Wilhelm von Blumental oder das Kind der Natur eine deutsche Lebensgeschichte .
Erster Teil .
Perfer et obdura , dolor hic tibi proderit olim mit Römisch Kaisert , allergnädigster Freiheit .
Leipzig , in der Weygandschen Buchhandlung . 1780 .
An den Leser .
Günstiger , Lieber !
Unmöglich Farm ich die meinen Plan verraten ; Noch weniger den Kunstrichtern fu ranzen oder ihnen den Schupp geben ; und noch weniger das Lob meines Werkleins in Voraus preisen :
Das heißt mit anderen Worten , ich Van feine Vorrede schreiben !
Also nur bloß dies :
Bist du ein Romanleser von gewöhnlicher Art und kannst ohne Küsse , feurige Umarmungen , herrlichen Mondschein , verliebte Verzweifelung 2c . nicht auskommen , so bleibe du zur Rechten und ich will zur Line ken gehen , oder bleibe du zur Linken und ich will zur Rechten gehen !
Hast du aber des Dings endlich satt oder ist dir_es von Haus aus zuwider , bist übrigens freundlicher Art und Natur und Hebst Gottes Geschöpfe , oder fins dest etwa ein besonderes Behagen daran , wenn du vor deinen Augen ein kleines Sam vorn zum großen , schattigen Baume empor wachsen siehst , so bist du mein Mann und dein Kauf- oder Lesegeld , oder wenn du das Büchlein umsonst liest , deine Zeit soll dich nicht gereuen !
Auf allen Fall aber wird der Schade nicht groß sein :
Denn Michaelis erscheint der zweite und legte Teil ; Ein Trost , den du von den meisten meiner Herren Kollegen nicht zu erwarten hast .
Und so lebe wohl , und lis frisch drauf los !
Leipziger Ostermesse , 1780 .
Der Verfasser .
Erstes Kapitel . einem kleinen unbedeutenden , übrigens wohlhabenden und nahrhaften Städtchen . im Preußischen lebte ein Kantor , den man vielleicht unter seinem wahren Namen , Chris , Stoff Gabriel Blumental nicht sogleich ausges fragt hatte : Fragte man dagegen nur schlechtes weg nach dem versoffenen Kantor , so konnte man gewiß sein , von jedem kleinen Kinde nach seiner Wohnung gewiesen zu werden . Inter diesem Charakter war er nicht nur in der Stadt , sondern in der ganzen umliegenden Gegend bes rüchtiget ; und in der Tat kam er ihm nach der strengsten Bedeutung des Worte zu. I des Worts zu So wie er des Morgens nur aus dem Bette fuhr , griff er auch schon nach seiner geliebten Flasche , und gluckte in großen und kleinen , Intervallen , je nachdem es seine Amtsgeschäfte zuliefen ununterbrochen fort , bis in die Nage Ob übrigens Brot im Hause war , ob Rock , Hose , Schuhe und Strümpfe ganz waren oder Löcher Hatten , ob der Pastor Primarius , wenn er manchmal as Later der Trunkenheit vornahm , einen bedeutenden Seitenblick oder Fingerzeig aufs Chor tat , das alles war unseres Kantors geringster Kummer !
Vor Absehung war er so weit sicher genug , denn seine Versoffenheit Hahne nicht nur keinen nachteiligen , sondern sogar einen vorteilhaften Einfluß auf seine Amts Geschäfte Bei ihn hieß es recht , eigentlich , wie in Burgers Zeoliede :
Bass gückt Harfenspiel und Sang , Wenn ich brav schlampampe .
Nächten sein , und Heischer sein , war sein , bei ihm gewöhnlich eins ; Hatte er hingegen , nach seiner sehr bescheidenen Art des Ausdrucks , ein Schlückchen genommen , dann konnte er alle Kantors in der ganzen Christenheit Ken hers . dusfodern , es mit ihm aufzunehmen .
Da also Rat und Bürgerschaft offenbaren Profi dabei hatten , liefen sie ihn ung stört saelampampen , und so hatte er keinen weiten Verdruß , als wenn etwa die Herren Gläubiger einmal gar zu ungestüm wurden :
Denn ein wenig konnte er auch schon vertragen !
Auf diese Weise hatte unser Mann , vom Chorale zum Präfektus und vom Präfektus zum Kantor , fein neun und dreißigstes Jahr hers . angezecht , und immer noch lebte er in dem ehr samen Sunggesellenstande .
Leser von verliebt tem Temperamente werden hieben vielleicht den Gedanken hegen , er habe die Stelle der Frau durch irgend eine Nymphe unter dem Namen Dienstmädchen oder Haushälterin ersetzt : Allein Er hatte zwar eine Frau bei sich , die , wie Freund Klinker blühenden Andens tens , alles in allem war ; Haushälterin und sie irren sich !
Köchin und Dienstmädchen und Wäscherin und Nährerin :
Aber sie war schon hoch in die säge zig , und überdem eine so grundehrliche , recht : schaffen und fromme Seele aus dem Sächsis . schen Erzgebirge , daß , wenn die Natur sie . auch noch hatte sündigen lassen , sie dennoch wie : Joseph aus religiösen Grundfaßen nicht würde . gesündigt haben .
Auch stieß es sich daran nicht , daß etwa kein Mädchen unseren Bacchusbrus der hätte heiraten wollen .
O die Mädchen drücken gar zu gern vor einem , auch wohl zweien , drei törperlichen und geistigen Fehlern die Augen zu , sobald ihnen das liebe Chebette winkt !
Die eigentliche Ursache war Gang simpel bie , daß er der versoffene und nicht der nach terne Kantor war ; und daß , treß alle dem , was die Poeten von Liebe und Wein , Wein und Liebe schreiben , gleichwohl die starken Trinker gewöhnlich sehr schivache Verliebte finde .
Ben unserem Manne war die Liebe , mit den Philosophen zu reden , eine schlafende Monade !
Und wenn er ja unter der Hand um ein oder das andere Mädchen werben ließ , so geschah es gewiß nicht aus Liebe , sondern aus flarem , hals Lehm Durste .
Er wollte nämlich keine andere als eine Frau mit Gelde , die sich von ihrem Hab und Gut selbst narrte :
Denn er konnte kies einen heller für sie missen !
Und weil doch der Mann des Weibes Haupt ist , so sollte sie zu gleich hübsch knapp haushalten , damit auch für ihn zur Labung seiner schmachtenden Kehle et :
was über bliebe .
Auf diese geheime Bedins gung aber , die denn doch nicht geheim blieb , wollte sich kein Mädchen mit Geld einlassen , und so paffitte natürlich für unseren Blumental auf jede Anfrage ein richtiges Körbchen .
Bei so bestallten Sachen wäre er nimmermehr zu einer Frau gekommen , wenn es das Schicksal nicht so gefugelt hatte , daß sich ihm eine seinen Umständen nach recht artige Partie von selbst anbot .
Ein noch junges , lebhaftes , nicht häßlir Ges und von Charakter recht gutes Weibchen , die mit ihrem alten , brummischen Manne einen sehr traurigen Ehestand geführt hatte , hatte endlich das Vergnügen , ihn zu begraben .
Er hinterließ ihr etliche tausend Taler bares Geld , ein eigen Haus und eine große Menge Sachen .
Dies und ihre Person zusammengenommen , den wichtigen Umstand nicht zu vergessen , daß sie von ihrem Ehemanne seliger keine Kinder hatte , konnte einem ehrlichen Junggesellen schon das Maul wässern machen .
Allein unserem Blumental hingen die Trauben viel zu hoch , als daß er sich die Mühe hätte nehmen sollen , nur einmal danach zu haschen !
Indes , wie das Sprichwort sagt :
Was sein soll , schickt sich wohl Die junge Witwe hatte einst Besuch von einer sogenannten Freundin , die wie gewöhnlich sie mit einer neuen Heirat neckte , und sie unter anderen fragte , ob sie nicht etwa den versoffenen Kantor nehmen wollte ?
Diese Frage sollte bloß Schaleren sein und zu einem recht derben Gelächter Stoff geben :
Die junge Witwe aber nahm das Ding von einer ganz anderen Seite .
, , Warum nicht ? sagte sie turz entschlossen .
Das Bißchen Trinken sollte mich nicht abschrecken !
Mein seliger Mann war immer nüchtern , und doch war er , Gott vers zeis ihm , ein ganz abscheulicher Qualteufel , den ich um alle Schaße der Welt nicht zum zweitens Male nehmen möchte .
Wüst ich nur sonst , daß der Kantor ein guter Mann wäre , mit dem ich vergnägt leben könnte , ich wollte mich nicht lange besinnen !
Und überdem hat man ja der Exempel , daß Frauen ihren Mannern , wenn sic nur recht anfangen , dergleichen Fehler in kurzer Zeit abgewöhnen . , , Diese Rede der jungen Witwe , die ihr rer Freundin ein Ärgernis und eine Torheit war , wurde durch deren gütige Beförderung gar bald das Getratsch der ganzen Stadt :
Und da ein Gerücht von jedem Munde , durch den es die Ronde macht , einen Zusak bekommt , so hieß es zuläßt gar , die Langen ( so hieß die junge Witwe ) Ware in den Kantor sterblich verliebt , und wollte sich ein Leide_es antun , wenn sie ihn nicht zum Manne bekäme .
Die Dor ctores und Chirurgi des Stadtleins leiteten dies verliebte Symptema aus einem Anfalle vom furor uter .
her ; der Pöbel dagegen wollte sehr genaue Nachrichten haben , daß es ihr der Kantor durch die Magd in einem Glas Wafer hätte antun lassen ; die Leute von gutem Zone aber erklärten sich die Sache bloß dadurch , daß die Liebe blind sei !
Es konnte nicht fehlen , daß aller Augen kun viel schärfer als sonst auf unseren Blus mental gerichtet wurden , und wo er sich nur sehen ließ wurde er mit der Langen bis aufs Leben geschoren .
Anfangs achtete er alle diese Hohneckercyen nicht ; Weil ihm aber von meh Ren sehr ernstlich mit Flachen und Schwüren versichert wurde , es sei gar kein Spaß und er würde an der Langen zum Mörder werden , wenn er sie nicht heiratete , so vermutete er sehr richtig , es müsse Koch etwas an der Sache sein , und nahm sich vor , dies Etwas , wo möge lich , herauszubringen .
Er wandte sich also an die Sibylle des Orts , an Mutter Kunkeln , eine Frau , die tausend Talente und Kenntnisse in Rich vereinigte und beide für ein Geringes zu jedermanns Gebrauch bereit hielt .
Eigents lich war sie eine Erddlerin und man konnte bei ihr alles haben und loswerden : Neben bei aber trieb sie Geschäfte von ungleich wichtigerer Natur .
Sie war Gesindemaaeklerin , Ammenmaklerin , Kupplerin , Hebamme , Wartefrau , Wächterin bei Kranken und Tod = ten ; Kurz sie war alles , wozu der Verstand , die Efihrung und Kräfte eines alten Weibes nur irgend hinreichen .
Sie hatte mit allen Familien Verkehr und war bei allen gelitten :
Denn sie hielt gar flüglich ihr Herz , so wie ihre Zunge unter dem Schloffe !
Diese Taus Sendkünstlerin nun ging , auf Blumentals Ansuchen , gerade zur jungen Mittwe , mit der sie von alten Zeiten her recht gut bekannt war .
Sie machte ihr eine Menge Freunds schaftlicher Vorwürfe , daß sie sich mutwillig so in der Leute Mauler brachte und sich ihr nicht in ihrer Herzensangelegenheit anvertraut hätte .
Die junge Witwe erstaunte , und als sie erfuhr , was die Sache sei , entbrannte sie vor Zorn und Unwillen .
Da es ihr nothwens dig gleich einfallen musste , wer ursprünglich dies fatale Gerücht ausgebracht hatte , schalt sie heftig auf ihre falsche , verleumderische Freuens dein und erzählte der Mutter Kunkeln unvers holen alle Worte , die sie gesagt hatte . braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden , daß sich noch denselben Tag ein heftiges Ungewitter zwischen der Langen und ihrer Freundin erhob , das sich mit völliger Aussündigung alles Umgangs und aller Freundschaft endigte . .
Mittlerweile erfuhr Blumental zu seiner großen Freude , was er sich nimmer hatte Traumen lassen , daß er wirklich Hoffnung hätte , die Hand der jungen Witwe zu erlangen .
Es tam bloß drauf an , sie zu überzeugen , daß er ein guter Ehemann sein würde , und es dünkte ihm schon der Mühe wert , Then Vers such zu machen .
Sogleich erging Order an Susanne , ( so hieß die alte Frau , die die Wirtschaft besorgte ) das ganze Haus von obenan bis untenaus zu reinigen und zu scheuern ; die Spinnweben , deren eine sehr ansehnliche Kollektion hier war , wegzufegen ; beide Röcke , den Alltags und Bratenrock , nebst Hosen und Strümpfen recht tüchtig auszuklopfen und durchzuflicken ; Die ganze Wäsche zu revidieren und zu reparieren , und kurz alles in den besten Stand zu setzen .
Susanne erstaunte über die plöhliche Veränderung , die mit ihrem Herrn vorging :
Denn so sehr sie auch die Reinlichkeit und Ordnung liebte , so durfte sie sie doch vor ihm nicht ausüben , und sehr oft , wenn sie die Stube fegen wollte , jagte er sie mit dem Besen wieder fort .
Sie schloß also daraus gleich , daß ein Liebeshandel im Werke sein müsse ; und in der Tat war auch nur Dieser allein im Stande , den Spinnweben im Blumenthalschen Hause den Untergang zu bereiten .
So wie er nun selbst auf der einen Seite die Laufgraben der Liebe eröffnete , so schloß er auch zugleich mit der Mutter Kunkeln ein festes Schuß und Trußßündniß , und versprach ihr , daß wenn sie die Heirat zwischen ihm und der Langen zu Stande brachte , so sollten fünf gute wohlgerändelte Loutsdors ihre sein . .
Dieser Kuppelpelz war mitzunehmen und Mutter Kur keln , die in ihrem Leben oft genug für grins gern Sold weit schwerere Dinge ausgeführt Hatte , schlug mit tausend Freuden in den Hans def ein .
Gleich anfangs erzählte sie der Langen sehr ausführlich und beredt , wie erstaun lich sich_es Blumental zu Herzen nahme , daß er unschuldigerweise die Veranlassung hätte sein müssen , sie in ein übel Gerücht zu bringen , und daß er sein Liebstes auf der Welt darum geben wollte , wenn es nicht geschehen wäre , und sie möchte nur ja um deswillen feinen Haß und Ins Willen auf ihn werfen .
Dieser Anfang lißelte die Eitelkeit der Langen nicht wenig , und man müsste die Weiber schlecht kennen , um nicht zu wissen , daß wenn nur erst diese Zitadelle ers stürmt ist , sich die Festung dann gar bald von selbst ergibt .
Ein andermal sagte die pfiffige Kupplerin wieder , steh Tonne doch so manches Einser und begreifen , aber das sei und bleibe ihr ein Rätsel , wie ein sonst so geschickter , vernünftiger und in aller Absicht schormanter und lieber Mann sich dem häßlichen Trunke so ergeben Tore ; Wiewohl , sette sie hinzu , ich glaube gewiß , er gewöhnt sich ihn noch auf seine alten Tage ab ; Er ist seit kurzer Zeit ein ganz anderer Mensch geworden ; In seinem Hause , Gott behüte und bewahre , wie sah es sonst aus , und ist ist alles wie Spiegel so blant und rein !
Und die alte Susanne , die mir sonst einen Tag und alle Tage mit der Flasche . antere dem Arme begegnete , läßt sich ist gar nicht mehr sehen . , , Das war nun gewiss sermassen wahr , denn Susanne ging ist mit der Flasche nie anders als des Abends !
Die Witwe , die sich diesen geheimen Schleichweg nicht im Traume einfallen ließ , flammte in Nachricht vor Freude ihrem Herzen über die und Vergnügen .
Nunmehr glaubte die Muts ter Kunkeln , daß sie es schon wagen föhne , dass sie es sich das verliebte Paar an einem dritten Orte zusammenzubringen .
Es traf sich eben , daß auf einem benachbarten Dorfe Kirmes war .
Der Pächter des hiesigen adligen Gutes war ein alter und A Freund des verstorbenen Lange gewesen .
Mutter K Die ebenfalls mit dem Pachter sehr vertraut war , jag ihn in ihr Komplott und bewog ihn gar leicht , die junge Witwe und den Kantor auf die Kirmes zu sich einzuladen .
Die Einladung wurde von beiden Teilen angenommen und am gesetzten , Zage erschien des Pächters Wagen , um die Witwe abzu , len , die von nichts auf der Welt . weiter wusste , als daß diesen ganzen Tag bis , pat in den Abend recht tapfer getirmeßt werden . sollte .
Allein wie groß war ihre Überraschung , ais , kurz nach ihr , unser Adonis , in vollem Staate , anmarschiert tam !
Sie wurde rot bis über die Ohren und hatte alle Mühe von der Welt , ihre Verlegenheit zu verbergen .
Ins des konnte sie sich_es selbst nicht verbergen , daß der Essige Anblick des Kantors auf ihr Herz eis einen gewaltigen Eindruck gemacht hatte .
Sie hatte ihn unzähligemal in der Kirche auf dem Chore und sonst gesehen :
Allein so wie sie ihn nun vor sich sah , dünkte er ihr in in ein nes Besen umgeschaffen zu sein . .
In der Thas hatte sich_es auch die alte Susanne von Herzen sauer werden lassen , ihn aufs möglichste auszus schmücken und zu staffieren , und ob er schon nicht in der Klasse der eigentlich schönen oder nur Hübe fchen Männer stand , so kontrastierte er doch ger gen den verstorbenen tlcinlichen , gebückten und runzelvollen Lange unendlich zu seinem Vorteile , Was ihn aber der Witwe am allermeisten Ems Pfahl , das war sein schüchternes , Novizenmessis Ges Betragen gegen sie , und überhaupt gegen alle anwesenden Damen , aus welchem deutlich zu lesen war , daß ihn wenigstens der Umgang mit dem anderen Geschlecht nicht Korbe hatte .
Auch fuhr ihr noch ein anderer Gedanke durch den Kopf , der notwendig ihr ganzes Blut in Wallung bringen musste !
Mein seliger Mann , sagte sie bei sich selbst , hat mich nicht so glücklich gemacht , den süßen Namen Mutter zu hören :
Sollt ich wohl zum zweytenmake für eine unfruchtbare Ehe bestimmt sein ?
Das wolle der Himmel nicht !
Ich fühle es es wert bin , der Welt einen Sohn oder eine Tochter zu gehen und wenn mich nicht alles trügt , ist der Kanter der Mann dazu ! daß ich Auf welche Beobachtungen diese Hoffnung der jungen Witwe sich eigentlich gründete , vers mag ich nicht zu bestimmen :
Genug die Witwe Begegnete dem Kantor nach und nach immer freundschaftlicher und freundschaftlicher , so wie sein Auge immer stärker und stärker funkelte , je mehr und je naher er mit ihr sprach .
Doch zu einer wörtlichen Liebeserklärung war ist keine Gelegenheit !
Auf einer Kirmes ist der Bauch , nicht das Herz der Gott , und unser Pachter , ein Mann , der es im Schmausen mit jedem aufnahm , ließ es weder an Nahrung noch am Nötigen fehlen . .
Dies brachte den Kantor in eine sehr lustige Berlegenheit !
Der Pächter sette ihm scharf mit Trinken zu , und hehauptete , auf einer Kirmes müsse man sich schlechterdings einen Rausch trinken .
Der Kann : Tor aber , der neben seiner Amasia saß , tat fair jungferlich und stellte sich , als könnte er nicht über drei Gläser vertragen .
Darüber lachte ihm der Pächter ins Ariegesicht ; , , Das mögen Sie einem anderen weiß machen , rief er , und nicht mir !
Cantores amant Humores , habe ich all mein Tage gehört , und Sie sind mir schon gerühmt worden , als ein Kantor vom ersten Range , im Singen und im Schlingen ! , , Diese für Unzeit gesagte Wahrheit brachte unseren Mann ganz aus Reihe und Gliedern : Allein seine gütige Nachbarin nahm sich sogleich seiner an .
Sie sagte dem Pächter Sonst möchte er wohl Recht gehabt haben !
Allein seit einiger Zeit hatte der Herr Kantor , um seiner Gesundheit Willen , das Ges lübd der Mäßigkeit getan , und dabei müsste man ihn schon ungekränkt lassen .
Uebris gens bat sie sich selbst die Bouteille zum Eins schenken aus , und versicherte , sie wollte weder den Herrn Kantor Durst leiden lassen , noch ihn verführen , sein Gelübde zu brechen .
Taben hatte es denn sein Bewenden und die Zeit verstrich für eine Kirmes immer noch vernünftig genug .
Als es nun gegen Nacht zum Aufbruche kam und der Kantor Hut und Stock ergriff , um , wie er gekommen war , zu Fuß nach Hause zu wandern , tat der Pächter zu guter lädt ein Werk der Barmher zigkeit an ihm und hat die Witwe , ihn in seist einem Wagen mitzunehmen .
Dies hatte sie und er gewünscht , und dies stand auch von Anfang in dem Plane der Mutter Kunkeln !
Also Laffen wie sie nur schleunigst einsteigen und hören , ob Mutter Kunkeln thre fünf Louisdors vers dient oder nicht ?
Zweites Kapitel .
Der Wagen , der unser geliebtes Paar nach Hause fuhr , war zufälligerweise sehr eng , und da der Kantor ein proportionirrliches Kantorkors pus hatte und die Witwe auch hübsch rund und wohl bei Leibe war , so konnte es nicht fehlen , daß der Plaß zwischen ihnen ein wenig knapp fiel .
Dies verursachte , daß sich beide auf eine unvermeidliche Art in mehreren Punks ten berührten , und diese Berührung , die als leerste in ihrer Art , die unser Kantor in seist einem ganzen Leben empfand , verursachte wie darum in ihm ein gewisses neues heftiges Ge fühle , das ihm schier Angstschweiß auspreßte ; ihn an allen Gliedern zittern machte , ihm wie ein Stein auf dem Herzen lag und daraus tiefe und schwere Seufzer hervorpumpte .
Da also die Witwe , um den Distours , zu eröffnen , den schönen Abend und den herrlichen Mondschein lobte , war der arme Schelm taum aum im Stande , ein schwaches stammelndes Ja hervorzubringen dem gleich ein träftiger Seufzer folgte .
Sie . vernahm ihn kaum , als sie sich von der Seite naher zu ihm wandte und ihn freundlich fragte t Was ist Ihnen ?
Sie sind doch nicht etwan frant ?
Damit faßte sie ihn bei der Hand , die wie Feuer glühte und zitterte .
In der Tat , fuhr sie fort , es ist Ihnen nicht recht :
Das tut mir herzlich leid !
Noch stärker zitternd drückte Blumental ihre Hand , die er von nun an nicht fahren Heß , fo , wie sie auch keinen Zud tat , um sie zurückzunehmen .
Mir ist , sagte er - so wunderlich ich fans nicht beschreiben- das Herz , das Herz Wittlich Ah ! sagte die widme , es . schlägt so heftig , daß ich es tan pochen hören !
Mein Himmel , womit kann ich Ihnen doch helfen ? .
Mit Nichts , antwortete der unerfahrene einfältige Christel , der hier . die schönste Geles genheit gehabt hätte , alle seine Liebesnot zu entdecken Mit nichts , faste er :
Es wird schon vorübergehen !
Die Wittre hätte leicht diese unbefriedis gende Antwort übel nehmen können :
Allein ein neuer heißer Handdruck übers zeugte sie , daß es bloß an Worten und Wenns Dunen , nicht an der Sache fehle ; Sie knüpfte also den Distours von neuem an .
, , Ihre Hand ist ja so erstaunlich warm .
It sie denn das immer ? , , O Nein !
Es ist mir erst ist den Augens Blick so geworden , seitdem ich im Wagen site .
" Sie können vielleicht das Fahren nicht betragen ? , , O ja , sonst recht gut !
, , Nun denn ist es doch seltsam , daß Ihr einen gerade , was zustoßen muß , wenn Sie mit , ein törperlicher Zufall ist , Herzspann oder so was , dann kann ich es leicht erraten , was Ihnen fehlt .
Sie sind in des Pächters älteste Tochter verliebt ! , , Gott behüte mich in allen Gnaden !
So wahr ich Blumental heiße , so gewiß , , Nun , nun , schwören Sie nur nicht !
Es tan sein , ich irre mich :
Indessen ist es die nicht , so ist es eine andere !
So viel weiß ich gewiß , daß die Liebe manchmal mit solchen angstlichen Zufällen anfängt , wie Sie ist ha ben !
Gestehen Sie mir immer ein Bißchenbey einem alten Weibe , wie ich bin , laufen Sie keine Gefahr r hat sich nicht heute in Ihrem Herzen etwa was angesponnen ? , , in Soufier und ein noch viel kräftigerer ( Wiederum ein Handdruck ! ) , ,Halt , Haft !
Ist müssen Sie mir nicht bie Hand drücken !
Ich könnte sonst leicht was arges dabei dehnten . , , ( Der Handdruck dauert fort )
Nun gewiß und wahrhaftig , wenn ich so reden wollte , wie unsere Leute in der Stadt Neulich haben sie gesagt , ich wäre sterblich verliebt in Sie ; Jht könnt ich denken , es wäre mit Ihnen so was . , , Ja , ich bin verliebt in Sie , und wenn ich Sie nicht bekomme , so mag ich nicht mehr auf der Welt sein !
Bei diesen Worten brach Blumental plößlich in ein heftiges Weiß einen und Schluchzen aus , drückte die Hand der Witwe ungeftum an seine strömenden Augen und benetzte sie über und über mit heißen Thras einen .
Ohne zu wissen wie , schlich sich auch in der Langen Auge ein teilnehmendes Tränchen , da ihr doch anfangs das Lachen ungleich näher war als das Weinen .
Lieber Blumental , sagte sie , indem sie ihm sanft mit ihrem Tuche die Augen und Wann_es gen abtrocknete :
Beruhigen Sie sich !
Sie fallen gewiß auf der Welt bleiben , davor stehe ich Ihnen !
Sie haben mir nun gesagt , was Sie auf dem Herzen hatten :
Ißt ist die Reihe zu reden an mir !
Ob ich Ihnen Gram bin oder nicht , brauche ich wohl nicht erst zu sagen : Oder wenn Sie es etwan gleichwohl gern hören möchten , gut !
Sie haben mir heute gar sehr und sich mächtig bei mir einiges Aber , lieber Blumental , es ist hier nicht die Rede von Liebhaben und Gefallen wohl geschossen . auf einen kurzen Augenblick , sondern von Bei : raten auf Zeitlebens !
O das ist ein gewalti ger Unterschied , den Sie unmöglich so einsehen können , wie ich !
Sie könnten ißt bis zum Sterben in mich verliebt sein , und wenn wir einander nur ein Vierteljahr hätten , wären Sie mich und ich Sie satt und wir lebten dann die und Kahe . wie übrige Zeit Sie uns nichts Nein , lieber Blumental , übereilen !
* Ich mag Ich mag Sie nicht unglücklich machen , aber ich will auch weder durch Sie noch einen anderen zum zweitenmal unglücklich wer den .
Wenn ich wieder heirate , so geschieht es bloß deswegen , damit ich die Freuden des Chestandes schmecken will , so wie ich bisher die Leiden geschmeckt habe : Und da können Sie mir es denn wohl nicht verdenken , wenn ich meiner Sache erst ein wenig gewiß zu sein suche , ehe ich zuschlage !
Indes gebe ich Ihnen mein Wort , Sie finde der erste , der auf meine Hand die nächste Anwartschaft hat : Sind Sie nur ruhig ? , Gott Lob und Dank , rief Blumental mit einem herzlichen Erleichterungsseufzer , der den völligen Beschluß machte :
Nun ist mir wieder wohl und leicht ums Herz !
Ich möchte gleich vor Freude springen ! . .
In demselben Augenblicke bekam der Was gen , der bisher über eine Wiese ganz sanft gegangen war , einen derben Stoß von der Rech ten zur Linken , so daß sich die Witwe mit eis einem lauten Schrei Blumenthaln in die Arme warf .
Solch ein günstiger Zufall mußte ihm auch noch zu Hilfe kommen und seiner Schüchternheit ein für die Witwe erwünschtes Ende machen !
Da er sie nur einmal umschlungen hielt , wagte er es auch , ihr den ersten Kuß auf ihre Lippen zu drücken :
Dieser erste Kuß aber währte mit den drauffolgend so lange , bis der Wagen dem Langenschen Hause still hielt und die Freude vorerst ein Ende hatte .
Die Witwe stieg aus , nahm gute Nacht und sagte nur noch ganz leise :
Morgen schreiben Sie mir , wie Sie geschlafen haben !
Heidi ging der Wagen , um unseren Mann ebenfalls vor seiner Wohnung abzusehen , wo ihn bereits die gute alte Susanne erwartete .
Drittes Kapitel .
War der Tag für Blumenthein glücklich gewefen , so war es die Nacht noch mehr .
Er selbst zwar schlief und schnarchte in guter Ruhe , ohne daß ihm seine Phantasie ein einziges Bild des Tages wiederholte :
In desto sofern Träumen hingegen lag seine Amasia .
Es tam ihr vor , als wäre sie wieder auf der Kirmes bei dem nämlichen Pächter und mit der nämlichen Gesellschaft :
Nur eine einzige Person war Jet mehr da , als das vorigemal .
Das war ein Knabe von etwa zwei Jahren , von Wunders samem Liebreiz und Schönheit .
Das Lächeln seiner Augen und seines Mundes war ganz ber zaubernd !
Wer ihn nur ansah , fühlte einen unwiderstehlichen Reiz in sich , ihn auf den Schoß zu nehmen und recht satt zu herzen und zu Thyssen .
Auch ging er wirklich wie ein Ball in der Gesellschaft von einer Handr anderen , von einem Arm zum anderen :
Aber er rastete nirgends lange , um seiner Mama zuzueilen .
Das war nun natürlich keine andere als fe rein !
Mit unaussprechlichem Eunsre Traume : die ganze volle Mutterfreude , der nice hlte auf der Welt sonst gleicht .
Sie nahm ihren Wilhelm , denn so hieß der Kleine , auf ihren Schoß ; Wilhelm tüßte sie , streichelte sie , neckte sie und brachte hundert schnakische Fragen und Einfälle hervor , die die ganze Gesellschaft zu lachen machten .
Auf einmal fiel es ihm wieder ein , er wollte reiten und Papa sollte mitreiten !
So gleich kriegte Blumental zwei Stöcke aus der Winkel und nun begannen sich Roß und Reuter fo pudelnärrisch rings im Saale herumzutum meln , daß alle Zuschauer und Zuschauerinnen . in ein lautes Gelächter ausbrachen und die Witts we erwachte . ps Es war wohl nichts auf der Welt leichter zu erklären , als die Entstehung dieses Traums ! :
Was die Witwe wachend gewünscht hatte , das . stellte ihr ihre lebhafte Einbildungskräfte im Schlafe als erfüllt vor , und folglich war darauf : eben so wenig zu rechnen , als wenn ein eifriger Lotteriespieler träumend das höchste Los gewinnt .
Allein wer wollte eine solche philos sophisch talte Beurteilung von einem Weibe fordern !
In ihren Augen war dieser Traum . etwas mehr , als ein bloßes Spiel der Phantast : just zwar eine himmlische Eingebung , aber doch ein Analogon derselben !
Das Bild des Knaben hatte sich ihr so fest eingeprägt , daß es ihr auch nach dem Erwachen immer noch vor Augen schwebte .
Es war ihr , als forderte sie dieser tleine Lächelnde Engel auf , es in Gottes .
Namen za wagen und Blumenthaln die Hand zu geben .
Der Entschluß stand also bereits fest , sich Langsters in einem Vierteljahre aus der Witwe Langen in die Frau Kantor Blumen ? : Thein zu metamorphosieren !
Diese Zwischenzeit wollte sie dazu nutzen , ihren Liebhaber so zu bilden und zu ziehen , wie sie ihn künftig als Mann wünschte .
Noch war sie in ihrem Negligé und trank ihren Morgende , als bereits Mutter Susanne mit einem in Form eines Gevatterbriefs Gelege ten Schreiben von Blumenthaln erschien .
Dies Aufschrift war :
An die hochedelgebohrne tu Gentreiche und hochgeschaßte Frau Frau N. N. verwitwete Langen , zu eigenen Handen abzus geben .
Der Inhalt war der Aufschrift gemäß , und in einem etwas steifen , pedantischen , halbes französischen Tone , der damals Mode war rapportierte Blumental , der gestrigen Order . gemäß , wie er geschlafen , und wiederholte seine erste Bitte um Hand und Herz .
Die Witwe ber Van sich einen Augenblick und ließ Blumenthaln zurücksagen , er würde ihr auf den Nachmittag um 3 sehr willkommen sein .
Sie konnte sich leicht an den Fingern abzahs lehn , daß der erste Besuch von Blumenthaln in ihrem Hause , das ganze alte Stadtgetratsche : wieder erneuern würde . wieder Allein einmal , musste er doch , wenn die Sache Ernst werden sollte , über kurz oder lang öffentlich zu ihr kommen , und dann war es einerlei , ob die bösen Zuns gen ein paar Wochen früher oder später stachen !
Dann war auch das gestrige Rendezvous beim Pächter und das zärtliche folus cum fohle auf der Heimfahrt sicherlich schon in allen Häusern bekannt und es folglich Ein Aufwaschen !
Und endlich tröstete sich die mit ihrem unge Witwe heimlich mit ihrem Traume , und tigelte sich schon im Voraus mit der Vorstellung , wie in Jahr und Tag alle die Weiber , die sie ist so lasteten , vor Neid und Missgunst schier placken würden , wenn ihr der Himmel ihren englischen Wilhelm beschert hätte .
Ganz heiter und unbefangen also eriars täte und empfing sie ihren Blumental zur bestimmten Zeit .
Diesen hatte der gestrige Schmaus an Umors Tafel so wohl geschmeckt , daß er großes Verlangen bezeigte abermals zu zulangen :
Allein die junge Witwe entzog sich feiner Lüsternheit und sagte ihm , sie hätte heute viek zu ernsthafte Dinge im Kopfe , als daß sie ahnt verliebten Zändeleyen Geschmack finden könnte .
Ich habe ein wenig nachgedacht , fuhr sie fort , unter welchen Bedingungen ich Ihnen meine Hand geben kann : hoffen Sie mich also , und dann urteilen :
Ich bin Gottlob ! keines von den albernen grünschnäbellichen Geschöpfen , . die sich die Ehe als ein Himmelreich vorstellen und von ihren Liebhabern verlangen , daß sie , das Essen und Trinken ausgenommen , Engel in menschlicher Gestalt sein sollen .
Wenn es auch wirklich dergleichen Gabe , wiewohl ich_es nicht glaube , so möchte ich just keinen zum Man_es ne haben !
Ich bin kein Engel ; Ich habe meine Fehler und Schwachheiten , und so gut ich verlange , daß mir mein Mann die übers sehen soll , so herzlich gern will ich auch die seinen übersehen .
Allein manche Männer , wo : runter mein seliger Mann auch war , machen sich von ihrer Oberherrschaft im Ehestände et einen so erschrecklichen stolzen Begriff , daß es nicht auszuhalten ist !
Sie glauben , wir ar men Weiber finde gar nichts Bette sind wir ihnen gut genug Bloß ins Übrigens eine Magd ; halten sie uns nicht besser als Immer befehlen und Befehlen , und brummen und murren , wenn auch nur die geringste Kleinigkeit nicht recht ist .
Wüßte ich das von den Ihnen , oder sähe ich auf Ihrer Stirb .
98 von kleinsten Zug von einer solchen tyrannischen Denkungsart , dann , müßte mich ja der Guckuck plagen , daß ich meine edle Freiheit zum zwei tenmale so schändlich verschleudern sollte .
Lieber blieb ich bis an mein Ende Witwe , da ich , dem Himmel sei Dank , so viel habe , daß ich keine Noch zu leiden brauche !
Aber nein , das denke ich von Ihnen nicht .
Ich glaube vielmehr steif and fest , daß Sie ein guter Ehemann sein können und werden , wenn Sie nur die rechte Frau treffen .
Nun sagen Sie mir einmal recht aufrichtig und unverhohlen : halten Sie mich wirklich für die Person , die unter allen , die Sie kennen , am meisien für Sie geschaffen ist ?
Bin ich Ihnen nach dem , was ich gestern und heute mit Ihnen gesprochen habe , klug und verständig genug , daß Sie nicht etwan fünftig auf mich als eine Albes herabsehen dürfen ?
Bin ich Ihnen auch noch jung , noch hübsch genug , und wenn Sie und ich allmählich ins alte Register koms men , glauben Sie auch alsdann an mir noch etwas zu finden , daß Sie mir gut bleiben können ? , , ne Gans h. Auf alle diese Fragen antwortete Blumental mit nichts , als einem neuen Strome von Tränen , mit dem er sich in die Arme der Witwe stürzte .
Machen Sie mich ist nicht weich ums Herz , unterbrach sie ihn !
Ich will es Ihnen gern glauben , daß Sie mich lieb haben und daß Sie in diesem Augenblicke ein ganz unvergleichlicher Ehemann sein würden :
Aber , aber , wer steht mir für die Dauer ?
Sie sind bis jetzt eines schwärmenden Lebens , unter lustigen Brüs deren und bei vollem Glase gewohnt .
Wenn nun das Neue in meinem Umgange abgetra gen ist und sich Ihr heftigstes Liebesfeuer verraucht hat , wird dann nicht vielleicht bei Ihr einen das Sprichwort eintreffen Alte Liebe rostet nicht !
Dann greifen Sie wieder nach Ihrer lieben Flasche , die Sie mir ist auf eine Zeitlang aufopfern :
Und wenn ich alsdann bitte und schmeichle , Sie möchten doch mir nicht zu Leide tun , dann weisen Sie mich troßig ab !
Laß mich ungeschoren , Frau !
Ich tue , was ich will !
Du hast mir nichts zu bes fehlen !
Ich bin Herr im Hause ! , , Unter heftigem Weinen undSchluchzen konns te Blumental nichts weiter hervorbringen , als :
So wahr der Himmel über mir ist , , Schwören Sie nicht , sagte die Witwe und hielt ihm den Mund zu !
Ich will Je : einen ein Mittel sagen , wie Sie mich ohne Schwüre überzeugen können . einmal nur vier Wochen und Probieren Sie_es . entschlagen Sie sich gänzlich Ihrer vorigen Trinkgesellschaften !
Daraus will ich sehen , ob Sie mich wirklich lieb haben oder nicht ! , , Blumental , wie leicht zu erachten , vers sprach alles und bat sich bloß von der Witwe aus , daß er sie wenigstens diese Zeit über die Woche zweimal besuchen dürfte .
Herzlich gern , gab sie zur Antwort !
Aber was die Hauptsache anbetrifft , so glauben .
Sie ja nicht , daß Sie mich hintergehen tön Es heißt immer , die Könige hatten lange Hände :
Ohne Ruhm zu melden , wir Weiß ber haben noch langer ! , , einen .
Blumental blieb dabei , daß er sich nicht nur auf diese vier Wochen , sondern auf immer von allen seinen vorigen Saufbrüdern trennen und überhaupt ein ganz anderer und neuer Mensch werden wollte .
Wenn Sie das tun , verseßte die Witwe , Sie sollen an mir das zärtlichste Weib finden , was auf Erden lebt !
Ich will Sie auf den Handen tragen !
Alle die Liebe , die ich in meinem vorigen Chestande in mich schließen musste , sollen Sie so verspreche ich Ihnen im Voraus :
Blumental ließ sie nicht weiter reden und schloß ihr den Mund mit feurigen Kufen , um zur Ausführung seines großen Entschlusses Starte und Kraft einzusaugen .
Viertes Kapitel Die kritische Probezeit begann , und der Pros Bantus hielt sich die ersten vierzehn Tage so gut , daß die Witwe durch ihre Spione schlechterdings keine andere als günstige Nachrichten einzog .
Schon war sie halb und halb entschlossen , ihm die andere Hälfte großmütig zu erlassen : Allein das tiefe Misstrauen , was sie in ihrem ersten Chestande gegen das ganze männliche Geschlecht eingesogen hatte , stimmte sie bald wieder un und brachte sie auf eine Lift , die ein für allemal Blumentals Schicksal entscheiden sollte .
Sie ließ ihn zu sich rufen , sagte ihm , daß sie Ges schäfte wegen auf acht Tage da und dahin reffen müsste und überließ es ihm , wie und auf was Art er sich während ihrer Abwesenheit die Zeit vertreiben wollte .
Blumental empfand über diese Trennung den heftigsten und tiefsten Schmerz , und bat die Witwe himmelhoch , entweder zu bleiben oder ihm doch vorher das Sawort zu geben : Allein sie verhärtete sich gegen alle seine Tranen und Bitten und vers wies ihn bis auf ihre Zurückkunft ; Dann versprach sie ihm gleich den ersten Tag eins von beiden , ihre Hand oder ein Körbchen .
Mit diesem schweren Bescheibe entließ sie ihn und erwartete nun , mit Furcht und Zittern die Wirkung ihrer angestellten List .
Die ersten Tage ihrer Entfernung fiel nichts vor , als daß Blumental zwischen seinen vier Wänden ein Heftiges Stöhnen und Seufzen betrieb , und mitunter , aber gegen sonst wirklich selten , in aan : kleines , Heines Schlückchen nahm .
Den dritten Tag aber bekam er einen sehr uns hosten und überraschenden Besuch von dem Pächter , der ihn und die Witwe auf die Kiri meße eingeladen und so freundschaftliche Hand : und Spanndienste getan hatte , fte einander näher zu bringen .
Blumental machte An ftalt , thn so gut zu bewirten , als es das Haus vermochte : Allein der Pächter dankte für als les .
, , Ich komme bloß deswegen her , sagte . er , um euch abzuholen !
Ich habe heute einen Coup gemacht , der mir wenigstens 500 Rthl . einbringt !
Dafür soll_es heute einmal flott Ges hen und wir wollen einem halben Dußend Bouton .
Umeer die Hälse brechen !
Na , nur für !
Den Rock an , die Perücke auf , und Marsch fort !
Der Wagen ist schon angespannt ! , , Nun stelle man sich den lustigen Kampf in unserem Manne vor , zwischen Liebe und Burst , Bacchus und Amor !
Schon roch er halb und halb den Balsamduft des testlichen Ungar Schon war es ihm , als fühlt er sein ambrosisches Del am Gaumen tleben :
Ha , welch ein Göttertrant !
Aber die Witwe , Wenn die es erfuhr , daß er die Witwe ! wieder gezecht hatte !
Ihre Hand , oder ein Körbchen , war ihr lehtes Wort , wenn sie zu : rücktame !
Nein , nicht einen Tropfen , und wenn jeder Tropfe die Lieblichkeit und Süßig teit der ganzen Natur in sich vereinigte !
So dachte er und fing an , gegen den Pächter eine Menge Entschuldigungen vorzu : bringen , daß er heute unmöglich abkommen fönte .
Der Pachter aber hieb frisch alle Entschuldigungen und Ausflüchte in die Pfanne und erklärte schlechterdings , er sollte und müßte mitkommen :
Auf den Abend wollt er ihn schon bei guter Zeit nach Hause schicken !
Damit schleppte er selbst Perücke und Hut und Stock herbei , und ehe sich der Kantor einmal recht besinnen konnte , saß er schon mit dem Pächter im Wagen und fort ging_es !
Kaum waren sie im Edelhofe abgestiegen , kaum hatte Blumental der Wirtin vom Hause und ihren Töchtern das Kompliment ger macht , so rief der Pächter schon :
, , he , Frau , bringe Gläser !
Hurtig !
Heute wollen wir Beiden ein Duetto trinken , das sich gewaschen hat !
Das Lestemal , weil ihr bei mir wart , Font ich_es euch nicht so sehr verdenken , daß ihr nicht anbeissen wolltet :
Wenn man auf Freiersfüssen geht , muß man halte schon ein Bißchen ehrbar und Nippern tun !
Aber heute finde wir allein und die Herzallerliebste ist weit genug von uns , Wir wollen also heute ganz auf unsere eigene Hand eine Nachtirmeß machen und ein Hundsfott , der nicht bis auf den lege_es ten Mann aushält ! , , Schier wollte Blumental vor Angst und Bangigkeit seines Herzens springen :
Aber schon brachte ihm der Pächter das Wohlsein seiner zu !
Er ergriff also das Glas Charmanten und schlurfte herzhaft den füffen Gift hinunter , es mochte nun auch draus entstehen , was da wollte . , ,Gelt , der läßt sich genießen , sagte der Pächter !
Vollends auf die Gesundheit des Fünf digen Eheschaßes !
Aber a propos , wie weit send ihr denn mit einander ?
Werdet ihr denn einen nicht bald zur Verlöbnis bitten ? , , Blumental tat einen tiefen Seufzer .
Ach das ist noch in weitem Felde , sagte er !
Wollte der Himmel , ich wäre auf dieser Welt so glücklich !
Ich wüßte nicht , was ich darum Gabe !
Gott weiß , ich habe sie so lieb , so lieb " Nun denn , auf baldige Gegenliebe !
Nicht genippt , Herr !
Rein aus das Glas !
So recht :
Nun wird auch die Gegenliebe schon kommen !
Und wenn denn ja das Schlimmste zum Schlimmsten kommt und sie gibt euch den Korb , was denn mehr ?
Adressiert ihr euch nur an mich " Nein , das geschieht nun und in alle Ewiges feit nicht !
Ich habe einmal meinen Sinn auf sie gesetzt , und wenn ich sie nicht haben soll , dann Dieses dann wurde mit einem Tone gesagt und mit einer solchen Miene und Gesten begleis tet , die so viel sagen konnten , als :
Dann ist mir die ganze Welt verhaßt ; oder , dann bleibe ich ewig Junggeselle !
Pots Geier , rief der Pächter aus !
Das ist ja eine hagelmäßige große Liebe !
Ich Fenne doch die Langen schon so manche Jahre her , aber das hat ich ihr nicht angesehen , daß sie einen so ins Näh verstricken könnte !
Indessen sie hat hübsches Vermögen , das gibt denn so der Liebe schon mehr den Sporn ! , , Das rührt mich wenig , sagte Blumental sehr ernsthaft !
Und wenn sie auch keinen Hell leer hätte war ich the doch eben so gut .
Aber wäre weil ich selbst ein armer Schelm bin und eine Frau semale Bissen bei mir beißen würde , so muß ich mit aufs Geld sehen !
Indessen es Fönte ist eine kommen , die noch zehnmal so viel hatte , ich sah sie nicht über die Achseln an !
, , Nun meiner Treue , wenn der Langen heute die Ohren nicht fklingen , fo klingen sie ihr nie !
Verzweifelt , wie ihr das in die Nase herauffahren würde , wenn sie es hören sollte !
Nun , auf glückliche Hochzeit ! , , Das trinf ich noch , und dann feinen Tropfen mehr !
Er sagte es stürzte das Glas um und stand auf .
Himmel und Hölle zu Der Pachter suchte hims bewegen , lachte und schalt ihn wesselsweise aus :
Aber alles war in den Wind geredet !
Wenn Sie mich nicht mit Gewalt forthaben wollen , sagte er , so verschonen Sie mich mit Trinken !
Ich habe einmal mein Wort gegeben , und ich halte es .
" Aber , Narr , sie ist ja nicht hier !
Hals tet ihr mich Benne für ein kleines Kind , daß ich hingehen , werde und euch verraten ? "
Wenn schon !
Genug , ich thus nicht !
Wenn sie hier Ware , würde sie wenigstens daraus erkennen , wie lieb ich sie habe !
Sie ist hier , rief die Witwe in demselben Augenblicke , sprang aus einem Nebenzimmer hervor und schlang Blumental mit der heißesten Inbrunst in ihre offenen Arme : Sie ist hier , liebster Blumental , und auf ewig die Ihrige !
Der geneigte Leser male sich nun nach Belieben das freudige Erstaunen Blumentals , die zärtliche Ergiessung der jungen Witwe und das triumphierende Gelächter des Pachters ; Er denke sich weiter hinzu , wie die beiden Lier Bänden es gar bald Vat kriegten , in Gegenwart von mehreren Zeugen ihre ganze volle Empfindung Strome zu lassen und wie sie so bald als möglich nach Hause eilten .
Fünftes Kapitel .
Was ist und in den folgenden Tagen und Wochen vorfiel , läßt sich alles in die paar Worte zusammendrangen , daß Blumenthaln und seiner nunmehrigen erklärten Braut der Himmel voll Geigen hing .
Sie war nach der Letten Szene so von ganzem Herzen und von ganzer Seele in ihn verliebt , daß sie ihn Beys . nahe ein Bißchen vergötterte .
Sobald die Verlobung ganz simpel und still und in Gegenwart sehr weniger Zeugen vollzogen war , sette sie eine Art von Stolz darin , sich an seinem Arme öffentlich sehen zu lassen .
Natürlich blickten die Senator's Paftor / und Kaufmanns Weiber mit gerümpfter Nase und schnöder Mieze ne auf sie herab : Allein sie warf ihnen wieder einen Blick zu , der ungefähr so viel sagte , Ihr armen stolzen Närrinnen !
Welche ist denn wohl unter euch , die sich rühmen Van , daß ihr Mann aus Liebe zu ihr seine liebste Leidenschaft aufgeopfert hat ?
Welche von euch hat denn wohl so viel Gewalt über das Herz . eines Mannes ausgeübt , wie ich ? , , Dieser Gedanke sette sie in den Stand , die sprödeste Verachtung und Geringschäßung ihres Geschlechts zu ertragen , und mit der muntersten Laune von der Welt machte sie die wenigen nötigen Praparatorien zur Hochzeit , da sie als Witwe noch von alten Zeiten her das miefte im Vorrat hatte .
Eine Hochzeit ist , so viel ich weiß , noch nie der Gegenstand einer prosaischen Beschreibung gewesen .
Auch ist es wohl billig , daß die Prosa wenigstens Ruhe habe , da der liebe Hymen die arme Dichtkunst und Versemacherey schon so jammerlich und erstaunlich mitnimmt :
Gleichwohl habe ich von der Blumenthalschen Hochzeit etwas in Prosa beizubringen , wozu ich indek nicht anders füglich kommen Van , als daß ich ein kleines Wort von den Hochzeiten überhaupt vorausschicke , rohen Alle kultivierten und dicker stimmen wohl darin überein , daß ein Hochzeittag von Gott und Rechtswegen ein Tag des höchsten Vergnügens , nicht bloß für das Brautpaar , sondern auch für die Anverwandten und Freunde desselben sein soll .
Allein so wie die Menschen sehr häufig in ein der Wahl der Mittel zum Zwecke unglücklich finde , so wie mander etwas gerade dadurch am schlechtste macht , wodurch es seiner Vorstellung nach am besten werden soll , so auch hier !
Um das Vergnügen recht zu vervielfältigen und gleichsam bei allen Zipfeln zu fassen , bittet man eine unübersehbar große Anzahl Hochzeitgäste und erschöpft mit einemmal allen Lurus der Tafel , so daß selbst ein hungriger Patagonier über die KleinDie heit seines Magens verzweifeln würde .
Folgen dieser weisen Anstalt sind zum Greifen und zum Sehen !
Durch das Gesetz der Rangordnung werden Leute zusammengebracht und auf mehrere Stunden zur Nachbarschaft vers dammt , die sich schlechter zusammenschicken , " wie Leffing und der Subkonrektor Bohn :
Das her tödliche Langeweile und unausstehlicher 3 Hwang an allen Ecken und Enden !
Überfüll Lunge des Magens tommt dann dazu , die die allermeisten mit einer kleinen Krankheit büßen müssen .
Wenn nun vollends Musik und Tanz die geistigen und körperlichen Leiden bei der Tafel nicht wieder gut machen , dann stehe ich davor , daß ein großer Teil der Gäste sich lieber auf ein Leichenbegangniß , als auf so eine Hochzeit wünscht !
Doch die Leiden der Gäste bedeuten im Grunde nichts gegen die schwereren und drückenderen hinters her das Brautpaar treffen .
Es ist unglaublich , wie wenig bei dieser Gelegenheit Leute mit the rem Beutel Nicksprache halten , und mit welcher Sorgenlosigkeit sie in den Tag hinein verschwenden !
Denn denn Latus der Ausgaben zusammengezogen wird , dann zeigt sich_es , daß dieser einzige , höchstvergnügt sein ' sollende , aber im Grunde sehr traurig verbrachte Tag , eine nach Proportion übermäßige Summe des Vermögens unwiederbringlich aufgefressen hat .
Ein großes Glück , wenn nicht auf der Stelle Nahrungssorgen und Schulden einwurzeln ! n !
Wenn ein künftiger kleiner Erbe nicht den Tag mit bitterer Not und Armut büßen muß , an dem mit so vielem Pomp und Gepränge zu seiner Existenz der Grund gelegt wurde !
Unsere Blumenthalin war ungleich klüger und zugleich fester gegen Hieb und Stich der Verleumdung , als daß sie sich von diesem Strome der Hochzeitmode hatte sollen hinreissen lassen .
Sie machte den Zuschnitt ihrer Hochzeit nicht nach ihren paartausend Talerchen , sons deren nach dem Stande ihres Essigen Mannes , von dem als einem armen Halbgeistlichen aller Lurus entfernt sein musste .
Gleichwohl gestanden die wenigen auserlesenen Gäste , die zu diesem Feste eingeladen wurden , mit Einem Munde , so herzlich vergnügt waren sie noch auf Tais einer Hochzeit gewesen !
Auch Mutter Kunkeln erhielt nicht nur die versprochenen fünf Louisdors , sondern noch eine reichliche Portion von dem kleinen fröhlichen Mahle .
Das war es alles , was ich von der Blumenthalschen Hochzeit zu sagen hatte : Und wenn dieser Leser und jene Leserin etwa bei dieser Stelle ein wenig in sich geht und bei sich selbst sagt , , , Der Autor hat Recht !
Ich bin auch so ein Narr oder Närrin gewesen !
Aber meine Kinder , will_es Gott ! sollen wenigstens auf eine vernünftigere Art hochzeiten ! , , so Bild ich mir darauf mehr ein , als auf die schönste Romanenfiktion . wurde nicht vergessen und Sechstes Kapitel .
So abgeschmackt und unverschämt auch der Befasser des Buchs über die Ehe gegen die armen Witwen zu Felde zieht , indem er aus dem weiten Ärmel seines Weißes ein ganzes Heer schimpflicher Gleichnisse gegen sie ausschüttelt , sie mit umgewandten Kleidern , Perücken statt eigen Haar zc .
* ) in Parallel * )
Les beaux Efprits fe rencontrent !
Der geneigte Leser wird sich bass wundern und freuen , wenn ich ihm eine kleine von mir gemachte Entdeckung mitteile , vermöge der sich zwischen dem wikigen Verfasser des Buchs über die Ehe und dem weiland witzigen Pater Abraham a Sancta Clara eine ganz erstaunliche Ähnlichkeit des Geistes und der Gesinnungen Ahndet .
In dem berühmten Gag , Gag , Gag , Gag , à Sa. Eti einer Wunder selßamen Hennen in dem Herzogtum Bayern ( München , 1688 ) schreibt derselbe , Seite 89 , also und folgendermaßen :
" Ein Weib und ein Bart haben fast eine Art , so lange ein Bart an dem Angesichte des Mannes haftet , so lange is er in Ehren , man gleicht ihn , man streicht man richtet ihn , man schi cht ihn , man zartlet ihn , man Bartlet ihn 2c . sobald ihn aber der Barbier herunter geschnitten hat , alsdann wird er gedichtlich auf die Erde geworfen , ein jeder tritt ihn mit Füßen , im Auskehren hat er den Vorzug , und endlich in der Mistbutten gewinnt er fein Begräbnis .
Schier eine gleiche Beschaffenheit hat es mit einem Weibe , wie lange stellt :
So fürchte ich doch keineswegs , daß meine Blumenthalin darum in den Augen meiner Leser eine verächtliche Kreatur sein wird , weil sie das Unglück hat , kein Mädchen mehr .
Fehler abgerechnet , zu sein .
Die in 10 angenehmes , war und wurde sie zärtliches , allerliebstes Weib , als ich zum Glück der Welt jedem Manne gönnen möchte .
Was den neuen Herrn Ehegemahl anbetrifft , so war er trotz aller Unwahrscheinlichkeit schneller Bekehrungen , doch wirklich in Zeit von einem Vierteljahre gänzlich bekehrt und umgekehrt .
Zwar seinen vorigen Etelnamen , der versoffene Kantor , behielt er immer noch , so gut als Lichtwehrs kleiner Töffel , aber in der Tat verdiente er ihn nicht mehr .
Ganz durfte er das Trinken nicht aufgeben , selbst auf die Vors sie mit ihrem Ehegatten hauset , und bei beiden wider aller Arithmeticorum wie zwei für eins gezählt werden , so lange sie ist in Ehre , so lange wird sie gelobt , und hat allenthalben eine allsattliche Begnügung , sobald aber der unverschämte jauns dürre , ochenreiche Lebensbarbierer sie von dem absondert , nachmals geht es ihr nicht -besser , als dem abgeschnittenen Bart , das verachte werden ist ihr gewiß , das verlassen werden bleibt ihr nicht aus , das verfolgt werden ist ihr meistes Einkommen , und so man sie schon nicht gar mit Füßen tritt , wenigste liegt der Fußhader nicht fern von ihr . , , alles Stellung seiner Frau , die in diesem Falle für ihn , und vielleicht nicht ohne Grund , eine Krankheit befürchtete :
Aber das Trinken war nun nicht mehr Leidenschaft bei ihm , und eine ordentliche und regelmäßige did , zu der sie ihn ist gewöhnte , machte ihm nach und nach Debauchieren zuwider .
Dagegen trant er ist desto tapferer aus dem Becher der Lier bei , und verdankte dieser neuen Leidenschaft nicht nur unendlich viel sinnliches und geistiges Vergnügen , sondern auch die Entwicklung einiger Geistestalente , die vorher , so wie die Liebe , in ihm gänzlich geschlummert hatten .
So gesprächig sonst unser Mann beim vollen Glase in der Gesellschaft seiner Zechbrüder war , so stumm war er in jeder anderen Gesellschaft , und beim Frauenzimmer spielte er gar eine alberne und lächerliche Rolle .
Witwe aber 18ste ihm nach und nach die Zunge , lehrte ihn feinen Gedanken und Empfindungen Ausdruck geben , erweckte in ihm gesundes Urteil und fröhlichen Scherz , und kurz , war für ihn eine lebendige Logik und Ästhetik .
Daß sie durch alles eine unbegrenzte Gewalt über ihn erhielt , brauche ich nicht erst zu sagen :
Aber dar dient bemerkt zu werden , daß sie diese Salt weder zur Befriedigung ihrer weiblichen Eitelkeiten missbrauchte , noch sie auf Weise öffentlich merken ließ .
Fugend meine So unausstehlich ihr der Gedanke war , daß sie eines Man_es nes Magd sein sollte , eben so sehr haßte sie das Paroli desselben , in ihrem Manne einen Sklaven zu sehen , der jeden ihrer Winke , und Laus einen blindlings befolgen müßte .
Ware es möglich gewesen , daß Blumental jemals auf etwas bestanden hätte , was sie nicht gewünscht , soß gleich würde sie auch wider ihre bessere Überzeugung nachgegeben und seinen Willen zu dem ihrigen gemacht haben .
Unter dieser gleichgestimmten Harmonie der Gemüter verstrichen Wochen wie Tage und Monate wie Wochen , und schon war es mit unserer jungen Fran so weit gediehen , daß sie alle ihre Röcke erweitern und die Schnürbruft ganz abtun musste .
Ob ihr nun gleich vor dem schrecklichen Augenblicke der Entbindung das Herz gewaltig schlug , um so mehr , da sie selbst ihrer Mutter das Leben gekostet hatte !
So tröstete sie sich doch wieder mit ihrem alten Traume von dem niedlichen kleinen Wilhelm . und lebte des festen Glaubens , der Himmel web ihre Wünsche erhören und ihr einen So und zwar grabe einen solchen bescheren .
Blumental bestharte sie fleißig in diesem Glauben , und da sie ihm schon in der Hochzeitnacht ihre süße Erscheinung erzählt , hatte er seine Einbildungskraft ebenfalls von nichts als von einem Wilhelm voll , den er sich , nach der Beschreibung seiner Frau so lebhaft als möglich vorzustellen suchte .
Die Philosophen mögen immerhin ungläubig den Kopf dazu schütteln :
Aber nimmermehr sollen sie die ausgemachte und vielfältige Erfahrung umstoßen , daß die Einbildungskraft der Mutter mit Allgewalt auf den Embryo in ihrem Schoße wirkt , und daß dieser auf eine notwendige Art die Gestalt desjenigen Wesens annimmt , das jener in dem Augenblick der Imprägnation am lebhaftesten vorschwebte .
Was Wunder also , wenn unsere Blumenthalin , nachdem sie ihr schweres Stünds fein überstanden , wirklich und wahrhaftig die überschwenglich große Freude genoß , sich als Mutter eines Knaben zu sehen , der , wie sie Stein und Bein schwor , ihrem Wilhelm , den sie im Traume gesehen , ganz aus den Augen geschnitten war !
Mutter and Batter falteten freudig und gerührt ihre Hände zum Himmel und dankten dem Geber alles Guten inbrünstig für die Wohls . tat , die er ihnen erwiesen .
Ein paar sympathetische Freudentränen , die sich mir ist in die Augen schleichen , hindern mich weiter zu schreiben und ich verspare das Weitere , bis auf das Siebente Kapitel .
So hatten wir denn also vorerst den Helden unserer Geschichte glücklich und wohl zur Welt !
Zwar so wie er ist in seinen Windeln da liegt , das Gesicht verzerrt und aus seinem kleinen Maulchen ein gewaltiges Geschrei hervorpreßt , sieht er eben noch nicht danach aus , als würde er einmal sonderliche Taten tun :
Aber sein groß sehr wohlproportionierter Kopf , seine hohe Stirn und sein hellblaues Auge versprechen wenigstens eine gute Anlage !
Auch stimmt die ganze volle Wochenstube darin ein , daß er eines der hübschesten Kinder sei , was je der Klapperstorch gebracht hube .
zweierlei versteht sich nun schon von selbst !
Erstlich , daß die Blumenthalin ihr Kind selbst gestillt ; und zweitens , daß der Knabe in der Taufe , auf ausdrückliches Verlangen der Mutter , den Namen Wilhelm erhalten .
Übrigens lief alles gut ab !
Die Blumenthalin erholte sich geschwind wieder ; Der Knabe war munter und gesund , und schrie nur bloß darum so viel , um zu zeigen , daß er ein Junge und sein Mädchen sei ; Der Batter aber , voll Stolz und Freude über sein Meisterstück , lief des Tages wohl hundertmal in der Wochenstube ab und zu , und belächelte und fußte und schumperte seinen Jungen , schwagte auch schon von einer kleinen Schwester , die er ihm in Jahr und Tag zur Gesellschaft verschaffen wollte , was vor ihm denn die Blumenthalin , wie billig , einen Schlag auf sein . loses Maul gab , sich jedoch au seiner Zeit quaevis competentia vorbehielt .
Weiter ist nun von dem ersten Vierteljahre unseres Helden nichts zu sagen !
Dieser Zeitraum heisst in der ganzen weiten Frauenwelt vorzugsweise das dumme Vierteljahrchen , und soweit meine Beobachtung reicht , ist er es auch wirklich :
Ein kleines Lächeln ausgenommen , das sich gegen die sechste oder siebente Woche einfindet , ist das Kind bloß Maschine und die Natur sucht lediglich durch Nahrung und Schlaf dem Körper Festigkeit und Dauer zu geben .
Allein mit dem Anfange des zweiten Vierteljahres andert sich die Szene !
Das Kind betritt nun förmlich die erste Stufe der Menschheit , fangt an sich zu freuen und zu betrüben , duffert den großen Trieb der Tätigkeit und Aufmerksamkeit , und übt allmählich seine kleinen Füße im Stehen und Schreiten und seine Händchen im Anfassen und Festhalten .
Daß dabei für aufmerksame und zärtliche Eltern unendliches Vergnügen ist , daß kein Tag vorbeiget , ohne daß Batter oder Mutter diese oder jene neue Entdeckung an ihrem Kinde machen , die denn mit unsäglicher Freude belacht und beklatscht wird , das wissen nur diejenigen , die bereits die nämliche Erfahrung gemacht Haben !
So wuchs auch der kleine Wilhelm seinen Eltern unter den Händen heran , bekam fast spielend einen Zahn nach dem anderen , lief und sprang schon am Leitzaume wie ein junges Füllen , und ehe noch das Jahr um war , lernte er ganz deutlich Papa und Mama sagen .
Nachdem das große Wert der Entwöhnung vollbracht war , arbeitete die Mutter mehr als jemals an der Bildung und Entwicklung ihres Kindes .
Auch machte sie schon Tous send Projekte und Entwürfe in die Zukunft , wie es mit ihm bei reiferen Jahren werden sollte : Altin in dem großen Buche des Schicksals dort oben stand es ganz anders Ges schrieben , und ein einziger ur glücklicher Zufall machte in dem Blumenthalschen Hause plötzlich eine so traurige Revolution , die auch dem leichtsinnigsten Leser einen Seufzer über die Unzuverlässigkeit alles irdischen Glücks abpressen muß .
Die Blumenthalin befand sich zum zweiten Male hochschwanger , als sie ganz allein einen Wochenbesuch bei einer Freundin ablegte .
In dem sie sich eben aus einer Ecke der Straße in die andere herumwandte , rannte ein toller Hund , den ein Soldat mit aufgepflanztem Bajonett verfolgte , gerade auf sie zu .
Man . stelle sich das Schrecken einer Frau , und noch dazu einer Dazu Schwangeren vor !
Mit einem entseßlichen Schrei stürzte sie sich in die erste beste Haustür :
Aber die gänzliche Verwirrung ihrer Sinnen ließ sie die Stufen vor dem Hause nicht finden und sie tat einen so graslichen Fall auf Leib und Stirn , daß ihr sogleich das helle Blut vom Kopfe rieselte .
Die Leute aus dem Hause und bald darauf die halbe Strafe sprang schleunig zu Man legte sie aufs Bette und brachte sie durch stärkende Essenzen wieder zu sich :
Aber ein kleines Übel wich nur , um einem größeren Plack zu machen !
Man musste die Hebamme hellen , und da diese gar bald ihre ganze Kunst für unnüß und unzureichend erklärte , um das Leben der Kreissenden zu retten , trieb man auch alle Doktors und Wundärzte des Stadtleins hers bei .
Allein diese vermochten eben so wenig zu helfen , wie jene , und nach zwölf qualvollen Stunden , nachdem die Unglückliche von ihrem halb sinnlosen Manne den rührendsten Abschied genommen , und ihrem ebenfalls herbeigeholten .
Wilhelm den letzten Segen erteilt , starb sie mitten unter dem Gebete und Flehen ihres Beichtvaters und aller Anwesenden .
Achtes Kapitel .
Das ganze Städtlein empfand bei diesem plötzlichen und höchsttraurigen Todesfalle ein allgemeines herzliches Mitleid , und ein groß Teil der besseren Seelen ermangelte nicht , tiefgerührt das christliche Lied anzustimmen :
Wer weiß , wie nahe mir mein Ende !
