Joseph Anton Stranitzky
Türckisch-bestraffter Hochmuth
oder
Das a o 1683. Von denen Türcken belagerte und von denen Christen entsetzte Wienn und Hans Wurst die kurzweilige Salve-Guarde des Frauen-Zimmers, lächerlicher Spion, und zum Tode verdamter Mißethäter von Josef Anton Stranitzky

Personen

[84] Agirende Personen.

    • König in Pohlen.

    • Churfürst von Sachsen.

    • Churfürst von Bayern.

    • Hertzog von Lotthringen, zum Entsatz gehörig.

    • Marggraff von Baaden, des geheimen Kriegs-Raths Praesident.

    • Hertzog von Würtenberg, General der Kayserl. Infanterie.

    • Graff von Stahrenberg, Stadt-Commendant.

    • Aloisia, deßen Gemahlin.

    • Euphrosina, ihre Fräulein Tochter.

    • Graff von Cappliers, Ober-Director des Geheimen Consily.

    • Graff von Serini, Kayserl. General-Feld-Zeug-Meister.

    • Graff von Daun, Hauptmann der Stadt-Guarde.

    • Adelgunda, deßen Gemahlin.

    • Liebenberg, Burger-Meister.

    • Koltschützky, ein Spion.

    • Sophia, eine Auffwartterin der Gräfiin von Stahrenberg.

    • Hans Wurst, ein abgebranter Innwohner, hernach ein diener des Commendanten.

    • Ein Page,
    • Ein Führer des Pöbels, so etwas reden.

Türcken.

    • Kara Mustapha, Groß-Vezier.

    • Tekely, Rebell.

    • Ibrahim, Bahsa von Algier.

    • Selim, Janitscharen-Aga.

    • Portachill,
    • Valide, zwey Kebs-Weiber des Groß-Veziers.

Stumme Christliche.

    • die Stadt-Guarde.

    • die Burger.

    • die Kauffleut und Niederläger.

    • Pohlnische,
    • Sächsische,
    • Bayrische , Soldaten.

    • Thanon oder der Baron Zwieffel.

    • ein stummer Secretarius.

    • viel Männer, Weiber und Kinder anstatt des Pöbels.

Stumme Türckische.

    • Spahi oder türckische Reuterey.

    • Janitscharen oder Fußvolck.

    • Tartarn.
NB.
: die übrige Türckische Stumme sind im 1st. Actus im 8 Scen. zu ersehen.

1. Akt

1. Szene
Scena I
Stahrenberg, Aloisia.

STAHRENBERG.

Traget keine Sorge, wehrteste Gemahlin, dann derjenige kan nicht zu Grunde gehen, welcher von dem Adler empor gehalten wird, und wer unter seinen Flügeln sich befindet, achtet eine drohende Gefahr nicht.

ALOISIA.

Ach mein Herr und Gemahl, wie wohl erfahre ich wahr zu seyn was meine Schwermuth biß daher nur gemuthmaßet, und wie klärlich stellet sich mir vor jenes Original, deßen Schreckhaffte Abbildung biß daher in meinem Hertzen eingepräget gewesen, nemlich einen türckischen Wolkenbruch und eine unser Teutschland überschwemmende Krieges-Macht, welche viel derer Christlichen Helden auf die Schlachtbanck lieffern, oder türckische Sclaverey über Sie verhängen wird.

[84]
STAHRENBERG.

Und wann auch diesem also und der Feind uns zu bekriegen Vorhabens wäre, hat Europa Muth und Volck gnug, ihm zu wiederstehen, und ihm den Rückweg zu zeigen.

ALOISIA.

Aber Ach, die Erfahrung bewähret, daß auch offtmahls die allertapffersten in Bestreitung dieses Bundbrüchigen Tyrannen ihr Leben eingebüßet und dem Tode ein Raub geworden sind.

STAHRENBERG.

Diese ob Sie gleich dem Ansehen nach todt, so leben Sie doch in dem Gedächtnuß ihrer Nachkommen, und ihr unsterblicher Ehren- Ruhm ist derjenige Phoenix aus deßen Aschen neue Helden entsprießen.

ALOISIA.

Die Blödigkeit des Weiblichen Geschlechts ist aber nicht also gesinnet, daß da wir nur ein Leben haben, solches dergestalt von uns in die Schantz geschlagen wird.

STAHRENBERG.

Demjenigen, der sich zu Dienst des Vaterlandes auffopffert, kan solches nicht anders als Ruhmwürdig seyn.

ALOISIA.

Was vor Wunden verursachen doch diese Reden meinem Hertzen, Theurester Gemahl, wann ja meine Bitte bey euch jemahls was zu erlangen vermögend gewesen, so laßet dieselbe anjetzo stattfinden, und trachtet wo möglich euch der Gefahr zu entziehen.

STAHRENBERG.

Gemahlin, Sr. Kayserl. Mayestät mir aufgetragener hoher Befehl will diesem kein Gehör geben, und wie solte ich, da mir die Gelegenheit [Ruhm und Ehre zu erwerben] wincket, derselben nicht schuldige Folge leisten, derowegen verzeihet, indem ich der zu euch tragenden zärtlichen Neigung gewalt thun, und mich von hier begeben muß.

ALOISIA.

Ach verbleibet mein Gemahl, dann bey so gestalten Sachen kan ich nicht wißen, ob ich euch auch wiedersehen möchte.

STAHRENBERG.
Der Himmel wird alle Gefahr von mir abzuwenden wißen.
ALOISIA.
Und ihr gehet von hier, und laßet mich Trostloß und alleine. Weynet.
STAHRENBERG.
Ihr werdet nicht alleine seyn, indem meine Liebe und Sorgfalt eure Begleiterinnen verbleiben.
ALOISIA.
Aber euere Kinder.
STAHRENBERG.
Diese sind in dem Schutz des Himmels.
ALOISIA.
Meine Waysen
STAHRENBERG.
werden unter seiner Obsicht seyn.
ALOISIA.

Doch mein Gemahl, wann es ja seyn soll, und ihr euch dem Klang derer feindlichen Waffen entgegen begebet, so schonet doch eueres werthen Lebens.

STAHRENBERG.
Euer Angedencken wird mir ein Helm, und Euere Liebe ein Harnisch seyn.
ALOISIA.
Und wer wird vor euerer glücklichen Wiederkunfft mir Bürge werden?
STAHRENBERG.

Dieser Kuß, welcher nebst dem Hertzen euch zum Unterpfande verbleiben soll.Umbarmet Sie und gehet ab.

ALOISIA.

Ach lebe wohl, deine Abwesenheit verursacht mir Tausend Schmertzen, indem du gleichsam deinem Tode entgegen gehest, und durch denselben mich zu einer betrübten Wittib machest.


Euphrosina komt dazu.
EUPHROSINA.

Wer mag doch aussprechen dasjenige Elend, so die schädliche Kriegesflammen verursachen, und den Jammer, so die Einwohner einer belagerten Stadt betrifft, Handel und Wandel wird aufgehoben, die allgemeine Ruhe und gute Ordnung gestöret, die Spatzierfahrten, Assembléen und andere Lustbahrkeiten unterbrochen, und die Liebe wird an ihrem Lauff gehemmet; Wie unglückseelig ist doch ein Frauenzimmer, welche ihre Neigungen einem schencket, der unter des Martis fahnen streitet, wo manche edle Blume in ihrer zarten Blüthe ersticken muß; Aber siehe da, meine Frau Mutter gegenwärtig, welche meine unbedachtsame Reden vielleicht vernommen haben wird.

ALOISIA.
Geliebte Tochter, bist du da?
EUPHROSINA.
Ja gnädige Frau Mutter, ich kome dieselbe in Ihrer Betrübnuß zu trösten.
ALOISIA.

Ach und was für einen Trost kanst du mir geben, der du selber wie ich sehe, mit lauter Betrübnuß erfüllet bist.

EUPHROSINA.

Denjenigen, welchen die gute Verfaßung derer Burger und Einwohner, und die bekannte Tapfferkeit derer Teutschen Waffen mir einspricht, und möchte wünschen, daß die Natur und mein Geschlecht verstattete, mich unter die feindliche Waffen zu begeben so wolte ich zeigen, daß ich nicht weniger ein Hertz im Busen führete als jene Amazoninnen, welche ehedeßen den Feind ruhmwürdig bestritten haben.

ALOISIA.

Rede nicht also, Meine Tochter, dann was hat die Unbedachtsamkeit jener Tollkühnen Weiber ehemahls ausgerichtet, welche indem Sie den Kürtzern gezogen, und offtmahls [85] überwunden worden, nur der Nachwelt gezeiget, daß Weil Sie die Schrancken der Ehrbarkeit überschritten, Sie auch deswegen billig gestrafft worden.

EUPHROSINA.

Was haben aber Semiramis und andere unzahlbahre Heldinnen nicht vor herrliche Thaten gewircket, deren Gedächtnuß ihnen unsterbliche Ehren Säulen aufgerichtet.

ALOISIA.

Schweige Tochter, dann mein Hertz ist viel zu ungedultig, daß es dergleichen Reden nicht anzuhören vermag, und ich anjetzo der Ruhe genießen will.

EUPHROSINA.
Hertzliebe Mutter, ich bitte mir zu verzeihen, wann durch mein Gespräch ich dieselbige beleydiget.
ALOISIA.
Ich begebe mich von hinnen.
EUPHROSINA.
Und ich folge in Kindlichem Gehorsam.

Beyde gehen ab.
2. Szene
Scena II
Marggraff von Baaden, Liebenberg und etliche Stumme anstatt des Raths.

BAADEN.

Dieses ist nemlich dasjenige, umb welcher willen man den Senat anhero hat beruffen laßen, daß nachdem Sr. Röm. Kayserl. Mayestät aus Landes-Vätterlicher hohen Vorsorge bey gegenwärtiger feindlichen Gefahr, Sr. Excellenz den H. General Feld-Marchall Graffen von Stahrenberg das höchste Stadt-Commando, und Sr. Excellenz dem H. General-Feld-Zeug-Meister Graffen von Cappliers das Directorium Consilij allergnädigst anbefohlen, welche so wohl an Provision als munition der Stadt keinen Mangel leyden laßen werden; So lebet man unserer Seits der Hoffnung, ein Ehrbahrer Magistrat und gesamte Burgerschafft werde bey jetzo vorhandener schweren Zeit zufolge ihrem geschwornen Eyd der hohen Generalität und einem hochpreißl. Consilio gebührlich beystehen, und die untergebene ihre Schuldigkeit beobachten, und versichert zu leben daß gleichwie Ihro Kayserl. Mayestät die Ungetreue und Wiederspenstige nachdrücklich bestraffen; Also im Gegentheil Sie auch die Treue und Gehorsam mit Gnaden belohnen werden.

LIEBENBERG.

Durchlauchtigster Fürst, Gnädigster Herr, wann die Deputirte Syndici und Senatores nebst mir alhie gehorsamst erschienen, Sr. Kayserl. Mayestät hohen Befehl und dero Vortrag zu vernehmen, und mir nomine ihrer das Wort zu führen erlaubet ist, So kan ich versichern daß Sowohl Wir als auch die gesamte Burgerschafft und Innwohner begierig, ihrem Souverainen Monarchen zu zeigen, daß Sie auch mit denen Waffen ihr Blut und Leben wieder den Erbfeind Christlichen Nahmens darzustrecken und anzuwenden bereit sind, der tröstlichen Zuversicht Ihro Röm. Kayserl. Mayestät werden nach dero angebohrnen Clemens uns den erwartenden Succurs bald möglichst wiederfahren lassen, damit diejenige nicht in die Türckische Raub-Klauen gerahten, welche in dem Dienst des glorwürdigsten Ertz-Hauses Öesterreichs zu leben und zu sterben begehren.

BAADEN.

Wann dem also, So versichert man, daß auch Ihro Röm. Kayserl. Mayestät dero Gnaden Hand nicht abziehen, sondern alle Unterthanen hülffreich beschützen werden. Nur daß die Uneinigkeit und Unordnung dem Feind nicht Platz und Raum gebe, gegen welche ein wachsames Auge zu haben, man den Senat gebührend errinnert haben will.

LIEBENBERG.

Damit Sr. Kayserl. Mayestät allergnädigstem Befehl fleißigst nachgelebet werde, so eyle ich die Burgerschafft durch öffentlichen Trummel-Schlag schleünigst aufbieten zu laßen, wie nicht weniger auf ordre Sr. Excellenz des Herrn Commendanten allen Zünfften und Handwerckern ein gleiches anbefohlen worden. Und weilen also wichtige Geschäffte der Stadt unsere Gegenwart erfordern, so befehlen Wir uns zu Ew. durchläucht. beharrlichen Gnaden.

BAADEN.

Ein Ehrbahrer Magistrat und löbl. Stadt- Gericht werde seinem Versprechen nachleben und sich aller Gewogenheit und Hülffe versehen, weil auch anjetzo die erste Sehsion im Kriegs-Rath gehalten wird soll deßen Nothdurfft dabey besorget werden.


Alle gehen ab.
3. Szene
Scena III
Stahrenberg, Daun.

STAHRENBERG.

Also sehet ihr Mein Herr Graff, daß nunmehro der längst aufgestiegene Rauch eines vermuthlichen Krieges in volle Flammen ausgeschlagen sey, wozu der Ertz-Rebell [86] Tekely nicht gefeyert Öel zu schütten, dergestalt daß nach Bericht derer H.H. Graffen Caprara und Montecuculi der Erbfeind die Christenheit zu bekriegen ja gar unser geliebtestes Wienn formaliter zu belägern sich entschloßen; derowegen nach einem an Ihro Kayserl. Mayestät allerunterthänigst abgestatteten rapport, dieselbe Allergnädigst Sich entschloßen, Krafft Landes-Fürstlicher ihren getreuen Vasallen jederzeit erwiesenen hohen Gnaden, auch dieselben anjetzo ihnen angedeyhen zu laßen, zu dem Ende auch mich [wiewohl unverdienten] indem biß dahergeführten Commando bestätiget und solches confirmiret; Wann dann nun die Ihro Kayserl. Mayestät schuldige Treue, als auch die Liebe zu dieser unserer Vater-Stadt mich verbindet, diesem hereinbrechenden Feind in zeiten vorzubeugen, als habe ich nicht ermangeln wollen, euch mein Herr Graff zu mir zu beruffen, umb in schneller Eyl die benöthigte Gegenverfaßung und Veranstaltung zu ma chen, die Stadt Militz aufs genaueste zu beschreiben, und eine Liste derselben mir einzuhändigen.

DAUN.

Ew. Excellenz hochlöbl. Commando und Vätterliche Vorsorge spricht denen kleinmüthigen Bürgern und Einwohnern wiederum ein Hertz ein, dann nach ergangenem Ruff, daß der Türck mit Zuziehung derer Tartarn sich mit dem Tekely coniungiret, und gleich einer gewaltsamen Flut daher rausche, ist alles in die äußerste Confusion gerathen, so daß jedermann nur zu Rettung Seiner Persohn und Güter beschäfftiget ist.

STAHRENBERG.

Damit aber Mein Herr Graff bey gegenwärttig-gefährlichen Conjuncturen und innerlichem tumult keine Verrätherey oder Aufruhr entstehen möge, will euch gebühren, eure unterhabende Mannschafft parat zu halten, auf ihre Posten marchiren zu können, auf denen Plätzen und fürnemlich an denen Thoren gute Acht zu haben, wie auch an Pulver und Bley keinen Abgang erscheinen zu laßen, und im übrigen euerer sonst bekannten Tapfferkeit nach der Welt zu zeigen, daß es in unserer Stadt Soldaten gebe, welche sich getrauen dem Feind die Spitze zu bieten, und ihnen das weiße in denen Augen zu sehen.

DAUN.

Dem hohen Exempel Ew. Excellenz wird ein jeder der das Ertz-Hauß Öesterreich und durch daßelbe seine eygene Wohlfahrt liebet, ruhmwürdig folgen und zu Anführung Ihro Kayserl. Mayestät glorreichen Waffen sein Blut und Leben willig aufopffern.

STAHRENBERG.

Mein Herr und werther Freund, ich vertraue nächst der Allmacht des Höchsten unseren Degen, und gleichwie dieselben in einer gerechten Sache vor die Christenheit wieder den Türckischen Blut-Hund sich emporschwingen werden, also bin ich auch der Himmlischen Hülffe allbereit vergewißert, unter deßen Schutz ich mich von hier begebe, alles gehörig zu veranstalten.

DAUN.
Auch ich folge die empfangene ordre auf schleunigste zu bewerckstelligen.

Alle beyde ab.
4. Szene
Scena IV
Hertzog von Lotthringen, Hertzog von Würtenberg.

LOTTHRINGEN.

Demzufolge habe ich mich bey Ew. Liebden eingefunden umb ihnen zu benachrichtigen, Wie daß ich Sr. Kayserl. Mayestät Allergnädigstem Befehl gemäß mit denen ankommenden Regimentern mich hinaus zu begeben, und des Feindes Vorhaben zu observiren willens bin, indem ich versichert, daß Ew. Liebden hoher Verstand und Tapfferkeit in meiner Abwesenheit alles gedoppelt ersetzen und anordnen werde.

WÜRTENBERG.

Ew. Liebden Abseyn wird mir umb desto schmertzlicher fallen, je mehr mir dero Gegenwart [als eines derer berühmtesten Helden unserer Zeiten] angenehm gewesen, jedoch weil solches das hohe Wohlseyn anbetrifft, muß ich mich billig consoliren, daneben bittend Ew. Liebden wollen dero hohe Persohn nicht in allzutiefste Gefahr setzen, und dem halben Mond Gelegenheit geben, uns einer Stütze des Vaterlandes zu berauben.

LOTTHRINGEN.

Mein Printz ich als ein unermüdeter Verfechter des heyl. Röm. Reichs scheue eine Gefahr im geringsten nicht, der Römische Adler, so mit unverwendten Augen in die Sonne siehet, verachtet billig den blassen Mond und dasjenige Panier so wir verehren, bietet kühnlich dem Roß Schweiff Trutz.

[87]
WÜRTENBERG.

Ich lobe Ew. Durchlaucht heroischen Entschluß, doch ist die Behutsamkeit neben der Tapfferkeit zu loben; Aber dort sehe ich den An-march jener Regimenter, welche ich zu besichtigen beliebung trage.


Alhie kommen die Gräntz-Völcker anmarchirt, gehend Fuß vor Fuß, wo die ersteren, nach dem Sie das Theater pahsiret [sich hinter dem Prospect] an die leztere anschließen und also eine ansehnliche Parade formiren.
LOTTHRINGEN.

Was düncket Ew. Liebden, ich vermeyne, dieses sind auch keine Kinder deren ein jedweder seinen Mann wohl stehen wird.

WÜRTENBERG.

Meines Erachtens dürfften Sie denen Türckischen Hunden etwas aufzubeißen geben, daran mancher den Todt freßen möchte, wann nur ihre geringe Anzahl den Handel nicht verderbete.

LOTTHRINGEN.

