[120] XXV.
Herakles bei Augeias.

Fragment.


Dem nun erwidert' der Alte, der Pflanzung hütende Landmann,
Von dem Geschäft nachlassend, das unter den Händen er hatte:
Gern will ich dir, o Fremdling, verkündigen, was du gefragt hast,
Scheuend die furchtbare Strafe des wegebeschützenden Hermes,
Denn der, sagen sie, zürn' von des Himmels Bewohnern am meisten,
Wenn wer von sich gewiesen den weisungbedürftigen Wandrer.
Wisse, die Herden des Königs, des weise gesinnten Augeias,
Weiden auf einerlei Trift nicht all' und in nämlicher Gegend,
Sondern die einen begeh'n das Gestade umher am Elison,
Andere an des Alpheios', des göttlichen, heiliger Strömung,
And're am Rebengeländ' des Buprasios, andere hier auch:
Jeglichen aber besonders sind ihre Gehege errichtet.
Doch wie groß auch die Zahl von weidegetriebenen Rindern,
Sämtlichen trägt das Gefild' hier immer ein grünendes Futter
Rings um des Menios' Sumpf, denn Kräuter von Süße des Honigs
Schießen empor auf Wies' und milde betaueter Nied'rung
Vollauf, welche die Kraft den gehörneten Ochsen vermehren.
Ihrer ist jenes Gehöft', das dir zur Rechten da drüben
Über dem wallenden Flusse hervortritt ganz vor die Augen,
Wo die Platanen sich heben, die grünenden immer das Jahr durch,
Ölbäum', grauliche, auch, ein geheiligter Hain des Apollon,
Welcher die Weiden beschützt, des vortrefflichsten Gottes, o Fremdling.
[121] Gleich zur Seite die Scheunen, die langgestreckten, sind für uns
Leute des Feldes gebaut, die wir unnennbaren Reichtum
Sorgsam wahren dem König, in dreimal gewendetes Brachfeld
Werfend den Samen, und jetzt in viermal gewandtes nicht minder.
Wohl sind die Grenzen gekannt von den arbeitlustigen Gräbern,
Die stets kommen zur Kelter, sobald auf der Höhe der Sommer;
Denn dies ganze Geländ' ist des weise gesinnten Augeias:
Weizenertragende Äcker und obstbaumtreibende Gärten,
Bis zum äußersten Rande der quellenberieselten Berghöh',
Die wir von frühe bis spät durchwandeln mit unserer Arbeit,
Wie sie geziemet dem Knecht, deß Leben verläuft auf dem Felde.
Aber du, sag' mir an – (was dir auch selber zum Frommen
Sein wird), – wessen bedürftig des Weges du her nun gekommen:
Ob den Augeias du suchst, ob einen vielleicht des Gesindes,
Welches er um sich hat; ich könnt' als Kundiger hierin
Alles genau dir sagen, denn nicht von niedrigen Eltern
Dünkest du mir, noch selber den Niedrigen gleich von Gewächse:
Also hohe Gestalt ward dir zum Schmucke; wahrhaftig
Söhne Unsterblicher so umwandeln sie sterbliche Menschen.

Diesem erwiderte d'rauf Kronions tapferer Sprößling:
Ja, den Augeias, o Greis, der Epeier Beherrscher, zu sehen
Wünscht' ich: mit ihm nur trieb ein Geschäfte daher mich des Weges.
Wenn in der Stadt er vielleicht jetzt unter den Bürgern verweilet,
Tragend die Sorge fürs Volk, und Recht und Gericht sie nun üben,
Alter, so weise zu einem der Hörigen denn mir die Pfade,
Der hier in dem Gefild' als geehrterer Meier gebietet,
Daß ich ihm etwas sag' und etwas sagen ihn höre,
Denn Zeus wollte, daß einer des anderen Mannes bedürfe.

Sogleich wieder der Greis, der belobete Pfleger des Feldes:
Eines Unsterblichen Rat, Fremdling, brachte dich hierher;
Allem ja, was dir Not, auf der Stelle geschieht ihm Genügen,
Denn uns kam der Augeias, der Helios edler Entsproßter,
Und mit ihm sein Sohn, die erglänzende Stärke des Phileus,
Gestern hierher aus der Stadt, daß mehrere Tage hindurch er
[122] Einsicht nehm' des Gewinsts, den unmeßbar ihm das Feld trägt.
