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An Johann Carl Ludwig Schorn

Euer Wohlgeboren

hatten die Gefälligkeit, mir durch Vermittlung des Herrn Canzler v. Müller eien Anzahl lithographirter Umrisse zu übersenden, welches theils zu einem Werke des Herrn Zahn, theils zu dem des Herrn Gerhard gehörten, für deren Mittheilung ich verbindlichst zu danken zögerte, eine geneigtest zugesagte Fortsetzung erwartend.

Da ich aber gegenwärtig in den Fall komme, solcher schätzenswerthen Unternehmungen in allem Guten zu [38] gedenken, so will ich nicht länger aufschieben zu versichern, wie angenehm mir diese vielversprechenden Erstlinge gewesen und welche Hoffnungen für das Nächste sie bey mir erregt.

Indem ich daher Dieselben höflichst ersuche, mir dasjenige, was bis jetzt von diesen beiden Werken gefördert worden, gefällig zuzusenden, vermelde zugleich, was Sie vielleicht schon unmittelbar erfahren haben, daß es Herrn Zahn in Berlin nach Wunsch zu ergehen scheint, indem er zu mannichfaltiger Thätigkeit aufgefordert wird.

Indem ich nun für manches Gute und Vorzügliche was ich von München vernehme mich eines wahren Antheils zu erfreuen habe, so bedaure nur, daß meine Jahre mich verhindern, an dem höchst erfreulichen Kunstfeste zu Nürnberg theilzunehmen. Dagegen habe Denenselben Glück zu wünschen, daß Ihre Häuslichkeit, wie mir Herr Canzler v. Müller berichtet, auf eine so erwünschte Weise vollständig und gesegnet worden.

Und so werde ich denn auch noch auf eine Angelegenheit geführt, die unsere Gedanken gegenwärtig sehr oft in München verweilen läßt: es ist das von dem vorzüglichen Künstler, Herrn Flachenecker, zu lithographiren übernommene Porträt unserer Frau Großherzogin.

Es kommt hiebey soviel zusammen, daß die sämmtlichen Weimarischen das schönste Gelingen wünschen [39] und hoffen. Die abgebildete Dame, die Künstlerin, das wohlgerathene Bild und was sonst noch Verschiedenes zu erwähnen wäre, alles hält uns aufmerksam auf ein Gelingen, das nicht fehlen kann und das uns durch jede lithographische Arbeit, welche von dorther zugesendet wird, immer auf's neue versichert wird. Die Neigung welche, wie ich höre, der Künstler selbst für diese Arbeit ausspricht, erfreut uns daher doppelt und dreyfach, und ich sehe schon mit Vergnügen der Zeit entgegen, da ich auch Euer Wohlgeboren für die dabey bewiesene Theilnahme verpflichtet werde danken können.

Der ich mich allseits bestens zu empfehlen und mein Andenken unter sich als eines Angehörigen geneigtest zu erhalten bitte.

Euer Wohlgeboren

ergebenster Diener

Weimar den 24. März 1828.

J. W. v. Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Johann Carl Ludwig Schorn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7691-1