, welches zur Zeit des Testamentmachers in des Vaters Gewalt gewesen, und nothwendig instituirt werden muß.

Hæres ab intestato, der Erbe, welcher ohne Testament oder letzten Willen in des Verstorbenen Verlassenschaft tritt.

Hæres allodialis der Landerbe, welcher da erbet in denjenigen Gütern, die Eigenthum, und keine Lehengüter sind.

Hæreditas paterna, die väterliche Erbschaft.

Hæreditas materna, die mütterliche Erbschaft.

Homagium, die Huldigung, oder Eid der Treue, welchen die Unterthanen ihrer höchsten Landesobrigkeit schwören müssen.

Homicidium, Todtschlag, Mord.

Homicidium voluntarium, vorsetzlicher Todtschlag.Casuale, unbedachte, ungefährliche Mordthat. Necessarium, eine Nothwehre, das ist, wenn Einer vor dem Angreifer, der ihm auf Leib und Leben geht, sein Leben nicht anders vertheidigen kann; und also aus Noth gezwungen wird, denselben umzubringen.

Hypotheca, Unterpfand, Verpfändung; item. ein versetztes Stück wegen einer Schuld: wenn nämlich Einem für das geliehene Geld ein Gut versetzet wird, auf daß er sich, wenn er sonst zu seiner Bezahlung nicht kommen sollte, an demselben Gut erhohlen könne.

Hypotheciren, versetzen, verpfänden.

[52]

I.

Immunität, die Befreyung von Steuern und Abgaben, Einquartierungen und andern öffentlichen Beschwerungen und Auflagen. Dergleichen die Geistlichkeit genießt.

Immatriculiren, in die Matrikel oder Register einschreiben, darinnen andere eingeschrieben werden. Wie es bey den Studenten auf Universitäten zu geschehen pflegt.

In expensas condemniren, in die Unkosten verdammen, das ist, dem verlierenden Theile auferlegen, daß er die vom Gegentheile aufgewendeten Prozeßkosten demselben wieder erstatte.

In flagranti, auf der That erwischen.

Inhibiren, verbiethen, verhindern.

In integrum restituiren, in vorigen Stand und Recht setzen.

Injuriren, ehrenverletzlich angreifen.

Inquiriren, nachfragen, nachforschen.

In eventum, oder in omnem eventum, auf allen Fall.

In rerum natura, so in dieser Welt zu finden ist.

In stirpes, auf die Stämme, wird gesagt, wenn die väterliche Erbschaft nicht nur auf die Söhne und Töchter fällt, sondern auch auf derer hinterlassene Kinder: z.B. Paulus, der Vater, hinterläßt zween Söhne und eine verstorbene Tochter, welche aber neun Kinder hinterlassen hat. Diese neun Kinder erben zwar mit, anstatt ihrer verstorbenen Mutter, bekommen aber insgesammt nicht Mehr, als einen einzigen Theil.

[53] Interesse, eigner Vortheil, eigner Nutzen, Gewinn etc.

Interessirt, eigennützig, der bloß auf seinen eignen Nutzen schauet; it. in einer Sache mit verwickelt seyn.

In natura, z.B. Geld in natura empfangen, heißt, das baare Geld, und keine Waaren oder Güter anstatt dessen empfangen. lt. das ausgeliehene Geld in natura restituiren, das ist, in eben den Münzsorten, wie mans bekommen hat.

Interlocaturia sententia ist ein Beyurtheil, Beybescheid, der nicht wegen der Hauptsache, sondern wegen eines Nebenpunktes gegeben wird.

Inventiren, eine Erbschaft beschreiben, oder Alles aufschreiben, was der Verstorbene hinterlassen hat; und ein solches Verzeichniß heißt Inventarium oder Inventur.

Investiren, Installiren heißt Einen, mit Ceremonien in ein Amt oder eine Würde einsetzen; wenn Einerinvestiret wird, kann er so leicht nicht abgesetzet werden.

Juramentum, ein Eid, Eidschwur, den man vor Gericht thut.

Juramentum fidelitatis ist ein Eid der Treue, welchen die Bedienten ihren Herren schwören müssen.

Juramentum assertorium ist ein Eid, in welchem Einer schwöret, etwas Geständiges anzuzeigen.

Juramentum purgatorium der Reinigungseid, [54] ist ein Eid, dadurch sich ein Beklagter, wider welchen einige Vermuthungen vorhanden sind, von der Bezüchtigung eines Verbrechens rein und los schwöret.

Juramentum suppletorium ist derjenige Eid, dadurch Einer seine Meynung, die er nur halb, oder durch einen Zeugen erwiesen hat, völlig bekräftiget.

Juramentum Urphedæ der Urphed, oder ein solcher Eid, den Derjenige, der wegen eines angeschuldigten Lasters eingelegen, aber wieder losgelassen, oder des Landes verwiesen worden, schwören muß, daß er sich nicht rächen, oder wieder in das Land kommen will.

Jurato abhören, Jurato aussagen, ist eidlich abhören, eidlich aussagen.

Judex, ein Richter, Judex Superior, der Oberrichter.Judex inferior, der Unterrichter. Judex competens, der ordentliche Richter. Judex suspectus ein verdächtiger Richter. Judex partialis, ein parteyischer Richter. Judex corruptus, ein bestochener Richter.

Jurisdiction, eine Gerichtsbarkeit.

Jurisdictio alta, ist die Obergerichtsbarkeit.

Jurisdictio bass ist die niedrige Gerichtsbarkeit. Zu der Obern, oder hohen Gerichtsbarkeit gehören die Strafen an Leib und Leben. Zur niedrigen aber werden alle Geldsachen, Verträge, Pfandschaften, Erbschaften, und dergleichen mehr gerechnet.

Jurist, der das Jus oder Recht versteht.

Jus Canonicum, das geistliche Recht.

[55] Jus Civile, commune, das kaiserliche Recht.

Jus statuarium, das Landrecht, z.B. das in Bayern, Sachsen etc.

Jus publicum, das Recht des römischen Reichs, und der Stände desselben.

Jus gentium, das Völkerrecht, oder gemeine Recht, so bey allen Völkern beobachtet wird.

Jus gladii, das Recht, die Uebelthäter hinzurichten.

Jus patronatus, Jus præsentandi, das Recht, eine taugliche Person zu einer geistlichen Würde vorzuschlagen, oder zu ernennen, z.B. zu einer Pfarre,Beneficium etc.

Jus in re, ist, wenn Einer das Recht in der Sache selbst hat, oder die Sache wirklich besitzt.

Jus ad rem, ist, wenn Einer das Recht zu einer Sache hat, aber sie noch nicht besitzt.

Jus aggratiandi, das Recht, einem Uebelthäter, der den Tod verdienet, das Leben zu schenken.

Jus alluvionis, das Zuwachs- oder Auflösungsrecht.

Jus pascendi, die Triftgerechtigkeit, oder das Recht, das Vieh auf eines Andern Grund und Boden zu weiden. Mit der Holztrift aber hat es ein anders; denn solche Triftgerechtigkeit kann zu gewissen Zeiten verbothen werden; ja, wenn das Gehölz noch junge Heue oder Schläge hat, so ist gänzlich verbothen hinein zu hüten.

[56] Jus reluendi, das Recht, Etwas wieder einzulösen.

Jus venandi, Jus venationis das Jagdrecht, Jagdgerechtigkeit, Wildbahne, Wildfuhr, oder das Recht an gewißen Orten zu jagen. Sieh unten Venatio.

Justificiren ist einen Uebelthäter hinrichteen.

L.

Legaliter, rechtmäßig, gerichtlich, gesetzlich, wie es in den Gesetzen verordnet ist.

Legatum ist Das, was im Testamente vermacht worden. Lgatarius heißt Derjenige, dem Etwas im Testamente vermacht worden. Legatum ad pias causas, was zu milden Sachen, als Kirchen, Schulen, Klöstern, Spitälern etc. vermacht worden.

Legiren Etwas im Testamente vermachen.

Legitima ein Kindstheil, ist in Rechten derjenige Theil, der den Kindern und Eltern nothwendig aus der Erbschaft muß gelassen werden. Wenn 4 oder weniger Kinder vorhanden, ist es der dritte Theil; wenn aber 5 oder mehr Kinder sind, so ist es der halbe Theil: z.B. ein Vater hat in seinem Vermögen 12 fl. wenn er nun oder weniger Kinder hat, so bekommen alle diese Kinder den dritten Theil, das ist 4 fl. die übrigen zween Theile, das ist 8 fl. bleiben dem Vater, und mit diesen kann er verfügen, was er will. Hat er aber oder mehr Kinder, so bekommen sie den halben Theil, das ist 6 fl.

[57] Legitimiren heißt die Kinder, welche außer der Ehe erzeuget, oder von unehrlichen Aeltern gebohren sind, ehrlich machen. Und dieses können die sogenannten kaiserlichen Hof- und Pfalzgrafen thun. Sieh oben Comes Palatinus Cæsareus.

Laudemium, Handlohn oder Anstandgeld, welches wegen neuer Besitzung eines handlängigen Guts dem Eigenthumsherrn, oder Domino directo, muß gegeben werden. Z.B. Es wird dieses Gut verkaufet, oder es stirbt der alte Besitzer, so muß der neue Besitzer das Handlohn oder Anstaldgeld geben; bisweilen von 100, 10 fl. bisweilen 5 fl. Andern Orts müssen die Erben des verstorbenen Besitzers auch zugleich die Abfahrt bezahlen.

Lehen, sieh oben Feudum.

Lex Aquila, das Gesetz wegen zugefügtem Schaden. Dieses Gesetz kömmt her vom Aquilio, einem römischen Bürgermeister, vermög dessen man wider Einen klaget, daß er den durch Schuld und Unvorsichtigkeit verursachten Schaden erstatte.

Licentiatus, ein Licentiat, welcher in einer Facultät sich examiniren lassen, und die Licenz oder Freyheit hat, Doctor zu werden; und weil ein Licentiat keine Mahlzeit giebt, so wird er scherzweise ein nüchterner Doctor genannt.

Liquidiren, Etwas schriftlich bescheinen.

Liquidation, schriftliche Bescheinung.

Litis contestatio, ist die Antwort auf die Klage [58] einer streitigen Sache vor dem ordentlichen Richter, es sey gleich Ja oder Nein. Oder, wenn der Beklagte sich mit Ja oder Nein auf die Klage einläßt; und also den Prozeß zu führen, sich verbindlich machet.

Litis consors, der mit einem Andern zugleich einen Streit hat wider einen Dritten. Litis consortes, die in einer Streitsache zusammenhelfen.

Litis consortium ist die Einwilligung der Streitenden, die wider einen Andern im Streithandel zusammenhalten.

Lite pedente, wenn der Streit noch anhängig ist.

Locatio, eine Verdingung, wenn man Einem eine Sache um einen gewißen Zins verdinget, oder überläßt.

Locata bona, um gewiße Zinse überlassene Güter.

L. S. so viel, als Loco Sigilli, das ist: Anstatt des Siegels.

Luce meridiana clarius, heller als die Mittagssonne.

Lucrum, der Gewinn; was nämlich nach abgezogenen Unkosten und Schaden übrig ist.

Lucrum cessans ist der Gewinn, der Einem entgeht.Damnus emergens ist der Schade, der aus einer Sache entsteht.

M.

Magia, die Zauberey, Schwarzkunst.

Magia naturalis, natürliche Zauberey, da [59] man sonderbare, verwundernswürdige Dinge durch natürliche Mittel ausrichtet.

Magnificenz, Herrlichkeit, Großachtbarkeit. Solchen Titel führet der Rector auf den Universitäten.

Majestät, ein Titel, welcher nur Kaisern und Königen gegeben wird: z.B. kaiserliche Majestät, königliche Majestät.

Majorennis heißt Einer, der sein männliches Alter erreichet, nämlich 21 Jahre zurückgelegt hat, und also nicht mehr unter Vormündern steht, sondern seine Güter selbst verwalten kann. Die Kurfürsten, vermög der goldnen Bulle, werden im 18. Jahre majorenn, und kommen zur Regierung.

Minorennis ist, der das 21. Jahr noch nicht erreichet hat, u. also noch unter Vormündern steht.

Malefizsachen, werden alle Kriminalsachen genannt, sie mögen eine Leibesstrafe nach sich ziehen oder nicht.

Manuale, ein Handbüchlein, worein man die täglichen Nothdurften schreibt.

Manuscripta, geschriebene Bücher.

Matrimonium consummatum heißt eine vollzogene Ehe, wo nämlich der eheliche Beyschlaf von den Ehegatten geschehen ist.

Matrimonium ratum, wenn die priesterliche Einsegnung zwar geschehen, die Beschreitung des Ehebettes aber noch nicht erfolget ist.

Milde Sachen, piæ causæ. darunter werden verstanden Kirchen, Klöster, Schulen, Spitäler, Lazareth, Weysenhäuser etc.

[60] Moderamen inculpatæ tutelæ ist eine rechtmäßigeDefension oder Beschützung, oder eine abgenöthigte Nothwehre, da Einer von seinem Feinde also in die Enge getrieben wird, daß er denselben, sein eignes Leben zu erhalten, aus Noth übern Haufen stoßen muß. Cum moderaminæ inculpatæ tutelæ heißt eben so Viel. Und wenn er auf solche Weise den Angreifer entleibet, ist er darum Nichts schuldig de jure civili.

Mobilien, Hausrath.

Memorial, Denkzettel, schriftliche Erinnerung.

Monopolium ist eine Handlung, da Einer allein das Recht oder die Freyheit hat, gewiße Waaren zu verkaufen. Und diese dem gemeinen Wesen höchst schädliche Handlung ist schon öfters im römischen Reiche verbothen worden.

Motu proprio, das ist, aus selbst eigner Bewegniß. Es ist eine Klausel, welche den Rescriptis etc. angehänget wird, und die da wirket, daß der Gegentheil nicht dawider angehöret wird.

N.

Nachsteuer ist ein gewißes Geld, welches Derjenige erlegen muß, der außer Landes eine Erbschaft bekömmt, oder sich außer Landes in ein anderes Ort begiebt; und wird von 100 in einigen Orten 20, in andern 10 oder 5 fl. begehret.

Natürliche Recht, Jus Naturæ, ist dasjenige Gesetz, welches Gott allen Menschen ins Herz und Gewissen geschrieben hat, und welches daher unveränderlich ist.

[61] Notarius publicus Cæsareus ein kaiserlicher öffentlicher Schreiber, ist eine Person, welche vom Kaiser selbst oder einem Comite Palatino creiret, und dazu verordnet ist, daß er Das, was gehandelt wird, treulich schreibe und aufsetze; dadurch dann solche Handlungen unwidersprechlich bewiesen werden.

Novalien, Neubrüche, sind nichts Anders, als neu umgegrabene Feldungen. Und von diesen ist man auch schuldig, den Zehenden zu geben.

Nuntius, ein Both. Wenn ein Both 20 Gulden stiehlt, soll er mit dem Strange; wenn es aber darunter, mit Staupenschlag; oder da es gar wenig, mit Gefängniß gestrafet werden.

Nuntius Apostolicus ist ein vom Papste abgeordneter Gesandter oder Bothschafter; hat aber nicht so viel Authorität und Gewalt, als ein Legatus a Latere.

Nuntiatur ist der Hof eines solchen päpstlichen Gesandten.

O.

Obligation, Schuldigkeit; it. Schuldbrief.

Officianten, Bediente, Beamte.

Onera, Lasten, Auflagen, Steuern.

Operæ pretium, der Mühe werth.

Opera Rusticorum, Bauerndienste, welche man in Bayern Scharwerk, in Schwaben und FrankenFrohndienste, in Oesterreich Robwold nennet. Die indeterminatæ, oder die ungemessenen Scharwerke sind diese, welche [62] keine gewiße Zahl und Zeit haben, sondern so oft müssen gethan werden, als sie der Herr verlanget. Determinatæ, odergemessene Scharwerke aber sind, welche entweder auf eine gewiße Zeit oder einen gewißen Ort gesetzet sind. Wenn in den Briefen nur bloß steht, die Scharwerke, so werden darunter die ungemessenen verstanden.

Original, Hauptschrift, oder der Brief selbst, nicht eine Abschrift. In Originali heißt, wenn man das wahre Exemplar, oder die Hauptschrift vorlegt oder vorweiset.

Oves ferreæ, eiserne Schafe, sind diejenigen Schafe, die bey Verpachtung der Güter dergestalten mitgegeben werden, daß sie beym Abtritte in gleicher Zahl wieder geliefert werden müssen, sie mögen sterben oder nicht.

P.

Paraphernalia bona, sieh oben Bona paraphernalia.

Patronus Ecclesiæ, ein Pfarrlehenherr wird Derjenige genannt, der die Macht hat, einer ledigen Kirche, welche von ihm oder seinen Vorältern fundirt. oder dotirt worden, Jemanden zum Pfarrherrn vorzuschlagen und vorzustellen.

Pedell ist ein gewißer Bedienter auf einer Universität, welcher dem Rectori Magnifico aufwarten, die Studenten citiren, auch allenfalls in Verwahrung bringen muß.

Pension, Geld, so man Einem jährlich zum Unterhalte giebt.

[63] Peremptorie, zum Letztenmale, ohne weitern Aufschub.

Patent, offenes Schreiben.

Pertinentien, Pertinenzstücke sind diejenigen, die einem Gut oder Hof eigentlich gehören; und solche können davon nicht verkauft werden.

Per viam gratiœ, durch Gnade.

Piæ memoriæ, gottseliger Gedächtniß.

Pleno jure, mit aller Vollmacht.

Præscriptio, præscribiren heißt in Rechten, verjähren: wenn nämlich Einer ein fremdes Gut lange Zeit ruhig und ohne Einrede Desjenigen, von dem es gekommen, besessen, und bona fide an sich gebracht hat.

Præscriptio immemorialis, ist eine unbedenkliche Verjährung, wenn nämlich Einer ein fremdes Gut ruhig besessen, so lang ein Mensch nicht gedenken kann.

Præsentation, sieh oben Jus Patronatus.

Præsentations schreiben ist, worinnen Einer zu einem Amte oder einer Würde ernannt und vorgeschlagen wird.

Pragmatica sanctio ist eine von Fürsten öffentlich gemachte Ordnung von wichtigen Sachen, welche zur Erhaltung der allgemeinen Wohlfahrt, sowohl in Kirchen- als Polizeysachen, gehöret.

Parlament ist ein Reichsrath. Und dieses hat in England eine große Gewalt. Das Parlament in Frankreich hatte sonst auch große Gewalt; aber KönigLudovicus XIV. hats völlig abgethan.

[64] Patritius, ein Geschlechter. It. Die Familien in vornehmen Städten, die von Alters her bey hohen Staatsämtern sind gebraucht worden. Sie werden zu dem Adel gezählet.

Patrimonium, väterlicher Erbtheil.

Patrimonium S. Petri, ein Stück Landes bey Rom, so die Toskanische Marggräfinn Mathildis dem Papste Gregorio VII. geschenkt.

Praxis, Uebung, Erfahrenheit; it. Schwänke, Vortheil.

Precario, bittweise, aus keinem Rechte.

Palatinus, der Nächste nach dem Könige in Ungarn.

Partiel, parteyisch, der einem Theile mehr geneiget ist als dem andern.

Patriot, Landsmann.

Politicus, ein Staatsmann, Staatserfahrner.

Potentat, ein mächtiger Herr.

Prætensiones, Anforderungen.

Process, Streit- oder Gerichtshändel.

Procuriren, verschaffen, zuwegebringen.

Principal, Herr, der seine Sache durch einen Andern richten läßt.

Prinzen vom Geblüte in Frankreich sind Nebenlinien des königlichen bourbonischen Stammes, nämlich die von Conde, Conti Soissons etc.

Proprietair, der Eigenthumsherr, dem das Eigenthum an einer Sache zugehöret.

Promulgiren, öffentlich verkünden.

Pro redimenda vexa, heißt, Einem Etwas geben, oder zulassen, nur damit der Streit aufhöre.

[65] Pro rata, so Viel einem Jeden trifft oder gebührt.

Pro re rata, nach Gelegenheit, nach Beschaffenheit der Sachen.

Protestiren, widersprechen, daß Etwas nicht geschehen soll. Sein Recht sich vorbehalten.

Pupillen, Weysen, die keine Eltern mehr haben.

Privilegium, eine Freyheit, Gnade, ein besonders Recht, welches dem gemeinen Rechte entgegen ist.

Privilegium personale, eine Freyheit oder besonders Recht, so nur allein der Person zugeeignet wird. Und dieses kömmt nicht auf die Erben, sondern stirbt mit der Person ab.

Privilegium reale, eine wirkliche Freyheit, die aus gewißer Ursache einem gewißen Orte oder einer Sache gegeben wird. Und dieses Privilegium kömmt sammt dem Gute oder der Sache auf die Erben.

Protector, ein Beschützer.

Protocoliren, bey Gerichte Etwas beschreiben, aufzeichnen etc.

Prorogation, Aufschiebung, Verlängerung.

Prostituiren, zu Schanden machen.

Q.

Quæstio facti ist, wenn man nach den Umständen der Sache fragt, ob sich ein Ding also verhält oder nicht.

Quæstio Juris, eine Rechtsfrage, ist, wenn man nach Untersuchung der Umstände fraget, was in einem Falle Rechtens sey, oder nicht.

[66] Quitiren, Einem bescheinen, daß er bezahlt habe.

R.

Ratificiren, gutheißen.

Rata heißt der gebührende Theil.

Rebelliren, Aufruhr machen, den Frieden brechen, sich widersetzen.

Recepisse wird genannt ein Schein, daß ein Brief richtig eingehändiget und überliefert worden.

Recessiren, mündlich vortragen, vorbringen, abhandeln.

Recapituliren, kürzlich wiederholen.

Recompens, Vergeltung, Belohnung.

Recommendatitien, Beförderungsschreiben, darinnen man Jemanden einem Andern zur baldigen Beförderung seines Begehrens bestens empfiehlt.

Referentarius, Referent, ist Einer bey Rath der die Streitschriften der Parteyen zu Hause liest, und hernach im Rathe derselben Inhalt kurz vorträgt.

Relation, Bericht von einer Sache.

Reformiren, verbessern, erneuern, in bessern Stand setzen.

Regalia, Regalien sind besondere hohe Gerechtigkeiten, die dem Landesfürsten nur allein zukommen, und derer sich die Privatpersonen bey großer Strafe nicht anmaßen dörfen. Dahin gehören 1) die Macht, Gesetze zu machen; 2) die Münzgerechtigkeit; 3) die Strafen, die auf den Tod gehen, zu erlassen; [67] 4) die Gerechtigkeit, Steuer auszuschreiben; 5) das Recht, die Schätze; die entweder an einem öffentlichen Orte durch angewendeten Fleiß, oder durch andere unerlaubte Mittel in einem eignen Orte gefunden worden, zu nehmen; 6) das Recht, Güter, die keinen Herrn haben, wegzunehmen etc.

Registratur ist ein Ort, wo die Schriften über die ausgemachten Sachen der Parteyen aufgehoben werden.

Reluiren, eine verpfändete Sache wieder lösen.

Relutionis jus, das Recht, etwas Verpfändetes wieder einzulösen. Man kann auch etwas Verkauftes wiederum reluiren oder einlösen, wenn es nämlich beym Verkaufe also ausgemacht worden.

Repliciren, dargegenantworten, auf des Beklagten Exceptionsschrift wieder einwenden.

Replic, Gegenantwort auf des Beklagten Exception, wodurch Kläger des Beklagten Exception ablehnet, damit solche unkräftig gemacht wird.

Repressalien, Gegenarrest, Gegenrecht, wenn Einer für den Andern, oder ein Gut für des Andern verarrestirtes Gut verhaftet wird. Repressaliis uti, das Gegenrecht gebrauchen gegen eines Herrn Unterthanen, darum, daß uns in dessen Land zu dem Unsrigen nicht geholfen wird.

Revers ist eine schriftliche Versicherung, daß Dieses oder Jenes dem Andern mit der Zeit nicht schaden solle.

[68] Sich reversiren heißt, eine solche Versicherungsschrift von sich geben.

Revidiren, nochmal übersehen, überlesen, von neuem in den Acten nachsehen.

Rescript, obrigkeitlicher, sonderbar kaiserlicher Befehl.

Römermonat ist eine Reichsanlage in Deutschland, nach welcher Dasjenige, was jeder Reichsstand auf bedürfenden Fall kontribuiren muß, gerechnet wird; und beträgt, was die gesammten Kreise für einen Römermonat erlegen müssen, 2681 Mann zu Pferd, und 12795 Mann zu Fuß, oder an Geld 83964 Kaisergulden. Im Jahre 1716 haben die Reichsstände auf dem Reichstage zu Regensburg dem Kaiser zu Fortsetzung des damaligen Türkenkrieges 50 Römermonate verwilliget, und im Jahre 1734 bey dem französischen Kriege 30 Römermonate.

Rubrica, Rubric, ist der Titel an einem Buche, oder die Ueberschrift eines Dinges. Rubric, kömmt her von dem lateinischen Wötlein Ruber, welches roth heißt: denn vor Zeiten schrieb man den Titel mit rothen Buchstaben, damit es Einer gleich sehen konnte, was in jedem Titel enthalten.

S.

Sacrilegium, ein Kirchenraub, Kirchendiebstahl.

Sacrilegus, ein Kirchendieb, der geheiligte öffentliche Oerter bestiehlt.

[69] Salarium, Besoldung, ist Dasjenige, was Einem jährlich zu seiner Nahrung bezahlt wird.

Salica Lex, ist ein Gesetz in Frankreich, kraft dessen die Weiber das Reich nicht erben, noch regieren können.

Salva Coscientia, mit einem guten Gewissen oder ohne Verletzung des Gewissens.

Salvo Jure quocumque, mit Vorbehalt alles Rechtes, es mag Namen haben, wie es will.

Sanctio Pragmatica, sieh oben Pragmatica Sanctio.

Scharwerke, sieh Operæ Rusticorum.

Sententia heißt derjenige Spruch, der von einem Gerichte über eine Streitsache der Parteyen ergeht.

Sequestriren ist ein streitiges Gut hinterlegen, mit dem Bedinge, daß es bey einem dritten Manne so lang verwahret und aufbehalten werde, bis die Sache entschieden, oder die darauf gemachten Schulden abgezahlt sind.

Sequester ist Derjenige, der auf obrigkeitlichen Befehl das streitige Gut, bis zu völligem Austrage des Prozesses in Besitz nimmt, und Rechnung darüber thut.

Servitus, die Servitut, ist eine Gerechtigkeit, die man auf eines andern Grund und Boden exerzieren kann, ohne daß der Andere solches verhindern darf: z.B. daß Einer auf eines Andern Felder und Wiesen sein Vieh treiben kann; daß Einer sein Haus, auch mit Schaden des Nachbars, höher bauen darf; daß Einer in seiner Wand ein Fenster einrichten, [70] und dadurch auf des Nächsten Grund und Boden sehen darf etc.

Signatur, ist ein Zettel, worinn man Einem Etwas anzeiget, anschaffet, anbefiehlt, was er zu thun habe.

Sigillum, Petschier, sigiliren, verpetschieren, das Petschaft darauf drucken.

Simonia, ist dasjenige grobe Laster, wenn man geistliche Benefizien und andere geistliche Sachen um Geld kaufet und verkaufet.

Sepultura asinin, sive canina, ein Esels- oder Hundsbegräbniß, das ist, wenn ein Uebelthäter unter den Galgen oder an andere dergleichen Oerter einscharret wird.

Species facti, der Verlauf einer Begebenheit.

Spolium, ein Raub, wenn Einem nämlich Etwas mit Gewalt und wider Recht genommen wird.

Sponsalia de futuro, Versprechung zukünftiger Ehe.

Sponsalia de præsenti ist die eheliche Einwilligung selbst, welche bey der Kopulation geschieht.

Stipuliren, heißt mit Hand und Mund versprechen, Dasjenige, so abgeredet worden, steif und fest zu halten.

Stipulata manu, heißt mit dem Handschlage angeloben.

Stylus Curiæ die Manier, welche bey Kanzleyen oder Gerichten gebraucht wird, sonderlich an dem päpstlichen Hofe.

Subhastiren, verganten, öffentlich ausrufen, feilbiethen etc.

[71] Suffragium, wenn Einer in Berathschlagungen oder Erwählung seine Meynung und Stimme giebt.

Synodus, eine Versammlung der vornehmsten Geistlichen.

T.

Temerarius Litigator, der keine rechtmäßige Ursachen seines Streites anführet.

Tempus longum heißt in Jure eine Zeit von 10 Jahren.

Tempus perpetuum wird in Jure eine Zeit von 30 und 31 Jahren genannt.

Tempus immemoriale ist eine solche Zeit, die Niemand denket.

Termin ist die Zeit, zu welcher Einer im Gerichte erscheinen, Etwas bezahlen oder sonst Etwas thun soll.

Terminus peremptorius ist der letzte Termin, welcher so viel Zeit oder Tage, als drey andere Termine in sich begreift.

Territorium, Gebieth, Landsbezirk.

Testamentum, letzter Wille des Sterbenden, was man nach seinem Tode mit seiner Verlassenschaft thun sollte.

Testamentum clausam, ist ein geschriebenes Testament, und gehören sieben erbethene Zeugen dazu.

Testamentum nuncupativum ist ein ungeschriebenes, und vor sieben Zeugen mündlich gemachtesTestament.

Testamentum ad pias causas, ein Testament, darinnen Kirchen, Klöster, Spitäler etc. zu Erben [72] eingesetzt werden; und dieses gilt, wenn auch nur zwey Zeugen dabey sind.

Testamentum apud Acta heißt ein letzter Wille, welchen Einer vor Obrigkeit entweder mündlich vorbringet, oder in Schriften selbst überreichet; oder, wenn er es wegen Leibsschwachheit nicht thun kann, daß er Etliche von der Obrigkeit abzuordnen bittet, die seinen letzten Willen aufnehmen möchten; und dieses Testament ist das sicherste, es kann so leicht nicht angestritten werden.

Testes de auditu sind diejenigen Zeugen, die es nur sagen hören, oder die es nur von Andern haben erzählen hören.

Testes inhabiles, untüchtige Zeugen, die kein Zeugniß geben können. Dergleichen sind 1) die Unmündigen; 2) die Unsinnigen und Rasenden; 3) die Ketzer; 4) die allzunahen Freunde; 5) die Todtfeinde; 6) die Hausgenossenen etc.

Testis occulatus, ein Zeuge, der die Sache mit Augen angesehen hat.

Testis omni exceptione major, ein Zeuge, den man nicht verwerfen oder verschlagen kann.

Tractiren, handeln.

Transactio, Vergleich, Vertrag.

Transigiren, sich über etwas Strittiges vergleichen.

Tutor, der Vormund, ist Derjenige, der über einen Pupillen Macht und Gewalt hat, und der dazu verordnet ist, daß er dessen Person und Güter beschütze.

[73]

V.

Vasalus, ein Lehenmann, Dienstmann, der von einem Andern eine Sache zu Lehen trägt.

Venatio, die Jagd.

Venatio major, die große Jagdbarkeit, oder Wildbahn, da man das grobe, hohe, große schwarz und rothe Wildprett jagen und schießen darf; als da sind Hirschen, Wildsaue, Bären, Trappen, Auerhähne, Haselhühner, Birkhühner, Schwanen etc.

Venatio minor, der kleine Wildbahn; dazu gehören die Dachsen, Rehe, Hasen, Füchse, wilde Katzen, Rebhühner, Schnepfen, wilde Enten, wilde Tauben, Krametsvögel, Lerchen etc.

Urphede, ist der Eid, den die losgelassenen Gefangenen schwören, daß sie sich nicht rächen, auch nicht wieder ins Land kommen wollen.

Usurpator, der ohne Recht, oder rechtmäßigen Anspruch ein Land, Gut, Felder etc. in Besitz hat.

Usus fructus, Genuß; wenn nämlich Einer den Genuß und Gebrauch hat von einem Dinge, dessen doch ein anderer Herr ist.

Vogelfrey, dessen Leben von der Obrigkeit frey gegeben wird, daß ihn Jedermann darf tödten.

Ultra dimidium læsus, der über die Hälfte betrogen worden; z.B. wenn Einer für eine Sache, die 100 fl. werth ist, nicht 50 fl. bekommen hat.

Votum ist so viel als Suffragium, und heißt eine Stimme, eine Meynung. Wenn nämlich [74] Einer in Berathschlagungen, oder Erwählung, seine Meynung und Stimme giebt.

Usura, ein Wucher, Zins etc.

Usuræ licitæ, zuläßige Zinse, heut zu Tage 5. pro Cento.

Usuræ illicitæ 7, 8, 9 pro Cento giebt.

4. Kapitel

Viertes Kapitel.
Unterschiedliche Sprüchwörter.

1. An Gottes Segen ist Alles gelegen. Sine Divino Nomine, nihil est in homine.

2. Die Gnade Gottes macht Alles leicht und süß.Sua viter equitat, quem gratia Dei portat.

3. Aller Anfang ist schwer. Omne principium grave est.

4. Mühe und Fleiß bricht alles Eis. Labor improbus omnia vincit.

5. Die gebratenen Vögel fliegen Einem nicht ins Maul. Sine labore nihil. Vel: Dil labore omnia vendunt.

6. Wer nicht arbeiten kann, der schau den Himmel an. Si labor terret, merces in vitet.

7. Besser ist Unrecht leiden, als Unrecht thun. Præstat accipere, quam inferre injuriam.

8. Einem guten Freunde soll man Nichts abschlagen. Amicis omnia sunt communia.

[75] 9. Es lebet noch der alte Gott im Himmel, der helfen kann. Adhuc Cœlum volvitur; vel: Annuit e Cœlo Deus.

10. Wen Gott schickt, den machet er geschickt. A Deo vocatus, rite paratus.

11. Schmeichelnder Freund, falscher Freund. Adulator non est vetus amator.

12. Man muß nicht mit zwo Ruthen hauen. Afflicto non est addenda afflictio.

13. Man muß den Bogen nicht zu hoch spannen.Arcus nimium tensus frangitur.

14. Die Kunst stecket nicht in Kleidern, sonst wär sie auch bey den Schneidern. Ars non e veste cognoscenda.

15. Was Einer nicht kann, das hasset er. Ars non habet osorem, nisi ignorantem.

16. Das Werk lobet den Meister. Opus commendat artificem. Vel. Finis coronat opus.

17. Wer Schankungen annimmt, der vergiebt die Freyheit. Accipere, est libertatem vendere.

18. Man muß auch den Andern anhören. Audiatur & altera pars.

19. Wer schmiert, der führt. Auro venalia jura.

20. Gewalt muß man mit Gewalt vertreiben. Clavus clavo pellendus. Vel: Vim vi repellere licet.

21. Gar zu viel Höflichkeit, ist selten eine Aufrichtigkeit. Complimenta non sunt cordimenta.

[76] 22. Einigkeit gewinnt Viel, Uneinigkeit verderbt das Spiel. Concordia res parvæ crescunt, discordia maximæ dilabuntur.

23. Was man einmal gewohnet, wird man selten mehr lassen. Consuetudo est altera natura.

24. Es greift selten Einer seines Gleichen an. Oder: Es frißt ein Wolf den andern nicht. Corvus corvi non oculum eruit.

25. Er macht den Stall zu, da die Kuhe hinaus ist.Cum Phrygibus sapit.

26. Man muß bedenken Viel, was man thun will.Deliberandum diu, quod statuendum semel.

27. Gescheide Leute reden nicht Viel. Dolia plena silent.

28. Wenn Zween streiten, trägt der Dritte die Beute davon. Inter duos litigantes tertius gaudet.

29. Vom Hörensagen liegt man gerne. Ex auditus referre, mendire est.

30. Von was das Herz voll ist, von dem geht der Mund über. Ex abundantia cordis os loquitur.

31. Ein starkes Gemüth achtet schlechte Dinge nicht. Elephas non capit muscas.

32. Ein Jeder neidet seines Gleichen. Figulus figulum odit.

33. Ein Jeder treibt, was er gelernet. Fabri fabrilia tractant.

34. Ein schlechtes Ding, was ein Kind freuet. Pueri puerilia tractant.

[77] 35. Trau, schau, wem? Vide, cui fidas.

36. Glück und Glas, wie bald bricht das. Fortuna vitrea est, quæ, cum splendet, frangitur.

37. Nicht Alles, was glänzet, ist Gold. Non omne, quod splendet, aurum est.

38. Ein gutes Wort, findet ein gutes Ort. Gratiam gratia parit.

39. Heute an mir, morgen an dir. Hodie mihi, cras tibi.

40. Der Mensch denkts, Gott aber lenkts. Homo proponit, Deus disponit.

41. Hohe Ehren den Menschen verkehren. Honores mutant mores, raro in meliores.

42. Der Andere ehrt, sein Ehre vermehrt. Honor est honoranti, non honorato.

43. Leiden und schweigen ist die beste Rache. Injuriarum vulnera non curando curantur.

44. Die Geduld wird gedruckt, aber nicht unterdruckt. Patientia premitur, sed non opprimitur.

45. Geduld überwindet Alles. Patientia vincit omnia.

46. Schweig, leid, klag es Gott, klage sonst Niemanden deine Noth. Tace, & patere.

47. Laß die Leutem reden und die Hunde bellen, sie können nicht schaden, wie sie wollen. Latrare possunt, mordere non possunt.

48. Laß Jeden seyn, wer er ist, so wirst du bleiben, wer du bist. Fac tua, quæ tua sunt, & non aliena require.

[78] 49. Der zornige Mensch schadet Niemanden mehr, als sich selbst. Fratus nemini magis nocet, quam sibi.

50. Den Zorn verschieb, wanns Herz ist trüb. Fræ dilatio mentis pacatio.

51. Kleine Häfelein gehen bald über. Imbecillium animorum est, cito irasci.

52. Man kann nicht Jedermann Recht thun. Momo nemo satisfacere potest. Vel: Nec Jupiter omnibus idem.

53. Ein Jeder kehre vor seiner Thür. Medice cura teipsum. Vel: Nosce teipsum.

54. Der Gescheide giebt nach. Prudentior cedit.

55. Was man selbst bekennet, brauchet keine Probe. Proprio consellio est optima probatio.

56. Weiberlob betrieget grob. Laus, fraus muliebria sunto.

57. Wenn man den Wolf nennt, so kommt er gerennt. Lupus in fabula.

58. Es ist besser ich habs, als hätts. Melior est res, quam spes.

59. Uebel gewonnen, Uebel zerronnen. Male parta male dilabuntur.

60. Bößer Rath schlägt seinen eignen Herrn.Malum consilium consultori pessimum.

61. Besser ist vorkommen, als nachkommen. Melius est prævenire, quam præveniri.

62. Noth bricht Eisen. Oder. Noth hat kein Gesetz.Necessitas non habet Legem. Vel: Necessitas caret leget.

[79] 63. Was man nicht kann meiden, muß man geduldig leiden. Tolerandum, quod non est mutandum.

64. Das Muß ist eine harte Speiße. Necessitas durum telum.

65. Ein Jeder machet sich sein Kreutz selbst. Quisque sui mali faber est.

66. Ein Jeder schadet sich selbst. Nemo hæditur nisi a seipso.

67. Es ist Nichts so klein gesponnen, es kömmt endlich an die Sonnen. Nihil opertram, quod non reveletur.

68. Nicht leicht begeht eine böse That, der Gott allzeit vor Augen hat. Non in peccatiam corruit, qui semper Dei meminit.

69. Zween Himmel kommen nicht nach einander.Nemo fruitur bonis præsentibus & æternis.

70. Wer sich zu gemein macht, der wird bald veracht. Nimia familiaritas parit contempitum.

71. Wo Nichts ist, da hat der Kaiser das Recht verloren. Nemo dat, quod non habet.

72. Niemand ist ohne Gebrechen. Oder: Ein Jeder hat seine Mängel. Nemo sine crimine vivit. Vel: Quilibet patitur suos manes.

73. Wachtbare Herren machen fleißige Knechte.Oculus Domini saginat equum.

74. Diensthaft seyn machet gute Freunde. Obsequlum amicos parit.

75. Ein Narr macht zehn Narren. Oscitante uno oscitat & alter.

[80] 76. Was seltsam ist, ist angenehm. Omne rarum, charum.

77. Die Sünde schleicht lieblich ein, zuletzt bringts große Pein. Peccatum blande ingreditur, sed in fine mordet ut coluber.

78. Weit von der Sünde, weit von der Hölle. Procul a crimine, procul a fulmine.

79. Weit davon, ist gut für den Schuß. Procul a Jove, procul a fulmine.

80. Spate Buße ist selten gut. Pœnitentia sera raro seria.

81. Der Esel läßt sich nicht zweymal aufs Eis führen. Piscator ictus sapit.

82. Versprechen macht halten. Promissum cadit in debitum.

83. Aus einem Schädlein wird oft ein großer Schaden. Parva sæpa scintilla magnum excitavit incendium.

84. Es kömmt selten etwas Besseres nach. Posteriora pejora prioribus.

85. Nach Leid kömmt Freud. Post nubila Phœbus. Vel: Post tristia læta sequntur.

86. Geld regiert die Welt. Pecuniæ obediunt omnia.

87. Wer Etwas thut mit Rath, den reuet nicht leicht die That. Consilio factum, non pœnitet esse peractum.

88. Wer zu Ehren kommen will, muß zuvor leiden Viel. Per angusta ad augusta.

89. Wer sich in die Gefahr begiebt, der kömmt in der Gefahr um. Qui se exponit, periculo, peribit in illo.

[81] 90. Wer an Gott denkt, um Nichts sich kränkt. Qui Deum videt, semper ridet.

91. Wie das Leben singt, der Tod nachklingt. Oder: Wie man lebt, so stirbt man. Qalis vita, finis ita. Vel: Qualis vita, mors est ita.

92. Wen Gott liebet, den züchtiget er. Quem Deus amat, castigat.

93. Viel Köpfe, viel Sinne. Quot capita, tot sententiæ.

94. Je böser der Mensch, je besser das Glück. Quo quis nequior, eo fortunatior.

95. Mit Schaden wird man witzig. Quæ nocent, docent. Vel: Quæ pungunt, ungunt.

96. Wer sich unter die Kleyen mischet, den fressen die Schweine. Qui sese furfuribus miscet, porcis papulo fit.

97. Was Einen nicht brennet, soll er nicht blasen.Quod me non tangit, non angit.

98. Je größer die Ehren, je größer die Gefahren. Quanto plus honoramur, tanto plus periclitamur.

99. Wie der Herr, so ist der Knecht. Qualis Rex, talis grex.

100. Wie die Frau, so ist die Magd. Qualis hera, talis pedissequa.

101. Wer nicht weis sich zu verstellen, weis auch nicht zu regieren. Qui nescit dissimulare, nescit regnare.

102. Eilen thut kein gut. Quod cito fit, cito perit.

103. Lang geborgt, ist nicht geschenkt. Quod differtur, non aufertur.

[82] 104. Wer sich selbst Nichts vergönnet, vergönnet auch Andern Nichts. Qui tibi nequam, cui bonus.

105. Wer recht thut, hat sich nicht zu fürchten.Recte faciendo neminem timeas.

106. Unter den Brüdern ist selten eine Einigkeit.Rara concordia fratrum.

107. Wer zu spät zum Essen kömmt, bekömmt Nichts. Servo venientibus ossa.

108. Gelehrten ist gut predigen. Sapienti pauca.

109. Was man nicht versteht, soll man nicht tadeln. Sutor! ne ultra crepidam.

110. Gleich und Gleich gesellet sich gerne. Similis simili gaudet. Vel: Corvus corvo assidet.

111. Es beklagen sich nur die Reichen. Semper avarus eget.

112. Wenn man die Narren gen Markt schickt, so lösen die Kramer Geld. Si stulti mercantur. mercatores faciunt lucrum.

113. Das Alter ist selbst eine Krankheit. Senectus ipsa est morbus.

114. Wer einmal betrogen hat, betriegt öfters.Semel malus, semper præsumitur malus.

115. Vorsehen machet das Uebel geringer. Tela prævisa minus feriunt.

116. Die Zeit wird Alles lehren. Tempus omnia dabit.

117. Wer hoch steigt, fällt hoch nieder. Tolluntur in altum, ut lapsu graviore ruant.

118. Man muß sich nicht in fremde Händel mischen. [83] Tua quod nihil refert, percontari desinas.

119. Wer die Wahrheit geiget, dem schlägt man den Fiedelbogen ums Maul. Veritas odium parit.

120. Angst und Noth machet gescheide Leute.Vexatio dat intellectum. Vel: Ubi crux, ibi Lux.

121. Besinn dich wohl, ehe du Etwas sagst, damit du nicht Reu davon tragst. Verba bis ad limam, quam semel ad linguam.

122. Wo man zusammenhält, kann es nicht leicht fehlen. Vis unita fortior.

123. Alles vergeht, Tugend besteht. Virtus post funera vivit.

124. Alles vergeht, wie der Schnee. Sic transit gloria mundi.

125. Alles ist eine Eitelkeit; außer Gott lieben. Vanitas vanitatum, & omnia vanitas, præter amare Deum.

126. Was wohl thut, währet eine kleine Zeit; was wehe thut, währt in Ewigkeit. Momentaneum est, quod delectat; æternum, quod cruciat.

127. Jedem Lappen gefällt seine Kappen. Me mea delectant, te tua, quemque sua.

128. Ein Jeder g'fällt sich selbsten wohl; drum ist die Welt der Narren voll. Stultorum plena sunt omnia.

129. Was du dir nicht gethan haben willst, thu auch Andern nicht. Quod tibi von vis fieri, alteri ne feceris.

[84] 130. Wer das Glück hat, führt die Braut heim. Cui fortuna favet, sponsa petita manet.

131. Ein Frommer denket nichts Uebel. Castis omnia casta.

132. Ein Jeder redet für seine Sache. Cicero pro domo sua.

133. Kurz und gut. Brevitas delectat.

134. Der Bart machet Niemanden zum Doktor. Oder: Junge Leute haben auch Hirn. Barba non facit Philosophum.

135. Es liegt nicht allezeit an der Größe: sonst überliefe die Kuhe einen Hasen. A cane non magno sæpe tenetur aper.

136. Wohl angefangen, ist halb gewonnen. Dimidium facti, qui bene cæpit, habet.

137. Unterschiedlich ist angenehm. Varietas delectat.

138. Den das Gewissen drücket, meynt, es sey Alles auf ihn geredet. Conscius ipse sibi de se putat omnia dici.

139. Wie die Eltern, so die Kinder. Non procul a proprio stipite poma cadunt. Schlimme Eltern, schlimme Kinder. Ex ovis pravis non bona venit avis.

140. Ein Narr ist ein Narr, und bleibt ein Narr.Stultus stultitiam pingit ubique suam.

141. Ist überall bekannt, brauchet keine Probe.Lippis tonsoribus notum est.

142. Man muß Niemanden in sein Handwerk eingreifen. Falcem ne mittas in alienam messem.

[85] 143. Nicht ein Jeder giebt einen Doktor ab. Non e quovis ligno fit Mercurius.

144. Den Menschen kennet man aus seinen Kameraden. Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se.

145. Auch gescheide Leute übersehen es zu Zeiten. Quandoque bonus dormitat Homerus.

146. Um eine schlechte Sache soll man das Maul nicht aufthun. De minimis non judicat Prætor.

147. Wer sein Recht behauptet, thut einem Andern keinen Schaden. Qui suo jure utitur, nemini facit injuriam.

148. Die äußerste Noth machet Alles gemein. In extrema necessitate omnia sunt communia.

149. Niemand kann in seiner eignen Sache einen Richter abgeben. Nemo Judex in propria causa.

150. Ein Zeuge ist kein Zeuge. Unus testis, nullus testis.

151. Der Kläger muß es probiren, nicht der Verklagte. Reo negante, actori incumbit probatio.

152. Wer den Nutzen hat, soll auch die Last tragen. Qui sentit commodum, sentiat & onus.

153. Wer die Last trägt, soll auch den Nutzen haben. Qui sentit onus, sentiat & commodum.

154. So lang der Streit währt, soll man [86] nichts Neues anfangen. Lite pendente, nihil est innovandum.

155. Man soll Niemanden für schuldig halten, bis es probirt wird. Nemo præsumitur malus, nisi probetur.

156. Aus zwey Uebeln muß man das kleinste erwählen. Ex duobus malis minus est eligendum.

157. Was Alle antrifft, muß auch von Allen gut geheißen werden. Quod omnes tangit, ab omnibus est approbandum.

158. Man soll durch fremden Schaden witzig werden. Felix, quem faciunt aliena pericula cautum.

159. Die Gewohnheit läßt sich hart ändern. Consuetado est altera natura.

160. Untergeben seyn ist eine harte Pein. Alterius non sit, qui suus esse potest.

161. Zu Viel ist ungesund. Omne nimium vertitur in vitium.

162. Mittelmäßig ist gut. Medium tenuere beati.

163. Alles mit Manier. Est modus in rebus.

164. Uebereile dich nicht. Festina lente.

165. Eilen thut kein gut. Quod cito fit, cito perit.

166. Gott Lob! Deo sint laudes! Deo gratias!

167. Zur Gesundheit! Sanitati! Proficiat! Prosit! Conducat! Deus benedicat!

168. Mit Gunst zu reden. Salva venia. Salvo honore. Bona venia.

[87] 169. Wer Andere will strafen, muß sein Laster vorher abschaffen. Si culpare velis, culpabilis esse cavebis.

170. Wer ein gutes Gewissen hat, lachet die Lügen aus. Conscia mens recti samæ mendacia ridet.

171. Zupfe dich selbst bey der Nase. Oder: Kehre vor deiner Thür. Nosce te ipsum.

172. Wer gerne forschet, verschweigt nicht gerne.Percontatorem fugito, nam garrulus idem est.

173. Aus Nichts wird Nichts. Ex nihilo nihil fit.

174. Was verbothen ist, thut man gerne. Nitimur in vetitum semper, cupimusque negata.

175. Es geht auf den alten Schlag. Itur in antiquam silvam.

176. Das Glück ist kugelrund. Fortuna volubilis errat.

177. Wo die Katze hinaus, da regieret die Maus im Haus. Sceptra gerunt mures, ubi catum non habent ædes.

178. Wie die Alten singen, so zwitschern auch die Jungen. A bove majori discit arare minor.

179. Gott läßt mit sich nicht scherzen. Ante Dei vultum nihil unquam restat inultum.

180. Kein Scheermesser schärfer schiert, als wenn ein Bauer ein Edelmann wird. Asperius nihil est humili, cum surgit in altum.

181. Man muß Etwas wagen. Tentare licet.

[88] 182. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Audaces fortuna juvat, timidosque repellit.

183. Wein und Geld verkehrt die Welt. Bacchus & argentum mutant mores sapientum.

184. Es vergeht Alles mit der Zeit. Tempora mutantur, & nos mutamur in illis.

185. Viel Sachen probiren, thut manchen verwirren. Pluribus intentus, minor est ad singula sensus.

186. Zorn ohne Macht wird nur ausgelacht. Si desint vires, vana est sine viribus ira.

187. Man muß bisweilen den guten Willen fürs Werk annehmen. Si desint vires, tamen est laudanda voluntas.

188. Man muß bisweilen lustig seyn. Interpone tuis interdum gaudia curis.

189. Was das Hänsl nicht lernet, lernet Hanns nimmermehr. Qui non est hodie, cras minus aptus erit.

190. Jung gewohnt, alt gethan. Quod juvenis suescit, senex dimittere nescit.

191. Man muß zuvor Etwas leiden, wenn man will kommen zu Freuden. Dulcia non meruit, qui non gustavit amara.

192. Glück hat, der Gott auf seiner Seite hat. Felix, cui militat æther.

193. Dien' Gott allein; die Welt laß seyn. Fide Deo soli; quod amat caro, quærere noli.

5. Kapitel

[89] Fünftes Kapitel.
Lustige Scherzfragen.

1. Wer ist nur wenige Tage jünger, als seine Mutter?


Antwort. Adam, welcher wenige Tage nach der Erde, woraus er gebildet wurde, erschaffen worden, 4052 Jahre vor Christi Geburt, und 930 Jahre gelebet hat.


2. Wer ist gebohren, hat gebohren, ist nicht gestorben, und lebet doch nicht mehr?


Antwort. Des Loths Weib: denn sie ist in eine Salzsäule verwandelt worden, als sie beym Ausgange aus Sodoma nach derselben Stadt noch einmal umgesehen hat.


3. Was ist Dieß: Ich habe keine Mutter, und mein Vater ist mein Mann?

Antw. Die Eva.
4. Welcher Mensch ist gebohren, und doch nicht gestorben?

Antw. Der Henoch: denn er ist lebendig von Gott ins Paradies entzücket worden.

[90] 5. Wer ist einmal gebohren, und zweymal gestorben?

Antw. Lazarus: denn dieser war zuvor schon einmal gestorben; nachdem ihn aber Christus der Herr von den Todten auferwecket, ist er wiederum gestorben.


6. Wer ist gebohren worden, ehe sein Vater gebohren war?

Antw. Kain: denn sein Vater, der Adam, ist nicht gebohren, sondern erschaffen.

7. Wer hat geschrieen ohne Zunge?

Antw. Des Abels Blut, nachdem er von seinem Bruder Kain erschlagen worden im Jahre der Welt 130. Und dieses ist der erste Todtschlag in der Welt.


8. Wer hat geschrieen, daß man es in der ganzen Welt gehöret?


Antw. Der Esel in der Arche Noe: denn da war die ganze Welt beysammen; weil all das Uebrige in der Sündfluth ertrunken.


9. Wo haben die Menschen den ersten Löffel genommen?

Antw. Beym Stiele.
10. Wo haben die Menschen den ersten Nagel hingeschlagen?

Antw. Auf die Blatten.
11. Wer hat auf seiner Mutter Holz gehauen?

Antw. Adam: denn die Erde war seine Mutter, aus welcher er gekommen, und gemacht worden.
[91] 12. Welches sind die kleinsten Fische?

Antw. Die den Schweif nächst am Kopfe haben.
13. Welches ist der größte Fisch?

Antw. Der Stockfisch: denn sein Kopf ist in Holland, der Schweif aber in Deutschland.

14. Was bringet die Mutter auf die Welt, so nach einem Jahre wieder in der Mutter Leib kehret, als dann viel Kinder erzeuget, welche meistens dasselbe Jahr sterben müssen?


Antw. Das Korn, so man aussäet.


15. Welches Thier trinkt das schätzbarste Getränk?

Antw. Die Flöhe, trinken Menschenblut.
16. Wie kommen die Flöhe zum Menschen?

Antw. Schwarzbraun.
17. Wie viel Flöhe gehen auf ein Loth?

Antw. Keiner: denn sie hüpfen darauf.
18. Warum werden oft hohe Ehrendienste den Unwürdigsten gegeben?

Antw. Man leget billiger die schwere Last auf Esel, als auf verständige Menschen.

19. Was ist von einem Spieler zu hoffen?

Antw. Das Geld. Es hatte einst Einer Alles verspielt, und gieng weinend nach Haus; da wurde er gefragt: Was hast du dann, daß du so weinest? A. Nichts.


[92] 20. Mann und Weib, wer aus Beyden ist das Gescheideste?

Antw. Das Weib: denn ein einziges Weib kann viele Männer zu Narren machen.

21. Welches ist der stärkste Buchstabe im A. B. C.

Antw. Das O: denn es hält Roß und Wagen auf. E (Die Ehe) ist noch stärker: hält Mann und Weib zusammen, so lang sie leben.


22. Welches ist der mittlere Buchstabe im A. B. C.

Antw. Das B.

23. Es ist nicht in Spanien, sondern in Oranien;
Es ist nicht in Wien, sondern in Berlin;
Es ist nicht im Mayn, sondern im Rhein.
Es ist nicht in Meißen, sondern in Preussen?

Antw. Der Buchstabe R.
24. Womit nimmt der Tod seinen Anfang, und die Welt ihr Ende?

Antw. Mit dem Buchstaben T.

25. Was ist ärger, als die Hölle?

Antw. Ein böses Weib: denn die Hölle plaget nur die bösen Männer; ein böses Weib aber plaget auch die guten Männer.


26. Was ist Das: Ein Lebendiger erwecket mit zween Todten einen Lebendigen?


Antw. Feuerschlagen: denn der Mensch erwecket mit dem Feuersteine und Feuereisen, [93] welche Beyde todt sind, das Feuer, welches lebendig ist.


27. Was läuft ohne Füße?

Antw. Die Sonne und die Zeit.
28. Was schlägt ohne Hände?

Antw. Der Donner.

29. Was ist Das: Wenn ichs sehe, so hebe ichs nicht auf; wenn ichs aber nicht sehe, so hebe ichs auf?


Antw. Eine Haselnuß, die ein Loch hat.


30. Wie kann man lang am Holze haben, und genugsam sich erwärmen?


Antw. Man soll mit einer Bürde Holz die Stiegen auf- und ablaufen, so wird Einem warm, und man kann das Holz ersparen.


31. Wie kann man reich werden?

Antw. Hast du Geld, so behalts. Hast du keins, so sorge dir darum.
32. Einer hats gehabt, der Andre hat es noch; der Dritte hätte es gerne?

Antw. Geld. Der Erste ist der Verschwender; der Zweyte der Geizige; der Dritte der Arme.
33. Welches ist das nützlichste Wasser?

Antw. Der Urin, denn man belohnet den Arzt davon, wenn er ihn nur anschauet.

34. Welches ist das theurste Wasser?

Antw. Welcher der Wirth unter den Wein mischet. Es begehrt einsmals ein Gast von [94] des Wirthes Töchterlein ein Wasser, damit er es unter den aufgesetzten Wein schütten könnte. Das Töchterlem sagte: Herr! ihr habet des Wassers nicht vonnöthen; denn mein Vater hat denselben mit einer guten Stütze voll des Wassers heute Nacht schon abgekühlet.


35. Was ist auf der Welt das Verhaßteste?

Antw. Die Wahrheit: denn, wer die Wahrheit geiget, dem schlägt man den Fiedelbogen ums Maul.
36. Wer hat die erste Masquerade aufgebracht?

Antw. Der Teufel: denn dieser hat im Paradiese als eine verstellte Schlange die Eva betrogen.
37. Was ist das Beste am Getränke?

Antw. Daß es im Schlunde nicht stecken bleibt, sonst würde mancher Saufaus ersticken.
38. Was ist das Beste am Salat?

Antw. Daß er sich biegen läßt.
39. Was ist das Beste am Kalbskopf?

Antw. Das Kalb.

40. Welches ist das geschmackeste Fleisch?

Antw. Das Flohfleisch: denn die Weiber lecken schon die Finger darnach, wenn sie einen Floh fangen wollen.


41. Was geht in das Holz, und sieht hinter sich?

Antw. Die Holzhacke die der Bauer, wenn er in das Holz geht, auf der Achsel trägt.
[95] 42. Warum schabet man den Käß?

Antw. Wenn er Federn hätte, so würde man ihn rupfen.
43. Wie kann man Fleisch einsalzen, daß es gut bleibe von einem Jahre bis in das andere?

Antw. Salze es am neuen Jahrsabende ein, so bleibt es gut bis ins andere Jahr.
44. Welches ist das treuste Thier?

Antw. Eine Laus: denn sie läßt sich mit Einem henken.
45. Wann sind die längsten Tage im Jahre?

Antw. Wann die kürzesten Nächte sind,
46. Wo sind die höchsten Berge?

Antw. Wo die tiefsten Thäler sind.
47. Mann und Bart, welcher aus Beyden ist eher gewesen?

Antw. Der Bart: denn die großbärtigten Geisen sind eher, als die Menschen, erschaffen worden.
48. Welches ist der stärkste und doch der wohlfeilste Wein?

Antw. Der Gänsewein, das ist, das Wasser: denn es ist so stark, daß es ein Mühlrad treibt.
49. Wie kann man Isak mit einem Buchstaben schreiben?

Antw. Wenn man Einem ein J auf seinen Sack schreibt.
[96] 50. Wie kann man mit einer weißen Kreide gelb, grün, oder schwarz schreiben?

Antw. Schreib schlechthin die Worte gelb, grün, schwarz.

51. Es liegen drey Diebe im Kerker, Einer hat so Viel gestohlen als der Andere; welchen aus diesen Dreyen henkt man zum Ersten?


Antw. Den Zweyten henkt man ja zu dem Ersten.


52. Wenn Einer in Amberg zum Nabburger Thor hinein geht, was steht ihm auf der rechten Hand?

Antw. Die fünf Finger.
53. Wie viel gehen Wege von Amberg nach Regensburg?

Antw. Keiner: denn alle Wege muß man selber gehen, reiten oder fahren.
54. Was kostet zu Amberg eine Maaß bitter Bier?

Antw. Das Maul: denn das Maul kostet, oder verkostet das Bier.
55. Warum wird das Haar auf dem Kopfe eher grau, als der Bart?

Antw. Weil der Bart beyläufig um 20 Jahre jünger ist, als das Haar auf dem Kopfe.
56. Welche Speise kann man nicht essen?

Antw. Die Glockenspeise.
[97] 57. Was ists Beste am Backofen?

Antw. Daß er das Brod nicht frißt.
58. Wo bist du hingegangen, da du zwölf Jahre alt warest?

Antw. In das dreyzehnte.
59. Wann erschrecken die Hunde am meisten?

Antw. Am Freytage nach Ostern, da meynen sie, es fange die Fasten wieder an.
60. Wann thun dem Hasen die Zähne wehe?

Antw. Wann ihn die Hunde beißen.
61. Welche Kerzen brinnen länger, die Wachskerzen oder die Unschlittkerzen?

Antw. Es brinnt keine länger, sondern alle beyde kürzer.
62. Worum hat der Mann einen Bart?

Antw. Um das Maul.
63. Worum henkt man die Diebe?

Antw. Um den Hals.
64. Welche Thiere leben ohne Blut, und sind doch zu essen gut?

Antw. Der Schneck, der Krebs, die Austern und die Meerspinne.
65. Was ist innen hohl, und außen aller Löcher voll?

Antw. Der Fingerhut.
[98] 66. Welches Handwerk geht, und welches steckt am meisten?

Antw. Das Schusterhandwerk geht, und das Naglerhandwerk steckt am meisten.

67. Was ist Das: Es ist nicht Viel größer als eine
Maus, und ziehens vier Pferde nicht einen Berg hinauf?

Antw. Ein Zwirnknäuel.

68. Wie wolltest du unter einem Hut drey Bissen Brod hervor nehmen und essen, darnach aber wieder geschwind unter den Hut bringen?


Antw. Ich wollte die drey Bissen Brod unterm Hut hervornehmen und essen, hernach den Hut vom Tische nehmen und auf den Kopf setzen, so sind sie wieder unter dem Hut.


69. Wie wolltest du einen Wolf, eine Geise, und einen Krautstengel über das Wasser bringen, daß Eins das Andere nicht auffresse: denn der Wolf frißt die Geise, die Geise Krautstengel.


Antw. Erstlich nehme ich die Geise, und führe selbe hinüber, und laß sie darüben am Gestade. Nachgehends führe ich den Wolf hinüber, und daß der Wolf die Geise nicht fresse, führe ich die Geise wieder zurück zu dem Krautstengel; damit aber die Geise den Krautstengel nicht fresse, führe ich den Krautstengel [99] hinüber zu dem Wolfe: denn der Wolf frißt den Krautstengel nicht. Letztlich nehme ich die Geise, und führe selbe auch hinüber. Also läuft die Sache ohne Schaden ab.


70. Für was bitten die Bauren den lieben Gott am meisten?

Antw. Für die Pferde: denn, wenn dieselben abgiengen, würden die Edelleute auf den Bauren reiten.

71. Saget man recht: Kein Bethen hilft nicht; kein Fluchen schadet nicht?

Antw. Ja: denn kein Bethen, das ist, wenn man nicht bethet, das hilft nicht; kein Fluchen, das ist, wenn man nicht fluchet, schadet nicht.


72. Wie kannst du Deinde mit zwey Buchstaben schreiben?

Antw. Ich mache ein großes D und schreibe in dieses ein kleines d so heißt es De in de.

73. Wenn 9 Vögel auf dem Baume sitzen, und du 3 davon todt schießest, wie viel bleiben auf dem
Baume?

Antw. Keiner: denn die übrigen fliehen davon.

74. Was ist Das: Etwas ist Nichts, und Nichts ist Etwas. Wenn nun Nichts Etwas ist, so muß Etwas Nichts seyn.


Antw. Der Schatten von der Sonne ist ein Schein eines Dinges, und ist doch an sich selbst Nichts.


[100] 75. Wie kannst du in einem Tage 50 Paar Schuhe machen?

Antw. Ich nehme so viel Stiefel, und schneide sie ab, so hab ich 50 Paar Schuhe.
76. Was geht durch das Wasser, und netzet sich nicht?

Antw. Die Sonne.

77. Was ist Das: Der es machet, der braucht es nicht; der es kaufet, der will es nicht; und der es brauchet, der weis es nicht.


Antw. Eine Todtenbahre.


78. Was für Gutthaten machen Feindschaft.

Antw. 1. Geldausleihen. 2. Zur Heirath helfen. 3. Bürgschaft leisten.

Wer viel Geld hat auszuleihen,
Muß der Freundschaft sich verzeihen:
Denn der Tag zum Wiedergeben
Pflegt alle Freundschaft aufzuheben.
Leihst kein Geld, so ist es Zorn;
Leihst du Geld, so ist der Freund verloren.
Doch ist besser der erste Zorn,
Als Geld und Freund zugleich verloren.
Gedruckt vor einem Jahr,
Da Kredit gestorben war.
79. Was verlängert dem Menschen das Leben?

Antw. Vier F. Friede, Freude, Frömmigkeit, Freyheit.
[101] 80. Was verkürzet dem Menschen das Leben?

Antw. Vier Z. Zank, Zorn, Zechen, Zwang
81. Was machet den Menschen beliebt?

Antw. Drey D. Demuth, Dankbarkeit, Dienstbarkeit.
82. Was ist gewesen, und kann nicht wieder werden?

Antw. Die Zeit; darum wende sie fleißig an.
83. Was verblendet den Menschen am meisten?

Antw. Die Einbildung.
84. Was ist das Stärkste bey dem Menschen?

Antw. Die Geduld: denn die Geduld überwindet Alles.
85. Wer machet alle Menschen gleich?

Antw. Der Tod.
86. Was ist der Geldkasten eines Reichen?

Antw. Ein Grab, in welchem das Leben der Armen vergraben liegt.
87. Wer ist der beste Lehrmeister?

Antw. Das Unglück.

88. Welches sind die 3 guten Mütter, die schlimme Töchter gebahren?

Antw. Die Wahrheit gebährt den Neid; die Glückseligkeit Hoffart; die Sicherheit Gefahr; die Verträulichkeit Verachtung.


89. Welches ist der herrlichste Sieg?

Antw. Sich selbst überwinden.
90. Wer schläft am sichersten?

Antw. Der im Bette eines guten Gewissens liegt.
[102] 91. Wer hat den Himmel auf der Welt?

Antw. Der will, was Gott will.
92. Wenn Zwey miteinander zanken, wer ist aus Beyden der Gescheidere?

Antw. Der nachgiebt: denn der Gescheidere giebt nach.

93. Was machet den Tod eher kommen?

Antw. Unzucht. 2. Ein armseliges Hauswesen. 3. Unmäßigkeit im Essen und Trinken. 4. Eine angesteckte Luft.


94. Was machet ein unruhiges Haushalten?


Antw. 1. Ein Weib, so regieren will. 2. Ungerathene Kinder. 3. Ein stutziger Diener. 4. Anlauf der Befreundten.


95. Aus was erkennt man den Menschen?


Antw. 1. Aus der Rede. 2. Aus der Kleidung. 3. Aus der Bewegung des Leibs. 4. Verrichtung der Arbeit.


96. Welches sind die undankbarsten Leute?

Antw. Die Soldaten: denn sie verschießen ihre eigne Patronen.
97. Was thut man, ehe man aufsteht?

Antw. Niederliegen.
98. Was ist in der gantzen Welt der Brauch?

Antw. Das man das Holz nach der Länge kliebt.
99. Was heißt eine Pastete auf Lateinisch?

Antw. Quidquid latet, apparebit.
[103] 100. Was für Soldaten giebt man in die Wäsche?

Antw. Die Korporal.
101. Welche Augen sehen am wenigsten?

Antw. Die Hühneraugen.
102. Welches sind die barmherzigsten Leute?

Antw. Die Schuster: denn sie geben allen Leuten Quartier.
103. Welche Kappen scheinen aus Holz gemacht zu seyn?

Antw. Die Schlägel, welche die Geistlichen tragen.
104. Welche Vögel erschrecken die Leute?

Antw. Die Steuern.
105. Welcher Apostel ist Stabsoffizier geworden?

Antw. Der Jakob Major, weil er Major geworden.
106. Wo gehen die Rathsherren auf den Köpfen?

Antw. Wo sie Nägel in den Schuhen haben.
107. Was ist die heilige Schrift? ein Bübel, oder ein Mägdel?

Antw. Ein Bibel.
108. Was haben die Kapuziner für Spielleute?

Antw. Die Portner: diese machen ihnen auf.

[104] 109. Wer erkennet Gott, glaubt an Gott, liebet Gott, und läuft doch davon, wenn man von Gott redet?


Antw. Der Bettler.


110. Welche sind die vier Nächsten bey Gott?

Antw. Des Priesters seine 4 Finger, wenn er aufwandelt.

111. Welches sind auf der Welt die größten
Narren?

Antw. Die Schützen: sie setzen das Geld mit zwey Augen, und mit einem wollen sie es gewinnen.
112. Wem kann man am füglichsten den Titel Ihro Durchleucht geben?

Antw. Einer Laterne, weil sie durchleuchtet.
113. Wer ist der vornehmste Baron?

Antw. Der Barometer: weil er Meter unter den Baronen ist.
114. Welche Leute haben das heiligste Leben geführt?

Antw. Die Juden, da sie Christum führeten.
115. Was für Leute wären gerne einäugig?

Antw. Die Blinden.
116. Wie fängt man die Fische?

Antw. Alle naß.
117. Wer hat das erste Chronologicum gemacht?

Antw. Gott Vater, da er gesagt: Fiat.
[105] 118. Welcher Handelsmann schlägt am wenigsten auf seine Waare?

Antw. Der Glashändler: denn es zerbräche dieselbe, wenn er darauf schlüge.

119. Wie kann man mit einer Nummer 15 schreiben?

Antw. Schreib 9, und kehre die Ziffer unter und über sich, so machet es 6, und zusammen gerechnet, 15 aus.


120. Es fliegt, und hat keine Flügel; es setzet sich, und hat keinen Hintern; es geht, und hat keine Füße?


Antw. Der Schnee.


121. Wie weit ist's von Augsburg nach Oberhausen?

Antw. Eine kleine halbe Stunde und 2 Zoll: der bischöfliche, und der Stadtzoll.

122. Wie kann man von einer Wurst den vordern Theil erkennen?

Antw. Lege dieselbe auf die Achsel, so wirst du den vordern von dem hintern Theile unterscheiden können.


123. In was für einer Stadt sterben die mehresten Leute?

Antw. In der Bettstatt.
124. Was hat eine Brücke für Krankheiten?

Antw. Sie leidet an Sand und Gries, und hat den Durchlauf.
[106] 125. Was haben die Postpferde für Krankheiten?

Antw. Das Seitenstechen.
126. Wo ersaufen die mehresten Leute?

Antw. In dem Wasser.
127. Wer kömmt zum Ersten in die Kirche?

Antw. Der Zweyte.
128. Wo schmeckt der Wein am besten?

Antw. Auf der Zunge.
129. Wo sind die ersten Bäume gewachsen?

Antw. Auf dem Stammen.
130. Welche Leute sind beständig gastfrey?

Antw. Die Bettelleute: denn sie sind beständig frey von Gästen.
131. Welches ist das schwerste Holz?

Antw. Der Bettelstab.
132. Wo kommen alle Säcke zusammen?

Antw. Bey der Nath.
133. Wer kann alle Sprachen reden?

Antw. Das Echo.
134. Welche Namen sind die besten?

Antw. Die Einnahmen.

135. Was ist Das: Wer es hat, der sagt es nicht; wer es bekömmt, der kennt es nicht; und wer es kennt, der will es nicht?


Antw. Das falsche Geld.


[107] 136. Man machet mich, von Löchern gantz

durchgraben, und Keiner will mich doch gern durchsichtig haben. Was ist dieß?

Antw. Ein Geldbeutel.

137. Ich kann durch mein Geschrey die ganze Stadt erregen;
Doch bin ich zum Geschrey gar schwerlich zu bewegen:
Kein Wort kann bringen ich im Schreyen auf die Bahn,
Ich stoße gar zu sehr mit meiner Zunge an.
Was ist dieß?

Antw. Eine große Glocke.

138. Wo haben die Meere und Flüsse kein Wasser, die Städte keine Häuser, und die Felder keine Früchte?


Antw. Auf der Landkarte.


139. Du suchst das Licht, und scheust das Licht; dir raub' ich es, und raub' dir's nicht. Was ist dieß?


Antw. Ein Lichtschirm.


140. Was ist Dieß: Je Mehr man davon nimmt, desto größer wird es; und je Mehr man dazu thut, desto kleiner wird es?


Antw. Ein Loch.


[108] 141. Ein Blinder sah einen Hasen laufen, ein Lahmer lief ihm nach, ein Nackter steckt ihn ein, und trug ihn nach Hause. Was ist das?


Antw. Eine Lüge.


142. Drey Personen spielten die ganze Nacht zusammen, und wie sie aufhörten, hatte ein Jeder gewonnen. Wer sind diese?


Antw. Die Musikanten.


143. Welche Leute dürfen vermöge ihres Amtes keine Frau öffentlich nennen?

Antw. Die Nachtwächter; denn sie müssen rufen:Ihr Herren laßt euch sagen etc.

144. Wie ich bin, so bleibe ich: bin ich jung, so bleibe ich jung; bin ich alt, so bleibe ich alt. Ich habe Augen, und sehe nicht; Ohren, und höre nicht; einen Mund, und rede nicht. Was ist dieß?


Antw. Ein Portrait.


145. Man kocht's nicht, man käut's nicht, man schlingt's nicht; und es schmeckt doch Vielen gut. Was ist dieß?


Antw. Der Rauchtaback.


146. Zwey Köpf, und nur zwey Arme; sechs Füß', und nur zehn Zäh'n;

Vier Füße nur im Gange; wie soll ich das versteh'n?


Antw. Ein Reiter.

[109] 147. Was ist das Höchste auf einem Kirchthurme?

Antw. Der Rost.
148. Welcher Sache vertraut der Mensch am meisten?

Antw. Den Schlössern.
149. Ich gehe alle Tage aus, und bleibe dennoch stets zu Haus. Was ist dieß?

Antw. Die Schnecke.

150. Was ist Dieß: Ich bin glänzend, schön und rein,
Aber schmutzig hinter drein?

Antw. Der Schnee.
151. Welches Wasser steigt von der Erde in den Himmel?

Antw. Die Thränen der Frommen.
152. Was ist für ein Unterschied zwischen Dem, der anklopft, und zwischen Jenem, der aufmacht?

Antw. Die Thür.
153. Warum essen in einem Spitale die alten Weiber Mehr, als die jungen?

Antw. Weil keine junge darinnen sind.
154. Wann sind kleine Aepfel, und andere kleine Früchte am besten zu essen?

Antw. Wann man keine größere haben kann.

[110] 155. Wir sind der Männer acht, und drey und siebenzig Weiber;
Wir haben nur ein' Seel', und ein und achzig Leiber:
Wenn nun die kranke Seel' sich ändert und zerschnellt,
So fällt der g'sunde Leib in all' vier Theil' der Welt.
Wir sind theils braun, theils schwarz, die Leut' wir machen schnappen;
Die Weiber gehen bloß, die Männer tragen Kappen,
Die Weiber sind bey uns kurz, ja fast noch so klein;
Die Vater führen oft zwey zarte Kinderlein.
Die Männer bitten nur, die Weiber aber grüßen;
Und diese Höflichkeit will unsre Feind' verdrießen.
Die Trübsal können wir fast nicht allzeit vermeiden;
D'rum tragen wir auch oft daran das Kreuz und Leiden.
Glückselig der uns liebt, obwohl wir selbst kein Glück.
Denn unsre beste Freund' verdammen uns zum Strick.
Was ist wohl dieß?

Antw. Ein Rosenkranz.

6. Kapitel

I. Von der Welt insgemein
I. Von der Welt insgemein.

1. Was ist die Welt, worinn wir wohnen?


Die Welt ist eine große runde Kugel, die aus Erde und Wasser besteht. Das Wasser ist theils Meer, theils See, theils Flüsse. Das Meer, welches die großen Stücke der Erde umgiebt, heißt der Ozean, das hohe Meer, oder die offne See. Das trockne Land aber ist die Erde.


2. Wie kann die Welt rund seyn, da sie doch so viel hohe Berge und tiefe Thäler hat?


Antw. Es ist wahr, daß sie hohe Berge und tiefe Thaler hat; aber all Dieses trägt gegen die Größe der Erde so Wenig aus, als der kleinste Splitter an einer Kugel. Zudem, wenn die Erde nicht rund wäre, sondern gerade Seiten hin hätte, so könnte man von einer Höhe dieselbe ganze Seite über 1000 Meilen übersehen, als wie man einen glatten Tisch übersehen kann. Nun ist aber bekannt, daß man nirgends über 30 Meilen weit auf der Erde oder zu Wasser hinsehen kann, weil sie sich gewölbet.


3. Wie groß ist die Welt?


Antw. Sie hat 5400 deutsche Meilen (eine deutsche Meile machet zwey Stunden aus) [112] im Umkreise; wenn Einer also alle Tage 5 Meilen gerade fortreisen könnte, so hätte er 1080 Tage, das ist 3 Jahre, weniger 5 Tage herum zu reisen.


4. Wenn Einer unter seinen Füßen durchfallen sollte, wo fiele er hin?


Antw. Er fiel nicht weiter, als bis in die Mitte der Erde, weiter kann er nicht fallen: denn was von dieser Mitte der Erde weggeht, das geht aufwärts. Wollte also ein Mensch über die Mitte der Erde hinüber, so müßte er steigen, und nicht fallen.


5. Wie weit ist es hinunter bis in die Mitte der Erde?


Antw. Es sind, wie die Meisten dafür halten, 900 deutsche Meilen bis in die Mitte der Erde, aufwärts sind wiederum 900 Meilen; folglich ist die Welt 1800 Meilen dick. Wenn nun Einer in einer Stunde 16 Meilen hinauf liefe, so käme er in zween Tagen, acht und einer Viertelstunde zu der Mitte der Erde.


6. Wohnen unter uns auch Leute?


Antw. Ja, es wohnen dort auch Leute, und diese heißt man Antipodes, Gegenfüßler, das ist, die ihre Füße gegen die unsrigen kehren. Einige Ungeschickte meynen, wenn Menschen unter uns wohnen sollten, so stünden sie unter über sich, kehrten die Füße über sich, und müßten also fallen etc. Aber nein: denn, weil Das, was von der Mitte der Erde weggeht, also aufwärts zu ihnen geht, als wie es zu uns [113] heraufgeht, so kehren sie die Füße zur Mitte der Erde, und treten also die Erde mit Füßen, wie wir; sehen über sich den Himmel, wie wir. Fallen können sie auch nicht, sie müßten nur gegen den Himmel hinauf fallen.


7. Kann man die Welt auf dem Meere umfahren?


Antw. Bey den Alten war es ein Mährchen, wenn Einer vorgab, daß er die ganze Welt umgereiset; heut zu Tage aber sehen wir, daß es wohl möglich sey, die ganze Welt zu umfahren. Also hat dieselbe zu Wasser umsegelt im Jahre 1510, innerhalb 3 Jahren, Ferdi nandus Magellanus, ein Portugiese. Dem ist nachgefolget Franciscus Draco, ein engländischer Edelmann, im Jahre 1577, der innerhalb 2 Jahren und 10 Monaten die ganze Welt auch umsegelt, und mehr als 24 Tonnen Golds mit sich nach Haus gebracht. Diese Reise haben auch glücklich vollbracht Thomas Candischius, ein Engländer, im Jahre 1586; Olivier, vonNort, ein Holländer, im Jahre 1698; Georg Spiegelberg, ein Niederländer, im Jahre 1614; und Wilhelmus Schout, im Jahre 1615. Mehrere Andere bey unsern Zeiten.


8. Wie viel hat die Welt Theile?


Antw. Sie hat vier Haupttheile, oder Länder, die uns bekannt sind. Als 1. Europa, so gegen Mitternacht liegt; 2. Asia, so gegen Aufgang liegt; 3. Afrika, so gegen Mittag liegt; Amerika, so gegen Abend liegt.


[114] 9. Giebt es auch Länder, die noch nicht bekannt sind?


Antw. Obschon von der Zeit an, als Christophorus Columbus im Jahre 1492 Amerika oder die sogenannte neue Welt erfunden, sehr viel Länder entdecket worden, so giebt es doch noch einige, die noch nicht recht bekannt sind, absonderlich das Land, welches ganz gegen den Nordpol liegt: denn man kann wegen Eis und Kälte nicht recht zukommen.


10. Wie viel sind Menschen auf der ganzen Welt?


Antw. Das läßt sich eigentlich nicht sagen; doch will Isaak Volsius behaupten, daß über 500 Millionen nicht seyn sollen. Der gelehrte Engländer Petrus will gar nur 400 Millionen zulassen. Aber sie irren sich weit: indem heut zu Tage das Kaiserthum China in Asien allein über 200 Millionen Menschen zählet. Besser trifft die Sache der vortreffliche MathematikerErhard Weigel, welcher saget, daß 1000 Millionen Menschen auf der ganzen Welt wohnen; und rechnetalso:

In Asia zum wenigsten500 Million.
In Afrika nur100 Million.
In Amerika, und den300 Million.
unbekannten Ländern
In Europa 99 Millionen,100 Million.
anstatt derer man wohl die
volle Zahl setzen mag
Zusammen1000 Million.

[115] 11. Ist die Erde größer als das Meer?


Antw. Nein, sondern das Meer ist weit größer als die Erde: denn das Merr nimmt schier dreymal so viel Platz ein, als die Erde; daß also die Erde gleichsam in dem Wasser schwimmt.


12. Giebt es Berge und Thäler in dem Meere?


Antw. Ja, es giebt nicht nur Berge und Thäler darinn, sondern auch Bäume, Hecken, Wiesen, und allerhand Gewächse, wiewohl einer andern Art, als auf der Erde: denn im Wasser sind sie weich, wann mans aber über das Wasser bringet, so werden sie hart, wie Stein.