So auch Königen wohl in ihrem Gemüte bedünkt es,
Wenn sie sich selbst drum kümmern, gedeih' um so besser der Haushalt.
Geh'n wir gleich denn zu ihm! ich selbst will Führer des Wegs sein,
Hin zu unserm Gehöft'; dort dürften den Herrscher wir finden.
Sprach's und führte den Weg, doch viel im Herzen beriet er,
Schauend des Raubtiers Haut und die handausfüllende Keule,
Welches die Heimat des Fremden, und immer gedacht' er zu fragen,
Doch ihm faßte ein Zaudern die Rede, so oft sie zum Mund kam,
Daß zum Eilenden nicht sein Wort er erhebe zur Unzeit,
Denn schwer ist es den Sinn durchschauen des anderen Mannes.
Aber es spürten die Hunde die Nahenden alsbald von weitem,
Beides, sowohl am Geruch als auch am ertönenden Fußtritt,
Und mit gewalt'gem Gebell' anrannten von hier und von dort sie
Auf des Amphitryon Sprößling, Herakles; dagegen dem Greise
Bellten sie nicht im Ernst, auf der anderen Seit' ihn umwedelnd.
Dieser erhebend die Stein', die nah' ihm lagen, vom Boden,
Scheuchte sie von sich zurück in die Flucht, und stark mit der Stimme
Alle zusammen bedräuend, besänftigt' er schnell das Gebelfer,
Heimlich im Herzen erfreut, daß ihm das Gehöfte sie schützten,
Auch wann fort er selber, und also nahm er die Red' nun:
Ja wahrhaftig, wie machten die waltenden Götter dem Menschen
Doch dies Tier zum Gefährten! wie doch auf alles es aufmerkt!
Wär' auch die Seele im Innern ihm so mit Verstande gerüstet,
Daß sie es wüßt', wem zürnen und wem nicht zürnen es solle,
Wahrlich, es könnt' kein Tier dann streitig ihm machen den Vorrang:
So doch ist es zu hitzig und geht ohn' Ursach' zum Angriff.
Sprach's, und eiligen Schrittes gelangten sie bald zum Gehöfte.
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Helios lenkte die Rosse nunmehr zum Abend hinüber,
Bringend die Dämm'rung des Tags, und es kam vollnahrig das Kleinvieh
Heim von der Weide, den Weg einschlagend zu Hürden und Ställen.
Nach ihm erschienen die Küh' bei Tausenden, Scharen auf Scharen
Hinter einander, wie Züge von regenbelasteten Wolken,
Die am Himmel hin fahren nach vorwärts, mächtig getrieben,
Sei's von Föhnes Gewalt, sei's aber vom thrakischen Nordsturm.
[123] Zahl giebt nimmer es da für die Wandelnden hoch in dem Luftraum,
Nimmer ein Ende; so viel zu den vorderen wälzet von hinten
Mächtig der Sturm, und auf and're erheben von neuem sich and're.
Also hinter den Kühen mit Kühen hinwieder daher kam's.
Voll ward allhin die Eb'ne und voll ward jeder der Pfade
Unter dem kommenden Heer, und die fetten Gefilde erdröhnten
Rings von Gebrüll'. Leicht füllten von schwer hin wandelnden Rindern
Nun sich die Ställe, doch blieben im Hof in den Hürden die Schafe.
Müßig nun stand kein Mann, so endlos ihrer die Zahl war,
Neben den Rindern am Platz und wußt' nicht, was er zu thun hab',
Sondern den Füßen anband mit saubergeschnittenen Riemen
Einer die hölzernen Sohlen, um hart an der Seite zu melken;
Unter die Mütter anlegte ein and'rer die liebenden Jungen,
Voll der Begierde zu saugen der Milch weich nährende Labung;
Der trug Melkegeschirr: der käsete fettige Sahne;
Der trieb Stiere herein, von den Kühen im Platze gesondert.
Aber die sämtlichen Ställe beging aufmerkend Augeias,
Welchen Ertrag des Besitzes ihm niedergeleget die Hirten;
Auch sein Sohn und die Stärke des in sich vertieften Herakles
Waren dem König zur Seite, dem Wandelnden unter den Schätzen.
Da, wie unschütterlich auch in dem Busen das Herz sich bewahrte
Und wie unwandelbar fest des Amphitryon edler Entspross'ner,
Staunt' er doch hoch, wie er schaute die wimmelnden Scharen der Rinder.