Der Schmerz des armen Blumentals aber ging schlechterdings über alle Beschreibung .
Es kostete nicht wenig Mühe , ihn von gewaltsamen und rasen und seine Betrübsiß dahin einzuleiten , daß sie sich in Tränen und Klagen ergoß .
Als aber die Entschlafene zur Erde bestattet war und er nun erst recht die große Lücke fühlte , die ihre Abwesenheit in seinem Hause machte , ging das Leiden von neuem an !
Jeder Gegenstand , den er sah , erinnerte ihn an sie .
Wo er ging und stand , vermißte er sie :
Und selbst sein liebster , bester , einzigen Entschlüssen abzuhalten alerfer ger Wilhelm war ißt nicht vermögend , ihm Trost und Freude zu gewähren .
Um sich also zu zerstreuen , griff er wieder zu seiner alten verlaßenen Flasche :
Und da er fühlte , daß sie um ein merkliches seinen Schmerz erleichterte , tam er des Weges gar bald wieder .
Was nun anfangs bloß Wirkung der Verzweifelung und Liebe war , wurde allmählich von neuem Gewohnheit und andere Natur , und so leid es mir tut , es sagen zu müssen , so war es doch anderen , daß Blumental in Zeit von einem Vierteljahre wieder ganz der alte versoffene Kantor wurde , der er vor seiner Heirat gewesen war .
Alle die guten Wirkungen auf Kopf und Herz , die die Verstorbene bei ihm angerichtet hatte , gingen eine nach der anderen . zu Grunde :
Und so oft er auch ihren Namen im Munde führte , so bitterlich er auch nach langen Jahren noch ihren Tod beweinte , so hätte sie doch langer als kleine Andertals Jahr seine Frau sein müssen , um seinem neur. gebackenen Charakter Dauer und Festigkeit auf Lebenslang zu geben .
Mit ihr ging denn auch Häuslichkeit und Ordnung und gute Wirtschaft zu Grabe , und so eine hübsche Erbschaft auch Blumental getan hatte , ( denn ihm fielen nach Landesbrauche zwei Drittteil und dem Kinde ein Drittteil zu , wofür er Kaution stellen musste ) so kehrte doch bald wieder die Zeit der zerrissenen Hosen und Strümpfe , der durchlöcherten Häms . der , und der Spinneweben in allen Winkeln zurück .
Unter diesen betrübten Umständen werden viele meiner gutherzigen Leser und Leserinnen nicht wenig um den armen Wilhelm besorgt sein , und sich vielleicht einbilden , die Vorsehung habe ihn ganz und gar verlassen !
Nicht also !
Der Verlust , den Wilhelm erlitt , ob er gleich noch viel zu sehr Kind war , ihn zu fühlen war freilich auf der einen Seite sehr groß : Allein es stand gleichwohl zu besorgen , daß wenn die Blumenthalin langer gelebt hätte , so würde sie thn aus allzugroßer Liebe und Zärtlichkeit verdorben haben ; Wenigstens fing sie schon an , feinen kleinen Gaumen zu allerhand ungesunden und schädlichem Naschwerte zu gewöhnen , und auch sein Anzug war schon viel glänzender und schöner , als er für das Knäblein eines Kantors gehörte .
Diesem Übel entging unser kleiner Wilhelm nun glücklich , und obgleich sein Batter an seiner Erziehung wenig Hand anlegte , sondern mehr bloß mit ihm dahlte und schakerte , so geriet er doch einer anderen Erzieherin in die Hände , die völlig die Stelle der Mutter bei ihm vertrat .
Das war unsere alte Susanne , deren Namen ich zwar bereits rühmlich genannt habe , die ich aber dem Leser nun ganz und vollständig bekannt machen muß .
Neuntes Kapitel .
Susanne war ehemals die Frau eines Tischlers , eines guten braven Mannes , der sich und sie mit seiner Hände Arbeit nährte .
Sie hatten in ihrem Ehestande mehrere Kinder mit eins ander gehabt , allein nur ein Sohn und eine Tochter waren am Leben geblieben .
Die Mutter er erzog sie , wie man es von einem vernünftigen und christlichen Weihe von ihrem Stande , " erwarten lassen .
Der Sohn lernte des Vaters Handwerk , und nachdem er freigesprochen war , ging er auf die Wanderschaft , um sich etwas in der Welt zu versuchen .
Als er fortgieng , war er achtzehn Jahr und Maß seine guten acht Soll ; In der Folge hatte er sich noch mehr Ges streckt , und dies machte ihn zu einer Lockipsise für die Werber , die damals zu Friedrich Wilhelms Zeiten überall im Reiche ihr likizes Nes auswarfen .
Schon einigemal hatte er semen Eltern geschrieben , wie er ihren Schlingen glücklich entgangen Ware ; Endlich aber erhielten diese gar keine Briefe mehr von ihm und es musste ihnen notwendig schwanen , daß er doch noch zuleht eine Beute dieser grausamen Menschenfänger geworden Ware .
Allein wie groß war ihre Bestürzung , als sie nach Jahr und Tag durch ein Soldatenweib folgenden Brief von ihm erhielten : Gott zum Gruß !
Vielgeliebte Eltern !
Daß ich euch so lange nicht geschrieben habe , wird euch wohl viel Kummer und Herzeleid gemacht haben :
Allein es wird euch noch tausendmal mehr zu Herzen gehen , wenn ihr dies .
sein Brief lesen werdet .
Ich bitte euch also , fasset euch und denkt , was Gott tut , das ist wohl getan !
Gottlob ich bin auf meinen Tobe , völlig gefaßt und und das vorbereitet , habe ich euch zu danken , liebe Mutter , weil ihr mir in meiner Jugend Gottesfurcht eingeflößt habt , und die habe ich nicht vergessen , ob ich gleich nach dem Kriegsrechte meinen Tod verdient habe .
Stellt euch nur vor , wie mir_es gegangen ist !
Ich war zuletzt in F. bei einem rechten quren Meister in Arbeit und hatte vollauf zu tun und verdiente mir mein schönes Geld .
Einen Abend kommt ein Mensch zu uns und bestellt einen arg , so und so groß , und morgen Abend um eben die Zeit müßt er fertig sein , und da und dahin in die Vorstadt sollten wir ihn bringen .
Das geschieht , der Sarg wird zu rechter Zeit fertig , und ich und der Lehrbursche tragen ihn an Ort und Stelle .
Wir kriegen unser Trinkgeld und gehen unsere Wege .
Kaum sind wir eine Ecke fort , so rufen sie mich wieder zurück und eben der , der den Sarg bestellt hat , sagt zu mir , er Ware zu klein , der Tote ginge nicht herein .
Mun sah ich den Toten an der Wand im Sterbekittel liegen , und sah , daß der Tote kaum so groß war , wie ich , und ich getraute mir doch ziemlich im Sarge Plaß zu haben .
Ich sagte also , das wäre nicht anderen , und so und so , und um sie recht mit der Nase drauf zu stoßen , muß mir der böse Feind den Gedanken eingeben , daß ich mich der Lange lang in den Sarg .
lege .
Den Augenblick springen sie zu , den Deckel drauf und immer fort mit mir und dem Sarge .
Kurz , ihr seht wohl , daß ich Werbern in die Hände gefallen war , die mich auf eine solche listige Art übertölpeltem , da ich mich so lange vor ihnen in Acht genommen hatte .
Ich mußte also Soldat werden und schwören .
Aber ihr könnt leicht denken , daß ich nur auf eine gute Gelegenheit lauerte , zri desertieren .
Die fand sich im ersten Vierteljahre und unserer drei liefen davon .
Aber die Bauern fingen uns auf und ich brauche euch nicht erst zu fas gen , was ich für eine Strafe aussiehen musste .
Demunerachtet verging uns die Lust zu desertieren nicht und es taten sich unserer von neuem drei zusammen , und damit wir den Bauern . nicht wieder in die Hande fielen , versorgten wir uns mit gehaltem Bleie und mit Pulver .
Der liebe Gott weiß , daß wir nicht die Absicht hat : ten , einen totzuschießen , sondern wir wollten ihnen bloß einen Schuß oder ein paar in die Beine jagen , damit sie sich fürchteten und uns laufen ließen .
Aber es sollte nun einmal ein unglückliches Ende mit mir nehmen !
Also die Bauern seßten uns nach , wir drohten ihnen mit unseren Flinten , aber se blieben uns doch Wir gaben also Feuer auf auf den Fersen . sie und gingen : weiter .
Nach einer Weile hörten wir sie wieder hinter uns und dasmal hatten sie Hunde bei sich . lange wir konnten , aber Wir schofen , sowie verdammten Hunde , gegen die wir uns immer wehren mussten , machten , daß die Bauern uns zuleht in den Rücken fielen und wir mussten uns ergeben .
Beil wir nun eine Menge Bauern blessiert has ben , und weil die Bauern sonst ihre Schuldigkeit nicht tun würden , wenn es unter den Deserteurs einrisse , daß sie unter sie Feuer gaben , so ist uns das Urteil gesprochen , daß wir alle drei sterben müssen .
Übermorgen ist mein Todestag und ihr seht wohl aus meinem Briefe , daß ich mich davor nicht fürchte .
Der liebe Gott wird mir_es gewiß vergeben , was ich getan habe , und einmal hat ich doch sterben müssen .
Es ist mir nur um euch , liebe Eltern , und ich bitte euch um Gottes Willen , gebt euch zufrieden !
Der liebe Gott stehe euch bei und tröste euch meinetwegen , und vergelte euch alles Gute , was i an mir getan habt , in diesem und in jenem Leben 2c .
Wenn der Tod eines Kindes schon an sich für Eltern ein unnennbarer und unbeschreiblicher Schmerz ist , was muß erst ein solcher Tod sein !
Auch wirkte dieser Brief mit solcher Gewalt auf .
Den Batter , daß ihn der Gram und der Kums mehr in weniger als einem Jahre seinem Sohne nach ins Grab Sente .
Unsere Susanne , der es eben so wenig an Empfindung fehlte , erhielt sich dadurch , daß sie ihren mütterlichen Schmerz wegweinte und in der heiligen Schrift Trost suchte , wo sie ihn auch nur allein zu finden vermochte .
Nach dem Tode ihres Mannes seste Handwerk fort , als sie sie durch Gesellen is code in das letzte mögliche Kreuz erlebte , das sie in ihrer Lage treffen konnte .
Ihre Tochter , ein sehr hübsches Mädchen , war in Dienste gegangen ; hatte sich eine sehr alltägliche Geschichte , nur leider für den , den sie angeht , mehr als durch einen Kerl beschwaßen lassen ; zu neu wurde schwanger , zitterte vor der Schande , die sie treffen sollte , und um einem kleinen Schimpfe zu entgehen , lief sie durch den sehr bald entdeckten Mord ihres Kindes dem tausendmal größeren in die Hände , vom Schwede des Nachrichters zu sterben .
Susanne hatte den Mut , den wenig Mütter gehabt hätten , sie im Gefangnisse zu besuchen , ihr zu verzeihen und sie zum Tode bereiten zu helfen .
Aber den Abend vor der Hinrichtung entfernte sie sich von dem traurigen Schauplaße des Elends , und den folgenden Morgen um die Zeit , da der tödliche Streiche geschehen musste , lag sie in ihrer Kammer auf ihren Knien und weinte und betete .
- Nach der Zeit , wenn jemand sie an die Ges schichte ihres Sohnes oder ihrer Tochter erinnerte , antwortete sie bloß mit einem heiteren Blicke , aber mit einer Trane im Auge :
Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eins gehen !
Da sie ist aber nichts mehr hatte , was sie an ihren Ort fesselte , verkaufte sie ihr Bißchen habe und Gut und zog ins Preußische , mit dem Borsahe , so lange in Familien zu dienen , als es ihre Kräfte erlaubten und sich dann . mit ihren paar hundert .
Talerchen in ein Hospital einzukaufen .
Hier war ihre Geschichte nicht bekannt , und sie fand sehr bald , was sie fuge :
Und so geriet sie auch ins Blumenthalische Haus , in dem sie schon fünf Jahr Diente .
An ihren mütterlichen Ermahnungen und guten Lehren fehlte es gewiß nicht , daß Blumental nicht schon vor seiner Heirat dem Bacchus entsagte :
Allein er war Herr und fe Magd , und ihre schönsten Predigten mussten vor seinem gebietenden Halts Maul !
Last mich ungeschoren ! verstummen .
Um desto mehr freute sie sich , als die Heirat mit der Verstorbenen zu Stande kam , und diese behielt sie nicht nur bei sich in Diensten , sondern liebte und ehrte sie auch wie eine Mutter .
Als nun die traurige Revolution vorfiel , beschloß unsere Susanne sogleich , sich des armen , verlaßenen , mutterlosen Wilhelms ganz allein anzunehmen und ihn so gut als möglich zu erziehen .
Ste sah dies als ein gutes wohlgefälliges Werk an , womit sie ihre letzten Tage beschließen und dann ihre Augen im Frieden zutun wollte .
Ich bin unendlich beschämt , daß ich als treuer und wahrhafter Geschichtsschreiber einem , wie in allen Stücken , so auch ganz vorzüglich im Erziehungswesen , hocherleuchteten und auf geklärten Publikum eine so altvaterische Gaus vernante vorstellen soll , die gegen die Essigen einen eben so starken Kontrast macht , wie die Evangelisten in dem Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes gegen Herrn Doktor Bart und seine Frau .
Mit diesen verglichen , fehlt es ihr an nichts weniger , als an allen .
Da ist kein Buchstaben Französisch , ohne welches es doch nun einmal ein Kind zum Menschen zu machen !
Sein Funken von Artigkeit und Politesse !
Keine Theorie der Erziehung und eben so wenig Lektüre in Kinderbüchern !
Was will bei so bestallten Sachen aus dem Kindlein werden ? ist , Da ist wird sich bald zeigen , und die Herren und Das men , die ihre zärtlichen Ehepflänzchen der Mars tung und Pflege eines teuer verschriebenen , oui und non sagenden Tieres anvertraut haben , sollen Gelegenheit vollauf finden , den erstaun . Lichen Unterschied zwischen ihren allerliebsten .
Püppchen und unserem Wilhelm wahrzunehmen .
Zehntes Kapitel .
Wilhelm war bei dem Tode seiner Mutter gerade anderthalb Jahr .
Da er schon in den Windeln für ein schönes Kind galt , tan man sich leicht vorstellen , daß sich seine Schönheit ist noch ungleich mehr entwickelte .
Doch diese Schönheit war bloß ein Widerschein von seiner überaus glücklichen Anlage , des Geistes sowohl als des Körpers !
Wie Font es auch anders sein ?
Von einem kraftvollen , du keine Wollüste entnervten Vater gezeugt , und von einer Mutter geboren , die in ihrem zweiten Kette in ihrem Mentor stande ganz von neuem zu leben anfing und die ganze Zeit ihrer Schwangerschaft in Vergnügen und Fröhlichkeit zubrachte , von solchen Eltern musste notwendig ein gesundes , starkes , munteres und fröhliches Kind zur Welt kommen .
Da Wilhelm nun auch ein ganzes Jahr die Brust seiner Mutter genoß , da sie und Susanne mit sein und warteten , jedes seiner kleinen Bedürfnisse auf den Wind erfüllten und alles von ihm entfernten , was ihm hatte schädlich sein können , so ents ging er diesen ganzen kritischen Zeitraum hindurch alle den Krankheiten und Plagen , denen die meisten Kinder ausgesetzt sind und die immer ein Drittteil von ihnen dem Grabe ops unermüdeter Sorgfalt fern .
Im folgenden halben Jahre , da er zu sprechen und zu laufen anfing , wurde er voll Iends , durch seine schnatischen Einfälle und überaus drolligen Verbindungen der Ideen , der Abgott seiner Mutter ; Und diese , wie . ich bereits angeführt , fing an , aus einer übel verstandenen Zärtlichkeit ihn zu verderben .
Mit ihrem Tode aber hörte dies Knall und Fall auf , und Mutter Susanne , die schon immer den Kopf dazu geschüttelt hatte , zog ihn ist völlig nach ihrem Schlage .
Alles Zuckerwert , Gebackene , Kaffeeic fiel mit einemmal weg ; Dagegen detam Wilhelm gemeine Kost , grobes Brot , viel Milch , Bier , alle .
Arten von Zugemüse , Obst , und das nicht ängstlich zugemessen , sons deren in reichlichen Portionen .
Tüchtige Bewegung mit Laufen und Springen und Reiten auf dem Steckenpferde , und dabei viel frische Luft , wie denn Wilhelm noch vor seinem dritt : ten Jahre sich manchmal mit Mutter Susanne ein wenig schneeballte , s beides verhütete nicht nur alle Krankheiten des Magens , sondern gab überhaupt dem Blute und allen Saften des Körpers den gehörigen Umlauf .
Nachdem nun Wilhelm allmählich so weit gekommen war , daß er eine Menge Dinge , die in seinem kleinen Horizonte lagen , tannte und ihren Namen meist richtig aussprechen fonnte , fing Mutter Susanne an , ihm Starter Speise vorzusehen .
Sie erzählte ihm also die biblische Geschichte , von Anfang an , ohne Hilfe eines alten oder neuen Hübners , unmittelbar aus der Quelle .
Mit innigem Entzücken hörte Wilhelm von Adam und Eva , und vom lies ben Gott , und von dem schönen Paradiese , und von den vielen Bäumen im Paradiese .
Die Holzstiche in Susannens Bibel , so elend sie waren , taten dennoch ihre guten Dienste , und was der Knabe noch nicht im Originale gesehen hatte , erblickte er hier wenigstens in einer etwaigen Kopie .
Die unzähligen Fragen , er dabei tat , beantwortete Susanne nicht nur mit überschwenglicher Geduld , sondern auch wirklich den kindischen Begriffen angemessen und passend .
Ihr gesunder Verstand lehrte sie überdem dasjenige auswählen , was ihm ist interessant sein konnte ; Das übrige versparte sie auf die Zukunft .
Auf diese Weise wurden Wilhelms Begriffe nicht nur täglich vermehrt und Berichtiger , sondern auch in seinem Herzen timte der erste Same der Gottesfurcht und Tugend - Wo es nur irgend möglich war , lenkte Susanne das Gespräch so herum , daß Wilhelm sich selbst eine gute Lehre daraus zog , eines zu tun und das andere zu lassen .
Doch alle Worte finde nicht hinreichend , von Susannens Lehre und Erzählungsart eine anschauende Vorstellung zu geben !
Also eine kleine Probe davon ; Bloß für die wenigen meiner Leser und Leserinnen , die das seltene Tar Tent beseßen , werden zu können , wie die Kinder !
Bem aber die Szene im Gog von Berlichingen zwischen dem kleinen Karl und seiner Tante Marka , oder Asmus Lied auf den ersten Zahn seines Kindes , oder die Muttertändelei von Madam Bürger im Almanach 1780 nicht Herz und Sinn entzückt und erfreut , der lasse ja , um seines und meinetwillen , das folgende ungelesen !
Suff .
Da , Wilhelmchen , wieder ein schönes Bild ! Guck einmal , was ist das ?
Wilh. das sind Hunde , die machen Immer hauhan , Hauhau !
Sus .
Ja , Kind , sie sehen bald so aus !
Aber es sind keine Hunde !
Es sind Löwen !
Sieh nur einmal , was sie hier für große lange ?
Haare haben !
Wilh. Ach rechte große Haare !
Beisst Nik auch wohl zjed Suff .
Ja freilich , beissen noch mehr wie die Hunde , reißen gleich den Kopf ab !
Milh . ( sich ängstlich umsehend ) O weh , a weh !
Wird doch keiner kommen ?
Suff .
Nein , nein , sei du nur ganz ruhig !
Und wenn auch einer tame , soll uns doch nichts tun !
Guck , Fist da nicht ein Mann bei den Löwen ?
With .
Ja , ja , da is ein Mann , sieht aus wie Papa . από Sus .
Haben denn wohl die Löwen dem Manne den Kopf abgerissen ? will .
Nein , haben nicht abgriffen , da is ja der Kopf !
Suff .
Über wie ist denn das wohl gekommen , daß die Löwen dem Manne nichts getan ben ?
Matt einmal !
Wilh. I der Mann hat ihnen was essen geben !
Sus .
Nein , Kind !
Er hat ihnen nichts gegeben , der arme Mann hat selber nichts Ges habt !
Aber ich will dir sagen , wie es men in Siehst du , der Mann heisst Daniel , und ist ein sehr frommer , frommer Mann gewesen , und hat den lieben Gott recht sehr lieb gehabt , und der liebe Gott hat ihn auch lies gehabt .
Aber die anderen Menschen in der Stadt , das sind gottlose Leute gewesen , die haben ihn verklagt beim Könige will .
Wer ist denn der König ?
Ist das auch ein Löwe ? Suff O behaute , ein König , das ist ein großer , großer Herr , der führt einen schönen Wagen mit eins , zwei , drei , acht hat , Topferden , und wann er kommt , dann müssen alle Leute den Hut abnehmen .
Und dann hers mache sist er auf einem schönen Stuhle und hat eine goldene Krone auf dem Kopfe . will .
Ei , en , is wohl recht schön !
Suff .
Ja freilich !
Staun siehst du , solch ein großer Herr ist der König auch gewesen , und da sind die gottlosen Leute aus der Stadt zu ihm gekommen , and haben den frommen Mann bei ihm verklagt , und da ist der König . böse worden und hat den frommen Mann lasse fen in Keller werfen , wo die Löwen sind , daß sie ihm haben sollen den Kopf abreißen .
Wilh. ( schauerlich ) Hu !
Hat wohl recht . meh getan !
Suff .
Nein , nein , Kind !
Sie haben ihm den Kopf nicht abgerissen :
Und weißt Du wohl , wer das gemacht hat ?
( Sie zeigt nach dem Himmel )
Wer wohnt denn wohl da droben ?
With .
Der liebe Herr Gott !
Suff .
Der hat_es gemacht , liebes Wilhelmchen !
Der hat gesagt zu den Löwen :
Laßt mir den Mann zufrieden , tut ihm nichts , denn das ist ein frommer Mann !
Und da sind die Ld wen gleich auf ihn zugekommen und haben ihm die Hand geleckt und haben mit ihm freundlich getan und gespielt .
Aber , liebes Kind , wenn es nun wäre ein gottloser Mann gewesen , würde der liebe Gott wohl auch zu den Löwen so gesagt haben ?
With : Nein , der liebe Gott ist den gottlosen Leuten gar nicht gut .
Sus .
Darum , mein liebstes Kind , sei ja hübsch fromm , und habe den lieben Gott Rebe , so lange du lebst :
Dann wird dir auch der liebe Gott helfen und wird dich in seinen Schuß nehmen , wie diesen frommen Mann hier 2 .
In diesem Geschmacke unterhielt und unterrichtete Susanne den kleinen Wilhelin einen Tag und alle Tage , und so wenig seine Lehrbegierde nachließ , so wenig gebrach es auch ihr jemals an Stoff , ohne daß sie zu Gespenstes und Herrengeschichten ihre Zuflucht zu nehmen ' brauchte , die ohnehin ihr edlerer Geschmack verschmähte .
Mitunter lehrte sie ihn dann auch die große Kunst Taauts , das liebe ABC , inklusive Buchstabieren und Lesen .
Damals hatte man noch ein : anderes , als das berühmte Nürnberger , mit den weltbekannten Dentreimlein :
Der Affe gar possierlich ist zc .
Wie grau sam ist der wilde Bar zc .
Gleichwohl , so unglaublich es unseren neueren philosophischen .
ABC Schreibern sein mag , lernte Wilhelm dari nach in sehr kurzer Zeit buchstabieren und lesen , . ohne allen Zwang und Schläge , und ohne daß fein Verstand im mindesten verschoben wurde , wie er es doch laut der tiefgedachten Vorrede von Campe zu seinem ABC hatte sein müssen .
Aaf das Lesen folgte sehr bald das Schreiben , welches ebenfalls ohne alle Theorie der Grundstriche glücklich von Statten ging .
Die Mahjerey aber trieb Wilhelm ganz allein für sich , ohne alle Anweisung .
Alle Tische , Stühle , Sande , Türen waren voll von seinen .
Seichnungen , und was er nur irgend in der Natur oder in der Kopie sah , versuchte er nach seiner Art mit der Feder oder mit Bleistift oder Krete nachzumachen .
Unter diesen und ähnlichen kleinen Beschäftigungen , worunter auch der Ball war , erreichte er bereits seinen fünften Geburtstag und war unter Susannens Handen ein so frommer sanfter , immer fröhlicher , nie müßiger und auf den Wind folgsamer Knabe geworden , daß alle Welt an ihm die innige Freude und Wohlgefallen hatte .
Mittlerweile aber schwankte die gute Mutter Susanne immer mehr und mehr unter der Last ihres Alters and ihres ihres ehemals ausgestandenen Kummers , und so heiter und starrt auch noch ihre Seele war , so matt und hingewelkt und reif zum Tode war ihr Körper .
Oft unterhielt sie sich mit Wilhelm von ihrem nahen Scheiden , " führte ihn auf den Kirchhof zu dem Grabe set Her Mutter , sagte ihm , daß sie hier auch rus hen wollte , dicht neben ihr , und daß er dann nach ihrem Tode sich recht oft zwischen die Graber seiner beiden Mütter sehen und an die guten Lehren gedenken möchte , die sie ihm Ges geben hätte .
Übrigens war sie wegen Wilhelms Schicksale , obgleich die Aussichten dazu nicht sehr reizend Mohnen keineswegs besorgt , sondern stellte es nach ihrer christlichen Denkungsart völlig dem Regierer aller Dinge anheim ; wie sie denn auch der festen Überzeugung lebte , daß die Eindrücke der Gottesfurcht und Frömmigkeit , die sie in seinem zarten Herzen rege gemacht , nie Gang darin auslöschen könnten .
In dieser glücklichen Gemütsverfassung überraschte sie einst der Todesengel sehr schnell , so wie sie sich_es immer als Gnade von Gott erbeten hatte !
Sie schlief gewöhnlich mit Wilhelm versuchte ihr die Aber alles vergebens ! auf einer Rammer , und dieser , sobald er aufs wachte , trog einen Morgen und alle Morgen in the Bette , und wenn das Morgengebet verrichtet war , wurde erst noch ein Weilchen geplaudert , dann angezogen , dann gefrühstückt .
An einem Freitage tam Wilhelm wie sonst herangekrochen , und da Mutter Susanne sich weder rührte noch regte , bildete er sich ein , sie schliefe noch oder stellte sich bloß so .
Er zupfte sie also frisch bei der Nase , rief ihr , Augen aufzumachen :
Endlich wurde der arme Schelm bange , besonders da er merkte , daß Mutter Susanne Tais einen Odem mehr holte :
Er erhob ein heftiges Zetergeschrei , welches den noch fest schnarchenden Blumental aus dem Bette aufschreckte und im bloßen Hemde herbeizog .
Dieser sah sehr bald , daß Mutter Susanne vom Schlage gerührt war und daß sie auf dieser Welt wohl nie wieder erwachen würde .
War sein Schreck hierüber groß , so war Wilhelms Betrübnis noch größer , als er ist vernahm , daß sie tot sei .
Ach , meine Susanne , meine Susanne , rief er unter heftigem Weinen und Schluchzen :
Ich bitte dich gar zu sehr , sei doch nicht tot !
Unterdes da sich der Vater geschwind Vater Gelee ohne und trug seinen Kleinen von der Kammer herunter , und um ihn ein wenig zu zerstreuen , schickte er ihn zu einem Nachbar .
Drauf machte er Anstalt zum Leichenbegangnisse und zur Versiegelung .
Die Gerichte erschtenen und fanden gleich beim ersten Nachsuchen in einer Lade ein Testament der Verstorbenen .
Niemand hatte davon ein einziges Wort gewusst , oder vielmehr diejenigen , die es als Zeugen wussten , hatten auf Susannens Verlangen die strengste Verschwiegenheit beobachtet .
Der Inhalt lief kürzlich darauf hinaus : , , Da sie gar keine nahe Anvers wandten hinterlasse , so sebe sie hiermit , was ihr auf Erden am liebsten sei , zum Erben ein , namentlich die Kirche , und ihren Wilhelm .
Beide sollten zu gleichen Teilen gehen , und wenn Wilhelm unmündig stürbe , felne Hälfte an die Kirche zurückfallen .
Dagegen sollte Wilhelm auch ihr zu Ehren und Liebe die Traus er anlegen , und zu ihrem ewigen Andenken das Goldstück ( in der Lade da und da ) stets bei sich tragen , und nie ohne die allerhöchste Not Aust geben . , , Das übrige betraf die Einrichtung ihres Leichenbegangnisses ; den Ort , wo sie begraben sein wollte , und der war wie schon Ges sagt , neben der verstorbenen Blumenthalin ; die Lieder , die dabei gesungen werden sollten 2c .
Übrigens war alles auf das simpelste und modesteste angegeben .
Daß dieses Testament nicht nur dem Hers Zähne der Verstorbenen große Ehre brachte , sons deren auch in allen Punkten und Klauseln aufs genaueste vollzogen wurde , bedarf kaum einer Erinnerung .
Wilhelm wurde von Kopf bis auf die Füße schwarz gekleidet , und trug irgend etwas dazu bei , ihn seinen Schmerz vergessen zu machen , so war es diese neue Tracht .
Auch das geerbte Goldstück , ein doppelter Louisdor , wirkte dazu nicht wenig , und ob es ihn gleich sein Vater noch nicht bei sich tragen ließ , aus Furcht , er möchte es verlieren , so ließ er sich_es doch den Tag über wohl zwanzigmal geben , und in den Monologen , die er bei und mit diesem Erbflicke hielt , war der Name Susanne Ges wiß immer das zehnte Wort .
Doch die große Revolution , die ist mit unserem Wilhelm vorging und die in seinem Leben eben so wich : tige Epoche macht , wie Kolumbus Entdeckung in der Weltgeschichte , verlangt eine eigene Abhandlung :
Hier ist sie !
Greg Elftes Kapitel .
Bisher hatte sich Blumental noch gar nicht mit bes eigentlicher Erziehung seines Kindes engt .
Seine Liebe zur Flasche ließ ihm dazu keine Zeit und seine Liebe zur Bequemlichkeit benahm ihm die Lust .
Überdem sah er seist einen Wilhelm ohne sein Zutun in so guten Handen , als er sich nur irgend wünschen konnte , und so schränkte sich seine ganze Arbeit das auf ein , daß er sich beim Abendpfeifchen von Wilhelm vorzeigen und vorerzählen ließ , was er den Tag über von Susanne gutes und schde nes gelernt hatte .
Einen einzigen Fehler hatte er an Susannens Bildung auszusehen .
Sie erzog ihm seinen Jungen viel zu weichlich und weibisch ; ( viel zu empfindsam Ware der rechte Ausdruck gewesen , wenn dieses Wort damals schon Gang und gebe gewesen wäre :
Denn körperlich weichliche keineswegs ) Ein Junge musste , en Eleven seiner Theorie nach , notdürftig wild sein , über Stock und Block springen , sich vor dem Gott sei bei uns !
und vor seiner Großmutter nicht fürchten , unb. jeden , der ihm was zu leide tat , frisch hinter die Ohren schlagen :
Ohne das , meinte er , wäre ein Junge gar nichts und höchstens zu einem Schneider gut genug !
Über diesen vermeintlichen Fehler ermangelte er denn auch nicht , Susanne manchmal den Leviten zu les sein :
Diese aber fertigte ihn so gründlich aus Schrift und Vernunft ab , daß ihm nichts übrig blieb , als steif auf seinem Sinne zu beharren und sich dahin zu erklären , vorißt möchte es denn noch so hingehen , weil der Bube noch zu klein Ware , aber mit dem sechsten Jahre müßte schlechterdings andere Wirtschaft werden !
Dies ses sechste Jahr war ist vor der Tür , als Susanne starb , und Blumental musste sich nun nolens volens bequemen , ernsthaft bei sich zu überlegen , was mit Wilhelm werden sollte .
Eine zweite Susanne für ihn zu finden , war umsonst und vergebens !
An eine zweite Frau wurde noch weniger gedacht !
Einen Informas ter zu halten , dazu reichten allenfalls wohl Blumentals Essige Einkünfte , aber nicht seine Ausgaben !
Es blieb folglich nichts übrig , als die öffentliche Schule , und gegen diese hatte Blumental sehr viel einzuwenden !
Eben das , was für andere Eltern eine große Freude und Vergnügen war , war für ihn ein Ärgernis und ein Stein des Anstossens .
Der Auditor , in dessen Klasse Wilhelm nach Maßgabe seiner kleinen Kenntnisse notwendig kommen musste , war Eid guter , sanfter , stider :
Mann , der unter feinen Knaben die genaueste Zucht und Orte nung hielt .
Er bestrafte jeden kleinen Jugend Lichen Mutwillen , er mochte in oder außer Bär Schule vorfallen .
Alles Necken , Schimpfen Zahnten , Schlagen , Plaudern ic , war aufs Scharfeste untersagt , und welcher Knabe sich der eingeführten Ordnung nicht fugen wollte , den wies er ohne Umstände ganz aus seiner Klaffe Hier befürchtete nun Blumental aufs duffste , wenn sein Wilhelm erst unter die Zucht dieses Mannes fame , so würde vollends in alle Ewiges teit kein rechter Junge aus ihm , da ihn Sue fatine ohnehin schon verzartelt hätte !
T Diese Besorgnis ging ihm nicht wenig im Kopfe her um : Allein da nun einmal keine andere Aust Flucht war , und Wilhelm auch selbst Lust bejeigte in die Schule zu gehen , so ließ er es sich denn gefallen ; behielt sich aber steif und Fest vor , das Mangelhafte in Wilhelms Erziehung selbst zu verbessern und den Geist eines achten Jungen in ihm anzublasen und in Flammen zu sehen .
Bon der Zeit an wurde unser Wilhelm von zwei entgegengeseßten Kräften in Bewegung gesetzt .
Der Auditor fand an ihm einen Knaben , wie er ihn nur irgend wünschte und gewann gegen ihn die zartlichste Zuneigung von der Welt .
Wilhelm seiner Seits war entzückt , sich unter einen ganzen Haufen von Wesen seines gleichen verseht zu sehen und es entwickelten sich ist in seiner Seele zwei neue Leidenschaften , hie vorher noch nicht hatten wirken können .
Da er notwendig merken musste , daß ein Knabe feine Lektion immer besser oder schlechter wusste , wie der andere , und daß sowohl die Rangordnung als die Liebe des Auditors von diesem Besser oder Schlächterwissen abhing , so flammte ist zum erstenmal in ihm der Geist der Nacheiferung auf , und er nahm sich vor , aus Leibeskräften zu lernen , damit er bald von der antesten Bank herauskam .
Zugleich aber fühle_es auch die erste Empfindung der Freunde schafft gegen einen seiner Schulkameraben , eis ned Kaufmanns Sohn , Christian Rose , hier aber Rosens Christel genannt , so wie er selbst allgemein Kantors Wilhelm geheißen wurde .
Was Wieland einmal im Idris so schon sagt : te er i Das Liebesbündnis schöner Seelen Knüpft oft der erste Augenblick :
Wenn andere , el ehe sie Freunde wählen .
Was sich dabei gewinnt , erst emsig Überzählerei Vermählet jene schon ein Wort , ein Gleich Spiegeln strahlet eins des anderen Bild zurück ; Ois wählen nicht , sie fühlen sich getrieben , Und lieben ihren Freund , wie sie sich selber lieben , gingen , teilten ihr a das ist so sehr in der Natur , daß es hier sogar bei diesen beiden Kindern eintraf . dem ersten Augenblicke ihrer Bekanntschaft wurden sie Freunde , und in etlichen Tagen waren sie schon unzertrennlich , gaben einander wechselsweise das Geleite , wenn sie aus der Schule oder was sie mit einander und nach einiger Zeit schrieben sie sich sogar Billetts tour .
Doch von dies sehr Freundschaft , die noch in spaten Jahren bestand , weiterhin !
Jht nur so viel , daß Wilhelm zu den Füßen des Herrn Auditors in die Geheimnisse des seligen Herrn Joachim Lassen ge eingeweiht wurde und zur großen Zufriedenheit seines Lehrers mit Menfa , Lieber , Pa ter , Fructus , Species sehr schnelle und muntere Schritte tat .
Auch lernte er nun rechnen und fand an der Verbindung den Zahlen ungleich mehr Vergnügen , als an der Verbindung der Adjektive und Onbstantive .
Kurz , Blumental bekam eine Woche und alle Wochen von seinem Herrn Kollegen Leine andere Nachricht , als daß sein Sohn sowohl in litteris als in moribus tagtäglich zunehme : Anstatt aber , daß er dafür auf die Knie fallen und dem Himmel hatte danken Solls Sante , lehn , argerte er sich darüber , daß er schler mit dem Kopfe gegen die Wand hatte rennen mögen !
Da wird ewig kein Junge draus , rief er halb in Verzweifelung :
Der Auditor zieht lauter solche Schlafmüßen , wie er selber ist !
ich nur noch eine einzige Klage hörte , daß er einmal einen dummen Streiche gemacht hätte , hätte sich mit einem gerauft oder gezankt oder dem .
Auditor selber einen Schabernack angetan , so wars doch was und ich könnte denken , nun das ist ein Jungenstreich !
Aber nein , nicht das geringste !
Ich sehe wohl , ich muß die Sache mit Ernst trottieren , sonst wird_es zu spat . , Das tat er denn auch wirklich ; Und so wie in vornehmen Häusern Vater und Mutter und Tante und Gouvernante , oft wohl gar Lakai und Magd den Kindern unablassig in die Ohren schreien :
Artig !
Artig !
Pfui , das ( st unartig !
Schön , das war einmal recht artig !
Ei , wer wollte so unartig sein ?
So predigte hingegen Blumental seinem Wilhelm in einem ganz entgegengeseßten Tone : Munter !
Courage 1 Luftig !
Ein Junge muß Feuer im Leibe haben !
Pots hundert , Pots tausend , weil ich in deinen Jahren schlug ich um mich herum junges Füllen !
Du musst nicht immer über den Büchern liegen !
Komme , sollst mit mir spazieren gehen , ich will dich einmal in die Schule nehmen !
In dieser Schule wurden denn , wie man leicht denken kann , Lektionen getrieben , die von den Lektionen des Auditors himmelweit verschieden waren .
Blumental lehrte seinen Wilhelur mit Steinen werfen , auf Baume klettern , über Graben springen , nahm ihn mit auf die Jagd und ließ ihn Pistolen und Flinten los drücken , sette ihn aufs Pferd und ritt mit ihm und so mehr dergleichen .
So sehr sich nun auch unser Kleiner anfangs vor einigen dieser mannlichen Übungen , besonders vor dem Schiessen . scheute , so geschwind erholte er sich doch hinters her , wenn er sah , daß alles ohne Gefahr aber lief ; Das zweitemal wiederholte er das Nahms liche schon mit wenigerem Herzklopfen , und das zehntemal schoß er schon , ohne eine Miene zuverzucken .
Daß Wilhelm dadurch auf einer notwendige und pöllig unwillkürliche Art and Geist und Sitten umgeschmolzen wurde , fühlt jeder , ber da weiß , daß die Seele eines Kein des in diesem Alter Wachs ist !
Das sanfte Kolorit , Susannens mühsames Werk , verschwand Aus einem zahmen Lämmchen wurde ist ein kleines dreistes , wildes , mutwilliges Böckchen !
Und so wie der Auditor vor Jams mehr und Betrübnis schier alle Hände über dem Kopfe zusammen schlug , als er diese Veränderung an Wilhelm wahrnahm ; als er sah , daß ihm das Stillsißen und Lernen nicht mehr so schmecken wollte , wie sonst , und ihm dagegen das Herumschwärmen im Freien mehr behagte :i So war Blumental hingegen vor Freuden ausser sich , daß Wilhelm , seiner Idee nach , so gut einschlug und einmal in der Zukunft , wie er sich ausdrückte , einen rechten Kerl versprach .
Er ermunterte ihn so gar durch Pras : zur Erfindung neuer toller Streiche , und an seinem guten Willen lag es gewiß nicht , daß das Unkraut der Bosheit nicht in seinem kleinen Herzen Wurzel schlug .
Aber dazu hafteten Susannens gute Lehren und Ermahnungen zu tief , und Wilhelm ließ sich schlechterdings zu nichts bringen , was nur auf die entfernteste Art einer Beleidigung oder Lastton ähnlich war !
Sein Vater erzählte ihm z. E. mit innigem Wohlgefallen , daß er einmal in seiner Jugend des Abend an die Klingel in der Apotheke einen Knochen gebunden hätte ; So wie nun ein Hund vorhergegangen wäre , hätte er es gerochen , wäre nach dem Knochen in die Höhe gesprungen und hätte gellingelt ; Auf diese Weise hätten die Leute in der Upothele alle Augenblicke nach der Tür laufen müssen und es wäre immer niemand da gewesen , Blus mental , der sich auf diesen Streiche was rechtes einbildete , machte sich nun Hoffnung , it Helm sollte sich daran ein Beispiel nehmen , und ähnliche Stückchen aushecken :
Aber dieser jagte ihm ganz naiv ins Gesicht : Nein , Papa , das war nicht recht !
Worauf ihn Blumental Halbzornig anfuhr : Du bist eine Schlafmüge ! und damit abbrach .
Eben so wenig hätte Wilhelm je einen Wurf mit einem Steine ger than , der offenbaren Schaden oder Inheil hätte anrichten können ; Er warf weder unter die Bögel , noch unter das Obst , sondern allemal Ziele , und hier zeigten sich bereits Funken eines künftigen Mannes , Denn er ließ schlechterdings nicht nach , und wenn er einen ganzen Nachmittag werfen sollte , bis er das Ziel traf .
In allen anderen unschuldigen Forderungen aber fand s nach einem selbstgemachten an ihm einen höchst gehorsamen und Flinten Knaben .
Er mochte ihm Aufträge geben , an , wen und was für welche er wollte , alleinal richtete er sie auf das beste und geschwindeste aus .
Selbst des Nachts ließ ihm der Vater keine Ruhe , um ihn sum Jungen zu bilden ; Er schickte ihn ganz allein in den Keller , in die Klasse , und sogar auf den Kirchhof , und Wilhelm ging , Im ging , ohne Wenn er aber sich selbst ganz allein überlassen war , ( und das war er sehr Ost ) dann wusste er sich auf Tous Senderlei Art zu bestaftigen .
Sm Garten grub und Fete und pflanzte und begoß und jatete er ; Im Walde gesellte er sich zu den Holzschlägern oder Jägern oder half armen Leu ten Holz lesen oder Kindern Beeren sich im geringsten zu fürchten . necken ; Auf dem Felde war er bei den Hirten oder lief hinter einem Sdemanne oder Pflüger her und ließ sich von ihm sagen , was er machte und warum er es so und nicht anders machte .
Im Winter statt den warmen Ofen zu suchen , hielt er sich ebenfalls die meiste Zeit im Freien auf .
Dann legte er zuerst Schlittschuhe an , fuhr von gahen Anhöhen auf einem Brette pfeilschnell in die Tiefe herab , schlitterte auf dem selbst auf die isse , und so wie er sich vo Malerei Gelege die Bildhauerei . hatte , fiel er ist auch auf Er machte Häuser , Kirs hen , Brücken , Tore und so auch Menschen , feinen Vater , den Auditor , Rofens Christeck , die jelige Susanne , alles aus Schnee , und obs gleich diese Schneefiguren nicht so vollkommen waren , wie diejenigen sein mochten , die ehemals Rubens Schüler in Antwerpen zu ihrer Ergshlidkeit im Winter formten , so brauchte man doch auch nicht drüber zu schreiben :
Das ist ein Mensch , ein Hund , ein Haus zc , wie vor alten Zeiten in Ägyptens finde man Die Auf diesen Fuß lebte Wilhelm bis in sein neuntes Jahr , ohne daß weiter eine Veränderung mit ihm vorgefallen wäre , die einen merklichen Einfluß auf ihn gehabt hätte .
Summe seiner Schulkenntnisse vermehrte sich unter der Zeit so weit , daß er mit Langens Kolloquiis ziemlich fertig werden konnte , daß er eine leserliche , und wenn nicht schöne , desto geschwindere Hand schrieb , und daß er im Rechnen grabehin der Beste war .
In Kenntnissen außer der Schule aber war er , wie ich gezeigt habe , desto Starter , und ob er gleich für sich kein Buch las , außer was er ex officio lesen , musste , so studierte er gegen desto fleißiger in dem großen Buche der Natur , theoretisch und praktisch .
Ist aber trug sich von neuem eine Begebenheit zu , die , ob sie zwar an und für sich selbst tragisch if , dennoch wegen der damit serkaüpften Umstände vermutlich mehr auf das Zwerchfell meiner Leser , als auf ihre Tränens Brüfen wirten wird .
Zwölftes Kapitel Man Minna von Barnhelm sagt einmal : spricht wenig von den Tugenden , die man hat , aber desto mehr von denen , die man nicht hat !
Und der narrische Lautenist Lift " Rehs Haar im Hofmeister seht es als ein unumstöße Leiches Postulatum fest :
Ein Musikus muß feine Courage haben ; Ein Musikus , der Raurage hat , ist ein Hundsfott !
Beide Aussprüche , so sehnig fte mit einander gemein haben , treffen hier in einer und derselben Person auf das genaueste zu .
Ich habe meinen Lesern 1 vorigen Kapitel eine Stelle aus den Blumenthalifchen Vorlesungen über Kaurag Driftigkeit , Reckheit mitgeteilt , die er mit vielem Nachdrucke der Stimme und der Gesten an Wilhelm hielt .
Wer wird nun nicht anders glauben , als daß er diese männlichen Tugenden Darum so dringend empfahl , weil er sie selbst in einem hohen Grade besaß !
Noch mehr musste man in diesem Gedanken bestärkt werden , wenn man ihn bei einem Trinkgelage mit dem leeren Glase in der Hand , wie mit einem blanken Sabel fechten sah !
Seine schiefe Perücke , fein Krafttiger Bass , und seine donnernden Schläge auf den Tisch mit geballter Faust liefen es einen notwendig als eine besondere Schickung des Himmels erkennen , daß er Kantor und nicht Korporal geworden war , weil er sonst gar zu großes Blutvergiessen und Morden in Feindes Land und Armee angerichtet haben würde !
Und doch , als sich ist eine Gelegenheit zeigte , we wahrer mannlicher Mut nötig war , fiel uns Sem Helden das Herz an denjenigen Ort , wor hin es bei feigen Memmen immer feinen Weg zu nehmen pflegt , und anstatt daß man bei Ges gewärtigen Umständen von Blumenthaln die Rettung der Stadt , oder wenigstens einen rühm Lichen Tod , nachdem er sein Leben teuer verlauft , hätte erwarten sollen , starb er eines solchen Todes , dem das Spruchwort eine gar eigene und seltsame Trauermusik zuerkannt hat .
* )
Im Jahre 1756 brach , wie jeder weiß ; der dritte schlesische Krieg aus .
57 traten die * )
Das Sprichwort sagt was ich vor einem ehrsamen Publikum nicht klar und deutlich nachlagen darf :
Wer vom Drohen stirbt , wird mit Eselsf begraben !
Rufen im Königreich Preußen auf und 58 hausten sie auf deutschem Grund und Boden .
Welch ein furchtbares , grasliches Gemalte Hesse sich hier entwerfen von alle den entsetzlichen Greueln und Unmenschlichkeiten , die sie In der Mart und in Schlesien verübt !
Doch der Preußische Grenadier hat dies Gemälde Bereits entworfen und mit den stärksten Fars ben das Volk geschildert , Das noch zu Menschen nicht geworden ist , Daher gezogen kam Heißhungriger als ein Heuschreckenheer , Mit tragem , aber giftigem Schneckengang * In sein , o Gott ! von dir gesegnet Land , Um eine lebenlose Wüsten Ein Land des Den , eine Steppe , gleich es , eine Ster Steppen feiner Kaiserin daraus Su machen .
Langsam jag es so daher , Wie durch fruchtbares hält in frika Giftvoller großer Schlangen Heere ziehen ; Seiten Da steht auf Bänden Zugs Erstorbenes Gras , da steht , so weit umher Als ihre Bäuche Frigen , alles tot .
Bon Memel bis Küstrin stand Friedrichs Land Golda , vermater , 6de , traurig , tot .
Und von den Kallmucken und Kosaken ins besondere singt er : som Quaalpolles langes Leben sein Das Los der Häupter über Re , die Re Wie Tigertier auf Menschen hetzten , Furcht Voraus zu senden nüber Stadt und Land Wohin der Krieger feine Waffen trug !
Eine solche Herde Tigertiere , an der Zahl 100 und drüber tam denn auch im folgenden Jahre in unser Stadtlein und drohte alles zu hangen , zu spießen und anzuzünden , wenn nicht in wenig Stunden eine ganz enorme und schlechterdings unerschwingliche Brandschaßung herbeyr getrieben würde .
Der Leberfall geschah zu schnell , als daß die Einwohner auf Flucht hat_es ten denken können und so geriet auch Blumental , als er eben aus der Kirche nach Hause ging , einem alten bärtigen Kosaken nicht in die Hände , sondern nur in die Augen .
Auch unter den rohsten Barbaren finden sich immer einzelne gute Seelen , und ein Kosak selbst hat einmal den Charakter seiner Landsleute in folgender Parabel ausgedrückt :
" Eine Mutter hat sieben Söhne !
Vier sind gut , drei finde böse , so ist es auch mit uns ! , , auch mit uns ! , ,Grade der , mit verhängtem Zügel auf Blumenthaln losjagte , hatte nichts weniger im Sinne , als seinem armen Leben ein Ende zu machen ; n Ende zu machen ;*~ Nicht eins Mal plündern wollte er !
Blumental aber , dem die Furcht schon Sinnen und Verstand geraubt hatte , rannte vor toll und blind die Treppe herauf , in die Kammer , unter das Bette ; und als er den Kosaken unten ' vor seiner Tür Karmen und toben hörte , hielt er sich auch da nicht für sicher genug , sondern sprang auf den Holzboden , schloß hinter sich zu , und indem ihm die Verzweifelung Kraft gab , Wall ! te er im Augenblick einen solchen Berg Holz vor die Tür , daß schwerlich ein Sechspfunder würde haben durchdringen können .
Unterdes war der Kosak , den es wütend machte , daß sich auf alle sein Rufen und Schreien keine lebendige Seele sehen ließ , da er doch Blumenthaln mit seinen Augen hatte ins Haus gehen sehen , ab gestiegen .
Mit bloßem Säbel in der Hand durchsuchte er alle Stuben , ging die Treppe . herauf in die Kammern und fam auch an die Holzbodentüre .
Da er diese allein verschlossen fand , vermutete er sehr richtig , hier müsse der Fuchs sein Loch haben , und fing , an , ihr mit seinem Säbel träftig zuzusprechen . , Blumental , der sich nun doch für verloren hielt , ergriff in der entsehlichsten Angst seines Herzens ein neues Rettungsmittel , stieß mit einem Klos ben Holz eine Lage Siegel aus dem Dache und Froch in die gemachte Defnung , um daheraus au Fletten und sich hinter den Schurstein zu verkriechen .
Noch war er nicht mit halvem Water einen so Leibe durch , als es ihm punkte , das Hauen und Stechen an der Tür ließe nach : Und so war es auch wirklich !
Der Kosak merkte , daß hinter der Tür irgend eine Art von Boll werk Ware , und da er sich nicht getrauen konnte , es mit seinem schwachen Säbel zu überwältigen , zog er unverrichteter Sache ab .
Ohne Zweifel aber würde er an den unteren Stuben und an der Möbeln darin seine Nage s Genom men haben , wenn ihm nicht beim Heruntersteigen von der Treppe Wilhelm in den Wurf gekommen wäre .
Dieser hatte nun wirklich die Tugend geübt , mit der sein totalen Bankerut gespielt hatte .
Auf das erste Geschrei :
Die Kosaken , kommen ! flog er auf die Strafe , ließ sie dicht neben sich vors bei reiten , lief dann hinter ihnen her und würs de sich sicherlich selbst unter sie gemischt haben , wenn ihm nicht jemand zum Fenster heraus zugerufen hatte , die Kosaken plünderten Bei sett einem Vater !
Den Augenblick jagte er nach Hause , und trat eben zur Tür herein , als der alte Kosak die Treppe herabtam .
Writ einer jammernden , flehenden Miene , die selbst einem Barbaren verständlich sein mußte , faßte ihn Wilhelm bei der Hand und drückte sie an sein Herz , gleich als wollte er sagen :
Sei barmherzig !
Nimm was du willst , nur schone unser Leben !
Der Kosak verstand halb und halb , was Wilhelm sagen wollte , and fing in feiner Sprache einen fangen unverständlichen Schnickschnack an , begleitet mit vielen Heft gen Gestitularionen , wobeyer ! eine leeco Schnupftabatdose aus dem Busen zog und im mehr nach der Tür und nach dem Boden wies .
Nunmehr lag es am Tage , daß der Rosace ursprünglich von Blumenthaln nichts weiter harr te haben wollen , als eine Dose voll Schnupfe Tabak , dem diese Nation bekanntlich auf deutschem Boden vielen Geschmack abgewonnen hat .
Hatte nun Blumental Kontenance gehalten und ihm diese gegeben , so war der ganze Hahne del vorbei !
Wilhelm , der davon nichts musste , daß der Kosak seinen Vater gesehen und daß sich dieser versteckt hatte , konnte unmöglich das Ganze erraten , aber soviel schloß er aus der leeren Dose , daß der Kosak Schnupftabak has ben wollte .
Er . winkte ihm also freundlich zu ; nur einen Augenblick zu verstehen , und ehe man Amen sagt , brachte er schon aus dem Keller einen ganzen irdenen Topf voll Tabak herbei : geschleppt .
Mit einemmal erheiterte sich das Gesicht des Kosaken auf , wie der Himmel nach dem Sturms .
Er karehare Wilhelm nach seiner Art recht herzlich , nahm den ganzen Tabak mit , vermutlich um ihn auch seine Brüder genießen zu lassen , und so sette er sich wieder zu Pferde und jagte fort :
Wilhelm aber hatte nichts angelegentlicheres zu tun , als ihm wieder nachzulaufen !
Allein so groß der Schreck gewesen war , so kurz war er auch .
Eben hatte der Bürgermeister mit dem kommandierenden Offiziere die Summe der Brandschaßung naher bestimmt und sie von 20009 auf 4000 Rthl . herunter : gebettelt , die nun auf das schleunigste bar herbeigetrieben werden sollten , als sich unter den Kosaken plöglich ein allgemeines Geschrei erhob : Prußacki , Prußacki !
Im Huy saß alles zu Pferde und fort über alle Berge .
Ein Kommando her Husaren von nicht mehr als zo Mann jagte ihnen auf der Ferse nach und es erhob sich vor dem Tore ein kleines Scharmüßel , das aber von keinen weiter Folgen war , außer daß unser Städtlein für diesmal nicht nur von Plünderung und den damit verknüpften Unmenschlichkeiten , sondern selbst von der Brandschaßung der 4000 Rthl . frei blieb .
Eine allgemeine Fröhlichkeit bemächtigte sich nun aller Einwohner ; Das Weibsvolt , das am allermeisten , und mit Recht , in Angst getbesen war , fing schier an vor Freude zu kanzen und springen und so tanzte auch Wilhelm , nachdem Man nichts mehr weiter zu sehen war , luftig und vergnügt nachhause .
Allein hier fand er nichts zu tanzen und zu springen !
So viel er auch suchte , so viel er rief , konnte er seinen Batter nicht ausfindig machen .
Er nahm also seine Zuflucht zum Auditor und dieser geriet glücklicherweise von die vor dem alten Kosaken angehauene Holzbodentür .
Nach vielem wiederholten Rufen und Versichern , daß alle Gefahr vorüber sei und daß die Kosaken langst fort wären , meldete sich endlich Blumental , hatte aber kaum mehr so viel Kraftden aufgetürmten Holzhaufen wieder wegzuschaffen und die Tür zu eröffnen , und als dies mit Mühe vollbracht war , mußte ihn der Auditor unter die Arme fassen , um ihm die Treppe herab zu hets fen .
Er legte sich sogleich zu Bette und der Fieberschauer ergriff ihn so über alle Maßen heftig , daß man glaubte , er würde die Macht nicht überleben .
Ohne Zweifel aber Ware er noch dem Tode en wenn nicht selbst alle menschliche Hilfe von sich gestoßen hätte :
So aber hatte sich der Gedanke einmal seiner Seele bemächtigt , dies sei sein Leste und er müsse sterben ; Er verlangte also nur nach der Hilfe des geistlichen , nicht des leiblichen Ärzte , und da dieser dennoch erschien , war nichts auf Welt vermögend , ihm zum Einnehmen der Arzneien zu bewegen .
Auf diese Weise fand der Tod sehr leichtes Spiel und in noch nicht 14 Tagen lag Blumental , nachdem er sein wildes , schwärmerisches Leben bitterlich beweint und beklagt , als ein Marterer der Feigheit auf der Bahre .
Wilhelm , der bei dem Tode seiner Mutter noch gar nichts empfunden , und bei Susannens Tode noch in dem glücklichen Alter war , wo die tiefste Traurigkeit einem neuen Steckenpferde oder einer Kindertrommel weichen muß , fühlte ist vollkommen deutlich , wie groß sein Verlust sei und was das heiße , eine Vater und mutteriose Waise werden !
In des hatte ihm Susanne viel zu richtige Begriffe von der Religion beigebracht , als daß es ihm nicht auch hatte einfallen sollen , daß Gott ein Gott der Witwen und Waisen sei und daß es Ihm ein Kleines ist , da Hilfe zu schaffen , wo alle Hilfe verloren scheint .
Dieser Ge danke tröstete ihn bei seinem wirklich tiefen Schmerze :
Ein Beweis , wie einfältig und unerfahren er noch war !
Denn hätte er bereits die Kenntnisse der heutigen großen Welt besessen , so hätte er den Alten immerhin sterben lassen und seinen Trost lediglich in der hinterlassenen Erbschaft gesucht und gefunden .
Dreizehntes Kapitel .
Wilhelm geriet nun , der Ordnung unter gefitteten Völkern gemäß , aus vaterlicher in vors mundschaftliche Gewalt , und der von forrig teit hierzu bestimmte Mann war der Apotheker des Orts , Herr Hennig .
In einer Absicht könnte sich Wilhelm keinen besseren Vormund wünschen als ihn ; Denn sein Vermögen , das sich , nachdem alles in bares Geld verwandelt war , inklusive des Vermächtnisses von Sufartnen und exklusive dessen , was sein Vater nach und nach alle gemacht und zum Teil auch Schule : dig geblieben war , auf dritthalb tausend Rthl . stand unter dieses Herrn Hennigs Vers Waltung nicht nur in den sichersten Handen , . sondern Herr Hennig hatte auch viel zu viel Ehre im Leibe , eine Waise nur um einem Heller zu betnapsen .
Aber auf der anderen Seite war dieser Herr Hennig ein großer ausgemachter Narr , der zwar in einer Gesellschaft einen lauernden Spaher menschlicher Torheiten und Schwächen überaus belustigen konnte , aber mit ihm unter einem Dache zu wohnen , und noch mehr sein Untergebener zu sein , war für jeden , der seinen eigenen Kopf und seinen eigenen Willen hatte , eine wahre Qual und Marter !
Der Nagel , der ihm im Kopfe saß , war eine höchst lächerliche Art von Stolz und Eigenliebe , die aus allen seinen , auch den kleinsten und geringfügigsten Handlungen hervorsprang :
Und wenn der Verfasser der physiognomischen Reisen es noch bezweifelt , daß Klopstock , wie Tellow versichert , schon an der Art , wie er seine Tabakpfeife halt , tennbar ist , so war es hingegen keinem Menschen zweifelhaft hingedaß Herr Hennig ein Narr war , man mochte ihn die Tabakpfeife oder Schnupftabaksdose oder den Stock oder die Feder oder was es irgend sonst war halten Fehen !
Sein ganzes Neufferes war mit einer Glasur von steifer Würde und Gravität übergossen , die aber durch eine reiche Zutat selbstgefälliger Eigenliebe ihre rauhe , Harte verlor .
Das Männlein tonte wirklich für hübsch pafsiren , aber hätte man in den geheimen Falten seines Herzens lesen können , so würde man gefunden haben , daß er sich für einen vollkommenen Adonis hielt !
Nach diesem Fuße taxierte er alles , was das Glück hatte , ihm anzugehören :
Seine Apotheke war in seiner Einbildung die schönste ; Sein Hund , seine Kage , sein Haus , fein Garten , kurz furg alles , alles war ohne seines gleichen ! entweder dumm , oder schelmisch genug war , dies anzuerkennen und in einem recht enthusiastischen Tone zu lobpreisen , der war sein Mann und genoß von seiner Milde und Gnade Gutes die Fülle !
Aber auch ohne Vorhegeganges ne Schmeichelei trieb ihn son allein der Begriff von Ehre und das liebe digito monftrarier hic eft zu vielen guten Handlungen an , auf den Erfolg und nicht auf die Quelle sieht .
Er war ungemein freigebig gegen die Kirche und dieGeistlichkeit , mitleidig gegen Arme und Not leibende , denen er alle Arznei umsonst gab ; Er vertümmerte keinem Arbeiter \ einen Lohn und hielt das Abbin und Abhandeln seiner Würde für unanständig , und wo er nur irgend aufgefödert wurde , eine ehrebringende Tat zu than , war er gleich bei der Hand . .
Zu diesem allen feste ihn sein für den Ort wirklich O ansehnliches Vermögen vollkommen in Stand , wozu noch dieses tam , daß er für keinen künftigen Erben zu sparen brauchte , da er entschlossen war , nie zu heiraten .
Und so erkläre man sich_es , wie selbst der aufgeklarteste Teil der Stadt mit Einem Munde sagen konnte :
Hennig ist der größte Narrin Offern man nämlich bei den Outer von der Welt , und zugleich Hennig ist der beste Mann von der Welt !
Sollten Die erste Entrevue zwischen ihm und Wilhelm war gleich ein Kommentar zu dem eben entworfenen Charakter .
Sie gehört ganz hier her , weil sie in dem Leben unseres Helden den , Grund zu einer ganz neuen Revolution legt , und ich teile sie Wort für Wort mit . aber vielleicht manche Leser in Herr Hennin mehr einen abgeschmackten als einen unterhaltenden Narren finden , so belieben sie zu erwäs gen , daß ich bloß den stummen Buchstaben des Gesprächs liefere , und daß es eigentlich das Wert eines Schauspielers Ware , dieser Szene Leben und Erschütterungskraft fürs Zwerchfell einzublasen .
Henne .
Mein lieber Sohn , du hast das Unglück gehabt , deinen Vater zu verlieren , welches mir herzlich leid getan hat .
Dagegen aber hat dir der Himmel das Glück geschenkt , daß ich dein Vormund geworden bin .
Bon nun an also bist du mein Mündel , das will so viel sagen , daß du mir alle diejenige Ehrfurcht und Hochachtung schuldig bist , die einem Vors munde zukommt .
Du bist ist noch ein Kind und weist nicht , was zu deinem Besten dient , aber dafür ist Herr Hennig dein Vormund , daß er dir das alles sagt .
Komme her und Füße mir die Hand !
( Wilhelm tut es )
So , mein Sohn !
Gelegentlich werde ich dich auch in Guss ten Sitten und in der Konduite unterrichten , Aber auf die Hauptsache zu kommen , weswegen ich Vorist mit dir sprechen wollte , sage mir doch , wozu hast du denn wohl eigentlich Lust ?
Willst du studieren ? will .
Ich weiß nicht , Henne , St , St , das war ein Fehler ge gen die Lebensart !
Du harrest sagen sollen ?
Ich weiß es nicht , mein Herr Hennig oder mein wertester Herr Vormund , und dann hättest du hinzusehen sollen , das et von Ihnen , wie es Ihnen gefällig ist !
So wars recht gewesen !
Indessen will ich dir dergleichen .
Fehler ist noch übersehen .
Aber wieder auf die Hauptsache zu kommen , ob es gleich freilich bloß von mir dependiert , ob du studieren sollst oder nicht , so ist doch Herr Hennig viel zu billig , als daß er dich wider deine Neigung zu einer Lebensart zwingen sollte :
Also frag ich dich nochmals , hast du Lust , ein Geistlicher zu werden , oder ein Advokat , oder ein Docks Tor , oder so was ? will .
Nein , lieber Herr Vormund , Hennig lächelt wohlgefäuig ) es ist mir nicht , als ob ich dazu Lust hatte ! stand !
Henne .
Ha , ich merke schon , du hast Vers Ich will wohl raten , wohin deine Meigung zielt !
Nicht wahr , du willst in Herr Hennigs Fußstapfen treten , du willst ein Apotheker werden ?
Ja , ja , ich kann es schon in deinen Augen lesen : Und dann muß ich dir sagen , mein , wenn das deine Neigung ist , dann hast du das beste Teil erwählt .
Komme her und Füße mir die Hand ; ( Wilhelm Thors ) Bleibe hier stehen , denn ich muß nun recht vertraulich und väterlich mit die reden !
Der Apothekerstand , mein Sohn , muß ich dir sagen , ist einer der angesehensten und vornehmsten auf der ganzen Welt .
Wenn wir nicht wären , dann müssten die Menschen , mit Respekt zu sagen , dahinsterben wie die Fliegen .
Die Herren Dottores wollen zwar immer gern ben Nang über uns behaupten , aber urteile nur selbst , mein Sohn , was wäre wohl ein Doktor ohne einen Apotheker ?
Ein Nichts !
Ein Unding !
Und dann , siehst du , was hat ein Doktor weiter zu than , als daß er das Rezept verschreibt ?
Aber wir , wir müssen erstlich das Rezept lesen , zweitens verstehen , und dazu gehört Wersttand , und Briten gehörig zusammensäßen , das muß ein Doktor wohl bleiben lassen !
Also , mein Sohn , hat ein Krante es eigentlich uns zu verdanken , wenn er wieder besser wird , und nicht dem Doktor !
Aber nunmehr auf dich selbst zu kommen , Lo entbeck ich auch an dir diejenigen Eigenschaften und Qualitäten , die zu einem Apotheker geht Du hast auf der Schule etwas gelernt und hast überhaupt Verstand .
Zweitens Haft du Vermögen , und wenn du bei mir lernst , so hält dich dein Herr in allen Stücken frei und deine Interessen werden immer wieder zum Kapitale geschlagen , so daß du an 4000 Rthl , haben musst , wenn du mündig wirst .
Da Dafür kannst du dir schon eine eigene Apotheke kaufen , oder wenn dein Geld nicht reicht , so ist Herr Hennig da , der gibt dir , so viel du brauchst , Dann , mein Sohn , bist du ein gemachter Mann , und du derdankt es dann Herr Hennin Zeit Lebens , daß er mehr an dir getan hat , als jeder andere Vormund in dem ganzen Lande getan haben würde .
Nun sage mir aufrichtig , was ist dein Entschluß ?
Wilh. ( entschlafen ) Ich will ein Apotheker werden .
Henne .
Bravo !
Bravissimo !
Dafür muß ich dich umarmen !
Und ich verspreche dir , ich will einen Menschen aus dir ziehen , daß die ganze Stadt sagen soll , wahrlich der Mons fleur Blumental macht Herr Hennin uns gemein viel Ehre !
Auch darfst du nicht fürchten , daß es dir bei mir so gehen wird , wie es dir als Lehrburschen in einer anderen Offizin gehen würde !