13. Giebt es auch Thiere im Meere?


Antw. Ja, es giebt allerhand Thiere darinn, als: Meeraffen, Meerdracken, Meerschweine, Meerfüchse, Meerigel, Meerkälber, Meerochsen, Meerkühe, Meerkatzen, Meerhunde, Meermenschen, Meermänner, Meerweiber, die man Sirenen heißt, und die am obern Leibe einem Weibsbilde, am unterm Leibe aber einem Fische gleichen.


14. Wie tief ist das Meer?


Antw. Das Meer ist gemeiniglich drey deutsche Meilen tief, an etlichen Orten ist es auch tiefer, bisweilen findet man gar keinen Grund.

II. Von Asien
II. Von Asien.

15. Wie groß ist Asien.


Antw. Asien, ein Theil von den vier Theilen der Welt, ist 1306 Meilen lang, und 1550 [116] Meilen breit. Es begreift in sich die große Tartarey, sodann Arabien, die asiatische Türkey, Persien, Ostindien, China, und die asiatischen Inseln.


16. Wer regiert in Asien?


Antw. Der türkische Kaiser, der König in Persien, der große Mogol, der Kaiser in China, und der Tartarchan; nach welchen auch Asien von Etlichen in fünf große Herrschaften eingetheilet wird.


17. Wie sind die Leute in Asien beschaffen?


Antw. Sie sind fast alle von gutem Verstande, aber wohllüstig und heikel, sonderbar die Perser und Chineser. Die Tartaren sind einfältig, und die Türken melancholisch.


18. Was sind für Religionen in Asien?


Antw. Die herrschenden Religionen sind darinn die mahomedanische und die heydnische; doch geduldet man auch darinn die griechische, die jüdische, und die christliche. Die römischkatholischen Christen haben in Asien so große Freyheit, daß ihnen in des Großtürken Gebiethe hin und wieder Kirchen und Klöster aufzurichten frey gegeben worden. So haben auch die europäischen Missionarien schon viel tausend Heyden in Indien, China und Japan zu Christo bekehret; Viele aber sind darüber gemartert worden


19. Was redet man in Asien für Sprachen?


Antw. Die Sklavonische, die sich nicht allein in Moskau, Pohlen und Böhmen, sondern auch in etlichen asiatischen Provinzen, türkischen [117] Gebieths ausgebreitet. Die Griechische, diese wird in den Inseln des Archipelagus und in Natolien geredet. Die Arabische, diese geht weit und breit in Asien, sonderlich in der Türkey, Persien und in einem Theile von Indien. Die Tartarische, diese wird in der großen und kleinen Tartarey, wie auch in des Mogols Land und in China gesprochen. Die Chinesische und Japonische bleiben meistens in ihrem Lande.


20. Was giebts für rare Thiere in Asien?


Antw. Kamele, Elephanten, Nasehörner, Ziebethkatzen, Bisamthiere, Bezoarziegen, Löwen, Tyger, Paradiesvögel und Krokodille.


21. Sind die Länder in Asien fruchtbar?


Antw. Ja, sie sind fruchtbar an allen Dingen, außer Wein wird nicht leicht gebauet: denn, weil die Einwohner meistens Mahometaner sind, so trinken sie keinen Wein. Ceylon, Sumatra, und die Molukkischen Inseln sind voll Gewürze, daß man es viel Meilen ins Meer hinaus riecht. China hat vortreffliche Seide, Porzellan, Baumwolle, Bisam und eine Menge Gold, aber wenig Silber; daher schätzen die Chineser das Silber höher als das Gold, und geben den Holländern und andern Handelsleuten Gold um Silber, ja mehr Gold, als das Silber ist. Des Mogols Land, und fast ganz Indien hat Gold, Silber, Perlen, Edelgesteine, sonderdlich Diamanten; aber kein Kupfer und Bley.


22. Was ist dann merkwürdig in Asien?


Antw. Wenn man die merkwürdigen Sachen, die darinnen geschehen sind, ansieht, so hat [118] Asien billig vor den andern drey Theilen der Welt den Vorzug: weil nämlich der erste Mensch Adam darinn erschaffen worden, und auch das irdische Paradies darinn gewesen; weil der Weltheiland Jesus darinn gebohren worden und gestorben ist; weil die vornehmsten Geschichten und Geheimnisse des alten und neuen Testamentes darinn vorgegangen, und erfüllet worden; weil die ersten zwo Monarchien, als die Assyrische und Persische darinn geblühet haben.


23. Waren die sieben Wunderwerke der Welt vor Zeiten auch in Asien?


Antw. Es waren derer nur vier darinnen, als nämlich: der Tempel der Göttinn Diana zu Ephefus, woran man 220 Jahre gebauet, und welchen hernachHerostrat, damit er sich bey der Nachwelt einen Namen machte, völlig abgebrannt hat; das Mausoläum, oder Grabmaal Mausoli, des Königs in Karien, welches ihm seine Ehegemahlinn Artemisia aufrichten ließ; die Stadtmauern zu Babylon, welche die assyrische Königinn Semiramis gebauet: sie waren so dick, daß oben etliche Wägen nebeneinander darauf fahren konnten; der Koloßus zu Rhodis, welcher eine metallene Mannsbildniß war, so hoch, daß durch dessen Füße alle Schiffe durchliefen. Nachdem er 50 Jahre gestanden, warf ihn ein Erdbeben übern Haufen. Diese besagte vier Wunderwerke waren vor Zeiten in Asien; von den übrigen dreyen stund die Statue desJovis Olympi in Europa; [119] der Pharus aber, oder große Leuchtthurm, und die Pyramiden oder Spitzsäulen in Afrika.


24. Wo ist das Paradies gestanden.


Antw. Die Gelehrten schreiben unterschiedlich. Das Wahrscheinlichste aber ist, daß es in Asien um Mesopotamien und Armenien gewesen sey; und zwar 1. weil Adam und Eva, nachdem sie aus dem Paradiese verjagt worden, zuerst diese Länder bewohnet haben. 2. Weil das Paradies in Eden gelegen, wie die 70 Dollmetscher bezeugen; Eden aber war ober der Stadt Haran, welche in der Gegend Mesopotamiens liegt. 3. Weil Adam im Judenlande zu Jerusalem auf dem Kalvarienberge, wo die Juden Christum gekreuziget, begraben worden; das Judenland aber ist nicht weit von Mesopotamien. Ob aber das Paradies noch stehe, weis kein Mensch.


25. Wo ist das Eheweib des Loths zu einer Salzsäule geworden?


Antw. In Asien, nicht weit von dem todten Meere auf einem Hügel. Denn als Sodoma und Gomorrha wegen ihrer abscheulichen Sünden im Feuer stunden, gaffte dieses Weib wider das Verboth Gottes aus Vorwitz um, und wurde zur Strafe auf der Stelle in eine Salzsäule verkehrt. Diese Säule hat Joseph der jüdische Geschichtschreiber noch nach Christi Geburt gesehen.

III. Von Afrika
[120] III. Von Afrika.

26. Wie groß ist Afrika?


Antw. Afrika, Einer von den vier Theilen der Welt, ist 1600 Meilen lang, und 1400 breit. Es wird insgemein in West- und Ost-Afrika getheilet. West-Afrika hat 5 große Landschaften, nämlich die Barbarey, Biledugerid, Sarra, Nigritien und Guinea. Ost-Afrika aber besteht aus Aegypten und Aethiopien.


27. Wer regieret in Afrika.


Antw. Die Afrikaner werden theils von Königen und Kaisern, derer zu Marokko Einer ist, regieret; theils aber ziehen sie unter einem gewißen Oberhaupte im Lande herum; und theils haben sie, wie dieKaffren gar kein Regiment unter sich. Von diesen werden gar Viele jährlich als Sklaven an die Europäer verkaufet, und nach Amerika in die Bergwerke gebracht.


28. Haben die Europäer auch Herrschaften in Afrika?


Antw. Ja, die Europäer, als nämlich die Portugiesen, Spanier, Franzosen, Engländer und Holländer besitzen alle afrikanische wichtige Inseln, ausgenommen Madagaskar. Auch besitzt der Großsultan einen schönen Theil davon, nämlich Aegypten und ein Stück von der Barbarey.


29. Wem gehört in Afrika die Republik Algier zu?


Antw. Niemanden, sondern die Algierer sind Herren für sich selbst, derer Oberhaupt man [121] Day nennet. Doch stehen sie unter dem Schutze und Tribut des türkischen Kaisers. Sie sind die mächtigsten Seeräuber auf dem mitteländischen Meere, nehmen unzählig viel Schiffe den Christen weg, und führen viel tausend Menschen in die elendeste Sklaverey. Die Holländer haben mit ihnen im Jahre 1726, und der römische Kaiser im Jahre 1727 zur Sicherheit ihrer Schiffahrten einen Vergleich gemacht. Oran die vortrefflichste Festung allda gehörte schon von 300 Jahren her dem Könige in Spanien, im Jahre 1708 nahmen die Algierer solche ein; im Jahre 1732 aber haben die Spanier sie wiederum erobert.


30. Wem gehöret die Republik Tunis?


Antw. Die Tuneser sind ebenfalls Herren für sich, derer Oberhaupt man auch Day heißt; doch stehen sie unter dem Schutze des türkischen Kaisers. Sie sind ebenfalls Seeräuber, und nehmen auf dem Meere auch viele Schiffe hinweg.


31. Wem gehört die Republik Tripolis?


Antw. Die Tripolitaner stehen auch nur unter dem türkischen Schutze; ihr Oberhaupt wird Day genannt. Sie treiben gleichfalls starke Seeräuberey auf dem mittelländischen Meere.


32. Wie sind die Leute in Afrika beschaffen?


Antw. Sie sind insgemein lasterhaft, wild, grausam und stark. In Aegypten und in der Barbarey sind sie weiß, oder vielmehr gelb; in den übrigen Ländern aber schwarz, welche man Negern oder Mohren nennt.


[122] 33. Was sind für Religionen in Afrika?


Antw. Es sind darinn die christliche, die jüdische, die mahometanische und heydnische. Man findet auch hin und wieder ganze Königreiche und Länder voll mit Götzen- und Teufelsdienern; auch solche Leute, die, wie das Vieh, in den Wildnissen wohnen, und von Gott oder Gottesdienste nicht das geringste Kennzeichen und Uebung haben, dergleichen unter Andern die Kaffren sind.


34. Sind die Länder in Afrika fruchtbar?


Antw. Die Länder gegen das Meer zu, absonderlich Aegypten, sind überaus fruchtbar an Getreide etc. und werden daraus oft Frankreich, Wälschland und die Türkey versehen: Inwendig ists voll Wüsteneyen, wo sich mehrentheils Schlangen, Löwen, Straußen, Elephanten, und allerhand Ungeheuer aufhalten.


35. Gebt es auch Mumien in Afrika?


Antw. In Aegypten trifft man solche noch häufig an; man muß sie aber alle heimlich heraus holen, weil die Aegyptier selbe nicht gerne abfolgen lassen. Sie werden in den Apotheken zu Arzneyen gebraucht. Die Mumien aber sind nichts Anders, als Menschenkörper, welche vor etlichen tausend Jahren mit kostbaren Spezereyen sind einbalsamirt und begraben worden.


36. Was giebt es für Flüsse in Afrika?


Antw. Unter allen Flüssen ist der berühmteste der Fluß Nil in Aegypten. Er entspringt in Aethiopien, und stürzet sich nach und nach an [123] dem ägyptischen Ufer in das mitteländische Meer. Dieser Strom ergießt sich jährlich im August, überschwemmet das obere und mittlere Aegypten; und weil es in Aegypten niemals regnet, so befeuchtet er das ganze Land, und machet selbes hierdurch fruchtbar und gesund.

IV. Von Amerika
IV. Von Amerika.

37. Wie groß ist Amerika, oder die neue Welt?


Antw. Amerika, Einer von den vier Theilen der Welt, ist fast so groß, als die übrigen 3 Welttheile zusamen. Man nennet es die neue Welt, weil es allererstChristophorus Columbus im Jahre 1492 entdeckte; da aber Amerikus Vesputius hernach noch Mehreres davon entdecket hat, so heißt man es noch dessen Namen Amerika. Es wird auch West-Indien genannt, zum Unterschiede des zu Asia gehörigen Ost-Indien.


38. Wie wird Amerika eingetheilet?


Antw. Amerika begreift alles feste Land der halben Erdkugel, die uns entgegen steht; und wird in drey Stück getheilet, nämlich in Nord- und Süd-Amerika, und in die amerikanischen Inseln. Das erste davon begreift 4 große Länder, nämlich: Alt-Mexiko oderNeu-Spanien, Neu-Mexiko, Florida, und Kanada oder Neu-Frankreich. Das zweyte besteht aus 7 großen Ländern, welche sind Terra Firma, Peru, das Land der Amazonen, Brasilien, Chili, Paraguay, und Terra Magellanica.


[124] 39. Wie werden die amerikanischen Einwohner eingetheilet?


Antw. Sie werden eingetheilet: I. in Europäer, 2. in Mestziten, oder solche Leute, die von indianischen Weibern und europäischen Männern erzeugt; 3. inNegern oder Schwarze, die aus Afrika erkaufet, nach Amerika geführet, und in den dortigen Bergwerken gebraucht werden: denn die Spanier trauen den Amerikanern in den Bergwerken nicht; 4. in wilde Indianer.


40. Was besitzen die Europäer in Amerika?


Antw. Die Spanier haben das Meiste darinn: sie besitzen fast den dritten Theil des Landes, und halten daselbst zween Vicekönige, den einen zu Mexiko, über das nördliche Amerika, und den andern zuLima, über das südliche Amerika. Die Portugiesen besitzen Brasilien; darum der Erbprinz in Portugall allezeit Prinz, von Brasilien genannt wird. DieFranzosen, die Holl- und Engländer haben auch einige Besitzungen darinn.


41. Wie waren die Amerikaner vor diesem beschaffen?


Antw. Sie waren allzusammen theils Götzendiener, theils betheten sie den Teufel an, daß er ihnen nichts Böses thäte. Einige lebten gar ohne Religion. Sie giengen fast alle nackend, und die Weiber trugen um den Mittelleib nur eine Gürtel von Schneckenhäuslein. Anstatt des Gelds brauchten sie Schneckenhäuslein oder Muscheln und kleine Stückchen von Seehörnern. [125] Einige, absonderlich die Brasilianer, fraßen sogar das Menschenfleisch. Manche verschoneten selbst ihre eigne Eltern nicht: denn wenn diese eraltet waren, brachten sie selbe um, dörreten das Fleisch unter dem Sande, und fraßen es.


42. Wie sind die Amerikaner jetzt beschaffen?


Antw. Sie sind jetzt ganz anders beschaffen: denn die europäischen Missionärs, derer die Ersten die Väter Benediktiner waren, haben das Christenthum so weit ausgebreitet, daß man dermalen nur allein in den spanischen Ländern schon 4 Erzbischofthümer zählet, nämlich in Mexiko, Lima, St. Domingo, und Santa Fe, ohne die Bischthümer, Klöster und Universitäten, die hin und wieder angelegt und gestiftet worden. Es giebt zwar noch viel Heyden und andere Leute in Amerika, die ohne Polizey und König leben; aber die Missionarien bemühen sich Tag und Nacht, auch diese auf einen bessern Weg zu bringen.


43. Was tragen dem Könige in Spanien seine Länder in Amerika ein?


Antw. Ungemein Viel: denn Silber und Gold wurde allda in solcher Menge gefunden, daß innerhalb 100 Jahren von 1519 bis 1617 nach Spanien sind heraus geführet worden 1536000000, das ist, tausend, fünfhundert, und sechs und dreyßig Millionen Gold, nur für den König, da er doch bloß den fünften Theil zieht; das andere läßt er Denen, welche die Bergwerke bauen. Es rühmen sich die Spanier[126] noch heute, daß sie nur von dem Königreiche Peru jährlich 11 Millionen ziehen können.


44. Was bringet man sonst für Sachen aus Amerika?


Antw. Aus Amerika werden, nebst Silber und Gold, zu uns in Europa geführt, Taback, Kakkao, Sassaparill, Sassafraß, Indigo, Fernambuk oder Brisil, Leder, Balsam, Perlen, Smaragden, und eine Menge Zucker.

V. Von Europa
V. Von Europa.

45. Wie groß ist Europa?


Antw. Europa, Einer von den vier Welttheilen, ist 900 deutsche Meilen lang, und 900 breit. Folgsam ist Europa unter den andern der kleinste Theil der Welt.


46. Wie viel giebts in Europa Kaiserthümer?


Antw. Es giebt 3 Kaiserthümer darinn, nämlich das Römisch-Deutsche, das Ottomanische oderTürkische und das Russische oder Moskowitische. Das letztere war zuvor nur ein Großfürstenthum; im Jahre 1722 aber ist es zu einem Kaiserthume erhoben worden. Der erste Kaiser in Moskau war Peter Alexiewiz, welcher im Jahre 1725 gestorben ist.


47. Wie viel sind Königreiche in Europa?


Antw. Derer sind 14: Spanien, Frankreich, Portugall, England, Irrland, Schottland, Pohlen, Dännemark, Schweden, Ungarn, Böhmen, Sizilien, Sardinien und Preußen. Preußen ist erst im Jahre 1701 von Leopold I. zu einem Königreiche gemacht worden.


[127] 48. Wie viel sind Republiken in Europa?


Antw. Derer sind 8, als Holland, Schweitz, Venedig, Genua, Lukka, Genf, St. Marino und Ragusa am adriatischen Merre. Es sind auch darinnen, ein Erzherzogthum, nämlich Oestreich; zwey Großherzogthümer, nämlich Florenz und Litthauen; auch 300Souveraine Fürsten.


49. Welche Republik ist die mächtigste?


Antw. Die zwo Republiken, Holland und Venedig, sind außer allem Streite die mächtigsten zu Wasser in Europa, ja in der ganzen Welt gewesen. Doch war Holland noch mächtiger als Venedig, und zwar 1. weil die ordinairen Einkünfte der Republik Holland größer sind, als der Republik Venedig: indem nur allein die Stadt Amsterdam täglich bey vierzigtausend Gulden Einkommen hatte. 2. Weil ihre Schifffahrten weit einträglicher waren, als die zu Venedig; denn ihre Kauffahrteyschiffe giengen durch die ganze Welt; der Venetianer aber nur nach Persien, Türkey, Italien und Frankreich. 3. Weil Holland viel mächtigere Kriegsflotten ausrüsten konnte, als Venedig. 4. Weil Holland viele Landschaften in Ost- und Westindien besitzt; Venedig Nichts. Nun hat sich aber Vieles geändert: Venedig ist dem Kaiser zu Theile geworden; und Holland befindet sich in einem schwankenden Stande.


50. Wie viel sind Sprachen in Europa?


Antw. Es sind nur 3 Hauptsprachen darinn, als nämlich die Lateinische, Deutsche und Sklavonisch.[128] Von der lateinischen Sprache kommen her die spanische, französische und italiänische. Von der deutschen Sprache kommen her die engländische, die holländische, die dänische und schwedische. Von dersklavonischen Sprache kommen her die ungarische, böhmische, pohlnische, und moskowitische.


51. Wie viel giebts Religionen in Europa.


Antw. Es giebt fünf Hauptreligionen darinn; nämlich: die katholische, kalvinische, lutherische, griechische u. mahometanische. Katholisch sind Spanien, Frankreich, Wälschland, Portugall, Pohlen, Ungarn, und das Meiste von Deutschland. Kalvinisch sind Holl- u. England, der größere Theil der Schweitz, und Etwas in Deutschland. Lutherisch sind Dänemark, Schweden, und Etwas in Deutschland. Griechisch ist Moskau. Mahometanisch die Türkey u. Tartarey.


52. Wie sind die Europäer beschaffen am Gemüthe?

Antw. Der Deutsche ist offenherzig,
Der Franzose leichtsinnig,
Der Wälsche hinterhaltig,
Der Spanier hochmüthig,
Der Engländer veränderlich.
53. Wie sind die Europäer beschaffen am Verstande?

Antw. Der Deutsche ist witzig,
Der Franzose fürsichtig,
Der Wälsche scharfsinnig,
Der Spanier tiefsinnig,
Der Engländer arglistig.
[129] 54. Wie sind die Europäer beschaffen an Leibesgestalt?

Antw. Der Deutsche ist groß,
Der Franzose wohlgestaltet,
Der Wälsche mitteltnäßig,
Der Spanier klein,
Der Engländer ansehnlich.
55. Wie sind die Europäer beschaffen in Rathschlägen?

Antw. Der Deutsche ist langsam,
Der Franzose geschwind,
Der Wälsche wohlbedacht,
Der Spanier behutsam,
Der Engländer beherzt.
56. Wie sind die Europäer beschaffen in Unternehmungen?

Antw. Der Deutsche ist wie ein Bär,
Der Franzose ist wie ein Fuchs,
Der Wälsche wie ein Luchs,
Der Spanier wie ein Elephant,
Der Engländer wie ein Löw.
57. Wie sind die Europäer beschaffen in Dienstleistungen?

Antw. Der Deutsche ist getreu,
Der Franzose hurtig,
Der Wälsche ehrerbiethig,
Der Spanier sklavisch,
Der Engländer knechtlich.
58. Wie sind die Europäer beschaffen in der Kost?

Antw. Der Deutsche ist dem Trunke ergeben,
[130]
Der Franzose delikat,
Der Wälsche mäßig,
Der Spanier gesparsam,
Der Engländer gefräßig.
59. Wie sind die Europäer beschaffen in der Kleidung?

Antw. Der Deutsche ist unbeständig,
Der Franzose nett und sauber,
Der Wälsche ehrsam,
Der Spanier ehrbar,
Der Engländer veränderlich.
60. Wie sind die Europäer beschaffen im Ehestande?

Antw. Der Deutsche ist hausherrisch,
Der Franzose frey,
Der Wälsche kerkermeisterisch,
Der Spanier tyrannisch,
Der Engländer knechtlich.
61. Wie sind die Europäer beschaffen in der Religion?

Antw. Der Deutsche ernstlich,
Der Franzose eifrig,
Der Wälsche beständig,
Der Spanier andächtig,
Der Engländer veränderlich.
62. An was haben die Europäer einen Ueberfluß?

Antw. Der Deutsche an Getreide,
Der Franzose an Leuten,
Der Wälsche an Wein,
Der Spanier an Pferden,
Der Engländer an Vieh.
[131] 63. Mit Was bringen die Europäer die Zeit zu?

Antw. Der Deutsche mit Trinken,
Der Franzose mit Spatzieren gehen,
Der Wälsche mit Schwätzen,
Der Spanier mit Spielen,
Der Engländer mit Arbeiten.
64. Wie vertreiben die Europäer die Melancholey?

Antw. Der Deutsche versauft sie,
Der Franzose versingt sie,
Der Wälsche verschläft sie,
Der Spanier verweinet sie,
Der Engländer verlachet sie.
65. Wo finden die Europäer ihren Tod?

Antw. Der Deutsche im Trinkglase,
Der Franzose im Kriege,
Der Wälsche im Erdbeben,
Der Spanier im Bette,
Der Engländer im Meere.
66. Wie groß ist Deutschland?

Antw. Es ist 200 deutsche Meilen lang und 150 Meilen breit, und also weit größer, als Frankreich.

67. Warum heißt man es Deutschland?

Antw. Weil Teuto der erste König der Deutschen war; darum heißt mans Teutsland, das ist, Deutschland. Denn dieser Teuto oder Tuisto, soll gleich nach der Sündfluth mit 30 Helden und mit viel anderm Volke aus Armenien heraus gekommen seyn, und hin und wieder [132] Brücken, Städte, Dörfer und Wohnungen auferbauet haben.


68. Was hatten die alten Deutschen für einen Glauben?


Antw. Sie waren lauter Heyden, und betheten die Götter an. Sie hatten keine Gesetze; doch hielten sie gute Zucht, und straften das Böse, absonderlich den Ehebruch.


69. Was hatten die alten Deutschen für Götter?


Antw. Ihre Götter waren die 7 Planeten: nämlich, Sonn, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturnus; wie dann der heilige Bischof Rupert, ein Benediktiner, einen Götzentempel zu Altenöting in Bayern angetroffen, worinn die Bildniß dieser 7 Planeten angebethet wurde; welcher hernach anstatt dessen das schöne Mariä Bild, welches noch heute allda zu sehen ist, dahin gesetzet hat.


70. Hatten die alten Deutschen auch Tempel?


Antw. Sie hatten gar wenige: denn sie verrichteten ihren Götzendienst gemeiniglich nur in den Wäldern und Haynen, auf hohen Bergen, unter einem Gesträuße; sonderlich unter hohen Eichbäumen. Dergleichen Eichbäume stunden vor Zeiten in dem Orte, wo jetzt die zwey Benediktinerklöster, Oberaltaich undNiederaltaich, in Unterbayern stehen; woher diese auch ihren Namen führen.


[133] 71. Worinn bestunden ihre Opfer?


Antw. Sie opferten ihren Göttern allerhand Thiere. Dem Merkur opferten sie bisweilen auch Menschenfleisch von ihren Feinden, die sie in der Schlacht gefangen bekommen.


72. Hatten die alten Deutschen auch Götzenpfaffen?


Antw. Ja, sie hatten auch einige; ihre vornehmsten Götzenpfaffen aber waren die Druiden, welche von dem Könige Drud, der jenseits des Rheins gegen Niedergang regierte, ihren Namen her hatten. Sie lehrten die Unsterblichkeit der Seelen, und prophezeyeten allerhand Sachen; daher man sie für die allerheiligsten Leute gehalten. Von diesen Druiden bleibt noch bey uns Deutschen der Name übrig die Druten.


73. Hatten die alten Deutschen auch Wahrsagerinnen?


Antw. Ja, sie hatten allerley; unter diesen waren die Vornehmsten die Irunen oder Allraunen, derer Obriste man Häz nannte; und daher kömmts, daß wir die alten Zauberinnen noch heute alte Häxen heißen. Diese Allraunen stunden bey Jedermann in großen Ehren: sie hatten feurige Augen und fliegende Haare, wohnten in sehr tiefen Höhlen, und sagten dem Volke mit halb abgebrochenen Worten wahr. Zu Sulzbach in der Obernpfalz, und in Bayern ein wenig oberhalb am Fuße des Bogenbergs sieht man noch heute eine finstere Höhle, darinn eine solche Allraun soll gewohnet haben.


[134] 74. Wie waren die alten Deutschen gestaltet?


Antw. Sie hatten fast einerley Gestalt des Leibes. Sie waren in ihren Angesichtern weiß und etwas braun; hatten blaue Augen und ein goldgelbes Haar; waren groß, stark und dauerhaft, dem Kriege und Jagen sehr ergeben.


75. Wie giengen die alten Deutschen mit ihren Kindern um?


Antw. Sobald ihre Kinder auf die Welt kamen, tauchten sie selbige in das kälteste Wasser, damit ihre Leiber hart, und folgsam dauerhaft zu den Kriegsbeschwernissen wurden. Sie hielten ihre Kinder unsauber, und mußten selbige ganz nackend im Hause herumlaufen, zu Nachts aber auf der Erde und unter dem Viehe liegen.


76. Wie viel hatten die alten Deutschen Weiber?


Antw. Sie hatten nicht mehr als ein Weib, außer etlichen Wenigen, die nicht aus Geilheit, sondern zur Fortpflanzung ihres hohen Stammes mehr als Eine zur Ehe nahmen. Die Keuschheit liebten sie vor Allem; und wenn ein Weib einen Ehebruch begieng, wurde sie von ihrem Manne nach abgeschnittenen Haaren ganz bloß auf den Gassen herumgeführt, und mit Ruthen fast zu todt gegeißelt.


77. Wie gieng es bey den alten Deutschen mit den Heirathen zu?


Antw. Ganz anders, als jetzt bey uns. Die Töchter durften erst im 20sten; die Söhne [135] aber niemals vor 30 Jahren heirathen. Das Heirathgut brachte nicht das Weib dem Manne zu, sondern der Mann dem Weibe. Und dieses Heirathgut, welches der Mann dem Weibe gab, bestund nicht in Silber oder Gold, sondern in Ochsen und einem gezäumten Pferde, nebst einem Schilde, Spieße und Schwerte. Das Weib brachte dem Manne auch etwas Weniges von Gewehr zu, um dadurch sich zu erinnern, daß alle Beyde im Kriege dienen, streiten, leben und sterben müßten.


78. Wie verhielten sich die alten Deutschen im Kriege?


Antw. Ungemein tapfer und hitzig; sie giengen nicht in die Flucht. Wenn sie aber aus Noth weichen wollten, wurden sie von ihren Weibern aufgehalten, und angefrischet, aufs neue zu streiten. Wurden sie verwundet, so sogen ihnen die Weiber ihre Wunden aus, ohne Vergießung einiger Thränen. Sie ließen sich auch so leicht nicht von einem Feinde erschrecken. Denn als Alexander der König in Mazedonien über die Deutschen herwischen wollte, und die deutschen Abgesandten fragte: Was die Deutschen am meisten fürchten? in Meynung, sie würden sagen: den Alexander; anworteten sie ihm: Die Deutschen fürchten Nichts, als es möchte etwa einmal der Himmel einfallen.


79. Was hatten die alten Deutschen für Waffen im Kriege?


Antw. Ihre Waffen waren lange und schwereSchwerter, die auf Hieb und Stich [136] zugerichtet waren; kurze Spieße, welche mit einem kleinen schmalen Eisen versehen waren. Deßgleichen Wurfpfeile, welche sie sehr weit werfen konnten. Ich finde aber nicht, daß sie Pfeile und Bögen sollten geführet haben; ihreReiterey hatte nur Schilde und Spieße.


80. Giengen die alten Deutschen auch auf die Jagd?


Antw. Ja, sie giengen auch darauf; zwar nicht Ergötzlichkeit halber, sondern weil es die höchste Noth erforderte: zumalen fast das ganze Deutschland voll wilder Thiere war; wie dann Aristoteles schon vor Christi Geburt die wilden grausamen Thiere beschreibt, die in Deutschland, und absonderlich in der Obernpfalz zu finden waren. Daher schliefen sie meistens beym Tage; und zu Nachts giengen sie dem Wilde nach.


81. Was hatten die alten Deutschen für Wohnungen?


Antw. Vor Christi Geburt waren zwar Städte in Deutschland, absonderlich an dem Rhein hinunter, als Trier, Straßburg etc. aber sehr wenige: und wohnten die meisten derselben auf dem Lande, wo sie dann keine rechte Häuser hatten, sondern nur Hütten, mit Erde beschmieret; sie hatten auch unter der Erde Gruben oder Höhlen, welche obenher stark mit Mist bedecket waren, worinn sie sich im Winter aufhielten. Sie ließen die Hütten nicht aneinander bauen, sondern ein Jeder wohnte besonders und für sich, nachdem ihm ein Bach, [137] ein Feld, ein Berg, oder ein Holz anstund; wie dann noch heute viele Oerter mit ihren Namen auf Bach, Feld, Berg, Au, See, Wald etc. ausgehen.


82. Wie hielten sich die alten Deutschen im Essen und Trinken?


Antw. Sie pflegten nicht Viel zu essen; aber desto Mehr zu trinken. Ihr Essen bestund in wildem Obste, frischem Wildprett, Milch, Butter und Käs. Ihr Getränk war aus Gersten und anderm Getreide, auf die Art des jetzigen Biers, gemacht. Von Wein und Geld wußten sie Nichts, bis nachmal die Römer sie Beydes kennen gelehret. Bey dem Essen hatte ein Jeder seine besondere Schüssel und eignen Sitz, welcher aus einem Bündlein von Heu, Grase oder Reisige gemacht war.


83. Hielten die alten Deutschen auch Gastereyen?


Antw. Ja, sie schmauseten gar oft von Nachbar zu Nachbar, und wenn sie am ärgsten besoffen waren, umarmten sie einander, und eröffnete ein Jeder dem Andern eine Ader auf der Stirne, fiengen das Blut in einem Becher auf, mischten solches unter ihr Getränk, und soffen es aus: und dieses war ein Zeichen ihrer Aufrichtigkeit.


84. Was hatten die alten Deutschen für Wirthshäuser?


Antw. Sie hatten keine öffentliche Wirthshäuser, sondern ein Jeder bewirthete die ankommenden Fremden in seinem Hause so gut, als [138] er konnte. War aber in seinem Hause der Vorrath aufgezehret, so nahm dieselben ein Anderer in sein Haus, und so weiter. Ja, sie hielten es für die größte Unbilligkeit, wenn Einer einen fremden Menschen von seiner Thüre abwies.


85. In was bestund ihre Kleidung?


Antw. Sie bestund in einer Wildhaut von Bären, Wölfen, Schafen und andern Thieren. Diese trugen sie über die Achseln, und zogen selbe mit einer Spange zu; im Uebrigen giengen sie bloß und unbekleidet. Die Weiber waren eben so gekleidet, wie die Männer, außer, daß die Weiber bisweilen leinene Kleider trugen; doch blieben die Aerme sammt dem Busen bloß.


86. Wie ist das jetzige Deutschland beschaffen?


Antw. Ganz anders, als das alte: denn, nachdem vor 1000 Jahren die Benediktiner aus Schottland, Irrland und England nach Deutschland gekommen, darinn das Heydenthum ausgerottet, und das Christenthum eingeführet, haben die Deutschen ganz andere Sitten an sich genommen; doch ist von den alten Deutschen noch das überflüßige Trinken übrig geblieben, zumalen die jetzigen Deutschen so gut saufen können, als die alten.


87. Was ist an den jetzigen Deutschen zu tadeln?


Antw. Daß sie allzu Viel trinken; daher saget man: Wenn der Däne verliert sein Grütz, der Franzmann den Wein, der Schwab die [139] Suppe, und der Deutsche das Bier, so sind verloren alle Vier. Sie sind auch zu tadeln, daß sie ihre Kleidertracht so oft verändern. Daher malte einst ein Maler den Franzosen gar nett, den Spanier gravitätisch etc. den Deutschen aber nackend, und einen Korb voll allerhand Kleider vor ihm, anzudeuten, daß die Deutschen bey einer Kleidertracht nicht bleiben.


88. Was ist an den jetzigen Deutschen zu loben?


Antw. Daß sie die Wahrheit mehr lieben und runder heraus sagen, als andere Völker; und daß sie fleißig halten, was sie versprechen. Daher auch das Sprüchwort entstanden: Auf gut Deutsch; das ist: ohne Betrug, ohne Falschheit: Auf deutsche Treue und Wort! Ein Mann ein Mann; ein Wort ein Wort.

Zum Zweyten, daß die Deutschen gute Soldaten abgeben; wie dann Kaiser Karl der V. sagte: Eine Armee soll haben das Haupt aus Wälschland, denn die Wälschen sind listig, klug, und gute Offiziere; dieBrust aus Deutschland, denn die Deutschen sind standhaft, und wenden nicht gerne den Rücken; das Uebrige möge her seyn, woher es wolle.

Zum Dritten, daß sie vortreffliche Künstler sind; zumalen in Deutschland mehr Künste erfunden worden, als in andern Ländern: z.B. die Buchdruckerey, das Pulver, Geschützgießen, Kupferstechen, und im Jahre 1751 das Perpetuum Mobile; wie unten zu lesen ist.

[140] Zum Vierten, daß sie vor allen andern Völkern die besten Juristen sind.


89. Wie viel sind hohe Häupter in Deutschland?


Antw. Es ist darinn ein Kaiser, welcher dermal der Erzherzog in Oestreich ist. Acht Kurfürsten, als nämlich der Maynzische, der Trierische, der Kölnische: und diese drey sind die drey geistlichen Churfürsten; ferner, der Böhmische, der Bayrische, derSächsische, der Brandenburgische, der Hannoverische. Es sollen auch noch über das fast 300 herrschende Häupter darinnen seyn.


90. Wie mächtig sind die Kurfürsten in Deutschland?


Antw. Sie sind so mächtig, daß ein Jeder aus ihnen einem Könige gleicht; daher pflegte der Kaiser Maximilian I. zu sagen: Der König in Spanien ist einKönig der Menschen, weil seine Unterthanen thun, was er ihnen befiehlt; der König in Frankreich ein König der Esel, weil seine Unterthanen ertragen, was er ihnen immer aufleget. Ich aber, sagte Maximilian bin ein König der Könige, weil ein jeder Kurfürst einem Könige gleicht.


91. Wie mächtig ist das ganze Deutschland?


Antw. Wenn man die Republik Holland dazu rechnet, so ist Deutschland das mächtigste Reich in ganz Europa; ja auf gewiße Maaß in der ganzen Welt: und zwar 1) wegen so vieler gewaltigen Städte und starken Festungen, dergleichen in keinem Reiche der Welt zu finden: [141] 2) wegen der überaus großen Menge Volks, und starken streitbaren und dauerhaften Mannschaft, sowohl zu Fuß als zu Pferd, welches Beydes man nicht halb in einem andern Reiche beysammen findet; 3) wegen überflüßigen Kriegsrequisiten, als Stück, Pulver, Bley, Eisen etc. welche viel andere Königreiche nicht also beysammen besitzen; sondern auswärts mit viel Geld suchen, und erkaufen müssen. Wäre nun dessen so große Macht, so zu reden, unter einem Hut, und nicht unter so viele Regenten zertheilet, so wäre Deutschland ohne Streit nicht nur in Europa, sondern auch in der ganzen Welt das mächtigste Königreich.

7. Kapitel

Das siebente Kapitel.
Andere nützliche Fragen.

1. Warum werden die Mannsbilder insgemein größer, als die Weibsbilder?


Antwort: Weil die Mannsbilder weit mehrere Hitze in sich haben, als die Weibsbilder; die natürliche Wärme aber thut Viel zu dem Wachsthume.


2. Warum sind die kleinen Leute arglistiger, als die großen?


Antw. Weil in den kleinen Leuten das Herz näher bey dem Hirn ist; folglich kommen die [142] Geister aus dem Herzen viel geschwinder zu dem Hirn.


3. Warum sind die großen Leute mehrentheils langsam?


Antw. Weil in ihnen das Herz allzuweit von dem Hirn liegt; folglich können die Geister aus dem Herzen nicht so bald zu dem Hirn kommen.


4. Warum leiden die Menschen öfters Schmerzen am Kopfe, als andern Gliedern?


Antw. Weil der Kopf der oberste Theil des übrigen Leibes ist; folglich die Magendämpfe meistens, gleichwie in einem Kamine, in den Kopf steigen.


5. Warum haben die Weibsbilder längere Haare, als die Mannsbilder?


Antw. Weil die Weibsbilder eine feuchtere Natur haben; folglich weit mehrere Materie zur Wachsung der Haare in ihnen ist, als in den Mannsbildern: denn aus feuchter Materie kommen die Haare eher. Zudem geht bey den Mannsbildern ein Theil dieser Materie in den Bart; bey den Weibsbildern aber in die Haare.


6. Woher kömmt der Glatzkopf, oder das Ausfallen der Haare?


Antw. Es kömmt von der Tröckne her, wenn nämlich der Kopf allzu wenig Feuchtigkeit hat.

7. Woher kommen die grauen Haare?


Antw. Sie kommen her von einer verfaulten Feuchtigkeit: denn, wenn die natürliche [143] Wärme abnimmt, wie es bey den alten Leuten geschieht, so kann die Feuchtigkeit nicht genug erwärmet werden, folgsam fängt sie an zu faulen, und die Haare werden alsdann grau.


8. Warum werden die unbedeckten Haare nicht sobald grau als die bedeckten?


Antw. Weil die unbedeckten Haare viel besser von der Luft können durchwehet werden; durch die Durchwehung aber wird die Fäulung, woraus die grauen Haare entstehen, verhindert und zurückgehalten.


9. Warum haben theils Menschen krause, theils aber glatte Haare?


Antw. Die Ursache dieser ungleichen Haare ist bey etlichen Menschen die gewaltige Hitze; bey andern aber die übermäßige Feuchtigkeit: denn die überflüßige Hitze verursachet krause Haare; daher die Mohren und gallreiche Menschen gemeiniglich wegen ihrer sehr hitzigen Komplexion krause Haare haben. Hingegen verursachet die übermäßige Feuchtigkeit glatte Haare. Daher haben die Weibsbilder, als welche einer feuchten Natur sind, gemeiniglich glatte, und nicht leicht krause Haare.


10. Warum wachsen den gehenkten Leuten die Haare?


Antw. Das geschieht nicht bey Allen, sondern nur bey Denen, die einer feuchten Natur sind; und zwar darum, weil ihre Körper stets der Sonne unterworfen, welche mit ihrer Hitze [144] alle in dem Körper enthaltene Feuchtigkeit in einen Dampf zertheilet, woraus hernach die Haare gezeuget werden.


11. Warum haben die Mannsbilder mehrere Zähne, als die Weibsbilder?


Antw. Das kömmt her aus Menge der natürlichen Wärme und des Geblüts. Weil nun die Mannsbilder mehrere Wärme und Geblüt haben, als die Weibsbilder, so haben sie auch mehrere Zähne, als dieselben.


12. Wie gewichtig ist das Hirn eines Menschen?


Antw. Wenn wir dem gelehrten Kircher glauben, so soll das Hirn eines Menschen insgemein 4 bis 5 Pfund haben.


13. Warum entschläft der Fuß, wenn Einer den Fuß eine geraume Zeit auf den andern überquer leget?


Antw. Darum, weil durch die Zusammenklebung des Fleisches und der Haut die Lebensgeister in andere Glieder zurückgetrieben werden; folglich wird der Fuß gleichsam todt.


14. Warum sind diejenigen Menschen, die ein kleines Herz haben, stärker und beherzter, als die ein großes haben?


Antw. Weil in einem kleinen Herzen die natürliche Wärme beysammen bleibt; je mehrere Wärme aber Einer in sich hat, desto stärker ist er. Daher auch der Löw, weil er ein kleines [145] Herz hat, weit stärker und beherzter ist, als andere Thiere.


15. Warum sind die Hände vor dem Essen dicker als nach dem Essen?


Antw. Weil der Mensch, wenn er noch nüchtern ist, mit vielen Feuchtigkeiten und Dämpfen angefüllet ist; folglich sind auch die Hände dick und aufgeblasen. Weil aber das Essen diese Feuchtigkeiten austreibt, so werden die Hände nach dem Essen dünn und mager.


16. Warum sind die Weiber und Kinder mehr zum Weinen geneigt, als die Männer?


Antw. Weil dieselben weit mehrere Feuchtigkeiten in sich haben, als die Männer; je mehr aber ein Mensch Feuchtigkeiten hat, desto mehr ist er zum Weinen geneigt. Aristoteles, der Weltweise, will, daß man den Kindern das Weinen nicht abwehren soll, weil ihnen dadurch desto mehr das Herz wachse.


17. Warum sind die Kinder und phlegmatischen Leute mehr dem Schlafe ergeben, als die Alten?


Antw. Weil sie mit mehrern Feuchtigkeiten angefüllet sind, als die alten Leute: denn je mehr Einer Feuchtigkeiten in sich hat, desto mehr ist er dem Schlafe ergeben.


18. Warum haben die rauschigen Leute einen so starken Schlaf?


Antw. Weil sie mit allzu vielen Feuchtigkeiten an gefüllet und beschweret sind.

[146] 19. Warum können die rauschigen Leute nicht wohl stehen?


Antw. Weil ihnen allzu viel Dämpfe in Kopf steigen. Da nun das Hirn der Ursprung der Spannadern ist, das Hirn aber durch diese Dämpfe verstopfet wird, daß die Geister nicht hinein kommen können, so lassen die Spannadern nach, werden ganz schwach und matt, so, daß man sie nicht regieren kann.


20. Warum schadet das allzu lange Schlafen der Gesundheit?


Antw. Weil sich dadurch viel unreine Dämpfe im Hirn versammeln, und also die Lebensgeister verunreinigen. Daher soll der Mensch niemals über sieben Stunden lang schlafen.


21. Warum ist der Schlaf nach dem Mittagessen ungesund?


Antw. Weil dadurch der Kopf mit allzu vielen Dämpfen angefüllet und beschweret wird. Doch schadet nicht, sondern vermehret vielmehr die Kräfte, wenn absonderlich die alten Leute nach dem Mittagessen ein wenig ruhen; sie sollen aber nicht sitzend, sondern liegend schlafen: denn sitzend schlafen verursachet den Schlag.


22. Warum ist in Stiefeln oder in Strümpfen schlafen ungesund?


Antw. Weil die Dünste und Dämpfe bey den bedeckten Füßen nicht hinaus können; folglich gehen sie zurück in den Kopf, und schwächen die Augen und die Gedächtniß.


[147] 23. Warum schlafen wir auf der rechten Seite sanfter?


Antw. Weil das Herz fast in der Mitte der Brust liegt, jedoch sich mehr, absonderlich mit der Spitze, nach der linken Seite wendet; die Leber hingegen auf der rechten Seite liegt; folglich, wenn wir auf der rechten Seite liegen, so wird das Herz von der Leber weniger zusammen gepresset: daher wir auch auf der rechten Seite ruhiger und sanfter schlafen.


24. Warum vertreibt der Schlaf die Traurigkeit?


Antw. Weil der Schlaf die Gedanken der traurigen Sachen hinweg treibt, und die verwirrten Geister, welche eine Ursache der Traurigkeit sind, verzehret.


25. Warum soll man langsam essen, und Alles wohl käuen?


Antw. Weil dadurch die Speisen desto leichter können verkochet werden: denn jemehr die Speisen mit den Zähnen zermahlen werden, desto eher können sie im Magen erweichen, und folgsam desto leichter verkochet werden.


26. Ob man zu Mittags Mehrer essen soll, als zu Nachts?


Antw. Dieses ist noch nicht ausgemacht. Doch wollte ich es lieber mit Denen halten, die da sagen, daß man zu Nachts Mehrer essen solle, als zu Mittags: indem der Schlaf ungemein Viel zur Verkochung der Speisen thut.


[148] 27. Warum soll man zur Winterszeit Mehrer

essen, als zur Sommerszeit?


Antw. Weil zur Winterszeit wegen der Kälte das Geblüt, und folglich auch die Wärme mehr inwendig in dem Leibe ist; mithin werden die Speisen zur Winterszeit besser und geschwinder verkochet. Im Sommer aber geht wegen der Hitze das Geblüt und die inwendige Wärme auswärts ins Fleisch; folgsam können die Speisen nicht so wohl verkochet werden.


28. Warum soll man unter dem Essen nicht gar zu Viel trinken?


Antw. Darum, weil durch allzu vieles Trinken die Speisen im Magen schwimmen, folglich nicht wohl können verkochet werden; daher kömmt es, daß ein solcher Mensch, der beym Essen Viel trinkt, wenig Appetit zum Essen hat. Doch soll man wenigst noch einmal so Viel Getränk zu sich nehmen, als die Speisen gewesen. Man soll auch auf einmal nicht zu Viel hinein trinken, sondern oft und Wenig.


29. Warum ist langes Hungerleiden dem Menschen sehr schädlich?


Antw. Weil der Magen, wenn er sonst Nichts zu verkochen hat, die bösen Feuchtigkeiten an sich zieht, und selbe verkochet.


30. Wie hitzig ist der Menschenmagen?


Antw. Der Magen ist weit hitziger, als das irdische Feuer: denn ein Mensch verzehret sogar die Beiner, und zwar in kurzer Zeit; aber ein Feuer verzehret die Beiner bey weitem nicht so bald.


[149] 31. Warum ist ein mäßiger Zorn zu Zeiten nützlich und gesund?


Antw. Weil er die natürliche Wärme aufmuntert und vermehret, und das Geblüt in den Adern zusammenhält; daher bekömmt der mittelmäßige Zorn denjenigen Menschen gar wohl, die mit kalten Schwachheiten beladen sind.


32. Warum soll man die Traurigkeit meiden?


Antw. Weil die Traurigkeit die ganze Natur des Menschen verderbt. Sie mergelt den Leib aus, erkältet und vertrocknet denselben, verfinstert die Geister und den Verstand, schwächet die Gedächtniß, und machet, daß die Speisen nicht wohl können verdäuet werden.


33. Warum hungert die jungen Leute mehr als die Alten?


Antw. Weil bey den jungen Leuten die innerliche Wärme weit größer ist, als bey den Alten; folglich werden auch bey den jungen Leuten die Speisen viel eher verkochet.


34. Warum kann ein Mensch länger den Hunger leiden, als der andere?


Antw. Dieses wird dem Magen und den Adern zugeschrieben; wenn nun dieselben enger und kleiner bey Einem, als bey dem Andern sind, kann er auch den Hunger desto länger erleiden. Diejenigen, welche sich stark binden, oder gürten, können auch länger Hunger leiden: weil dadurch das Saugen der Adern in etwas verhindert wird.


[150] 35. Warum haben die feisten Leute weniger Geblüt, als die magern?


Antw. Weil die Natur bey den feisten Leuten den besten Theil des Geblüts in die Feistigkeit verwandelt; hingegen bey den magern die innerliche Wärme die Feistigkeit verhindert: denn bey den Magern ist die Wärme größer, als bey Feisten. Daher werden die feisten Leute selten gar alt, wegen wenigerm Geblüte; sind auch insgemein nicht so sinnreich und hurtig, als die magern.


36. Warum ist ein Mensch nüchtern schwerer, als nach dem Essen?


Antw. Weil durch die Speisen die Geister vermehret werden, welche wegen ihrer lüftigen und feurigen Natur den menschlichen Körper erleichtern: denn Feuer und Luft machen insgemein leicht. Daher ist auch ein Todter weit schwerer als ein Lebendiger, weil der Lebendige voll Geister, der Todte aber derselben beraubt ist.


37. Woher kömmts, daß Einige im Schlafe reden und singen?


Antw. Es kömmt daher, weil bey ihnen viel Galle ist, und das Hirn durch die Träume erwärmet, und folgsam die Geister beweget werden. Diese bewegten Geister aber bewegen die Zunge und andere Glieder, daß also das Reden, Singen und Lachen entsteht.


[151] 38. Woher kömmts, daß Manchen im Schlafe die sogenannten Truten drücken?


Antw. Dieses ist keine Hexerey, wie sich Viele einbilden, sondern es ist eine natürliche Krankheit, wodurch der Leib beschweret, folglich die Bewegung und Rede verhindert wird. Dieses Drucken empfinden insgemein Diejenigen, 1) die einen schwachen Magen haben, und doch viel grobe Speisen essen; 2) die auf dem Rücken liegen; die viel zähe Feuchtigkeiten im Leibe haben, wodurch der hintere Theil des Hirns angegriffen, und die Gänge und Spannadern verstopfet werden: folgends können dieselben Menschen nicht reden, noch sich bewegen.


39. Ob die Thiere und kleinen Kinder auch Träume haben?


Antw. Sie haben ohne Zweifel auch Träume: denn solches giebt die Erfahrniß, indem die Hunde öfters im Schlafe bellen und heulen, wie auch die Kinder lachen. Doch haben die kleinen Kinder keinen so vollkommnen Traum, als die Erwachsenen. Es ist auch bey erwachsenen und alten Leuten mit den Träumen ein großer Unterschied: denn, gleich wie die Dämpfe, die aus dem Magen in das Hirn steigen unterschiedlich sind, so sind auch bey den Menschen die Träume unterschiedlich.


40. Warum ist das Menschenfleisch süßer, als der andern Thiere?


Antw. Weil die Speisen, welche die Menschen essen, mehrentheils süßlich sind; und [152] dann auch wegen der innerlichen Wärme, die bey den Menschen mäßiger ist, als bey den Thieren. Die Schweine haben zwar auch ein süßes Fleisch; daher schon öfters geschehen, daß mancher mörderische Wirth den Gästen Menschenfleisch für ein schweinens Fleisch aufgesetzt hat.


41. Warum erwachen die Mondsüchtige, Nachtwandler, oder sogenannten Brettersteiger, wenn man sie bey ihren Namen nennet?


Antw. Weil der Verstand durch den Namen aufgeweckt, und die äußerlichen Sinne ermuntert werden; daher fallen dieselben von einem Orte herunter, wenn man sie bey ihren Namen nennet. Man soll dergleichen Brettersteiger, wenn sie zu Nacht beym Mond scheine aussteigen wollen, mit Ruthen streichen, so gehen sie dem Bette zu, und stehen hernach nicht mehr auf.


42. Ob den Sterbenden, wie die gemeine Rede geht, die Augen brechen?


Antw. Sie brechen nicht, sondern werden nur unbeweglich und erstarren, daß sie scheinen, als ob sie gebrochen wären.


43. Warum reden die Sterbenden vom Wandern?


Antw. Weil die Seele in den größten Schmerzen nach dem Ausgange trachtet, daher führen sie in solcher Bestürzung dergleichen Reden.


[153] 44. Warum sterben Einige ohne Schmerzen?


Antw. Weil bey ihnen die Wärme des Herzens allzu schwach ist; daher geschieht es, daß dergleichen Menschen wie ein Lichtlein auslöschen.


45. Warum haben einige Sterbende noch Lust zu essen?


Antw. Weil bey ihnen der Magen allzu kalt ist: denn der kalte Magen ist begieriger nach der Speise als der warme. Es kömmt auch von einem sehr schwachen Verstande her, daß sie nicht wissen, was sie begehren.


46. Warum heulen und schreyen bisweilen die Hunde, Katzen und Eulen, wenn ein Mensch in der Nähe sterben wird?


Antw. Weil aus dem sterbenden Menschen ein durchdringender feiner Dunst hervorsteigt; wenn nun denselben Dunst diese Thiere fühlen, so werden sie zum Geschreye gereizet. Ja, die Eulen fliegen sogar zu Nachts diesem Dunste zu, setzen sich nahe bey dem Sterbenden auf die Häuser und schreyen, wie ichs selbst mit Augen gesehen habe. Daher heißt man diese Vögel, Sterbvögel. Man hüte sich also bey solchen Umständen, in keinen Aberglauben zu verfallen.


47. Warum wird man anfangs auf dem Meere krank?


Antw. Dieses kömmt her von der Veränderung der Luft: denn die Luft auf dem Meere [154] ist viel feuchter und gesalzener, als die Luft auf der Erde. Wenn nun diese feuchte und gesalzene Luft in sich gezogen wird, so erreget sie die Galle, und folglich zwingt sie den Magen sich zu übergeben.


48. Warum leben jetzt die Menschen nicht mehr so lang, als wie in den ersten Weltjahren?


Antw. Es ist zwar wahr, daß die Leute vor der Sündfluth über 700, 800, 900 Jahre gelebet haben; daß aber die Leute vor Zeiten so lang gelebet, und wir nicht mehr so lang leben, sind unterschiedliche Ursachen und zwar: 1) weil vor der Sündfluth die Beschaffenheit des menschlichen Leibes weit besser und stärker war; 2) weil die Leute vor der Sündfluth weit mäßiger lebten, und nur einerley Speise, als Wurzel und Kräuter, aßen; 3) weil vor der Sündfluth Speise und Trank weit besser und gesunder waren: denn die Sündfluth hat mit ihrem gesalzenen Wasser die Erde sammt ihren Früchten ziemlich verderbet; 4) weil es vonnöthen war, daß die Leute zu selbiger Zeit länger lebten, damit das menschliche Geschlecht besser vermehret wurde.


49. Warum geht der sogenannte Irrwisch, oder feurige Mann einem Reisenden zu Nachts auf

dem Fuße nach?


Antw. Diese sogenannten feurigen Männer sind nichts Anders als Erddämpfe, die von [155] der Nachtkälte angezündet werden. Sie befinden sich meistens bey Pfützen, Sümpfen, und andern warmen und feuchten Oertern, wo es Dämpfe giebt. Diese feurigen Dämpfe gehen bald da, bald dorthin, nachdem die Luft wehet. Wenn nun ein Mensch auf der Straße geht, so zieht er die Luft an sich, folgsam gehen ihm diese feurigen Dämpfe nach; und je geschwinder er geht, oder läuft, je gewaltiger zieht er die Luft nach sich, und folglich desto heftiger eilen ihm selbe nach. Man muß also nicht meynen, als wären diese feurigen Männer böse Geister.


50. Warum ist das Meer gesalzen?


Antw. Weil die Sonnenhitze den süßesten Theil vom Meere herauszieht; daher kömmt es, daß das obere Meerwasser gesalzener ist als das untere, weil die Sonnenstralen auf das obere mehr wirken, als auf das untere. Und eben darum, weil das Meerwasser so gesalzen ist, so kann man selbes nicht trinken; daher müssen die Schiffleute allezeit einanders Wasser mit sich führen.


51. Warum haben Diejenigen, die schlafend vom Donnerstrale todt geschlagen werden, die Augen offen?


Antw. Weil die Schlafenden, vom Strale aufgeweckt, die Augen geschwinde aufthun; wenn sie nun gleich todt bleiben, so behalten sie dieselben offen. Man kann ihnen auch solche [156] nicht mehr zu schließen: weil die Spannader, oder das Weißgeäder allbereit erstarret ist.


52. Warum werden die Sterne beym Tage nicht gesehen?


Antw. Weil die Stralen der Sonne, als eines großen Lichts, das Anschauen eines kleinern Lichtes verhindern: denn, gleichwie ein kleines Kerzenlicht, wenn es hinter einer großen brinnenden Fackel steht, nicht kann gesehen werden; so kann man auch das Sternenlicht, wegen den großen Sonnenstralen nicht sehen.


53. Ob der Salamander unverletzt in dem Feuer leben könne?


Antw. Die Salamander sind gewiße giftige Würmer, den Eidechsen gleich, schwarz, mit gelben glänzenden Flecken. Sie können zwar länger im Feuer leben, als andere Thierlein, weil sie von einem überaus kalten Temperamente sind; daß sie aber lange Zeit unverletzt im Feuer leben, und sich darinn ernähren, ist falsch: denn, wie Galenus beweist, so werden sie vom Feuer nach und nach verzehret.


54. Warum entsteht ein Wind, wenn eine Feuersbrunst ist?


Antw. Weil durch den hitzigen Rauch, der von der Brunst in die Höhe steigt, die Luft bewegt wird. Aus dieser Bewegung der Luft aber kömmt der Wind her.


[157] 55. Warum kann man aus Kieselsteinen Feuer schlagen; und warum nicht auch aus andern Steinen?


Antw. Weil die Kieselsteine Schwefel mit sich führen, aber andere Steine nicht.

56. Warum gefriert zur Winterzeit das Wasser eher als der Wein?


Antw. Weil das Wasser von Natur kalt ist; daher, wenn die äußerliche Kälte dazu kömmt, gefriert es bald zusammen. Der Wein hingegen ist von Natur hitzig, und diese Hitze treibt die äußerliche Kälte von sich; daher kann der Wein so leicht nicht gefrieren, vielweniger der Brandtewein, weil er noch hitziger ist, als der Wein.


57. Ob die Erde ohne Berg erschaffen worden?


Antw. Die Berge sind zugleich mit der Erde von Gott erschaffen, und nicht erst durch die Sündfluth gemacht worden: weil sie schon vor der Sündfluth gewesen, indem die Arche Noe sich auf das GebirgArarat niedergelassen. Doch ist nicht zu zweifeln, daß auch viel Berge durch die Sündfluth entstanden sind.


58. Warum sind die Keller und Brunnen im Winter warm, im Sommer aber kalt?


Antw. Weil im Winter die im Keller inwendige Wärme wegen der auswendigen Kälte nicht heraus kann; folgsam bleibt die Wärme darinn. Im Sommer aber wird diese innerliche Wärme von der äußerlichen Hitze heraus gezogen; folglich entsteht darinn die Kälte.


[158] 59. Warum ist es nach Mitternacht, und vor anbrechendem Tage kälter, als vor Mitternacht?


Antw. Weil vor Mitternacht die Luft von der Sonne noch erwärmet ist, auch die Luft die Wärme von der Sonne so lang bekömmt, bis die Sonne den Mitternachtpunkt überschritten hat. Nach Mitternacht aber treibt die Sonne den frostigen Wind vor sich her; wodurch dann die Kälte vermehret wird, bis endlich die Sonne nach und nach aufgeht, und Alles wieder erwärmet.


60. Warum krähen zu gewißer Zeit in der acht die Hahnen?


Antw. Weil der Hahn eine heimliche Verwandtschaft mit der Sonne hat, daß er, wenn die Sonne untergeht, ruhe; und wenn dieselbe wieder über den Mitternachtpunkt geschritten, erwache und schreye. Andere wollen, daß dieses geschehe aus einer verborgenen Eigenschaft der Hahnen: denn, gleichwie alle Thiere etwas Sonderbares an sich haben, also geschehe es auch bey den Hahnen.


61. Warum brauchet man bey dem Schrepfen ein Licht?


Antw. Darum, damit durch diese Wärme die Luft dünner in dem Laßkopfe werde: denn, wenn dieses nicht geschieht, so zieht der Laßkopf kein Blut an sich. Daher pflegt man auch den Leib zuvor wohl zu wärmen, damit das Geblüt desto lieber läuft: denn die Wärme eröffnet, und zieht das Blut an sich.


[159] 62. Warum thun die Schützen das eine Aug zu?


Antw. Weil die Lebensgeister in zwey offenen Augen zerstreuet und ausgetheilet werden; da hingegen dieselben in einem Auge, wenn es nur allein offen steht, desto häufiger zusammenkommen, und folgends die Sehenskraft desto stärker wird.


63. Woher kömmts, daß eine Wünschruthe einschlägt, wenn sie auf eine Aerzader trifft?


Antw. Weil das Aerz unter der Erde einen Dampf von sich giebt, welcher die Ruthe zu sich zieht: denn ein jeder Baum ist einem sonderbaren Metalle verwandt. Die Haselstaude hat eine Verwandtschaft mit dem Silber; der Eschenbaum mit dem Kupfer; der Tannenbaum mit dem Bley etc. Daher muß ein jedes Metall mit einer besondern Ruthe gesucht werden. Einige wollen zwar solches vor abergläubisch halten; aber man hat es aus Erfahrung, daß es ganz natürlich ist. Die Schweden haben sich dieses Mittel in dem dreyßigjährigen Kriege wohl zu Nutzen gemacht, indem sie in unserm Deutschlande mit der Wünschruthe viel vergrabenes Silber und Gold gefunden und ausgegraben haben.


64. Wie soll eine rechte Wünschruthe beschaffen seyn?


Antw. Erstlich, muß man gegen Morgen eine zweynästige Ruthe von einer Haselstaude abschneiden. 2) Muß die Ruthe, die man abschneidet, [160] nicht zu alt, sondern erst einjährig seyn, auch nicht knotticht. 3) Muß die Ruthe an der Wurzel gerade über sich stehen. 4) Soll die Ruthe abgeschnitten werden von einer Haselnußstaude, die auf Erzgruben wächst: denn diese sind die besten. 5) Wenn man mit der Ruthe das Metall unter der Erde suchen will, so muß man dieselbe mit beyden Händen zwischen dem kleinen und Goldfinger bey aufwärts gekehrten Enden fassen. 6) Soll man keine abergläubige Reden und Gebärden dabey brauchen, sondern bloß die Ruthe schlagen lassen.


65. Woraus entsteht der Regen?


Antw. Er entsteht aus den wässerichten Dünsten, die von der Sonne aus der Erde in die Luft gezogen werden. Der Regen ist nichts Anders, als eine feuchte Wolke; wenn sich nun diese verdicket, und allzu schwer wird, daß die Luft sie nicht länger tragen kann, so fällt sie tropfenweise herab.


66. Woher kömmt es, daß es bisweilen Blut regnet?


Antw. Solches wird der heftigen Sonnenhitze zugeschrieben: denn diese zieht Feuchtigkeiten aus solchen Oertern, wohin man entweder Blut geschüttet, oder wo dergleichen rother Saft zu finden, in die Luft; welche rothe Feuchtigkeit hernach zugleich mit dem Regen herabfällt. Eben eine solche Beschaffenheit hat es auch mit dem Milchregen, Frösch- und Fischregen, Getreidregen etc.


[161] 67. Was verursachet die Winde?


Antw. Der Wind ist nichts anders als eine empfindliche Bewegung der Luft; die Luft aber wird beweget von der Sonnenhitze; denn diese verdünnet die dicke Luft; diese verdünnte Luft aber verlanget einen größern Raum; folglich treibt sie die nächst stehende Luft fort, und auf solche Weise entsteht der Wind. Andere wollen, daß die Winde herkommen von dem unterirdischen Wasser und Feuer, welche sich in den Höhlen und Klüften der Erde aufhalten.


68. Warum entstehen oftmals Winde nach dem Regen?


Antw. Dessen ist die Ursache die Erde, welche, wenn sie zuvor ausgetrocknet, und von der Sonnenhitze gleichsam ausgedörret gewesen- aber durch den Regen erweichet worden; so giebt sie grobe Dämpfe von sich, woraus hernach die Winde entstehen.


69. Woher kömmt das Blitzen oder Wetterleuchten?


Antw. Dieses entsteht aus Anzündung eines schweflichten Dunstes; denn wenn die Sonnenhitze allzu groß ist, so zieht sie viel schwfleichte Dünste aus der Erde hinauf; oben aber werden sie von der allzu großen Hitze angezündet; nicht aber auf einmal, sondern nach und nach, weil sie nicht auf eine Zeit hinaufgezogen werden; daher kömmt es, daß es nach und nach blitzet.


70. Aus was entsteht das Donnern?


Antw. Das Donnern entsteht aus der allzu starken Ausdehnung der entzündeten Blitzmaterie; [162] wenn nämlich die Luft durch die starke Ausdehnung in eine zitternde Bewegung gebracht wird. Wenn der Donner lang nach dem Blitze gehöret wird, so ist es ein Zeichen, daß die Entzündung weit weg ist. Folget der Donner bald auf den Blitz, so ist die Entzündung in der Nähe. Geschieht aber das Blitzen und Donnern zugleich, so schlägt es gerne ein.


71. Was ist der Donnerstral?


Antw. Der Donnerstral ist kein Stein, wie Einige wollen, sondern ein feuriger und subtiler Dampf; der aus den Wolken mit großer Gewalt herunter geworfen wird. Er ist sehr subtil, und dabey auch giftig. Es gehen weit mehrere Donnerstralen über sich, als unter sich; und man sagt, daß, wenn so viel Donnerstralen sollten herab, als hinauf gehen, so würde nicht Viel von der Welt übrig bleiben.


72. Was hat der Donnerstral für eine Wirkung?


Antw. Der Donnerstral verletzet meistens starke und harte Dinge, welche ihm widerstehen, und seinen Durchgang verhindern wollen.

2. Er nimmt bisweilen dem Menschen das Leben ohne einige Anzeigung eines Brandes, oder einer Wunde: indem er nur das Herz oder Hirn berühret und inficiret, weil er subtil und auch sehr giftig ist.

3. Der Donnerstral zerspaltet bisweilen die Bäume ohne einigen Brand, als ob sie mit einem Keule zerspaltet worden. Solches aber [163] kömmt von der Gewaltsamkeit des Schlages her.

4. Er machet bisweilen, was er trifft, ganz schwarz, ohne Brand: weil die Ausdämpfung schwach, gering und voll Rauches ist.

5. Durch den Donnerstral zerschmelzen bisweilen die Schuheschnallen, ohne Verletzung der Schuhe; der Degen in der Scheide, ohne Verletzung der Scheide; das Geld im Beutel, ohne Verletzung des Beutels. Die Ursache ist: weil der Donnerstral ein sehr subtiler Dampf ist; folglich derselbe die zärtern, weicheren und löcherichten Dinge gar geschwind durchdringt, und sich darinn so lang nicht aufhält, daß er sie verletzen könnte. Was aber hart ist, und enge Luftlöchlein hat, das kann er nicht so leicht durchdringen, folgends zerschmettert er, oder zerschmelzet es.

6. Die Schlangen und andere giftige Thiere verlieren ihr Gift, wenn sie vom Donner getroffen werden; wie Seneka, Plinius, und die Erfahrung selbst lehren: weil nämlich dergleichen Körper alsobald nachdem der Donner sie getroffen, Würmer bekommen, da doch aus denselben sonst keine Würmer wachsen. Im Gegentheile aber werden diejenigen Dinge, die vorher nicht vergiftet waren, erst durch den Donner vergiftet; wie dann auch der Wein dadurch vergiftet wird.

7. Der Donnerstral verbrennet bisweilen ein Faß, da doch der Wein nicht ausläuft, sondern in seinem Orte stehen bleibt, als ob [164] er gefroren wäre. Die Ursache dessen ist, weil der Donner eine subtile und leimichte Materie mit sich führet; die leimichte Materie aber vermischet sich mit den äußersten Theilen des Weins, machet daraus eine dicke Haut, und zieht dieselbe um den Wein, daß er nicht heraus fließe.


73. Wie kann man sich vor dem Donnerstrale sicher machen?


Antw. Plinius meldet, es werde der Lorbeerbaum, das Meerkalb und der Adler, niemals vom Donner getroffen. Rhodiginus saget solches auch von dem Feigenbaume. Wer sich also mit dergleichen Sachen versieht, der soll frey und sicher vor dem Donnerstrale seyn. Daher hat Kaiser Tiber bey Entstehung eines gefährlichen Donnerwetters allezeit einen Lorberkranz aufs Haupt gesetzet. Der Kaiser August hat sich vor dem Donner so gefürchtet, daß er allezeit eine Meerkalbshaut am Leibe getragen; Kaiser Sever brauchte eben zu diesem Ende eine Sänfte, die mit Meerkälberhäuten überzogen war.


74. Was ist der Hagel?


Antw. Es ist ein Regen welcher unter dem Herabfallen in der Luft zu Eiskügelein zusammen gefroren ist.


75. Warum werden bisweilen diese Eiskügelein so groß?


Antw. Weil im Herabfallen viele kleine Eiskügelein zusammen wachsen; jemehr aber [165] zusammen wachsen, je größer werden sie auch; daher werden sie bisweilen ganz ungewöhnlich groß, als wie Tauben-oder Hühnereyer, auch wohl noch größer; ja es fallen bisweilen ganze Stücke Eis herunter, wie öfters die Erfahrniß giebt.


76. Was sind für Zeichen eines erfolgenden Ungewitters?


Antw. Es sind unterschiedliche, unter diesen sind auch nachfolgende: wenn die Ochsen nach dem Himmel sehen, oder sich lecken; wenn die Katzen ihren Bart butzen; wenn das Vieh wunderliche Sprünge machet etc. So man dergleichen Sachen sieht, so kann man leichtlich vermuthen, daß ein Ungewitter vorhanden sey.


77. Warum bemerken die Thiere eher das Ungewitter, als die Menschen?


Antw. Weil die unvernünftigen Thiere mit solchen Leibern begabet, die den Veränderungen des Himmels mehr unterworfen sind, als die Menschen. Zudem fallen vor dem Gewitter, wenn Dünste und Wolken in der Luft zusammen getrieben werden, ziemlich viele Feuchtigkeiten aus der Luft herunter- nicht zwar tropfenweise, sondern wie ein subtiler Thau. Dieser subtile Dampf aber durchdringt viel eher und leichter die Schweißlöcher und Haut der Thiere, als der Menschen, folgsam vermerken auch die Thiere eher das Ungewitter als die Menschen. Weil aber dieser durchdringende [166] Dampf das Vieh jucket und kützelt, so springen und schreyen sie, lecken und baden sich, damit sie solche juckende Feuchtigkeit abwischen und abtrocknen mögen.


78. Warum empfinden diejenigen, welche alte Schäden haben, das ankommende Ungewitter?


Antw. Das ankommende Ungewitter und andere große Luftveränderungen vermerken nicht nur diejenigen, welche alte Schäden haben, sondern auch die, so mit Zipperlein und Hühneraugen behaftet sind; und ist dessen die Ursache; weil die vor dem Ungewitter abfallende Feuchtigkeit leichter durch die Schweißlöcher in dergleichen schwächere Leibsglieder dringet, und ihnen ein und andere Beschwerlichkeit verursachet.


79. Woher entsteht das Erdbeben?


Antw. Das Erdbeben ist eine unordentliche und gewaltsame Bewegung und Erschütterung der Erde. Dieses aber geschieht durch das unterirdische Feuer, wenn nämlich dasselbe nicht genug Luft hat. Gewiß ist, daß unter der Erde Feuer, Luft und Wasser ist. Wenn nun die Luft unter der Erde abnimmt, und also das Feuer nicht genug Luft hat; folglich ersticken müßte, so bricht es mit Gewalt aus, und stürzet alles über den Haufen, wo dasselbe ausbricht. Daher höret man bey dem Erdbeben öfters ein großes Krachen: man sieht [167] große Flammen in die Höhe steingen; man empfindet einen sulphurischen Gestank, wovon oft die Vögel in der Luft ersticken, und todt herunter fallen. Dergleichen Erdbeben erfahren leider! öfters beyde Königreiche, Sizilien und Neapel.


80. Wie kömmts, daß der Berg Vesuv in Neapel Feuer auswirft?


Antw. Der Vesuv ist ein sehr hoher Berg im Königreiche Neapel, 8 wälsche Meilen von der Hauptstadt Neapel. Daß dieser Berg Feuer auswerfe, soll herkommen von dem unterirdischen Feuer, wenn solches nicht Luft genug hat: denn, wenn dieses Feuer unter der Erde nicht Luft hat, so steigt es auf, frißt durch, und suchet einen Ausgang, verbrennet und verderbet Alles, was selbem im Wege steht, und endlich bricht es gar durch; daher dieser Berg stets rauchet, auch bisweilen nebst dem Feuer eine große Menge Asche, Steine und Mineralien auswirft. Dieser feuerspeyende Berg hat im Jahre 1707 dermaßen gewüthet, daß die Luft durch die Menge Aschen welche er auswarf, ganz verfinstert worden. Er warf auch im Jahre 1702 viel Feuer aus, wodurch dem Benediktinerkloster auf dem Berge Kasin über achtzehn tausend Dukaten Schaden geschehen. Im Jahre 1724 hat er unter einem erschrecklichen Krachen dermaßen Feuer ausgespieen, daß fast auf drey wälsche Meilen entsetzlicher Schaden geschehen; und im Jahre 1727 [168] sind aus zwo Oeffnungen zugleich Feuer und Schwefel stromweise heraus geflossen. Im Jahre 70, da eben dieser Berg brannte, gieng Plinius etwas nahe hinzu, und wollte dessen Ursache erforschen; er wurde aber von dem Rauche überfallen, und ersticket, da er 56 Jahre alt war.


81. Woher kömmt es, daß der Berg Aetna in Sizilien Feuer ausspeyt?


Antw. Dieser ist der höchste Berg in Sizilien, und unter allen brinnenden Bergen der größte. Ob er schon immer mit Schnee bedecket ist, so wirft er doch stets Feuer und Asche aus, oft über 10 deutsche Meilen weit, und zwar mit erstaunlichem Donnern und Krachen. Diese so heftige Entzündung kömmt eben auch von dem unterirdischen Feuer her, wenn solches nicht Luft genug hat, und also ausbricht, wie oben bey dem Berge Vesuv gesagt worden. Dergleichen heftige Entzündung geschah im Jahre 1639, durch welche 49 Städte und Flecken ruiniret, auch 93tausend Menschen getödtet worden.


82. Was ist ein Komet?


Antw. Ein Komet ist eigentlich ein solcher ungewöhnliche Stern, meistentheils mit einem langen hellen Schweife, der, nachdem er eine Zeitlang am Himmel geschienen, wieder verschwindet.


[169] 83. Ob der Komet allezeit ein Unglück vorbedeute?


Antw. Diejenigen, die den Komet für einen Vorbothen allerhand Unglücks ansehen, irren gar sehr, und verdienen keinen Beyfall. Gewiß ist, daß ein Komet die Erde, worüber er geht, von den bösen Lüften, Dämpfen, und andern schädlichen Feuchtigkeiten ungemein reiniget. Ja, wenn nicht bisweilen ein Komet erschiene, und die Erde von diesen bösen Feuchtigkeiten reinigte, so würden dieselben die Luft völlig vergiften, und die Erde in ihrem Wachsthume gänzlich verderben; wodurch nothwendig Hunger und Pest entstehen müßten. Du sagst: Im Jahre 1682 hat sich in Deutschland ein erschrecklicher Komet sehen lassen, daß Jahr darauf haben die Türken die kaiserliche Residenzstadt Wien belagert; also deutet der Komet ein Unglück an. Ich antworte hierauf, und sage, daß es zwar ein Unglück gewesen, daß die Türken Wien belagert haben; es ist aber noch ein größeres Glück gewesen, daß sie sind mit großem Verlurste hinweggeschlagen worden. So folget dann, daß der Komet vielmehr ein Glück als Unglück vorbedeute.


84. Wie kann man wissen, ob der Komet unter oder ober dem Monde stehe?


Antw. Man muß sehen, ob der Komet den Mond verdecke, oder der Mond den Komet. Bedecket der Komet den Mond, so steht der Komet unter dem Mond; folglich ist derselbe bey [170] uns näher. Bedecket aber der Mond den Kometen, so steht der Komet ober dem Monde, folgsam ist derselbe weiter von uns.


85. In was besteht die Mondsfinsterniß?


Antw. Sie besteht in einer wirklichen Verlierung des Lichts, welches der volle Mond sonsten von der Sonne her hat; und geschieht diese darum, weil die Erde gerade zwischen der Sonne und dem vollen Monde steht, folglich verhindert sie die Sonnenstralen, daß dieselben nicht in den Mond scheinen können.


86. In was besteht die Sonnenfinsterniß?


Antw. Die Sonnenfinsterniß ist eigentlich keine Verfinsterung oder Verlierung des Lichts, wie in dem Monde, sondern nur eine Bedeckung desselben; und geschieht dieselbe darum, weil der Mond gerade zwischen der Sonne und Erde steht, und folgsam die Sonne verhindert, daß sie ihre Stralen nicht zu uns auf die Erde werfen könne.


87. Wie groß ist der Mond?


Antw. Der Mond ist zwar kleiner, als die Erde, doch begreift er in seinem Umkreise beyläufig 1555 deutsche Meilen.


88. Warum kömmt uns der Mond so klein, als ein runder Faßboden vor?


Antw. Weil er allezeit weit, nämlich fast 52tausend deutsche Meilen von der Erde entlegen ist.

[171] 89. Warum ist der Mond bisweilen voll, bisweilen halb voll?


Antw. Das geschieht darum, weil der Mond bisweilen nahe, bisweilen ferne von der Sonne steht. Je näher aber der Mond bey der Sonne steht, je weniger sieht man von ihm. Seht der Mond aber allgemach unter der Sonne hinweg, so fängt er an zu wachsen; und je mehr er von der Sonne hinweg geht, je höher wird er, und können wir auch sein Licht desto mehr sehen, bis er endlich im vollen Lichte am allerweitesten von der Sonne ist; alsdann sehen wir ihn ganz voll.


90. Wie geschwinde läuft der Mond?


Antw. Der Mond thut, nach der Ausrechnung der Astronomen, in einer Stunde eine weitere Reise, als wenn er die ganze Erdkugel umlief: denn er leget mit seinem Laufe alle Stunde 13015 Meilen zurücke.


91. Was ist die Sonne?


Antw. Sie ist ein großes Himmelslicht, so den ganzen Erdkreis erleuchtet und erwärmet. Ja, sie ist der Brunn und Ursprung alles Lichts, und giebt allen andern Planeten das Licht. Sie ist aber ungemein hitzig, und zwar so, daß sie alle Feldfrüchte nach und nach austrocknen würde, wenn nicht der kalte Mond dieselben zu Nachts wieder anfeuchtete.


[172] 92. Wie groß ist die Sonne?


Antw. Hier kommen die Astronomen nicht überein. Einige wollen, daß die Sonne über 160mal größer sey, als die ganze Erde; Andere aber machen die Sonne noch weit größer. Sie steht weit höher droben als der Mond, und, wie Einige wollen, ist die Sonne so weit von der Erde entlegen, daß, wenn ein Vogel alle Stunde 4 deutsche Meilen in die Höhe flöge, so hätte er 20 Jahre zu fliegen, bis er zu der Sonne käme.


93. Wie kömmt es, daß die Sonne im Sommer nahe, im Winter aber weit von uns ist?


Antw. Das kömmt daher, weil der Sonnenzirkel nicht also gerade um die Erde herum geht, wie das gestirnte Firmament; sondern ist etwas krumm, und gegen uns zu rechnen, an einem Orte etwas höher, am andern Orte niedriger.


94. Wie geschwinde läuft die Sonne?


Antw. Die Sonne läuft dermaßen geschwinde, daß sie in 24 Stunden ihren Kreis durchwandert; in einer Stunde also 1140000 Meilen, das ist eine Million, hundert und vierzigtausend Meilen zurückeleget: denn der Sonnenlauf des gewölbten Himmels hält in sich 24 Millionen, dreyhundert u. sechszigtausend Meilen, welche in 24 Stunden eingetheilet, die berührte Zahl und noch Etwas darüber zu verstehen geben.


[173] 95. Was ist der höchste Himmel?


Antw. Der höchste Himmel ist derjenige Ort, wo Gott und seine liebe Heilige wohnen. Die Materie, woraus der Himmel gemacht ist, ist nicht gleichförmig der Materie des Firmaments, sondern sie ist unendlich edler und vortrefflicher, als diese. Was aber bey dem Himmel für eine Materie ist, das kann man nicht wissen. Diese Materie des Himmels ist in- und auswendig von Natur so hell und glänzend, daß aller Glanz der Sterne, der Sonne und des Monds etc. gegen den Glanz Himmels nur eine Finsterniß ist.


96. Wie weit ist dieser Himmel von der Erde entlegen?


Antw. Der Himmel steht so viel tausend Meilen weit von der Erde, daß man derer Zahl kaum zählen kann. Der gelehrte P. Klavius saget, es sey der Himmel so weit von der Erde, daß, wenn ein Mühlstein von dem Himmel sollte herunter fallen, und in einer Stunde 1200 deutsche Meilen Wegs machen, so hätte er bis auf die Erde 92 Jahre lang zu fallen.


