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An Kaspar von Sternberg
[7. Juli 1829.]
Lange bedacht, eilig abgesendet, wünsche dem Inhalt dieses Paquets eine freundliche Aufnahme, und füge nur hinzu daß ich aus dem Drang in dem, unter vielfach sich durchkreuzenden Umständen und Ereignissen, die Ausgabe meiner Werke unaufhaltsam fortgesetzt werden muß, bald erlöset seyn möge um gegen die Natur, besonders gegen die Pflanzenwelt mich von frischem wenden zu können.
Indessen hab ich anzuzeigen: daß, in unserem Cammerberger Steinkohlenwerke, sich ein tüchtiger Block eines versteinten vegetabilischen Wesens und[6] zwar elliptischen Form gefunden. Nach Leipziger Maaß:
Das Ganze hat vollkommene Ähnlichkeit mit dem auf tab. XXXVII. fig. 5. Florae subterraneae gezeichneten, noch vom Gestein nicht abgelösten, untern Theil des Stammes.
Unter den einzelnen Abbildungen findet sich nur tab. LII fig. 2 etwas Ähnliches, jedoch sind die Erhöhungen um ein bedeutendes größer und gedrängter, deswegen auch die Horizontal-Abwechselung der Stellung, welche dort diagonal aufsteigende Reihen hervorbringt, hier nicht zu bemerken ist. Wäre eine Abbildung wünschenswerth, so würde ich versuchen ob irgend einer unserer Künstler über diese Mohrengestalt Herr werden könnte.
Mit den treusten Wünschen
unwandelbar
J. W. v. Goethe.