362. An Franz von Lenbach
362. An Franz von Lenbach
Wiedensahl d. 19. Oct. 1876.
Lieber Lenbach!
Besten Dank für Ihren freundlichen Brief. Es steht mir mein flüchtiger Besuch in München doch sehr angenehm in der Erinnerung, wär's auch nur, weil er mir auf's neue Gelegenheit gegeben, mich an Ihrer goldenen Objectivität in der Kunst zu erfreuen und Ihre Theilnahme für mich mal wieder bestätigt zu finden. – Die Ausstellung hat mir wohl weniger genützt und nützen können. So viel bei so viel Lärm, und wär's auch noch so schön, macht mich unruhig und verlegen, und ich fühle dann so recht deutlich, wie weit ich mich aus dem Geknuff der Welt in's »Land der Fabel« zurückgezogen habe. Zu weit vielleicht. Ich will versuchen, ob nicht eine Mittelstation für mich zu finden ist; denn ganz wird der Schuhu sein Gemäuer wohl nicht verlaßen. Komme ich dann im Lauf des Winters nach München, so bitt ich Sie und Freund Gedon, mich wieder so gut aufzunehmen, wie bisher.
Mit viel herzlichen Grüßen Ihr aufrichtiger Freund und Verehrer
Wilh. Busch.