180) Das Bäckermädchen zu Pirna.
Mündlich u.b. Ziehnert, Bd. III. S. 262.
Als das Licht der Reformation über Sachsen noch nicht [164] angebrochen war, mußte die Tochter eines Bäckers in Pirna täglich eine bestimmte Anzahl Brode in das daselbst befindliche Mönchskloster schaffen. Als sie jedoch einst nicht zurückkam, sagten die Mönche dem sie suchenden bekümmerten Vater, sie sei mit dem Gelde fortgegangen. Nun war eines Tages ein betrunkener Zimmermann (nach Andern wäre es ihr Bräutigam gewesen) in der Klosterkirche eingeschlafen; um Mitternacht erwachte er durch ein verworrenes Geräusch von männlichen und einer klagenden weiblichen Stimme, und sah, wie zwei Mönche das Mädchen geschleppt brachten und ermordeten und dann in eine Fallthüre hinter dem Altare fallen ließen. Wegen dieser Schandthat ward das Kloster aufgehoben; ein Stein mit dem Bilde bezeichnet noch heute das Haus ihres Vaters auf der Langengasse.