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An Pauline Schelling, geb. Gotter

Ihre liebe anmuthige Hand, meine theuerste Freundin, wieder zu erblicken, das ehrenvolle Andenken das Ihr edler Gatte mir gewidmet zugleich zu vernehmen, dieß fügte sich zu den köstlichen Gaben welche mir an dem merkwürdigen Feste geworden.

Wenn man eine Jahreshöhe nach der andern ersteigt und sich von so manchen irdischen Dingen nach und nach entfernt, so ist nichts tröstender, gibt nichts einen sicherern Begriff von unverwüstlicher Dauer, als wenn wir frühere verehrte und geliebte Freunde uns noch immer so nah fühlen als örtlich niemals von ihnen getrennt gewesen. Sucht man sich selbst im Leben gleich zu bleiben, und dadurch sein Daseyn zu vergewissern; so kann uns äußerlich nichts einen größeren Halt geben als wenn wir erfahren, daß andere die wir längst als trefflich und musterhaft anerkannt sich gegen sich selbst und gegen uns in gleicher beständiger Lage befinden.

[87] Nehmen Sie hieraus meinen treuen Dank für Schreiben und Sendung und erhalten mir beiderseits die gleichen unschätzbaren Gesinnungen.

Verpflichtet, angehörig

J. W. v. Goethe.

Weimar den 29. September 1829.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1829. An Pauline Schelling, geb. Gotter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73C9-A