754. An Franz von Lenbach

754. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 30. Sept. 88.


Ganz wider meine beßere Natur, liebster Lenbach, bedanke ich mich erst jetzt für deinen Brief; aber auch der Sommer kam ja heuer etwas spät, doch um so freundlicher; und theils dieserhalb, theils aus anderen gemüthsbewegenden Ursachen hat sich meine Familienrundreise, von der ich dir sprach, mehr hinausgesponnen, als ich eigentlich mit mir verabredet hatte. Nämlich Levi, wohl durch einen Schubs Deinerseits, schrieb mir von Sylt, und so traf ich ihn in Northeim und blieb einen wunderschönen Tag lang mit ihm in Kaßel. Zu meiner Freude fand ich ihn wohlauf wie ehedem. Wir erquickten uns an manch eindringlichem Stück der Gallerie. Begleitet von meinen weisesten Reden über die beneidenswerth fixe Grundbaßmethode des Teniers, besah unser Musikant die »Baderstube«, worauf ihm dann auch richtig ein kleiner Metzu viel beßer gefiel. – Nachdem war ich [307] noch in Hannover mit Freund Hanf, der sich von seinem Schlaganfall durch eine Kur in Wiesbaden vortrefflich erholt hatte. – Und nun hock ich wieder in meinem lieben unansehnlichen Winkel und mache mir ein ansehnliches Gedankenbild von deiner Prachthütte, die du jetzt hoffentlich mit vollem Behagen in Besitz genommen.

Meinen Gruß an deine lieb= und lobenswerthe Gemahlin, und leb wohl!

Dein Wilh. Busch.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 754. An Franz von Lenbach. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-12FC-C