97. Giebt es auch Wohnungen und Paläste in dem Himmel?


Antw. Die vortrefflichsten heiligen Väter, alsAthanasius, Epiphanius, Anselmus, und viel Andere, halten gänzlich dafür, daß im Himmel wahrhaftige Wohnungen und Paläste seyn, und beweisen solches sowohl aus der heiligen [174] Schrift, als aus vielen andern Ursachen; denn Christus, die ewige Wahrheit, saget es selbst: In domo Patris mei mansiones multae sunt. Joan 14. In meines Vaters Hause sind viel Wohnungen. Diese himmlische Wohnungen aber sind von einer gar verwunderlichen und unermeßlichen Materie, die weit kostbarer ist, als die schönsten Perlen selbst. Andere verneinen zwar solches, vorgebend, man habe im Himmel dieser Wohnungen und Päläste nicht vonnöthen, weil man allda keine Ungelegenheiten der Luft, Hitze und Kälte zu leiden habe; aber man giebt ihnen zur Antwort; daß, obschon die Wohnungen zur Abwendung der Hitze und Kälte nicht vonnöthen, so erfodere es doch die Zierde dieser himmlischen Stadt, daß sie mit schönen Palästen angefüllet sey. Und wer sollte wohl vernünftig glauben, daß die unermeßliche Weitläuftigkeit des Himmels ganz öde und leer stehen sollte.


98. In was besteht eigentlich die Freude der Auserwählten in dem Himmel?


Antw. In der Anschauung Gottes, und dadurch in dessen Genießung, als des höchsten Guts, und seiner unendlichen Vollkommenheiten; was aber dieses für eine Freude sey, ist unmöglich zu beschreiben; denn gleichwie Gott das höchste und unendliche Gut ist, also ist auch die Freude, die die Auserwählten dadurch genießen, unendlich groß; was aber unendlich ist, daß kann nicht beschrieben werden; und wenn schon [175] der ganze Himmel eine lautere Pergamenthaut, das ganze Meer eine lautere Dinte wäre, und alle Geschöpfe auf Erden bis auf den jüngsten Tag schreiben sollten, so würden sie doch das Mindeste von den himmlischen Freuden weder erklären, noch an Tag geben können. Daher hat der heilige Chrysostomus gar recht gesagt: Warum unterstehen wir uns von Sachen zu reden, welche unbegreiflich sind?


99. Was ist die Hölle?


Antw. Die Hölle ist der Ort, wo die Verdammten ewig gepeiniget werden.

100. In was besteht die Pein der Verdammten?


Antw. Die beschwerlichste Pein der Verdammten ist der Verlurst der Anschauung Gottes, daß sie nämlich auf ewig müssen beraubt seyn des göttlichen Angesichtes. Die übrigen sinnlichen oder empfindlichen Peinen sind unterschiedlich, nachdem der Verdammte auf dieser Welt gesündiget hat: denn nach Maaß der Sünden wird seyn die Maaß der Peinen. Wie groß aber die Peinen der Verdammten seyn, ist nicht möglich zu beschreiben. Das Entsetzlichste ist, daß sie ihre Peinen leiden müssen ewig, ewig, so lang Gott Gott seyn wird.


101. Kommen Viele in die Hölle?


Antw. Ja, weit Mehrere, als in Himmel; wie Christus der Herr selbst Matth. I, 22. sagt: [176] Viele sind berufen, Wenige aber auserwählet. Zudem, wenn man betrachtet, wie viel tausend Millionen der Heyden, Juden, Türken etc. der Hölle zufahren; und auch wie viel tausend katholische Christen unglückselig dahin sterben, so läßt sich leicht schließen, daß Mehrere verdammt, als selig werden.


102. Welches ist das beste Mittel, sich vor der Hölle zu hüten?


Antw. Daß man oft die höllischen Peinen betrachte, mit Bedenken, daß sie immer und ewig währen. Denn wer öfters die Hölle und derselben Ewigkeit betrachtet, wird gewiß nicht sündigen: wer aber nicht sündiget, der kann nicht in die Hölle kommen. Daher, o mein lieber Christ! wenn dir deine Seele lieb ist, so überlege alle Tage zu Nachts einen aus diesen nachfolgenden guten Gedanken wohl, und schlafe darinn ein.


Nächtliche gute Gedanken.


1. Tag. Gott hat mich allein zu diesem Ziele erschaffen, daß ich selig werde. Er giebt mir auch alle Mittel dazu. Wie habe ich aber diese Mittel gebrauchet? Was führe ich für ein Leben, um selig zu werden? Werde ich wohl mit diesem meinem Leben selig werden?

2. Tag. Was hilft mir Geld und Gut, wenn ich die Seele verliere? Ich habe nur eine einzige Seele; ist diese verloren, so ist meiner Seits Alles auf ewig verloren.

[177] 3. Tag. Gott hat die Seele mit meinem Leibe vereiniget; mir liegt es ob, sie mit Gottes Gnade selig zu machen. Wenn ich aber nicht darauf gedenke, wer denket anstatt meiner darauf? Wenn ich meine Seele nicht sicher stelle, wer wird solches anstatt meiner thun?

4. Tag. Ich mache mir den Tag hindurch so viel Gedanken? ich nehme auf mich so viel Mühe und Sorgen; ich möchte fast vor Kümmerniß vergehen. Und dieses Alles für was? Sollte ich nur den halben Theil Dessen, was ich aus Absehen der Welt arbeite, meiner Seele zu Liebe thun, so würde ich in Kürze ein großer Heiliger seyn. Warum thu ich es dann nicht?

5. Tag. Einen einzigen Tod giebt es. Sterbe ich einmal gut, so bin ich für allezeit gut gestorben. Sterbe ich einmal übel, so bin ich für allezeit übel gestorben, und auf ewig verloren. Warum wende ich dann nicht alle Kräfte und Mittel an, daß ich einmal gut sterbe?

6. Tag. Es hat seine Richtigkeit: ich muß sterben, und vielleicht heute oder morgen. Und wie wird es alsdann ergehen mit jenen Gütern und Reichthümern, welche ich sogar unruhig suche, und so heftig verlange? Was nutzen werden sie mir bringen, wenn ich meine Reise in die Ewigkeit antreten muß?

7. Tag. Sobald ich werde verschieden seyn, wird man zwar sagen: Jener Reiche ist gestorben. [178] Aber, wer ist derjenige, der an mich mehr gedenke? Ich werde haben lachende Erben, die sich erfreuen werden wegen Hab und Gut, so ich ihnen hinterlassen. Wie wird es aber mit meiner Seele stehen? Wo wird sie sich dazumal aufhalten?

8. Tag. Ich weiß nicht, wie ich sterben werde. Ich kann sterben, ohne daß mir ein einziger Mensch zu Hülfe komme. Ich kann sterben, entweders von einem Donner, oder von einem Schlagflusse getroffen, oder von einem Ausgusse des Blutes ersticket werden. Und wie wäre es, wenn es noch heute, oder diesen Augenblick geschehen sollte.

9. Tag. Ich halte für gewiß, daß ich sterben müsse; warum lebe ich dann also, als würde ich niemals sterben? Was gedenke ich lange zu leben, da ich doch keinen Tag vor dem Tode sicher bin? Und was nützet es lange leben, wenn ich mich nicht bessere?

10. Tag. Ich fürchte den Tod, und das Sterben erschrecket mich allezeit, wenn ich nur daran gedenke. Warum befleiße ich mich dann nicht, daß ich mir den Tod süß und lieblich mache durch ein frommes Leben.

11. Tag. Vom ersten Augenblicke, da ich in die Welt gekommen, habe ich angefangen zu sterben; und gehe nun alle Tritte und Schritte, die ich täglich thue, näher dem Grabe zu; ja alle Augenblicke laufe ich näher meiner Grube zu. Wie wäre es, wenn ich heute noch hinein fiele? Wie steht es mit meinem Gewissen?

[179] 12. Tag. Wenn ich eben in diesem Augenblicke, da ich dieses lese, vor dem Richterstuhle Christi erscheinen sollte, wer wird mich anklagen? Ach! es wird mich anklagen der Teufel, der mich versuchet; mein Gewissen, welches so viele Sünden und Laster weis. O wie werde ich beschämet werden.

13. Tag. Wer wird mich richten? Eben Dieser, nämlich Jesus Christus, der mir so viele Gnaden erwiesen zu meiner Seligkeit, und so herzlich geliebet hat, daß er für mich am Kreuze gestorben ist. Wie werde ich mich entschuldigen?

14. Tag. Das Gericht wird seyn ohne Barmherzigkeit. Die Gerechtigkeit allein wird ihr Amt verrichten, und das Recht sprechen nach meinem Verdienste, gut oder bös. Wo werde ich mich alsdann hinwenden? Zu den guten Werken, derer ich wenige gethan, kann ich nicht. O mich Armseligen!

15. Tag. Was werde ich für einen Ausspruch, was für ein Urtheil hören müssen; vielleicht der ewigen Verdamniß? Und wenn dem also; was werde ich dawider einwenden können? Wohin werde ich fliehen, und mich vor dem Zorne Gottes verbergen?

16. Tag. Jetzt in diesem Leben biethet mir der göttliche Richter seine Gnade und Barmherzigkeit an. Was aber nach diesem Leben? Da wird keine Gnade mehr seyn. Wie er mich wird finden, also wird er mich richten. Warum nehme ich dann seine Gnade nicht an, und verbessere mein Leben? Warum fahre ich fort zu [180] sündigen, und knüpfe eine Sünde in die andere?

17. Tag. Die Hölle ist ein Ort der ewigen Peinen, wo man beständig brinnt, und niemals stirbt. Wo man immerdar erschreckliche Peinen leidet, und niemals eine Ruhe hat. Nun kann ich nicht einen Augenblick lang einen Finger über ein Feuer halten; o! wie werde ich dann die Hitze des höllischen Feuers in alle Ewigkeit ausstehen können?

18. Tag. Wenn ich gesündiget habe, so habe ich die Hölle verdienet; aber wie weis ich, daß mir Gott meine Sünden verziehen habe? Sündige ich abermal, so verdiene ich abermal die Hölle, und stehe schon mit einem Fuße darinnen. Wie wäre es, wenn mich Gott in dieser Sünde sterben ließe; wo würde ich hinfahren?

19. Tag. Wie viele Tausende sitzen in der Hölle, brinnen und braten, welche doch viel weniger gesündiget haben, als ich. Wo wäre ich, wenn mich Gott nicht bey dem Leben erhalten hätte? Ich würde schon lange mitten unter den Teufeln stehen; ich würde schon lange heulen, schreyen, und mein voriges geführtes Leben verfluchen.

20. Tag. Gott hat mich bey dem Leben erhalten, und verleiht mir noch einige Zeit, nicht daß ich in Sünden sollte fortfahren, sondern, daß ich sollte Buße thun. Warum thue ichs dann nicht? Wenn den Verdammten nur eine Viertelstunde erlaubt wäre, Buße zu thun, o! was würden sie nicht thun: Sie wollten[181] gerne, können aber nicht. Ich kann, und will nicht.

21. Tag. Man kann leicht verdammt werden; denn der Weg zur Hölle ist ziemlich breit. Man kann leicht die ewige Seligkeit verscherzen; denn die Himmelsthüre ist sehr eng, und Wenige sind die dadurch eingehen. Was sage ich nun von mir selbsten? Was darf ich hoffen?

22. Tag. Was ist verdammt werden? Es ist, Gott verlieren, und zwar auf ewig. Es ist brinnen, und zwar ewig. Es ist verzweifeln, und umsonst, und ewig verzweifeln. Und ich halte es für ein Kinderspiel; lache, scherze, und bin wohlauf im Stande einer Todsünde, in solcher Gefahr der ewigen Veedammniß?

23. Tag. O! wenn ich sollte verdammt werden, was würde ich in der Hölle sagen? Ich würde vermaledeyen die Stunde, in welcher ich gebohren. Ich würde vermaledeyen die Zeit, die ich so liederlich zugebracht. Ich würde verfluchen alle liederlichen Gesellschaften, alle böse Gelegenheiten, alle eitle Ergötzlichkeiten. Wenn ich aber all dieses vorsehe, warum komme ich dann nicht vor?

24. Tag. In der Hölle würde ich gedenken: ich hätte gar leicht können selig werden, und habe nicht gewollt. Jetzt wollte ich gerne selig werden, und kann nicht mehr in Ewigkeit. Dieses sehe ich vor; warum thue ich dann jetzt in diesem Leben so viel Böses, welches ich nicht gethan zu haben, dort wünschen würde? Warum thue [182] ich nicht viel mehr Gutes, so ich gethan zu haben, dort verlangen würde?

25. Tag. Gott verlanget gar Wenig von mir, daß ich selig werde. Es ist genug, wenn ich seine Gebothe halte, die da leichte Gebothe, gerechte Gebothe, süße Gebothe sind. Gott hilft, und giebt mir seine Gnade, daß ich selbe halten kann. Wenn ich nun so leicht in Himmel kommen und selig werden kann, warum halte ich dann seine Gebothe nicht? Warum trete ich selbe mit Füßen?

26. Tag. Der Teufel reizet mich mit einer geringen Wohllust an, daß ich meine Ewigkeit in der Hölle aufbaue; und wie kann ich ihm folgen und beystimmen? Gott ladet mich ein, daß ich selbige mit einer geringen Buße im Himmel zurichten soll; soll ich seinem unendlich gütigen Zurufen nicht Folge leisten? Soll ich dann mehr dem Teufel folgen, der mir ewig schadet, als Gott, der mir nutzet?

27. Tag. Zwey einige Orte sind, der Himmel und die Hölle; eines aus beyden muß ich antreten. Entweders werde ich ewig selig oder ewig verdammt. Und dieses kömmt einzig auf meinen Willen an. Thue ich Gutes, und verharre im Gutem, so werde ich ewig selig. Thue ich Böses, und wirke nicht die Buße darüber, so werde ich ewig verdammt. Was will ich aus Beyden?

28. Tag. Diene ich Gott, so bekomme ich zum Lohn den Himmel. Soll mich dann dieses nicht bewegen, allezeit Gutes zu thun, [183] und Gott zu dienen? Diene ich dem Teufel, so bekomme ich zum Lohne die Hölle. Soll mich dann dieses nicht abschrecken, Böses zu thun, und dem Teufel zu dienen?

29. Tag. Gott will mir allezeit das Himmelreich geben, eine ewige Belohnung für eine kurze Arbeit, einen immerwährenden Lohn für eine kurze Dienstleistung, eine ewige Freude für ein kurzes Leiden, ein ewiges Leben für ein kurzes Leben. Ey so will ich dann in diesem kurzen Leben aus Liebe Gottes Alles thun, was ich immer thun kann: Gott und der Himmel ist Alles werth.

30. Tag. Zween sind, die meine Seele haben wollen: nämlich, Christus der Herr, und der Teufel. Christus hat mir alles Gutes gethan: er ist für meine Seele gestorben, und würde noch heute für selbe sterben, wenn er nur könnte. Der Teufel, was hat er mir wohl Gutes gethan? Fein sauber Nichts; sondern vielmehr hat er meiner Seele durch so viele Anreizungen erbärmlich geschadet. Wem bin ich dann meine Seele zu geben schuldig?

8. Kapitel

[184] Achtes Kapitel.
Ursprung und Anfang weltlicher Sachen.

1. Erschaffung der Welt.


Die Welt ist von Gott erschaffen worden, 4052 Jahre vor Christi Geburt, und zwar aus Nichts: denn zuvor war Nichts als eine Finsterniß, die hieß Chaos. Ob die Welt aber im Herbste oder Frühling erschaffen worden, ist streitig. Die meisten Gelehrten wollen, sie habe mit allen Jahrszeiten zugleich angefangen: indem an einem Orte der Frühling, an dem andern der Sommer, am dritten der Herbst, und am vierten der Winter befindlich gewesen; gleichwie noch heute durch die ganze Welt alle Jahrszeiten zugleich in unterschiedlichen Orten sich wechselweise zeigen.


2. Erster Mensch auf der Welt?


Der erste Mensch auf der Erde war Adam: und diesen hat Gott, nach dem Himmel und Erde, und alle Geschöpfe schon waren, zum letzten, und zwar am sechsten Welttage, erschaffen. Dessen Seele hat Gott aus Nichts erschaffen: den Leib aber hat er aus leimichter Erde gemacht. Gott setzte ihn in das Paradieß, und [185] machte allda die Eva aus einer Rippe des Adams, die er ihm in dem Schlafe herausgenommen.


3. Erste Sünde auf der Welt.


Die erste Sünde auf der Welt ist jene, die Adam im Paradiese begangen: denn, nachdem Gott den Adam in das Paradies gesetzt, verboth er ihm, nur von einem einzigen Baume, dem Baume der Wissenschaft des Guten und des Bösen, zu essen. Aber der Teufel verstellte sich in eine schöne Schlange, und überredete die Eva; die Eva überredete den Adam ihren Mann, einen Apfel davon zu essen. Kaum, als Adam das Geboth Gottes übertreten, hat Gott sie Beyde aus dem Paradiese verstossen, ihnen den Tod, und viel Uebels zur Strafe angekündet; dabey aber versprochen, daß aus dem weiblichen Geschlechte Einer werde gebohren werden, der die Menschen von allen Uebeln befreyen werde; und dieser ist der Messias oder Christus. Adam lebte 930, Eva aber 940 Jahre.


4. Erste Kleidung auf der Welt.


Die erste Kleidung war ein Rock von Schaffellen; und diesen haben Adam und Eva, nachdem sie gesündiget, aus Anordnung Gottes tragen müssen.


5. Der erste geborne Mensch.


Dieser war Kain, welchen Adam und Eva im zweyten Weltjahre, nach 9 Monaten, als [186] sie aus dem Paradiese verstoßen waren, gezeuget haben.


6. Das erste geborne Weibsbild.


Dieses war Kainana, welche zugleich mit dem Kain aus Eva gebohren worden; und diese wurde nachgehends des Kains Eheweib.


7. Erster Hirt, und erster Ackerbauer.


Abel, ein Sohn des Adam, war der erste Hirt, welcher die Schafe weydete; Kain aber war der erste Ackerbauer.


8. Der zweyte geborne Mensch.


Dieser war Abel. Kain der ältere Sohn des Adams, war boshaft, Abel aber fromm; als nun beyde ihre Opfer Gott verrichteten, wurde Abel von Gott angesehen, Kain aber nicht; darum schlug Kain den Abel, seinen Bruder, aus Neid zu todt, im Weltjahre 130. Und dieses war der erste Tod in der Welt; da hat dann Adam gesehen die Wirkung der Sünde. Das Blut des Abels schrie um Rache zu Gott, und Kain mußte zitternd, und elend herum schweben, bis er endlich in dem Walde, von Lamech, der ihn für ein Thier ansah, mit einem Pfeile erschossen worden.


9. Erste Stadt in der Welt.


Die war Enoch; diese hat Kain nach begangenem Brudermord im Weltjahre 140 erbauet, und nach seines Sohnes Namen Enoch genennet.


[187] 10. Erster Krieg in der Welt.


Den ersten Krieg haben angefangen die gottlosen Kainiter im Weltjahre 462. Sie liefen herum wie das rasende Vieh, und warfen Alles, was ihnen unter die Hand kam, über einen Haufen.


11. Erster Schmied.


Dieser war Tubalkain, ein Sohn des Lamechs. Er hat die Erste Schmiedte aufgerichtet, und Kriegswaffen geschmiedet, im Weltjahre 672.


12. Erster Musikant.


Dieser war Jubal, ebenfalls ein Sohn des Lamechs: er hat nicht nur die Cythern und andere musikalische Instrumente erfunden, sondern auch selbst verfertiget. Daher saget man heute noch: das Jubelgeschrey.


13. Erster Schiffmann.


Dieser war Noe, welcher nicht nur die Arche gebauet, sondern auch dieselbe in währender Sündfluth regieret hat. Denn, weil Gott die gottlosen Menschen strafen, die frommen aber beym Leben erhalten wollte, mußte Noe aus Befehl Gottes eine Arche oder ein sehr großes bedecktes Schiff bauen, woran er 100 Jahre gearbeitet. Als nun die Sündfluth anfieng, setzte sich Noe mit seinen drey Söhnen Sem, Cham, Japhet und mit seinem und ihren Eheweibern darein und blieben also diese acht Menschen vor der Sündfluth sicher; die übrigen giengen alle zu Grunde, im Weltjahre 1657.


[188] 14. Der erste Rausch.


Vor der Sündfluth trank man keinen Wein, man aß auch kein Fleisch, sondern nur Erdfrüchte, und trank Nichts als Wasser. Weil aber die Sündfluth die Natur ganz verderbet, fieng Noe an, einen Trank aus Weintrauben zu trinken, wodurch er aber einen Rausch bekam, im Weltjahre 1660.


15. Der erste Pflug zum Ackern.


Vor der Sündfluth hat man die Erde nicht mit dem Pfluge umgeackert, sondern man hat dieselbe nur mit den Händen umgegraben. Noe aber hat den Pflug erfunden, daran Ochsen gespannet, und auf solche Weise die Erde umgeackert, im Weltjahre 1660.


16. Ursprung unterschiedlicher Sprachen.


Die närrischen Menschen wollten einen Thurm, den babylonischen Thurm, in Asien aufbauen, bis über die Wolken, damit sie sicher wären, wenn etwa wieder eine Sündfluth kommen sollte. Gott aber rührete ihre Zungen, und machte, daß sie vielerley Sprachen redeten, und Keiner den Andern verstund. Und auf solche Weise entsprangen 72 unterschiedliche Sprachen, im Weltjahre 1757.


17. Erste Abtheilung der Welt.


Als die Leute bey Aufbauung des babylonischen Thurms nicht mehr einander verstunden, ließen sie diesen Bau fahren, und vertheilten sich in unterschiedliche Länder. Sem blieb mit den Seinigen in Asien, und breitete sich in die Länder [189] Armenien, Mesopotamien, Assyrien, Syrien, Arabien, Persien etc. Cham gieng mit den Seinigen in Afrika, Aethiopien und Aegypten. Japhet aber mit den Seinigen in Europa, nämlich in Deutschland, Griechenland, Wälschland, Spanien, Frankreich etc. Nicht eben der Japhet selbst ist so weit gekommen, sondern seine Nachkömmlinge. Der erste, der in Deutschland gekommen, war Tuisco oder Teuto, wovon auch Deutschland seinen Namen hat; und dieser war der Deutschen erster König.


18. Erstes Königreich auf der Welt.


Dieses ist Babylon in Asien; denn anderthalb hundert Jahre nach der Sündfluth, nämlich im Weltjahre 1800 bauete Nimrod die Stadt Babylon; und weil er ein sehr mächtiger Herr war, warf er sich für einen König in Babylon auf. Ist also Babylon das erste Königreich.


19. Die erste Monarchie auf der Welt.


Die erste Monarchie ist die Assyrische in Asien, und hat ihren Namen von dem Assur; denn dieser Herr gieng aus Babylon hinweg, bauete die Stadt Ninive, welche er zu Ehren seines Sohnes Ninus, Ninive geheißen, und richtete ihm selbst allda ein mächtiges Reich auf: weil aber die assyrischen Könige hernach das babylonische Königreich auch dazu bekommen, so ist Assyrien zu einer Monarchie geworden. Jetzt gehört es theils dem Türken, theils dem Persianer Könige.


[190] 20. Erster König der Juden.


Dieser war der Saul. Als die Israeliten oder die Juden in das gelobte Land Kanaan gekommen, wurden sie durch Richter regieret; waren aber hernach mit den Richtern nicht zufrieden, sondern wollten einen König haben; daher wurde Saul von dem Propheten Samuel zum ersten Könige der Juden gesalbet, im Weltjahre 2857. Nachdem Saul in einem Treffen wider die Philister todt geblieben, folgte ihm David in der Regierung nach, und wurde der zweyte König der Juden; welches David wohl verdienet, da er als ein Hirtenknabe, unter voriger Regierung des Sauls, den großen Riesen Goliath der Philistär, der den Israeliten alles Uebel androhete, mit einem Steine auf die Stirne geworfen, daß er todt dahin fiel. David nahm seine Residenz auf dem Berge Sion.


21. Erster römischer König.


Der erste König zu Rom, war Romulus. Es geschah also. Diese Stadt wurde erbauet von Romulus und Remus, zween Brüdern, im Weltjahre 3207 und 753 vor Christi Geburt. Da diese Stadt ausgebauet war, war unter ihnen der Streit, ob diese Stadt Rema oder Roma heißen sollte? Sie verglichen sich miteinander, daß derjenige Meister von der Stadt seyn solle, und ihr den Namen geben sollte, auf dessen Seite hin mehrere Vögel zuflögen. Gleich sah Romulus auf seiner Seite 12 Stoßvögel; und hiemit war er Herr, und gab dieser [191] Stadt den Namen Roma. Den Remus verdroß es, und zum Spotte sprang er mit gleichen Füßen über die neuen Stadtmauren, um zu zeigen, wie schlecht sie Romulus gemacht habe; allein, er mußte es mit dem Leben büßen: denn Romulus legte ihn auf die Haut, und regierte allein.


22. Erster römischer Kaiser.


Der erste römische Kaiser war Julius Cäsar im Weltjahre 3902; regierte aber nur 4 Jahre. Man saget, er soll aus Mutterleibe geschnitten worden seyn, darum hieß er Cäsar: denn Cæsus heißt auf Deutschgeschnitten. Er war ein überaus gelehrter Herr, und der größte Held, dergleichen die Welt nicht gesehen, noch sehen wird: indem er unbeschreiblich viel Länder und Völker der römischen Macht durch seine Waffen unterwürfig gemacht. Er ist aber auch eine große Grube der menschlichen Seelen: denn nur in Spanien und Frankreich sind durch seine Waffen zwölfmalhundertausend Mann der Hölle zugefahren. Als er einstens auf dem Rathhause war, wurde er vonBrutus und Kassius angefallen, und hart verwundet.Cäsar griff nach seinem Dolche; als er aber sah, daß ihm ein ganzer Schwarm die Spitze both, verhüllte er den Kopf mit seinem Mantel, und ließ in sich stechen, ohne daß er einen Seufzer ausstieß: nur zu dem Brutus, den er wie sein Kind geliebet hatte, sagte er: Et tu, fili mi Brute? Auch du, mein lieber Sohn Brutus? Also wurde er mit 23 Stichen im 56 Jahre seines[192] Alters auf dem Rathhause zu Rom ermordet.


23. Zertheilung des römischen Kaiserthums.


Das römische Kaiserthum wurde zertheilet in das Orientalische und Occidentalische, im Jahre Christi 395, die Gelegenheit dazu gab Konstantinopel: denn nach dem Konstantinus, der Kaiser, die Stadt Konstantinopel im Jahre Christi 325 erbauet hatte, und die nachfolgenden Kaiser ihren Sitz da nahmen, wollte Kaiser Theodosius I. das alte Rom auch nicht verschwinden lassen, verordnete also in seinem Testamente, daß nach ihm seine beyde Söhne das Reich unter sich theilen, und Arkadius im Orient zu Konstantinopel; Honorius aber im Occident zu Rom regieren sollte; bey welcher Theilung es auch bis jetzt verbleibt.


24. Erster deutscher Kaiser.


Der erste deutsche Kaiser war Karl der Große. Er war ein Sohn Pipins des Königs in Frankreich; darum wollten die Franzosen das Kaiserthum haben; Karl aber war nicht in Frankreich, sondern in Deutschland, nämlich zu Ingelheim in der untern Pfalz gebohren, folgsam ist er kein gebohrner Franzose, wohl aber ein gebohrner Deutscher. Er wurde vom Papste Leo III. im Jahre Christi 800 in der Christnacht zu Rom in der Peterskirche zum römischen Kaiser gekrönet und ausgerufen. Und auf solche Weise kam das Kaiserthum auf die Deutschen. Er war sehr mächtig, und es er streckte sich seine Macht über drey Reiche: nämlich,[193] über Frankreich, Italien und Deutschland. Frankreich erbte er von seinem Vater Pipin; Italien bekam er durch Austilgung des longobardischen Königreiches; Deutschland brachte er durch die Waffen unter sich. Er war auch ein eben so gelehrter als frommer Herr, und ließ durch die Benediktiner aller Orten den christlichen Glauben ausbreiten. Er stiftete in Deutschland 9 Bischthümer, 24 Benediktinerklöster, viel hohe Schulen, und ließ die Benediktiner öffentlich lehren. Seine Residenz war zu Regensburg zwischen dem St. Petersthore und Klarenanger. Er starb zu Aachen an der Herzwassersucht im Jahre 814, seines Alters 72.


25. Ursprung des burglengenfeldischen Landes im Nordgau.


Dieses Land hat seinen Ursprung von drey Grafen: nämlich, von Bernard, Pipin, und Heribert. Es geschah also: Karl der Große vermachte im Testamente seinem Sohne Pipin Bayern und Italien; als aber dieser vor Karl seinem Vater starb, gab ers Bernard, einem Sohne des Pipin. Allein, da Karl starb, und Ludwig, ebenfalls ein Sohn des Karl zum Kaiserthume kam, bestättigte er zwar den Bernard in der Herrschaft über Italien; aber Bayern gab er Pipin dem Jüngern, Bernards Sohne. Dieses verdroß den Bernard, obschon Pipin sein Sohn war; darum lehnete sich Bernard wider Ludwig den Kaiser auf, und wollte ihm den Eingang ins Wälschland versperren.Ludwig aber überrumpelte [194] den Bernard im Wälschlande, und ließ ihm die Augen ausstechen, worüber er vor Schmerzen starb im Jahre 818. Pipin desBernard Sohn, der Bayern besaß, mußte es hernach auch entgelten: denn Pipin sammt seinen drey Söhnen, Bernard, Pipin und Heribert wurde in das Elend nach Lengenfeld geschicket, mit Befehl, den königlichen Titel hinfür nicht mehr, sondern nur den Titel eines Grafen zu führen. Diese drey Grafen aber wurden mit der Zeit in ihrer Nachkommenschaft zu Marggrafen, aus Marggrafen zu Herzogen, aus Herzogen zu Kurfürsten; und in Ludwig IV. gar zu römischen Kaisern.


26. Erster türkischer Kaiser.


Der erste türkische Kaiser war Ottomann im Jahre 1303. Er war von schlechtem Herkommen und lüderlichem Leben, sonst aber sehr glücklich: brachte viele Länder unter sich, als Kappadozien, Pontus, klein Asien und Bithinien; und legte also den Grund zur türkischen Monarchie. Von diesem Ottomann stammen die türkischen Kaiser her; und darum wird der türkische Hof die ottomannische Pforte genannt.Mahomet II. nahm endlich gar im Jahre 1353 Konstantinopel, die christliche Hauptstadt des orientalischen Kaiserthumes, hinweg, und gab also dem orientalischen oder griechischen Kaiserthume den letzten Stoß. Der türkische Sultan ist also Kaiser in Orient, der römische Kaiser aber in Occident.


[195] 27. Erster König in Frankreich.


Der erste Stammvater der Könige in Frankreich istPharamund, ein Deutscher aus Franken. Er war ein Sohn Markomirs, eines vortrefflichen Feldobersten der Franken, und gieng mit einigen deutschen Völkern aus Franken über den Rhein in Gallien, schlug die Vandalen aus dem Lande, und nahm es ganz in Besitz im Jahre Christi 418; darum hieß mans nicht mehr Gallien, sondern Frankreich, das ist: der Franken Reich. Er machte in Frankreich ein Gesetz, Lex Salica genannt, daß kein Weib darinnen regieren sollte; daher saget man: Lilia non nent: Frankreich ist kein Kunkelreich. Es trägt jährlich 200 Millionen.


28. Erster Kaiser in Moskau.


Der erste Kaiser in Moskau war Peter Alexiewiz, der im Jahre 1725 gestorben. Zuvor hieß man die moskowitischen Regenten nur Großfürsten, nachgehends Czaar oder Könige; endlich haben die europäischen Mächte dem Peter Alexiewiz den Titel eines Kaisers zugestanden im Jahre 1722. Die Moskowiter waren vor diesem wilde und ungelehrte Leute; ihre größte Gelehrtheit bestund im Lesen, Schreiben und Rechnen. Es dorfte auch Keiner außer Lands reisen, ohne sonderbaren Befehl des Czaars. Als aber Peter Alexiewiz eine Reise durch Preußen und Deutschland nach Holland und England that, und überall viel künstliche Sachen beobachtete, ließ er allerhand fremde Künstler in sein Land kommen, verbesserte das[196] Regiment, Kirchen, Schulen und Kriegswesen, und brachte es dadurch so weit, daß anjetzt nicht allein gute Künste und Wissenschaft darinn blühen, sondern auch die moskowitische Macht in einer Armee von mehr als 400000 Soldaten dermal besteht.


29. Erster König in Spanien.


Der erste König in Spanien war Athanarik, ein Deutscher, im Jahre Christi 369. Er regierte 12 Jahre. Zuvor waren darinn, gleich nach der Sündfluth, Japhets Kinder, alsdann die Karthaginenser, weiter die Römer, endlich zogen die deutschen Völker, Visigothen und Schwaben dahin, die noch darinn sind; und aus diesen war König Athanarik. Es kamen zwar nachgehends im Jahre 711 die Sarazenen oder Mohren aus Afrika auch darein, und wollten die Gothen hinaus drängen; wurden aber alle nach 770 Jahren, nämlich im Jahre 1481, von Ferdinando Katholiko, dem letzten Könige des gothischen Geblütes, wieder heraus gejagt. Spanien trägt jährlich, ohne was aus der neuen Welt kömmt, 100 Millionen.


30. Erster König in Portugall.


Der erste König in Portugall war Alphons, im Jahre 1112, ein Sohn Heinrichs aus Burgund, der spanischer Gubernator in Portugall war: denn Portugall oder Lusitanien hat zu Spanien gehört. Da nunAlphons die Sarazenen oder Mohren in Portugall also geschlagen, daß 5 Könige derselben und 40000 Mann auf dem Platze geblieben, auch darauf die Hauptstadt[197] Lissabon eingenommen, hat er sich zum Könige in Portugall gemacht, im Jahre 1112. Die Spanier bekamen zwar Portugall wieder im Jahre 1580; aber Portugall fiel im Jahre 1640 von Spanien wieder ab, und erwählte Johannes, Herzogen von Braganza zum Könige. Portugall trägt jährlich, ohne was aus andern Ländern kömmt, 60 Millionen.


31. Erster König in England.


Dieser war Egbert, ein Deutscher aus königlichem Geblüte des westsächsischen Reiches, im Jahre 801; er regierte 36 Jahre. Zuvor waren darinn gleich nach der Sündfluth des Japhets Kinder, hernach die Römer: darauf wurde dieses Land von den deutschen Engeln und Sachsen eingenommen, im Jahre 400. Und aus diesen deutschen Völkern wurde hernach König darinn Egbert. Darum heißt dieses Land England. Es heißt auch Britanien, von dem alten Wort Brit, das ist, gefärbet oder gemalet: weil die alten Briten ihre Leiber mit gewißen Kräutern färbten, damit sie ihren Feinden grausam vorkämen. Jetzt nennet mans Großbritanien, wodurch die drey Königreiche, England, Schottland und Irrland verstanden werden, die zusammen einen König haben.


32. Erster König in Dänemark.


Dieser war Erik, vormals Statthalter in Frießland, im Jahre 847; er regierte 8 Jahre. Zuvor waren in Dänemark gleich nach der Sündfluth des Japhets Kinder, derer Oberhaupt [198] hieß Dan; darum heißt dieses Land Dänemark, das ist: Dani-Mark. Hernach kamen die deutschen Völker, Cimbrer und Gothen hinein, welche den Römern mächtig eingeheitzet haben.


33. Erster König in Pohlen.


Der erste König in Pohlen war Boleslaus, im Jahre 1000. Vor Alters wohnten darinn die deutschen Sarmatier, Alaner, Wandaler, Schwaben. Endlich kamLechus mit den Sklaven aus Sklavonien, im Jahre 660. Karl der Große machte sie nachgehends tributbar; aber Kaiser Otto der Dritte ließ den Tribut nach, und machte Boleslaus, den Herzog, zum Könige, im Jahre 1000. Der vierte König nach diesem war Kasimir I. Vorher ein Benediktiner zu Kluniak: weil es aber im Reiche erschrecklich zugieng, hielten die Stände bey dem Papste um ihn an, und bekamen Dispensation und Erlaubniß; jedoch mit dieser Bedingniß, daß sie künftig zum Angedenken ihnen auf dem Kopf sollten eine Mönchskrone scheeren lassen, unter der heiligen Messe bey der Wandlung mit gezuckten Schwertern stehen. Dieses geschah im Jahre 1041.


34. Erster König in Böhmen.


Der erste König in Böhmen war Wenceslaus der Heilige, im Jahre 937. Vor Alters wohneten darinn die Suevi; hernach zogen die Boji hinein. Diese wurden ausgedrungen von den Markomannern; die Markomanner von [199] den Quaden; die Quaden endlich von den Sklaven: denn im Jahre 660, wie erst oben gesagt worden, kamen aus Sklavonien hinein Zechus und Lechus, zwey Edelleute, welche aus ihrem Vaterlande, wegen begangenen Mords, hatten entweichen müssen. Zechus richtete ein Reich auf in Böhmen; Lechus aber, sein Bruder, in Pohlen. Aus desZechi Nachfolgern wurde vom Kaiser Otto I. zum ersten Könige in Böhmen gemacht Wenceslaus, derHeilige, im Jahre 937; hernach regierten bald Herzoge, bald Könige. Endlich wurde Ferdinand I. Erzherzog von Oesterreich, König, im Jahre 1526; und von dieser Zeit an sind die Fürsten aus dem Hause Oesterreich allzeit Könige geblieben.


35. Erster König in Ungarn.


Der erste König in Ungarn war Stephanus, der Heilige, ein Sohn Geusa, des letzten Fürsten der Hunnen, im Jahre 1002. Vor Zeiten waren darinn die Römer, hernach die Gothen, und endlich die heydnischen Hunnen mit ihrem Herzoge Attila. Dieser Attila war sehr mächtig, zog mit seinen Hunnen, 700tausend Mann stark, im Jahre 437 an der Donau herauf bis nach Frankreich, und verübte überall mit Sengen und Brennen unerhörten Schaden. Als er aber | bey der Stadt Metz in Lothringen die Schlacht welche drey Tage währte, und beyderseits 180tausend Mann todt zu Boden streckte, verloren hatte, gieng er zurück gegen Wälschland; aber Pabst Leo I. der Große, überredete [200] ihn umzukehren. Endlich, als Attila, dieseGeißel Gottes, sich auf seiner Hochzeit zu viel angezechet, erstickte er im Schlafe, im Jahre 453. Nach diesem fielen die heydnischen Hunnen oder Ungarn im Jahre 955 mit 5 gewaltigen Kriegsheeren in Bayern ein; aber sie wurden von Kaiser Otto, dem Großen, auf dem Lechfelde fast alle erschlagen. Ihr König Bulko sammt vier Kriegsfürsten wurde zu Regensburg, vor dem Ostnerthore, gegen Ungarn zu, an einen Galgen mit dem Kopfe unter sich gehenket. Stephanus wurde hernach im Jahre 1002 ein Christ, und zugleich der erste König in Ungarn; bekam auch von dem Pabste Sylvester II. ein päpstliches Kreuz für das Wappen, welches Ungarn noch jetzt im Wappen führet.


36. Erste König in Preußen.


Der erste König in Preußen war Friedrich III. Kurfürst zu Brandenburg, im Jahre 1701. Es gehörte Preußen zuvor den Kreuzherren oder Deutschherren, welche es den Heyden abgenommen, im Jahre 1230. Nachdem aber ihr Hoch- oder Deutschmeister, Margraf Albert von Brandenburg, im Jahre 1526 lutherisch wurde und heirathete, haben diese Ritter Preußen wieder verloren, und solches die Kurfürsten zu Brandenburg an sich gezogen. Worauf im Jahre 1701Friedrich III. vom Kaiser Leopold zum ersten Könige in Preußen gemacht worden.


[201] 37. Ursprung der deutschen Kurfürsten.


Ein Kurfürst ist ein Reichsstand, der das Recht hat einen Kaiser zu erwählen. Dieses Recht aber kömmt von dem Papste Gregor V. der ein gebohrner Deutscher und Benediktiner zu Korbey war, her: denn dieser heilige Pabst ließ im Jahre 998 in einer Kirchenversammlung der Bischöfe eine Bulle ausgehen, daß nämlich bloß allein den deutschen Fürsten, die deßwegen Kurfürsten genannt werden, einen Kaiser zu erwählen, erlaubt seyn sollte; bestellte auch deßwegen 6 Kurfürsten, als 3 Geistliche und 3 Weltliche, nämlich die zu Maynz, Kölln und Trier: dann die zu Brandenburg, Pfalz und Sachsen. Der Kaiser Karl IV. machte im Jahre 1356 die goldne Bulle, und verordnete darinn, daß im römischen Reiche sieben Kurfürsten seyn sollen, nämlich 3 Geistliche und 4 Weltliche. Ihre Zahl stieg nachher auf 9; jetzt aber sind wirklich nur 8 Kurfürsten.


38. Erster Kurfürst in Maynz.


Dieser war Willigis im Jahre 998. Er war ein Wagners Sohn, und damit er seines so niedrigen Herkommens nicht vergessen möchte, ließ er ein Wagenrad ins Maynzische Wappen setzen, wie es noch heute auf dem Maynzergelde zu sehen; er ließ auch aller Orten in seinem Gemache anschreiben: Willigis, Willigis, deiner Herkunft nicht vergiß. Der Erzbischof zu Maynz ist der vornehmste Kurfürst, und Erzkanzler des römischen Reichs [202] durch Deutschland. Er beruft die übrigen zusammen, thut den Vortrag etc. hat die Reichssiegel und das Archiv, oder die Briefschaften zu verwalten. Ist Direktor und ausschreibender Fürst im niederrheinischen Kreise. Er krönet den Kaiser, wenn die Krönung innerhalb seinem Erzbischthume geschieht; sonst aber wechselt er mit dem von Kölln um. Dieses Erzbischthum trägt jährlich ungefähr 2 Millionen.


39. Erster Kurfürst zu Trier.


Dieser war Ludolph, ein Herzog von Sachsen, im Jahre 998. Der Kurfürst und Erzbischof zu Trier ist Erzkanzler durch Frankreich, und das arelatische oder burgundische Reich. Weil aber das römischer Reich dahin Nichts mehr zu befehlen hat, so führt er auch kein Archiv oder Kanzley. Dieses Erzbischthum trägt jährlich etliche 100tausend Gulden.


40. Erster Kurfürst zu Kölln.


Dieser war St. Heribert, ein Graf von Rothenburg, im Jahre 998. Der Kurfürst und Erzbischof zu Kölln ist Erzkanzler durch Wälschland; aber jetzt werden die italiänischen Expeditionen alle gleich vom wienerischen Hofe aus gemacht. Wenn die kaiserliche Krönung zu Aachen geschieht, so verrichtet er sie. Dieses Erzbischthum trägt jährlich 3 Millionen.


[203] 41. Erster Kurfürst in Böhmen.


Dieser soll, wie man saget, Boleslaus gewesen seyn, im Jahre 938. Der Kurfürst in Böhmen ist Erzmundschenk; bringet dem Kaiser, wenn er am Krönungstage bey der Tafel sitzt, den ersten Trunk in einem Pokale.


42. Erster Kurfürst in Bayern.


Der erste Kurfürst in Bayern war Maximilian I. im Jahre 1623. Vor Alters wohnten in Bayern die Boji, oder Bojoarii, welche ihren Namen hatten von demBojo, der ein Enkel des Teuto war, von welchemDeutschland seinen Namen herführet. Der erste König in Bayern war Aldiger oder Aldegerik, im Jahre Christi 459. Der erste Herzog aber Garibald, um das Jahr 556. Nach der Zeit wurde Bayern vonKarl des Großen Nachkommen regieret. Endlich bekam es Graf Otto der Große von Wittelspach und Scheyren, im Jahre 1180; regierte aber nur drey Jahre, und starb 1173. Und von diesem Otto stammen die jetzigen Durchleuchtigsten Kurfürsten in Bayern und Pfalz ab. Nachdem aber Maximilian I. den kalvinischen Kurfürsten von Pfalz, Friederich V. den sogenannten Winterkönig in Böhmen, auf dem Weißenberge bey Prag gänzlich geschlagen, bekam er im Jahre 1623 zum Lohne die obere Pfalz, und die kurfürstliche Würde für sich und seine Nachkommenschaft; ließ hingegen die 13. Millionen nach, die er dem Kaiser für Kriegsunkosten aufzurechnen [204] hatte. Der Kurfürst aus Bayern ist Erztruchseß; hauet mit dem Schwerte ein Stück aus dem Ochsen, welcher auf dem Makte ganz gebraten wird, und bringet solches zu Pferd, auf einer silbernen Schaale, zum kaiserlichen Speisesaale, und alsdann auf die Tafel. Er ist auch Reichsvikarius in den obern Kreisen; das ist: wenn ein Kaiser stirbt oder abgeht, so macht er im Reiche gewiße Verordnungen anstatt des Kaisers. Bayern in sich trägt jährlich 7 bis 8 Millionen; die obere Pfalz aber soll nicht gar eine Million tragen.


43. Erster Kurfürst aus Sachsen.


Erster Kurfürst aus Sachsen war Bernard im Jahre 998. Zuvor regierte darinn der heydnische HerzogWitekind, welcher 33 Jahre mit Karl dem Großen, von welchem er zwar allezeit überwunden ward, Krieg führte, bis endlich Gott selbst Frieden machte. Denn als Karl im Jahre 785 zu Paderborn das Osterfest hielt, gieng Witekind in Bettlerskleidern aus Vorwitz auch dahin, um zu sehen, wie dieses Fest von den Christen gehalten werde; da er aber sah, daß, als der Priester am Altare das gesegnete Brod austheilte, ein holdseliges Kindlein in den Mund der Christen gieng, begehrte er unverzüglich die heilige Taufe, und wurde sammt seinem ganzen Voke ein Christ; worauf sich der Krieg geendiget. Der Kurfürst aus Sachsen ist des Reichs Erzmarschall, und trägt dem Kaiser das Schwert vor. Bey [205] der Krönung reitet er in einen Haufen Haber, streicht einen silbernen Metzen voll ab, wirft ihn in die Luft, und giebt den Haufen dem Volke preis. Er ist auch Reichsvikarius in den Landen, wo das sächsische Recht üblich ist.


44. Erster Kurfürst zu Brandenburg.


Dieser war Hugo von Wethin, im Jahre 998. Der Kurfürst zu Brandenburg ist zugleich König in Preußen. Sieh oben Nro. 36. Er ist Erzkämmerer, und reichet dem Kaiser bey der Krönungstafel das Handwasser.


45. Erster Kurfürst von der Pfalz.


Der erste Kurfürst war Siegfried, im Jahre 998. Es ist sonst der Kurfürst von der Pfalz der Fünfte im Range gewesen: weil aber Friederich V. der sogenannte Winterkönig, vom Kaiser Ferdinand II. seiner Länder und Würden entsetzet wurde, so ist die Kurwürde von der Pfalz auf Bayern übertragen worden, im Jahre 1623. Im westphälischen Frieden, 1638, ist zwar Pfalz von neuem zur Kur gekommen, doch so, daß es nicht mehr den alten Rang, sondern den achten Ort haben sollte. Der Kurfürst von der Pfalz ist Erzschatzmeister, und wirft bey der Kaiserkrönung Geld aus.


46. Erster Kurfürst zu Hanover.


Dieser war Ernest August, im Jahre 1692. Er wurde vom Kaiser Leopold dazu gemacht; [206] weil aber die übrigen Kurfürsten dawider protestirten, so wurde erst sein Sohn Georg Ludwig, im Jahre 1708 vom Kaiser Joseph I. ins kurfürstliche Kollegium eingelassen. Er ist zugleich König in England. Dieses Kurfürstenthum trägt jährlich 7 bis 8 Millionen.


47. Ursprung des Wortes Kaiser.


Dieses Wort, Kaiser, soll, wie man insgemein will, von dem ersten römischen Kaiser, Julius Cäsar herkommen; er wurde Cäsar genannt, weil er aus Mutterleibe geschnitten war: denn Cæsus heißt aus Deutsch geschnitten. So wird also das Wort Kaiser von dem Worte Cäsar hergeleitet.


48. Ursprung des Wortes König.


Das Wort, König, kömmt her von den zweyen Wörtlein, kann ich, das ist, ich kann, ich vermag, ich habe Gewalt, etc.


49. Ursprung des Wortes Kurfürst.


Das Wort Kurfürst hat seinen Ursprung von dem alten deutschen Worte Kuren, welches so Viel heißt, als Wählen; weil nämlich die Kurfürsten Gewalt haben, einen Kaiser zu erwählen. Also ist Kurfürst so viel, als Wahlfürst.


50. Ursprung des Wortes Herzog.


Das Wort Herzog stammet von den zweyen Wörtlein Heer und zog ab: weil nämlich die Obersten in den alten Zeiten vor dem Kriegsheere herzogen, und dasselbige kommandirten.


[207] 51. Ursprung des Wortes Graf.


Das Wort Graf heißt bey den Niederländern einRichter; es war also ein Graf vor Alters so viel als ein Richter, eine Grafschaft so viel als ein Gebieth, worüber ein Richter gesetzt war.


52. Ursprung des Wortes Landgraf.


Dieses Wort Landgraf hieß so viel, als Landrichter: denn weil die Grafen oder Richter ihre Gewalt misbrauchten, so wurden von dem Kaiser Landgrafen oder Landrichter aufgesetzt, um die allzu stolzen Grafen oder Richter abzustrafen.


53. Ursprung des Wortes Pfalzgraf.


Das Wort Pfalzgraf bedeutete so viel als Palast-oder Hofrichter: denn das Wörtlein Pfalz kömmt von dem lateinischen Worte Palatium, welches auf Deutsch Palast oder Hof heißt, her. Und diese Pfalzgrafen oder Palastrichter mußten den ganzen kaiserlichen Hof dirigiren.


54. Ursprung des Wortes Burggraf.


Das Wort Burggraf bedeutet so viel als Burg-oder Schloßrichter, welcher die Aufsicht über eine Burg oder ein Schloß hatte.


55. Ursprung des Wortes Marggraf.


Dieses Wort Marggraf war so viel als Margrichter, der die Aufsicht über die Marken oder Gränzen des Reichs hatte, und selbige beschützen mußte.


56. Ursprung des Wortes Baron.


Dieses Wort Baron kömmt her von dem alten deutschen Worte Bar, welches so viel [208] heißt, als frey; daher man die Baronen auch Freyherren nennet, weil sie vor Zeiten von den Steuern und andern Anlagen frey waren. Dieser Adelstand ist der nächste nach den Grafen.


57. Ursprung des Wortes Adel.

Adel, dieses Wort stammet her von dem römischen Adler: denn bey den alten Römern war der Adler das vornehmste Feld- und Kriegszeichen. Es heißt alsoEdelmann so Viel als Adelermann, oder vielmehrAdlersmann.


58. Ursprung des Wortes Truchseß.


Das Wort Truchseß kömmt her von Auftragung des Essens; es heißt also Truchseß nichts Anders, als trug das Essen; daher der Kurfürst aus Bayern, als Erztruchseß, bey der kaiserlichen Krönung das Essen aufträgt.


59. Ursprung der goldnen Bulle.


Aurea Bulla, oder die sogenannte goldne Bulle hat gemacht Kaiser Karl IV. im Jahre 1359. Denn, weil er wegen seiner Wahl so viel Anfechtung gehabt hatte, so machte er diese Bulle, und ordnete darinn die kaiserlichen Wahlzeremonien, und Erzämter der Kurfürsten an; deßgleichen bewilligte er ihnen die Zoll und Mauten, die Bergwerke von allen Metallen, Silber, Gold, auch Salz etc. nebst dem Recht, Geld zu schlagen. Sie wird die goldne Bulle genannt, weil ein goldnes Käpselein oder Bulle, mit dem kaiserlichen Wappen daran hängt. Sie wird noch auf dem Rathhause zu Frankfurt aufbehalten.


[209] 60. Ursprung der Republik Holland.


Niederland hat 17 Provinzen, welche alle den östreichischen Königen in Spanien gehörten: weil man ihnen aber die Freyheit nicht zuließ, daß sie die lutherische oder kalvinische Lehre annehmen dorften, so fielen 6 Provinzen im Jahre 1566 von Spanien ab, nämlich Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Ober-Yssel, Gröningen und Westfrißland, und fiengen also eine Republik an. Philipp II. König in Spanien, wollte sie bändigen, konnte aber Nichts ausrichten, weil Frankreich und England ihnen halfen. Man nennet sie insgemein zusammen die Holländer, weil die Provinz Holland unter allen sieben die mächtigste ist.


61. Ursprung der Republik Schweiz.


Schweiz war vor Zeiten ein Stück des römischen deutschen Reichs, und Viel davon gehörte dem Grafen von Habsburg, daher ließen die Kaiser aus dem Hause Habsburg dieses Land theils in ihrem, theils in des römischen Reichs Namen, durch gewiße Vögte regieren. Unter dem Kaiser Albert aber giengen die Vögte mit dem Volke sehr übel um, und waren so stolz, daß sogar Einer aus ihnen, mit Namen Geisler, seinen Hut auf einen hohen Pfahl an der Straße stecken ließ, mit Befehl, daß die Vorbeygehenden diesem Hut alle Ehren erweisen sollten. Als nun ein Bauer,Wilhelm Tell genannt, aus dem Dorfe Uri, solches zu thun verweigerte, mußte er zur Strafe seinem Söhnlein [210] einen Apfel mit einem Pfeile vom Kopfe schießen; welches er auch glücklich gethan. Tell nahm hernach etliche Andere zu sich, erschoß diesen Vogt mit einem Pfeile, und machte das Land nach und nach zur freyen Republik, im Jahre 1308. Die Erzherzoge aus Oestreich bemüheten sich zwar, die Schweitzer wieder zu Paaren zu treiben; aber mit schlechtem Gewinne, sonderlich im Jahre 1386 in der Schlacht bey Sembach, wo 976 lauter vornehme Fürsten, Grafen und Edelleute von den Schweizern erschlagen wurden.


62. Interregnum Magnum.


Das große Interregnum, das ist die Zeit, so lang kein Kaiser regieret, fieng an, nachdem Kaiser Friedrich vom Papste Innocenz IV. abgesetzt worden war, im Jahre 1245, und währete bis 1273, nämlich 28 Jahre lang. Unter dieser Zeit wurden zwar nach und nach ihrer Fünfe zu römischen Königen erwählet, konnten aber auf kein grünes Zweig kommen. Die Päpste ermahnten die deutschen Magnaten öfters zu einer Kaiserwahl; ja, Papst Gregor X. sprach sogar über dieselben die Exkomonication aus, und drohete, er wollte selbst einen Kaiser ernennen, woferne sie nicht alsobald einen tüchtigen Regenten erwählen würden. Worauf endlich Rudolph, Graf von Habsburg, im Jahre 1273 zum Kaiser erwählet wurde.


[211] 63. Faustrecht.


Das Faustrecht (diffidationes) entstund wegen dieses großen Interregni. Denn, weil kein Kaiser im Reiche war, wollte Jederman Herr seyn; und wenn eine Stadt wider die andere, oder ein Herr wider den andern einige Klage hatte, forderten sie sich auf die Fuchtel heraus, und machten die Sache mit der Faust und Fuchtel aus. Ein Jeder riß zu sich, was ihm an ständig war, so, daß das ganze Reich, Nichts als ein Raubnest war. Ja, der Adel bauete sogar feste Schlösser, derer zerfallene Mauern man noch heute sieht, auf die hohen Berge, nur damit er dem Straßenraube desto besser und sicherer obliegen könnte. Und diesesFaustrecht währete vom Jahre 1145 bis 1495, nämlich 250 Jahre lang; maßen erst Kaiser Maximilian I. im Jahre 1405 auf dem Reichstage zu Worms durch ein allgemeines Gesetz, der Landfriede genannt, dieses Faustrecht ernstlich verbothen.


64. Reichskammergericht zu Wetzlar.


Kaiser Maximilian I. hob, wie erst gesagt, auf dem Reichstage zu Worms, im Jahre 1495, dasFaustrecht auf; damit nun Keiner klagen könnte, ob wäre im Reiche kein Recht ordentlich zu erhalten, errichtete er das Reichskammergericht, vor welchem Jeder seinen Handel ausfuhren könnte. Dieses Gericht war erstlich zu Frankfurt, hernach zu Nürnberg, darauf zu Worms, alsdann zu Speyer, endlich im Jahre 1693 zu Wetzlar in Hessen, wo es noch [212] heute ist. Allda werden die Prozesse ganz genau, aber sehr langsam geführet. Es hat das Jus præventiones mit dem Reichshofrathe zu Wien, und es läßt sich von da nicht appelliren; doch wenn die Sache mehr als 2000 Reichsthaler austrägt, so kann man das Revisorium begehren, das ist, daß alle Acta von neuem durchgangen werden.


65. Passauer Vertrag.


Dieser Vertrag geschah zwischen dem KurfürstenMoritz aus Sachsen und Ferdinand, Erzherzog aus Oestreich, damals römischen Könige, im Jahre 1552. Denn als dieser lutherische Kurfürst den Kaiser Karl V. unvermuthet mit einer Armee überfiel, wurde Karl gezwungen, zu Passau durch seinen Bruder Ferdinand I. einen Vertrag oder Vergleich mit den Lutherischen zu machen. Darinn waren die zwey Hauptpunkten diese: Erstens, daß den lutherischen Ständen die geistlichen Güter, welche sie bisher an sich gerissen, hinfür sollten verbleiben. Zweytens, daß bey dem Reichskammergerichte auch lutherische Räthe seyn sollten.


66. Religionsfriede zu Augsburg.


Dieser wurde zwischen den Katholischen und Lutherischen in Beyseyn Ferdinands des römischen Königs geschlossen, im Jahre 1555. Denn, weil die Lutheraner noch nicht zufrieden waren, brachten sie es mit Drohungen dahin, daß man einen öffentlichen Frieden aufrichtete, [213] darinnen waren die Hauptpunkten diese: 1) Daß die Lutheraner durchs ganze Reich freye Religionsübung haben, und Jedem frey stehen sollte, auch Lutherisch zu werden. 2) Daß die geistlichen Güter, Stifter und Klöster, die von den lutherischen Ständen bis auf die Zeit des passauischen Vertrages weggerissen worden, ihnen verbleiben sollen. 3) Wenn Unterthanen der Religion halber in andere Orte ziehen wollten, soll es ihnen zugelassen seyn, und dörften sie alsdann ihre Güter verkaufen. 4) Hingegen aber, wenn hinfür etwa ein geistlicher Reichsstand sollte lutherisch werden, so sollten dessen Güter bey den Katholischen verbleiben; und dieser Punkt wird genennet Reservatum Ecclesiasticum. Diesen Frieden hat Ferdinand mit weinenden Augen unterschrieben; der Kaiser Karl V. aber gar nicht; sondern von Stunde an legte er die Regierung zu Gent ab, und überließ sie Ferdinand I. seinen Bruder, im Jahre 1556.


67. Hußitenkrieg.


Als Johannes Huß, ein Priester und Professor zu Prag, wegen seiner Ketzerey, auf Befehl Kaisers Sigismund, im Jahre 1415 lebendig zu Kostanz verbrannt wurde, fiengen seine Anhänger, die Husiten, in Böhmen an, im Jahre 1419 wider den Kaiser zu rebelliren. Ihr Rädelsführer war, Johannes Zischka, der gab dem Kaiser Viel zu schaffen. Er war blind, doch kommandirte er die ganze Armee, hielt [214] eilf Schlachten, und eroberte viele Städte und Schlösser. Wo er aber ein Ort plünderte, ließ er ihm die Leute vorführen, und griff um die Köpfe; wenn er nun merkte, daß er einen katholischen Geistlichen vor sich habe, nahm er einen spitzigen Hammer, den er bey sich trug, und schlug ihm solchen in das Hirn hinein. Als er im Jahre 1424 starb, hinterließ er in seinem Testamente, daß man ihm die Haut abziehen, und daraus eine Trommel machen sollte, so würden dadurch alle Katholische erschreckt werden und die Flucht nehmen. Dieser husitische Krieg hat 20 Jahre lang gewähret, mit so grausamen Verwüstungen des schönen Böhmerlandes, Oestreichs, Bayerns, und der Obernpfalz, daß es nicht genugsam zu beschreiben; daher wurde täglich, während dieses Kriegs, in vielen Orten eine Glocke geläutet, um dadurch die Katholischen zumHußgebethe zu ermahnen; wie man noch heute gegen der Nacht da und dort den Huß ausläutet.


68. Der dreyßigjährige Schwedenkrieg.


Als die Lutheraner und Hußiten in Böhmen wider den Kaiser und König Ferdinand II. rebellirten, und dessen Gesandte, die Grafen von Slavata und Martiniz zu Prag im Rathhause beym Fenster hinauswarfen, im Jahre 1618, so erwählten sie Friedrich V. den kalvinischen Kurfürsten von der Pfalz zu ihrem Könige, im Jahre 1619. Er gieng mit solchen Freuden in Böhmen, daß er inner 24 Stunden [215] mit einem einzigen Pferde (es war ein Fuchs) von Heidelberg bis Amberg geritten; einen Weg von 40 Meilen. Dieses Pferd steht noch heut ausgeschoppt im Zeughause zu Amberg. Aber es währete seine Regierung nur einen Winter; daher wird er der Winterkönig genannt: denn Maximilian I. Herzog in Bayern, schlug ihn im Jahre 1620 auf dem Weißenberge in Prag, eben an dem Sonntage, da das Evangelium gelesen wurde: Dare Cæsari, quæ sunt Cæsaris: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Friedrich floh in Holland, lebte elendiglich, und starb zu Maynz, im Jahre 1632.

Aus dieser böhmischen Unruhe entstund hernach der 30jährige Schwedenkrieg. Der 30jährige wird er genannt, weil er aus der böhmischen Unruhe, im Jahre 1618 erwachsen ist, und bis auf den westphälischen Frieden, im Jahre 1648, gedauert hat. Weil nun den Lutheranern ihre Hoffnung bey der Stadt Prag zu Wasser geworden, riefen sie den König in Dännemark, Christian IV. im Jahre 1626 zu Hilfe. Er kam, wurde aber vom Grafen Tilly gänzlich geschlagen. Darauf ließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt kund machen, kraft dessen die Lutheraner alle geistliche Güter den Katholischen zurückgeben sollten, welche sie erst nach dem Religionsfrieden, der im Jahre 1555 gemacht worden, hinweggenommen hatten. Und dieses war billig: denn in diesem Religionsfrieden wurden ihnen nur jene Güter überlassen, welche sie vorher eingezogen hatten. Aber [216] dieses wollte den Lutheranern nicht schmecken; darum riefen sie den lutherischen König Gustav Adolph aus Schweden zu Hilfe. Er kam im Jahre 1630, und erhielt den König aus Frankreich, Ludwig XIII. zum Beystande. Da gieng es nun in Deutschland über und über. Wie erbärmlich es in unserm Vaterlande zugegangen, ist nicht zu beschreiben. Im Anfange dieses Krieges waren die Katholischen sehr glücklich; hernach wechselte das Glück ziemlich um. Die letzten Jahre war es den Kaiserlichen sehr zuwider: denn sie verloren 3 Schlachten, nämlich im Jahre 1642 bey Leipzig; im Jahre 1644 in Hollstein, unter dem General Gallas; und im Jahre 1645 in Böhmen, unter dem GeneralHatzfeld. Endlich erfolgte der westphälische Friede, im Jahre 1648.


69. Westphälischer Friede.


Als die kaiserlichen Waffen in den letztern Jahren des 30jährigen Krieges sehr unglücklich waren, mußte der Kaiser aus Noth, im Jahre 1648, mit dem Könige aus Frankreich und mit dem Könige aus Schweden Friede machen: mit dem Könige aus Frankreich zu Münster; mit dem Könige aus Schweden zuOsnabrück. Beyde Orte liegen in Westphalen; daher wird er der westphälische Friede genannt. Durch diesen Frieden und die Hilfe des Königes in Frankreich haben die Lutheraner Alles erhalten, was sie gesucht; nämlich: 1) Daß die katholischen Stände[217] ihren Unterthanen mußten die Freyheit lassen, lutherisch oder kalvinisch zu werden, wenn sie wollten. 2) Daß die Kalvinischen eben sowohl, als wie die Lutheraner, mußten tolerirt und geduldet werden. 3) Daß alle geistliche Bischthümer, Klöster und andere Güter, die sie weggeschappt, ihnen verblieben. 4) Daß das Reservatum Ecclesiasticum auch auf die lutherische sogenannte Bischöfe erkläret und erweitert worden; das ist: wenn ein solcher lutherischer Bischof sollte katholisch werden, so sollten dessen Güter bey den Lutheranern verbleiben. Sieh oben Nro. 66. Papst Innocenz X. ließ zwar dawider protestiren, und erklärte in einer Bulle, im Jahre 1648 den 20 November, diesen aus Noth abgedrungenen Frieden für null und nichtig; sie wurde aber nicht respektirt.


70. Reichstag zu Regensburg.


Ein Reichstag ist, wenn alle Reichsstände entweder durch sich selbst, oder durch Gesandte zusammen kommen. Vor Zeiten sind viele dergleichen an verschiedenen Orten gehalten worden, haben aber niemals lang gewähret. Allein, im Jahre 1662 schrieb Kaiser Leopold einen Reichstag nach Regensburg aus; und dieser währet noch heute. Auf diesem Reichstage können nur diejenigen Sachen, die das ganze Reich betreffen, abgehandelt werden, nicht aber die Privatstreitigkeiten der Parteyen.


[218] 71. Religion im jetzigen Deutschlande.


Vor Luthers Zeiten, der im Jahre 1517 seine neue Lehre zu verbreiten anfieng, war das ganze Deutschland katholisch; jetzt aber sind drey Religionen darinn, als: die Katholische, welche die Oberhand hat, und die zwo tolerirte, oder geduldete, nämlich die Lutherische und Kalvinische; diese beyde nennet man zusammen die Protestanten, auch bisweilen das Corpus Evangelicum, sonderbar auf dem Reichstage zu Regensburg.


72. Akademie, oder hohe Schule.


Academia hat ihren Namen her von dem außer der Stadt Athen liegenden Garten, Academia genannt, allwo Plato, der große Weltweise, im Jahre 3607 pflegte Schule zu halten. Darum wurden die Philosophen, seine Nachfolger, Academici geheißen. Nach der Zeit hat man alle öffentliche Schulen der freyen Künste, Akademien genannt, derer die meisten vor Zeiten in den Benediktinerklöstern gewesen; zumalen kaum ein Benediktinerkloster zu finden war, wo nicht die liebe Jugend sowohl in Tugenden, als freyen Künsten unterrichtet wurde. Die Benediktiner lehrten gegen 600 Jahre also fort; Da aber der Jugend, absonderlich der adelichen, die klösterliche Zucht wollte zu eng werden, fiengen sie an, die Klosterschulen zu verlassen, und suchten ihnen Lehrmeister in den Städten. Von selber Zeit an lehrten die Weltgeistlichen und solche Religiosen, [219] die mehr in Städten zu wohnen pflegen, als: Dominikaner, Minoriten, etc. bis endlich die Jesuiten die Akademien und Gymnasien in Europa übernommen haben.


73. Lyceum, Gymnasium.


Lyceum hat den Namen von dem außer der StadtAthen liegenden Orte her, wo Aristoteles, des Plato Lehrjünger, zu lehren pflegte. Weil aber Aristoteles im Spazierengehen lehrte, so hieß man seine Nachfolger Peripateticos, das ist, die im Spazierengehen lehren. Ein Lyceum ist heute, wo man die Philosophie, das geistliche Recht, und Etwas von der Theologie lehret, aber keine Gradus austheilet; es ist also zwischen Lyceum und Akademie ein Unterschied: weil eine Akademie mehrere Fakultäten lehret, und Gradus austheilet. Gymnasium aber ist, wo nur dieScholæ humaniores, nämlich: Grammatica, Poesis und Rhetorica gelehret wird.


74. Corpus Juris Civilis, oder das weltliche Recht.


Das Corpus Juris Civilis, oder das weltliche kaiserliche Recht hat der orientalische Kaiser Justinian I. heraus gegeben, im Jahre 535. Kaiser Theodos I. hatte zwar schon einen Codicem Juris ausgehen lassen, im Jahre 425, der kam aber etwas in Abschlag.Justinian I. gab also einen andern Codex heraus, im Jahre 529, und hernach die Digesta und Institutiones, im Jahre 533. Als aber unter den [220] beständigen Kriegen auch dieses Recht in Abschlag kam, führte es der Kaiser Lothar II. von neuem im römischen Reiche ein, im Jahre 1135. Die Glossas oder Auslegungen darüber, hat gemacht Franciscus Accursius, ein Florentiner, und Professor zu Bononien in Wälschland, der im Jahrt 1279 gestorben.


75. Corpus Juris Canonici, oder das geistliche Recht.


Das Corpus Juris Canonici, oder das geistliche päbstliche Recht, hat zuerst zusammen getragenDionys, Exiguus genannt, ein römischer Benediktinerabt, im Jahre 532. Das sogenannte Decretum Gratiani aber hat gemacht der Gratianus, ein Benediktinermönch, im Kloster St. Felicis zu Bononien, im Jahre 1151. Hernach sind auf Befehl des Papst Gregor IX. die quinque libri Decretalium zusammengetragen worden von dem heiligen Raymund von Pennafort, einem Dominikaner, im Jahre 1230.


76. Medizin, oder Arzneykunst.


Hippokrates, ein Griech, aus der Insel Kos, war der Erste, der gewiße Regeln von der Medizin aufgesetzet: denn zu seiner Zeit pflegten die kranken Heyden diejenigen Mittel, die ihnen geholfen, auf Tafeln zu schreiben, und in den Tempeln aufzuhängen; diese schrieb er ab, und machte seine Beobachtungen und Proben darnach; und wurde also berühmt, 450 Jahre vor Christi Geburt. Er lebte 104 Jahre lang.

[221] Galenus, von Pergamo gebürtig, des KaisersKommodus Leibarzt, um das Jahr Christi 180, hat zuerst die Manier zu kuriren angefangen, die noch heute die Aerzte brauchen; und war darinn so glücklich, daß man ihn für einen Zauberer hielte, und aus Rom schaffte. Man saget, er habe über 400 medizinische Bücher, und 240 von andern Sachen geschrieben.

Theophrastus Paracelsus, zu Einsiedeln in der Schweitz, im Jahre 1493 gebohren, verwarf die gemeine galenische Manier zu kuriren, und brachte eine andere Art, die Kranken zu kuriren, auf, nämlich dieChymie, oder durch solche Mittel, welche im Feuer stark ausgebrannt sind. Er war überaus glücklich darinn, so, daß man ihn der Schwarzkunst verdächtig hielt, indem er das Podagra, und andere verzweifelte Krankheiten heilete. Er konnte auch Gold machen, war aber so verschwenderisch, daß er oft nicht einen Häller hatte. Seine Bücher schrieb er meistens im Rausche. Er starb zu Salzburg im Jahre 1541, seines Alters 47.


77. Mithridat.


Dieser kömmt her von dem Mithridates, Könige in Pontus. Weil er befürchtete, er möchte mit Gifte dem Tode überliefert werden, so machte er ihm eine Arzney mit Gifte an, und nahm sie täglich ein, damit ihm auf diese Weise das beygebrachte Gift nicht schaden könnte: denn das Gift widersteht dem Gifte. Darum wird solche Arzney Mithridat genennet. Sein[222] Sohn Pharnazes rebellirte wider ihn, und schickte einen Soldaten, ihn zu tödten. Mithridates schluckte geschwind das Gift, so er im Ringe hatte; als aber selbes wegen des täglichen Gebrauches Nichts that, so erstach er sich selbst, 65 Jahre vor Christi Geburt.


78. Theriak.


Diesen erfand Antromachus, des Kaisers Nero Leibarzt, im Jahre Christi 60. Er hat Otternfleisch mit Mithridat vermischet, und solches hernach Theriak genannt. Er ist eines der kräftigsten Arzneymittel, und der beste wird zu Venedig gemacht. Er ist schwärzer, hitziger und stärker als der Mithridat. Man muß aber Acht haben, daß man einen gerechten bekomme, und nicht betrogen werde.


79. Musikalische Töne.


Die Töne in der Musik, oder die Intervalla und Harmonie der Terzen, Quinten etc. hat zum ersten beobachtet Pythagoras, der Weltweise: denn, als er einmals den Schmieden zusah, und merkte, daß die großen Hämmer auf dem Ambos einen tiefern Klang von sich gaben, als die kleinern, hat er dieß hernach auf die Saiten und Pfeifen angewendet, und also die Töne abgemessen. Dieser gelehrte Mann war der Erste unter den alten Weltweisen, der sich einen Philosophen nannte. Seine Lehrjünger dorften Anfangs 5 Jahre lang nicht reden oder disputiren, sondern nur zuhorchen, bis sie etwas [223] Rechts verstunden. Er starb in Wälschland, im Jahre der Welt 3426.


80. Solmisation und Noten in der Musik.


Die Solmisation, oder das ut, re, mi, fa, sol, la, erfand Guido Aretin, ein berühmter Musikant und gelehrter Benediktiner zu Arezzo, ums Jahr 1022. Er hat auch unterschiedliche musikalische Bücher geschrieben. Wie nützlich aber diese Solmisation sey, wissen Jene, die mit der Singkunst umgehen. Eben um solche Zeit, im Jahre 1030, hat man auch die musikalischenNoten erfunden: denn vor diesem hatte man nur die Buchstaben A.B.C. etc. auf die Linien gesetzt; und diese alte Manier hat der heilige Pabst Gregor derGroße, ein Benediktiner, erfunden.


81. Orgel.


Dieses musikalische Instrument hat, wie Tertullian und Andere wollen, zuerst erfunden der vortreffliche Mathematiker oder Künstler Archimedes, aus der Stadt Syrakus in Sizilien gebürtig. Er hat auch noch andere wundersame Maschinen erfunden, wodurch er seine Vaterstadt Syrakus drey Jahre gegen die Römer vertheidigte: bald machte er eiserne Hände, womit man ganze römische Schiffe flugs auf die Mauern hinauf zog; bald machte er Brennspiegel, die von Ferne den Römern ihre Leute, Schiffe und Werke verbrannten. Als aber Marzell, der römische Feldherr, dennoch mit stürmender Hand in die Stadt hineindrang, [224] ließ er Alles niedermachen; verboth aber, dem gelehrten Archimedes ein Leid zu thun. Allein, weil ihn die Soldaten nicht kannten, wurde er von denselben, zum größten Bedauren des Marcellus, erschlagen, 212 Jahre vor Christi Geburt.

Diese Orgeln waren Anfangs sehr schlecht. Man hat ihre Blasbälge nicht nach heutiger Art getreten oder gezogen, sondern durch gewisse Leitungen des Wassers getrieben. Sie hatten auch nicht mehr als 15 Pfeifen, doch brauchte man dazu, wenn die Orgeln geschlagen wurden, 12 Blasbälge. Es sind aber die Orgeln nach und nach verbessert worden, so, daß der heilige Hieronymus schon zu seiner Zeit, nämlich um das Jahr Christi 400, ein Orgelwerk zu Jerusalem gefunden, welches einen solchen lauten Schall von sich gegeben, daß es bis nach dem Oelberge geklungen.

Die erste Orgel in Europa war jene, die der konstantinopolitanische Kaiser Copronymus, im Jahre 753, Pipin, dem neugekönten Könige in Frankreich und Vater Karls des Großen, überschicket und verehret hat. Wovon hernach einige Künstler in Nürnberg die Anleitung genommen, Positive und andere Orgelwerke nachzumachen. Jetzt ist kaum eine Kirche, sonderlich in den Städten, zu finden, wo nicht Orgeln anzutreffen.


82. Arithmetica, oder Rechenkunst.


Die Rechenkunst hat meistens ihren Ursprung von dem alten Weltweisen Pythagoras: denn [225] dieser pflegte, in der Lehre vom Ursprunge der Dinge, sich der Zahlen zu bedienen. Er hinterließ zur Erlernung des Rechnens gewiße Regeln; wie auch die sogenannte Pythagorica Tabula, oder das Einmaleins, in welchem die Multiplica der Zahlen von 1 bis auf 10, oder auch weiter enthalten sind. Zur Rechnung gehören 5 Gattungen, oder Species, nämlich: 1) Numeriren, oder zählen. 2) Addiren, oder zusammen zählen. 3) Subtrahiren, oder eine Zahl von der andern abziehen. 4) Multipliziren, oder eine Zahl vielfach machen. 5) Dividiren, oder abtheilen.


83. Geometria, oder Feldmesserey.


Der Erste, der zu dieser Feldmesserkunst Hand angelegt, war Euklides, der berühmte Mathematiker, aus der Stadt Tyrus, 300 Jahre vor Christi Geburt. Er lehrte zum ersten die Mathematik zu Alexandrien. In der Geometrie werden die 5 Bücher des Euklides, darinn die geometrischen Anfangsgründe gewiesen werden, Elementa genannt, weil sie gleichsam das A, B, C der Geometrie in sich enthalten. Mathematische Disziplinen, oder Wissenschaften, sind folgende:

Mathesis universalis, das ist, die Allmeßkunst, oder Wissenschaft von der Größe insgemein.

Arithmetica, die Rechenkunst.

Geometria, die Meßkunst oder Feldmesserey.

Geographia, die Erdbeschreibung.

[226] Cosmographia, wenn nicht nur der bloße Erdenkreis, sondern auch Himmel, Elemente etc. beschrieben werden.

Chronologia, die Zeitrechnung.

Mechanica, die Bewegungskunst, welche durch Räder, Winden etc. etwas Schweres zuwegebringet.

Optica, Sehe- oder Perspektivkunst.

Architectura, die Baukunst.

Astronomia, die Wissenschaft von dem Laufe, oder der Bewegung der Sterne.

Astrologia, die Sterndeuterkunst; wird zuweilen für die Astronomie selbst genommen.


84. Systema Copernicanum: die Sonne stehe und die Erde gehe.


Aristarchus und Pythagoras, die zween Weltweisen, haben schon etliche hundert Jahre vor Christi Geburt gelehret, daß die Sonne stehe, und die Erde um die Sonne laufe. Nicolaus Copernicus, Domherr zu Wärmeland, ein trefflicher Mathematiker, welcher in Pohlnischpreußen, zu Thoren, im Jahre 1473 gebohren worden, hat diese alte Lehre wieder hervorgezogen, und ebenfalls gelehret, daß nicht die Sonne sich um die Erde herum bewege, sondern die Erde um die Sonne laufe. Er starb im Jahre 1543.


85. Sanduhr.


Sie Sanduhren hat Anaximander, ein berühmter Philosoph, 580 Jahre vor Christi Geburt erfunden. Er hat auch die Landcharten oder Himmelskugeln erfunden.


[227] 86. Sonnenuhr.


Die Sonnenuhren hat Anaximenes, ein trefflicher Philosoph von Milet und Lehrling des Anaximan der, erfunden, 544 Jahre vor Christi Geburt.


87. Selbstgängige Uhr.


Die jetzigen Uhren, die mit Rädern und Gewicht getrieben werden, erfand Franz, ein Deutscher aus Zeeland, einer niederländischen Provinz, als er in Diensten war bey dem Herzoge von Mayland, Johannes Galeatius, im Jahre 1480. Es hat zwar Boetius, der römische Bürgermeister, dergleichen Uhren schon längst vor ihm erdacht; es ist aber diese Erfindung mit seinem Kopfe wieder verschwunden, im Jahre 524. Jetzt ist diese Kunst auf das höchste gekommen. Dieengländischen Sackuhren werden andern vorgezogen; doch mögen wohl zu Augsburg, und Friedberg in Oberbairen, die besten Uhrmacher von Europa seyn: indem die Engländer die dort gemachten Uhren öfters für ihre Waaren verkaufen. Karl V. römischer Kaiser, trug einen goldnen Ring an seinem Finger, in welchem, anstatt des Steines, ein ganz völliges Uhrwerk mit Rädern und allem Zugehöre, eingeschlossen war und ihm, so oft eine Stunde ausgelaufen, einen Stich in den Finger gab.


88. Malerkunst.


Die Malerey hat zum ersten Giges, ein Lidier, in Aegypten, Kursir aber in Griechenland, erfunden, welche hernach Bulargus aus Lidien, [228] unter Regierung Romulus, des ersten Königs zu Rom, ins Wälschland gebracht. Kleophantes von Korinth hat die Farben erfunden. Apollodor von Athen, ein trefflicher Maler in Griechenland, hat den Gebrauch desPensels aufgebracht. Aus den griechischen Malern waren sonderbar diese sechs berühmt, nämlich: Zeuxis, Parasius, Pamphitus, Timanthes, Apelles, und Protogenes. Der Zeuxis hat Weintrauben so natürlich gemalet, daß sogar die Vögel hinzu geflogen, und mit ihren Schnäblen darauf gepecket, in Meynung es wären rechte Trauben. Unter allen aber war Apelles der beste Maler; diesen besuchte Alexander der Große, König in Macedonien, öfters, und erlaubte ihm allein, sein Portrait zu malen.

Jetzt giebt es überall große Künstler, doch sind die besten Maler in Wälschland, absonderlich zu Rom, wo man unter ihnen, nach Verdienst ihres Gemäldes, gewiße Prämien oder Schankungen auszutheilen pflegt. Unter den Malern in fresco war sehr berühmt der bekannte Jason, wie er dann mit seinem künstlichen Pensel viele Kirchen in Baiern und andern Oertern mit ungemeinem Lobe ausgezieret hatte. Schade ist es, daß seine so kunstreiche Hand im Grabe verfaulet. In fresco malen ist, wenn die Maler auf ganz nassen Ueberzug von Kalk, mit Erdfarben, allerhand Bilder malen.


[229] 89. Bildhauerkunst.


Diese Kunst soll von Rhöcus Theodorus ausSamos, oder von Dädalus, oder von Dibutades, einem Töpfer aus Sicyon, erfunden worden seyn. Die Griechen und Römer haben uns vortreffliche Meisterstücke darinn hinterlassen. Die berühmtesten Bildhauer sind gewesen, unter den Israeliten: Beseleel, welcher die Stiftshütte bauete; unter den Griechen: Mentor, Phydias, Aristides; unter den Römern: Demaratus; unter den Deutschen und übrigen neuern Völkern; Bernhard, Kern, Buonarotti, Schlüter, Wermuth, und Andere.


90. Kupferstecherkunst.


Sie war den Alten unbekannt, und soll von einem Goldschmiede in Florenz, Namens Maso Fineguerra um das Jahr 1460 erfunden worden seyn. Albrecht Dürer hat sie zu ihrer Vollkommenheit gebracht. Die berühmtesten Kupferstecher waren: Höpfer, Merian, von Siegen, der im Jahre 1648 die schwarze Kunst erfand, welche der Pfalzgraf Rupert verbesserte, Jan son, Vaillant, Berger und Andere.