Nimmer ja hätte gesagt wer oder geglaubt, daß ein einz'ger
Mann, ja zehen der Männer so mächtige Herden besäßen,
Wenn aus der Kön'ge Gesamtheit an Reichtum des Viehs auch sie ragten.
Helios hatte verliehen an seinen Erzeugten den Vorzug,
Fülle der Herden zu haben vor sämtlichen anderen Männern;
Jegliche Züchtung vermehrt' er selber ihm bis zum Gipfel
Fort und fort; denn nimmer beschlich das Getiere des Fürsten
Was von Seuchen, wie sonst wohl die Müh' sie verderben der Hirten.
Immer gehörneter Kühe noch mehrere, immer noch bess're
Wurden von Jahr zu Jahr: denn sämtliche warfen lebend'ge
Junge, und weibliche nur in weit vorwiegender Mehrzahl.
Auch dreihundert der Stiere bezogen die Triften mit jenen,
[124] Krummen Gehörns, weißfüßig, und noch zweihundert der andern,
Rote; an Kräften sie alle gezeitiget schon für die Nachzucht.
Dann zwölf weitere noch zu den übrigen wurden geweidet,
Heilig dem Helios selbst, an Farbe den Schwänen vergleichbar,
Schneeweiß, ragend vor allen der schwer hin wandelnden Rinder.
Diese, getrennt von der Herde, genossen des üppigen Grases
Auf dem Gefild', prachtvoll sich erhebend in freudigem Trotze;
Aber sobald sich gewagt aus verwachsenem Dickicht ein Raubtier
Auf das Geländ', ob einer der weiter entschweifenden Kühe,
Stürzten zum Kampf sie, die ersten, geführt von der Witt'rung des Felles,
Furchtbar in dem Gebrülle und Tod von dem Angesicht funkelnd.
Über sie alle doch hob an gedrungener Kraft und an Mute
Phaëton weit sich, der große: die Hirten verglichen ihn sämtlich
Einem Gestirn, weil wandelnd er unter den übrigen Stieren,
Schimmernd heraus dort stach, in der Glieder Vollendung ein Wunder.
Jetzo des gelblichen Löwen getrocknete Hülle bemerkend,
Stürzt' auf Herakles er zu, der seiner geblieben nicht achtlos,
Ihm in die Seite zu bohren das Haupt und die wuchtige Stirne.
Doch ihn packte der Held mit gewaltiger Hand in dem Anlauf
Rasch an dem Horn, linkwärts, und bog ihm den Nacken zur Erde,
Schwer, wie er war, und stieß ihn zurück nach hinten noch einmal,
Hart mit der Schulter ihn drängend, und lange gedehnt mit den Sehnen
Hob an dem oberen Arme der Muskel sich starr in die Höhe.
Mächtig erstaunten der Fürst und sein kämpfebegieriger Sprößling,
Phileus, wie auch die Hüter der hörnerumwundenen Rinder,
Als sie der Kraft Unmaß an Amphitryons Sohne gewahrten.
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Aber die wuchernden Felder nunmehr dort hinter sich lassend,
Wandelten beide zur Stadt, Phileus und die Kraft des Herakles.
Da, sobald sie genahet dem mengebeschrittenen Heerweg
Und den beengeten Pfad durchmessen mit hurtigen Füßen,
Der durch's Rebengeländ' sich hinzog von dem Gehöft' an,
Wenig bemerklich dem Blick in dem grün umgebenden Walde,
Wendete also die Red' an den Sohn des erhab'nen Kronion,
Welcher zunächst ihm folgte, der teuere Sproß des Augeias,
[125] Rechts um die Schulter das Haupt sanft rückwärts beugend zu jenem:
Fremdling, ein Wort, das einmal vernommen ich über dich habe,
Wer du auch sei'st, jetzt werf' ich's umher in meinem Gemüte:
Hierher reiste von Argos ein Wanderer, blühend in Vollkraft,
Aus dem achäischen Stamm, von Helike nahe dem Meere.
Dieser berichtete nun in dem Beisein vieler Epeier,
Wie ein Argeier getötet, ihm selbst vor Augen, ein Raubtier,
Einen entsetzlichen Löwen, ein Grau'n den Bewohnern des Feldes,
Das in der Schlucht am Hain des nemeïschen Zeus sich gelagert.
