1092. An Otto Nöldeke
1092. An Otto Nöldeke
Wiedensahl Sonnabend [Anfang November 1896]
Lieber Otto!
Ich danke Dir für deinen ausführlichen Brief, woraus ich zu meiner Freude ersehn, daß es bei euch gut geht. Bei uns im Garten sind die Bohnenstangen beiseite gestellt; das Land wartet noch auf's Umgraben. Das wird dann später Lange besorgen, wenn Leitner, wie er versprochen, erst zwei Fuder Mist geliefert hat. Einige Tannenzweige hat Lange auch schon über die Hecke in den Anger geworfen; er muß aber noch mehr bringen; vermuthlich sind die Wege im Walde schlecht; da er die Zweige hinten aus dem Gemeindeholze holen muß, wartet er wohl auf trockenes Wetter. Für den ersten Bedarf ist's ja genug. – Gestern Nachmittag war Hardeland hier, um sich zu verabschieden. Er war sehr niedergeschlagen über das Befinden seiner Frau, und auch wegen der Kinder schien er in Sorge zu sein. Nun hofft er, daß die Bergluft einen günstigen Einfluß haben werde.
Nanda Keßler schreibt mir, daß sie zu einer Operation demnächst wieder eine zeitlang in die Klinik nach Gießen muß. Sie meint freilich, meinen Besuch in Frankfurt brauchte ich deshalb nicht zu unterlaßen; aber es will mir doch nicht recht scheinen. So hat es denn mit Mutters Rückkehr keine Eile.
Und dieser Martin! Ich denke, er wird sich demnächst doch mal zum marschiren und reden entschließen.
Leb wohl, lieber Otto! Und seid alle miteinander auf das herzlichste gegrüßt von Deinem
getreuen Onkel Wilhelm.