Ich betrachte dich als meinen Sohn und Mündel , nicht als Lehrburschen !
Und damit du siehst , in was für eine Offizin du kommst , so folge mir !
Ich will dir Sachen zeigen , die du in deinem Leben nicht wieder so gut sehen wirst .
Und nun führte Herr Hennig unseren Wilhelm in die Apotheke , ins Laboratorium , auf den Boden , zeigte und nennte und lobte ihm alles vor , was nur da war , und Wilhelm , vom Reize der Neuheit gefesselt , fand an allem großes Vergnügen !
Sein Entschluß , der vors her bloß eine Folge der Überredung gewesen war , wurde ißt eigene , auf innere Überzeugung Ges gründete Wahl .
Von Hennigs Narrheit bes griff er zur Zeit noch nichts , noch viel weniger sah er die Folgen vorher , die künftig für ihn aus seinem Charakter entspringen mussten Ihm schwebten bloß die schönen Büchsen in der Apotheke vor Augen und das Laboratorium , wo er schon in Gedanken fleißig arbeitete , und so vergingen wenig Tage , als Wilhelm schon seine Wohnung bei seinem Vormunde und respektive Herrn bezog und mit der braunen Schürze im Laden paradierte , Vierzehntes Kapitel .
Jeder Stand hat zwar , wie das Sprichwort sagt , seine eigene Plage : daß der Stand eines Gefällen ap Aber doch glaube ich , jungen in Deutschland unter allen bei weitem die meiste Plage hat .
Die Tyrannei der Meister diese armen Kreaturen empört oft das menschliche Gefühl ; Oh Ohrfeit gen , Puffe , Schläge und Stöße um nichts und wieder nichts sind fast , täglich the Teil , finde Fall & und dabei schmale und elende Kost und Lager .
Daher denn auch die entseßliche Ausgelassenheit und Wildheit dieser Buben , sobald sie in Freiheit sind und der Stock des Meisters sie nicht erreichen kann ; Daher ferner auch die ununterbrochene Fortpflanzung dieser Barbarei von Geschlecht zu Geschlecht , weil jeder neuer Ger Fell oder Meister denen Jungen , die er nun selbst zu kommandieren hat , keine gelindere und sanftere Begegnung widerfahren lassen will , Grburschen oder Lehr als er selbst genossen hat .
Doch das ist nach nicht alles :
Der größte Teil der Meister hält Das Lehren , wofür er sich doch das Lehrgeld bezahlen läßt , für gar keine Pflicht , sondern glaubt schon genug zu tun , wenn er dem Jungen nur erlaubt , zuzusehen ; Nun mag er selber seine fünf Sinne zusammennehmen und versuchen , wie weit er es bringt ; Lernt er nichts , so ist der Schade ab sein , und niemand fragt dann weiter , wessen die Schuld ist !
In diesem Stücke , Stücke , so wie in mehreren anderen beschämt uns das weise England unendlich !
Dort darf kein Meister seinen Lehrjungen als einen Haustnecht zu seinen häuslichen Verrichtungen gebrauchen , viel weniger ihm mit Schlägen oder sonst übel begegnen : sondern er muß ihm den möglichst besten Unterricht mitteilen .
Hat der Lehrjunge nichts gelernt , sö wird der Meister vor Gericht gefordert und scharf bestraft .
Dieser Prolog gilt nun keineswegs uns fem hochgeehrtesten Herrn Hennig .
Es war viel zu sehr gegen seine Empfindung von Ehre , an irgend ein empfindendes Wesen , war es auch nur der Hund von • newesen , Hand anzulegen ?
Außerdem würde noch das Schilds gen seine zarten Hande verdorben haben !
Aber Herr Hennig hatte einen Provisor , auf den er sich ganz verließ und verlassen konnte , so daß er auch selten n nur einmal in den Laden tam .
Dieser Mensch vereinigte mit vielen Tugenden viele Fehler ; Vollkommene Geschicklichkeit in Treue , und unermüdete Tätige seinem Fache , Treue teit auf der einen Seite , auf der anderen aber eine maurische , grießgrammige Laune und eine höchst gebieterische und tyrannische Denkungsart gegen seine Untergebenen .
Nun stelle man sich die unglückliche Lage des armen Wilhelms vor !
Bon Kindesbeis einen an war er gewohnt , von seiner Mutter , bon Susanne , von seinem Vater und vom Auditor bloß mit Güte und Liebe erzogen zu werden !
Er kannte weder Rute noch .
Stock , denn Susanne hatte ihn ohne diese traurigen Werkzeuge , die im Durchschnitt immer weit mehr mißbraucht als recht gebraucht werden , zu erziehen gewußt , und nach Susannens Tode war Wilhelm schon zu gut gebildet , als daß erste noch nötig gehabt hätte .
Seines Vaters höchstes Scheltwort war : Du bist eine Schlaft müsse , und wenn ihm auch der Auditor manch Mal eine kleine Schulstrafe zuerkannte , wenn er fein aufgegebenes Pensum , mehr durch Schuld feines Vaters als seine eigene , nicht recht wusste , so reichte Koch dies lange nicht hin , Wilhets men von menschlicher Barbaren und Tyrannei einen Begriff zu geben .
Überdem hatte er aus sehr der Schule alle nur etsinnliche Freiheit ge noffen , zu tun und zu lassen , was ihm wog gefiel , und ich habe bereits oben erzählt , wie er diese Freiheit nüßte , sich mit der lieben Mutter Natur und mit ihren Werken bekannt zu machen .
Diese reizenden Schwärmereien auf Feld und Wald , so wie auch die Freuden der Schule gab er nun gern und ohne Schmerz auf , da er einsah , daß sein neuer Stand es nicht anders litte Dagegen aber versprach er sich in der Apotheke und im Laboratorium uns erschöpflichen und immer neuen Stoff für seine Lehrbegierde und Tätigkeit , und so wie sich Herr Hennig für seinen zweiten Batter ausgab , so glaubte er , der Provisor würde für ihn der zweite Auditor sein .
Aber , aber , wie sehr hatte sich der arme Wilhelm in seinen Hoffnungen und Erwartungen betrogen !
Der Provisor und ein freundliches Gesicht waren zwei Dinge , die man eben so wenty Beys fammen fand , als den Kato und das Lachen .
Es war ihm schlechterdings unmöglich , etwas in einem sanften oder nur tollten Tone zu bes fehlen Alles musste in einem brüsken , beleidigenden Tone gesagt sein .
Den ganzen Lahns gen Tag hörte man aus seinem Munde nichts , als : Junge , tue dies , tue jenes !
Nun wie stellt sich der Ekel wieder einmal an ?
Hat der Bengel Pech an den Schuhen ?
Gehe , oder du kriegst Rasenstüber !
Ohrfeigen Ges hören dir , du Holzbock ! und was dergleichen Honig und zuckersüfle Reden mehr waren .
Dies sein Floskelchen war nun gar nicht zu entgehen , und wenn eine Sache auch noch so gut und at : turat gemacht wurde : Passierte aber wirklich ein Versehen , dann hatte der Verbrecher Ursache , bei Zeiten einen geschickten Seitensprung zu tun , damit die Ohrfeige oder der Nasenstüber ihn wenigstens nur von der Seite freiste .
Wie dem guten Wilhelm , bei alle diesem zu Mute war läßt sich leicht gedenken !
Er brach in einen Strom von Tränen aus , als ihm der Provisor das erstemal einen dummen Jungen an den Hals warf :
Aber damit machte erst recht schlimm !
O seht mir doch einmal Die alte Hure an , rief jener mit einem Höhe Nischen Tone :
Da steht sie und heult !
Ach bu allerliebstes Marzipanpüppchen , daß du die nur nicht etwan ein Leide_es Gehe mir aus den Augen , oder ich will die , Beis ne machen .. Wilhelm gjeng , sette sich auf den Hof und konnte wenigstens eine Viertelstunde lang nicht aufhören zu weinen und zu schluchzen .
Endlich tam sein kleiner Kamerad , der zweite Lehrbursche Franz zu ihm :
So gib dich doch nur einmal zufrieden , sagte er ; Tue nur , als wenn du nichts hörtest und mache alles , so gut bu kannst , und auf den Abend , wenn wir im Bette liegen , will ich dir recht viel erzählen !
Diese Hoffnung erheiterte den armen , niedergeschlagenen Wilhelm wieder auf ; Er trocknete sich die Augen und litt den ganzen Tag geduldig , was über ihn ergteng .
Den Abend aber , als Franz und Wilhelm , die von dem Tage an in einer Kammer schließen , kaum ins Bette gestiegen waren , fing jener gleich mit einem unmassigen Gelächter an , obgleich Wilhelm mit seinen Augen gesehen , daß der Provisor kaum eine Stunde vorher nach ihm geschlagen .
Mein Gott , sagte Wilhelm ganz ernsthaft , wie tannst du bog so ausgelassen sein und Bast ist gleich erst Schläge gekriegt ?
I eben darüber lache ich , verseßte Franz ! Hast du denn nicht gesehen , wie ich mich bückte und wie der Provisor über mich wegschlug , gerade an die Schrankecke ?
Wenn er sich nur ein rechtes Loch geschlagen hätte , scheckig wollte ich mich lachen !
Nun fing Franz unter lauter Lachen eine lange Geschichte an , von seinen bisher erlitienen Drangsalen .
Viel hundert Ohrfeigen und Nasenstüber hätte er schon gekriegt , und die Schimpfwörter wären gar nicht zu zählen !
Aber das schüttelte er ab , wie nichts , und lauerie nur immer auf Gelegenheit , wie er dem Pros visor wieder einen Schabernack antun könnte .
Er hätte ihm schon oft Pferdeftaub ins Bette gestreut , Hasenschwänze an den Rock gesteckt , Ameisen in die Perücke geseht , ein Stück Holz oder sonst was in den Weg gelegt , daß er im Finsteren drüber fallen müssen :c .
Aber nun soll_es erst recht gehen , fuhr er fort , nun unserer zwei finde !
Höre , Wilhelm , wenn du mir hilft , so wollen wir den alten Brummkater piesacken , daß er toll werden soll !
Nein , Franz , erwies derte Wilhelm , das tue ich nicht , denn das ist nicht recht !
Ich weiß schon , was ich mir vorgenommen habe , Schelten mag er mich , fe viel er will :
Wenn du leidest , tan ich_es auch leiden !
Aber schlägt er mich unschuldig , dann verklag ich ihn beim Herrn , der wird mir schon beistehen , er hat mir_es versprochen .
Ja da kommst du schön an , verfette Frana !
Probers nur und klage : Hast du vorher nicht Schläge getriegt , dann friegst du erst welche !
Der Herr wird gewiß dem Provisor mehr glaus ben , wie dir !
Davon konnte sich nun Wilhelm schlechterdings nicht überzeugen , und so brach Erden Streit ab , nahm gute Nacht , faltete seine Hände und schlief ein .
Fünfzehntes Kapitel .
Ein Fehler ist bald gemacht , und oft dann am ersten , wenn man et sucht . anderen zu vermeiden Wilhelm gab sich alle nur ersinnliche Mühe , des Provisors Befehle auf den Wink zu erfüllen .
Er flog mehr , als er ging , wenn er etwas holen sollte :
Aber eben diese Eilfertigteit machte , daß er in der zweiten Woche feiner Lehrzeit einmal stolperte und ein Arznei . glas , das er in der Hand hielt , fallen ließ .
Der Schade war höchst unbeträchtlich und ber trug etwa einen Groschen , aber der Provisor dachte nun einmal wie Herr Draco seligen ; Bei diesem stand auf allen Verbrechen , groß oder klein , der Tod , und bei jenem , Ohrfets gen und Nasenstüber .
Kurz Wilhelm bekam , nebst einer reichlichen Dosis Schimpfwörter , eine derbe volle Ohrfeige ! sich schon mehr als Junge ; diesmal zeigte er Er erstickte seine Tranen und sagte mir einem gefaßten Tone :
Herr Provisor , ich werde Sie verklagen !
Dies sollte seiner Meinung nach weder Trog noch Drohung sein , sondern bloß eine ehrliche Anzeige , die man auch seinem Feinde schuldig wäre , damit er sich danach zu richten wüste :
Denn jemanden hinter seinem Rücken verklagen , hielt er für Unrecht !
Der Provisor aber nahm das Ding ganz anders ; Ihm war es Trok und Überschreitung der Subordination und von einem Lehrjungen eigentlicher Aufruhr !
Er gab ihm also nun eine ganze Svite , die Wilhelm mit vorgehaltenen Handen nur schwach abwehrte , und or das Hagelwetter endlich nachließ , ging er die Treppe herauf und gerade zu Herr Hennin .
Zitternd und fast außer Atem erzählte er ihm , wies ihm gegangen wäre , und wie der Provisor ihn und Fransen traktierte , und daß er in seinem Leben noch keine Ohrfeigen gekriegt hatte , und wenn er das gewußt hätte , dann hatte er lieber studieren wollen 2c .
Hier zeigte sich denn nun Herr Hennig ganz auf dem Gipfel seiner Narrheit !
Erst hielt er Wilhelm eine lange , lange Strafpredigt , daß er jo sans faffon , anangellopft und unangemeldet , in sein Zimmer gestürzt sei und wie höchst unschicklich das wäre !
Dann folgte die zweite Strafpredigt , darüber , daß er sich gegen seinen Provisor auflehne , der in aller Absicht ein ganz vortrefflicher Mensch sei , sonst würde Herr Hennig ihn nicht in seine Dienste genommen has ben !
Und endlich drittens , was die kleinen Verdrüßlichkeiten und Katbalgereien zwischen ihnen anbetraf , so wäre das zu ein für Herr Hennin sich damit abzugeben , das litte seine Ehre nicht :
Wilhelm sollte also nur hübsch ordentlich und gefeßt sein , so würde ihm nichts .
Böses widerfahren .
Mit diesem traurigen Bescheide musste sich Wilhelm begnügen und Herr Hennin noch obendrein die Hand teufen .
Er geriet darüber in eine wirkliche Art von Melancholie .
Franz gab sich alle nur ersinnliche , Mühe , ihm Much eins zusprechen und legte ihm ein neues Projekt vor , dem Provisor heimlich einen höchstempfindlichen Possen zu spielen :
Aber er verschmähte dies wie vor und entschloß sich , sein Leiden in Geduld zu ertragen , bis der Himmel es besser mit ihm fügte .
Den Sonntag drauf bat er Herr Hennin am Erlaubnis , feinen alten treuen Schulfkameraden Rosens Christelen besuchen zu dürfen und erhielt sie .
Ich habe oben den Ursprung der Frenndschaft zwischen diesen beiden Kindern er_es zählt , und vielleicht ist es einigen meiner Leser aufgefallen , daß ich von ihrem Umgange nicht mehr erwähnt , da nach aller Erfahrung die Gespielen unserer Jugend mehr Einfluß auf die Bildung oder auch Verderbung unseres Karat Teeres haben , als selbst Eltern und Lehrer .
Ich würde gewiß nicht ermangelt haben , es zu tun , wenn dies gegenwärtig der Fall gewesen wäre z Allein so sehr sich auch Kantors .
Wilhelm und Rosens Christel liebten , so wenig fand doch zwischen ihnen , außer der Schule , Umgang statt .
Christels Eltern waren gute Leute , aber in der Erziehung gingen sie einen gewaltigen die schnurgerade Irrweg , ob er Strafe getroffen zu haben glaubten .
Sie wollten aus ihrem Sohne erstlich einen moralisch : guten und zweitens einen gelehrten Menschen ziehen , um jenen Endzweck zu erreichen , schnitten sie Christelen allen Umgang mit anderen Kindern ab und behielten ihn stets unter ihrer eigenen oder fremden Aufsicht , damit er nie das Bise sehen und dadurch verführt werden sollte .
" Wilhelm war der einzige , dem es zuweilen erlaubt wurde , zu ihm zu kommen :
Und auch er war den Eltern bei weitem noch nicht ganz recht ; Er war ihnen viel zu wild , viel zu sehr aufs Spielen und zu wenig auf die Bücher erpicht .
Weil sie aber doch sein gu tes Herz und seine von Susanne eingesogenen religiösen Grundsäaße nicht verkennen konnten , so hatten sie ihn beide lieb und des Sonntags Nachmittags war er ein für allemal eingeladen , Christelen Gesellschaft zu leisten .
Dazwischen aber machte der Herr Kantor Blumental wies . der eine Menge Querstriche , nahm seinen Sohn häufig anderswohin mit , und nur auf vieles Bitten erlaubte er ihm , Christelen zu besuchen , weil er überhaupt das ganze Rosensche Haus nicht ausstehen konnte und es für In der Woche aber war für sie beide durchaus keine Möglichkeit zusammen zu kommen :
Denn da saß der arme Christel von Morgen früh umz bis Abends um 7 einen Tag und alle Tage , bei den Büchern angepflöckt , und wenn er der öffentlichen Schuleentlaufen war , dann fiel er in die Hande . der Privatinformatoren und Mater .
Seine den achten Sitz der Schlafmüßern hielt für Eltern erreichten so weit ihren Zweck mit ihm , denn er nahan Kenntnis und guten Sitten , und in Schulwissenschaften übersah . er Wilhelm bei weitem : Dagegen aber trocknete auch das ewige siegen und Anstrengen bes Kopfes alle Säfte des Körpers aus , und wenn Wilhelm schier vor Gesundheit plagte und wie die schönste rote Rose blühte , so hatte jener das blasse , schmachtende Ansehn einer weißen , und man konnte ihm sicher prophezeien , daß er sein Leben nicht hoch bringen würde . es aber weiter mit Rosens Christelen wurde , als er endlich die Universität bezog und nun aus seinem Käfigt ins Freie kam , davon zu seiner Beit !
Jkt zurück zu unserem Sonntagsbesuche .
Es war wohl nichts auf der Welt natür leger , als daß Wilhelm die ganze Fülle seiner Leiden in den Schoß seines kleinen Freundes ausschüttete Christel bezeigte ihm darüber fein aufrichtiges Mitleid , machte ihm aber zugleich eine Menge Vorwürfe , daß er sich hätte bereden lassen , ein Apotheker zu werden , und daß er das Studieren nicht erwählt hätte !
Wilhelm versicherte ihn , daß er zum Studieren wirklich keine Neigung hätte , sondern zu er wüsste selbst nicht was :
Der Apotheker aber war ihm freilich schon tausendmal leid geworden !
Mitten unter diesen Gesprächen fam Christels Mutter , Madam Rose dazwischen , und vernahm ebenfalls die Geschichte von der Tyrannei des Provisors und son den Strafpredigten Herr Hennigs .
Herzlichen Anteil und versprach Wilhelm , for bald sie mit seinem Vormunde zusammen tame , und das wollte sie in kurzer Zeit anstellen , würde sie mit ihm reden , und sie hoffte , es würde alles gut gehen .
Wer war froher wie Wilhelm !
Er glaubte , der Himmel selbst habe ihm diese gütige Vors bitteren zugeschickt , und nun wartete er von Tag zu Tag ungeduldig auf den glücklichen Er_es Folge !
Allein wie sehr er sich irren musste , können meine Leser schon halb und halb vorher erster rather Einen Abend , als Wilhelm schon eine gute Stunde und drüber in seinen Federn lag und alles Kummers und Herzeleides vergaß , rief ihn plößlich die Magd vom Hause , daß er sogleich aufstehen und zum Herrn kommen sollte .
Wilhelm war viel zu schlaftrunken , um sich den Kopf zu zerbrechen , was das wohl zu bedeuten Wer zog sich also in der Geschwindigkeit an und ging .
Schon hatte er den Drücker der Türe in der Hand , und wollte aufmachen , als ihm glücklicherweise die Strafrede einfiel , die er darüber hatte anhören müssen , daß er unangeklopft und unangemeldet in Herr Hennigs Zimmer getreten war , Er zog also geschwind zurück und klopfte dreimal sehr zierlich und säuberlich an .
Und nun stello man sich den unbegreiflichen Narren Herr Hennig ver !
Einen Augenblick vorher ging er noch mit heftigen , aber immer dabei main statischen und gravitätischen Schritten im 3 im : mehr herum , übte sich vor dem Spiegel in den Mienen des Zorns und der allerhöchsten Ungnade , die er Wilhelm zuwerfen wollte , und Van auf zentnerschwere Worte und Ausdrücke , womit er ihm die Größe und Enormitat seines begangnen Verbrechens vorhalten wollte .
Indem hörte er klopfen !
Im Huy stand er still , horchte - es klopfte noch eins Mal , eben so sauber wie vorher .
Ein mildes Lächeln verbreitete sich ist über sein zorniges Gesicht :
* )
Denn wie hat es seine Eitelkeit Was für ein kräftiges Mittel es sei , jemands Zorn zu entwaffnen , wenn man durch einen glücklichen Zufall oder durch Vorsaß gerade das Fleck Den seiner schwachen Seite berührt , davon zeugt unter anderen eine Anekdote von Peter dem Großen , die , wenn sie nicht wahr , doch gut erfunden ist .
Ein Russischer Herr hatte sich durch irgend ein Versehen oder Verbrechen die Dieses Kaisers zugezogen . saufen und jener ging mit feinem Schicksale entgegen . wugnade Peter ließ ihn zu sich Zittern und Bever An der Tür aber fo ungelegenen nicht tügeln sollen , daß Wilhelm , selbst zu einer Zeit , seine ihm gegebene War_es Mari nung und Lehre vor Augen und im Herzen . behielt !
Für ein geringeres Verbrechen hätte er dafür auf der Stelle gänzliche Verzeihung erhalten Aber seine Tat war zu schwarz sie musste , musste bestraft sein !
Er rief also : Herein ! und ging , dann wieder gravitätisch auf und ab .
Was befehlen Sie , mein lieber Herr Vors Mund , fragte Wilhelm mit leiser Stimme und Elieb an der Tür stehen ! gab ihm sein glücklicher Genius einen Schneller ein !
Er wusste , daß Peter vor nicht gar langes Zeit bei einem Marktschreier da Zahnausreifen gelernt hatte und daß dies Jet sein Stecken und Tummelpferd war .
Wer nur in irgend am ganzen Hofe über Zähne klagte , dem jag er sie mit eigenen hohen Handen aus , und auf ein Stück Kinsbacke , was bei der Gelegenheit mit ausgezogen wurde , kam es denn weiter nicht an . diesen Umstand gründete der Edelmann seinen Plan , des Kaisers Zorn , wo möglich , zu entwaffnen !
Er erschien der ihm mit einer kläglichen Mine vor der Backe .
Auf Per und mit dem st seiner Rache in ter , der schon das Handen hielt und ihm even damit tröstlich zusprechen wollte , wurde dennoch durch diesen Anblick aufmerksam gemacht und fragte ihn , was ihm fehlte I Herr Hennig schwieg eine ganze Weile Wenn er und trabte immer hin and her ; an die Tür kam , Maß er Wilhelm mit den Augen vom Kopf bis auf die Füße und Endlich tat er ging dann wieder zurück . seinen Mund auf und sagte in einem kalten Tone :
Wer bist du ?
" Ich bin Wilhelm Blumental . riech :
Der Edelmann klagte über wütende Zahnschmerzen die ihn fast rasend machten , und in der Tat hatte er auch einen alten nichtsnüßigen Zahn , den Der Kais er schon lang gern losgeworden wäre. sehr befahl ihm , sich zu sehen ; untersuchte das Korpus Delikte und kriegte dann gleich seine Instrumente , mit denen er auch den Zahn , obwohl unter unsäglichen Schmerzen des Edelmanns , tig herausholte .
Dieser warf sich auf die Knice and dankte dem Kaiser für die hoeung Gnade und Wohltat , die er ihm angedeihen lassen .
Sht aber flel es Betern ein , daß er ihn um etwas anders , als um der Zähne Willen , hatte rufen lassen , und er fing an , ihn darüber nachdrücklich zur Rede zu säßen .
Der Edelmann aber tat geschwind ei : einen zweiten Susfall , gestand sein Vergehen , ents schuldige sich mit menschlicher Schwachheit , und Plehte um Gnade bei und Vergebung .
Er erhielt sie auf der Stelle , und verdankte seinem zu rechter Beit aufgeopferten Zahne die Befreiung von einer unbarmherzigen Tracht Schläge , bei der es viele leicht noch nicht einmal geblieben wäre !
Abermals eine Pause !
Dann erhob Herr Hennig seine Stimme und fragie zum zweitens Male :
Wessen Mündel bist du ?
Ich bin Ihr Mündel , mein lieber Herr Bormund ! , , approa Das ist nicht , das kann nicht sein !
Ein Mündel tegeht an seinem Vormunde feine Verraterei , aber Wilhelm Blumental hat an mir eine begangen !
Ein geheimer Zuschauer dieser Szene würde an dieser studierten und fast poetischen Wenns dung brav was zu lachen gefunden haben :
Dem armen Wilhelm aber wurde Angst und bange und griff bald nach seinem Schnupftuche , um sich die Augen zwischen .
Ich sehe , dein Herz ist noch nicht von Stahl und Eisen : Aber sage mir , wie bist du auf diesen graslichen ja ich möchte sagen , entseglichen Gedanken gekommen , meine Ehre anzugreifen , mein Haus zu beschimpfen , zu blamieren zu prostituieren .
Herr Gott , ich weiß ja von nichts , unterbrach ihn Wilhelm in vollem Weinen ! S Mit einer recht tragischen Attitude sprang Hennig einen Schritt zurück ; Ist es möge lich , sagte er , daß in einem so jungen Herzen schon ein solcher Gipfel von Böse heit sein Fan ?
Du unterstehst dich noch zu leugnen ?
Sage mir Und nun folgte ein langes Interrogatorium über die Szene vom vorigen Sonntage in Mosens Haufen .
Wilhelm gestand offenherzig alles , was er gesagt hatte ; Hennig nahm darauf , mit Shakspear zu reden , sein Herz in die Presse ; Wilhelm entschuldigte sich , daß er gar nichts Arges dabei im Sinne gehabt , sondern bloß Rosens Christin seine Not geklagt , übrigens von Herr Hernien kein böses Wort gesprochen 2c .
Endlich erfolgte die Sentenz !
Diesmal sollte es ihm denn in Betracht seiner vorhin durch das Anklopfen bewiesenen Artigkeit verziehen sein :
Allein bei ewiger Ungnade sollte er sich nie wieder unterstehen , ein Wort aus dem Hause zu klatschen und sich bei anderen Leuten zu beschweren ; Übrigens wollte er einmal bei gelegener Zeit mit dem Provisor reden !
Dieser lehte Artikel war für Wilhelm bei weitem der erfreulichste ; Entzückt fußte er dafür Herr Hennin die Hand und dies ber wirkte ihm vollends seine gänzliche Verzeihung und wiederkehrende Gnade .
Sechzehntes Kapitel .
Es hatte nun nichts weiter gefehlt , als daß der Versprecher auch Wort gehalten und dem bissigen alten Wolfe von Provisor Zaum und Ger bis angelegt hatte : Allein der gute Wilhelm wartete und duldete von einem Tage zum deren , und immer blieb es nicht cht nur Bett beim Alten , sondern wurde noch ein gut Teil schlimmer .
Der Provisor war sich seiner Geschicklichkeit viel zuz sehr bewusst und seines Unterkommens viel zu Ton Beere . gewiß , als daß er nicht bei dem geringsten Bersweise sogleich seinem Herrn den Stuhl vor die Tür geseht hätte :
Das wusste Herr Hennig und ließ es also fein bleiben , sich mit ihm einzulassen .
Da es überdem der Provisor notwendig erfahren mußte , daß Wilhelm gegen Madam Mose bitterlich über je getlagt , dafür aber von Herr Hennin kurg und lang ausgescholten warben war , so gesellte sich ist zu seiner von Natur tyrannischen Denkungsart die niedrigste und hähe mischst Rachsucht , mit der er den armen Schelm Mähne auf eine so unbarmherzige Art verfolgte , die Lilien und Rosen auf seinem Gesichte zu sehendes schwanden .
Franz , der bei alle seinem Leichtsinne wirkliches Mitleiden . mit ihm hegte , gab sich nach seiner Art alle cesinnliche Mühe , nicht nur ihn zu troften , sondern ihm auch Mittel und Wege vorzuschlagen , sein Leiden zu endigen , Weift du was , Wilhelm , sagte er einmal des Abends im Bette zu ihm : Hols der Suckuck , wir laus .
fen allebeyde davon !
Ich habe das Leben auch Vat , und wir mögen hinkommen , wohin wir wollen , so können wir_es doch unmöglich schlimmer treffen , wie hier .
Sieh du nur zu , daß du ein paar Taler Geld kriegst :
Ich will sehen , daß ich den Provisor bemausen tan , und dann heidi , über alle Berge ! gehe , versetzte Wilhelm !
Du bist ein garstiger Junge und hast immer nichts im Kopfe , : als lauter gottlose Streiche !
Du weist wohl etman nicht , daß das Stehlen Sünde ist und daß der liebe Gott dafür straft ?
Wir würden meiner Treue weit kommen , dann triegten uns die Kosaken und hieben uns in Stücken !
Nein , das tue ich nicht !
Es ist mir schon was ans des eingefallen , das wird der liebe Gott schon segnen ! mir Dieses andere , was Wilhelm eingefallen war , bestand in einem herzbrechenden und rührenden Billet , das er dem Provisor heimlich in die Tasche stecken wollte .
Er tat es auch wirklich , und hatte dieser nur noch einen Fanten menschlichen Gefühls gehabt , so würde sein Herz gewiß durch folgendes höchst einfältige und gerade aus dem Herzen geflossene Billet gerührt wor : den sein ingesteding wh Lieber Herr Professor , " Ach du lieber Gott , ich bin ein rechter armer Schelm , mein Vater und meine Mutter finde mir gestorben und auch meine t Susanne , wenn ich nur mit gestorben wäre , so war_es am besten , haben Sie doch Erbarmen mit einer armen Weise und geben mich nicht so gar viel Schläge , es Van ihnen sonst unmöglich wohl gehen und der liebe Gott wird auch einmal böse auf sie sein , denn der Mensch ist ja doch kein Hund , und ich will ja gern alles recht machen , wenn ich nur kann , ich bitte Sie gar zu sehr , lieber Herr Professor , denn Sie müssen auch eins Mal vor Gottes Gericht stehen und Rechenschaft geben .
Ich habe keinen Menschen auf der Welt mehr , der sich meiner annimmt und alle Abende liege ich im Bette . und weine und bete zum lieben Gott , sonst muß ich zuletzt gar verzweifeln , Ach tun Sie doch das nicht , allerliebster Herr Professor , ich bitte Sie gar zu sehr , ich will auch gewiß recht ordentlich sein und fleißig , daß Sie sollen keine Klage haben über mich und Blumental r. Th. I ich empfehle mich Ihnen , Adieu , lieber Herr Professor , der liebe Gott wird mir helfen . "
Der Provisor , anstatt durch dieses tragikomische Billet zum Lachen oder zum Weinen bewegt zu werden , machte , mit Pastor Spörern ( * zu reden , ein Gesicht wie ein Nest voller Eus Da wohl wenigen meiner Leser dieser Pastor Spoerer so bekannt Fenn dürfte , als er es in einem gewissen Zirkel meiner Freunde in M. ist , so wird es nicht undienlich sein , feiner hier Erwähnung zu tun .
Er war Pfarrer zu Rechenberg , im Frankeschen , und und lebte im im gegenwärtigen erleuchteten Jahrhunderte :
Denn die mir von ihm zu Hans den gekommene Predigt ist von 1720 .
An Originalität übertrifft er bei weitem alle Mosheims , Spaldings , Jerusalems 2c . und wer seine Predigt von Anfange bis zu Ende für ein .
Possenspiel hielte , beginge einen sehr verzeihlichen Irrtum . ist bei Gelegenheit einer Austeilung an Urme bon beiden Konfessionen gehalten , und man kann leicht denken , daß Spdrer als Lutheraner die ans wesenden katholischen Armen weidlich ausfenstert .
Damit hebt er über die Worte :
Deich seinen Eingang an , Gedächtnis der Gerechten bleibt im Grablis in der Segen !
Ben der Frage , wer der Gerechte ? sagt er :
Ubi non juftitia pharifaica vel papiftica , da man Grüblis Deckele Religion macht , und meinet , wann man Meße lesen läßt , die Heiligen . venerieret , den Pfaffen Schmalz , Eier und dergleichen Geschmiere gibt , sodann fein lehn !
Dummer Junge , schnauzte er Wilhelm heftig an , so wie er ihn nur zu Gesichte wacker opfert ; alsdann sei man gerecht .
Herr je nein !
Der Tert sur p Predigt selbst ist aus dem 4. Kapitel des Buchs Tobia , der 22. Beere :
Sorge nur nicht , mein Sohn , wir i finde wohl arm 2c . und die Abhandlung dieses ' Textes ist ein so unnachahmliches Gemisch von Moral , frans kescher Bauern Schnickschnak , Ausschelten und AbLanzetn , poetischen und prosaischen Wickeleien , daß ich schlechterdings die ganze Predigt einrücken müsste , $1 um dem Leser ein vousandiges Bild von diesem seltsamen Kanzelmanne zu geben .
Indessen ex ungue leonem !
Bei Gelegenheit der Teeres tesworte , daß des Tobid Weib ihren Mann mit Spinnen n ernähret , tut er nicht nur auf die Bauer : Weiber , sondern vornehmlich auf seine e eigene Frau einen mächtigen Ausfall .
Ei du sauberes Ens Sela To redet er sie an ) Gott behütet , wie viel Ehlen Tuch hast_du im vergangenen Winter gesponnen ?
Ho , sagt der Strobeltopf , Haft ja im Sommer aufder bleich Sgfeha , was fragst lang ?
Natr , ich weiß leider wohl ; Ellen ; weniger 2 !
Das wird Hember sehen , bis zum Nabel 2c .
Darauf macht er sich selbst den Einwurf :
Holla verzeih mirg Gott , wie macht mir der Fettport , Pfarrer fein Weib aus , wie wird er_es anderen machen ?
Die Beantwortung desselben nun gibt ihm Unlag , § . fein ganzes ganzes Glaubensbekenntnis in Absicht res schönen Geschlechts fern und unvers Hier ist es , Buchstab für Buch holen abzulegen . belam : Hast du wieder einmal einen Alten Weiberstreich gemacht ?
Was ist das für ein fab !
Das Frauenzimmer lieb ich von Nas stab ! tur , wann sie schön , galant , complaisant , Honett , sauber aufgepaßt , wie ein schön Pferd , da weiß ich schon wie sie zu res spectiren sein , die wohl haushalten können , dem Mann an den Augen alles ansehen , was 18 er will , ach da lacht das Herz , wenn der Mann heim kommt und einen solchen schönen liebenswürdigen Engel antrist , die ihn mit ihren schneeweisen Handen empfa hat , teufet , herzet , ein Bratlein und Salatlein auf den Tisch trägt , zu ihm , hinses set , Engel wo will er heruntergeschnitten haben und was dergleichen Honig und Zuckersüsse herzerquickende Reden mehr sind .
Mann aber einer einen hoschi , roschi , bos st , ein Rumpelkasten , ein altes Reibeis fen , ein Zeidelbar , eine Haderkas , Marterfell im Haus hat , die immer , brummt mumm , mumm , mumm , die eine Tür zu , die andere aufschlägt , die im Schlot mit der Ofengabel hinausfährt und wieder auf den Herd herunter plumpt , die ein Gesicht wie ein Nest voller Eulen macht , die Lauter Speisen von Enzian , Suppen ausm Höllenhafen anrichtet , die ein Ges ficht wie ein Effigtrug hat und was des Teufelsgezeug mehr ist , die lieb ich nicht , der Teufel mag sie lieben !
Sollte wohl der finstere Kato bei Anhörung einer solchen Predigt ernsthaft haben bleiben können ?
Nun noch eine Stelle , über eine sehr große und wichtige Wahrheit , die aber hier ebenfalls zur Harlekinade Wisch , den du mir da in die Tasche gesteckt Haft ?
Pinsele mir nur ch die Ohren Lahns omen in Die schön wohlgebückte Soter Rahner stehen zwar in dem Wahn : En wann ich aufs Krantenbett komme , will ich schon Buße tun und fromm werden , da muß der Pfarre Mitternachts aufstehen , den Feueraymer und Schachtelt bringen , und dem guten Herrn Jurian fein tröstlich zusprechen , damit der Teufel nicht Ab im Clofter werde , und wann die Seele aus . fährt , der eufel begehe ; Ja der Trost , Strassenraub aber a Elens n dem Trofft Firbt meine Kate ; Narr , wenn du gesund " bist , musst du fromm werden , bessere dich , to our noch fündigen kannst . du dort liegst , alle 4 streckt , glohest wie ein gestochener Bock , Wenn und wird a Fromm sein , ( fou in ironischem Sinne fo biel heißen , als : Mein , da wird eine Freude sein ! ) wann der Teufel mit dem schwarzen Register tommt , dir deine Sünden Regimenter und Esquadronweis vor Augen stellt , der gräßliche Mann , der Tod die Bettstollen in die Hand nimmt , dir so Angst und bang macht , daß du in der Haut nicht bleiben kannst , wann Läuse und Maus von dir laufen , da wirst du erst inne werden , ge Bolle , dann will ich dir erst recht , um die Nase herumspielen !
Ein Schneider hättest du werden sollen , und nicht ein Apotheker !
2c .
Seat stieg bei Wilhelm zum erstenmal der Gedanke auf : Nein , das geht zu weit !
Das Ertrag ich nie Ertrag ich nicht langer !
er die Augen nieder ; Ginschweigend schlug Stillschweigend verrichtete er seine kleinen Geschäfte und sprach fein Wort , als was ihm abgefragt wurde :
Aber desto lauter und stürmischer war_es in seiner Sees fe , wo tausend Gedanken , Empfindungen , Zweifel und Entwürfe sich durchkreuzten !
Alle Hoffnung , das Herz des Provisors zum Mitleid zu bewegen , war nun verschwunden !
Es blieb als so nichts übrig , als entweder die ganze Lehrzeit hindurch , das heißt , sieben lange faure Jahre dies Elend zu dulden , oder Franzens Rate zu folgen und davonzulaufen !
Aber eben dies Das vonlaufen , das Fransen so sehr anlachte , machte Wilhelm schaudern !
Einmal hielt er es an sich für Unrecht ; Und denn welchen Gefahren was der Alte gepredigt ; hastu nichts in dein Glaubens und Geduldsäcklein eingepackt , o Herr je , so stehet übel , so kriegst du eine dreckige Himmelfahrt , du wirst das neben fahren , wie der Schneider mit dem Fleck neben das Loch ! feste er sich aus , den Kosaken oder Kroaten oder den Preussischen Freibataillons in die Hände zu fallen ?
Und wohin nun zu wem ?
Go viel hatte er wohl beim Auditor gelernt , daß ausser seinem Geburtsorte noch andere Städte und Menschen auf der Welt waren :
Aber wer würde sich seiner annehmen und ihm nur einmal trocken Brot zu essen geben , damit er nicht verhungerte ?
Und wenn nun Herr Hennig ihm nachschickte und ihn wiederkriegte , stellte er sich vor , würde er ihn dann nicht Zeitlebens aufs Zuchthaus stecken ?
Mit diesen traurigen Vorstellungen quälte sich Wilhelm die ganze Nacht , bis endlich der liebe Sonntag wieder erschien .
Mit klopfendemi Herzen eilte er zu seinem getreuen Rosens Christel , in dessen Busen er seine ten ausschüttete und ihn zu geheimen Sedans gleicher Zeit um Rat fragte , was er tun oder lassen sollte ? Butte Wenn ich in deiner Stelle bin , sagte ihm Christel , so laufe ich heute noch , so weit mich meine Beine tragen !
Ach ich wollte , ich könnte . mit dir !
Du denkst Wunder , wie gut mir_es geht :
Aber ich weiß es am besten !
Nur mit Fransen musst du dich nicht einlassen !
Benn du den mitnimmst , so ist_es nichts :
Aber für dich allein bin ich gar nicht bange !
" Ja , das sagst du wohl , erwiderte Mit Helm :
Aber wo nun hin ?
Zu wem ? " .
J Narr , gerade über die Grenze nach Sachsen !
Da brauchst du dich nur an den ersten den besten zu wenden , der nimmt dich gleich auf !
Du musst ja nicht denken , daß es auf der Welt lauter Provisors gibt !
Es werden sich schon gute Leute finden , die sich deiner annehmen und für dich sorgen !
Du hast doch ein paar Taler Geld fürs erste ?
" O ja , etliche Taler !
Und dann auch das schöne Goldstück von meiner Susanne :
Aber das gebe ich nicht aus ! "
Gut , ich will dir noch ein paar Taler das zu geben !
" Nein , Christel , das laß nur !
Deine Eltern which tan mit meinem Gelde machen , was ich will !
Ich könnte dir noch viel mehr geben , aber das möchte vielleicht Papa und Mama übel nehmen !
Allein zwei Taler , das ist ja so gut wie nichts !
" Mun meinetwegen , wenn du willst so gut sein !
Dirgber , lieber Herzens Christel , du glaubst dir_es gar nicht , wie bange mir ums Herz ist !
Wenn mir nun Herr Hennig Leute nachschickt und die kriegen mich , Herr Gott , dann steckt er mich wohl gar aufs Zuchthaus ! "
Hahaha , warum nicht gar in den feurigen Ofen !
Nein , Wilhelm , davor brauchst du dich hicht zu fürchten !
Schickt er dir nach und du lassest dich trügen , gut , so hast du denn doch wohl ein Maulchen am Kopfe , daß du sagen kannst , warum du davon gelaufen bist !
Nun " Uch ich habe_es schon gesagt genug :
Aber was hat mir_es geholfen ? " geht Recht gut !
Aber hernach ist das ein ans der Ding !
Dann erfährt die ganze Stadt , wie der Provisor mit dir umgeht , und der Mas Giftrat auch , und du trügst entweder einen ans deren Vormund , oder der Provisor muß fort , oder wenigstens darf er sich nicht mehr unterstehn , dich so zu traktieren .
" Ja , wenn das wahre !
Wenn ich das gewiß wüsste ! " ednod I ganz gewiß !
Zuverlässig !
Kurzum , wenn ich an deiner Stelle Ware , das Ding musste biegen oder brechen !
KateHier wurden Christel und Wilhelm unters Aber man konnte es diesem an den Aus gen ansehen , daß Heiterkeit und Vergnügen in ihn zurückkehrten .
Beim Nachhausegehen fiet es ihm ein , den Weg über den Kirchhof zu nehmen , wie er oft pflegte .
Da es schon finster war , und niemand ihn störte , überließ er sich ganz dem Ausbruche seiner Empfindung .
Er setzte sich zu den Füßen auf das Grab seiner Mutter ; Zur Linken lag Susanne und zur Rechten sein Batter .
" Da liegt ihr nun alle zu sammen , sagte er , und ich bin ganz allein auf der Welt !
Ach liebe Susannewenn du wissen solltest , wie mir_es ißund geht !
Vater , wenn du sehen solltest , wie der Provisor mich traktiert !
Du littest es gewiß nicht , das weiß ich !
Ich kann_es auch nicht länger ausstehn :
Ich muß fort !
Ach betet nur fleißig für mich , daß der liebe Gott nicht zornig auf mich ist und mich dafür straft !
Ich will_es auch noch ganzer acht Tage mit ansehn , und wenn_es nur ein ganz kleines , Pleines Bißchen besser wird , dann bleibe ich den Augenblick ! "
Mit dem Besserwerden hatte es nun , wie man leicht denken tan , guten Frieden und so kam denn auch Wilhelms schwankender Entschluß endlich zur Festigkeit .
Den nächsten Sonntag bat er , wie gewöhnlich , um Erlaubnis , Rosens Christelen zu besuchen , steckte sein ganzes Bisschen Barschaft in die Tasche , zog sich ein doppeltes Hemde an und ging wirklich bei Christelen Herr an , der ihn an der Tür erwartete , aber bloß am mit nassen Augen von ihm Abschied zu neh men .
Christel flog wie ein Blitz nach seinem Geldbeutel , gab Wilhelm heimlich den spross kennen Zehrpfennig , zog ihn hinter die Tür und Küste ihn noch einmal recht herzlich , dann trieb er ihn selbst freundschaftlich zum Hause heraus , um ja keinen Augenblick zu verlieren :
Und so wanderte Wilhelm mit klopfendem Herzen und schnellen Schritten hurtig zum Tores hinaus .
And Siebzehntes Kapitel .
Der geneigte Leser wird nun vielleicht eine Geschichte vermuten , im Geschmacke der Nach richten von Eduard Wortlei Montagu , dem berühmten Hurensohn eines türkischen Sultans und einer Englischen Lady , der bald Schursteins Feger , bald Matrose , bald Mauleseltreiber war , der ist auf der Alkazarftraffe in Madrid , von einem Bravo tödlich verwundet , schier seinen lege_es ten Odem ausblies , und ein andermal eine Staun de von Paris , mit verbundenen Augen und eis einem .
Knebel im Maule , eine ganze Nacht hin durch an einen Baum gebunden stand , da er in der Bastille zu fiesen glaubte .
Abenteuer von der Art unterhalten allerdings die Neugierde des Lesers :
Aber es sollte mir um meinen Wilhelm höchlich leid tun , wenn er um diesen Preis ein eben so schlechter Kerl würde , als Montagu im Grunde doch war .
Also lieber der Abenteuer ein gut Teil weniger !
Für dies jenigen Seelen , nach deren Beifall allein ich strebe , ist es gewiß ein unterhaltendes Schauspiel , eine kleine , stille Leuchtkugel allmählich hoch empor steigen zu sehen , als einen zischenden Schwärmer zu hören , der rechts und links , treuz und quer springt und zuletzt mit Gestank krepiert .
Wilhelms erste Empfindung , nachdem er erst glücklich zum Tore hinaus war und den Abschied von Rosens Christelen verschmerzt hatte , war genau die .
Empfindung eines Galeerenstlavent , dem es durch irgend einen günstigen Zufall gelungen ist , sich in Freiheit zu sehen .
Es war ihm ganz unbeschreiblich wohl und leicht ums Herz , und er tanzte den Weg mehr , als er ihn ging .
Alle Furcht von Kosaken , Panduren , Kroaten , wie auch vor Herr Hennin und dem Provisor war rein verschwunden , und was die lehte anbetrifft , so konnte er sie sich auch gänzlich ersparen .
Herr Hennig war den Nachmittag bei einer Fete , von der er nicht viel vor Mieters Nacht nach Haufen tam ; Gefeht also auch , der Provisor entdeckte Wilhelms Flucht schon den Abend und erzählte sie dann sogleich seinem Herrn , so konnten doch vor dem nächsten Morgen keine .
Anstalten zum Nachsäßen gemacht werden , und so behielt Wilhelm immer einen tüchtigen Vorsprung .
Er ging dann nun recht im eigentlichen .
Verstande der Nase nach :
Denn er wusste wes der Stadt noch Dorf , wohin er zuerst kommen würde !
Das einzige war ihm bekannt , daß Ges gen Abend Sachsen Lage , und daß , wenn ihn . seine jungen Beine heute noch ein paar Meilen trügen , so würde er entweder schon auf sächsischem Grund und Boden sein , oder doch wenigstens nicht weit davon .
Allein er fing seinen Marsch viel zu hiesig an , um ihn lang fortzusehen Schon bei der ersten halben Meile fing er any seine Füße zu fühlen , und bei der zweiten musst er sich schon mehrmals niedersäßen und ausruhen .
Da er aber in einer ziemlichen Entfernung zur Linken die Spieße eines Turms erblickte , same lete er alle seine noch übrigen Kräfte und erreichte noch vor Sonnenuntergang das Dorf .
Es hieß Welkersdorf und war noch preußisch eh ging in den ersten besten Bauerhof und fand da eir ne gutherzige Bäuerin , die ihm , auf seine Bite um einen Trunk Milch , sogleich einen großen Topf voll brachte .
Nun bat er auch um ein Nachtquartier , welches sie ihm ebenfalls zugestand , wenn er so vorlieb nehmen wollte !
Dieser Anfang behagte Wilhelm ungemein ' ; Er erinnerte sich , was Christel zu ihm gesagt hatte ; daß auf der Welt nicht lauter Provisors wären und daß er um ihn gar keine Sorge hätte , und dieser Gedanke brachte ihn , unerachtet seiner Müdigkeit , in die munterste Laune von der Welt .
Er trieb nicht nur sein Wesen mit den Kindern der Bäuerin , die sich ums Abendessen alle richtig einstellten , sondern er erzählte ihr auch unverhohlen seine ganze Geschichte , und der dreifache Todesfall in seiner Familie machte auf ihr Herz einen so lebhaften Eindruck , daß sie einen Strom von Tränen vergoß .
Ohne Zweifel hatte die Erinnerung an ihr eigenes Schicksal daran großen Anteil Denn sie hatte vor ei einem Jahre das Unglück gehabt , ihren Mann zu verlieren , ohne daß sie im mindesten wusste , ob er noch lebte , oder tot sei ; Genug ev war , wie sie erzählte , nach Lauban herüber gegangen und nicht wiedergekommen .
Gelegentlich erfuhr denn Wilhelm auch , daß sie morgen ihren Knecht mit Getreide dahin auf den Markt schicken wollte , und sogleich war er entschlossen , mitzufahren . nieder , schlief die wenigen Stunden steif und fest , und eine Stunde nach Mitternacht wurde er schon geweckt .
Die Bäuerin war selbst bei der Hand , machte ihm In aller Eile ein Warmbier , und ließ sich schlechterdings nicht bewegen , die geringste Bezahlung anzunehmen .
Mit recht mütterlicher Zärtlichkeit bat und beschwor sie ihn , sich fa vor Schaden und Unglück in Acht zu nehmen , sein Geld nicht zu verlieren , und sich lieber gleich in Lauban an jemand zu wenden , der sich seiner Annahme und die Sache bei Herr Hennin wieder ins rechte Gleiß brächte Mit Helm versprach sein Bestes , schied und feste sich frisch auf die Kornsäcke , von denen er aber mit Erlaubnis des Knechts gar bald abstieg und seinen Plas auf dem Handpfer de nahm .
Hier befand er sich denn ungemein wohl und verplauderte eine Stunde nach der anderen mit dem Schwager Fuhrmann , der ihm unter anderen erzählte , er hätte einen Bruder in der Stadt , der Postillion wäre .
Dies machte Wilhelm aufmerksam !
Er erfundigte sich , wann und wohin er führe , und was es wohl kostete , wenn er einen Mitnahme ?
Der Schwager sagte ihm , er führe die Görlißer Post und von da ginge es denn weiter nach Baasen , Ramenz , Königsbrück , grossenhayn , Torgau , Leipzig und in die ganze Welt !
Die Meile tostet eigentlich 5. Groschen , allein er wollte schon mit seinem Bruder reden , daß er ihn blind mitnähe me , wenn er wollte .
Unter alle den ange ; führten Städten kannte Wilhelm keine , als Leipzig , wovon er sich ist erinnerte , daß ihm einmal Susanne ( eine geborene Sachsen ) viel schönes erzählt hatte .
Er fragte also weiter , wie weit es dahin wäre , und da er hörte , 28 Meilen , fuhr er ganz erschrocken zusammen und meinte , da fame man ja wohl fast in 14 Tagen 1 nicht hin !
Darüber lachte ihn der Schwager wacker aus , und verständigte ihm , daß , wenn er es nur aushalten könnte , Tag und Nacht zu fahren , so sollte er Mittwoch Nacht ganz gewiß an Ort und Stelle sein , denn die Görliger Post ginge heute Morgen noch aus Lauban ab .
Diese Schnelligkeit des Reisens war für Wilhelm ein neuer Sporn :
Und das Aushalten ?
Savor war ihm gar nicht bange :
Denn wie man vom Laufen müde werden könnte , wusste er wohl , aber vom Fahren konnte er sich das nicht vorstellen !
Der Fuhrmann musste , ihm also versprechen , es mit feinem Bruder richtig zu machen , und wirklich war auch dies sein Erstes , sobald sie in Laus Bahn ankamen .
So eben war es hohe Zeit , denn der Postillion hielt schon vor dem Posthause und pacte auf Geien Bruder taunte ihm also nur flüchtig ins Ohr , was die Sache war , und er ließ es sich gefallen , den kleinen Paffagter mitzunehmen .
Wilhelm hatte kaum so viel Zeit sich ein Frühstück zu laufen und anzubeissen , so hörte er schon das Posthorn tönen und eilte über Hals über Kopf zum angewiesenen Tore hinaus , um heimlich aufzusteigen , Insandatum Jeder Leser , der es nur einmal gekostet hat , etliche Tage und Nächte hintereinander auf dem offenen Postwagen zu liegen , widre gewiß kaum glaublich finden , daß ein Kind wie Wilhelm diese , enorme Strapase aushielk Nicht nur war er sehr leicht und luftig anges spän , sondern hatte auch nicht das mindeste ; weder Mantel , noch Pelz , noch Fußfack , um sich gegen Regen und Nachtfrost zu Schüssen .
Auch bestand , die ganze Reise über , feine Nahrung in nichts als Butterbrot , Semmel und Milch , und als blinder Passagier musst er sich überdem gefallen lassen , manchmal eine Viertelmeile vor der Station abzusteigen und diesen Weg zu Fuß zu machen .
Allein hier zeigten sich zum erstens Male die Früchte von der felsenfesten Natur und unverwüstlichen Gesundheit , zu der Susanne in ihm den ersten Grund gelegt hatte !
Er fühlte freilich jede Rippe im Leibe , und um ben Kopf war ihm ganz unbeschreiblich dumm und wüfte :
Gleichwohl verlor er weder den Mut noch die Geduld , und diese Leiden dünkten ihm doch noch immer Kleinigkeit gegen die , die ihn der Provisor hatte erfahren lassen .
Überdem erwiesen ihm die meisten Postillions , deren einer ihn immer dem anderen rekommandierte , allerhand kleine Pflichten der Menschheit , gaben ihm manchmal ihren Roquelor und mache en ihm des Nachts ein gutes Strohlager .
Die vielen neuen und immer abwechselnden Gegenstande , die er unterwegs sah , besonders aber die Passage über die Elbe und Mulde , ließen ihn oft ganz den mitleidswürdigen Zustand feines Sitzfleisches vergessen .
Passagiers waren wenig , und die wenigen nicht interessant ?
Der Leser verliert also durchaus nichts wesentliches , wenn ich den ganzen Rest der Erze Lunge mit 2 Worten darin zusammen fasse , daß Wilhelm den Mittwoch Abend glücklich und ger Fund , nur äußerst ermüdet und nach dem Bettzipfel schmachtend , in Leipzig anlangte .
Achtzehntes Kapitel .
Hier lassen wir ihn denn vorerst recht satt schlafen und ruhen , und sehen einen Augenblick nach Herr Hennin und dem teuren werten Provisor zurück .
Schon schlug die Glocke kleben , um welche Bett Wilhelm jedesmal feinen lieben Rosens Chris Stele verlassen und zu Hause beim Abendessen erscheinen musste : Allein vor diesmal beliebte es ihm auszubleiben .
Dem Provisor was dies eben recht und er hatte schon in Gedanken seine ins nige Schadenfreude , wie er ihn für dieses Aust senbleiben ohrfeigen und nasenfrübern wollte : Allein es schlug zehn , es schlug elf , und im mehr stellte sich noch kein Wilhelm ein , um sich ohrfeigen und Nasenstübern zu lassen !
Jetzt fing der Provisor an , Unrat zu merken und geriet darüber in eine solche Wut , wie weir Land Leutnant Lismabago , als er von den Bedienten des Lord Ormington entwaffnet sein Degen durch einen Nachtstuhl und er selbst durch eine Pferdeschwemme gezogen wurde .
Mittlerweile tam Herr Hennig von seiner Fete naht Hause und würde gewiß den Vorfall sogleich erfahren haben , wenn nicht die Jungfer vom Hause , ich weiß nicht aus welcher zärtlichen Besorgnis für ihn , die Entdeckung bis auf den folgenden Morgen verschoben und selbst zu bestellen Abernommen hatte .
Sie brachte es fo fein und sanft als möglich , bei : Allein er geriet gleichwohl in ein recht tragisches Ents sehen , nahm niederschlagend Pulver , und sah fleißig in den Spiegel , ob sein keint sehr darunter gelitten hätte !
Nachdem er so viel heraus gebracht , zu welchem Tore Wilhelm feine Ausflucht genommen , schickte er gleich eier nens reitenden Boten nach : Dieser Abora hielt sich mehr rechts , und so war es natürlich , daß er nirgends das Geringste von Wilhelm ausfragen konnte .
Franz machte die Verwirrung vollends komplett .
Es argerte ihn nicht wenig , daß Wilhelm ohne ihn den Streiche gewagt hatte , da er ihm doch , wie er glaubte , ursprünglich den guten Rat gegeben .
Er lauerte also ble : Gelegenheit ab , als eben ein Offizier mit einem Kommando durch die Stadt kam ; wandte sich mit seiner gewöhnlichen Dreistigkeit gerade an ihn und fragte ob er nicht einen Burschen , wie er zum Bedienten oder wozu et sonst wollte , brauchen könnte ?
Der Offizier fand ihn ganz nach seinem Wünsche und der Handel wurde auf der Stelle richtig .
Auf Franzens Bitte ging er sogar selbst mit zu Herr Hennin , ließ sich eins einschenken , und unterdessen packte Franz seine Siebensachen im Huy zusammen , nahm sie unter den Arm , lachte und spottete dem Provisor mit der grde sten Unverschamtheit ins Gesicht , ohne daß dieser aus Furcht vor der Schärpe zu mutsen wagte , und so zog er ebenfalls , nur auf eine andere Art , wie Wilhelm , davon .
Diese doppelte Prostitution griff Herr Hennigs Eitelkeit zu sehr an , als daß er nicht an dem Ursache derselben hätte ein Exempel statuieren sollen ; Der Provisor bekam also seinen Abschiebe , oder , wie Herr Hennig sich ausdrückte , setne Kassan tion , unter seiner Seits sparte keine Mühe , ob sie wohl völlig vergebens war , Wilhelm auszulundschaften .
So Tiefer befand sich indes frisch und gesund , wo wir wissen .
Ob er gleich bei seiner Ankunft von der langen Fahrt wie geadert warund noch keinen Bürgen hatte , daß er diese Nacht in einem Bette , und nicht vielmehr aufs der Strafe schlafen würde , fo ratzte doch ein Gegenstand feine Neugierde , und das waren die brennenden Straffenlaternen . .
Boll Ents zucken lief sehr ihnen von Strafe zu Straße nach und freute sich herzlich über die schönes Perspektiv , die sie machten . : Endlich vermocht ten ihn seine Füße nicht länger zu tragen und er ging in ein offenstehendes Haus auf dem Brühl , um sich ein Nachtlager zu suchen .
Das erstemal hatte ihn seine Nase in ein gemeines Bauerhaus geführt :
Das zweitemal führte sie ihn in einen großen Gasthof .
Nachdem er ben Wirt aufgefunden , trug er ihm mit seist einer gewöhnlichen Freundlichkeit sein Anliegen sohr !
Dieser , mit einer zweifelhaften Wie , Maß ihn vom Kopf bis auf die Füße und sagte , zu ihm :
Ein Nachtquartier ist wohl bei mir zu bekommen , aber , Bursche , du siehst mie nicht so recht danach aus , als wenn du_es bezah len könntest !
D , verfette Wilhelm , indem er seinen Geldrest aus der Tasche hervorholte :
Ich habe wohl noch 2 Rthl. und im Falle der .
Not , habe ich noch mehr !
Dieses Zuversicht liche noch mehr und der Augenschein taten . ihre Wirkung auf den Wirt und er führte .
Wilhelm sogleich auf eine abgelegene Kammer , wo er sich geschwind auszog und bis über die Ohren ins Bette trog .
Den folgenden Tag , nachdem ein Eisensester Schlaf seine ermatteten Glieder von Grund aus geheilt , stand er auf und ging herab in Die Wirtsstube .
Der Wirt und die Wirtin : schlugen ein großes Gelächter auf , als sie ihn n erblickten und sich noch die Augen reiben fangen !
Ihm selbst kam es auch sonderbar vor , daß noch Licht brannte und er fragte also in aller Einfalt , ob er denn zu früh aufgestanden wäre ?
Darüber wurde das Gelächter noch größer :
Und als er gar Frühstück forderte , wollte sich die ganze Stube fast todtgickern .
Endlich sagten sie ihm denn , daß er 24 Stunden in eins weg geschlafen hatte und daß es ist Abends um 9 Ware .
Da es ihm nun nicht möglich war , so bald wieder zu schlafen , fragte er , ob sie nicht etwan ein Buch für ihn hätten , womit er sich die Zeit vertreiben könnte ?
Der Wirt gab ihm den Englischen Robinson , und gleich der Anfang fesselte feine Neugierde so sehr , daß er die ganze Nacht bis an hellen Morgen dabei saß und imi mehr abwechselnd lachte und weinte .
Bei set einer igigen Lage , da er selbst eine Art von irgendem Robinson war , schöpfte er aus der Geschichte seines Mitbruders keinen geringen Trost :
Denn da dieser auf einer wüssten Insel nicht verhungert war , würde ihn ja der liebe Gott mitten unter Menschen , auch nicht verhungern lassen !
Seine Erlösung näherte sich auch bereits !
Noch denselben Tag , nachdem er seine bisherige Bäche berichtiget und außer seinem doppelten Louisdor , der ihm so sehr am Herzen lag , wes nig Groschen mehr besaß , schlenderte er die ganze Stabt durch , und nachdem er sich genug umgesehen , nahm er seinen Weg vors Tor und ging aufs Geratewohl der Hallischen Landstrasse nach .
Hier seht er sich auf einen Kleinen Hügel , der auf das gegenüberstehende Gehölz eine sehr angenehme Aussicht gab und versant in Betrachtungen und Monologen über Robinson Krusoe und über sein eigenes Schicksal .
Mit schwerem Herzen zog er sein Golds Stück aus der Tasche , küßte es inbrünstig und benäßte es mit Tranen , daß er es doch nun bald ausgeben und dieses teure Andenken von Susanne verlieren müsse .
Indem tam eine halbe Schasse mit zwei jungen feinen Herren aus der Stadt daher gerollt , dicht neben Wilhelm vorben .
Er war viel zu vertieft gewesen , 4 um sie gewahr zu werden :
Einer der jungen Herren aber hatte ihn schon von ferne erblickt und der Auftritt dünkte ihn äußerst romantisch , einen Knaben zu sehen , der in füffer Einsamkeit irgend in Pretium Affektiones in den Handen hielte und aufs zärtlichste küßte .
Er mußte sich schlechterdings über diesen Punkt Licht verschaffen , ließ also den Kutscher halten und sagte zu Wilhelm : Kleiner , sage mir doch , was fußest du denn da ?
Ich will doch nime Mehrmehr hoffen , daß du schon verliebt bist , das wäre ja verzweifelt feah ! und and a Ach wenn Sie wüssten , versetzte Wilhelm ▸ Dies Goldstück hier ist mein einziger : Reichtum , und den soll ich nun ausgeben , sonst Krieg ich nichts zu essen , und ich darf doch nicht und soll nicht ! meghad Die beiden Herren konnten sich über diese rätselhafte Offenherzigkeit des Lachens nicht enthalten und der erste fragte weiter :
Wer bist du denn , mein Sohn Wem gehörst du denn an ?
Ich bin eine Waise , sagte Wilhelm mie einem Seufzer :
Mein Vater ist erst diesen Sommer gestorben , von den Kosackan , und meine Mutter , o die ist wer weiß wie lange schon tot , und meine Susanne , die mir dies .
Gold Stück vermacht hat , ist auch gestorben , schon vor drei Jahren !
" Es ist alles tot und ich bin mutterseelallein auf der Welt !
, , hast du denn gar niemand , der sich dels einer annimmt ? , , Keinen Menschen , bis mir der liebe Gott einen schicken wird !
Die beiden Herren sahen sich einanderan und redeten in einer Sprache , die Wilhelm nicht verstand .
Drauf fing der erste wieder an :
, , hast du denn schon was gelernt , mein Sohn ? , , Zoo ja , ich kann lesen und schreiben , deklinieren und konjugieren , auch Langens Kolloquia Van ich , und reiten , und schießen , und rechnen Die beiden Herren brachen in ein lautes Gelächter aus über diese seltsame Paarung von höchstes . verschiedenen Kenntnissen .
Das ist ja ein wahrer Polyhistor , fasten sie ! , , Nun gut , fuhr der erste fort , weil du denn gar niemand hast , der sich deiner annimmt , willst du zu mir ? , , O mit taufend Freuden , wenn Sie mich haben wollen !
" Nun so Sees dich auf den Bock zum Kutscher ! , , Gesagt , getan :Heidi rollte der Wagen fort , , ohne daß Wilhelm weiter wußte , wohin es glenge , noch wer sein Bonifazius war .
In Ochfeudig wurde denn Halte gemacht und hier musste Wilhelm seine Geschichte umständlicher and ausführlicher erzählen :
Er aber erfuhr noch weiter nichts , als daß die Reise nach Halle ginge , woven er auch bereits in wenig Stunden die Türme blicken sah und den Rotendampf einschlugt , to Show Neunzehntes Kapitel .
So viel ich weiß , ist diese Geschichte , nächst dem Briefwechsel dreier akademischer Freuen te , die zweite , wovon der Schauplah auf ei einer deutschen Universität ist .
Sener hat man , mit Recht oder Unrecht , vorgeworfen , daß der Student zu sehr daraus hervorguckte : Sch hoffe , der meinigen soll man diesen Vorwurf nicht machen !
Meine Absicht ist keineswegs , das akademische Besen und Wandel nach dem Leben zu schildern und darüber einen moralischen Senf zu machen :
Eine Arbeit , die ich für völlig unnüß und vergeblich halte !
Noch viel weniger hat mir die Stadt Halle und ihre Einwohner irgend etwas zu Leide getan , daß ich einen zweiten Janireizen könnte , mit einer Apologie derselben gegen mich aufzutreten !
Mein Zweck geht bloß dahin , das weitere von dem Leben meines Helden treu und aufrichtig zu erzählen und zu zeigen , was Halle dazu beigetragen hat , ihn zu demjenigen zu machen , was er nachmals geworden ist .
Die beiden jungen Herren in ihrer halben Schese und Wilhelm ans dem Bocke fuhren denn rüstig die Galgftraffe herab , über den Markt und nach der großen Ulrichsstraffe .
Hier stieß gen sie aus ; Der andere nahm Abschied , und der erste führte Wilhelm in fein 20 das aus mehreren aneinanderhängenden Zimmern verstand , die mit einer zahlretchen Bibliothek , mit vielen Kupfern und einigen Gemalten tapeziert waren .
Wilhelms Augen funkelten vor Freude und Vergnügen , Ei , sagte der junge Herr , das gefällt dir also ? enough a hodin )
To , , ganz charmant , ich tan mich gar nicht satt sehen ! , , fue sense fromm Bravo !
Ich sehe nun schon , ich werde Ich will dir recht gut mit dir fahren :
Aber also nur sagen , was ich mit dir im Sinne habe !
Du kannst schreiben , sagst du auch orthographisch Bahn and sheinen laure , , Ei dies versteht sich , dacati condocente Gut , laß sehen ! Hier setze dich hin und schreibe einmal meinen Namen : ] Baron von Sacken aus Kurland , beider Rechte Befliss fener ! es Wilhelm schrieb : den Namen richtig , setzte aber aus freien Stücken das Herr hinzu .
