417. An Franz von Lenbach
417. An Franz von Lenbach
Wiedensahl 16. Aug. 78.
Liebster Lenbach!
Nach diesem Paris verlockt's mich nicht, wenigstens nicht während der großen Dult, trotz deines geleisteten Schwurs in Betreff einer rücksichtsvollen Geschwindigkeit. Ich glaub's ja! Aber Venedig gäbe seiner strategischen Lage nach den ruhebedürftigen Lungen doch mehr Garantie – und mit Wem möcht ich wohl lieber von Bild zu Bildern gondeln, wie mit dir. – Es scheinen sich aber allerlei dunkle Hinderniße auszubrüten. Zunächst mal kommt die Hochzeit meines Bruders. Ich muß wohl dabei sein und [186] zusehen, wie mir das beste Stück eines guten Freundes hinweggenommen und in aller Form Rechtens einem Weibe übergeben wird. – Schlimmer ist's, daß mein Schwager so ernstlich krank geworden, daß an ein Beßerwerden kaum zu denken. Bis diese schmerzliche Sache entschieden, bleibe ich natürlich bei meiner guten Schwester. So kannst du dir meine Lage wohl ungefähr vorstellen.
Für Hallein wünsche ich dir recht lustiges Wetter. Sag Wilbrandt's, daß ich mich ihrer freundlichst erinnere. Den Münchener Freunden meine Grüße, besonders den drei Fräuleins Augusta, Josephina, Viktoria!
Stets dein allergetreuster
Wilh. Busch.