Nicht weiß ich es genau, ob ihn aus der heiligen Argos
Jener entsprungen genannt, ob Tiryns, Mykene bewohnend;
Doch so sprach er und sagte, Geschlecht noch betreffend und Abkunft,
Wenn ich das Rechte behalten, der Wackere stamme von Perseus.
Wohl der Ägialer hätt' kein anderer, glaub' ich, gewagt dies,
Als nur du, und es kündet mit tönenden Worten die Tierhaut,
Die an der Seite dir hänget, der Hände gewaltiges Werk an.
Sage zuerst mir nun, damit in dem Herzen ich wisse,
Edeler Held, ob recht ich gemutmaßt habe, ob unrecht:
Bist du der, von welchem uns Horchenden jener Achaier,
Helikes Bürger, gesprochen, und hab' ich dich richtig erfasset?
Dann sprich, wie du allein das verderbliche Tier da erschlagen,
Und wie ein es gedrungen ins quellige Land von Nemëa,
Denn nicht fände ein solches Gewild auf dem apischen Boden,
Wer auch finden es wollt', da solcherlei Art er nicht nähret,
Sondern der Bären und Säu' und der tödlichen Wölfe Geschlecht nur:
Darum verwunderten auch sich die Hörenden über der Märe,
So daß einige sagten, der Wanderer habe gelogen,
Kurzweil' für die Versammlung mit eiteler Zunge bereitend.
Also redete Phileus und trat aus der Mitte des Pfades,
Daß für die Wandelnden beide den Raum er im Gehen gewähre,
Und so leichter er hör', was entgegnend ihm sage Herakles,
Der zur Seit' ihm tretend mit solcherlei Worten ihn ansprach:
Edeler Sohn des Augeias, was vorderst du jetzt mich gefraget,
Mühlos hast du es selber genau nach Wahrheit erraten,
Und von dem Untier da will jegliches dir ich berichten,
[126] Wie es geschehen, dieweil nach Kunde darum dich verlanget,
Außer woher es genaht, denn so viel auch sind der Argeier,
Niemand könnte was Sich'res darüber dem anderen sagen:
Eins nur glauben wir, daß der Unsterblichen einer das Unheil
Über ein Opfer erzürnt den phoronischen Männern gesendet.
Alle, die ringsum bewohnen die Ebene, streckt' wie ein Gießbach
Der aus dem Bett trat, nieder der grimmige Leu, die Bembiner
Aber zumeist, die nah' ihm hauseten, Schreckliches duldend.
Diesen gefährlichen Kampf zum Anfang hatte Eurystheus
Auf mich gelegt und befohlen, das Untier sollt' ich erschlagen;
D'rum mit dem schmeidigen Bogen und räumigen Köcher, gefüllet
Von den Geschossen, enteilt' ich, die massige Keul' in der Rechten,
Noch mit der Rinde umzogen des breithin wölbenden Ölbaums,
Kernholz, welches ich selbst an des heiligen Helikon Abhang
Fand und ganz ausriß mit allen verwachsenen Wurzeln.
Als ich darauf an den Ort, wo des Löwen Behausung, gekommen,
Nahm ich den Bogen und zog zum zierlichen Knaufe die Senne,
Ohne Verweilen den Pfeil auflegend, den Bringer der Schmerzen,
Und warf ringsum die Augen, das grausige Wunder erspähend,
Ob mir's käm' zu Gesichte, bevor mich selber es wahrnähm'.
Mittag war es bereits und nirgends vermocht' ich die Fährte
Solchen Getiers zu entdecken, noch daß ich hörte sein Brüllen;
Auch ließ nirgends ein Mensch bei Herden sich oder am Feldbau
Blicken im Ackergefild', an ihn mich fragend zu wenden,
Sondern es hielt jedweden erbleichende Angst im Gehöfte.
Doch nicht hemmt' ich den Schritt, des Gebirg's Laubdunkel durchforschend,
Bis ich gewahr ihn würd' und die Kraft auf der Stelle versuchte.
In sein Höhlengeklüft' her wandelt' er endlich am Abend,
Fleisches und Blutes gesättigt; er hatte die struppige Mähne
Rings mit Morde befleckt und das weithin funkelnde Antlitz
Wie auch die Brust; mit der Zunge beleckt' er den Bart sich im Kreise.