Der Baron war sowohl mit diesem Einfalle , als mit der Hand und Orthographie sehr zu = Frieden und führe forts in rapid 22 I VAR Schön , ich nehme ich also hiermit meinem kleinen Sekretar an !
Ich werde dig alle Tage was zu tun geben , und davor soulst du bei mir alles haben , was zur Leibes Nahrung und Notdurft gehört .
Führst du dich gut auf , so behalte ich dich nicht nur so lange bei mir , bis ich wieder in mein Vaterland zurückgehe sondern ich will auch dann für dein weiteres Unterkommen sorgen !
Hast du sonst Lust was zu lernen , so soll mir_es auch darauf nicht antoms men , für dich zu bezahlen .
Übrigens sev treu und ehrlich mehr verlang ich nicht von dir !
Wilhelm war über diesen gütigen nerbietungen bis zu Tränen gerährt , fußte seinem jungen Baron feurig die Hand und versicherte ihn , daß er alles tun wollte , was nur irgend in feinen Kräften stünde , und daß er ihn nie auf einer Untreue ertappen würde .
Sogleich wurde für Wilhelm ein Bette besorgt ; Der Schneider erschien , um ihm zu einem neuen Kleide das Maß zu nehmens Die Wäscherin erhielt Order , ihn mit nothdurfe tiger Wäsche zu versehen , und kurz der Baron tat an Wilhelm was ein leiblicher Batter nur hatte tun können . getmonia Diese edle und wohltätige Gesinnung war eine Frucht der vortrefflichen Erziehung , die der Baron bei seinen Eltern in Kurland genossen hatte .
Er war ihr einziges Kind und tunfi tig einmal Erbe eines sehr großen Vermögens , weswegen er auch auf der Universitat keine Bestimmte Geldsumme erhielt , sondern er hatte offenen Wechsel und konnte gewiß versichert sein , daß die Ausgaben , die er für seinen kleinen Sekretar in Rechnung brachte , nicht nur ohne Monitum bafferen , sondern auch von seinen selbst . fair wohltätigen Eltern vollkommen gut aufgenommen werden würden , Kantung dal Schwerlich also hätte Wilhelm irgend in Bessere Hande fallen können , als eben in diese .
Der Geist der Freiheit , welchen zu ersticken der Provisor schon einen guten Anfang gemacht hatte , lebte ist wieder in ihm auf .
In den Stunden , die ihm von seinen Schreibereien übrig blieben , ( und deren waren übrig genug ) fing er wieder an , seinem alten Hange zur Natur und Kunst nachzuhängen .
Von Leibs sig hatte er nur die Oberfläche gesehen und sehr hen können : Dagegen hatte er zur Betracht tung der Hallischen Merkwürdigkeiten Zeit genug , und der Baron selbst Mächte ihn darauf aufmerksam .
Einen Vormittag begab er sich auf den Weg nach dem Waisenhause .
Die wirklich hübsche Fronte desselben , mit der goldenen Aufschrift und stattlichen doppelten Treppe , war für ihn schon eine glänzende Erscheinung :
Als er aber durch die Tür eingetreten war nd nun die lange Perspektiv von Gebäuden zu beiden Seiten und am Ende die Fronte des Pas dagogiums erblickte , da wurde er ganz wie vers Steinert !
Er lief die ganze zu Pädagogium hinein : breite Strafe es Ende und das War sein Erstaunen vorher groß gewesen , so wurde ist noch größter die doppelte Reihe von Gebäuden noch einmal wiederholt erblicke !
In der ersten Hege packte er einen Kals Faktor an , der ihm in den und frags in den Burf tam te ihn , wer doch in aller Welt dies königliche Ger Baude aufgeführt hatte ?
Das müßte nothwens dig der König von Preußen sein , kein anderer Mensch !
Der Kalfaktor benahm ihm denn seist einen Irrtum , sagte ihm , daß ein ehrlicher Pastor aus Glauche August Herrman Franke , der Stifter davon sei ; daß er mit fleben Gulden den Anfang gemacht und daß der liebe Gott nach und nach immer mehr milde Herzen erweckt , bis endlich ein so großes Wert daraus entstanden wäre .
Aber wo finde denn die Waisen , fragte Wilhelm ?
Ich sehe ja keine !
Sie sind ist in der Schule , antwortete der Kalfaftor , aber sie müssen den Augenblick herauskommen ! sie Es währte auch keine Minute , so verließ der uns übersehbare Schwarm von Waisenknaben , Stadt Schülern und Pensionars die Klassen und über : strömte den ganzen weiten Hof .
Dieser Anblick von so viel hundert seines gleichen verursachte ihm neues Entzücken und er machte sich in der Geschwindigkeit mit einigen von ihnen bekannt :
Allein bald eilten sie wieder ihrem Lehrsaale zy , und Wilhelm suchte ist die Buchdruckern , von der sein Baron ihm chatte ; vor per ein Stockwerk tiefer , zu gehen , ging er eins höher und kam also an die berühmte Apotheke die Mutter der Essentia Dulcis , Polychrests Pillen , des Lebenspulvers , der Goldtinktur upp anderer ehemals sehr einträglicher Arzneien . .
Wer sich nur irgend ein wenig auf die Vers Bindung der Begriffe versteht , wird leicht begrejs fen , daß der unvermutete , Eintritt in eine Apos mit taltem Schauder fen musste Aber eben diese Verbindung der Bes griffe spielte ihm ist einen noch tolleren Streiche !
Da er zur Tür hinein wollte , tam juft jemand zur Tür heraus : Ihn sehen , einen . lauten Schrei tun und die Treppe wieder zurückprallen , war eins !
Dieser Jemand erschrak selbst nicht wenig über dieses plößliche Erschrecken Er sah sich überall nach Wilhelm um , da er ihn aber nicht erblickte , ging er feiner Wege !
Wilhelm steckte indes hinter einer Tür und alle Glieder am Leibe zitterten ihm :
Denn kurz , diese fürchterliche Gestalt , die er gesehen hatte , war ganz das Ebenbild seines Provisors , an Kleidung und Statur !
Das Gesicht mochte vielleicht verschieden genug sein , aber ehe Wilhelm daran denken konnte , war ihm schon der Gedanke durch die Seele gefahren , Herr Hennig habe ihm den Provisor nachgeschickt , dieser gehe ihm nun auf dem Fuße nach und werde gewiß nicht ruhen , bis er ihn in Ketten und Banden geschlossen nach setner Helmat zurück brächte !
So stand er ein ganzes Weil_es chen und schwebte zwischen Furcht und Hoffen :
Weil ihm aber der vermeintliche Provisor nicht nachseßte , und nicht Lärm machte , um ihn zu fangen , so besann er sich allmählich , daß er sich doch wohl könnte geirrt haben !
Er überlegte , daß der Provisor gar nicht der Mann wäre , in solcher Geschwindigkeit eine so weite Reise zu Daß Herr Hennig ihn nicht missen könne und gewiß einen anderen geschickt haben würde , und daß , wenn auch der Welkersdorfer Fuhrmann seine so Flucht nach Leipzig verraten müsse es doch mit Hererey zugehen , wenn man seinen hiesigen Aufenthalt schon ausspioniert hatte .
Sein Traumgesicht verging also fast eben so geschwind , als es entstanden war ; Unerschrocken wagte er sich wieder aus seinem Schlupfewinkel hervor und fand nun glücklich die Buchs Druckerei .
Hier war volle Weide für seine Wißbegiers de !
Er begriff nicht nur sehr bald das Wesentliche von der Kunst des Sehers und Druders , sondern forschte auch von selbst weiter nach der Entstehung der Lettern , nach der Verfertigung Der Druckerschwärze , nach allem !
Bei seiner Nachhausekunft erzählte er dem Bas Ron mit großer Naivetät und Lebhaftigkeit alle das Neue und Schöne wieder , was er gesehen and gehört hatte .
Dieser , ohne es weiter zu merken , daß in Wilhelm die vollkommenste Anlage zu einem künftigen Financier , Kameras liften , Staatsmann und wer weiß was sonst noch steckte , gab ihm gleichwohl Anlaß , seinem Hange weiter nachzugehen und wies ihn nach den Salzkoten , in und vor der Stadt . was ließ sich Wilhelm nicht zweimal sagen , machte sich gleich wieder auf den Weg und bereitete bei seiner Nachhausekunst seinem Herrn ein großes Lachen .
Zwanzigstes Kapitel .
Er erschien mit einem schmutzigen , zerlumpten Haloren , den er gerade mit herein ins Zimmer brachte .
Boll schmeichelnder Zärtlichkeit Faßteer des Barons Hand , küßte sie und sagte ihm , daß er eine große , wer weiß wie große Bitte an ihn hätte !
Der Baron glaubte anfangs , Wilhelm wollte ihn um ein Almosen für diesen vielleicht sehr armen und notleidenden .
Mann bitten , allein bald zeigte sich_es anders .
Owens Sie hatten sehen sollen , sagte er !
Der Schwarz ger tan rechte Künfte !
Er ist ihnen von der Brücke da , bei der Residenz , ganz oben herunter ins Wasser gesprungen und hat ein sächstesches Drittel herausgeholt , was einer herein schmiß !
Ich möchte das gar zu gern auch lernen , und der Schwager hat mir versprochen , daß er mir will Stunden geben im Schwimmen :
Ach allerbester Herr Baron , sein Sie doch so gut und bezahlen für mich !
Er will gar nicht viel haben , Ste werden_es hören !
Der Baron musste herzlich lachen , und nachdem er den Haloren befragt , ob er auch für alle Gefahr stehen Tonne und dieser es versicherte , machte er Wilhelm die Freude und ver ; Sprache dem Haloren monatlich einen Taler , womit dieser vollkommen zufrieden war , besonders da er sogleich einen pranumerando erhielt .
#5 Nunmehr _ legte sich Wilhelm mit allem Elfer auf dieses neue Studium , und in wenig Monaten war er schon so weit , daß er vor seinem Baron eine sehr gute Probe mit Schwimmen ablegte .
Allmählich verstieg er sich auch bis zu den eigentlichen Halorenkünften , lernte Untertauschen und unter dem Wasser sehen , auf dem Rücken schwimmen , von der Brücke herab springen , und bloß der einbrechende Winter machte diesen Übungen vorerst ein Ende .
Abi Hätte Wilhelm auch von alle diesem weiter Leinen Vorteil gehabt , als daß der häufige Aufenthalt in dem wohltätigen Elemente , das schon Pindar für das beste erklärt , alle seine Fibern und Nerven stärkte und gegen alle Krankheiten abhärtete , so Ware das , dünkt mich , schon vollkommen der Mühe wert , gewesen : Allein die Folge wird lehren , daß ihm diese in seiner fra Herrn Jugend erlernte Kunst oft die allerwesentlichsten Vorteile gewährte , und fern von den Grenzen Deutschlands werden wir ihn noch das Andenken seines Lehrmeisters und Schwagers in Halle rühmen und preisen hören !
Mittlerweile gingen seine Exkursionen , um sich mit Natur und Kunst bekannt zu machen , immer fort .
In den Salzkoten lernte er von den Haloren den ganzen Gang der Verfertigung und Zubereitung des Salzes .
Ein Haderlumpmann , der ihm eines Tages vor dem Tore ber gegnete und mit seiner Lumpendarre nach Erle wiß führe , nahm ihn mit nach der dortigen Papiermühle , wo er sein Köpfchen abermals mit neuen Kenntnissen bereicherte .
Biele Werkstäte besuchte er nicht bloß , sondern legte selbst Hand und Fuß an , wenn Meister und Gesellen Laune und Zeit hatten , sich mit ihm abzugeben .
Er lernte mit der Töpferscheibe und mit der Drechselbank umspringen und hatte den Einfall , feinen Baron , der ihm zu Weihnachten einen recht arti gen heiligen Christ bescheren ließ , gegenseitig mit einem Prasente zu überraschen , bestehend aus eis einem Tintenfasse und einer Streusandbüchse , Beys bei von ihm selbst verfertiget .
Unter seinen er_es halten Geschenken befand sich unter anderen eks ne Pergamenttafel , die ihm außerordentliche Freude machte , denn nun sah er sich im Stande , dem Mangel seines Gedächtnisses zu Hilfe zu kommen und bei Besuchung der Werkstäte bass jenige schriftlich aufzuzeichnen , was er zu versessen befürchten musste . gegessen Der Baron , der übrigens sehr fleißig war und in seinem juristischen Fache von Tag zu Tag neue Schritte tat , war dennoch in diesen Kennenissen des gemeinen Lebens sehr unwissend und Wilhelm erzählte ihm oft Dinge , die ihm noch wie weder zu Gesicht noch zu Ohren gekommen waren .
Er machte sich also nicht selten die Luft , Wilhelm gewisse Aufgaben vorzulegen , die dieser beantworten sollte .
So wiese z. E. auf feinen Tuchrock ; Siehst du , Monsieur , sagte er lächelnd , das weißt du doch noch nicht , wie der gemacht ist !
Mehr brauchte es nicht , um Wilhelm anzaspornen , daß er nun nicht eher ruhte und raskete , bis er dem Baron von alle dem den ausführlichsten Bericht erstatten konnte .
Er fing seine Sache sehr methodisch an , und anstatt , le man etwan denken sollte , gleich zum Euchmacher zu gehen , fragte er , wo eine Schah ferey wäre ?
Und da man ihm sagte , in Gier bichenstein wäre wohl mehr als eine , verfügte er sich ungesäumt dahin .
Er ließ sich zum Schäfer aufs Felb weisen , setzte sich zu ihm und lernte gar bald das Wesentliche von der Schafzucht und Wollschur .
Da ihm der Augenschein sagen musste , daß das Tuch aus Faden besteht , die notwendig gesponnen sein müssen , so , richtete er nun sein Augenmerk auf die Wollspinnerei , und dann erst ging er zum eigentlichen Tuchmacher in die Schule . . .
Hier aber blieb er noch nicht stehen , sondern nahm gleich die Baltemühle , den Tuchscherer und die Färberei mit , welches alles zu besehen und in seinem Kopfe zu ordnen ihm wohl hundert Gänge und fast ein paar Monate Endlich aber hatte er auch das Seit kostete .
Vergnügen , mit einer stolzen Miene vor seinen Baron zu treten und zu ihm zu sagen : weiß ich , wie das Tuch gemacht wird !
Der Baron hatte lange nicht so viel Zeit , ihm zuzuhören , als Wilhelm Stoff hatte , ihm zu erzählen ; Was ihm aber am meisten auffiet , das waren eine Menge Zeichnungen , die Wilhelm von den wichtigsten Handwerksgeratschafte Ges macht hatte , die ins Tuchfach einschlugen .
Schat de , sagte er , daß nicht ein geschickter Maler Hier ist , der dir Unterricht geben Van !
Das Geld sollte mich wahrlich nicht dauern , und ich glaube fast , es würde was Großes aus dir werden !
Auf eine andere Art tam Wilhelm auch zu einer Heinen vorläufigen Kenntnis des Seidenbaues , und was dahin gehört .
Da er in seist einem Geburtsorte nie Gelegenheit gehabt hatte , einen Geltenwurm zu sehen , so stellte er sich in aller Einfalt vor , die Seide wäre eine Art von feinem schönen Flachse , der nach Gelegenheit Ges strickt oder gewebt würde .
Als ihn aber der Baron damit wacker auslachte , nahm er ben Augenblick den Kopf zwischen die Beine , um sich eines besseren zu belehren . fern zu belehren .
Das Waisenhaus hatte dazumal schon einen kleinen Anfang mit der Seidenwürmerzucht gemacht , welches Wilhelm gar bald austundschaftete .
Hier sah er denn dies kleine künstliche Tier in voller Arbeit begriffen , sich selbst ein schöneres und weicheres , Grab zu machen , als selbst Kaiser und Könige haben .
Bei der französischen Kolonie lernte er fair bald bas Weitere und fand hier auch das Meisterstück des menschlichen Grübelns , den Strumpfwirlerstuhl .
Da ein französischer Handwerksmann immer ein größerer Litterator ift , als ein Deutscher , so erfuhr Wilhelm auch hier die Art und Weise , wie die künstliche Werkzeug erfunden worden .
Ein Franzos nämlich ( also kein Schottländer , wie Huygens . versichert ) Ware sterblich in ein Mädchen verliebt gewesen .
Diese hätte ihm einmal halb im Spaß , halb im Ernste gesagt , so ein künstlicher , Mensch er auch wäre , sollte er es doch wohl bleiben lassen , eine neue Art Strümpfe zu stricken ausfindig zu machen .
Dies habe ihn pikiert , und um sie zu beschamen und seine Geschicklichkeit zu zeigen , habe er in 9 Jahren , nach vielen vergeblichen Versuchen , endlich den Strumpfewirterstuhl herausgebracht .
Wilhelm , der von den französischen Windbeuteleien zur Zeit noch keinen Begriff hatte , nahm diese Anekdote als eine ungezweifelte Wahrheit an , und dadurch insinuierte er sich bei seinem Mann so sehr , daß dieser ihm mit unermüdeter Geduld alles zeigte und beantwortete .
Es würde für die meisten Leser und Leserinnen sehr uninteressant sein , wenn ich meinen Wilhelm auf allen seinen weiteren Wanderungen verfolgen wollte :Genug Genug wenn ich sage , daß schwerlich ein Einwohner von Halle selbst alle Winkel der Stadt so ausgekundschaftet und ausgekrochen hatte , unvollkommen auch seine Kenntnisse noch waren ,' er dennoch dem damaligen Professor der Detonomie viel schönes und nüssliches hatte beibringen können . als Wilhelm und daß , so Das versteht sich nun schon von selbst , daß der Baron nie ausfuhr oder ausritt , ohne seinen Wilhelm mitzunehmen .
Bei der Gelegenheit bekam er Lauchstädt mit seiner glänzenden Brunnenwirtschaft zu sehen ; Merseburg mit feinem alten Schlosse und Kaiser Rudolphs Hand ; und den Petersberg mit seiner vortrefflichen und weiten Aussicht .
Den Weg nach der Rabeninsel und nach dem Giebichensteinerschloffe fand er von selbst :
Bei jener machte er sich gewöhnlich eine Luft mit Schwimmen , und auf diesem versuchte er das Landschaftszeichnen .
Aber auch im Winter war die Saale der Schauplatt feines Vergnügens ; Durch Fleiß und Übung wurde er ein so fertiger Schlittschuhläufer , daß selbst Klopstock , der große Apostel und Meister des Eislaufs , ihm ein kleines Lob nicht versagt Haben würde .pol infog So waren die Beschäftigungen , Zeitvers treibe und Ergößlichkeiten unseres Helden beschaffen , so lange er bei seinem gütigen Baron war !
Sein Leben verfloß auf der einen Seite in großer Einförmigkeit , auf der anderen aber in der mannigfaltigsten .
Abwechslung .
Der Baron hielt wenig Umgang , und dieser wenige , war ausgewählt :
Wilhelm also bekam nichts von dem rohen Studentenanstriche , der damals nicht nur in Halle , sondern fast auf allen protestantischen Universitäten allgemein war .
Über , eben so entfernt blieb er auch von alle den getünftelten , steifen und gezwungenen Manieren der sogenannten feinen Welt ; Seine Miene , feine Sprache , sein Gang , feine Kleidung , alles verriet die klare , helle Natur .
Seine moralischen Grundsätze erhielten sich in aller ihrer Reinheit und Unbeflecktheit , und ob er gleich nie ein theologisches System oder Kompendium gesehen , geschweige gelesen hatte , so konnte er doch den größten Doktor der Gottesgelah heit Herausfodern , ihm eine vorzehre und dabei vollständigere Moral aufzuweisen , als die war , die Susanne ihm tief eingeprägt und die er unab lässig vor Augen hatte : Dein Lebelang habe Gott vor Augen und im Herzen , und hüte dich , daß du in keine Sünde willigest , und tust wider Gottes Gebot !
Das Bücherlesen war sonst aus 99 Gründen seine Sache ganz und gar nicht ; Die lebende Natur hatte für the imenblich mehr Reiz als der tote Buchstab Aber doch laser in einem sehr gern und sehr oft , und das war die Bibel !
Zuweilen machte ihm auch sein Gewissen keine kleinen Vorwürfe , wegen einer Tat , oder vielmehr wegen einer Unterlassung .
Über fein Davonlaufen war er vollkommen ruhig ; Vater und Mutter und Susanne würden es unter den Umständen selbst befördert haben , wenn eine andere Rettung gewesen wäre :
Aber daß Herr Hennig mit leis ben sollte , was der Provisor verschuldet hatte , daß er in einer so völligen Ungewißheit schweben und sich vielleicht für den Stifter von Wilhelms Unglück halten sollte , da es ihm doch ist so gut ging , daß , das machte ihn unruhig !
Ofknahm er sich vor , an ihn zu schreiben und ihm alle feine Schicksale zu erzählen :
Allein immer fiel ihm die Furcht , wie ein Stein , aufs Herz , Herr Hennig würde ihn dann zurückholen lassen , auf das Scharfeste bestrafen , und ihn , wo nicht aufs Zuchthaus tun , doch gewiß auf ein gemeines Handwerk bringen !
Er konnte sich also nicht dazu entschließen , und so blieb denn Herr Hennig auch wirklich in gänzlicher Finsternis und Unwissenheit wegen Wilhelms Schicksale .
Diese war um desto Qualender , da er durch viel Mühe und Geld endlich Wilhelms Spur bis in den Gasthof auf dem Brühl in Leipzig ausgekundschaftet hatte , aber sie von da an weiter zu ents decken , war schlechterdings keine Möglichkeit .
Ein und zwanzigstes Kapitel .
So vergingen zwei Jahre :
Ob sie Wilhelm lang dunkten oder kurz verstrichen , mag der Ges neigte Leser selbst urteilen !
Der Baron merkte ihren Verfließen eben so wenig ; Fleiß und Erholung füllten jeden seiner Tage und machten alle Langeweile unmöglich .
Der Baron rechnete Start darauf , daß es wenigstens noch anderthalb Jahr so dauern sollte ; Denn so wie er offenen Wechsel hatte , erlaubten ihm seine Eltern auch , daß ich mich so ausdrücke , offene Zeit , sich so fange auf der Universität aufzuhalten , als er es für nötig befand : Allein das Schicksal machte einen großen Querstrich dazwischen !
Plötzlich erhielt der Baron von seiner Mutter einen Brief voll traurigen Inhalts .
Sein Vater war trant , sehr trant ; 3 war noch nicht dem Tode im Rachen , aber doch nahe dabei .
Auf allen Fall wünschte der Vater den Sohn zu sehen und zu umarmen , der Baron sollte sich also schleunigst auf den Weg machen und auf den Flügeln der Winde nach Kurland eilen .
Diese Nachricht war für den Baron duffst niederschlagend !
Nicht nur griff sie sein tintliches Herz auf das empfindlichste ohne , sondern vereitelte ihm auch den Plan feines Studierens , und zugleich noch einen , den er sich in Absicht Wilhelms entwors fen hatte .
Es war nämlich schon beschlossen , daß er ihn mit in sein Vaterland nehmen und dort auf eine oder die andere Art für ihn sorgen wolls te .
Da aber dieses traurige Intermezzo dazwis schen tam , sah er sich wegen Wilhelms in großer Verlegenheit !
Nach hundert Überlegungen hin . und her machte ihm endlich sein zärtliches Herz weiß , daß es mit der Krankheit seines Vaters wohl im Grunde keine große Gefahr habe , und daß er bei seiner starten Natur und bei seinem gar noch nicht hohen Alter gewiß davon koms men werde .
Er wollte also zwar die Reise nach Hause machen , aber bloß auf einen Besuch ; Sah er denn nur erst seinen Vater wieder hergestellt , gleich wollt er nach Halle zurückkehren und feine uns . terbrochene Laufbahn fortseßen .
Wilhelm möchte . indes der getreue Hüter und Haushalter · sein und alle Zimmer unter seinem Beschluß was Ren .
Da es aber leider ein möglicher Fall sei , daß sein Vater die Schuld der Natur bezahlen müsse , so sei es freilich der Vorsicht gemäß , auch auf diesen Fall die nötigen Anstalten zu mas chen .
Er sprach also deshalb mit dem Herrn von Hause , unterrichtete ihn von seinem ganzen Plane und gab ihm Anweisung , , wie er es , in dem unwahrscheinlichen Falle seines Aussenbleis Bens , mit seinen Büchern und Sachen wollte gehalten wissen .
$15 Wilhelm hatte indes , während alle dieser Überlegungen und Verhandlungen , fein trockenes Auge gekriegt .
War es bloß überschwengliche Liebe und Zärtlichkeit gegen seinen bisherigen Wohltäter , oder mischte sich wirklich ein dunk des Vorgefühl der Zukunft in seine Empfindung , genug ihm war zu Mute , wie einem , der auf immer und ewig Abschied nehmen soll .
Der Baron , durch diese ihn so schmeichelhafte Bei träbniß , selbst zu Tränen gerührt , suchte alles hervor , Wilhelm zufrieden zu stellen :
" Er vers sprach ihm hoch und teuer , daß wenn er auch nicht Wiederdame , ( ev tame aber gewiß wieder ) wollte er dennoch für ihn Foren , und vielleicht doch noch Mittel und Wege finden , ihn zu sich nach Kurland zu ziehen .
Alles das aber war i umsonst und vergebens , und als es nun zum Abschiednehmen kommen sollte und der Baron eine gar zu empfindliche Szene befürchten mußte , ließ er die Extrapost vor einem anderen Hause vors fahren , umarmte und küßte Wilhelm auf das sortlichste , und ehe dieser das geringste merkte , schlich er sich heimlich davon , setzte sich auf und in gestrecktem Trabe fort ! 15 Das Weinen und Wehtlagen , erhob , läßt sich leicht gedenken ! se concent was sich nun Wilhelm aß und trant mehrere Tage nach einander wenig oder nichts und schien bloß von Tränen und Seufzern zu leben .
Der Eigennut hatte an dieser heftigen Betrübnis gerade den wenigsten Anteil :
Denn gefeßt auch , der Baron Tam nicht wieder und vergaß selbst seines Vers Sprechens , so hatte ißt Wilhelm eine so weitläufige Bekanntschaft unter den hallischen Bürgern von allen Klassen , die zum Teil von feinem offenen Kopfe und von seinen Fähiges .
Leiten so sehr überzeugt waren , daß es je nur ein Wort kostete , so hatte er sein Brot .
Sein Schmerz war bloß eine Frucht der .
Dankbarkeit und Liebe , und wie groß diese gewesen sein Masse , läßt sich daraus schließen , daß Wilhelm : nach beinahe zwanzig Jahren , feiner Geliebten die Erklärung tat , erliebe sie so sehr , wie man einen Menschen lies ben könne , so sehr , wie er vor alten Zei ten seinen Baron Sacken geliebt habe ! . .
Vors erste hatte es nun um Wilhelm ganz und gar keine Not .
Auf die ersten sechs Wochen war vollkommen für ihn gesorgt , . und nach dieser Zeit wollte der Baron Fiche und unfehlbar wieder da sein : Allein die sechs Wochen vergingen , die siebente und achte auch , und fein Baron erschien !
Voll Furcht und Angst rannte Wilhelm ist alle ißt Montage und Donnerstage Abends nach der Post , in Hoffnung , einen Brief aus Kurs Land auf der Charte zu finden :
Endlich kam denn auch wirklich einer , nicht unmittelbar an ihn , sondern an den Wirt vom Hause , aber natürlich mit einer Einlage an Wilhelm Blumental .
Das schwarze Siegel verriet gleich im Voraus den Inhalt , und Wilhelm las mit klopfendem Herzen folgendes : Lieber , guter Wilhelm , Deine Ahnung ist leider erfüllt !
Mein teuerster Vater ist tot !
Mein Schmerz , der Schmerz meiner Muttein Menge Geschäfte und Zerstreuungen haben mich nicht eher dazu kommen lassen , an dich zu schreiben .
Und was tan ich dir ist anders schreiben , als was du leicht von selbst erraten wirst , daß mir_es unter den Umständen unmöglich ist , wieder zurück zu kommen !
Ich habe dem Wirte bereits Order gei geben , meine Sachen einzupacken und mir zu Wasser über Stettin nachzuschicken .
Sib nur Achtung , ( doch ich brauche dir_es wohl nicht eine Mal erst zu sagen ) daß mir von meinen Biltchern und Kupferstichen nichts wegkommt oder Schaden leidet .
Wie herzlich wünschte ich , ich könnte dich auch mit in die Kiste packen und hierher bringen lassen !
Aber leider das geht nicht , und unmöglich kann beine dich allein eine Landreise von beinahe 200 Meilen tun lassen , aber ist n Seereise an eine nicht dehnten mein Ich zu ge I dich also wieder dem " " Meere überlassen , dem ich dich selbst entrissen habe .
Hätte ich nicht so gar schnell abreisen müssen , oder hat ich mir vorgestellt , daß ich nicht wiederkommen würde , so tannst du gewiß glauben , daß ich dich vorher irgendwo untergebracht hätte !
Was ich indes auf die Art versäumt habe , will ich auf eine andere gut au machen suchen .
Ich habe dem Wirte aufgegeben , dir 6 Louisdors auszuzahlen :
Ehe du die alle machst , hast du gewiß schon dein neues Unterkommen gefunden .
Auch habe ich dem Wirte geschrieben , daß er sich deiner aus allen Kräften annehmen soll , es gewiß unter wird tun .
Sei also nur gutes Muts , lieber Knabe !
Bleibe fromm und halte dich recht , denn solchen wird_es zulest wohlgehen !
Ich hoffe noch die Zeit zu erleben , daß aus dir was rechts geworden ist , und du kannst dir leicht vorstellen , was mir das für eine Freude sein wür de .
Unterbässen schreibe mir manchmal :
Nicht Tal : Nicht ich allein , auch meine Mutter , der ich von dir erzählt habe , erwartet sehnlich Briefe von dir .
Mun lebe wohl , herzgeliebter Wilhelm !
Gott geleite dich auf allen Wegen und Stegen !
Ich bin , so lang ich lebe , Dein dich liebender S.
Ich denke gewiß , daß keiner meiner Leser diesen Brief , der ein so unverkennbarer Abdruck einer guten und edlen Seele ist , ohne Theilneh mung lesen wird :
Aber welche Wirkung musste er erst auf Wilhelms Herz tun !
Durch die Lüfte hätte er gleich fliegen mögen , um sich an den Hals seines englischen Barons zu ketten und seine Wangen mit tausend Tränen zu behehen !
Da aber fein Doktor Faust in Halle war , um ihm hierzu seinen Mantel zu leihen , so musste er das , was er auf dem Herzen hatte , der Feder anvertrauen und schrieb also noch den selben Tag einen ellenlangen Brief .
Eben seine Länge schreckt mich ab , ihn mitzuteilen :
Auch ist es ja wohl meinen Lesern nichts neues , in welche Worte ein dankbares , zärtliches Herz ausbricht !
Da uns nun noch überdem ein spaterer Brief von Wilhelm an den Baren bevorsteht , so fahre ich sogleich in der Geschichte fort .
Der Wirt , seinen erhaltenen Aufträgen gemaß , machte sich nicht nur schleunig ans Einpacken , sondern bekannte sich auch gegen Wilhelm als Schuldner von den sechs Louisdors und bot ihm sehr freundschaftlich Logis , Tisch und alles an .
Es hatte sich , sagte er , bereits ein neuer Mietsmann zu des Barons Logis gemeldet , ebenfalls ein steinreicher junger Herr : Sobald der einzige , wollt er ihn schon dem Herrn rekommandieren , der würde ihn sicher zu sich nehmen !
Das lautete nun so weit ganz fein und tröstlich :
Gleichwohl war es Wilhelm unmöglich , die geringste Freude darüber Der Wirt war eine gemeine zu haben ! eigennützige und gewinnsüchtige Seele , und Wilhelm hatte kürzlich- Gelegenheit gehabt , ihn von dieser Seite kennen zu lernena Sobald die sechs festgesetzten Wochen um waren und wer der der Baron noch ein Brief von ihm auf den Glockenschlag erschien , fing er gleich einen unsäglichen Lärm an , schalt den Baron nicht undeutlich für einen Betrüger , der ihm nun das Quartier auf dem Halse ließe , und er könnte für Wilhelm nicht einen Heller weiter auslegen 2c .
Gleichwohl hatte er des Barons ganze Bibliothek und übrige Sachen zum Unterpfande , die mehr wert waren , als eine dreijährige Miete , und er fang ganz und gar nicht dar nach aus , als würde er sie verabfolgen lassen , ohne wegen seiner Lampenfoderungen zu Heller und Pfennig befrledigt zu sein !
Dem allen unerachtet musste Wilhelm wirklich von der stebenten Woche an , bis die Briefe vom Baron tamen , von seinem Taschengelde zehren , das er nach und nach geschenkt bekommen hatte .
Kaum aber waren diese da , kaum hatte der Wirt eine tüchtige Anweisung auf ein Handelskontor in Handen , sogleich veränderte sich seine Sprache .
Der Baron war nun wieder ein ganz vortrefflicher , unvergleichlicher Herr , desgleichen Halle noch nicht gesehen hätte , und auch gegen Wilhelm spielte er ist den großen Gönner und Pastron , in keiner anderen Absicht , als sich den Baron dadurch verbindlich zu machen , damit er ihm bald wieder einen reichen fetten Kurländer zum Mietsmann schickte .
Wilhelm aber , voll edlen Eifers für seinen Wohltäter , ließ Jet alle seinem Zorn und Unwillen freien Lauf ; Er sagte es dem Wirte rund heraus , daß er es dem Baron schreiben wolle , wie schlecht er von ihm gesprochen , und er möchte nicht bei ihm wohnen , sondern er verlangte seine 6 Louis , Tors , damit wollte er sich schon selbst forthelfen !
Diese Drohungen und dieser edle Troß machten den Wirt auf der Stelle fo geschmeidig , wie ein Ohrwürmchen . de und wehmütig ab , was er in der Unbes sonnenheit von ihm gesprochen , und er hätte Federzeit alle nur mögliche Hochachtung für ihn gehabt , aber die Betrügerei wäre heute zu Tage gar zu groß , daß man fast keinem Menschen mehr trauen könne !
Er wolle Wilhelm for gleich das Geld blank und bar auszahlen , aber weglassen könn er ihn unmöglich !
Er solle doch bei ihm bleiben und alles frei haben , so lange bis er sein Wort halten und ihn wie der unterbringen könne !
Er bat es dem Barone Wilhelm war immer noch hartköpfig , und aller Vorstellungen unerachtet , ließ er sich zu nichts weiter bewegen , als das er ein kleines Kammerchen mit einem Bette auf eine kurze Zeit annahm :
Die Bekdftigung aber bestritt er schlechterdings aus seinem eigenen Beutel !
Dies währte etwa vier Wochen , als des Barons Los Gis seinen neuen Mieter bekam , mit dem für Wilhelin abermals eine neue Epoche ans ging .
Zwei und zwanzigstes Kapitel .
Ich habe mich bereits oben erklärt , daß mir die Stadt Halle und ihre Einwohner durchaus nichts zu Leide getan haben !
Ich verbitte es also gar sehr , daß man das Bild dieses eben geschilderten Individuums von Wirte allen übrigen Berthen in Halle aufhefte :
Daß hieffe eben so falsch geschlossen , als wenn man aus dem Charakter des Barons den Schluß ziehen wollte , alle Studenten wären solche lies benswürdige Sackens , oder alle Studenten hatten offenen Wechsel !
Eben so sehr muß ich mich dem Gedanzen entgegenstemmen , daß , da es sich nach dem allgemeinen Zusammhange der Dinge eben trifft , daß der erste Patron von unserem Wilhelm ein Herr von , ber zweite ein Herr ohne ist , jener ein Jüngling von den vorzüglichsten Eigenschaft ten des Geistes und des Herzens , dieser sein Gegenteil ; daß man , sage ich , dies nicht etwan als einen geheimen Ausfall gegen den Bürgerstand auslege und deute .
Die Geschichte hätte sich eben so wohl umgekehrt zutragen können , wie sie sich oft genug zutragt , daß der Bürgerliche ohne ein von , der wahrhaft edle , und der Adlige mit dem von , ein sehr unedler Mensch ist !
Genug zur Rechtfertigung meiner völligen Unparteilichkeit zwischen Adel und Bürger , in denen ich immer nur den Menschen schaße oder verachte .
Der neue Mieter also , von dem dieser tleme Prolog nun schon wenig gutes erwarten läßt , hieß Brotbeck , war ein Einländer und hatte mit dem Baron Sacken dieses gemein ,' daß sein Vater gegenwärtig ein sehr großer Kas Pitalist war :
Doch die Art und Weise des Er_es Webs mochte ohne Zweifel bei beiden wesentlich verschieben sein !
Des alten Barons Vers mögen bestand in sehr ansehnlichen Gütern , die er auf die rechtmässigste Art von seinen Eltern geerbt und deren Ertrag er durch gründliche Eins Fichte in die Ökonomie sehr hoch zu treiben wusste .
Der alte Brotbeck hingegen war bis auf das Jahr 1756 ein sehr mediokrer Mann ; Mit dem Anfange des Krieges aber , da das Unglück , nicht von tausenden nur , von hunderttausenden von Menschen begann , fing gerade fein Glück an .
Er wußte sich durch allerhand Kanale den Posten eines Proviantkommissarius zu verschaffen , stieg allmählich zum Großliveranten empor und ob es bei diesen Posten Seld schneit oder regnet , weiß ich nicht Snug in dem istlaufenden Jahre 1762 , da folglich der Krieg noch nicht zu Ende war , fchäßte man ihn aufs wenigste für einen Mann von anderthalb Tonnen .
Goldes , Natürlich brachte diese plötzliche Geldflut in Brotbecks Familie eine gänzliche Veränderung zu Wege .
Aus einer demütigen Frau wurde ist eine aufs geblasene Madam , Brotbeck , die ihren Weiberstaat nicht teuer genug haben konnte , und den Frieden nur darum bald wünschte , damit ihr Mann Zeit und Raum gewann , sich , wüste sich ausdrückte , einen Kurafter zu kaufen und fe zu Trend einer Ratin zu machen .
Musje Brotbeck , der vorher ebenfalls sehr demütig zur Schule gfeng , bekam ißt einen Informasor , der das kleine Kalb allmählich zum Dechss lein heranzog , bis es für reif zur Universitat gehalten wurde .
Eben war er denn frisch angesommen , hatte zwar bereits eine andere Wohnung bezogen , die ihm aber zu schlecht war ; Er bezahlte also eine vierteljährige Miete und wurde nun des Barons Nachfolger .
#949 Der Wirt begegnete ihm mit eben dem Respekte , den er dem Barone erzeigt hatte :
Denn er hatte eben so viel Geld !
Da er aber die schwache Seite feines Mannes bald burchschaute , so geriet er auf den Einfall , sich an Wilhelm , der ihm so troßig begegnet war , auf eine recht großmütige Art zu rächen Er ließ sich feierlich bei Brotbeck melden und erschien bei ihm in vollem Staate und mit eis einer Menge Scharrfüssen .
Er stellte ihm vor , er hätte eine arme Waise bei sich , sonst einen munteren und geschickten Burschen , den der Baron von Salden die ganze Zeit bei sich gehabt und ernährt : Ob er denn nicht auch ein gutes Werk an ihm tun wolle ?
So ein w Herr , wie er , könne ja das noch viel eher , wie so ein armer Baron !
Überdem könne ihm Wilhelm seine Kollegia abschreiben , seine Rechnungen führen , und für seine Ehrlichkeit wollte er stehen ! nk Von alle dem hätte es nichts weiter Ges braucht , als der Vergleichung zwischen ihm , dem reichen Bürger und dem armen Barone Denn sein Bauernstofz nahm hauptsächlich die Wendung , daß er hoch von seines Vaters Gelbkasten herab auf alle Edelleute blickte , die in seinen Augen nichts als armselige Lumpenhunde waren .
Mit ihnen also zu wetteifern , oder vielmehr sie zu übertreffen , war für ihn ein Vergnügen , dem er im Falle der Not bie größten Summen aufgeopfert hatte .
Er ließ Wilhelm gleich kommen und fragte ihn , was ihm der Baron alles gegeben hatte ?
O viel , unendlich viel , sagte dieser !
Er hat mir alles gegeben , was ich nötig hatte , Essen und Trinken und Kleidung , ,Hahaha , also den schabichten Rock , den du da anhast , hast du auch von ihm ?
Da fleht man doch gleich den lumpigen Edelmann !
Ich will dir einen Rock machen lassen , Bursche , der soll sich gewaschen haben ! ( zum Wirt ) daß gleich zum Schneider geschickt wird !
Wilhelm tüßte ihm die Hand .
Ich danke Ihnen , sagte er , für die Wohltat , die Sie mir erweisen wollen :
Aber , ich bin eine arme Waise , ich darf keinen schönen Rock tragen , wer weiß wie mir_es noch auf der Welt geht !
Wollen Sie ja ein gut Werk an mir tun , so sein Sie so gütig und lassen mir Unterricht im Zeichnen geben !
Ich habe so große mein Baron hat mich_es nicht Luft dazu , V können lernen lassen ( Weil niemand zu fins den war , aber ist ist ein Maler da !
Dies wollte Wilhelm noch hinzusehen , allein Brot , Bek unterbrach ihn ) , , Das glaube ich !
Das Zeichnen kostet Geld , und die Edelleute und Geld , wann sind die wohl einmal beisammen ?
Hahaha !
Aber ich will dich es lernen lassen , es mag tosten was es will !
Schleppe mir nur einen Ker anders kann !
Einen anderen Rock aber musst du doch haben , schlechterdings !
Und was das Äffen und Trinken anbetrifft , das ist seine Sache , Herr Wirt , genug ich bezahle !
Und da ( indem er die Börse zog und ein paar Louis Tors an die Erde warf ) da hast du ein paar große Dreyer , Kauf dir eine Semmel dafür ! , , Wilhelm hob das Geld auf , dankte , aber Bei weitem nicht Freude , als wenn ihm sein Baron ein paar wirkliche Kupferdrei er geschenkt hätte .
" Der Wirt hingegen strich den Fuchsschwanz desto feiner und sagte Brotbecken , kein Prinz könne großmütiger sein , als er : Indes freilich , wer so viel Mösen und Propheten hätte , bei dem wäre das auch keine Hererey !
Nunmehr dünkte sich der Wirt mit einer Klappe drei Fliegen geschlagen zu haben .
Eins . Mal glaubte er , er hätte dadurch , daß er sich einer Waise so mildreich angenommen , ein fo gutes und Gott wohlgefälliges Werk getan , daß der Himmel ihn dafür die Sünden und Missetaten von zehn künftigen Jahren verzeihen müsse .
Bei dem Baron musste noths wendig diese gütige Vorsorge , für seinen kleinen Favoriten so viel gegenseitige Erkenntlichkeit und Dienstfertigkeit wirken , daß er ihm ganz Kurs Land zuwies :
Und auf Wilhelms Haupt was Ren nun , seiner Meinung nach , glühende Kohlen gesammelt !
Wilhelm wusste in der Tat nicht recht , wie er sich gegen den Wirt nehmen sollte .
Ganz hatte er_es ihm noch nicht vergeben , daß er seinen Baron , war_es auch nur auf einen Augenblick , in einem so niedrigen Bedachte gehalten und gleichwohl , da er noch zu Schmach war , die Tiefen des Mensch = Lichen Herzens zu ergründen , schien ihm der Wirt ist ein gutdenkender Mann zu sein , der sich seiner so kraftig angenommeo .
Die Dankbarkeit wischte also nach und nach den kleinen Überrest seines Unwillens aus und Wilhelm sah ihn wieder mit freundlichen Augen Brotbeck hatte indes ganz andere Dinge zu tun , als viel an Wilhelm zu denken oder sich mit ihm abzugeben .
Während daß dieser bei feinem neuen Mater mit dem größten Entzücken und mit seinem gewöhnlichen Feuer das Zeichnen methodisch anfing , wozu ihm Brotbeck sein . eigenes sehr kostbares Rrißzeug geschenkt , das jmi freilich so viel nüßte , als das fünfte Rad am Wagen , während dessen schwärmte der neue Musensohn überall in und außer der Stadt her ? um , nur nicht da , wohin ihn eigentlich seine Bestimmung berufen hätte .
Zwischen ihm und den Kollegien war stets eine weite Kluft befestiget : Über Paffendorf , Merseburg , Lauchstädt , Leipzig , Plagwiß , Konnewiß ic . sahen ihn desto öfter , und nicht ihn allein , son ? deren zugleich eine Menge von lustigen Brüdern , die von seinem Fette zehrten .
Alle Kaffeehaus sehr , Weinbauticken , Gärten und Weideplähe der niedrigen Wollust waren ihm so gut und noch besser bekannt , wie , Wilhelm die Kunst und Handwerksstatt .
Auch zu Hause ging es fast vom Morgen bis auf den Abend in einemt Brausen und Wilhelm sah und hörte hter Dinge , die ihm noch nie vorgekommen waren .
Bei weniger offenem Kopfe , oder bet vernachlässigter Bildung des Herzens in der frühsten Jugend , wäre hier ohne Zweifel für ihn Gefahr Gewese fen und sein Herz würde bei dem Anblicke des einen oder anderen Lasters Feuer gefangen haben :
So aber schüßten ihn seine guten und festeiniges wurzelten Grundsäße , und seine wohlgeordneten Neigungen und Begierden .
Dazu kam , daß ihn Brotbeck und seine sauberen Gesellschafter für noch zu unreif hielten und ihn der Ehre der Verführung Vorist noch nicht würdigen mochten .
Ein einzigesmal machte Brotbec einen Versuch , der aber noch glücklich genug abs lief .
Er hatte eine Tochter der Freude , wie die Franzosen den deutschderben Ausdruck H*** sehr sauberlich abgeschliffen haben , bei sich , die für schön hätte gelten können , wenn anders ein Gesicht schön sein kann , auf dem irgend ein Laster , sei es auch welches es wolle , unverkenntlich abgedruckt ist .
Dergleichen Aufs Tritte pflegte sonst Brotbeck vor Wilhelm Ges heim zu halten : diesmal aber , von Wein und verliebter Ausgelassenheit berauscht , rief er Wilhelm .
Er kam und sah bei seinem Eintritte Brotbecken und die Dirne in einer nachlässigen Stellung auf dem Kanapee sicken und sich eins ander im Arme halten .
He , Wilhelm , rief Brotbeck , mache einmal dein Meisterstück und zeichne uns beide , wie wir hier sitzen !
Warum bas nicht , fegte Wilhelm ?
Ich will sehen !
Und gleich wollte er zurück , um sich sein Handwerkszeug zu holen : Brotbeck aber rief ihm mit Lachen zu , er sollte nur bleiben , es wäre schon gut !
Drauf legte er ihm die Frage vor , die meine Leserinnen mit Scham lesen werden , so wie ich sie mit Scham niederschreibe :
Sage mir einmal , hast du wohl schon einen blossert Busen gesehen ?
Wilhelm mit aller Unschuld , ohne sich mehr oder weniger dabei zu denken , als hatte ihn einer gefragt , ob er wohl schon eine Zucker oder Porzellanfabrit gesehen hätte ? antwortete : Nein !
Gut , erwiderte Brotbeck , so will ich dir gleich einen zeigen :
Ich muß doch Wundershalben sehen , wie du dich dabei anstelist !
Damit versuchte er , der Dulcinee das Halstuch wegzurcissen : Diese aber widerlegte den von Gelehrten so sehr urgierten , und doch gewiß , wo nicht falschen , dennoch sicherlich höchst schielenden Grundsaß , Freund , wer ein Laster liebt , der liebt die Laster alle !
Mit dem heftigsten Ungestüm sprang sie auf , stieß Brotbes Ken mit einem sehr ernsthaften Pfui von sich , und nichts konnte sie bewegen , einem unschuldigen Knaben ein Ärgernis zu geben .
Da nun Brotbeck alle seine Mühe vergebens sah , ließ er von ihr ab : Und sie , um auch bei Wilhelm alles Feuer einer erregten und nicht befriedigten Neugierde zu ersticken , fragte ihn , wie würde es Ihnen denn wohl gefallen , lieber Brots 51 Bek , wenn ich Ihnen mit Gewalt das Häms de aufriefe und bis über die Schultern her abzog ?
Was hätte ich doch wohl davon ?
Wilhelm fand diese Frage ungemein gegründet und konnte schlechterdings nicht absehen , wie Brotbeck auf den narrischen Einfall tame , ihn etwas sehen zu lassen , was er alle geben so gut an sich selbst sehen könnte :
Und so ging der gefährliche Schuß ohne Wunde vorüber !
Ganz aber konnte doch Brotbeck unmöglich sei einen häßlichen Mutwillen aufgeben .
Nun so sollst du doch auch , sagte er , schlechterdings dem Mädchen hier einen Kuß geben !
I das will ich gleich tun , sagte Wilhelm :
Auf die Hand oder auf den Mund ?
Komme her , rief das Mädchen gleich , und drückte ihn recht zärtlich in ihre Armen .
Nun wie schmeckt , fragte Brot Bek ?
I recht hübsch , versetzte Wilhelm !
Das ist wohl natürlich , daß ein Kuß von einem Madchen besser schmeckt , als von einer Mannsperson , weil die Mädchen keinen Bart haben !
Diese physikalische Erklärung von den Ursachen des Schmeckens und Nichtschmeckens eines Russes wurde denn von Brotbecken mit einem rasenden Gelächter aufgenommen ; das Mädchen aber hielt Kontenance und sagte : Du hast recht , und überhaupt ist es am besten , man küßt gar nicht viel ; was soll das ?
Damit wurde denn Wilhelm entlassen , und wenn die Einbildungskraft aller meiner Leser und Leserinnen sich während dieser Szene eben so täusch und rein erhalten hat , als die feinig , so wird es niemanden einfallen , diesen Auftritt für schlüpfrig zu halten ; Ob ich zwar , auch die Schlüpfrigkeit zugegeben , als aufrichtiger Geschichtsschreiber so wenig wie Tacitus und Ove : Ton , und als Dichter nur alsdann strafbar sein würde , wenn ich Schlüpfrigkeit mit eigenem Wohlgefallen und Behagen schilderte , wovor mich zur Zeit noch mein guter Genius bewahrt hat und stets bewahren wird !
Alle übrigen Auftritte des Lasters und der Torheit , von denen Wilhelm Zeuge war , hat_es ten für ihn noch weniger Gefährliches und Verführerisches !
Er hörte oft Fluchen und über ?
Haupt fast nie ein einziges vernünftiges Wort ; Er sah saufen und mit aller Leidenschaft spielen : Aber was das erste anbetrifft , fo war ihm das nichts neues und er gewöhnte sich daran , es zu dulden , ob er es gleich für sich selbst verabscheute .
Wein hatte er schon bei seinem Baron trinken lernen Aber nur ein Glas und das mit Wasser !
Mehr , hatte ihm der Baron gesagt , sei in seinen Jahren der Gesundheit und besonders dem Wachethume schädlich , und nun Ware keine menschliche Macht im Stande gewesen , ihn mit Überredung oder mit Gewalt zu zwingen , daß er mehr getrunken hatte !
Hatte man gar zu ungeftam in ihn gedrungen , so würde er das Glas entweder ganz heimlich weggegossen oder mit einer verstellten Ungeschicklichkeit verschüttet haben .
Das Spielen allein interessierte ihn noch einigermaßen ; Durch bloßes Zusehen lernte er Lomber und Tarock und Picket und Trist Pharo und Quince , denn bei Brotbecken waren alle diese und noch mehrere , besonders Hasardspiele im Gange :
Aber einmal brachte ihm das entseßliche Fluchen und Wettern beim Verlust einen Abscheu davor bei ; Und dann wäre auch das lange Stillfehen , das hier manchmal zu 24 Stunden in einem Strich dauerte , sein Tod gewesen .
Dafür Fante er angenehmere und unterhaltendere Spiele ; Das .
Schwimmen im Sommer , und das Schlittschuhlaufen im Winter !
Ist tam noch ein neues hinzu , dessen Kenntnis er seinem Lehrer im Zeichnen zu verdanken hatte , die Schmetterlingsjagd .
Dieser hatte sie selbst einmal vor alten Zeiten getrieben und verschaffte Wilhelm . nicht bloß ein Fangnet , sondern war auch sein Linneus , lehrte ihn Tag und Nachivdaei unterscheiden und machte ihm die merkwürdigsten Gattungen jedes Geschlechts bekannt . ging_es an ein Jagen und Aufspiessen !
Jeer neue Papillon , der zur angefangenen Sammis Lunge hinzukam , war eine Quelle von Freude auf mehrere Tage , und als Wilhelm einmal gar auf einem Kartoffelfelde , nach Reideburg zu , einen Totenkopf fand , ja dann war ihm sein Naturalienkabinett unter keinen hundert Talern feit !!
Im Zeichnen machte er denn , wie leicht zu erachten , von Tag zu Lag mächtige Schritte .
Eigentliches Malen war seine Sache nicht , sondern bloß die Fertigkeit , jeden ihm vorkommenden Gegenstand in einem Nun , nicht schön , aber richtig und kennbar aufs Papier zu werfen !
Wie weit er es hierin gebracht habe , werden wir zu seiner Zeit sehen :
Jet wieder zurück zu unserem Herrn Brotbeck , den wir nußen müssen , so lange wir ihn haben , denn das Schlaraffenleben ist seinem Ende bald nahe !
Drei und zwanzigstes Kapitel .
So vollkommen auch Brotbeck die Mett ften jugendlichen Ausschweifungen in sich vereinigte , so war er doch von einer Lieblingsfunde der Akademien gänzlich frei .
Alle Schlägereien waren ihm in den Tod zuwider : Denn er hatte , ohne die Logik gehört zu haben , sehr richtig den Schluß gemacht , alle Degen sind scharf und spisig ; was spießig ist , sticht ; ein Stich tut nicht nur wehe , sondern kann eben so gut das Herz , als den kleinen Finger treffend ; Trift er das Herz , so bin ich tot ; Und bin ich tot , so tan ich nicht mehr nach Leipzig c. c. retten ; Ergo laß ich das bleiben !
Er vermied also sorgfältig alle Gelegenheit zu Händeln , gab ber entstandenen Zänkereien immer zuerst nach , lachte zu einem Schurken oder Hundsfott , der ihm in den Bart geworfen wurde , und um ihn abzuwaschen , ließ er geschwind noch eine Bouteille Wein holen und stillte durch den Magen die tobende Galle seines Gegners .
Überdem hatte er die berivegensten und fürchterlichsten Schläger zu seinen Bekannten , denen im Grunde mehr daran gelegen war , seinen Beutel , als sein Blut abzuzapfen .
Aber eben diese Abzaßfung des Beutels brachte zwei von ihnen auf ein teuflisches Projekt , das auf seine Feigheit angelegt war , und sicher gelungen wäre , wenn nicht Wilhelm einen gar allerliebsten Kontretonp gemacht hätte .
Hier ist der Ort , einen von Wilhelms Briefen an den Baron einzurücken , der die ganze Geschichte , nur in einem viel milderen Lichte , enthält :
Da ist er !
Mein allerbester Herr Baron , Geschwind , geschwind muß ich Ihnen ein , Stückchen erzählen , was ich gemacht habe , und was kein Mensch weiß als ich , ich werde auch kein Narr sein und mich verraten , es könnte mir schon ergehen !
Vor drei Wochen Tom ich des Abends in der Dämmerung aus , den Pulvermeiden zurück und will , über den Schlamm nach Hause .
Da sehe ich ein paar Studenten stehen , die heimlich mit einander res den .
Den einen tannt ich , aber ich glaube nicht , daß er mich gelannt hat , denn er drehte mit just den Rücken .
Genug , da ich ziemlich leise Ohren habe , schnapp ich die paar Worte auf , hundert Taler und die Hälfte .
Ich . wusste viel , was sie meinten , und bekümmerte mich auch nicht weiter darum : Allein den Übend nach sieben , tamen ihrer zwei zu uns , und eben der , den ich , auf dem Schlamme gesehen Dec hatte , war dabei .
Es wurde , wie gewöhnlich , Karte gespielt , und ich gehe Gewohnheit ab und zu Denn nach meiner Auf einmal höre ich vor der Tür , daß ein gewaltiger Term ist und daß einer fürchterlich mit der Hand auf den Tisch schlägt .
Ich schleiche mich fachte ins Nebenzimmer , nun da war denn der Henter los !
Einer forderte meinen Brotbeck here aus auf den Degen , Brotbeck gab so viel gute Worte und wollte Wein holen lassen und ihn mit nach Leipzig nehmen , aber das half alles nichts , genug morgen Abend um stehen sollte er sich hinter der Kirchhofmauer einfinden , wenn er nicht käme , dann war er , o ich weiß selbst nicht was , und damit ging er wie ein wilder Bar davon .
Der andere aber blieb noch da und der arme Herr Brotbeck klagte ihm Bits terlich seine Not und bat ihn um Welt , er möchte ihm doch Rat geben .
Dieser sagte , Mittel da , er müsste einen alles in der Ifen und ihm guten es wäre wohl ein anderen sich für sich schlagen lassen , aber das würde natürlich keiner umionit tun .
Owen das geht , as acht , rief Herr Brotbeck gleich , 10 Louisdors will ich den Augenblick geben !
Derandre schüttelte den Kopf , sagte , das wäre viel zu wenig , es tat es gewiß keiner unter 30 , indes , so wollte er selbst als ein guter weil er_es Ware , Freund es für 20 tun und einmal fein Leben in die Schanze schlagen .
Herr Brotbeck besann sich nicht Tange , versprach ihm die 20 Louisdor in etlichen - Tagen und wurde nun wieder luftig und guter Dinge .
Ich denke dann so der Sache bey- mir selber nach und komme auf allerhand sonderliche . "
Grillen .
Die paar Worte hundert Taler und bie Hälfte , die ich auf dem Schlamme erschnappt Hatte brachten mich auf den Gedanken , daß die Beiden sich wohl mit einander möchten abgeredet haben , meinen Herren Brotbeck ums Geld au bringen , weil er sich vor dem Duellieren . gewaltig fürchtete .
Je mehr ich fo bei mir . selbst nachdächte , desto gewisser wurde mir_es , und Sie werden hernach wohl sehen , ob ich recht oder Unrecht gehabt habe .
Genug , ich legte . mich ins Bette , konnte aber kein Auge zutun und sann nur immer herum , wie ich das an : fangen wollte , um meinem Herrn Brotbeck die 20 Louisdor zu retten , denn unter uns , meis , bester Herr Baron , Ihnen kann ich_es wohl sagen , er vertut ohnehin gar zu viel Geld , und wenn auch sein Vater noch so reich ist , so wird er zu .
Test doch auf ihn böse werden und seine Mas ma wird es auch juleht satt kriegen , ihm so viel zu schicken .
Endlich fiel mir denn ein Mitte ! ein , ich stand den folgenden Morgen sehr früh auf , Fete mich hin und schrieb einen tleis Ren Bettel an den Herrn Prorektor , aber ich trißelte mit Fleiß , damit er meine Hand nicht Fennen sollte , denn bas fonnte ich leicht denken , wenn die beiden Studenten es erführen , Gott behüte , so stachen sie mich vielleicht auf der Stelle tedt .
Kurzum , ich schreibe dem Herrn Prorektor alles , wie es ist , und daß es auf den Abend um sieben hinter dem Kirchhofe losgehen voll , und daß mein Brotbeck unschuldig ist , und daß ich glaubte , es ginge wegen der hundert Taler nicht mit rechten Dingen zu , doch wollt ich_es nicht für gewiß sagen !
Nun wusste ich aber nicht , wie ich den Zettel dem Prorektor ins Haus bringen sollte ; selber durfte ich nicht hingehen , sonst war ich gleich verraten und mit dem Hinschicken war_es Ehen so .
Solche Pfiffe habe ich in meinem Leben noch nicht gemacht , aber ist mußt ich wohl | Stellen Sie sich also vor , indem ich mit meinem Zettel vor des Prorektors Hause auf und abgehe und nicht . weiß , wie ich_es anfangen soll , begegnet mir ein Halorenjunge , und daß ich_es nicht vergesse , ich hatte schon gesehen , daß 98 eine Fenster upten , wo die Frau Prorektoren wohnt , aufstand .
Sie werden gewiß lachen müssen , was mir da für eine Schelmerei einfiel !
Genug , ich rufe den Halorennjungen , gehe mit ihm beiseite und frage ihn , ob er mir wohl für ein Trinkgeld will einen Spaß machen helfen ?
Der Junge sagt gleich ja .
Gut , sprach ich zu ihm , und gab ihm 2 Groschen , hast du wohl die Courage , daß du das Zettel den hier in das Fenster dort hereinwirft ?
Wie ein Blick nahm der Junge den Zettel , und während daß ich von ferne stehen bleibe und Achtung gebe , wirft er ihn richtig vor meinen sichtigen Augen zum Fenster herein .
Mun war_es gut , ich gehe meiner Wege und dens te nun , du hast das deinige getan , wenn der : Herr Prorektor den Zettel lesen wird , dann wird er schon wissen , was er zu tun und zu lassen hat .
Den Abend sit ich noch und zeichne , ale lein es schlägt zehn , elf , mein Brotbeck kommt nicht nach Hause .
Ich warte bis hinter Mitternacht , er kommt nicht .
Ich konnte die Nacht wieder nicht viel schlafen , und den Morgen höre ich denn zu meinem ganz erstaun Lichen Schrecken , daß die beiden Studenten und mein armer Brotbeck auch , und noch einer auf dem Karzer Fehen , und daß die Schaars sißen , wache sie den Abend vorher hinter dem Kirchhofe belauert und fortgeschleppt hat .
Das hat ich nun nicht gedacht , und ich würde mir_es immer zum Vorwurfe gemacht haben , wenn ich Meir .n Brotbeck , der mir ebenfalls so viel Gutes tut , in Schaden und Unglück gebracht hatte !
Allein in zwei Tagen tam er schon los und wurde für unschuldig erklärt ; Tüchtige Nasen aber mochte er wohl gekriegt haben , wer gen seines wilden Lebens , und wegen seiner Verschwendung , die konnten ihm auch nichts schassten , wenn sie nur was geholfen hätten ! lein die anderen beiden mußten wenigstens 14 Tage fiesen und unterdessen tam alles heraus , daß sie wirklich meinen Brotbeck hatten ums Geld betrügen und sich darein teilen wollen ... Sie sind also elegirt ; und ob ich öffentlich , gleich einzig und allein daran Schuld bin , so mache ich mir doch nicht das geringste Ges wissen draus !
Sie werden davon nicht Sters ben , aber daß sie mit meinem Brotbeck fo niederträchtig handeln wollten , dafür musste Strafe sein , und wenn ich jemals in meinem ganzen Leben einen solchen Streiche begehe , sa : mögen meinetwegen alle Menschen mit dem Fuße nach mir stoßen und mir ins Gesicht spucken , denn ich habe_es verdient und es ist recht !
er davor wird mich mein Gott bewahren und ich werde nie die guten Lehren vergessen , die auch Sie , mein allerbester , allerliebster Herr Baron , mir gegeben haben , Für diesmal also wurde Wilhelm wechselseitig der Wohltäter seines Wohltäters , wenigstens der Absicht nach obgleich freilich 10 Taler mehr oder weniger in seinem Finanzetat Tais einen großen Unterschied machen konnten .
Dies fer befand sich denn , wie man leicht erachten kann , in den delabrirtesten Umstanden. 2ffe Summen , die er von Vater und Mutter er_es htelt , waren wie kleine Taubenknöchelchen für den Rachen eines großen heißhungrigen Bullenbeissers .
Heute tamen zwei , drei , vier hundert Taler , in höchstens 14 Tagen waren He his auf den Letten Heller fort .
An Kredit fehlte es keineswegs :
Aber dieser Kres dit mehr auf Gelbswert ein ; frankte sich Sobald es hingegen an flingender Münze Ges brach , sette es schon mehr Künste .
Dies nos thigte ihn einmal bei einer bevorstehenden Losts reise seinen Wirt um baren Vorschuß anzusprechen , weil Jude Löbel Schwierigkeiten machs te , sich mit einem neuen Baren einzulassen , so lange der alte no brummte .
Der Wirt war , in einem anderen Sinne , wie Sir Riccaut de la Marliniere , des Bons , von die Ausgelernt ; Er kannte seine Leute und nahm sich wohl in Acht , sich mit Borgen abzugeben , ausser auf tüchtiges Pfand .
Da das nun vorig nicht erschien , machte er eine Menge Kraßfüsse und Entschuldigungen , wie unendlich es ihm leid tat , daß er unglücklicher Weise ist eben so arm sein müsse , wie eine Kirchenmaus Ein paar Wochen eher hätte er ihm mit Freuden wohl mit noch mehr aufwarten wollen !
Aber , feste der Nichtswürdige hinzu ( denn für eine Niederträchtigkeit wird es wohl jeder erkennen ) Warum wenden Sie sich nicht an ihren Wilhelm ?
Der hat noch . von seinem Baron her Geld genug Ich habe ihm selber 6 Louisdor auszahlen müssen und nun rechnen Sie einmal , was Sie ihm nach und nach gegeben haben .
Lassen Sie . ibn to lange vorschießen , bis ein frischer Wechsel kommt ; Im Grunde ist es ja Einers Lei , ob er das Geld in der Tasche hat , oder ob es bei Ihnen sicher steht !
Diese verführerische Vorstellung erstickte vollends den kleinen Rest von Scham , der etwa in Brotbecks Seele hatte aufflammen können , daß er eine arme Waise ihres einzigen und so lange sorgsam bewahrten Notpfennigs berauben wollte .
Ohne also weiter zu erröten , sagte er zu Wilhelm Hdr einmal , ich brauche heute Geld !
Lehne mir doch welches non deinem !
I herzlich gern , vif Wilhelm :
Mit tausend Freuden !
Sporenstreichs lief er in seine Kammer und brachte seinen ganzen Schat , an Gold und Scheides münze herbei :
Da nehmen Sie , so viel Sie wollen , und wenn_es alles it !
So menschlich war denn nun doch Brotbeck , daß er nicht alles nahm , sondern nur 6 Louisdors , die übrigen beyben nebst der Scheidemünze ließ er Wilhelm .
Das Pferd wurde nun bald vorgeführt , und ehe drei Tage ins Land kamen , machten die 6 Louisdors über Leipzig den grand Tour durch Europa .
Eine Während alle dieser kleinen Begebenheiten in Halle ereignete sich eine große für ganz Deutschland .
Das Jahr 1763 brachte den Hubertsburger Frieden mit sich und versöhnte die noch übrigen erzürnten Erdengötter . allgemeine Freude verbreitete sich über Stadt und Land :
Überall hörte man feurige Danks Gesänge zum Himmel aufsteigen , friedliche Karnonen donnern , Pauken und Trompeten raus schen ; Prächtige Feuerwerke oder auch Aßmüss fische , bestehend aus anderthalbzölligen .
Betermannchen erleuchteten die Nacht , und wer nie gereimt hatte , suchte ist ein Herz und Scherz Brust und Luft , Schoösse und Friederich der große zusammenzustümpern , um eine Devise zur Illumination zu gewinnen .
Auch die Stadt Halle , und ins besondere die Akademie , tat sich durch mehrere Feierlichkeiten hervor , und ob Wilhelm an diesem allgemeinen fröhlichen Getümmel allein keinen Teil nahm , dürfte wohl nur einem Einwohner der Terra del Fuego zweifelhaft sein .
