324. An Maria Anderson

[158] 324. An Maria Anderson


Wiedensahl 20 Nov. 75


Ja, meine liebe Frau Anderson, wir radebrechen uns was Ehrlichs herum. – Warum, und immer Warum! – Na, gut! –

Ich konnte mir ja wohl denken, daß Sie's gut meinten. Sie wollen lieber einen Menschen von seiner Qual befrein, als einen Vogel seines Glücks berauben, oder im Allgemeinen: Sie möchten Leid aufheben und Glück erhalten. – Aber durch Tödten? Wie? – Erstens »ist's mit dem Tode ja doch nicht aus«. Und dann –– Nun muß ich schon wieder ein mystisches Wort citiren: »Der Mensch bringt alle Dinge zu Gott.« Es liegt eine ethische Wahrheit dahinter, glaub ich. Drum hab ich gesagt: einschlimmer Gedanke – und ich bin gewiß, Sie würden den Vogel wählen, auch ohne Furcht vor der Polizei – und ich bin ebenso gewiß, Sie würden am liebsten weder den Vogel noch den Menschen tödten – und doch ist jene Form, der poetische Wurf, treffend, anregend und – herausfordernd.

Weiter! – Ich habe nicht gesagt, das Schlachten sei anziehend, sondern ich denke: schauderhaft anziehend hab ich gesagt – Reiz und Abscheu; Vor und Zurück; den beiden Polen unseres innersten Wesens entsprechend. – Beispiele gäb's auch außerdem genug.

Auch ich habe gefunden, daß die meisten Kinder Fleischbrühe und Fleisch nicht gerne wollen. Was hilft's? So lange beim Menschen die Eckzähne noch so verdächtig markirt sind, so lange wird es Leute geben, die sich auf die Natur berufen und fröhlich weiter schlachten.

Die »Ideen« – Gott sei's geklagt! – kann ich unmöglich noch mal durchlesen. Ich blättre hier im IIIen Theil herum. Da muß es z.B. heißen:

pag. 153 – Waldabhange (nicht ä)

pag. 142 – patriotische Zwecke

pag. 184 – Holzschuhe (Holzblocken ist kein deutsches Wort; freilich Holzblöcke = Klötze; im Dialekt ist Holzschuhe = Holschen.)

Und die Citate:

pag. 139 – der wollte keine Knechte.
pag. 216 – du gleichst dem Geist –.

Könnten Sie denn nicht die Auslaßung oder Veränderung der Stelle (Bd. II. p. 138) über die Bienen bewirken? Ich meine, Buffon hat so Was zuerst gesagt. Wer beobachtet hat, weiß, daß es falsch.

Ihr ergebenster

W. Busch.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 324. An Maria Anderson. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-14AF-A