91. Holzschnitte.


Diese wurden im Anfange des 15ten Jahrhunderts von Michael Wohlgemuth erfunden. In den folgenden Zeiten haben sich Bürkmayer, Lukas Cranach der Jüngere, [230] Stimmer, Kreuzberger, Zanetti, Le Petit und Unger darinn hervorgethan.


92. Buchdruckerkunst.


Es hat Leute gegeben, welche die Erfindung des Druckes den Chinesern zueigneten. Aber dieß ist grundfalsch. Denn, was die Chineser davon haben, ist mehr eine Malerey, als Buchdruckerey zu nennen; und sie gießen keine solche Figuren, wie unsere Schriftgießer, sondern schneiden solche in Blatten, wie bey uns die Holzschnitte gemacht werden.

Die Erfindung dieser edlen Kunst war also einer andern Nation vorbehalten. Aber wo, wann, und von wem die Buchdruckerkunst erfunden worden, hierüber sind immer Strittigkeiten entstanden, die bisher noch nicht verglichen sind. Die Holländer eignen die Erfindung ihrem Lorenz Coster von Harlem zu. Allein, zu geschweigen, daß kein einziges gedrucktes Werk mit Costers Namen aufgewiesen werden kann, so war er vielmehr ein Formschneider, als Buchdrucker, der seine ganz in Holz geschnittene Formen auf einer Seite abdruckte, und die Blätter zusammenklebte. Wir müssen also vielmehr sagen, daß die Buchdruckerkunst in Deutschland erfunden worden. Aber auch hier äußern sich neue Streitigkeiten. Einige sagen, sie sey zu Straßburg von Johann Mentelin, Andere, zu Maynz von Johann Guttenberg erfunden worden. Allein, weil man lange vor Mentelin zu Maynz [231] gedruckte Bücher findet, so bleibt Maynz die Ehre der Erfindung. Und dieß ist, was heut zu Tage die Gelehrten für das Wahrscheinlichste halten. Nämlich, Johann aus dem Geschlechte der Ritter vonSorgenloch, sonst auch Guttenberg, Gänsefleisch, oder der Junge genannt, verließ seine Vaterstadt Maynz, und setzte sich zu Straßburg. Dort übte er ziemlich geheim zerschiedene Künste, und machte auch Versuche, Bücher zu drucken. Nach einigen fruchtlosen Versuchen kam er im Jahre 1445 nach Maynz, wo er im Jahre 1449 mit Johann Faust, einem vermöglichen Burger, dessen Bruder Jakob ein Goldschmied, und nachher auch Burgermeister war, einen Vertrag geschlossen. Faust gab zweymal 800 Goldgulden her, und setzte dem Guttenberg noch darüber jährliche 300 aus; Guttenberg aber verpfändete dem Faust dafür seine ganze Kunst und all sein Druckerzeug. Diesen gesellte sich noch Peter Schöffer oder Schoiffer von Gernsheim bey, der ein geschickter Schreiber und erfindsamer Kopf war, und bald eine leichte Art von Schriftgüssen aus Erz oder Zinn erfand, da man vorher nur einzelne hölzerne Buchstaben geschnitten, und abgedrucket. Zum Lohne hat er Fausts einzige Tochter Christine zur Ehe erhalten. Nun im Jahre 1450 unternahm Guttenberg, in Gesellschaft Johann Faustens und Peter Schöffers, eine lateinische Bibel zu drucken; ehe sie aber noch zwölf Bogen abgedruckt hatten [232] waren schon 4000 Gulden weg. Faust sah eines Theils, daß bey dieser Kunst Etwas zu gewinnen war, andern Theils, dasGuttenberg mit der Bezahlung nicht beyhalten konnte; er belangte also den Guttenberg gerichtlich. Allein, weil Faust Mittel hatte, und also einen bessern Nachdruck geben konnte, ward Guttenberg von seiner Druckerey vertrieben, und Faust in deren Besitz gesetzet, der also mit seinem Gehilfen Schöffer, die im Jahre 1450 angefangene lateinische Bibel im Jahre 1462 vollendet hat. Das erste gedruckte Werk, welchem am Ende Drucker, Druckort und Druckjahr beygesetzet ist, ist der Psalter Davids (Psalmorum Codex 1457). Die nun also erfundene Kunst wurde bis auf das Jahr 1462 in Maynz von obgemeldten Faust undSchöffer ziemlich geheim gehalten, bis sie sich endlich allenthalben verbreitet hat. Konrad Schweyn heim, und Arnold Pannarz brachten diese Kunst zum ersten nach Rom, wo sie im Jahre 1467 die Briefe des Cicero in lateinischer Sprache druckten. Ungefähr um das Jahr 1466 errichtete Johann Bämler seine Druckerey zu Augsburg, und hatte an Günther Zeiner aus Reitlingen, Johann Schüßler, Anton Sorg, Johann und Ambrosius Keller, Johann Wiener, und Johann Schönsperger eifrige Nachfolger. Eben dort in dem berühmten Benediktinerkloster zu St. Ulrich und Afra hat der Abt Melchior von Stamheim im Jahre 1472 eine Buchdruckerey [233] veranstaltet, aus welcher zerschiedene Werke an das Tageslicht getreten. Und so begann auch nach und nach diese Kunst in andern Gegenden.

Die Buchdrucker haben die schönsten Privilegien und Freyheiten erhalten. Denn da diese Kunst ungefähr um das Jahr 1440 ihren Anfang nahm, und Friedrich III. römischer Kaiser dieß erfuhr, erfreuete er sich sehr darüber so, daß er die Kunstverwandten, dem Adel und den Gelehrten gleich, befreyet, ihnen Gold zu tragen erlaubet, auch besonders den Setzern einen Adler, den Druckern aber einen Greif mit den Druckerballen in der einen Klaue, und beyde Wappen mit offenem Helme verliehen hat.


93. Buchbinderkunst.


Von dem ersten Erfinder weis man keine gewiße Nachricht zu geben. Doch ist diese Kunst vermuthlich so alt, als die Kunst Schriften zu verfertigen selbst, aber nach dem Unterschiede der Zeiten unterschiedlich gewesen. Denn, als man noch auf Baumrinden zu schreiben pflegte, so war der Buchbinder Arbeit dabey mehr nicht, als daß sie das Ende solcher beschriebenen Rinden an einem Stöckchen fest machten, und die Rinde selbst darauf rolleten; dergleichen Buch die Lateiner Volumen, eine Rolle nannten. Dieses Stockes Spitzen wurden mit Golde, oder einer andern Farbe bestrichen, und die also aufgewundene Rolle in einem Futterale aus Cedern oder anderm [234] dauerhaften Holze verwahret. Als man auf Pergament und Papier zu schreiben anfieng, wurden die Blätter zusammengeheftet, hinten mit Leder besetzet, und zu den Seitendeckeln bloße hölzerne Bretter genommen, die man mit Leder überzogen, mit ledernen Riemen, und auch zu Zeiten mit messingenen Buckeln und Blechen in der Mitte und an allen vier Ecken, auch mit Klausuren versehen hat, worauf öfters Bildnisse erscheinen. Nach Erfindung der Buchdruckerey ist man auch mit der Buchbinderkunst immer weiter gekommen; bis man endlich den jetzt gebräuchlichen schönen Einbund zu Stande gebracht hat. Die gemeinsten Bände sind in allerhand buntem Papiere, in Pergament, in Kalbs- oder Schafleder, braun und auf dem Rücken vergoldet, welches man Franzband heißt;Englischband, welcher auch ohne Gold dem französischen an Zierlichkeit Nichts nachgiebt; Marmorband, Horenband, worinnen die Holländer vortrefflich sind, und Schweinlederband.


94. Schreibkunst.


Das Zuverläßigste ist, daß die Buchstabenschrift in einem Zeitpunkte zwischen Noe und Moses erfunden worden. Sie ward stark von den Aegyptern und Phöniziern getrieben. Von da kam die Schrift nach Syrien, Arabien Chaldäen und Aetiopien; dann zu den Griechen, von diesen zu den Lateinern, von den Lateinern zu den Deutschen. In alten Zeiten schrieb man [235] aufStein, Metalle, Holz, Wachs, Helfenbein, Baumblätter und Baumrinden. Es wurden auch weiße hölzerne Täfelchen mit Wachs überzogen, darein ritzte man mit einem Griffel die Buchstaben; und wenn es gefehlt war, strich man es wieder mit dem umgekehrten breiten Theile des Griffels aus. In Ostindien wird noch heut zu Tage auf Baumblätter geschrieben. Die Lateiner nennen ihre Bücher Libros weil Liber das Bast, die innere Rinde der Bäume heißt, auf welche die Alten schrieben. Bey uns Deutschen kömmt das Wort Buch von der Buche, einem Baume, her, auf dessen Rinde sich sehr schicklich schreiben läßt.

Das Geräth, dessen sich die Alten zum Schreiben gebrauchten, war bey der Stein- und Metallschrift derMeißel; bey hölzernen und wächsernen Tafeln eiserne, und, wie Einige wollen, auch beinerne Griffel. Bey den Papierarten wurde Anfangs ein Schilfrohr gebraucht, welches den Schnitt und Spalt unserer Federn hatte; worauf endlich die Kiele der Gänse, Schwanen, Raben, Pfauen etc. folgten.

Die Dinte der Alten bestand aus einem andern Stoffe, als die unsrige. Sie war nicht viel flüßig, welches die erhabenen Buchstaben der alten Schriften beweisen. Die Titel eines Buches, Anfangsbuchstaben, Randglossen, [236] Unterschriften der Bücher wurden mitPurpur, Zinnober, Menig, zuweilen auch blau, grün oder gelb geschrieben, daher der Name Rubrik entstanden ist. Zu diesem kam noch die Gold- undSilberschrift, welche meistentheils bey der heiligen Schrift und Werken, welche man beym Gottesdienste brauchte, vorkömmt. Unsre heutige Dinte wird ausGalläpfeln, Vitriol und Gummi zubereitet.

Es ist nur noch übrig, zu sagen, in welcher Richtung einst geschrieben wurde. Einige schrieben kreisförmig und ins Runde. Andere schrieben senkrecht, so, das Buchstabe unter Buchstabe, oder Wort unter Wort stunde. Diese Art war besonders bey den altenGriechen üblich. Noch heut zu Tage schreiben die Chineser, Japaner und Tartarn von Oben herunter; die Philippiner und Malaccenser aber von Unten hinaus. Die Hebräer, Araber und Türken schreiben von der Rechten zur Linken. Wir aber schreiben von der Linken zur Rechten.


95. Pergament.


Der Gebrauch des Pergaments in der Schreiberey ist viel älter, als der Gebrauch des Papiers. Das Pergament aber soll erfunden haben Attalus, ein König zu Pergamo, einer Stadt in Klein-Asien, 130 Jahre vor Christi Geburt; und daher heißt man es Pergament. Als nun das Pergament auch in Europa bekannt wurde, brauchte man anstatt [237] der Baumrinde das Pergament zum Schreiben, so lang, bis das Papier aufkam; wie dann alle alte Diplomata oder Gnadenbriefe auf Pergament, und zwar in lateinischer Sprache geschrieben worden, bis auf Kaiser Rudolphs I. Zeiten, aber mit so unleserlicher Schrift, daß man fast ein eignes Wörterbuch dazu vonnöthen hatte. Mabillon der gelehrte Benediktiner aus Frankreich, welcher im Jahre 1707 gestorben, hat davon den Anfang gemacht. In großen Bibliotheken und Klöstern findet man auch noch Bücher auf Pergament mit allerley Farben, auch mit Gold geschrieben. In dem kaiserlich- und gefürsteten Reichsstifte zu St. Emmeran in Regensburg sieht man noch heute ein überaus kostbares Evangelienbuch, welches unter dem Kaiser Karl Kalvus, als er noch König in Frankreich war, mit lauter goldenen Buchstaben, im Jahre 870, daselbst geschrieben worden.


96. Papier.


Das Papier hat seinen Namen her von einem ägyptischen Baume, Papyrus genannt, dessen Blätter die alten Aegyptier dergestalt zum Gebrauche zuzubereiten wußten, daß man darauf schreiben konnte. Die jetzige Kunst, aus Lumpen von alter Leinwant Papier zu machen, soll erst im Jahre 1470 durch Anton undMichael, aus Gallizien gebürtig, zu Basel in Deutschland, erfunden worden seyn. Wiewohl der gelehrte Jesuit Balbin in seiner [238] Historia Bohemica beweisen will, daß es allbereit im Jahre 1340 in Deutschland bekannt gewesen. Herr von Murr hat zu Nürnberg zwey Papierblätter entdecket, auf derer einem die Consules, Scabini und Nominati vom Jahre 1319 verzeichnet sind. Sie sind ziemlich dicht, aber noch etwas rauh, und nicht gar weiß. Bisher ist wenigst keine sichere Probe vor dem vierzehnten Jahrhunderte aufgewiesen worden. Die weiße Lumpen nimmt man zum Schreibpapier, und je feiner die Lumpen, je feiner wird auch das Papier; die groben Hadern werden zum blauen oder Pack- und Fließpapier genommen. Ein gutes Papier muß seyn 1) rein, 2) stark, und 3) weiß. Ein Riß hält 20 Buch; ein Buch von Schreibpapier hält 24 Bogen, vom Druckpapier aber 25 Bogen.


97. Münzwesen.


Anfangs hatte man gar keine Münze, sondern, wer von einem Andern Etwas erhandeln wollte, gab ihm andere Waaren dafür Hernach brauchte man das Eisen. Wer nun einem Andern einen Zentner Woll abkaufte, der gab ihm eben so viel Eisen dafür. Weil aber dieses nicht gut that, brauchte man anstatt des Eisens die Thierhäute oder Leder, welche man in kleine Stücklein schnitt, und gewiße Zeichen darauf machte; daher die Münze Pecunia genannt wurde, welches Wort von Pecus, Thier, herstammt.

[239] Endlich ist zu der Römer Zeiten das jetzige Münzwesen von Gold, Silber und Kupfer in Deutschland eingeführt worden. Vor Zeiten hatte der Kaiser in Deutschland nur allein das Recht Münzen zu schlagen; jetzt aber hat jeder Souvrain für sich das Recht, in seinem Lande Münzen zu schlagen.


98. Holländer Dukaten.


Als die Holländer oder die 7 Provinzen im Jahre 1556 von Spanien abfielen, schlugen sie eine Goldmünze, worauf ein geharnischter Mann mit einem Büschel Pfeile, sammt dieser Umschrift: Concordia res parvæ crescunt, discordia maximæ dilabuntur: Durch Einigkeit werden die kleinen Dinge groß, durch Uneinigkeit werden die größten Dinge klein, und fallen übern Haufen. Durch diesen geharnischten Mann stellen sie vor den Scylurus, einen König der Scythener dieser hatte 30 Söhne; als er sterben wollte, gab er Einem nach dem Andern einen fest zusammengebundenen Büschel Pfeile, mit Befehl, denselben zu zerbrechen; da Keiner aus ihnen dieses thun konnte, sagte Scylurus der Vater: Sehet liebe Söhne! also wird es euch nach meinem Tode begegnen; seyd ihr einig, und haltet fest zusammen, so wird euch kein Feind brechen und überwinden können; seyd ihr aber uneinig so werdet ihr bald übern Haufen geworfen werden. Und dieses ist der Ursprung der Holländer Dukaten, wie man sie noch heut zu Tage siehet.


[240] 99. Kremnitzer Dukaten.


Die berühmten Kremnitzer Dukaten haben ihren Namen her von der Bergstadt Kremnitz in Ungarn. Das dortige Bergwerk ist vor diesem meistentheils voll Goldadern gewesen, hat aber mit der Zeit sehr abgenommen; daher die Kremnitzer Dukaten auch dermalen sehr rar sind.


100. Räbler Dukaten.


Die Räbler Dukaten haben ihren Ursprung von einem Raben: daher heißt man sie Räbler Dukaten. Es hat sich also zugetragen: Mathias Corvinus, König in Ungarn, der im Jahre 1458 regierte, ließ eines Tages seinen goldnen Ring mit einem kostbaren Smaragd, bey offenem Fenster liegen. Indessen kam ungefähr ein Rab, nahm den Ring mit sich, und trug ihn in sein Nest auf einen Eichbaum. Der König sah diesen Diebstahl, gieng dem Raben nach, schoß ihn glücklich sammt dem Neste herunter, und bekam also seinen Ring wieder. Darauf ließ er zum ewigen Denkzeichen eine Goldmünze prägen, mit der Bildniß eines Rabens, welcher den goldnen Ring im Schnabel führte. Und dieß sind die sogenannten Räbler Dukaten.


101. Joachimsthaler.


Diese Thaler haben ihren Namen von dem Thale oder Joachimsthale, welches eine berühmte Bergstadt in Böhmen ist, her: denn allda [241] wurden die ersten Thaler im Jahre 1519 geschlagen, und also Joachimsthaler genannt.


102. Bernthaler.


Die Bernthaler haben ihren Namen her von der Stadt Bern in der Schweitz: denn allda sind sie zuerst geschlagen worden.


103. Gulden.


Die ersten Gulden sind zu Florenz in Wälschland gemünzet worden; daher wir noch dieselben Florenos nennen, und mit fl. schreiben.


104. Groschen.


Die ersten Groschen sind zu Guttenberg, einer kleinen Stadt in Böhmen, im Jahre 1300 geschlagen worden; darum man sie noch heute die böhmische Groschen nennet.


105. Batzen.


Die Batzen kommen her von dem Wörtlein Betzen, so einen kleinen Bären bedeutet, welchen die Stadt Bern in der Schweitz, welche diese Münze zuerst geschlagen, darauf gepräget hat.

Batze ist eine Scheidemünze in Franken, und Schwaben etc. Der leichte gilt 4 leichte Kreuzer, der gute aber 5 leichte Kreuzer.


106. Kreuzer.


Der Kreuzer ist eine kleine Münze, die sonderlich in Franken, Schwaben, Baiern, und am Rheine sehr gemein ist; und derer Drey einen [242] Kaisergroschen machen. Sie sind unter den ersten fränkischen Königen und Kaisern von dem darauf geprägten Kreuze so genannt.

Ein leichter Kreuzer ist vier leichte Pfennige, und sechzig ein Kaisergulden.

Es giebt auch, besonders in Franken, sogenanntegute Kreuzer, derer Einer vier gute Pfennige, also Drey einen guten Groschen, Vier einen schweren Batzen, und Zwey und siebenzig einen Reichsthaler machen.

Die sogenannten Rädel- oder Maynzer Kreuzer haben von dem Wagenrade, welches die Maynzer in ihrem Wappen führen, ihren Namen. Dieses Wappen aber stammet von ihrem ersten geistlichen Kurfürsten her, der eines Wagners Sohn war.


107. Pfennig.


Eine jede Münze kann überhaupt ein Pfennig genannt werden; und so hat man dicke, breite, dünne, schwere, silberne, goldene und andere Pfennige. Also heißt ein Ehrenpfennig ein Stück Geldes, das zu Ehren angewendet wird; ein Nothpfennig, den ein jeder sorgfältige Hausvater auf die Zeit einer Noth oder Bedürfniß zurückleget; ein Zehrpfennig, der zur Zehrung auf eine Reise mitgenommen wird, oder auch der zur täglichen Nothdurft bestimmet ist; einSchaupfennig, der nicht zur Ausgabe, sondern zum Andenken gepräget worden. Die eigentlich sogenannten Pfennige, die als eine besondere Münze gelten, sind nach ihrem [243] Werthe sehr unterschiedlich. Nach dem Münzedikte von 1559 gehen auf einen rheinischen Gulden 300 tyrolische, 252 fränkische, 240 östreichische, 210 rheinische Pfennige.


108. Ursprung des Feldbaues in Deutschland.


Die alten Deutschen haben lange Zeit nach der Sündfluth Nichts von dem Ackerbaue gewußt; sie hatten nur wildes Obst, Kräuter und Fleisch von wilden Thieren ohne Brod gegessen. Endlich im 1500 Jahre vor Christi Geburt soll der König Osiris und Isis seine Ehegemahlinn aus Aegypten ins Deutschland gekommen seyn, und die Deutschen unterrichtet haben, wie sie ackern, säen, düngen, schneiden, mähen, mahlen, kneten und backen müßten. Doch haben die alten Deutschen den Ackerbau nicht so fleißig, als die Römer, besorget, indem die stärkesten und tapfersten Männer in den Krieg zogen; die Weiber und schwachen Alten aber mußten dem Feldbaue abwarten.


109. Alchymie oder Goldmacherkunst.


Alchymie, die Einige auch Spagyria, Hermetica etc. nennen, wird zuweilen mit der eigentlichen Chymie oder Scheidekunst, welche eine höchst nützliche Wissenschaft ist, verwechselt, da es doch eigentlich die Kunst, Metalle zu verwandeln, oder den Stein der Weisen (Lapidem philosophicum) zu finden, das ist, Gold zu machen, bedeuten soll, worüber schon so Mancher unglücklich und verwirrt geworden. [244] Die Alchymisten wollen ihre Kunst so alt machen, daß sie wohl gar den Moses und die Patriarchen als ihre Vorgänger ansehen, welches wirklich abgeschmackt ist. Vornämlich leiten sie ihre Kunst vom Hermes Trißmegistus her, welcher solche in Aegypten ferner fortgepflanzet habe. Sie soll in den Morgenländern sehr lange getrieben worden seyn, sey aber an dieGriechen und Römer etwas später, und endlich auch an die übrigen Europäer gekommen. Unter die bekannten Goldmacher zählet man 1) den Arnaldus de Villanova, 2) Raymundus Lullus, 3) Johannes de Rupescissa, 4) Basilius Valentinus, 5) Antonius Bragadinus, 6) Bernardus Trevisan, 7) Helmontius, 8) Theophrastus Paracelsus, und Andere, in derer Schriften so viel Dunkelheit herrschet, daß sie selbst nicht wissen, was sie sagen wollen. Ob eine wirkliche Verwandlung der Metalle möglich sey, daran zweifeln auch die Größten der neuern Chymikern. Da aber ein Metall nie so rein ist, daß es nicht Theilchen von andern bey sich führen sollte, so ist die sogenannte Verwandlung eigentlich eine sehr genaue Absönderung dieser Theilchen; und auf diese Art ist es möglich, eines Dukaten werths Gold zu erhalten, wenn die Arbeit über zehn Dukaten kostet. Aber mit großem Vortheile Gold zu machen, wie sich Manche rühmen, ist eine Kunst, die nie zu erfinden ist. Unglücklich ist Derjenige, welcher Betrügern, die sich dafür ausgeben, trauet, [245] und Geld vorschießt; und eben so unglücklich ist Der, welcher selbst anfängt, allerley Versuche zu machen. Beyde werden ihre Thorheit am Ende bereuen, wenn sie sich vielleicht um den größten Theil ihres Vermögens gebracht haben. Bernhard Penot, ein berühmter Alchymist, nachdem ihn seine fruchtlose Versuche in die größte Armuth versetzet, soll gesagt haben: Wenn man seinem Feinde heimlich beykommen will, so rathe man ihm, ein Alchymist zu werden. Auch die Italiäner haben ein Sprüchwort: Arbeit, Rauch, Hunger, Gestank, Frost, und zuletzt der Galgen, sind der Gewinn eines thörichten Goldmachers. So saget man auch:Die Alchymia hat zwey A, das erste bedeutet Arbeit, das andere Armuth.


110. Glasmacherkunst.


Das Alter der Glasmacherkunst wollen einige aus jener Stelle des Jobs 28. v. 17. beweisen: Gold und Glas mag ihr nicht gleich geachtet werden. Plinius erzählet, es sey bey seiner Zeit die Sage gewesen, daß gewiße Kaufleute am Ufer des Flusses Beli in Syrien das Glas erfunden; er setzet auch bey, daß man zu den Zeiten des Kaisers Tiberius die Kunst gewußt, daß Glas so weich zu machen, daß es sich hämmern ließ, obschon man diese Erfindung unterdrücket, damit das Metall, Erz, Gold und Silber nicht ins Abnehmen kommen möchte. Allein, Viele der geschicktesten Naturkündiger [246] haben Jenes, was da Plinius erzählet, gründlich widerleget. Aber wann, und von wem das Glas zuerst erfunden worden, ist nicht gar gewiß, ob man schon gewiß sagen kann, daß die Glasmacherkunst, um welcher wegen schon bey den Alten Sidon soll berühmt gewesen seyn, viel neuer ist, als die Erfindung des Glases selbst.

Als Kaiser Mathias, der von dem Jahre 1612 bis 1619 regierte, eine Zeitlang zu Linz in Oestreich Hof hielt, meldete sich ein Künstler an, welcher auch die Scherben von zerbrochenen Gläsern wieder zusammen zu fügen wußte. Er konnte die Gläßer künstlich schneiden, und also zubereiten, daß man sie, wie Papier, zusammenlegen, und von einander ziehen konnte. Diese Kunst aber ist mit ihm gestorben.

Das venezianische Glas ist jetzt das schönste. Es wird eben wie das deutsche gemacht; nur, daß anstatt des Sandes Bergkrystall, oder sonst reine Steine aus dem Pofluße, und das beste Aschensalz dazu genommen wird.

Bey den Venetianern und Franzosen werden dieGlasmacher für edle Leute gehalten, in Deutschland aber nicht; doch wird die Glasmacherey als eine große Kunst von den Deutschen geschätzt.


111. Ursprung der Glocken.


Wann die Glocken aufgekommen, kann man eigentlich nicht sagen; doch wissen wir aus der heiligen Schrift, daß der Hohepriester Aaron [247] im alten Testamente schon goldne Glöcklein an seinem seidenen Rocke getragen, damit man seinen Klang gehöret, wann er in das Heilige vor dem Herrn aus- und eingegangen. So Viel aber melden die Schriftsteller, daß um das Jahr Christi 400 der heilige Paulin, Bischof zu Nola in Kampanien, einer Landschaft in Wälschland, zuerst die Leute mit Glocken zum Gottesdienste berufen habe. Papst Sabinian, der im Jahre 604 lebte, hat hernach diesen löblichen Gebrauch in der ganzen christlichen Kirche verordnet.

Zu jetzigen Zeiten sind die Glocken ganz gemein, und ist selten ein Dorf, wo keine Glocke darinn ist. In großen Städten hat man gar ansehnliche Glocken. Die große Glocke zu Wien, in Oestreich, ist 373 Zentner schwer, 10 Schuhe weit und hoch, hat 31 Schuhe, 2 Zoll im Umfange. Der Schwängel wiegt 12 Zentner. Diese ließ Kaiser Joseph der Erste zu Wien, im Jahre 1711, aus metallenen Stücken, die man im Jahre 1683 bey dem wienerischen Entsatze in dem türkischen Lager erbeutet hatte, gießen. Sie wurde durch 200 Personen auf dem Stephansfreythof gebracht, und von dem damaligen Bischof, Franz Ferdinand, Freyherrn von Rumel, in Beyseyn 8 Prälaten geweihet. Die berühmte Glocke zu Erfurt hat 275 Zentner; die Glocke in der Stadt Moskau hat 356 Zentner; die Glocke zu Tolosa in Spanien 500 Zentner; die Glocke zu Lugdun 250 Zentner; die Glocke zu Lion inFrankreich 250.

[248] Zu Regensburg giebt es so viele Glocken, daß man im gemeinen Sprüchworte saget: Wer auf der steinernen Brücke geht, und keine Glocke lauten hört, der ist nicht zu Regensburg gewesen. Die zwey größten Glocken zu Regensburg sind, die im Dom, welche über 100 Zentner schwer ist; und die bey St. Emmeran, welche bey 90 Zentner hat.

Im Jahre 1723 hat sich ein Künstler, Thomas Gruber genannt, ein Schmied zu Stulfelden in Oberpinzgau, Salzburgerlands, hervorgethan, welcher die allergrößte und schwereste Glocke ohne schwere Bemühung, mit seinem Sohne Urban Gruber allein umgehänget, und also kunstreich in das Gewicht geleget, daß, wo vorher 3 bis 4 Personen an einer Glocke genug zu ziehen gehabt, jetzt, nach Umhängung, dieses Einer allein vollbringen kann. Seine Proben sind in Bairen und der Obernpfalz genugsam bekannt.


112. Erfindung des Pulvers und der Stücke.


Ehe man das Pulver erfunden, pflegte man nur mit Pfeilen zu schießen; nachdem aber in Deutschland, im Jahre 1380 das Pulver erfunden worden, fieng man an, mit Stücken und andern Geschützen zu schießen. Das Pulver soll Bertholdus Schwarz, ein Franziskaner, oder wie Andere wollen, ein Benediktiner, von Freyburg gebürtig, erfunden haben. Er war ein künstlicher Chymiker, und gieng mit dem [249] Feuer, ausbrennen und distilliren viel um. Einsmals vermischte er Schwefel und Salpeter mit Kohlen, und that es in einen verdeckten Mörser; da aber unversehens ein Fünklein Feuer darein fiel, fuhr das Ding mit großem Knalle zusammen heraus. Und dieses ist der Ursprung des Pulvers und der Stücke etc.

In den berühmten Zeughäusern zu Venedig, Wien, Petersburg, Dreßden und Berlin werden alte und neue Stück in großer Menge angetroffen; es ist aber die Artillerie oder das Geschütz jetzt weit besser als vor hundert Jahren eingerichtet; sonderbar, weil erst kürzlich die preußischen Geschwindstücke aufgekommen sind.


113. Turnier oder Ritterspiel.


Die Turniere nahmen ihren Anfang um das Jahr 923, und Kaiser Heinrich, der Vogler, hat dieselben eingeführet, damit der Adel in den Waffen besser geübet würde. Das erst Turnier wurde gehalten zu Magdeburg im Jahre 923, daß letzte hernach zu Worms im Jahre 1487.

Das Turniren bestand in Diesem: Mann und Pferd waren schwer geharnischt, und rannten mit Speeren aufeinander. Wer nun seinen Gegner aus dem Sattel hub, und zur Erde setzte, der hatte das größte Lob. Es geschahen aber hundert Unglücke dabey. Es durften nur Jene mit turniren, welche von altem und vornehmem Adel waren; darum wird noch heut zu Tage [250] bey dem deutschen Adel darauf Acht gegeben, ob sie turniermäßig sind.


114. Ursprung der Reichsstädte.


Die Reichsstädte kommen meistens her von Karl IV. dem Kaiser und Könige in Böhmen, der die goldne Bulle 1356 gemacht hat. Denn dieser versprach einem jeden Kurfürsten 100tausend Dukaten, wenn sie den Wenceslaus, seinen Sohn, würden zum römischen Könige, nämlich zu seinem Nachfolger erwählen: weil ers aber an baarem Geld nicht konnte bezahlen, verpfändete er ihnen die offenbarn Reichszölle und andere Einkünfte eines Kaisers, räumte auch ihnen die Supremität in ihren Landen, die bisher allein dem Kaiser zugehörte, ein; auch gab er einigen Städten ums Geld die Freyheit, nach ihrer eignen Maaß und Ordnung zu leben. Wodurch er aber dem Adler die besten Schwingfedern ausgerupfet, daß jetzt ein Kaiser ohne eigne Mittel nicht mehr bestehen kann. Daher soll Kaiser Maximilian I. von diesemKarl gesagt haben: Deutschland habe niemals einen schädlichern Regenten gehabt, als diesen Karl.


115. Karlsbad.


Dieses berühmte warme Bad hat seinen Ursprung vom Kaiser Karl IV. daher mans auch Karlsbad nennet. Er jagte einsmals in der Gegend der Stadt Eger, und als ein Jagdhund seine Füße verbrannte, und zu schreyen anfieng, [251] suchte man nach, woher dieses kommen möchte, und erfand also dieses Bad, im Jahre 1370. Es liegt in Böhmen, eine Stunde vonEger, dessen Wasser siedheiß aus der Erde hervorquillt. Daher kömmt auch der sogenannte Sauerbrunn.

Es giebt in Deutschland noch andere gesunde Bäder, als: das zu Aachen, das Schwefelbad zu Abach in Baiern, das Emserbad in der Wetterau, das Wildbad im Würtembergerlande, das Wildbad zu Neumark in der obern Pfalz, das Pfefferbad in der Schweitz, das Wißbad bey Maynz, das Schlangenbad zu Schwalbach, nicht weit von Maynz, und andere dergleichen mehr; man zählet derselben nur in Deutschland allein 120 vornehme Bäder; in Frankreich 45, in Portugall 8, in Spanien 45, in Wälschland 36, in Ungarn 9, in Pohlen sehr viel.


116. Bartscheeren.


Die Bärte wurden vor Alters in allen Ländern für eine Zierde der Männer gehalten; wie dann der Poet singt: Barba virile decus, quam vix duo puncta notabant. Daher fiel es dem Könige David sehr empfindlich, daß Hanon, der Ammoniter König, seinen Gesandten die Bärte abscheeren ließ, welchen hernach David, wegen dieser Beschimpfung, hart geschlagen. Die Longobarder in Wälschland, wegen ihren großen Bärten also genannt, haben es für eine große Strafe gehalten, wenn man Einem aus [252] ihnen den Bart abgenommen. Es wird auch in den Lehenrechten für eine Schmach geachtet, und eine gewiße Strafe gesetzet, wenn Einer dem Andern den Bart ausraufet.

Wann aber der Gebrauch, den Bart zu scheeren, aufgekommen, kann man nicht melden; doch sagen einige Schriftverfasser, daß Ticinius Mena die ersten Barbierer aus Sizilien nach Rom gebracht habe, wo man bey 454 Jahre nach Erbauung dieser Stadt keine Barbierer gehabt hatte. Afrikanus soll der Erste zu Rom gewesen seyn, der sich den Bart scheeren und auch die Verordnung ergehen ließ, daß man sich alle Tage sollte scheeren lassen. Adrian aber, der römische Kaiser, welcher im Jahre Christi 117 regierte, hat zum ersten wieder einen Bart getragen. Unsere alte Deutsche haben jederzeit Alles auf den Bart gehalten, welchen sie auch immerfort getragen; und es sind etwa erst 100 bis 200 Jahre, daß man in Deutschland anfieng, den Bart völlig wegzuscheeren.


117. Erfindung des Salzes.


Die Salzgruben hat Ancus Marcius erfunden; es muß also der Gebrauch des Salzes uralt seyn: zumalen schon im alten Testamente öfters von dem Salze Meldung geschieht, wie dann des Lots Eheweib, schon im Weltjahre 2048, in eine Salzsäule verändert worden. Jetzt giebt es hin und wieder große Salzgruben, absonderlich in Pohlen; in Deutschland aber sind vornämlich die Salzsiedereyen bekannt. Und [253] diese Kunst, aus Wasser Salz zu sieden, hat zuerst Elisabetha, die Ehefrau des Kaisers Albert I. der im Jahre 1300 regierte, erfunden und eingeführt. Das erste Salz in Deutschland ist gesotten worden zu Hall im Innthale, einer kleinen Stadt im Tyrol.

Es giebt in Deutschland noch viel andere Salzsiedereyen, derer die vornehmsten sind, die zu Lüneburg, Halle in Sachsen, Frankenhausen in Thüringen, Allendorf in Hessen, Halle in Schwaben, Halle im Salzburgischen, Kitzingen in Franken, Traunstein in Oberbaiern etc.


118. Wein.


Vor der Sündfluth wußte man Nichts von dem Weine; nach der Sündfluth, im Jahre der Welt 1660 fieng Noe erst an, Wein zu bauen, wovon er auch zum ersten rauschig wurde. Unsere alte Deutsche haben anfänglich keinen Wein getrunken, auch ihnen keinen zuführen lassen, aus Sorge, sie möchten zu weibisch und also zum Kriegen untauglich werden. Jetzt giebt es in Deutschland unterschiedliche Weine; unter diesen sind berühmt:

1. Der Oestreicherwein, ist ein guter, gesunder Tischwein. Er beschweret den Magen nicht, sondern befördert vielmehr dessen Dauung. Der bey Klosterneuburg und Brosenberg, unweit Wien, wächst, ist der beste.

2. Der Tyrolerwein, ist ebenfalls nicht zu verachten, trocknet aber stark aus; daher er [254] sparsam zu trinken ist. Die besten sind, der Etschwein, und der Craminer.

3. Der Rheinwein ist ein trefflicher Wein; tauget aber zum ordentlichen Tischtrunke nicht wohl, weil er gar zu hitzig. Nach dem Tische aber ist er über die Maßen gesund, indem er die Speisen im Magen zertheilet und verzehret. Die besten sind, der Rheingauer, der Bacharacher, der Hochheimer.

4. Der Neckarwein, ist der allerschwächste Wein; jedoch ist er am Geschmacke desto angenehmer, und zum Schmausen am geschicktesten, weil er nicht so fast in Kopf steigt. Die besten sind, der Heilbronner und Eßlinger.

5. Der Moselwein ist ein sehr gesunder Wein. Er schmecket auf der Zunge überaus angenehm, und bekömmt auch dem Magen wohl, geht bald durch den Harn, und hält den Leib offen; daher ihn Diejenigen trinken sollen, die sich vor der Gicht zu bewahren haben. Die besten wachsen um Düstemund, Wela und Zeltingen.

6. Der Frankenwein, ist nicht zu schwach und nicht zu hitzig; tauget also zum ordentlichen Tischtrunke. Man saget zwar: Frankenwein, Krankenwein; aber nicht darum, daß er die Gesunden krank mache, sondern, daß er die Kranken gesund mache. Im ersten Jahre ist er zwar etwas hart; nachgehends aber wird er gelinder und annehmlich. Der beste ist der Steinwein, welcher um Würzburg, [255] auf einem Gebirge, der Stein genannt, gebauet wird.

Ferner sind am Maynstrome der Werthheimer und der Klingenberger, sowohl wegen ihrer Lieblichkeit, als auch wegen der Gesundheit, beliebt, von welchen der letztere dem Moslerweine am Geschmacke nicht ungleich ist. Sonst pflegt man im Sprüchworte zu sagen:


Frankenwein, Krankenwein.
Neckerwein, Schleckerwein.
Moselwein, gesunder Wein.
Rheinwein, feiner Wein.

Oder also:


Zu Bacharach am Rhein,
Zu Klingenberg am Mayn,
Zu Würzburg am Stein,
Wachsen die besten Wein.

Von den ausländischen Weinen, die weit stärker und hitziger sind als der Deutschen, sind berühmt nachfolgende:

1. Der spanische Wein, ist unter den ausländischen der vornehmste. Man bekömmt ihn gar selten pur und gerecht. Anstatt dessen, wird aus Hönig, ausgepreßten Rosinen und Brandtewein eine Mixtur gemacht, und betrüglicher Weise dafür verkauft. Der gerechte ist gar süß: dabey aber überaus hitzig.

2. Canarienseck, kömmt von den Canarischen Inseln aus Afrika, welche der Krone Spanien [256] zugehören. Er kömmt fast mit dem spanischen überein, außer, daß er nicht so stark, wie der spanische ist. Jedoch ist er weit angenehmer, und auch für den Magen weit besser. Man verfälscht ihn eben, als wie den spanischen.

3. Malvasier kömmt aus Malvasia, einer Stadt in Morea, woselbst er am besten wächst. Den gerechten Malvasier nennen die Wälschen im SprüchworteManna in dem Munde, und Balsam im Gehirne. Dieser Wein wird auch aus allerhand Spezereyen durch Kunst nachgemacht.

4. Französischer Wein ist gleichfalls gar hitzig, anbey aber süß und angenehm zu trinken. Die besten sind folgende: der Burgunderwein ist theils weiß, theils roth; der rothe ist besser, beyde aber stärken und erwärmen das Haupt, den Magen, und das ganze Eingeweide. Der Champagnierwein ist noch besser als der Burgunder, indem er dem Geschmacke nach viel süßer und angenehmer, auch weit nahrhafter ist. Der Frontinlak kömmt aus Languedoc, er hat einen angenehmen Muskatellergeschmack, und giebt dem Magen sonderbare Kraft; hingegen ist er dem Haupte nicht gar zu angenehm.

5. Italiänischer Wein ist insgemein auch gar zu hitzig, dabey aber ebenfalls süß und angenehm zu trinken. Die besten sind folgende: Lacryma Christi in dem neapolitanischen Reiche [257] der also genannt wird, weil er ohne gewaltsames Pressen aus den Trauben gleichsam thränenweise fleißt. Der Montfiasconer oder Muskatellerwein, der Vernaker in dem genuesischen Gebiethe, welcher häufig nach Frankreich und England verführt wird. Der Rosatzer wächst in dem Distrikte von Aquileia.

6. Ungarischer Wein ist hitzig, doch süß und lieblich, auch sehr geistreich. Der Tockayerwein ist der beste, und dem spanischen und andern edelsten Weinen, wo nicht vorzuziehen, doch gleich zu schätzen.

Sonst wird auch aus dem Wein, sonderlich aus dessen Hefen, der sogenannte Brandtewein gemacht; man brennet auch solchen aus Korn, und andern Blumen oder Kräutern, die nämlich einen Geist von sich geben; auch aus Pfersching, Kirschen und andern Obst. Man muß aber nicht Viel sondern gar Wenig davon trinken; denn der Brandtewein ist kein Nahrungsmittel, sondern eine Arzney. Den jungen, magern und dürren Leuten ist der Brandtewein ein Gift; den dicken, kalten und feuchten Naturen aber ist er gesünder. Den alten Leuten ist er zum gesündesten; absonderlich zu Nachte beym Schlafengehen. Er vermindert die kalten, schleimigten, und bösen Feuchtigkeiten, und ersetzet und stärket die schwache natürliche Wärme. Sonst saget man insgemein von dem Brandteweine, daß er sey zu Morgens Bley, zu Mittag Silber, und zu Nacht Gold.


[258] 119. Bier.


Das Wort Bier kömmt her von dem lateinischen Worte bibere, welches trinken heißt; wer aber dasjenige Bier aus Gerste und Hopfen zu machen erfunden, ist nicht bekannt; das wissen wir wohl, daß die alten Deutschen schon vor Christi Geburt einen Getrauk aus Gerste gemacht, aber ohne Hopfen. Jetzt giebt es in einigen Orten überaus gute Biere, sowohl weises als braunes, und werden absonderlich die nachfolgenden braunen Biere angerühmt:

1. Das Bier zu Braunschweig ist wegen seines gewürzhaften Geschmackes sehr berühmt, und wird weit verführet.

2. Das Bier zu Breslau ist gut und stark.

3. Das Bier zu Schwandorf und Burglengenfeld in der Pfalz, an der Nab, ist gut, und bleibt immer frisch, wird auch nicht leicht sauer wegen ihren trefflichen Felsenkellern: denn dieselben sind im Sommer so kalt daß man einen darinn um 2 Kreuzer so viel trinken läßt, als er will; man kann aber nicht Viel trinken, wegen der allzu großen Kälte.

4. Das Bier zu Delft in Holland soll das beßte Bier in ganz Niederland seyn.

5. Das Bier zu Heydelberg und Mannheim ist ein gutes und gesundes Bier: es ist nicht zu süß, noch zu bitter.

6. Das Bier zu Hirschbruck im Nürnbergischen ist ein trefflich gesundes Bier. Es ist [259] zwar etwas bitter, aber doch nicht unangenehm, wird auch lang nicht sauer.

7. Das Bier zu Gräfenberg, im Nürnschen, giebt dem Hirschbrucker Bier nicht Viel nach, wenigstens schmecket es angenehmer.

8. Das Bier zu Anspach giebt ebenfalls dem Hirschbrucker Bier nicht Viel nach.

9. Das bairische braune Bier ist delikat und wohlschmeckend, dabey weder zu süß noch zu bitter.

Daß weiße Bier wird sehr angerühmt, absonderlich das zu Kehlheim, und das zu Amberg in der Obernpfalz.

10. In Leipzig und andern sächsischen Städten ist sonderlich bekannt der Duchstein, und Breyhan, welche Sommerszeit gar angenehm zu trinken sind.

11. Das schlesische und böhmische, haben fast einerley Geschmack und Natur; doch ist das bömische in etwas besser.

12. Das Bier zu Danzig ist gut, und überaus stark; ja man saget sogar, daß solches alle Bier in ganz Deutschland an Stärke übertreffe.


Zu einem guten und gesunden Bier gehöret:


1) Daß es klar sey; denn das trübe Bier machet Verstopfung, Wind und schweren Athem.

[260] 2) Daß es aus guter Gerste und wohlzeitigen Hopfen gesotten sey. Der böhmische Hopfen ist der beste; der Hopfen zu Schmidmühlen in der Pfalz ist auch gut.

3) Daß es nicht zu viel und nicht zu wenig gehopfet sey. Ist es zu wenig gehopfet, so wird es bald sauer; ist es zu viel gehopfet, so machet es den Kopf leichtlich dumm und schwer. Man saget auch im Sprüchworte: Hopfenreich und malzarm, ist ein Bier das Gott erbarm.

4) Daß es wohl und genug gesotten sey: denn das übel gesottene Bier blähet den Leib auf, und verursachet Grimmen und Darmgicht.

5) Daß es alt und von der Hefe wohl gereiniget sey: denn das neue Bier verursachet allerhand Beschwerungen im Leibe, absonderlich die Harnstrenge.

Insgemein ist ein altes, dünnes und helles braunes Bier allezeit besser und gesünder, als ein neues, dickes und trübes; indem dieses letztere gemeiniglich den Leib stark aufblähet und verstopfet, Grimmen und die kalte Pisse, nebst andern Zuständen mehr, verursachet.

Ein gutes altes, abgelegenes braunes Bier, wie der gelehrte Bartholin meldet, giebt dem Leibe gute Nahrung, stärket den Magen und die Glieder, machet eine gute lebhafte Farbe, vertreibt und verhütet das Podagra; deßwegen wenige Leute in Dänemark das Podagra haben.

[261] Absonderlich ist das Bier gesund, wenn man es warm machet, einen guten Messerspitz voll gestossenen Ingwer, ein paar Eyerdotter, und etwas Zucker darein thut, und solches es zu Morgens trinket: denn solches ist gut gegen Husten und Brustschleim, machet leicht um die Brust, und befördert den Auswurf, stärket den Magen und die übrigen Leibesglieder, machet stark und fett, und vermehret das Geblüt.


120. Thee.


Der holländische Thee kömmt aus China in Asien, wo der beste wächst. Man nennet ihn Holländer Thee, weil die Holländer denselben zu uns nach Europa bringen. Unsere alten Vorfahren haben vor etwa hundert Jahren vom Thee- und Kaffeetrinken noch Nichts gewußt, und doch sind sie gesund verblieben; wenn sie aber übel auf waren; so tranken sie anstatt des Thees nur gekochtes Kümmel-Ehrenpreis oder Salbeywasser, welches ihnen vielmal besser geholfen, als uns dermal der ausländische Thee.

Es giebt zweyerley Thee: als nämlich der Chinesische aus China, und der Japonesische aus Japonien. Der Chinesische ist grün, derjenige aber, der etwas röthlich aussieht; ist alt, und wird in Indien Thee boy genannt. Der sogenante Kaiserthee kömmt aus Japonien. Der Chinesische ist besser in einander gerollet, und auch kräftiger als der Japonesische. Insgemein aber, je grüner der Thee ist, je besser [262] ist er. Es geschehen mit dem Thee viel Betruge, indem solcher oftmals schon ausgekochet, wieder getrocknet, und unter andern vermischet wird; daher soll man sehen, daß man einen solchen kaufe, der einen guten Geruch, und keine schwarze Blätter hat.

Dieser ausländische Thee, wenn er bekanntermaßen gekochet und getrunken wird, dämpfet die Säure im Magen, führet alle Schärfe durch den Urin aus, reiniget die Nieren, temperiret das Geblüt, verhütet die über sich steigenden Dämpfe; daher dienet er Denjenigen, die ganze Nächte studieren wollen.

Wir haben in unserm Deutschlande auch derselben Kräuter, die eben so Viel, und vielleicht noch mehr als Thee und Kaffe thun: denn die Kräuter, die bey uns wachsen, treffen weit besser mit unsrer Natur überein, weil sie einerley Luft und Klima haben. Gewiß ist, daß Ehrenpreis, Bethonien, Salbey etc. uns weit Mehrers nutzen, als der ausländische Thee. Die frischen Blätter von dem Pfersichbaume, wie Thee gesotten, sind eine treffliche Blutreinigung. Was thun nicht die Gamanderlein in Gliederschmerzen? Das Tausendguldenkraut kurirt perfekt das Fieber, I Quintkein davon eingegeben, ist so gut, als die China Chinæ. Steinleberkraut thut Wunder im Anfange der Lungensucht, wie auch Maßlieben, in Milch gesotten. Was Ruhm haben nicht die Wachholderbeere? Ja die Wälschen verwundern sich sogar, daß der Deutsche [263] sterbe, da er doch Wachholderbeere habe, und sagen: Der Deutsche hat Wachholderbeere, und stirbt.

Der Ausländer Thee muß niemals gesotten, sondern nur mit siedheißem Wasser angebrühet, und vermittelst dessen die Kräfte ausgezogen werden. Einige trinken ihn pur in Wasser, mit Badian; andere trinken ihn pur in Milch, und thun sehr wohl. Wenn man aber die Milch mit ein paar Laurusblättern oder Pfersingbaumblättern aufkochen läßt, so ist dieser Thee weit lieblicher und gesünder.


121. Kaffee.


Die besten dieser Bohnen kommen aus dem glückseligen Arabien, wo sie an Bäumchen sehr häufig in Schaalen wachsen. Der Gebrauch dieses Trankes soll daher kommen: Ein Hirt hütete in Arabien auf einem gewißen Berge eine Heerde Geisen, und da er sah, daß dieses Vieh, wider die Gewohnheit, die ganze Nacht wachete, und in dem Stalle herum sprang, erzählete er es dem P. Prior desselbigen Klosters. Dieser gieng zu demjenigen Orte, wo das Vieh den Tag zuvor geweydet hatte, und fand, daß daselbst einige kleine Bäumlein stunden, von derer Frucht das Vieh gefressen hatte. Er nahm also auch von dieser Frucht, ließ es ihm im Wasser kochen, und nachdem er davon getrunken, befand er sich ebenfalls ganz ermuntert. Hierauf erfand man noch mehrern Nutzen, den diese Frucht von sich spüren ließ.

[264] Der Kaffe erhält das Geblüt in seiner Flüßigkeit, stillet den Durst, verbessert die Säure im Magen und stärket denselben; machet munter, und läßt nicht leicht einen Rausch zu; befördert die Dauung der Speisen, und hat noch andere herrliche Wirkungen.

Zu Morgens soll man den Kaffee mit Milch trinken, so greift er den Magen so hart nicht an; auf dasEssen aber ohne Milch, so befördert er desto mehr die Dauung. Etliche pflegen die rohe Gerste, gleich den Kaffeebohnen, zu brennen, und auf die nämliche Weise zu trinken. Es schmeket aber dieser Trank niemals so wohl, ist auch bey weitem nicht so gesund als der Kaffee, und pfleget nur insgemein den Leib aufzublähen.


122. Toback.


Toback oder Taback ist ein fremdes Kraut, und hat den Namen her von dem amerikanischen Ländlein Tabakko, woher er im Jahre 1517 von den Spaniern, als Franz Kortes dieses Ländlein in Amerika, oder der neuen Welt eroberte, zuerst erfůnden worden. Auf Lateinisch wird der Toback Nicotiana, genannt, welchen Namen er von Johann Nikot, französischen Gesandten an dem Hofe in Portugall erhalten hat, weil er etliche junge Tabackspflanzen, im Jahre 1560 von Portugall zuerst in Frankreich überbrachte. Jetzt wird der Toback auch in Deutschland gebauet, als zuFrankfurt, Hanau, Nürnberg, und absonderlich [265] inHolland; und soll der Tobackhandel den Holländern über 30tausend Gulden jährlich eintragen.

Das Tobackschnupfen, wenn es mäßig geschieht, kann fast nicht schädlich seyn; geschieht es aber allzu oft, so ist es sehr schädlich: denn der Toback ist ein scharfes und sulphurisches Wesen, folglich krippelt er immer in der Nase, und zieht immer mehr Feuchtigkeit dahin: ja er zieht sogar die guten Säfte von dem Hirne mit herab, wodurch das Hirn und Gedächtniß heftig geschwächet wird, und der Schlag erfolgen muß.

Das Tobackrauchen aber ist weit gesünder als schnupfen: denn der Rauch des Tobacks erwärmet die ganze Natur, absonderlich das Gehirn, zieht die überflüßigen Feuchtigkeit ab, hilft zur Verdauung der Speisen, vertreibt die Blästigkeit und hält den Leib offen; man muß ihn aber mäßig rauchen, denn allzu viel ist ungesund, und verursachet den Schlag.


123. Zucker.


Der Zucker ist das Mark oder der Saft eines gewißen Rohres, welches fast wie unsere Schilfrohre anzusehen. Aus diesem Rohre wird der Saft durch eine Presse heraus gepresset, mit etwas Wasser vermenget, gewiße Stunden lang gesotten, als dann in irdene Geschirre geschüttet, in welchen er, gleich als ein Salz, verhärtet. Diese Zuckerrohre werden von sich selbst in beyden Indien, werden auch in Spanien, Portugall, Sizilien, Kandien, Cypern, und den Kanarieninseln gesäet um gepflanzet.

[266] Der Zucker hat viele ölichte Schwefeltheile nebst einem säuerlichen Geiste in sich, folgsam die Eigenschaft zu erwärmen, aufzulösen, und der Fäulung zu widerstehen, wenn er mäßig gebraucht wird; wenn man ihn aber zu viel brauchet, so machet er ein scharbockisches Geblüt, und verderbt das Zahnfleisch. Der unfeine und mit Eyerklar gesäuberte Zucker ist gesünder als der feine, durch Kalchwasser gereinigte weiße Zucker; daher soll man zu dem Thee, Kaffe und Syruppen allezeit den unfeinen oder grauen brauchen.


124. Perpetuum Mobile.


Perpetuum Mobile, ist ein immerwährendes Gangwerk, welches von sich selbst, ohne Zuthun menschlicher Hand, beständig fortgeht, wenn je nichts daran zerbrochen wird. Es haben sich zwar viele gelehrte Leute schon von langen Zeiten her heftig bemühet, ein solches Werk auszudenken, aber niemals solches zu Stande gebracht. Endlich hat solches Perpetuum Mobile, nach vieler Mühe und Arbeit, im Jahre 1751 der kunstreiche und berühmte Mann, mit Namen Reiwig, Burger und Uhrmacher zu Amberg, in der Hauptstadt der Obernpfalz nicht nur glücklich erfunden, sondern auch in solchen Stand gebracht, daß dieß künstliche Werk ohne Zuthun menschlicher Hand, ohne Feder, oder Anders, so sonst zu dergleichen Verfertigung unumgänglich nöthig, von sich selbsten immerhin beweglich, und überdas eine nicht minder[267] kunstreiche Uhr treibt, und beständig forttreiben wird. Wer dieses Kunststück zu sehen verlanget, der kann sich bey obgesagten Künstler zu Amberg anmelden.


125. Heringe einzusalzen.


Die Kunst Heringe einzusalzen, hat erfunden Wilhelm Böckel, ein niederländischer Fischer, im Jahre 1416; daher heißt mans Böckelheringe. Der römische Kaiser Karl V. welcher ein sonderbarer Liebhaber der eingesalzenen Heringe war, hat auf dessen Grabe einen gesalzenen Hering gegessen, und ihm für diese Erfindung Dank gesaget.

Die Heringe werden von den Holländern in der Nordsee auf den englischen Küsten gefangen, in so großer Menge, daß man sie mit dem Netze kaum heraus ziehen kann. Man saget, daß die Heringe den Holländern jährlich bey 6 bis 7 Millionen Gulden eintragen, folglich dieser Heringfang jährlich fast Mehrer einträgt, als manches Reich mit allen Einkünsten.


126. Perspektive oder Ferngläser.


Diese Gläser hat der kunstreiche Jakob Matz, eines Brillenmachers Sohn in Holland, im Jahre 1544 erfunden, durch derer Beyhilfe man hernach die Sonnenmackeln, den Ring um den Saturnus, die Trabanten des Jupiters und Saturnus, und andere Dinge mehr entdekt hat.


127. Post.


Die Postpferde durch das ganze römische Reich hat zum ersten Kaiser Trajan bestellet, [268] im Jahre Christi 100. Dieses ist noch heut zu Tage eines von den Rechten, die der Kaiser allein in dem ganzen römischen Reiche zu bestellen hat. Die Oberverwaltung des Postwesens haben von dem Kaiser Maximilian I. die Fürsten von Thurn und Taxis bekommen.

9. Kapitel

Neuntes Kapitel.
Ursprung und Anfang geistlicher Sachen.

1. Adventszeit.


Die katholische Kirche fängt ihr Kirchenjahr von jener Zeit an, wo man sich durch besondere Andachtsübungen zur Ankunft und dem Empfange Jesu unsers Erlösers auf eine würdige Art vorbereiten soll. Die ganze Vorbereitungszeit heißt Advent, Adventszeit, Vorbereitungszeit zum heiligen Weihnachtsfeste. Heut zu Tage fängt die Adventszeit vom vierten Sonntage vor dem Weihnachtsfeste an. Ehemal fieng sie um drey Wochen früher, oder am siebenten Sonntage vorher an, und man hielt vor dem Weihnachtsfeste eine Fasteu, wie dermal vor dem Osterfeste. Für jetzt wird an sehr vielen Orten täglich die heilige Messe gehalten, [269] die anfängt; Rorate, etc. das ist:Thauet, ihr Himmel, und ihr Wolken regnet den Gerechten herab! wodurch die Sehnsucht der Gläubigen nach der Ankunft des Erlösers erwecket wird.


2. Das heilige Weihnachtsfest.


Als Cäsar August sich zum Herrn über die römische Republik gemacht, seinem ganzen Reiche den Frieden gegeben, und, zum Zeichen, daß man keinen Krieg führen solle, den Tempel des Janus zum drittenmal geschlossen hatte, stellte er in allen ihm unterworfenen Provinzen und Ländern eine allgemeine Volkszählung an, um die Anzahl seiner Unterthanen und die Stärke seiner Einkünfte zu erfahren; zu welchem Geschäffte er vier und zwanzig Bevollmächtigte ernannte. Nachdem dieser Befehl des Augustus bekannt gemacht worden, reisete Jeder, um sich aufzeichnen zu lassen, in die Stadt, woraus er, oder seine Familie herstammete. Auch Joseph reisete sogleich von Nazareth, einer kleinen Stadt in Galiläen, wo er wohnete, ab, und kam nach Judäa, in die Stadt Davids, mit Namen Bethlehem, um sich mit seiner Braut, Maria, die vom heiligen Geiste empfangen hatte, aufzeichnen zu lassen. Während Joseph undMaria sich hier aufhielten, kam ihre Geburtsstunde, und sie gebahr Jesum Christum, den Welterlöser in einem Stalle außer dem Flecken, weil sie in der Herberge keinen Platz mehr fanden. Hier ward [270] also der Sohn Gottes am 25 Dezember in der Nacht, nach einer alten Tradition der Kirche, und nach der gemeinsten Zeitrechnung im Jahre 4000 nach Erschaffung der Welt von einer unbefleckten Jungfrau gebohren. Maria wickelte ihr neugebohrnes göttliches Kind in Windeln, und legte es in eine daselbst befindliche Krippe, woraus das Vieh, das, nach seiner Rückkehr vom Felde, in diesen Stall gebracht wurde, zu fressen pflegte. Sogleich verkündigten die Engel den sich in der Nähe von Bethlehem, in einer Gegend, die man den Thurm Ader nannte, befindenden Hirten diese allgemeine Freuden: welche zu dem Stalle hineilten, und dort Mariam, Joseph und das Kind in der Krippe fanden.

Die Kirche feyerte das Angedenken dieses großen Geheimnisses von ihrem Anfange her bis jetzt auf das herrlichste. Vor Zeiten war allen Geistlichen bey schärfester Strafe gebothen, daß an diesem Feste keiner von seiner Kirche sich entfernete, oder abwesend wäre. Die Andacht war allgemein, und die ersten Christen brachten fast die ganze heilige Nacht mit Psalmensingen und andern Gebethen zu. Manchmal erschienen auch Kaiser und Könige in der Mette, welche noch jetzt in der Nacht gehalten wird, und lasen die fünfte Lektion öffentlich im Chor ab, zogen das Schwert, und schwungen es in die Höhe unter besondern Ceremonien, wodurch sie ihre Bereitwilligkeit, die heilige Religion zu schützen, zeigeten, Es werden auch [271] drey heilige Messen von eben demselben Priesier gelesen, welcher Gebrauch den heiligen Pabst Telesphorus vom zweyten Jahrhundert zum Urheber haben soll. Wir sollen uns dabey der dreyfachen Geburt Jesu Christi erinnern: der ewigen, kraft welcher er der eingebohrne Sohn des ewigen Vaters genannt wird; der zeitlichen, aus Maria der Jungfrau; dergeistlichen, durch die Gnade, in der Seele jeder Frommen und Rechtgläubigen. Vor Zeiten pflegte man bey der ersten Messe brinnende Kerzen zu opfern, wodurch die Gottheit Jesu, des neu erschienenen Lichtes der Welt angedeutet wurde. Bey der zweyten opferte man Brod zur Bedeutung der Menschheit Jesu, die er annahm, und wodurch er uns das Brod des Lebens hernach zu seinem Andenken zu genießen hinterließ. Bey der dritten opferte man Geld, und erinnerte sie dabey, daß, wie auf der Münze das Bildniß des Landesregenten ausgedrückt ist, so wurde die menschliche Natur mit der göttlichen Person Jesu, vereinbaret, und die Gottheit durch die Menschheit gleichsam sichtbar ausgedrückt. Endlich zur Freudenbezeugung und Feyerlichkeit dieses Festes wird auch kein Fasttag, wenn einer darauf fiel, gehalten, und selbst am Freytage und Samstage, wann dieses Fest darauf eintrifft, werden Fleisch speisen genossen.


3. Das Fest der Beschneidung Jesu.


Acht Tage nach der Geburt ward Jesus dem jüdischen Gesetze gemäß beschnitten, und ihm der [272] NameJesus gegeben, ein Name, der nicht von den Eltern ausgedacht, sondern schon, ehe das Kind gebohren war, von Gott bestimmt und den Eltern durch den Engel geoffenbaret war. Ein Name, der nach dem damaligen Sprachgebrauche Denjenigen bedeutete, auf den sie so sehnlich warteten, ihren Erlöser.

In der alten Kirche wurde dieß als ein dreyfaches Fest so andächtig als feyerlich gehalten. Es ist 1) die Oktav der Geburt Jesu; 2) das Fest seiner Beschneidung, wo er den heilbringenden Namen Jesus erhalten; und 3) der Anfang des neuen bürgerlichen Jahres, an dessen Vorabende man allemal einen Buß- und Fasttag wegen den vergangenen Sünden hielte; den ersten Tag des Jahrs aber als einen Freudentag mit vielen guten Entschlüssen zur Besserung und zum Anfange eines neuen Lebens mit dem neuem Jahre heiligte. Und weil das abergläubische Heydenthum gerade diesen Tag mit allen Lastern und Ausschweifungen begieng; so verordnete die Kirche, zu Ersetzung der Unbilden, die da Gott zugefüget wurden, einen allgemeinen Festtag. Anstatt eitler Gesänge, sangen die Christen desto länger und andächtiger in der Kirche. Man ließ das Alleluja, wie in der vierzigtägigen Fasten, aus; und Alles war voll Andacht und Erbauung.


4. Das Dreykönigfest.


Als Jesus unter der Regierung des Königs Herodes gebohren ward, kamen bald nach [273] seiner Geburt die Weisen aus Morgenlande durch Anleitung eines Sternes, der ihnen den Weg wies, zu dem Stalle, worinn das göttliche Kind war. Sie giengen freudig hinein, warfen sich vor dem neugebohrnen Erlöser, wie vor einem regierenden Könige, nieder, öffneten ihre Schätze, und machten ihm das Kostbarste zum Geschenke, was sie im Morgenlande hatten: Gold, als das kostbarste Metall; Weihrauch zum Räuchern;Myrrhen zu einem wohlriechenden Oele oder einer Salbe.

Dieß Fest wird sonst Epiphania, das ist, die Erscheinung des Herrn genannt, und die Kirche feyert eine dreyfache Erscheinung Jesu, welcher sich zu verschiedenen Zeiten und Jahren sonderlich gezeiget, und seine Gottheit geoffenbaret hat. Und zwar 1) erinnert sie sich der Erscheinung Jesu bey der Anbethung der Weisen aus Morgenlande, die auch wir Alle ihm schuldig sind; 2) der Erscheinung durch dieTaufe, die er im Flusse Jordan vom Johannes empfieng; und 3) der Erscheinung durch das erste Wunder bey der Hochzeit zu Kana in Galiläa, wo er zuerst seine Gottheit durch ein Wunder offenbarte. An diesem Feste wurden die heiligsten Handlungen vollzogen, als z.B. die öffentliche Taufe aller Neubekehrten, und die Einweihung Derjenigen, die sich zur Keuschheit und Jungfrauschaft verlobten. Vor Alters wurde auch an diesem Feste das heilige Oel zur Firmung und letzten Oelung [274] und, und das Weihwasser öffentlich geweihet. Allenthalben wurde dieses Fest so feyerlich, als selbst das Weihnachtsfest, und im manchen Orte auch die Mette und das Hochamt in der Mitte der Nacht, oder doch vor Anbruche des Tages gehalten. Viele Christen, und selbst Könige opferten, nach dem Beyspiele der drey Weisen, Gold dem Könige allerKönige; Weihrauch dem Sohne Gottes; und Myrrhen dem Menschensohne, der sich vom Throne Gottes herunterließ, Mensch ward, und sich allen menschlichen Gebrechlichkeiten unterwarf.


5. Die Sonntage

Septuagesima, Sexagesima, Quinquagesima.


Der Sonntag, Seqtuagesima genannt, bedeutet so Viel, als beyläufig siebenzig Tage vor Ostern; Sexagesima sechzig; Quinpuagesima fünfzig Tage vor Ostern. Vor Alters fieng also die Fasten siebenzig Tage vor Ostern, das ist, am Sonntage Septuagesima an: weil die Kirche so viele Tage zur Fasten und Buße gewiedmet wissen wollte, als das Menschenalter Jahre zählt; es reicht aber ordentlicher Weise das Menschenalter nicht über die siebenzig Jahre. Und von Septuagesima bis Ostern an hört man das fröhliche Alleluja nicht mehr.


[275] 6. Der Aschermittwoch.


Dieser Mittwoch erhielt seinen Namen von der Gewohnheit der alten Kirche, da die öffentliche Buße noch im Gebrauche war. Man streuete diesen Büßern Asche auf ihre Köpfe, und führte sie mit einer nachdrücklichen Ermahnung zur Kirche hinaus, daß sie nun über ihre Sünden Buße thun, wachen, fasten, bethen, Almosen geben, sich mit Gott durch eine wahre Buße versöhnen, und dann wieder zurückkehren sollen. Die katholiche Kirche hat zwar aus erheblichen Gründen diese öffentliche Buße aufgehoben; sie behielt aber die Aschenweihe und Aufstreuung der Asche zu einer erbaulichen Erinnerung bey, daß nunmehr die Bußzeit anfange, wo sich der stolze Mensch seines Ursprunges aus Staube und Asche erinnern, an den Tod denken, und sich einzig mit Gott, und dem Andenken des schmerzhaften Leidens seines eingebohrnen Mensch gewordenen Sohnes unterhalten soll. Zu diesem Ende werden auch an diesem Tage in der Kirche die Altarblätter mit einem Fürhange bedeckt, und bloß der gekreuzigte Heiland mit etlichen Leuchtern auf den Altar gestellet.


7. Die vierzigtägige Fasten.


Die berühmtesten Kirchenväter glaubten, die Beobachtung der vierzigtägigen Fasten stamme von den Aposteln her, oder sey wenigstens [276] nicht viel jünger, als das erste Jahrhundert. Viele haben die Anordnung derselben dem heiligen Papste Telesphorus zugeschrieben. Es ist indessen zu gestehen, daß zu den Zeiten dieses Papstes noch keine Verordnung, in Betreff der Art oder Zeit dieser Fasten vorhanden war. Erst gegen die Mitte des dritten Jahrhunderts fieng man an, die Beobachtung der vierzigtägigen Fasten als ein Gesetz anzusehen, das nach und nach aufgekommen, und in der ganzen Kirche allgemein geworden war. Die ersten Christen hielten diese Fasten auf das strengste. Sie aßen des Tages nur einmal, und dieß erst am Abende. Sie enthielten sich nicht nur vom Fleischessen, sondern auch vom Weine. Die Frömmern nahmen gar nur Früchte und Gartengewächse zu sich. Die Kirchenväter erinnerten die Christen auf das nachdrücklichste, deß sie sich nicht allein von Speise und Tranke, sondern hauptsächlich von Sünden und Lastern, besonders gegen die Nächstenliebe, enthalten sollen. Uebrigens wurden durchaus alle öffentliche Lustbarkeiten eingestellt, und in einigen Orten auch alle Jagden, und Streithändel vor Gerichte verbothen.


8. Die Charwoche.


Es hat diese heilige Woche verschiedene Namen in der Kirche erhalten. Sie wird die große Woche genannt; nicht deßwegen, wie der heilige Chrysostomus saget, als ob sie [277] mehr Tage hätte, als die übrigen, sondern wegen der Größe und Menge der Geheimnisse, die man in derselben feyert. Man findet sie ferner, wegen der Martern und Leiden Jesu Christi, mit dem Namen der Leidens- oder Marterwoche bezeichnet; auch heißt sie die Ablaßwoche, weil man in derselben die Bußfertigen zur Loßsprechung annahm. Aber die Namen heilige Woche oder Charwoche sind unter dem Volke die bekanntesten geworden. Unsere alte Deutschen sollen sie auch von undenklichen Zeiten her die Charwoche genannt haben, um hiedurch anzuzeigen, daß sie größtentheils in den Kirchen, im Chore, bey den öffentlichen allgemeinen Gottesdiensten solle zugebracht werden. Woher aber das Wort Charwoche komme, ist nicht leicht zu errathen; indem es Einige von dem lateinischen Charus, lieb, werth; Andere von Carus, karg oder sparsam; ja gar Einige von Carrus, oder Karren, Rumpelkarren herleiten. Dem sey, wie ihm wolle; so Viel ist gewiß, daß in der ersten Kirche kein Christ war, er mochte auch noch so wenig Eifer haben, der nicht die Fasten dieser Woche vor jener in den vorhergehenden auszuzeichnen sich beeiferte. Einige brachten die ganze Woche zu, ohne eine Mahlzeit zu halten; Andere vier Tage nach einander; Andere drey; Andere wenigst zwey. Kurz: Alle waren darauf bedacht, mit Wachen, Bethen, Lesen und andern Buß- und Andachtsübungen diese Tage zu heiligen. [278] Unsre liebe Mutter die katholische Kirche suchet in diesen Tagen durch erbauliche Ceremonien und sinnliche Vorstellungen den Geist der Andacht zu befördern, und uns dadurch die größten Geheimnisse der Leidensgeschichte Jesu fühlbar und empfindsam zu machen. 1

Fußnoten

1 Wer sich genauer und insbesondere mit den in der Charwoche üblichen Ceremonien bekannt machen will, der mag unter andern Leonard Valentin Mayrs heilige Charwoche, welche im Jahre 1785 zu Augsburg bey den Gebrüdern Kieger erschienen, zu Rathe ziehen, wo er Alles pünktlich erkläret finden wird.

9. Das heilige Osterfest.

Dieß ist das erste und herrlichste unter allen Festen der christlichen Religion. Es heißt lateinisch Pascha, hebräisch Phasé, das ist ein Durchzug, Uebergang; und kömmt daher, weil der Würgengel, der in Aegypten alle Erstgebohrne erschlagen, jene Häuser der Juden, die das Osterlam gegessen, und mit dessen Blute ihre Thürpfosten besprenget hatten, übergangen hat; und die Juden noch selbe Nacht aus der ägyptischen Gefangenschaft gezogen, und durch das rothe Meer, in welchem hernach Pharao ersoffen, in das gelobte Land übergegangen sind. Weil nun wir Christen durch das Blut und die Auferstehung Christi, welcher das wahre Osterlamm war, von der Sünde und des Satans Gewalt erlöset, [279] und er uns nach erhaltenem Siege über den Tod das ewige Leben geschenkt, und die ehemal verschloßnen Pforten des Himmels geöffnet hat; darum nennen wir den Tag seiner Auferstehung auch Phase, oder Pascha, denUebergang. Die österliche Feyerlichkeit wurde von den ersten Christen acht Tage durch gehalten; Man enthielt sich aller knechtlichen Arbeit, aller weltlichen Geschäffte, Gerichtshändel und aller Lustbarkeit: lag bloß dem Gebethe, der Lesung der göttlichen Schrift, den Psalmen, und Freudengesängen über die Auferstehung Jesu ob: und dieß ward nicht nur durch geistliche Gesetze von den Bischöfen und Kirchenversammlungen, sondern auch von den weltlichen Regenten anbefohlen. Man übte sich in verschiedenen Tugenden und Liebswerken, gab reichliches Almosen, und dachte auf Erlösung der Gefangenen; wie dann von dem weltlichen Gerichte Einer oder Zwey von Denen, die auf den Tod im Gefängnisse lagen, der Geistlichkeit, die darum bath, losgegeben wurden.

10. Das Fest der Himmelfahrt Christi.

Dieß große Fest wurde, der sogenannten apostolischen Verordnung zufolge, von den heiligen Aposteln zu halten befohlen. Die ersten Christen hielten an diesem Feste einen feyerlichen Umgang. Alle Priester trugen dabey brinnende Kerzen. Am Ende gieng die ganze Prozession in den Chor zum Altare hin, [280] und es wurde das feyerliche Hochamt gehalten. Schon vor neunhundert Jahren ward auch an diesem Tage das Brod und die neuen Früchte geweihet, und nach der Weihe unter dem Volke ausgetheilt. Es ist noch ferners hier zu merken, daß man zu des Euseb Zeiten, welcher im Amfange des vierten Jahrhundertes lebte, aus einer Uebergabe den Ort zu wissen glaubte, von welchem Jesus gen Himmel fuhr, und man behauptete, daß es der erhabenste Ort des Oelbergs wäre. Ein sehr alter Schriftsteller, welchen Viele für den heiligen Hieronymus selbst gehalten haben, ingleichem der heilige Paulin von Nola, Sulpitius Severus, der heilige Augustin, und der ehrwürdige Beda melden, daß Jesus Christus bey seiner Himmelfahrt seine Fußstapfen zurückgelassen habe, welche in die Erde eingedrückt waren. Die heilige Kaiserinn Helena ließ auf diesem Platze des Oelberges eine Kirche bauen, welche aber in den Kriegen der Sarazenen zerstöret wurde. Nachher bauete man eine Kapelle dahin, welche ganz gewölbt wurde, und man grub Fußstapfen in einen Stein, nur zur Nachahmung der wahren, welche die Füße unsers Herrn zurückgelassen hatten.

11. Das heilige Pfingstfest.

Auch dieses Fest wurde von der ersten Christenheit, wie alle andere Feste des Herrn, mit größter Feyerlichkeit, Andacht und Erbauung gehalten. Am Vorabende wurde der [281] ganze Vormittag in der Kirche zugebracht. Die Mette wurde in der Nacht gehalten, und alle Psalmen gesungen. Nach dieser Zubereitung zum Empfange des heiligen Geistes wurde die Terz unter dem Schalle sämmtlicher Glocken angefangen, die ganze Kirche mit viel hundert Kerzen beleuchtet, und verschiedene Gattungen von Blumen auf den Boden der Kirche hingestreuet, hiedurch die Freude wegen Empfangung der verschiedenen Gaben des heiligen Geistes zu zeigen. Vor dem Altare knieeten sich die vornehmsten Geistlichen hin, und räucherten den Altar an; drey andere Geistliche giengen mit den Rauchfässern rings in der Kirche herum. Alles dieß geschah, durch dergleichen sinnliche und sichtbare Zeichen das Volk an die unsichtbaren Gnaden, und besonders durch die brinnenden Kerzen an die Ankunft des heiligen Geistes zu erinnern, der in Gestalt feuriger Zungen sich über die Apostel ergoß.

12. Das Fest der allerheiligsien Dreyfaltigkeit.

Obschon es kein Fest in der christkatholischen Religion giebt, welches nicht zugleich das Fest der heiligsten Dreyfaltigkeit ist, weil Alles, was man an dergleichen Tagen ehret nur zu einem Mittel dienen soll, die heiligste Dreyfaltigkeit zu verehren, und uns zu ihr [282] zu erheben, als zum wahren und einzigen Gott und Ziele unsers Gottesdienstes; so haben doch zu Anfange des zehnten Jahrhundertes einige Bischöfe für schicklich geachtet, ein besonders Fest für diesen Gegenstand aufzubringen, damit sie der Frömmigkeit ihrer Völker einen neuen Stoff darzu geben möchten. In dieser Absicht ließ Stephanus, Bischof von Lüttich, um das Jahr 920, die Tagzeiten dazu verfertigen. Richarius, sein Nachfolger, gab einen Befehl, diese Tagzeiten zu gebrauchen, und das Fest der heiligen Dreyeinigkeit zu feyern. Die römische Kirche wollte Anfangs diese Anordnung nicht begünstigen: und erst im vierzehnten Jahrhunderte nahm sie dieses Fest an, unter dem Papste Johannes XXII. welcher den Sonntag nach Pfingsten zur Feyer desselben bestimmte, und sein Offizium an die Stelle der Tagzeiten der Oktav setzen ließ.

13. Das Fronleichnamsfest, insgemein das Fest Corporis Christi genannt.

Dieses große Fest nahm seinen Anfang in der berühmten Stadt Lüttich. Es lebte damals eine gottesfürchtige Klosterfrau Juliana, die aus ganz besonderer Andacht gegen das allerheiligste Altarssakrament den damaligen Bischof Robert bath, daß er ihren Gedanken mit Gott überlegen, und das Fest des Fronleichnams unsers Herrn Jesu Christi in [283] seinem Kirchsprengel aufs feyerlichste einführen, und halten lassen sollte. Der Bischof ließ die Tagzeiten und die heiligen Meßgebethe wirklich verfertigen; starb aber darüber. Gerade dazumal war der Kardinal Hugo, ein Dominikaner, als apostolischer Legat da, und dieser führte das Werk vollkommen aus, welches der Bischof Robert anfieng. Er schrieb an alle Erzbischöfe, Bischöfe, und andere Kirchenprälaten, eröffnete ihnen seine Gesinnung und brachte ihnen zu seinem Zwecke die wichtigsten Gründe bey. Alle Kirchenvorsteher nahmen den Auftrag mit willigster Folgeleistung an, und ein gewißer Stephan, Kanonikus zu Lüttich, gab den größten Theil seines Vermögens als eine Stiftung dazu her; auf diese Art gieng die Feyerlichkeit in der Kirche bey St. Martin zum erstenmale mit großem Zulaufe und Andacht vor sich. Der Papst Urban IV. bestättigte nicht nur dieses Fest, sondern befahl auch im Jahre 1262, daß es im ganzen katholischen Christenthume aufs feyerlichste gehalten werden sollte. Der heilige Thomas von Aquin hat die Tagzeiten und Lobgesänge dazu verfertiget.

14. Das Fest der unbefleckten Empfängniß Mariä.

Dieses Fest ist uralt, indem solches schon bey den Griechen in der orientalischen Kirche [284] heilig gehalten worden; wie dann Petrus de Natalibus bezeuget, daß mans schon vor 100 und mehr Jahren gehalten. Der heilige Bischof Anselm hat solches in England schon im Jahre 1008 celebriret. Papst Sixtus IV. aber hat solches um das Jahr 1476. in der allgemeinen Kirche zu halten befohlen.

15. Das Fest Mariä Geburt.

Dieses Fest soll seinen Anfang von dem Papste Innozent IV. im Jahre 1250 haben, wiewohl schon der heilige Gregor und der heilige Ildephons von diesem Feste Meldung thun.

16. Das Fest Mariä Opferung.

Dieses Fest hat seinen Ursprung von dem PapstePius II. im Jahre 1458, welches hernach Papst Paulus II. im Jahre 1464 nicht nur bestättiget, sondern auch Denjenigen Ablaß verliehen, die dieses Fest celebriren würden. Papst Sixtus V. aber hat solches Fest in der ganzen Welt zu halten befohlen, im Jahre 1585.

17. Das Fest Mariä Lichtmeß.

In dem Heydenthume hielten jährlich die römischen Frauen, gleich im Anfange des Februarius ein großes Lichtfest, liefen durch die ganze Stadt Rom mit angezündeten Fackeln herum, zum Andenken, daß auch die Göttinn Ceres ihre von dem Höllengott Pluto [285] entführte Tochter Proserpina mit einer brinnenden Fackel gesuchet hat. Dieses heydnische Lichtfest aber hat Papst Gelasius I. der im Jahre 492 regierte, abgeschaffet, und anstatt dessen das christliche Lichtmeßfest zu Ehren der allerreinesten Jungfrau Mariä eingesetzt. Papst Sergius, der im Jahre 687 regierte, hat dieses Fest erst in Schwung gebracht, und dabey verordnet, daß man jährlich auf den zweyten Tag desHornungs die Kerzen weihen, und mit geweihten brinnenden Kerzen in angestellter Prozession herumgehen soll; wie er dann selbst zu Rom die Kerzenprozession, von der Kirche St. Adrian bis in die KircheSt. Mariä majoris, mit dem Klerus gehalten.

18. Das Fest Mariä Verkündigung.

Der Ursprung dieses Festes ist zwar eigentlich nicht wohl bekannt; doch ist glaublich, daß es zu Zeiten des Ketzers Nestorius um das Jahr 430 zu halten befohlen worden, als welcher Mariä der Jungfrau die wahre Mutterschaft Gottes verneinete.

19. Das Fest Mariä Heimsuchung.

Dieses Fest hat anfänglich eingesetzt Papst Urban VI. im Jahre 1378, welches hernach Papst Bonifaz IX. im Jahre 1389 bestättiget. Die Ursache dessen war, damit der gütige Gott durch die mächtige Fürbitte Mariä [286] die gefährliche Spaltung, welche durch die Wahl Urbans VI. entstanden, möchte von der Kirche abwenden.

20. Das Fest Mariä Himmelfahrt.

Dieses Fest ist schon uralt. Es ist solches auf Begehren des Kaisers Mauritius, der im Jahre 582 regierte, in ganz Orient, und bald darauf in Occident eingeführt worden. Es thut auch von diesem Fest schon der heilige Gregor, wie auch der heilige Bernhard Meldung.

