1394. An Marie Hesse
1394. An Marie Hesse
Mechtshausen 20. April 1903.
Liebe Frau Heße!
Haben Sie Dank für Ihre freundlichen Zeilen.
Unser Frühling hier kam diesmal sehr eilig und munter. Die Rosen, die im Spätherbst fast sämtlich erfroren waren, wurden durch neue ersetzt. Narzißen, Primeln, Hyacinthen blühten aufs beste. Vertrauensvoll legten wir längst schon die Erbsen. Nun aber schlägt der Winter noch mal aus mit dem Hinterfuß. Ein Schnee- und Graupelwesen nach dem andern wirbelt von Nordwesten daher. Es macht sich ja nicht übel, wenn solch ein Malefizschauer dahin wulkert nach dem Harz zu und drüber weg und darnach die blauen Berge auf einmal hübsch weiß bekleidet sind. Aber erwünschter, besonders für den ackernden Landmann, wäre Wärme jetzund.
Mit meinen üblichen kleinen Fahrten um diese Jahreszeit wart ich drum noch. Etwa in acht Tagen, falls das Wetter günstig, hoff ich, von Göttingen aus per Droschke, mal wieder nach Ebergötzen zu fahren, um daselbst den Freund zu besuchen, den ich nun kenne seit länger als sechzig Jahren. Nicht weit von da liegt Hattorf, wo der Neffe Hermann Pastor ist. Bei ihm denk ich ein paar Wochen zu bleiben, und dann kehr ich flugs nach Mechtshausen zurück und sehe genau zu, was inzwischen gewachsen ist.
Leben Sie wohl, meine liebe Frau Heße. Herzliche Grüße vom Neffen Otto und Ihrem alten
Wilh. Busch.