150) Der merkwürdige Traum D. Caspar Peucers.
J. Chr. Heine, Magnalia providentiae Dei. Lpzg. 1702. 8. S. 961. sq.
Als der Leibmedicus des Churfürstens August, Dr. Caspar Peucer, Melanchthons Eidam, nicht aufhörte, sich in die damaligen theologischen Händel zu mischen, wurde er gefänglich eingezogen und mußte 10 Jahre, erst zu Rochlitz, dann zu [130] Leipzig im Gefängniß aushalten, bis er auf Fürbitten des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt wieder in Freiheit gesetzt ward. Kurz zuvor hatte er einen Traum, als wenn er bei dem angestellten Leichenbegängniß eines fürstlichen Frauenzimmers eine Glocke ziehen hülfe, wobei ihm der Strick zerrissen, davon er das abgerissene Stück mit den Worten weggeworfen: Strick ist entzwei und wir sind frei. Er hat auch eben damals im Traume die Worte gehört: »ich will Dir noch 15 Jahre zusetzen (Jesaias 38, 5.).« So hat er diese Zeit wirklich noch gelebt; er kam den 8. Februar 1586 aus dem Gefängniß und starb den 25. September 1602. Merkwürdig ist noch, daß bei seinem Abscheiden sein kleines Taschenuhrlein, welches ganzer zwei Jahre lang nicht gebraucht und drei Tage vor seinem Ende von seiner Ehefrau in einem Kasten verschlossen worden war, damit es nicht Jemand mitgehen hieße, zu schlagen anfing, dabei, als es den 11. vorletzten Schlag gethan (es war eben zwischen 11-12 Uhr Mittags), in demselben Moment ihm die Seele ausgefahren ist.