6/2006.
An Friedrich Heinrich Jacobi
Vor einigen Tagen erhielt ich ein Packet das mich deines Andenckens versicherte, denn es brachte mir die Hemsterhuisischen Schrifften. Sie waren mir eine gar angenehme Erscheinung. Der Alexis hatte uns sehr in diesen Geschmack versetzt und deine kleine Schrifft über Spinoza, bezieht sich auf den Aristee. Sehr willkommen war also die ganze Sammlung wofür ich herzlich dancke.
Dein Andencken ist unter uns auch lebendig und wir haben uns neulich mit deiner Büste unterhalten die recht gut gerathen ist, und wovon ich nun einen Abguß besitze. Du wirst deinen Freunden ein angenehm Geschenck damit machen.
So ein Kunstwerck wenn auch die Gegenwart und der ganz delikate Kunstsinn manches daran vermisst, bleibt doch für den Abwesenden sehr viel werth.
[387] Nun habe ich gedacht der Gyps ist sehr vergänglich in einigen Jahren sind die ersten und besten Ausgüsse mehr oder weniger verdorben, deswegen soll Klauer nun einen Kopf aus sächsischem Marmor hauen und wenn er geräth werde ich mich sehr freuen.
Noch mehr aber wenn ich dir einige Güsse in Bronze liefern kann, es ist das dauerhaffteste und für deine Kinder ein schönes Andencken. Diesen Winter soll eine Probe im kleinen gemacht werden und wenn diese glückt, soll ein metallner Fritz zu iedermanns Freude dastehn. Ich studiere nun die edle Kunst des Giesers selbst, damit es ja noch bunter in meinem Kopfe werde.
Die Gyps Büsten die für dich und nach Münster bestellt sind, wird Klauer wohl eingepackt an meine Mutter schicken schreibe ihr nur gleich wohin sie den Kasten weiter spediren soll.
Heute abend kommen Herders zu mir und Frau v. Stein. Wir werden dein gedencken. Herder liest uns was du nun bald gedruckt lesen wirst.
Lebe wohl du Lieber. Ich bin immer zerstreut und hin und her geschleppt daß ich kaum der Gegenwärtigen geschweige der Abwesenden geniesen kann.
Lebe wohl. Grüse die deinen.
d. 12. Nov. 1784.
G. [388]