Allein nur die ersten zwei Tage genoß er das Vergnügen dieses Festes rein und unvermischt : Den dritten war er ohnge fair in derselben Situation , wie der ehrwürdige Ulysses von Salis auf der Schinznacher Versammlung , als er eben sein Marschlinge Philanthropin durch fremde Schuld , aber zu eigenem Schaden hatte zu Gründe gehen schen , und doch Jupiter und Schinznach * ) schrieb !
Wilhelm , sage ich , war ungefähr in derselben .
Situation ; Seine Miene lachte , aber sein Herz blutete !
Der geneigte Leser wird sich erinnern , daß der alte Brotbeck sein Glück , wie man_es denn so nennt , im Kriege gemacht hatte :
Jet wird fechs zeigen , was ein durch tausend Betrüger rein , Ränke , Bedrückungen und Härten zu Jupiter und Schinznach , einer der merkwürdigsten und unterhaltendsten Impromtus , die je gemacht worden , bedarf eines Schiffeis , bent nur hen gewefen diejenigen geben können , die selbst Taben And , Lavater , Lenz , Pfeffet , Füßle 2c . fammengescharrtes und geschundenes Vermögen für ein feines Glück ist !
Schon lange war der Bruch des so lange zum Wasser der Ungerechtigkeit gegangenen Kruges nahe gewesen :
Endlich erfolgte er wirklich .
Brotbeck wurde auf enormen Spitzbübereien ertappt , und nachdem er es vergebens versucht , sich durch Bestechungen loszuwickeln , musste er ins Gefängnis wandern , wo ihm ein schwerer fiskalischer Prozeß wenigstens eine lebenslange Verdammung auf Zitadelle drohte .
Diese Nachricht an die Frau Gemahlin , und wiederum dieser ihre an den Herrn Sohn in Halle mochten wohl ziemlich von einerlei Wirkung sein .
Brotbeck , det sie mitten unter den angefangenen Friedensfeierlichkeiten empfing , geriet darüber in eine formliche Raserei , schlug sich wütend an den Kopf , sprach von nichts als Kugeln und Pistolen , obwohl , wenn_es zur Sache gekommen wäre , er sich gewiß besonnen haben würde , daß man nur eins Mal stirbt , und daß überhaupt beim Sterben für ihn noch weniger Profit sei , als beim Les ben .
Wilhelm fragte ihn einmal über das andere , was ihm fehlte , aber es war kein stummes Wort aus ihm zu bringen .
Es währte auch nicht lange , so ließ er sich ein Pferd satteln und ritt fort , ohne daß Wilhelm wusste , warum oder wohin ?
In etlichen Stünden aber klarte sich das Rätsel schon auf .
Ein Bote aus Bruckdorf brachte an Wilhelm ein sehr flüchtiggeschriebenes und kaum lesbares Billet ; dessen alt kürzlich dieser war ?
Sein Vater wvare arretiert und er reite in alle Welt !
Es thare ihm herzlich leid , daß er Wilhelm um die 6 Louisdor prelien mune , er sollte hur von feinen Sachen so viel nehmen , als noch da weiten !
Übrigens möchten sich seine Krebitores keine Mühe geben , ihm nachzusehen , sie wies den ihn nirgend finden .
Wilhelm war über dieses Billet dusserst bez stürzt !
Ob er gleich für Brotbecken bei wel tem nicht den Grad von Liebe und Zärtlichteft empfand , noch empfinden konnte , den er gegen feinen Baron fühlte , so ging ihm doch sein jebiges Unglück tief zu Herzen , und es war ein großes Glück , daß Brotbeck sich ihm nicht entdeckte ; Der Gedanke , daß es Pflicht sei , seinen Wohltäter nicht zu verlassen und Glück und Unglück mit ihm zu teilen , hätte ihn ohne fehlbar hingerissen , mit ihm zu gehen , und Gott weiß , was alsdann sein Schicksal gebesen wäre !
Die 6 Louisdor , deren das Billet erwähnte , tamen ist bei Wilhelm gar nicht in Anschlag Vielmehr kränkte es ihn , daß er Brot seinen kleinen noch übrigen Rest von Gelde nicht hatte zum Zehrpfennig mitgeben können !
Vor der gegebenen Erlaubnis , sich seine Sachen zuzueignen , fühlte er eine Art von Ekel und Widerwillen .
Hätte auch Brotbeck von keinen Kreditoren gesprochen , so würde er sie dennoch nicht für sich behalten , sondern der Mutter , deren Aufenthalt er wusste , ehrlich zurückgeschickt haben !
Da aber sogar von Gläubigern die Rede war , und Wilhelm leicht denken konnte , daß diese mehr zu fordern haben möchten , als die Sachen wert wären , so schien es ihm vollends abscheulich , nur einen Heller von demjenigen zu entwenden , was anderen von Gott und Rechtswegen gehörte !
Alle diese Betrachtungen aber wurden vorißt durch die Erinnerung unterbrochen , daß das Feuerwerk , was diesen Abend auf der Eselswiese sein sollte , nun wohl bald angehen würde .
Wilhelm hatte sich schon seit einigen Tagen mächtig darauf gefreut , und ob ihm wohl ist die Lust sehr verbittert war , machte er sich doch auf den Weg , und genoß bei dem schönen und für ihn neuen Anblicke von Schwärmern , Raketen , Leuchtkugeln 18. des Vergnügens so viel , als er nur immer konnte .
Den folgenden Morgen verfügte er sich denn zu seinem Herrn Wirt und tat ihm die tedßliche Nachricht von seinem schönen Miethse manne kund .
Wie und auf was Art sich dieser dabei nahm , wird der geneigte Leser nach Maße gab seines Charakters leicht erraten , wenn ich vorher nur noch eines wichtigen Umstands gedacht haben werde .
Bei aller seiner vermeintlichen Vorsicht , Klugheit Swift gegen allen Lug und Trug der Herren Studiosorum , war dennoch unser Herr Wirt vor diesmal um ein halbes Jahr Miete rein und richtig betrogen !
Das erste halbe Jahr hatte er sich pränumerieren lassen , und sein Wille war_es auch bei dem zweiten :
Aber um diese Zeit brauchte Brotbed fein Geld schon anders und nötiger ; Er fertigte also den Herrn Wirt kurz und trosig ab , und verwies ihn auf den Osterwechsel .
Dieser wäre ihm nun wohl nicht entgangen , wenn nur die Gefangenschaft und der Prozeß des Vaters Brotbeck nicht mit einemmal allen Bächseligeschäften ein Ende gemacht hätte !
Auf diese Weise war der Wirt zwiefach getränkt , an seinem Point d' Honneur und an seinem Eigentum , und dies jagte ihn in eine solche niedrige und pöbelhafte Wut , daß ich mit ihrer Schilderung meine Feder entweihen würde .
Wilhelm trug seiner Unschuld unerachtet , das meiste da ohne ; Er mußte sich die Hartesten Borwürfe und Großheiten sagen lassen , und da alle sein Reden und Vorstellen nichts anschlug , überlief ihn auch eine kleine Hihe .
Nun sollen Sie mich auch am Langesten geschimpft has . ben , sagte er , nahm die Tür in die Hand und fort !
Sogleich fing er an , seine fiepen Sachen zusammenzuräumen , um ein Haus zu verlassen , dessen Wirt ist den Verstand verloren hatte .
Mitten im Aufräumen aber schoß ihm ein Ges danke in die Seele , der ihn auf einen Augens Blick ganz staubig machte !
Die vornehmsten Geschenke , die er Brotbecks mijder Hand zu danken hatte , waren das schon oben erwähnte Reißzeug und ein neues hübsches Kleid .
Hier nun entstand bei ihm die Frage : ob er wohl dies Reißzeug und dies Kleid mit gutem Gewissen für sich behalten könne , oder ob er es nicht vielmehr ebenfalls Brotbecks Gläubigern überlassen müsse , um sich darein zu teilen ?
Mit dem Kleide war sein Entschluß bald gefaßt , denn daran hing sein Herz am wenigsten :
Aber das Reißzeug , das Refßzeug !
Es war ihm Jet völlig unentbehrlich geworden , und sich ein neues anzuschaffen , daran war gar nicht zu gedenken .
Gleichwohl , da ihm der Zeichenmeister einmal gesagt hatte , es sei seine 5 Louisdor unter Brüdern wert , hielt er dies für eine viel zu große Summe , um sie der Konkursmasse zu entziehen , und so sauer es ihm auch anging , überwand er sich doch und legte es vorerst beiseite !
Nun beratschlagte er von neuem , in wessen Hande er wohl dies freiwillige Opfer niederlegen wolle :
Denn dem Wirte hatte er es , auch ohne den eben vorgefallenen Auftritt , nicht anvertraut , aus der sehr gegründeten Furcht , er möchte alles für sich behalten und keinem anderen Glaubeger was abgeben !
Nicht lange , so hatte er in Gedanken seinen Mann gefunden , und das war kein geringerer als der Prorektor selbst , nach dessen Hause er sich ungesäumt verfügte .
Ohne Zweifel würde er ihm mit aller Dreistigkeit seine Notdurft vorgetragen haben :
Aber eben war der Prorektor unpäßlich und so wurde er nicht vorgelassen .
Allein sein Fiskal * ) war .
* )
Für diejenigen Leser , die mit akademischen Peso ; einen und Sachen unbekannt sind , muß ich die Anmerkung machen , daß das Wort Fiskal hier einen Studenten anzeigt , der seinem Professor allerlei Hand- und Spanndienste erweist , den Zühdrern in ben Kollegiis die Plage anweist , das Honorarium eintreibt 20. doch bei der Hand und dieser sagte Wilhelm , er möchte ihm nur seine Sache auftragen , sie sollte richtig bestellt werden !
Gut , verseßte Wilhelm , so kommen Sie einmal ein Augenblickchen mit , ich muß Ihnen was übergeben .
Der Fisttal ging mit .
Unterwegs erzählte Wilhelm , was ihm zu wissen Not war , gab ihm das Buch von zu lesen , Brotbeck und nachdem sie zu Hause angekommen waren : Hier , sagte er , ist mein Reißzeug und mein neues Kleid , was ich von Herr Brothecken Ges schenkt bekommen habe !
Es würde Unrecht von mir sein , wenn ich_es behalten wollte !
Machen Sie nur , daß es recht teuer verkauft wird , damit Herr Brotbecks seine ganzen Schule den davon können bezahlt werden , und da sehen Sie , daß ich nichts weiter mitnehme , als was mein ist !
Indem packte er seine Insektenschachteln , seine Zeichnungen und seine paar Hemden zusammen , belud sich damit wie ein Hechelkras mehr , fragte nach dem Wirte , um von ihm Abschied zu nehmen , da sich dieser aber verleugnen ließ , ging er ohne Abschied davon und wanderte leicht und fröhlich heraus vors Steins Tor zu einem Meister Töpfer , seinem sehr guten Freunde , bei dessen Frau er sich so sehr eingeschustert hatte , daß ihm mit Vergnügen Nachtlager und Hausmannskost zu Dienste stand .
Vier und zwanzigstes Kapitel .
Unterdessen breitete der Fiskal das Lob unseres Helden bei mehreren Professoren und Studenten aus , und so gelangte es auch zu der Wissenschaft des damals so berühmten Professors und Philosophen Meier .
Er ist nun tot , der wackere Mann und sein Freund Lange in Laublinern hat ihm durch eine gedruckte Lebensbeschreibung ein Denkmal errichtet .
Ohne Zweifel würde er auch Wilhelms darin gedacht has ben , wenn er sich nicht auf meine Bitte hatte gefallen lassen mir diese Episode für das gegenwärtige Werklein zu überlassen , die man also gewissermaßen als einen Nachtrag zu Meiers Leben ansehen kann .
Meier , unter dem zwiefachen Charakter , als Gelehrter , Schriftsteller und Professor einerseits , und auf der anderen als Mensch , Ehegatte , Freund , Gesellschafter betrachtet , hatte offenbar ein starkes Übergewicht auf der lästern Seite .
Unter die eigentlichen tiefen und scharfen Denker , unter die Zahl der Bakes , Leibnige , Lamberts seßte man ihn auch schon damals zur Zeit seines höchstens Ruhms nicht .
Er war ein Schüler von Baumgarten , und Baumgarten hörte man in allen seinen Kollegien und las ihn in allen seinen Schriften : Allein was Baumgarten mit 2 Worten sagt , dehnte er zu hunderten und mehr aus .
Dieser Wortreich : thum , der einen Schein von , einleuchtender Klarheit und Deutlichkeit mit sich führte , blendete eine Zeitlang das Publikum , das sich gern beim Deno Ben den Kopf so wenig als möglich zerbrechen mag , und dieser tragen Kraft hatten die Meierschen Schriften hauptsächlich ihr großes Glück zu verdanken .
Allein seitdem Wolf und Baumgarten , und ihr q. e. d. durch die Philosophie des gemeinen Lebens gestürzt And , liegt auch Meier zu Bos den und wird wohl nie wieder aufstehen .
Über un : sterblich sei sein Name in dem Buche der Guten and Edlen !
An Religion und Tugend gab er seinem so sehr vergöttertenZeitgenossen Gellert nichts nach !
Oder vielmehr er übertraf ihn noch in dies einem Stücke .
Gellert , von der Last seiner Hypochondrie zu Boden gedrück , hatte wenig fröhliche und heitere Augenblicke .
Meier hingegen , ob er gleich durch sein vieles Sißen und Schreis ben ziemlich gerade auf das Malum Hip losfreuerte , wusste es sich dennoch glücklich drei Schritt vom Leibe zu erhalten .
Er war überaus munter und scherzhaft in der Gesellschaft seiner Freunde , lachte selbst gern und wusste auch durch glückliche Einfälle andere lachen zu machen .
Seine ersten und nächsten Gesellschafter waren seine Frau und eine junge Cousine , die in ganz Halle unter dem Namen Meters Mühmchen bekannt war :
Jene eine treuzbrave Frau , diese ein feines , wackeres Mädchen , die das Kind vom Hause vorstellte , weil es dem Klapperstorche beliebt hatte , mit seinen Knaben und Mädchen im Schnabel immer bei dem Haus .
se des Philosophen vorbeizufliegen .
Ob nun gleich sein Gehalt sehr massig war , wie denn ziemlich alle Preußische Gehalte diese Tugend haben , fo seht ihn doch sein schriftstellerischer Verdienst und die Einnahme von seinen Kollegien in den Stand , für einen armen Schelm , der ihm gerade in den Wurf tam , ein übriges zu tun .
Dieser so bestallte und beschaffene Professor Meier erfuhr also , daß in den Ringmauren von Halle ein Knabe von etwa 14 Jahren sei , der , wenn die Sache sich wirklich so verhielt , wohl keine schlechten Grundsage von Ehrlichkeit und Tugend haben könne .
Viele andere hatten es auch erfahren und das nämliche geurteilt :
Aber dabei war es denn geblieben !
Meier aber forschte weiter , und da er hörte , daß dieser Knabe schon seit mehreren Jahren von der Wohltat zweier Studenten gelebt habe , so glaubte er , das Wohltun schicke sich für einen Professor wohl eben so gut , und Fante sogleich Botschaft aus , um Wilhelm aufzusuchen und zu ihm zu bringen .
Es toftete nicht wenig Mühe , seiner habhaft zu wer_es den und der Bote würde vielleicht noch lange zum April herum gelaufen sein , wenn ihn nicht ein Halorenjunge , Wilhelms guter Bruder und Schwimmkompagnon heraus vors Steintor zum Töpfer gewiesen hätte .
So wie Abdolomynußeben sehr emsig mit Gartenarbeit beschäftigt war , als ihm die Sidonischen Abgesandten die Krone überbrachten ; So wie Cincinnatus eben hinter dem Pfluge hergieng , als ihm das Konsulat angetragen wurde , und Heinrich der Vogler gerade Nehe strickte , da man ihm das deutsche Königreich entgegenbrachte , so befand sich auch ist Wilhelm eben bei einer ähnlichen Beschäftigung .
Im bloß sein Hemde , nichts als die hoffen auf dem Leibe , mit aufgestreiften Armen und nackten Füßen saß er bei der Drehscheibe und stampfte so mächtig drauf los , daß ihm der Schweiß vom Gesichte-lief .
Ob ihm gleich der Ruf , zum Professor Meier zu kommen , sehr nerwartet war , so erschrak er hoch auch davor nicht , da er leicht denken konnte , daß ein Mann , wie der , gegen ihn nichts Böses im Sinne haben könne :
Er machte sich also in der Geschwindigkeit fertig und ging mit .
Gleich auf den ersten Blick hatte er die Liebe und Zuneigung des Philosophen roeg , und sein Gespräch und seine simple und naive .
Erzählung von der Brotbeckischen Geschichte gewann sie ihm vollends .
Nun stellte ihn Meier auch seinem Frauenzimmer vor , und da er hier ebenfalls großen Beifall fand , unerachtet der Eleis einen Pudel , die er gegen die gute Lebensart schoß , so wurden Mann und Frau gar bald eins , ihn in ihr Haus aufzunehmen .
Dies Glück hätte sich Wilhelm nicht im Traume einfallen lassen und wirklich rührte es ihn auch bis zu Freudentranen , mit denen er beider Hände reichlich . benette .
Stehendes Fußes teerte er wieder um zu seinem Töpfer und zu seiner Töpferin , die auf die gegebene Nachricht von seinem Glücke herzlichen Anteil daran nahmen und sich Block ausbedungen , daß er sie nicht ganz vergessen und hübsch manchmal bei ihnen einsprechen möchte .
Wilhelm versprach das auf das teuerste , packte sein Habitchen wieder zusammen und cite voller Freuden dem Hause seines neuen Wohltäters zu , den ihm die Vorsehung abermals erweckt hatte .
Denkende Leser werden nun leicht das Glückkche von Wilhelms neuer Situation übersehen !
Bisher hatte er sich zwar unverrückt bei seinen guten Grundsägen erhalten ; Durch seine beständige Tätigkeit und Rührigkeit war er zum Befit einer großen Menge von Kenntnissen Ges kommen , die man oft ben Männern , geschweige denn bei Kindern von seinem Alter verges es mit einigen seiner bens sucht ; Auchchaften , namentlich mit dem Schreiben , Rechnen und Zeichnen so weit gediehen , daß er im Fall der Not auf eine oder die andere Art sein Brot damit machen konnte und keiner weiteren Unterstüßung ns ; thig hatte .
Allein wie unendlich schade wor es nicht gewesen , wenn die weit größeren Talente , die in Wilhelm lagen , hätten unentwickelt bleiben , oder doch nur in einer niederen Sphäre glänzen sollen !
Und das würde unfehlbar der Fall gewesen sein , wenn er nicht einem Kenner , wie Meier , in die Hande gefallen Ware !
Der Baron von Sacken hatte zwar schon eine dunkle Idee , daß in Wilhelm mehr stecke , als man bei . tausend anderen Kindern Wahrnahme :
Aber was es nun eigentlich sei , das vermochte er nicht auszupunktieren !
Meier aber fam glücklich dahinter und entdeckte die Laufs Bahn , wohin die Natur Wilhelm trieb , und wir werden zu seiner Zeit hören , mie geschickt er ihm auf die Beine zu helfen wusste !
Ferner konnte es wohl nicht anders geschehen , daß Wilhelm , so wie er auf der einen Seite an Natur und Kunstkenntnissen tagtäglich zunahm , auf der anderen in einer Menge nicht minder nötiger und nüsslicher Kenntnisse ganz und gar unwissend blieb .
Eine politische Zeitung zum Exempel oder ein Intelligenzblatt war für ihn ein Rathsel des Ödipus ; Seit des Barons Zeiten hatte sich seine geographische Kenntnis um nichts weiter vermehrt , als deh er nun wußte , daß auch ein Kurland in der Welt sei und daß man von .
Halle aus fast 200 Meilen hin habe . :
Ob aber · Kurland einen eigenen Herrn habe oder ob es dem Könige von Preußen gehöre , ob es größer oder kleiner sei , wie Rußland ic . das waren für ihn unauflösliche Aufgaben !
Er wäre im Stande gewesen , in aller Einfalt zu fragen , ob die Hamburger Bank von Eichen oder Fichten : holz sei , und ob Hannover mit zu London gehöre , weil dort eine Londonschenke ist !
Diese Unwissenheit gab , wie man leicht denken tan , Uns laß die Hülle und Fülle , sich auf seine Kosten recht satt zu lachen und weder Herr , noch Frau , noch Mühmchen konnten selbst manchmal ernst Haft bleiben :
Aber Wilhelm fand an ihnen als Je drei sanfte und gütige Zurechtweiser und Weiserinnen , die nach und nach die Lücken in seinen Kenntnissen ausfüllten und ihn , daß Die ich mich so ausdrücke , weltgerecht machten . .
Daß endlich auch der beständige Umgang mit zweien weiblichen Geschöpfen , die beider die vorzüglichen Eigenschaften der Matrone und des Mädchens in sich vereinigten , auf Wilhelms Geist und Sitten den heilsamsten Einfluß haben mussten , braucht wohl keines Beweises .
Weiber sind zu allen Zeiten der Schleifstein der Manner gewesen , und man sieht es nicht nur einzelnen Personen , sondern ganzen Beuten unter allen Himmelsstrichen gleich an , ob sie diese Art von Politur erhalten haben , oder nicht .
Ab lein unser Geschlecht tan auch eben so leicht in dem Umgange mit weiblichen Geschöpfen übers schliffen werden und alles ursprüngliche Mannst Gepräge verlieren :
Hier aber sorgte der Philosoph Meier selbst davor , daß dieser Fall nicht statt fand !
Die Damen , zum Erempel , erschraken schier , daß ihnen der kalte Angstschweiß ausbrach , als sie Wilhelm zum erstenmal seiner Schwimmereien erwähnen hörten ; Sie sagten ihm , er möchte um alles in der Welt das nicht wieder tun und sein Leben auf eine so Verwegene und mutwillige Art in Gefahr sehen !
Meier hingegen war hierin ganz anderer Meinung .
Er erkundigte sich bloß , ob Wilhelm wirklich das Schwimmen verstehe ?
Und da er hörte , daß ihm ein after Halote über ein Jahr . darin Unterricht gegeben , und daß er es nach her ohne weitere Anweisung für sich getrieben , so wurde er begierig , sich mit eigenen Augen von Wilhelms Geschicklichkeit zu überzeugen .
Er machte also mit ihm eine Promenade nach der Rabeninsel und hier sah er denn mit Erstaunen , daß Wilhelm wie ein Fisch im Wasser herumplatschet und dieses furchtbaren Elements nur spottete !
Nunmehr gab er ihm völlige Freysheit , dieses achte männliche Spiel nach Belieben weiter zu treiben , nur sollte er sich immer bewusst bleiben , daß das Wasser keine Balten habe !
Nach diesem allgemeinen Entwurfe von Wilhelms glücklicher Situation will ich dem Ges neigten Leser sogleich ein Abenthener von ihm zum Besten geben , das sich in den ersten vier Wochen zutrug und der ganzen Familie nicht wenig Freude machte .
Fünf und zwanzigstes Kapitel .
Mühmchen saß einstmals allein , wie sie oft . pflegte , am Fenster , machte .
Filet und hatte das bei ein Buch neben sich liegen .
Was lesen Sie Denn da wieder , fragte Wilhelm ?
Sie wollen . wohl gar noch Kollegia lesen , wie der Herr Professor ?
Nun daraus würde ich_es schwerlich lernen , verseßte Mühmchen !
Es sind Gellerts Fabeln .
" Gellerts ?
Was ist das für ein Mann , der Gellert ? " Nein , ist_es wirklich dein * )
Ernst Hast du von Gellert noch nichts gehört ? hören sollen ?
" Zuverlässig nichts !
Von wem hätte ich_es Brotbeck der las nichts , und mein Baron , das war ein eifriger Jurist , der hat ihn gewiß nicht gekannt . "
Also meinst du , die Juristen kennen den Gellert nicht ?
Wenn ich dir nun aber sage , alle kleine Kinder kennen ihn , in ganz Deutsch Land ist kein .
Winkel , wo er nicht gelesen wird !
" Das wäre erstaunend !
Denn muß Gellert wohl gar noch schöner sein , als Robinson Crusoe ! "
Damit dieses Dein aus dem Munde eines Madchens nicht auffallend sein , muß ich hier anmerken , daß sich_es Wilhelm von der ganzen Familie zur besonderen Grace ausgebeten hatte , sie möchten ihn doch alle duhn , er Ware so daran gewöhnt und er woute nicht eher Sie heißen , bis er erst was wäre. gehe mir mit deinem Robinson !
Den mit Gelehrten zu vergleichen , das ist ja eine Sünde und Schande .
" Ah das nehmen Sie mir nicht übel , der Robinson ist wohl schön ! "
Schweige , schweige !
Ich will von Robinson nichts wissen !
Ein kleiner Finger von Gellert ist mir mehr wert , als " Nun so lassen Sie mich doch Wundershals ber das Buch sehen !
Oder schlagen Sie mir gleich einmal eine rechte schöne Stelle auf !
" Da , set dich hin !
Ich will dir eine Fabel vorlesen !
" charmant , Charmant !
Ich will so still sei , wie ein Mäuschen und zuhören .
"s Mühmchen schlug auf und las die bekannte Fabel :
Ein guter dummer Bauerknabe 20. und Wilhelm entrierte so sehr auf die Geschichte , lachte sich so herzlich über die attrapirte Lüge des Bauerbuben , daß Mühmchen alle ihre Freude daran hatte .. O mehr , mehr , rief Wilhelm voll heißen Noch so was luftiges , was Enthusiasmus !
Schnurriges !
Ich dachte lieber , , versetzte Mühmchen , ich lasse dir nun auch was ernsthaftes und rührendes vor !
Aber davon bist du wohl kein Freund ?
" , gar sehr !
Weine Susanne hat mit weit mehr rührende , als lustige Geschichten erzählt , und ich weiß die Zeit noch recht gut , wie wie manchmal beisammen fassen und um die Wette weinten und schluchzten . 9,529 Ca Gut , wenn du das noch kannst , so höre !
Mühmchen , las ihr die Geschichte vom Art men Greise und dem Rhinozeros , nachbete Re Wilhelm vorher erklären müssen was ein Rhinozeros eigentlich für ein Ding sei !
Die Abwechslung der Leidenschaften auf seinem Gesichte war im höchsten Grade malerisch .
Schon bei der Schilderung des armen Greises , Bei seinem zitternden Haupte , bei seinem heilig grauen Haare funkelten ihm die hellen Thras hen im Auge , und da er ihn um ein Almoffert flehen hörte , um seinen Durst zu stillen , fuhr er wie mechanisch nach der Tasche , um ihm , wenn er zugegen gewesen wäre , feinen listen Heller zu geben .
Drauf beim Schelten des Organs Verwandelte sich seine Miene in Zorn und unte Willen , und man sah es ihm an , daß er große Lust gehabt hätte , dem alten unbarmherzigen Geizhalle einen Tritt mit dem Fuße zu geben !
Bei dem letzten Teile der Geschichte aber , als der Freund seinen halben Gulden hingab der arme Greis ihn zurück geben wollte , jener aber darauf bestand , daß er ihn behalten und etwas Bein dafür trinken sollte und endlich der Greis gar auf seinem Todbette erschien , den Psalter und ein wenig Brot neben sich , da überwältigte Wilhelm die ganze Macht des Schmerzens und des Mitleids !
Er brach in einen Strom von Tränen aus , und Mühmchen von gleicher Sympathie hingerissen , hatte Mühe , ihre bebende Stimme so weit in ihrer Gewalt zu behalten , um das Stück auszulesen .
Das ist vortrefflich , vortrefflich , rief Wilhelm mit der innigsten Empfindung , indem er sich die leßten Tränen von den Wangen wischte !
Und Sie sollen Zeitlebens nichts von mir halten , wenn ich das Buch nicht in vier Wochen von einem Ende zum anderen auswendig lerne !
Bravo ! sagte Mühmchen : Du machst den Fehler , daß du Gelehrten noch nicht kanntest , doppelt und dreifach wieder gut !
Aber ist es dir denn auch wohl eingefallen , daß der Mann , der dem Greise das Achtgroschenstück gab , sicherlich kein anderer ist , als Gellert selbst ?
, ,Nein , darauf bin ich nicht gefallen ! erzählt ja von einem Freunde ! , Menn schon !
Seine Bescheidenheit erlaubte es ihm nicht , daß er_es unter seinem eigenen Namen erzählt hätte :
Aber es ist zuverlässig !
Du weist nur noch nicht , aber in ganz Leipzig und auch auswärts ist es bekannt genug , daß Gellert nicht bloß von Tugend schreibt , sondern selbst ein Muster der Tugend ist !
Er tut so viel Gutes , als er nur immer tan , und wer ihn von Person tannt , tan ihn gar nicht genug rühmen und loben !
, , Also in Leipzig ist Gellert ? , , Ja , und ebenfalls Professor !
, ,Darf ich wohl das Buch mitnehmen ? , , Gern !
Aber wohin denn ?
Adieu , ich bin bald wieder da ! , , Wilhelm ging , holte Hut und Stock und mit großen Schritten zum Hause hinaus .
Micken bischte ihm durchs Fenster nach , als lein husch war er um die linke Ecke herum und ihr aus den Augen .
Nun fiel ihr zwar gleich der Gedanke ein daß er wohl kapabel Ware , auf der Stelle nach Leipzig herüber zu Laufen , einzig und allein um Gelehrten zu sehen , aber doch glaubte sie , er Tonne auch leicht eine andere Laune im Kopfe haben , etwa daß er mit seinem Buche heraus aufs freie Feld gehen , und dort auswendig lernen wollte . .
Es was indes wirklich die erste Laune , und der forschirte Marsch der Preussischen Armee von Roßbach nach Leuten konnte nicht schneller sein , als Wilhelms Marsch zum Galgthore heraus nach Bruckdorf zu .
Hier wurde , da die Sonne und auch der Magen gerade Mittag anzeigten , Halte gemacht ; Wilhelm ließ sich ein tüchtiges Butterbrot schmieren , trant sein , Glas Wasser dazu , zum Konfett las er ein paar neue Fabeln fröhlich weiter ?
Er hatte sich nichts weniger vorgenommen , als die 5 Mallen noch den Tag zu vollenden , allein diesem Vorfaße widerseßten sich seine Beine schlechterdings und trugen ihn nicht einen Schritt weiter , als bis Skeudig .
Beim Anblicke des hiesigen Stadtkellers aber lebte seine ganze Seele wieder auf :
Hier war er , wie er sich ist deutlich erinnerte , vor drei Jahren mit seinem Baron abgestiegen und folglich hatte dieser Keller ein ungezweifeltes Recht auf seine immerwährende Affektion .
Er wählte ihn auch gleich zum Nachtquartiere und hatte bis Schlafengehen nichts angelegentlicheres zu tun , als das Brustbild seines Barons in die eine Fensterscheibe einzuschneiden und im Gellert und dann frisch .. Inschrift zu machen :
Dies ist das Bild des Barons von Sacken aus Kurland , meines Wohltäters , den ich ewig lieb haben werde !
Mit Tages Anbruch machte er sich wieder auf den Weg , auf dem ihm nichts . interessantes weiter aufstieß , als der Hügel , von welchem er mit dem Baron die erste Bekanntschaft gemacht hatte .
Das dreijährige Jubiläum derselben wurde denn natürlich durch einen Monologen gefeiert und bald darauf ber fand sich Wilhelm mit einem Gellert wenigstens vorerst in einerlei Ringmquern .
Es wurde ihm nicht schwer , seine Wohnung und sein Auditorium auszufragen , und da er hörte , daß Gellert ist gleich eine Stunde in der Moral lesen würde , fiel ihm der Gedanke ein , weil man ihn doch hier nicht kennte , unbemerkt ins Auditorium mit hineinzuschlupfen .
Er stellte sich also an die Tür , war täte , bis Gellert tam , machte ihm seine tiefe Verbeugung und drang sich mit noch mehreren anderen dicht hinter ihm in den Saal , der schon von einem ganzen Heere von Zuhörern wimmelte .
Gellert hatte als Professor auf dem Katheder ein Glück , das nur wenige haben .
Auch die geschicktesten Professoren werden nicht immer durch ein zahlreiches Auditorium belohnt , so wenig wie manchmal die besten Kanzelredner durch eine volle Kirche .
Der liebe Universitatsbeyfall hangt leider oft von gar zu elenden und nichtswürdigen Bestimmungsgründen ab , und ich habe es wohl schon eher erlebt , daß plumpe Spasse , pöbelhafte Schwänke und recht saftige Boten gerade das Glück eines Mannes machten , indes ein anderer , dessen Vortrag simpel , bescheiden und moralisch untadelhaft war , leeren Wänden Professorirren musste .
Aber auch selbst ein vollgepfropftes Auditorium , bestehend . aus mehreren Hunderten lauter jungen Studierens den , ist für einen Mann von Empfindung ein sehr massiges Glück .
Nur die allerkleinste Hälfte kommt , um zu hören und zu lernen :
Der größte Haufen aber gafft entweder unachtsam die Wände an , oder schläft den gestrigen Rausch aus , oder plaudert , oder führt sich sonst auf eine unanständige und ungesittete Art auf .
Wie einem Manne dabei zu Mute sein muß , der sich_es bewußt ist daß er was gutes und nüssliches sagt , und gleichwohl nicht unter diesen unnüßen Zuhörerschwarm stechen darf , weit sonst Frau und Kinder das Minus im jährli chen ' Etat empfinden müßten , das läßt sich leicht gedenken !
Von dieser peinlichen Situation war Gellert gänzlich frei .
Er hatte ein so zahlreiches Auditorium , als irgend einer seiner Kollegen in Europa :
Allein zugleich war es auch das gesittetste und aufmerksamste , was man nur sehen konnte .
Da Gellert weder Frau noch Kinder und überhaupt sehr wenige Bedürfnisse für sich selbst hatte , machte er sich schlechterdings von der Gnade der Studenten unabhängig , und wer sich nur im geringsten unanständig betrug , dem wusste er mit aller Gelassenheit die Türe zu weisen .
So erhielt er seine Tonne vollkommen rein , und was dazu auch nicht wenig beitrug , war der beständige Zulauf von Leuten aus allen Ständen , die fein großer Ruf zu seinen Zuhörern machte .
In seiner Moral sah man eine Menge Kaufleute , Kaufmannsdiener , Künstler , Offiziers , Geistliche , selbst manchmal Juden , alle von Vers langen getrieben , aus seinem Munde Weisheit zu hören .
Bloß Damen fehlten noch und hierin hat der Professor Böckmann in Karlsruhe einen Vorzug , der auf Befehl Sets nes vortrefflichen Landesherrn die Experimentalphysik einem vermischten Haufen von Herren und Damen öffentlich liest .
Wilhelm hatte auf der Welt keine bessere Stunde treffen können , als eben diese .
Gellert handelte just das Kapitel von den Mitteln ab , zur Tugend zu gelangen und sie zu vermehren , und nachdem er eine Menge guter Shriften für den Berkand und für das Herz empfohlen , schloß er mit der unnachahmlich schönen und rührenden Stelle :
" Endlich , teuerste Kommilitonen , lassen Sie sich weit über andere Bücher den Schaß aller Wahrheit und Erkennt den Schoß der heiligen Schrift empfohlen sein . "
Ich habe fünfzig Jahre gelebt c.
* )
Das ganze Auditorium war wie durch einen allgemeinen elektrischen Schlag gerührt ; Überall flossen Tranen , und die einzelnen Freigeister , die vielleicht hin und wieder fegen und wohl Machmal von der heiligen Schrift sitzen verächtlich genug gedacht und gesprochen haben . mochten , fühlten ist einen ißt mawag ans Herz und sahen ihre Voltars und La Mets Tries in Staub und Moder zerfallen .
Ob gleich , Wilhelm von Gellerts Vortrage nicht alles faules verstand , und auch wegen seiner Entfernung vom Karheder und Gellerts hohler und ängstlicher Stimme nicht alles hören konnte , so vernahm er doch das meiste und hauptsächliche , und eine so dringende Empfehlung der heiligen Schrift * )
Diese Stelle steht nun gedruckt in der Ausgabe der Gelertschen Moral 1770 .
Der Leipziger 262. und es wird keinen en meiner Leser Step bei dieser Gelegenheit wieder ganz gereuen , nachzulez die er ohnehin schon auf höchste verehrte , konnte bei ihm unmöglich ohne Eindruck und Rührung sein .
So wie die Stunde zu Ende ging und allgemein aufgebrochen wurde , machte er sich zuerst mit auf die Beine , folgte aber Gelehrten auf dem Fuße nach , um ihn nach seinem Hause zu begleiten .
Vor der Tür drehte sich , Gellert um und fragte Wilhelm , ob er was bei ihm anzubringen hatte ?
Wilhelm ergriff , schnell seine Hand , küßte sie inbrünstig und sagt te : , ,Nun habe ich das meinige angebracht !
Ich bin gestern und heute von Halle herüber Ges laufen , bloß um Sie zu sehen :
Nun habe ich Sie gar ein so schönes Kollegium lesen hören und Ihnen die Hand geküßt !
Darüber werde ich mich Zeitlebens freuen , und nun gehe ich gleich wieder zu meinem besten Professor Meier zurück , das ist ist mein Vater , der hat mich kürzlich zu sich ins Haus genommen ! , , Als Gellert den Namen des Professors Meiers hörte , erheiterte sich seine Miene noch mehr , als sie sich bereits durch Wilhelms zärtliche Ues berraschung erheitert hatte .
Er nahm ihn freundschaftlich bei der Hand und nötigte ihn zu sich auf sein Museum .
Hier musste ihm Wilhelm fe turz als möglich die merkwürdigsten so Umstände seiner Person und seines Lebens Erzahlen , und aus der Art , wie er das tat , und eben so sehr aus seiner glücklichen Physiognomie stellte ihm Gellert eine sehr günstige Nativität .
Mein lieber Sohn , sagte er . fahren Sie fort auf dem Wege der Frömmigkeit und Tugend , auf dem Sie bereits so gute Schritte gemacht haben !
Überfassen Sie sich der Führung und Leitung eines so wackeren , einsichtsvollen und liebenswürdigen Mannes , als der mir höchstschätzbare Meter ist , und wenn mich nicht offles trügt , so So hat sie die Natur einmal zu einer nicht kleinen Rolle bestimmt , wozu ich Ihnen im Voraus Glück wünsche !
Hier stecken Sie die Büchelchen zu einem kleinen Andenken von mir ein , ( es waren seine Fabeln ) und grüßen Sie mir tausendmal den Profs for Meter oder noch besser , verziehen Sie Augenblick , ich gebe Ihnen zwei Beilen an ihn mit ! noch einen Das Leste war Wilhelm freilich unendlich lieber , und so empfing er das Billet von Gellerts Hand , nahm von ihm Devon Abschied und seine besten Wünsche folgten ihm nach .
Nach dieser Szene war es ihm ist nicht weiter gemütlich , sich langer in Leipzig aufzuhalten ; Auch wollt er nicht gar zu lange von Hause wegbleiben , um nicht Unruhe und Sorge anzurichten :
Also teerte er von Stunde an denselben Weg zurück , den er gekommen war .i Seine Absicht war , dem ersten , dem besten Wagen , der ihm begegnen würde , aufzuhucken : und in Skeudiz noch einmal zu übernachten 2 : Allein zufälligerweise musst er_es noch besser treffen .
Ein Hallischer Pferdeverleiher , * ) der einen Studenten nach Leipzig gebracht hatte , ritt ist mit dem leeren Handpferde zurück .
So gleich trat Wilhelm mit ihm in Handel und Ehre hielt für ein Billiges die Erlauben leeren Plaß einzunehmen :
Auf diese Weise fangt :
er nicht nur denselben Tag noch , sondern noch dazu bei sehr guter Zeit wieder zu Haus se an .
Und nun denke man sich die freudige Verwunderung im Meierschen Hause , als er nach einer kurzen Abwesenheit von 30 Stunden , eine Nacht inklusive , diese Reise von ro Meis lehn , halb zu Fuß , halb zu Pferde abgetan , seine brennende Begierde nach Gellerts Bea In der Studentensprache müsste dies eigentlich heifa fen Pferdephilister :
Allein da ich bemerkt habe , daß diese Sprache dem gesitteten Publikum für welches ich schreibe , eben so ist als Mens habe ich den gewöhnlicher tisch oder Rotwelsch unbetankom th Autagsausdruc beibehalten , Tannschaft vollkommen gestillt und zur Beglaubigung dessen sogar ein eigenhändiges Billet von Gellert mitbrachte !
Die Frau vom Hause machte ihm zwar einige gelinde Vorwürfe , daß er sich so wie ein Hühnerdieb heimlich davon geschlichen und überhaupt alles , was ihm in den Repf time , mit einer so entseglichen Hecke ohne griffe und durchseßte : Allein der Philosoph raunte ihr heimlich ins Ohr , sie möchte das nur gut sein lassen ; Das wäre ein unfehlbares Zeichen , daß einmal künftig aus Wilhelm ein rechter Mann werden würde !
Sechs und zwanzigstes Kapitel .
Nunmehr hielt Wilhelm treulich sein Wort , das er Mühmchen gegeben hatte , und tat de ganzen Tag nichts weiter als den Gellert lesen und auswendig lernen , Dies gab Gelegenheit zu einem neuen Abenteuer von anderer Art , das ich ebenfalls mitteilen muß , Er las fo eben die Fabel : Ein Vater hinterließ zweien 6 Erben , als ihm ad vocem Erbe seine eigene Erbschaft von seinen verstorbenen Eltern , und der Vormund derselben Herr Hennig einfiel .
Ich könnte ist auch wohl ein Erbe von 2000 Talern oder noch mehr sein , faste er zu Mühmchen :
Aber da hat mich der garstige Provisor darum gebracht !
Wie so der .
Provisor ? fragte Mühmchen. I ganz natürlich , perfekte Wilhelm !
Da er mich so lange geohrfeigt und genasenstübert hat , bis ich habe davon laufen müssen , fo darf ich mich Zeitlebens nicht wieder vor , Herr Hennin sehen lassen , und wer weiß , wo mein Geld jeuend schon hingestoben und hingeflogen List !
Wha 1 : 1 Das glaube Tai nicht , sagte Mühmchen !
Ich wollte wohl alles verwetten , daß dein Geld noch in guter Verwahrung liegt , und wenn da dich nur meldetest See Kirs nein , nein , rief .
Wilhelm : Ums Himmels Willen , verraten Sie mich nicht , damit Herr Hennig nicht erfährt , wo ich bin !
Ich will gern mein ganzes Geld im Stiche lasse fen , und wenn_es noch zehnmal so viel Ware !
Aber du kleiner Narr , sagte Mühmchen , wovor fürchtest du dich denn ?
Wenn du weiß ter nichts begangen hast , als daß du daven gelaufen bist aber vielleicht steckt da ets -- wann noch ein besonderes Geheimnis dahinter , was der junge Herr nicht für gut gefunden hat , uns auf die Nase zu finden .
Nein , gewiß und wahrhaftig nicht , versicherte Wilhelm mit aller Ehrlichkeit !
Ich habe auf der Welt nichts weiter begangen , als daß ich davon gelaufen bin , weil ich_es nicht langer aushalten konnte .
Ich habe Herr Hennin und keiner Seele das geringste mitgenommen , außer was mir Rosens Christel freiwillig mitgegeben hat . dichhre Nun wenn das ist , sagte Mühmchen , so wärst du wohl auslachenswert , wenn du dein Erbteil so um nichts und wieder nichts stecken Tiefsest !
Sobald die Stunde aus ist Indem kam der Professor selbst schon aus dem Kollegio , und Mühmchen trug ihm sogleich den streitigen Fall vor .
Nun das ist denn noch ein Grund mehr , sagte er , daß ich mich heute noch hinsäße und an Herrn Hennin schreibe .
Ich hätte es ohnehin getan :
Er muß durchaus wissen , wo und bei wem du bist ! .
Dos ist Pflicht , von dir und von mir Wilhelm sagte kein Wort :
Aber die Angst Heines Herzens war deutlich auf seinem Gesichte zu lesen .
Daß es Pflicht sei , hatte ihm sein Herz und fein Verstand schon langst gesagt : , Allein die Furcht vor der Strafe und Reklamation übertaubten bei ihm die Stimme der Pflicht .
Die boys Den Damen hatten alle Hande voll zu tun , ihm , während daß der Philosoph den Brief an Herr Hennin schrieb , seine Besorgnisse und Ängstlichkeiten ein wenig zu benehmen : zum Selbstschreiben aber war er schlechterdings nicht zu bewegen und er versicherte , daß er vor Zittern kein Wort zusammenbringen könn Indes ging der Brief richtig zur Post und gelangte eben so richtig in 4 Tagen zu Herr Hennigs Handen .
Es läßt sich leicht gedenken , wie groß dieser die Augen aufriß , als er den Namen eines so berühmten Mannes wie Meier zur Unterschrift erblickte und folgendes Schreiben von ihm las : " Hochgeehrter Herr , Ich habe Ihnen eine Entdeckung zu machen , die Ihnen allem Vermuten nach neu und gewiß sehr interessant sein muß .
Ihr kleiner Deserteur von Mündely Wilhelm Blumental , den Sie vielleicht schon für tot oder doch für verloren gegeben haben , befindet sich gegenwärtig allhier in Halle , in meinem Hause , frisch und gesund , und würde .
Ihnen ohne Zweifel selbst mitschreiben , wenn nicht Furcht und Scham ihn abhielten . feinen bisherigen Schicksalen Ware viel zu sagend Das Wesentliche davon ist dies , daß er die ganze Zeit über von der Milde zweier Student gelebt und daß ein sehr braver und ehrlicher Streiche von ihn mich bewogen hat , ihn in mein Haus aufzunehmen und für ihn zu sorgen .
Sie sehen also wohl , daß ich nicht so eigentlich als Denunziant an Sie schreibe und auf seine Abholung dringen will : Vielmehr ist es mir bloß darum zu tun , bei Ihnen als Vormund Einwilligung und Erlaubnis einzuholen , daß er ferner bei mir bleiben darf , damit ich nach meinen besten Kräften an der Entwicketung seiner Fähigkeiten arbeite und ihn zum Manne , wozu er die beste Anlage von der Welt hat , machen helfe .
Es wird einen abhängen , ob Sie mich durch von Je einen Tell der Interessen seines Vater und mütterlichen Erbteils in den Stand sehen wollen , dies Werk desto frischer anzugreifen .
Übrigens verzeihen Sie ihm den unartigen Streiche , den er begangen hat , und sein Ste versichert , daß er sich Ihnen schon längst entdeckt , wenn ihn nicht Ihr vorn und Unwillen davon zurückgescheucht hätte .
Ich erwarte ungeduldig eine gütige Antwort von Ihnen und bin mit aller Hochachtung 20. , , Herr Hennig , der im Wesentlichen seines Charakters immer noch unverändert der Alte war , blies sich nach Lesung dieses Briefes wenigstens einen guten Zoll im Quackat mehr auf .
Die große Ehre , daß ein berühmter Professor auf einer berühmten Universitat an ihn geschrieben , und was noch mehr , ihn um feine Einwilligung und Erlaubnis gebeten , wirkte so kräftig , daß er von dem Augenblick an eine große Fete auf morgen ansetzte und dazu den Pastor Primarius , die Quintessenz des Magistrats und was sonst von beau Monde im Städtlein war , zu sich einlud .
Hier wurde denn der Brief in pleno verlesen und die ganze Gesellschaft wünschte Herr Hennin zu seinem verlorenen und wiedergefundenen Mündel Glück .
Er aber , mit einer gedankenvollen Miene , zog drauf die Lieder des Magistrats bei Seite und legte Ihnen die triftige Frage vor , was bei so bestallten Sachen zu tun wäre ? , , Ele einem so berühmten Manne , sagte er , kann man nichts abschlagen !
Ich werde ihm also nur schon meine Einwilligung und Erlaubnis geben müssen , um die er mich so dringend bittet !
Und zugleich werde ich vorerst 50 Taler mitschicken :
Wenn er mehr braucht , darf er ja nur schreiben ! , , Schön , vortrefflich , nach Ihrem Gutes dünken , Sie haben zu schalten und zu walten , antworteten die Herren samt und besonders , während daß der Pastor Primarius der übrigen Gesellschaft die Meierschen Schriften , die er selbst gelesen , bekannt machte , und darüber eine Wochenpredigt hielt .
Den folgenden Tag machte sich denn Herr Hennig an das große Werk der Antwort , ließ sich ein halb Dußend Federn schneiden , gab Order , daß niemand vor ihn gelassen würde , schloß sich ein und strengte alle seine Kräfte an , um ein rechtes Meisterstück von Brief heraus : zubringen .
Diese Anstrengung und dieser Vors saß nun , recht schön zu schreiben , wären vollends der verkehrte Weg zum Meisterstück gewesen , wenn nicht ohnehin schon jeder Brief von Herr Hennin , vermöge seines Charakters , extradumm hatte ausfallen müssen .
Einigen Lesern , das weiß ich gewiß , würde die Mitteilung desselben ein überaus großes Vergnügen machen : Allein die meisten kriegten gewiß den faden Narren bei den ersten drei .
Perioden satt !
Ich unterwerfe mich also den meisten Stimmen und führe bloß die kleine Versuchung an , in die Meier Wilhelm beim Empfange dieses Briefes führte .
Nachdem er mit Frau und Mühmchen die nötige Verabredung getroffen , ihn nicht zu verraten , nahm er eine sehr ernsthafte und traurige Miene an und sagte zu Wilhelm :
Es tat mir leid , mein lieber Wilhelm , daß ich dir eine Nachricht geben muß , die dir nicht lieb sein wird !
Wilhelm erschrak , verfärbte sich und zitterte .
Herr Hennig hat geschrieben , fuhr der Professor fort :
Und wie du mir leicht an den Augen absehen kannst , nichts tröstliches !
Hätte ich das vorher gewußt , so hat ich aus Liebe zu dir einmal meine Pflicht aus den Augen Ges seht und ihm deinen Aufenthalt nicht verraten !
Allein es ist geschehen !
Er besteht darauf , daß ich dich nach Hause schicken soll :
Und fo sehr mich_es auch schmerzt , dich so bald wieder zu missen , Pan ich doch nicht anders , ich muß es tun !
Wilhelm geriet bei diesen Worten in die Sein Herz flog und seine Augen blickten wild und unrus . hig umher . heftigste Gemütsbewegung Ich sehe , du bist nun bös auf mich , daß ich geschrieben habe , und ich kann dir_es nicht verdenken unterbrach ihn Wilhelm , ich bin nicht böse und kann Zeitlebens nicht böse sein : Aber raten Sie mir nur , ich bitte Sie um alles in der Welt , was soll ich tun ?
Meier zuckte die Schultern .
Als ehrlicher Mann , sprach er , tan ich dir nichts anders raten , als : Unterwirf dich deinem Schicksal !
Nach allen Gesehen hat der Vormund Macht über seinen Mündel , und die eingeführte Ordnung im Staate muß man nicht mit Füßen treten , denn es steht geschrieben :
Sei untertan der Obrigkeit , die Gewalt über dich hat !
Aber du lieber Gott , rief Wilhelm mit klagender Stimme aus , bin ich nicht ein rechter unglücklicher Mensch !
Zeitlebens muß ich nun so unter der Gewalt eines anderen stehen , der doch weder mein Vater noch meine Mutter ist !
Wenn die noch lebten und ich sollte zurück , den Augenblick !
Du irrst dich , lieber Wilhelm , unterbrach ihn der Philosoph !
Du stehst nicht Zeitlebens unter der Gewalt deines Vormunds , sondern nur so lange bis du mandig wirst .
, ,Mündig , was ist das ? , , Das heißt , bis du die Jahre erreicht hast , da man vernünftiger Weise von dir hoffen kann , du wirst dich nun selbst regieren können und . weiter keinen Vormund mehr nötig haben :
Das wäre mit ein und zwanzig Jahren !
, . Also wenn ich 21 Jahr bin , denn hat mir Herr Hennig nichts weiter zu befehlen ? , , Nein , dann nicht !
, , was denn vor Not !
Lustig !
Courage !
Die sieben Jahre sollen doch wohl mit Gottes Hilfe hingehen ! , , Du guter Bursche , sieben Jahre sind freilich bald genug ausgesprochen , aber nur nicht so Ges schwind vorben !
Ich sehe vorher , wie trübselig He dir vergehen werden , und fast möchte ich dir Fe einen anderen Rat geben , obgleich freilich das mit so so ist !
, , Nun sagen Sie nur , was denn ? , , Ich wollte sagen , wage es zum zweitenmal und gehe in die weite Belt , aber wissen muß ich_es nicht , we du hingehst , sonst muß ich dich Halten will ich dich indes auch anzeigen ! nicht Nein , das tue ich nicht !
Das Davon laufen ist immer was Häßliches , und ich hätte es gewiß das erstemal nicht getan , wenn mir_es nicht so gar arg gegangen wäre .
Senug , wenn es nun einmal so Gottes Wille ist , so sei_es darum und ich gehe nach Hause . , , Meier , seine Frau und Mühmchen sahen ist einander an , als wollten sie sich sagen :
Nun ist wohl der Verstellung genug ; Der gute Junge hat sein gutes Herz hinlänglich an den Tag gelegt !
Meier zog also Herr Hennigs Brief aus der Tasche , gab ihn Wilhelm nebst den inliegenden 10 Louisdors und sagte , da lis nur selbst ; Das wenigstens hat doch Herr Hens nig gut gemacht , daß du unterwegs keine Not leiden darfst , er hat einen rechten schönen Reisepfennig bengelegt !
Wilhelm wollte anfangs nicht dran , den Brief zu Lesenja Als ihm aber zugeredet wurde , tat er_es ! / Und nun ging eine Szene an , die schlechterdings durch keine wörtliche Beschreibung , auch nicht durch den Pinsel anschauend gemacht . werden kann ; bloß geschickte Schauspieler waren im Stande , sie darzustellen .
Wilhelm sah , als er den Brief zu lesen anfing , sehr finster und brammbärisch aus :
Da er aber den Inhalt ganz anders fand , guckte er Meis ern und sein : Damen anfangs halbdumm und verwundernd an ; las dann wieder im Briefe ; guckte wieder , aber schon heiterer und runzel Fretter ; las wieder ; und unterdes hatten die drei Zuschauer und Zuschauerinnen alle Mühe , des / Lachen zu ersticken !
Endlich sprang er Volke Freude auf , umfaßte den Philosophen und küßte ihm wütend die Hand !
Dieser schloß ihn zärts Mein lieber Wilhelm , Itch in die Arme : sagte er zu ihm , ich habe dich vorher ein wenig freundschaftlich gequält , teils dein Herz noch teer kennen zu lernen , teils dir die Freude noch anziehender zu machen , daß du nun Gange lich mit Here Hennin ausgesähnt bist und nicht als Deserteur ausgeliefert wirst .
None rachr bist du ein Mann bei der Stadt und die Fahne ist ordentlich über dich geschwenkt ! .
So wurde Angst in Freude und Traurige feit in Lachen verkehrt , und nun konnte Wile Helm vor Zittern recht gut dazu kommen , selbst an Herr Hennin zu schreiben und alles vollends ins rechte Gleiß zu bringen .
Sieben und zwanzigstes Kapitel .
Bisher hatte Meter nur bloß den Beobachter über Wilhelm gespielt , und ihn mit Fleiß allen seinen Launen und Einfällen überlassen , um ihn von allen Seiten desto besser kennen zu lernen .
Einen Sonntag Nachmittag aber , als er sich eben recht aufgelegt fühlte , machte er mit ihm einen · Setzte sich mit ihm paßiergang vors Tor , auf einer abgelegenen Felds mark nieder , wo niemand sie störte , und da begann ein langes und ernsthaftes Gespräch , welches ich ohne Bedenken ganz einrücke , wetl ich von meinen Befern die gute Meinung hege , daß ihnen das Ernsthafte zu seiner Zeit nicht zuwider sein wird .
Höre einmal , mein lieber Wilhelm , sagte der Philosoph :
Bis ißt hast du nun so im Stande der Natur gelebt und wie die Vögel unter dem Himmel bloß das Gegenwärtige genossen und die den Guckuck um die Zukunft bekümmert !
Ein solches Leben ist freilich ganz hübsch , so lange man gesund ist und so wenig Bedürfnisse hat wie du : Allein du musst bedenken , mein lieber Wilhelm , daß uns der liebe Gott zwar zunächst um unserer selbst und um unserer eigenen Glückseligkeit Willen geschaffen hat , allein dabei ist es auch unsere höchste Pflicht für unsere Nebenmenschen zu leben und ihnen so nüsslich zu werden , als wir nur immer können !
Bist du davon überzeugt ?
, ,Vollkommen !
Und Sie können gewiß glauben , daß es mir das größte Vergnügen ist , wenn ich jemanden einen Gefallen tun tan .
Und wenn ein Bettelmann da draußen in Bruckdorf ein Stück Brot hatte liegen lassen , ich wollte den Augenblick herauslaufen und es ihm holen ! , , PAB Recht gut !
Du hast also den besten Willen nüsslich zu werden und das ist der Grund des Gebäudes : Allein nun muß auch zu dem guten Willen die Tat kommen !
Wir müssen irgend eine nüssliche Kunst oder Wissenschaft oder mehrere lernen , wozu wir die meisten Talcnte und die größte Neigung besiegen , und mit diesen Künsten oder Wissenschaften , die wir nun ganz in unserer Gewalt haben , müssen wies vornehmlich dem menschlichen Geschlecht zu Nüssen suchen .
Gib nur einmal Achtung im gemeinen Leben , wie da ein jeder Stand für alle übrigen arbeitet !
Der Prediger erlernt . mit vieler Mühe und Fleiße die Gottesgelahrheit und die geistliche Beredsamkeit , und sucht . dann von der Kanzel herab seiner Gemeine Tugend und Religion einzuflößen .
Der Richter und Advokat lernen beide die schwere Rechts : Gelehrsamkeit , um jedermann zu seinem Rechte zu verhelfen und das Böse zu bestrafen .
Der Arzt hilft uns zu unserer Gesundheit , so wie wir Professoren wiederum dazu gesetzt sind , daß wir geschickte Theologen , Juristen und Ärzte bilden sollen .
Und so ist es in allen niederen Stan : bis zum Schorsteinfeger und Abdecker . herab :
Jeder hat einen tleinern oder größeren Nußen zum Ziele und wird in eben der Pros Portion höher oder geringer geschaßt .
Wenn es nun , wie du sagst , dein wirklicher Ernst ist , ein nüsslicher und brauchbarer Mensch zu werden , so musst du dich , eben so wie e wir or anderen , einer gewissen bestimmten Lebensart widmen , und um darin Rest vollkommen zu werden , alles andere alsdann beyseitefeßen .
Sage mir also . einmal aufrichtig und unverhohlen , welchem Stande möchtest du dich denn wohl am liebsten widmen ? Wozu hast du am meisten Luft ?
Ja , ich Fans wirklich nicht sagen Ich habe zu einer großen Menge Dinge Lust und Müssiggehen ist mein Tod :
Aber ich weiß nicht Nun daß du keine Neigung hast , ein Gelehrter zu werden , das habe ich schon Ges merkt !
, ,Bott behüte , nein !
Da müßt ich den ganzen Tag über den Büchern liegen und dürfte nicht heraus ins Freie :
Da wäre ich in einem Vierteljahre gewiß tot , wenigstens sterbenstrant ! , , Nun was das anbetrifft , es gibt auch Ger lehrte , die sich nicht so gar sehr sauer werden fassen !
Aber freilich , wer_es heutiges Tages in irgend einem gelehrten Fache zu was rechtem bringen will , der muß es mit Hege angreifen und keine Zeit verlieren , und wenn du das nicht willst oder kannst , so bleibe lieber davon !
Allein wie steht_es denn mit deinem Zeichnen ?
Ich sehe doch , dazu hast du große Lust : Stecke vielleicht einmal ein künftiger großer Maler , ein deutscher Michel Angelo in dir ?
, ,Nein !
Gewiß nicht !
Ich zeichne herzlich gern :
Aber ein Maler mag ich darum doch nicht werden ! , , Ha nun mehrt ich schon !
Ein Töpfer , ein Töpfer willst du werden :
Denn mir ist gesagt worden , daß du so schmuck auf der Drehscheibe gearbeitet hast , weil ich dich holen ließ .
, , Uch Sie haben mich zum Besten !
Als wenn man darum gleich ein Töpfer werden müsste , wenn man_es ein B ßchen auf der Drehs . scheibe probiert !
Denn müsst ich auch ein has lore und ein Drechsler und ein Papiermüller und ein Strumpfweber und wer weiß was alles werden ! , , Also Werkstäte und Künste sind bein Bach ? settitäte , , Das wollt ich meinen !
Wenn je er nur Was hier ist , habe ich alles schon gesehen ! , , mehr hier waren :
Hättest du denn auch wohl die Courage , in ein Bergwerk zu fahren ? .
, , mit tausend Freuden , und wenn_es sehen retien unter die Erde ginge !
Sagen Sie mir nur , wo eins ist , ich laufe heute noch hin ! , , Du bist ein seltsamer Patron !
Findest du denn auch wohl Geschmack an Ackerbau , Viehzucht .
Forstwesen und dergleichen ?
lag " Das versteht sich !
Eraminiren Sie mich nur einmal aus der Schafzucht z. E. die habe ich in Giebichenstein ein Bißchen gelernt Das würde ein schönes Examen werden , denn von der Schafzucht verstehe ich gerade so vier wie du vom Principio rationis fufficiAber aus dem allen , was du mir da sagst , Buchstabier ich mir so viel zusammen , daß du zu einem Kamera listen oder überhaupt zu einem Staatsmanne Lust hast entis oder indifcernibilium .
, , erzählen Sie mir doch ein Bißchen von einem Staatsmanne , was hat denn der so zu tun , und wie macht man_es denn , daß man einer wird ?
Ein Staastmann , mein lieber Wilhelm , der hat gar sehr viel zu tun !
Der muß eigentlich für das Beste des ganzen Landes und für das Wohl aller Untertanen sorgen .
Die erste Stelle in dies em Fache ist die Stelle eines Staatsministers , der zunächst um den König oder Landesherrn ist .
Ein solcher Minister muß das ganze Land von innen und von außen kennen und von allem Bescheid wissen , vom Ackerbau , von der Viehzucht , von Bergwerken , von Hands werken und Künsten , Manufakturen und Fabriten , von der Handlung 2c .
Nun muß er seinen Kopf zusammen nehmen und Anschläge geben , wie ein jedes in feiner Art auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht werden Fan .
Wenn denn der Landesherr mit dies sein Anschlägen zufrieden ist , so muß er sie nun ausführen , und du kannst leicht denken , daß dazu eben so viel Geschicklichkeit und Fleiß Ges hört , als der gelehrteste von uns Professoren haben muß .
Wenn das deine Neigung ist , , Nichts anders auf der Welt !
Ein Staates Mann , ein Staatsmann , o das Herz brennt mir recht danach ! , , Nun denn will ich mir_es nur im Voraus ausbedingen , wenn du künftig einmal Ihre Exzellenz von Blumental wirst , wie du wirklich ist einen Berlinischen Minister zu deinem Namensvetter hast , daß du hernach nicht etwan den undankbaren Suckuck in der Fabel sondern hübsch an einen armen Profs Spielst fessor in Halle denkst !
, ,J Sie Löhnen es bot euch gar nicht Lew sein , einen immer mitunter zu verirren !
Wo habe ich denn gesagt , daß ich eine Exzellenz wer den will ?
Und wenn ich auch wer weiß was würde , so wird mich der liebe Gott behüten , daß ich jemals gegen meine Wohltäter uns dankbar sein sollte ! , , Gut , gut , ich glaube dir_es gern , und ich sehe es schon vorher , daß du mich wenigstens zum Geheimenrat machst , sobald du Minister bist .
Doch Spaß beiseite , ich will dir einen guten Rat geben !
Studiere du nur frisß auf einen Staatsminister los , wenn du_es auch nur höchstens bis zum Kriegs , oder Steuerrat bringst !
Es ist immer besser , man lernt zu viel , als zu wenig .
Aber , Monsieur , hast du auch das Wort verstanden , das ich da brauchte : Studiere !
Das heißt auf Deutsch so viet , als lis , steck die Nase ins Buch , und wie du mir vorhin gesagt hast , ist das dein Ted ; also fürchte ich immer , es wird weder aus dem Minister , noch aus dem Kriegsrat was werden !
, , Dich kann auch wohl lesen , wenn ich sonst will !
Sagen Sie einmal , lese ich ist nicht recht fleißig im Gellert ? , , Still , still , auch den lasest du nicht eins , Mal , wenn dich Mühmchen nicht so begierig darauf gemacht hätte !
Und denn musst du wissen , daß Sprachen und Wissenschaften keine so angenehme und Füße Fabelchen und Erze lungen sind , wie die im Gellert .
, ,Sprachen und Wissenschaften ? I denn müsst ich ja doch ein Gelehrter werden ! , Nicht anders !
Ein halber wenigstens !
Ohne das kannst du es in deinem Leben schweres lich höher bringen , als zum Sekretär !
, , Das ist verzweifelt !
Indes wenn_es nicht anders ist -- sagen Sie mir nur gleich , was für Sprachen und Wissenschaften muß ich lernen ?
Aber machen Sie_es hübsch genas dig , nicht zu viele , und nicht zu schwere ! , , Nun nun , ich werde schon machen , was christlich ist !
Also Da Sprachen vorderst : kannst du nun schlechterdings nicht wegkommen , ohne Latein und französisch !
, , Oho , zwei Sprachen nur ? fürchte ich mich nicht !
Davor Ich habe mein Bißchen Latein noch nicht ganz ausgeschwitt , und das Französische will ich schon in Kopf kriegen . , , Schön !
Es soll mich freuen , wenn du es eben so geschwind in den Kopf bringst , als du davon sprichst !
Nun weiter : die Wissenschaften !
Davon will ich dir vorserste auch nur zwei vorschlagen , die für dein Alter , und ich dent auch wohl für deinen Geschmack sind : Geographie und Naturhistorie !
, , Haha , die Naturhistorie die denn ich schon !
Da lernt man alle Tiere , alle Pflanzen und alle Steine auf der Welt draus kennen :
Nicht wahr , Sie sagten einmal bei Tische ? , , Ganz recht !
Und aus der Geographie lernst du alle Länder und ihre Einwohner auf der Welt kennen , und siehst nun , was die Menschen mit diesen Tieren und diesen Pflanzen und diesen Steinen anfangen , um sich und anderen das Leben angenehm zu machen .
Gut , morgen ist , , Das ist charmant !
Montag , da fange ich also gleich an , ein Geleers ter zu werden !
Lassen Sie mich einmal zusams menrechnen :
Eine Stunde lateinisch , eine Grunde französisch , 2 Stunden Naturhistorie und zwei Geographie , das sind 6 Stunden da bes halte ich schon noch Zeit übrig , daß ich manchmal ein Bißchen in der Saale herumplatschen kann !
Ich sehe schon , du Haft alle Anlage zu einem Kameralisten !
Du machst ein Projekt , wie der Wind , aber wie du_es ausführen willst , das ist dein geringster Kummer !
Bei wem willst du denn nun das alles lernen ?
Auf mich kannst du nicht rechnen , du weist , ich habe von Morgen bis in die Nacht zu tun !
Zu einer Öffentlichen Schule bist du verdorben :
Und zum Studenten noch viel zu unreif ! !963 , , Das verschlagt alles nichts !
Es soll doch gehen :
Ich will Ihnen gleich sagen !
