90. An Johanne Busch
90. An Johanne Busch
Frankfurt a/M. d. 14 April 71
Meine liebe Johanne!
Es thut mir leid, daß ich durch mein nachläßiges Schweigen Euch zu dem Glauben Veranlaßung gegeben, man habe mich in guten Gewahrsam hinter Schloß und Riegel gebracht. Ich habe nur dann hinter Schloß und Riegel geseßen, wenn es der Drang der inneren Umstände und das Bedürfniß einer zeitweiligen ungestörten Einsamkeit so mit sich brachte, wie es ja andern ehrlichen, braven Leuten, die sich einer erwünschten Verdauung erfreuen, auch tagtäglich paßiren kann, wenn sie nicht zufällig im freien Felde beschäftigt sind. Aber Scherz beiseite! Die Geschichte hat mir Verdruß genug gemacht, obgleich sie mich direkt gar nichts anging, sondern einzig und allein den Verleger, der ja nun auch einstimmig freigesprochen ist. Ich bitte Dich nun, besonders gegen Fanny darüber zu schweigen, damit sie sich nicht noch nachträglich alterirt.
Das Brod, welches Ihr mir geschickt, habe ich mit großem Pläsir verzehrt, theils mit Butter, theils mit Wurst, in welch letzterem Falle ein guter Schnaps das Fest vervollständigen half.
Den Sommer denke ich wieder eine Zeitlang bei Euch zu sein und hoffe, daß Ihr mich eben so freundlich aufnehmt, wie sonst.
An Alle viel herzliche Grüße!
Dein getr. Schwager
Wilhelm.