Durchl. Printz, Laßet uns dem Glück vertrauen, hat nicht offtmahls ein geringes Häufflein eine gantze Armeé zu Grunde gerichtet, Man sehe an die Thaten des Romuli und Remi, man betrachte die Siege des Julii Caesars, Marci Antonii und anderer edlen Römer. Man erwege was Tamerlan und andere unzahlbahre mehr, vermittelst des Krieges-Glücks, so ihnen bey gestanden, gewircket, haben nun diese in ihrem Irrthum, vermittelst bloßer Schickung ihre Feinde bezwungen und durch Überwindung dererselben ihre Nahmen der Nach-Welt bekannt gemacht, wie vielmehr wird der Himmel uns [denen das wahre Licht leuchtet] Gelegenheit geben, unsere Wiedersacher zu vertilgen.

WÜRTENBERG.

Der Himmel vereinige seinen Seegen mit denen Christlichen Waffen und verschaffe, daß Sie jetz gedachte noch mögen übertreffen, wie ich dann zu Ew. durchlaucht. Progreßen alles Gedeyen wünsche.


Alle ab.
5. Szene
Scena V
Wird aufgezogen und praesentiret den außern Theil der Stadt, alwo der Stephans-Thurn mit Sonn und Mond zu sehen, alhie salviren die Leuthe ihre Sachen und Hauß-Geräth zum Stadt-Thor hinein. Hans Wurst komt dazu, sein Weib bedeckt auf der Scheib-Truhen führend, und mit Hauß-Geräth überall behangen.

HANS WURST.

Weynet periculum in mora, periculum in Summo gradu, ich armes Bübl steck im Unglück biß an die Ohrwaschel, mein liebes Weibl muß ich mit mir führen und all mein Vermögen im Rauch aufgehen sehen, nichts geht mir zu Hertzen, als daß ich mein goldenes Schatzl in keinen Kobl- Wagen gesetzt, und ihr in meinem Leib-Wagen die Lufft gar zu starck angeht, der Feind ist schon umb und umb auf allen Dörffern, dieses hat mich bewegt, daß ich all mein Haab und Gut im Stich gelaßen, doch hat der Notarius mirs zuvor aufschreiben müßen, daß es nicht hernach heißen soll, ich hab nichts im vermögen gehabt, dieses alles will ich dem leydigen Türcken vermachen, Lieset die Specification No. 1. itz under weil die Vorstädt sollen abgebrennt werden, will ich hingehen und mich auch verbrennen, und in meiner Groß Mutter ihre Fußstapffen treten, welche auch mit 6 Klaffter Holtz gen Himmel gefahren ist.


Burgermeister Liebenberg komt dazu, samt der Burgerschafft mit Fahnen und klingendem Spiel, Hans Wurst vor Schröcken wirfft den Karren umb und begibt sich in etwas auf die Seite.
LIEBENBERG.

Mannhaffte Burger, getreue unserer Stadt, Wann selbst die Gefahr die Nothwendigkeit, die Liebe zu dem Vaterlande, ja euer eygenes interehse anstatt meiner das Wort führet, so ist unnöthig euch solches weitläuffig fürzustellen. Nur will ich euch derjenigen frölichen Bottschafft theilhafftig machen, welche von Ihro Röm. Kayserl. Mayestät unserm Allergnädigsten Herrn durch den Mund Sr. Durchlaucht des Marggraffen von Baaden uns verkündiget wird, daß nemlich der Entsatz nicht säumen werde, uns von der Blutdürstigkeit derer Türcken zu erledigen. Anjetzo ist es an euch, Ehre und Ruhm zu erwerben, jedermann siehet auf uns, und unsere Stadt, wie wir dieselbig verthätigen und beschützen werden. Laßet nicht zu, daß da diese Stadt von euern Vorfahren mit Hindansetzung ihres Lebens offtmahls erhalten worden, Sie anjetzo verlohren gehe, und wir etwa den Ruhm unserer Voreltern durch unsere Zaghafftigkeit verdunckeln, sondern suchet durch tapffere Bestreitung euerer Feinde der Nachwelt euere Nahmen zu verewigen. Wer demnach [88] es mit dem Ertz-Hause Öesterreich und unserer Vater-Stadt es treu und aufrichtig meynet, der spreche ein hertzliches ja.


Alle schreyen überlaut ja. Hie wird die Trummel gerühret und das Edict No. 2 denen Burgern vorgelesen.
HANS WURST.
Anjetzo will ich meinen Schatz aufladen, und in die Stadt hinein führen.

Entdecket alhie sein Weib welche nichts redet, als ah, ah ah uh uh uh.
LIEBENBERG.

Anjetzo ihr so wohl zum Kärntner Viertel als Stuben Pastey gehörige: rechts und lincks um, marchirt auf euern Posten.


Die Burger theilen sich halb recht, halb linck und gehen alle ab.
HANS WURST.

Wann alle Weiber ihren Männern so schwer werden als die meinige, so ist kein Wunder, daß immer mahl einer sein Weib gern loß seyn will.


Hebt Sie auf und führt Sie neben dem Burgermeister weg.
LIEBENBERG.
He, guter Freund, ich sehe wohl ihr habt da einen Krancken, wo wolt ihr damit hin?
HANS WURST.
Es ist mein Weib, ich will damit in die Stadt hinein.
LIEBENBERG.

Und was hat Sie vor eine Kranckheit, dann auf ordre Sr. Excellenz des Herrn Commendanten ist jedermann verboten, keine ungesunde Leuthe in die Stadt zu bringen, damit Sie nicht angestecket, oder die Lufft inficiret werde.

HANS WURST.

Sie hat schon 15 Jahr so große Kopff-Schmertzen, ich glaub es wird das Podagra seyn, ich hab ihr die schönste Pflaster eingeben, und es will alles nichts helffen.

LIEBENBERG.

Ihr einfältiger Mensch, auf solche Weiß muß das arme Weib zulezt gar sterben; habt ihr Kinder und seyd ihr lange verheyrathet?

HANS WURST.
Zwey Jahr bin ich verheyrathet auf den Fasching.
LIEBENBERG.

Und so werdet ihr keine Kinder haben, welche der Stadt und dem Vaterlande einigen Nutzen schaffen können?

HANS WURST.
Ja ich hab gleichwohl schon Eilff Kinder mit meinem Weib.
LIEBENBERG.
Das kan ja nicht seyn, indem ihr noch nicht zwey Jahr verheyrathet seyd.
HANS WURST.

Das kan aber wohl seyn, wie ich mein Weib Sechs wochen gehabt da krigt Sie eins, Sie solt schon billig über zwey Dutzent haben, ich bild nur immer ein, Sie thut mich betriegen, weil sie nur erst Eilffe hat.

LIEBENBERG.
Dieses kan ich nicht begreiffen. Aber nein, saget mir doch wie alt ist das größeste Kind?
HANS WURST.
Es geht ins dritte Jahr.
LIEBENBERG.
Und wie alt ist das Kleineste?
HANS WURST.
Es wird bald Neun Jahr alt werden.
LIEBENBERG.

Wann ich aber nicht irre, so seyd ihr nicht recht gescheyd, indem ihr in zwey Jahren Eilff Kinder bekommen, davon das größeste drey, und das Kleinste Neun Jahr alt ist.

HANS WURST.
Ja was weiß ich darvon, ich versteh mich nicht auf die Rechen-Kunst.
LIEBENBERG.
Aber saget doch, seyd ihr alhie bey der Stadt angeseßen?
HANS WURST.
Nein, ich bin alleweil gestanden, wie mir die Scheibtruhen umbgefallen ist.
LIEBENBERG.
Ihr Einfalt dieses will sagen, ob ihr ein Hauß habt, und ein Burger seyd.
HANS WURST.
Burger bin ich nicht, aber ein Hauß hab ich wohl.
LIEBENBERG.
Und wo ist dieses euer Hauß?
HANS WURST.
Ich hab es aufm Boden eingesperrt, als ich ausgangen bin.
LIEBENBERG.

Wann ich die Warheit sagen soll, so glaube ich, daß ihr ein Narr seyd, doch ist es genug, daß euer Weib in die Stadt zu bringen euch nicht gestattet wird. Aber dort sehe ich Se. Excellenz den Herrn Commendanten selbst anhero kommen, welcher euch befehlen wird, was ihr hierinnen zu thun oder zu laßen habt.


Stahrenberg komt dazu.
STAHRENBERG.

Siehe da, Mein Herr Burgermeister, es erfreuet mich, euch alhier anzutreffen, indem ich längst gewünschet, benöthigter Sachen halber mit euch zu conferiren.

LIEBENBERG.
Ew. Excellenz hohes Wohlseyn erfreuet mich, und dero Wille muß mir anstatt eines Befehls dienen.
STAHRENBERG.

Nemlich daß da nunmehro die 8 bürgerliche Compagnien auf ihren gehörigen Posten als denen Kärntner, Wimber, Schotten und Stuben Vierteln eingetheilet, habe ich nöthig erachtet, dieselbe durch den besten Kern derer Handwercks Bursch ablösen, die [89] übrige aber zum Schantzen und denen Fortifications-Wercken anhalten zu laßen, weswegen euch die Sorge überlaßen wird.

LIEBENBERG.

Ew. Excellenz geruhen zu vernehmen, daß der außere Stadt-Rath eine so genannte Frey-Compagnie aufrichten und mondiren will, wozu er von einem Ober-Commando Erlaubnuß begehret, wie nicht weniger die Bierbräuer und Fleischhacker, die Becken Jungen, die ledige Schuch-Knecht sich von denen übrigen Handwerckern abgesondert, deren jedwede unter ihren Anführern eygene Fahnen aufzurichten begehren, wozu Sie umb Ew. Excellenz Einwilligung durch mich anhalten wollen.

STAHRENBERG.

Dieses sey ihnen zugelaßen, jedoch daß eine allgemeine Einigkeit unter ihnen sey und gute Disciplin unter ihnen gehandhabet werde, ihre Hauptleute und Führer aber müßen erstlich von einem Geheimen Gubernio dazu ernennet werden, und gleich wie die Herren Kauffleut und Niederläger, die Herren Hoffbediente und Hoffbefreyte, ja selbst die löbl. Universitaet in Errichtung ihrer Compagnien ihnen rühmlich vorgegangen, also auch Sie ihrem Exempel folgen, und ihnen an die Hand gehen mögen, damit der Himmel den uns drohenden Cometen abwenden und in einen gütigen Planeten verwandeln möge. Aber wer ist dieser, welcher unsere Reden zu beobachten sich unterstehet?

LIEBENBERG.

Ihro Excellenz es ist dem Ansehen nach ein Bauer, welcher alhie auf der Vorstadt gewohnet zu haben fürwendet.

STAHRENBERG.
He du, wer, und von wannen bist du?
HANS WURST.
Ich bin generis Masculini, und wolte mit diesem meinem genere feminine in die Stadt hinein.
STAHRENBERG.

Dahinein braucht man deines gleichen Leuth nicht, weil es unnütze Brodtfreßer ohne dem gnug darinnen gibt.

HANS WURST.
Habens etwa ihre Gestreng auch herausgeschafft?
STAHRENBERG.

Du bist ein Narr, wie ich sehe, wann du aber Lust hast, dich unterhalten zu laßen, kanst du aufgenommen werden, hast du auch Kinder?

HANS WURST.

Ja der Singularis hat schon Pluralem propagiret, ich hab ä stuck Eilff Kinder, und mit dem zwölfften gehe ich und mein Weib schwanger.

STAHRENBERG.
Aber warum du und dein Weib, und nicht dein Weib alleine?
HANS WURST.

Wist ihr das nicht, mein Weib wirds euch schon sagen, ob nicht der Mann zwantzig Wochen, und das Weib auch so lang schwanger gehn muß.

STAHRENBERG.
Eh du Narr, du bist von deinem Weib betrogen worden, dem ist nicht also.
HANS WURST
kratzt die Ohren.

Wann das wahr ist, was ihr sagt, so werd ich vor meine meiste Kinder noch wohl das Macherlohn schuldig seyn.

STAHRENBERG.
Du bist ein lustiger Kerl. Aber sage hastu Lust bey mir zu dienen?
HANS WURST.

Ja wann ihr gut thätet, ich wolt euch schon zu meinem Herrn aufnehmen, weil ich so nichts zu freßen hab.

STAHRENBERG.

Ich sehe daß du einen Sporen zu viel hast, doch werde ich meine Gewogenheit nach deiner Aufführung zu richten wißen. Wohlan ich nehme dich in meine Dienste, und vor deinem Weib werde ich auch schon Gelegenheit finden, damit Sie versorgt werde; Anjetzo kom und folge mir, Ihr aber Herr Bürgermeister werdet die euch aufgetragene Commission gehörig besorgen.

LIEBENBERG.
Ich gehe Ew. Excellenz hohen Befehl zu vollziehen.
HANS WURST.

Und ich werd schauen, wie sich mein neuer Dienst anlaßt, wann mein Herr treu und fleißig ist, bleib ich schon ä weil bey ihm.


H.W. nimt die Scheib-Truhen und führet sie weg, alle ab und in die Stadt hinein. Das forderste Scena wird zugemacht und stellet vor die Colline.
6. Szene
Scena VI
Colline Serini, Cappliers.

SERINI.

Dem Himmel sey Danck, der durch die Sorge Sr. Excellenz des Herrn Commendanten es dahin gebracht, daß die Pallisaden und Fortificationes mehrentheils zum Stande, wie dann auch ich nicht ermangelt die Batterien zu verfertigen, und die gehörige Stuck pflantzen zu laßen, daß also unsere Stadt Wienn sich in solchem Stand befindet, an der ein [90] Feind auch noch wohl die Finger brennen, und seinen allzuhitzigen Lust büßen kan.

CAPPLIERS.

Die Vorsorge der hohen Generalitaet ist die beste Fortification, wann man aber betrachtet, daß der Feind die Zufuhr des Proviant unserer Stadt bereits abgeschnitten, in welcher viel Millionen Menschen sich befinden, daß wofern der Feind so allbereit auf denen umbliegenden Dörffern einnistet, und das Lager zu schlagen beginnet, die Belägerung in eine bloqvade verwandeln solte, Wir nichtsdestoweniger gefähret seyn würden, derowegen auch allbereit ein geheimes Collegium an dem benachbarten Landmann Befehl ergehen laßen, sein übriges Getrayd und Mund-provision nach der Stadt zu lieffern, wie nicht weniger denen Burgern und Einwohnern anbefohlen worden, ihren Vorrath zu verzeichnen und deßen Specification einem hochlöblichen Consilio zu überlieffern.

SERINI.

Diese gute Vorsicht wird zu erhaltung der Stadt nicht wenig beytragen, und bin ich versichert, daß auch die Stadt der provision und Munition wegen auch wohl ein Jahr sich halten könne.

CAPPLIERS.

Der Himmel verhüte, daß unsere Stadt nicht also lange der Türckischen Grausamkeit unterworffen seyn möge, sondern er laße Sr. Kayserl. Mayestät Waffen ein Schrecken ihrer Feinde werden. Aber was ist anheute im Geheimen Kriegs- Rath beschloßen, indem ich demselben gestern nicht beygewohnet?

SERINI.

Es ist ein Befehl an die Stadt Crembs ergangen, die darinnen sich befindende 1600 Centner Pulver anhero zu lieffern, ingleichen daß zur Sicherheit der Stadt alle umbliegende Vorstädt abgebrennet werden sollen.

CAPPLIERS.

Ich bedaure die Einäscherung solcher schönen Gebäuen und Palläste, fürnemlich aber deren Kirchen und Clöster, welche viel Tonnen Goldes gekostet, und deren wieder Erbauung viel Zeit, Mühe und Geld hinwegnehmen wird.

SERINI.

Dieses alles ist nicht zu vergleichen mit dem Winseln und Weheklagen deren dadurch in Armuth gesetzten Leuthe, daß es auch billig einem Stein erbarmen solte, und man sich fast einer Aufruhr zu befürchten hat; derowegen ich mich bey Ew. Excellenz beurlaube umb zu Verhütung derselben alle Gegenverfaßung zu machen.

CAPPLIERS.
Auch ich folge der Gelegenheit meinem Allergnädigstem Kayser zu dienen.

Beyde ab.
7. Szene
Scena VII
Wird aufgezogen und praesentiret den außern Theil der Stadt wie zuvor nebst vielen Arbeitsleuthen, mit Hacken, Hauen, Grabschauffeln und Scheib-Truhen, welche in Setzung derer Pallisaden beschäfftiget sind.
Liebenberg.

LIEBENBERG.

Eylet, Eylet ihr hierzu bestelte Arbeiter, und laßet durch euere Nachläßigkeit die Stadt nicht in Gefahr gerathen, und wie ihr gesehen, daß ich selber Hand mit angeleget, so laßet euch dieses ein Exempel seyn, die Ermangelung derer Pallisaden könnte bald dem Feind Gelegenheit geben, uns zu überrumpeln und in äußerstes Verderben zu stürtzen, unser Unglück wachet, und wir haben nichts anders als den Untergang zu gewarten, daferne unsere Vorsichtigkeit von der Träg- und Faulheit eingeschläffert wird, so haben Wir auch nicht mit unsern Glaubens Genossen zu thun, sondern mit denen Blutbegierigsten Barbaren, welche jemahls der Erdboden getragen, diese sind schon vor der Thür, und haben schon zu Mödlingen, Schonbrun, Pentzing, Odakring, Währing, Hernals und andern umbliegenden Orthen sich gesetzet; derowegen auf zur Arbeit, sonst werdet ihr eure Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlen müßen.


Extemporiret und ordonniret hin und wieder nach Belieben; Hie komt ein Tambour dazu, lieset das Edict No. 3 mit vor und nach gerührter Trummel, und gehet hernach ab; hie müßen etliche Männer, Weiber und Kinder seyn, welche dem Edict zuhören, die hinterste Scene wird nachmals zugemacht, die Stadt weggethan, und die Türckische Cavallerie dahinter verfertiget.
8. Szene
Scena VIII
Wald.
Hie geschiehet der Türckische March mit einer Türckischen Music auf nachfolgende Weise langsam über das Theatr.
1. Ein Cadi oder Türckischer Gesetz-Lehrer führend die Standarte des Mahomets worauf dieser falsche Prophet gemahlet zu sehen.
[91] 2. Ein Türckischer Officier und 6 Gemeine mit bloßen Säbeln.
3. Wiederumb ein Cadi so den Alcoran oder Türckisches Gesetz-Buch tragt.
4. Zwey Türcken mit einer langen Stangen, ein jeder an seiner Stange zu oberst ein Roß-Schweiff gebunden.
5. Tekely und Sechs Tartarn, deren ein jeder eine Flinte über die Achsel hangen hat.
6. Zwey Türckische Kebs-Weiber auf einem Wagen, so von Mohren gezogen wird.
7. Zwey Türcken, jeder mit einer Fahne, worauf der halbe Mond oder das Türckische Wappen zu sehen.
8. Wieder obige 6 Türcken [No. 2], jeder mit einem Rantzen, aber ohne den vorigen Führer.
9. Wiederumb die 6 Tartarn [No. 5] aber ohne den Tekely.
10. Die Tiirckische Stuck, und hinter denenselben die Bagage. NB.: Wann es seyn kan und sich schicket.
11. Wiederumb die Zwey Türcken [No. 4] mit ihren Roß-Schweiffen.
12. Zwey Türckische Bahsen mit bloßen Säbeln.
13. Vier Türckische Printzen, biß daher pahsiret der Zug über das Theatr:
14. Der Großvezier Kara Mustapha auf den Wagen [No. 6].
15. Selim und Ibrahim.
16. Sechs Türcken, welche sich auf der einen Seiten des Theatri rangiren.
17. Sechs Tartarn [aber ohne Flinten] auf der andern Seiten.
Kara Mustapha, Selim und Ibrahim, und ihre Soldaten No. 16 und 17 verbleiben, die übrigen ab.