21. Das Fest aller Heiligen.

Dieß Fest hat von dem Papste Bonifaz IV. seinen Ursprung. Denn, nachdem er zu Rom den Tempel,Pantheon genannt, von allen falschen Göttern gereiniget, hat er selben zur Ehre der seligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen im Jahre 609 eingeweihet. Weil aber dieß Fest nur allein in Rom gehalten wurde, befahl der heilige Gregor IV. solches in der ganzen Christenheit den 1. November feyerlich zu halten.

22. Das Gedächtniß aller Seelen.

Daß die katholische Kirche am folgenden Tage nach aller Heiligen das Gedächtniß aller Seelen im Fegfeuer begeht, kömmt von dem heiligen Odilo, einem französischen Benediktinerabte zu Kluniak, ums Jahr 998, her. Denn er war der Erste, [287] der diesen Tag in seinen Klöstern zu halten befohlen hat; welchen so löblichen Gebrauch hernach die ganze katholische Kirche gutgeheißen, und angenommen hat.Amalarius Fortunat, Erzbischof zu Trier, soll die Tagzeiten für die Abgestorbenen verfasset haben.

23. Erster Papst, und Statthalter Christi.

Dieser war der heilige Petrus der Apostel, welchen Christus selbst für das Haupt aller seiner Jünger und der ganzen Kirche bestellet hat, mit diesen Worten:Tu es Petrus, & super hanc Petram ædificabo Ecclesiam meam; Du bist ein Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen etc. Und diese Obrigkeitsstelle hat Christus nicht nur für die Person Petri allein gegeben, sondern auch für Diejenigen, die dem Petrus in dem Amte nachfolgen werden: denn Christus wollte seine Kirche nicht nur stehen und regieren lassen, so lang Petrus lebte, sondern bis ans Ende der Welt.

Nachdem die heiligen Apostel nach der Himmelfahrt Christi, den heiligen Geist empfangen, haben sie sich, wie jeden das Loos getroffen, in unterschiedliche Länder ausgetheilet, um die Lehre Christi zu verkündigen. Der heilige Petrus gieng nach Antiochia in Syrien, und nahm allda seinen ersten Bischofssitz. Nach einigen Jahren aber, nämlich [288] im Jahre 34 reisete er nach Rom, und legte also den Grund zum päpstlichen Stuhle daselbst. In der Verfolgung des römischen Kaisers Nero wurde er mit auf den Boden hangendem Haupte, im Jahre Christi 65, zu Rom gekreuziget. In eben diesem Jahre und Tage wurde auch der heilige Apostel Paulus zu Rom enthauptet.

24. Ursprung des Christen Namens.

Anfangs wurden Diejenigen, die an Christum glaubten, Nazarener genannt, weil Christus von Nazareth war; in dem Konzilium aber, so der heilige Petrus zu Antiochien, im Jahre 52, gehalten, wurde unter andern Sachen verordnet, daß nach Christi Namen alle Diejenigen, welche seine Lehre annehmen würden, Christen sollen genannt werden. Weil sich aber hernach die Karpokratianer, eine gewise Rotte Ketzer, auch Christen nannten, hat man den Namen Katholisch zum Unterschiede hinzugethan.

25. Erster Christliche Martyrer.

Dieser ist der heilige Stephan. Er verkündigte ganz eifrig zu Jerusalem das Evangelium, machte sich aber bey der dortigen Synagoge der Juden dadurch sehr verhaßt. Sie disputirten heftig mit ihm, konnten ihn aber nicht überwinden; darüber ganz rasend stießen sie ihn zur Stadt hinaus, und brachten ihn auf den Platz, darauf man die Gotteslästerer pflegte [289] zu versteinigen; Stephan aber schrie zu Gott mit heller Stimme: O Herr Jesu! nimm meinen Geist auf; darnach kniete er nieder, und rief abermal mit heller Stimme: O Herr! rechne ihnen diese Sünde nicht zu. Als er dieß gesagt hatte, ist er selig im Herrn entschlafen, im Jahre Christi 33, bald nach der Himmelfahrt Christi.

26. Erster Ketzer.

Dieser war Simon Magus, ein Heyde und Zauberer zu Rom. Er ließ sich taufen, und weil er sah, daß die heiligen Apostel allerhand Wunder thaten, so meynte er, er wollte ihnen solche Kraft um ein Geld abkaufen, bekam aber vom heiligen Apostel Petrus den Fluch dafür. Darauf wurde Simon wieder ein Heyde und Zauberer. Er leugnete die Auferstehung der Todten, und ließ zu, die geistlichen Sachen zu kaufen; ja, er sagte von sich selbst, er sey die Kraft Gottes, und herrsche über alle Engel; deßwegen ihn der KaiserNero sehr hoch schätzte. Einsmals versprach er demNero, er wolle ihm lebhaft vorstellen, wie Ikarus in der Luft herum geflogen sey; als ihn nun der Teufel schon ziemlich hoch hinauf geführet hatte, fiel der heilige Petrus, der dabey war, auf die Kniee, und bethete Christum an: da stürzte Simon, dieser Erzzauberer vor des Kaisers Füßen herunter, und brach das Genick, im Jahre Christi 65. Von diesem Simon kömmt her [290] die Simonie; und werden noch heute alle Diejenigen, welche etwas Geistliches kaufen oder verkaufen, Simoniaci oder Simonisten genannt.

27. Erste Hauptverfolgung der Christen.

Diese geschah unter dem römischen Kaiser Nero, im Jahre Christi 64. Er war ein Erzfeind der Christen. Als ihm die Stadt Rom nicht gefiel, weil darinn allzu viel alte Häuser waren, ließ er selbe zu Nachts anzünden; und da er sah, daß die Stadt darum rebellisch wurde, zog er den Kopf aus der Schlinge, und ließ ausspringen, es haben die Christen das Feuer angelegt. Damit aber seine Falschheit nicht an Tag käme, fieng er an, die Christen grausam zu verfolgen. Er ließ sie in die Häute der wilden Thiere einnähen, und von den Hunden zerreißen. Etliche ließ er in Wachs und Pech einwickeln, und zu Nachts anstatt der Kerzen anzünden. Etliche ließ er nackend ausziehen, und mit Händen und Füßen ans Kreuz nageln. Den heiligenPetrus ließ er kreuzigen, und den heiligen Paulus enthaupten. Er ließ sogar seiner Mutter den Bauch aufschneiden. Ihr war noch in der Kindheit des Nero geweissaget, Nero, ihr Sohn, werde Kaiser werden, aber seine Mutter umbringen; allein, sie sagte dazu:Perimat, dum imperet, das ist: Wenn er nur Kaiser wird, hernach mag er mich gleichwohl umbringen.

[291] Ueber solche Grausamkeit, die Kaiser Nero überall ausübte, war der römische Senat also verbittert, daß er einhällig beschloß, Nero soll lebendig an den Schweif eines Pferdes gebunden, durch öffentliche Gassen der Stadt Rom geschleifet, und nachgehends aufgehenkt werden. Nero aber kam diesem Urtheile vor, floh aus der Stadt, und als man ihm nachsetzte, erstach er sich selbst, im Jahre Christi 68, seines Alters 32.

28. Erster christliche Kaiser.

Dieser ist Konstantin I. der Große. Er war zuvor ein Heyde; wurde aber vom Papst Sylvester I. bekehret. Hierauf haben die Verfolgungen der Christe; aufgehöret, und die katholische Kirche das Haupt frey empor gehoben. Er ließ Kirchen erbauen, die Götzenbilder zerbrechen, und das heilige Kreuzzeichen öffentlich verehren: denn im Kriege wider den Maxenz sah er im Himmel ein glänzendes Kreuz, mit der Ueberschrift: In hoc signo vinces: In diesem Zeichen wirst du überwinden. Sonst saget man, er habe dem Papst Sylvester die Herrschaft über die Stadt Rom geschenket. Er starb zu Nikomedien, im Jahre Christi 337, seines Alters 66.

[292] 29. Erste öffentliche Kirche.

Es waren zwar schon zu Zeiten der heiligen Apostel viel Oerter, wo die Christen zusammen kamen, und ihren Gottesdienst verrichteten, aber keine öffentliche, wegen der allzu großen Verfolgung. Als aberKonstantin, der Kaiser, ein Christ geworden, fiengen die Christen an, öffentliche Kirchen zu bauen. KaiserKonstantin bauete zum allerersten zu Rom in seinem Palaste, Lateran genannt, eine herrliche Kirche, um das Jahr Christi 318. Nach dieser erbauete er zu Rom im Jahre 324 zwo andere Kirchen, eine zu Ehren des heiligen Petrus, die andere zu Ehren des heiligenPaulus, zu derer Fundament er mit eigner Hand 12 Körbe voll Erde aus dem Boden gegraben, und auf seinen kaiserlichen Schultern hinweggetragen; und solches zu Ehren der zwölf Apostel.

30. Kreuzerfindung.

Nachdem Kaiser Konstantin den christlichen Glauben angenommen, und die Verfolgung wider die Christen aufgehöret, da wurde die heilige Helena, dieses Kaisers Mutter, von Gott im Schlafe ermahnet, daß sie nach Jerusalem reisen, und das heilige Kreuz erheben sollte. Sie kam im Jahre Christi 326 mit vielem Volke von Rom nach Jerusalem, ließ auf dem Kalvarienberge die Bildniß [293] der Abgöttinn Venus zu Boden reißen, und das heilige Kreuz Christi aus einer sehr tiefen Erde herausgraben. Man fand aber 3 Kreuze in gleicher Größe. Weil man nun nicht wußte, welches das Kreuz Christi wäre, legte der heilige Macarius, Bischof zu Jerusalem, einem todtkranken Weibe eines nach dem andern auf. Sobald sie mit dem Kreuze Christi berührt worden, stund sie frisch und gesund auf. Die heilige Helena theilte hernach das Kreuz Christi in zween Theile: den untersten Theil schickte sie ihrem Sohne Konstantin nach Konstantinopel; den obersten aber ließ sie in einen silbernen Kasten einfassen, und auf den Kalvarienberg in die Kirche, welche sie erbauet, setzen.

Im Jahre Christi 614 nahm Kosroes, König in Persien, die Stadt Jerusalem ein, plünderte die Kirche auf dem Kalvarienberge, und führte das heilige Kreuz von Jerusalem nach Persien wo es 14 Jahre blieb. Der griechische Kaiser Heraclius griff hernach diesen persischen König an, überwand ihn, bekam in dem Friedensschlusse das heilige Kreuz wieder, und brachte es nach Jerusalem, im Jahre 628. Heraklius der Kaiser wollte es nach dem Kalvarienberge tragen; weil er aber allzu kostbare Kleider anhatte, konnte er bey der Pforte, die zu dem Berge Kalvarie führet, keinen Tritt weiter gehen. Da er aber auf Einrathung des dasigen Bischofes Zacharias [294] schlechtere Kleider anlegte, trug er solches Kreuz, ohne einige Verhinderniß, auf den Kalvarienberg.

Aus was für einem Holz aber das heilige Kreuz gemacht gewesen, kommen die Schriftsteller nicht überein. Viele wollen, es sey dieses Kreuz aus vielerley Holz gemacht gewesen, nämlich aus Palmen, Cedern, Cypressen und Olivenholz. Der heilige Anselm hält dafür, es sey von demjenigen Apfelbaume gewesen, von dessen verbothener Frucht der Adam im Paradiese gegessen. Der gelehrte Lipsius aber behauptet, daß es von Eichenholz gewesen sey; weil in dem jüdischen Lande ein große Menge der Eichbäume anzutreffen ist, und auch die Stücke dieses heiligen Kreuzes, welche hin und her zu sehen, also gestaltet sind.

In dem Benediktinerkloster bey St. Emmeran zu Regensburg weiset man in Gold eingesasset vier Stücke vom heiligen Kreuze. In dem Benediktinerkloster zu Scheyern ist ein großer und ansehnlicher Partikel vom heiligen Kreuze zu sehen, welchen Konrad, ein Graf von Dachau von dem Patriarchen zu Jerusalem Heraklit verehret bekommen, und alsdann dem Kloster Scheyern geschenket hat. In dem Benediktinerkloster beym heiligen Kreuze zu Donauwörth sieht man ebenfalls einen überaus schönen Partikel, welcher von dem konstantinopolitanischen Kaiser Roman, [295] dem kaiserlichen Gesandten aus Deutschland, Magnoald, Grafen von Koburg und Dillingen, verehret worden.

31. Erstes Generalkonzilium, oder allgemeine Kirchenversammlung.

Dieses ist das Nicäische Konzilium, welches zu Nicäen, einer Stadt in Asien, unter dem Papste Sylvester, und dem Kaiser Konstantin, im Jahre 325 gehalten worden. Es kamen allda aus der ganzen Christenheit 318 katholische Bischöfe zusammen. Es erschien auch Kaiser Konstantin selbst. Man richtete für ihn einen kleinen goldnen Stuhl, er nahm aber selben nicht an, sondern nahm den letzten Sitz, und setzte sich nicht eher nieder, bis die sämtliche Bischöfe niedergesessen. Dieses Konzilium machte viel Streite in Glaubenssachen richtig, verwarf die Lehre der Arianer, derer Urheber Arius war, welcher lästerte, der Sohn Gottes sey minder als der Vater, er sey nicht von Ewigkeit etc. Es verfaßte dieses Konzilium auch unterschiedliche gute Kirchengesetze, und setzte ihr Glaubensbekenntniß auf, welches das CREDO ist, so man in der Kirche singt.

Man ließ auch die heydnischen Weltweisen zu diesem Konzilium, wenn sie Etwas wider den christlichen Glauben einzuwenden hätten. Einer unter ihnen, der für den Gelehrtesten wollte angesehen seyn, machte viel Wesens; aber [296] der heilige Spiridion antwortete ihm also: Im Namen Jesu Christi, o Weltweiser, höre mich an! hernach machte er eine kurze Erklärung der Lehre Christi, und beschloß es also: Wenn du glaubest, so antworte. Aber der Philosoph erstummte erstlich, und sagte hernach, er könnte Nichts dawider reden.

32. Erste Kirchweihe.

Es hat zwar der König Salomon schon im alten Testamente mit großem Jubel des Volkes, den von ihm erbaueten Tempel Gott geheiliget. Aber im neuen Testamente hat Papst Sylvester die Kirche, welche der erste christliche Kaiser Konstantin, in seinem Palaste Lateran erbauet, zu Ehren unsers Heilandes, zum ersten eingeweihet, im Jahre 325. Und daher kommen die jetzt gewöhnliche prächtigen Kirchweihen. Daß wir aber jährlich die Kirchweihen halten oder das Gedächtnißfest derselben feyern, kömmt von dem Papste Felix her, der in seiner ersten Epistel, im Jahre 357, also anordnet: Solemnitates Dedicationum Ecclesiarum per singulos annos solemniter sunt celebrandæ: Das Fest der Kirchweihe soll alle Jahre feyerlich gehalten werden, welches hernach Papst Gregor der Große bestättiget hat.

[297] 33. Gebrauch, das Kreuz zu machen.

Dieser Gebrauch kömmt von den heiligen Aposteln her, wie es der heilige Basilius bezeuget, welcher im Jahre 370 lebte. Wie dann der heilige Hieronymus eben um diese Zeit in seiner 22. Epistel die heilige Jungfrau Eustochium schon unterwiesen hat, daß sie das Zeichen des heiligen Kreuzes mit den Händen für sich machen soll, so oft sie Etwas thäte, und vorhätte.

34. Gebrauch, den Segen über das Volk zu geben.

Dieser Gebrauch ist schon vor Zeiten des heiligenChrisostomus und Hieronymus gemein gewesen, wie aus ihren Schriften abzunehmen. Alsdann hat der Kirchenrath zu Agatha im Jahre 540 befohlen, daß Niemand aus der Messe gehen soll, man habe dann zuvor den Segen empfangen.

35. Gebrauch, das Wasser zu weihen.

Dieser Gebrauch soll von dem heiligen ApostelMatthäus herkommen, wie es der heilige Klemens in seinen Konstitutionen beweiset, welcher auch ein Gebeth vorbringt, das dieser heilige Apostel bey Weihung des Wassers zu bethen befohlen. Es hat auchAlexander I. im Jahre 119 diesen Gebrauch allen Priestern zu halten befohlen, mit diesen Worten: [298] Wir segnen das Wasser mit Salze besprenget etc. welches wir allen Priestern befehlen.

36. St. Blasiussegen.

Daß man am Feste des heiligen Blasius mit geweihten Kerzen die Hälse segne, ist ein uralte Gebrauch in der katholischen Kirche, und kömmt daher, weil der heilige Blasius, wie Surius berichtet, in dem Kerker einer gottseligen Frau, die ihm eine Kerze verehrte, versprochen, daß, wer ihn also verehren werde, werde seinen Segen erlangen; wie dann dieser heilig Bischof zu Sebaste, in Armenien, noch bey Lebzeiten vielen Leuten in dem Halswehe geholfen.

37. St. Agathä Zettel.

Diese Zettel kommen daher. Als die heilige Agatha, nachdem sie auf den heißen Kohlen herum gewälzet worden, in dem Kerker ihrer Geist aufgegeben, wurde unter ihrem heiligen Haupte ein kleines Täfelein gefunden, worauf diese Worte stunden, welche ihr zu einer Grabschrift dienen sollten: Mentem sanctam spontaneam, Deo honorem, & Patriæ libertationem. Alsdann hat man angefangen, diese Zettel zu weihen, und an die Hausthüren zu schlagen.

38. Prozessionen oder Kreuzgänge.

Dieser Gebrauch mit dem Kreuze zu gehen, ist sehr alt, indem der heilige Rabanus Erzbischof [299] zu Maynz, der im Jahre 850 gelebet, schon meldet, daß das Volk selbst der Klerisey, mit brinnenden Krezen durch die Stadt Fulda und Maynz, Prozessionen gehalten. Und wie Polider Vergil will, so sind die größeren Prozessionen von dem Papste Leo I. um das Jahr 446, da zu Rom große Erdbeben entstunden, angefangen worden.

39. Kreuzfahnen.

Diese haben ihren Ursprung von den Zeiten Konstantins des Großen, des ersten christlichen katholischen Kaisers, und des heiligen Papstes Sylvester I. Denn dieser Kaiser befahl alle Fahnen seiner Armee mit dem Kreuzzeichen zu bezeichnen, nebst dieser Ueberschrift, welche ihm Gott in der Luft erscheinen ließ: In hoc signo vinces: In diesem Zeichen wirst du überwinden.

40. Gebrauch, die Niesenden zu segnen.

Diese Gewohnheit hat ihren Ursprung von der Pest, welche zu Rom, im Jahre 590 zu den Zeiten Gregor des Großen also stark wüthete, daß, wer nur den Mund und die Nase durch das Niesen aufthate, gähling dahin fiel; daher fieng man an zu den Niesenden zu sagen: Helf dir Gott! Etliche Schriftsteller aber wollen, daß dieser Gebrauch lang vor dem Gregor gewesen, indem Aristoteles, der viel hundert Jahre vor dem Gregor gelebet, [300] also spricht: Man thut gar recht, daß man den Niesenden Glück und Heil wünsche. Es mag nun seyn, wie ihm will, aufs wenigste hat Papst Gregor solchen löblichen Gebrauch in größere Uebung gebracht.

41. Titel: Servus Servorum: Diener aller Diener.

Dieser Titel kömmt von dem heiligen Gregor demGroßen her: denn dieser Papst fieng im Jahre 500 zum ersten an, in den ertheilten päpstlichen Briefen sich Servum Servorum Dei zu nennen, und dieses aus großer Demuth: denn dieser heilige Kirchenlehrer wußte wohl, daß, je mehr man erhöhet wird, desto mehr man sich demüthigen soll. Diesen Titel haben nachgehends alle Päpste angenommen; wie sie sich dann noch heutiges Tages dieses Titels bedienen.

42. Titel: Christianissimus: Allerchristlichste König.

Dieses ist der Könige in Frankreich Erbtitel, und ist solcher zum ersten dem Klodoväus, als er von dem Bischofe Remigius im Jahre 499 getaufet wurde, beygeleget worden; weil er nämlich der erste christliche König nach den römischen Kaisern war. Als aber dieser Name Christianissimi nach der Zeit außer Acht gekommen, hat solchen Papst [301] Innozenz IV. wieder hervorgesuchet, und Ludwig IX. dem Heiligen, wegen seinem großen Eifer gegen die Ungläubigen, wider welche er öfters mit seiner Armee in das gelobte Land zog, von neuem beygeleget. Dieser König starb im gelobten Lande an der Pest, im Jahre 1270.

43. Titel: Katholischer König.

Dieses ist der Erbtitel der Könige in Spanien, welchen Ferdinand V. vom Papste Innozenz VIII. im Jahre 1472 am allerersten bekommen hat, weil er die Juden, und sonderlich die Mohren, welche Spanien fast 700 Jahre lang besaßen, daraus vertrieben und ausgerottet hat. Andere wollen, daß König Rekared, im Jahre 500 auf dem dritten Konzilium zu Toledo diesen Titel schon erhalten habe, weil er die Arianer aus dem Lande vertrieben. Noch Andere melden, daßAlphons I. im Jahre 740 diesen Titel zuerst bekommen habe.

44. Titel: Eminenz.

Dieses ist der Titel der Kardinäle, welcher ihnen von dem Papste Urban VIII. im Jahre 1627 zuerst beygelegt worden. Man hieß sie zuvor nur Illustrissimos und Reverendissimos. Denjenigen Kardinälen aber, welche von alten fürstlichen Häusern herstammen, wurde das Prädikat Ihro Hochfürstlichen oderDurchleuchtigsten Eminenz beygesetzet.

[302] 45. Gebrauch, die Kirchen gegen Aufgang der Sonne zu bauen.

Dieser Gebrauch ist schon uralt, und es war der Tempel Salomons, nach dem Zeugnisse des Joseph Philo, schon auf solche Art gebauet. Ja, sogar die Heyden hatten ihre Tempel gegen Aufgang der Sonne gestellet, wie Virgil und Ovid bezeugen. Papst Klemens I. der im Jahre 92 regierte, verordnete, auf solche Weise die Kirchen zu bauen, mit diesen Worten:Primum quidem sit longa, & ad Orientem conversa: Erstlich soll das Kirchengebäude lang, und gegen Aufgang der Sonne gestellet seyn; und zwar aus dieser Ursache: weil Christus unser Heiland gegen Aufgang gestorben, und gen Himmel gefahren ist.

46. Ursprung des Asyli, oder Freyortes.

Die Asyla oder befreyten Oerter, woraus kein Gerichtsdiener einen armen Sünder zur Abstrafung hinwegnehmen darf, find uralt: indem schon zu Zeiten des Josu Civitates refugii, oder Freystätte gewesen.Konstantin der Große, der erste christliche Kaiser, hat zuerst den Kirchen solche Freyheit mitgetheilet; und es hat auch solches im Jahre 441 das arausikanische Konzilium beschlossen, mit diesen Worten: Es sollen Diejenigen, welche ihre Flucht in die Kirche nehmen, nicht herausgegeben, sondern [303] wegen Ehre des Ortes beschützet werden: Welche Freyheit hernach Papst Bonifaz V. im Jahre 620 bestättiget hat. Franz I. im Jahre 1529, und Heinrich II. im Jahre 1585, haben den Kirchen in Frankreich solche Freyheit entzogen, damit nicht den Lastern Gelegenheit gegeben würde.

47. Gebrauch, Bilder und Gemälde in den Kirchen zu haben.

Dieser löbliche Gebrauch ist uralt, indem der weise Salomon schon im alten Testamente Cherubine an die Wand des Tempels machen ließ. Konstantin, der erste christliche Kaiser, hat ebenfalls in der ersten Kirche zu Rom das Bild des Weltheilandes an die Wand machen lassen; ja er ließ den heiligen Johann den Täufer, wie er Christum taufete, auf den Taufstein stellen. Das zweyte allgemeine Konzilium zu Nicäen hat im Jahre 789, unter Adrian I. diesen Gebrauch gut geheißen, und befohlen, Gott und die Engel in leiblicher Gestalt zu malen, nicht zwar, daß sie Leiber haben, sondern, wie dieses Konzilium redet, weil sie in denselben sind gesehen worden, wann sie ein Amt bey den Menschen zu vertreten hatten.

48. Gebrauch kniend zu bethen.

Diese Weise zu bethen, kömmt von Christo selbst her, welcher auf dem Oelberge zu [304] dreymalen zu seinem himmlischen Vater kniend gebethet hat. Es hat auch auf diese Weise der heilige Apostel Paulus gebethet, wie in den Apostelgeschichten öfters zu lesen. Es thut auch des Kniens im Gebethe, und des Aufstehens Meldung das nicänische Konzilium, welches auch verordnet, daß man von Ostern bis Pfingsten stehend, und nicht kniend bethen soll. Es gebühret sich auch, daß wir arme Sünder vor einem so großen Gott kniend und mit zusammengelegten Händen bethen sollen: indem, wie uns der weise Syrach lehret, daß Gebeth eines Demüthigen die Wolken durchdringt.

49. Lobgesang: Te Deum Laudamus.

Dieses Kirchengebeth hat seinen Ursprung von dem heiligen Ambros und Augustin: denn als sich zu Mayland Augustin von dem dasigen BischofeAmbros taufen ließ, fieng der heilige Ambros nach der heiligen Taufe mit erhobener Stimme an, also zu sprechen: Te Deum Laudamus; darauf antworteteAugustin: Te Dominum confitemur; und auf solche Weise haben sie nach einander dieses Lobgesang zusammen gemacht, und Gott dadurch Dank gesagt. Und dieses Te Deum Laudamus wird noch heute öfters in den Kirchen abgesungen, so oft man nämlich wegen absonderlicher empfangener Gutthat Gott dem Allmächtigen schuldigen Dank erstatten will.

[305] 50. Jubiläum.

Das Wort Jubiläum, wie der heilige Hieronymus schreibt, kömmt her von dem hebräischen WorteJubal, welches so viel heißt als Nachlassung. Und solches Jubiläum war im alten Testamente alle 59 Jahre gebräuchlich. Im neuen Testamente aber hat das erste Jubiläum verliehen, Pabst Bonifaz VIII. im Jahre 1300, und solches auf alle 100 Jahre gestellet. Papst Klemens VI. hat es auf alle 50 Jahre gesetzet; Papst Urban VI. auf alle 30 Jahre, und endlich Papst Paulus III. auf 25 Jahre, bey welchem es heutiges Tages noch bleibt.

51. Priesterkrone auf dem Kopfe.

Daß die Priester eine runde Krone auf dem Kopfe tragen, ist schon uralt: indem dieser löbliche Gebrauch schon zu den Apostelzeiten gewesen; wie dann Dionys Areopagita, den der heilige Paulus im Jahre 52 zu Christo bekehret, davon schon Meldung thut. Papst Anaklet I. der von 101 bis 110 regierte, befahl schon in einer Epistel an die Bischöfe in Frankreich, daß die Geistlichen auf dem Haupte das Haar ringweise abscheeren sollen. Und dieses geschieht zu Ehren der dörnern Krone Christi, oder wie Andere wollen, daß die Priester cum crinibus crimina, die Laster, besonders [306] die weltliche Eitelkeit, mit den Haaren ablegen sollen.

52. Brautring.

Daß der Bräutigam der Braut einen Ring ansteckt, ist schon ein uralter Gebrauch; wie dann schon Plinius, der im Jahre Christi 70 florirte, davon Meldung thut, daß nämlich vor Alters den neuen Eheleuten ein eiserner Ring sey gegeben worden, zum Zeichen der starken und beständigen Treue. Denn gleichwie der Ring kein Ende hat, also sollte der Eheleute Liebe und Treue ohne Ende beständig seyn; wie schon der heilige Ambros meldet: Annulus, quid, est aliud, nisi sinceræ fidei signaculum: Was ist der Ring Anders, als ein Zeichen der aufrichtigen Liebe.

53. Brevier, oder geistliche Tagzeiten.

Daß die Priester gewiße Tagzeiten oder Psalmen zu bethen gehalten, ist uralt; wie dann die Apostel selbst zu gewißen Zeiten des Tages den Tempel zu bethen gegangen, als um 9 Uhr, wie Petrus und Johannes, Apostelg. 5. und um 6 Uhr, wie Petrus, Apostelg. 10. Der heilige Vater Benedikt hat hernach die Tagzeiten in die Metten, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper undKomplet ausgetheilet, nach dem Beyspiel des heiligen Propheten Davids, der da saget: [307] Septies in die laudem dixi tibi: Siebenmal im Tage, habe ich dir Lob gesagt. Pius V. dieser heilige Papst der im Jahre 1560 zu regieren anfieng, hat endlich das ganze Brevier vermehret, und in die jetzige Ordnung, die noch heute gebräuchlich, eingerichtet. Es sind also sieben Zeiten des Tages, in welchen absonderlich Gott der Herr soll gelobet, und zur Barmherzigkeit bewogen werden; denn auch der Gerechte fallt des Tages siebenmal.

Warum aber die Matutin oder Metten in 3 Nokturnen oder 3 Theile ausgetheilet worden, ist die Ursache, weil man vor Alters dreymal zu Nachts zu Bethen aufstund; und zwar das erstemal um die erste Schlafzeit; das zweytemal um Mitternacht; das drittemal um 3 Uhr frühe Morgens: woher meistens die Matutin ihren Namen hat. Nun aber ist solches wegen vieler Beschwerlichkeit, auch sonsten wegen vieler Ungelegenheit geändert worden, und wird jetzt entweder die Matutin allein um Mitternacht gebethet, nach dem Beyspiele Davids, der von sich also meldet:Media nocte surgebam ad confitendum tibi; Ich stund auf um Mitternacht, dich zu loben. Oder frühe Morgens, wie David gethan: Mane oratio mea præveniet te: Mein Gebeth soll dir am Morgen vorkommen.

[308] Durch die sieben Tagzeiten werden vorgestellet die sieben Hauptwerke unsrer Erlösung, wie aus folgenden Reimen zu sehen:

Zur Mettenzeit Christus sich läßt binden,

Daß er uns auflößet unsere Sünden.

Die erste Stund ihn verspeyet unverschamt,

Die dritte das Leben zum Tod verdammt.

Die sechste an das Kreuz Christum heftet,

Die neunte uns seine Seite eröffnet.

Die Vesper nimmt ihn von dem Kreuz herab,

Die Komplet legt ihn hinein in das Grab.

Daher den Herrn im Himmel droben

Siebenmal in dem Tag sollest loben.

54. Choralmusik.

Das Choralgesang hat der heilige Papst Gregor der Große, welcher im Jahre 590 zu regieren anfieng, erfunden, und in die Kirche eingeführet, welches erCantum Firmum nennen ließ, auch zu Rom Schulen, wo man solches lehrte, errichtete. Die römischen Kaiser, Karl der Große und Ludwig der Fromme, haben hernach in Frankreich das gallikanische Chorgesang abgeschaffet, und zu größerer Einigkeit gewollt, daß das gregorianische oder römische Choralgesang sollte in Frankreich im Chore gesungen werden; wie es denn auch schon von Pipin, Kaiser Karls des Großen Vater, also verordnet gewesen.

[309] 55. Wallfahrt.

Der Gebrauch, gewiße Orte und Kirchen zu besuchen, ist schon uralt. Ruffin schreibt von dem KaiserTheodos, er habe mit den Priestern und mit dem Volke alle Bethhäuser besuchet, und sey vor den Gedächtnißorten der Märtyrer in einem härenen Bußkleide gelegen. Der heilige Basil meldet, daß die Leute wie Bienenschwärme zu den Gräbern der Märtyrer gewallfahrtet seyn etc.

59. Heiligsprechung.

Dieser Gebrauch ist schon vor den Zeiten der Apostel gewesen, aber nicht mit solchen Ceremonien, wie jetzund: denn vor Alters geschahen die Heiligsprechungen nur durch Ausruf des Volks, und Derjenige wurde nach seinem Tode, ohne weitere Kirchengepränge, gleich für einen Heiligen ausgerufen und verehret, welcher mit Wundern geleuchtet. Es hieß zuvor nur: Vox populi, vox Dei. Jetzt aber wird die Heiligsprechung mit weit größerer Gewißheit und Solennität vorgenommen. Die erste feyerliche Kanonisation oder Heiligsprechung nach jetzigem Gebrauche hat der heilige Papst Leo III. ein Benediktiner, im Jahre 796 vorgenommen. Denn, als er Deutschland durchreisete, hat er auf Begehren Karls des Großen, undHildebalds, Erzbischofes zu Kölln, den heiligen Suitbert, Bischof zu Werden, der ebenfalls ein Benediktiner war, in besagter [310] Stadt, in Gegenwart Karls desGroßen, und einer unzähligen Menge Volkes heilig gesprochen.

10. Kapitel

Zehntes Kapitel.
Gemeine Bauernregeln.

Januarius.


Wenn am ersten Tage dieses Monats die Sonne mit rothen Wolken aufgeht, so bedeutet es dieß Jahr viel schädliches Gewitter. Wenn die Sonne an diesem Tage hell und klar scheint, so hoffet man viel Fische, Wein und Obst. Wenn es zu Nachts sehr windigt ist, soll man sich vor der Pest zu fürchten haben.

Heller Sonnenschein am zweyten Tage dieses Monat soll Fruchtbarkeit der Schafe bedeuten.

Wenn an Vincentiustag ein heller Tag mit feinem Sonnenscheine ist, so soll der Wein und das Korn wohl gerathen; weßwegen die Alten zu reimen pflegten; Vinzenzschein, bringt viel Wein.

[311] Wenn an Paulibekehrung ein heller Tag mit Sonnenschein ist, so bringt er ein fruchtbares Jahr am Weine und Getreide. Giebt es viel Nebel, so bedeutet es großes Sterben. Regnet oder schneyet es, so bedeutet es theure Zeit und Hungersnoth. Ist es windstürmisch, so soll es Krieg bedeuten.

Wenn die Wölfe im Winter sehr heulen und die Füchse bellen, so bedeutet es auch große Kälte. Donnerwetter in diesem Winterquartal bedeutet auch große Kälte. Dieses ist wohl gewiß, daß viele Regen im Jäner schädlich sind, weil der Erdboden an seiner natürlichen Wärme sehr geschwächet wird.


Reimweise.

1. Morgenröth auf den neuen Jahrstag
Bedeutet Krieg, Ungewitter, und große Plag.
2. Den zweyten Tag ein kalter Sonnenschein,
Bringt viel gute Fisch herein.
3. Erhebt sich ein Wind in der dritten Nacht,
Auf große Pest man habe Acht.
4. Scheint die Sonn auf Vincenti baß,
Mit gutem Wein füllts uns die Faß.
5. Ein schöner Tag Paulibekehrung,
Ist aller Frücht ein reiche Bescherung.
Neblicht Wetter zeigt Sterben an,
Regen und Schnee bringt Theurung an.

Februarius.

An Mariä Lichtmeß, wie die Bauern sagen, ist erst der halbe Winter vorbey; daher [312] soll man das Futter sparen, und fleißig verwahren.

Wenn an Lichtmeß die Sonne schön klar scheint, so giebt es noch mehr Schnee; die Kälte wird noch härter anhalten, und der Flachs wohl gerathen.

Wenn es auf Lichtmeß schön hell ist, so bleibt der Dachs im Loche; weil er merket, daß noch Winter dahinten. Regnet es aber, oder schneyet es, so kriecht er heraus, weil er sich nicht mehr von einem Winter fürchtet.

Wie lang sich die Lerchen vor Lichtmeß hören lassen, so lang schweigen sie hernach still; denn es stecket noch eine Kälte dahinten.

Wenn es an Petri Stuhlfeyer und St. Matthiastage witteret, so soll noch 10 Tage (Andere wollen, 40 Tage) witteren.

Am St. Matthiastag geht der Fuchs das Letztemal übers Eis: denn Mattheis bricht Eis, hat er keins, so macht er eins.

Wenn die in diesem Monate gefangenen Vögel fett und gelb sind, so sagen sie noch mehr Kälte und Schnee an.

Wenn der Hornung warm ist, so folget gemeiniglich ein kalter Frühling.


Reimweise.

1. Auf Lichtmeß schöner Sonnenschein
Bringt Schnee, viel Flachs und Hanf ein.
2. Sehr wohl gedeihet frühe Saat,
Wenn Fastnacht schönes Wetter hat.
[313]
3. Durchaus der Fasten Winterstand
Macht Aschermittwoch uns bekannt:
Denn wahrlich wie sich dieser anstellt,
Die ganze Fasten sich verhält.
4. Die Nacht vor Pauli Stuhlfeyer lehrt,
Wie folgend vierzig Täg gekehrt.
5. Gefrierts auf St. Matthiasnacht,
Ein ganzes Monat Frost betracht.
6. Hat es auf Stuhlfeyer schön gethan,
Läßt sich die halbe Fasten wohl an.

Martius.

Wenn an Mariä Verkündigung der Tag schön hell, klar, und dabey Sonnenschein ist, bedeutet es ein fruchtbares Jahr und gute Aerntezeit.

Wie viel Nebel in diesem Monate fallen, so viel Platzregen werden in dem Sommer kommen.

Wie viel Thau fallen vor Ostern, so viel Reifen werden fallen nach Ostern, und so viel Thau im August.

Wenn es im Märzen Viel regnet und schneyet, so wird ein dürrer Sommer, und folgen gerne Misjahre darauf; daher saget man: Trockner März, nasser April, und kühler May, füllet die Weinkeller, und macht viel Heu. Item: Märzenregen soll man mit Nägeln aus der Erde kratzen. Item: Märzenstaub ist über Gold und Silber.

[314] Wenn es im Märzen donnert, so soll ein fruchtbares Jahr folgen.

Wenn das Wetter am Palmsonntage nicht schön ist, so bedeutet es ein böses Jahr.

Regen am Charfreytage bringet Fruchtbarkeit.

Regen am Ostertage bringt alle Sonntage einen Regen bis auf Pfingsten.

Um den 12. Martius kommen die Storchen wieder, Etliche erwarten dieselben erst den 17 dieses; und sie kommen gemeiniglich mit trübem Wetter.

Wenn die Kraniche und wilden Enten bald kommen, so bedeutet es, daß der Sommer nächst vorhanden ist.


Reimweise.

1. Schön Mariä Verkündigung,
Das Obst überall wohl gelung.
2. Am Charfreytag bey gut Regen
Wir ein fruchtbars Jahr erwegen.
3. Den Regen auf den Ostertag
Kein schönes Wetter trösten mag.
Auch wird des Futters auf der Wiesen
Das arme Vieh Wenig genießen.

April.

Je dürrer der Aprill, je schädlicher ist es; hingegen der nasse ist nützlich, sonderbar dem Wein und Heu.

Wie im April die Kirschen blühen, also soll auch der Wein blühen.

[315] Wenn auf Tiburtius Tag die Felder grünen, so bedeutet es ein gutes Weinjahr.

Wie lang die Frösche vor St. Markus quacken und schreyen, so lang schweigen sie hernach still.

Auf St. Georgius Tag kömmt die Nachtigall; welche nach diesem Tage gefangen werden, die leben selten lang.

Höret man die Grasmücke, ehe der Wein hervorsprosset, so soll ein gutes Weinjahr erfolgen.


Reimweise.

1. St. Georgen ordinari Regen
Kann folgende Ursach bewegen:
Etliche Sternlein, die Heyden genannt,
Den Bauersleuten wohl bekannt,
Im Stier mit der Sonne aufgehen,
Davon viel Ungewitter entstehen.
2. Gleichwie ist der dürre April
Auf keine Weis des Bauren Will;
3. So bringet hingegen der Aprilregen
Wiesen, Feldern reichen Segen.
Majus.

Nasser April giebt einen klaren Brachmonat, und ein nasser May einen trocknen Heumonat.
Kühler May machet guten Wein und Heu.
Um Philippi und Jakobi entstehen die größten Wetter.
[316] Scheint am St. Urbanstag die Sonne, so wird der Wein gut; regnet es aber, so soll er sauer werden.
Wie es am St. Urbanstage wittert, also soll es auch im Herbst wittern.
Klarer Tag an Himmelfahrt Christi, bedeutet einen fruchtbaren Regen, aber ein unfruchtbares Jahr.
Heller Pankratiustag verheißt viel guten Wein.
Wenn der Laubfrosch schreyt, folget ein Regen.
Der Pfingstregen bedeutet nichts Gutes.
Reimweise.

1. Ein kühler May, Brachmonat naß
Füllen die Scheuren und die Faß.
2. Urbani Wetter in diesem Stück
Uns zeiget an des Weines Glück.
3. Wenn bringt Regen der Pfingsttag,
Müssen wir fürchten manche Plag.
4. Willst du wissen des Weines Frommen,
So laß den May zu Ende kommen.
Ist nun der May fein wohl bewind,
Gefället es dem Bauerngesind.
Brachmonat.

Wenn es am St. Medardstage regnet, so ist vierzig Tage kein beständiges Wetter zu hoffen.
Regnet es am St. Veitstage, so schadet es der Gerste.
[317] Regnet es am St. Johannistage, so soll eine nasse Aernte seyn, und die Haselnüsse verderben.
Wenn sich der Guckuck lang nach Johanni hören läßt, so soll es eine theure Zeit bedeuten.
Schöner Fronleichnamstag verheißt guten Sommer.
Donnert es oft in diesem Monate, so bedeutet es einen trüben Sommer.
Reimweise.

1. Im neuen Brachmond, feucht und naß,
Alle Früchte gerathen desto baß.
2. Medardus auch zu dieser Frist,
Folgends vier Wochen heiter ist.
Regnets am St. Johannistag,
Ein nasse Aernt man g'warten mag.

Heumonat.

Regnet es an Mariä Heimsuchung, so bedeutet es mehr Regen; Andere wollen sogar, daß es vierzig Tage hernach regnen soll, nämlich so lang, als Maria auf dem Gebirge gewesen; darum saget man: Wie Maria über das Gebirg geht, so muß sie auch wieder heimgehen. In dem Jahre 1752 hat diese Bauernregel wohl zugetroffen, indem es fast vierzig Tage nacheinander geregnet, also, daß viel Korn auf dem Felde ausgewachsen ist.

[318] Regnet es am St. Margarethentage, so werden die wälschen Nüsse verderben, und die Haselnüsse abfallen.

Regnet es am St. Magdlenentage, so folgen hierauf mehr Regen.

Wenn es in diesem Monate sehr donnert, so wird Gersten und Korn Schaden leiden.

Wenn die Ameisen um Mariä Heimsuchung ihre Haufen erweitern und erhöhen, so wird ein baldiger und kalter Winter folgen.

Um Margaretha und Jakobi kommen die stärkesten Gewitter.


Reimweise.

1. Des Hundsstern Aufgang trüb fürwahr
Verursacht Pestilenzgefahr;
Zeiget er sich aber hell und klar,
So hofft man ein gesundes Jahr.
2. Regnets an Mariä Heimsuchungs Tag,
Man vierzig Tag Regen besorgen mag.
3. Auf St. Margarethentag Regen
Bringt allen Nüssen keinen Segen.

Augustmonat.

Wenn an Mariä Himmelfahrt die Sonne klar scheint, so hoffet man viel guten Wein. Regnet es aber, so folget mehr Regen, und der Wein wird sauer; daher saget man: Mariä Himmelfahrts Schein, bringet gerne guten Wein.

Wenn um Laurentius schönes Wetter ist, [319] so soll ein schöner Herbst, und guter Wein zu hoffen seyn.

Wie es wittert auf Bartholomäus, also soll es den ganzen Herbst wittern.

Wenn es am Tage Johannis Enthauptung regnet, so verderben die Nüsse.


Reimweise.

1. Schön Lorenz und Mariä Himmelfahrt
Gut Hoffnung bringt der Rebenart.
2. Wie sich Bartholomäus anläßt,
Der ganze Herbst sich stellet fest.

Herbstmonat.

Wenn es am Egiditage schön ist, soll es das ganze Monat schön bleiben: denn es tritt der Hirsch an demselben Tage in die Brunst, und weil er vier Wochen darinn bleibt, so soll auch das Wetter so lang einerley bleiben.

Donnert es im Anfange dieses Monates, so bedeutet es viel Getreid im folgenden Jahre.

Schöner Matthäustag verkündiget 4 Wochen schöne Zeit, und auf das künftige Jahr viel Wein.

Donnert es am Michaelistage so wächst viel Getreid, aber nicht viel Obst; und folgen starke Winde.

Wenn es um Michaelis viel Eicheln giebt, wird viel Schnee vor Weihnachten fallen.

Wenn in dem Herbste in den Eichäpfeln eine Spinnenwebe ist, so bedeutet es ein unglückliches [320] Jahr; wen eine Fliege darinn ist, so bedeutet es ein mittelmäßiges; wenn aber ein Wurm darinn ist, so bedeutet es ein fruchtbares Jahr; wenn gar Nichts darinn ist, soll es ein Sterben bedeuten.

Wenn es spat in dem Herbste donnert, so folget gerne Theurung.

Wenn die Rosen im Herbste noch einmal blühen, so soll es Sterben bedeuten.

Nach einem warmen und nassen Herbste folget ein langer Winter.


Reimweise.

1. Schön Wetter auf Egiditag
Guten Wein uns versprechen mag.
2. Wie sich anläßt der neu Herbstschein,
Soll's ganzen Herbsts Gewitter seyn.
3. Matthäusfest schön hell und klar
Bringt guten Wein aufs künftig Jahr.

Weinmonat.

Wenn das Laub von den Bäumen nicht abfallen will, so folget ein harter Winter.

Wenn das Laub von den Bäumen abfällt, und nicht weit von solchen wegfällt, sondern beysammen bleibt, so soll ein fruchtbares Jahr folgen.

Am wie vielten Tage dieses Monats der Schnee fällt, so vielmals soll es im Winter schneyen; als, zum Beyspiele, wenn es den Zwanzigsten des Weinmonats schneyet, so soll es den Winter zwanzigmal schneyen.

[321] Wenn die Kraniche und wilden Gänse wegfliegen, so bleibt der Winter nicht lang aus,

Wenn viel Eicheln wachsen, bedeutet es einen kalten Winter mit viel Schnee.


Reimweise.

Wer sehen will ein frühes Jahr,
Dem rathe ich, daß er nehme wahr
Die Plejades, Gluckhenn genannt;
Im Stier haben sie ihren Stand.
Wenn sie nun untergehen ohne Regen,
Bedeuten sie des Jahres Segen;
Regnets aber zu dieser Zeit,
Mittelmäßig Jahr bedeut.
Regnets nach dem Untergang,
Folgt spat desselben Jahrs Anfang.

Wintermonat.

Am Allerheiligentage haue in dem Walde einen Span aus einer frischen Buche oder weißen Tanne. Findest du, daß er trocken ist, so kömmt ein kalter Winter; ist er aber naß oder ziemlich feucht, so wird der Winter erträglich seyn.

Ist es um Martini naß und wolkicht, so wird ein leidentlicher Winter. Scheint aber die Sonne hell und klar, so soll groß Kälte folgen.

Wenn in der gebratenen Martinsgans der Brustknoche braun ist, so soll große Kälte einfallen; ist aber dieser weiß, so soll es Schnee oder Regen bedeuten.

[322] Wie der Katharinentag beschaffen ist, so soll sich auch der Christmonat anlassen. Und wie der Tag nach Katharinen sich erweist, so soll auch der Hornung seyn.

Auf St. Andreasabend soll man ein Glas mit frischem Wasser anfüllen, und auf den Tisch setzen: wenn nun den folgenden Morgen das Wasser übergelaufen ist, so soll ein gutes Jahr folgen; wo nicht, so soll das Gegentheil zu vermuthen seyn.


Reimweise.

1. Der Alten Witz, Vorsichtigkeit
Hauet zur Allerheiligen Zeit.
Aus grünem Buchbaum einen Span,
Des Winters Tücke zu merken dran.
Ist nun derselbe naß und feucht,
Die Sonn vor Regen wenig leucht;
Ist er aber trocken und dürr,
Ein starker Winter schleicht herfür.
2. Regnets auf Martini zu Hand,
Erkläret des Winters bösen Stand.

Christmonat.

Wenn um Weihnachten die Wiesen grün sind, so vermuthet man auf künftige Ostern Schnee, nach dem Sprüchworte: Grüne Weihnachten, weiße Ostern.

Gehen in der Christnacht die Weine in den Fässern über, so folget ein gutes Weinjahr.

Geht in der Christnacht der Wind vom Aufgange der Sonne her, so soll es die Viehseuche [323] bedeuten; geht der Wind von Niedergange her, so sollen große Herren sterben; geht er von Mittage, so bedeutet es böse Krankheiten; geht er von Mitternacht, so bedeutet es ein gutes Jahr.

Wenn die Sonne am Christtage scheint, so bedeutet es ein glückseliges Jahr; scheint sie aber den zweyten Tag, so soll es eine Theurung anzeigen.

Wenn es in der Christnacht schneyet, soll der Hopfen wohl gerathen.

Wenn in der Sylvestersnacht sich die Winde regen, und Morgens die Sonne scheint, so ist schlechte Hoffnung, daß das Korn und der Wein wohl gerathen werde.


Reimweise.

1. Um Weihnacht fröhlich grüne Zeit
Schneeweiße Ostern vorbereit.
2. Wenn übergeht der Wein im Faß
Zur Christnacht, geräth er künftig baß.
3. Wird Stephanstag sehr windig seyn,
Geräth künftiges Jahr nicht wohl der Wein.
4. Sylvestersnacht und früh Sonnenschein
Bringt schlechte Hoffnung zu dem Wein.
5. Kein Schnee vorm Jäner Hoffnung geben,
Dest'mehr im März und April will geben.

11. Kapitel

[324] Eilftes Kapitel.
Immerwährender Kalender.

Die Planeten sind Sterne, die ihr Licht von der Sonne empfangen. Derer sind nicht mehr als sieben, die ihre eigne Namen haben, als da sind: 1. Saturnus U. 2.Jupiter

T. 3. Mars S. 4. Sonne . 5. Venus Q. 6.Merkurius

. 7. Mond

. Ein Jeder aus diesen Planeten, wie einige Astrologi lehren, hat sein gewißes Jahr, darinn er regieren soll; wie in dieser nachkommenden Tafel zu sehen. Wenn du also wissen willst, was für ein Planet in jedem Jahre regiere, so schaue in diese Tafel hinein. In dem Jahre 1777 regierte der Jupiter. Willst du nun auch wissen, was für eine Witterung im genannten Jahre sich erregte, so schaue, was von dem Jupiter gemeldet wird. Es trifft aber dieser Kalender auch nicht allezeit zu.

[325]

Tafel, worinn zu sehen, was für ein Planet jedes Jahr regiere.



1. Von dem Saturnus U, und der Witterung seines ihm zugehörigen Jahres.


1. Saturnus ist der höchste unter allen Planeten, und eines dunklen Lichtes. Er soll 19mal, oder wie andere Astronomen wollen, 22mal größer als die Erde seyn.

[326] 2. Er ist an sich sehr kalt, und etwas trocken dabey; folgsam hat man in diesem Jahre ein feuchtes, kaltes Wetter, mit etwas untermengter Tröckene zu vermuthen.

3. Der Frühling ist bis in den May sehr frisch und trocken; alsdann folgen schöne Tage mit kalten Nächten, ob es schon auch bisweilen reifen und regnen dörfte.

4. Der Sommer soll viel kalten Regen haben. Zu Anfange der Heuärnte möchte es warm und schön seyn, doch dürfte die regnerische und windigte Witterung die Oberhand behalten.

5. Der Herbst ist ebenfalls zur Feuchtigkeit und Kälte geneigt. Er bringet bald Frost mit sich, wornach es doch wohl wieder donnern dörfte. Hierauf soll es im Weinmonate schon sehr kalt, hingegen im November gelinder und feuchter werden.

6. Der Winter sieht zuerst ganz feucht und regnerisch aus, davon die Wässer ziemlich anlaufen möchten; aber bald darauf wird Kälte mit vielem Schnee bis gegen den künftigen Frühling seyn.

7. Der Hopfen dörfte nicht wohl gerathen, wohl aber das Obst, absonderlich Zwetschgen. Ingleichem sollen die Rüben zeitlich und wohl gerathen; wie auch die Gerste sie ist aber wegen des anhaltenden Regens hart einzubringen. Heu wächst nicht zu viel[327] und nicht zu wenig; es wächst aber desto mehrGrummet. Der Flachs ist unterschiedlich. Korn und Weitzen soll man zeitlich säen: denn der Saame wächst gar langsam, ob es schon stets regnet. Es steht aber Alles bey Gott, er kann Viel und Wenig geben.


2. Vom Jupiter

, und der Witterung seines Jahres.


1. Jupiter ist ein überaus schöner, helleuchtender Planet; er ist 59, oder, wie Andere sagen, 95mal größer als die Erde, und läuft 75mal geschwinder, als eine Stückkugel.

2. Er ist warm, und mäßig feucht, ein männlicher und freundlicher Planet.

3. Der Frühling ist bis in den May kalt und feucht. Hierauf kommen ein paar Wochen lang temperirte Tage, und alsdann wird es wieder kalt und feucht seyn.

4. Der Sommer ist Anfangs eben auch kalt und feucht, in der Mitte gut, mit vielen Donnerwettern vermischt; zu Ende aber ganz hitzig.

5. Der Herbst soll durchaus regnerisch seyn.

6. Der Winter hat anfänglich viel Frost und Schnee; aber am Ende ist er viel gelinder, doch ziemlich windig.

7. Hopfen giebt es nicht gar viel, doch ist er an der Substanz gut. Gerste wächst viel und gut; wie auch viel Heu und Grummet, Kraut und Rüben; Flachs bleibt klein, doch [328] ist er gut. Es steht aber Alles bey Gott, er kann Viel und Wenig geben. Man soll zeitlich säen, sonderlich den Weitzen, wegen des rauhen, trockenen Frühlings, der darauf folget.


3. Von dem Mars S, und dessen Witterung.


1. Mars ist ein heller und röthlichter Stern. Er ist 3mal kleiner als die Erde.

2. Er ist sehr hitzig und trocken, der menschlichen Natur zuwider.

3. Der Frühling ist kalt, rauh und trocken, hat vielReifen, rauhe und wilde Luft bis gegen den Junius, die sehr schädlich ist.

4. Der Sommer ist über die Maßen heiß, weil es selten darinn regnet, sondern meist heitere Tage einfallen; daher dörften die Flüsse und Brunnenquellen ziemlich klein werden.

5. Der Hebst ist anfänglich noch warm; daher der Wein sehr wohl gerathen wird. Im Oktober könnte wohl Kälte und Frost einfallen; es kömmt aber bald gelindes Wetter, und ist vor Weihnachten schwerlich ein Schnee zu hoffen.

6. Der Winter ist mehr trocken als feucht, auch ziemlich kalt, und führet nur unbeständige Witterung mit sich.

7. Hopfen wird nicht viel. Zwetschgen, Kirschen und Nüsse gar wenig, und gar keine Eicheln. Birnen giebt es mehr als Aepfel. Gerste und Haber giebt es wenig; wenn sie [329] aber auf frische gute Felder gesäet sind, giebt es genug. Es steht aber Alles bey Gott.


4. Von der Sonne , und deren Witterung.


1. Die Sonne ist der vornehmste und größte Planet. Sie soll 16 mal größer seyn als die Erde, und 92130 deutsche Meilen hoch von der Erde stehen.

2. Sie ist heiß und mäßig trocken, und soll nur gut seyn, wenn sie gute Planeten bey sich hat; bös hingegen, wenn sie sich bey bösen Planeten, als dem Saturnus und Mars befindet; daher sie nur mittelmäßig gut ist.

3. Der Frühling fängt ziemlich feucht an, doch ist es dabey mäßig warm. Der May aber ist schön und trocken, hernach sind sehr frische Tage zu vermuthen.

4. Der Sommer ist sehr dürr, ob es schon bisweilen regnet. Der August ist Anfang windig, darnach aber wieder hell und still. Die Tage sind hitzig, die Nächte aber kühl.

5. Der Herbst läßt sich schön und trocken an, hingegen findet sich der Winter bald mit zeitlichem Froste, mäßiger Kälte und unfreundlichem Wetter ein. Es folgen zwar wieder lieblichere Tage, doch werden sich hernach bis zu des Winters Ende desto kältere Tage einstellen.

6. Gerste Haber und Korn dörften gut werden, aber wenig Heu; Kraut und Rüben [330] werden auch wenig. Das Grummer wächst hübsch. Flachs wird nicht viel nutz. Der Hopfen läßt sich Anfangs wohl an, wird aber doch Wenig, oder gar Nichts daraus. Es steht aber Alles bey Gott.


5. Von der Venus Q, und der Witterung ihres Jahres.


1. Venus ist ein überaus schöner und heller Planet. Er hält sich stets um die Sonne auf. Wenn er in der Frühe sichtbar ist, heißt er der Morgenstern; steht er aber nach Sonnen Untergang am Himmel, heißt er der Abendstern. Sein Körper ist über zweymal größer als die Erdkugel.

2. Er ist in seiner Natur feucht und warm, und formiret mit den übrigen Planeten einen guten Aspekt.

3. Der Frühling ist gemeiniglich temperirt, und zu dem Wachsthume der Früchte sehr bequem.

4. Der Sommer ist warm und geschwülig, doch giebt es genugsam Regen.

5. Der Herbst fängt sich mit warmem und schönem Wetter an, welches aber nicht lang Bestand hat, und wird der Wintermonat schon ziemlich kalt seyn; dabei um selbige Zeit schädliche Wassergüsse zu befürchten.

6. Korn und Weitzen wird nicht gar zu viel, aber mehr Stroh. Der Hopfen geräth sehr wohl. Es wachsen auch viel Aepfel, Zwetschgen, Nüsse, aber nicht viel Birnen, [331] gar keine Eicheln. Es kömmt aber Alles auf die Witterung und Anordnung Gottes an.


6. Von dem Merkurius

, und der Witterung seines Jahres.


1. Merkurius ist der nächste Planet bey der Sonne. Er ist 11mal kleiner als die Erde. Weil er so nahe bey der Sonne, und auch vor sich ein kleiner Stern ist, so steht man ihn selten.

2. Er ist kalt und trocken, und sehr veränderlich, indem er eines jeden andern Planeten Eigenschaft annimmt, so, daß er bey den Guten gut, und bey den Bösen bös ist.

3. Der Frühling ist Anfangs warm, der meiste Theil des Aprils trocken, und der May kalt.

4. Der Sommer ist sehr regnerisch, doch wird der Erdboden nicht recht davon befeuchtet.

5. Der Herbst sieht auch sehr regnerisch aus, doch soll sich bald Kälte und Tröckne einstellen.

6. Der Winter wird sich ernstlich anfangen, und viel Schnee geben, worauf stürmische Tage kommen dörften.

7. Hopfen wird nicht viel, auch nicht sehr kräftig.Obst giebt es an etlichen Orten viel, an andern wenig. Der Sommerbau geräth wohl. Ist ein gutes Gerstenjahr. An Weitzen und Korn wird viel Geströh. Der Flachs wird gut. Doch, wie gesagt, kömmt es auf die Witterung und Anordnung Gottes an.


[332] 7. Von dem Monde

, und der Witterung seines Jahres.


1. Der Mond ist der kleinste, in unsern Augen aber der größte Planet, weil er zum niedrigsten bey uns steht, und also zum größten heraus kömmt. Er soll 52000 Meilen hoch über der Erde stehen, soll auch 5848mal kleiner als die Sonne, und über 42mal kleiner als unsre Erde seyn. Er hat kein eignes Licht, sondern er wird nur von der Sonne beleucht.

2. Er ist seiner Natur nach kalt und feucht, doch etwas wenig warm dabey.

Der Frühling ist Anfangs sehr feucht, und daneben warm, mit Froste vermischt. Hernach soll es wieder ziemlich kalt werden, und erst gegen den Sommer feines Wetter folgen.

4. Der Sommer selbst wird mehr frisch und kalt, als warm seyn.

5. Der Herbst deßgleichen; der Winter aber ist kalt und feucht. Nach Weihnachten wird es gelinder mit trübem Himmel, und sonst durchgehends sehr veränderlich seyn.

6. Der Hopfen geräth mittelmäßig. Obst soll es an etlichen Oertern genug, in andern [333] aber wenig geben. Es sollen auch keine Eicheln wachsen. Gerste undHaber gerathen mittelmäßig. Heu giebt es genug, doch wenig Grummet. Allein, Gott kann Wenig zeigen, aber Viel geben.

12. Kapitel

Zwölftes Kapitel.
Alphabetisches Register der Geldmünzen.

* Vorher sind die Münzzeichen zu merken.
fl.bedeuteteinenGulden.
Thl.––Thaler.
Rthl.––Reichsthaler.
gr.––Groschen.
sch.––Schilling.
kr.––Kreutzer.
pf.––Pfennig.
hl.––Häller.

* Ganz oder hart Geld ist das größte Geld, als Gulden, Thaler, Dukaten etc. Die Scheidemünze aber ist das kleinere Geld, sonderbar von Fünfzehnern an, und was darunter ist.

In Deutschland geht an vielen Orten zweyerley Geld, als; das schlechte, oder leichte; und [334] das gute oder schwere. Das gute gilt um den fünften Theil Mehr, als das leichte z.B. 1 fl. schwer Geld ist 1 fl. 12 kr. leicht Geld.

Ibus, Weißpfennig, halber Batze, gilt 2 leichte Kreutzer oder 8 leichte Pfennige.

Altin, moskowotische Münze, gilt unsers Gelds ungefähr 4 kr.

Bajoco, päpstliche Silbermünze gilt nicht gar 6 Pfennige.

Batzen, Scheidmünze in Franken, Schwaben etc. gilt 4 leichte Kreutzer.

Blaffert, köllnisch, gilt 4 Albus.

Blaumüser, köllnisch, gilt 3 gute Groschen, oder 11 kr. 1 pf. leicht.

Brummer, pohlnisch und preußisch, gilt 6 Pfennige.

Karolin, bayrische Goldmünze, eine ganze Karolin, gilt 11 Gulden.

– – neapolitanische Karlino, gilt 12 kr.

– – schwedische, Silbermünze, gilt 43 kr.

Kopeck, moskowitische Silbermünze, gilt beyläufig 5 Pf.

Denier, französische Münze, gilt 1 Häller.

Dicketon, Dukaton, spanische und niederländische Silbermünze, gilt 2 fl. 30 kr.

Doppia, Doupplon oder Doublon von Gold, eine spanische, gilt 9 fl.

Dukaton, sieh Dicketon.

Dukaten, Goldmünze, gilt 5 fl. ohne Agio.

Düttgen, dänische Münze in Sachsen und Hollstein, gilt nicht gar 6 kr.

[335] Engelot, alte englische Goldmünze, gilt beyläufig 5 1/2 fl.

Farthing, englische Scheidmünze, gilt ungefähr 21/2 Pf.

Fettmengen oder Fettmengel, im Köllnischen, gilt nicht gar 1 leichten Kreutzer, 78 machen einen rheinischen Gulden.

Fledermäusel, sieh Gröschel.

Flinrichen, im Bremischen, gilt 5 1/2 kr.

Frank ist so viel als Livre, oder 27 kr.

Goldgulden, in Rechnungen, wird gemeiniglich für 9 Ort, oder 2 fl. 15 kr. genommen.

Groschen, der gute gilt 15 schwere Pfennige oder 3 3/4 schwere Kreutzer, der schlechte gilt 12 Pfennige, oder 3 leichte kr.

– – Mariengroschen gilt 2 kr.

– – Kaisergroschen 3 kr.

– – Pohlnischergroschen 1 kr.

– – Weißgroschen, Böhmisch, 6 pf. gut.

Gröschel oder Fledermäusel in Böhmen, Sachsen etc. gilt 3 pf. leicht.

Guinee, englische Goldmünze, gilt unsers Gelds gegen 11 fl.

Gulden. Ein rheinischer oder Kaisergulden gilt 60 kr.

– – Meißnischer 78 kr. und 3 pf.

– – Holländischer 58 kr.

– – Pohlnischer 18 kr.

– – Mariengulden 40 kr.

Happeny, engländischer, gilt 11 Häller.

Häller gelten zwey einen Pfennig. Vor [336] Alters war es eine fingirte Münze, welche man 1 Pfund Häller, oder auch 1 Pfund Pfennige nannte. Also, ein Pfund Häller Ulmermünze machte 220 Pfennige oder 55 kr. damaligen Werthes aus.

Julier, päpstliche Münze, gilt 15 kr.

Kopfstück, gilt bey uns 24 kr. leicht, schwer Geld aber 20 kr.

Kreutzer, Einer gilt 4 Pfennige.

Liard, französische Münze, gilt 3 Deniers, oder 3 Häller.

Lira, 1 Pfund italiänische Münze gilt 15 kr.

Livre, gilt 20 Sols, oder 27 kr.

Louisd'Or, alte französische Goldmünze, gilt 9 fl. neuer 11 fl.

Mark, Hamburgisch, Banko 51 kr.

– – 25 1/2 kr.

– – Schwedisch in Silber, 11 kr. 1 pf.

– – Schwedisch in Kupfer, 3 kr. 2 pf.

– – Rügisch, 10 kr.

– – Bremisch, 48 kr.

Mark, fein Gold, ist ungefähr 350 fl.

Mariengroschen, sieh Groschen.

Maxd'Or, bairische Goldmünze, eine ganze gilt 7 fl. 20 kr.

Nobel, Rosenobel, englische Goldmünze, worauf ein Schiff und eine Rose, gilt ungefähr 8 fl. ohneAgio. Schiffnobel, gilt fast 7 fl. es ist auch ein Schiff, aber keine Rose darauf.

Ongaro heißt in Wälschland ein kaiserlicher Dukaten.

[337] Ort, ist der vierte Theil einer Münze. Ortsgulden ist 15 kr.

Padakon, flanderische Silbermünze, ist so viel als 1 fl. 36 kr.

Pene, englische, ist so vil als 3 kr.

Petermängen, trierische, ein dreyfaches gilt 5 kr.

Pfennig, sieh Häller.

Pfund, Flämisch, fingirte Münze, machet, 6 holländische Gulden.

Pfund Sterlinge, fingirte englische Münze, ist nicht allezeit in gleichem Werth, sondern steigt und fällt von 10 fl. 45 kr. bis 11 fi. und darüber.

Philippsthaler, gilt 1 fl. 40 kr.

Piastre, spanische Silbermünze, gilt ohngefähr 2 fl.

Pistole, eine französische, oder Louisd'Or, gilt 9 fl. spanische Pistole, sieh Doppie.

Plappert, ein kleiner gilt bey 3 kr.

Poltrak, in Ungarn und Pohlen, gilt 6 Pfennige.

Quatrin, wälsche Scheidmünze, gilt 3 Pfennige.

Real de Plata, spanische Silbermünze, gilt 15 kr. der Real de Vellon gilt 7 kr.

Rosenobel, sieh Nobel.

Rubel, eine moskowitische Münze. Die neuen Rubeln von Silber, gelten 2 fl.

Schilling, Maynzisch, gilt 3 kr.

– – Hamburgisch, 7 Pfennige gut.

– – Brabantisch, 13 kr.

[338] Schilling, Schilling Sterling in England, etwas mehr als 30 kr.

Schwaar, Bremisch, gilt 21/2 Häller.

Skudi, es giebt vielerley, römische, mayländische etc.

Souverain, niederländische Goldmünze, gilt 15 fl.

Silberling, eine alte jüdische Münze, der gemeine hatte ein halb Loth, und galt unsers Gelds 6 Groschen; der heilige Silberling des Tempels aber hatte 1 Loth, und galt 12 Groschen, daß also 30 Silberlinge 15 Thaler ausmachen.

Soldo, wälsche Scheidmünze, gilt 5 Pfennige.

Sol, französische Scheidmünze, gilt 6 Pfennige.

Sterling, sieh Pfund; auch Schilling.

Stüber oder Stüver, holländische Scheidmünze, gilt fast 3 kr. doch ist der Werth nicht allezeit gleich.

Sultaninn, türkische Goldmünze, gilt 2 fl. 30 kr.

Testone, wälsch Silber, gilt 2 Lire, oder 30 kr.

Thaler, Silbermünz: Speziesthaler, ist 2 Kaisergulden.

– – Reichsthaler, ist 1 fl. 30 kr.

– – Philippsthaler, 1 fl. 40 kr.

– – Schwedische Silberthaler, 45 kr.

– – Schlesische Thaler, 1 fl. 15 kr.

[339] Thaler, Löwenthaler, in Holland, 42 Stüber.

– – Laubthaler, ein französisch, 2 fl. 45 kr.

– – Ein französischer alter, oder ein Louis blank, 2 fl. 24 kr.

Toman, fingirte Münze in Persien von 41 fl.

Weißpfennig, sieh Albus.

Weißgroschen, in Böhmen, gilt 6 gute Pfennige.

Zecchinp, venetianische Goldmünze, gilt einen Dukaten.

13. Kapitel

Dreyzehntes Kapitel.
Kurzes Register der Gewichte.

1. Goldgewicht.

Das größte Goldgewicht heißt eine Mark.
Eine Mark hat 24 Karath.
Ein Karath hat 4 Gran.
Ein Gran hat 3 Green.
6. Gran machen 1 Loth. Und aus einer Mark, oder 24 Karathen kann man 63 Dukaten münzen.

[340] 2. Silbergewicht.

Das Silbergewicht ist auch eine Mark.

Ein Pfund Silber, ist 2 Mark, oder 32 Loth.

Eine Mark ist 16 Loth, oder 8 Unzen.

Eine Unze ist 2 Loth.

Ein Loth hat 4 Quint.

Wenn nun alle 16 Loth des Marks lauter Silber sind, so heißt es Fein oder Probsilber.

Ist ein Loth Kupfer darunter, so heißt es ein 15löthiges Silber. Sind zwey Loth Kupfer dabey, so ist es ein 14löthiges Silber.


3. Apothekergewicht.


Ein Pfund hält 24 Loth. Ein Pfund wird bezeichnet mit ℔.

Ein Pfund hat 12 Unzen. Eine Unze wird bezeichnet mit

1.

Eine Unze hat 2 Loth.

Ein halbes Pfund hat 6 Unzen, wird bezeichnet mit ℔. ß.

Ein Quint, oder Drachma hat 3 Skrupel, wird bezeichnet mit

1.

Ein Skrupel ist der dritte Theil eines Quints, wird bezeichnet mit

1.

Ein Skrupel hält 20 Gran, wird bezeichnet mit Gr.

Ein Gran ist so schwer, als ein Gerstenkörnlein.

[341] Eine Guttula ist ein Tröpflein; dieser machen 60 ein Quintlein, wird bezeichnet mit G. Sind also in einem Loth 240, und in eine Unze 480 Tröpflein; dieser gehen auf ein Apotheker Pfund 5880 Guttulä.

Im übrigen bedeutet S, ß, Semis oder Semissimo, halb so viel.

P. 1. Pugillus, ist, so viel man mit 3 Fingern fassen kann.

M. 1. Manipulus, ist eine kleine Handvoll.

No. heißt Numero, das ist, an der Zahl.

Bal-Mar, B.M. Balneum Mariæ, ist der Brennkessel mit heißem Wasser, worinn der Distilierkolbe gesetzet wird.

Colat, heißt Colatura oder Colatum, ist Dasjenige, was durchgesiegen ist.

Ein Löffel voll in Säften oder weißem Wein, wird beynahe für ein Loth gerechnet.

14. Kapitel

[342] Vierzehntes Kapitel.
Alphabetisches Register der Kräuter.

1. Agley, oder Glockenblume.


Die Blumen und Saamen öffnen die Milz, Leber und den Gallengang; sind auch gut wider die Gelbsucht. Aeußerlich sind sie gut wider die Mundfäule und den Scharbock.


2. Alantwurzel.


Treibt die Galle und den zähen feuchten Schleim auf der Brust, Lunge, Magen und Nerven aus; stärket das Herz; schärfet das Gesicht; dienet wider Lungensucht, Blutspeyen, Podagra, Krampf, und wider vergifte Luft. Ist gewißlich eine köstliche Arzney. Man brauchet sie zu Pulver gestossen, mit Zucker, oder mit Honig zu einer Latwerge gemacht. Man machet auch Alantwein, Bier und Brandtewein davon.


3. Andorn.


Dienet trefflich wider den Husten, das Keichen, die Wassersucht, Verstopfung der Leber und Monatzeit; reiniget die Lunge und Brust; machet den Koder auswerfen. Man trinkt ihn, im Wasser, Bier oder Wein gesotten; man soll aber Süßholz, Anis und Rosmarin[343] dazu thun, sonst schadet er der Blase, den Nieren etc.


4. Angelikawurzel.


Vertreibt allerhand Gift; ist gut für die Blähungen, kalten Fieber, Magenbeschwerungen, Engbrüstigkeit und kalte Husten. In dem Munde gekäuet, vertreibt sie das Zahnwehe; heilet auch die tollen Hundsbisse, wenn man sie aufleget. Man nimmt sie ein als ein Pulver, mit Zucker vermischt. Man leget sie auch in Wein und Brandtewein, und läßt sie darinn ausziehen.


5. Anissamen.


Zertheilet die Winde, führet den Schleim von der Brust ab, reiniget die Nieren und die Mutter, vertreibt den Schwindel, stärket das Gedächtniß, und machet Appetit zum Essen.


6. Artischocke.


Die Wurzel, in Wein gesotten, ist gut wider die Harnwinde und Verstopfung, Wassersucht und Saamenfluß. Die Stiele, in Fleischbrühe gekochet, treiben den Harn; geben aber sonst schlechte Nahrung, und machen den Urin übel riechend.


[344] 7. Lattich.


Treibt mit Gewalt die bösen Feuchtigkeiten, und überflüßiges Gewässer aus dem Leibe. Zu einer Latwerge gemacht, und eingenommen, dienet er sonderlich wider die Wassersucht.


8. Augentrost.


Zertheilet die Flüsse der Augen, stärket das blöde Gesicht und Gedächtniß. Man brauchet es als ein Pulver, und thut Baldrianwurzel mit Anis darunter, jedes 1 Loth, welches man Morgens und Abends gebrauchet.


9. Baldrianwurzel.


Die Wurzel, als Pulver eingenommen, oder in Wein gelegt und getrunken, stillet die Harnwinde und das Blutharnen; hilft der Engbrüstigkeit und dem Husten ab; treibt Schweiß und Urin, auch alles giftige Wesen aus dem Geblüte. Vertreibt den stinkenden und ungesunden Nebel, wenn man die Wurzel bey sich trägt.


10. Basilien.


Den Saamen davon, und Ochsenzunge zu Wasser gebrannt und eingenommen, stärket das Herz, und vertreibt die Ohnmacht. Das Kraut, grun auf die Stirne gebunden, vertreibt das Kopfwehe; in Essig gelegt, daran gerochen, wehret ferner die Ohnmacht. Wenn man die Warzen mit einem Messerlein um die Haut herum ein wenig auflöset, und auf dieselben [345] Asche von Basiliensamen streuet, so vergehen sie.


11. Benediktenwurzel.


Die Wurzel dienet sonderlich wider den Schlag, wenn man nämlich dieselbe im Wein siedet, Frühe nüchtern und Abends warm trinket; denn es verzehret den Schleim, der an den Sehnadern klebet. Es bringet auch die Ohnmächtigen wieder zurecht, wenn man die Wurzel für die Nase hält.


12. Bertram.


Ist gut für das geronnene Blut, wenn man nämlich die Blätter mit den Blumen zerstößt, und überleget. Für das Zahnwehe ist dieses Kraut sehr gut: denn wenn man solches im Munde zerkäuet, so zieht es den wässerigen Schleim von dem Haupte, und lindert die Schmerzen der Zähne.


13. Betonien.


Dieses Kraut, als ein Pulver eingenommen, oder als Thee getrunken, heilet fast alle innerliche Krankheiten. Es reiniget die Brust und Lunge von allem Koder; eröffnet die verstopfte Leber und Milz, treibt den Stein in den Nieren aus; dienet wider die fallende Seuche, Schlag, Schwindel, Krampf, Zittern der Glieder; stärket den schwachen Magen, befördert die Dauung, vertreibt die Gelbsucht etc. Gewißlich, dieses Kraut ist nicht genugsam zu loben.


[346] 14. Biberklee.


Ist ein besonders und auserwähltes Kraut wider den Scharbock, und übertrifft bey weitem alle andere Scharbockskräuter. Es reiniget das gesalzene Geblüt von Grund aus, verzehret alle tartarische Feuchtigkeiten, die sich im Magen, Leber und Milz aufhalten. Man kann es als Pulver, oder als Thee, oder den Saft davon Morgens und Abends einnehmen. Wenn man die gedörrten Blätter als wie Toback aus Pfeifen rauchet, so giebt er einen lieblichern Geruch als der Toback von sich, machet auch den Kopf nicht dumm oder trocken, und ist ein herrliches Mittel die Hauptflüsse auszuziehen.


15. Bibernellwurzel.


Ist gut wider alles Gift, befördert die Dauung, reiniget die innerlichen Geschwüre, treibt den Schweiß und Harn, stillet die Harnwinde. Man brauchet sie als ein Pulver; man machet auch Tränke und Tinkturen daraus. Wenn man diese Wurzel im Weine siedet, und in dem Munde hält, so zieht sie viel Schleim heraus, und lindert das Zahnwehe.


16. Borragen.


Mindert und besänftiget die schwarze verbrannte Galle; stärket und erquicket die Lebensgeister, und befreyet selbe von den Dämpfen der schwarzen Galle; benimmt das Herzklopfen; reiniget das Geblüt; dienet auch den Milz- und [347] Lungensüchtigen. Man kann es als Pulver oder Thee brauchen.


17. Braunellen.


Ist ein edles Wundkraut; dienet daher in der Bräune und Halsgeschwüren, und zu allen Wunden, sowohl in der Lunge als anderer Orten; zertheilet das geronnene Geblüt, stillet die Zahnschmerzen; wird auch insgemein zu Gurgelwasser und Aufschlägen gebraucht.


18. Brunkresse.


Das Kraut und die Blume davon wird gebraucht in Stein und Sand; ist auch gut zur verstopften Milz und Leber, besonders im Scharbock. Es ist aber besser, man brauche selbe frisch, als gedörrt: weil das flüchtige Salz gar leicht daraus verschwindet.


19. Kamillenblumen.


Diese Blumen, gesotten und getrunken, reinigen die Brust und Lunge; eröffnen die Verstopfung der Leber, Milz, Nieren und Blase; befördern die Aftergeburt, und treiben die todte Geburt aus. In warme Lauge geweichet, und den Kopf darmit gezwaget, machen sie ein hübsches Haar.


20. Kardobenediktenkraut.


Dienet wider allerhand Gift und die Pest, wider das viertägige Fieber, Seitenstechen, Nieren- und Leibwehe. Tödtet die Würmer, und treibt den Schweiß. Räumet die Brust; [348] benimmt das Keichen, die Engbrüstigkeit und Dörrsucht; reiniget das scharbockische Geblüt. Man brauchet es als ein Pulver im Weine, Bier oder Brandteweine ausgezogen.


21. Ehrenpreiß.


Ist ein überaus heilsames Kraut: es dienet zur Brust, ist gut für Geschwüre der Lunge, Verstopfung der Leber, Milz, Lungen- Gallen- und Schwindsucht; erwärmet den Magen, stärket die Dauung, machet Lust zum Essen; reiniget das versalzene, scharfe und hitzige Geblüt. Gewiß ist es, daß der Ehrenpreiß, Morgens als Thee getrunken, eben die Dienste, ja vielleicht noch bessern Nutzen leistet, als der holländische Thee selbst.


22. Engelsüß.


Die Wurzel dieses Krautes führet die verbrannte Galle und zähe Feuchtigkeit aus; ist deßwegen gut für die verstopfte Leber, Milz und Krößadern; wie auch im Scharbocke und Schwachheit der kurzen Rippen.


23. Enzianwurzel.


Man brauchet sie meistens in Wein als Extrakt und Tinktur; selten aber, wegen der Bitterkeit, in Pulver. Sie lindert die Magenschmerzen und den Durchlauf; ist gut in der Gelb- und Wassersucht; treibt auch den Urin und monatlichen Fluß.


[349] 24. Erdrauch, oder Taubenkropf.


Dieses Kraut dienet der Milz und Leber; führet die gallichten und gesalzenen Feuchtigkeiten aus; eröffnet und stärket die Lebensglieder; reiniget das Geblüt, befördert den Harn; widerstehet dem Gifte: ist also sonderlich gut wider den Scharbock, und andere Milz-und Gekrößkrankheiten. Erdrauch und Ochsenzunge, die Kräuter genommen, und zweymal so Viel Geißmilch dazu, des Morgens etliche Tage nach einander einen warmen Trunk davon gethan, reiniget das Geblüt, öffnet die innerliche Verstopfung, treibt aus die verbrannte Galle und Melancholey.


25. Fenchelsamen.


Stärket den Magen und das Gesicht; ist gut für den Schwindel; zertheilet den zähen Schleim, und treibt die Winde. Vertreibt den Husten, und vermehret den Weibern die Milch. Wird als ein Pulver eingenommen.


26. Gänßblümlein, oder Margarethenblümlein.


Wenn man die Blümlein in Wein oder Wasser siedet, und bey Schlafenszeit davon trinket, vertreiben sie den Krampf; eröffnen die verstopfte Leber, und bekommen den Engbrüstigen, Wassersüchtigen und Hypochondrischen wohl. Sie geben auch gute Hülfe in dem hitzigen Podagra, wenn man sie zerstößt, und[350] überleget; etliche thun frische ungesalzene Butter, und zerstossene Pappelknospen dazu.


27. Garbenkraut oder Schafgarbe.


Treibt den Harn und Stein; eröffnet die Leber, und dienet gegen die Wassersucht. Man trinket sie wie Thee; machet auch Essenzen davon. Als ein Gurgelwasser heilet es die Mundfäule.


28. Gundelrebenkraut.


Ist ein herrliches Mittel zur Eröffnung der Krös-Leber- und Lungenverstopfung: denn es löset auf, und vertreibt den zähen Schleim auf der Lunge, Nieren und andern Theilen des Leibs. Man brauchet es als ein Pulver, oder wie Thee, oder frisch als Salat. Wenn man die Gundelrebenblätter frisch und grün in Baumöl beitzet, eine gute Zeit an die Sonne stellet, und ein wenig davon einnimmt, so ist es eine wunderbarliche Arzney in der Kolik.