Aber ich selber verbarg mich sofort in dem schattigen Dickicht,
Ihn auf erwachsenem Pfade zu fassen, sobald er herankäm',
Und als er nahete, schoß ich ihn links in die Weiche des Bauches;
Aber vergebens, es glitt durchs Fleisch ihm der spitzige Pfeil nicht,
[127] Sondern er fiel abprallend herab in die grünenden Gräser.
Rasch vom Boden empor warf jener das gelbliche Haupt dann
Sich verwundernd, und rings um blickend mit rollenden Augen
Späht' er und wies aufgähnend im Grunde die trotzigen Zähne;
Ich dagegen entsandt' ihm ein zweites Geschoß von der Senne,
Zornvoll, daß mir das erste umsonst aus den Händen entflogen,
Und in die Mitte der Brust, wo die Lunge gelegen ist, traf ich.
Doch auch so nicht drang in die Haut ihm der schmerzende Pfeil ein,
Sondern er sank vor die Füß' ihm fruchtlos nieder von neuem,
Und zum dritten begann ich, des Unmuts voll in dem Herzen,
Eben zu spannen, da ward mit graß umwälzenden Blicken
Mein ansichtig das Tier und, am Kniebug schwingend den langen
Schweif hin, mahnt sich's zum Kampf und ganz von Grimme gefüllet
Ward ihm der Nacken; es sträubten die falbigen Haare im Zorn sich
Borstig empor und krumm, wie ein Bogen, erhob es den Rückgrat,
Während es unter den Weichen des Bauchs und den Lenden sich einzog.
Wie wenn wagenbereitend ein Mann, in den Künsten erfahren,
Äste der wildernden Feige von schmeidigem Wuchse sich einbeugt,
Erst am Feuer geglühte, dem Stuhl auf der Axe zu Lehnen,
Aber das Feigholz fliegt aus der Hand ihm, das langhingedehnte,
Unter dem Krümmen, und weit ab schnellt es im einzigen Sprunge:
Also stürzte auf mich von weitem der wütende Löwe,
Gierig im Fleische zu schwelgen; da hielt mit der Linken die Pfeil' ich
Jenem entgegen mir vor und das Doppelgewand auch der Schultern,
Aber, empor um die Schläfe die trockene Keul' mit der Rechten
Schwingend ihm, traf ich das Haupt, daß morsch auf des grimmigen Tiers
Zottigem Scheitel zerbrach die gehärtete Stärke des Ölbaums,
Und eh' mich es erreicht' im Ansprung sank's aus der Höhe
Gegen den Boden herunter und stand auf bebenden Füßen,
Taumelnden Kopfs, und Nacht kam ihm in die Augen, die beiden,
Denn ihm hatte die Wucht das Gehirn in dem Schädel erschüttert.
Als ich betäubt ihn so von der Schwere der Schmerzen erblickte,
Rasch, eh' wieder der Atem sich in ihm gesammelt, zerschlug ich
Am unzwingbaren Nacken, zuvor ihm kommend, die Muskeln,
Niedergeworfen den Bogen und künstlich gesteppeten Köcher.
[128] Machtvoll würgt' ich ihn dann, aneinander die nervigten Fäuste
Pressend, von hinten, damit mein Fleisch er nicht schind' mit den Klauen;
Und auf den Boden gewaltig mit auf sie gestemmeten Fersen
Drückt' ich die hinteren Läuf', mit den Flanken des Tiers mir die Schenkel
Deckend, und zerrt' ihm die Brust auseinander, nach oben ihn aufrecht
Noch ohn' Atem erhebend; da nahm die gewaltige Seele
Hades dahin, und ich sann, wie die nackenumbuschende Haut nun
Von des verendeten Wilds untümlichen Gliedern ich zöge.
Mühvoll, traun, ein Geschäft! da nicht mit Eisen noch Steine,
Als ich's versucht', sie sich löste, noch selbst auf anderem Wege.
Da gab einer der Götter ins Herz mir ein den Gedanken,
Ab mit den eigenen Klauen des Löwen die Hülle zu ziehen;
Damit trennt' ich sie bald und hing mir den Balg um die Schultern,
Mir zum Schirm im Getümmel des leibversehrenden Kampfes.
Also, Lieber, geschah des nemeïschen Löwen Vertilgung,
Welcher zuvor viel Schaden den Herden und Menschen gethan hat.

N.

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TextGrid Repository (2012). Theokrit. Lyrik. Idyllen. 25. Herakles bei Augeias. 25. Herakles bei Augeias. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-4FD3-A