KARA MUSTAPHA.

Also müßen des Groß-Sultans Waffen ihnen alles unterwürfig machen; ja von Orient biß Occident darf sich niemand unterstehen den gehorigen Tribut ihm zu verweigern. Die Ottomannische Pforte machet billig aus der Trapezuntischen, Griechischen und Römischen Monarchie eine Herrschafft, und dieses Kleeblat schreibet der gantzen Welt Gesetze vor. Europa ist es, welches biß daher sich geweigert, die Macht des großen Mahomets zu erkennen. Aber dieser gewaltige Lehrer wird denen verhaßten Christen zeigen, wie gefährlich es sey, ihm zu wiederstehen. Die Stadt Wienn muß zuerst die Schärffe unserer Säbel empfinden, ja aus dieser Stadt werde ich die Christen herausjagen so sich darinnen verkrochen, und hernachmahls meinen Siegreichen Einzug darinnen halten, damit die Macht des großen Mahomets überall verehret, und die Waffen seines Dieners Solimans auf dem gantzen Erdkreiß gefürchtet werden mögen.


Hie blitzet, donnert und regnet es.
SELIM.

Großer Vezier und Fürst des ottomannischen Reichs, ich weiß nicht, wie ich dieses verstehen soll, indem der Himmel auf deine geführte Reden so plötzlich seinen Donner schicket, welches mich fast zweifflen machet, ob auch unsere Unternehmungen einen erwünschten Ausgang gewinnen werden.


Hie steiget der Groß-Vezier herunter, und wird der Wagen hinweg geführet.
KARA MUSTAPHA.

So bistu schon kleinmüthig Selim, da dich doch der Blitz noch nicht einmahl gerühret hat. Warum hast du dich in den Krieg, und nicht vielmehr einem alten Weib zum Diener gegeben, da dich ein rauschendes Blat erschrecken thut. Siehe da, dieser von dem Himmel geschickter Donner zeiget vielleicht an, daß dem großen Mahomet meine Reden gefallen, und er alle Christen vertilgen will, welche selbst der Horizont nicht zu erdulden vermag, ja ich schwöre bey Sonn und Mond, daß ich alle diejenigen so diesen mächtigen Propheten nicht verehren, mit Feuer und Schwerdt verfolgen will, selbsten aus ihrer Stadt Wienn, nach dem ich die Burger und Einwohner darinnen niedergehauen und zu Sclaven gemacht, werde ich die beste Kleinodien nehmen und nach Mecha senden das Grab dieses großen Propheten damit zu behängen und zu bezieren.

IBRAHIM.

Ich selbsten Großer Vezier kan dir nicht bergen, daß ich anfangs hierüber entstellet war, dem ohngeachtet und ob es uns zwar weder an Muth noch Volck gebricht, so sind doch die Christen nicht so geringe zu schätzen, als du dir vielleicht einbildest. Sie haben in denen vorigen Kriegen gezeiget, daß Sie auch geschickt sind, Warfen zu führen, wodurch Sie uns offtmahls viel Volck zu nichte gemacht, anjetzo da es auf das äußerste gehet, werden Sie ohne Zweiffel sich starck zusammen rotten, derowegen behutsam, wann wir nicht wollen, daß unsere Verrichtungen fruchtloß abgehen sollen.

KARA MUSTAPHA.

Wie zum Teuffel was höre ich, so seyd ihr auch furchtsam und habet [92] eure Löwenhaut in einen Hasenbalg verwandelt, hat es ehmahls das Ansehen gehabt, als hätten diese Hund gesieget, ist dieses nicht durch Tapfferkeit, sondern unsinnige Raserey geschehen, und wann auch unter unseren Vorfahren verzagte Hudler sich gefunden hätten, wollen wir umb desto behertzter seyn; Wer aber nicht Lust hat in den Krieg, der kehre wiederum, Ich werde gleichwohl derjenige seyn, welcher die Christen bestreiten, vertilgen, und ihre Stadt erobern will.

SELIM.

Großer Vezier, du eyfferst ohne Ursach, in dem du meine Worte ungleich auslegest. Siehe da: aus diesem meinem Leib wird auch nicht Milch sondern Blut fließen, welches ich zu Dienst des Groß-Herrn und zum Untergang derer Christen zu vergießen bereit und willig bin.

IBRAHIM.

Auch ich werde nicht meine Hände in die Schoß legen, sondern die Christen mit Stumpff und Stiel auszurotten trachten, und haben meine Reden nur eine wohlgemeinte Errinnerung in sich begriffen.

KARA MUSTAPHA.

Wann dem also, so bin ich zufrieden, und umbarme euch als meine Mittgenoßen, ich eyle dem Siege einen Anfang zu machen, doch ihr Selim laßet euch angelegen seyn, daß das Lager an einem vortheilhafften Orth geschlagen, wie auch die Batterien aufgerichtet und die Stuck gepflantzet, und sonst die Janitscharen in guter Ordnung erhalten werden, und ihr mein Freund Ibrahim, nachdem ihr die Spahi gemustert und versehen, verfüget euch mit denenselben zu dem Heer, alwo ich euerer erwarten will.

SELIM.
Ich gehe Fürst Mustapha deinen Befehl zu vollziehen.
IBRAHIM.
Dein Wille großer Vezier muß mir anstatt eines Gebots dienen.

Alle ab.
9. Szene
Scena IX
Wird hinten aufgezogen, und praesentiret die Türckische Reuterey auf folgende Art, NB.: Eine dazu verfertigte Banck mit vielen Roß-füßen von Holtz gemacht, forne aber zwey gegeneinander schauende Pferde, so gemahlen, und vermittelst eines von unten herfür gehenden Pfahls befestiget, worauf forne einer und also nach die Länge sitzen, wie angeheffteter Abriß mit mehreren zeiget.
Ibrahim komt dazu.

IBRAHIM.

Wohlan ihr tapffere Spahi, anjetzo flieget der Roß-Schweiff, und will euch führen an dasjenige Orth, wo ihr euren Feinden den Garauß machen und mit reicher Ausbeute euch beladen könnet, nicht komme ich anhero euch zur Tapfferkeit anzumahnen, welche mir ehedeßen zur Gnüge bekannt ist, sondern über der Christen Untergang mich mit euch zu erfreuen, o – wie werden diese Hund so zappeln, wann man ihnen die Köpff nacheinander abschlagen, und aus ihrer Hirnschaalen unsers Sultans Gesundheit trincken wird, ihr seyd diejenigen, welche vom Jordan an biß zum Euphrath eure Nahmen fürchtend gemacht, derowegen zweiffle ich nicht, ihr werdet mit euren Säbeln auch bald das Europa auskehren und der Bottmäßigkeit unsers Sultans unterwürffig machen, als dann wird es noch dahin gerathen, daß ein Christ und ein Schaff in gleichem Werth seyn werden.


Extemporiret ad libitum, biß die forderste Scena zugemacht wird.
10. Szene
Scena X
Zimmer. Aloisia allein.

ALOISIA.

Hast du dann o grausames Schicksahl dich wieder mich verschworen, indem du mir dasjenige raubest, welches ich weit höher als mein Leben achte, und du o ausgetrockneter Thränenbrunn nachdem die Angst deine Quelle gehemmet, so bringe an deßen Statt wo möglich Blut hervor, meine Wangen zu benetzen. Ach mein Gemahl soll ich euch unter denen Todten oder Lebendigen rechnen, o bitteres Unglück welches euch mir entzogen, und aufs wenigste euch an der Seite zu sterben mir nicht einmahl vergönnet.


Sophia komt dazu.
SOPHIA.

Ew. Excellenz komme ich zu berichten, daß ein Kerl mit einem Brief vorhanden, welcher verlanget vorgelaßen zu werden.

ALOISIA.
Und von wannen komt er?
SOPHIA.
Dieses hat er nicht sagen wollen, sondern begehret mit ihnen selbst zu reden.
ALOISIA.

Ob ich zwar dergleichen Leuthe welche ich nicht kenne, ungerne vorlaße, so treibet mich doch die Begierde, sein Anbringen zu vernehmen, derowegen führe ihn anhero.

[93]
SOPHIA.
Ich gehorsame Ew. Excellenz.

Gehet ab.
ALOISIA.

Der Himmel verhüte daß dieses nicht ein trauriger Bothe sey, mein Gemüth schwebet zwischen Furcht und Hoffnung, wie es meinem werthesten Gemahl ergehet.


Sophia und Hans mit dem Brieff No. 4 dazu.
HANS WURST.

Servus Ihre Excellenz, seyd ihr diejenige Gestrenge Frau selber, welcher ich diesen Brieff geben soll?

ALOISIA.
Dieses wirst du wißen, wer dich an mich gesendet, laß mir den Brieff und die Aufschrifft sehen.
HANS WURST.

Nein wann ihr nicht wißt, ob ihrs selber seyd, so muß ich wieder zurückgehen, und erst meinen Herrn darum fragen.

SOPHIA.
Ihr guter Mensch, ihr müßt fein höfflich seyn, dieses ist die Gräffin mit der ihr redet.
ALOISIA.
Und wer hat dir den Brieff gegeben?
HANS WURST.
Der Herr Commoediant er sagt er sey euer Mann.
ALOISIA.
Der Commendant wilt du sagen, dieses ist mein Ehe-Herr, und der Brief an mich geschrieben.
HANS WURST.
Commendant und Commoediant ist alles eins. Übergibt den Brieff.
ALOISIA
lieset den Brieff laut.
Und wo war mein Gemahl, als er dir diesen Brieff gab?
HANS WURST.

Daß er gemahlen hat, daß hab ich nicht gesehen, geschrieben hat er wohl, ist er etwa ä Müllner, und ihr die Müllnerin.

ALOISIA.
Du Einfalt, wo befand sich dein Herr als du von ihm giengest?
HANS WURST.
Im Kohl-Häfen ist er geseßen.
SOPHIA.

Ihro Excellenz im Collegio will er sagen, er ist gar ein Einfältiger Mensch, dem das Latein auszusprechen schwer fället.

ALOISIA.

Aber höre du Bote, Mein Gemahl, der dich aufgenommen, schreibet, daß ich dich alhier behalten soll, wann es demnach dein Wille, kanst du in meine Dienste verbleiben.

HANS WURST.
Und was soll ich vor ä Dienst versehen, etwa ä Hoffmeister, oder so?
ALOISIA.

Einen Narren hätte ich schier gesagt, weil man aber deren ohne dem gnug hat, solt du meine Salve-Guarde seyn, wozu gegenwärttige meine Bediente dir Anweisung geben wird. Gehet ab.

HANS WURST.

Was hat Sie gesagt, Salb den Karren, das wird so viel seyn als schmier den Wagen, der Dienst gefalt mir weiter nicht.

SOPHIA.
Nein Mein Freund, Sie hat gesagt Salve- Guarde, das will sagen Thor-Warter oder Thor-Steher.
HANS WURST.
Was hats dann alles geredt, ich glaub Roht-Welsch, ich hab ihr wohl wenig verstanden.
SOPHIA.

Dieses ist frantzösisch, welches dergleichen hohe Standes Persohnen reden, und davon zu Zeiten ein Wort in das Teutsche einmischen, aber saget doch wie ist euer Nahme?

HANS WURST.
Hans Wurst der Jungfrau zu dienen.
SOPHIA.
Seyd ihr niemahls im Feld gewesen?
HANS WURST.
Ja von Jugend auf.
SOPHIA.

Es wird meiner Gräffin lieb seyn, einen solchen hertzhafften Menschen bey sich zu haben, der schon weiß wie es im Krieg hergehet.

HANS WURST.
Ey freilich weiß ich wie es in den Krügen hergehet und in der Kandel darzu.
SOPHIA.

Ich frage nicht nach Krüge und Kandeln, sondern ob ihr nicht wißet, was ein Lager sey, wo man sich verschantzet, biß der Feind heran komt.

HANS WURST.

Ah ha, itzt weiß ich erst, was die Jungfrau meynt, ja, ja, wie ich bin daheim gewesen, wir haben uns alleweil gelagert, in der Früh und auf Mittag, aber keinen Feind haben wir nicht gesehen.

SOPHIA.
Auff die Weise habt ihr auch nicht nöthig gehabt, euch zu verschantzen.
HANS WURST.

Ja wir haben uns gleich wohl immer mahl verschantzt, anstatt der Schantz-Körbe haben wir so viel Bauern Menscher genommen, als wir braucht haben.

SOPHIA.
Und was werdet ihr vor Beut gemacht haben, da ihr keinen Feind gesehen habt?
HANS WURST.

Das ist so unser gewest, was wir gehabt haben, ä Grieß-Schmarren, Nocken, Linßen, ä Brein und was halt die Bauern ins Feld mit auße geben, wir habens nicht Beut machen dürffen, indem wir hart und schwer darum geackert und gedroschen haben.

SOPHIA.

Eh du Ertz-Narr und fantast; So sehe ich wohl, daß du nur ins Feld gewest als ein grober Bauren Tölpel, welcher nur S.v. den Acker zu misten gebraucht worden, ich habe gedacht, du seyest ein Soldat, daß mit der Zeit ein officier aus dir werden könnte, [94] da ich dich zu heyrathen willens gewesen, aber anjetzo mag ich dich nicht.

HANS WURST.

Du Strudel-Gesicht und ich mag dich auch nicht, unsere Jodeln daheim haben wohl hübschere Mädel, das sind Menscher, Fuß habens so weiß wie ä Gold, laß schauen ob die deinigen so weiß sind.

SOPHIA.

Du ungeschliffener Esel, du Flegel wart, jetzt will gleich den Haußknecht laßen über dich kommen, daß er dir den Puckel voll anprügeln soll. Gehet ab.

HANS WURST.

Du Schneebruntzerin ich verlang dich nicht, unsere Buben daheim, wann sie ihrem Diendel ä Schmatzel geben, und nicht zwey finger dick ein Rotz dran sitzen thät so meynten Sie es wär nicht gesund, ja diese da wär wohl geschickt darzu, wann sies sehen würden, daß es solche schopffete Menscher geb, Sie dächten es wären Fledermäuß oder Meer-Wunder, und sol der Haußknecht sich unterstehen mich zu prügeln, ich wolt ihm ä Stoß geben, daß man ihn zu Preßburg wieder suchen müst. Gehet ab.

11. Szene
Scena XI
Wird aufgezogen und praesentiret die Stadt, und mit durgebrochenen und illuminirten Scenen die angezündete Vorstadt, ein Hauffen derer Leuthe so ihr Elend beklagen, und nach Gutbefinden extemporiren können, da ihrer etliche noch etwas erretten, und in die Stadt hineinbringen, biß der Commendant dazu komt.

STAHRENBERG.

Also must du beängstigtes Wienn, leyder, deine umbliegende Vorstädt gleich einem andern Troja zernichtet sehen, ja deine Einwohner beseufzen nicht ohn Ursach, daß dasjenige so die Hände ihrer Vorfahren durch langwierige Zeit erbauet, in so kurtzer Frist zu Grunde gehet; euch aber denen die Einäscherung euerer bißherigen Wohnungen bekümmert, möge dießes zu einem Trost dienen, daß ob ihr zwar euer Dach und fach verlohren, dennoch die Stadt Wienn als eine mitleydige Gluckhenne euch unter ihre Flügel nehmen wird, biß so lange es dem Himmel gefället diese Gebäue viel herrlicher aufführen zu laßen, als Sie anjetzo gewesen, und wie alle diese schöne Häuser umb des Türckischen Blut-Hundes willen abgebrennet worden sind, also wird er auch noch derjenige seyn müßen, welcher zu ihrer Aufferbauung und Wiederergäntzung dienen wird.


Liebenberg komt dazu.
LIEBENBERG.

Ew. Excellenz komme ich gehorsamst zu berichten, daß indem auf dero Befehl die vor dem Neuen Thor gestandene Häuser samt denen daran gelegenen Holtz-Stadeln und vielem Heu und Stroh verbrennet worden, welche erschröckliche Brunst, wegen eines ungestümen Windes das in der Stadt ohnweit der Pastey gelegene Kayserl. Arsenal und Gemeiner Stadt Pulver Thürme in Gefahr setzet; derowegen ich zu Löschung des zur Stadt gehörigen Bau-Holtzes alle Anstalt gemacht, zuforderst aber Ew. Excellenz hohe Gegenwart mir dabey erbitten wollen.

STAHRENBERG.

Himmel was höre ich: – Mein Herr Burgermeister ich lobe euere vor die Wohlfahrt der Stadt tragende Vorsorge, und eyle diesem Übel vor zu kommen, doch weil der Feind schon überall die Vorstädte durchzustreichen beginnet, so ist nothwendig uns mit einer Anzahl bewehrter Burger zu versehen.

LIEBENBERG.
Diese habe ich schon zur Hand, welche auf Ew. Excellenz Befehl warten.
STAHRENBERG.
Wohlan so begebe ich mich in euerer Begleitung dahin.

Abeunt.

2. Akt

1. Szene
Scena I
Stellet vor mit durchgehenden Scenen das gantze Türckische Lager, und die Stad wie oben bleibt stehen.
Kara Mustapha, Tekely.

KARA MUSTAPHA.

Was sagest du nun, du hochmüthiges Wienn, indem du aus einer Fürstin berühmter Städte meine Gefangene und Sclavin worden bist, Was warest du, was bist du anjetzo, und was wirst du noch werden, du warest schön, ungestalt bist du, Und heßlich wirst du werden, haben ehemals Nero, Caligula, Diocletianus, und andere, deinen Glauben verfolget, und deine Zweige zu beschneiden sich bemühet, so will ich denselben vertilgen, und den Stamm mitsamt der Wurtzel ausreuten; ware vorzeiten Athen gelehrt, Carthago wollüstig, Troja prächtig, Rom mächtig, solt du diesen beygesellet werden, damit dein Ruhm gleich jenen vernichtet werde, von welchen die Gedächtnuß nur noch einen bloßen Schatten [95] hegt, auf daß dasjenige was meine Waffen nicht verderben, vom Feuer verzehret, und was auch dieses überlaßet von dem Wind verstiebet werden möge, doch deine Halßstarrigkeit wird nicht eher einen weißen Fahnen außstecken, biß du durch meine unzahlbare Bomben und Carthaunen dich wirst zerstöret sehen, aber als dann wird die Gnaden Thür versperret seyn.

TEKELY.