29. Hauswurzel.


Kühlet im dritten Grade; ist also gut, die Hitze in Gallfiebern zu stillen, löschet auch den Durst. Der ausgepreßte Saft, mit Zucker eingenommen, ist gut zu hitzigen Fiebern. Aeußerlich vertreibt dieser Saft die Warzen und Hühneraugen; wie auch das Halsgeschwür, und dessen Entzündung. Wenn solcher Saft mit Weibermilch vermischet, und vorne aufs Haupt gelegt wird, so stillet es die Unsinnigkeit wunderbar.


[351] 30. Holzwurzel.


Im Weine und Wasser gesotten, ist eine gute Blutreinigung, und dienet sonderlich in Mutterkrankheiten.


31. Hopfen.


Wird gebraucht zum verstopften Milz und Leber; wie auch in der Gelbsucht. Die Hopfenknöpflein oder Schößlein, wenn sie aus der Erde kommen, brauchet man zum Salat; sie reinigen das Geblüt, und heilen die Krätze.


32. Huflattich.


Ist bey alten, keichenden und schwindsüchtigen Husten zu gebrauchen. Man genießt sowohl die Blumen als Kraut in Pulver, oder als einen Thee mit Zucker; doch ist es frisch am besten.


33. Ysop.


Thut fast eben den Dienst, als der Huflattich. Führet den zähen Schleim von der Brust aus; säubert die Lunge; stärket den blöden Magen; treibt Grieß und Lendenstein; ist gut wider die Harnwinde, Engbrüstigkeit und Würmer im Leibe. Ist als Pulver, oder wie Thee einzunehmen.


34. Körbelkraut.


Eröffnet und reiniget die Brust, und das Geblüt. Ist gegen Lungensucht und Engbrüstigkeit sehr nützlich. Man kochet es im Wasser, machet eine Brühe auf Suppen, oder einen [352] Saft davon, und wird auch zu Wasser gebrannt.


35. Lavendel.


Dienet gegen den Schlag, Krampf, Schlafsucht, Zittern der Glieder. Treibt den Harn, befördert die Geburt. Gekäuet, zieht er die Flüsse von dem Haupte. In Essig gesotten, und im Munde gehalten, stillet er die Zahnschmerzen. Das gebrannte Wasser ist gut in Ohnmachten, vertreibt den Schwindel, und stärket das Gedächtniß.


36. Leberkraut.


Heilet und eröffnet Milz, Leber und Lunge; stillet das Blutspeyen, treibt den Harn und widersteht der Fäulung. Man kochet es in Wasser.


37. Löffelkraut.


Ist eine treffliche Blutreinigung, eröffnet die Leber, Milz und Krösgeäder. Wenn man dieses Kraut frisch ißt, dienet es wider den Scharbocke. Wenn man es käuet, vertreibt es die Fäulung des Zahnfleisches. Ein Gleiches thut auch der Brunnenkreß.


38. Lungenkraut.


Heilet und heftet zusammen. Wird absonderlich in der Lungensucht gebraucht. Aeußerlich das Pulver von dem Kraute in die Wunde gestreuet, heilet und zieht dieselbe zusammen.


[353] 39. Majoran.


Stärket Haupt, Hirn, Nerven, Mutter und Magen: zertheilet und treibt die Winde. Wird unter dem Schnupftoback oder Nießpulver gebraucht.


40. Melissen.


Stärken Haupt, Herz und Magen. Vertreiben die Melancholey, widerwärtige Träume, Schlag, schwere Noth und Schwindel. Das Kraus, im May in Wein gelegt und getrunken, widersteht dem Gifte, reiniget die Brust, erfreuet das Herz, erwärmet den Magen, verzehret das Geblüt, und hilft allen innerlichen Gebrechen der Brust.


41. Milzkraut.


Dienet zu dem Milze. Wenn das Milz sehr erhärtert ist, so erweicht es dasselbe. Heillet die Gelbsucht; treibt den Harm, Stein, und der Weiber Zeit.


42. Münze.


Dienet dem erkälteten Magen, gegen Schlucken, Grimmen, Winde, Verstopfung der Leber und Schwindel etc. Man machet Brandtewein, oder einen Geist daraus.


43. Natterwurzel.


In Wasser gekochet, dienet zum Gurgeln gegen die Zahnflüsse. Das Pulver davon, stillet den Durchlauf und die rothe Ruhr. Streuet [354] man dieses Pulver äußerlich in die Wunde, so stillet es das Blut und befördert die Heilung.


44. Nieswurzel.


Die schwarze Nieswurzel purgieret stark die schwarze Galle und Melancholey; man soll aber in dem Gebrauche der Sache nicht Zuviel thun; denn es erfodert starke Leute. Weiße Nieswurzel purgirt über und unter sich gar geschwind; ist deßwegen nicht oft im Gebrauche. Sie machet auch niesen, daher heißt man sie Nieswurzel.


45. Odermenig.


Ist ein edles Leber- und Milzkraut. Wenn man es in Wasser kochet, und selbiges als Thee trinket, eröffnet und stärket es Leber und Milz; vertreibt die Gelb-Bleich- und Wassersucht. Ist gut für die rothe Ruhr, in Stein- und Blutharnen,


46. Ochsenzunge.


Dienet als ein Salat, und hat gleiche Wirkung wie die Borragen. Das daraus gebrannte Wasser erwärmet, befeuchtet, temperiret die Galle, und nutzet dem Herzen. Sieh oben Borragen.


47. Pappeln.


Frisch, oder im Safte, oder als Thee gebraucht, lindern sie die Schärfe des Urins, und die daher kommenden Schmerzen, wie [355] auch die Husten und Heiserkeit. Sie helfen auch zur Beförderung der Geburt und Nachgeburt.


48. Petersill.


Oeffnet, machet dünn, und treibt den Harn gewaltig. Wird gebraucht wider Verstopfung der Leber, Milz, Nieren und Blase. Ist gut gegen Sand und Gries; wie auch im Husten, in der Gelbsucht, und verstopfter Weiberzeit.


49. Poley.


Mit weisen Wein gesotten und getrunken, treibt die Harn- und Lendensteine, und eröffnet alle Verstopfung; treibt die Gelb- und Wassersucht, ist gut wider Milzwehe; befördert die Geburt, und alles Andere bey den Weibern.


50. Quendel.


Wird sonderbar gebraucht, die Weiberzeit zu befördern, den Urin zu treiben, und im Blutausspeyen. Stärket das Haupt, die Mutter und den Magen. Machet Ruhen, und vertreibt den Schwindel.


51. Rauten.


Weinrauten stärken den Magen, das Haupt, Gesicht und Nieren. Widerstehen dem Gifte und Scharbocke. Sind gut wider den Schlag, die Schlafsucht und hinfallende Seuche. Der Saft, in die Augen getröpfelt, machet dieselben hell und rein. Rauten zerstoßen und übergelegt, [356] stillet das Nasenbluten; auf die Schläfe und Fußsolen mit Salz, Brod und etwas Essig gelegt, ziehen sie in hitzigen Fiebern die Hitze aus dem Kopfe heraus. Die schwangern Weiber sollen nicht Viel und nicht oft davon einnehmen.


52. Roßmarin.


Oeffnet die verstopfte Leber, Milz, Nieren. Ist gut für das Haupt, wider Schlafsucht, Schwindel; für die kalte Mutter und Nerven. Kuriert die Gelbsucht, und den weißen Fluß der Weiber. Zertheilet den zähen Schleim; wird deßwegen gebrauchet in dem Schlage, schweren Noth, verkälteten Magen, kontrakten Gliedern, und dummem Haupte.


53. Saffran.


Er steht dem Herzen und der Lunge also bey, daß man ihn eine Seele der Lunge heißt. Reiniget und stärket die Leber, Brust, Milz und Mutter. Machet das Herz fröhlich; ist daher gut gegen Herzklopfen, Herzzittern, Ohnmachten und Schwachheiten. Er bekömmt den Lungen und Schwindsüchtigen, Engbrüstigen und keuchenden Leuten über die Maßen wohl.


54. Salbay.


Salbey, in Wein oder in Wasser gesotten und getrunken, ist dem ganzen innerlichen Leibe sehr nützlich. Dienet wider Gift, Franzosen, Schlafsucht, Schlag, Gries, Gelbsucht, Husten, Lähmung der Glieder, Zittern und [357] Blutspeyen. Reiniget den Magen, machet Lust zum Essen, und einen wohlriechenden Athem. Die Blättlein gekäuet, reinigen das Hirn, und ziehen den Schleim herab; sie sind auch sonderbar gut für die Mundsäule. In Wasser gesotten, und das Haupt darmit gewaschen, machen sie schwarze Haare, vertreiben die Mülben, und heilen den Grind.


55. Sanickel.


Reiniget das Geblüt; dienet im Blutspeyen, in der Ruhr, in Lungen- und Nierengeschwür, wenn man es in Wasser gekochet, als Thee trinket. Ist auch ein treffliches Wundkraut, innerlich und Aeußerlich zu gebrauchen, heilet die Geschwüre, Fisteln und die Brüche.


56. Sauerampfer.


Ist gut für Leber und Herz, widersteht der Fäulung, machet Appetit, löschet den Durst, und stillet die Galle, und ist derhalben gut in hitzigen und pestilenzischen Fiebern. Sauerampfer zum Fleische gelegt, machet selbes mürb. Der Saft davon, um die Augen gestrichen, machet selbe klar und hell.


57. Skabiosen.


Werden vornehmlich zu der Brust und Lunge gebraucht; denn sie reinigen dieselbe von allem Koder, lösen den zähen Schleim ab, erweichen und zertheilen die Geschwüre, und innerliche Brustaposteme, und machen leicht auswerfen. [358] Man kann es anstatt eines ordinairen Trankes gebrauchen.


58. Schafgarbe.


Sieh oben Garbenkraut.

59. Schlüsselblume.


Wird gebrauchet unter Thee; dienet sonderlich wider Hauptkrankheiten, Schlag, Gicht, und Gliederschmerzen. Schaffet großen Nutzen im Oodagra, wenn man den Saft von den zerstossenen Blättern überschlägt.


60. Schwalbenwurzel.


Treibt den Schweiß, Gift und Urin. Bringet die verstopfte Weiberzeit wieder. Stillet das Herzklopfen und die Ohnmachten. Der Saamen davon treibt den Stein.


61. Schwarzwurzel.


Heilet Lungen- und Nierengeschwüre. Ein Pflaster davon gemacht, dienet äußerlich in Brüchen, Beulen, Gliederschmerzen und Verwundungen.


62. Senetblätter.


Säubern, purgiren und führen die melancholischen, gallichten, wässerigen und schleimigten Feuchtigkeiten vom Haupte, Gehirne, Lunge, Magen, Leber, Milze und Gekröße ab, absonderlich dienen sie in den Krankheiten, die von der schwarzen Galle und andern Geblütsunreinigkeiten herkommen. Sie machen innerlich [359] Grimmen; daher soll man allezeit präparirten Weinstein, oder dessen Salz dazu nehmen.


63. Spargel.


Wärmet, trocknet und säubert mäßig. Vor sich selbst, oder mit andern Speisen gekochet, und gegessen, dienet sie sehr wohl gegen Hauptschwachheiten, die von dem Magen und der Leber herkommen; wie auch in Magen- und Brustkrankheiten, und sonderlich in der Lungen- und Schwindsucht.


64. Spikanard.


Hat die Natur des Laventels. Wird gebrauchet wider den Schlag, Krampf, Schwindel, Schlafsucht, Zittern der Glieder, auch feuchte Flüsse und Katharren. Sieh oben Laventel.


65. Spinat.


Ist gut zur Lunge. Aeußerlich kühlet er die Leber und den Magen, wenn man ihn überleget. Dessen öfterer Gebrauch aber machet melancholisches Geblüt und Aufblähung.


66. Springkraut.


Purgieret unter und über sich. Wenn man ein Wenig von den Körnern desselben unter den Schnupftoback reibt, so verursachet es ein entsetzliches Brennen in der Nase.


67. Stabwurzel, oder Gartenhopfen.


Wenn man die obern Spitzlein davon im August sammelt, in Wein oder Wasser siedet, [360] und Honig oder Zucker dazu nimmt, so ist es eine edle Medizin wider das Keuchen, denn es räumet die Brust, zertheilet allen zähen Schleim der Lunge und der Nieren, vertreibt das Herzgesperr, stillet das tröpflichte Harnen, leget und stillet allen Wehethun im Leibe, und widersteht der Fäulung. Das Kraut zu Aschen gebrannt, und im Honig zu einer Salbe gemacht, machet das Haar wachsen, wenn man es darmit etliche Tage bestreichet.


68. Süßholz.


Ist eine edle Arzney für die Brust, Lunge, Leber, Nieren und Blase: denn es zertheilet, reiniget, mildert und befeuchtet, versüßet auch das Geblüt, und treibt Gries, Sand und Schleim, durch den Harn; ist gut für den Magen, weil es gelinde erwärmet, denselben stärket, und die Dauung befördert: denn es hat eine gelinde zusammenziehende Kraft an sich.


69. Taubenkropf.


Sieh oben Erdrauch.

70. Tausendguldenkraut.


Dienet der Leber und Milz; führet die gallichte und zähe Feuchtigkeit aus dem Leibe, tödtet die Würmer, reiniget das Geblüt, und befördert der Frauen Zeit. Man brauchet es als Pulver, oder in Wasser wie Thee getrunken.


[361] 71. Tormentill.


Wenn man sie in Brandtewein auszieht, treibt sie den Schweiß und Gift aus; daher ist sie in der Pest gut zu gebrauchen. Ist ein gutes Wundkraut, und ist nicht bald ein Gewächs zu finden, das allerhand Bauch-Mutter- und Blutflüsse, dieser Wurzel gleich stillet.


72. Wachholderbeere.


Reinigen die Leber, Brust, Lunge und Nieder. Treiben die Winde, den Harn, Lendenstein, Sand und Gries. Zertheilen den groben, kalten und zähen Schleim. Reinigen das Geblüt, behüten vor dem Schlage und Schwindel etc. Gewißlich, sie sind nicht genugsam zu loben. Nimm alle Tage Morgens 3 bis 5 ein, so wirst du Wunder sehen. Die schwangeren Frauen aber müssen sie nicht gebrauchen.


73. Wegerich.


Wird gebraucht zu allen Versehrungen der Lunge, Leber, Milz und Muter, wie auch in Bauchflüssen, Blutauswerfen, im starken Weiberfluße, in Fiebern. Aeußerlich wird es gebraucht zur Heilung der Wunden, und alten Geschwüren.


74. Wegtritt.


Im Weine gesotten und getrunken, oder das gebrannte Wasser davon mit seinem gepulverten Saamen eingenommen, stillet alle Bauchruhr, Blutausspeyen, und überflüßigen [362] Weiberfluß; treibt aus allerhand Gift, den Stein und Gries. Der Saft aus diesem Kraute ist gut wider das kalte Fieber, so man solchen eine Stunde zuvor einnimmt; man leget auch das Kraut auf die Puls in dem dreytägigen Fieber.


75. Wegwart oder Cichorien.


Ist eine auserwählte Arzney wider die Entzündung der Leber. Kühlet und eröffnet die Leber und Milz. Führet die Galle und den weißen Schleim durch den Stuhlgang aus. Dienet trefflich in Fiebern, in Gelb-und Wassersucht. Man brauchet Kraut und Wurzel. Man kann entweder den ausgepreßten Saft einnehmen, oder in Wein, Bier und Wasser kochen und trinken, oder die Wurzel überzuckert essen.


76. Wermuth.


Man kann das Kraut in Wein, Bier, Wasser oder Geisemilch kochen, oder darinnen den Saft anspressen, und im May trinken, so führet es die unreine Galle aus; erwärmet den schwachen Magen; reiniget das Geblüt; befördert die Dauung; machet Appetit zum Essen; heilet die Gelb- und Wassersucht. Aeußerlich auf die Schläfe gelegt, befördert es den Schlaf. Auf die Fußsolen gebunden, zieht es die Geschwulst aus. Der Rauch davon stärket das Gehör, und stillet das Sausen der Ohren. Zu den Kleidern gelegt, vertreibt es die Motten und Schaben.


[363] 77. Wullkraut oder Königskerze.


Zertheilet, lindert die Schmerzen, wird gebraucht in Brustkrankheiten, Husten, Lungensucht, Blutausspeyen, Bauchgrimmen, und in allen innerlichen Schmerzen und hitzigen Geschwüren: entweder das Pulver davon genommen, oder als Thee getrunken. Das Kraut, oder die Blumen in Wasser gesotten, ist ein bewährtes Hilfsmittel wider alle hitzige Geschwüre, und sonderlich wider das Zipperlein oder Podagra, warm mit Tüchlein aufgelegt. Die Wurzel braucht man als ein kräftiges Verwahrungsmittel gegen alle Katharren, absonderlich den Schlag. Man sammelt sie aber an dem letzten Freytage im abnehmenden Monde, vor Aufgange der Sonne, zwischen dem 15 August und 8 September; alsdann reiniget man sie, und trocknet selbe an einem schattigten Orte. Wenn man ein Stücklein in Gold wickelt, und an den Hals hänget, so hat es eine wunderbare Kraft wider alle Flüsse des Leibs.


78. Wurmkraut.


Dieses Kraut mit den Blumen stärket den Magen, und treibt die Würmer. Ist gut gegen die Kolik, Fieber und Wassersucht. Man brauchet es als in Pulver Wein oder Bier; man machet auch einen Saft oder Extrakt daraus.


[364] 79. Zaunrüben.


Treiben stark den Harn und die monatlichen Zeiten. Dienen in der Wassersucht, Engbrüstigkeit und im Schwindel. Reinigen die Geschwüre; verträuben die Mäler; zertheilen das geronnene Geblüt. Innerlich brauchet man sie in Wein ausgezogen. Aeußerlich gleichfalls in Wein oder Essig.


80. Zungenblatt.


Dienet wider den Stein und die Harnwinde. Wenn man es in Wasser kochet, und sich darmit gurgelt, so bringet es das gefallene Halszäpflein wieder zurecht. Das Kraut, oder die Wurzel zu Pulver gestossen und in Wein getrunken, ist ein bewährtes Mittel wider das Aufsteigen der Mutter. Es heilet auch den Kindern die Brüche, wenn man ihnen von der gepulverten Wurzel ein Quintlein mit gesottener Wallwurzbrühe, etliche Tage nach einander, Frühe zu trinken giebt. NB. Man muß aber den Bruch zuvor wohl mit dem Gebäude versehen, denn von dieser Arzney rühret sich der Bruch im Anfange heftig.

15. Kapitel

[365] Fünfzehntes Kapitel.
Gemeine Arzneymittel, womit man sich in Krankheiten selbst helfen kann.

1. Wider das Kopfwehe.


Nimm Hauswurzel, zerknirsche sie und lege sie über die Stirne und auf das Genick. Oder netze ein Tüchlein in kaltes Wasser, und lege es über die Stirne.


2. Das man keinen Rausch bekomme.


Iß früh Morgens bittere Mandelkörner; oder trink einen Löffel voll Baumöl. Wer aber schon berauscht ist, der trinke einen guten Trunk Essig oder Kaffe, so wird er wieder nüchtern. Ein rauschiger Mensch thut sehr wohl, wenn er auf die Nacht, ehe er ins Bette geht, einen guten Trunk frisches Wasser trinkt, so wird ihm der Kopf den andern Tag nicht wehe thun.


3. Wider die Hauptflüsse.


Warmen Essig in Mund gehalten, wehret die herabfallenden Hauptflüsse, befestiget auch [366] die wackelnden Zähne. Oder, stecke einen Federkiel, woran noch Federn sind, in die Nasenlöcher, oder in den Hals hinunter, so weit du es leiden magst, da wirst du Wunder sehen, was für Schleim von dem Kopfe und der Brust herauskomme.


4. Für einen schwachen Kopf.

Nimm weißen Kümmel in ein Säcklein, lege es auf das Haupt: es hilft gewaltig.

5. Gegen den Schwindel.

Bestreich den Kopf mit Lavendelwasser. Oder käue öfters im Munde Kümmel, Koriander oder Kubeben, und behalt es ein wenig darinn.


6. Gegen den Schlag.


Trink alle Nacht, wenn du ins Bette gehst, ein gutes Glas voll Wasser aus. Oder iß öfters frühe Morgens nüchtern ein Senftkörnlein.


7. Wenn Einer vom Schlage getroffen.


Sobald Einer vom Schlage getroffen wird, soll man ihn stark schütteln, auch die Haare oben auf dem Kopfe mit einem Scheermesser abscheeren, und einen Laßkopf darauf setzen, auch alsogleich ihm eine Ader eröffnen. Am besten wäre es, wenn einem solchem Kranken sogleich die Halsadern geöffnet würden, denn auf solche Weise könnte Mancher errettet werden. Oder, man kann ihm alsobald ein Vomitiv eingeben, welches auch sonderlich gut ist.


[367] 8. Daß man nicht leichtlich das Podagra bekomme.


Man soll täglich, ehe man ins Bette geht, die Füße mit s.v. Urin waschen, so wird man das Podagra nicht leichtlich bekommen.


9. Wider die Schmerzen des Podagra.


Siede frischen Kühe- oder Rinderkoth, mit Honig, und lege es warm mit einem wollenen Tuche über. Oder stelle die Füße in ein fließendes kaltes Wasser, und behalt sie 2 bis 3 Stunden darinn. Oder tunke ein Tüchlein in den Urin eines kleinen Knabens, und lege es über, und dieses öfters, so zieht es die Hitze aus, und stillet die Schmerzen. Oder schmiere den schmerzhaften Ort mit Zwiebelsaft.

Oder nimm einen alten scharfen Kühekäse, erweiche selben in einer Schweinschmeerbrühe, stoß ihn in einem steinernen Mörser zu einem Brey, und lege es über. Dieses erweicht die Haut, und machet den Kalk nach und nach ausfallend, bis das Uebel völlig geheilet ist.

Oder stoß wohlzeitige schöne Wachholderbeere in einem Mörsel, hernach thu sie in ein glasirtes Geschirr, gieß einen sehr starken Wein darauf, decke und stopfe es wohl zu, daß keine Luft heraus geht, rühre es des Tages dreymal mit einem hölzernen Kochlöffel wohl um, laß es 15 Tage lang stehen. Alsdann distillire [368] es in Balneo Mariæ. Dieses Wasser heb auf, als den besten Schatz. So oft sich nun das Podagra anmeldet, tunke ein Tüchlein in dieses Wasser, und reib das Glied darmit vor einem warmen Ofen; nimm auch Morgens einen Löffel voll von diesem Wasser ein, und schwitze darauf. Dieses Mittel ist gewiß probirt und bewährt befunden worden an vielen fürstlichen Höfen.


10. Wider den Stein.


Stoß Kieselsteine zu Pulver, vermische es mit Nesselsamen und Honig zu einer Latwerge, und nimm alle Morgen davon ein. Oder sied Eberkraut in Bier, und trink es Abends und Morgens; es hilft.

Oder brenn das Vögelein, Zaunschlieferlein genannt, zu Pulver, und nimm täglich einen Messerspitz davon mit Ehrenpreißwasser ein. Oder dörre Froschlebern, stoß sie zu Pulver, und nimms in Steinbrechwasser oder weißem Wein ein.

Oder iß Morgens nüchtern einen Kern aus dem Pfersigsteine. Oder iß öfters etwas von einem Karpfensteine. Oder nimm im Paroxismus die Galle von einem Karpfen in einem Becherlein Wein ein.


11. Wider die Kolik oder das Bauchgrimmen.


Nimm Krebsaugen, Hechtkiefern, Hirschhorn und Weinstein, stoß Alles zu Pulver, und nimm es in einem Löffel voll warmen [369] Wein ein. Oder presse 3 Tropfen aus Pferdkoth, nimm sie in Brandtewein ein, und halt dich warm. Oder sied rohes Garn in Wasser und Aschen, drucke das Garn aus, und lege es warm auf den Leib.


12. Wider Verstopfung des Urins.


Sied Petersilkraut und Kümmel, jedes eine Hand voll in Wasser, und trink davon. Oder nimm eine Lattichlatwerge ein. Dieses treibt gewaltig das Wasser.


13. Wider die Sprachlosigkeit vom Schlage.


Laß Bibergeil in Wein zergehen, und tröpfle etliche Tropfen davon auf die Zunge. Oder stoß Bibergeil zu Pulver, und lege es dem Patienten unter die Zunge. Oder stecke ein Stück von Rollentoback anstatt eines Zäpfleins in den Hintern, und bind einen Bindfaden daran.

Oder nimm Negeleinöl, laß 1 oder 2 Tröpflein davon auf ein wenig klein geriebenen Zucker fallen, und unter die Zunge nehmen, du kannst auch gestossene Gewürznegelein mit Wein vermengen, und öfters die Zunge darmit reiben.


14. Wider das kalte Fieber.


Wider dieses Fieber soll man erstlich purgiren, und hernach öfters schwitzen. Man kann, ehe das Fieber kommen will, einen gerechten venetianischen Theriak in Brandtewein einnehmen, [370] und darauf schwitzen. Oder man kann Mithridat in Eßig einnehmen, und darauf schwitzen. Oder nimm Wermuth und Pfeffer in Brandtewein ein, oder etliche Morgen Wermuthsalz im warmen Bier.

Oder man soll dem Patienten eine große Kreuzspinne in einer Nuß an den Hals hängen, und etliche Tage daran hangen lassen. Oder nimm Ganskoth, dörre ihn, und thu ihn alsdann in einem Tüchlein in einen neuen Hafen mit Wasser, laß solches ein oder zwey Finger tief einsieden, und gieb es ihm zu trinken.

Oder nimm frisches Brunnenvasser, Brandtewein, Essig und Wein, Eines so viel als das Andere, mische Alles unter einander, und gieb dem Patienten einen Löffel voll davon ein, ehe das Fieber kömmt, und laß ihn darauf schwitzen. Oder nimm 3 Krebse, stelle selbe auf den Kopf in ein Glas Wein, und laß sie darinn über Nacht ersaufen, alsdann thu die Krebse heraus, den Wein aber sammt dem von den Krebsen hinterlassenen Schleim rühre wohl auf, und gieb es dem Kranken ein, wenn das Fieber kommen will.


15. Wider das hitzige Fieber.


In hitzigen Krankheiten soll man gleich Anfangs schwitzen. Man kann ein halb Quint von der Wurzel Ipecacuanha oder sonst Etwas zum Brechen einnehmen. Die ersten 3 Tage soll man Aderlassen, später gar nicht. Uebrigens [371] soll man sich hüten vor hitzigen Sachen, Gewürz, Wein etc. Man soll sich auch gleich am ersten Tage, wenn sich die hitzige Krankheit ansetzen will, ein Schrepfkopf aufsetzen lassen: denn dieses Mittel hat viel tausend Menschen beym Leben erhalten.

Damit du aber von der hitzigen Krankheit nicht angesteckt wirst, sollst du niemals nüchtern zu einem solchen Menschen gehen, sondern allezeit zuvor Etwas zu dir nehmen, es sey nun Thee, Kaffee, oder eine Suppe. Oder du kannst alle Morgens 40 bis 50 Tropfen von dem Elixir Proprietatis mit Wein oder Brandtewein einnehmen. Oder käue, ehe du zu einem solchen Kranken gehst, Angelika- oder Meisterwurzel, oder iß Wachholderbeere. Bey dem Kranken sollst du niemals den Speichel hinunterschlucken, sondern fein fleißig ausspeyen. Du sollst dich auch nicht zu nahe zum Kranken bücken, damit du nicht Etwas von seinem Athem in dich ziehest.


16. Wider die Pest.


Zur Pestzeit ist das beste Mittel öfters schwitzen. Man soll auch öfters unter Tags Angelika, Alant, oder Wachholderbeere essen. Oder man kann alle Morgens einen Messerspitz voll Theriak, oder in der Woche öfters 5 bis 6 Tropfen Schwefelbalsam einnehmen. Oder man soll Knoblauch und Rauten in gutem Weinessig sieden, und zu Morgens und Abends [372] davon trinken; dieses ist gewißlich ein treffliches Mittel wider die Pestilenz.

Aeußerlich soll man eine in der Sonne gedörrte Kröte bey sich tragen, vorne am Halse hinunter; auch soll man sie an die Fenster stecken. Oder man kann eine große Zwiebel aufschneiden, und vor das Fenster oder in das Zimmer hängen, so zieht selbe die böse Luft an sich. Item, soll man Wachholderbeere auf eine Glut legen, und das Zimmer, ja das ganze Haus öfters darmit ausräuchern.


17. Wider die Pestbeulen.


Lege warmes Brod darauf. Oder mache aus Hühnerkoth und Eyerklar ein Pflaster, und lege es warm auf, so zieht es das Gift heraus.


18. Wider das Phantasiren in hitzigen Krankheiten.


Man soll eine lebendige Taube zerreißen, und dem Patienten warm auf die Fußsolen binden. Oder man kann Essig mit Salz mischen, die Hände inwendig, und die Fußsolen darmit reiben.


19. Wieder offene Schäden.


Mache reines Wasser in einem neuen Hafen heiß, und gieß es auf einen ungelöschten Kalk in einen andern neuen Hafen; laß darinn so lang sieden, bis es klar und lauter wird, und sich der Kalk unten am Boden gesetzt hat; alsdann gieß das lautere Wasser heraus, also, [373] daß der Kalk unverrückt bleibt; thu es in ein sauberes Glas, oder anderes Geschirr, vermache es wohl, und behalt es zur Nothdurft. Gewißlich, es heilet alle offene Schäden, nur warm in einem Tüchlein überlegt.


20. Wider den Wurm am Finger.


Mache Ochsengalle siedheiß, und stecke das Glied darein. Oder stoß Knoblauch, mische ihn mit Schmeer zur Salbe, und lege es über. Oder lege s.v. Menschenkoth warm über.


21. Wider die Würmer in den Ohren.


Thu Wermuthsaft oder bitteres Mandelöl darein, oder auch deinen Speichel. Oder mische den Saft von Zwiebeln mit Honig, und thu es darein.


22. Wider das Sausen und Brausen der Ohren.


Dieses Uebel kömmt meistens her, wenn Ohrenschmalz darinn stecket; daher soll man die Ohren mit einem Ohrenlöffelein ausputzen. Kömmt es aber anderswo her, so lege hinten auf den Nacken ein Goldkäferlein. Oder vermische weißen Weihrauch mit süßem Wein, und laß es in die Ohren tröpfeln.


23. Wider die Gehörlosigkeit und übels Gehör.


Nimm heißes Rokenbrod, so erst aus dem Ofen gekommen, und halt es eine Zeitlang für [374] die Ohren. Oder thu 2 bis 3 Tropfen Schwefelöl mit Baumwolle etliche Tage lang in die Ohren. Oder sied Bohnen in Wasser, bis sie gekochet sind, darnach gieß die Brühe davon, und lege die gekochten Bohnen in eine Schüssel, stelle einen Trüchter darüber, und laß den Dampf etliche Tage nach einander in das Ohr gehen. Oder schabe Rettich, thu Salz daran, und laß es 24 Stunden stehen, darnach thu den Saft herunter, und laß ihn mit Baumwolle in die Ohren laufen.


24. Wider die Würmer im Bauche.

Nimm Wermuthöl ein, oder schmiere den Bauch darmit. Oder sied Knoblauch in Milch, und trink es.

25. Wider den Bruch oder Leibschaden.

Wenn ein Kind einen Bruch hat, so schmiere es mit Fuchsschmalz. Wenn aber ein Knabe von 10 oder 12 Jahren einen Bruch hat, dem mache einen Gurt, und schmiere ihn mit Fuchsschmalz.

Wenn aber ein Mann einen Bruch hat, der übrig groß ist, der gürte den Bruch auch hinein, und nehme Sanickel, koche selben in Wein und Wasser, und trink ihn; den Bruch aber soll er mit Fuchsschmalz schmieren.


26. Wider die Hühneraugen an den Füßen.


Zerstoß Knoblauch, lege ihn darauf, so faulen sie aus. Oder nimm ein Speckschwärtlein, schneid das Fette davon, und lege es über. [375] Oder schneid die Hüneraugen nach dem Bade hinweg, und schmiere sie oft mit dem Wuste, der sich an den Nachtgeschirren anhängt, das läßt sie nicht mehr wachsen, sondern frißt sie vom Grunde aus.


27. Wider die Runzeln des Angesichts.


Nimm Wasser von weißen Lilien, und wasch das Angesicht oft darmit: dieß machet auch frische Farbe im Angesicht, und vertreibt die Sprossen des Angesichtes.


28. Für zitternde Hände.

Wasch die Händ öfters mit Salbeywasser, oder mit deinem eignen Urin.

29. Wider die Sonnenflecken.

Fang den Thau auf, der auf dem Weizen liegt; mische Rosenwasser und weiß Lilienöl darunter, und wasch das Angesicht darmit. Oder wasch das Angesicht öfters mit Weinsteinöle, so vergehen sie.


30. Die Hände und das Angesicht rein und weiß zu machen.


Wasch dich oft mit deinem Unrin. Oder sied Alaun mit frischem Eyerweiß, vermische es zu einer Salbe, und salbe Hände und Angesicht darmit, so werden sie schön weiß, und von den Runzeln frey.


[376] 31. Haar zu vertreiben.


Bestreich das Ort, wo das Haar abgeschoren ist, mit dem Blute von einer Fledermaus, oder mit Spiritus Vitrioli.


32. Wider das Haarausfallen.

Nimm Wermuth in der Lauge gesotten mit Stabwurzel, und wasch das Haupt darmit.

33. Das Haar wachsend zu machen.

Sied kleine Klettenwurzel im Weine, und wasch den Kopf darmit; es machet auch schöne Haare, und stärket den Kopf.


34. Haar schwarz zu machen.


Nimm eine grüne Eidex, schneide ihr den Kopf und Schweif ab, koche sie in Baumöl und schmiere das Haupt darmit. Oder nimm grüne wälsche Nußschälfen, Klettenwurzel und Salbey, sied es im Wasser, und wasch das Haupt darmit. Oder brenne Nußbaumschwamm zu Pulver, und löse es im Nußöle auf, und schmiere das Haupt darmit.


35. Wider das Zahnwehe.


Knoblauch mit Essig gesotten, und ein wenig im Munde gehalten, ist fast das beste Mittel darwider, wenn es von Kälte herkömmt. Oder käue Bertramwurzel in dem Munde. Oder halt Lavendelwasser oft im Munde. Oder nimm das Knöchlein aus dem rechten Fuß einer Kröte, und berühre nur den schmerzhaften Zahn darmit so wird geholfen.


[377] 36. Wider das Zahnwehe im holen Zahn.

Stecke ein Stücklein Bertramwurzel hinein. Es soll gewiß helfen.

37. Die Schwärze der Zähne zu vertreiben.

Nimm Weinstein und Salz, jedes gleich viel, durch einander zu Pulver gemacht, und nachdem du die Zähne gewaschen, so reib sie alle Morgens und Nachts wohl darmit.


38. Die Zähne schön weiß zu machen.


Nimm Bimsenstein, Hirschhorn, Fischbein, rothe Korallen, gleich viel, stoß Alles zu Pulver, und reib die Zähne darmit.


39. Wider den Scharbock im Munde.


Nimm Schneckenhäuslein, Hechtenzähne, Alaun, Eines so viel, als das Andere, brenne es auf einem Ziegelsteine, stoß Alles klein zu Pulver, und reib die Zähne oft darmit: es hilft wunderbarlich. Oder wasch den Mund öfters mit deinem eignen Urin.


40. Das verfaulte Zahnfleisch wieder wachsend zu machen.


Stoß Myrrhen ein halb Loth und Muskatnuß ein Quint zu Pulver, misch es unter heißen Honig zu einer Latwerge, und salbe das Zahnfleisch darmit. Oder mache Agley, Salbey, Münzen und gebrannten Alaun, gleich viel, zu Pulver, rühre es unter heißes Honig, und salbe das Zahnfleisch Morgens und Abends [378] darmit; du mußt aber zuvor dasselbe mit Wein, darinn Salbey gesotten, wohl abwaschen.


41. Den Urin zu treiben.


Bist du verstopft, und kannst nicht harnen, so nimm etliche Rettiche, stoß sie zu einem Brey, und drucke es zwischen zwey Tellern wohl aus. Diesen Saft mache mit Zucker süß, und nimm alle Stunden einen Löffel voll davon ein.


42. Wider den kalten Brand.


Sied Salpeter in des Patienten Urin, und schlag es warm über. Oder nimm gefrorne Rüben, schabe sie und schlag sie über.


43. Wider den Brand, wo er immer herkomme.


Nimm drey Theile Eyerweis, einen Theil Baumöl, ein Loth weißen ausgedörrten Vitriol, klein gestossen, mache es mit einander zu einem Sälblein, und bestreich darmit mit einer Feder den Schaden alle Stunden. Oder mische Salz und Oel unter einander und lege es über. Oder zerlaß Speck, reib selben mit Rosenwasser, oder nur mit frischem Brunnenwasser zu einem Sälblein, und bestreich darmit den Schaden.


44. Wenn man sich hart gestossen, oder einen Spieß, Dorn etc. eingetretten.


Zerlaß Schmeer, und schmiere den Schaden warm darmit. Hat man sich aber in die [379] Hände geschnitten, so soll man das verwundte Glied in Brandtewein stecken, und mit selbigem öfters waschen.


45. Wenn Einer gefallen, gestossen, geschlagen, oder getreten worden, daß zu besorgen, er möchte geronnen Blut bey sich haben.


Gieb ihm geschwinde einen guten Trunk scharfen Essig ein, so wird solches Blut oben und unten von ihm ausbrechen.


46. Offene Schäden zu heilen.


Zerknirsche Wintergrün, und lege es über. Oder koche Wintergrün mit den Wurzeln in Wein, und nimms etliche Tage lang ein. Oder leg Wagenschmiere über. Sieh oben Num. 19.


47. Wider faule Schäden.


Mache Rosmarin zu Pulver, und streue es in die Wunden. Oder trockne Dinten, brenne es, und stoß zu Pulver, hernach streue es darein. Oder sied Kardobenedikten im Wasser, wasch darmit den Schaden, und streue hernach das Kordobenediktenpulver darein. Dieses heilet auch den Krebs an den Brüsten der Weiber vom Grunde aus.


49. Für stark blutende Wunden.


Stoß Kohlen von gemeinem Holz in Pulver, und streue es hinein. Oder streue Staubmehl hinein, und verbinde hernach die Wunde. Oder leg Spinnenwebe über. Oder käue im [380] Munde die Rinde vom Brode, und leg es über. Oder brenne den Schwamm, so an den Birken wächst zu Pulver, und streue es in die Wunden. Dieses stillet wundersam das Blut.


49. Wider rinnende Schäden.

Brenne faules Holz zu Pulver, und streue es darauf.

50. Alle große weite Wunden ohne einiges Heften bald zu heilen.

Wasch die Wunden mit Weine, oder frischem Brunnenwasser wohl aus, hernach laß etliche Tropfen Schreinerleim warm darein fallen, alsdann netze ein Papier in dem warmen Leime, schlag es darüber, und laß es so lang darauf liegen, bis es selbst abfällt. Das Papier muß ein wenig größer seyn als die Wunde. Dieses ist zwar ein schlechtes Mittel, aber nicht genugsam zu loben.


51. Wider äußerliche Geschwüre.


Nimm Honig und Rockenmehl, auch ein wenig Theriak darunter, streich es auf ein Tüchlein, und leg es über.


52. Wenn sich Einer verbrennt, es sey mit siedendem Wasser, Schmalz, oder Eisen.


Er soll das verletzte Ort eine Stunde lang im Baumöle halten, so wird es so sauber heilen, daß man keine Masen sehen wird. Oder [381] nimm Milchraum, und das Weiße von den Eyern, rühre es unter einander, und schmiere dich darmit.


53. Wider das allzu starke Nasenbluten.


Brenne den Schwamm, der an dem Birkenbaume wächst, zu Pulver, und schnupfe es in die Nase. Oder netze ein Tüchlein im frischen Wasser, und lege es aus das Genick.


54. Wenn Einer von einer Biene gestochen wird.

Schlag geschwind schwarze Erde, oder Kühekoth über. Oder wasch den Schmerzen mit deinem Urin.
55. Wider allerley giftiger Thiere Bisse oder Stiche.

Leg alsobald Schweinkoth, mit Essig gesotten, warm über.

56. Wenn Einem die Nerven oder Adern zerstossen, oder verwundet werden.

Brenne Erdwürmer zu Pulver, vermische es mit Honig, und schmiere dieselben darmit. Oder lege den Saft von Wullkraut über; es heilet stattlich.


57. Wenn eine Ader im Aderlassen durchgeschlagen wird.

Nimm Geißkoth und starken Essig, rühre es unter einander zu einem Pflaster, und leg es über.

[382] 58. Wenn Einem unter dem Aderlassen übel zu werden pflegt.

Der nehme zuvor, ehe er ihm die Aderschlagen läßt, Wein und Wasser in den Mund, und behalte es so lang darinn, bis die Ader verbunden, hernach speye er es wieder aus.


59. Für erfrorne Füße, oder andere Glieder.


Nimm etliche Rüben, die hart gefroren sind, koche sie im Wasser, und bade etlichemal die Füße darinn. Oder leg Sauerteig über. Oder nimm Hirschunschlitt, Rindermark, ungebrauchtes Wachs, jedes ein Loth, Baumöl ein halb Loth, Alles unter einander zu einer Salbe gemacht, und die erfrornen Glieder angesalbet.

NB. Sonsten ist nichts Bessers und Bewährters, als wenn man die erfrornen Glieder eine Zeitlang in kaltes Wasser hält: denn dieses zieht den Frost gewiß aus, gleichwie die Hitze des Feuers die Hitze aus einem Gliede auszieht.


60. Wider den bösen Grind.

Wasch den Kopf mit einer Lauge, darinn Garn gesotten ist, oder bestreich den Kopf mit Wagenschmiere.

61. Wider die Krätzen.

Wasch die krätzigen Orte oft mit deinem Urin. Oder nimm altes Schmeer, Schwefel und Stabwurzel, thu Menschenurin darunter, mache eine Salbe daraus, und salbe das räudige Ort bey dem warmen Ofen darmit.


[383] 62. Wider ein Ueberbein.


Schmiere dasselbe mit Skorpionöle. Oder lege täglich ein frisches Blatt von der Hauswurzel über. Oder bind einen lebendigen Laubfrosch darüber, und laß selben darauf sterben. Oder schlag Bley ganz dünn, und bind es eine Zeitlang darauf. Wenn es eine Bleykugel ist, mit welcher ein Wild geschossen ward, so hilft es geschwinder.


63. Wider Verrenckungen der Glieder.


Bind eine Aalhaut darüber. Oder mache aus Gersten, Mehl, Kleyen, Butter und Essig ein Pflaster, streich es auf ein Tüchlein, und leg es warm über.


64. Wider Schwindung der Glieder.


Leg Menschenhaut über. Oder nimm Schnecken, die in dem Walde umkriechen, thu sie in ein Zuckerglas, streue Salz darauf, nimm wiederum Schnecken, und thu abermal Salz darauf, und so fort, bis das Glas voll ist; bind es oben wohl zu, stelle es eine Zeitlang an die Sonne, oder vergrab es in einen Ameishaufen, und laß sie 14 Tage darinn stehen, so werden die Schnecken ganz vergehen zu einem Oele. Dieses seige durch ein Tuch, und behalt es auf. Und wenn dir ein Glied schwinder, oder das Geäder einschrumpfet, und du große Schmerzen daran hast, so schmiere täglich das Glied darmit. Dieses ist die beste Schwind- und Geädersalbe.


[384] 65. Für kontrakte Glieder.

Schmiere selbe öfters mit Dachsfette, oder mit deinem Urin.
66. Wider Kälte sich zu verwahren.

Leg Pferdhaare in die Schuhe, so wird es dich nicht bald frieren.
67. Wider das Gicht.

Schmiere dich warm mit Hasenfette. Oder schmiere den Nabel mit Regenwurmöle.

68. Die Augen insgemein zu stärken.

Das Gesicht stärken mancherley Sachen, als schöne grüne Wiesen und Gärten, grüne Gläser, grüne und blaue Vorhänge und Teppiche, klares Wasser, und klare Spiegel, wenn man öfters darein schauet; deßgleichen, wenn man des Morgens um die Gegend der Augen anfängt, und Alles hinterwärts streicht.


69. Für dunkle und blöde Augen.


Thu öfters Wermuthsaft in die Augenwinkel. Oder mische Zwiebelsaft mit Honig, und bestreich sie darmit. Oder wasch die Augen öfters mit frischem Brunnwasser, oder mit weißen Rosenwasser, oder mit blauen Kornblumenwasser.


70. Wider das Augenwehe.


Beräuchere die Augen mit Safran. Oder brauch Rosen-Fenchel, Augentrostwasser mit dem Weißen vom Ey. Oder mische Weibermilch [385] mit Rosenwasser, und streich es über die Augen.


71. Für die eitrigen Augen.

Sied Essig mit Honig, und schmiere die Augen darmit.

72. Für die rothen hitzigen Augen.

Nimm zubereitete Tutia ein halbes Loth, ungewässertes Butterschmalz 2 Loth, wasch solches mit weißen Rosen- und Fenchelwasser wohl ab, mache es zu einem Müslein, und streich etwas Weniges davon in die Augenwinkel.


73. Wider das Fell der Augen.

Nimm den Kopf von einer schwarzen Katze, brenne ihn zu Pulver, und blas es in die Augen.

74. Wenn Einem Sand, Koth, Steinlein, oder
dergleichen Etwas in ein Auge gefallen.

Nimm ein Krebsauge, thu solches unter das Augenlied, darunter das Eingefallene ist, so zieht es solches, wie der Magnet das Eisen, und der Agstein Stroh, an sich.


75. Wider Verstopfung der Leber und Milz.


Brauch Weinstein, und dessen 3 Loth, theile es in 4 Theile, nimm davon des Morgens zwey Stunden vor dem Essen einen Theil in einem warmen Süpplein ein. Oder nimm Beyfuß und Hirschzunge, jedes eine Handvoll und ein wenig Wermuth, sied es in Wein, mache es mit Zucker süß, und trink es.


[386] 76. Für einen erkalten Magen.


Nimm etliche Tröpflein Wachholderöl Morgens in Wein ein. Oder iß öfters Kalmus, oder Wachholderbeere, oder Zimmetrinde. Oder sied Ingwer und Kümmel in Wein, und trink es.


77. Für einen schwachen Magen.


Iß öfters Kerbelmus oder Haberbrey, oder den sonst gewöhnlichen Kindsbrey. Oder iß Quitten nach dem Essen.


78. Für einen verschleimten Magen.

Nimm 14 Tage nacheinander Wermuthsalz ein, so viel als man sonst Salz in ein Ey thut.

79. Wider Unverdauung des Magens.

Wenn der Magen die Speisen nicht recht verkochet, so brauche dieses Pulver. Nimm Ingwer, Nägelein, Engelsüß, Haselwurz, Muskatenblüthe, Galgant, weißen Weihrauch, Anis, Fenchelsaamen, Petersilsaamen, Feldkümmel, Bibernellwurzel, jedes ein halb Loth, und Zuckerkandel 4 Loth; davon nimm alle Morgens und Abends 2 bis 3 Messerspitzen voll ein. Dieses Pulver stärket den Magen ungemein; durchdringt alle Glieder, reiniget das böse Geblüt, hält Lunge und Leber in guter Gesundheit, benimmt die Schmerzen des Kopfes, stärket die Augen, reiniget die Blase, lindert die Brust, reiniget das Milz, ist gut wider den Husten und Stein, und machet eine gute Farbe.


[387] 80. Guten Appetit zum Essen zu machen.


Iß Morgens Kalmus oder Ingwer. Oder nimm Morgens etliche Pfefferkörnlein in warmem Bier oder Wein ein.


81. Wider den Sod.


Nimm weiße Kreide, Mußkatnuß und Zucker, mache es zu Pulver, und nimm es ein. Oder iß 20 Haberkörner. Oder saug den Saft aus dem Süßholze, und schlucke selben allgemach hinunter. Oder iß bittere Mandelkörner oder einen frischen Apfel.


82. Wider das Schluckzen.

Nimm sauren Saft aus Citronen ein. Oder stoß Anissaamen zu Pulver, und nimm es ein.

83. Wider die Winde im Bauch.

Iß Petersilsaamen, oder Wachholderbeere, oder Anis oder Kümmel, oder Pomeranzenschaalen, oder Lorbere.

Oder brauche dieses Windpulver: nimm Koriander, zuvor in Essig eingenetzet; Kümmel, Fenchel, Anis, jedes ein Loth; Pomeranzenschaalen und Muschelpulver, jedes ein Quint; mache Alles zu Pulver, vermische es mit Zucker, und nimm davon 3 Messerspitzen voll ein.

Oder brauche dieses Wind- und Brustpulver: Nimm Senetblätter 3 Loth; weißen [388] Zuckerkandel, auch 2 Loth Anis, Schwefelblüthe, Süßholz, jedes ein Loth; mache Alles zu Pulver, und nimm Morgens und Abends 3 Messerspitzen voll ein. Es treibt die Winde, reiniget die Brust, Lunge und Leber.


84. Wider die Verstopfung des Leibs.


Nimm Rhebarbara, präparirten Weinstein, jedes ein halb Loth; Kardobenedikten und Krebsaugen, jedes 1 Quintlein, mache Alles zu Pulver, und brauche es allezeit eine halbe Stunde vor dem Essen, ein paar Messerspitzen voll. Ist aber die Verstopfung gar zu stark, so nimm Sennetblätter 3 Quintlein, Salpeter ein halb Quintlein, gieß darüber ein Trinkglas voll frisches Wasser, und laß es über Nacht stehen, seige es durch, und trink es auf einmal.

Oder nimm ein paar Loth frisches Baumöl mit warmem Bier ein. Oder iß einen faulen Apfel. Oder brauche ein Stuhlzäpflein.


85. Wider die rothe Ruhr.


Koche Quitten in Wasser, und trink davon. Oder stoß altes Korn zu Pulver, und nimm es des Tages dreymal ein. Oder stoß das kleine Beinlein, so in dem kälbernen Schlägel ist, zu Pulver, und nimm öfters einen Messerspitz voll in einer Suppe ein. Oder stoß ein seines spanisches Wachs, so man sonst zum Petschiren nimmt, zu Pulver, und nimm es in Wasser ein. Oder nimm 3 bis 4 Eicheln, trockne [389] sie auf dem Ofen, stoß sie zu Pulver, und nimm es in ein wenig Wein ein.


86. Wider die Harnwinde.


Trink Baumöl, oder frisch gemolkene Geismilch, oder frisches Brunnwasser. Oder sied Kümmel in Wein, und leg es warm auf den Nabel.


87. Wider den Husten.


Sied Wachholderbeere in Wein und trink davon. Oder stoß Alantwurzel zu Pulver, und nimm es mit Zuckerkandel, oder Honig ein. Oder sied Kümmel mit Feigen in Wein, und trink es. Oder brat Zwiebeln, und schmiere die Fußsolen darmit. Oder sied Isop mit Honig und Feigen im Wasser, und trink es.


88. Wider den Steckfluß, da man ersticken will.


Hier ist das beste Mittel, daß man zuerst ein starkes Klistier, wie sonst im Schlage gebräuchlich, brauche, hernach soll man die Medianader eröffnen lassen: denn dadurch bekömmt der Kranke Luft.


89. Wider die Flüsse und üblen Feuchtigkeiten.


Diese werden vertrieben durch öfteres Schwitzen, Purgiren, Aderlassen, nach eines Jeden Zustand und Natur. Man soll sich auch hüten vor kalten, scharfen und seuchten Lüften.


[390] 90. Wider die Wassersucht.


Nimm Wermuthsaft, mit Zucker vermenget, zehn Tage nach einander ein. Oder nimm den ausgepreßten Saft von den Holderbeeren in Wein ein. Oder brauche Attichlatwerge; dieses ist die beste Arzney für die Wassersüchtigen. Oder sied Haberbutzen und Wachholderbeere sammt der Wurzel in Wasser, und trink davon. Oder nimm klein gestossene Kreenwurzel, so viel du willst, und Taubenkoth halb so viel, zerstoß es wohl unter einander, bind es über die Fußsolen, so wird das Gewässer von Innen heraus getrieben.


91. Wider die Windwassersucht.


Mische 2 Unzen distillirtes Wasser von der Attichwurzel unter 4 Unzen Hollunderwasser, und trink solches früh Morgens 30 Tage nach einander, so wird geholfen.


92. Wider die Gelbsucht.


Nimm alle Morgens nüchtern Gänskoth in Wein ein. Oder zerreib etliche Geisebohnen in Wein, und nimm es 8 Tage nach einander nüchtern ein. Oder bind eine Schleihe an die linke Brust.


93. Wider die Schwind- und Lungensucht.


Distillire aus den schwarzen Schnecken ein Wasser, und trink Morgens und Abends davon. Oder sied Stabwurzel, Isop, Süßholz in Wasser und Wein, und trink es oft mit [391] Zucker. Oder trink Geisemilch, oder Eselmilch, oder Weibermilch warm. Oder iß Morgens und Abends einen Brey von Habermehl. Will aber gar Nichts helfen, so trink deinen Urin.

Oder brauch den Habertrank, der also gemacht wird: Nimm weißen Haber 6 Hände voll, Wegwartwurzel eine Handvoll, präparirten Salpeter ein halb Loth, Brunnwasser, 4 Maaß, koche Alles zusammen bis auf die Hälfte ein, seige es etlichemal durch ein Tuch, und trink davon Morgens und Abends 4 Theeschaalen voll warm. Dieser Trank hilft fast für alle innerliche Zustände des Menschen.


94. Wider das Seitenstechen.


Laß dir alsobald auf der schmerzhaften Seite eine Ader am Arm eröffnen. Hernach röste Haber mit Salz in einer Pfanne, thu es in ein Säcklein, und lege es etlichemal warm über. Oder schlag Sauerteig über die böse Seite, oder ungesäuertes Brod mit Essig zu einem Brey gekochet. Oder trink warmes Leinöl. Oder stoß gedörrtes Bocksblut zu Pulver, und nimm einen halben Löffel voll davon ein, mit 2 Messerspitzen voll gelben Schwefel vermischet. Oder stoß Hechtenzähne, Krebsaugen, und Weinstein zu Pulver, und nimm es ein.


95. Wider die hinfallende Seuche.


Nimm im Märzen einen jungen Raben, der noch im Neste sitzt, und verbrenne ihn [392] mit aller Substanz zu Pulver, und nimm öfters davon ein.


96. Wider das Blutspeyen.


Nimm eine gute Handvoll Schweinkoth, und gleich so viel Blut des Kranken, thu ein wenig frische Butter dazu, und gieb es ihm zu essen. Oder gieb ihm öfters Baumöl zu trinken, oder das Wasser, darinn glüendes Eisen ausgelöschet worden.


97. Wider ein böses Geblüt.


Sied Ehrenpreiß, Bethonien mit Sassafraß wie Thee, und trink davon. Oder sammele im Frühling den Birkensaft, der aus dem Birkenbaume triefet, und trink selben eine Zeitlang. Oder trink den May hindurch Wermuth, oder Erdrauch, sonst auch Taubenkropf genannt, in Geisemilch gesotten.


98. Wider die Magensäure.


Stoß Krebsaugen und Weinstein zu Pulver, und nimm es zu Nachts im frischen Wasser ein. Oder brauch Muschelpulver.


99. Wider unheilsame Fisteln.


Nimm Weinstein, Alaun und Salz, jedes gleich Viel, mache es zu Pulver, und brauch es mit Breitwegrichsaft.


100. Wider den offenen Krebs.


Spieß eine Kröte an, und dörre sie in der Sonne; hernach schlag eine Schlange todt, [393] brenne Beyde in einem Hafen zu Pulver, und streue es in den Schaden: dieses tödtet gewiß den Krebs. Oder bestreich den Schaden mit Schafgalle. Oder leg Geisekoth mit Honig über.


101. Wider wüthende Hundsbisse.


Sobald du gebissen bist, so spring in ein fließendes Wasser, und wasch dich darinn wohl ab. Das gebissene Vieh aber soll man alsobald mit fließendem Wasser abwaschen. Oder tunk ein Tüchlein in frische Buttermilch, schlag es um den Schaden, und thu es, so oft es trocken wird; es hilft gewiß bey Menschen und Vieh.


102. Wider stinkende Füße.


Nimm Alaun, brenne ihn, bis er weiß wird, reib ihn zu Pulver, und streue es 3 bis 4 Tage nach einander unten in die Strümpfe.


103. Wider das Rothlauf.


Nimm blaues Papier, thu ein wenig Rockenmehl darauf, und lege es über. Oder streich ein Silberglättsälbel darüber, und nimm ein paarmal ein zum Schwitzen.


104. Wenn Einer in Ohnmacht liegt.

Streich ihm Essig in die Nase, und an die Schläfe; reib ihm auch die Fußsolen darmit.

105. Wider einen bösen Hals.

Sied Salbey in Wein oder Bier, und trink es. Oder zerreib Honig mit Wasser, und gurgle dich öfters darmit.


[394] 106. Wider ein Geschwür am Halse.


Sied Kamillen in Essig, und leg es warm über. Oder zerstoß ein Schwalbennest ganz klein, sied es im Wein zu einem Brey, und leg es warm über, es hilft.


107. Wider ein innerliches Brustgeschwär, oder Apostem.

Trink distillirtes Leinöl, das machet dasselbe bald brechen.

108. Wider die Fraiß der Kinder.

Stoß die Todtenköpflein, welche im Kopfe der Spanserklen sind, zu Pulver; oder stoß die weißen Federlein, die in den Krebsscheeren stecken, zu Pulver, und gieb es ein. Oder zünde Korallen an, und blas den Rauch davon in des Kindes Nase.


109. Wider das Herzbrennen.

Nimm täglich 5 bis 6 Messerspitzen voll Hirschhorn ein. Den Wein muß man gänzlich meiden.

110. Wider das Herzklopfen.

Nimm Melissen eine Handvoll, schneid sie ganz klein, und feuchte solche an mit gutem Weinessig, und leg es warm auf die Herzgrube. Oder trink oft Ochsenzungenwasser, oder Borragenwasser.


111. Daß die Kinder ihr Gesicht in den Blattern nicht verlieren.

Häng ihnen nur Rautenwurzel an den Hals auf die bloße Haut.

[395]
Willst du von Krankheit bleiben frey,
Meid Sorg, Zorn, Neid, Melancholey.

16. Kapitel

Sechszehntes Kapitel.
Unterschiedliche Kunststücke.

1. Wie man in der Ferne erkennen kann, ob sich Etwas bewege, oder stille stehe.


Es trägt sich vielmals zu, daß man zweifelt, ob ein Kriegsheer, welches sehr langsam zu ziehen pfleget, stehe, oder der Zug befördere. Wenn man nun kein Fernglas bey Handen hat, so soll man nur einen gemeinen Zirkel nehmen, und auf denselben von dem Kopfe hinauf sehen, daß die beyden Spitzen auf das Heer, und etwa einen Wald oder ein Dorf treffen. Sieht man dann nach kurzer Zeit mit unverrücktem Zirkel wieder dahin, so wird sich finden, ob der Zug fortgegangen ist oder nicht.


2. Das Bley in Kupfer zu verwandeln.


Man nehme dünne Bleyschienen, calcinirten, oder gekalkten Vitriol oder Crocum ?, mache stratum super stratum, geschmelzt so wird Kupfer aus dem Bley.


[396] 3. Wie man wissen kann, ob unter dem Weine Wasser sey.


Leg entweder eine Birne oder einen Apfel hinein: fällt der Apfel oder die Birne zu Grunde, so ist der Wein nicht gemischt; schwimmt aber der Apfel oder die Birne oben darauf, so ist der Wein mit Wasser gemischt, weil das Wasser dicker ist als der Wein. Oder wirf Wachholderdeere hinein: schwimmen sie in der Höhe, so ist der Wein ohne Wasser; fallen sie aber zu Grunde, so ist Wasser darunter. Oder schmiere einen Strohhalm wohl mit Oele, wische hernach das Oel wieder herab, stoß darauf den Strohhalm in den Wein: wenn Wasser darinn ist, so werden sich Tröpflein davon an dem Strohhalme sehen lassen.


4. Wie man einen Brunnen von einem Berge zu einem andern leiten kann.


Man lege nur von dem Brunnen an Röhre, den Berg hinunter, und bey dem andern Berge wieder hinauf. So hoch das Wasser von dem Brunnen herab fällt, so hoch steigt es bey dem andern Berge hinauf.


5. Ein Ey auf die Spitze zu setzen.


Als Kolumbus die neue Welt oder Amerika, durch mühsame und gefährliche Schifffahrten entdeckt, ihm aber einige neidige Höflinge vorwarfen, daß man ihm wegen dieser Entdeckung eben nicht gar so Viel zu danken [397] hätte, indem solche ein Jeder hätte machen können etc. lud Kolumbus diese Leute zu Gaste; nach der Tafel nahm er ein Ey, und sagte zu ihnen: Stelle mir Einer dieses Ey auf die Spitze. Da es nun Keiner zuwege brachte, stieß Kolumbus die Spitze ein wenig ein, und stellte also das Ey auf den Tisch. Da schrien Alle zusammen: Dieses hätten wir auch gekönnt. Kolumbus aber widersetzte: Warum habt ihr es dann nicht gethan? Es fiel nämlich Keinem von euch; eben so ist es mit Erfindung der neuen Welt. Es ist aber möglich, ein Ey unzerstossen auf die Spitze zu stellen. Man machet es also:

Nimm ein Ey, zerschüttle eine gute Weile in der Hand den Dotter, so stark du kannst; alsdann leg einen Spiegel auf den Tisch, welcher der Bleywage nach gesetzet ist, stell das Ey mit der Spitze auf den Spiegel, und wiege selbes mit beyden Händen bald da bald dort hin, bis es endlich still steht. Dieses geschieht aber, weil der Dotter zerschüttelt, und sich als eine schwere Materie zu Boden setzet.


6. Ein Ey in der Hand zu sieden.


Nimm ein Ey, mache ein Loch darein, thu ein Wenig von dem Weißen heraus, gieß guten starken Brandtewein darein, kehre das Loch in der Hand um, und halt es ein wenig so, so wird es alsobald fertig.


[398] 7. Eyer im kaltem Wasser zu sieden.


Leg die Eyer in einen Hafen, thu Wasser und ungelöschten Kalk darein, so sieden sie bald.

8. Alte unleserliche Schriften zu erneuern.


Zerstoß Galläpfel, schütte darunter weißen Wein, setze es wohl zugedeckter an ein warmes Ort, und laß es also einen ganzen Tag lang stehen; hernach distillire es in einem Brennofen durch einen Kolben, und überschmiere das Papier mit solchem Wasser, so werden alle Buchstaben, die man Altershalben nicht mehr lesen konnte, ganz schön zu lesen seyn.


9. Einen Kapaun in einem Sacke zu braten.


Fülle einen Kapaun, der zum Braten zugerichtet ist, mit Butter aus, leg ihn in eine blecherne oder hölzerne Büchse. Hernach mache ein Stück Staal, so lang als der Kapaun ist, im Feuer warm, doch, daß er nicht glühe; alsdann leg selben zu dem Kapaune in die Büchse, schließ dieselbe wohl zu, und wickele einen Sack darum. In etlichen Stunden ist der Kapaun zum Essen fertig.


10. Daß ein Haushan nicht krähe.


Hänge dem Hahne einen Ring von Weinreben an den Hals. Oder schneid ihm ein Spitzlein vorne an der Zunge hinweg, so kann er nicht mehr krähen.


[399] 11. Daß ein Hahn am Spieß krähe.


Nimm Quecksilber, thu es in einen Federkiel am Hahne, stecke es an einen Spieß beym Feuer: wann es erwärmet, so pfeift es wie ein Hahn, wenn du den Kiel verbunden hast.


12. Daß sich ein Hering selbst auf dem Rost umkehre.


Nimm eine Gansfeder, thu Quecksilber darein, stopfe die Feder wohl zu, und stecke sie in den Hering, so wird sich der Hering selbst umkehren.


13. Kornwürmer zu vertreiben.


Nimm goßlarischen Vitriol, zum Beyspiele, 4, 5, 6 Pfund, thu es in ein Geschirr, schütte heiß Brunnwasser, so viel Maaß, als Pfund Vitriol sind, darüber, rühre es um, bis der Vitriol zergeht; alsdann nimm einen Weißpensel, tunk ihn in solches Vitriolwasser, und überfahr darmit die Kästen oder Böden, da sie noch leer sind. Wenn sie wieder trocken sind, so überstreich sie zum zweytenmal. Und auf solche Weise wird sich kein einziges Ungeziefer sehen lassen. Man kann auch die Bettstätten wider die Wanzen darmit anstreichen.


14. Schreibfedern hart und gut zu machen.


Steck die Kiele in Aschen, thu warme Kohlen herum, hernach nimm einen nach dem andern [400] heraus, leg' ihn übers Knie, und streich ihn auf beyden Seiten mit dem Rucken eines Messers, alsdann wisch ihn ab mit einem wollenen Tüchlein.


15. Gute schwarze Dinte zu machen.


Nimm 3 Maaß Essig, 1 Maaß faules Wasser, 1 Maaß Urin, thu diese 5 Maaß in einen neuen unglasirten Hafen, und laß es bey dem Feuer warm werden, aber nicht sieden; hernach nimm ein Pfund Galläpfel, 3 Vierling trockenen Vitriol, 10 Loth Gummi, 4 Loth Alaun, und eine gute Handvoll Salz, stoß Alles klein unter einander, und schütte es in das oben benannte warme Wasser. Hernach setze es wieder zum Feuer, rühre es dabey eine Viertelstunde, und laß es alsdann kalt werden. Brauchest du nicht so viel Dinte, so kannst du von jedem Theile Weniger nehmen.

Die Galläpfel (welche schwarz seyn müssen) und der Vitriol geben die Schwärze. Der Gummi hält die Schwärze, und machet, daß die Dinte nicht so dick, noch schimmlicht wird. Alaun wehret, daß sie keine Hefen behält, und fein lauter bleibt. Das faule Wasser machet, daß der Essig nicht so stark wird, und im Schreiben durchschlägt.


16. Grüne Dinte zu machen.


Nimm distillirten und wohl pulverisirten Grünspan, gieß scharfen Weinessig darauf, und thu ein wenig Gummi dazu.


[401] 17. Blaue Dinte zu machen.


Nimm Holderbeere, so viel du willst, drucke den Saft aus, thu dazu gestossenen Alaun, Essig den vierten Theil, und ein wenig Urin.


18. Gelbe Dinte zu machen.


Nimm gelbe Schmalzblümlein, drucke den Saft daraus, und thu ein wenig Alaun darunter. Oder Safran mit Alaunwasser angemacht, giebt auch eine schöne gelbe Dinte.


19. Goldne Buchstaben ohne Gold zu machen.


Nimm Operment und Krystall, jedes 2 Loth, stoß Beydes zu Pulver, mische Eyerweiß darunter, und rühre es lang durch einander, so hast du einen Saft, mit welchem goldne Buchstaben können geschrieben oder gemalet werden.


20. Silberne Buchstaben zu schreiben ohne Silber.


Nimm des besten Zinns 2 Loth, Quecksilber 4 Loth, mische es unter einander, und laß es zerschmelzen, hernach zerreib es mit Gummiwasser.


21. Schöne Perlen zu machen.


Nimm die weißen Steine von den Augen der Fische, trockne und pulverisire dieselben, alsdann mische Eyerweiß darunter, rühre es so lang unter einander, bis ein dicker Teig daraus wird. Aus solchem mache runde Kügelein, [402] und mache mit einem Saubörstel ein Löchlein durch; endlich trockne sie wieder, koche sie in Kühemilch, und laß sie trocken und hart werden.


22. Gute Schneide an Messern, Degen etc. zu machen.


Ehe du dergleichen Sachen schleifst, so streich zuvor den Schleif- oder Wetzstein mit ungesalzenem Specke oder Schmeere, so bekommen sie eine gute Schneide, und werden nicht leicht rostig.


23. Wie man ganz frühzeitige Rosen haben kann.


In dem Weinmonate muß man ihre Erde mit ungelöschtem Kalke und Miste vermischen, und mit warmen Wasser bespritzen. Wenn die Kälte kömmt, muß man diesen Scherben mit dem Rosenstocke in den Keller setzen; bis die Frühlingsluft wieder kömmt. Fängt nun der Knopf an zu wachsen; so sprenget man laulichtes Wasser darauf; und befeuchtet die Erde wenig und oft. Also wird diese Blume; die sonsten die letzte ist; unter den ersten befördert werden.


24. Die Rosen durchs ganze Jahr frisch zu erhalten.


Wenn die Rosen nur halb ausgebrochen sind, so schneid sie zu Abend mit einem Messer ab, (doch müssen die Rosenknöpfe mit den Händen nicht berührt werden) laß sie dieselbe Nacht unter dem [403] Himmel liegen, thu sie folgenden Morgen in ein glasirtes Geschirr, vermache es wohl, und vergrab es in Sand.

Oder nimm nicht gar offene Rosenknöpfe, stecke sie in ein zerspaltenes grünes Rohr, umbind das Rohr gar gelind mit einem Papier, und thu sie zu seiner Zeit wieder heraus.

Oder reiß Gerstenkeime, wenn sie noch grün sind, mit den Wurzeln aus, lege sie in einen unverglasirten irdenen Hafen, thu dazu ganz frische Rosen, bedecke solche, so gut du kannst, so werden sie sehr lang schön und frisch verbleiben, als ob sie noch im Garten stünden.


25. Daß die Nelke und andere Blumen im Winter

blühen.


Wenn man den Sommer über die Stengel, welche Knöpfe stoßen, abschneidet, so bringen sie folgenden Winter ihre Blumen.


26. Acker zu düngen ohne Mist.


Nimm Korn, so viel du willst säen, welche es Tag und Nacht in eine gute dicke Mistpfütze, säe es hernach in einen ungedüngten Acker. Das treibt so stark, als wenn es mit Mist gedünget wäre.


27. Oel zu den Ampeln zu machen.


Nimm Schaffüße, sied das Schmalz heraus. Das ist ein gutes Oel zu den Ampeln, stinkt auch nicht, wie andere Oele.


28. Daß in Schauerwetter die Feldfrüchte nicht erschlage.


Nimm rothe Korallen, grab sie in die Aecker, [404] so bleiben die Feldfrüchte vor dem Schauer sicher; du kannst in jedem Ende des Ackers einen Koralle eingraben, wie auch in Mitte des Ackers.


29. Eine Brunst abzuhalten, daß sie nicht weiter komme.


Man soll geschwind au die Hausthüre schreiben folgende lateinische Worte: Consummatum est.

30. Einen ertrunkenen Menschen im Wasser zu finden.


Nimm ein Brod, wirf es ins Wasser, wo er ertrunken, so schwimmt es alsbald dem todten Körper zu, und steht darüber stracks still.


31. Daß das Bier nicht sauer werde.


Nimm Kienholz, schneid etliche Spänlein einer Spanne lang davon, wirf sie in das Bier, wenn es gebräuet, und noch warm ist. Dieses benimmt dem Bier die Säure; und wenn es im Sommer noch so warm ist, bleibt doch das Bier gut.

Oder nimm ein frisches Ey, so an selbigem Tag geleget worden; wenn das Bier anzücken will, wirf es in das Faß, so bleibt es gut bis auf den letzten Tropfen. Oder wirf weiße Kieselsteine in das Bier.

Oder hänge ein wenig Alantwurzel an einem Faden durchs Spundloch in das Bier, so wird solches gewiß nicht sauer.


[405] 32. Das saure Bier wieder gut und süß zu machen.


Zerstoß Weizen, vermische denselben mit Hefen von demselbigen Bier, und schütte es wieder in das Faß, so wird es süß. Oder hänge zerstossenen Weizen mitten in das Faß, so wird es auch süß.

Oder nimm Hopfen und 2 Eyer, klopfe es mit Bier wohl durch einander, gieß es in das Faß, so wird das Bier wieder gähren, und gut zu trinken seyn.


33. Das Bier lieblich zu machen.


Nimm rothe Benediktenwurzel und wilde Salbey, zusammen ein halbes Pfund, thu solches in ein reines Säcklein, und hänge es in das Faß.


34. Trübes Bier wieder hell zu machen.


Nimm gebranntes Salz, und thu es unter das Bier, so setzet sich das Bier, und wird wieder hell.

35. Dintenflecken aus dem Kleide zu bringen.


Wasch den Fleck an dem Kleide mit sehr scharfem Essige, drucke es mit den Händen wohl aus, darnach wasch es mit Wasser und Seifen.


36. Allerhand Flecken aus den Kleidern zu bringen.


Nimm wohl gestossenes Salz und eine schwarze Seife, so viel als genug ist; mische [406] Beydes unter einander, und mit diesem reib die Flecken. Wenn sie trocken sind, so wasch sie mit einer Lauge, und endlich mit kaltem Wasser.

Oder schabe spanische Kreide auf die Flecken, reib das Tuch doppelt zusammen, und kehre es mit einer Kleiderbürste wohl aus, und dieses thu öfters.


37. Eisen hart zu machen.


Wenn man ein glüendes Eisen in einen Essig stößt und darinn ablöschet, so wird es so hart, daß es mit Hämmern nicht kann zerschlagen werden.


38. Den Rost aus dem Eisen zu bringen.


Nimm Weinsteinöl, und schmiere den Rost an dem Eisen darmit, so wird der Rost alsogleich vergehen.

39. Staal hart und weich zu machen.


Wenn man den glüenden Staal in einem kalten Wasser auslöschet, so wird er sehr hart. Hingegen aber, wenn man eine Lauge aus eichenen Aschen und ungelöschtem Kalk machet, und innerhalb zwey Stunden durchseiget, hernach den Staal hinein leget, und 14 Tage darinn läßt, wird er wieder weich.


40. Salat innerhalb 4 Stunden zu machen.


Nimm eine schwarze und fette Erde, thu sie in ein Schüsselein oder anders Geschirr; hernach thu den Salatsaamen in einen Brandtewein und scharfen Essig, laß selben 24 Stunden [407] darinn; alsdann säe diesen Saamen in die obbesagte Erde, so wirst du innerhalb vier Stunden einen schönen Salat haben. Dieses kann man auch mit andern Saamen thun.

Oder nimm einen Saamen, was du für einen willst, lege ihn in ein warmes Ort, und laß ihn neun Tage lang darinn; hernach säe diesen Saamen um Nachmittagszeit in die Erde, so wird selbiger in wenig Stunden in die Höhe wachsen.


41. Daß ein Gewächs unterschiedliche Farben bekomme.


Nimm die Saamen von unterschiedlichen Gewächsen, wickle sie in eine alte Leinwat, und grab es in eine gute und mit Mist gedüngte Erde.


42. Erdflöhe zu vertreiben.


Man darf nur Asche oder Ruß über die Kräuter hin und her streuen, so können sie denselben nicht schaden. Oder thu unter den Saamen ein wenig Roßwik, und säe ihn also aus; welches Mittel Theophrastus sehr anrühmet.


43. Hausflöhe zu vertreiben.


Sied Wermuth oder Pfersiglaub in Wasser, und sprenge das Zimmer darmit. Oder schmiere ein Stecklein mit Fuchs- oder Igelschmalz, oder mit Bocksunschlitt, so setzen sich die Flöhe alle daran. Oder nimm Bocksblut in ein Geschirr, setze es in ein Zimmer, so pringen alle darein.


[408] 44. Krautwürmer zu vertreiben.


Weich den Krautsaamen, ehe du ihn säest, in Kürbiswasser, so bleibt das Kraut davor sicher.

45. Die Ameisen von den Bäumen zu vertreiben.


Bestreich den Stamm unten mit Wagenschmiere, oder Vogelleime. Man kann auch einen Ring unten um den Stamm machen, und Wasser darein gießen.


46. Die Raupen von den Bäumen zu vertreiben.


Brenne Schwefel unter dem Baume, und beräuchere sie darmit, so fallen sie ab. Oder nimm Asche von Feigenblättern, und schütte sie an die Wurzel des Baums.


47. Maulwürfe zu fangen.


Lege eine gebratene Zwiebel auf den Scheerhaufen, den er erst aufgeworfen, so kömmt er bald herfür, daß man ihn leicht fangen, oder erschlagen kann. Oder thu einen stinkenden Krebs in das Loch, so weicht dieses Ungeziefer.


48. Die Läuse zu vertreiben.


Nähe Kampfer in das Kleid. Oder bestreich die Hemder mit Wermuthwasser, so verkommen die Läuse. Auf dem Kopfe kannst du die [409] Läuse vertreiben, wenn du Stecheskraut zu Aschen brennest, eine Lauge daraus machest, und den Kopf darmit wäschest. Oder lege Tobacksblätter in Bier oder Brandtwein, tunk eine Bürste darein, und striegle den Kopf darmit.


49. Die Wanzen zu vertreiben.


Nimm Vitriol, schütte heiß Brunnwasser darüber, rühre es wohl um, bis der Vitriol zergeht; und überstreich mit diesem Wasser das Ort, wo Wanzen sind, so wird sich kein einiges Ungeziefer sehen lassen. Probiere dieses Mittel, es hilft gewiß.

Uebrigens ist zu wissen, daß die Wanzen Alles, was schmierig ist, fliehen; daher Unschlitt, Schmeer, Leinöl, und dergleichen, Wanzen vertreiben; absonderlich ist gut, wenn man Leinöl mit Ochsengalle vermischet, und das Ort, wo sich die Wanzen aufhalten, darmit schmieret. Es vertreibt auch die Wanzen, wenn man Kümmerling verfaulen läßt, und darmit die Löcher schmieret. Oder nimm Scheidwasser 4 Loth, Ochsengalle 6 Loth, ungelöschten Kalk 6 Loth, vermische es, und bestreich den Ort, wo sie sind, so müssen sie sterben, und kömmt keine mehr dahin.


50. Die Fliegen zu vertreiben.


Lege Kürbesblätter auf Kohlen, und beräuchere das Zimmer darmit, so sterben alle Fliegen. Oder sied Kürbes im Wasser, und besprenge das Zimmer darmit. Oder setze ihnen [410] Fliegenschwamm oder Fliegenstein mit Milch oder Wasser vor, so sterben sie.


51. Schaben und Motten zu vertreiben.


Lege in den Kleiderkasten Kampfer oder Weinrauten, oder Farnkraut oder Wermuthkraut, so bleiben die Kleider vor ihnen sicher.


52. Mäuse und Ratzen zu vertreiben.


Nimm gepulverten Arsenikum, thu ihn unter Weizenmehl, so fressen sie sich zu todt. Oder vermische gestossenes Glas oder Gips mit Butter, Mehl, oder Fette, und setze es ihnen vor, so verrecken sie. Oder nimm ungelöschten Kalk, thu darunter Weizenmehl, und ein wenig Zucker. Dieses, wenn sie davon fressen, stößt ihnen das Herz ab.


53. Weinessig bald zu machen.


Lege Bertramwurzel in Wein, so hast du in drey Stunden einen Essig.

54. Bieressig bald zu machen.


Hänge gestossene Pfefferkörner in einem leinen Tüchlein in Essig. Oder wirf unzeitige Schleen hinein, oder Rettichwurzel, oder einen glüenden Stein, und laß den Essig oben offen. Oder lösche glüenden Staal, oder Eisen fünf- bis sechsmal darinn ab, so bekömmst du alsobald einen Essig.


55. Flachs wie Seide zu machen.


Mache aus Weidaschen eine scharfe Lauge, und koche darinn den Flachs. Es muß aber der Flachs vorher wohl gereiniget seyn.


[411] 56. Gute Lichter zu ziehen.


Thu in das geschmolzene Unschlitt ein wenig abgeriebenen Grünspan und Bleyweiß, und bestreich die Dochte zuvor mit Wachs und Unschlitt, unter einander zerlassen, so brinnen sie recht hell und langsam, laufen gar nicht ab.


57. Daß die Hühner viel Eyer legen.


Gieb ihnen Hanfkörnlein zu fressen. Oder hacke Nesselsaamen, und mische selben mit Weizenkleyen oder etwas Mehl, und gieb es ihnen zu fressen.


58. Eyer lange zu verwahren.


Lege die Eyer in Salz, so bleiben sie gut.

59. Daß keine Würmer im Käse wachsen.


Nimm Johanneskraut, lege es zwischen die Käse, so wachsen keine Würmer darinn; und da Würmer darinn wären, so gehen sie heraus.


60. Fleisch lange zu erhalten.


Nimm Koriandersaamen mit Essig zerknirscht, und reib darmit das Fleisch, so bleibt es den ganzen Sommer vor Fäule und Maden sicher.


61. Fleisch bald mürb zu sieden.


Nimm Reißlein von einem Feigenbaume, und sied selbe mit dem Fleische.

62. Das Vieh allezeit bey guter Gesundheit zu erhalten.


Nimm Lindenschwammen, die an Lindenbäumen wachsen, thu sie in des Viehes Saufen, [412] und laß es davon trinken, so bleibt das Vieh gesund. Ist aber das Vieh schon krank, so mache von solchem Schwamme ein Stücklein zu Pulver, und gieb es dem Vieh ein, so wird es wieder gesund. Dieses ist ein gewißes Mittel.


63. Daß ein Pferd nicht müde werde.


Bind dem Pferde einen großen Wolfszahn an, so wird es von keinem Laufen und Rennen müde.

64. Daß ein Mensch auf der Reise im Gehen nicht müde werde.


Nimm Knoblauch, Unschlitt und Baumöl, mache ein Sälblein daraus, und bestreich die Solen und Füße darmit. Hirsch- oder Bocksunschlitt thut es besser als das gemeine.


65. Daß man im Ausrühren keinen Butter machen kann.


Thu in das Rührfaß, in welchem die Milch ausgerühret wird, ein wenig Zucker, so wird man keine Butter machen können: denn die Sübtilität des Zuckers läßt keine Milch zusammengerinnen.


66. Daß man auf der Straße vor den Wölfen sicher bleibe.


Nimm 2 Kieselsteine, oder andere Feuersteine zu dir, und wenn du einen Wolf wahrnimmst, [413] so schlag die Steine aneinander, daß sie Feuer geben. Oder nimm einen alten Lumpen, Gürtel, Hosenband, oder was du sonst in Eile bekommen kannst, und laß es hinter dir daher schleifen.


67. Krebse leicht zu fangen.


Nimm einen geschundenen Frosch, bind selben an eine Ruthe, und stecke es in die Tiefe des Wassers; laß es eine Zeitlang darinn, alsdann zieh es heraus, so werden Krebse am Frosche hängen.


