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An Carl Wilhelm von Fritsch

Daß Ihro Königliche Hoheit gnädigst regierender Herr an den mich betroffenen krankhaften Zuständen gnädigsten Antheil genommen, hat mich, selbst in den bedenklichsten Stunden, tröstend aufrecht erhalten. Wenn mir aber eine gleiche Höchste Gesinnung durch Ew. Excellenz Vermittelung nunmehr geneigtest zu Theil wird, habe meinen gefühltesten Dank dafür doppelt und dreyfach abzustatten.

Was das fragliche Geschöft betrifft, so darf ich wohl bekennen, daß ich, in bedrohlicher Stunde, mir einen Mann zuzugestellen gewünscht, auf welchen ich mich meiner Sorge deshalb für den Augenblick entladen, [36] nicht weniger für die Folge einiges vorsorglich vorbereiten könnte. Hier nun lag es in den Umständen, daß meine Gedanken sich auf den Hofrath und Leibarzt Vogel richten mußten, welcher, seit Jahren, auf alle Weise mein Vertrauen zu verdienen gewußt hat, mir welchem mich einiigermaßen zu erklären im Falle gewesen wäre.

Auch gegenwärtig, da die nächste Gefahr durch seine angewandte Hülse und Sorgfalt vorüber zu seyn scheint, und ich Muße genug finde, die Angelegenheit zu überdenken, haben sich meine Gesinnungen und Überzeugungen nicht verändert, und ich getraue mich daher, auf die an mich gerichtete höchstverehrliche Anfrage erwidernd, denselben hiermit zum Assistenten der oberaufsichtlichen Geschäfte geziemend vorzuschlagen. Dieses geschieht aber um so eher, als besonders die jenaischen Anstalten, ihrer ersten Anlage und dem dabey gehegten Zwecke gemäß, eigentlich zu Förderniß medicinischer Studien eingeleitet worden. Nun legitimirt sich gedachter Mann als praktischer und überschauender Arzt genugsam, hat auch bey seiner Stellung zur großherzoglichen Landes-Direction gar öfters unmittelbaren Einfluß auf die jenaischen akademischen Anstalten amtlich auszuüben.

Sollten Ihro Königliche Hoheit daher zu einer solchen Anstellung geneigt seyn, so würde ich's mir zur Pflicht machen, den Zugegeben mit Sachen und [37] Personen, mit Besitzthümern und Verhältnissen, den Acten, Repertorien, Registranden der laufenden Angelegenheiten genau bekannt zu machen und mich seiner Mitwirkung bey vorkommender Gelegenheit bedienen. Dadurch gewönne ich die Versicherung, daß dieses Geschäft in der Folge, zu jeder Zeit, in seiner Ordnung und Klarheit, wie man es bis jetzt zu erhalten gesucht, Ihro Königlichen Hoheit könne schuldigst vorelegt und zu künftigen Anordnung geziemend anheim gegeben werden.

Nehmen Ew. Excellenz bey dieser Gelegenheit die dankbarste Anerkennung Ihrer lebhaften Theilnahme an meinem Unfalle und die aufrichtigste Versicherung einer unwandelbaren Anhänglichkeit in gefühltester Hochachtung, womit sich unterzeichnet

Ew. Excell

ganz gehorsamster Diener

J. W. v. Goethe.

Weimar den 12. December 1830.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Carl Wilhelm von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-704D-9