Großer Fürst Mustapha dieses Volck ist dermaßen verstockt, daß es eher alles wagen, als seine Freyheit verschertzen will, derowegen sind sie unwürdig durch Accord Gnade zu erhalten, sondern ein General-Sturm wird sie zwingen, und ihre Hoheit deiner Macht vor die Füße legen.


Ibrahim komt dazu.
IBRAHIM.

Großer Vezier der ottomannischen Pforte, ich bringe schlechte Zeitung, die Christen haben jenseit der Donau unsere Nach-Trouppen aufs Haupt geschlagen, wie dan in diesem Treffen der Bahsa von Erlau und Waradein geblieben ist.

KARA MUSTAPHA.

Nu – – dörffen diese Hund sich noch blicken laßen, und sich wehren, Pfuy der Schande, daß ein Musulmann sich von einem jaur in die flucht treiben läst, doch ich schwere bey dem großen Mahomet und bey dem Tulban des Groß Sultans, daß ich diese elende Mücken völlig vertilgen und ihre Hütten in Staub und Asche verwandeln will.

TEKELY.

Ich selbsten pflichte deinem Willen bey, jedoch muß Tapfferkeit und Vorsicht das beste thun, die Christen wehren sich wie die Löwen, und wollen entweder siegen oder sterben, und glaube ich, daß dieselbe nicht so leicht, als wir uns eingebildet, sich ergeben werden.

IBRAHIM.

Ein Überläuffer berichtet mich anheute, daß die Christen in der Stadt sich zusammen verschworen ihren Kayser biß in den Todt getreu zu seyn, daß Sie mit Proviant und Geschütz zur Gnüge versehen, und in Kurtzem von denen ihrigen einen Entsatz verhoffen.

KARA MUSTAPHA.

Daran ist mir wenig gelegen, ich selber werde anjetzo an den Orth der Niederlage mich begeben, die handvoll zusammen gerafftes Bauern-Volck schlagen, und die empfangene Schmach rächen, ihr aber Tapfere Musulmänner, laßet sehen, daß ihr ein Hertz im Leibe habt so unerschrocken sey, ihr seyd des Groß-Sultans Zähne, welche die Christen beißen und zerreißen werden, deswegen ruffe mit mir ein jeder, Es lebe Solimann III. ein Sohn der Sonnen und Herr des Erdbodens.Hie schreyen etliche »Es lebe« etc. Anjetzo folget mir Graff Tekely indem ich mich noch heute in der Christen Blut waschen muß.

TEKELY.
Ich folge dir, umb an derer Christen Untergang meine Rache zu ersättigen.
IBRAHIM.
Das verderben dieser Unbeschnittenen wird meine höchste Freude und Vergnügen seyn.

Alle ab, forderstes Scena wird zugemacht.
2. Szene
Scena II
Zimmer. Serini, Daun.

DAUN.

Also ist es Mein General-Feld-Zeug-Meister, daß der Feind durch Bearbeitung derer Minen, wo mit er gegen unsere Burg-Pastey avanciret, dieselbe in Gefahr setzet, welcher in seinen approchen sich äußerst bemühet, unsere contraminen zu ruiniren, wie dann solches nicht allein unsere Ingenieur sondern auch ein Überlauffer heute berichtet, weil nun hieran ein großes gelegen, als habe ich mir vorgenommen mit meiner unterhabenden Mannschafft einen Ausfall zu thun, des Feindes Vorhaben zu zerstören, und wo möglich ihm eine Beute abzujagen, wie ich dann den Consens der hohen Generalitaet zu diesem Vorhaben bereits erhalten habe.

SERINI.

Mein Herr Graff von Daun, ich lobe dero heroischen Entschluß, und wünsche von Hertzen Glück dazu, will auch selbst, dafern es ihnen gefällig, einen Gefährten dabey abgeben.

DAUN.

Die hohe Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Graffen Serini welche überall auf denen Pasteyen erfordert wird, verstattet nicht, daß ich dieselbe hierumb zu ersuchen, mich unterfangen solte, ein anders mahl aber will ich mir diese Ehre ausbitten.

SERINI.

Ich bin es zufrieden, aber was ist gestern im hohen Kriegs Rath vorgegangen, indem ich demselben nicht beygewohnet.

DAUN.

Dieses, daß nachdem der Türck der Leopold und Insul sich völlig bemächtiget, [96] wodurch alle Communication mit der Kayserlichen Armée uns abgeschnitten worden, weswegen dann ein hochpreißlicher Krieges-Rath geschloßen, durch geheime Unterhandlung sich des herannahenden Succurses zu versichern.

SERINI.

Ich eyle umb der Sehsion deßelben beyzuwohnen, und wünsche nochmahls Glück zu vorgenommener entreprise. Gehet ab.

DAUN.

Anjetzo hat das Glück mir den Weg gebahnet, mein Krieges Glück biß auf die höchste Staffel zu erheben, und denen Türcken meinen Degen nachdrücklich fühlen zu laßen; Wohlan ich gehe wohin die Begierde zur Tugend und Tapfferkeit mich führet. Abit.

3. Szene
Scena III
Wird aufgezogen und praesentiret den Geheimen Kriegs-Rath an einem Tische sitzend, worauf Schreib-Zeug, Papier und eine Glocke, 1. Marggraff von Baaden, 2. Hertzog von Würtenberg, 3. Stahrenberg, 4. Cappliers und 5. Liebenberg unten an, und 6. ein stummer Secretarius.

BAADEN.

Hochgebohrne, HochEdelgebohrne, Gnädige und Hochansehnliche nach Standes Gebühr geschätzte Herren. Wann die unserm Allergnädigstem Kayser und Herrn schuldige Treue uns verbindet, bey gegenwärttig verhandener feindlicher Gefahr, Gut und Blut, ja alle Kräfte und Verstand anzuwenden, unser Vaterland von seinem drohenden Verderben zu erretten, und aber anjetzo das Verhängnuß uns die Glieder von dem Allerdurchläuchtigstem Haupt abgesondert, und der Erbfeind uns den Paß zu Sr. Kayserl. Mayestät Völcker verrennet, So hab ich euch Tapffere und getreue alhier versamlen laßen, umb bestens zu deliberiren, und wie man die Correspondenz mit denen unsrigen fortpflantzen möge zu concludiren.

WÜRTENBERG.

So würde wohl das beste seyn, einen verständigen Geschickten und getreuen Menschen, so der Teutsch und Türckischen Sprache kundig, zu einem Unterhändler zu erwehlen, wie ich dann nicht zweifle, daß dergleichen Persohnen in unsrer Stadt sich befinden werden.

STAHRENBERG.

Wann aber die Erfahrung gelehret, daß öffters aus dergleichen Kundschafftern die Anschläge einer Stadt zum großen Nachtheil derselben durch die Folter herausgepreßet worden, scheinet auch dieses gefährlich, und wäre mein Gutachten, der Sache noch einige Tage Anstand zu geben, indem Ihro Kayserl. Mayestät und dero hohe Alliirte nicht säumen werden, uns bald möglichst zu succuriren.

CAPPLIERS.

Demnach aber der Feind allbereit verschiedene Minen springen laßen und auf dem Burg- Revelin – Posto zu faßen beginnet, wie nicht weniger die Stadt, auch so gar mit glüenden Kugeln beängstiget, so wäre mein unvorgreifflicher Rath, mit dem besten Kern der Mannschafft sich in ein Treffen mit dem Feind einzulassen, und womöglich sich durchzuschlagen.

LIEBENBERG.

Dafern auch mir meine Meynung einem hochbestellten Praesidio zu entdecken erlaubet ist; So berichte ich gehorsamst, daß der Herr Unter-Stadt-Cammerer angezeiget, daß ein gewißer Mann alhier, welcher sowohl der Türckischen als Teutschen Sprache kundig, und wohl einen Brieff- Wechsel mit unserer Armeé führen könnte.

BAADEN.
Und wo befindet sich derselbe?
LIEBENBERG.

In dem Vorzimmer weil ich ihn zu dem Ende mit hergebracht, Ew. Durchlaucht und einem hochpreißl. Consilio vorstellen zu können.


Hie schellet der Praesident mit dem Glöckl: ein Page komt dazu.
PAGE.
Was befehlen Ew. Durchlaucht?
BAADEN.
Alsobald laße man den im vorgemach befindlichen Mann zu uns herein kommen.
PAGE.
Ich gehorsame Ew. Durchlaucht.

Page ab Koltschützky komt dazu.
BAADEN.
Seyd ihr derjenige, der Türckisch reden kan, und getrauet ihr euch vor einen Türcken auszugeben.
KOLTSCHÜTZKY.

Ja gnädige Herren ich bin sonst von Geburt ein Raitz, und bin lange unter die Türcken gewesen, daß ich Türckisch so gut als meine Mutter-Sprach rede.

BAADEN.
Und weswegen befindet ihr euch alhier zu Wienn?
KOLTSCHÜTZKY.

Weil mir die Türckey wegen des Aberglaubens nicht gefallen, hab ich mich zu der Christenheit gewendet, und bin willens mich hier zu setzen.

BAADEN.
Mit was erhaltet ihr euch aber, und wie ist euer Nahme?
KOLTSCHÜTZKY.

Mein Nahm ist Koltschützky und hab mich sonst mit mein bißl Waar, [97] womit ich von Ungarn herauf handele, ernehret. –

BAADEN.

Wann ihr redlich und getreu der Christenheit wäret, stünde euch ein Glück bevor, deßen ihr und eure Nachkommen zu genießen hättet.

KOLTSCHÜTZKY.

Gestrenge Herren, wegen selben hats kein Gefahr und will auch wohl mein Vermögen davor zum Pfand setzen.

BAADEN.

Sofern ihr diese Worte mit einem Eyde bekräftiget, ist man damit zufrieden, anjetzo nehmet einen Abtritt, meldet euch aber bey unserer nächsten Zusammenkunfft alwo man euch zu etwas wichtiges gebrauchen wird.

KOLTSCHÜTZKY.
No So befehl ich mich derweil der hochgestrengen Gesellschaft. Abit.
BAADEN.

Hochansehnliche Mittglieder, die Sache ist wichtig, welche Wir einem unbekannten anvertrauen, und wer will uns vor seine Treue Bürge seyn?

WÜRTENBERG.

Die Auffrichtigkeit, die diesem Menschen aus dem Gesicht leuchtet, versichert mich, daß es an seiner Seite nicht fehlen werde, das übrige muß man der Obsorge des Himmels anbefehlen.

BAADEN.
Aber was saget Sr. Excellenz der Herr Commendant dazu?
STAHRENBERG.

Daß ich dem Willen Ew. Durchlaucht in allem adhaerire weil dero hohes Iudicium mir anstatt einer Richtschnur dienen muß.

CAPPLIERS.
Die Sache aber leydet keinen Verzug, und jede Stunde der Versäumnuß ist uns schädlich.
LIEBENBERG.

Das Glück wolle der Stadt und diesem Kundschaffter zur Seiten stehen, wie dann der Herr Unter-Cammerer vor deßen Treue gut spricht.

BAADEN.

Wohlan so bleibet es geschloßen, und beruhet auf allgemeinem Rath doch weil die Zeit uns zu andern Geschäfften beruffet, so begeben wir uns von hinnen.

WÜRTENBERG.

Noch wird hochnöthig seyn zu erinnern, daß nachdem verschiedene Klagen eingekommen, wie etliche Weiber zum großen Nachtheil der Stadt über die Pallisaden steigen, und mit denen Türcken handeln und umbgehen, dann auch die verstorbene Soldaten auf dem Stephansfreythoff und anderen offenen Plätzen hingeleget werden, welches denen Leuthen einen Abscheu erwecken wird, wie nicht weniger, die mit der Ruhr behafftete Krancke durch stäten Umbgang die gesunden inficieren, deßen Abstellung auf Sr. Excellenz den Herrn Commendanten beruhet.

STAHRENBERG.

Ich werde zu Verhütung deßen Anordnung thun, wie ich dann auch einem löblichen Stadt-Gericht aufzuerlegen bitte. 1. die von der Burgerschafft begehrte 400 Mann alle Tage umb Vier Uhr auf dem Hoff zu stellen, 2. denen Burgern und Einwohnern anzubefehlen, die auf denen Plätzen stehende Röhr-Brunnen beiy jetzigem Abgang des Waßers durch ihr Gesinde anfüllen zu laßen, 3. daß auch die Becken das Brodt weißer und größer backen, und 5. die Wirth umb so theuers Geld beßern Wein schencken sollen.

BAADEN.
Diese Decreta sollen ausgefertiget, und dem Herrn Burgermeister die Sache committirt werden.
LIEBENBERG.
Ich werde der einem hochansehnlichen Collegio schuldigen Pflicht gemäß alles veranstalten.

Serini komt dazu.
SERINI.

Gefahr, Gefahr, Gnädigste und hochansehnliche Herren, eine am Schotten Closter im Mayer- Hoff entstandene Feuers-Brunst setzet das Kayserl. Zeughauß in Gefahr.


Alle stehen auf und treten fürwerts.
BAADEN.

Das wolle der Himmel nicht, wann das darinnen befindliche Pulver in die Lufft sprenget, so ist alles verlohren.


Tisch und Stühle weg.
SERINI.
Und über dieses ist die gantze Stadt in Allarm, und der wütende Pöbel nicht zu stillen.
BAADEN.

Geehrteste Mittglieder, es eyle mit mir ein jeder dem Übel zu steuren und zu wehren.

WÜRTENBERG, STAHRENBERG, CAPPLIERS, SERINI UND LIEBENBERG. Wir folgen alle, wohin es Ihro Durchlaucht dem Herrn Praesidenten gefällig.


Alle ab, wird forne zugemacht.
4. Szene
Scena IV
Zimmer. Aloisia, Euphrosina.

ALOISIA.

Das Hertz will mir vor Angst zerspringen, und eine innerliche Quaal suchet sich meiner Sinnen zu bemeistern, indem ein Nächtlich gehabter Traum mein Gemüth dergestalt beängstiget, daß ich fast außer mir selber bin.

[98]
EUPHROSINA.

Gnädigste Frau Mutter, Träume sind Träume, welche Kluge und behertzte Gemüther billig verlachen, ich bitte kindlich, Sie wolle durch übermäßiges Trauren nicht meine Schmertzen noch mehr vergrößern.

ALOISIA.

Träume haben offtmahls nur gar zu wohl eingetroffen, so ward dem Könige Pharaone die Theurung seines Landes durch einen Traum verkündiget, als der Himmel den König Nebucadnezar seiner Hoheit entsetzte, deutete er ihm solches durch einen Traum an, hätte jener unglückseelige König Ludwig der Weißagung seines Traums gefolget, hätte er nicht in der Schlacht bey Varna sein so edles Leben eingebüsset; und also siehest du geliebte Tochter daß dieselbe nicht allemahl zu verwerffen sind.

EUPHROSINA.

Jene Träume regierete die Schickung des Himmels; diesen aber etwa die aufsteigende Dünste des Geblüts.

ALOISIA.

Was kan man aber gutes hoffen, da das Unglück über unserm Haupte schwebet und unser Leben nur an einem seydenen Faden hanget.


Hans Wurst im Thorsteher-Habit komt dazu.
HANS WURST.

Gnädige Frau Gräffin, es ist eine Gräffin draußen, die läst sich der Gräffin gantz schön befehlen, und läst sagen, sie sey eine Gräffin.

ALOISIA.

Leichtfertiger Vogel, hab ich dir nicht befohlen niemand anzumelden ohne ihre Nahmen zu wißen, hat sie nicht gesagt wer sie sey.

HANS WURST.

Ja sie sagt, sie läst sich gantz schön incommodiren, und wann ihre Excellenz die Auffwarttung machten, so wolt Sie kommen und sich gantz schön befehlen.

ALOISIA.
Du Narr, ihren Nahmen will ich wißen.
HANS WURST.
Gräffin von Daun hat Sie gesagt.
ALOISIA.
Gehe schleunig und sage daß ich ihre Gegenwart mir vor eine hohe Ehre schätze.
HANS WURST.
No No ist schon recht. Gehet ab.
EUPHROSINA.

Dieser meiner gnädigsten Frau Mutter Hertzens-Freundin wird unserer Betrübnuß durch ihre Gegenwart eine Linderung geben.


Adelgunda und Hans Wurst kommen dazu, drey Stühle werden gebracht.
HANS WURST.
Faßen Sie mich bey der Hand, daß Sie nicht fallen, die Stiegen ist gar finster.

Hie empfanget das Frauen-Zimmer einander auf frantzösische Manier.
ADELGUNDA.

Indem meine Einsamkeit mich veranlaßet, Ew. Excellenz meine schuldigste Auffwarttung zu machen, bitte ich umb Verzeihung, wann meine Kühnheit dieselbe incommodiret, oder an dero hohe Geschäffte verhindert.

ALOISIA.

Daß Ew. Excellenz dero Dienerin mit ihrem werthen Zuspruch beehren wollen, erkenne ich als eine sonderbahre affection, weil mein Hertz anstatt derer Geschäffte mit lauter Traurigkeit erfüllet ist.


Alle setzen sich.
EUPHROSINA.

Ew. Excellenz handeln löblich diejenigen zu besuchen, deren Vergnügung in Thränen zerschmeltzet und deren Trost keinen Anker oder Grund findet.

ADELGUNDA.

Wiewohl auch bey jetzo gefährlichem Zustande mein Hertz noch schlechter Freude theilhafftig worden, so hat mich doch die Lustigkeit ihres Dieners zum Lachen bewegt.

ALOISIA.
Ich will nicht hoffen, daß er Ew. Excellenz durch üble Aufführungen beleydiget.
ADELGUNDA.

Nein, gar nicht, nur seine Höfflichkeit verwundert mich, indem er mich die Stiegen herauf tragen wollen, da ich doch wohl zu fuße bin.

ALOISIA.

Ob er es zwar aus Einfalt gethan, so will ich ihm doch laßen 50 Prügel geben dafern es Ew. Excellenz befehlen.

HANS WURST.

Nein machen Sie ihnen keine Ungelegenheit, mich durst nicht, ich hab erst mit dem Haus-Meister ä halbe umb zwölff truncken, zu dem bin ich viel zu blöde, daß ich Geschenck annehmen solt.

EUPHROSINA.
Du hast wohl schlechte mores gelernet, dich also familiar und gemein zu machen.
HANS WURST.
Ein Mohr, ich hab glaubt wir sind allein, ist dann ein Mohr auch noch da.
EUPHROSINA.
Du Narr keine mores hast du gelernet, das will sagen gute Sitten.
HANS WURST.

Sitzen, warumb solt ich dann nicht auch so gut sitzen können als der Mohr, was wolt Sies wetten. Setzt sich nieder.

ALOISIA.

Ungeschliffener Flegel, wirst du doch gar unsinnig, gleich will ich dich gar aus meine Dienste stoßen.

HANS WURST.

No so last eure Tochter ä fried geben, warumb sagt Sie ich kan nicht so gut sitzen als der Mohr. Stehet auf.

ADELGUNDA.