68. Vögel leicht zu fangen.


Lege frischen Bilsensaamen in das Wasser 10 Tage lang, sied hernach das Gefräß darinn, wirf es den Vögeln vor, so können diejenigen, die davon fressen, nicht mehr fliegen. Oder mische klein geschabte Zwiebel unter den Saamen oder die Körner, welche die Vögel gerne fressen, so werden sie trunken.


69. Rebhühner zu fangen.


Mache aus Weizenmehl und gutem Wein Kügelein in der Größe einer Erbse; alsdann streue sie an das Ort, dahin die Rebhühner zu kommen pflegen, so werden sie ganz trunken davon, also, daß du sie mit Händen fangen kannst.


[414] 70. Wilde Aenten und Gänse zu fangen.


Streue an das Ort, wo sie ihre Nahrung suchen, Korn, so zuvor in Weinhefen geweichet worden.

71. Daß ein umgestürzter Hafen eine Schüssel voll Wasser aussaufe.


Nimm eine Schüssel, fülle sie mit Wasser, hernach nimm einen Hafen, der inwendig etwas weit ist, zünde einen halben oder ganzen Bogen Papier an, wirf ihn in den Hafen, laß ihn darinn brinnen; wenn er fast verbrannt ist, so setze den Hafen umgestürzt in die Schüssel, wo das Wasser ist, so saufet er alles Wasser aus.


72. Daß die Tanzenden aufhören müssen zu tanzen.


Nimm gepulverte Nießwurzel oder Pfeffer, streue es an den Ort aus, wo die Leute tanzen. Wenn man nun anfängt zu tanzen, so stäubt dieses Pulver in die Höhe; da müssen Alle anfangen zu niesen, und also das Tanzen einstellen.


73. Daß Einem die Speisen bitter, wie Galle, vorkommen.


Kauf aus der Apotheke einen Koloquintenapfel, dörre und zerstoß ihn zu Pulver, mit diesem reib Demjenigen, welchem du diesen [415] Possen thun willst, seinen Löffel, Messer, Gabel und Teller wohl ab, so werden ihm alle feuchte Speisen wie Galle vorkommen.


74. Einen guten Zunder zu machen.


Nimm ein leinenes Flecklein, sied es in einer Lauge, thu einen Schuß Pulver darunter, und laß einen Wall darüber gehen, so ist es fertig.


75. Daß ein Hund gerne bey dir bleibe.


Nimm ein Stücklein Brod, lege es unter die Achseln, daß es warm wird, hernach gieb es dem Hunde zu fressen.


76. Ein zerbrochenes Glas wieder zusammen zu leimen.


Nimm Eyerklar, klopfe es wohl, mische ungelöschten Kalk darunter, und leime darmit das zerbrochene Glas.


77. Ein Schnupftüchlein anzuzünden, daß es nicht verbrenne.


Netze oder weiche ein Schnupftüchlein im starken Brandtewein, zünd es an, so brinnt es, wird aber nicht verbrennen.

17. Kapitel

[416] Siebenzehntes Kapitel.
Lächerliche Begebenheiten.

1. Ein Pfarrer verräth die bösen Weiber.


Ein eifriger Pfarrer hatte unter seinen Pfarrkindern ein sehr böses Weib. Als er nun nach geendigter Predigt sagte: Liebe Zuhörer! ich habe unter euch ein gar böses und zankendes Weib, welche von ihrer Bosheit nicht abstehen will. Daher will ich sie hiemit zum erstenmal ermahnet haben, daß sie davon ablasse, und sich bekehre, widrigenfalls werde ich selbe künftigen Sonntag öffentlich auf der Kanzel bey ihrem Namen nennen. Weil sie nun das alte Zankeisen blieb, machte der Pfarrer den andern Sonntag die zweyte Verkündigung; aber es war bey ihr Chrisam und Taufe verloren. Den dritten Sonntag sagte er also: Ihr, meine liebe Zuhörer! wisset, daß ich dieses böse Weib schon zweymal gewarnet, aber Nichts ausgerichtet; damit nun ein Jedes sehen möge, wer diese ist, so will ich sie mit diesem Steine, welchen er aus dem Aermel hervorzog, auf den Kopf werfen. Dann stellte er sich, als wenn er werfen wollte; da waren wohl ihrer Hundert, welche die Köpfe bucketen. [417] O wehe! sagte der Pfarrer, ich habe vermeynt, ich habe nur ein einziges böses Weib unter meinen Pfarrkindern, so muß ich leider! sehen, daß ihrer noch weit mehrer seyn; weis also nicht, wie ich dieses Unkraut ausrotten soll.


2. Einer heißt eine Frau Siemann.


In einer gewißen Stadt, die ich nicht nennen mag, wetteten Zween miteinander um eine Zeche, wer nämlich des Bürgermeisters Frau (denn sie wollte allein Alles regieren) öffentlich Siemann hieß, der sollte es gewonnen haben. Einer aus diesen Beyden, der was kecker war, gab wohl auf die Zeit Acht. Da nun die Frau an Simon Judä Tag ausgieng, nahete sich dieser zu ihr mit einer tiefen Reverenz, sprechend: Frau Siemann, ich wünsche ihr Glück zu ihrem Tage; machte sich aber alsobald aus dem Staube, und gewann die Zeche. Das regiersüchtige Weib hielt dieß für einen Affront, klagte es weinend ihrem Manne, und bath, man sollte diesen Bösewicht abstrafen. Da nun dieser Warmund (also war sein Name) einst auf dem Markt spatzieren gieng, schickte der Bürgermeister die zween Stadtknechte hin, ihn abzuholen. Er erschien, und sprach: Herr Bürgermeister! hier bringe ich zween Schelmen, was wollen wir mit ihnen machen? Der Bürgermeister mußte seiner lachen; befahl aber doch, daß man ihn auf den Thurm einsperren sollte. Als Warmund zu der Thüre dieser Gefängniß kam, kratzte er im Kopfe, und sprach: [418] Ach! wenn ich nur ein Bett darinn hätte. Ey, sagte der Stadtknecht, ich will gleich frisch Stroh hinein richten; da er nun in dem Kerker das Stroh zurichtete, war Warmund nicht faul, schloß die Thüre geschwind zu, und ließ den Schergen darinn sitzen; nahm den Schlüssel, und gieng zum Bürgermeister, und sprach: Hier habe ich den Thurmschlüssel wieder bringen wollen, ich habe diesen Schelmen schon fest gesetzet. Der Bürgermeister fieng herzlich an zu lachen, und als Warmund ihm erzählte, auf was Weise er den Schergen eingesperret, hat er ihn ohne Strafe entlassen.


3. Ein Weib giebt ihrem Manne einen Schilling.


Ein gewißes Weib wollte durchaus Herr im Hause seyn. Ihr Mann wollte es nicht leiden, darum schlug er ihr den Regimentsstab so lang ums Maul, bis sie selben ablegte. Das Weib sann eine lange Zeit nach, wie sie doch wieder die Meisterschaft könnte an sich bringen. Endlich erdachte sie diesen Rank. Sie gieng einsmals, da der Mann schon zu Bette, in den Keller, hernach fieng sie ganz überlaut an gäh zu schreyen: Mann, o lieber Mann! komm, komm, der Zapfen ist aus dem Fasse gesprungen, hilf, sonst ist alles Bier hin. Der Mann sprang im Hemde eilends hinunter, und steckte geschwind den Daumen für das Zapfenloch, darmit das Bier nicht herausrinne. Unterdessen das Weib nicht faul, nahm eine prackete [419] Ruthe, und zerhieb ihm den Hintern so sehr, daß er jämmerlich schrie. Er aber war karg, und wollte den Daumen nicht weg thun; unterdessen schlug das Weib tapfer darauf. Der Mann konnte es nicht länger leiden, ließ Bier, Bier seyn, und sprang ihr nach. Das Weib wischte geschwind zum Keller hinaus, schlug die Thüre zu, und ließ den armen Tropfen die ganze Nacht im Keller. Weil nun der Mann vor lauter Frost nicht länger bleiben konnte, mußte er ihr diesen Akkord eingehen, daß er ihr die Herrschaft lassen, auch sie nimmermehr schlagen wollte.


4. Ein Wirthstöchterlein sagte, daß Wasser unterm Wein ist.


Ein gewißer Gast begehrte von des Wirths Töchterlein ein frisches Wasser. Das Töchterlein fragte ihn, zu was er selbes brauche? Der Gast antwortete, daß er selbes unter den Wein mische, denn es sey ihm der Wein allein zu hitzig. Das Mägdlein widersetzte: Herr! es ist nicht nöthig, daß ihr Wasser in diesen Wein schüttet, denn mein Vater hat heute Nacht erst eine gute Stütze voll Wasser in das Weinfaß geschüttet. Kinder und Narren reden die Wahrheit.


5. Eine Mutter giebt ihren Kindern nur eine Gurgel zu essen.


Eine gewiße Mutter kaufte allezeit neben dem Fleische eine Gurgel. Wenn nun das Fleisch [420] auf den Tisch kam, nahm die Mutter die Gurgel, und theilte selbe unter ihre Kinder aus. Die Kinder machten ihnen Ringlein daraus, und spielten darmit; unterdessen aber aßen die Eltern das Fleisch zusammen. Diesen Vortheil merkte mit der Zeit der ältere Sohn, daher begehrte er von der Mutter ein Salz. Sie fragte ihn, was er mit dem Salze machen wollte. Der Sohn antwortete: Damit ich das Fleisch salzen könnte, so ihr mir geben werdet.


6. Die Armen sind Jagdhunde.


Als Amadeus, Herzog von Savoyen, von einem vornehmen fürstlichen Gesandten befragt wurde, ob er auch Jagdhunde hätte, wies er auf eine Tafel voll armer Leute, die er täglich ausspeisete, und sagte:Diese sind meine Jagdhunde, mit welchen ich den Himmel erjage.


7. Ein ungelehrter Jägermeister wird zu Schanden gemacht.


Kaiser Ferdinand I. gab einsmals seinem Jägermeister, der die gelehrten Leute ziemlich verachtete, einen Buschel Briefe, mit Befehl, er sollte hieraus einen Extrakt machen. Als nun der ungelehrte Jägermeister antwortete, er wüßte nicht, was ein Extrakt wäre, widersetzte der Kaiser: Mein Knolle, so laß mir meine gelehrte Leute mit Frieden.


8. Einem Weibe geht es nach ihrem Kopfe.


Jenes Weib zankte fast Tag und Nacht [421] mit ihrem Manne; aber er wollte ihr nicht nachgeben. Endlich sagte sie zu ihm: Du magst machen, was du willst, es muß halt dennoch Alles nach meinem Kopfe gehen. Der Mann nicht faul, warf Schüssel und Teller, und was er bekam, nach ihrem Kopfe, damit ihr Wille geschehe.


9. Mirakel wirken.


Einer fragte einstens, warum jetziger Zeit keine Mirakel mehr gestrickt werden? Dem fiel ein Anderer in die Rede, und sagte, man rede nicht gut Mirakel stricken, sondern wirken. Der Erste widersetzte: Du Narr! es ist ja Eins, stricken und wirken.


10. Ein Jüngling zieht seinen Präzeptor nicht aus dem Koth.


Ein Lehrmeister schrieb seinem Lehrjunge ordentlich auf einen Zettel, was er den ganzen Tag hindurch zu thun hätte. Als nun einsmals der Lehrmeister wegen allzu großem Rausche in Koth fiel, und dem Lehrjunge die Hand reichete, daß er ihn heraus ziehen sollte, sagte der Junge: Wartet, wartet ein wenig, ich muß zuvor heimgehen, und in dem Zettel nachsehen, ob darauf stehe, daß ich euch heraus helfen soll.


11. Ein böses Weib giebt einen Beichtspiegel ab.


Ein Ehemann, so oft er zum Beichten gieng, prügelte er allezeit zuvor sein böses Weib tapfer [422] herum. Als man ihn fragte, warum er dieses thäte, sagte er darum: Wenn ich mein Weib schlage, so habe ich mich nicht viel zu besinnen, was ich Böses gethan habe; denn sie saget mir Alles, was ich das ganze Jahr hindurch gethan habe; ja sie bringet mir in das Gedächtniß solche Sachen, woran ich nimmermehr gedacht hätte.


12. Gold zu machen.


Einer wollte gerne das Gold machen lernen, fragte daher, wie viel Stücke dazu gehören, bekam aber zur Antwort, daß 6 Stücke eigentlich dazu nöthig wären, als:


Tag und Nacht laboriren,
Das Feuer allzeit schüren,
Rauch und Dampf spüren,
Sein Gesundheit verlieren,
Und endlich den Betrug spüren.

13. Man muß nicht gleich wieder zuschlagen.


Es bekam Einer eine Ohrfeige, welche er ohne Wiederschlagen verschmerzte; als er nun gefraget wurde, warum er nicht wieder zugeschlagen, sagte er:Es sind nur Zween, die Reihe kame doch gar bald wieder an mich.


14. Glückseligste Leute.


Ein Herzog von Lotheringen fragte einen Geistlichen, welches die seligsten Leute wären. Dieser sagte, die Armen: denn ihrer ist das [423] Himmelreich. Da sprach der Fürst: So habe ich Vielen in den Himmel geholfen; weil ich Viele arm gemacht.


15. Man soll nichts Neues aufbringen.


Ein gelehrter Poet saget: Ein neuer Theologus muß eine neue Hölle haben; ein neuer Jurist einen neuen Galgen; ein neuer Medicus einen neuen Kirchhof; ein neuer Philosoph eine neue Narrenkappen. Wen sollens nun ertappen?


16. Ein Rauschiger suchet die Vernunft im Koth.


Einer hatte sich dermaßen besoffen, daß er im Nachhausegehen in eine Pfütze fiel; da sprach er: So geht es recht, wenn Einer die verlorne Vernunft im Kothe suchen muß.


17. Einer schreyt Feuer.


Ein Schalk gieng bey kalter Winterszeit über die Gasse, und schrie, was er schreyen konnte: Feuer! Feuer! Die Leute laufen aus den Häusern, und fragen, wo es brinne? Er antwortete: Ich frage auch nach, denn es friert mich.


18. Ein Edelmann wird trefflich ausgezahlet.


Es fragte König in Frankreich, Heinrich IV. einen Edelmann, welcher ihm unbekannt war, wem er zugehöre. Der Edelmann antwortete: [424] Mir selber. Der König widersetzte: So hast du wohl einen großen Narren zum Herrn.


19. Ein altes Weib zahlet einen singenden Studenten aus.


Ein übel bekleideter Student sang um Weihnachten auf der Gasse dieses Gesang: Vom Himmel hoch da komm ich her etc. Als er nun vor großer Kälte kaum singen konnte, schrie ihm ein einfältiges Weib zu:Mein Kind! warum bist du nicht droben geblieben, es würde dich ja nicht so frieren?


20. Ein Kranker will nicht viele Aerzte haben.


Ein Sohn, als er sah, daß der Arzt mit seinem kranken Vater Nichts ausrichtete, sagte zu seinem Vater, er sollte diesen abschaffen, und andere Aerzte zu sich rufen: O das nicht, mein Sohn! widersetzte der kranke Vater; wenn ich dieses thäte, so würde es mich bald das Leben kosten: denn viel Hunde sind des Hasen Tod.


21. Ein Edelmann wird von einem Kapuziner in das Wasser geworfen.


Ein gewißer Edelmann gieng mit zween Kapuzinern über Land, und als sie zu einem Bache kamen, wo die Brücke abgieng, und sie also durchwaden mußten, wollte ihn der Kapuzinerbruder hinüber tragen. Da er nun mit ihm mitten in den Bach kam, fragte er selben, ob [425] er auch Geld bey sich hätte. Der antwortete: Ja freylich. O wehe! sprach der Bruder, ich darf kein Geld tragen: denn ist es wider meine Regel. Warf also den Edelmann mitten in den Bach hinein.


22. Mit gleicher Münze bezahlen.


Kaiser Sigismund hatte einen kurzweiligen Mann, mit Namen Peter Zabatha, an seinem Hofe. Auf eine Zeit redete dieser Kaiser in Beyseyn vieler Herren einige Scherzworte zu ihm, und sprach dabey, was gilts, der Peterl wird mich bald wieder bezahlen. Da widersetzte der Peterl: Behüte mich Gott! daß ich Einen so bald bezahle, welcher andere Leute so langsam zahlet.


23. Ein böses Weib, eine schwere Bürde.


Als sich auf eine Zeit große Ungestüme auf dem Meere erhob, wurde Männiglichen in dem Schiffe befohlen, alle die schwersten Sachen ins Meer zu werfen. Einer unter ihnen nicht faul, nahm sein Weib, und warf sie hinaus. Als man ihn hierüber bestrafte, sagte er, er hätte nichts Schwerers gehabt, als sein Weib.


24. Ein Esel hat gute Freunde bey Hofe.


Ein vornehmer Herr zu Toledo stund einst an einem Fenster des fürstlichen Palastes, und als er sah, wie ein Bauer seinen Esel erbärmlich schlug, schrie er dem Bauern zu: Holla, holla, du ungehobelter Flegel! du wirst ja [426] wohl gar dieses arme Thierlein zu todt schlagen? Der Bauer aber sah hinauf, und sprach:Verzeiht mir, mein Herr! ich habe nicht gewußt, daß mein Esel auch Verwandte bey Hofe habe.


25. Ein Weib bekömmt ihren Theil von ihrem Manne.


Ein gewißes Weib zankte fast Tag und Nacht mit ihrem Manne, und als sie sah, daß er Alles durch die Gurgel jagte, sagte sie zu ihm, sie könnte mit ihm nicht mehr hausen, er sollte ihr ihren Theil geben, so wollte sie davon gehen. Recht widersetzte der Mann, geh mit mir in die Kammer hinauf, da werde ich dir deinen Theil, welcher dir zugehöret, richtig geben. Als das Weib mit ihm über die Stiege hinauf kam, nahm der Mann das Weib, und warf sie über die Stiege hinunter; das Weib voller Wunden schrie: Jetzt habe meinen Theil, jetzt habe ich meinen Theil. der Mann sagte darauf: Nun, wenn du deinen Theil hast, so ist das andere Alles mein; du kannst also hingehen, wo du willst.


26. Große Lügner.


Es waren Zween, die erzählten große Wunder. Unter andern sprach der Eine, er hätte eine Krautstaude gesehen, unter welcher 1500 Reiter stehen könnten. Der Andere sagte, er hätte an einem Orte gesehen einen Kessel machen, [427] der wäre so groß, daß 100 Meister daran gearbeitet, und hätte keiner den andern klopfen gehöret. Da sprach der Erste: Was tausend! wollten sie dann mit einem so großen Kessel thun? Dem antwortete der Andere: Sie wollten die große Krautstaude darinn kochen, die du gesehen hast.


27. Ein Bauer höret nicht wohl zu seinem Nutzen.


Es wurde einstens ein Bauer zu seinem Beamten zitiret; da der Bauer fragte, was er ihm befehle, sagte der Beamte: Du sollst die Steuer zahlen. Der Bauer stellte sich, als hörte er nicht wohl; der Beamte aber schrie überlaut: Du sollst die Steuer zahlen. Da der Bauer wieder nicht hörte, sagte der Beamte ganz still: Die Steuer ist dir geschenkt. Da hörte der Bauer alsogleich, sagte Dank für die Gnade, und sprang vor Freude zu der Stube hinaus.


28. Wider die Gewohnheit zu saufen hilft Nichts.


Ein Weib hatte einen versoffenen Mann. Nun, damit sie ihn von dem überflüßigen Sausen abhalten möchte, ließ sie in den Krug einen schönen Engel malen; als der Mann wiederum trinken wollte, und diesen so schönen Engel erblickte, sagte er: Ey! ist dieses nicht ein schöner Engel; ich muß sehen, daß ich ihn mit bekomme, trank also die ganze Maaß aus.[428] Das Weib probirte noch ein anderes Mittel, und ließ einen abscheulichen Teufel in den Krug malen; da dieses der Mann sah, schrie er: O! wenn ich dich be komme, so will ich dich grausam zerbeißen; verschluckte also wieder die ganze Maaß. Es half also weder Engel noch Teufel wider das Saufen.


29. Künstlicher Diebstahl.


Ein gewißer aus der Diebskarte gieng in einen Kaufmannsladen, und wollte allda etwas Anständiges hinweg praktiziren; er hatte auch schon wirklich ein Paar Strümpfe eingepacket, ohne daß der Kaufmann, wie er vermeynte, es sollte gemerkt haben, gieng demnach, als wenn ihm Nichts anständig wäre, zum Laden hinaus. Aber der Kaufmann rief ihm nach, sprechend, er könne die Strümpfe unmöglich so wohlfeil geben. Der Dieb, als er sah, daß er verrathen, gab die Strümpfe zurück, und sprach: Theurer sey er nicht gesinnet, solche zu kaufen, soll also seine Strümpfe behalten.


30. Ein Wirth wässert das Bier.


Ein gewißer Gespaßvogel, da er sah, daß der Wirth mit zween Wassereymern in den Keller lief, und das Bier wässerte, fieng er an überlaut zu schreyen: Feuer! Feuer! Die Leute laufen zu, fragen, wo dann Feuer wäre; darauf sagte er, in des Wirths Keller, denn der Wirth sey schon mit zween Wassereymern zu löschen hinunter gelaufen.


[429] 31. Heilige drey Könige.


Ein Gewißer wollte durchaus behaupten, die heiligen drey Könige wären Irrländer gewesen, weil im heiligen Evangelium geschrieben steht: Und sie zogen in ihr Land.


32. Der heilige David.


Ein Anderer wollte probieren, David wäre ein Holländer gewesen; die Probe machte er also: David sagte selbst: Ich bin zu Leyden gebohren; Leyden aber ist eine Stadt in Holland; also ist David ein gebohrner Holländer.


33. Ein Mann fürchtet sogar sein todtes Weib.


Ein gewißer Mann, da sein zänkisches Weib gestorben, und begraben wurde, ersuchte den Todtengräber inständig, daß er brav Steine auf das Grab lege, damit sie nicht wieder auskomme, er wolle ihn hernach reichlich belohnen. Der Todtengräber, damit er noch Mehr bekommen möchte, sagte, es hätte ihm geträumet, als stünde sein Weib wieder auf. Der Mann erschrack, packte sein Hab und Gut zusammen, und lief auf und davon.


34. Ein Mann heurathet 5 Weiber.


Zu Meßina in Sicilien wurde ein gewißer Mann in Verhaft genommen, weil er 5 Weiber nach einander zur Ehe genommen, die er sämmtlich jederzeit wieder verlassen. Der Richter [430] befragte ihn, warum er sich solcher Ungebühr unterfangen hätte; worauf der Beklagte antwortete, er hätte solches nur aus Vorwitz gethan, um zu erfahren, ob er nicht eine Fromme bekommen möchte, wie er dann deßwegen viele Länder durchreiset. Der Richter trug über sein mühsames Herumreisen billiges Mitleiden; sagte also: Mein lieber Freund! du suchest umsonst, auf dieser Erde wirst du keine Fromme finden, mußt also eine solche in einem andern Lande, nämlich in dem Himmel suchen; weil aber die Himmelspforte sehr eng und nieder ist, und du also desto eher durchschlupfen könnest, so sollst du dann um einen Kopf kürzer werden; ließ ihm daher den Kopf abschlagen.


35. Mit größern Leuten ist besser raufen.


Ein Kleiner wurde ernstlich abgemahnet, er sollte sich nicht mit seinem Widerparte schlagen, weil derselbe viel größer wäre. Eben recht, antwortete der Kleinere, desto besser kann ich ihn treffen.


36. Einer nimmt das verschlagene Geld für voll.


In einer gewißen Reichsstadt in Schwaben wurden vor einigen Jahren die allzugeringen Guldiner verbothen. Weil aber in selbiger Stadt kein Kupferstecher war, der diese Sorten von Geld hätte stechen können, damit selbige [431] könnten angeschlagen werden, als wurden die Guldiner in natura angeheftet, damit die Leute selbige besehen, und sich darnach richten könnten. Nach wenigen Tagen kam Einer, nahm diese Guldiner alle hinweg, und schrieb auf das leere Brett. Ich nehme sie alle für voll.


37. Ein ungeschickter Poet.


Ein gewißer Student wollte einen Doktor, der ein guter Poet war, in Versen ansprechen, sagte also: O Romane vates! Als er aber vor Schrecken nicht weiter fortfahren konnte, repetirte er abermal diese Worte: O Romane vates! Der Doktor nicht faul, sagte also gleich: Tu mihi lambe nates. Und also war der Vers ganz.


38. Ein Pfarrer wird angeführt.


Ein gewißer Pastor sagte auf der Kanzel, was Einer gedächte zu sündigen, wäre eben so viel, als hätte ers gethan. Ein Bauer sagte diesem Pastor ein Viertel Weizen zu, blieb aber darmit aus. Der Pastor mahnte ihn nach acht Tagen; der Bauer aber sagte, er hätte es nur gedacht zu thun, wäre also so viel, als wäre es geschehen.


39. Ein Herzog wird mit Stockfisch ausgezahlet.


Ein Herzog aus Sachsen reisete einsmals von Nürnberg nach Haus, unter Wegs stund [432] ein Bauer am Wasser, und fischete. Der Herzog fragte, was er für Fische fienge. Der Bauer antwortete: Allerley Fische, große und kleine. Der Herzog fragte ihn weiter, ob er auch Stockfische sienge. Der Bauer widersetzte: Nein, mein Herr! solche kommen von Nürnberg. Der Herzog aber kam eben von Nürnberg.


40. Ein pralender Arzt wird ausgezahlt.


Ein gewißer Arzt rühmte sich, daß noch kein Kranker über ihn klagen könne. Ja, fiel ihm ein Anderer in die Rede, daß will ich gerne glauben, denn ihr stopfet ihnen das Maul mit Erde.


41. Ein liederlicher Christ verräth sich selber.


Einer gieng gar selten in die Kirche, diesem sprach sein Kamerad also zu: Ey, ey, was höre ich von dir? Man saget, du habest die Leuchter vom Altare gestohlen. Wie! ich? antwortete der Andere: wer das saget, der lüget als ein Schelm, ich bin wohl in drey Jahren nicht in der Kirche gewesen.


42. Ein Edelmann wird abgewiesen.


Der gelehrte P. Abraham, Augustinerordens, wurde zu Wien auf öffentlicher Gasse von einem Edelmanne zimlich mit rauhen Worten angefallen. Er hörte zwar die Beschimpfung lange Zeit mit Geduld an, endlich aber sagte [433] er zu ihm: Ich habe auch noch nicht gesagt, daß ihr ein Ehebrecher seyd. Der Edelmann ganz raseud, verklagte ihn bey seinem Obern, als hätte ihn P. Abraham einen Ehebrecher geheißen. P. Abraham antwortete: Ich habe ihn keinen Ehebrecher geheißen, sondern ich habe bloß allein diese Worte geredet: Ich habe es auch nicht gesagt, daß ihr ein Ehebrecher seyd; und ich sage es noch nicht. Mußte also der Edelmann mit einer langen Nase abziehen.


43. Ein Advokat verliert seinen eignen Handel.


Ein Advokat verlohr vor Gericht eine Sache, die ihn selbst angieng. Seine Schwester war darüber sehr zornig, und sprach: Bist du ein Jurist, und verlierst das Recht? Da gab er ihr zur Antwort: Du Närrinn! wie du es verstehst. Sie haben in dieser Stadt nicht das Recht, daß ich studiret habe, sonst hätte ichs gewonnen.


44. Eine vornehme Frau wird trefflich ausgezahlt.


Eine vornehme Gräfinn zu Wien schickte ihr Kammermensch in das alldortige Augustinerkloster, um nachzufragen, von was P. Abraham künftigen Sonntag predigen werde. P. Abraham stund eben bey der Pforte, als das Kammermensch ankam; weil sie nun der Meynung, es wäre der Pfortner, sagte sie zu ihm:[434] Meine gnädige Frau möchte gerne wissen, von was der Fabelhans (also pflegte man den P. Abraham zu nennen) predigen werde. P. Abraham gab zur Antwort: Saget eurer gnädigen Frau, der Fabelhans werde von allen s.v. Huren und Ehebrecherinnen predigen; es sey also die gnädige Frau fleißig dazu eingeladen.


45. Krebse fangen.


Ein gewißer Spaßmacher wollte einen Andern vexiren, und sagte, er hätte gestern Krebse fangen wollen, hätte aber eine Menschenhand aus dem Wasser gezogen. Der Andere merkte den Possen, und gab zur Antwort, daß muß wohl ein ehrloser Schelm gewesen seyn, der die Hände ins Wässer gestecket hat.


46. Ein Knabe zerbricht die Schüssel.


Ein gewißer Herr schickte durch seinen Knaben einem guten Freunde in zwo überaus schönen Schüsseln ein herrliches Essen zu. Unter Wegs aber stolperte der Knabe, und zerbrach die eine Schüssel. Der gute Freud empfieng den Knaben mit trotzigem Angesichte, und sagte: Du Schalk! wie hast du es gemacht, daß du die Schüssel zerbrochen? Der Knabe ließ geschwind auch die andere Schüssel fallen, und sagte; So habe ichs gemacht.


47. Ein Bauer stoßt einen Bürger in den Koth.


Ein Bauer trug einen großen Bund Heu auf dem Buckel gen Markt, und schrie überlaut: [435] Weichet! weichet! Ein Bürger, der ihm begegnete, wollte nicht weichen, daher stieß ihn der Bauer mit dem Bunde Heu in den Koth; der Bürger verklagte ihn, er gab aber keine Antwort, und stellte sich, als wäre er stumm. Der Richter sagte: Dieser Mann kann ja nicht reden, was soll ich mit ihm machen? Ja, sagte der Bürger, er kann schon reden, er rief ja auf der Gasse: Weichet! weichet! Ja, sagte der Richter, hat er so gerufen, so solltest du ausgewichen seyn, dann wärest du nicht in den Koth gefallen.


48. Ein Kaiser verschonet das Menschenblut.


Kaiser Aurelian, als er die Stadt Tyana belagerte, und selbe sich lange nicht ergeben wollte, verschwur sich, er wollte keinem Hunde in dieser Stadt verschonen. Da er nun in die Stadt kam, und seine Soldaten mit den Leuten grausam verfahren wollten, sagte er: Nicht so! ich habe von Hunden, und nicht von Menschen geredet.


49. Ein Bauer zahlet seinen Richter aus.


Ein gewißer Richter sagte einsmals zu einem Bauern: Ich habe mein Lebtag gehöret der beste Bauer ist ein Schelm. Darauf gab ihm der Bauer zur Antwort: Herr Richter! wir halten euch für den besten Bauern.


50. Ein Student foppet seinen Vater.


Ein Student hatte bey seinen Büchern viel [436] Kartenblätter liegen; als es sein Vater erblickte, gab er ihm deßwegen einen ziemlichen Verweis. Der Student entschuldigte sich, und sprach: Mein Vater! dieses habe ich wegen den Mäusen thun müssen, damit sie die Karten, und nicht meine Bücher fressen möchten.


51. Papierne Krebse.


Ein gewißer Herr schickte durch einen Bothen einem Advokaten einen Korb voll Krebse, und schrieb einen Brief dabey. Der Both wollte sehen; was er in dem Korbe hätte; da schlichen fein sauber die Krebse davon. Der Both gieng mit dem Briefe fort, und überantwortete denselben. Der Advokat sagte: Guter Freund! hier sind Krebse im Briefe. O! sagte der Both, das ist gut, daß sie noch im Briefe sind: denn ich habe vermeynet, sie seyn mir alle aus dem Korbe entloffen.


52. Künstliche Teufelaustreibung.


Ein Böhm, der ein böses, zanksüchtiges Weib hatte, schlug selbiges fast alle Tage. Das Weib, so oft sie geschlagen wurde, sagte allezeit: Schlag, schlag nur zu! Schlägst du einen Teufel heraus, so schlägst du andere zehn hinein. Als ihr es aber der Mann endlich zu grob machte, schrie sie: Halt inn, halt inn! es ist kein Teufel mehr darinn.


53. Ein Narr wird selten grau.


Ein junger und dabey grauer Mann fragte einen Alten, der nicht grau war, wie es doch [437] käme, daß mancher Mensch in der Jugend so bald grau, mancher aber im hohen Alter fast gar nicht grau werde. Dem antwortete der Alte: Es ist kein Wunder, werden doch die Esel im Mutterleibe grau. Der Junge versetzte dem Alten gleich wieder Eines, und sagte, die Narren aber, weil sie keine Sorge haben, werden gar nicht grau.


54. Dem Kranken geht die Gesundheit ab.


Es besuchte Einer einsmals einen Kranken, und als er von dem Kranken hinweg gieng, fragte man ihn, was dann dem Kranken fehlete; antwortete er: die Gesundheit.


55. Ein Student kaufet Spargeln.


Ein Bauer wollte einsmals einen Büschel Spargeln verkaufen, und als er von einem kurzweiligen Studenten gefragt wurde, wie theuer er sie geben wollte antwortete der Bauer, um 8 Kreuzer. Der Student legte ihm 4 Kreuzer darauf, und sagte, er wollte nur den halben Theil haben. Sie wurden des Kaufes einig. Der Student nicht faul, schnitt den grünen Theil herunter, und ließ dem Bauern die weißen Stengel in der Hand, und sprach: Da habe ich den halben Theil, nimm die 4 Kreuzer und lerne deine Spargeln wohlfeiler geben.


56. Ein Bauer giebt das Stroh nicht weg.


Auf eine Zeit kam ein Bürger zu einem [438] Bauern, und wollte ein Fuder Stroh von demselben kaufen. Als sie nun des Kaufes einig wurden, fragte der Bauer den Bürger, wie er heiße. Der Bürger sagte:


Ich heiß Hanns Six,
Fürs Stroh gieb ich dir nix.

Der Bauer antwortete:

Ha, ha, heißt du so,
So gieb ich dir kein Stroh.

57. Der Teufel machet Schubkarren.


Als vor einigen Jahren die östreichischen Soldaten in der obern Pfalz durch ein Dorf marschirten, erblickte ein Soldat ein altes Weib, und sagte zu ihr: Alte! was machet der Teufel? Das alte Weib, ohnedem ganz zornig, weil man ihnen viel Kontributionsgelder geben mußte, gab zur Antwort: Schubkarren machet er, daß er euch Bösewichter zur Hölle führe.


58. Mit diesem Leben kömmt Niemand in Himmel.


Es sprach Einer spottweise zu einem Pfarrer: Der Herr kömmt mit diesem Leben nicht in Himmel. Als der Pfarrer darüber bös und unwillig wurde, sagte der Possenreißer: Es ist ja wahr, der Herr kömmt mit diesem Leben nicht in Himmel; denn er muß ja zuvor das Leben verlieren, und sterben.


59. Ein Weib bringt ihren Mann in die Erde.


Ein anderer Possenreißer warf einer gewißen [439] Frau öfters vor, daß sie ihren Mann hätte in die Erde gebracht. Die Frau konnte solches nicht leiden, verklagte ihn also bey seiner Obrigkeit. Als nun dieser Possenreißer gefragt wurde, warum er der Frau das so oft vorwerfe, antwortete er. Es ist ja wahr, daß sie ihren Mann in die Erde gebracht; sie hat ihn ja begraben lassen.


60. Ehrliche Geburt wird bewiesen.


Einer, der Doktor werden wollte, wurde, wie gebräuchlich, unter andern gefragt, ob er auch ehrlich gebohren wäre. Das verdroß ihn, und er sprach zum Notarius: Schreib: die Mutter sagts, der Vater glaubts, ein Narr fragt.


61. Ein Fürst beschützet das Recht.


Ein junger Fürst fragte einsmals, was doch das L.S. in den gedruckten Befehlen bedeute. Darauf antwortete sein Hofmeister im Scherz und Ernst zugleich: Gnädigster Herr! es bedeutet Leges silent, die Gesetze schweigen. Der junge Fürst deutete alsogleich auf seinen Degen, und sagte, so will ich ihnen mit diesem Degen die Zunge lösen.


62. Ungelehrter Student.


Einer, der Magister werden wollte, wurde gefragt, wie viel Himmelszeichen wären. Er sagte, zwölf. Wie heißen sie? Er antwortete: Cancer, Leo, Virgo, die andern aber wollten [440] ihm nicht einfallen. Da sagte ihm ein Schalk ins Ohr: Piper, atque Papaver, welches auch der gute Kandidat alsogleich nachsagte. Worüber dann ein großes Gelächter entstund.


63. Ein Richter richtet zu seinem Nutzen.


Ein lustiger Bauer kam zu seinem Richter, klagte und sagte: Meine Kuhe hat die eurige todt gestossen. Der Richter sagte: So mußt du mirs bezahlen. Der Bauer widersetzte: Nein, ihr habet mich nicht verstanden: Eure Kuhe hat die meinige todt gestossen. Dafür, antwortete der Richter, kann ich nicht, und ist leicht zu erachten, daß ich solches dem Thiere nicht befohlen habe.


64. Wer gut schmiert, der fährt gut.


Ein Richter war der einen Parthey sehr günstig; der andern aber, als der ungerechten, sehr aufsätzig. Als nun der Letztere merkte, daß er seinen Handel verlieren würde, verehrte er dem Richter eine Handvoll Dukaten; und alsobald wurde ihm der Richter sehr günstig, und sprach ihm das Recht zu. Der Erstere beklagte sich beym Richter, warum er jetzt seinen Handel verliere, da er doch zuvor bey ihm allezeit Recht gehabt hätte. Da wies ihm der Richter die Dukaten, auf welchen Kaiser und Könige im Küraß geprägt waren, und sprach: Quis potest resistere tot armatis? Wer kann sich so vielen bewaffneten Herren widersetzen?


[441] 65. Ein Beamter richtete nach den Würfeln.


Ein gewißer Beamte rühmte sich, daß er noch bis jetzt alle Streitigkeiten auf das gerechteste ausgemacht hätte. Ein Anderer fragte ihn, wie ers dann machte; darauf antwortete er: So oft ein Streithandel vorfällt, und ich nicht weis, welche Parthey Recht oder Unrecht habe, laß ich selbige würfeln; wer nun aus Beyden mehrere Augen wirft, der hat es gewonnen.


66. Wer Mehr giebt, findet mehr Recht.


Ein Bauer hatte einen zweifelhaften Handel; damit er nun den Richter auf seine Seite brächte, schenkete er demselben einen neuen Wagen. Sein Widerpart erfuhr dieses, gieng daher auch hin, und verehrte dem Richter ein Paar Pferde in den Wagen. Da es nun zum Endspruche kam, gieng das Urtheil wider Den, der dem Richter den Wagen geschenkt hatte; welcher darauf sprach: O Wagen! Wagen! du gehst nicht recht. Der Richter widersetzte: mein guter Freund! er kann nicht anders gehen, als wo ihn die Pferde hinziehen.


67. Schießen, daß die Haut ganz bleibt.


Als ein vornehmer Herr auf der Jagd einen Hirsch fällete, und ihn durch den Leib schoß, sagte der Hofnarr: Dieser Hirsch ist nicht recht getroffen. Der Herr fragte: Warum nicht? Der Narr antwortete; Du hättest ihm sollen [442] s.v. in den Hintern schießen, so wäre die Haut ganz geblieben.


68. Die Kleidertracht ist veränderlich.


Ein vornehmer Maler sollte dem türkischen Kaiser alle Nationen in ihrer eignen Tracht abmalen, welches er auch gethan. Als er aber auf den Deutschen kam, malete er einen nackenden Menschen, und ein Stück Gewand unter die Aerme, sammt einer Scheere in der Hand. Da der Kaiser ihn fragte, wer der Nackende wäre, gab er zur Antwort, es sey der Deutsche, welcher seine Kleidertracht so oft und vielfältig verändere, daß man ihm keine beständige Tracht anmalen könne. Darum habe ich ihm das Gewand unter die Aerme, und die Scheere in die Hand gegeben, damit er ihm sein Kleid selbst schneiden und machen möchte.


69. Wucherer wird bestrafet.


Ein Wucherer fragte einen Verschwender: Wann wirst du aufhören dein Gütlein durchzujagen? Der Verschwender antwortete: Wann du wirst aufhören mein Gütlein mir abzujagen.


70. Mittel wider die Geldsucht.


Ein Artzt wurde befragt, wie einem Geizigen von der Geldsucht zu helfen sey; da gab er zur Antwort: Wenn man ihm die Goldader schlägt, so wird er wieder gesund. Ein Geiziger hat Argent-Angina, es stecken ihm Gulden im Halse.


[443] 71. Hausen ist unterschiedlich.


Einem gewißen Manne wurde öfters vorgeworfen, daß er Alles verschwende, und nicht hause. Daher gieng er in ein offenes Wirthshaus, warf Fenster, Ofen, und Alles, was ihm unter die Hände kam, zusammen. Die Wirthsleute gaben ihm einen Verweis, und sagten, warum er also hausete? Herr! sey dirs tausendmal Dank, schrie er auf: weil doch ein Mensch ist, der saget, daß ich hause.


72. Ein tapferer Offizier.


Ein Offizier rühmte sich, er habe vielen Soldaten auf die Füße geholfen: denn da sie in der Schlacht die Pferde verloren, müssen sie zu Fuße gehen.


73. Ein Offizier wird beschimpfet.


Ein Soldat sagte zu seinem Hauptmann: Die kleinen Diebe sind Diebe, die großen Diebe sind keine Diebe; Herr Hauptmann ihr seyd auch kein Dieb.


74. Wenig Essen große Zeche.


Ein Wirth setzte wenig Essen auf, und machte die Zeche mit doppelter Kreide; da sprachen die Gäste: Herr Wirth! ihr habet uns Medice traktiret, wir wollen auch modice bezahlen. Nein, nein, sprach der Wirth: Ich habe eure Gesundheit mit dem modice versorgt, ihr werdet es medice bezahlen.


75. Einer bekömmt Gutes und Böses.


Der Graf von Osina fragte seinen Bedienten, [444] was er Gutes oder Böses von ihm gehöret habe. Der Bediente antwortete: Weder Gutes, noch Böses. Der Graf befahl, man sollte ihm 50 Prügel, und 50 Thaler geben, damit er von ihm Gutes und Böses sagen könne.


76. Uebels Nachreden wird verhindert.


Von Ascipide redete man sehr übel; da ließ er seinem schönen Hunde den Schweif abschneiden, und selben in der Stadt herum laufen, und sagte: Jetzt haben die müßigen Leute von meinem Hunde zu reden, und werden meiner vergessen.


77. Andere Zeiten, andere Sitten.

Einer sagte einsmals:
Da man schrieb: Dem Ehrbaren und Frommen, da war Alles wohl zu bekommen.
Da man schrieb: Dem Edlen und Vesten, gab es auch noch was zum Besten.
Jetzt, da man schreibt: Dem Hoch-Edelgebohren, ist Ehr, Lieb und Treu verloren.

78. Vieles Saufen.

Ein Anderer sagte: Vor Zeiten, da man trank, wischte man das Maul; jetzt aber wischt man die Augen: denn man sauft, daß Einem die Augen übergehen.


79. Pralender Saufer.

Ein Erzsaufer rühmte sich, daß er eine ganze Woche kein Glas Bier austrinke. Als ihn Einer [445] lügen hieß, sagte er: Ich lasse allezeit ein wenig darinn.


80. Ein Saufer bekömmt niemals genug.


Ein Weinsaufer sagte, ein guter Wein mache ihm allezeit einen Widerwillen; versteh einen Wieder-Wil len, daß er wieder will.


81. Ein Saufer will größere Trinkgläßer haben.


Man setzte einem Saufer kleine Trinkgläser vor, da begehrte er eine Schnur. Man fragte ihn, was er mit der Schnur machen wollte. Er gab zur Antwort: Damit ich diese kleinen Gläslein anbinde, sonst möchte ich sie hinein schlucken.


82. Mittel fürs Kopfwehe.


Es hat sich einsmals Einer voll getrunken, und weil ihm den andern Tag der Kopf erbärmlich wehe that, so gieng er zum Doktor, und begehrte von ihm ein Rezept für das Kopfwehe; welches er auch bekommen, wie folget:

Recipe. Das Blaue vom Himmel: Das Rumpeln von einer alten Brücke: Das Fette von einer Mücke: Ein Mäßlein Schall von einer Trompete: Ein Mäßlein Krebsblut: Fünf rostige Hufeisen: Neun Sensenspitzen mit der Sichel zugebunden: Alsdann gerieben in einer Pfeffermühle: Den Saft von einem Knöbelspieße: Eingeweide von einer Mistgabel: Ein Loth Vogelgesang: Eine Elle Glockenton. [446] Solches Alles thu, wohl vermischt, in einen wächsenen Tiegel, und laß es zwo Stunden wohl sieden zu einer Salbe. Nimm es in einer Maaß Glasscherben; alsdann mit einem Ochsenzähen die Lenden wohl gerieben, drey Tage darauf gefastet, und für den Durst an Eiszapfen gesutzelt.Probatum est.


83. Der Sache muß man vorkommen.


Ein Soldat hatte ohngefähr den Gubernator zu Mayland tödtlich geschossen; darauf wurde geurtheilet, dem Soldaten die rechte Hand abzuhauen. DerGubernator aber wollte nicht darein willigen, sagend: Dieses hätte geschehen sollen, ehe der Schuß geschehen ist.


84. Vor dem Tode scherzen Einige.


Ein Dieb bath vor dem Galgen, man sollte ihm aderlassen, er habe sein Lebtag gehöret, die erste Aderlässe sey gut wider den Tod. Ein Anderer begehrte eine Pfeife Toback, sagend, er sey den Flüssen sehr unterworfen, und müsse die Nacht unter dem freyen Himmel bleiben. Wieder ein Anderer bittet, man soll ihm den Küttel anlassen, es gebe gar kalte Nächte.


85. Der Mensch hat nichts Eignes.


Der Erzbischof Florentin pflegte zu sagen, der Mensch habe nichts Eigenthümliches, denn über Hab und Gut disponiren die Juristen über den Leib die Aerzte, über die Seele die Geistlichen.


[447] 86. Ein fester Vorsatz.


Ein ungeschickter Bauernknecht wurde in dem Beichtstuhle gefragt, ob er diese Fasten hindurch nicht gesündiget hätte. Nein, mein Pater! antwortete er, nein, die Zeit war zu heilig; aber nach Ostern, wills Gott, wirds wieder angehen.


87. Große Narren.


Ein großer Mensch sagte, er hätte sein Lebtag keinen großen Narren gesehen. Da widersetzte Einer: So hast du gewiß dein Lebtag nicht in Spiegel gesehen.


88. Ein Mohr wird für einen Teufel angesehen.


Ein vornehmer Fürst schickte seinen Mohren in einer gewißen Sache zu einem Grafen. Da sich nun der Mohr unter Wegs verirrte, und einen Bauern auf dem Acker ersah, ritt er spornstreichs auf denselben los, um nach dem rechten Weg zu fragen. Der Bauer vermeynte, es wäre der Teufel, packte seine Sache zusammen, und lief über Hals und Kopf davon. Je geschwinder er aber lief, je heftiger setzte ihm der Mohr nach. Nachdem er den Bauern ertappet, fiel derselbe vor Schrecken nieder, und sprach ganz zitternd: Ach, gnädiger Herr Teufel! thut mir ja Nichts, ich will Alles thun, was ihr wollet.


89. Ungeschickter Diener.


Ein gewißer Regierungsrath befahl seinem Bedienten, er solle in den Buchladen gehen, [448] und den Buchhändler freundlich grüßen, er möchte ihm doch diePolizeyordnung schicken. Als nun dieser in den Buchladen kam, grüßete er den Buchhändler, und sagte: Mein Herr begehret von euch, ihr sollet ihm die Polnische Säuordnung schicken.


90. Mittel wider die Schuldensorge.


Man fragte einen Mann, der fast allen Leuten schuldig war, wie er doch vor Sorgen schlafen könnte; dieser gab zur Antwort: Ich sorge vor Mitternacht, wie ich zahlen wolle; nach Mitternacht lasse ich die Gläubiger sorgen, wie sie mögen bezahlt werden.


91. Hofherr, Hofnarr.


Ein vornehmer Hofherr vexirte öfters den bekannten chursächsischen Klaus wegen seinen Narrheiten; weil aber dieser gute Kavalier selbst nicht viel Verstand übrig hattt, ob er schon sonsten reich genug war, so sagte Klaus zu ihm: O du einfältiger Tropf! dein Geld macht dich zum Herrn, sonst wärst du fürwahr ein größerer Narr, als ich.


92. Böses Weib, giftiges Kraut.


Ein Doktor der Medizin, der die Natur der Kräuter wohl verstund, hatte ein sehr böses Weib bekommen, wie er sich dann öfters deßwegen bey seinem guten Freunde beklagte; dieser gab hierauf zur Antwort: Mein lieber Herr Doktor! ich verwundere mich nicht über [449] euer Weib, daß dieses böse ist: sondern ich verwundere mich nur über euch, daß ihr als ein Doktor der Medizin ein so giftiges Kraut nicht gekannt habet.


93. Saufen ist viehisch.


Ein starker Saufer rühmte sich gegen den Aristipp, wie er gewaltig saufen könne, und doch keinen Rausch bekomme. Darauf erhielt er zur Antwort: Das kannst du nicht allein, sondern mein Ochs und mein Esel können es auch.


94. Rathsesel.


Ein gewißer Pfarrer ritt einst auf einem stolzen Pferde daher. Ein Bürgermeister, als er ihn sah, gab ihm deßwegen einen Verweis, und sagte: Unser Herr ist nicht auf einem stolzen Pferde, sondern auf einem Esel geritten, Der Pfarrer widersetzte: Ich wollte gern einen Esel kaufen und darauf reiten; aber seitdem, daß man die Esel in den Rath nimmt, sind sie gar rar zu bekommen. Ingleichem: Als ein Bauer sah, daß man in einer gewißen Stadt lauter Idioten zu Rathsherren machte, nahm er einen Esel, führte selben vor die Thüre des Rathhauses, und sagte zu dem Esel: O du liebes Eselein! Schade ists, daß du nicht in dieser Stadt gebohren bist, gewißlich du wärest schon längstens ein Rathsherr geworden.


95. Ein Blinder soll zahlen.


Ein blinder Mann war einem Tuchhändler Geld schuldig; als er nun seinen Ladendiener [450] zu ihm schickte, und dieses Geld fodern ließ, gab der Blinde zur Antwort: Sobald ich deinen Herrn sehen werde, will ich ihn bezahlen.


96. Gelegenheit machet Diebe.


Eine Magd beklagte sich gegen ihre Frau, warum sie doch Alles vor ihr verschlöße, sie wäre ja keine Diebinn. Die Frau antwortete: Ich thu es darum, daß du keine werden mögest.


97. Diebstahl wird verdeckt.


Herzog Friedrich zu Würtemberg sah bey angestellter Fischerey einen stattlichen Fisch stehlen, also, daß er dem Diebe unter dem Mantel hervor stund; daher der scherzende Fürst sprach: Du Gesell! trag entweder einen längern Mantel, oder stiehl einen kleinern Fisch.


98. Die Weiber sollen sich alle erhenken.


Diogenes gieng einsmals im Garten spatzieren, und als er ungefähr ein Weib sah, die sich selbst erhenket hatte, und vom Baume herunter hieng, sagte er: O wollte Gott, daß alle Bäume solche Früchte trügen! Er wollte sagen, als sollten sich alle Weiber erhenken, so wäre alles Uebel aus der Welt. Aber da gesagt, daß es die Weiber nicht hören.


99. In der Predigt soll man aufmerken.


Ein Pfarrer sah unter der Predigt, daß ein Bürger unweit der Kanzel schlief, und ziemlich stark schnarchete, auch daß neben ihm zwey [451] Weiber saßen, die ziemlich laut mit einander plauderten, da fieng er an: Meine Frauen, redet doch nicht so laut, sonst möchtet ihr den Herrn aufwecken, der neben euch so sanft schläft.


100. Ein künstlicher Ochsenkauf.


Einer kaufte ein Paar Ochsen für 30 Gulden, doch mit dieser Bedingniß, daß er 15 Gulden gleich zahlen, die übrigen 15 Gulden aber schuldig bleiben wolle. Nicht lang hernach foderte der Verkäufer solche 15 Gulden; aber der Käufer gab ihm zur Antwort: Nein, mein Herr! so lautet unser Vertrag nicht. Wenn ich dir die 15 Gulden bezahle, so bleib ich dir Nichts mehr schuldig; wir haben aber mit einander abgeredet, daß ich dir 15 Gulden schuldig bleiben wolle.


101. Eine Luge wird bemäntelt.


Einer rühmte sich, er wäre zu Venedig gewesen. Als ihn nun Jemand fragte, was er Gutes da gesehen hätte, sagte er, er wäre nur auf der Post durchgeritten. Da aber darauf ein Anderer widersetzte, das wäre nicht möglich, indem diese ganze Stadt im Meere liege, antwortete er: Es ist im Winter gewesen, da das Wasser alles gefroren war.


102. Weiberrausch.


Ein Bauernweiblein gieng einsmals ins Wirthshaus, und trank sich so voll und dumm, daß sie den Kopf nicht aufrecht tragen konnte; da sagte sie endlich: Herr Wirth! was bin ich [452] schuldig? Nur 10 Maaß Bier, antwortete der Wirth. Ach nein, mein Herr! sagte sie, ich bin nicht mehr als 9 schuldig, denn ich habe es oft probiret, es gehen nicht mehr in meinen Bauch, als so viel. Ey ja, versetzte der Wirth, wenn gleich nur 9 Maaß in euern Bauch gehen, so ist eine in Kopf gestiegen.


103. Schlechte Gelehrtheit.


Ein junger Hofherr am dreßdenschen Hofe, welcher sehr aufzuschneiden pflegte, rühmte sich einsmals über der Tafel, er habe zu Wittenberg mehr als 2000 Reichsthaler verstudiret. Dem sagte der Hofnarr ins Ohr hinein. Monsieur! wenn er Einen finden kann, der ihm wieder 100 Thaler für seine Gelehrheit giebt, so verkaufe er dieselbe ohne einiges Bedenken, denn er wird sie doch nicht höher anbringen.


104. Unverständiger Arzt.


Ein gewißer Feldscheerer, der nicht Viel verstund, machte mit seinen Kuren solche Proben, daß die meisten Patienten von der Kompagnie dahin starben. Der Hauptmann gab ihm deßwegen öfters einen scharfen Verweis; der Feldscheerer aber versprach künftige Besserung, und sagte, er wolle schon hinter das Geheimniß kommen, und sollte die halbe Kompagnie darauf gehen.


105. Aufs bloße Hemd prügeln.


Ein Soldat fieng immer Händel an; sein Hauptmann befahl, man soll ihm 100 Prügel [453] aufs bloße Hemd geben. Der Soldat nicht faul, warf seinen Rock hinweg und endlich auch das Hemd vom Leibe, und sagte: Hier ist mein bloßes Hemd, demselben möget ihr immer so viel Prügel geben. Dadurch geschah, daß er pardoniret wurde.


106. Durch die Finger sehen.


Ein gewißer Brillenmacher, als er sah, daß bey Hofe Alles unter und über sich gehe, wie auch, daß man den Beamten allen Zügel und Zaum lasse, gieng er nach Hof zu dem Fürsten, und begehrte von ihm um Gottes willen einen Zehrpfennig, damit er mit Ehren weiter kommen könnte. Der Fürst fragte, was er für ein Handwerk treibe? Er antwortete: Ich bin meines Handwerks ein Brillenmacher, und kann mich mit dieser Handthierung nicht mehr ernähren, denn die Brillen gehen heut zu Tage nicht mehr ab, weil man jetzt aller Orten durch die Finger sieht.


107. Mancher ist keinen Häller werth.


Zwey Kaufleute stritten lange Zeit auf dem Wege mit einander, wer unter ihnen gescheider und klüger wäre. Endlich fieng der Erste an: Du Kerl! ich wollte dich eher hundertmal verkaufen, als du mich einmal. Das will ich gar wohl glauben, versetzte der Andere: denn für dich würde man mir keinen Häller geben.


[454] 108. Ein Bauer schmähete seine Landesfürstinn.


Ein vornehmer Fürst verirrte sich auf der Jagd in dem Walde. Ein Bauer zeigte ihm, da er ihn für einen gemeinen Reiter ansah, den Weg hinaus. Als sie nun aus dem Walde kamen, fragte der Fürst den Bauern: Vater! wer ist dein Landesfürst? Dieser sagte: Der Fürst von –. Da verstund der Fürst, daß dieser Bauer sein Unterthan wäre; fragte also weiter: Mein! was hältst du wohl von deinem Fürsten? Unser Fürst, versetzte der Bauer, wäre schon recht, aber seine Frau, die böse Hure, ist keinen Schuß Pulver werth, sie drucket uns, wo sie immer kann. Der Fürst lächelte, und sobald er nach Hause kam, erzählte er dieses seiner Gemahlinn. Die Fürstinn entrüstete sich sehr darüber, und wollte Nichts als den Tod des Kalumnianten wissen. Der Fürst stellte ihr aus Gespaß diesen Bauern vor, und fragte ihn in Gegenwart der Fürstinn, ob er nicht wüßte, was er vor etlichen Tagen zu einem Reiter von der Fürstinn gesagt hätte. Der Bauer antwortete: Was wußte ich, daß der Schelm, dem ich es sagte, mich verrathen sollte? Die Fürstinn fieng an herzlich zu lachen, und sagte: Ich meines Orts bin zufrieden, der Bauer soll Gnade haben; der Fürst kann seinen Schelmen gleichwohl in Sack schieben.


109. Ein Bettler verlangte Brod.


Ein Bettler kam vor ein Haus, und begehrte [455] ein Brod. Die Magd rief ihm zu: Helf dir Gott, es ist Niemand zu Hause. Der Bettler antwortete: Ich begehre ein Stück Brod, und habe mit den Leuten im Hause Nichts zu thun.


110. Ein Narr suchet gescheide Leute.


Ein hoffärtiger und aufgeblasener Hofherr, der vermeynte, er habe alle Wissenschaften mit Haut und Haaren gefressen, rühmte sich, daß er endlich nach vielem Nachsuchen einen gescheiden Mann gefunden hätte; diesem gab Alphons, König in Arragonien, zur Antwort: Mein Knolle! wie kannst du wohl einen gescheiden Menschen kennen, der du ein Narr bist.


111. Böses Weib, großes Uebel.


Pythagoras wurde gefragt, warum er seinem ärgsten Feinde sein Töchterlein zur Ehe gäbe. Darauf gab er zur Antwort: Weil ich meinem Feinde kein größeres Uebel anthun könnte, als wenn ich ihm ein Weib gebe.


112. Besser ist sich nicht zu verheyrathen.


Einer wurde gefragt, warum er sich nicht verheyrathen wolle. Hierauf antwortete er: Nehme ich eineArme, so muß ich sie ernähren; nehme ich eine Reiche, so muß ich immer Vorwurf leiden; nehme ich eine Schöne, so muß ich immer in Sorgen stehen, sie möchte verführet werden; nehme ich eine Häßliche, so bin ich ohnedem geschlagen genug. Es ist also weit besser, sich gar nicht zu verheyrathen.


[456] 113. Kleines Weib.


Demokrit wurde gefragt, warum er ein so kleines Weiblein zur Ehe genommen. Er gab zur Antwort: Ich habe mein Lebtag gehöret, aus zwey Uebeln soll man das kleinere erwählen.


114. Die lustige Zeit.


Einer von Adel fragte einen Bauern, um welche Zeit die Bauern am lustigsten wären. Der Bauer sagte: Im Winter, denn da haben wir nicht Viel zu arbeiten. Der Bauer fragte auch den Edelmann, wann sie dann am fröhlichsten wären. Wir von Adel, versetzte er, sind im Frühlinge am lustigsten, absonderlich im May. Ey! ey! schrie der Bauer auf, so machet ihrs gerade wie mein Esel: denn eben um diese Zeit schreyt er immer vor Freuden Iha! Iha!


115. Faulheit wird bestrafet.


Ein Weib wurde öfters von ihrem Manne wegen ihrer Faulheit mit Prügelsuppen abgespeiset; als er ihr aber einstmal es zu grob machte, fieng sie an zu schreyen: Du Schelm, du Dieb, warum schlägst du mich? habe ich doch Nichts gethan. Ey recht, widersetzte der Mann, eben aus dieser Ursache schlage ich dich, weil du den ganzen Tag Nichts thust.


116. Ein Esel hat Freunde.


Ein Bauer fuhr einsmals mit seinem Esel in die Stadt, und als der Esel nicht gehen [457] wollte, schlug er denselben erbärmlich. Ein Hofherr, der solches vom Fenster herab sah, hatte Mitleiden mit diesem Esel, und schrie: Knolle! warum schlägst du dieses arme Thierlein so gewaltig? Der arglistige Bauer versetzte: Gnädiger Herr! verzeihet mir, ich habe nicht gewußt, daß mein Esel ein so naher Freund zu euch sey.


117. Ein Student wird angeführt.


Ein Bauer hatte einen Sohn, der lange Zeit studirte, und ihm viel Geld kostete. Endlich verlangte er zu wissen, was doch sein Sohn gelernet hätte. Der Sohn wollte mit der Sprache lang nicht heraus. Als aber einsmal 3 Eyer auf den Tisch getragen wurden, wollte er seine hohe Gelehrtheit sehen lassen, und sagte also: Nun, mein Vater! ich will zeigen, daß hier in der Schüssel 5 Eyer seyn, obschon nur 3 gesehen werden; wo 3 sind, da sind auch 2; hier aber in der Schüssel sind 3, folglich sind auch allda 2. Zwey und 3 aber machen 5, schließlich sind hier 5 Eyer. Der Vater verwunderte sich über den so hohen Verstand seines Sohnes, und sagte: Gar recht, mein lieber Sohn! zwey von diesen fünf Eyern will ich essen, eines will ich deiner Mutter geben, die übrigen zwey kannst du essen.


118. Grabschrift eines Saufers.

Einem Saufer, der Tag und Nacht im Wirthshause herumzog, wurde diese Grabschrift gemacht:

[458]
Hier liegt begraben,
Der g'füllt hat seinen Kragen
Mit Brandtewein und Bitterbier;
Ist also entschlafen hier.

119. Grabschrift eines Pfarrers.

Ein gewißer Meßner, als sein Pfarrer, mit NamenMelchior, starb, machte er ihm zu Ehren diese wohlausstaffirte Grabschrift:


Hier liegt begraben Herr Melcher,
Ein Pfarrer g'west ist welcher,
Hat gelebt in Tugend und Zucht,
Ist gestorben an der Wassersucht.
Sag doch, o lieber Leser! frey,
Ist das nicht Schad? Ey! ey! ey!

120. Grabschrift.


Einer mit Namen Hanns Haschebrod, als er merkte, daß er bald sterben würde, machte sich selbst diese Grabschrift:


Hier liegt Hanns Haschebrod.
Gieb mir, mein lieber Gott!
Das ewige Leben,
Gleichwie ich dirs wollt geben,
Wenn du wärst Hanns Haschebrod,
Und ich dein lieber Gott.

121. Grabschrift eines Wirths.

Einem Wirth, der mit doppelter Kreide anzuschreiben pflegte, machte man diese Grabschrift:

[459]
Es liegt ein Wirth allhier,
G'schenkt hat er braunes Bier,
Zech machte er, daß d'Augen tropfen;
Hätt' man ihn nicht brav sollen klopfen?
G'schenkt hat ers Bier um doppelts Geld:
So betrogen sind d'Wirth in der Welt.
122. Grabschrift einer Frau.

Einer tugendhaften Frau wurde die schöne Grabschrift gemacht:

Schauet diesen schlechten Stein;
Ein Diamant sollt es seyn:
Denn Das, was er beschwert,
Ist Mehr, als dieser, werth.
Hier liegt die Frömmigkeit,
Und wart't auf jene Zeit.
123. Grabschrift eines zänkischen Weibes.

Ein gewißer Mann machte seinem zänkischen Weibe, als sie starb, diese Grabschrift:

Hier liegt mein Weib, Gott seys gedankt!
So lang sie g'lebt, hats immer zankt.
Lieber Leser, geh von hier,
Sonst steht sie auf, und zankt mit dir.
124. Ueble Ehe.

Ein übles Verständniß zwischen Mann und Weib beschreibt P. Abraham also:

Will er Sauer, so will sie Süß;
Will er Mehl, so will sie Grieß.
Schreyt er Hu, so schreyt sie Ha;
Ist er dort, so ist sie da.
[460]
Will er essen, so will sie Fasten;
Will er Gehen, so will sie Rasten.
Will er Recht, so will sie Link;
Sagt er Spatz, so sagt sie Fink.
Ißt er Suppen, so ißt sie Brocken;
Will er Strümpf, so will sie Socken.
Sagt er Ja, so sagt sie Nein;
Sauft er Bier, so trinkt sie Wein.
Will er Dieß, so will sie Das;
Singt er den Alt, so singt sie den Baß.
Steht er auf, so sitzt sie nieder.
Schlägt er sie, so kratzt sie wieder,
Will er Wist, so will sie Hott;
Das ist ein Leben, erbarm es Gott!

125. Ein rauschiges und zänkisches Weib.

Ein gewißes Weib, mit Namen Anna, war fast Tag und Nacht sternvoll. Ihr Mann ermahnte sie öfters, sie sollte doch von diesem Laster abstehen, bekam aber nur ein böses Maul, und sie mußte allezeit das letzte Wort haben. Als sie nun nicht schweigen wollte, gedachte der Mann, daß, wenn die Kinder nicht schweigen wollen, sie durch das Wiegen können besänftiget werden. Daher nahm er sie, warf sie in die Wiege hinein, und fieng an ganz sanft zu wiegen. Das Weib aber schrie, als steckte ein Messer in ihr: Wieg, du Dieb! ey wieg, du Schelm! etc. Weil sie noch nicht schweigen wollte, wiegte er so stark, daß die Wiege sammt dem Weibe aufhüpfte, und sang dazu:


[461]
Schweig, mein Andel! schweig,
Ich kauf dir bald ein Miederzeug.
Schweig, mein Andel! schweig.

Sie schwört, sie schilt, sie murmelt, sie kirret, und wünscht ihm alle Teufel auf den Hals. Er aber wiegt immerfort, und damit sie desto eher einschlafen möchte, sang er abermal dazu:


Aja, Popaja, willst schweigen?
Sonst geb ich dir, Andel! ein Feigen.

Endlich fieng sie an einzuschlafen, versprach lauter goldene Berge; ja sie rief alle Heilige zu Zeugen an, daß sie inskünftige schweigen wollte. Bald darauf, als sie wiederum einen guten fidimirten Rausch hatte, strauchelte sie über einen Stein, und fiel zu todt. Der Mann ganz froh, ließ auf ihren Grabstein zu ewiger Gedächtniß diese Schrift setzen:


Hier liegt meine liebe Anna,
So die Küchel verbrannt in der Pfanna.
Der Teufel mag eines solchen Weibs Mann seyn.

126. Ein Jud wettet mit einem Christen.


Ein Jud und ein Christ wetteten mit einander, daß, wer die meisten Heiligen zählen könnte, der soll dem Andern allezeit ein Haar ausraufen. Als sie nun lang gegen einander zähleten, und der Jud einen Heiligen um den andern aus dem alten Testamente hersagte, fiel dem Christen die heilige Ursula mit eilftausend Heiligen ein, ertappte also den Juden bey dem Bart, und raufte ihm solchen ganz und gar aus.


[462] 127. Erwählung eines Standes.


Einer wußte nicht, in was für einen Stand er sich begeben sollte, sprach demnach bey sich selbst also:


Bin ich ein Mönch, so werd ich hart gestriegelt.
Bin ich ein Soldat, so werd ich hart geprügelt.
Bin ich ein Bauer, so thut man mich schinden.
Bin ich ein Dieb, so thut man mich binden.
Bin ich ein Doktor, so muß ich studieren.
Bin ich ein Narr, so thut man mich vexiren.
Bin ich reich, so leb ich in Sorgen.
Bin ich arm, so will man mir nicht borgen.
Bin ich hoch, so leid ich viel Mucken.
Bin ich nieder, so thut man mich drucken.
Bin ich ledig, so hab ich keine Freuden.
Bin ich verheirath, so muß ich Viel leiden.

Rathe demnach du mir, mein lieber Leser! was ich in meinem Anliegen zu thun habe.

128. Es kömmt nichts Bessers nach.


Eine alte Frau bethete täglich für ihren Stadtrichter, daß er doch lang leben möchte. Der Richter, als ers erfahren, ließ sie zu der Mahlzeit laden. Wie sie nun mit einander zur Tafel saßen, da sagte die Alte: Mein Herr Stadrichter! wie habe ich dieses um euch verdienet? Dieser antwortete: Ihr verdient es noch täglich an mir; nur wollte ich gerne wissen, was ich euch Gutes gethan, daß ihr täglich [463] für mich bethet? Worauf sie antwortete: Dieses, mein Herr! ist die Ursache: Ich habe euern Großvater als einen Richter gekannt; dieß war ein Mann, der nicht viel nutz war. Ich habe euern Vater gekannt, der noch viel schlimmer war. Ich kenne auch euch, mein Herr! daß ihr der ärgste Schelm auf der Erde seyd; darum bethe ich für euch, daß ihr möget lang leben, denn ich fürchte, es möchte noch ein ärgerer Schelm nach euch kömmen. Dieses gute Weib wollte sagen, es komme selten etwas Bessers nach.


129. Zwey zahlen mit gleicher Münze einander aus.


Ein Einäugiger traff unter Wegs in aller Frühe einen buckelten armen Tropfen an. Der Einäugige sagte schimpfweise zu dem Buckelten: Wo willst du so frühe hinreisen, weil du die Ranze auf dem Buckel schon aufgeladen hast? Der Buckelte antwortete ihm mit gleicher Schimpfrede: Ja, ja, es muß sehr frühe seyn, weil du erst einen Fensterladen aufgemacht hast. Er verstund hierdurch sein Einauge.


130. Ungeschicktes Reden.


Einer mischte in alle seine Reden jederzeit diese Worte ein: Wie ihr deßgleichen. Dieser wurde einsmals von seinem Herrn zu dem Landrichter geschickt, und mußte ihm andeuten, wie er, (sein Herr) zween Diebe gefangen habe, und gesinnet sey, dem [464] Landrichter solche zu liefern. Er richtete seine Post also aus: Gnädiger Herr Landpfleger! mein Herr läßt sich euer Gnaden empfehlen, wie ihr deßgleichen, und thut euch berichten, wie daß heute Nacht zween Diebe, wie ihr deßgleichen, eingebrochen und gestohlen haben, wie ihr deßgleichen. Läßt also bitten, euer Gnaden wollen solche Galgenvögel, wie ihr deßgleichen, gebührendermaßen abstrafen und aufhängen, wie ihr deßgleichen. Der Landrichter merkte wohl, daß dieser Lümmel eine schändliche Gewohnheit an sich habe, sagte ihm demnach, er soll seinem Herrn andeuten, daß er diese Diebe überliefern, und hinführo keinen solchen groben Narren mehr schicken sollte. Ja, ihr Gnaden, sagte dieser, wie ihr deßgleichen.


131. Ungeschickte Weise zu reden.


Ein Anderer hatte die Gewohnheit, daß er zu allen Sachen hinzusetzte: Recht also. Dieser Phantast kam ungefähr zu einem Fuhrmann, der mit seinen Wagen umgeworfen. O mein Gott! sagte er, wie seyd ihr umgegangen! Recht also, jetzt müsset ihr schon den Schaden büßen; recht also. Der Herr, dem der Wein gehört, wird euch keinen Pfennig nachlassen; recht also. Ja er wird euch noch über das brav abprügeln;recht also. Der Fuhrmann war ohnedem voll Zorn und sagte: Potz Stern tausend etc. wie wollte ich umgegangen seyn? Die verfluchten Leute machen den[465] Weg nicht, und wir müssen so große Maut geben. Recht also, sagte der Andere abermal. Was? sagte der Fuhrmann, ist es dann recht, daß man uns um Alles bringen will? Recht also, versetzte wiederum der Andere. Der Fuhrmann nicht faul, nahm die Geißel, und striegelte diesen armen Lappen so lang, bis er sein Recht also vergessen hatte.


132. Wodurch macht sich der Deutsche verächtlich.


Ein großer Politiker wurde gefragt, was die Deutschen am meisten verächtlich mache. Hierauf gab er zur Antwort: Zwey Dinge machen selbe verächtlich. 1) Die unterschiedliche Kleidertracht: denn sie sind wie die Affen; was sie heute Fremdes sehen, machen sie morgen nach. Daher malte einst ein Maler den Franzosen zwar nett, den Spanier gravitätisch, den Deutschen aber nackt, und vor ihm einen Korb voll allerhand Kleider, anzudeuten, daß der Deutsche nicht bey seiner Kleidertracht bleibe, sondern allerhand Kleider an sich nehme. 2) Das überflüßige Saufen. Es muß ja, leider! die Bierampel beständig auf dem Tische stehen, und vermeynet Mancher, er wäre kein rechter Biedermann, wenn er nicht alle Tage seinen tüchtigen Rausch habe. Pfui der Schande! Ja, Mancher bleibt keinen Tag zu Hause, geht bald in dieses, bald in jenes Wirthshaus, und es heißt bey ihm:


[466]
Am Sonntag zum schwarzen Rössel,
Am Mondtag zum blauen Kessel,
Am Erchtag zum goldnen Lampel,
Am Mittwoch zum grünen Kampel,
Am Donnerstag zur goldnen Sonn,
Am Freytag zum wilden Mann,
Am Samstag zur schönen Linden,
Laß ich mich beym Saufen finden.

133. Gute Purgier.


Ein Schneider gieng vor einer Apotheke vorüber, und weil eine Geise dahin gelorbert hatte, vermeynte er, der Apotheker habe Pillen verschüttet; nahm demnach einige davon, schluckte sie hinunter und sagte: Da komme ich recht unverhofft zu einer Purganz, indem ich ohne dieß bisher verstopft gewesen bin.


134. Ein Jude muß im Koth liegen bleiben.


In der Stadt Magdeburg fiel ein Jude an ihrem Sabbathe in das heimliche Gemach. Seine Mitbrüder bathen inständig den Magistrat, daß derselbe durch die christlichen Stadtknechte aus diesem übeln Quartier möchte herausgezogen werden. Die Sache kam zum Bischofe. Dieser verwunderte sich über das unverschämte Begehren der Juden, und fragte: Warum sollen ihn die Christen heraus ziehen? warum thut ihrs nicht? Weil wir, sagten die Mauschel, heute unsern Sabbath haben. Recht, widersetzte der Bischof: Heute [467] soll es nicht geschehen, weil euer Sabbath ist; morgen auch nicht, weil unser Sonntag ist. Mußte also der Jude so lang in diesem Saubette liegen bleiben, bis ihn seine Mitbrüder selbst heraus gezogen.


135. Den Todtschlag soll man strafen.


Ein gewißer Offizier stach Einen todt, gieng aber zum Könige, und bekam Pardon. Er stach wiederum Einen todt, und wurde pardonirt. Er stach abermal Einen todt, und wagte es wiederum, Gnade zu suchen. Der König aber ganz bestürzt, sagte: Was? ich soll euch Gnade mittheilen, indem ihr doch meine Gnade schon zweymal misbrauchet, und schon drey ums Leben gebracht? Unterdessen sprang der Hofnarr hervor, und sagte zum Könige: Herr! du irrest dich, dieser hat nur einen Einzigen umgebracht, die andern Zween hast du umgebracht: denn hättest du ihn bey dem Ersten hinrichten lassen, so hätte er die andern Zween nicht umbringen können.


136. Groß an Statur, klein im Verstande.


Ein gewißer Herr war sehr lang von Statur, hatte aber wenig Verstand im Kopfe. Einige rückten ihm solches öfters vor. Einsmals, als es wiederum geschah, fiel eine Frau in die Rede, und entschuldigte ihn also: Wisset ihr dann nicht, daß das oberste Stockwerk eines großen Hauses selten bewohnet wird?


[468] 137. Die Besoldung läuft fort.


Einer beklagte sich bey einem Beamten, und begehrte von ihm Bescheid. Der Beamte aber, welcher zu wenig in das Corpus juris hinein geschauet, konnte darauf keine Antwort geben. Der Kläger ganz unwillig, sagte zu dem Beamten: Zum Teufel, was seyd ihr dann für ein Beamter, wenn ihr nicht wisset, was in der Sache zu thun? Gewißlich, der Kurfürst giebt sein Geld umsonst aus. Der Beamte widersetzte: Wisse, mein grober Lümmel! der Kurfürst besoldet mich wegen Dessen, was ich weis, und nicht wegen Dessen, was ich nicht weis.


138. Zwey Beutelschneider, Einer besser als der Andere.


Es kamen 2 Beutelschneider in einer Komödie zusammen, derer Einer hieß Labier, der Andere Kandier. Nun dieser Kandier saß gerade hinter dem Labier, den er für einen vornehmen Herrn hielt. Er fieng an die kostbaren silbernen Knöpfe von des Labiers Rock herab zu schneiden; der Labier, welcher selbst ein ausgestochener Beutelschneider war, merkte es, und ließ ihn ein und den andern Knopf abschneiden; indessen zog er ein Messer aus der Tasche, wandte sich geschwind, und schnitt dem Kandier ein Ohr ab. Da fieng der Kandier gewaltig an zu schreyen: Mein Ohr! auwehe, mein Ohr! Der Labier schrie auch: Auwehe, meine Knöpfe! meine Knöpfe! Da hast du, [469] sagte der Kandier, deine Knöpfe. Da hast du, sagte der Labier, dein Ohr auch wieder. Hierauf entstund ein ungemeines Gelächter.


139. Anstatt der Erbsen wachsen Schweitzer.


Ein gewißer Bauer in Frankreich säete in seinem Acker Erbsen aus. Der König hielt nachgehends Musterung seiner Soldaten, und es kamen die Schweitzer eben auf diesen Acker zu stehen. Der Bauer wollte gerne wissen, wie es um seine Erbsen stund, gieng hinaus auf sein Feld, und sah, daß die Schweitzer darauf stunden. Ey Wunder! ey Wunder! schrie der Bauer: ich habe Erbsen gesäet, und es sind Schweitzer daraus geworden. Der König als er diesen Scherz erfahren, fieng an zu lachen, und ersetzte ihm den Schaden.


140. Ein Maurer schlägt Einen todt.


Ein Maurer fiel von einem hohen Hause herab, und zwar eben auf einen Mann, der vorüber gieng, dadurch dann dieser todt blieb, der Maurer aber sein Leben erhielt. Die Freunde des Erschlagenen verklagten den Maurer und wollten durchaus Satisfaktion haben. Die Obrigkeit, weil sie mir den Freunden Nichts ausrichten konnte, gab endlich folgenden Bescheid: Es sollte Einer aus diesen Befreundten sich auf das Haus hinauf begeben, wovon der Maurer herabgefallen, und sich gleichfalls auf besagten Maurer, der unten stehen sollte, [470] herunter stürzen. Da nun Keiner sich dazu verstehen wollte, giengen sie stillschweigend davon.


141. Mit den Degen, und nicht mit den Bärten streiten.


Als Franciscus von Bourbon, ein junger Fürst, in Italien mit der französischen Armee wider die Kaiserlichen zu Felde lag, ließ der Marggraf von Tuast, kaiserlicher Feldmarschall, dem jungen Herzoge Franziscus sagen, er sollte sich zuvor den Bart wachsen lassen, und alsdann mit ihm eine Schlacht wagen. Dieser aber ließ ihm antworten: Die Franzosen pflegen mit dem Degen, und nicht mit den Bärten zu fechten. Wie dann hernach dieser junge Herzog das Feld erhalten.


142. Die Diebe sind Soldaten geworden.


Ein Oberster unter den Soldaten sah in einem Wirthshause zum Fenster hinaus, und konnte eben auf den Berg sehen, wo der Galgen stund, welcher zu selbiger Zeit ganz leer war. Fragte also den Wirth, warum sie Keinen aufhängen ließen? Der Wirth antwortete: Herr! wir haben keine Diebe mehr; denn unsere Diebe sind alle Soldaten geworden.


143. Die Mäuse fressen die Schuhe.


Ein Bürger zu Rom, als er Morgens vom Bette aufstund, sah, daß seine Schuhe von den Mäusen zerbissen waren; weil er es nun für ein böses Zeichen hielt, gieng er zu dem Kato, [471] und fragte, was wohl dieses bedeuten möchte; welcher ihm lächelnd antwortete: Das ist kein Wunder, daß die Mäuse deine Schuhe zerbissen haben; aber Das wäre ein Wunder, wenn deine Schuhe die Mäuse gefressen hätten.


144. Pralender Arzt.


Ein hoffärtiger und aufblasener Arzt konnte bey einer Prälatentafel seine Arzneyen, die er den Kranken zu geben pflegte, nicht genugsam hervorstreichen und anrühmen. Ein gewißer Religios, der sehr ausgestochen war, fiel ihm endlich in die Rede, und sagte: Mein Herr Doktor! eure Medizin kömmt mir vor wie eine Seelenmesse, die weder Credo noch Gloria hat.


145. Vögel fangen.


Ein Vogelfanger nahm einen Doktor mit auf den Vogelheerd, und befahl ihm ganz still zu seyn. Kaum aber als dieser ungesalzene Doktor in den Wald kam, fieng er an zu reden, und sagte auf Lateinisch, es wäre eine große Menge Vögel vorhanden; worauf alle Vögel wiederum wegflogen. Der Vogler, ganz zornig, sagte zum Doktor: Wenn er nicht schweigen könnte, so hätte er nicht mitgehen sollen. Hierauf widersetzte dieser: Zum Plunder! was habe ich gewußt, daß die Vögel auch Lateinisch verstehen.


146. Alles gerade machen.


Ein gewißer Kardinal wurde vom Kaiser [472] Maximilian nach Florenz geschicket, die Streitigkeiten daselbst aufzuheben, und Alles richtig und gerade zu machen. Ein Possenreißer, welcher von Natur buckelt und krumm war, machte ihm allda viel artige Possen und Kurzweil, und begehrte endlich eine Gnade. Der Kardinal fragte ihn, was er für eine Gnade begehre; er gab zur Antwort: Ich habe gehört, Euer Eminenz seyn anher gekommen, Alles in diesem Lande richtig und gerade zu machen; als bitte ich, sie wollen mich auch gerade machen: denn ich habe es wohl vonnöthen. Hierüber lachte der Kardinal, und gab ihm ein ansehnliches Geschenk.


