433. An Marie Hesse
433. An Marie Hesse
Wiedensahl 5. Mai 79.
Meine liebe Frau Hesse!
Haben Sie denn auch so zuwideres Osterwetter gehabt? – Ich dachte mit Bruder Hermann und den drei Neffen in den Ferien mal lustig draus herum zu bummeln. Es kam aber anders. Die Wind- und Wetterhexen waren in ihrer verwegensten Laune; ja eines Tages hätten wir sogar schöne Schneemänner wälzen und backen können. – Nur einmal streiften wir mit aufgekrempelten Rockkragen in den Wald, scharrten im Buchenlaub, pickten etwas aufkeimenden Waldmeister zusammen, eilten schleunigst heimwärts und feierten die glückliche Wiederkehr der lachenden Jahreszeit mit einer Maibowle hinterm warmen Ofen. – So ist denn die Festgesellschaft am Ende ziemlich unbefriedigt auseinandergereist: Bruder Hermann nach Celle, Neffe Hermann zur Universität Leipzig und die beiden kleineren Jungens nach Bückeburg. – Ich gehe morgen nach Wolfenbüttel, von da nach Celle und will in acht Tagen wieder hier sein.
Heute ist der erste wirklich milde Tag. Ich hoffe, meine lieben Heßens werden nun den Frühling recht fröhlich genießen.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr Wilh. Busch.