Das Französische lerne ich von einem Soldaten , ich weiß nicht , wie er heißt , aber ich kenne ihn schon , der spricht französisch , daß es nur so schneit .
Das Lateinische lerne ich von einem Schüler auf dem Waisenhause , die können fast alle gar grimmig lateinisch !
Das andere , die Naturhistorie und Geographie lerne ich Block für mich .
Sie haben ja oben eine Menge Bücher , Gott behüte !
Da sind doch gewiß ein paar drunter , die ich verstehen tan :
Und bei Tische , da frag ich Sie denn , und wo ich_es nicht recht mache , da sein Sie so gut und Sie Helfen mir zurechte ! , atau supra Nun das ist doch bei alleßem Flüge eingefädelt , als ich_es anfangs gedacht hatte !
Gut , es mag dabei bleiben , und ich will auch schon zusehen , wie ich mir manchmal eine Stunde für dich abmüßige . det ne " da dank ich Ihnen schon im Beaus fausendmal !
Aber nun lassen Sie ans nur Blumental 1. Th. S nach Hause gehen , damit Sie mir gleich die Bücher aus Ihrer Bibliothek geben können , weil Sie doch heute Zeit haben . , , ums des Der Philosoph ließ es sich denn gefallen , Wilhelms lehrbegieriger Ungeduld nachzugeben , und so wurde schleunig aufgestanden und nach Haus fe gegangen .
Acht und zwanzigstes Kapitel .
Os gleich Meier eben kein Polyhistor war_es so besaß er doch , außer seiner Philosophie , eine Menge historischer , geographischer , physikalischer und anderer gemeinnüßiger Kenntnisse und war vollkommen im Stande , Wilhelm in den Beys ben Wissenschaften , auf die er sich nun legen wollte , den besten und kürzesten Weg zu zeigen .
Er gab ihm zwei kleine Büchlein , Güschings Vorbereitung zur Geographie und Hagers kleine Geographie für Anfänger , nebst einem Atlas Homannischer Landkarten .
Hier , mein Sohn , sagte er , lis and lerne : Und wenn du heute übers Jahr fertig bist , dann sollst du mehr has ben .
Wilhelm machte große Augen .
Wte , sagte er ?
Sie haben sich wohl versprochen !
Sie wollen sagen , heute über acht Tage ! finde ja nur fleine Büchelchen !
Nun-lis nur erst , verseßte der Philosoph , dann wollen wir uns wieder sprechen .
Wilhelm machte sich sogleich an Büschings Vorbereitung , und so wie Thucidydes zum Geschichtsschreiber entflammet wurde , als er den Herodot seine Geschichte lesen hörte , so wie Locke und Malebranche beim Lesen des Cartesius ihren inneren Ruf zur Philosophie zuerst fühlten , so empfand auch Wilhelm , daß dies das rechte Buch für ihn sei .
Er verschlang es mehr , als er es las , und so viele dunkle Stellen ihm auch vorkamen , so ging er doch nicht eher einen Schritt weiter , bis die Dunkelheit , zerstreut war .
Ein groß Teil erklärte ihm der Philosoph wörtlich : Wo es al es of eine ans schauende Kenntnis der Dinge in der Natur ahnt kam , da verwies er ihn in einen Materialistenladen , dessen Herr sich ein Vergnügen daraus machte , sich mit einem lehrbegierigen Knaben abzugeben .
Nun ging es von neuem an ein Sammeln , nicht mehr von Papillons , wie sonst , sondern von den im Büsching angeführs ten Produkten der Natur und Kunst .
Krapp , Waid , Indigo , Sode , Terra figillata , Fars beerden Schwefel , Salpeter , Vitriol , alles , alles schleppte ist Wilhelm herbei .
Von einem Tischler betam er eine ganze Suite von ins und ausländischen Hölzern und Meier machte ihm ein sehr angenehmes Geschenk mit einigen Erzstufen vom Harze .
Einmal brachte er etwas in Papier gehülltes unter dem Aem nach Hause , das Mähmchen in der Ferne für ein Buch in Großoktay hielt : Sie fragte ihn sehr begieß tig , was es für eins Ware , als er es aber auf , machte , war es nichts mehr und nichts wents ger , als ein Stück Torf .
Dabei aber blieb Wilhelm noch nicht stehen , sondern er samms lete auch Kunstprodukte , die freilich alle zusammen keinen Groschen wert wären , aber für ihn doch den ungemeinen Nußen hatten , daß er von allem und jedem eine sinnliche und ans schauende Erkenntnis bekam .
Man fand bei ihm Scherben von achtem Porzellan und Fayence , Proben von allerlei Arten von Papier , Druckpapier , Schreibepapier , Löschpapier , Gold und Silberpapier ic Abschnißel von Kattun , Neffeltuch , Manschester , Atlas , Das Mast , Kamelott , Rasch , Flanellig . desgleichen Korduan , Juchten , Saffian , Chagrin ic . und so gut wie Meier seine Vorlesungen über die Quidditäten und Idditäten der Philosophie halten onnte , so gut konnte Wilhelm über jedes ückt seines angelegten Naturalien und Kunst fabinets dozieren .
Auch machten sidy wirklichy enthalten Madame Metern und Mähmchen zuweilen die Lust , sich bei ihm als Zuhörerinnen zu melden , und ob sie sich gleich über dieses Bettels und Lumpentabinet des Lachens konnten , so hörten sie doch von Wilhelm vieles , was ganz in ihr eigenes weibliches Fach einschlug und was ihnen doch bisher noch unbekannt gewesen war .
Zu gleicher Zeit mit dieser Art von Stur diene trieb Wilhelm nun auch die eigentliche Geographie und lernte wacker mit Landkarten ums springen .
Da ihm die Natur ein unvergleichliches Gedächtnis gegeben hatte , so war es , ihm gar nicht schwer , alle die Menge von Namen der Länder , Städte , Flüsse , Gebirge 2c.. nach und nach zu behalten , und ein Wink die sehr nüssliche geographische Übung , die Charten für sich nachzuzeichnen .
Die Mühe gab er sich nun nicht , daß er die gedruckten Namen ebenfalls hinein , getrihelt hätte , sondern er machte bloß Punkte , aber obgleich diese Punkte einander alle volle kommen ähnlich sahen , so wusste er sie doch eben , so gut zu unterscheiden , wie der Hisste die Schafe von Meiern brachte ihn auf And Das Lateinische und Französische nahm denn nicht minder seinen Anfang und respektive Forts Gang . zum Lehrer annahm , machte seine Sache sehr . gut , las mit ihm zuerst die lateinische Bibel , in der er also fast alles gleich erraten konnte und spielend eine Menge Worte ins Gedächtnis faßte ; dann einzelne Stücke aus den selectis historiis , dann erst einen leichten Autor .
Das Französiche lernte er ganz als lebende Sprache und konnte es weit eher sprechen , als lesen und schreiben .
Auch wurde ihm das Lesen und Schreiben viel saurer , als alles , was er jemals gelernt hatte :
Doch sobald ihm Meier vorstellte , es sei notwendig , er könne strengt er seinen Kopf noch einmal so stark an und es ging .
Der Waisenhausschüler , den Wilhelm es nicht entbehren , or Über dem Büsching nur und Hager ging wirklich , wie Meier richtig vorhergesehn hatte , meist Jahresfrist hin .
Nun aber rückte er mit stärkerer Speise hervor , gab Wilhelm Beschreibungen einzelner Lander und eine Menge Reisen zu lesen , lehrte ihn vernünftige Auszuge daraus machen , verschaffte ihm von der Universität und Marinbibliothek große Werke mit Kupfern und Zeichnungen , die in die Naturhistorie und Geographie einschlugen , und die er natürlich nicht ermangelte für sich nachzuzeichmen .
Wilhelm fand an alle diesem so viel Geschmack , daß , so verhaßt ihm sonst das Stubensitzen und Liegen über den Büchern war , so erpicht war er nun darauf und Meier musste ihn ordentlich treiben und stoßen , seiner ehemaligen nomadischen Lebensart nur nicht ganz Gutenacht zu geben .
Zu dem Ende ließ er ihn eins Mal einen achttägigen Wips nach Rothenburg ins Kupferbergwert und nach Wettin ins Steins Kohlenwerk machen , und nachdem er alles gesehen , was nur irgend zu sehen war , kehrte er mit einer reichlichen Ladung von Kohlen und Kupferärzten gesund und wohlbehalten zurück .
Doch es ist Zeit , mi zu erinnern , daß ich nicht bloß ernsthafte Leser vor mir habe , sondern auch gefühlvolle Leserinnen , die von alle diesem gelehrten und statistischen Krame nichts gebrauchen können , sondern etwas für die Empfindung und fürs Herz zu lesen wünschen . febe allo vorißt alles andere beiseite und hebe aus den vielen komischen und naiven Szenen , die sehr häufig mit Wilhelm vorfielen , eine aus , deren Inhalt einen für das schöne Geschlecht ungemein anziehenden und reizenden Gegenstand betrifft , ob er gleich hier ein wenig von seiner scharfen und rauhen Ecke vorgestellt werden wird , Damals , als Wilhelm noch seinen Gellert mit so großem Eifer las und auswendig lernte , fam Ich er einmal zu den beyben Damen , mit einer Miene , pls hätte er ihnen die schwerste und Intrikateste Aufgabe vorzulegen .
Sagen Sie mir doch einmal , beste Mama , sprach er , oder Sie , Mühmchen , wer_es ist , ich kann mit dem verzweifelten Gellert nicht fertig werden !
Es steht da so viel von Liebe drin , als hier zum Erem pel in Elmire und Selinde , und auch in Rhyn fohlt und Lucie und sonst und es ist mir doch alles wie ein Rächsel ; Was ist denn eigentlich das vor ein Ding , die Liebe ? tables Die beiden Damen fölugen natürlich eine große Lache auf und Mühmchen sagte :
Nun das ist wahr !
Der Wilhelm wird von Tage zu Tage naiver !
Wie so ?
Ich muß ja doch fragen , sonst Van ic ja nicht verstehen ! , Sehr wohl , mich musst du nur nicht fragen , ich Van nicht die Ehre haben , dir darauf zu antworten !
" Und warum denn nicht ?
Das wäre schlimm , wenn Sie_es nicht wissen sollten und Sie haben so Pil Bücher gelesen , Ich bin sehr schwerlernig , sagte Mühm then mit einer schalkhaften Wie , und überhaupt lernt man das aus Büchern gar nicht !
Aber Mama musst du fragen , die wird dir_es sagen . daly Nun so sagen Sie einmal , bestes Mütterchen !
Bitte , bitte Du kleiner Marx , was soll ich dir denn sagen Liebe ist , wenn man lieben sei nichts weiter Du liebst doch meinen Mann ?
, von ganzem Herzen !
Nun das ist die Liebe , wie kannst du doch noch fragen ? shoh gehorsamer Diener , das läßt wohl eine ganz andere Art von Liebe sein !
Unsere Liebe , das ist Freundschaft :
Aber die im Gellert steht , , bleiben !
Nein , nein , das muß Das ist ein höherer Grad von Freund schafft , oder gar der allerhöchste Grad ! Sue Der allerhöchste Grad ?
Nun ja , das möchte ich eben gern wissen , was der da steh Grad in der Liebe ist !
Weil ich noch bei Herr Brotbecken war , de hatte er einmal ein Mädshen bei sich ein recht hübsches Mädchen , die Beiden waren gewiß im allerhöchsten Grade Der Liebe !
Der nichts Da irrst du dich gewaltig ! würdige Mensch , der Brotbeck , ist gewiß gar feiner Liebe fähig gewesen :
Bas er g fühlt hat , ist sicherlich nur der allerniedrigste und schlechteste Grad gewesen !
, , Nun denn steht mir mein Verstand still !
Ich habe es doch mit meinen Augen gesehen , daß sie einander in den Armen gehabt haben und haben sich geherzt und geküßt , o wer weiß wie sehr !
Sie können mir_es gewiß glauben , der niedrigste Grad war es nicht ! 1995 Hier fühlte Madam Meier wohl , daß sie mit allen Winkelzügen doch nichts gegen Wilhelm ausrichten würde , und mit der Sprache frei heraus zu gehen , erlaubte ihr die Sittsamkeit ihres Geschlechts nicht .
Ihr Mann , det eben zur Tür hereintrat , tam ihr also sehr zu gelegener Zeit zu Hilfe .
Mein Kind , rief sie ihm gleich entgegen , rette uns bog hier von dem verzweifelten kleinen Naseweiß !
Er qualt uns .
Halbtot , daß wir ihm sagen sollen , was Liebe ist .
Ich habe_es ihm schon gesagt , aber er hat daran nicht genug und fragt immer weiter .
Ei , en , Wilhelm , sagte der Philosoph , den Kopf schüttelnd , du hast dich nicht recht Adresse Wenn du ein Mädchen wärst , denn fiert ! müsstest du meine Frau fragen :
Aber da du ein Junge bist , musst du mich fragen .
Komme mit herauf auf meine Studierstube , ich will dir_es sagen !
Froh , wie ein Mädchen , dem seine Amme ein recht hübsches Märchen zu erzählen verspricht , hüpfte Wilhelm flink die Treppe hinauf , und nicht minder froh waren die Damen , ihn mit guter Manier los zu sein .
Vor allen Dingen , musst du mir sagen , fang der Philosoph an , wie kommst du auf dieFrage ?
, , weil im Gellert so viel von Liebe steht I In Rhynsolt und Lucie kann ich mich fast gar nicht finden .
" Ha so !
Ich dachte , die Liebe föchte dich etwan schon selbst an :
Das wäre ein Bißchen früh gewesen !
Nun ich will dir sagen , so viel bu eckt danou f und begreifen fannst .
It dir die Fabel bekannt von Aesops Zungen ?
Nein , ich weiß sie nicht :
Derzählen Ste mir sie doch ! ,ne er wird Helop den du mir auch noch lesen musst , dir gewiß gefallen und du wirst viel draus lernen hekam einmal von seinem Herrn den Befehl , er sollte ein kostbares und prächtig Ges Gastmahl anrichten und alles dazu einkau , er nur irgend köstliches auftreiben können , m te .
Er ging also auf den Markt und taufte nichts als Zungen .
Weil nun die Gesellschaft beisammen war und die Gerichte aufgetragen wurden , erschienen denn zum ersten gebratene Bunan , alsdann gefochten , dann noch einmal Zungen auf eine andere Manier , kurz , nichts als immer und ewig Zungen .
Der Herr wollte ganz rasend werden vor Gen und sagte zum Aesop : Du Bösewicht , was habe ich dir befohlen ? Hab ich dir nicht gesagt , daß du das kostbarste auftreiben solltest , was nur zu finden wäre ?
Gut , mein Herr , anwortete Aesop , habe ich denn She Ren Befehl nicht erfüllt ?
It denn wohl auf der ganzen weiten Welt etwas besseres und vortrefflicheres , als die Zunge ?
Und nun fing er an , eine lange Lobrede auf die Zunge zu halten und jeigte , daß man mit der Zunge alle Künste und Wissenschaften lehrte , und betete , und Reden Hills te , und Prozesse führte 2c .
Kurz , der Herr sah ein , Aesop hatte Recht und er Font ihm nichts anhaben !
Aber gleich den folgenden Tag bes. stellte er ein neues Gastmahl und befahl dem Aesop , er sollte nun einmal das allerschlechteste ans , richten , was er auftreiben könnte .
Aesop ging wieder auf den Markt und kaufte abermals nichts . als pure eitle Zungen , und als ihn sein Herr von neuem darum schalt , sagte er :
Ist denn wohl auf der ganzen Welt etwas schlimmes , als die Zunge ?
Sie ist die Mutter von allen Lügen , Bästerungen , Flüchen , Schwüren 2c .
" Das ist niedlich !
Der Aesop ist meiner Treue ein kluger Kopf ! "
Was Aesop von der Nun zur Sache !
Sunge sagt , daß sie das Beste und zu gleicher Zeit das Schlimmste ist , siehst du , mein lieber Wilhelm , das ist auch die Liebe .
Auf der einen Seite ist sie das angenehmste und süßeste Gas fühle , was wir auf der Welt haben , auf der anderen die Quelle der entseßlichsten Martes und alles nur irgend ersinnlichen Unglücks .
Herr Gott , Sie erschrecken mich .
" Ich habe auch wahrlich Ursache , dich zu erschrecken , und ich wollte , du erschräkst so sehr , daß du dich vor der Liebe in Acht : nähmest , wie vor einer Schlange .
Aber wie so denn , ich bitte Sie um alles in der Welt ! , Gote .
Sehr natürlich !
Sieh nur , an und für sich selbst ist die Liebe nichts weniger als etwas Boles .
Der liebe Gott hat zwischen dem mannlichen und weiblichen Geschlecht eine gewisse Aß von gegenseitiger Zuneigung ins Herz gelegt , die wir Gelehrten den Geschlechtstrieb nennen .
Ist bist du noch zu jung , aber wenn du in dein siebzehntes oder achtzehntes Jahr gehen wirst , ales . dann wirst du diesen Trieb auch fühlen .
Nun will ich einmal annehmen , du hättest hier beav studiert und das Deinige gelernt , du belämst ißt ein Amt , eine Versorgung , wovon , di nicht allein dich selbst , sondern auch eine Frau ernähren könntest , und nun würdest du mit einem Huts fchen , artigen , tugendhaften Mädchen bekannt , die dir außerordentlich geftele , du hieltest um steh an , ob sie dich wohl zum Manne haben wollte und sie sagte Ja , nun heiratetet ihr euch beide , sie würde deine Frau und du ihr Mann und ihr febtet euch beide , so zärtlich und noch zärtlicher , als du ehemals deinen Rosens Christel geliebt hast :
Siehst du , das wäre eine vernünftige Lies bei , daran Gott und Menschen Wohlgefallen hätten !
Nun ja , ja , so meint ich_es eben !
Wenn ich einmal groß bin , daß ich heiraten kann , dann mache ich_es afturat so , wie Sie es da beschrieben . haben !
Warum sagen Sie denn nun , daß ich mich vor der Liebe in Acht nehmen soll , wie vor einer Schlange ?
" dog Das sollst du ist hören !
Nach der Natur Tönten wir allerdings schon im siebzehnten oder achtzehnten Jahre heiraten , und wenn das durchgehends geschähe , so würde viel Boses auf der Welt wegfallen Allein das läßt sich nunt einmal aus zwanzig Ursachen nicht tun .
Erste lich gehört zum Ehestande ein gesehtes Wesen und viel Klugheit , die ein junger Mensch im siebzehnten oder achtzehnten Jahre unmöglich Alsdann gelangt man hat noch haben kann auch nicht so gar früh zu einem Amte , oder zu einer Versorgung , bei der man eine Frau ernähren Fan .
Vor Dreissig Jahren wird da gewöhnlich nichts draus , und aus eben dem Grunde , weil wenig junge Leute vor ihrem dreyfigsten Sahre männlich und geseht genug sind , daß man ihnen ein Amt anvertrauen Fan .
Wenn du dich nun vor der Zeit von der Liebe zu einem Madchen hinreissen ließest , wenn dir der Appetit zum Heiraten früher antame , als es Zeit ist " Das will ich wohl bleiben lassen !
Dann würden ja die Leute sagen , ich wäre nicht recht Flug !
O gebe doch der Himmel , daß du immer bei den Gedanken bleibst !
Aber du hast Jet gut reden , weil du bis dato von dem Triebe zum anderen Geschlecht noch ganz frei bist .
Allein wenn der erst bei dir aufwacht , ach ich zittge und bebe , wenn ich daran gedehnte !
Aber mein Himmel , was tan mir denn die gottlose Liebe anhaben , wenn ich nun schlechterdings nichts von ihr wissen noch hören will ?
" Das ist eben das Schreckliche der Liebe , daß sie sich des Herzens eines jungen Menschen . bemeistern tan , wenn er ihr auch noch so sehr auszuweichen sucht .
So lange du hier bei uns bist , so lange bin ich nicht bang um dich :
Denni ich habe das gute Vertrauen zu dir , daß wenn dir auch einmal ein verliebter Einfall ins Herz tame , so wirst du hübsch aufrichtig und Ofens herzig gegen mich sein und mir alles haarklein entdecken , und dann verspreche ich dir , was nur frgend ein Mensch im Stande ist , zu tun , das , will ich tun , damit dich die Liebe nicht Unglück lich macht .
Aber wenn da nun einmal weggehst bon und fort in die weite Welt , kommst in große Städte and in große Hauser , siehst eine Menge böser Beispiele vor deinen Augen , musst dich mit deinen Grundsätzen von Religion und Äugend auslachen und verspotten läffent , ,Auslachen ?
Die Religion ?
Das ist ja gar nicht möglich !
Das hieße ja eben so viel , als den lieben Gott auslachend Gott verzeih mit , daß ich nur einmal ein solches Wort rede ! , Guter Wilhelm , du kennst die Welt nur noch von der guten Seite :
Über ich will sie dir nach und nach auch von der schlechten bekannt machen , damit du nicht erschrickst , wenn du sie einmal so findest !
Doch ich will einmal annehmen , wie ich es denn von Herzen wünsche und hoffe , du liesfest dich vom Strome des Lasters nicht hinreissen und hieltest fest an deinen guten Grundsätzen , so bleibt gleichwohl noch eine andere und überaus große Gefahr für dich übrig .
Du kannst nämlich selbst durch den Schein der Tugend zum Bösen verführt werden !
Das begreife ich nicht !
Durch den Schein der Tugend ? . .
Dadurch am ersten , besonders du !
Ich will dir gleich sagen .
Nimm einmal Art , du wärst ist ein junger Mensch von 21 Jahren .
Ein hübsches Gesichtchen hast du und es wird noch immer hübscher werden : Ich weiß , ich Van dir das ins Gesicht sagen , ohne dich darauf stolz zu machen .
Nun weiter , du wärest Folge 8. E. Sekretär oder so was bei einem vornehmen Manne , wohntest bei ihm im Hause und der Mann hätte eine sehr hübsche Tochter oder ein Mühmchen oder wer_es ist .
Das Mädchen nun zeigte so was sanftes , bescheidenes und lieb reizendes in ihrem Wesen und in ihrer Miene , daß du ihr notwendig gut sein müßtest , und umgekehrt , du gefielst ihr ebenfalls so sehr , daß sie dir auch gut wäre .
Bis ist , gib wohl Acht tung , ist noch nichts Böses dabei :
Aber , aber , nun ist das Böse auch schon im vollen Anmarische .
Wenn man jemanden gut ist und ihn lieb hat , dann wünscht man doch auch wohl mit ihm umzugehen und recht oft bei ihm zu sein , nicht wahr ?
Nun wollen wir aber annehmen , ihr Beiden könntet und dürftet euch öffentlich nicht sprechen , der Vater oder die Mutter litten das nicht , würdet ihr nun nicht suchen , heimlich zu einander zu kommen ?
Anfangs , wird es freie lich wie bloß von ungefähr geschehen , aber alle mählich würdet ihr euch heimlich Billetts zustecken und euch da und dorthin bestellen .
Butte mehr wäre schon der vollkommenste Grund gelegt , euch alle beide im höchsten Grade unglücklich zu machen !
Erstlich dich selbst .
Die Liebe würde sich nach und nach deiner so sehr bemeistern , daß sie dich um allen Verstand und Vernunft brachte .
Den ganzen Tag könntest du an nichts denken , nichts sehen noch hören , als sein Mädchen .
Alle Luft zum Arbeiten , zum Lesen , Schreiben , Zeichnen würde dir ganz und gar vergehen , oder wenn du auch ein Buch zur Hand nahmst , würdest du es ohne Gedanken lesen und nur immer das Bild deines Mädchens darauf herumtanzen sehen .
Vom Kopf bis auf die Füße würdest du ein ganz e Wesen werden und dich selbst gar nicht mehr erkennen .
Hören Sie auf , hören Sie auf , ich kann_es nicht mehr aushalten , ich möchte vor Angst zerspringen .
Sagen Sie mir nur , mein bestes Vaterchen , wie fange ich es an , daß mich die Lie bei nicht so um meinen Verstand und um meine Vernunft bringt ?
Du hättest mir nicht in die Rede fallen sollen , ich wollte dir erst noch weiter schildern , wie pu nicht bloß dich , sondern auch das Mädchen unglücklich machtest !
Aber es mag bleiben , bis auf ein andermal .
Also du möchtest gern wissen , wie du der Liebe entrinnen sollt ?
Gut , vor allen Dingen , bleibe fromm und halte dich recht !
Eben der Gedanke , der dich vom Stehlen , Lis gen , Fluchen und anderen Lastern abhält , ist auch Start genug , dich von einer unerlaubten Liebe abzuhalten .
Und denn : Arbeite !
Frisch , was das Zeug hält !
Boom Morgen bis in den Abend !
Lis , schreibe , zeichne , Lauf , schwimme , damit du die Nacht so müsse bist , daß du schläfit wie eine la Rake und daß dir auch daß dir auch nicht einmal ein Traum ginkommt !
Müßiggang , sagt das Sprichwort , ist aller Laster Anfang , und gemeiniglich auch der Anfang der Liebe , so wie di Liebe wieder den Müßiggang zur Folge hat .
Davor fliehe , so wird dich die Liebe schon unangefochten lassen !
, , Aber , liebstes Vaterchen wenn mies nun so geht , wie Sie es vorhin beschrieben haben , da ist es ja fast nicht möglich , sich in Acht zu nehmen . , , Es ist möglich , vollkommen möglich !
Principiis obfta , sagen mit Lateiner .
Reiße die Liebe wir aus deinem Herzen , so lange sie nur noch ein Pflänzchen ist , denn hast du sie erst zum Baume anwachsen lassen , dann ist es zu spar .
Geseßt du wirst mit einem liebenswürdigen Mädchen bekannt und du bist noch lange nicht im Stande , an eine Heirat zu gedenken , tue dir Gewalt an 1 Gehe ihr nicht nach !
Suche sie nicht auf !
Verstreue dich durch eine kleine Reise , damit du nur andere Gegenstände siehst , so wird der Eins druck allmählich wieder vergehen Gut , das will ich mir alles merken , ich will kein Wort vergessen , was Sie mir heute Ges sagt haben !
Aber wenn die Liebe so ein tückisches Ding ist , daß sie einen ordentlich um seinen gesunden Verstand und Vernunft bringen tan , daß man hernach so ein Schlagetot wird und keine Lust hat , was zu tun , denn mag ich in meinem ganzen Leben nicht lieben , denn mag ich auch nicht einmal heiraten , wenn ich gleich könnte ! , , Nun davor will ich denn die Liebe schon sorgen lassen !
Zu seiner Zeit wird sie dich schon gehörig unterkriegen , und denn , wenn_es nur auf eine ernsthafte Heirat hinauslauft , braucht man sich auch nicht zu schämen , wenn man gleich als Bräutigam ein wenig narrisch in seine Braut verliebt ist !
Diese Zeit ist bei uns zu Lande die Flitterzeit oder die Flitterwochen , und die dauern nicht sehr lange , dann wird der junge Ehe Mann wieder , wie andere ehrliche Leute !
Nun , hast du vorerst genug ? " llebrig genug !
Ich will ißund gleich schwimmen gehen Und alle Gedanken an die Liebe in der Saale ersäufen , nicht wahr 2 Da tust du Recht , bravo !
Neun und zwanzigstes Kapitel .
Ich kann leicht denken , in welchen schlechten Kredit ich mich durch dieses Gespräch über die Liebe bei einem großen Teile des Publikums gesetzt haben werde .
Es ist als sähe ich sie por mir , alle die Liebestechen Damchen und Herrchen , vom Instinkt gezeugt und vom Zone der Galanterie , vom edlen Müßiggange und von der Romanes sucht genährt und gepflegt :
Wie sie flamisch das Gesicht verziehen , gleich dem gnädigen Fraus Jein im Brunnen * ) ? Leber die topfhängerische Moral !
Über den unausstehlichen Philosophen !
Auch die unschuldigste Liebe , deren sich * Hoffentlich ist das Liedchen noch in frischem Andenken , oder Voute es doch sein :
Wie lange soll die Brunnenzeit ein Tante dauern ?
Der gnaden Man muß in dieser Einsamkeit Ja ganz und gar versauern 20. die Engel freuen würden , sucht der Geck zu Sünde zu machen !
Lieben und Heiraten , Heiraten und Lieben ist in seinen Augen ein unzertrennlicher Beariff !
Der Mann willuns wieder zu Barbaren machen , wie es die alten Deutschen waren , und beim Lichte besehen hat er seine ganze Liebestheorie wohl aus dem Tacis tus gestohlen ! , , Sm Grunde könnt ich bei diesen und des gleichen Vorwürfen ganz ruhig bleiben denn sie treffen nicht mich , sondern den nun Verstorbenen , dessen Worte ich als getreuer Lebensbeschreiber anführe .
Da ich aber doch aus gewissen Gründen dieser Liebestheorie ebenfalls mit voller Überzeugung zugetan bin , so bitte ich mir für diese meine Gründe ein ganz kurzes Gehör aus ; Ob auch ein geneigtes ?
Das wird sich hinters her ausweisen .
Solch habe einen Sohn .
Andere Leute haben auch welche und lieben sie vermutlich mit nicht minderer Zärtlichkeit , wie ich .
Noch ist er klein , aber hoffentlich wird ihn der Himmel groß werden lassen , und so wie mir die auf der einen Seite eine unendliche Freude sein wird , so wird es mich auf der anderen schaudern und beben machen .
Dieses Schaudern wird genau mit dem falben Augenblicke bei mir angehen , da der Instinte bei ihm zu erwachen anfängt .
Könnten Wünsche etwas helfen , fo mache ich ihm alsdann nur das Glück eines Grönländers wünschen , der , wenn er sein zwanzigstes Jahr erreicht hat , sich fein eigenes Kajak erbaut und dann frisch drauf los heiratet .
Da wir aber zur Zeit in Devilcht Land von dieser Grönländischen Sitte Himmel weit entfernt sind ; Da das Heiraten für uns Männer nach gegenwärtigem Zeitlaufe bloß noch ein kahler Appendix zum Amte ist , welches man gewöhnlich alt und bejahrt genug bekommt , um , wenn_es bloß damit getan wäre , lug genug zu sein :
So sehe ich mich künftig als Vater in eis . einer außerordentlich peinlichen und kummervollen Lage !
Niemand kann es mehr fühlen , als ich , welch eine harte Lehre es ist : Ersticke den Trieb ber Natur !
Sei blind und taub Ges gen ihren Wink !
Lacht dir ein holdes Geschöpf , fliehe sie : Du kannst sie auf den Rabenstein bringen , sie dich ins Tollhaus !
Und gleichwohl , gleichwohl , tan ein zärtlicher Vater anders , als in diesem Tone warnen ?
Lehrt etwa die Erfahrung nicht hinlänglich genug , was alle außereheliche Liebe unter dem menschlichen und Elend anrichtet ?
Heimliche und ertappte Kindermorde ; Bastarde , deren Leben fast ein beständiges Ringen mit dem Geschlecht für Jammer Tobe if ; Verlaßene Mädchen , die sich vor Verzweiflung der feilen Venus in die Arme werfen , die sie oft auf dem Misthaufen sterben läßt ; Herumwandelnde , gebückte Greise von zwanzig oder dreißig Jahren , die , um nicht allein elend zu sein , noch ein Weib an ihre Seite schmieden , auf der Lukreziens Geist zwiefach ruhen müßte , wenn sie nicht eine Ehebrecherin werden sollte ; Werthers , die ihrem Liebesleiden mit der Kugel ein Ende machen und geradeswegs in Abrahams Schoß zu fahren glauben , indes sicherlich ein Geist von ganz anderer Art ihrer erwartet ; Tollhäusler und Tollhäuslerinnen , die man wie tanzende Hunde oder Baren für Geld sieht und doch am Ende urteilen muß , daß man bei jenem weit mehr Verstand und Vernunft ans getroffen haben würde !
Ich mag diese scheußliche Galerie nicht weiter ausmalen !
Aber ich frage nun , welchem Vater oder welcher Mutter stehen nicht die Haare zu Berge , bei dem Ges danken , daß vielleicht auch ein ähnliches Schicksal über ihr Kind hangt ist ?
Und daß doch niemand sich mit dem nichtigen Gedanken täusche ; Hier will ich meinen Ausschweifungen ein Ziel sehen !
Nur einen Finger will ich nehmen , bei : leibe nie die ganze Hand !
So dachten jene auch alle ; fingen mit unschuldigen Tändeleien , leichten Scherzen , sanften Kaffen und seraphischen Umarmungen an :
Aber wie von einem Strudel fortgerissen ging_es immer mehr und immer schneller in die Tiefe herab und nun war kein Halten_es mehr , bis der Abgrund sich ihnen ofr nete und sie verschlang !
Wie nun , können wir Vater und Mütter wohl in einem anderen Tone von der Liebe reden , die uns auf eine oder die andere Art unsere Kinder zu Scheusalen vor Gott und Menschen zu machen droht ?
Hätte ich doch nur auf einen Tag Bürgers Geist !
Er hat Fortunen an den Pranger geitells :
Ich wollte dich daneben stellen , du lächelnder Basilisk , Amor ! und mir bei unserem ganzen gegenwärtigen Zeitalter ein Gotteslohn und Gottes reichen Segen verdienen !
Es würde mir bei meiner ist kochenden Galle viel Mühe kosten , auf eine recht schickliche und passende Art wieder in die Erzahlung eins zulenken .
Also lieber geradezu , obwohl ein wenig , wie Kunz in die Nüsse ; Schon schrieb der Kalender 1765 und zwar den fünf und zwanzigsten Dezember ; Schon genossen alle Kinder ihres bescherten heiligen Christs oder krächzten auch wohl zum Teil wegen schwerer Unverdaulichkeiten , die sie sich dadurch zugezogen hatten , Unter allen aber , die ganz reine Freude und unvermischtes Entzücken darüber fühlten , war gewiß Wilhelm in dem großen , weiten Deutschland der erste .
Sein gütiger Macenas verstand unter vielen anderen Künsten auch die , ganz unverhoffte und höchst überraschende Freude zu machen , und diese Kunst hatte er diesmal ganz vorzüglich gegen unseren Wilhelm bewiesen .
Ausser demjenigen , was zur Leibesnahrung und Notdurft gehört , fand er unter seinem Weihnachtsgeschenke 3 Papiere son host merkwürdigem Inhalte .
Das erste war der Depositionsschein und das zweite der Bruder desselben , die Matrikel selbst , wodurch also Wilhelm feierlich unter Universitätssiegel zu einem ehrfatioso von Halle , oder mit Rehhaar zu reden , zu einem Nichts , aus Derra aber alles mögliche werden Van , eingeweiht wurde .
Seine Freude darüber ging schlechtes Dings über alle Beschreibung !
Meier hatte ihm zwar schon dann und wann gesagt , daß wenn er sich recht angriffe , so wollt er sehen , tag ihn in Jahr und Tag etwa zum Studenten machte :
Allein Wilhelm bildete sich ein , dieses Machen sei mit einem beschwerlichen und weitläufigen Eramen verknüpft , wovor er sich gewaltig , wiewohl ohne Ursache fürchtete , denn sicherlich würde er darin mehr gesunden Verstand und Kenntnisse an den Tag gelegt haben , wie so viel die auf allen Universitäten angenommen werden , nicht so eigentlich des Lernens , sondern des Zahlens wegen !
Nun aber hatte Meier einmal einen Cavum pro amico gemacht und Heimlich , auf Parole , die Matrikel gelöst , ohne daß es Wilhelm einen Schritt kostete !
Allein seine Freude war keineswegs von der Lindeschen A sondern so wie ein Kronprinz , der den Augenblick vorher noch so freundlich , geschmeidig und herablassend war , sogleich ein ernsteres und gefaßteres Wesen annimmt , wie man ihm den Tod seines Vorgängers meldet , so auch Wilhelm .
Er wurde auf der wenigstens um zwei Jahr älter ; Der Gedanke , du bist Student , bist ist dem Range nach gleich alle den Zweitausenden von Jünglingen , die einst die Kirche und den Staat regieren : Dieser Gedanke fuhr ihm durch alle Glieder , und war für ihn ein neuer Sporn zu allem , was gut ist und wohl lautet .
Das dritte Papier vollendete die Freude des Tages ; Es war von Meters eigener Hand und lautete Wort für Wort also :
Wir Georg Friedrich Meier , von Gottes , des Königs von Preußen und der Universitat Halle Gnaden , Doktor der Philosophie und derselben ordentlicher Professor 2c . entbieten dem neugebackenen Studioso Wilhelm Blumental unseren Gruß und Gnade .
Nachdem wir uns während des Zeitraums pon zwei und drei Vierteljahren , welche gedachter Wilhelm Blumental in unserer Residenz auf dem großen Berlin bei uns zugebracht hat , von seinen mannigfaltigen guten Eigenschaften und Qualitäten , soß wohl des Kopfs als des Herzens , vollkommen überzeugt , deshalb wir uns auch , nicht haben entbrechen können , ihm einen ganz besonderen Teil unserer professorlichen Huld und Gnade angedeihen zu lassen :
Als sind wir gesonnen , ihm bei dem gegenwärtigen Antritt seiner Universitätsjahre ein abermaliges Merkmal unserer Wohlgewogenheit zu gönnen , um ihn dadurch unster Person noch mehr zu verbinden .
Krei Ren und ernennen ihn also hiermit und Kraft dieses zu unserem Fiskale , dergestalt und also , daß er diesen Posten de termino Ostern anni futuri antrete , alle damit verbundenen Obliegenheiten und Geschäfte treulich und sorgfältig verwalte , und dagegen alle daherfliessende Vfus fructus und Beneficia genieße .
Buförderst wird er in allen unseren Kollegiis , nach Verlauf dreier oder vier Tage , ein genaues Verzeig , Niß der sämtlichen Auditorum aufzunehmen haben .
Welcher Studiosus einen besonderen Plagen im Auditorio verlangt , dem wird er dens selben nach Stand und Würden anweisen , Ges hörig beschlagen und dafür ein beliebiges Daus Coir in Empfang nehmen .
Beim Schluß der Kollegien wird er pflichtschuldigst dahin bemüht sein , daß alle und jede , die das Hondrarium halb oder ganz zu bezahlen versprochen , den terminum richtig einhalten und die Schuldpost erlegen , zu welchem Ende wir ihm die Erlaubnis geben , nach Befinden der Umstände nie Karzer und Sacharrest zu drohen , jedoch das die wirkliche Eretuttön uns selbst vorbehalten bleibe Da uns aber die leidige Erfahrung bereits sattsam gelehrt , daß den Herren Studios fis kein Artikel der Ausgabe so schwer ankomme , als die Bezahlung der Kollegiotum und wie dieselben unter allerlei scheinbarem Vorwande die Zahlung so lange zu tränieren wissen , bis sie mit Hinterlassung noch mehrerer anderer Schulden den Weg zum Tore hinaus über die Grenze gefunden haben , als machen wir ihn keineswegs für den Ausfall responsabel , sondern wollen vielmehr feine Wachsamkeit und Diensteifer vorzüglich ansehen , wenn ihm _ im Durchschnitt von zwei Debenten nur immer eis einer entwischt .
So gegeben 20 .
Diese Schnurre hatte , außer der komischen Seite , auch eine wirklich vorteilhafte für Wilhelm .
So ein unbeceutendes Ämtchen es an und für sich selbst ist , was ihm auf diese Weise anvertraut so hat es doch auf Ort wurde , und Stelle einiges Gewicht ; Wenigstens schreckte es die naseweisen Schacker ab , die sonst nicht unterlassen haben würden , Wilhelm weidlich au foppen .
In der Zwischenzeit bis Ostern warb denn auch der neue Plan festgesetzt , nach welchem Wilhelm in seinem Studieren fortschreiten sollte .
Die beiden Sprachen und die bei den Wissenschaften die er die Zeit über getrie ben hatte , waren ihm nun geläufig genug .
Ja der Geographie und Naturhistorie wußte er wirklich viel Das Französische sprach , las und schrieb er ziemlich gut , und im Lateinischen war er so weit , daß er mit dem Phädrus und Cursius meist allein fertig werden konnte .
Seine Geschicklichkeit im Zeichnen hatte so sehr zugenommen und seine Phantasie war so lebhaft , daß wenn ihm ein Vorbeigehender nur einigermaßen auffiel , flugs zeichnete er ihn mit der Feder oder mit dem Bleistift , oder auch mit Kreide , und der hatte sehr blind sein müssen , der ihn nicht erkannt hätte .
Eins nur vermißten die Damen besonders anWilhelm ; Er bezeigte , zwar seinen Widerwillen , aber auch gar keine tätige Neigung zur Musik .
Alles Vorstellen , daß die Musik eine der vorzüglichsten Zierden eines jungen Menschen und eins der sichersten Mittel , sich beliebt zu machen , sei , war vergebens ; Er blieb dabei , ( und der Philosoph bestärkte ihn darin ) er hatte bereits andere Beschäftigungen und Zeitvertreibe genug , die ihm mehr am Herzen . lagen ; Ein Bisschen Klimpern auf einem Ins strumente lohnte nicht der Mühe , und die Mur fit aus dem Grunde zu lernen und Meister darin zu werden , erfordere ganze lange Jahres Also lieber gar nichts ! , , Wollen Sie denn mit aller Gewalt , daß ich so einer werden soll ? sagte er einmal zu Mühmchen und legte ihr eine Zeichnung vor , die er in aller Geschwindigkeit hingeworfen hatte !
Es war der berühmte Virtuose und Organist Bach , mit dem Zunamen , der Hallische , vorgestellt ganz nach der Natur , wie er vor einer Orgel saß , die Stirn in taute fand Runzeln faltete und mit dem Munde eine Art von einem kauenden Manöver machte , das luftig genug anzusehen war !
Mühmchen lachte .
Herzlich Wenn du nicht so ein guter Junge wärst , sagte sie , so wollt ich behaupten , du warst der leichtfertigste , schelmischeste Bube auf Erden !
Nebenbey , Bei Tische und sonst waren denn natürlich auch für Wilhelm eine Menge . mißlicher und angenehmer Kenntnisse abgefallen .
Insbesondere hätte er ein eigenes Favoritkapitel , womit er den armen Professor so viel qualte , daß dieser zuletzt nicht mehr wusste , woher er neuen Stoff nehmen sollte :
Das war bas Kapitel von Leuten , die sich durch Glück oder Senie aus einem sehr niedrigen Stände in eis einen überaus hohen und wichtigen geschwungent haben ; gewiß eins der interessantesten in der ganzen Geschichte und besonders für Wilhelm , dem ein geheimes Gefühl sagte , daß er auch einmal in diesem Kapitel eine Stelle bekommen würde .
Die Veranlassung dazu gab eine gelegentliche Erwähnung von Menzis fof , weiland Pastetenbeckerjungen , den sein gutes Glück bis zum Fürsten erhob .
Das Normanhafte dieser Begebenheit behagte Wilhelm so sehr , daß er immer nach Mehr , Mehr rief .
Meier erzählte ihm also nach und nach , von dem tefländischen Bauermädchen , die das Schicksal in eine regierende Kaiserin verwandelte ; Bon dem Professor Du Val , der als Knabe Schafe hütete ; Bon der berühmten Dichter Gänsen gleichen rein Karschin , die einst den Dienst tat und sich zwar nicht auf den Thron , aber doch auf den Parnaß erhob ; Von dem Kardinal Alberoni , der als Knabe demütig Gartengewächse nach der Stadt trug und als .
Mann Europa verwirrte ; Von seinem Herrn Kollegen Wolsey , dessen Vater , wie man sagt , ein ehrbarer Meßger und Fleischer war ; Bon Lord Clive , vom General Dörflinge .
Kurz , der geneigte Leser sieht schon , daß wenn Wilhelms Magen sich an Meiers Tafel gewiß nicht übel befand , so litt sicherlich auch sein Kopf keinen Mangel , und eine Stunde bei Tisch war oft so gut , wie eine Stunde im Kollegio .
Es versteht sich , daß ich er 018 so ausgelegt wissen will , daß dem Werte der Kollegien nicht der mindeste Abbruch geschehe !
Bisher hatte .
Wilhelm noch keine hören können noch dürfen :
Jht aber bahnte ihm die Matrikel den Weg dazu , und Meier zeichnete ihm derselben für das Sommerhalbejahr zwei aus , Mathematit und Physit .
Von beiden brachte er ihm , wie billig , im Voraus die größten und würdigsten Begriffe bei , Die Mathematik , sagte er , ist eine als mächtige Wissenschaft .
Mit manchen anderen Wissenschaften kann man keinen Hund aus dem Ofen locken :
Aber mit der , Wilhelm , kannst du die Erde aus ihren Angeln drehen !
Kehre Blumental , 1. Th. sich nur nicht dran , wenn sie dir anfangs ein wenig trocken schmeckt :
Nach und nach wird sie schon glatter hinter gehen !
Wilhelm schmachtete nun recht herzlich nach dem Anfange der Kollegien , wo er Sachen hören sollte , die noch in sein Ohr nicht gekommen waren :
Ehe es aber dazu kam , genoß er noch ein Vergnügen , das der geneigte Leser ebenfalls notwendig mitgenießen muß .
Einen Morgen , um die Leipziger Osterst messe herum , saß er ganz allein auf seinem Stübchen und hörte klopfen :
Tritt herein eine Maden Hut auf dem Kopfe , sagt kein Wort , sondern bleibt bei der Tür stehen und schlägt die Arme unter .
Wilhelm auf , sieht der Figur unter die Augen , es ist ihm , als kennt er sie halb und halb , weiß es bog nicht recht , tritt naher , die Figur fangt an zu fächeln , Wilhelms Herz fängt an zu klopfen , zu tlopfen , immer heftiger :
Herr Gott , ruft er , Rosenschristel , du !
Ja , liebster Wilhelm , ich , ich selbst !
Und nun beide einander in die Arme und kein Wort !
Endlich wieder Sprache :l , Sei mir tausendmal willkommen , liebster , bester Christel !
Du hier ?
Hier in Halle ? bleibst auch hier ?
O an welche Wand renn ich doch gleich vor Freude !
122 Renn , du an die , ich will an die andere rennen !
Ich bin Gier narrisch , daß ich dich wiedersehe , und daß ich in Halle bin !
Hopsasa , trallala , nun bin ich heraus aus meinem Käfig , in dem ich so lange habe Kah und nun will ich toll sein und Sein Halten müssen , du sollst mit toll Wenightens die ersten Tage ! lieber Himmel , Aber du pon sprechen wir doch gleich ?
Was Teagu Dich doch gleich ?
Was macht Herr Hennig ?
Da ist ein Brief von ihm , und Geld !
" , Und deine Eltern ? , , Dant , D I die haben mich noch zuleht halb Röt moralisiert , aber nun ist_es vorbei , nun Amen !
Es lebe Halle hoch ! " , , Chrifte , folter Christel , ich bitte dich , du wirst doch nicht etwan im Ernst tolle Stretche machen wollen ? , , Ja freilich , was sonst ?
Rom mit !
Wollen wir reiten , fahren , auf dem Kopfe stehen , Fenster einschmeissen , was du willst , ich mache alles mit !
Aber im Ernst , führe mich doch ein Bisschen in der Stadt herum , ich habe noch gar nichts gesehen , da können wir ja plaudern nach Herzenslust !
Von Herzen gern , ich will den ganzen Vormittag mit dir herumlaufen , ich muß ja auch dein Logis wissen ! , , Mein Logis ?
O das ist bei einem rechten hübschen Mädchen , sie hat ein paar Augen im Kopfe , die sich gewaschen haben .
Mit der will ich schon Wirtschaft machen , Geduld nur !
Herr Gott , Christel , ich tan mich in dich nicht finden , du bist gar nicht mehr der Alte ! , , Geld ?
Das macht die Hallische " Ich habe den Kop / Hänger zu Hause gelassen , und hier will ich Student sein !
Na , komme nur !
Sie gingen .
Drenßigstes Kapitel .
Der gutherzige Leser wird come the Mo als verwundert und erstaunt sein , über die große Veränderung in Rosens Christels Charakter , Wilhelm selbst :
Indes ist sie so unerwartet ganz und gar nicht , nach dem , was ich in einem der obigen Kapitel von Christels peinlicher Erstziehung mitgeteilt habe .
Schon der Trait ven ihm , daß er Wilhelm mit so herzlicher Teilnehmung zur Flucht riet und sie selbst durch ein kleines Geschenk von Geld beförderte , schon dieser verriet , mit welchem Widerwillen er den Zwang in seiner Eltern Hause ertrug und daß es ihm bloß an Gelegenheit fehlte , das Joch abzuwerfen .
Dieser Zwang hatte bis ist zu seiner Entlassung auf die Universität fortgedauert und die alten Rosens bildeten sich " nie allem Ernst ein , sie hätten ihrem Sohne so viel Tugend und gute Grundsäge ins Herz gepredigt , daß er über alle Verführung erhaben und gegen allen Eindruck des Bösen abgehärtet sei .
Die unbegreiflichen Toren !
Wie konnten sie glauben , daß die Beraubung aller moralischen Freiheit der wahre Weg zum richtigen Gebrauche derselben sei ?
Auch mußten sie ist empfindlich für ihre Torheit büßen , und ohne Wilhelm hatten sie gewiß in ein paar Jahren keinen Sohn mehr .
Wir haben bereits vernommen , daß Christel Gatt lua Geheimnis draus machte , wie er sein Leben in Halle führen wollte .
Wilhelm war darüber äußerst niedrige Mugen und suchte ihn durch Bitten und Vorstellungen von seinem Vorsage abzubringen :
Aber er merkte bald , daß dies der Weg sei , auf immer mit Christelen zu brechen .
Also schwieg er still , nahm sich aber vor , Christels Betragen so viel als möglich zu beobachten , und ihn , wenn Not an Mann tame , auch wider seinen Will_es an lehn vom Verderben zu retten .
Inzwischen nahmen die Kollegia ihren Anfang und Wilhelm betrat bei Segnern den mathematischen und bei Eberhard den physikalischen Kursus .
Christel hatte ebenfalls die ember Physik bei Eberhard angefangen , aber gleich in der zweiten Stunde fehlte er .
Das fiel Wilhelm auf und Wundershalber wollt er doch nach dem Kollegio sehen , ob Christel zu Hause wäre .
Sieh da , auf dem Hinwege erblickt er ihn am Fenster à la moniere de Brotbeck , den Arm um ein neben ihm stehendes Madchen geschlungen ; Allein beide fuhren auch den Augenblick zurück , als sie ihn kommen sahen .
Wilhelm ging die Treppe herauf , flopfte an , die Stube abgeschlossen und niemand zu Hause , flopfte wieder , kein Lüftchen rührte fit , rief , keine Antwort !
Traurig ging er davon und Tränen standen ihm im Auge , daß es mit Christelen schon so war , daß er gekommen Pages Everwars vor seinem innigsten Freunde flotte ihn nun mit jedem " ge im Kollegio , oder nur auf der Straße , aber wer nicht fam und sich nirgends sehen ließ , das war Christel !
Will_es Akmal im Helm suchte ihn noch auf :
Aber eben die feine Dirne , die er in einer so vertraulichen Stellung mit Christel gesehen . hatte , es war die Aufwarterin ) wies ihn . jedesmal , und obendrein mit einem impertinenten , schnippischen Tone ab .
Nun konnte sich Wilhelm nicht halten , seht sich hin und schrieb Lassen Christelen ( vralda Bata Liebster Christel . , immer noch mein liebster Christel , ob du mir gleich so hart . begegnest ; Sage mir , wie kannst du_es übers , Herz bringen , daß du dich so hartnäckig vor mir verleugnest ?
So oft ich zu dir komme , heißt , , tu bist nicht zu Hause , deine Tür ist immer abgeschlossen , und zu mir kommst du vollends gar nicht mehr .
Wenn das recht ist , so ist alles vecht .
Ich weiß wohl , warum , du mir so aus dem Wege gehst , bloß weil ich dich lieb habe , weil mir_es im Herzen wehe tut , daß ich dich fo mutwillig soll feln in dein Verderben rennen .
Herr Gott , wie hätte ich das dehnten 4önnen !
Und wenn das deine Eltern , wüstend Es kostete ihnen das .
Leben .
Uch ich bitte dich gar zu sehr , liebster Christel , gehe doch in dich , bedenke dein Bestes !
Dann ruinirft dir gewiß deine Gesundheit und verkürzest dir das Leben !
Bon der Versäumnis in den Kollegien , will ich nicht einmal reden , du hast sonst gar zu viel studieren müssen , wenn du_es auch ist gleich sachte angehen fieffest , das wäre kein großer Schade .
Aber ich weiß , du trinket , und hast einen verbotenen Umgang mit deiner Aufwärterin !
Lieber Himmel , was soll daraus werben ?
Doch ich will lieber stillschweigen , du kehrst dich doch nicht daran :
Aber das einzige bitte ich dich , Taß mich nur ein einzigesmal wieder zu dir kommen .
Ich verspreche dir_es mit Hand und Munk , ich will dir gewiß keine Vorwürfe machen , oder wenn mir ja ein Wort entwischt , so will ich gleich zurückziehen , sobald du nur eine schale Miene machst .
Ich will bloß sehen , ob du noch lebst , ob du noch gesund bist , ob ich dir Irgend womit einen Gefällen tun kann , o mie tausend Freuden will ich_es tun .
Mache mir die einzige Freude , du tannst mich ja in der ersten Viertelstunde wieder gehen heißen , wenn du mich satt hast .
Ich dachte , so viel könntest du mir unmöglich abschlagen , mir deinem dich so Herzlich liebenden Wilhelm Blumental .
Als Rosens Christel diesen Brief empfing und noch von alten Zeiten her die Hand gleich erkannte , wollte er ihn anfangs gar nicht ein Mal lesen , denn sein böses Gewissen sagte ihm schon vorher , was der Inhalt sein würde .
Allein einer von seinen Hausburschen , der zur Beit sein geheimer Rat und Mitgenosse seiner Ausschweifungen war , erbrach ihn an seiner Stadt und las ihn .
Hm , sagte er mit einer schnöden verächtlichen Miene , es ist dummes Gepinsele und Gewinsele !
Der Junge tut , als ob er allen Heiligen die Fäffe abbeissen Walls Nimm dir nur nicht erst die Mühe und lis den Bettel , ich will gleich einen Fidibus draus machen !
Die Antwort überlaße mir , ich will sehen , wie ich dir auf eine gute Art von ihm loshelse , es ist nur um deiner Eltern Willen , daß er nicht etwan den schurkischen Streiche macht und an sie schreibt , wenn das nicht Ware , wollten wir ihn ganz anders kriegen !
Dieser feine Patron also verwaltete ist das Sekretariat bei Christelen und schrieb an Wilhelm folgendes zur Antwort zurück : Monsieur , Ihr Schreiben habe ich richtig er_es halten und daraus ersehen , daß Sie sich gewaltig viel um anderer Leute Sachen bekümmern , die Sie ganz und gar nichts angehen .
Ins künftige sein Sie so gut und lassen Ihre Nase davon , oder es möchte Ihnen übel bekommen .
Was unseren ehemaligen Umgang und unsere Freundschaft anbetrifft , so hat sie für diesmal ein Ende :
Wir sind ja wohl hoffentlich nicht vom Priester getraut , als daß wir nicht wieder von einander könnten .
So sehr ich mich anfangs freute , Sie hier in Halle anzutreffend , so sehr tut mir_es nun leid , denn ohne Zweifel werden Ste nicht ermangeln , mich fleißig bei meinen Eltern zu Flatschen und anzuschwärzen .
Tun Ste , was te nicht lassen können , für das Trinkgeld werde ich hernach schon sorgen .
Ich empfehle mich 2c .
Ob Wilhelm bei diesem Billet mehr vers Steinert , als lebendig war , läßt sich leicht erraten !
Auch muß ich noch hinzusehen , daß Le Rosens Christel anfangs durchaus nicht bran wollte , es so , wie es da war , abzuschicken : Allein sein niederträchtiger Marinelli rebete ihm fo lange ju , Was doch das Hin und Hegeschreibe helfen könne , der Baute müsse ein sür allemal ein Loch sein , und es wäre am besten , Wilhelm gleich recht ins Bockshorn zu jagen 2c daß er sich endlich , mehr aus Schwachheit , als aus Bosheit ergab und die Absendung geschehen Tieß .
Hatte Wilhelm nur noch diesen Umstand gewusst , so war es doch noch einige Erquickung für seine erschütterte Seele gewesen :
So aber dachte er , e er , und konnte nicht anders denken , als daß Christel das Billet selbst gemacht , und bloß , um die Beschimpfung noch höher zu treiben , a einem anderen in die Feder diktiert .
Wie sehr thn das alrerirte , ist unbeschreiblich !
Er konnte anfangs faum Luft schöpfen und es drohte . ihn schier zu ersticken !
Nachdem sich aber die Leidenschaft so weit gelegt , daß er sich im Stande fühlte , die Feder zu halten , schrieb er sogleich folgendes zur Replik Ob ich gleich noch fast von meinen Sinnen bin und mir das Herz zerspringen will , so Feh ich mich doch hin , zu schreiben .
Aber an wen ?
An dich ?
Oder an Sie ?
Ich habe kein Sie gelernt , ich bin nur das Du und Dich gewohnt .
O Gott , o Gott , so tan Christel an mich Schrei ben ?
So kann er nir , feinem alten Will_es Helm begegnen ?
Nun erfahre ich_es , was mir mein bester Meter gesagt hat , daß diese Welt auch eine sehr abscheuliche Seite hat , daß man , sich manchmal gern heraus wünschen möchte .
Der liebe Gott verzeihe dir_es , was du dich an mir versündigest hast , und meinetwegen denn , wenn dir meine Freundschaft zuwider ist , gut , ich will dir nicht weiter zur Last fallen .
Was du da von Klatschen und Anschwärzen schreibst , darauf sage ich bloß so viel :
Bis jetzt habe ich an deine Eltern noch nichts geschrieben , und nun werde ich es vollends nicht tun , sonst könnt es wohl gar aussehen , als geschah es aus Rache .
Werde ich es aber einmal nach meinem Besten Wissen und Gewissen für nötig finden , dann werde ich_es tun , und wenn du mir Tous Sendmal drohtest , daß du mich fressen und zerreißen wolltest .
Fürchte Gott , tue Recht und scheue niemand , so dent ich und darauf will ich leben und sterben .
Aber klatschen und anschwärzen werde ich dich nicht , sondern bloß die reine Wahrheit schreiben , und das bin ich deinen Eltern schuldig , weil sie mir damals viele Wohltaten erzeigt haben .
Du hast mir auch eine erwiesen , daß du mir Geld mit auf den Bek gabst :
Hier schick ich dir_es wieder .
Ich will dir_es nicht wünschen , aber es kann leicht kommen , daß du in kurzer Zeit in große Not und Elend geratest .
So lange dir_es gut geht , will ich dir gern vom Lelbe bleiben :
Sollte dir_es aber auf eine oder die andere Art unglücklich gehen , dann werde ich der erste sein , der Die zu Hilfe tommt .
Ich bin Lein Rosens Christel , ich bin Wilhelm Blumental .
& was sollst du sehen !
Den ersten Brief hatte Christel nicht les fen wollen noch mögen :
Diesen zweiten aber konnte er sich nicht entbrechen , aufzumachen und Hereinzugucken .
Er fand denn darin , was ihm jeden noch übrigen guten Blutstropfen in Bewegung bringen musste , und hatte er bloß der Regung seines Herzens gefolgt , so würde er Wilhelm auf der Stelle Abbitte und Versöhnung zugeschickt haben : Allein der Verführer , der den impertinenten Wisch geschrieben hatte , wusste ihm auch dieses auszureden , und in neue Ausschweifungen versenkt , vergaß er sehr bald , ob ein Wilhelm auf der Welt war oder nicht !
Eben der Verführer aber , ( Brumby hieß er ich verschieb es immer gerne so lang als möglich , den Namen eines schächten Menschen zu nens einen ) der so à la Bramarbas mit Trinkgeldern und Übelbekommen gedroht hatte , holte sich Bald darauf selbst ein recht artiges Trinkgeld für seine gegen Wilhelm gespielten Teufeleien .
2n et : einem schönen Sommernachmittage ging dieser nach der Rabeninsel spaßieren und setzte sich mit noch mehreren Studenten vom festen Lande auf der Fähre herüber .
Auf einmal erhob sich ihnen ein lautes Gemurmele und Gerufen :
Der Hallorenjunge , der Hallorenjunge ! und dabei sahen sie Wilhelm an und lachten . ihm ins Gesicht .
Er merkte leicht , daß das eine Spdtieren auf sein Schwimmen sein sollte , und so sanftmüths er sonst war , so lief ihm doch diesmal die Galle völlig über .
Er wandte sich an einen kleinen unterseßten Menschen , welches eben Brumby war , den er das Wort unter insbesondere recht laut hatte rufen hören und der auch der Angeber von dieser ganzen Fopperei war .
Mein Herr , sagte er zu ihm , soll der HalLorenjunge mir gelten ?
Brumby , der eine Art von beissendem Wig in seiner Gewalt hatte , antwortete ihm mit nachgemachtem Tone : Mein Herr , der Halorenjunge soll Ihnen gelten , und wollte e nun eben in ein recht volles selbstzufriedenes Gelächter ausbrechen :
Als Wilhelm , mit der Schnelligkeit des Blites , ihn um den Leib faßte , ihn , wie er da war , mit Hut in die und Stock plumps ! uber Bord Saale warf , im Augenblick nachsprang , ihn mit der Linken beim Zopfe faßte , mit der rechten ruderte und so in vollem Schwimmen mit triumphierender Stimme ausrief :
Schn Sie , mein Herr , wenn ich denn ein Hallorenjunge sein soll , so muß ich Ihnen doch auch ein Hallprenjungenstückchen spielen !
Heysa !
Damit tummelte er sich noch ein Weilchen mit ihm im Strome herum , schwamm dann ans .
Ufer und legte den halbtot erschrockenen und triefenden Brumby ganz sanft auf den Rasen .
Solch ein Spektakel war nicht gesehen wors seit die Rabeninsel von der Saale umarmt word .
Die Studenten erhoben ein allgemeines Freudengeschrei , und obgleich die meisten vors her in Brumbys Ton eingestimmt hatten , weil sie glaubten , Wilhelm würde tun , als ging es ihn nichts an , so ließen sie ihn doch ist sämtlich im Stiche , nach dem beliebten Sprüchtworte :
Wer den Schaden hat , darf vor den Spott nicht sorgen :
Das ist ein Blickerlein Teufelskart , ein verfluchter Kerl , riefen sie , welches aus der Studentensprache verdolmetscht ist :
Der hat seine Sache uns vergleichlich gemacht !
Der hat Herz und Entschlossenheit !
Wer hätte ihm das ansehen sollen ?
Der Brumby hat sich an den rechten adressiert !
ic .
Dieser , nachdem er das Bisschen eingeschluckte Wasser von sich gegeben und übers Haupt von seinem Schreck wieder zu sich selbst gekommen war , fing zwar an , sich verzweifelt mausig zu machen , schimpfte und sprach von Rache , Satisfaktion 2.
*. Allein einmal machte kein einziger eine Miene , ihm beizustehen , weil er wirklich keine wahren Freunde hatte , und dann trat ihm auch Wilhelm mit affer Unerschrockenheit unter die Augen .
Wie , mein Herr , sagte er , Sie wollen noch viel Wer sens machen ?
Hab ich Sie beleidigt ?
Oder haben Sie mich beleidigt ?
Gut , probieren Sie es und rühren Sie mich nur an , ich gehe hier nicht vom Ufer weg und Sie sollen mir noch einmal in die Saale oder ich will nicht Wilhelm Blumental heißen : Aber zum zweitens Male zich ich Sie gewiß nicht wieder beim Zopfe heraus !
Ein neues Gelächter erscholl : " Ein paar aber nahmen Brumbyen beim Flügel , sagten ihm , er sollte ruhig sein und sich hers über nach dem Wirtshause scheren , um sich trocken zu machen .
Das tat er denn auch , und Wilhelm , der das Trockenen eben fo nötig hatte , folgte ihm in einem Weilchen nach , doch trocknete er sich in einem anderen Zimmer . und ging dann , weil ihm doch die Luft einmal verdorben war , wieder nach Hause .
Den Abend noch und den ganzen folgenden Tag ging biese Geschichte wie ein Heckefeuer durch ganz Halle und Wilhelm Blumental und Brume by waren überall auf dem Tapete .
Dieser war auch nicht im Stande , die unzähligen Spöttereien und das allgemeine Fingerzeigen auszuhalten , sondern schnürte in aller Eile sei : einen Bündel und machte sich auf den Weg nach Jena , ohne daß es ihm gelungen wäre , fein Müchchen vorher an Wilhelm zu tühlen , so sehr er auch darauf lauerte .
Wilhelm war unterdes in der Mathematik und Physik schon ein gut Stück fortgerückt , doch studiet er igt lange nicht mit der Unbefangenheit und Heiterkeit der Seele , wie sonst .
Im mehr noch lag ihm sein Rosens Christel im Kopfe ; Er erkundigte sich fleißig nach ihm , und die Nachrichten , die er einzog , waren keineswegs sp beschaffen , daß sie ihm hätten Freude machen können .
Christel hieß es , sähe sich schon gar nicht mehr ähnlich ; Seine Aufwärterin Maste ihm einen Liebestrank eingegeben haben , denn er Ware ganz rasend in sie verliebt , bliebe um ihretwillen fast besttantig zu Hause , fiese besttantig Wein holen , machte ihr ein Prassend übers andere : und es hieffe gar , er hätte ihr heimlich die Ehe versprochen to Hier erfuhr nun Wilhelm an einem Beispiele , das ihn nahe genug anging , wie wahr es sei , was der Philosoph ihm von der tyrannischen Macht der Liebe gesagt hatte und daß sie auch den fähigsten Kopf um allen Verstand und Vernunft bringen könne Es tostet ihn manche schlaflose Nacht und er Lonnte nicht bei sich selbst einig werden , ob er den alten Rosens die Geschichte schreiben sollte , oder nicht ?
Hatte er nur absehen können , daß diese Entdeckung auch gewiß dem Übel steuerte , so würde er_es ohne Bedenken getan haben : Allein einmal konnten Rosens , die in ihren Gedanken von der stahifesten Tagend ihres Sohnes so über geugt waren , ihm als einem Neiber und Verleumder vielleicht nicht einmal Glauben beimesse Hen ; Oder Wees taten , so faßten sie aller Vermutung nach , gar zu rasche , und strenge Maßregeln , die Christelen ganz in Berzweifes Aung gestürzt hätten .
Mitten in dieser schwantenden Ungewißheit hörte Wilhelm neue Nachrichten , die ihm das Herz vollends durchbohrten , die ich aber dem Publikum nicht ohne einen flefnen Prolog mitheilen kann .
Es gibt gewisse Dinge , von denen man nie öffentlich schreiben sollte :
Man behandle sie mit noch so ! großer Delikatesse , immer wird man doch die Empfindung des Lesers , und der Leserinnen besonders , beleidigen .
Schriebe ich salfo bloß zum Vergnügen , so würde ich diese Regel streng beobachten und die Szene , die ich nun zu eröffnen gedenke , ganz hinter dem Vorhange lassen .
Da ich aber gern , so viel an mir rist , auch durch dieses Büchlein neuen möchte und leider der Weg zum Nußen oft nicht anders geht , als durch die Pforte des Ekels und Abscheus , so verzeihe mir das Publikum das folgende Gemälde , strafe mich aber nur alsbann , wenn es der Wahrheit und Natur nicht genan entspricht .
