345. Die Teufelsschmiede bei Friedersdorf an der Spree.
(S. Gräve, Volkssagen a.d. Lausitz. Bautzen 1839 S. 61.)
Wenn man von Spremberg nach dem freundlichen Friedersdorf geht, so liegen links am Wege einige wild über einander geworfene Felsenstücke, welchen das Volk den Namen der Teufelsschmiede gegeben hat. Nun lebte zu jener Zeit zu Spremberg ein sehr geschickter Huf- und Waffenschmied, welcher Tag und Nacht arbeitete, aber nur des Sonntags ruhte um die[394] Kirche zu besuchen. Da trug es sich einmal zu, daß bei ihm ein fremder Ritter aus dem Frankenlande einen Harnisch, aber unter genauer Angabe der Zeit und Stunde des Abholens bestellte. Der Schmied, der keinen Grund sah, warum er nicht auf dieses Verlangen eingehen sollte, schlug ein und versprach den Harnisch zur bestimmten Zeit fertig zu halten.
Er begann auch flugs seine Arbeit, allein sonderbarer Weise, obgleich er schon Hunderte von Malen genau dieselben Waffenstücke gefertigt hatte, dieses Mal verunglückte ihm Alles, bald verlöschten ihm die Kohlen, bald verbrannten sie das Eisen und den Stahl, bald brachen ihm die Werkzeuge, bald hatte er wieder das Maaß verloren, er konnte nichts zu Stande bringen.
So ging es fort, es wurde nichts und wurde nichts, nur noch vier Tage fehlten an dem Termin, wo er seine Arbeit abliefern sollte, und er war ganz außer sich, daß er das erste Mal in seinem Leben sein gegebenes Wort nicht halten konnte. Da lag er eines Nachts schlaflos auf seinem Lager und sann darüber nach, wie er sich dem Ritter gegenüber herausreden solle, auf einmal klopfte es gerade zur Mitternachtstunde an sein Fenster, er sprang aus dem Bette um zu sehen, wer denn der so spät kommende Gast sei, und siehe es stand ein Mann mit einer spitzen Habichtsnase und struppigem Kinnbart, der anscheinend lahm war, sonst aber eine ziemlich phantastische Kleidung und einen Hut mit rother Feder trug, vor der Thür, gab sich für einen wandernden Schmiedegesellen, der weit herkomme, aus und bat um ein Nachtlager. Der Meister ließ ihn natürlich ein und setzte ihm auch einen Imbiß vor, so gut er ihn zu dieser späten Stunde schaffen konnte, und während jener es sich wohlschmecken ließ, erzählte er ihm den sonderbaren Fall mit dem nicht fertig zu machenden Harnisch. Da meinte der Fremde, so etwas komme ihm nicht das erste Mal vor, es müsse ihm Jemand etwas angethan haben, doch lasse sich leicht Abhilfe finden, er wolle sich die Sache beschlafen und am andern Morgen selbst mit Hand anlegen, vielleicht daß dann das Werk besser von Statten gehen werde. Am andern Tage machten sich nun wirklich Beide an die Arbeit und der Schmied war ganz erstaunt, wie dieselbe jetzt vorwärts ging, der schwere Hammer flog in den Händen des fremden Gesellen wie ein Flederwisch auf und nieder und siehe als der Abend kam, war die Rüstung fix und fertig, so daß nur noch das Poliren derselben übrig war, und auch dieses ging so schnell am zweiten Tage aus dem Zeuge, daß als der Ritter am Abend kam, Alles fertig war und letzterer entzückt über die Arbeit, das Dreifache von dem Geforderten bezahlte. Den Tag darauf rüstete sich der fremde Geselle zur Abreise und der Meister wollte ihm nun seinen Lohn auszahlen, allein derselbe wies selbigen zurück und sagte, er arbeite nicht für Geld, sondern was er thue, thue er lediglich aus Gefälligkeit, er bitte ihn blos, seinen Namen auf ein Stück Papier zu schreiben, damit er ein Andenken von ihm habe, es mache ihm nämlich Vergnügen, in freien Stunden sich aller der Herbergen zu erinnern, welche er auf seiner Wanderschaft besucht habe, und dazu brauche er eben auch seinen Namen. Da versicherte ihm der Schmied, er sei außer Stand ihm diesen Gefallen zu erweisen, er habe weder Tinte noch Feder noch Papier im Hause, und überdies könne er auch nicht schreiben. Da meinte der Fremde, dem sei leicht abzuhelfen, er habe zufällig ein Stück [395] Papier in der Tasche, er brauche sich nur mit einem Messer in die Hand zu ritzen, da hätten sie ja rothe Tinte, eine Feder könne er ihm auch borgen, und nun solle er mit derselben irgend ein Zeichen, nur kein Kreuz, denn Kreuz gebe es so schon genug auf Erden, auf das Papier machen, das genüge ihm zum Andenken, Da merkte der Schmied, mit wem er es zu thun habe, und indem er ihm das ganze Geld, was er für die Rüstung erhalten hatte, vor die Füße warf, rief er: »Hier nehmt in Gottes Namen Alles, das Papier aber unterzeichne ich nicht!« Da fuhr der Fremde, als er den Namen Gottes hörte, schnell mit dem Rufe: »Gut denn, ich werde schon schmieden«, zum Fenster hinaus.
Einige Tage nachher sah man plötzlich auf dem gegenüberliegenden Berge ein Haus sich erheben, um welches der teufelische Schmiedegeselle lustig herumsprang, und am grünen Donnerstag war Alles darin fertig, so daß am Charfreitage schon helle Funken aus der Esse aufflogen und kräftige Hammerschläge weit umher ertönten. Da fiel der fromme Schmied nieder auf seine Kniee und flehte zu Gott, dieser möge alles Unheil von ihm wenden und ihn vor den Anfechtungen des Teufels bewahren. Dies half ihm aber nur sehr wenig, der fremde Schmied arbeitete ungestört an Sonn- und Werkeltagen und zog die ganze bisherige Kundschaft des alten Schmieds an sich, denn diesem Letztern mißlang jede Arbeit, bei seinem Nebenbuhler aber fand man bei geringerer Bezahlung bessere Bedienung. Zum Glück dauerte diese Herrlichkeit nicht lange. Am Himmelfahrtstage frühe, als der alte Schmied noch im besten Schlafe lag, erscholl auf einmal ein plötzlicher Donnerschlag, erschrocken fuhr er auf, eilte nach dem Fenster und sah, wie der Teufel in seiner wahren Gestalt in die Erde sank, das Haus in Trümmer stürzte, die wild über einander geworfenen Felsen, wie man sie heutigen Tages noch sieht, zusammenrollten und eine Jünglingsgestalt, in der Rechten ein Schwert, in der Linken eine Wage haltend, sich in die Lüfte schwang. Von dem Augenblick an war aber auch der Zauber, der über dem Schmied gehangen hatte, aufgehoben, er konnte wieder arbeiten wie sonst, nichts mißglückte ihm mehr.