Nein guter Freund, Eure Gnädige Fräulein hat gesagt, ihr habet keine gute Sitten das will sagen Höfflichkeit oder Manieren [99] an euch, seyd ihr etwa ehedeßen im Feld gewesen, dann dergleichen Leuthe pflegen sich also aufzuführen, indem sie nicht mit dem Frauenzimmer sondern denen Soldaten umbzugehen gewohnet sind.

HANS WURST.

Freylich daheim habens mich allezeit die Kriegs-Gurgel geheißen und bin auch 4 wochen ein Soldat gewest.

ADELGUNDA.
Warumb aber nicht länger als 4 wochen.
HANS WURST.

Weil der Feld-Webel gesagt ich wär capabel, daß ichs gantze Regiment zu schanden machte, so tapffer muß er mich gehalten haben.

EUPHROSINA.
Und worinnen ist diese deine Tapfferkeit bestanden.
HANS WURST.

Selben mahl als der Moscowiter Saltzburg belagert hatte, da habens mich auf dem Land geworben und auf die Schildwacht gestellt; bey der Nacht kommen über 100 daher gelauffen, ich fang an zu schreyen Corporal heraus, ja der hat geschlaffen, ich fang wieder an zu schreyen: bleibts zuruck biß ich meine Cammeraden aufweck, aber die sind allezeit fortgeloffen, endlich hab ich geschoßen, bald darauf komt der Halter und blaßt Lärmen, ich hätt ihm ä Sau todt geschoßen, und wann ich den Bauern nicht durchgangen wär, sie würden mir den Puckel recht treuhertzig ausgewaschen haben.

ALOISIA.

Wann du bey mir keine beßere Schildwacht seyn wirst als damahls so bist du mir wenig nütze; Aber anjetzo nim diesen Brieff, trage ihn zu meinem Gemahl, vermelde dabey, daß ich seinenthalben in Tausend Sorgen lebe, und wünsche ihm bald zu sehen. Gibt ihm den Brief No. 5.

HANS WURST.

No, No ist schon recht Frau Gräffin – – Aber a propo wann der Hausknecht – sagens ihm doch, er soll sich nur ä Weil niedersetzen, biß ich komme, er hat mich bestelt, ich soll mit ihm Dame ziehen. Gehet ab.

ADELGUNDA.

Dieser Kerl ob er gleich von grober Art, so ist er dennoch lustig, und wundert mich daß da jedermann voll Furcht und Sorgen, er dennoch fröhlich und aufgeräumt seyn kan; Aber gnädiges Fräulein, wie so in tieffen gedancken, als der ich dieselbe ehedeßen bey fröhlicherm Gemüthe zu sehen die Ehre gehabt.

EUPHROSINA.

Wie solte doch einige frölichkeit bey mir stattfinden, da mein Herr Vater in Gefahr, und meine Frau Mutter in Sorgen lebet. Sophia dazu.

SOPHIA.

Ach Ihro Excellenz wollen sich nicht erschrecken, der Feind hat viel Bomben in die Stadt herein geworffen, wodurch eine große Feuers Brunst entstanden, der Pöbel lauffet gantz rasend durch alle Gaßen und wann nicht eine so gute Wache vorhanden, würden sie gewißlich die Häuser stürmen.

ALOISIA.
Ach Himmel was fangen wir an, dafern das Feuer überhand nimmt; Und an welchem Orth ist es?
SOPHIA.
Dieses weiß ich nicht.
ALOISIA.
Laßet uns uns in Sicherheit begeben, und in die innersten Zimmer verfügen.
ADELGUNDA.
Ihro Exzellenz es hat keine Gefahr nicht, dann wir seynd alhie sicher genug.

Alle stehen auf, die Stühle werden weggetragen.
EUPHROSINA.

Aufs wenigste gnädigste Frau Mutter laßet uns sehen ob es unserm Hause nahe, und das Feuer uns einigen Schaden zufügen kan.

ALOISIA.

Dieses beruhet auf Ihro Excellenz meiner hochwerthen Freundin, ob dieselbe uns zu begleiten beliebet.

ADELGUNDA.
Ich folge wohin es Ew. Excellenz gefällig.

Alle gehen ab.
5. Szene
Scena V
Wird aufgezogen und stellet vor die Cortine [die Gaßen und Häußer] ein Hauffen des Pöbels, welche den mit Blut übelzugerichteten Thanon, oder Baron Zwieffel, mit großem Geschrey daher schleppen, einer unter dem Volck muß reden.

DAS VOLCK
schreyet.

Schlagt zu, Schlagt zu hauet, stoßt, stecht und schlagt ihn gar todt, den Schelm, den Mordbrenner, er hats Feuer angezündt, und kein Mensch anders zieht ihm gar die Haut ab.


Schlagen und tractiren ihn übel, und extemporiren so lange, biß Stahrenberg mit etlichen von der Stadt-Guarde dazu komt.
STAHRENBERG.
Ist doch der Pöbel unsinnig, und scheinet fast die Stadt umbzukehren.
DAS VOLCK.

Ja Herr Commendant, wir thun ihm schon recht, das ist der Schelm der Baron Zwieffel, man heist ihn sonst Thanon, er ist alleweil ein Schmarotzer und Tellerlecker gewest, und itzt ist er gar ä Mordbrenner worden, er hat das Feuer im Schotten Hoff anzündt, und so gar mit der Pistolen auf die Häußer [100] geschoßen, dadurch wir arme Leuthe ins Unglück kommen sind.

STAHRENBERG
wincket mit der Hand dem Volck stille zu seyn.

Ihr die ihr bißhero durch eure Unordnungen und Auffruhr nicht allein den innerlichen Frieden gestöret die Gesetz überschritten, die Einigkeit gebrochen, ja sogar hiedurch dem Feind Gelegenheit gegeben sich dieses Vortheils zu bedienen, und uns zu überrumpeln, euch sey angedeutet, daß daferne ihr nicht alsobald euerer Schuldigkeit nach, euch friedlich und gehorsam bezeigen werdet, man unter euch Feuer geben, und euere Rädelsführer an die dazu aufgerichtete Galgen hencken wird.

DAS VOLCK.
Ja wer macht uns jetzt unsern Schaden und Sachen gut.
STAHRENBERG.

Dieser Schaden ist so wohl durch euere üble Aufführung vermehret als er von denen feindlichen Bomben verursacht worden, doch soll solcher von dem Magistrat taxiret, und darüber verordnet werden.


Alle nacheinander ab.
6. Szene
Scena VI
Wird aufgezogen und praesentiret die Donau Brucken, hinterwerts die angezündete Leopold Stadt, die Scenen stellen vor auf einer Seiten den Wienner Wald, auf der andern das Türckische Lager.
Ibrahim, Selim mit denen Türcken.

IBRAHIM.

Vor Zorn möchte ich schier zerbersten, indem die Christen schon wiederumb einen Vortheil erhalten und etliche mit Stuck und Kugeln beladene Schiff so über die Donau gefahren in Grund geschoßen wobey viel derer unsrigen ersoffen sind.

SELIM.

Allah Musay sonst ist alles verlohren, o Mahomet o Haly wie könnt ihr zusehen, daß das Blut derer Musulmänner also vergoßen wird. O du großer Prophet schaue uns doch an, eröffne Deine beyde Augen, und siehe wie wir in eignem Blut baden müßen und noch dazu von denen Christen ausgelachet werden, Sie halten dich vor einen Bärenhäuter, aber du wirst ihnen zeigen, daß du ein gewaltiger Fürst im Paradeiß bist, laße keinen Christen Hund hinein sondern stoß sie hinunter in die finstere Schwefel Pfützen, wo lauter Bellen und Brüllen ist, und die schwartzen Geister ihnen die Haut über die Ohren ziehen, ja ich schwöre dir, da ferne du die Stadt Wienn uns wirst gewinnen helffen, ich eine eygene Caravane nach deinem Grabe senden und dir eine große Anzahl Juden und Christen opffern will.

IBRAHIM.

Auch ich schwöre bey meinem Säbel, ja bey der Milch die ich gesogen, daß ich mein äußerstes daran strecken und die Christen mit Feuer und Schwerdt verfolgen will, jedoch sehe ich wohl daß die Belagerung nicht also von statten gehet, als der Sultan ihm eingebildet, diese Hund sind allzu klug, und ist schon ein Geschrey durch das gantze Lager gangen, daß die Christen unsere Wercke in denen Lauffgräben zerstören und hin und wieder großen Schaden thun.

SELIM.

Laß Sie nur machen, wann wir nur ihr Nest erstlich einmahl eingenommen so sollen unsere Säbel hernach die gantze Christenheit auskehren.


Hie komt ein officier mit einer Parthey Christen dazu, und schlagen die Türcken in die Flucht, und gehen alle ab, wird forne zugemacht.
7. Szene
Scena VII
Würtenberg, Daun.

WÜRTENBERG.

Dem Himmel sey Danck, Mein Herr Graff welchem es beliebet, euch von euerer bißherigen Unpäßlichkeit wieder zu restituiren, indem die hohe Generalitaet bedauret vernommen zu haben, daß ihr bey leztgeschehenem Außfall schwerlich blehsiret worden seyd.

DAUN.

Ob es zwar an dem daß ich bey lezt geschehener Action durch eine Kugel gefährlich in die Schulter verwundet worden so hat doch der Fleiß derer Medicorum und die Liebe zu dem gemeinen Besten mich fast eher als ich verhoffet gesund gemacht, und bin froh Gelegenheit zu haben, mich meinen Soldaten zeigen zu können und nebst ihnen die Wohlfahrt des Vaterlandes zu befördern.

WÜRTENBERG.

Mein Herr Graff, eure Tapfferkeit gebiet dem Stab einen nicht geringen Trost, und wie eure Hertzhafftigkeit und politische Kriegs- Maxime der Stadt und dem gemeinen Wesen bekannt ist, also hoffen wir auch bey jetzt gefährlichen Conjuncturen von derselben unterstützet zu werden.

DAUN.

Durchläuchtigster Fürst, gleichwie ich jederzeit ein getreuer Diener des Ertz Hauses Österreichs, der Stadt, und Ew. Durchlaucht gewesen also werde ich auch ein solcher Zeit Lebens zu verbleiben nicht ermangeln, aber was sehe ich dort von ferne anhero kommen.

[101]
WÜRTENBERG.

Dieses, wo mir recht ist, sind die Kauffleute und Niederläger, welchen nach beschehenem Ansuchen an Se. Excellenz dem Herrn Commendanten eygene Fahnen zu führen erlaubet ist.


Alhie kommen die Kauffleute und Niederläger mit Fahnen und klingendem Spiel dazu NB.: in ihrer Fahnen muß das Österreichische Wappen, zu unterst deßen ein Postillion zu sehen seyn, werden von ihrem führer rangiret und auf nach folgende Weise exerciret [welche zu dem Ende vorher abgerichtet werden müßen]. Würtenberg und Daun gelten ab. Hie werden die Kauffleute durch ihren führer exerciret, wie folget.
FÜHRER.

Gebt Achtung – praesentirt das Gewehr – das Gewehr beym Fuß – das Gewehr vor euch – das Gewehr an der lincken Seite – ergreifft euer Patron – zerbeißt sie mit dem Mund – Thut Sie in den Lauf – Legt die Hand an den Ladt Stock – Zieht ihn heraus – Thut ihn in den Lauff – Gebt der Ladung drey Stoß – den Ladt Stock heraus – den Ladt Stock gerad vor euch – den Ladt Stock wieder an seinen Orth – Last das Gewehr forne sincken – öffnet die Zünd Pfanne – ergreift das Pulverhorn – Pulver auf die Pfanne – deckt die Pfanne – spannet den Hahn – das Gewehr vors Gesicht – schlagt an – Feuer – bringt den Hahn in der Ruh – deckt die Pfanne – das Gewehr hoch – das Gewehr auf die Schulter – rechts umb kehrt euch – March lincks umb – Schließt euch – march.


Der Führer führet Sie in guter Ordnung alle ab.
8. Szene
Scena VIII
Wird aufgezogen und praesentiret den geheimen Kriegs-Rath wie oben im Act. sec. scen. 3. Baaden, Stahrenberg, Cappliers und einen Secretarium.

BAADEN.

Aus jetzt abgelesenem Schreiben, geehrte und ansehnliche Mittglieder werdet ihr vernommen haben, was Gestalt Ihro Röm. Kayserl. Mayestät Allergnädigst geruhet, uns Landes-Väterlich beyzustehen, und das ein Nahmhaffter Succurs derer Christlichen puihsancien im Anzug begriffen sey. Wir unseres Orths wollen nicht ermüden, unsere noch übrigen Kräffte zu Beschützung unserer geliebten Vater-Stadt anzuwenden, denen Barbaren zu zeigen, daß wir nicht allein die Waffen in denen Händen, sondern auch ein Hertz im Busen führen.

STAHRENBERG.

Durchläuchtigster Fürst, die Sorge so Ew. Durchlaucht biß daher in Beschützung dieser unserer so edlen Vater-Stadt angewendet, ist dasjenige Bollwerck welches biß dato die feindliche Gewalt nicht überwältigen können, ob Sie zwar durch stätes canoniren und Bomben einwerffen der Stadt ziemlichen Schaden thut, dieses was ich ein Geheimes Collegium mir zu deseriren bitte, ist, und bestehet darin, daß 1. die in der Stadt befindliche Handwercks- und andere Leuthe mit Gewehr versehen und bey schwerer Straffe zur Defension der Stadt sich gebrauchen laßen sollen, 2. die arme und blehsirte Soldaten beßerer Verpflegung genießen mögen, damit dieselbe ein gleiches thun können, 3. alle Tag von gemeiner Stadt Tausend Mann zum schantzen zu verordnen seyen.

CAPPLIERS.

So hat auch Sr. Kayserlichen Mayestät Resident, der Herr von Cunitz gegenwärttigen Brieff aus dem Lager gesendet, welchen ich Ew. Durchlaucht gehorsamst überreichen will. Übergibt den Brief No. 6.

BAADEN
lieset den Brieff.

Die Gefahr ist groß darinnen wir leben, und deswegen muß unsere Wachsamkeit umb desto größer seyn, euch aber Herr Graff von Stahrenberg soll das gesuchte bewilliget, und die Edicta ausgefertiget und publiciret werden.


Hans Wurst mit dem Brieff No. 5 dazu.
HANS WURST.

Gnädiger Herr Graff, geschwind, geschwind, da ist eure Frau, die schickt euch diesen Brieff. Übergibt den Brieff.

STAHRENBERG.

Meine Gemahlin, sage Hans Wurst wie befindet sich doch dieselbe, indem meine Geschäffte mich verhindert Sie zu sehen.Lieset den Brieff.

HANS WURST.

Ach die arme Gräffin, sie hat umb euch geweint, daß man die Zäher nicht in zwo Waßer-Schaff einfaßen kunt. Sie krigt von lauter Sorgen so ä gspitzte Nasen, wie ä Nadel Büchsel, und wann ihr nicht bald komt und sie tröstet, so muß Sie gar in Trähnen verbrennen.

BAADEN.
Und du, wer hat dir erlaubet, also unangemeldet herein zu kommen und unsern Geheimen Rath zu stören?
HANS WURST.
Was geht mich euer Cammerad an.
STAHRENBERG.
Du du seye unterthänig und höfflich, oder man wird dich abstraffen.
HANS WURST.
Ich bin sonst wegen der Höfflichkeit noch nie gestrafft worden.
[102]
STAHRENBERG.
Aber ich höre jemand klopffen, Hans Wurst siehe zu wer es ist.

Hans Wurst schauet an die Thür und Koltschützky komt dazu.
KOLTSCHÜTZKY.
Gnädige und hochehrbahre Herren, ich hab halt wollen kommen, Wie Sie mir geschafft haben.
BAADEN.

Ihr thut wohl daran und nachdem ihr den Eyd der Treue schon abgeleget seyd ihr mit denen benöthigten Kosten von der Stadt aus versehen, Euere Verrichtung soll darin bestehen, zwey Brieffe an Sr. Durchlaucht den Hertzog von Lotthringen, welcher mit der Kayserl. Armeé am Biesenberg stehet, zu überbringen, zu dem Ende euch eine Türckische Kleydung und alle Nothdurfft gereichet werden soll.

KOLTSCHÜTZKY.
Ist schon recht gestrenge Herren, ich werd schon alles ausrichten.
STAHRENBERG.

Wie würdet ihr aber thun, wann man euch erkennete und etwas durch die Folter aus euch erzwingen wolte?

KOLTSCHÜTZKY.

Ey da wird mir keiner zu gescheidt, ich wolt auch wohl das gantze Lager ausgehen, ohne daß man mich kennen solt, wann ich nur noch einen getreuen Menschen bey mir hätte.

STAHRENBERG.

Mit Genehmhaltung Sr. Excellenz des Herrn Praesidenten will ich meinen Diener den Hans Wurst dazu vorgeschlagen haben.

CAPPLIERS.
Dieser ist aber gar einfältig, und kan kein Türckisch reden.
HANS WURST.

No No ich werd schon avancirt, von einem Brodtsitzer a Thorwartel und von einem Thorwartel ä Spion, mit der Zeit kann ich noch am Galgen promovirt werden wann ich mich wohl halte.

BAADEN.

Es bleibet dabey Koltschützky, er seye euch zugegeben, der Himmel gebe daß alles gut von statten gehe, hier empfanget die Brieffe, welche ihr überreichet, und darauf eine Antwort wieder zurück bringet. Gibt ihm die Brieffe No. 7 et 8.

STAHRENBERG.
Und du Hans Wurst kanst dich also hiezu fertig machen.
HANS WURST.
No so seys halt werd ich gehenckt, so darf ich nicht ersauffen.
KOLTSCHÜTZKY.
No Gnadige Herren so befehl ich mich biß auf Wiedersehen.
HANS WURST.
Und wir bleiben ihnen mit Gnaden gewogen.

Koltschützky und H.W. ab.
BAADEN.

Auch uns beruffet die Zeit zu andern Geschäfften, und die Nothwendigkeit ermahnet uns, uns von hier zu begeben.


Alle stehen auf.
STAHRENBERG.
Wann dieses Stratagema seinen Entzweck erreichet so zweiffle ich nicht an einer glücklichen folge.

Tisch und Stühle werden weggetragen.
CAPPLIERS.

Der Himmel vereinige seinen Willen mit unsern irdischen Unternehmungen, so können dieselbe nicht anders als erwünscht von statten gehen.


Alle gehen ab.
9. Szene
Scena IX
Wird aufgezogen und praesentiret die Stadt wie zuvor, und durch und durch das Türckische Lager. Hie müßen die Auffzüge zu ebner Erden eröffnet seyn anstatt derer Minen und Approchen aus welchen die Türcken auf der Leiter aus und einsteigen.
Kara Mustapha, Tekely und alle Türcken.

KARA MUSTAPHA.

Dem sey wie ihm wolle, so muß ich die Stadt durch Accord oder Sturm bekommen, weil es vom Sultan im Rath des Divans also beschlossen worden, das äußerste zu wagen, daß die Belagerung nicht fruchtloß abgehe.

TEKELY.