Rosens , Christel hatte nun das schöne Schlaraffenleben mit seiner Dulcinea ein gutes Vier teljahr getrieben .
Sein von Natur schwächlicher , durch das viele Sißen und Studieren zu Hause bereits entnervter , und nun vollends durch die ungeheuersten Ausschweifungen in der Liebe bis aufs Mark ausgesogener Körper ging schon mit großen Schritten der Auszehrung entgegen , Calls er sich obendrein von dem pestilenzialischesten Gisste des Amerikanisch en Übels angegriffen ruht steh .
Er hatte dieses der , die er in der Tollheit zu seiner Fünftigern Braut erkiest hatte . treu sie sich gegen ihn stellte , so war sie doch eine eigentliche Lais und hatte sich in der unteus schen Umarmung mit einem anderen das Übel geholt , das sie nun weiter beförderte .
Da sie nun leicht dehnten konnte , daß der Wirt vom Hause , wenn er ihre Streiche erführe , sie mit Schimpf und Schande fortjagen würde , so tun Dichte sie ihm selbst unter dem ersten dem besten Vorwande . den Dienst auf und fort !
Nun war Rosens Christel allein , Laffen von der Abscheulichen , an der gleichwohl noch immer sein Herz hing ; um ihrent Willen hatte er sich nicht nur bis auf den letzten Heller erschöpft , sondern auch bereits tief in Schulden gesteckt ; Bor zu danken , als " lemand anders Michaelis war kein Wechsel zu hoffen ; Und nun der Schmerz und die Wut der Krankheit , der Mangel an Pflege und Wartung , die Einsamkeit , die strenge Diät , das alles zusammen formierte eihe Gruppe von Elend , von der Wilhelm nur die Hälfte , nur das Viertel zu wissen brauchte , um über Hals über Kopf herbeizustürzen und Hilfe und Rettung anzubieten .
Er tam , schickte aber erst ein ganz kleines Billet vorauf :
, , Liebster Christel , du bist trant , darf ich zu Dir kommen ?
Ich warte unten im Haus se , W. B. , , dad Christels Herz war bereits zerknirscht genug , um ebenfalls der innigsten und aufrichtigsten Reue über seine gegen Wilhelm begangenen Vergehungen offen zu stehen .
Allein seine Ankunft überraschte ihn zu sehr und er fühlte sich nicht stark genug , sie sogleich zu tragen ; The Er ließ ihm also bloß sagen , morgen sollte ihm lieb sein , und den Abend nüßte er dazu , Wilhelm erst schriftlich de und wehmütig um Verzeihung zu bitten , damit er den folgenden Tag doch nicht ganz vor Scham in die Erde sinken dürfte . "
Mit Anbruch des Tages erhielt Wilhelm folgendes mit zitternder Hand und mit Tränen benäßte Schreiben : Liebster Wilhelm , wie soll ich Borte fin : den , an dich zu schreiben !
Ich habe dich beleidiget , himmelschreiend beleidiget , und ist bin ich davor bestraft .
Das Gehirn möchte ich mir ausschlagen , wenn ich betete , was ich für ein Wich gewesen bin !
Aber wer ist dran Schuld ?
Wer anders , als meine Eltern ?
Hätten mich die zu Hause nicht wie einen Sklar ven gehalten , so würde ich mich nicht so unmäßig gefreut haben , in Freiheit zu kommen .
Hatten sie mir statt der ewigen Predigten hübsch gesagt , daß es solche C --n auf Erden gibt , wie die , die mich so ins Labyrinth hineingeführt hat , wie ich_es isund erst erfahren habe , so war alles anders gegangen !
Nun habe ich_es !
Mun Beck ich in einem Abgrunde von Elend und Schande , der abscheulich ist , und sollte das dazukommen , daß es meine Eltern erführen und mir noch obendrein von Strafe und dergleichen was vor : fackelten , so weiß ich was ich tue !
Doch Siehst du , mein Kopf ist so verrückt , daß da ich mich eigentlich hinfekte , dich mit Wehmut und Reue um Vergebung zu bitten , so fange ich davor an , zn wüten und zu toben .
Verzeih mir_es , bester Wilhelm , wie du mir das andere . schon verziehen Haft .
Ich bin ganz und gar nicht mehr ich , und es ist nun einmal geschehen !
Aber in dem Stücke bin ich wahr und wahrhaftig noch ich , daß ich dich meinen al ten Wilhelm noch liebe .
Du wirst mir ein Engel vom Himmel sein , wenn du kommst , und ich werde mich erst vorher recht Fahrt heulen und weinen- Aber ums Himmels Willen rühre mich nicht an , ich bin ist giftig .
Auchy laß dich nicht etwan von dem Anblicke meines Elends hinreissen , dein bisschen Geld für mich hinzur opfern Lieber will ich schmachten und vert schmachten !
Es ist schon mehr , als ich wehrt bin , wenn du mich nur manchmal besuchst und ich erwarte dich 20 % , Kaum fünf Minuten nach Lesung dieses Schreibens eröffnete , Wilhelm schön Christels Stube und trat mit klopfendem Herzen herein .
Christel lag angezogen auf dem Bette , das Schnupftuch in der Hand , mit dem er schnell nach den Augen fuhr und bitterlich zu weinen anfing , sobald er Wilhelm erblickte .
Dieser Teste ach vors Bette , wollte Christels Hand Erz clanghind greifen , die dieser aber zurückzog .
" Christel , Hebster Christel , wenn ich dich denn nicht bei der Hand fassen soll , so laß mich doch wenigstens dein Gesicht sehen .
Scheue dich doch nicht vor mir !
Christel weinte ununterbrochen fort ) .
Ich bitte dich um alles in der Welt , wenn du_es so machst , muß ich wieder vor .
Soll ich denn deswegen hergekommen sein , um dich au Qualen ? , , Ohne ein Wort zu sagen , nahm Christel 2 **Qua weg und Saat Wilhelinen mit einer trays regen und flehenden Miene an .
Armer , lieber Schelm , du hast dich sehr verändert !
Aber in den Augen bist du noch Nun gedulde dich nur , es wird schon Christel . besser werden ! werden !
Ißt sage mir aber einmal , wie kannst du solch Zeug schreiben , du wolltest lieber verschmachten , als daß du von mir einen Freundschaftsdienst verlangtest ?
Warst du nur gesund , siehst du , nun fing ich Händel mit dir an ! adeda Pa präg Nein , liebster Wilhelm , alles in der Welt , nur das nicht !
, , Possen , ich will wissen , wies mit dir steht und ich gehe nicht eher von dannen , bis ich_es weiß .
Nach einem kleinen Nach einem kleinen freundschaftlichen Ges zanke ließ sich , denn endlich Christel bewegen , das ganze Detail seiner Situation zu entdecken , Es fehlte eigentlich an nichts , als an allem .
Seine Wäsche war auf dem Adreßhause ver Läßt .
Ein Doktor und ein Chirurg waren . smar da , aber sie gingen sehr langsam und faumselig zu ehrte , weil kein Vorschuß da war , und sie dem Nachschusse nicht trauten .
Um Reinlichkeit und Aufwartung sah es höchst kläglich aus , denn die neue Aufwärterin , die Christels wahre Umstände wusste , floh vor ihm , so weit sie konnte .
Wilhelm aber , so bald er von allem genug unterrichtet war , faßte das Ding gleich bei allen Zipfeln an .
Er nahm seinen ganzen Geldvorrat , und diesmal schonte et auch nicht einmal seinen so lieben und warmgehaltenen Doppellouisdor von Sufannen , doch gab er ihn nicht eigentlich aus , sondern verwechselte ihn bloß auf baldiges Wiedereinwechseln .
Er sprach selbst mit dem Doktor und Chirur Guss , stellte sich bei ihnen als Fisttal des Professor Meiers zum Bürgen und versicherte ihnen ehrliche Bezahlung zu Heller und Pfennig , es möchte tosten , was es wollte .
Die Wäsche auf dem Adreßhouse wurde eingelöst und zur Bedienung nahm Wilhelm einen Halorennjungen an , der für tagliche 4 Groschen alles tat , was nur irgend n war .
Dies zusammengenom men , Wilhelms erheiternde und zeitverkürzende Besuche nicht zu vergessen , war denn ein mache tiger Vorspann , Christelen bald aus seinem Elenbe herauszureissen .
In zwei Monaten war das Groß der Krankheit gehoben , und allmählich stellten sich auch die verlorenen Kraft wieder ein .
Gegen die alten Rosens wurde eine tleine refervatio mentales beobachtet .
Sie erführen bloß von einer schweren und geldfressenden Krankheit , die the Sohn gehabt hätte , und sie rückten gern mit 100 Talern mehr hers aus , wovon Wilhelm , so sehr er sich auch straubte , schlechterdings seine getanen Auslagen jus en mußte , mind har Nachdem nun alles glücklich vorbei ist , bitc Ich meine afer sich mit dem vorher so häßltchen Christel wieder aussöhnen zu lassen , und ihn zu betrachten , als einen wahrhaft reuigen ! und durch Schaden Flug gewordenen Jüngling .
Auch in Absicht des Anteils , den er erst seinen Eltern beimaß , änderte er ist ganz seine Meinung .
Er hielt sich ißt lediglich für seines Unglücks Schmidt , wagte es kaum die Augen vor es Scham aufzuschlagen , als er zum erstenmal wieder ausging , und für seine Dankbarkeit gegen Wilhelm konnte er gar keine Worte finden .
Der Doktor hatte nicht nötig gehabt , dem Rekonvaleszenten eine Fleiß ihr legten o ne Reise vorzuschlagen :
Wilhelm wäre schon von selbst auf den Gedanken gekommen .
Weift du was , sagte er zu ihm :
Wir haben noch fast 14 Tage Zeit , ehe die Kollegia angehen !
Du braucht Motion !
Geld haben wir nun wieder !
Wollen wir einmal beide einen rechten Flügen Streiche machen ?
Mit Vergnügen , lagt Christel : Bes ; du willst , ich folge dir in allem ! , , Gut , vom mit nach der Post !
* Sie gingen und Wilhelm ließ sogleich sich und Christelen als Passagiers nach Berlin ein schreiben .
Erst nachdem es geschehen war , bat ev Meiern um Erlaubnis : Dieser aber hatte so wenig etwas dawieber , daß er vielmehr Wilhelm noch allerhand nüssliche Lehren gab , wie , er seine kurze Zeit recht auskaufen sollte .
Das , bisschen Reisebagage war bald eingepackt und so ging es den folgenden Morgen ganz früh uns , sehr dem Trereng des Pestillions vorwärts .
Ein und dreißigstes Kapitel .
Das Reisen auf der offenen ordinären Post so sehr auch dem Weichlinge davor graut , hat dennoch gewisse ihm ganz eigene Reize und Vorteile , die weder die bedeckte , Diligence noch " selbst die Extrapost gewähren kann Die Diligence schüßt freilich ein wenig vor Mind , Res gen .
Kälte und Schneegestöber :
Allein dafür Hemmt sie den Durchgang der freien Luft , ersgeugt fäufe und ungesunde Dünste und kurz , mia der Diligence reisen , heißt wie ein Krebs im Kober velfen , Die Extrapoßt , die in anderer Absicht bequem genug ist , hat dennoch den uns zertrennlichen Fehler , daß man entweder Gange allein oder doch immer mit einerlei Gesellschafter reisen muß , wodurch notwendig der traurigsten ! Longen Weile Tür und Tor geffnet wird .
Die : offene ordinare Post hingegen ist für einen an ?
Leib und Seele gefunden Menschen eine wahre ? Starkende Panazee ; Die freie Aussicht in Goter tes weite und immer neue und abwechselnde Natur ist eine nie versiegende Quelle der Freude und des Vergnügens ; Der - stete Genuß einer frischen Luft hat nicht nur für die Lunge etwas unke gemein behagliches , sondern würzt auch diei Spette und verfüffet den Tranf ; Und nun , ! die besttantige Ebbe und Flut von neuen Menschengesichtern und Charaktern , an dessem schlecht testen doch immer etwas zu lernen ist !
Die lies bei Dame Fortuna , die Sitz for gern in alles ? mengt , hat denn freilich auch hier ihr Spiel und beschert einem oft ein sehr herbes und unschmackhaftes Passagiergericht :
Wem sie hingegen auch wohl will ; den verschafft sie eine so angenehme und unterhaltende Gesellschaft , für Kopf , Herz oder auch fürs Zwerchfell , die schwerlich anderswo in der Art zusammen kommen könnte , als gerade auf der Post ! ssapo sk Eben diese Dame Fortuna müsste ohne Zweifel auf Wilhelm und des gnädigen Blick geworfen haben , denn sie waren beide von ihrer Reisegesellschaft nach Berlin so bezaubert , daß sie sich Jahre lang so zu reisen wünschten Ich werde diese Reiseges schichte nicht selbst erzählen sondern nur den Brief einrücken , den Wilhelm gleich nach Sela einer Ankunft in Berlin an Meiern schrieb .
Con einen ganz besons Mein liebstes , bestes Vaterchen !
Ich habe Ihnen so viel zu schreiben , daß ich nicht weiß , wo ich anfangen soll . und wenn ich auch die ganze Macht Sasse , lange noch nicht fertig werden . würde ich doch .
Ich will indessen zusehen , wie weit ich komme , das übrige behalte ich mündlich .
Es waren unserer 4 Passagiers , weil wir aufstiegen .
Ich und Christel · saßen zusammen und vor uns waren die beiden anderen .
Ich muß schon wieder lachen , daß mir der Bauch schüttert , wenn ich mur en die beiden gedenke .
Der eine war ein hübscher junger Mensch , dem das Schelmenwesen in den Augen und im ganzen Gesichte saß .
Der andere hingegen war viel alter , trug eine runde Perücke und man konnte es ihm gleich an der Mies ne ansehen , daß er vom Waisenhause war .
Der junge Mensch brehte sich gleich zu uns herum und fragte uns , wer wir waren ?
Wir sagten ihm , Studenten ; Darüber machte er Ihnen ein schnurriges Gesicht und sagte , wir war Ren eine ganz neue Art von Studenten und bez besonders ich !
Ich fragte ihn , wie er das meinte ?
Ei , sagte er , Sie sehen mir gar nicht so morbleu aus , wie ein achter Student aussehen muß !
Wo haben Sie denn die Heßpeits sche ?
Und den Bratspieß ?
Warum machen Sie denn nicht ein bisschen Lärm und Spektakel , Fudern auf den Postillion oder dergleichen ?
Daran tönte man doch noch den Studenten evr nennen !
Wir sagten ihm denn , daß das Unze Art nicht wäre , sondern wir waren hier in Halle , um was zu lernen und das Lernen hatte mit der Haßpeitsche und mit dem Bratspieße gar nichts zu tun .
Meine Herren , rief er aus , geben Sie mir Ihre Hand , ich freue mich uns endlich , daß ich mit solchen wackeren jungen Herren eine Reise tun soll .
Aber ist ist_es Ihnen doch nicht ums Lernen zu tun ?
Vive la joyeter mit mir reist , der muß lachen und Schattern können , was das Zeug Halls Geld , das haben Sie auch in den Kollegiis gor Test ?
Wir lachten ihm darauf bass wir keine Kopfhänger wären und , die Last nicht verderben würden Abeg , der Herr hier fuhr er fort , findes er auf seinen Nachbar mit ber eunden Perücke wies )
Um Verzeihung , darf ich fear Benze wäre find ?
Vermutlich ein Geistlicher nhbinher , Pestilentiarius Goldmann , hakte dieser gans ehrbar und ernsthaft . lebend Bort Pestilentiarins fingen wie alle drei ein Gelächter an , das Roll war , und unser luftiger Passagier sagte zu ihm :
Bro ho , bravo , mein Herr !
Sie sind unser Mann !
Ich sehe , Sie können eine Schnurre machen , ohne eine Mique dabei zu verziehen , das ist Lostbarso Kode mwad angu trauend qu2 - Ahmest Wir beiden anderen glaubten ebenfalls nicht Sandes ; als daß der Geistliche bloß zum pas sben harrischen mahnen ausgeheckt hatte Aber batamen wir schön and Ich Spasse , ganz und gar nicht sagte er .
Denn es fängt geschrien bencherzound Narventheidinge , die den Christen nicht geziemen ?
Ich schäme mich met : nies Namens : mich im geringsten und ich sage es Ihnen nochmals , daß sich der Pestilentiarius Goldmann bin , car Repsol and a que vis intag and 100 Nunmehr nahm der lustige Kauz seine Müge demütig ab und sagte :
Also es wie Hich Ihr Ernst ?
Nun so sagen Sie uns nur , mein Werthefter Herr , wo ist denn eigentlich " ble Pestilens denn wenn steh in Desfat ist ; so ftetty ich den Augenblick wieder abdumisha kg Ich muß es Ihrer Unwissenheit zu gut halten , daß Sie so fragen Tonnen !
Pestilentiarius , das heisst auf deutsch ho viet dies Prede ger bei einem Pesthofe oder bei einem Kratktenhausen Der bin ich ge dig mähet mu Gofflob : ! und Dante rief jener aus and sehr seine Müge wieder aufs Nun wird milk wieder & leicht ums Herz lnu Ich dachte wahrhaftig ich hatte schon eine Pestbeule am Halse !
Also Ste sind der Herr Prediger Göldmär Sie werden mir_es nicht übel nehmen , Pestilentiarius heiß ich Sie nicht , sonst muß ich tit immer an den Hals fahren !
Ich bin äld ein Mann , aber nicht von Gold ; sondern nur « von Erde schlichtweg , Erdmdhn Heiß ich , meines Reichens ein sehr künstlicher Mahne , enn Sie müssen wissen , daß ich Menschheh mache und wer weiß Arbeit ich nicht morgen gar an einem Fürsten und einer Fürstin !
Unter alle den Narrenspofsen tam es denn heraus , daß Erdmann ein Wachsbossierer war , tagst sich mehrere Wochen bei uns in Halle aufgehalten und daß er ist nach Dessau , reiste um dem , Fürsten seine Kunst anzubieten , Es tat mir sehr leid , daß ich von ihm nichts erfahren , denn ein bisschen Bossin hätte ich auch gor gern gelernt , und Cromann versicherte mir mit tausend Freuden hat er mich_es lehren wollen und umsonst ! De koynhich mich nicht , enthalten , daß ich halb im , Spasse , halb im Ernst auf Christelen losfuhr und zu ihm sattes Dav um hast du mich gebracht du gottloser Christel !
Wie fo , fragte Erdmann :
Der Herr wird doch unserer Kunst nicht den Haß geschwor Ren haben !
Bewahre , gab ich ihm zur Une Worts .
Er ist nur traut gewesen , recht sehr Rand , und da tannt ich denn doch nicht anders , gls daß ich ihm förderlich und dienstlich , was , wie Doktor Luther sagt ; Darüber habe ich alles andere um und neben mir vergessen Ei das tut mir herzlich leid , faste Era : Mann laut , und dann ganz leise und vertrau lich zu Christelen : Vermutlich ein kleines Galanteriemaladiechen ? ; Sie können sich laichst vorstellen , daß Christel bei dieser Frage , wie Feuer im Gesichte rot wurde und fein Wort aufbringen fonnte .
Ich wollte mich eben seiger annehmen und dem Schäter eins auf sein loses Maul geben !
Aber er kam mir zuvor .
Satt , st , sagte er , sein Sie ganz stille !
Dehnten Sie denn , daß ich ein Kind bin und nicht weiß , wie es in der Welt zugeht ?
Ich tan auch ein Liedchen davon singen :
Ach das Weibsvolt , das Weibsvolk !
Aber ich tröste mich wieder damit , es ist allen großen Genies so gegangen : Lesen Sie nur vom Raphael , ach daß Gott erbarm !
Sehen Sie , mein bester Meier , solch ein gottloser , impertinenter , mutwilliger Mensch war der Erdmann ; Das Maul stand ihm nicht einen Augenblick still , und das Gute und Schlechte ging bei ihm wie Kraut und Rüben durch einander ; Gleichwohl konnte man ihm nicht Gram sein , das war ganz unmöglich , wenn er einem auch eine Sottise sagte ; Er wusste es gleich wieder gut zu machen .
Das war die erste Station bis Radegast , die uns unter den Henne den verging , wir wussten nicht wie !
Hier stieg der Geistliche , oder vielmehr der Kandidat ab , denn ordentlicher Geistlicher war er noch nicht .
An seiner Stelle nun Betamen wir für diesmal eine Gesellschafterin , ein recht feines hübsches Mädchen aus Dessau , die hier Anverwandte besucht hatte und nun wieder nach Hause fahren wollte .
Sie seht sich erst auf , da wir alle schon fassen , und kaum hatte sie neben Erdmann Platz genommen , so machte der wies der einen Narrensstreich , der sich gewaschen . hatte .
Indem er beide Hände ausbrettete , schrie er : Feuer , Feuer , Feuer !
Das Mädchen erschrak , sah sich in allem Ernst um und fragte , wo denn ?
Hier , sagte Erdmann , hier in meinem Herzen , gegen Sie , es schönste Demoiselle !
Wir beiden mussten lachen , daß wir hätten sticken mögen , und das Mädchen wurde eben auch nicht böse , wenigstens merkt ich hernach , daß sie Erdmann immer bei der Hand hielt und daß sie es auch litt .
Er schwaste ihr denn , wie Sie leicht denken Konen , eine gewaltige Menge Zeug vor , bat sich aus , daß er sie in Wachs bosfiren und ihr das mit ein Präsent machen dürfte , und damit das Protrat desto besser geriete , befühlt er ihre Grübchen in den Wangen und im Kinne , nahm ihr auch etlichemal unversehens einen Kuß , das mit er das Weiche im Munde desto besser ausdrücken könnte , sagte er !
Ich für meine Person war dabei ganz ruhig und mich focht nicht das geringste an :
Aber mit Christelen war_es nicht richtig !
Er wurde ganz heiß im Gesichte , eufzte und stöhnte , und ich konnte wohl merken , daß er viel Geld darum gegeben hätte , wenn er an Erdmanns Stelle gewesen wäre !
Um seinetwillen , war mir_es ordentlich ließ , daß wir unsere Gesellschaft in Dessau los wurden , und nachdem wir nur erst wieder allein waren ; konnte ich mir nicht helfen , ich musste Christelen ein wenig die Wahrheit sagen !
Ich brachte ihn denn sehr bald zum Geständnisse , daß er ein Narr gewesen , daß er sich gleich wieder in eine hübsche ohne zu wissen , was der Person sei !
Er versprach mir , er wollte immer mehr auf sich Achtung geben , und ich sollt es auch nur tun , besonders in Berlin , damit er da nicht etwan wieder dumme Streiche machte !
Doch weiter , weiter !
mit In Koßwig , liebster Meier , da machten wir neue Bekanntschaft mit einem Manne , vont dem ich bis diese Stunde noch nicht weiß , wer er gewesen ist , ( das mag sich wohl auf der Post öfter treffen ) aber daß es recht ein Mann für Sie gewesen sein würde , das weiß ich gewiß !
Er war schon etwas bei Jahren , und sicherlich was vornehmes , sah sehr ernsthaft und ein bisschen stolz aus und anfangs sprach er auch kein Mort mit uns : Weil wir uns aber doch ganz hon nett aufführten und von dem und jenem mit eins ander plauderten , was in die Wissenschaften einschlug ; ' so sah er sich allmählich nach uns um und fing an , zu sprechen .
Er fragte uns ; und besonders mich , tausenderlei , und ich antwortete ihm , was ich wusste .
Da er hörte , daß ich mich auf Geographie gelegt hatte , exas minierte er mich ein bisschen aus Keyßlers Nies sein , worin er eben so gut und besser Bescheid wusste , wie ich .
Er lobte das Buchescheide sehr , doch , sagte er , auf die allgemeinen Urteile über den Charakter der einzelnen Italienischen Völker könnte man sich nicht verlassen .
So fällte Keyßler z. E. über die Piemonteser ein sehr hartes Urteil und führte selbst aus dem Munde eines Piemontesers das Urteil an :
Unter zehn seiner Landsleute fande man vielleicht einen ehre Lichen Mann , so wie hingegen unter 10 Savoyars den einen Filou !
Das wäre sicher übertrieben ; Er hätte von einer Menge ehrlicher Pies montefer gehört und gelesen , und es fiele ihm eben eine Geschichte ein , die er mir erzählen wollte , und die ich Ihnen in der Geschwindigkeit auch wieder erzählen muß .
Zu Friedrich Wilhelms Zeiten geht einmal ein Preußischer Leutnant nach Italien auf Werbung , und wird im Gasthofe zu Venedig mit einem Piemontesischen Abbe bekannt , der ihm so gut gefällt , daß die beiden zusammen eine Stube nehmen und sich recht wohl mit einander vertragen .
Mittlerweile fällt das Karneval ein und der Leutnant , da er hört , daß da erstaunlich gespielt wird , tan er der Versuchung nicht widerstehn , steckt sich sein ganzes Geld ein und geht mit seinem Abbe auf ein solches Spielhaus , wo nichts als Gold auf dem Tapete ist .
Er fangt an zu sehen , und das Glück ist ihr so günstig , daß er erst ein Dußend , und zuletzt ein hundert Dukaten nach dem anderen gewinnt , so daß die Rocktaschen zu schwer werden und er das übrige in den Hut schütten muß .
Wäre das so fortgegangen , so hatte der Leutnant ein steinreicher Mann werden Mys . sein :
Aber das Glück ist tugelrund , sagt das sein Sprichwort !
Nunmehr fing er allmählich an zu verlieren , er wurde Hißig , seßte immer höher und verlor immer mehr , und unterdessen , was meinen Ste ? steht der Piemonteser neben ihm und maust ihm ganz fein , ohne daß weder er noch die ganze Gesellschaft es merkt , eine Hands voll Dukaten und aus der de und nachdem er genug hat , macht er sich in aller Stille davon .
Auf die Weise kann es wohl nicht fehlen , daß der Leutnant jaulest weder im Hute noch in der Tasche das geringste mehr hat : Kurz , alles is der anderen aus dem Hute fehlt und es bleibt ihm nichts übrig , als verspielt u nach Hause zu gehen und sich nun hinterher so toll anzustellen , als ihm beliebt .
Das tut er Benne auch rechtschaffen , marschiert wütend in der Stube auf und ab , knirscht mit den Zähnen , stampft , flucht !
Der Piemonteser sitt Gang fegt ruhig am Tische , lieft eifrig in einem Buche und stellt sich anfangs , als ob er nichts hörte .
Endlich fragt er doch den Leutnant , was ihmi fehlt und warum er sich so ungebärdig anstellt ?
Der will erst nicht mit der Sprache heraus , weil er sich zu sehr schämt :
Aber das Heucheln und Leugnen tan nun hier zu nichts helfen !
Also gesteht er denn , er hätte sein ganzes Geld verspielt :
Und nicht allein meines , wenn_es bloß das wäre , wollt ich kein Wort sagen !
Aber ich habe auch die königlichen Werbegelder verloren , und nun bin ich ein geschlagener Mann , darf mich nie wieder bei meinem Regimente sehen lassen , oder ich werde infam tafsirt !
Nun infam _ kassiert ! , , soll denn der Piemonteser viel guten Rat geben , was bei der Sache I tun ist ?
Der 200 bie Schultern und sagt , da stünde ihm sein Vers stand stille !
Das einzige , was ich In tan , spricht er , ist , daß ich Ihnen meine Börse ans biete : Ich weiß nicht , wie viel drin ist und ob sie so viel beträgt , wie Ihre Werbegelder , aber genug , file steht Ihnen von Herzen gern zu Dienste !
Nein , sagt der Leutnant :
Das will und mag ich nicht !
Da ich doch einmal unglücklich bin , so will ich Sie nicht dazu noch unglücklich machen : Behalten Sie Ihre Börr se , Sie brauchen sie selber !
Endlich und endlich , nachdem der Piemonteser den Leutnant zur Strafe seiner Sünden lange genug zappeln lassen , holt er aus einer Ecke eine ganze Partie kleiner Geldrollen .
Nun Nun Denn , sagt er , wenn Sie mein Geld nicht haben wollen , so nehmen Sie Ihr eigenes !
Der Leutnant ist wie versteinert und weiß nicht , ob er seinen Augen trauen soll .
Nun ja , ja , fährt der Piemonteser fort :
Es ist ganz richtig , dies hier ist Ihr eigenes Geld ! das Glück anfing , Ihnen Weil ich sah , daß untreu zu werden nachlassen würden , und Sie gewiß nicht eher bis alles wieder verspielt Ware , so macht ich ganz heimlich einen ehrlichen Spisbubenstreich und stahl Ihnen , ohne daß Sie_es merkten , das alles hier aus dem Hute und aus der Tasche !
Es hatte mir schön bekommen können , wenn Sie mich auf der Tat ertappt hatten :
Indes es ist glücklich abgelaufen , und wenn Sie nun tafsirt werden , so ist wenigstens Ihr Piemontesischer Abbe nicht dran Schuld .
Die Freude des Leutnants nun und was damit zusammenhangt , werden Sie sich schon von selbst vors stellen !
Bei Gelegenheit des Spielens gab uns der frembe Herr noch eine andere Geschichte zum Besten , die Ihnen vermutlich auch noch neu sein wird .
Für mich ist sie weiter keine War_es nung , denn sie wissen wohl , daß ich mir nichts aus dem Spielen mache , ob ich_es gleich Van !
Davor lieber einen Hops in die Saale , oder einen Gang auf dem Schlittschuhe !
Aber für die Herren mit den weißen Federhüten ist die Geschichte eine gar nüssliche Lehre und Warnung .
Kurz , ein junger Herr ist mit seinem Hofmeister in Leipzig auf der Universität , hat sich bisher ungemein tugendhaft und artig aufs geführt , und sich vor allen Ausschweifungen , besonders auch vor dem Spielen , aufs duffste in Acht genommen .
Einmal aber ist er allein , ohne seinen Hofmeister , in einer Gesellschaft .
Es wird hoch gespielt ; Er soll mit spielen , will nicht ; Es wird ihm immer schärfer zugefaßt , endlich mehr aus Gefälligkeit , als aus Neigung gibt er nach und spielt mit .
Unglück verfolgt ihn auf eine ganz grausame Art : Er verliert nicht nur alles , was er bei sich hat , sondern auch noch 100 Zutaten Das sich , kurz , er will die Geschichte s auf Kredit .
Bar er nun so gewesen , wie ich , so hätte er hübsch gleich seinem Hofmeister alles rein herausbekannt , der Hofmeister als ein vernünftiger Mann wird ihm ja diesen fair leer nicht so erschrecklich hoch angerechnet haben !
Aber nein , da schämt er sich , da fürchtet er den 100 Dukaten heimlich vertuschen , sie eine Zeitlang auf Borg nehmen und nach und nach abbezahlen .
Er geht also zu seinem Kaufmanne , der bisher immer seine Gelder ausgezahlt hat und bittet ihn um die 100 Dukaten , ich weiß nicht auf wie lange .
Der Kaufmann sagt , herzlich gern , , und wenn er tausend verlangte !
Nur eine einzige kleine Bedingung .
Er sollte ihm von seinem Hofmeister eine Quittung verschaffen !
Das will denn natürlich der Edelmann nicht , und ohne den Hofmeister will der Kauf Mann nicht , folglich wird ganz und gar nichts aus dem Handel .
Der Edelmann adressiert sich nun an seinen Bedienten , daß er ihm jemand verschaffen soll , der ihm die 100 Dukaten vors schießt ; Der treibt denn auch richtig einen Schneider auf und das Geld kommt , aber wohl zu merken , statt 100 Dukaten muß der Edels Mann 120 verschreiben , und jährlich 20 wenigstens , wo nicht gar 30 pro Cent Interessen vergeht die Not noch sprechen .
Er läßt sich das alles gefallen , dar mit er nur vorserst nicht entdeckt wird !
Aber so wie das Jahr um ist , viel arger an , als vorher . schlechterdings keinen Tag Zahlung warten :
Der Schneider will langer mit der Bei Es muß also ein neuer Kreditor aufgetrieben werden .
Der zahlt nun nicht mehr 100 , sondern 150 Dukaten aus , läßt sich davor 200 verschreiben , außer den 20 oder 30pro Cent Interessen .
Sie sehen nun schon , Kurz , der junge wo das Ding hinaus will !
Herr kommt von der Universität , wird sein eigener Herr , aber die Güter bekommt er nicht eher , als nach dem Tode seines Vaters Bis dahin also muß er sich mit seiner alten Spielschuld schleppen und sie immer höher und immer höher aufsummen lassen :
Und nun raten Sie ein Mal , wie viel endlich aus den 100 Dukaten geworden war , als er sie zuläßt bar und blank auf einem Brette auszahlte ?
Acht tausend Taler !
Gott behüte und bewahre einen vor Schulden , und vor solchen jüdischen Wucherern !
Bon solchen Geschichten strömte es nur so bei dem fremden Herrn , und Sie können leicht denken , daß uns die Zeit bei ihm nicht lang geworden ist :
Aber in Potsdam verließ er uns , ohne daß er einmal Abschied genommen hatte !
Das mag wohl verzweifelt großstädtisch sein , aber sehr artig ist es doch auch gewiß nicht !
Doch ich erzähle Ihnen nun nichts weiter als noch ein einziges Abenteuer , das mir selbst begegnet ist :
Das Herz schlägt mir noch , wenn ich wieder dran denke !
Ich hatte mich so sehr auf meine Einfahrt in Berlin gefreut , es war auch ein kostbarer heller Abend , daß ich den ersten Anblick davon so recht hätte genießen können .
Werden Sie mir_es nun wohl glauben ; daß ich vom Hallischen Tore an bis ans Poste Haus mit einer solchen Todesangst gefahren bin , wie ein armer Sünder auf die Gerichtsstate ?
Und daran war ein gemeiner Soldat Schuld , den Sie kennen !
Wie werden Sie erstaunen , wenn ich Ihnen seinen Namen nenne ?
Genug , nachdem wir unter dem Tore , wie gewöhnlich , examiniert worden waren , stieg der Soldat hinten auf und fuhr mit .
Er tat gleich sehr zur thulich und vertraut gegen uns , fragte , ob wir nicht Studenten aus Halle waren : c. aber so wie ich nur sein Gesicht halb von der Seite gesehen und den Ton seiner Stimme gehört hatte , war ich nah daran , in Ohnmacht zu fallen .
Getiger Gott im Himmel , es war Brotbeck !
Mein ehemaliger Wohltäter Brotbeck , igt Goldat unter dem Raminschen Regimente !
Christel wusste gar nicht , was das sein sollte , als ich mit einemmal sagte , mir würde nicht wohl :
Aber mir war wirklich nicht wohl ; Ich bekam ordentlich eine Art von Schwindel und die Strafe ging mit mir um und um !
Ich hatte nicht das Herz , einen Laut von mir zu geben , daß mich Brotbeck nur ums Himmels Willen nicht erkennen sollte !
Gott beharre mich vor dem Gedanken , daß ich mich seiner in seinem Essigen Zustande sollte geschämt haben :
Aber ich setzte mich im Geteste an seine Stelle und dann schämt ich mich , um in die Erde zu sinken , vor dem igigen Wilhelm Blumental !
Überdem ging_es mir wie ein Schwert durch die Seele , daß ich nicht im Stande sein sollte , Brotbecken meine Dankbarkeit so an den Tag zu legen , wies meine Schuldigkeit gewesen Ware !
Mit alle diesen Gedanken qualt ich mich nun so hin , bis wir bei der Post still hielten .
Wir gingen ins Posthaus , Brotbeck uns nach und kaum kann ich es sagen --- bettelte bei uns , ben mir , um ein Trinkgeld .
Und hart ich auf der Welt nicht mehr gehabt , als einen einzigen Louisdor , hat ich meinetwegen Berlin gar nicht sehen und mich bis Halle wieder zurück betteln müssen , so konnte ich mir nicht helfen und Brotbedek musste den Louisdor haben !
Ich gab ihn ihm , ohne ein Wort zu sagen . und er ging weg , ohne mich zu erkennen und auch ohne zu merken , was ich ihm gegeben hatte .
So wünschte ich_es !
Denn mit ihm zu reden , das konnte ich schlechterdings nicht Aust halten .
Hinterher habe ich denn Christelen das ganze Rätsel entdeckt , und der findet an meit einem Betragen gewaltig viel zu tadeln und zu besseren .
Er meint , für einen Menschen wie Brotbeck , sei es noch das einzige Glück , wenn ihn die Soldaten erwischten ; Die machten gewiß aus einem nichtsnußigen , veroorbenett Studenten noch einen brauchbaren Kerl , wenn_es irgend möglich wäre , und ich wäre ein Marx daß ich bei Brotbecken solche fefne und delikate Empfindungen vorausseßte Er würde den Louisdor nehmen und ihn versaufen , verspielen oder sonst liederlich durchbringen 1c .
Davon mag vieles wohl wahr sein :
Aber genug , so tan und darf ich nicht denken !
Brotbeck hat mich ein ganzes Jahr lang ernährt , davor bin ich ihm mein ganzes Leben lang Erkenntlichkeit schuldig , und ich werde mich gewiß unter der Hand nach seinen Umständen erkundigen .
198 Nun kann ich nicht mehr schreiben , meine Hand ist mir halb lahm geworden .
Also lebend Sie wohl für diesmal , in ein paar Tagen weri den Sie mehr von mir hören .
2c Damals Berlin und en Der geneigte Leser kennt nun schon Wilhelms Art und Matur genug , um zu erraten , welche Merkwürdigkeiten Berlins vorzüglich seine Aufmerksamkeit gefesselt haben . war Nikolais Beschreibung von Potsdam noch nicht heraus und es war also für einen Seherlichen Reisenden keine so leichte Sache , sich in einer so weitläufigen Stadt in der Geschwindigkeit ein wenig zu Routinier .
Indes , so gut als jeder andere es getan haben würde , tat es Wilhelm auch !
Vorallen Dingen kaufte er sich einen Grundriß der Stadt , wandte sich damit an mehrere Leute von allerlei Standen , bat sie um Belehrung und Nachweisung , die er auch mit der größten Bereitwilligkeit erhielt und so zeichnete er sich auf seist einem Grundrisse die Lage alle der Merkwürdige Leiten an , die er sehen wollte .
Von Zuckersir drei und Porzellanfabrik hart ihm Meier schon gesagt und hier machte er auch seine ersten Besuche .
In jener fand er vollkommen , was er suchte :
In der anderen aber 0 er sich artig betrogen .
Nachdem er das Warenlager in Augenschein genommen , welches ihm außerordentliches Vergnügen gemacht , wurde er nun nur um desto begieriger , den ganzen modum procedendi von Anfang an zu beobachten ; Allein man sagte ihm , daß das ein Geheimnis sei und daß es schlechterdings verboten wäre , jemanden in die Werkstäte zu führen .
Allenfalls hat er , obwohl nicht ohne Weitläufigkeiten , die Zimmer der Maler und Modellierer können zu sehen bekommen : gerade am wenigsten zu tun , sondern um die Zubereitung der Maße , der Glasur und um die Art und Weise des Brennens !
Da nun kein Bitten und Schmeicheln was verfangen wollte , machte er bonne mine à mauvais jen und tröstete sich damit , daß er doch in Berlin imis mehr noch genug zu sehen hätte , und wenn alle Stunden seines bestimmten Aufenthalts sich in Wochen verwandelten !
Er machte sich also auf den Rückweg nach den Linden , um dem Gieße Hause hinter dem Zeughause auf ein Stündchen zuzusprechen : Allein er holte sich hier zu der einen langen Nase , die er bereits bekommen , die zweite !
Beinahe war er auf Ihre Königliche Majestät ungehalten worden , daß sie mit ihren Künsten so geheim hielten , und war es ihm zum drittenmal so gegangen , so dürft es sicherlich allerhand hiesige und respektswidrige Ausdrücke gesetzt haben !
Aber nein !
Das Aber darum war es ihm drittemak belohnte sich der Gang reichlich und überschwänglich .
Indem Wilhelm nach der als ten Münze gehen wollte , stieß er von ohngefahr auf Herrn Leffing , Bruder des Bibliothekars .
Sener ist bekanntlich Assistent bei der Münze , und war folglich recht der Mann , den Cicerone zu machen , wenn er wollte .
Das Wollen aber fand sich sogleich , nachdem er nur wenig Worte mit Wilhelm gesprochen und sich von seinem offenen Kopte und von Sets einer feurigen Lehrbegierde überzeugt hatte ?
Kurz , Herr Leffing spendierte sehr gütig einige Stuns den dran und zeigte Wilhelm in der natürlichsten und simpelsten Ordnung den ganzen Gang des Münzens und die Empfängnis , Bildung und Geburt der Louisdors und Sechser . "
Nicht nur dies , sondern er zeichnete ihm auch auf seinem Grundrisse noch mehrere Merkwürdigkeiten aus und gab ihm Anweisung , bei wem er sich deshalb zu melden hätte .
Bisher war Christel , mehr zur Gesellschaft , als aus Neigung , immer mitgeschlendert , hatte die Douceurs ehrlich zur Hälfte getragen und sich davor leidlich genug divertiert :
Allein nun hatte er_es auch schon von ganzem Herzen satt ; Das viele Laufen und Rennen machte ihn völlig schachmatt , und er erklärte sich ein für allemal , er möchte nicht mehr mit .
Hier nun flet es Wilhelm ein , daß ihm Meier ausdrücklich aufgetragen , Christelen an einen gewiss sein Ort zu führen , um ihm seine neulichen Jugendsünden , wenn sie ihm etwa noch nicht leid genug waren , vollends leid zu machen .
eh bewog ihn also nur noch einen Gang mit zu tun , und was dies für ein Gang war , beliebe der geneigte Leser aus folgendem zweiten Briefe an Meiern zu ersehen .
Bestes Väterchen , So enorm fleißig , wie ich hier in Berlin bin , bin ich ohne Ruhm zu melden taum einmal zu Hause gewesen .
Den ganzen geschlagenen Tag liege ich auf der Strafe und in den Häusern , sehe und lerne : Des Abends repetit fch , schreibe , zeichne und bin denn so made , daß ich schlafe wie ein Bar .
Der schwächliche Christel hat es bald Fahrt gekriegt , mit mir herumzutraßen und ich hatte ordentlich Mühe , ihn nur noch in die Spandauer Vors Stadt heraus zu schwaßen , um ihm das zu zeigen , was Sie mir aufgetragen hatten haben sie tausend Dank , mein bester M.
Auch für mich ist dieser Besuch gar sehr erbaulich gewesen und ich habe mir einen solchen Grauen und Üb scheu vor dem Laster der Wollust gehöhlt , der di Blumenthal ** They !
mich sobald nicht verlassen wird .
Doch ich mis Shnen die Sache ganz von Anfang erzählen !
Ich sagte Christelen gar nicht , daß ich mit ihm . nach der Charite wollte , sondern machte ihm weiß , ich wollte ihm was außerordentlich schönes zeigen . und er glaubte es auch halb und halb .
Nun kamen wir in der Charite an und einer von den Offizianten übernahm es , uns herumzuführen .
Er brachte uns erst in eine ordentliche Krantenstube und ich tan es nicht leugnen , so wenig ich mich sonst wovor fürchte , so fuhr ich doch vor Schauder zusammen , weil ich die Menge Krante , Elender und Sterbender in ihren Betten vor mir sah .
Es war alles so weit recht reinlich ; Jeder lag in einem eigenen Bette , nicht so wie in Paris ihrer vier in einem ; Auch roch ich wohl , daß den Augenblick erst mit Wacholder geräuchert sein musste : Allein die Luft in einer solchen Stube ist denn doch eine ganz andere , wie die , die gleichwohl man im Freien einschlugt !
Anblick der Kranken selbst !
Das eine seufzte und stöhnte , daß es einem hatte das Herz durch bohren mögen ; Ein anderer rief nichts , als Ach Gott !
Ach Gott !
Ein dritter rang wirk lich schon mit dem Tode ; Ein vierter hustete fo angstlich und so hohl , es war jämmerlich ans Und nun erst , der zuhören Andere nahmen Arznei ein , oder aßen und tranten , und bald hätte ich auch für Christelen gleich anfangs Arznei nötig gehabt , denn er wurde blaß wie der Kalk an der Wand , die Augen brachen ihm und er hielt sich an mich , um nicht zu fallen .
Wir führten ihn gleich hers aus in die frische Luft und er erholte sich auch geschwind wieder .
Ich redete ihm zu , er sollte sich fest machen ; Wer ein Mann sein wollte , müsste daß , und noch mehr sehen können , ohne davonzulaufen 20. und kurz , wir gingen weiter .
Allein bald erfuhr ich , daß sich eine gute Lehre leichter geben , als ausüben läßt !
Vor einer der folgenden Stuben prallt ich selbst zurück , so wie ich nur einen Blick hineingetan hatte .
Es lagen darin lauter Patienten mit offenen Wuns den , und über einem war der Chirurg just her und schnitt ihm das faule Fleisch .
Das konnte ich nicht aushalten und wir gingen weiter .
Munmehr kamen wir dahin , liebster M. wohin Sie wollten , daß ich Christelen vornehmlich führen sollte .
Auch schlug ihm gleich das Herz wütend , als er nur vom Führer hörte , was das für eine Art von Kranken wäre , die hier Lage !
Graßlich , gräßlich !
Gott stehe mir bei , daß ich nicht einmal einen Fehltritt begehe , und 10 dafür büßen muß !
Benn ich wie er beb Ihnen bin , will ich mich mit Ihnen in die Studierstube einschließen und Ihnen erzählen , daß Ihnen die Haare zu Berge stehen sollen :
Aber in einem Briefe , den doch gewiß mein bestes Mütterchen und Mühmchen auch liest , tan ich nichts davon sagen .
Nur das !
Bei dem Anblicke einer gewissen Weibsperson ( à qui la verole avait rongé tout le vifage , qui n' avait plus de Netz , ni de bouche , ni même des yeux , enfin depuis le front jusqu' au menton ce n'etoit qu ' un grand goufre ) Bei diesem Anblicke stürzte Christel wie ein Stück Holz vor mir nieder und war ganz weg !
I Ich fing ihn noch zum Glück auf , daß er sich nur nicht das Gesicht zerschlug und der Führer lief auf meine Bitte gleich nach der Apotheke , um etwas zu riechen zu holen .
Eher tam auch Christel nicht zu sich selber und hatte eine solche tiefe Ohnmacht , als ich noch niemals gesehen habe .
Nach und nach bekam er wieder so viel Kraft , daß er sich getraute , mit ins Quartier zurück zu gehen .
Unterwegs drückte er mir zärtlich die Hand und dankte mir , daß ich ihn hierher geführt :
Er müsste kein Mensch sein , sagte er , wenn ihn das nicht fünftig abhalten sollte , von neuem auszuschweifen !
O wie gern hat ich_es ihm doch gesagt , daß es nicht mein , sondern Ihr Einfall gewesen war :
Aber ich habe den guten Chrissel bis ist in den Gedanken erhalten , Sie wüssten von seiner Ges schichte noch keine Silbe , und aus diesem süßen Traume möchte ich ihn nicht gern reiss fen !
Das sage ich Ihnen nun vorher , Bester M. und ich weiß , daß Sie deswegen nicht böse auf mich sein werden :
Unter 14 Tagen wes nigftens , ( es ist möglich , ich gebe noch mehr zu ) aber wie gesagt , unter 14 Tagen gehe ich hier . nicht von der Stelle !
Ho , werden Sie denken , das wird sich schon geben , Monsieur !
Wir wissen ja , wie viel der Herr Geld in der Tasche hat !
Berlin ist ein Pflaster , oder wie einmal eine Dame hier gesagt haben soll : L'emplatre de Berlin eft diablement cher !
Die paar Louisdors werden bald alle gemacht sein !
Alles gut :
Aber ich bleibe bei meinem Sage !
Daß Berlin teuer ist , und daß die Leute herzlich gern Geld nehmen , auch viel Geld nehmen , wenn man_es ihnen sonst Ges ben will , das habe ich wohl gemerkt :
Allein von mir sollen sie nicht reich werden , Davor stehe ich !
Raten Sie einmal , was ich im Durchschnitte den Tag verzehre ?
Einen baren halben Taler , und wenn_es hoch kommt , einen Gulden . und bezahlen für Stube und Bette jeder täglich 8 Groschen .
Den Mittag eße ich in der Wirtstube unter Crett und Pleti , freilich nicht so wie bei Ihnen , aber doch satt , für 3 bare Groschen .
Zum Frühstück und Abendbrot Schmaus ich eine Semmel oder eine Butterschnitte , und wenn_es hoch geht , trinke ich einmal Tee , denn der Kaffee ist mir schon zu teuer !
Christtat geht des Abends fleißig in die Komödie ; Ima merhin , ich bleibe zu Hause , arbeite und era spare mir mein Geld .
Die Fiacres tosten mich auch nichts , meine 2 gesunden Beine sind mir Fiacres genug .
Folglich mache ich weiter keine Depensen , als die Douceurs und Trinkgelder , die ich geben muß . auch keineswegs lumpen , mich vorher , was Stili ist ; so sag ich_es den Leuten gleich ich bin ein armer Student aus Halle , ich wollte gern generds sein , aber ich kann nicht , machen Ging einmal eine Ausnahme und tun Sie es um die Hälfte oder um das Drittteil !
Ges fest aber , ich tan es nicht vorher sagen , so bringe ich_es hinterher an , und bis jetzt ist mir_es damit recht gut gegangen !
Nun wieder Amen , für diesmal !
Den ersten Brief schrieb ich des Nachts Wir wohnen in der Stadt Ruppin Da laß ich mich sondern erkundige Ift mir_es zu viel , vorher : Herr , an Sie , diesen des Morgens :
Aber ich muß ben Vormittag nach der Gold und Silbers Manufaktur .
Ich bin gleich vor die rechte Schmiss de gegangen und habe mich bei Herr Ephraim selber gemeldet , kurz ich bekomme alles zu sehen .
Vale , Vale !
P. S.
Nach Brotbecken habe ich mich bei einem Unteroffizier von seiner eigenen .
Kompanie erkundigt und leider . ! herzlich schlechte Nachrichten erhalten .
Stellen Sie sich vor , durch meinen guten Willen habe ich ihm noch einen Buckel voll Schläge zugezogen , denn er hat sich von dem Louisdor , den ich ihm geschenkt , besoffen und ist dafür bestraft : worden .
Nun kann ich nichts weiter tun und muß ihn seinem Schicksale überlassen !
Der Sonntag war denn für Wilhelm der erste Tag der Ruhe und der Erholung .
Des Vormittags hört er Spaldingen predigen , strich , noch in einigen anderen Kirchen herum und verweilte besonders in der Garnisonkirche bei Ro dens Meisterstücken .
Der Nachmittag war für den Tiergarten bestimmt , und Wilhelm musste nolens volens mit Christelen im Fiacre fahren und sich von ihm freihalten lassen .
Ob er dort Begnügen und Freude empfand , ist keine Fraß ge ; Vollends nicht in Berlin , Mo man den Tiergarten so gut als unter die miracula . mundi fest .
Allein so wie Christelen auf der Post nach dem Dessauischen Mädchen das Maul voll Wasser lief so wasserte es Wilhelm nach .
bem söhnen , klaren Wasser der Spree !
Er Wasser hatte nun schon an 14 Tage nicht geschwommen und alle seine Glieder lechzten recht nach einer Kühlung .
Die Gelegenheit war ist vor der Nase : 2 Aber sich in der Gegenwart oder doch Nähe solch einer Menge von Menschen von Beys derlei Geschlechtern auszutleiden , das ging uns möglich :
Er sann also auf eine List , sagte Christelen etwas ins Ohr und dann laut zu ihm : Allons , was gilt die Wette , ich hole dir dein Schnupftuch wieder , du magst es hinwerfen , wohin du willst ?
Einen Dutaten , sagte Chris Stele !
Topp , es gilt , erwiderte Wilhelm , warf sogleich Rock und Beste von sich , zog die Stier feln aus und beide näherten sich dem llfer .
Im Augenblick entstand ein Laufen und Rennen unter r den Zuschauern ; Die Foderesten riefen und holten die entfernteren herbei , und in einer Minute stand das Ufer voll von Menschen .
Was ist_es ?
Was ist_es ?
Was gibt_es ?
Eine Wette , war die Antwort !
Ich wette mit , ich auch , ich auch , erschollen gleich eine Menge Stimmen .
Um Vergebung meine Herren , sagte Wilhelm , wir haben hier bloß eine kleine Wette für uns !
Ich soll einen Dutaten haben , wenn ich das Schnupftuch aus dem Wasser hole , es mag so weit geworfen werden , als es will !
Das ist aunmöglich , riefen wieder eine Menge Grimmen :
Ich pariere einen Dulaten , einen Louis dor , zwei Dulaten !
Ewig Schade , sagte Wilhelm , daß ich nicht mitparieren Van :
Indes , Lassen Sie sich_es lieb sein , meine Herren , Sie waren rein um Ihr Geld , wie Sie gleich sehen , werden !
Allons , Christel , schmeiß zu und so weit du kannst bohlest Sogleich drehte Christel das Schnupftuch zusammen , tat damit , einen Wurf nahe an das jenseitige Ufer und plumps stürzte sich Wilhelm bis über den Kopf ins Wasser .
Es erhob sich ein entsegliches Geschrei , denn die meisten glaubten , Wilhelm habe sich mutwillig hinein Ges stürzt , um sich zu ersäufen , er sei etwa ein unglücklicher Liebhaber oder sonst eine verzweifelte Art von Menschen !
Aber bald vermandelte sich das Angstgeschrei in ein lustiges Juchhe der Freude , ale Wilhelm mit einer vergnügten , und heiteren Miene wieder zum Vorscheine kam und nun rasch dem Schnupftuche nachschwamm , welches er auch gar bald erwischte und wie im Triumph um den Kopf schwenfte .
Er führe noch eine ganze Weile fort , sich zu seinem und , ber Zuschauer Vergnügen niit alle feien erlernten Künsten sehen zu lassen , und unterdes er : Lundigten sich mehrere Herren bei Christelen nach sein Namen , Stande und Charakter dieses jungen rüstigen Schwimmers .
Da sie hörten , daß er ein Hallischer Student sei , dessen guter Ropf bloß durch sein noch besseres Herz übers troffen werde , und daß ein wohlangebrachtes Geschenk an Gelde ihm ist bei seiner großen Begierde , alles in Berlin zu sehen , sehr zu statten kommen würde , regte sich in Ihnen . sogleich der Geist der Großmut und Menschen .
Liebe .
Meine Herrn , rief einer von ihnen , einen .
Kleinen Vorschlag !
Wir haben dem jun gen Manne vorhin die Wette angeboten :
Er hat sie ausgeschlagen , weil er nicht so viel Geld . gegen uns zu sehen hatte !
Lassen Sie uns dens ten , wir hätten sie wirklich verloren , und ihm . für das Vergnügen , was er uns gemacht hat , wieder eins machen !
Hier ist mein Dukaten , Cer nahm seinen Hut ab und warf ihn hinein ) . opfern Sie ein jeder , so viel Ihnen gefällig ist , und wir stecken ihm hernach das Geld in die .
Tasche , um ihm das Erröten zu ersparen !
Ger sagt , getan !
Jeder zog mit Freuden seineBörse und warf einen kleineren oder größeren .
Scherf in den Hut .
Nachdem die Kolletts Ces versteht sich , daß sie sich bloß unter die beau Monde erstreckte ) in aller Eile gemacht war , steckten sie ihm das Geld in die Rocktasche und bald darauf tam er selbst triefend wies zahm er selbst triefend der ans Land .
Ein allgemeines Klatschen des Beifalls empfing thn ; Er dankte beschämt und errdthend und eilte mit Christelen , der ihm Rock , Weste und Stiefeln trug , nach der nächsten Hütte , wo Feuer auf dem Herde war , um sich zu trockenen .
Allein wie groß war sein Erstaunen , Rocktasche voll Geld fühle_es als er feine te und ihm Christel die Geschichte davon era zählte !
Sein Herz brannte vor Freude und vor Dant , nur fonnte o konnte er den Dank nicht , wie er wünschte , an den rechten Mann bringen , denn wer hätte ihn in dem großen Getümmel des weitläufigen Tiergartens ausfinden können ?
Die Beiden fuhren also . nach Hause und priesen um die Wette die feine und edle Wohltätigkelte der Herren Berliner .
Drei und drenßigstes Kapitel .
Und nun , sagte Wilhelm zu Christelen , tan ich dir nicht helfen , ich muß dich allein nach Halle zurückreisen lassen !
Die Gelegenheit , die ich ißt habe , eine Menge Dinge zu sehen und zu Lernen , kommt mir nicht wieder !
Kollegia tan ich immer hören :
Aber hier bin ich vielleicht in meinem Leben das einzigemal .
Wie du willst , gab ihm Christel zur Antwort :
So gern ich dich bei mir hätte , so gern und noch , lieber laß ich dich hier , da ich sehe , daß du für dein Fach so außerordentlich viel Stoff und , Nahrung findest .
Ein paar Tage bleibe ich noch , dann Adieu !
Christel hielt Wort , und nachdem er sich just acht Tage in Berlin aufgehalten , reiste er zurück .
Seinen Hauptendzweck erhielt er ; Seine Gesundheit war merklich gestärkt worden :
Aber dazu fehlte viel , daß er sich mit Wahrheit hatte , rühmen können , Berlin gesehen zu haben .
Wilhelm hingegen schien es recht eigentlich darauf anzulegen , Berlin so auszulernen , daß er selbst mit den Eingeborenen sich in eine Wette hatte einlassen können , welcher von beiden es cm besten tannte , sie oder er !
Von Montag früh an begann er wieder seine Streifes retten , dahin , dorthin , überallhin ! . überallhind Er besah das Lagerhaus , die Tabatsfabricken , einige Seidenmanufakturen , die englische Stahlfabrik , Schriftgiesserei , Lederfabrik , Tapetenmanufaftur , Seifenfabrik , die Pulvermühlen ic .
Er besuchte einzelne Künstler in ihren Häusern und Werkstäten , Maler , Bildhauer , Kupferstecher , Stempelschneider , Steinschnel der , Stuckaturarbeiter 20. und trug nicht selten ein kleines Geschenk zum Andenken von ihrer Güte davon .
Bon Musikern konnte er nach seinem individuellen Geschmacke nichts gebrauchen !
Gelehrte kannte er zwar einige aus Mei er_es Distürfen , Sulzer , Sack , Ramler , Men delson , Spalding :
Über sie zu besuchen , fiel ihm nicht ein , weil er sich in seinen Gedanken gar zu klein gegen sie fühlte !
Aber auf die Königliche Bibliothet wandte er doch einen Vormittag , den er mehrenteils mit Durchblättere Runge des Mufei Florentini und der beeidend unschätzbaren Bande von Handzeichnungen großer Mähler zubrachte .
Der Unendlich mehr aber zog ihn das Königliche Kunst und Naturalien : Kabinett an sich :
Hier hätte er gewünscht , statt Stunden Wochen zuzubringen .
Auch konnte et sich schlechterdings nicht damit begnügen , gleich anderen Reisenden es bloß flüchtig durchzulaufen , sondern wirkte sich bei dem Herrn Hofrat Stofch die ganz besondere Gefälligkeit aus , daß er ihm einen Bedienten mit gab , der vollkommen Bescheid waste und für ein tüchtiges Doar Coir fechs nicht verdrießen ließ ein halb Dußend Gange mehr zu tun .
Hier nun sah Wilhelm Staunend große und neue unter der Natur große S und Kunst , die ihm bis ist noch gar nicht vors gekommen waren ; Fremde Tiere aus den entferntesten Himmelsgegenden Eine Menge Schaße des Schoofses der Erde und des Meer res ; Ganz unglaubliche Produkte des Mensch Lichen Fleisses und der Kunst in Stein , Holz , Glas , Wachs , Elfenbein , Bernstein , Porzellan , und selbst in Kirschferne , wie sich denn im Kabinett ein Kirschkern befindet , auf dem irgend ein Künstler , der wohl nicht drauf Ges rechnet hatte , daß sein Name so rein vergessen werden sollte , 265 Gesichter geschnißt hat .
Was aber unter anderen auf Wilhelm den meisten Eindruck eines Linienschiffes von 74 Kanonen .
Das tam ihm wie gerufen , denn fo viele Mühe er sich auch gegeben , so oft er auch seinen Homan Nischen Kupferstich vom Schiffbaue angesehen und betrachtet konnte er sich doch nie ein deutliches Bild von einem Schiff machen .
Nun konnte er_es !
Und überhaupt bereicherte er seine Kenntnisse auf diesem Kabinett so sehr , daß es ziemlich so gut war , als hat er ein halbes Kohls legium gehört .
Gegenstände von ganz anderer Art und Nar für lernte er wieder auf dem Anatomischen Theater kennen , welches er ebenfalls besuchte .
Die Zeit der Sektionen war zwar noch nicht an gegangen , aber auch ohne diese war genug Sehens würdiges für ihn da .
Nicht wenig fuhr er vor Schauder zusammen beim Anblicke der beiden .
Riesen , die weiland unter Friedrich Wilhelm das Gewehr , und ist ihr unförmliches Stehlet prasentirten !
Roch erbaulicher für ihn war die Sammlung von Missgeburten .
Zusams , Mengewachsen Kinder mit 2 Köpfen , 2 , auch 4 Händen und Füßen !
Ein Kind ohne Bauch , mit frei heraushängenden Eingeweiden !
Eine vollkommene Suite unreifer Menschengeburten !
Und nun die Menge der anatomischen Präparate und chirurgischen Instrumente , bei deren Bloffem Anblicke man schon Stiche und Schnitte zu fühlen glaubt !
Auch die Instrumente zu Hebammenkunft wurden ihm hier ohne seine .
Bitte vorgezeigt , und diese mussten ihm als einem ehrbaren Junggesellen zweifelsohne unter allen am meisten auffallend sein ! Ganz zuleht , aus trog aller knappen Wirtschaft das Geld schon auf die Netze ging , erfuhr er noch glücklicher Weise , daß die Real schule einen sehr ansehnlichen Maschinen - und Modellsaal befasse .
Flugs war er bei dem Inspektor und hielt um die Erlaubnis an , ihn zu sehen .
Mit welcher Wonne rrte er nicht in dem Labyrinthe don mechanischen Werkzeus gen , Mühlen , Schrauben Flaschenzügen , Rammmaschinen , Schleusen , Brücken , Webe :
Stühlen Bergwerksmaschinen ic . umher !
Seine Schreibetafel faßte kaum alle die Notabenes , die er nur in Einem Vormittage machte , und auch in diesem Saale studierte er 2 volle Tage !
Mittlerweile waren 4 Wochen hin , ohne daß Wilhelm eigentlich wusste , wie ?
Bloß det Kalender sagte es ihm , und der hat ja , so lang er nicht vom Wetter spricht , in aller Welt das Recht , die Wahrheit zu sagen .
Der Berlinsche Magnet verlor nun allmählich seine Kraft : und der Hallische Begann zu ziehen .
Der hun : mehrige Zustand des Beutels vermehrte diese Attraktion nicht wenig , denn obgleich Wilhelm , auch selbst nach dem sehr artigen Geschenke im Tiergarten , stets nach wie vor der homme à un Florin par jour bleibt , so machten doch 28 Tage nelto eben so viel Gulden .
Die vies lehn und oft nicht kleinen Douceurs , nebst dem , was er nach und nach mit Kaufung allerlei künfts . licher Bagatells vertandelt hatte , betrugen vollkommen dieselbe Summe .
Zehn Taler Beys , nahe kostete ihn die Herreise :
Aller Wahr ? scheinlichkeit nach konnte ihn die Rückreise um nichts wohlfeiler zu stehen kommen ; Und sein ganzer Kassenbestand belief sich auf das Medium zwischen zwölf und dreizehn Taler !
Mar also nun auch für ihn in Berlin noch wer weiß was zu sehen gewesen , so konnte ihn nichts halten .
Entschluß und Ausführung waren Beit nahe eins und den folgenden Morgen um saß schon in der Potsdamer Journaliere .
hat ich , der ich die Ehre habe , diese Lebensgeschichte dem deutschen Publikum aufzutischen , damals mit Haude und Spener in Verbindung gestanden , so würde ich nicht ermangelt haben , zu den Berlinischen Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen folgenden Artikel eins zuschicken :
Unter heutigem Dato reiste ein Hallischer Student nach einem vierwöchent Lichen Aufenthalte von hier ab .
Die ganze Zeit über war er von Morgen bis in die Nacht beschäftigt , zu sehen und zu lernen .
Er darbte sich_es am Munde ab , um es an Douceurs für Sehenswürdigkeiten der Natur und Kunst hinzugeben .
Zu Schauspielen reichte weder seine Zeit noch sein Geld .
Kaffeehauser , Spielhäuser , Weinhäuser und noch gewisse andere Häuser sind ihm gänzlich un bekannt geblieben , und er wird es einem jeden ableugnen , daß es liederliche Dirnen in Berlin gibt , weil er die ganze Zeit über keine gesehen hat .
Als ihm auf dem Anato mischen Theater die Instrumente zur Hebammenkunft gezeigt wurden , wurde er feuerrot . im Gesichte und es schien , als ob ihm ist erst in einer gewissen Sache ein volles Licht aufgehe !
Wir haben nicht ermangeln wollen , dem Publikum eine so seltene Person für das jetlaufende Jahrhundert bekannt zu machen 2c .
Von Wilhelms Rückreise nun habe ich wenig oder nichts beizubringen .
In Potsdam blieb ihm nur eben so viel Zeit übrig , die Gewehrfabrik ein wenig zu beantligen , als schon die eigentliche Post nach Halle ankam .
Er musste also Sanssouci , das neue Schloß und alles übrige Schöne mit dem Rücken ansehen , und da er diesmal feine fo interessante Reiser Gesellschafter fand , wie die auf dem Hinwege , so verschlief oder fantasierte er eine Station nach der anderen , bis er zu seiner großen Freude die Türme von Halle wieder erblickte und bald darauf , zu seiner noch größeren , Metern und feine Familie glücklich und gesund umarmte Drei und dreißigstes Kapitel .
Die Kollegia des Winterhalbenjahrs waren nun schon ein ganz Weilchen angegangen und Wilhelm hielt es nicht für ratsam , jetzt noch neue Wissenschaften anzufangen .
Er wiederholte also bloß die reine Mathematik und Physik , und fügte dazu ein öffentliches Zeitungstolle gium ; Weil nun dies lange nicht alle seine Zeit ausfüllte , so verdoppelte er dafür seinen Prif varfleiß mit Lesen , eiben unsen Prif Zeichnen , machte auch zu dem Ende eine sehr nüssliche Bekanntschaft mit einem jungen ; geschickten Handlungsdiener im Kimmelschen Buchladen , der ihn mit allen Büchern unterstüßte , die in sein Fach einschlugen .
Mit dem folgenden Jahre aber 1767 betrat er neue Pfade der Gelehrsamkeit ; fing die angewandte Mathematik und die Chymie an und fügte dazu die allgemeine Weltgeschichte , welche drei ihm so viel zu schaffen machten , daß zu kleinen angenehmen Abenteuern für den Leser keine Minute übrig blieb .
Unter den einzelnen Teilen der ans gewandten Mathematik waren die Mechanik und die Baukunst seine Lieblinge und hier kamen ihm die Maschinen und Modelle , die er in J Berlin gesehen hatte , überaus zu statten .
Meier verschaffte ihm überdem das kostbare Theatrum machinarum von Leupold und Panthers Baukunst , und er selbst verschaffte sich persönliche Bekanntschaft und Umgang mit Baumeistern , Mauer und Zimmermeistern , Mechanicis , so viel deren nur in Halle zu finden waren .
