[122] Trinklied

Die Hände, Brüder! Brüder, trinkt
Der edeln Traube Feuergeist!
Zurück von hier; fort, wem, wenn Tugend winkt,
Das Blut nicht schnell zum Herzen kreist,
Nicht schnell die Faust zum Schwerte reißt!
Der Bund, der eines Schwurs bedarf,
Ist ein Insect, das Sectenwuth,
Von Gifthauch voll, in Gottes Garten warf:
Weg mit dem Schwur! Wir haben Muth;
Der Bund ist schön, die Sache gut.
Für Freyheit, die kein Fürstenknecht,
Kein Demagog, kein Bonze raubt!
Wir stehen nur für Pflicht, Vernunft und Recht,
Wie in dem Sturm ein Felsenhaupt,
Wenn rechts und links die Woge schnaubt.
[123]
Es werde Licht! und weh dem Mann,
Der dieses Licht zu löschen wagt;
Und wehe dem, der schwärmend zum Vulkan
Den Funken, der zum Glücke tagt,
In des Verderbens Flamme jagt.
Auf Brüder, trinkt den heilgen Wein,
Trinkt ihn zum Bund der Wahrheit hier!
Wir ehren Gott, wenn wir uns menschlich freun,
Die Menschheit ruft, wir leben ihr;
Und wenn sie fordert, sterben wir.
Die Hände, Brüder! Brüder, trinkt
Der edeln Traube Feuergeist!
Zurück von hier; fort, wem, wenn Tugend winkt,
Das Blut nicht schnell zum Herzen kreist,
Nicht schnell die Faust zum Schwerte reißt!

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TextGrid Repository (2012). Seume, Johann Gottfried. Gedichte. Gedichte. Trinklied. Trinklied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0AC2-9