Großer Feldherr der ottomannischen Pforte, durch Accord wird solches schwerlich geschehen, wann nicht die Gewalt das beste thut, die Christen haben ihnen vorgenommen, eher mit dem Degen in der Faust zu sterben, als sich dir auf Gnad und Ungnad zu ergeben, und hat unsere Mühe biß daher noch wenig ausgerichtet.

KARA MUSTAPHA.

Redet nicht also Graff Tekely, wann ihr mein und des Groß Sultans Freund seyn wollet, diese Hund verdienen nicht, von uns niedergesäbelt zu werden, sondern weil sie sich in der Maußfallen selbst eingesperret, sollen Sie darinnen verhungern, hat gleich das Geschick etliche derer unsrigen des Lebens beraubet, ist solches mehr durch eine Kranckheit, als derer Christen Schwerdter geschehen.

TEKELY.

Es gehet aber dabey viel Zeit, Geld und Volck zu nichte, ohne einen sonderlichen Vortheil wieder die Christen zu erhalten.

[103]
KARA MUSTAPHA.

Griechenland giebet Volck und Arabien Gold und Silber gnug, welches die Sehn- Adern des Krieges sind, und wie solte denenjenigen deren freundschafft ein mächtiges Ispahan suchet, und deren Gunst ein berühmtes Agra zu erhalten sich bemühet, ein ohnmächtiges Wienn zu wiederstehen bestandt seyn.

TEKELY.
Wahre Klugheit aber hat niemahls ihren Feind zu geringe geachtet.
KARA MUSTAPHA.

Wie zum Teuffel, wer hat dann außer dem Sultan uns zu befehlen, soll ich dann von euch erlernen, wie ich die Völcker in Schlacht- Ordnung stellen, streiten, siegen und das Feld erhalten soll; Also bald gebe man Befehl, daß die innerste Mine gesprenget und mit dem Schießen unaufhörlich fortgefahren werde.


Hie kan nach gutbefinden eine Mine von Pulver, Calvonium, Papier, Hanff und anderer leichten Materie verfertiget [gesprenget], auch in die Stadt geschoßen und Granaten hineingeworffen werden.
TEKELY.

Mein wohlgemeinter Rath, großer Vezier und Fürst hat den Nutzen aller Musulmänner und den Untergang derer Christen zu seinem Ziel und Entzweck, und ihr Verderben ist meine Gröste Freude.

KARA MUSTAPHA.

Anjetzo fange ich erst an euch hochzuhalten, indem ihr mit mir einig seyd; Sehet ich bin entschloßen, noch heute einen General Sturm zu thun, wozu ich mich eures Raths und Hülffe versehe, derowegen begleitet mich in das Haupt Gezelt.

TEKELY.
Zu deinem Dienst Fürst Mustapha werde ich allezeit bereit und willig seyn.

Alle ab. Wird hinten zugemacht und praesentiret einen Wald.
10. Szene
Scena X
Hertzog von Lotthringen mit seinen Soldaten.

LOTTHRINGEN.

Biß daher floriret annoch die tapffere Teutsche Macht, und der Türcken Hund, wie sehr er auch solche zu dämpffen sich bemühet, muß mit seinem Schaden erfahren daß der Höchste die Hand über die Seinigen hält, und daß der Römische Adler biß daher noch unerschrocken sey, Ihr aber tapffere Soldaten die ihr biß daher nicht ermangelt dem Feind Männlichen Wiederstand zu thun, fahret fort noch ferner für die Christenheit zu streiten, wie ich dann ordre geben werde, daß zu Anfrischung euerer Tapfferkeit einem jeden ein Monath Sold voraus gereichet werden soll.


Koltschützky und Hans Wurst zu Pferd in Türckischer Kleydung mit denen Brieffen 7 et 8 dazu.
KOLTSCHÜTZKY.

Gnädiger Herr Quartier, wir sind keine Türcken, sondern Christliche Kundschaffter, der Commendant und der Stab schicken ihnen diese Brieffe. Übergibt die Brieffe.

HANS WURST.

He ihr wißt ja nicht, ob ers auch ist – He seyd ihr der Corporal selber, wir dürffen die Brieffe keinem andern geben.

LOTTHRINGEN.

Ja, ja ich bin der General selber, ihr dürfft nicht zweiffeln aber ihr guten Leuthe, wie seyd ihr so glücklich durchkommen.

HANS WURST.

Ja wann ichs euch nur erzehlen solt, das sind Teuffels-Kerl die Türcken, da habens so Dinger aufgebaut wie die Strudel-Hütten da seynds drinne geseßen und haben geschrien Allah wau, wau, wau.

LOTTHRINGEN.
Du Einfalt bist nie im Kriege gewesen, dieses ist das Lager und die Türckischen Gezelter.
HANS WURST.

No so hört nur, hernach seynd wir auf ein Orth kommen, da seynd wie lauter Krauthafen gestanden, daraus schwartze Knödel geflogen, die seynd Brüh-heiß gewest, wans haben ä Kerl troffen, so ist er gleich umbgefallen, wann er nicht recht geblasen hat, und da hab ich glaubt, es werden Marquetenter seyn, die auskochen, so komt einer mit einer brennenden Knack-Wurst kommen, und hat anzündt, da bin ich in die Lufft geflogen, daß ich nicht gewust, wie mir geschehen.

LOTTHRINGEN.
Wo bist du aber hernach geblieben?
HANS WURST.

Zu allem Glück habens aus der Stadt auch Knödel ausgeworffen, da hab ich mich an eine gehalten, und bin also glücklich wieder ins Lager kommen.

LOTTHRINGEN.

Du Narr dieses seynd Stuck und feuer Mörser, und hast du mehr Glück als Verstand, daß du also unverlezt hieher gelanget bist, aber anjetzo folge mir in das Haupt Quartier, damit ich dich und deinen Gefährten abfertigen könne.

HANS WURST.
Wo bleibt aber mein Trinckgeld?
LOTTHRINGEN.
Dieses wirst du schon bekommen.
HANS WURST.
No, no ist schon recht, ich und mein Roß verlangen so ä futter.

Alle ab.
11. Szene
[104] Scena XI
Portachill, Valide und zwey stumme Sclaven.

PORTACHILL.

Wie ist es doch eine elende Sache umb das Kriegs-Leben, da die Sinnen niemahls ihrer Ruhe genießen, sondern deren Zufriedenheit allezeit unterbrochen wird, die Augen entsetzen sich in Anschauung derer erblichenen Cörper, die Ohren werden betäubet durch den Klang des donnernden Geschützes und Geschrey derer Sterbenden der Nasen eckelt vor dem Geruch derer ertödteten Menschen und Pferden, die mit Blut besudelten Hände erstarren selbst ob ihrer Grausamkeit, und das Hertz ist keiner Freude fähig; Wiewohl nun zwar Wir der Gefahr derer feindlichen Waffen entübriget sind, so mangelt uns doch die so edle Freyheit, welche uns gäntzlich abgeschnitten ist.

VALIDE.

Ich selbsten ob ich gleich in der Mahometanischen Lehre erzogen, und denen Gebräuchen der ottomannischen Pforte unterworffen bin, kan doch eine solche Lebens-Art nicht billigen, welche von aller Gesellschafft gäntzlich abgesondert, und das Weibliche Geschlecht bey der Tyranney ihrer Männer schlechte Freude genießet, und lobe ich hierinnen die Weiber derer Christen, welche wie ich erzehlen hören, nicht von stummen Sclaven, sondern von ihren liebreitzenden Männern auf das fleißigste bedienet werden.


Kara Mustapha allein dazu.
KARA MUSTAPHA.
Zarra Mamucham Valide frisch auf, Morgen wollen Wir in Wienn zu Mittag eßen.
VALIDE.

Mustapha ich kan nicht glauben daß du mich recht liebest, indem du mich also strenge haltest, und nicht öffter besuchest.

KARA MUSTAPHA.

Cara Moucher ich schwöre bey meinem Bart, daß ich dich über alle meine Weiber liebe, ich werde dir auf den Abend einen Blumen Strauß und gestickte Hauben schicken, zum Zeichen, daß ich zu dir kommen will.

PORTACHILL.
Und von mir sagt er nichts, vor Eyffer möcht ich mir die Haar ausrauffen.
VALIDE.
Deine Worte mein Mustapha beruhigen mich.
KARA MUSTAPHA.
Und dein Anschauen erfreuet mich.

Hie läst sich ein Geschrey hören: Man greiffe zum Waffen, Vezier, Bahsa, Beglerbeg, die Christen fallen überall an, die Janitscharen wollen den Mustapha tödten.
VALIDE.
Himmel was höre ich.
KARA MUSTAPHA.

O Hölle was ist dieses, es eyle alles, es fliehe, was unbewaffnet ist, ich aber gehe den Auffruhr zu stillen.


Alle ab.
12. Szene
Scena XII
Hie wird aufgezogen und stellet vor die Stadt mit ihren Mauern und Pasteyen worauf etliche Stuck zu sehen und die Stadt-Guarde von ferne.
Selim, Ibrahim und sechs Türcken mit Schilde.

SELIM.

Jetz under bin ich wohl zufrieden, daß ich nur Gelegenheit habe meinen Muth an die Christen zu kühlen, indem der Sturm bald angehen wird, O wie werden diese Hund zappeln, wann wir sie aus ihren Löchern jagen, und uns hingegen hinein postiren werden.

IBRAHIM.

Dieses kan uns nicht fehlen, und werde ich des Kindes im Mutterleibe nicht verschonen, sondern alles was sich nicht in der Güte ergeben will, werde durch die Schärffe unserer Säbel erwürget.

SELIM.

Jedennoch muß man sie nicht alle zur Höllen schicken, sondern die Schiffe auf dem Adriatischen Meer gebrauchen Ruder Knechte, wie dann auch Adrianopel vieler Sclaven zu seinem Bau benöthiget ist.

IBRAHIM.

Es ist wahr mein Freund Selim, diese Gefangenschafft wird ihnen härter als der Todt selbst fallen, solte es uns aber an Ketten und Stricke ermangeln, diese Hund zu binden, so schneide man Riemen aus derer übrigen Leiber sie damit zu feßeln, und zu bestricken. Ihr aber tapffere Janitscharen freuet euch mit mir an der Christen Niederlage, die Beute die in dieser Stadt sich befindet ist alle euer, dafern ihr sie nur holen wollet.


Kara Mustapha, Tekely und sechs Tartarn mit Schilde und einem Roß-Schweiff dazu.
KARA MUSTAPHA.

Wie zum Hencker, wo ist anjetzo der Muth derer Spahi, vor welcher Asia sich geneiget, und die Tapfferkeit derer Janitscharen vor welcher Africa ehedeßen erzittert ist, daß unsere Völcker jederzeit von denen verächtlichen Christen in die Flucht getrieben werden. Pfuy schämet euch daß ihr welche ehedeßen allezeit zu siegen gewohnet gewesen anjetzo wie die Haasen davon laufft.

TEKELY.

Großer Vezier, die Christen welche gegen uns fechten, wehren sich wie die Löwen, [105] Sie wollen lieber sterben als gefangen seyn, und ist weder Stahl noch Eysen vermögend ihre Hertzhafftigkeit zu biegen.

SELIM.

Mächtiger Feldherr ich habe gleich anjetzo zwey Kerl, welche mir verdächtig vorkommen, angetroffen, deren einer mir entsprungen der andere aber gefangen genommen worden, und habe ich solches dir gebührend andeuten wollen.

KARA MUSTAPHA.
Alsobald gebe man Befehl, daß derselbe zu mir hergebracht werde.
SELIM.
Ich gehe dein Gebot zu erfüllen. Gehet ab.
KARA MUSTAPHA.

Vielleicht ist dieses ein Kundschaffter, von welchem ich die Beschaffenheit der Stadt zu meinem Vortheil erfahren kan.


Hans Wurst in Türckischer Kleydung, gefeßelt, und zu fuße nebst Selim und der Wacht kommen dazu.
HANS WURST.
Wo wolts mich dann hinführen brauchts raison.
KARA MUSTAPHA.
He du, von wannen bistu, und was ist dein Gewerbe, indem ich wohl sehe daß du kein Soldat bist.
HANS WURST.
Ich bin ein Araber.
KARA MUSTAPHA.
Aus welchem, aus dem glückseeligen, steinigten, oder wüsten Arabien?
HANS WURST.
Das weiß ich selber nicht.
KARA MUSTAPHA.

Aber wie nennet sich die Stadt, darinnen du gebohren und welches ist dein Geschäffte und Handthierung?

HANS WURST.
Ich bin ein Saltzburger meiner profehsion und von Geburt ein Wurst Schütz.
KARA MUSTAPHA.
Aber du Kerl scheinest mir verdächtig, indem du nicht Arabisch, sondern gar gut teutsch redest.
HANS WURST.

Ich bin halt ä Teutscher Türck, und wer weiß wanns auf die Prob kommt, werden wir wohl alle beyde weder Arabisch noch Türckisch können.

KARA MUSTAPHA.

Du Hund rede die Warheit und gib Antwort, oder ich will dich Augenblicklich in Stücke zerhauen laßen: Sage bist du ein Musulmann und beschnitten?

HANS WURST.
Ja, ja, ich bin verschnitten.
KARA MUSTAPHA.
So bist du gar verschnitten, wohl, ich werde dich nach Constantinopel schicken im Serrail zu dienen.
HANS WURST.
Was soll ich da machen was ist das Seragl oder Schmaracke?
KARA MUSTAPHA.

Denen Weibern des Groß-Sultans im Serrail solt du aufwarten, weil man dazu deinesgleichen Leuth braucht.

HANS WURST.
Ah ha, das ist die Hoffstuterey, wan mans auf Arabisch ausspricht.
KARA MUSTAPHA.
Hast du Lust dahin?
HANS WURST.
Nä Herr Türck, ich mag nicht nach Constantinopel, ich muß heim zu meinem Weib gehen.
SELIM.
Du dieses ist der Vizier gib ihm seinen gebührenden respect.
HANS WURST.

Der Visir, gewiß der Visir-Schneider der den Weibern im Serrail das Maaß nimt, deßwegen hat er mich auch gefragt, ob ich beschnitten bin.

KARA MUSTAPHA.
Aber was machstu dann mit einem Weib, da du deiner Außage nach verschnitten bist?
HANS WURST.

Ich hab ä hübsch junges Weib, ich weiß nicht daß Sie über mich klagt, vielmehr hat sie mich allezeit heimlich gelobt.

KARA MUSTAPHA.

Holla, dieses ist ohne Zweiffel ein Schelm und Spion. Alsobald lasse man ihn besuchen, ob er keine Brieffe bey sich hat.


Die Türcken visitiren ihn.
HANS WURST.
Greiffts nur selber eine ins Felleisen. Zeigt ihnen den Hintern.
IBRAHIM.
Was bistu aber zu verrichten Vorhabens gewesen?
HANS WURST.
Ich bin von meinem Herrn Wein zu kauffen ausgeschickt worden.
KARA MUSTAPHA.

Ah Vogel anjetzo sehe ich daß du ein Christ bist; Alsobald gebe man Befehl daß der Hund gespießt werde.

HANS WURST.
No ä Spieß der ist schon recht, wann nur eine gute Spänn Sau dransteckt, ich friß Sie gar gern.
SELIM.

Siehe du Bösewicht, ob du nicht so gar auch Schweinenfleisch ißest, welches allen Musulmännern ein Greuel ist.

KARA MUSTAPHA.

Ihr Soldaten führt ihn weg; daß er allen Verräthern zum Exempel seinen verdienten Lohn empfange. Selim, Hans Wurst mit der Wacht ab. Anjetzo mache sich alles fertig zum Sturm, dann ich noch heute die Stadt haben, und denen Christen den Garaus machen will.

TEKELY.

Großer Fürst, ich selbst werde mit meinen unterhabenden Tartarn den Angriff thun und die Stadt berennen, und zweiffele nicht an einem glücklichen Siege.

KARA MUSTAPHA.

Man verschone keines Christen, er seye alt oder jung, nur was der Lehre des Alcorans sich unterwerffen will bleibe am Leben das übrige aber gehe zu [106] Grund, ja aus jenem großen Gebäu und Thurn werde ich dem großen Mahomet eine Mocheé widmen und verfertigen laßen damit der Nahme derer Christen daraus vertilget und hingegen die Macht des großen Mahomets, und seines Dieners Solimans gefürchtet werden möge.


Alhie läßet die Stadt-Guarde auf der Pastey sich sehen und schießet heraus, auch die Türcken richten sich zum Sturm.
IBRAHIM.

Größester Fürst der ottomannischen Pforte, mein Geblüt kochet in meinen Adern, und ich kan mein Haupt nicht eher sanffte legen, biß ich die Christen ausgerottet sehe, derowegen es freue sich der Mond, es fliege der Roß-Schweiff, es frolocken alle Musulmänner daß der Christen Verderben nahe ist.


Hie wird auf beyden Seiten die Trummel gerühret, wie auch Granaten geworffen und gehet der Sturm an, die Türcken werden abgeschlagen, und etliche bleiben als todt liegen so die andern hernach wegtragen.
KARA MUSTAPHA.

Verfluchtes Glück welches gäntzlich von mir gewichen, indem mein Volck gar wie verzaubert ist, jedoch muß ich die Stadt erobern, solte es auch Leib und Leben kosten.

TEKELY.

Großer Vezier, der Baum fält nicht von einem Streich, und ob gleich die Belagerten sich eine Zeitlang währen, wird doch endlich ihre Raserey Deiner Gewalt in die Länge zu schwach seyn.

IBRAHIM.

Weil sie anjetzo der Verzweifflung nahe sind, so schaumen Sie vor Gall und Eyffer, jedoch wird ihre tollkühne Wuth vor unsern Säbeln wie Butter an der Sonne zerschmeltzen müßen.

KARA MUSTAPHA.

So laße man indeßen mit der Arbeit in denen Minen fortfahren und mit Bomben einwerffen die Stadt beängstigen; ich aber werde noch heute alle Bahsen und Obristen für mich erfordern laßen, umb mit ihnen Raths zu pflegen: Ihr übrige aber kommet und begleitet uns.


Alle gehen ab, forderstes Scena wird zugemacht.

3. Akt

1. Szene
Scena I
Colline. Liebenberg, Koltschützky.

LIEBENBERG.

Ich bin erfreuet mein Freund, daß eure Reise dergestalt wohl abgelauffen, aber saget in was vor einem Stand befinden sich doch unsere Völcker?

KOLTSCHÜTZKY.

Der Herr Burgermeister wird schon alles sehen aus denen Brieffen, die mir der Herr General gegeben hat, nichts ist mir leyd als umb meinen Knecht den ich eingebüst. Übergibt die Brieffe No. 7 et 8.

LIEBENBERG.
Den Hans Wurst euren Knecht, und wie ist dieses zugegangen?
KOLTSCHÜTZKY.
Die Türcken haben ihn ertappt und eingeführt.
LIEBENBERG.
Dieses ist mir leyd, weil Sie leicht etwas von ihm erfahren können so uns schädlich ist.
KOLTSCHÜTZKY.
O er ist gescheyd, er wird sich schon herausliegen.
LIEBENBERG.
Und was haben Se. Durchlaucht der Hertzog von Lotthringen sonst gesagt?
KOLTSCHÜTZKY.

