3. An Schiller

Als eine falsche Nachricht von seinem Tode erschollen war.


Im Sommer 1791.


Jüngsthin log das Gerücht! dich habe die Rechte des Todes
Mitten auf herrlicher Bahn niedergeworfen ins Grab –
Frühe habe des Genius Flamme das schwächere Leben
Deiner Hülle verzehrt und sie gewandelt in Staub!
Ach da rang um den Sohn Germania weinend die Hände,
Und wehklagte: So früh gehst du zu Lessingen schon –
Du mein Liebling wie er, in dem ich mit Mutterentzücken
Shakespeare und Hume zugleich keimen und reifen mir sah;
Des gepries'nes Verdienst als einen rächenden Stachel
Schon dem britischen Stolz stolzer entgegen ich hielt!
Sprach's und blickte voll Schmerz auf die unvollendeten Male
Deines Geistes – so schön in der Entstehung – herab!
Da ertönte mit einmal die Kund': Es habe Genesung
Ihren Balsam dir sanft über die Schläfe geträuft!
Siehe! da jubelten wieder die Tausende, welche dich ehren,
Thränte Freude, das Weib, Schillern zu lieben so wert –
Und dein zärtlicher Vater! – Mir sagte die fröhliche Kunde
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Sein helleuchtender, sein himmelaufstrebender Blick!
Hättest du ihn gesehen den Blick! Er hätte zu einem
Meisterwerke, wie du keines noch schufst, dich entflammt!
»Meines Daseins Wonne ist mein Einziger! Lächelnd entschlaf' ich
Mit dem Gedanken an ihn,« sagt der leuchtende Blick ....
O noch lange – so rufet dein Freund vom Neckargestade –
Bleibe des Redlichen Lust! Bleibe du Sueviens Stolz,
Die den höhnenden Schwestern entgegen die ewigen Namen:
Wieland und Schiller! ruft und zum Verstummen sie zwingt!
Mit dem Himmelgefühl der Gesundheit in Ader und Nerve
Wandle mutig du fort auf der Unsterblichkeit Bahn,
Wunderbarer Proteus! und werd' in vollendeter Größe
Deinem glücklichen Volk Shakespeare und Hume zumal.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stäudlin, Gotthold Friedrich. Gedichte. Gedichte. 3. An Schiller. 3. An Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1693-5