24. Die Träume

1774.


Aus süßem Schlummer weckte mich heut
Des jungen Tages rötlicher Strahl;
Siehe, noch flatterten Träume
Um die Scheitel des Wachenden.
Ich will euch täuschen! dacht' ich, und schloß
Die Augenlider, streckte den Arm,
Atmete tiefer, und lauschte
Ihren leisen Bewegungen.
Da schwebt' ein Traum zum horchenden Ohr;
Und fernher kam's wie Saitengetön,
Tönete näher und näher;
Und die Stimme Dorindens war's.
Ein andrer schlich mir zwischen das Haar
Der halbgeschloßnen Wimper, und schnell
Malte der lächelnde Bube
Vor das Auge Dorinden mir.
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O weh! nun ward der Täuscher getäuscht,
Und träumte liebetrunkner, als je;
Bis die Phantome verschwanden,
Und die Thräne der Sehnsucht rann!

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TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Gedichte. Gedichte. 24. Die Träume. 24. Die Träume. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1B2C-7