Daß man allezeit etliche Raget vom Stephans-Thurn loßschießen solt, wann die Brieffe alhier wohl angekommen, er hingegen will des gleichen thun, und ein Feuer am Biesenberg brennen laßen, daß er Sie dort wohl empfangen hat.


Hie kommet das gemeine Volck dazu nebst ihrem Führer mit Scheibtruhen, Hacken, Hauen und Schauffeln.
FÜHRER.

Herr Burgermeister, es ist uns geschafft worden, wir sollen uns zum Schantzen einfinden und wir wißen nicht wo.

LIEBENBERG.

Auf ordre des Herrn Ober-Directors, Graffen von Cappliers müst ihr euch vor deßen Behausung stellen; Ihr aber mein Freund Koltschützky kommet mit mir, dann ihr noch heute im Krieges Rath erscheinen müßet, alwo man Gelegenheit haben wird eure Dienste zu belohnen.

KOLTSCHÜTZKY.
Nu ist gantz wohl nach des Herrn Burgermeisters Gelegenheit.

Alle gehen ab.
2. Szene
Scena II
Wird aufgezogen und praesentiret den Geheimen Kriegs-Rath wie zuvor Baaden, Würtenberg, Serini, Daun und einen stummen Secretarium.

BAADEN.

So thut unsere Hoffnung, welche biß daher in Zügen gelegen sich wiederumb ermuntern, und beginnet in dem Hafen des Trostes zu anckern, und Du ermattetes Wienn darffst nach überstandenem Winter Deiner Zeiten einen angenehmen Frühling hoffen; – Der neulich ausgeschickte Kundschaffter, so mit Brieffen glücklich wieder zurück gelanget, [107] berichtet: daß die Waffen Sr. Kayserl. Mayestät unter Anführung Sr. Durchlaucht des Hertzogs von Lotthringen verschiedene herrliche Siege wieder den Erbfeind befochten, und daß man gewiße Nachricht, daß der längst gewünschte Succurs sich nähere.

WÜRTENBERG.

Der Himmel so unserer Stadt und Land die feindliche Gefahr zu einem Probier-Stein gesetzet, hat nicht gewolt, daß die feindliche List oder Gewalt dieselbe verletze, sondern wir dadurch erlernen, desto beßer unserer Hut zu seyn, doch je mehr unsere Hoffnung zunimmet je mehr wächset auch die feindliche Gefahr, indem derselbe stärcker als jemahls geschehen mit Bomben einwerffen der Stadt zusetzet, derowegen Se. Excellenz der H. Graff von Stahrenberg vor gut befunden, die Häuser, deren Dächer mit Schindeln gedecket der Gefahr zu entübrigen, und dieselbe zu Verhütung der feuers Gefahr abtragen zu laßen.

BAADEN.
Und wo befindet sich Se. Excellcnz der Herr Commendant, indem er heute nicht der Sehsion beywohnet?
WÜRTENBERG.

Derselbe hat sich durch mich entschuldigen wollen, weil er bey der Execution, so an dreyen Maleficanten vollstrecket werden soll zu Verhütung einiger Auffruhr erfordert wird, wie er dann obangeregtes durch mich proponiren laßen.

SERINI.
Und was haben diese Übelthäter verschuldet?
DAUN.

Es seynd zwey von meinen Soldaten, und ein Bub von 15. Jahren welche umb daß Sie mit dem Feind ein Verständnuß gehabt, die ersteren zum Strang, und der letztere durchs Schwerdt hingerichtet werden.

BAADEN.

Weil Sie es nicht beßer haben wollen geschiehet billig der Gerechtigkeit ein Genügen; Aber es seynd bey unserm Collegio verschiedene Klagen eingekommen daß die Chirurgi und Bader [aus Mangel des benöthigten Gesindes] welches Tag und Nacht auf die Wacht zu ziehen angestrenget wird die Krancke und blehsirte nicht versehen können, wie nicht weniger die Becken sich beschweren, daß Sie aus dieser Ursach das benöthigte Brodt nicht lieffern können, zu deßen Abstellung uns behörige Anstalt zu machen gebühret.

WÜRTENBERG.

Noch hat Se. Excellenz der Herr Graff Volckra offenbahret, daß er einer gewißen Invention der Stadt theilhafftig machen wolle, durch welche man in kurtzer Zeit viel Tausend Granaten mit geringen Kosten gießen könne, im gleichen hätte er zwey schädliche Handwehren erfunden welche zum großen Schaden derer Türcken auch von jedem Bauren geführet werden mögen, welches alles er einem hochpreißlichen Collegio durch mich anzeigen wollen.

BAADEN.

Ich befinde vor rathsam den Herrn Grafen Volckra durch ein Decret dahin errinnern zu laßen, daß er seinem Versprechen nachlebe, mit angehengtem Versprechen, daß die Stadt und das Vaterland nicht ermangeln werde solches mit behöriger Dancksagung zu erwiedern.


Alle stehen auf.
SERINI.

So hat man auch wahrgenommen, daß verschiedene Leuthe von meiner unterhabenden Artillerie Pulver und Bley zu kauffen sich unterstehen, weshalben ich einem hochlöbl. Consilo solches anzeigen, und durch öffentlichen Trummel Schlag, solches abzustellen bitten wollen.


Tisch und Stühle werden hineingetragen.
DAUN.

Auch ich will der hohen Vorsorge Sr. Durchlaucht des Herrn Praesidenten es überlaßen, wie die Verpflegung meiner Krancken und blehsirten Soldaten hinführo einzurichten sey.

BAADEN.

Zu diesem wird man alle Verfügung, wie dann die Noth erfordert, ergehen laßen, wie dann die Ausfertigung derer concludirten Decretorum euch Herr Secretarius anbefohlen wird.


Alle gehen ab.
3. Szene
Scena III
Wird hinten aufgezogen und praesentiret den Galgen oder Hochgericht, mit zweyen daran hangenden Soldaten und einem Buben, welchem der Kopff abgeschlagen wird. Stahrenberg und die Stadt-Guarde mit Flinten.

STAHRENBERG.

Also müße es allen denen ergehen, welche sich gelüsten laßen, durch Verrätherey und Meyneid unserer Stadt zu schaden; derowegen nehmt ein Exempel dran, daß ihr ins Künfftige mit beßerer Treue und Gehorsam euerer hohen Obrigkeit folge leistet, diese drey so zum feind übergehen und die Stadt verrathen wollen, haben den Lohn ihrer Thaten empfangen, ihr übrige aber spiegelt euch an diesen unglückseeligen, wann ihr nicht wolt, daß euch ein gleiches geschehe.


[108] Ein Tambour komt dazu, publiciret das Edict Nr. 9 mit vor und nachgerührter Trummel und gehet hernach ab, auch hinten die Richtstadt zugemacht.
4. Szene
Scena IV
Stellet vor einen durchgehenden Wald, Churfürst von Sachsen und seine Soldaten mit Flinten, NB.: die Soldaten bleiben alle auf einer Seiten.

SACHSEN.

Also tritt das versamlete Christliche Heer dem Feind unter das Gesicht, und diese Kette leget dem Türckischen Blut-Hund ein Gebiß ins Maul Ihr aber Manhaffte Sachßen die ihr mir eurem Fürsten zu folgen, und zu dem Dienst Sr. Röm. Kayserl. Mayestät eure Schwerdter zu blößen bereit sind, stecket nicht dieselbige ein, ehe und bevor Sie von euerer feinde Blut trieffen, und wißet daß ihr nicht allein die Waffen denen Menschen, sondern selbst dem höchsten Schöpffer zu Ehren wieder die Ungläubigen führet.


Churfürst von Bayern mit seinen Völckern auf der andern Seiten dazu, NB.: seine Völcker rangiren sich gegen die andern über.
BAYERN.

Durchläuchtigster Hertzog, indem auch meine Völcker an künfftigem Siege wollen Theil nehmen, habe ich mit denenselben zu Ew. Liebden rucken wollen, und gleich wie die Meinigen ihren Muth und Begierde zur Schlacht spüren laßen, also lese ich in ihren Angesichtern allbereit die Nach richt einer glücklichen Victorie.

SACHSEN.

Was kan die Ankunfft Sr. Churfürstl. Durchläucht aus Bayern mir anders als Freude bringen, deßen Tapfferkeit eine Stütze des Römischen Reichs ist; Ich umbarme Ew. Liebden und wünsche daß der Himmel seinen Seegen mit unsern Waffen vereinige.


Umbarmen einander.
BAYERN.

Großer Fürst, durchläuchtigster Bundes- Genoße, zufolge dem hohen Rath Sr. Königl. Mayestät in Pohlen ist alles veranstaltet, daß der Angriff in der Stille geschehe, demnach Sr. Mayestät Begleitung derer Magnaten den rechten Flügel, Se. Durchlaucht der Hertzog von Lotthringen nebst andern hohen Kayserl. Generalen das Corpo, den lincken Flügel aber ich und Ew. Liebden commandiren.

SACHSEN.
Aber wo befindet sich Se. Mayestät der König.
BAYERN.

Dieselbe habe ich jenseit des Kahlenberges verlaßen, alwo Sie Ihre Trouppen gemustert, und in Schlachtordnung gestellet.


König in Pohlen dazu, NB.: Hie wird bei seiner Ankunfft die Trummel gerühret und die Churfürstl. Soldaten praesentiren [auf Befehl] das Gewehr.
POHLEN.

Durchläuchtigste Fürsten des Heyl. Röm. Reichs; wann Eure Weltbekannte Tapfferkeit derjenige Herold ist, der dem Türckischen Reich allbereit eine blutige Niederlag verkündiget, und Eure Waffen des halben Mondes Finsternuß sind so achte ich mich glückseelig, in Ew. Liebden Vereinigung den Erb-feind zu bestreiten.

SACHSEN.

Großmächtigster König und Herr, wann ein Adler mit Zuziehung des andern seine Kräffte verdoppelt, muß ihnen billig alles zu Gebot stehen, und wie solte vor einem solchen deßen Antlitz von der Sonnen bestrahlet und umbleuchtet wird, der Mond nicht billig erblaßen, und den Schein verliehren.

BAYERN.

Und vor diesem gekrönten Haupt, deßen Fahnen in des Martis Tempel prangen, neiget sich der Fürst aus Bayern, und bittet umb eine immerwährende Freundschafft.

POHLEN.

Durchläuchtigster Fürst, die Ehre euch zu sehen, achte ich billig hoch, weil der Ruff euerer Tapfferkeit, und der Glantz euerer Tugenden, mir und der gantzen Welt bekannt ist. Umarmet die Churfürsten.

SACHSEN.
Der Himmel mache uns würdig, Sr. Röm. Kayserl. Mayestät zu dienen.
BAYERN.
Er seegne die Waffen Sr. Königl. Mayestät zum Schröcken ihrer Feinde.
POHLEN.

Anjetzo wende ich mich zu euch versamlete Christliche Völcker, indem die Gelegenheit anjetzo blühet, bey welcher ihr eure Nahmen unsterblich machen könnet, das gantze Europa siehet auf uns, wie wir diese so edle Stadt Wienn, welche eine Vormauer Teutschlandes, eine Crone des Heyl. Röm. Reichs, und ein Augapffel der Christenheit ist, beschützen werden, und wie könnet ihr eure Kräfften nützlicher anwenden, als in Ausrottung derer, welche aller Christen geschworne Feinde sind; derowegen auf: Heute ist der Tag welcher denen Christen Ehre und Ruhm denen Türcken aber Spott und Schande bringet.


Hie schultern die Churfürstliche Soldaten das Gewehr und gehen in guter Ordnung alle ab.
5. Szene
[109] Scena V
Wird aufgezogen und praesentiret die Stadt und Thor, und durchaus das Türckische Lager, Ibrahim und die Janitscharen mit dem gefangenen H. Wurst.

IBRAHIM.

Endlich will die Macht des großen Mahomets durchdringen und der Christen aufgeblasener Hochmuth will sich allgemach in Kleinmüthigkeit verwandeln, und ob Sie gleich anjetzo einen weißen fahnen ausstecken und Gnade suchen wolten, wird ihnen doch diese nicht werden, und Sie werden meiner Rache nicht entrinnen; Du aber verfluchter Schelm must zuerst derjenigen Straffe theilhafftig werden, welche ich allen Christen zugedacht, derowegen ihr Soldaten macht euch fertig ihn anzuspießen.


Die Türcken legen den Hans Wurst nieder und wollen ihn spießen.
HANS WURST.

O meine liebe Türcken ich bitt euch gar schön, verstopfft mir doch den Podex nicht, ich kan so kein Lufft kriegen, und hab mir erst vor etlichen Tagen laßen ein Clistir setzen.


Hie werden etliche Ragete vom Stephans-Thurn gelaßen.
IBRAHIM.

Gelt du Bößwicht, jetzt zitterst du, als eine naße Henne im Winter, es wird dir aber dein Bitten wenig helffen; Siehe da den großen Thurn, den werden wir bald haben, und dann wird es Deinen Cammeraden nicht umb ein Haar beßer gehen.

HANS WURST.

Wanns doch seyn soll, daß ich sterben muß, so verdriest mich nichts mehr, als daß ich auf ä so höltzernes Roß mich soll zu Todt reiten, das weder Zaum, Sattel oder Steigbügel hat, o wär ich doch zu Hauß blieben, und hätte mich nicht in die Gefahr begeben, da ich weiß, daß die Türcken solche Hundsfütter sind.

IBRAHIM.
Was sagst du, he du was hastu geredt?
HANS WURST.

Ich sage daß die Türcken so hübsche ansehnliche Leuth sind, es hat mancher so ä braven Bart als ä Kuh Schweiff, und sind doch so grausam daß sie so mit den Leuthen umbgehen.

IBRAHIM.

Ob ich zwar denen Christen als meinen abgesagten Feinden niemahls einige Gnade erzeiget, doch weil du mich lobest, solt du deßen auch genießen, erwehle dir demnach – – –

HANS WURST.
Itzt werd ich wohl mit gantzer Haut davon kommen.
IBRAHIM.

Eines unter diesen Dreyen, Wilt du daß ich Dich mit Vier Pferden zerreißen laße, oder wilt du in Öel sieden, oder auch wilt du in die Stadt hinein, so will ich dir laßen Nasen und Ohren abschneiden, hernach dich laßen in ein Stuck laden, und hinein schicken.

HANS WURST.

So – Nä dazu hab ich kein Lust, Schaut ich will mir selber ä Todt erwehlen, dann ich möcht gern daß mir die Haut gantz blieb. Besinnet sich.

IBRAHIM.
Dieses seye dir endlich zu gelaßen, doch mache bald, dann du dein Leben nicht lange fristen wirst.
HANS WURST.
Kunts nicht seyn, was ich meyne.
IBRAHIM.
Und was denn?
HANS WURST.
Daß ihr mir im Ars kriecht, und das Herz abbeißt, so käm ich der Marter bald loß.
IBRAHIM.

Pfy du verdamter Hund, soltest du meiner noch spotten, Alsobald ihr Soldaten säbelt ihn vor meinen Augen nieder.


Die Türcken ziehen von Leder und wollen den Hans Wurst niederhauen. Hie thun Daun und Serini einen Außfall, schlagen mit ihren Soldaten die Türcken in die Flucht und erlösen den H.W.
HANS WURST.

O meine liebe Herren das ist gut, zu rechter Zeit seyd ihr kommen ich hätte schon vor mein Leben keinen Kreutzer mehr geben.

SERINI.
Dieser Kerl ist mir bekannt, du wer bist du?
DAUN.

Er ist ein lustiger Diener Sr. Excellenz des Herrn Commendanten, welcher das malheur gehabt von denen Türcken gefangen zu werden.

HANS WURST.

Ja ich bin ja der Hans Wurst wann ihr länger wärt blieben, Sie hätten mich und meine courage niedergehauen.

SERINI.
Hier ist keine Zeit im feindlichen Lager zu verweilen, indem der Türck sich verstärcken möchte.

Alle ab und in die Stadt hinein.
6. Szene
Scena VI
Selim mit denen Tartarn und vorigen Türcken [doch nicht von der Seiten, wo Ibrahim mit denen Seinigen hineingetrieben worden].

SELIM.

Verhaßtes Land deren verfluchten Christen, da das edle Blut derer Musulmanner unnöthig verschüttet wird, und fast alle Tag [110] eine Anzahl der unserigen ins Graß beißen; Aber ich schwöre bey der Macht durch welche ehedeßen der große Ottomann seine Feinde ihm zinßbahr gemacht, daß ich dieses grausam rächen, und diese Schmach mit der Christen Blut abwaschen und abwischen will; Ihr aber Tapffere und streitbahre Völcker könnet euch indeßen ausruhen, und biß zu einem bald angehendem Sturm fertig machen.


Die Soldaten lagern sich, Sauffen, Spielen und machen sich lustig; Hie muß ein Türckischer Tantz seyn und ihre Music: wan der vorbey thun die Burger einen Ausfall, verjagen die Türcken nehmen etliche gefangen, rauben ihre Beute und gehen alle ab, und die Bürger zum Stadt-Thor hinein; wird forne zugemacht.
7. Szene
Scena VII
Zimmer. Stahrenberg, Aloisia, Euphrosina.

STAHRENBERG.

Verzeihet geliebtestes Leben, daß bißher indem ich dem Marti gedienet, ich denen Blicken der Veneris ihren schuldigen Tribut entzogen, Anjetzo aber will das Glück euch wiederum in meine Arme lieffern.

ALOISIA.

Theurester Schatz wer mag aussprechen die Freude, so ich über eure Ankunfft empfunden, mein Hertz welches Furcht und Sorge eingepreßet hielten, ergetzet sich an euerer Gegenwart, und beginnet allen Kummer aus seinen Gräntzen zu verbannen.

EUPHROSINA.

Auch mir vergönnet das gütige Geschick, meinem geliebtesten Ernehrer mich darzustellen, und in kindlicher Schuldigkeit ihme die Hand zu küßen.

STAHRENBERG.

Wertheste Gemahlin, geliebte Tochter, der Himmel ist uns gnädig, doch ist die Gefahr noch nicht gäntzlich fürüber, indem der Feind da er vermercket, daß sein Vorhaben den Krebsgang gewinnet, vor rasender Wuth schäumet, welcher dann auch aller Orthen mit Sturm anfält, deswegen dann im hohen Kriegs-Rath beschloßen, bey angehendem Sturm die große Dom-Glocke oder den Angerstern zu läuten, damit auf den Fall des Anlauffs ein jeder zur tapffern Gegenwehr in Bereitschafft stehe.

ALOISIA.

Solche harte Proben läßet uns der Himmel offtmahls ausstehen, damit wir durch dieselbe geläutert und bewähret werden mögen auf daß so bitter als zuvor die Angst gewesen, desto süßer hernachmahls die Freude sey.

EUPHROSINA.

