121. An Otto Bassermann
121. An Otto Bassermann
Wiedensahl 23 Juli 72
Mein lieber Baßermann!
Deine Trauernachricht hat mich schmerzlich überrascht. Ich bin in derselben Lage gewesen. Worte sind wirkun[g]slos. Man muß den Kampf in der eignen Brust mit Hülfe der alles heilenden Zeit zu Ende führen. –
Bei dem Examen werden die Seiten allerdings sehr gedrängt; aber es geht nicht anders; die Bilder müßen an der richtigen Stelle stehen; es thut nichts, wenn sie auch vom Text etwas in die Klemme genommen werden. Initialen, Punkt und nachzuschneidenden Stock hat Ettling geschickt; und wirst Du nun auch wohl im Besitz der Handdrucke sein. Für den Titel müßte das Wort: Bilder noch geschnitten werden. Soll ich es für Ettling aufzeichnen?
Wenn's geht, so laß nur bei Otto drucken, damit du von dem langweiligen Frankfurt loskommst. Es scheint mir allerdings bedenklich, daß Otto keine Dampfpreße hat; aber er ist rührig, und Du bist ihm näher. Jedenfalls muß vollständig ausreichende Schrift gekauft werden; bei so wenig Text kann Sparsamkeit doch unmöglich von erklecklicher Wirkung sein. Die Schwabacher soll, meine ich, trotz ihrer Fettleibigkeit beibehalten werden; die Bilder müßen kräftig unterlegt werden. – Ich denke, die Jobsiade wird gefallen. Das Schema, welches ihr zum Grunde liegt, ist das Unverwüstliche daran; es ist der Lebenslauf in abstracto. Drum gefallen mir auch die späteren Theile nicht; sie sind eben auch factisch hinzugequält.
Wir haben hier viel Hitze und Besuch gehabt. Nun soll's aber wieder munter an's Werk gehen.
Herzlichen Gruß von Deinem
getr. Freunde
Willem