147. Ein Aff wird für ein Kind angesehen.


Ein Bauer in Schwaben kam vor die Apotheke, und wollte einen Thaler wechseln lassen; da saß ein angekleideter Aff vor der Thüre auf dem Laden, dem gab er den Thaler. Der Bauer gieng hinein in die Apotheke, klein Geld vor diesen Thaler zu empfangen, welches ihm auch gegeben wurde. Als aber der Apotheker fragte, wo dann der Thaler wäre? sprach der Bauer: Ich habe ihn schon vor der Thür eurem kleinen Büblein gegeben. Vermeynte, der Aff wäre des Apothekers Söhnlein.


148. Kleiner Respekt für die Bürgermeister.


In einem Städtlein der obern Pfaltz saßen die Bürgermeister zu Rath, und warteten lange Zeit auf die übrigen Rathsverwandten. [473] Als nun Einer nach dem Andern geschlichen daher kam, wurde der Stadtknecht zornig, und sprach: So gehet dann von der Stelle ins Teichselsnamen; müssen die Herren Bürgermeister schon warten, wie andere Hunds etc. etc. Das war ein trefflicher Respekt für die Bürgermeister.


149. Ein Bauer kaufet Brillen zum Lesen.


Ein Bauer, der nicht lesen konnte, als er sah, daß alte Leute, wenn sie lesen wollten, eine Brille brauchten, vermeynte, wenn er eine Brille aufsetzen würde, so könnte er auch lesen. Gieng also zu einem Brillenmacher, und wollte eine Brille kaufen. Der Brillenmacher setzte ihm eine auf die Nase. Der Bauer schauete in ein Buch, konnte es aber nicht lesen, sagte ihm also: Zum tausend! die Brille ist nicht gut. Der Brillenmacher setzte ihm noch etliche andere auf. Der Bauer konnte noch nicht lesen. Endlich sagte der Brillenmacher: Mein Freund! ihr möget wohl gar nicht lesen können. Ey, Kerl! sprach der Bauer, wenn ich lesen könnte, so kaufte ich die Brille nicht.


150. Eifersucht zweyer Narren.


Ein gewißer Herr hatte zween Narren; diese aber eiferten mit einander, und wollte ein Jeder ein größerer Narr seyn als der Andere. Einer gieng in der Stille zum Herrn, und sagte: Herr! was thust du dann mit zween Narren? es ist ja Einer genug aufs Haus. Recht, antwortete [474] der Herr, so sollst du hinführo Hauptnarr seyn, und also vor dem Andern die Präzedenz haben. Einsmal wurde er von andern Herren zur Tafel geladen, damit er ihnen lustige Possen machen sollte. Er soff und fraß brav darauf, sagte aber Nichts. Endlich begehrten die Herren, daß er ihnen doch was Lustiges machen möchte. Da sagte er, nachdem er genug gesoffen: Ich bin meines Herrn Narr, wollet ihr einen haben, so schaffet euch einen, und gieng davon.


151. Ein Mittel das Recht zu erhalten.


Ein Bauer gieng zu einem Advokaten, und begehrte von ihm ein Mittel, wie er in allen Streitigkeiten das Recht erhalten könne. Der Advokat sagte, er sollte ihm ein Paar fette Gänse geben, so wollte er ihns lehren. Solches verhieß ihm der Bauer. Der Advokat lehrte ihn dann, er soll nur allzeit sagen: Domine! non est verum, das heiße: Herr! es ist nicht wahr. Als nun der Bauer lange Zeit mit den Gänsen ausblieb, begehrte der Advokat die Gänse; aber der Bauer widersetzte: Herr! es ist nicht wahr. Wie, sagte der Advokat, hast du mir nicht die Gänse versprochen? Der Bauer antwortete abermal: Herr! es ist nicht wahr. Und auf solche Weise hat der Bauer auch diesen Streithandel gewonnen.


152. Ein Bürger schlägt den Bürgermeister ins Angesicht.


Ein Bürger ließ bey einem Becker in dem [475] Backofen einen Kalbschlegel braten. Der Beck aber schnitt ein gutes Stück davon herunter. Der Bürger begehrte, er sollte ihm diesen Schaden gut machen, sonst müßte er ihn verklagen. Der Beck gieng geschwind zu dem Bürgermeister und verehrte ihm einen überaus große Bretze. Sie stunden Beyde vor, und der Bürger wollte durchaus Satisfaktion haben, der Beck hingegen antwortete, es hätten die Fliegen das Loch in den Braten gefressen. Der Bürgermeister gab den Bescheid, und sagte zu dem Bürger: Haben es die Fliegen gethan, so rächet euch an denselben, und schlagt sie todt, wo ihr sie immer findet. Der Bürger, welcher ein loser Schalk war, sah eben eine Fliege in des Bürgermeister Angesicht sitzen, schlug ihn also ins Gesicht, daß das Blut aus der Nase lief, sagend: Herr! da saß eben eine.


153. Grobe Stimme.


Ein Rathsherr wurde nebst dem Stadtschreiber zum Fürsten geschicket. Der Stadtschreiber mußte das Wort vorbringen, war aber etwas heiser. Der Rathsherr redete ihm zu, er sollte doch gröber reden. Den Stadtschreiber verdroß dieses, und sagte darauf: Ey, thu mir was Anders! Das war grob genug, sagte der Fürst.


154. Eine Sau hatte den Köhl abgefressen.


Ein ungehobelter Bauer beklagte sich bey seinem Richter, daß des Nachbars Sau ihm [476] den Köhl abgefressen hätte. Der Richter fragte, wie es dann geschehen wäre? Der Bauer sagte, so ist es geschehen: Sehet, wenn ich der Zaun wäre, und ihr wäret die Sau, und kröchet dadurch, und fräßet mir den Köhl ab, also wars. Ey du Frakturgrober Flegel! versetzte der Richter: Habe ich dann mit dir die Säue gehütet? Packe dich zum Galgen.


155. Einer giebt sich lügenhaft für einen Ritter aus.


Ein gewißer Spreitzer gab sich für einen Ritter aus, und gieng stets mit Stiefeln und Spornen in der Stadt herum. Nun war ein gewißer Spaßvogel, der verklagte ihn bey dem Stadtrichter, mit Vorwande, als habe dieser ein kleines Kind auf der Gasse zu todt geritten. Der Stadrichter ließ ihn sodern, um seine Verantwortung anzuhören; er aber leugnete es hoch und theuer, es sey von ihm nicht geschehen. Da nun der Andere mit seiner Klage nicht aussetzete, mußte endlich dieser hoffärtige Spreitzer seine eigene Schande mit einem Eidschwure bekennen, daß er ein ganzes Jahr her auf kein Pferd gekommen sey, geschweigens, daß er ein Kind zu todt geritten hätte.


156. Ein Schuldenmacher.


Ein Anderer ließ fein sauber Alles durch die Gurgel rinnen machte hin und her Schulden und bekümmerte sich wenig, wie er selbe bezahlen könnte. Die Gläubiger verklagten ihn [477] bey dem Bürgermeister. Dieser befahl ihm öfters, die Leute, denen er schuldig war, zu befriedigen, konnte aber mit ihm Nichts ausrichten. Weil nun abermal die Gläubiger bey dem Bürgermeister um die Bezahlung ernstlich anhielten, schrie dieser Schuldenmacher auf: Mein, um Gottes willen, hausen doch diese donnerschlägigen Leute auch daß sie einem ehrlichen Manne borgen können.


157. Hoffart wird zu Schanden gemacht.


Eine gewiße Bürgerstochter, dieses hoffärtige Witzel, saß bey einer Mahlzeit wie eine Braut da, und wollte durchaus Nichts essen. Als man fragte, warum sie Nichts essen wollte, antwortete sie: Ich kann nicht, es geht kein Essen mehr bey mir; ich habe mich schon zu Hause mit einem Rebhühnlein angefüllet. Ja freylich wohl, sprach ein Anderer. Man sieht es der Jungfrau an, denn ihr die Federn noch am Halstüchlein hangen. Als man sie darum ansah, nahm man wahr, daß ihr Halstüchlein mit einem Habermuse besudelt war.


158. Ein Doktor weis nicht, wohin er reite.


Ein gewißer Doktor in Welschland ritt einstens mit seinem Maulesel herum, Kranke zu besuchen. Weil sich aber dieses Thierlein überfressen, so fieng es an zu gumpen, riß den Zaum entzwey, und sprang mit seinem Herrn die Gassen auf und ab, daß sich also der gute Reiter nicht mehr zu helfen wußte. Jedermann,[478] der diese Reiterey sah, fieng an zu lachen. Endlich schrie ihm einer spottweise zu: Wo aus, wo aus, Herr Doktor? Ich weis selbst nicht, schrie der Doktor; willst du es wissen, so frage meinen Esel darum.


159. Klage einer reisenden Gesellschaft.

Wir Brüder suchens hintern Ohren,
Der Wirth hat uns fein trocken g'schoren.
Er hat uns geben dreyerley Kost:
Hunger, Durst und großen Frost.
O wehe! das war ein saurer Wein;
Der Teufel mag sein Gast mehr seyn.
Der Wirth war tugendsam und fromm,
Giebt wenig z'essen, nimmt Viel drum.
Die Speis war kalt, der Wein war warm.
Er ist ein Wirth das Gott erbarm.
Das Kraut war seine beste Speise;
Das Tischtuch war auch voller Läuse.
Er gab uns G'müs, war nicht geschmalzen;
Das Fleisch war dürr und nicht gesalzen.
Der Braten war vom Blut noch roth,
Auch gab er uns ein schimmlich Brod.
Gott behüte uns vor solchem Wirth;
Der Teufel ihn bald holen wird.

160. Ein Aff stellet sich wie eine todte Frau.

Ludovikus Sfortia, ein Herzog zu Mayland, hatte einen sehr possierlichen Affen, welcher die ganze Stadt auf und abgieng; absonderlich [479] kam er fast täglich zu einer Frau, mit Namen Nonna, mir dieser trieb er seine mehrste Kurzweile, und schmeichelte ihr auf alle Weise. Als nun die fromme Frau starb, gab der Aff fleißig Acht, wie man ihren todten Leib wieder mit neuen Kleidern: anzog, und in die Todtenbahre legte. Am Tage der Begräbniß, als Alles vom Hause in der Kirche war, schlich der Aff durch ein offenes Fenster in das Zimmer hinein, wo seine liebe FrauNonna gestorben war, und fraß alle köstliche Säfte, kräftige Latwergen, und andere kostbare Herzstärkungen, die von der verstorbebenen Frau übrig geblieben, fein sauber zusammen. Darauf wurde er schläfrig; zog also der verstorbenen Frau alle ihre Kleider, welche sie als krank getragen, an, und legte sich darmit in der verstorbenen Frau Bett hinein. Da nun Alles von der Begräbniß nach Hause kam, mußte eine Hausmagd Etwas aus solchem Zimmer holen. Kaum hatte sie den verstellten Affen im Bette erblicket, wollte sie fast vor Schreckten in die Fraiß fallen, machte viel hundert Kreuze vor sich, und sprang über die Stiegen hinunter, in Meynung, der Geist ihrer Frau wäre vorhanden. Die zwey Söhne, als sie dieses von der Magd vernommen, erschracken also, daß sie fast ohnmächtig zu Boden sanken. Voll der Angst und Furcht, giengen sie doch hinauf, und meynten auch wirklich, der Geist ihrer Frau Mutter wäre zugegen. Man schickte alsogleich nach dem Stadtpfarrer, [480] daß er diesen Geist beschwören möchte. Dieser kam alsogleich sammt seinem Meßner in dieses Haus, tröstete beyde Söhne in ihrem so betrübten Zustande, sie sollten gute Hoffnung haben, ihre Frau Mutter wäre ja eine gottesfürchtige Matron gewesen. Nachdem gieng er hinauf in das Zimmer, brauchte den Exorzismus, und beschwur den da liegenden Affengeist, was er hier mache, und was sein Begehren sey? Weil aber dieser Geist keine Antwort gab, nahm der Pfarrer von dem Meßner den Weihwadel, und spritzte ihn mit aller Gewalt in das Bett hinein. Der Aff wurde durch dieses Anspritzen vom Schlafe aufgeweckt, kehrte sein Angesicht herum, und weil er fürchtete, der Pfarrer wolle den Weihwadel auf ihn werfen, machte er ein erschreckliches Gefriß, krümmte das Maul, bleckte die Zähne, machte ganz feurige Augen, also, daß er wie ein lebendiger Teufel aussah; hiedurch wurden alle vor der Thüre Stehende dermaßen erschrecket, daß sie sämmtlich die Flucht nahmen, die zwey Söhne sprangen mit gleichen Füssen die Stiegen hinab, der Meßner fiel ihm ein großes Loch in den Kopf, der Pfarrer wollte auch der Letzte nicht seyn; mit einem Worte, dieser verstellte, von dem Bette aufspringende Aftergeist machte im ganzen Hause einen solchen Lärmen, daß Niemand vor Schrecken wußte, wohin er sich retten und diesem höllischen Geiste entfliehen könnte. Endlich als der Aff über die Stiegen hinunter [481] gieng, erkannten sie seine thierische Gestalt; und so schreckensvoll sie zuvor gewesen, mußten sie doch hierauf von Herzen lachen, und sich selbsten schämen, daß sie von diesem närrischen Affengeiste also spöttisch verblendet und betrogen worden.


161. Der Aff vertritt die Stelle einer adelichen Frau.


Zu Florenz an dem Hofe des Großherzogs Kosmus von Medicis wurde zur Fastnachtzeit ein großes Ballet angestellet, wobey alle hochadeliche Kavaliere und Damen erscheinen mußten. Ein gewißer Kavalier nahm einen im Tanzen wohl abgerichteten Affen mit sich, welchen er dermaßen prächtig kleidete und hervor schmückte, daß er einer Fürstinn gleich sah. Da er nun mit dieser Fräulein Affinn in den großen Saal kam, stunden alle anwesende adeliche Gäste alsogleich auf, und machten gegen diese vermummte Dame eine tiefe Reverenz, in gänzlicher Meynung, sie wäre eine ausländische Prinzessinn. Inzwischen fieng man an zu tanzen. Unter allen Tänzerinnen war keine, die so höflich und zierlich tanzete, als wie diese Affenprinzessinn: sie wußte ihren Gegentänzern mit den allerhöflichsten Gebärden, Bucken, Wenden und Neigen also zu begegnen, daß sich Jedermann darüber verwunderte. Nachdem sie eine geraume Zeit herumgetanzet, fiel einem auftragenden Hofpage aus der Schaale eine [482] Pomeranze; sobald der Aff dieselbe ersehen, konnte er nicht länger seine Person verbergen, riß die Larve vom Gesichte, hüpfet, springt, und läuft ganz hurtig dem Apfel nach, bis er selben erwischt und gefressen hat; worüber dann Einige lachten, Einige aber sich schämten, daß sie von einem Affen also geäffet worden.


162. Ein Meßner äschert die Leute ein.


Ein gewißer Pfarrer, weil er am Podagra lag, konnte am Aschermittwoche die Leute nicht einäschern; daher befahl er seinem Meßner, er sollte diese Einäscherung anstatt seiner verrichten. Der Meßner fragte den Pfarrer, wie ers dann machen müsse. Der Pfarrer sagte: Merk es wohl, wenn du die Asche auf den Kopf streuest, so sprich diese Worte dabey: Gedenke, o Mensch! du seyst Staub, und wirst zu Staub werden. Ist schon recht, antwortete der Meßner, ich will Alles schon fleißig merken. Als er aber diese Worte vergessen, lief er am Aschermittwoche in der Frühe wiederum zum Pfarrer, und fragte ihn abermal über die Form der Worte. Der Pfarrer in größten Schmerzen mußte herzlich lachen. Geh hin, sprach er zum Meßner, es ist halt wahr: Du bist ein Narr, und bleibst ein Narr. Wohl, wohl, antwortete der Meßner, jetzt habe ich schon Alles gefaßt; läuft mithin der Kirche zu, nimmt den Chorrock und den Teller mit der Asche, und streuet selbe auf der Leute ihren Kopf, mit diesen Worten: Du bist [483] ein Narr, und bleibst ein Narr. Du bist ein Narr, und bleibst ein Narr. Die Bauern rießen über diese Worte die Augen angelweit auf, und Alles fieng in der Kirche an hell auf zu lachen.


163. Ein junges Weib traktirt ihren alten Mann sehr übel, wird aber angeführt.


Ein alter, betagter Bauer heirathete eine junge Dirne, mit Namen Durl. Sie hausete kaum zwey Monate mit ihm, so wurde sie schon seiner überdrüßig, und wünschte, sie hätte ihn niemals mit einem Auge gesehen. Ihr alter Mann sah gar wohl, daß sie, als ein junges Mägdlein ihn nicht liebe, sondern lieber mit dem Knecht lache und scherze. Daher gieng er einst ganz bestürzt und melancholisch in ein nächstgelegenes Wirthshaus, und zu allem Glück traf er dort einen Arzt an. Dieser fragte ihn, warum er so melancholisch aussehe? Ach! antworte der Bauer, ich möchte mich gerade gar zu todt grämen: ich habe erst kürzlich wieder geheirathet, und habe zuvor ein gutes Weib gehabt, das mich liebte; das jetzige aber hat an mir schon genug, und sähe mich lieber heute als morgen sterben. Mein erstes Weib, vergelts ihr Gott in jener Welt! hat mir oft feiste Schmalznudeln gekochet, jetzt habe ich kaum nur das saure Kraut zu fressen. Nun, mein alter Vater! versetzte der Arzt, [484] folge nur meinem Rathe, so wird dir wieder geholfen, du wirst auch schon wiederum Schmalznudeln bekommen. Thu nur Dieses: So oft dir dein Weib feiste Suppen und Schmalznudeln wird aufsetzen, so stelle dich, als wolltest du dadurch blind werden. Ja, mein Herr Arzt, antwortete der Bauer, das will ich gerne thun. Wenig Tage darnach kömmt dieser Arzt in das Dorf, wo der Bauer wohnte, richtet einen Stand auf, und schreyt neben andern also: Sehet, ihr Herren! habet ihr dunkle, blöde Augen, schmieret eure Augen mit diesem köstlichen Wasser Morgens und Abends, es wird euch das Gesicht erhalten, stärken und erfrischen etc. Ihr müsset euch aber, absonderlich die alten Leute, enthalten von feisten Speisen, geschmalzenen Suppen und Nudeln: denn alle feiste und geschmalzene Speisen helfen zur Blindheit. Da die Durl dieses hörte, spitzte sie die Ohren: holla! gedachte sie, ich habe einen alten Mann, umbringen darf ich ihn nicht, das weis ich wohl, ich will ihn halt blind machen, Schmalz hin, Schmalz her, soll auch der ganze Schmalzkübel darauf gehen, wenn ich nur einen blinden Mann im Hause habe, der mir nicht mehr auf meine Fußtritte aufsehen kann, so bin ich und mein Hänsel, der Knecht, Frau und Herr im Hause. Darauf gab sie ihrem alten Manne fast täglich die besten Schmalznudeln, mit kräftigster Hoffnung, ihn gar bald blind zu machen. Der alte Mann ließ ihms herzlich[485] schmecken; über eine Zeit aber stellte er sich, als wollte er erblinden, tappte in der Stube hin und her, wischte die Augen, nicht anders, wie Einer, dem sein Gesicht vergehen will. O was ist das, spricht die Durl mit ganz kläglicher Stimme, (da ihr doch vor Freude das Herz im Leibe hüpfte, was ist das, mein allerliebster Mann! wirst mir ja nicht blind werden? O mein Weib! sagte er, ich meyne, ich sey schon blind. O jetzt bin ich dreyfach elend, ein alter, armer und blinder Mann! Das war der Durl eine gemähte Wiese: holla, dachte sie, jetzt bin ich Frau im Hause; ja, sie und ihr Knecht Hansel wiesen ihm sogleich die Feige, mit der Frage: Mann! siehst du uns? Ach nein, antwortete er. O meine allerliebste Durl! jetzt verdrießt mich alles Leben; mein, thu mir halt den letzten Gefallen, und bringe mich um. Beyleibe nicht! erwiederte sie: ich wollte dir lieber tausend Leben kausen, als dir eines nehmen. Der Mann setzte nicht aus; das Weib aber, welches es gerne that, fragte, wessen Todes er sterben wollte. Mein Weib! sprach der blinde Mann, führe mich zu unserm nächsten Weyher hinaus, und stoß mich mit aller Gewalt hinein, da werde ich gar bald verzappeln und ertrinken. Die Durl nicht faul, nimmt ihn geschwind bey der Hand, und führet ihn zum Weyher hin. Halt, spricht er, jetzt, meine Durl, steh etliche Schritte weit hinter mich, und lauf dann mit allen Kräften auf mich zu, so wirst du mich fein tief und [486] weit hineinstoßen, und mir gar bald den Garaus geben. Sie thuts, nimmt einen Ansprung und läuft mit aller Gewalt auf ihren blinden Mann hin; der verstellte blinde Mann aber springt urplötzlich auf die Seite, und die Durl platschete mit allen Vieren in den Weyher hinein, daß das Wasser über ihr zusammen schlug. Die Durl schreyt und bittet um Hilfe: O mein allerliebster, mein goldner Mann! hilf! ach, hilf! ich muß sonst ertrinken. Ja, ja, meine liebe Durl! versetzte der Alte, es wäre schon recht, ich bin aber blind, und sehe dich nicht, die Schmalznudeln haben ja mein Gesicht verblendet. Die Durl schreyt noch heftiger um Hilfe, der Alte schrie aber allezeit: Durl! o liebste Durl! ich bin blind, ich sehe dich nicht. Und auf solche Weise mußte die arme Durl zu Grunde gehen.


164. Die Männer fürchten ihre Weiber.


Thomas Bechkatzer, ein arglistiger Schuster, hieng vor seinem Laden ein Paar neue und wohlgeschmierte Stiefel auf, nicht zum Verkaufe, sondern er wollts Demjenigen verehren, der Herr über sein Weib wäre, und dieselbe nicht fürchtete. Ein Bauer vergaffte sich in diese Stiefel, und sagte, er fürchte sein Weib ganz und gar nicht. Der Schuster gab ihm also diese wohlgeschmierten Stiefel. Der Bauer bedankte sich, und nahm dieselben auf seinen Stecken über die Achsel. Nein, nein, sagte der [487] Meister Schuster, es ist so bös nicht gemeynt; wenn du die Stiefel haben willst, so mußt du sie vornen in Busen stecken. Der Schuster nahm also die neugeschmierten Stiefel, und stieß ihm selbe in Busen hinein. Beyleibe nicht, sprach der Bauer, potztausend, nur das nicht, Meister Schuster! seyd kein Narr; pfui Teufel, wie habet ihr mir mein weißes Hemd besudelt. O Lümmel! versetzte der Schuster, ist dann so viel an einem Hemd gelegen, man kanns ja wieder waschen. Nein, nein, sagte der Bauer, wenn ich mit einem so beschmierten Hemd sollte in mein Haus kommen, potztausend, was würde wohl mein Weib dazu sagen? Der Schuster nahm ihm die Stiefel wieder, schlug sie ihm ums Maul, und sagte: Ey, du verlogner Bierlümmel! warum hast du mir so stark vorgelogen, und gesagt, daß du dein Weib nicht fürchtest? Packe dich zum Plunder!


165. Ein Arzt machet die alten Weiber wieder jung.


In der Stadt Heilbronn hatte vor wenig Jahren ein Arzt austrommeln lassen, daß er neben andern Künsten auch die alten Weiber wieder jung machen könne. Kaum, daß solches ruchtbar geworden, da hat sich gleich eine große Anzahl der alten Weiber bey diesem Arzte gemeldet. Der Arzt befahl ihnen, daß sie des andern Tages ihre Namen, sammt dem Alter, schriftlich bringen sollten; welches auch geschehen.[488] Da waren zu lesen: Katharina Glöcklin, alt 101 Jahr. Magdalena Stulfüßin, alt 88 Jahre. Ursula Pauselin, alt 94 Jahre. Veronika Schutzinn, alt 69 Jahre. Regina Storchin, alt 92 Jahre etc. Nachdem alle Diese den dritten Tag wiederum bey dem Arzte erschienen, beklagte er sich, wie daß er ihre Zedel verloren, und ihm solche ein Bösewicht müsse gestohlen haben; sey also von nöthen, daß eine Jede wieder einen Zettel schreibe. Unterdessen aber sagte er ihnen vorhin, daß die Aelteste aus ihnen müßte zu Aschen verbrannt werden, welche Asche nachmals für eine Medizin tauge, womit er aus Alten könne Junge machen. Holla! gedachte eine Jede, vielleicht bin ich die Aelteste; will also weniger Jahre meines Alters schreiben, damit solcher Aschermittwoche nicht über mich komme. Wie nun der Arzt die neuen Zedel erhalten hatte, da zog er auch die vorigen Zedel hervor, und sagte zu den herumstehenden alten Weibern: Ich habe die alten Zedel gefunden; sehe aber einen großen Unterschied: in dem ersten Zedel war Katharina Glöcklin 101 Jahr alt, und in dem andern nur 49; Magdalena Stuhlfüßin zuvor 88 Jahre, itzt 36; Ursula Pausellin vorhin 94 Jahre, anjetzt nur 36; Regina Storchin vor zween Tagen 92 Jahre alt, jetzt aber nur 32 Jahre. Wohlan, weil ich euch dann innerhalb zwey Tagen habe jünger gemacht, wie ihr es selbst mit euern Zedeln beweiset, so feyd ihr alle vor Gott und der Welt schuldig, mich dafür [489] zu bezahlen. Hierauf fieng Alles an zu lachen und die jung gemachten Weiber mußten in ihrem alten Pelze wieder heim gehen.


166. Weiberlob.


Ein gewißer Kavalier lobte die Weiber in seinen Schriften über den Schellenkönig; daher er auch Heinrich Frauenlieb oder Weiberlieb genannt wurde. Er sagte, daß ein Weib sey ein Abschnitt vom Himmel, ein Konfekt aus dem Paradiese, ein Engel in Menschengestalt, ein zweyfüßiges Kleinod, ein Ausbruch der vier Elemente, eine Ehre des Hauses, eine Staffette des Glückes, ein Herzalkermes des Mannes, eine Bruthenne der Freuden, ein Tempel des Friedens, ein Innhalt alles Lobes. Als nun dieser Herr Weiberlob im Jahre 1367 gestorben, da fiengen die Weiber alle an jämmerlich zu schreyen, zu weinen und zu heulen, daß sich fast ein Stein über sie hätte erbarmen mögen. Ja, sie begleiteten ihn alle zum Grabe, und begossen dasselbige mit so viel Wein, daß die ganze Kirche davon roch. Sie haben auch ein halbes Jahr um ihn getrauert. Recht also! er hat es um das Weibervolk redlich verdienet.


167. Wer schmiert, der fährt.


Ein Metzger und ein Kürschner führten lang mit einander Prozeß. Dem Metzger rieth sein [490] Advokat, daß, wenn er einen guten Bescheid haben wollte, so sollte er dem Richter einen guten feisten Ochsen verehren. Der andere Advokat aber rieth dem Kirschner, er solle der Frau Richterinn ein schönes Zobelfutter zu einem Wintermantel verehren. Als nun des Metzgers Advokat vermerkte, daß der Bescheid wider ihn ausfallen wollte, schrie er: Ochs, brüll! Ochs, brüll! Der Richter aber sagte darauf: Er kann nicht, es steckt ihm ein Pelz im Halse. Gewann also der Kirschner das Recht.


168. Weiber List und Betrug.


Ein gewißer Mann kaufte ein paar Hühnlein, und schaffte seinem Weibe, daß sie selbe Nachmittag braten sollte, er habe den Meister Ulrich dazu eingeladen. Als die Hühnlein gebraten, kam dem Weibe ein Appetit an, und fraß sie alle zwey zusammen. Dem Weibe war nicht wohl bey der Sache, gedachte also hin und her, wie sie solches vermänteln könnte. Endlich, da sie den Meister Ulrich von weitem gesehen, sagte sie dem Manne, er soll die Messer schleifen, damit man die Hühnlein desto besser tranchiren könnte, welches er auch gethan. Unterdessen sprang sie zu der Hausthüre, und sagte dem ankommenden Meister Ulrich: O mein Ulrich! was müßt ihr wohl meinem Manne gethan haben? Er drohet euch beyde Ohren abzuschneiden; ihr höret ja selbsten, wie er das Messer wetzet. Der gute Ulrich nahm [491] den Reiß aus und lief davon. Das Weib sprang alsogleich zu ihrem Manne, und sagte: O Mann! komm geschwinde, der Meister Ulrich hat mir die zwey gebratnen Hühnlein gestohlen, dort geht er mit denselben davon. Der Mann läuft alsogleich ihm nach behielt aber in der Eile das Messer in der Hand. Wie der Meister Ulrich sah, daß ihm dieser mit dem bloßen Messer nachlaufe, sprang er noch stärker, in der völligen Meynung, es komme auf das Ohrabschneiden an. Endlich schreyt der Mann: Nur Eines, nur Eines, er verstund, nur ein Hühnlein sollte ihm der Meister Ulrich davon geben. Der Ulrich glaubte aber, er begehre nur ein Ohr, läuft also noch geschwinder, und schreyt zurücke: Hole dich der Teufel! du sollst nicht ein halbes bekommen, das ist, nicht ein halbes Ohr. Sind also Beyde durch die Arglist dieses Weibs stattlich betrogen worden.


169. Ein Student zerbricht seine Knödellaute.


Ein gewißer Student studierte zu Regensburg, welcher, obwohl er blutarm und folglich die Suppe betteln mußte, doch ein so großer Komplimentenschneider war, daß er Wenige seines Gleichen zu Regensburg hatte. Einstens bekam er von dem Franziskanerkloster zu Stadt am Hof einige Knödel in sein Bettelhäfelein. Diese nahm er unter seinen Mantel, und gieng darmit über die steinerne Brücke. Ungefähr begegnete ihm eine bekannte [492] Jungfrau. Der Student voller Komplimente, machte alsogleich gegen ihr alle erdenkliche Reverenz. Nachdem sie nun gegen einander ihre herzbrechende Worte ausgeleeret, fragte die Jungfrau, was er unter seinem Mantel trage. Meine Laute, sagte er, mit welcher ich mich bisweilen ergötze; und zieht hierauf den Mantel noch besser zusammen. Die vorwitzige Jungfrau wollte kurzum die Laute sehen. Der Komplimentist ruckte immerdar das Häfelein weiter unter den Arm, bis er endlich dasselbe gar zerdruckte, und auf die Erde fallen ließ, daß also die Knödel sammt den Brocken auf der Brücke herumkugelten. Die Jungfrau fieng an herzlich zu lachen, er aber mußte sich fast zu todt schämen. Die zulaufenden Hunde hingegegen sprangen kreuzweise herum, und ein jeder wollte ein solches Trumm von der Laute haben.


170. Ein grober Bauer.


Ein vornehmer Herr reisete einsmals aus, und schickte das Frauenzimmer voran. Als er nun durch einen Wald reisen mußte, war ein Bauer daselbst, welchen der Herr anredete, ob er nicht einen Wagen mit Frauenzimmern vorbeyfahren gesehen habe. Der Bauer antwortete, er habe keine Zimmerleute gesehen. Ich fragte, sagte der Herr, nach Frauenvolk, und nicht nach Zimmerleuten. Ja, ja, sprach der Bauer, das ist ein Anders, es ist nicht lang, so ist ein solch Gepäcke vorbey gefahren. Der Herr sagte: Du bist ziemlichgrob. Der Bauer verstund groß, und sprach: [493] Ja, Herr! mein Bruder ist noch größer. Den möchte ich sehen, sagte der Herr. Der Bauer rief überlaut: Jochim, komm her! Dieser hatte sich im Grase gestrecket, und antwortete: Was ists dann? Ey, komm doch her! der Edelmann will mit dir reden. Da sprach der faule Schlingel: Mein! lecke mich du und der Edelmann kreuzweise in dem Hintern. Der Herr sagte: Laß ihn liegen, ich höre schon, er ist gröber als du.


171. Eine große Nase wird beschimpfet.


Ein vornehmer Gesandte, der eine überaus große Nase hatte, speisete einst bey einem hohen Fürsten. Als des Fürsten Hoffnarr die allzu große Nase mit höchster Verwunderung wohl betrachtet hatte, fieng er überlaut an zu lachen, und sprach: Ey, ey, welch eine große Nase ist das! Der Fürst erschrack, und befahl, man sollte den Narren aus dem Zimmer schaffen. Der Narr blieb eine Weile aus, kam aber wieder, und gieng schweigend um die Tafel herum; endlich legte er sich mit dem Ellenbogen auf einen Lehnstuhl, und sprach: Ey, ey, wie ein kleines Näsel ist mir das! Der Gast wurde dadurch noch mehr beschimpfet, der Fürst aber so sehr aufgebracht, daß er alsogleich befahl, man sollte den Narren in die Kuchel führen, und ihn daselbst wohl abschmieren, auch verwehren, damit er nicht mehr an die Tafel kommen möchte. Als man nun von der Tafel aufstund, und der Herr Gesandte von dem Fürsten Urlaub nahm, schlich der Hofnarr [494] ganz still hin, und sprach: Meinetwegen hast du eine große oder kleine Nase, ich schmeiß dir in deine Nase, und lief alsdann davon. Das war gewißlich ein gebohrner grober Narr.


172. Ein Müller zahlt einen Advokaten trefflich aus.


Es war einstens eine Gesellschaft bey einander, unter welcher auch ein Advokat und ein Müller sich befand. Der Advokat war lustig, und stichelte immer den Müller; unter andern erzählte er von den Müllern Dieses: Einst kam ein Müller zu der Himmelspforte, und begehrte durchaus in den Himmel hinein; aber St. Peter wollte ihn nicht hineinlassen, weil die Müller insgemein Diebe wären. Man saget zwar insgemein, sprach darauf der ausgestochene Müller, daß die Müller Diebe seyn sollten, es giebt aber auch fromme Müller; wie dann ebenderselbe auch ein frommer Müller gewesen, der zu der Himmelspforte gekommen ist, und als ihn Petrus nicht hinein ließ; begehrte er, man sollte ihm einen Advokaten aus dem Himmel kommen lassen, der ihm seine gute Sache verfechte. Als aber Petrus alle Winkel in dem Himmel durchgesehen, und keine Advokaten gefunden, sagte er zu dem Müller: Ich kann dir nicht helfen, denn es ist kein einziger Advokat im Himmel. Hierauf mußte Alles herzlich lachen, daß der Müller den Advokaten so künstlich ausgezahlet.


[495] 173. Hoffart fällt.


Ein gewißer, der ein Esel in Folio war, wurde unverdienter Weise zu einer hohen Würde erhoben, und übernahm sich also, als wäre er mit dem heiligen Paulus im dritten Himmel verzuckt. Er kritisirte und beschnarchte all Anderer ihr Thun und Lassen, Handel und Wandel, da er doch selbst den Besen sollte genommen, und vor seiner Thüre den Wust und Unflat seiner Mängel hinweg gekehret haben. Er verschwärzte und verschergte Jedermann, da er doch selbst nicht einen Strohehalm werth war. Er verspottete, er tadelte und verachtete Anderer ihre in Druck gegebene Bücher, als hätte er die Wissenschaft eines Salamon mit Haut und Haaren gefressen. Er wollte in Allem angesehen seyn, wie ein Alkoran, den ein Kamelthier jährlich nach der Stadt Mekka trägt; oder wie der Esel am Palmtage. Er vermeynte, er wäre allein Hahn im Korbe und bildete sich ein, Plato spaziere in seinem Kopfe herum, Aristoteles schaue zum Fenster heraus, Salust stecke ihm im Hosensacke, Diogenes hocke ihm auf den Achseln, Cicero liege ihm auf der Zunge, der Horaz sitze ihm bey den Füßen. Er blies die Backen auf, als müßte er die Stelle des Blasebalgs bey der großen Orgel zu Ulm vertreten. Er riß die Augen auf, als wollte er nach Kalekut schauen. Er gieng daher, als wollte er der ganzen Erde [496] den Boden ausstoßen. Er trug den Kopf, wie des großen Alexanders Reitpferd Bucephalus. Er ranzte und panzte sich, als wenn er des Goliaths Brustflecke anhätte. Er konnte sich gar nicht bücken, als hätte er einen Bratspieß geschlucket. Ja, wenn dieser hoffärtige Mensch hätte fliegen können, so hätte er gewiß sein Nest auf den babylonischen Thurm gemacht. Aber seine Freude dauerte nicht lang, er wurde bald von seiner Würde wieder abgesetzt, und mußte einen gemeinen Hagelschützen abgeben. Er wurde verachtet, verlachet und verschlagen, wie ein Schwanzmodler. Kurz zuvor, ehe dieser Luzifer von der Höhe seiner Würde heruntergefallen, hat ihm Einer aus seinen Untergebenen nachfolgende Versel zu einem Denkzeichen verehret:


Wer sich einbild't, er sey klug,
Und Andere hält für Schmarren,
Der gehört mit gutem Fug
Ins Protokoll der Narren.

174. Ein Prahlhanns wird trefflich ausgezahlt.


Paulus Florenius rühmte sich, daß er alle Sprachen verstehe, als nämlich; Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Syrisch, Chaldäisch, Aegyptisch, und andere mehr. Diesen Narren zu demüthigen, ersann der gelehrte Jesuit, P. Gregor Scherer, einen lächerlichen Fund; er schrieb auf einen Zedel diese Worte:Snäg neheg rap suf. Diese Worte wenn [497] mans hinter sich liest, heißen also: Gäns gehen barfuß. Mit diesen Worten gieng der P. Scherer nebst seinen Gesellen zu dem Doktor Florenius, und ersuchte ihn ganz höflich, er möchte ihm sagen, was sie heißen, und was es für eine Sprache wäre? Als Florenius solche Worte gelesen, sagte er: Meine liebe Patres! das ist eine alte arabische und heydnische Sprache; diese Worte hatten vor Zeiten gebraucht die Götzenpfaffen, wenn sie ihren Götzen opfern wollten, mit diesen Worten redeten sie solche an. Die Patres konnten sich des Lachens nicht enhalten, und zeigten ihm, daß diese Worte alle deutsch seyn, und wenn man jedes Wort hinter sich lese, so heißen sie: Gäns gehen barfuß. Auf dieses stund der Doktor da, als hätten ihm die Hühner das Brod genommen. Die zween Patres aber giengen mit lachendem Munde davon.


175. Ein Fürst kömmt wunderbarlich auf die Wahrheit.


Friederich, mit dem Namen der Aeltere, Herzog in Oestreich, hat gar oft schlechte Bauernkleider angelegt, und bey den Bauern einen ganzen Tag fürs Geld gearbeitet, um zu erfahren, was man von ihm rede. Er pflegte daher öfters unter solcher Bauernarbeit zu fragen, was man von dem Herzog Friederich halte? Dem zuweilen ein Bauer geantwortet: Der Herzog ist ein liebreicher Herr; aber seine Frau ist des Teufels, sie ist gar zu schinderisch, [498] es kann ihr kein Mensch genug geben. Wenn heut eine Steuer bezahlt wird, macht man morgen schon wieder eine Extrasteuer. Wenn sie also fortfährt, so machet sie lauter Bettelleute; da kann sie nachmals aus einer Herzoginn eine Bettelvögtinn werden. Ein Anderer sagte: Unser Herzog ist schon gut; aber seine Apostel sind nicht weit her, er schauet ihnen gar Viel durch die Finger, deßhalben braucht er wenig Brillen. Er läßt die Edelleute mit uns hausen, wie sie wollen. Das Beste ist, daß es noch Pferde giebt, sonst würden die Edelleute gar auf uns Bauern herum reiten. Es ist zwar heut zu Tage ein jeder Bauer ein Herr; aber nur mit einem R, denn es heißt immer Bauer gieb her, Bauer geh her, Bauer trag her, Bauer schaff her etc. Ein Dritter sagte: Unser Herzog ist schon ein rechter Herr, wenn er nur den Kleiderpracht nicht gar zu fast bey Hofe einschleichen ließe. Es funkeln und glänzen ja der Frauenzimmer ihre Kleider von Silber und Gold, daß, wenn man selbe ansieht, Einer erblinden möchte. Unser Herr Pfarrer hat einmal geprediget, wie daß Einer, mit Namen Atlas, die ganze Welt getragen, und ich habe schier darüber gepfiffen, denn ich konnte mir nicht einbilden, daß es möglich wäre; aber jetzt kann ichs schier glauben, weil unsre gnädige Frau, die ziemlich schwach, 6 oder 7 Dörfer auf dem Buckel trägt; denn ihre Kleider also kostbar und theuer geschätzet werden. Ein Anderer versetzte: [499] Ueber unsern Herrn hätten wir Nichts zu klagen, wenn er sich nur anstatt seines Hetzens und Jagens besser um die Regierung annähme, und seine Bediente und Beamte nicht Herr seyn ließe. Weit schöner stünde es unserm gnädigen Herrn an, wenn er öfters in seine Kanzley, Rath- und Amstube hinein schauete, als daß er uns armen Unterthanen unsere Felder und Wiesen, welche wir doch so hoch versteuern müssen, mit Hetzen und Jagen verwüstetete und verderbete. Dergleichen Reden hat der Herzog Friedrich in seinem Baurenkittel hören müssen. Wann er nun wieder nach Hof gekommen, und seine herzoglichen Kleider angelegt hatte, wurde er öfters gefragt: Aus was Ursachen er sich dann in so schlechte Bauernkleidrr unter den Bauern aufhalten wollte? Da gab er jedesmal mit ernsthaftem Angesichte zur Antwort: Alio modo verum audire non possum. Ich kann auf keine andere Manier die Wahrheit hören, denn meine schmeichlerischen Hofleute sagen mir die Wahrheit nicht.


167. Schandpredigt.


Ein vornehmer Prediger eines Königs in Frankreich sah eine geraume Zeit mit größtem Herzenleide die allzugroße Frechheit und Freyheit des Lebens, welche an dem königlichen Hofe vorbeygieng: man that nichts Anders als Spielen, Jagen, Musiziren, Tanzen, Fressen und Saufen, Huren und Buhlen etc. Als [500] er einstens vor dem Könige und seinem Hofstaate eine hurtige und geschwinde Predigt ablegen mußte, stieg er auf die Kanzel, und brach in diese lächerlichen Worte heraus: Geliebte in dem Himmel! merke mans wohl, was ich sagen werde. Unweislich hat gethan unser Erlöser Jesus Christus; närrisch haben gethan die heiligen Apostel; ein Narr ist gewesen der heilige Petrus; ein Narr ist gewesen der heilige Paulus; ein Narr ist gewesen der heilige Andreas; ein Narr ist gewesen der heilige Antonius, der heilige Benediktus, der heilige Dominikus, der heilige Franziskus, der heilige Augustinus etc. Narren und Närrinnen sind gewesen alle heiligen Märtyrer, Beichtiger und Jungfrauen etc. Mit diesen Worten beschloß er die Predigt, und stieg von der Kanzel herab. Jedermann erstaunte über diese Rede, und ärgerte sich an dieser Schandpredigt; ja, der König selbst schickte zu ihm, und ließ ihn fragen, was er thue, wohin er gedenke, daß er Gott und seine Heiligen also lästere; er solle nur geschwind seine Predigt widerrufen, oder werde als ein Gotteslästerer ernstlich abgestraft werden. Dem guten Hofprediger war dieser Befehl gar lieb und angenehm. Hoha! gedachte er, itzt kann ich meinen Batzen anbringen. Er stieg daher wiederum auf die Kanzel, und sagte ohne einigen Widerruf die vorigen Worte: Unweislich hat gethan Christus, Narren sind gewesen die heiligen Apostel, Märtyrer, Beichtiger etc. Ja [501] alle Heilige haben weit geirret, daß sie auf Erden mit einem so strengen Leben, mit so viel ausgestandenen Martern und Peinen den Himmel gesuchet: denn, wenn du, o König! sammt allen deinen Hofleuten dir getrauest, mit Fressen und Saufen etc. gleichsam mit Stiefel und Spornen in Himmel zu gehen, so folget ja, daß Christus sammt allen seinen Heiligen muß thöricht und unweislich gehandelt haben, da sie um des Himmels willen so Viel gelitten und ausgestanden; aber weit gefehlt, das Hofleben ist ein Höllenleben, und führt schnurgerade der Hölle zu. Amen. Dieses war die ganze Predigt, sie ist kurz und gut.


177. Die Halsstärrigkeit der Weiber wird abgeklopfet.


In einer gewißen Stadt wohnte ein frommer und gottesfürchtiger Körbelmacher, dieser pflegte allezeit, so ofter ein Körbel ausgemacht hatte, zu sagen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht; darum er auch in seinem Haushalten Glück und Segen hatte. Er wollte, daß sein Weib auch solches sagen sollte; aber sie wollte durchaus nicht. Der Mann erzörnte sich über die Halsstärrigkeit seines Weibs, und schlägt ihr das Körbel über den Kopf, daß die Trümmer davon springen; hernach klopfte er sie recht ab, und schrie zugleich unter währendem Schlagen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. Dieser Tumult war kaum vorüber, so hatte es [502] gleich der Bürgermeister, sein Nachbar innen geworden, der erzählte es seiner Frau, daß der Körbelmacher seinem Weibe blaue Augen gemacht. Mein, warum? sprach seine Frau. Darum, sagte er, weil sie ihrem Manne nicht hat nachsagen wollen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht. Was? versetzte seine Frau, deßwegen ein Weib schlagen? Ist dann das eine Ursache? Ich sagte es halt auch nicht; sie hat recht gethan. Wie? sagte der Herr, wolltest du es auch nicht sagen? Nein, sprach die Frau, ich sagte es halt auch nicht. Der Herr erzörnte sich, und schlug seine Frau aufs Maul, daß ihr der Saft herunter rann, und sprach zugleich: Das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. Unterdessen läuft die Körbelmacherinn zum Herrn Stadtrichter, und verklaget ihren Mann, daß er sie also geschlagen habe. Der Stadtrichter fragte, was sie dann ihrem Manne gethan? Nichts, sagte sie, als daß ich ihm nicht habe nachsagen wollen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht. Der Stadtrichter lachte darüber, und sagte zu ihr, sie sollen sich wieder mit einander vergleichen, denn es sey bald geschehen, daß Mann und Weib mit einander zanken und raufen. Die Körbelmacherinn war kaum aus dem Hause, so fragte die Stadtrichterinn ihren Herrn, was dieses Weib gewollt habe. Sie hat halt, sagte er, ihren Mann verklaget, daß er sie hart geschlagen, weil sie ihm nicht habe nachsagen wollen: Gott sey Lob! das Körbel [503] ist gemacht. Warum schlägt sie dann der grobe Flegel um ein so schlechtes Ding, sagte die Frau; ist wohl der Mühe werth! sie hat recht gethan, ich sagte es auch nicht. Nicht? sprach der Herr; wenn ichs aber haben wollte? Nein, sagte sie, ich sagte es dennoch nicht. Der Stadtrichter ergrimmte sehr über die Halsstärrigkeit seiner Frau, und prügelte sie tapfer ab, zugleich sagend: Das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. Der Schreiber hatte solches gehört, und durch das Schlüsselloch zugesehen: läuft daher alsobald in die Kuchel, und sagte der Köchin: Urschel! höret, was ich euch sagen muß, der Herr hat die Frau geschlagen. Warum? fragte die Köchinn. Darum, versetzte der Schreiber, weil sie nicht hat sagen wollen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht; und erzählte ihr zugleich den ganzen Verlauf. Sie hat recht gethan. sagte die Köchinn, ich sagte es auch nicht, Wenn ich aber euer Mann wäre, sagte der Schreiber, so müßtet ihr wohl sagen. Ich ließ es wohl bleiben, sprach die Köchinn, Mann hin, Mann her. Der Schreiber nicht faul, und schlägt die Köchinn ums Maul, ja er geht ihr mit der Faust um den Kopf herum, wie der Binder ums Faß, und sagte zu einem jeden Schlage: Das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. Endlich kam der Gerichtsprokurator, und machte wieder Friede. Dieser, wie er nach Haus kam sagte es seinem Weibe, wie daß der Oberschreiber die Köchinn [504] abgeprügelt hätte, weil sie nicht hätte sagen wollen: Gott sey Lob! das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. O wie recht hat sie gethan, sprach sein Weib: Mein, was hat der Schreiber mit der Köchinn zu schaffen? bleib er in seiner Schreibstube; zudem, was hat er Ursache sie zu schlagen wegen eines solchen Pfifferlings? Recht hat sie gethan, ich sagte es auch nicht. Wolltest du auch so stutzig seyn? sprach der Prokurator; erwischte eine Ochsenzenne, und prügelte sie ab, wie einen Tanzbärn, und sagte immer dazu.Das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht, das Körbel ist gemacht. Endlich hat, Gott Lob! dieser lächerliche Körbeltanz ein Ende genommen.


178. Zwey Gatzgende streiten mit einander.


In einer vornehmen Stadt Deutschlands war ein Barbierer, der in seiner Kunst wohl erfahren war; allein er hatte einen Mangel an der Rede, und stotterte mit der Zunge. Zu diesem kam einst Einer, der ebenfalls mit der Zunge anstieß, und wollte sich barbieren lassen, wußte aber nicht, daß der Barbierer auch also beschaffen wäre, sagte daher: Bon-bon-bona-di-dies, ich wollte mich gern lassen bu-bu-butzen; der Barbierer sah ihn an, und vermeynte, er wollte ihn ausspotten, wußte also vor Zorn nicht zu antworten; sagte aber endlich: I-i-ich mey-meyn, du spo-spo-spottest mich. Der Andere erwiederte: Iich [505] spo-spo-spott dich nicht, i-i ich wollte mi-mich gern la-lassen bu-bu-butzen. Dieses gieng eine lange Weile also fort, bis endlich der Barbier ihm das Barbierbecken an Kopf geworfen, und darauf mit einem starken Stuhlfuße ihn dergestalt abgeprügelt, daß, woferne die Leute nicht abgewehret, er denselben gar zu todt geschlagen hätte.


179. Ein Narr entdecket Andern ihre Narrheit.


Ein vornehmer und berühmter Herr gieng einstens in ein gewißes Narrenspital. Da er nun selbiges in etwas beschauet, kam ihm ein ehrwürdiger, alter, gravitätischer Mann entgegen, welcher ihn sehr höflich empfieng, und ihm Alles, was merkwürdig, zeigte. Da, in diesem Zimmer, sagte dieser ehrwürdige Mann, sitzet ein Mathematiker, der hat sich also in die Himmelszirkel vertieft, das ihm das Hirn verruckt worden. Dort, in jenem Zimmer hält sich Einer auf, der vermeynet, er sey der römische Pabst, wer nun immer vorüber geht, dem strecket er seinen Fuß dar, und lädt ihm zum Fußkusse, giebt ihm Ablaß und den Segen. Da, in dieser Kammer liegt Einer, der meynt, er sey König in Spanien, und alle Schiffe, die aus der neuen Welt oder Amerika kommen, gehören ihm zu; befiehlt auch alle Tage so und so viel Dublonen den Armen zu geben, ob er schon sein Lebtag nicht einmal eine zu sehen bekommen. Dort, in jener Kammer[506] hocket Einer, der bildet sich ein, er mache den Regen und Sonnenschein, wie Elias. Da, in diesem Zimmer ist Einer, der vermeynet, er sey Johannes der Täufer, er schreyt und prediget den ganzen Tag, wie ein Zahnbrecher. Als nun dieser ehrwürdige Mann diesen Herrn hin und her geführet, und eines Jeden seine Narrheit beschrieben, gieng ein überaus schöner Jüngling mit einem Kruge über den Hof, aus dem Brunnen Wasser zu schöpfen. Und schauet, mein Herr! sagte der alte, ehrwürdige Mann, dieser Jüngling ist unter allen der allernärrischte Narr, dieser bildet sich ein, er sey der Erzengel Gabriel, so Mariä den Gruß gebracht; und ich, der ich doch Gott Vater bin, weis Nichts davon, daß ich ihn sollte geschickt haben. Aus diesem merkte der gute Herr allererst, daß dieser alte, ehrwürdige Mann der größte Narr unter allen wäre.


180. Ein Mann suchet die Zunge seines Weibs.


Ein gewißer Mann hatte ein sehr trotziges und pochendes Weib; wenn er sie nur ein wenig über queer anschauete, so fieng sie schon an zu trotzen und zu pochen, also, daß er oft in einer ganzen Woche kein Wort von ihr hörte. Er besann sich hin und her, wie doch seinem Weibe zu helfen wäre. Endlich ließ er ihm bey helllichtem Tage ein Licht anzünden, dasselbe nahm er, und suchte darmit in allen finstern Winkeln ganz ämsig herum, als wenn er was Wichtiges verloren hätte. Die trotzige Rärrin saß [507] bey dem Tische, hatte Etwas vor sich auszunähen, fragte alsobald: Mann! was suchest du? Er antwortete: Mein Weib! ich suche halt deine Zunge, denn ich habe vermeynet, du habest deine Zunge verloren, daß du so lang nicht geredet hast; aber Gott Lob! jetzt habe ichs wieder gefunden.


181. Die Weiber haben neun Häute.


Ein anderer Mann prügelte fast alle Tage sein Weib. Sein Nachbar hatte ihms vor übel, daß er also grausam mit seinem Weibe umgieng. Ho! ho! sagte der Mann, habe nur kein Mitleiden mit einem Weibe, ich muß lang genug schlagen, bis ich ihr auf die neunte Haut komme. Wie da? versetzte sein Nachbar, sollen dann die Weiber neun Häute haben? Ey freylich, sagte der Mann, höre nur: die erste Haut ist eine Stockfischhaut, wenn man auf diese schlägt, so erdulden sie die Schläge, als wie ein Stockfisch. Die zweyte ist eine Bärnhaut, wenn man sie auf diese hinein schlägt, so fangen sie an zu brummen und zu murren wie ein Bär. Die dritte ist eine Gänshaut, wenn man sie auf diese schlägt, so gacken sie, wie eine Gans. Die vierte ist eine Hundshaut, wenn man diese trifft, so widerbellen sie, wie ein böser Kettenhund. Die fünfte ist eine Hasenhaut, wenn man diese schlägt, so werden sie furchtsam und flüchtig, wie ein Hase. Die sechste ist eine Roßhaut, wenn man diese schlägt, so schlagen sie hinten und vorne aus, wie ein unbändiger Gaul. [508] Die siebente ist eine Katzenhaut, wenn man diese trifft, so fallen sie Einen an, kratzen und beißen wie eine zornige Katze. Die achte ist eine Sauhaut, wenn man auf diese kömmt, so grunzen und greinen sie, wie eine Sau. Und endlich die neunte ist die rechte Menschenhaut, und wenn man diese recht trifft, so geben sie nach, und werden erst gut, fromm und gehorsam. Siehest du jetzt, mein Nachbar! daß ich noch laug genug mein Weib zu schlagen habe, bis ich ihr aufs Lebendige, das ist, auf die Menschenhaut komme.


182. Das allgemeine Gebeth machet ein stummes Weib redend.


Zu Edenburg, einer Stadt in Ungarn, hatte ein vermöglicher Bürger eine trotzige Frau, die 3, 4, oder 5 Tage kein Wort zu ihm redete. Er gab ihr die besten Worte, konnte aber mit ihr Nichts ausrichten; ja sie wurde dadurch noch halsstärriger, und redete bis 14 Tage gar nichts. Endlich schickte er an einem Freytage kurz vor der Predigt zu dem Herrn Pfarrer, und ersuchte ihn schriftlich, er wolle so gütig seyn, weil sein Weib bereits 14 Tage sprachlos, selbe in das allgemeine Gebeth zu empfehlen. Der gute Herr Pfarrer, unwissend dieser Komödie, hatte ein Mitleiden mit dieser Frau, stellte seinen Zuhören aufs kräftigste vor, was das für ein großes Kreuz sey, wenn ein Mensch die Sprache verliere; und alsdann ermahnte er sie zum öffentlichen Gebeth, nannte [509] auch solche Frau mit Namen. Die Frau, die eben damals in der Predigt war, fieng an zu schwitzen, und hätte theils aus Schamhaftigkeit, theils aus Zorn zerspringen mögen. Sie lief aus der Kirche, weinete und schrie, daß ihr Mann ihr einen solchen Schimpf und Spott angethan habe. Als auch der Mann nach geendigter Predigt heim gekommen, und gehört, daß sein Weib wiederum redete, und wider ihn erbärmliche Klagworte führte, da fiel er alsobald auf seine Kniee nieder, und sprach mit lauter Stimme: Gott sey Lob und Dank, daß mein Weib wieder reden kann; o wie ist das allgemeine Gebeth so kräftig gewesen!


183. Ein böses Weib ist des Mannes ärgster Feind.


Ein gewißer vornehmer Graf wurde aus Verschwärzung von dem kaiserlichen Hofe des Maxentius verstoßen; jedoch mit dieser Bedingniß, daß, wenn er seinen ärgsten Feind und seinen besten Freund innerhalb drey Tagen dem Kaiser vorstellen würde, er wiederum sollte zu Gnaden aufgenommen werden. Der Graf besann sich Tag und Nacht, wie er dieses anstellen wollte. Endlich, stellete er sich, als hätte er einen vornehmen Ritter auf seinem Gut ermordet, und ihn seines Geldes beraubet; gab also seiner Frau Gräfinn den abgenommenen Beutel voll Gelds, und verboth ihr bey Leib und Leben, keinem Menschen Etwas davon zu sagen, welches sie auch heilig zu halten versprochen. [510] Den dritten Tag gieng der Graf nach Hof, nahm seine Gräfinn und seinen Hund mit sich. Kaum aber da er in das Zimmer zu dem Kaiser gekommen, fieng er an seinen Hund erbärmlich zu schlagen, der Hund aber hat auf jeden Schlag seinem Herrn Grafen die Hände abgelecket, und tausend Zeichen der Liebe erzeiget. Die Gräfinn, welche nicht wußte, worauf der Handel angesehen, gab ihrem Herrn einen scharfen Verweis, daß er im Angesichte des Kaisers sich also närrisch stelle, und einen so großen Tumult mit dem Hunde mache. Der Graf nicht faul, ließ von dem Hunde ab, und gab der Gräfinn eine brackete Ohrfeige. Die Gräfinn ganz rasend, wie? sagte sie, ist dir, du Schelm! du Dieb! du Mörder! noch nicht genug, daß du erst vor drey Tagen einen reisenden Edelmann so jämmerlich ermordet, und seines Geldes beraubet hast. Zog darauf den Geldbeutel heraus, zeigte selben dem Kaiser, und erzählte ihm den ganzen Verlauf. Alsdann fieng der Graf zu dem Kaiser also zu reden an: Hier sehen Euer kaiserliche Majestät beysammen Beyde, meinen besten Freund, und meinen ärgsten Feind. Mein bester Freund auf der Welt ist mein Hund, denn ob ich selben schon hart geschlagen, wie Ihro Majestät selbst mit Augen gesehen, so hat er mir doch alle Treue und Liebe erzeiget. Mein Weib aber ist mein ärgster Feind, denn diese, ob sie mir schon mit ehelicher Treue von sich selbst verbunden, und erst vor drey Tagen heilig versprochen. [511] Niemand Etwas von diesem Todtschlage zu sagen, so hat sie doch Alles geoffenbaret, und zwar nur wegen einer einzigen Ohrfeige. Dieser sinnreiche Fund gefiel dem Kaiser also wohl, daß er diesen Grafen wiederum in seine vorige Ehrenstelle eingesetzet hat.


184. Ein rauschiger Bauer wird jähling ein großer Herr.


Als einsmals Philipp, Herzog und Gubernator in Brabant, bey der Nacht heim nach Hof fuhr, traff er unterwegs einen sternvollen Bauern an. Diesen, befahl der Herzog, alsobald in eine Kutsche zu werfen, und mit nach Hof zu bringen. Der gute tolle Hensa kam nun nach Hof, wie der Pilatus ins Credo, wußte aber so Wenig von sich selbsten, als ein Sack auf der Gasse, man mußte ihn aus der Kutsche heben, und die Stiegen hinauf tragen. Hier sollte man dazu gesungen haben.


Schau, Hensa, schau!
Bist du nicht ein Sau?
Da trägt man d'Sau die Stieg'n auf;
Wers sehen will, der schnauf und lauf.
Schau, Hensa, schau!

Sobald nun dieses neue Hofschwein, will sagen, dieser neue Hofjunker in das Zimmer gebracht wurde, befahl der Herzog, daß alle Hofbediente ihn auf das allerprächtigste bedienen sollten. Man zog ihm seine Kleider aus, scheerte ihm einen stolzen Knebelbart, setzte ihm [512] eine überaus kostbare Schlafhaube auf, und legte ihn in das herrlichste Bett. Als er zu Morgens erwachte, schauete er hin und her, und als er in dem Zimmer sah, daß Alles von Gold und Silber schimmerte, konnte er den Handel nicht genugsam fassen, und fragte sich selbsten vor lauter Freuden: Bin ichs, oder bin ichs nicht? Er sprang mit vollen Freuden aus dem Bette, schauete in einem Spiegel, und gefiel ihm Nichts besser als sein spanischer Bart; deßwegen schrie er auf: Mein Eid! ich bins. Indessen kamen die Hofbedienten, und warteten ihm auf. Einer brachte Pantoffeln, der Andere Hosen, der Dritte das Handtuch, der Vierte ein gold- und silberreiches Kleid etc. Ja, sie bedienten ihn, als wäre er wirklich Herr und Fürst. Weil er nun fest glaubte, er wäre kein Bauer, sondern der Fürst selbst, so hat er sich stattlich darein geschicket, nach jenem Sprüchworte:


Kein Scheermesser schärfer schiert,
Als wenn ein Bauer ein Edelmann wird.

Bey der Tafel saß er da wie ein aufgeblasener Bachus, er gieng daher ganz gravitätisch, wie ein Pfau, mit trotzigem und ernsthaftem Angesichte, wie ein Bär. Als der Abend anbrach, setzte man ihm bey dem Nachtessen also zu, daß er abermals sternvoll geworden. Man warf ihn aufs Stroh, legte ihm seinen vorigen Bauernrock an, und trug ihn ans vorige Ort, wo er gestern gefunden worden. Da mußte also die [513] alte Sau in dem Kothe vorlieb nehmen. Der Hof war voll Lachens; der Bauer aber mußte weniger, wie ihm geschehen wäre, als der Esel von der Laute. Auf solche Weise ergeht es uns Allen: wir leben und schweben in Wohllüsten und Reichthümern; aber wie lang? Kaum einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr, da kömmt der Tod, nimmt uns alle Ergötzlichkeiten hinweg, und wirft uns in unser voriges Ort des Kothes,in die Erde, aus welcher wir gemacht. O! ihr versoffene Weltkinder! erwachet doch von eurem tiefen und höchstschädlichen Schlafe der Sünden, und folget der Ermahnung des heiligen Johannes: Liebet nicht die Welt, noch Das, was in der Welt ist, sondern gedenket, gedenket, gedenket: Momentaneum, quod delectat; æternum, quod cruciat:


Was wohl thut, währt eine kleine Zeit,
Was weh thut, währt in Ewigkeit.

185. Traurige Aprilschickung.


Ein vornehmer Herr in Niederland schickte seinen Diener in April, nämlich in die nächste Apotheke, um eine halbe Elle ungebrannten Kalk. Der Apotheker merkte den Possen, sagte ihm, es wäre dieser Kalk schon reißend hinweggegangen, und schickte ihn also zu einem Kaufherrn, welcher kurz vorher einen Prozeß wegen eines Kalkofens verloren, und deßwegen noch voll Zorn war. Da nun der Diener [514] von ihm eine halbe Elle ungebrannten Kalk begehrte, vermeynte der Kaufherr, dieser Diener wollte ihn beschimpfen, und ließ ihn erbärmlich abprügeln. Der Diener voll Zorn und Grimm, läuft nach Haus, findet seinen Herrn allein im Zimmer schlafend, ergreifet einen Dolch, stoßt ihm denselben durch die Brust, und begiebt sich in die Flucht.


186. Hund, Katze, Maus, sind gute Freunde.


Unweit Luzern, in der Schweitz, war ein Wirth, der seine Gäste unter der Mahlzeit folgendermaßen zu erlustigen pflegte: er schüttete nämlich einen Brey in eine Schüssel, setzte solchen an ein gewißes Ort; alsdann gab er ein Zeichen, und alsobald kroch eine Maus aus ihrem Loch, ein Vogel kam vom Vogelhause hervor, dort machte sich herbey eine Katze mit dem Hund, und fraßen mit einander aus einer Schüssel, also zwar, daß weder der Hund der Katze, noch die Katze der Maus, einiges Leid zufügte; nachdem nun alle genug gefressen, verfügten sich besagte Thiere wieder an ihr voriges Ort.

Verzeichniß der merkwürdigsten Materien

[515]

Verzeichniß der merkwürdigsten Materien.
A.

Adel. Ursprung dieses Worts. Seite 209

Adventszeit. Ist eine Vorbereitungszeit zum heil. Weihnachtsfeste 209. Wie man diese Zeit vor Alters geheiliget habe. ebend.

Aetna. Woher es komme, daß dieser Berg Feuer ausspeye. 169

Afrika. Wie groß dieser Welttheil. 121. Wer daselbst regiere, ob die Europäer auch Herrschaften in Afrika haben? Wem die Republik Alaier in Afrika zugehöre? ebend. Wem Tunis und Tripolis zugehören? 122. Wie die Leute in Afrika beschaffen? ebend. Was für Religionen darinn? Ob ihre Länder fruchtbar, und was für Flüsse in Afrika. 123. Mumien Afrikas. ebend.

Agathäzedel. Woher sie kommen. 299

Akademie. Ursprung derselben. 219

Algier. Wem diese Republik zugehöre? 121

Amerika. Wie groß dieser Welttheil, und wie er abgetheilet werde. 124. Wie die Amerikaner vor diesem beschaffen waren. 125. Wie sie anitzt beschaffen sind. 126. Was dem Könige in Spanien seine Länder in Amerika eintragen. ebend. Was man sonst für Sachen aus Amerika bringe? 127

Arzneykunst. Ursprung derselben, und wer sie am meisten befördert. 221. 222

Arzneymittel, gemeine und wie man sich in Krankheiten selber helfen kann. 366

Aschermittwoch. Woher er seinen Namen erhalten, und was für Ceremonien an diesem Tage in der Kirche üblich? 276

Asien. Wie groß dieser Welttheil? 110. Wer in Asien regiere, wie die Leute in Asien beschaffen, was für Religionen darinn, was für Sprachen man in Asien redet? 117. Was für rare Thiere in Asien, ob die Länder Asiens fruchtbar, und was sonst noch Merkwürdiges von Asien? Ob die sieben Wunderwerke der Welt vor Zeiten auch in Asien? 119

Asylum. Urspung davon. 303

B.

Bäder, berühmte in Deutschland. 251. 252

Baron. Wo dieses Wort herkomme. 208

Bartscheeren. Wann es aufgekommen. 252. 253

Bauernregeln, gemeine auf alle Monate des Jahrs. 311 folg.

Begebenheiten, lächerliche. 417 folg.

Beschneidung Jesu wurde in der alten Kirche als ein dreyfaches Fest feyerlich gehalten. 272 folg.

Bier. Ursprung dieses Wortes, und der Kunst Bier zu brauen. 259. Berühmte braune Biere in Deutschland. ebend. Was zu einem guten und gesunden Bier gehöret. 260

Bildhauerkunst. Wer sie erfunden. 230. Berühmte Bildhauer. ebend.

Blasiussegen. Ursprung desselben. 299

Blitzen. Woher es komme? 162

Brautring. Woher der Gebrauch, der Braut einen Ring anzustecken. 307

Brevier. Ursprung desselben. 307

Buchbinderkunst. Wer sie erfunden. 234. Wie sie nach verbessert worden. ebend. folg.

Buchdruckerkunst. Wer sie erfunden. 231. 232. Das erste gedruckte Werk. 233. Buchdrucker und Buchdruckerey in Augsburg. ebend. Privilegien der Buchdrucker. 234

Bulle, die goldene Ursprung derselben. 209

Burggraf. Ursprung dieses Wortes. 208

Burglengenfeldische Lande, ihr Ursprung. 19

C.

Caffee. Woher der Gebrauch diese Getränkes gekommen. 264. Gute Wirkungen des Caffee. 265. Wie selber zu bereiten. ebend.

Charwoche. Ursprung dieses Namens, und verschiedene Benennungen dieser Woche. 277. 278. Wie in der ersten Kirche diese Woche gehalten worden. ebend.

Choralmusik. Ursprung derselben. 309

Churfürsten in Deutschland, wie mächtig sie sind. 141. Ursprung der deutschen Churfürsten. 202. Erste Churfürsten. ebend. folg. Ursprung des Worts Churfürst. 207

Corpus Juris Canonici & Civilis. 220

D.

Deutsche. Was die alten Deutschen für einen Glauben und für Götter hatten 133. Worrin ihre Opfer bestunden? 134. Ob sie Götzenpfaffen u. Wahrsagerinnen hatten. ebend. Wie die alten Deutschen gestaltet; wie sie mit ihrer Kindern umgiengen, und wie viel sie Weiber hatten? 135. Wie es bey ihnen mit den Heirathen zugieng? ebend. Wie sie sich im Kriege verhalten, und was sie für Waffen hatten? 136. Ob sie auf die Jagd giengen, und wie ihre Wohnungen beschaffen waren? 137. Wie sie es im Essen und Trinken hielten? 138. In was ihre Kleidung bestunde? 139. Was an den itzigen Deutschen zu tadeln? ebend. Was an den ihnen zu loben? 140. Wie viele hohe Häupter in Deutschland. 141

Deutschland. Wie groß es sey, und warum man es Deutschland nenne? 132. Wie mächtig das ganze Deutschland? 141

Donner. Woraus er entstehe? 162

Donnerstral. Was er für eine Wirkung habe. 163. 164. Wie man sich vor dem Donnerstrale sicher machen könne? 165

Dreyfaltigkeitsfest. Ursprung desselben.

282. 283.

Dreykönigfest. An diesem wird eine dreyfache Erscheinung des Hernn gefeyert. 274. Wie dieser Fest in der alten Kirche begangen worden. ebend.

E.

Erdbeben. Woher es entstehe. 167

Europa. Wie groß dieser Welttheil. 127. Wie viele Kaiserthümer und Königreiche in Europa sind. ebend. Wie viele Republiken und Sprachen, und wie viele Religionen in Europa sind? 128. 129

Europäer. Was sie für Herrschaften in Afrika haben. 121. Was sie in Amerika besitzen. 125. Wie die Europäer am Gemüthe, am Verstande, 129. an Leibsgestalt, in Rathschlägen in Unternehmungen, in Dienstleistungen, in der Kost, 130. in der Kleidung, im Ehestande, in der Religion beschaffen. 131. An was sie einen Ueberfluß haben. ebend. Mit was sie die Zeit zubringen, wie sie die Melancholey vertreiben, finden und wo sie ihren Tod finden. 132

F.

Fasten. Die vierzigtägige. Ihr Ursprung. 276. Wie die ersten Christen diese Fasten gehalten? 277
Faustrecht. Wann es entstanden, und wie lange es gedauert. 212
Feldbau. Ursprung des Feldbaues in Deutschland. 224
Feldmessereykunst. Erfindung derselben. 226
Ferngläser. Wer diese erfunden, und von was großer Nutzbarkeit sie seyn. 268
Fragen, nützliche. Von der Welt. 112 folg. Andere nützliche Fragen. 142
Freude. In was eigentlich die Freude der Auserwählten im Himmel bestehe? 175.
Frieden, der westphälische. Geschichte davon. 217
Frontleichnamsfest. Geschichte der Entstehung dieses Festes. 283. 284

G.

Galenus. Nachricht von ihm. 222

Gebethe. Wann man es knieend verrichte. 304

Gedanken, nächtliche gute auf ein ganzes Monat. 177 folg.

Geldmünzen. Alphabetisches Register der Geldmünzen. 334 folg.

Gewichte. Kurzes Register der Gewichte. 340 folg.

Glasmacherkunst. Wann sie erfunden worden. 246. Welches das beste Glas. 247

Glocken. Ursprung derselben. 247. Berühmte große Glocken. 248

Goldemacherkunst. Was man darunter verstehe. 244. Berühmte Goldmacher. 245. Mit großem Vortheile Gold zu machen ist eine Kunst, die nie zu erfinden ist. ebend. folg.

Graf. Ursprung dieses Wortes. 208

Gymnasium. Nachricht davon. 220

H.

Hagel. Woher er komme. 165

Hauptverfolgung, die erste der Christen. 191

Heiligsprechung. Wie sie vor Altets, und wie sie jetzt geschehe. 310

Heringe. Wer die Kunst sie ein zu salzen erfand. 268 Wie einträglich die Heringe den Holländern. ebend.

Herzog. Ursprung dieses Wortes. 207

Himmel. was er ist, und wie weit er von der Erde entlegen. 174. Ob es Wohnungen in dem Himmel gebe. ebend. In was eigentlich die Freude der Auserwählten in dem Himmel bestehe. 175

Himmelfahrt Christi. Ursprung dieses Festes. 280. Zerschiedene Zeremonien, welche in der ersten Kirche an diesem Tage vorkamen. ebend.

Hirt. Der erste auf der Welt. 187

Holland war die mächtigste Republik in Europa. Ursache hievon. 228. Ursprung dieser Republik. 210

Hölle. Was sie sey? und worinnen die Pein der Verdammten bestehe. 176. Ob Viele in die Hölle kommen. ebend. Welches das beste Mittel, sich vor der Hölle zu hüten. 177

Holzschnitte. Wann und von wem sie erfunden worden. 230

Hußitenkrieg. Geschichte davon. 214.

Hippokrates. Nachricht von ihm. 221

I.

Jason, ein berühmter Maler.
Interregnum magnum 211
Jubiläum. Ursprung desselben. 306

K.

Kaiserthümer. Wie viele es in Europa gebe. 127. Erste römischer Kaiser. 192. Zertheilung des römischen Kaiserthumes. 193. Erster deutscher Kaiser. ebend. Erster türkischer Kaiser. 195. Erster Kaiser in Moscau. 196. Ursprung des Wortes Kaiser. 207. Erster christlicher Kaiser. 292

Kalender, immerwährender. 321 folg.

Ketzer, der erste. 290

Kirche, die erste öffentliche. 293. Warum man die Kirche gegen Aufgang der Sonne baue. 303. Wie sie zur Freistätte gemacht worden. ebend. Woher der Gebrauch Bilder und Gemälde in der Kirche zu haben. 304

Kirchenversammlung, erste allgemeine. 296

Kirchweihe, die erste. 297

Kleidung, die erste auf der Welt. 187

Komet. Was er sey. 169. Ob der Komet allezeit ein Unglück andeute. 170. Wie man wissen könne, ob der Komet unter, oder ober dem Monde stehe. ebend.

König, erster der Juden. 191. Erster römischer König. ebend. Erster König in Frankreich, 196. in Spanien, 197. in Portugall, ebend. in Engelland, in Dännemark, 198. in Pohlen, in Böhmen, 199. in Ungarn, in Preußen, 201. Ursprung des Wortes König. 207

Königreiche in Europa, wie viele es gebe. 127

Kräuter. Alphabetisches Register der Kräuter. 343

Kreuze. Ursprung des Gebrauches das Kreuz zu machen. 298

Kreuzerfindung. Geschichte davon. 293

Kreuzgänge. Wann sie eingeführt worden. 299

Krieg, erster in der Welt. 188

Kunststücke, unterschiedliche. 396

Kupferstecherkunst. Wer sie erfunden. 230. Berühmte Kupferstecher. ebend.

L.

Länder. Ob es einige gebe, die noch nicht bekannt sind. 115
Landgraf. Ursprung dieses Wortes. 208
Lobgesang. Te Deum laudamus. Wer es verfasset. 305
Licæum. Bedeutung dieses Wortes. 220

M.

Malerkunst. Wie selbe erfunden. 228. Berühmte Maler. 229

Marggraf. Ursprung dieses Wortes. 208

Maria die seligste Jungfrau. Geschichte der feyerlichen Festtage Mariä. 284 folg.

Martyrer, der Erste. 289

Meer. Ob es größer als die Erde? 116. Ob es Berge, Thäler und Thiere im Meere gebe? ebend. Wie tief das Meer. ebend.

Menschen. Wie viele es auf der ganzen Welt gebe. 115. Wer der erste, und wer der erste gebohrne Mensch. 185. 186

Mithridat. Wo dieser herkomme. 222

Monarchie. Die erste auf der Welt. 190

Mond. Wie groß der Mond. 171. Warum der Mond bisweilen voll, bisweilen halb voll, und wie geschwind er laufe. 172

Mondsfinsterniß. In wem sie bestehe. 171

Mumien. Bedeutung dieses Wortes. 123

Münzwesen. Wann es entstanden. 239. Das itzige Münzwesen, und verschiedene Goldsorten werden erkläret. 240 folg.

Musik. Ursprung der Solmisation der Noten. 224

Musikant, erster. 188

N.

Namen der Christen. Ihr Ursprung. 289

O.

Orgel. Wer dieses Instrument erfunden. 224
Osterfest. Warum es Phase genennet werde. 279. Wie dieses Fest die ersten Christen feyerten. 280

P.

Papier. Wer es erfunden. 238. Eigenschaften eines guten Papiers. ebend.
Papst, der erste. 288
Passauer Vertrag. Wann er geschlossen worden, und dessen Inhalt. 213
Pergament. Wer es erfunden. 237
Pfalzgraf. Ursprung dieses Wortes. 208
Pfingstag. Nachricht von diesem hohen Feste.
281. 282
Portugiesen. Ihre Besitzungen in Amerika. 125
Post. Nachricht davon. 268
Priesterkrone. Ursprung derselben. 306
Pulver. Wer es erfunden 249

R.

Rechenkunst. Wem sie ihren Ursprung zuschreibe. 225
Regen. Woraus er entstehe, und woher es komme, daß es bisweilen Blut regne? 161
Reichskammergericht. Wann, und wozu es errichtet worden. 212
Reichsstädte. Ursprung derselben. 251
Reichstag zu Regensburg. Nachricht davon. 318
Religion im itzigen Deutschlande. 219
Religions-Friede zu Augsburg. Inhalt desselben. 213
Republiken, wie viele in Europa gezählet werden. 128

S.

Salz. Wer es erfunden. 253. Berühmte Salzsiedereyen in Deutschland. ebend. folg.

Scherzfragen, lustige. 99 folg.

Schmiedt, erster. 188

Schreibkunst. Wer sie erfunden. 235. Wie man vor Alters geschrieben. ebend.

Schwedenkrieg, der dreyßigjährige. Geschichte davon. 215

Schweitz. Ursprung der Republik Schweitz. 210

Segen. Wann der Gebrauch, den Segen über das Volk zu geben, aufgekommen. 298. Gebrauch die Niesenden zu segnen, wann er entstanden. 306

Sonne. Was sie sey, wie groß die Sonne? Wann die Sonne nahe, und wann sie weit von uns ist, wie geschwind die Sonne laufe. 172. 173

Sonnenfinsterniß. Worinn sie bestehe. 171

Sonntage Septuagesima, Sexagesima etc. Woher die Bennung dieser Sonntage entstanden. 275

Spanien besitzet fast den dritten Theil von Amerika. 125. Was dem Könige von Spanien seine Länder in Amerika eintragen. 126. 127

Sprachen. Wie viele in Europa. 128. Ursprung der Sprachen. 189

Stadt, die erste in der Welt. 187

Sünde, die erste auf der Welt. 186

Systema Copernicanum. 227

T.

Thee. Verschiedene Gattungen des Thee. 262. Wie man sich im Kaufe des Thee zu verhalten. 263
Theophrastus Paracelsus. Nachricht von ihm. 222
Theriak. Nachricht davon. 223
Titel. Ursprung zerschiedener Titel. 301
Tobak. Wer ihn erfunden, und wann er in Deutschland eingeführt worden. 265
Tripolis. Wem diese Republik gehöre. 122
Truchseß. Ursprung dieses Namen. 208
Tunis. Wem diese Republik zuständig. 122
Turniere. Worinn sie bestanden, wer sie aufgebracht, und wann sie aufhörten. 250

U.V.

Vesuvius. Woher es komme, daß dieser Berg Feuer ausspeye? 168

Uhren. Sanduhren. 227. Sonnenuhren, selbstgängige Uhren. 228

Ungewitter. Was für Zeichen eines folgenden Ungewitters. 165. Warum die Thiere selbe eher bemerken, als die Menschen. ebend. Warum diejenigen, welche alte Schäden haben, das ankommende Ungewitter empfinden. 167

Ursprung weltlicher Sachen. 185 folg. Ursprung geistlicher Sachen. 296 folg.

W.

Wallfahrten. Wie sie aufgekommen. 310

Weibsbild, das erstgebohrne. 187

Weihnachtsfest ward von jeher auf das herrlichste in der Kirche begangen. 271. besonders zeichnete sich der Eifer der ersten Christen dabey aus. ebend. Es werden an diesem Tage zu Ehren der dreyfachen Geburt Jesu Christi, drey Messen gelesen. 272. Was man vor Zeiten bey diesen Messen zu opfern pflegte. ebend.

Weihwasser. Ursprung desselben. 247

Weine. Verschiedene berühmte Weine in Deutschland. 254. folg. Ausländische Weine. 256 folg.

Welt. Was sie sey, ob sie rund, und wie groß? 112. Wie weit bis in die Mitte der Welt. 113. Ob es Gegenfüßler gebe? ebend. Ob man die Welt auf dem Meere umfahren könne. 114. Wie viel die Welt Theile habe. ebend. Ob es auch Länder gebe, die noch nicht bekannt sind? 115. Wie viele Menschen auf der ganzen Welt sind. ebend. Wie sie erschaffen worden? 185. Derselben erste Abtheilung. 189

Winde. Ursache derselben. 162. Warum oftmals Winde nach dem Regen entstehen? ebend.

Wissenschaften, mathematische, wie vielerley. 226. 227

Wörter. Auslegung alter deutscher, 1 folg. ausländischer, 15 folg. juristischer Wörter. 39 folg.

Z.

Zucker. Wie er zubereitet werde. 366. Guter und schlimmer Gebrauch desselben. 267
Wallfahrten. Wie sie aufgekommen. 310

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TextGrid Repository (2012). Schreger, Odilo. Werk. Lustiger und nützlicher Zeitvertreiber. Lustiger und nützlicher Zeitvertreiber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FFDE-D