Nichts destoweniger ist ein Frauenzimmer unglückseelig, dem die Schwachheit ihres Geschlechts verbietet Waffen zu führen, und sich wieder ihre Feind zu wehren, und ihren Schutz und Sicherheit nur allein von dem bloßen Glück erwarten muß.

STAHRENBERG.

Diese Sicherheit wird nicht verwelcken, weil meine Augen offen stehen, nach meinem Tode aber einer höhern Hand überlaßen seyn.

ALOISIA.

Euern Hintritt verhüte der Himmel und Euer Leben ist viel zu kostbahr als daß daßelbe durch den Tod euch entzogen, und mir und dem Vaterlande geraubet werden solte.

EUPHROSINA.

Aber gnädigster Herr und Vater, wie starck ist doch der Feind und was ist sonsten denckwürdiges im Lager vorgegangen.

STAHRENBERG.

Nach Außage derer Überläuffer und Gefangenen wird derselbe über zweymahl Hundert Tausend Mann gerechnet, davon aber all bereit über fünff und Zwantzig Tausend ihren Frevel gebüßet und in verschiedenen Scharmützeln und Ausfällen geblieben seynd.

ALOISIA.
Und der Entsatz wie hoch wird doch derselbe geschätzet?
STAHRENBERG.

Dieses weiß man eigentlich nicht, es sind dabey die Königliche Pohlnische Churfürstliche Sächsische- und Bayrische und die Hertzogliche Fränckische Völcker, und werden dem Bericht eines angekommenen Couriers nach ohngefähr auf Siebentzig Tausend Mann geschätzet.

ALOISIA.

Nur diejenigen seynd Mittleydens würdig, welche auf dem flachen Lande der Grausamkeit ihrer Feinde aufgeopffert, und entweder schon ertödtet oder in ewige Dienstbarkeit geführet zu werden in Gefahr stehen.

STAHRENBERG.

Deren Anzahl wird nicht geringe seyn, wie dann laut eingekommener Nachricht die gantze umbliegende Gegend gantz wüst und öde seyn soll, und die mit Blut gefärbte Bäche und Ströme von der Grausamkeit derer Feinde ein gnugsames Zeugnuß geben.

EUPHROSINA.

Das Blut derer Unschuldig erwürgten und die Zäher derer überbliebenen wird ja endlich die schädliche Krieges Flamme löschen, und den Himmel zum Mittleyden über uns bewegen.

[111]
STAHRENBERG.
Diesem müßen wir billig unsere Errettung anbefehlen.

Abeunt.
8. Szene
Scena VIII
Wird aufgezogen und praesentiret der Prospect die Stadt und das Lager wie zuvor.
Kara Mustapha, Tekely und alle Türcken.

KARA MUSTAPHA.

Endlich muß doch alles O großer Sultan Solimann vor dir sich neigen, und bekennen, daß du allein der mächtigste Welt Bezwinger seyest, der Aufgang fürchtet sich vor deinem Thron, und der Niedergang erzittert ob deinem Scepter, unsere helleuchtende Säbel sind diejenige Blitze vor welche die Könige gegen Morgen sich erschrecken und unsere Stuck und Carthaunen derjenige Donner, ob welchem die Fürsten gegen Abend erstaunen, diese unsere Säbel werden noch dem Adler die Flügel dergestalt beschneiden, daß er zu Fuß gehen muß; Ein Überläuffer berichtet, daß anjetzo denen Christen Hunden fast das Hertz gesuncken, gleichwie nun diese Bottschafft mich billig erfreuet, also habe ich auch den Boten wohl belohnet, indem ich ihm die Haut abziehen, und über eine Trummel spannen laßen, hernach habe ich ihn in Purpur gekleydet, und an meine Tafel gesetzet es ist ihm aber ein Bauchwehe angekommen und hat er seinen Muth mit dem Leben zugleich ausgespien.

TEKELY.

Also siehest du Großer Vezier, daß dieses Volck bereit ist einen weißen Fahnen auszustecken, weil sie aber in der Zeit sich nicht demüthigen wollen, so laße man ihnen keine Gnade wiederfahren, weil Sie deren sich unwürdig gemacht, ja man wage noch einen Sturm, Sie sind anjetzo schon matt und ausgehungert, und werden vor uns wie die Fliegen dahinfallen.

KARA MUSTAPHA.

Diese Stadt derer Christen Schlupffwinckel werde ich nachdem ich denen Burgern die Köpffe abgeschlagen, schleiffen laßen, ja ihres obersten Priesters werde ich nicht verschonen, sondern ihm mit eygener Faust den Schedel herunter hauen, und seinen Kopff nach Constantinopel senden, damit der Groß-Sultan seine Freud daran sehe, und wann dieser hin, wird alles von ihm selbst der wahren Lehre des Alcorans unterwürffig, und dem großen Mahomet fußfällig werden.


Selim komt geloffen.
SELIM.

Zum Waffen, zum Waffen, Großer Vezier und Fürst, der Seraskier von Caminca mit einer fliegenden Parthey berichtet, daß die gantze Christenheit sich zusammen gerottet, und im Anmarch ist, wie dann der Bahsa von Klein Asien und Vezier Azem mit allen den ihrigen erschlagen worden, wodurch das gantze Lager in Furcht und Schrecken gesetzet ist.


Ibrahim komt dazu.
IBRAHIM.

O Muley es ist alles verlohren, der Christen Anzahl ist wie Sand am Meer, der Beglerbeg von Tefstan so auf Kundschafft ausgeschickt worden ist von denen Christen umbringet, die Seinigen alle erleget, Er selbst aber Gefangen worden, wobey auch ein Aga so ihm zu Hülff gekommen, geblieben ist, die Janitscharen wollen verzweiffeln, und das gantze Heer ist in Bewegung.

KARA MUSTAPHA.

Pfy – – ist es so beschaffen, so wolt ich vor mein Leben keinen Asper geben, o harter Donner-Streich in meinen Ohren, dieses ist eine große Glocke, deren Geläut bald zu Constantinopel erschallen wird, und Mustapha was fangest du an, da die beste Befehlshaber deiner Völcker dahin sind, Was wird Africa sagen, was wird Asia gedencken, wie wird Europa die Ohren spitzen, und der du in Wienn deinen Siegreichen Einzug zu halten dir eingebildet, must anjetzo ein Spott und Scheusahl seyn, aber deine Spahi, wie werden dieselbe sich hinter denen Ohren kratzen, Deine Tartarn werden das Hasen Panier auffwerffen, ja deine eygene Janitscharen werden dir den Kopff abreißen, dafern die Schlacht verlohren, und die Belägerung vernichtet wird. Bedencke dich, wie wirst du doch immer mehr vor dem Groß-Sultan dich verantworten können, selbst der Muffti wird dich in den Bann thun, daß du denen Christen gewichen bist, und zuletzt wird doch dein Kopff dem Sultan Solimann ein Schau-Eßen abgeben müßen; Was Rath ich bin verlohren, o Höll, O Teuffel was fang ich an, und ihr o höllische Furien, warumb führet ihr diesen verdammten Cörper nicht dem Abgrund zu: Aber nein Mustapha, laße den Muth nicht sincken, wiße daß du der oberste Feldherr des Groß Herrn bist; derowegen sterbe als ein Soldat, doch nicht ungerochen: Ihr übrige [112] aber schicket euch, mit mir den Sieg oder den Todt zu behaupten, weil nur eines von beyden uns übrig ist.

TEKELY.

Weil es an dem, daß unser Krieges-Glück auf die Spitze eines Haupt-Treffens gesetzet werden muß, so werde auch ich, dafern ich zehn Leben hätte, dieselbe alle zu des Groß-Sultans und deinem Dienst hergeben.

SELIM.

Großer Vezier, wir vertrauen dem großen Mahomet und deiner Anführung, und unsere Säbel werden Richter zwischen uns und denen Christen seyn.

IBRAHIM.

Auch ich werde suchen meinen Zorn und Grim gegen die Christen auszuschütten und mit meinem Blut ihnen ins Gesicht zu speyen.


Hie geschehen einige verborgene Schüße und die Türcken retiriren sich alle auf eine Seiten.
KARA MUSTAPHA.

Was ist dieses, und was sehe ich auf jenem Hügel, einen dicken Staub so mir nichts gutes prophezeiet, Ihr aber tapffere Musulmänner, streitet für die ottomanische Pforte, ja ich werde ohne eure Beite euch von jedem Christen Kopff einen Ducaten reichen laßen.


Pohlen, Sachsen, Bayern, Lotthringen, mir allen ihren Völckern dazu und gehet die Schlacht an, NB.: Hie muß offt geschoßen und die Trummel stets gerühret werden, die Christen schlagen die Türcken und gehen im Nachsetzen alle ab, außer etliche Türcken, welche als todt auf der Wahlstatt liegen bleiben; Hie muß noch hinter denen Scenen ein Geschrey und Klang derer Waffen gehöret werden.
9. Szene
Scena IX
Hans Wurst geharnischt und mit zweyen Säbeln aus dem Stadt-Thor heraus.

HANS WURST.

Wo ist er, Wo ist er der Feind, schert euch heraus ihr Bärenheuter, wanns Courage habt, ihr Türcken, traut ihr euch doch nicht einmahl über mich, ihr Canaillen. Wetzet seine Säbel. Und du verfluchter Visir-Schneider, wann ich dich vor meiner hätt, o wie wolt ich dir eins auf deinen Constantinopolitanischen Schmecker versetzen, daß du an mich gedencken solt, das sind Kerl die Türcken, Bart habens aufeinander, man kunt bald ä fuder Heu draus schneiden, ich wills euch schon wieder einbringen, ihr Hund daß Sie mich habt spießen wollen, ich hab mich itzunder brav auf die Kling excercirt, mit meines Herrn seinen Paruquen-Stock daheim hab ich gefochten, alle Stoß hat er ä Hieb von mir über die Nasen kriegt, solt mir itzt ä Türck kommen, ich wolt ihm zeigen, entweder ich stoß ihm prim aufs Beischl oder wann er mir auspariren wolt so stoß ich ihm Quart übern Ellbogen. Hie machet Hans Wurst die Positur zum fechten, und indem er die todten Türcken siehet, fält er vor Schrecken zur Erden. Auweh da sind etliche da die mir aufpaßen, O wie wirds mir gehen, hätt ich mein Wort wieder zurück. Oder wär mit raison hinweg, ich wolt verreden, mein Lebtag mich nimmer vor starck auszugeben, Aber ich will hingehen und Sie umb Verzeihung bitten. Stehet auf und tritt hinzu. Schau was ich vor ä Narr bin die Kerl sind ja todt und ich hab mich vor ihnen geforchten, Aber ihr Gallmucken, weil ihr mich also Todter noch gefopt habt, so will ich euch auch wieder bezahlen. Extemporiret und vexiret die Todten, gehet endlich ab und schleifet Sie hinweg.

10. Szene
Scena X
Pohlen, Sachsen, Bayern, Lotthringen, Baaden mit allen ihren Völckern, der ... theils gefangene Türcken an Ketten, andere Türcken-Köpff auf Stangen, und etliche die Beute an Kleyder und andern Sachen mit sich bringen. NB.: wie auch die große Standarte des Mahomets.

POHLEN.

Anjetzo frolocket billig die gantze Christenheit, und der Adler schwinget seine Flügel, biß auf den höchsten Gipffel der Ehren, indem derjenige mit Spott und Schaden den Rückweg suchet, welcher ihn anzutasten sich vorgenommen, denen Anwesenden Durchlaucht. Churfürsten und Fürsten aber wünsche ich Glück zu erhaltenem Siege, es erfreuet mich Ew. Liebden dergestalt unverletzet zu sehen.

SACHSEN.

Großmächtigster König und Herr, die Christliche Armeé preiset sich glückseelig einen so herrlichen Sieg befochten zu haben, deßen die Waffen Sr. Königl. Mayestät in Pohlen eine Ursach sind.

POHLEN.

Durchlauchtigste Churfürsten und Fürsten, geliebte Freunde, Mit nichten meine Waffen, sondern die Macht des Höchsten und [113] durch dieselbe Sr. Kayserl. Mayestät Völcker haben gesieget, und hat diese Teutsche Macht unter tapfferer Anführung Sr. Durchlaucht des Hertzogs von Lotthringen so viel gewircket, daß Wir das Feld erhalten haben; Aber wann ich nicht irre, sehe ich an diesem Helden Blut, ich will nicht hoffen, daß es mit ihm einige Gefahr habe.

LOTTHRINGEN.

Allergnädigster König und Herr, wie hoch achte ich doch diese Wunde, indem ich dieselbe in dem Dienst des glorwürdigsten Ertz Hauses von Oesterreich empfangen habe, vor deßen Wohlfahrt auch alles Blut in meinen Adern zu vergießen, ich mich erfreuen würde; Sie ist aber nicht gefährlich, indem nur die Lantzen eines Janitscharen mich ein wenig verlezet hat.

POHLEN.
Und ist sonst von der hohen Gcneralitaet noch jemand geblieben, oder blehsiret worden?
BAYERN.

Se. Durchlaucht der Hertzog von Croy hat in diesem Treffen den Geist aufgegeben, wie auch deßen Bruder der Printz Moritz.

POHLEN.

Ich bedauere diese wackere Helden, und haben Sie mit ihrem Blute ihren unverwelcklichen Ehren Ruhm der Nachwelt in die Gedächtnuß geschrieben.

BAADEN.

Wer dem Marti folget und in deßen Garten Blumen brechen will, kan billig keiner andern theilhafftig werden, diese Printzen haben die Liebe zur Tapfferkeit ihren Leben vorgezogen, deßwegen Sie auch in dem Rosen-Bette eines ritterlichen Todes ruhen.


Würtenberg, Cappliers, Stahrenberg und Daun kommen aus der Stadt dazu, bringen die Schlüßel der Stadt auf einem Polster mit sich.
WÜRTENBERG.

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, und durchlauchtigste Chur- und Fürsten, das frolockende Echo wünschet mit mir denen Christlichen hohen Alliirten Glück zu der erhaltenen Victorie, und gleichwie die Stadt Wienn in Ew. Königl. Mayestät und dero Durchlauchtigste Bundes Genoßen seine Erretter verehret, also wünschet Sie nichts mehrers, als Deroselben würdige Ehren Pforten zu erbauen, ja ihre Burger sehnen sich die Fußstapffen solcher hohen Häupter mit denen Blumen ihrer Danckbarkeit zu bestreuen.


Stahrenberg, Cappliers und Daun knien vor dem Könige nieder.
STAHRENBERG.

Allergnädigster König und Herr, Hie praesentiret das errettete Wienn Ew. Mayestät die Schlüßel ihrer Thore, und bittet darüber zu disponiren.

CAPPLIERS.

Großer und Mächtiger Monarch, diese unsere Vater Stadt würde ihrer so großen Freude einen Abgang verspüren, wann Ew. Mayestät durch dero Gnadenreiche Einkehr dieselbe nicht vollkommen machten.

DAUN.

Sie verlanget inniglich in Ew. Königl. Mayestät denjenigen Helden zu verehren, deßen Tapfferkeit selbst das Krieges Glück in Feßel legt.

POHLEN.

Stehet auf ihr Freunde, dann Eure Gestalt giebet uns zu erkennen, daß ihr auch in der Zahl dererjenigen, welche biß daher ihre Kräffte zu Erhaltung der Stadt angewendet haben, behaltet dieses Geschenck, und gebet es einem mächtigern.Richtet sie wieder auf.

LOTTHRINGEN.

Dieses ist derjenige, welcher auf Allergnädigstem Befehl Sr. Röm. Kayserl. Mayestät das Commando in der Stadt biß daher rühmlich verwaltet hat.

POHLEN
zum Stahrenberg.

Mein Herr Graff. Wir erfreuen uns euch zu sehen, indem Wir von euerer Tapfferkeit viel ruhm- und Lobwürdiges sagen hören, und Sind euch mit allen Gnaden zugethan.

STAHRENBERG.

Aus Pflicht gegen Ihro Röm. Kayserl. Mayestät und aus Liebe zu dem Vaterlande bin ich biß daher ein unwürdiger Vorsteher der Stadt gewesen und werde auch Ew. Königl. Mayestät ein unterthäniger Knecht seyn.

POHLEN.

Anjetzo tragen Wir Verlangen Sr. Röm. Kayserl. Mayestät das Haupt zu entblößen, und diese Stadt welche eine Fürstin Europacischer Vestung und eine Säug-Amel der wahren Christlichen Lehre, inwendig zu sehen.

– So will o Kayser dir das Urim Thumim bleiben

weil dieses deinen Thron, biß an die Wolcken hebt,

und jenes will dein Lob, in aller Hertzen schreiben,

Weil jetzo Leopold, ein wahrer Leo lebt.

SACHSEN.
Es muß o großer Held, dein Lob und Preiß erthönen
[114] Süd, Osten, Nord und West, bereitet deinen Ruhm,
Die Pallas selber will, dein Haupt mit Lorbeer crönen,
Sie streuet Palmen aus in deinem Kayserthum.
BAYERN.
Der Adler hat bißher so ritterlich gekämpffet,
Er streitet, überwindt, und jaget seinen Feind,
Nachdem der halbe Mond, verfinstert und gedämpffet,
Der Sonnen Auffgang ihm hinwiederum erscheint.
LOTTHRINGEN.
So sitz o Höchstes Haupt, auf deinem Triumph-Wagen,
Die gantze Christenheit, rufft dir das vivat zu,
Das Heylig-Römisch-Reich thut deinen Lobspruch sagen,
Daß du o Kayser es, gesetzet hast in Ruh.
BAADEN.
Unsterblich ist dein Nahm, O Kayser aller Orthen,
es muß hinfort dein Arm, Unüberwindlich seyn,
ein jeder bauet jetzt, an deinen Ehren-Pforten,
Da Deine Mayestät, mög Siegreich ziehen ein.
WÜRTENBERG.
Und so besiegest Du, die Feinde nach einander,
Weil du durch deine Macht ein Herr der Erden bist,
Vergleichest billig dich, dem großen Alexander,
da dir der Erden-Kreiß, schier bald zu enge ist.
STAHRENBERG.
Nun lebe edles Wienn, beglückt in deinen Mauren,
Es blühe jetzt in dir, die gute Policey
es muß der Türckenhund zu seinem Spott bedauren,
Daß seine Macht und List, an dir verlohren sey.
CAPPLIERS.
Wo sind nun Groß-Vezier, die Bomben und Carthaunen,
mit welchen du zuvor, gedrohet unserm Landt,
Auff Fama, rüste dich, ergreiffe die Posaunen,
Und mache diesen Sieg der gantzen Welt bekandt.
DAUN.
Der Friede findt sich ein, und löscht die Kriegesflammen,
Die unser Vaterland, verzehren wolten gleich,
Drum ruff ein jeder auf und stimme jetzt zusammen:
Es leb und blühe stets, das Ertz-Hauß Oesterreich,

Alle repetiren.

Es leb und blühe stets das Ertz-Hauß Oesterreich.

Finis

[115]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stranitzky, Joseph Anton. Dramen. Türckisch-bestraffter Hochmuth. Türckisch-bestraffter Hochmuth. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-393E-D