Bei Niezki wirkte er sich die Erlaubnis aus , ihm in seinem chemischen Laboratorio zu assistieren , und wenn der junge Schimmelmann damals schon in der Saale ertrunken wäre , würde Wilhelm ihn sicherlich auch zur Mumie haben machen helfen .
Den Geseßen der Abwechslung gemäß folgt nun wieder eine Szene in dem Leben meines Helden , die , wie ich mit Zuverlässigkeit vor Her sagen tan , von allgemeinerem Interesse für die große Menge der Leser sein wird , obgleich auf Untesten des armen Wilhelms .
Ein Landbaumeister , dessen wahren Namen ich aus Gründen , die sich weiterhin entwickeln werden , verschweige und ihm dafür den Namen Unger gebe , brachte 1763 Ostern seinen einzigen , geliebten Sohn als Student nach Halle , Da es ihm als einem überaus Zartlichen Vater sehr darum zu tun war , sein Kind in guten Händen zu wissen und er eben kein Geld zu schonen brauchte , so mahnte er sich geradeswegs an Meiern , stellte ihm seinen Sohn vor und bat sehr dringend , ihn für einen Preis , den er selbst bestimmen möchte , in sein Haus und an seinen Tisch zu nehmen .
So ungern nun auch Meier daran ging , irgend jemand mit einer abschere Lichen Antwort zu betrüben , so konnte er doch . eckt nicht anders , weil durchaus kein Raum weiß ter übrig war ; Indes versprach er dem Manne , seinen Sohn derweil in einer anderen braven Familie unterzubringen , bis sich bei ihm Plas fande und , als ein Gastfreier Deutscher , behielt er ihn und , den jungen Herrn gleich bei sich zu Tische .
Sobald als zur gerufen Mittagstafel wurde , erschien denn natürlich auch Wilhelm .
Seine Person , sein leichtes und ungekünsteltes Betragen und die herzinnigliche Vertraulichkeit , in der er mit der ganzen Meierschen Familie zu stehen schien , erregten die Aufmerksamkeit und Neugierde des Landbaumeisters .
Er hielt ihn anfangs für den Sohn vom Hause , und wünsche allen ar te Meiern herzlich Glück dazu ; Dieser aber brachte ihn gleich aus seinem Irrtume .
Nein , mein Werthefter Herr , sagte er , so gut ist mir_es nicht geworden , einen Sohn zu haben , und wenn mein Name nicht das Glück hat , nach meinem Tode fortzudauern , um mein Geschlecht wird es übel aussehen !
Indes wenn derjenige ein Sohn ist , ben man anderen liebt , dann ist allerdings Wilhelm mein Sohn .
Feurig und mit Tränen im Auge sprang ist Mit Helm zu , drückte Meters Hand fest an sein Herz :
Und wenn derjenige , sagte er , ein Vater ift , dem man unendliche Wohltäten zu verdanken hat und den man his inne Grab lieben und ehren wird , so sind Sie comis mein Vater !
Dieser Ausbruch der Dankbarkeit und Zärtlichkeit gefiel dem wackeren Landbaumeister so sehr , daß er sich auf das vertraulichste mit Wilhelm ins Gespräch einließ , und dieser ließ sich_es gar bald merken , daß die kannst unter anderen eins feiner liebsten Studien sei , und daß er nie Mals ein eigentlich gelehrtes Amt aus den 3 Fakultäten ambieren werde .
Nichts auf der Belt hätte diesem Manne erwünschter kommen können !
Bei seinem mit Arbeit überduften Posten konnte er nie ohne einen oder mehrere Gehilfen fertig werden , und einer der besten und geschicktesten war ihm ist eben abgegangen und als Baurat angesetzt worden .
Wile Helm schien ihm in aller Absicht der rechte Mann zu sein , um die Lücke auszufüllen und nach Lisch zog er gleich Meiern bei Seite und fragte ihn , ob und auf welche Bedingungen er wohl hoffen tönte , Wilhelm unter sicherer Antwortschaft der Beförderung in seine Dienste zu bekommen ?
Dieser Vorschlag hatte aufs erste Wort für Meiern viel annehmliches und er übernahm es , mit Wilhelm darüber zu Sprechen .
Mein liebster , Wilhelm , sagte er zu ihm , ich soll dir einen Antrag tun , zu dem mein Kopf Ja , mein Herz aber Nein spricht , und wenn ich mich nicht sehr irre , wird Kopf und Herz bei dir aus eben n dem Tone reden !
Wilhelm , der von des Landbaumeisters Absichten noch gar nichts musste , lächelte , und schüttelte den Kopf . Not , Der ehrliche Mann da , der heute mit uns gegessen hat , bezeigt große Bust , sich in seine Dienste zu nehmen , und zwar so , daß du unter ihm die Baukunft , die du mit so großem Eifer angefangen hast , völlig praktisch lernst , ihn auf seinen Reisen begleitest , und in einem halb Dusend Jahren etwa , je nachdem es Zeit und Glück mit sich bringen , Ihre Königlichen .
Majestät in Preußen wohlbestallter Landbaumeister oder Baurat oder will_es Gott !
gar Oberbaurat wirst !
Ich soll deshalb vorläufig mit dir reden , ob du dazu Lust hast ?
Die Nahern Bedingungen werden sich denn schon finden !
Also sage an , mein Sieber , quid tibi vide tur ?
Wilhelm war über diese Anfrage ganz stumm und starr , und stand völlig eben so un entschlo da , wie Herkules auf dem Scheider Wege :
Bloß mit dem Unterschiede , daß ihm ein paar große Tränen heiß über die Wangen herabtallerten .
" Ich verstehe dich , sagte der Philosoph :
Wenn nur der traurige Abschied nicht wäre !
Du hast Recht , und du kannst es sicheres lich nicht mehr wünschen , wie ich und meine Frau und Mühmchen !
Aber ißt laß uns eins mai als Männer denken und die Zartlichen Em pfindungen des Herzens ein wenig bei Seite sehen .
Daß ich dich liebe , daß du die ganze Zeit über die Freude unseres ganzen Hauses . gewesen bist , und daß wir dich alle mit dem größten Schmerze verlieren und vermissen wer den , brauche ich dir nicht zu sagen !
Allein einmal musst du doch nun von uns , in die große Welt Ein oder ein paar Jahr später würs den den Abschied nicht um ein Haar leichter , sondern eher noch schwerer machen ! Es fragt sich also bloß : Hast du Lust und Reigung , denn vom Geschicke sind wir bereits überzeugt !
Hältst du es für eine dir würdige und annehms liche Bestimmung , das Beste deiner Neben Menschen durch die edle Baukunft zu befördern ?
Ich für mein Teil muß die sagen , daß ich por dieser Kunst gewaltigen Re Bett habe .
Ein Mann , der mir das Land mit gefunden , dauer haften und bequemen Wohnungen versteht , den reissenden Strome die Macht benimmt , Schas den zu tun Kanale , Damme , Brücken und .
Schleusen anfegt zur Bequemlichkeit des Hans dels und des bürgerlichen Gewerbes , das ist mir ein wichtiger und ehrenwerter Mann im Staate .
Dadurch will ich dir nun feineswe Ges ein günstiges Urteil ablocken , aber es ift doch auch meine Pflicht , dir die Sache im rechs ten Gesichtspunkte vorzustellen !
Nun sage und wähle , oder willst du Bedenkzeit ? Auch Das ! , de tomor will .
Laffen Sie mich nur erst zu mir selbst kommen !
Ich bin zu erstaunt 3 bange vor dem schrecklichen Abschiede ! zu Ich würde mir_es für ein großes Glück schaßen , wenn der fremde Herr mich zu einem brauchbaren und nüsslichen Baumeister heranziehen wollte ; An meinem Fleisse sollt es gewiß nicht fehlen !
Aberihund ich bin wohl noch zu jung→→ zu unreifo chaka indes Meier Zu unreif ?
In der Baukunft nämlich ?
Das würdest du hier immer bleiben , liebster Wilhelm !
Es ist ein ganz ans der Ding , auf dem Papiere zu bauen oder in der wirklichen , Natur !
Zwar du hast dich auch schon mit dem Bauen in der wirklichen Matur ein wenig besannt gemacht :
Aber hier in Halle bloß wirst du es nie über , das Alltägliche bringen !
Bei einem solchen Manne hingegen tommt , dir nach und nach fast alles unter Hans den ; Ea ist bei ihm wie bei den Chirurg in den Feldlazarethen , die bekommen in einer Woche mehr verschiedene . duffere Schäden zu fer hen , als mancher andere Chirurg sein , ganzes Leben hindurchbiss will .
Ich gebe Ihnen vollkommen Recht , und ich Fan . nicht anders als Ja sagen !
Aber eine Bedenklichkeit habe ich noch , und die ist nicht zu heben !
Ich habe mir nun die Zeit über , daß ich das Glück gehabt habe , bei Ihnen zu sein , mit manchen anderen Wiss senschaften so viel Mühe gegeben Sie wies fen , daß ich nicht prahle !
Das hatte ich nun alles umsonst gelernt , meine ganze Naturhistorie und Geographie Cong und so ist :
In du Jahr und Tag wüst ich davon keine Silbe mehr !
Meier , Falsch , falsch , grundfalsch !
Du vollends , mit deinem eisernen Gedächtnisse stehst mir recht danach aus , als würdest du in einem Jahre gleich alles vergessen !
Es ist ein felfenfefter Grundsaß , was man nur einmal recht gelernt hat , das Gift man nie ganj !
Und wer heißt dich denn , alles andere Studieren beyseitseßen ?
Der Mann sieht viel zu gut aus , als daß er dich gleich so mit Arbeit überhäufen sollte , daß du keine Freistunden übrig behieltest !
Säße dich mit ihm auf einen gewissen Fuß :
Jzt bist du noch Herr und Meister !
Aber es scheint mir in deinen Wors ten noch etwas anders zu liegen , als wolltest ziedo du sagen :
Wenn ich Baumeister werde , so können mir alle andere Wissenschaften , wenn ich sie auch noch so gut wüßte , nichts weiter Helfen !
Wenn das deine Meinung ist , so widerrufe nur gleich in der Güte , ehe ich zu Dämons striren anfange ! will .
Sie n Sie machen mich ordentlich wies der heiter , da mir doch so schwer ums Herz Art Nun denn , in Gottes war !
Namen , Jas Machen Sie mit dem Herrn Landbaumeister aus , was Sie wollen , mir ist alles recht !
Meier .
Nicht also , Monsieur ! also , ?
Monsieur !
Hier fag ich wie bie Eltern des Blindgeborenen im Evangelium : Er ist groß genug , fraget ihn selber !
Du bist groß und Flug genug doch still , du hast Recht !
Für deinen eigenen Vorteil töntest du vielleicht gerade am wenigsten Flug Säun !
But , ich werde nicht ermangeln , dein Assistent zu sein : Und einen Punkt vor allen Dingen werde ich gleich ins Reine bringe gen ! will .
Nun welchen denn ?
Daß wenn du deine Sache nicht gut macht und der Herr Landbaumeister dir pon Rechtswegen irgend eine Strafe zücken einen muß du hierher zur Exekution abgeliefert wirst :
Denn ich bin Water !
will .
Ach mein bester goldener Vater , wie soll ich_es anfangen , mich von Ihnen loßzus reißen , nicht mehr um Sie u lein Hier nahm Meier Wilhelm bei der Hand und führte ihn wieder zur Gesellschaft :
Und nun gingen die Traktaten unmittelbar an !
Wilhelm seinerseits gelobte allen Eifer und Fleiß in Erlernung des ganzen weiten Bauwesens A dagegen versprach ihm der Landhaumeister ein 4 gleiches , ihm alle Geheimnisse und Vorteile der Kunst nach und nach bekannt zu machen und ihn überhaupt zum tüchtigen Manne zu bilden .
Wilhelm bedung sich aus , daß er nicht mit übers mäßiger Arbeit und noch weniger mit Gedankens loser überhäuft würde , nicht aus Faulheit , sons deren um sich in einigen anderen Fächern Fortger Fett zu üben ?
Wurde gern und willig zugestans den .
Wilhelm versprach , den Landbaumeister auf seinen Reisen zu begleiten und seine Winde als Befehle zu erkennen ; Dagegen behielt er sich die Erlaubnis vor , irgend einmal eine oder die andere tleine Reise für sich zu tun : Ebenfalls zugestanden .
Wilhelm verlangte Tais einen Gehalt , sondern getraute sich Vollkommen mit seinen jährlichen 150 Taler Interessen zu reichen :
Bard abgeschlagen , und der Lands Baumeister versprach ihm vollkommen freie Stas tion , an Tisch , Wohnung , Licht , Holz , Auft Wartung , Wäsche und außerdem ein jährliches Douceur .
In Absicht der künftigen Beförde Runge erklärte sich Wilhelm , daß er sich auf die Vorsehung , auf seinen Fleiß und auf die Ems Pfählung seines nunmehrigen Patrons verlasse :
Dieser sprach von Herzen Amen dazu und vers sicherte Wilhelm , daß das Baufach zur Zeit noch keineswegs mit geschickten Beuten überfahr den sei , und daß derjenige , der sich darin sors züglich hervortäte , feines Glücks so gut als uni fehlbar gewiß sein könne .
Wilhelm hatte schon gehört , daß der Wohnort des Landbaumeisters an einem schiffbaren Fluffe tage , kein tieiner Reiz für ihn !
Er machte sich also die Erlaub Niß aus , wenn sie zu Hause waren , im Som mehr alle Tage eins schwimmen zu dürfen Zur gestanden , doch mit ernster Verwarnung , ja nicht zu ertrinken , indem der Fluß ein wenig sehr tief zu sein geruhte !
Endlich , weil mann doch nicht alle Fälle vorher weiß , wurde noch die gewöhnliche viertelfährliche Aufkündigung von beiden Teilen ausgemacht und Jet erst fiel Wilhelm die Frage ein , wann er eigents lich seine Station beziehen sollte ?
Denn et bildete sich ein , das hätte noch wenigstens ein paar Monate Zeit !
Bann ? sagte der Landbaumeister : J ist Jigt gleich Übermorgen reis ich zurück und Sie ! mit !
Kein naher Donnerschlag hätte Wilhelm mehr erschrecken können , als diese kaum noch 48stündige Nähe des Abschleds Kuß einem Hauer Je , in dem er 5 Jahre völlig so gut wie das leibliche Kind gewesen war Ec sprang auf , zwang sich seine Tränen zurückzuhalten , aber vermocht nicht , wie eine Flüt stürzten se hin und plötzlich verließ er das Zimmer , um sich in einem einsamen Winkel satt zu weinen .
Dem Landbaumeister tat es nun herzlich leid , daß er dem armen Schelmen nicht eine langer Frist gesät hatte .
So gerne ich ihn Mitnahme , sagte er zu Meiern , und so nötig ich ihn gleich brauchte , so habe ich ihn doch auch . zu lieb , um ihm so gar weh zu tun .
Mag er doch noch ein Weilchen bleiben und mit der Post nachkommen !
Gedulden Sie sich nur einen kleinen Augenblick , versetzte der Philosoph Das ist der erste und heftigste Schauer des Schmerzens !
Sobald der vorüber ist und die kühlere Überlegung wieder bei ihm Platz findet , wird er von selbst einsehen , daß wenn man sich . einen Arm oder einen Fuß in acht Tagen abz Idsen läßt , der Schmerz eben so groß ist , als : wenn die Operation in 2 Tagen geschieht !
In ! dem ersten Falle hat man noch die verlängerte Furcht und Angst obendrein in den Kauf .
Meier hatte richtig geraten , denn in für zehr Zeit war Wilhelm wieder da , mit abgetrockneten , obwohl noch roten Augen und sehr ernsthaftem Gesichte .
Ha was gilt_es , sagte Meier zu ihm , du bist oben in meiner Bibliothek gewesen und Haft in irgend einem stoischen Philosophen die Lehre gelesen , daß man sich über ein unvermeibliches Schicksal nicht betrüben müsse ?
Ja , sagie Wilhelm , ich habe gelesen daß ich übermorgen mitreise d Bravo , sagte der Landbaumeister , ich sehe , Sie sind nicht umsonst so lange in dem Hause eines Philosophen gewesen , als daß Sie nicht selbst auch Philosoph sein sollten wearin Wilh. O ja , zur Zeit der Noth. Meier .
Verzweifelt !
Ich glaube gar , du fängst noch zu guter Lest an , satirisch zu werden !
Soon recht , mache mich nur immer ein Bisschen böse auf dich , so geht der Abschied desto besser von staften und wir scheiden denn sd zardlich von einander , wie manche Eheleute , wenn der eine Teil zur großen Freude des anderen aus der Zeitlichkeit in die Ewigkeit verfehlt wird .
Alles das war nicht im Stande , vorig aus dem ernsten , und mehr als ernstem , finsterem Wilhelm ein Lächeln herauszuschlagen , und wenn selbst der närrische Erdmann ist wieder gerufen hätte : Feuer , Feuer !
Bo ? "
In meinem Herzen , allerschönste Demoiselle ! es hätte in seinem Zwerchfelle nicht die geringste Erschütterung hervorgebracht .
Mittlerweile nahm Herr Unger sein Tempo in Acht und empfahl nun abermals seinen Sohn an Wilhelms Stelle .
Was wollte Meter tun ?
Obgleich der Kontrast zwischen Monsieur Unger und Will_es Helm Blumental ein wenig sehr groß und auf fallend war , vollends bei der Essigen Krisis , so hatte doch Meter einmal auf den Fall eines Lees en Plage fein Wort gegeben und konnte und mochte es nicht wieder zurückziehen .
Shakespeare berechnet einmal in einer Stelle , wem die Zeit am geschwindesten und wähnt sie am langsamsten vergeht .
Am Am geschwindesten , sagt er , vergeht sie dem Diebe nach dem Galgen , denn wenn der Weg dahin auch noch so weit ist , tammit der Armpit doch immer noch zu früh dort an !
Den Galgen Beys Seite , könnte man eben so gut sagen , daß die Zeit niemanden so geschwind vergehe , als Liebhabern oder Freunden , denen das Schicksal gebietet , zu scheiden !
Wilhelm wenigstens konnte es mit seinen Sinnen nicht begreifen , wie der Morgen , an welchem er Halle und sein geliebtes Meiersges Haus verlassen sollte , schon angebrochen sein könnte .
Den v Den vorigen Tag hatte er von einigen Professoren , etlichen Verkannten unter den Studenten , von dem Töpfer Blumental deren warf sich bloß der Madame Meiern und Mühmchen in die Arme , dann noch einmal Meiern , dann zog er ein Billet aus der Tasche , legte es hastig hin auf den Tisch und mit den Worten :
O Gott , o Gott ! zur Tür und zum Hause hinaus , und immer nach dem Kronprins Zähne zu , wo der Landbaumeister seiner erwars täte , m Die Beglerde , das Billet zu lesen , konnte in den ersten Minuten gar nicht aufkommen !
Nach einem Weilchen aber griff Meier danach , und was anders konnte der Inhalt sein , als folgender Bester Mann , Beste Frau , Bestes Mühmchen , S sehe vorher , daß ich bei dem morgen den Abschiede kein Wort werde aufbringen tön einen :
Ich will also schreiben , was ich auf dem Herzen habe .
Doch was , was ?
Ich fühle schon , daß ich auch eben so wenig Schrei ben kann , und was ich etwa noch herausbrins ge , wird von meinen Tränen verlöscht werden !
Gütiger Gott im Himmel , verhänge , wenn du willst , Leiden und Elend über mich , laß mich einsam , verlassen , frant , vor Schmerz seufzen und klagen Aber die einzige Wohl tat gewähre mir dann nur , daß ich höre , es Mehrung .
Jenseits dreier Strafen konnte man den Lärm und das Getobe hören , bis daß alle Kahlen sich zur Harmonie des Gesangs vereinig Nun ertönte von allen den Lippen das vors ten . treffliche und rührende Lied , das noch kein Al manag , kein Taschenbuch , " keine Sammlung von Originals oder Kopialdichtern dem Publikum zum besten gegeben hat : Mein Halle , lebe w wohl !
Der Abschiedstag ist da , Dieses erste Lied war bloß der Vortrag mehreren , die nun der Reihe nach folgten und eins tag andere an Starte der Empfindung , Schönheit der Sentiments und vortrefflicher Bersifitation übertrafen .
Was würden Klops stock , Wieland , Gleim , Namler 10. darum ger Ben von folgender Stelle Verfasser zu sein :
Wirt gar bald die Freude , mehrere seiner würs digen Gäste unter dem Tische liegen zu sehen ; Andere lallten nur noch ; nere fingen beim Nachhausegehen Lärm auf der Strafe an , war_es fen Fenster ein und gerieten unglücklicherweise den Häschern in die Hände , die ihnen bis morgen ein etwas hartes , aber desto Gesindes res Nachtquartier auf dem Karzer anwiesen .
Alles das aber vermehrte nur den Glanz des Abschiedsschmauses und jedermann war eine , daß es seit langer Zeit einer der herrlichsten Ges Wesen sei !
Den folgenden Morgen ging denn der Aufzug zu Pferde vor sich bis Merseburg .
Wilhelm sah den Zug bei sich vorbei reiten , lächelte , 3 Herzen , daß er nicht wie dieser einer gewors 7 und dankte dem Himmel in seinem den wart Bier und brenßigstes Kapitel . .
Die Reise begann von beiden Seiten stumm und traurig :
Denn obgleich die Traurigkeit nur eigentlich auf Wilhelms Seite war und der gute Water Unger sich weit weniger über dio Trennung von seinem Sohne betrübte , als er sich darüber freute , ihn in einem so guten Hau fe zu wissen , so wollt er doch Wilhelm nicht in seinem süßen Schmerze stören .
Allmählich aber taute beiden der Mund auf und Wilheim konnte nun gar kein Ende finden , von Meiern , seiner Familie und sich zu erzählen .
Unger bewies sich als ein überaus teilnehmender Zuhörer und versicherte Wilhelm zuleht , daß wenn ihn auch Meier an großem Geist und Gelehrsamkeit weit , weit übertraf , so sollte er ihm doch gewiß an vaterlicher Liebe und zerrt lichkeit nicht zuvorkommen .
Eben das , fuhr er fort , verspreche ich in die Seele meiner Frau ; zwar die Mutter vorzustellen , dazu ist sie noch zu jung ; aber es ist ein kleines , liebes , zärtliches Weibchen , und sie wird es an nichts fehlen lassen , Ihnen den Aufenthalt bei mir angenehm zu machen !
eni Dieses kleine , liebe , zartliche Weibchen prasentirte sich denn sogleich bei der Nachhauses kunft , empfing ihren Mann mit einer Menge Liebkosungen , und Wilhelm mit einiger Verwirrung und mit einer unwillkürlichen Er_es Rötung .
Wilhelm bemerkte so wenig das eine als bas andere , sprach bloß , was zur Sache gehörte , und nachdem ihm seine Wohnstube , die zu seiner großen Freude die Aussicht über den Fluß ins freie Feld hatte , angewiesen worden , machte er sich ans Auspacken und tapezierte alle Wände feines Zimmers mit Zeichnungen , Germaninnen , Landkarten Grundrissen , Kupfers Attchen , Silhouetten 20. von denen ein groß Teil feine eigene Arbeit war .
Während dessen er sich so emsig beschäftigte , seine Sachen in Ordnung zu bringen , gingen auf einer anderen Seite gewisse Unordnung vor , die der Leser von sfeiner Nase schon von ferne wittern Wit .
Der Landbaumeister hatte vor drei Jahren seine erste Frau verloren , mit der er eben Diesen einzigen Sohn erzielt hatte , der ist in Halle studierte .
Nun soll es , wie man sagt , eine sehr richtige Erfahrung sein , daß wer eins Mal geheiratet hat , das Los sei ihm übrigens gefallen , wie es wolle , Treffer oder Niere se , der heiratet auch mehrenteils zum zweitenmal .
Gewissermaßen läßt sich die Sache a priori begreifen :
Denn war die erste heiß Rat glücklich , warum sollte es Die zweite nicht eben so gut sein ?
Und war sie es nicht , so hofft man nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit , daß auf Regen Sonnenschein und auf trus bei Tage heiterer Himmel folgen werde und müsse !
Genug , dem sei wie ihm wolle , unser Mann wenigstens erregte gegen tie Richtigkeit Dieser Erfahrung keinen Zweifel , und nachdem er die Zeit seiner Witwerschaft gehörig ausgehalten , sah er sich nach einer zweiten Gatrin zärtlicheren Ehemann finden , als ihn !
Hannchen , die durch keine Romane und durch keine daher entstandenen Liebesfantasien verdorben war , sie überdem den Landbaumeister wirklich hochschäßte und wohl einsah , daß sie ihren Batter durch eine abschlägliche Antwort kranten würde , gab ihm nach verlaufener Bedenkzeit aus voller Überzeugung , daß sie mit ihm vollkommen glücklich sein könne , die Hand .
Die Heirat wurde vollzogen und Hannchen fühlte sich wirklich mit einem Manne , der ihr Vater hätte sein können , so zufrieden , als sie es nur wünschen konnte Sein öfteres Verreisen tat The war anfangs weh , aber nach und nach gewöhnte sie sich daran und wusste sich ihre Einsamkeit mit allerlei kleinen häuslichen Ger schäften und Vergnügungen zu verkürzen .
Im ersten halben Jahre ihrer Ehe verlor Chi durch eine im Orte gravierende ansteckende Krankheit thren Vater und wurde dadurch Universalerbin feines Vermögens .
An dusserem Wohlstande fehlte es nun noch weniger wie vorher , und Hätte es dem Himmel gefallen , ihr ein Kind zu geben , so wäre sicherlich nie ein böser Ger Dante in ihrem Herzen aufgekommen .
So . aber blieb denn doch immer eine gewisse Leere baren , die , um merklich and empfindbar zu werden , bloß einer nähern Veranlassung brauchte !
Nun erschien Wilhelm , und mit ihm diese Veranlassung .
Bisher habe ich nur immer den Zuwachs an Geist detailliert , den Wilhelm von Zeit zu Zeit nahm :
Jet ist es der Ort , auch etwas vom Körper zu sagen .
Er war ist eben an jenem neunzehnten Jahre und konnte im strengsten Verstande für eine männliche Schönheit gelten .
Eine Stirn voll Verstand , ein paar Augen voll , Geist und Giele , ein Gewas voll Stärke und Kraft , alles an ihm fest und gedrungen , und doch dabei so leicht und geschmeidig !
Hundert Jünglinge , neben ihn gestellt , würden das Ansehn der Kranetlichkeit und Schwächlichkeit gehabt har ben !
So war ist Wilhelm und so fang ihn Hannchen !
Mar ihre Verwirrung und Errothung nun wohl ein Wunder- oder ein Vers brechen ?
Wer es an ihrer Stelle besser Ges macht hätte , der werfe den ersten .
Stein auf sie !
Hannchen , ( so wollen wir von nun an das junge Weibchen immer nennen , teils weil ihr Mann sie selbst so nannte , teils weil dieser Name durch das Hannchen in der Jagd zu falligerweise etwas anzichendes und Liebreizes des gewonnen hat ) Hannchen also , ob sie sich gleich benm ersten Anblicke von Wilhelm auf eint unwillkürliche Art bis an die Fingerspißen vers liebt fühlte , machte es dennoch nicht so plump . und hölzern , wie eine gewisse Bürgermeistersfrau in Nordhausen .
* )
Sie fühlte vollkommen , daß jeder verliebter Gedanke an Wilhelm straf Der Verfasser von den Briefen eines jungen Reisenden durch Livland , Kurland und Deutschland , Erlangen , 1777 . erzählt im ersten Teile , Seite 179 x. folgendes :
" Endlich kamen wir auf die fruchtbaren ( soll wohl wahrscheinlich heißen furchtbaren ) Harzgebirge , woselbst sich ein ziemlich bejahrter Bürgermeister aus Nordhausen , mit seiner jungen , aber nicht reizenden Hälfte , zu mir gesellte , mit denen ich alsdann meine Reise bis hierher ( Nord . hausen ) fortgesetzt habe .
Um 2 Uhr Nachmittags tam ich in dieser freien Reichestadt an , die aber mit ihren altmodischen hohen Häusernic . ziemlich traurig und unschmackhaft aussieht .
Interdessen sollte dieser Nachmittag durch eine Begebenheit für mich merkwürdig werden , die nicht wenig ins Komische fällt .
Die Frau Bürgermeisterin befindet sich afs eine junge Frau eben in der Epoche , in der dieses Geschlecht sich zuweilen in der Notwendigkeit gesetzt . fier hat , die Koquette zu spielen .
Sie ist 20 Jahr alt und seit zehn Monaten mit einem Manne vermählt , dessen graues Haupt ihm das völlige Ansehen eines Greises gibt .
Obgleich nun Sie kämpfte aus seine Dienste zu nehmen ; allen Kräften , das Feuer , das in ihrem Hererstehn Lesen eben so unwahrscheinlich als ekelhaft .
Unwahrscheinlich , weil eine Frau oder ein Mädchen , wäre sie doch noch so koquett , sich nie einer Mannsperson , vollends einer hölzernen , wie sich der Verfasser selbst zu nennen beliebt , so unverschämt an den Hals werfen wird !
Tut sie es , so ist der Beiname koquett noch viel zu ehrbar für sie und sie muß H** oder C heißen !
Ekelhaft aber war mir die Ges schichte wegen des prahlenden und in seiner Art eben so unverschämten Tones , mit dem der Reisende von dem armen Weibe spricht , sich stolz seiner Unempfindlichkeit füßelt und sie we ? gen eines kleinen verliebten Anfalles , den er doch wohlam ersten hätte verzeihen sollen , öffentlich vor dem ganzen lesenden Deutschland dem Gelächter bloß stellt .
Dies alles bewog mich , Art einen Freund , dessen würdige Gattin aus Nord : hausen gebürtig und mit den dortigen Familien noch sehr wohl bekannt ist , zu schreiben und mir über diese Stelle Erläuterung auszubitten :
Hier ist die Antwort !
Meine Frau hat sich den Kopf mächtig zerbrochen , wer doch wohl die Bürgermeisterfrau in Nordhausen sein muffe ?
Sum Unglück will die Zeichnung keinem von alle den Gesichtern gleich sehen .
Der Verfasser dieser Reisen , sagt sie , muß sich denn doch gefallen lassen , daß ich ihn , wie hier : mit geschieht , förmlich fügen strafe und zu werden , muß der Himmel auf der Welt Sein ! nige verrichten zu sehen Wilhelm seiner Seits war auch nichts wähnt ger als unempfindlich gegen sie , obwohl seine Empfindung sich genau in den Schranken der Pflicht hielt .
Was dazu nicht wenig beitrug , war der Feuereifer , mit dem er sich in seiner Gegenwartchen Station zu Routinier suchte .
Der Lands Baumeister erstaunte eben so sehr , als es ihn freute , Wilhelm in wenig Stunden dasjer wozu er einen vollen Tag nötig gehabt hätte .
Indes währte das Zuhausesitten und Arbeiten nur eine ganz kleine Weile , als schon Order zu einer Reise von wenigstens sechs Wochen Kami , um einen großen Schaden zu besichtigen und abzutun , den eine Frühlingsüberschwemmung angerichtet harte .
Voller Freuden bestellte Wilhelm den Vorspann und es tat ihm in keinem Finger weh , seine neue , gütige Patronin so lange zu missen .
Sie aber entließ ihn mit einem Herzen voll Unruhe ger Gedanken und Entwürfe , wünschte bald , daß er nie allein zurückgeblieben sein möchte , bald , daß doch das Schicksal sie zwei Jahr eher Wilhelms Antlig hatte sehen lassen , um entweder ihm ederfömmen , bald , daß er Auf oder keinem anderen ihre Hand zu geben . brachte den größten Teil der sechs Wochen auf Wilhelms Stube zu , las in seinen paar Büchern , stand Stundenlang vor seinen an die Wände geklebten Zeichnungen , guckte durchs Fenster nach der Gegend , wo er fit sein musste , und was der verliebten Symptome mehr waren ! diese Weise verstrichen die anderthalb Monate von beiden Teilen sehr einförmig ; Dort mit Arbeit , Anschlägemachen , Zeichnen , Revidieren ic .
Hier mit verliebten Schwärmereien und Phantasten , die sich alle um den lieben Wilhelm , Wilhelm drehten , während daß dieser vielleicht eben sehr emsig einen neuen Kuhstall oder Schweinekoben zeichnete .
Der Landbaumeister , so wenig er sich_es traus men ließ , was der böse Feind in dem Herzen seiner Gattin für allerlei Arges ausgebrühter hatte , merkte doch bäh seiner Nachhausekunft fo viel , daß mit ihr irgend etne Veränderung , sie mochte Namen haben , wie sie wolle , vots gegangen wäre .
Er fragte sie einmal über das andere , ob ihr etwa ein Gram oder ein Ärger zugestoßen wäre ?
Sie aber wandte eine leichte schon überstandene Unpaßlichkeit vor und er ließ sich damit völlig zufrieden stellen .
Noch verging ein neuer Monat , ohne daß Hannthen thre Leidenschaft anders als durch Blicke verraten hätte , die Wilhelm mit aller Wärme der Freundschaft , mit nichts mehr , beantwortete .
Aber schon wieder musste der Landbaus Meister eine tieine Reise tun , und anstatt Wilhelm mitzunehmen , sagte er ihm diesmal , er sollte zu Hause bleiben und Unterbässen dies , dies , dies vornehmen .
Wilhelm , ob er gleich gern Mitgewese wäre , blieb gleichwohl ohne Murren und fragte nicht einmal , wie oder warum ?
Das Wie oder Warum was denn natür , lich Hannchen selbst , die auf die feinste und unmerklichste Art von der Welt ihren Mann dahinges Brachte hatte , ihn dazulassen .
Dieser gespielte Betrug sollte sehr wahrscheinlich vermuten lassen , daß die Liebe bereits ihr Herz sehr tief ins Verderben geführt haben müsse :
Ader nein , noch war es soweit nicht !
Sobald sie sich mit Wilhelm allein sah und den ersten Mittag mit ihm tête à tête essen sollte , geriet steh in die entseßlichste Angst und Verlegenheit , und wünsche te tausendmal , daß sie ihn hätte mit ihrem Manne ziehen lassen . je ganze Mahlzeit über faße sie wie auf Kohlen , glühte über und über im Gesichte , klagte über fliegende hiße und Kopfschmerzen ; Wilhelm wünschte ihr in vollem Ernste gute Besserung , empfahl sich und Mann , wenn er oben auf dem Gerüste herumklettert !
Es Ware freilich ein möglicher Fall , aber der Fall ist eben so möglich , daß wenn ich auf der Gasse gehe , mich ein Ziegel vom Dache todtschlägt , und doch fürchten Sie sich so wenig wie ich , auf der Strafe zu gehen !
Ach nein , der Fall ist ganz anders !
Wie leicht können Sie einmal in einen Strudel geraten oder in eine Tiefe : Du lieber Gott , es sind ja so viele Leute schon ertrunken ! , , Konterlauben Sie mir , die sind eben deswegen ertrunken , weil sie das Schwimmen nicht Ges lernt hatten , oder wenn sie es gelernt hatten , weil sie die Kontenance verloren !
Der muß man freilich Herr sein , und ich versichere She einen , ich gebe im Schwimmen so genau auf mich Achtung , als ob ich sehr ernsthaft bei einem Buche fasse .
Aber davor bin ich denn auch gewiß , daß wenn ich ertrinke , so geschieht es sicherlich nicht durch meine Unvorsichtigkeit !
Alsdann ist es Gottes Schickung , und der unterwerfe ich mich im Wasser so gut , als auf dem festen Lande !
Diese Wendung des Diskurses auf die Schickung Gottes brachte Hannchen während des Essens ganz von ihren geheimen Wünschen und Neigungen ab .
Nach Tische aber , als Wilhelm schon wieder aufbrach und mir nichts dir nichts davon wollte , konnte sie sich nicht langer halten und sagte mit einer rührenden Stimme zu ihm : Eilen Sie schon wieder ?
Sie sehen , daß mir in meiner Einsamkeit Zeit und Weile lang werden muß ; Noch dazu bin ich nicht wohl , bin krank ; Und doch Hier unterbrachte Wilhelm , indem er ihr feurig die Hand tüßte , Beste Madam , sagte er , verzeihen Sie mir ! !
Ich hielt es für unschicklich , ohne Ihre Erlaubnis bei Ihnen zu bleiben !
Freuden !
Sobald Sie mir die geben , mit daß ich doch im Stande wäre , Sie aufzuheitern und zu Ihrer Gesundheit etwas beizutragen !
Unterdes hatte sich Hannchen auf den Sos pha geworfen und winkte Wilhelm , sich nes ben sie zu sehen .
Er tat es und das Gespräch fuhr also fort : Hang .
An meiner Gesundheit ist wer nig gelegen !
Ich wollte nur , ich wäre erst so krank , daß ich zu Bette liegen müsste , dann sollte mir wohl sein ! will .
( lächelnd ) Nun in der Tat , wenn Sie nicht so ernsthaft dabei aussahen .
Mein bester Meier in Halle erzählte manchmal was von den Launen der Damen , fast möchte ich glauben Hang .
Nein ! es ist nicht Laune , es ist mein völliger Ernst !
Das ganze Leben ist . mir gleichgültig und Sie sagten vorhin etwas von einem Ziegel auf dem Dache ?
Ich würde 8. es , nicht übel nehmen , wenn mich morgen oder übermorgen einer traf !
Wilh. ( erschrocken ) Gott im Himmel , was sagen Sie ?
Sie unglücklich !
Ich bitte Sie , ich beschwöre Sie Dach nein , es ist nicht möglich !
Sie sind heute einmal hypochondrisch :
Was steht die Wette , morgen sind Sie_es nicht mehr ?
Hang .
( lächelnd , aber mit Tränen im Auge ) Werde ich morgen die verlorene Ruhe meines Herzens wieder haben ?
will .
Die verlorene Ruhe Ihres Herzens ?
Hang .
Ja , sie ist hin !
Auf ewig hin !
Gott , Gott !
Wilh. ( meinend und ihre und ihre Hand an se an fein Hera drückend ) Liebste , beste Madam , ich habe keine Worte , Ihnen meinen Schmerz , mein Mets leid auszudrücken .
Bald wird auch die Ruhe meines eigenen Herzens hinsein , wenn ich Sie langer in diesem Tone sprechen , höre !
Hang .
Nie in einem anderen ! will .
Und nichts kann Ihnen Ihre Ruhe wiedergeben ?
Hang .
Nichts auf der Welt !
With Nun dann sie Ihnen geraubt hat !
Wehe dem , der Hang .
( mit der heftigsten Gemütsbewegung ) Unglücklicher , wollen Sie das Wehe über mich über sich selbst ausrufen ! will .
( ausser sich ) Über mich selbst ?
Uns möglich !
Ich ?
Ich ?
Hang .
Verlassen Sie mich !
Verlassen Sie mich !
( und mit heftigem Weinen und Schluchzen verbarg sie ihr Gesicht in der Ecke des Sofa ) will .
Nein , ich Wenn ich der Stifter des ich sterben , Beste verlasse Sie nicht !
Unglücks bin , so will gut machen !
Liebste , Sie sich , bringen Sie moder es wieder erhole mich durch Ihren Schmerz nicht um den einzigen Funken Verstand , der mir ist noch übrig ist .
Hannch. O daß ich Sie nie gesehen hätte !
Doch nein , verzeihen Sie mir !
Sie finde unschuldig ! will .
Ich bin es nicht mehr !
Verbrechen , wenn ich es Ihnen sage , Es ist aber ich fühle mich mit Gewalt hingerissen !
Liebste Bestell ( er furzte sich ihr in die Arme und beide wuschen sich in Tränen )
Es ist geschehen !
Und du geht , der du alles siehst , straf mich , wie ich_es verdient habe !
Hang .
Nicht Sie !
Ich , ich !
With .
Nein , bestes Weibchen !
Ich , ich !
Aber noch ist es Zeit einzuhalten und den Fuß aus dem Abgrunde zurückzuziehen !
Ich verlasse Sie ist , um Ihnen zu schreiben .
In einer Stunde sollen Sie lesen !
Er stand auf , tüßte ihr die Hand , drückte sie seufzend an seine Brust und verließ sie .
Aber was ist in seinem Herzen vorging , das ist schlechterdings über und unter aller Beschreibung !
In seinen Gedanken glaubt er sich so fest gegen die Pfeile der Liebe , hatte sich von ihrer Gefährlichkeit und Tödlichkeit so schreckliche Bilder eingeprägt und sich mit allen vernünftigen remediis amorum so genau bekannt gemacht : Und doch , in einem Nun fühlte er den Pfeil in seinem Herzen !
Er erlag schier unter der Last der Empfindungen von Angst , Furcht Scham , Reue und wirklicher Zärtlich er die feit gegen Hannchen !
Sehenmal ergriff Faber , zehnmal warf er sie weg , bis er endlich in langer als einer Stunde folgendes Billet zusammenbrachte : Beste , Teuerste , So nenne ich Sie , ob es gleich vor Gott und Menschen nicht recht ist !
Ein Augenblick hat mich zum anderen Menschen gemacht , und so wenig ich fürchte , daß Sie mir deshalb Bore würfe machen werden , so wenig haben Sie die , ineinigen zu befürchten !
Wir sind beide ist auf einer harten Probe , entweder durch unsere Leidenschaft unglücklich zu werden , oder sie standhaft zu besten !
Mein eigen Unglück würde mich wenig rühren :
Aber das Ihrige ?
Nein , nun und nimmermehr !
Ich Finne und sinne , und sehe nur zwei Wege ! lehn und Sie sollen den Der ich verlasse !
Einen müssen wir weh Ausspruch tun !
Ente Stunde an Ihr Haus , Wie und auf was Art ich das machen will , Mais ich ist nicht , sich finden ! ißt aber es muß Dann werden Sie in kurzer Zeit die Ruhe wies der haben , die Ihnen durch mich entflohen ist , Oder ich bleibe , und wir sind doch ruhig , vers wandeln unsere Liebe in die zärtlichste Freundschaft , die der Himmel selbst billigen muß !
Sie haben keinen Bruder , ich keine Schwester : Laffen Sie uns wechselsweise Bruder und Schwester sein !
Aber nie darf ich wieder Darin nur liegt bei Ihnen allein bleiben : die große Gefahr für uns !
So lange wir uns unter mehr Augen sehen , sind wir gewiß sicher , und wie lange wird es währen , so wird uns der heutige Auftritt wie ein Traum zu sein dunsen ?
überlegen Sie also und sagen oder schreiben Sie mir , wie Sie wollen !
Ich bin zu allem bereit , was Sie wieder glücklich und heiter machen kann und in sofern darf ich mich ohne Erröten meiner Liebe gegen Sie rühmen .
W. B. Wilhelm war natürlich auch selbst der Überbringer dieses Billetts , legte es stillschweigend auf den Tisch , fand Hannchen immer noch weinend , brannte vor Begierde , ihr die Tränen von den Wangen zu küssen , aber hielt sich und ging weg , indem er ihr bloß Pantos mimisch Küsse zuwarf .
Sie las bas Billet einmal , Zweimalzehnmal , und fühlte jemehr und mehr den Sturm der Leidenschaft 'n ihrem Herzen nage Laffen .
Der letzte Vorschlag , den ihr Wilhelm tat , war ein Balsam für sie !
Ihn als Bruder zu lieben , von ihm als Schwester geliebt zu sein , befriedigte doch immer einen Teil ihrer Wünsche , und befreite sie zugleich von den nagenden Vorwürfen , die sie sich schon machte !
Die Ruhe ihrer Seele , an der sie bereits so ganz verzweifelt hatte , wurde dadurch noch dies sein Abend so weit hergestellt , daß auch kurz Hinter Mitternacht die Ruhe des Körpers nachfolgte .Wilhelm hingegen hatte sein Bette wieder verlassen , weil er es unmöglich fand , zu schlafen .
Was ihn am meisten qualte und verfolgte , war das Bild seines guten abwesens den Herrn und Patrons , des Landbaumeisters !
, , Himmel , wenn er wüsste , was ist hinter seinem Rücken vorgegangen ist !
Mit welcher Schmach und Beschimpfung würde er mich aus seinem Hause stoßen ?
Und was würde mein bester Meier in Halle sagen , wenn der es erführe ?
Gleichwohl , Font ich anders tun , als ich getan habe ? , , Mit diesen und ähnlichen Gedanken schlug er sich noch Stundenlang herum , bis er zuläßt , zwar nicht zum Schlafen , aber doch zum Schlummern fam .
Den Morgen , anstatt daß Wilhelm wie sonst sein Frühstück auf die Stube geschickt erhielt , ließ ihm Hannchen sagen , er möchte bei ihr frühstücken .
Der erste Blick zwischen Beys den musste notwendig nach einer solchen Szene fair bedeutungsvoll sein , die Miene und das Betragen beider aber war sehr von einander verschieden .
Hannchen sah heiter , vergnügt Wilhelm hingegen und leicht ums Herz aus ; trübäugig , ernsthaft , tummervoll .
Sie tehri te sich aber daran nicht , sondern faßte ihn gleich boy seinem Eintritte vertraulich und recht zärtlich schwesterlich bei der Hand . zurück , Guten Morgen , mein liebster bester Bruder , sagte sie und zog die Hand als Wilhelm sie küssen wollte , bot ihm aber dafür ihre Wange :
Wie haben Sie geschlafen ?
Schlecht , nicht wahr ?
Ich sehe es Ihnen an ! will .
Nicht sehr gut , beste Schweste Hang .
Daran ist kein Mensch Schuld , als die Närrin , die Ihnen gestern Abend so viel albernes Zeug vorschlagt :
Aber verzeihn Sie_es ihr nur dies einzigemal , ich stehe Ihnen davor , sie soll sich nie wieder so einfältig aufführen ! will .
Ich weiß von keiner Narrin , sondern bloß von einem Frauenzimmer , die ein Mensch und kein Engel ist .
Hang .
Oscharmant !
Sie Jollen in Sie mit ihrem Namen Dank haben , daß ihrer Schwachheit so viel Nachsicht hegen !
Also gewiß , Sie verachten sie darum nicht , sagen Sie ? will .
Dann wäre ich selbst der aussäten Verachtung wert !
Hang .
Nun das freut mich herzlich , so sehr , so sehr , als ob es mich selbst anginge !
Sie lachen ?
Worüber ? will .
Nur ein ganz klein wenig über das weibliche Herz !
Hannah .
Da haben Sie Recht , es ist nichts lächerlicheres in der Welt , als so ein Herz !
Aber Eine gute Seite hat es denn doch :
Wenn es sich ja einmal verirrt , so teert es doch leicht tvieder , on't es nur recht gelenkt wird !
Bin Ich Ihnen nun so , wie Sie mich wünschen ? will .
Ich habe kein Recht zu wünschet , Wie Sie sein sollen . "
Hannah .
Pfui , schon wieder verirret !
Nun ich will allmählich schon ins rechte Gleiß kommen .
Wilh. Liebste , Beste , das Gleiß , worin wir Jet sind , ist immer das unrechte Gleiß , wir mögens betrachten , von welcher Säfte wie wollen .
Doch Sie werden mir wieder unruhig !
Lassen Sie uns abbrechen !
Sie haben heute einen sehr tonfüseh Menschen zum Bruder !
Ich werde allerliebstes Zeug arbeiten .
Hang .
Das heisst also , Sie wollen sich so geschwind als möglich wieder empfehlen ? will .
Nicht doch !
Aber einen Vorschlag habe ich Ihnen zu tun .
Lassen Sie uns here ! unter unter in den Garten gehen !
Hier in diesem Bimmer ist mir so eng , so peinlich unten in der freien frischen Morgenluft wird sich meine Konfusion allmählich zerstreuen .
Wilhelm hatte bei diesem Vorschlage noch eine andere heimliche Absicht , die das feine Hans chen recht gut merkte .
Er fürchtete sich nämlich vor einer neuen zärtlichen Szene und überhaupt vor dem Rückfalle des gestrigen weinerlichen Liebestons :
Durch den Garten aber wurde der Weg dazu mit nemmale abgeschnitten , denn er lag ringsherum den Augen der Nachbarn bloß und war folglich kein Ort für Sir Amor .
Hannchen nahm indes den Vorschlag an und Wilhelm war kaum in den Garten getreten , weg war das Gefühl des Engen und Peinlichen und er befand sich gerade in der freien und heiteren Gemütsverfassung , die nötig war , um sich ein für allemal mit Hannchen auf den rechten Fuß zu sehen .
Hätten Meine Beste , sagte er zu ihr Sie wohl die Geduld , mich eine Weile ganz ununterbrochen anzuhören ?
In meinem gestriz gen Billet tat ich Ihnen einen Vorschlag von gegenseitiger Brüder und Schwesterliebe , den Sie angenommen haben .
Wollte der Himmel , die Sache Ware wirklich so ; Eine Frau mit Ihren Vollkommenheiten zur Schwester zu has ben , gewiß das wäre für mich ein unschattbares Bud .
Allein es hat nun einmal dem Himmel t gefallen das Band der Verwandtschaft zwischen uns zu knüpfen :
Und dürfen wir es denn wohl so für uns selbst thün ?
Sehen Sie sich einmal nur an die Stelle des Abwesenden !
Gefeßt , Sie behorchten uns beide , unsichtbar öder in ein Mäuschen verwandelt hörten uns einander so zärtlich und vertraulich Bruder und Schwester nennen : Sagen Sie mir , wie würde Ihnen dabei zu Mute sein ?
Würden Her Sie uns wohl so ganz rein und unschuldig finden , als wir uns glaubten ?
Wahrlich nicht !
Und Sie hätten Rechts Ich fühle es , ich fühle es nur mehr als zu deutlich , wozu es endlich mit aller dieser unschuldigen Bruders und Schwesterliebe würde .
alme kommen lich wurden Sie meinem Herzen ganz und gar unentbehrlich Auch in Gegenwart Ihres Gatten würde ich Augenblicke abpassen , mit Ihnen allein zu sprechen ; Am Ende war ich wohl garl im Stande und stellte mich frant an , um , wenn er verreisen müsste , bei Ihnen zurückzubleiben .
Eeriethen wir auf die Weise werden ; nicht in eben das Labyrinth , dem wir uns so gehen entreissen möchten ?
Also es ist kein ans der Mittel , entweder ich muß noch fort , oder wir müssen uns Gewalt antun , auch nicht einen Laut weiter zu äußeren , der auf die gestrige Szene Beziehung hat .
Noch ist es möglich , und wenn Sie wollen , machen wir iße gleich einen Versuch !
Ich gehe herauf auf meine Stube , hole mir meine Arbeit und bleibe das mit hier im Garten .
28 Sie bleiben bei mir oder gehen ab und zu , wie Sie wollen , und arbeiten ebenfalls :
Und nun Laffen Sie Mauschen und unsichtbare Geister so viel kommend , ale da wollen , feiner unter ihnen soll uns ets einer Sünde zeihen !
Wilhelm ging , ohne Hannchens Empfindung weiter abzuwarten , brachte Feder , Tinte , Papier , Reißzeug , sette sich einen Tisch unter Freien Himmel und fing an , munker und frisch zu arbeiten , Anfangs ließ sich Hannchen nicht sehen , aber nach etwa einer Stunde kam fe mit dem Filetzeuge in der Hand : Wilhelm , ohne aus dem Zuge zu kommen , plauderte mit ihr , ging zwischendurch ein oder ein paarmal mit ihr den Garten herum und dann immer wieder frisch an die Arbeit .
1. Dieser Dieser Ton erhielt sich glücklich so lange , bis der Landbaumeister wies der nach Hause tam , und zwar gerade in der Abenddammerung , so daß er weder Hannchens nach Wilhelms Erröten bemerken konnte .
Fünf und dreißigstes Kapitel .
Alle Dinge kamen nun wieder so ziemlich in das alte Gleiß .
Hannchen , um die kleine Verirrung ihres Herzens gut zu machen , verdoppelte die Liebkosungen gegen ihren Mann .
Wilhelm verdoppelte seinen Fleiß und seine Anstrengung , bald in , bald außer dem Hause .
Es erschien Ostern 1769 , ohne daß weiter etwas besonderes vorgefallen Ware , außer daß um diese Zeit der junge Herr von Halle einen für den Batter sehr erfreulichen Besuch machte .
Auch für Wilhelm hatte dieser Besuch seine großen Reize , denn der junge Herr brachte ihm nicht . nur von der Meierschen Familie Briefe mit , sondern konnte ihm auch eine Menge davon er zählen .
Doch wir lassen ihn sogleich mit frischen Wechseln beladen zurückkehrenz Hüpfen mit einem Sprunge in das Jahr 1770 hinüber und hören desto ausführlicher , was da vorfiel .
Es war im Anfange des Marzes , als Wilhelm , wie gewöhnlich , mit dem Landbaumeister eine Reise machte .
Beim Einsteigen in den Wagen war dieser noch frisch und gesund , aber ernsthafter und tiefsinniger , als jemals .
Wilhelm fragte ihn voller Teilnehmung nach der Ursache .
Mein lieber Wilhelm , mein zweiter Sohn , gab er ihm zur Antwort und drückte ihm die Hand , wir reisen heute zum lehtenmale , Zum Lestemale ?
Nicht möglich !
Das wolle Gott nicht ! , , Das will Gott , und bald wirst du es erfahren !
Ich hoffe doch nicht , daß du mich für abergläubig ansehen wirst ?
Aber Brei Nächte hat mir von dieser Reise geträumt , und alle dreimal , daß es meine leste sei !
Das Van unmöglich ein bloßes Spiel der Phantasie sein , und ich habe es notwendig für einen Wink ansehen müssen , mein Haus vollends zu bestellen .
Das habe ich denn in aller Stille , ohne Wissen meiner Frau getan und alle dazu gehörigen Papiere liegen in meis einem Schreibpulte beisammen .
Und nun fein Wort , um mir den Gedanken an meinen Tod auszureden ! is Mit diesen Worten zog er ein Gesangbuch aus der Tasche , schlug ein Sterbelied auf , Feng an zu fingen , und Wilhelm , so gut es ihm seine Tränen verstatten wollten , sang leise und andächtig mit .
Nach Absingung mehrerer Lieder faltete der Landbaumeister seine Hände und tat aus dem Innersten seines Herzens ein rührendes Gebet , bat Gott um Vergebung seit einer Sünden und um Gnade für seine Seele , empfahl ihm seine Frau und seinen Sohn , und nachdem er das Amen gesprochen , sagte er ganz heiter :
Nun ist mir wohl !
Der Augen Blick komme nun , wenn er wolle , Gottlob ich bin bereit ?
Wilhelm , so sehr ihm auch alles dies zu Herzen ging , so vollkommen er auch die Möglichkeit begriff , daß ein mehr als fünfzigjähriger Mann , der fast sein ganzes Leben hindurch Kopfarbeit getrieben hatte , plöglich am Schlage sterben könnte , hielt dennoch die ganze Sache mehr für Einbildung , als für eigentliches Vors Gefühl des Todes !
Aber bald wurde er davon nur mehr als zu sehr überzeugt !
Zwei " Meir lehn von der Stadt , in einem Dorfe , wo frischer Vorspann gegeben werden sollte , traten der Lands Baumeister und Wilhelm so lange beim Schulzen ab .
Kaum war jener etlichemal die Stube auf und abgegangen , so fing er an wie ein Trunkener zu taumeln und Wilhelm schüßte ihr so eben noch vorm Falle , fing ihn auf und seßte ihn auf eine Bank .
Das gutherzige Bauervolk sprang ebenfalls gleich zu und hielt ihn von allent Seiten ; Wilhelm rief nach einem Barbier , der eine Ader schlagen sollte , aber der war nicht zu haben , und war er auch auf der Stelle . da gewesen , so würde er doch den fliehenden Geist des Sterbenden nicht aufgehalten haben .
Kurz der Traum des redlichen Mannes ging in Erfüllung und von dem Augenblicke an , da . ihn der Schwindel angewandelt , etwa in zwei , Minuten , war trok aller in der Eile gemachten Versuche keine Spur des Lebens mehr bei ihm zu merken , Wilhelm war schon zu sehr Mann , um ist die Zeit mit Schmerz und Tranen untätig zuzu obgleich auch diese reichlich genug aus seinen Augen strömten .
Er fertigte sogleich einen Expressen mit einem Schreiben an den Ort ab , wohin die Reise hatte gehen sollen ; ließ durch eben diesen Expressen überall den .
Vorspann abbestellen .
Der Verstorbene wurde . in den Wagen getragen , in Tücher eingehüllt und auf dem Vordersik gelegt , zweien Bauern aus dem Dorfe aber nahmen den Rücksitz ein , und so ging die Leiche inkognito zurück .
Wilhelm würde unfehlbar selbst und , allein Wächter gewesen sein : Allein eine andere und höhere Pflicht winkte ihm !
Er ließ sich geschwind ein Pferd satteln und sprengte in vollem Galopp voran , um das junge zärtliche Weibchen auf den ihr bevorstehenden gewaltigen Schreck zuzubereiten !
Nur der leichtsinnigste und mutwilligste kommen :
Der Schreck würde aller Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß gewesen sein !
Und wenn ein paar Eheleute sich aufs duffste gehaßt und verabscheut hätte , so müsste der plötzliche Tod des einen das Herz des anderen notwendig rühren und erschüttern .
Nun war aber hier niemals von Haß die Frage a sondern bloß von einer kleinen fieberhaften Liebesbewegung bei Hannchen , die freilich zur hartnäckigen Krankheit hatte ausschlagen können , aber doch auf die Art , wie wir wissen , wirklich nicht twie ausschlug !
Seit der Zeit war ihr kein Ges danke wieder eingekommen , um Wilhelms Willen ihrem Manne ein kürzeres Sehen 21schen , oder es zu bereuen , ihn genommen zu Haben : Vielmehr lebte Sie mit ihm fo wore traulich und zärtlich , daß selbst die Medisance es nicht wagte , ihrem guten Namen eins ans zuhängen .
Bei so bestallten Sachen war allerdings eine Vorbereitung nötig , und Wilhelm , der über Stock und Block ritt , kam noch kurze Beit vor Mittagessen an , stieg ab , band das Schäker könnte hier auf den Pferd an und elligst herauf auf seine Stube .
Hannchen , zwar sehr verwundert , aber doch noch nichts ahnend , folgte ihn geschwind nach und fragte , was es Gabe ? ?
Mit erzwungener Heiterkeit und Fröhlichkeit sagte er , er hatte was ganz notwendiges und unentbehrliches vergessen , das müsste er nachholen .
Hier schlug Hannchen gleich das Herz , denn einmal tannte sie Wilhelm zu gut , um nicht zu wissen , daß Bergessen sein Fehler gar nicht war , noch mehr aber fielen , ihr seine roten und gedunsenen Aus gen und Wangen auf , an denen , die Spuren von Tranen gar nicht zu verkennen waren .
Ach Gott , schrie sie , ich rate schon , was gilt_es , mein Mann ist unterwegs krank geworden ? Mun ja , er ist es , sagte Wilhelm :
Was sollt ich_es Ihnen lange leugnen ?
Und ich bin deswegen zurückgeritten , um Arznei zu Holen !
Hannchen brach nun in heftiges Klag und Jammergeschrei aus ; Um Gotteswillen , rief sie , lassen Sie den Augenblick einen Wagen anspannen , ich muß ihm nach , ich muß ihn sehenk Beruhigen Sie sich , fiel ihr Wilhelm ein :
Ich habe schon Order gestellt , er wird ganz langsam im Wagen zurückgefahren und zwei Leute sind bei ihm ! , , Und Sie sind nicht bei ihm geblieben , haben ihn allein gelassen ? , , Bloß um Shrentwillen !
Ich fürchtete , Sie möchten zu sehr erschrecken - " Erschrecken ?Güriger Gott im Himmel , nun erschrecke ich erst !
Sagen Sie nur heraus , mein Herz sagt mir_es doch schon ! , , Wilhelm schwieg , aber seine Augen sagten so viel , daß Hannchen kraftlos auf den Sofa stürzte .
Er brachte sie durch Riechwasser wir der zu sich selbst , erzählte nun ohne weitere Zurückhaltung den ganzen traurigen Vorfall und anstatt sie zu trösten zu suchen , weinte und flagte er mit ihr um die Wette .
Mittlerweile näherte sich schon der in einen Leichenwagen verwandelte Reisewagen .
Kaum daß Hannchen ihn rumpeln hörte , flog sie ohne Fenster ; Unterdes aber hatte Wilhelm schon mehrere Damen aus der Stadt rufen lassen , denen er die abermals und viel stärker als vorhin in Ohnmacht fallende junge Witwe überließ , um die ißt obwaltenden Geschäfte zu besorgen .
Er entriß Hannchen den Anblick der Leiche so bald als möglich , ließ sie in ein Gewölbe bringen , schrieb die nötigen Trauerbriefe , bestellte Garg und Trauer und Leichenbegangniß und alle die Menge Dinge , die heute zu Tage nd thig sind , um auf eine standesmäßige Art eine Speise der Würmer zu werden .
Da der Sohn in Halle durch einen reitenden Boten von dem Tode seines Vaters Nachricht erhalten , konnte er mit Hilfe der Extrapost früh genug da sein , um ihn zur Gruft zu begleiten .
Auch Wilhelm legte volle Trauer an und - Schade , Bass er nicht die Parentation halten konnte ; Sie tourte Fiche ein Meisterstück der Beredsamkeit aus dem Herzen geworden sein , da hingegen die , die wirklich von dem Herrn Pastor *** gehalten wurde , wurde , ein Kraft und saftloses Gewäsch war , das höchstens so viel bewies , daß der Herr Pastor über diesen Trauerfall durch die dabei abreisenden fetten Akzidenzen vollkommen getröstet war .
Nach dem Begräbnisse hatte Wilhelm noch mehrere Wochen alle Hande voll zu tun , teils das Erbschafts : und Auseinandersetzungsgeschäft zwischen Stiefmutter und Sohn zu Stande bringen zu helfen , teils die Papiere und Sachen des Verstorbenen in Ordnung zu bringen .
Erst ganz zuletzt dachte er an sich selbst !
Offenbar Anderte sich auch mit dem Tode seines guten Patrons seine Situation und er konnte nun nicht länger bei der jungen Witwe bleiben .
Er kündigte ihr also an daß er ihr von ist in acht .
Tagen sein herzliches Lebewohl sagen würde !
Obgleich Hannchen vorhergesehen hatte , daß es so kommen würde und müsste , so war the doch dies Wort ein gewaltiger Schlag ans Herz , und sie bat Wilhelm fast mir Tranen , er möchte doch wenigstens noch einen Monat , und da er dazu schlechterdings nicht zu bewegen war , wenigstens noch vierzehn Tage bleiben .
3. Das geck sprach er denn , und diese Zwischenzeit nußte Hannchen , den tausenderlei Gedanken und Ente würfen , die ihr von neuem durch den Kopf lies fen , nachzuhängen .
Die Wut ihres Schmerzens hatte sich nun Ich habe einen würdigen wackeren gelegt .
Mann verloren , dachte sie bei sich selbst Seine Asche wird mir , so lang ich lebe , teuer sein !
Mein Herz ist nun wieder frei , und ohne mich darüber ausgelassen zu freuen , darf ich es doch wohl ohne Verbrechen fühlen und empfinden , daß dem wirklich also ist !
Ich bin noch jung , reich , und wenigstens nicht häßlich !
Unerachtet des großen Unterschieds des Alters habe ich doch mit meinem Manne glücklich und vergnügt gelebt :
Und die kleine Ausschweifung , die ich damals beging , hat mir der Himmel längst verziehen !
Aber ist es nun noch Ausschweifung wieder an dich zu denken , du liebster , Hefter , redlichster Wilhelm ?
Darf das Feuer , was du in meinem Herzen angezündet Haft und was bloß Pflicht und Vernunft auslöschten , darf es nun nicht wieder glühen 2 Ja , es darf !
Und o wie glücklich , wie unaussprechlich glücklich wollte ich dich machen , wenn dein Herz eben so für mich schlüge , wie meines für dich !
Aber ich fürchte , ich fürchteng doch ich will ist nicht fürchten , ich will hoffen !! hoffend und es der Vorsehung überlassen ! , Hannchen suchte nun Tag vor Tag in Wilhelms Augen zu lesen , ob sich nicht darin etwa ein gleicher Wunsch , ein gleiches Verlangen blicken ließe :
Aber es war schlechterdings nichts wahrzunehmen .
Wie hatte auch Wilhelm ein Gedanke einfallen können , der im mehr eine kleine Eitelkeit bei ihm voraussehen muffte , von der er himmelweit entfernt war !
Wollte also Hannchen wohl oder übel , so musste sie den Mund selbst zum Reden eröffnen .
Sia nahm einer sehr schicklichen Gelegenheit wahr , als Wilhelm eben die noch übrigen Tage bis zu seiner Abreise zählte und sich beklagte , daß er immer zu so traurigen und schmerzlichen Abs schieden verdammt Ware !
Hm , sagte Hannchen , diesmal wird sich_es wohl mit dem Traurigen und Schmerzlichen halten lassen !
Ja , wenn mein Mann noch lebte , das wahre was anders !
Aber ich Wilhelm , statt der Antwort , warf ihr the bloß einen ernsten und strafenden Blick zu , den Hannchen mit einem Sauerfüssen Lächeln erwiderte .
Wahrlich sagte sie , solche Blicke schicken sich nicht übel zu Ihren Handlungen !
Sie wollen mir weiß machen , der Abschied von mir würde Ihnen schwer werden : Und doch , wie habe ich betteln müssen , daß Sie nur noch acht Tage zugegeben haben !
Bei uns zu Lande , wenn man eine Sache ungern tut , schiebt man sie so lang als möglich auf . will .
Daran tut man gar nicht wohl !
Mein bester Meier in Halle hat mich gerade ums gekehrt gelehrt :
Einen unvermeidlichen Schmerz , merken Sie das Wort wohl , müsse man sich fo o bald als möglich vom Halse zu schaffen suchen !
Hang .
Unvermeidlich !
Oft ist etwas bloß darum unvermeidlich , weil man es nicht vermeiden will !
will .
Nicht wollen , wenn es aus vernünftigen Erundsäßen geschieht , ist eben so viel , als nicht können !
Hang .
Und so bin ich also geschlagen , ob ich gleich das größte Recht in Händen habe ?
Bier armen schwachen Werkzeuge ! Wilh. O ich bitte Sie , nicht diesen Ton !
Ich tan nicht darin einstimmen !
Gönnen Sie mir diese leßten Tage noch Ihr heiteres , unum wollte Gesicht nur eine Minute diese Miene behalten , auf der Stelle malt ich Sie !
Aber schon ist sie wieder weg : Ihr Blick ist schon wieder nachdenkend !
So !
O könnten Sie doch Hang .
Ganz recht , nachdenkend !
Propos , Sie verstehen sich doch auf so vieles , können Sie denn auch wohl den Leuten ansehen , was sie d dehnten ? will .
Manchmal , nachdem die Umstände Hang .
Nun so raten Sie einmal , was ich dente ? will .
Nein , das ist mir auf allen Fall Nichts weniger , es ist so simme Bel , daß ich es in meiner Lage unmöglich anders dehnten tant When Wilh. Wilh. Desto schlimmer Auf die sims Pellesten Sachen fallt man grade immer zuleht ! ) geig Hang .
O Sie sind ein Aal : Grade so schlupfen Sie einem aus den Handen !
Aber -- lesen können Sie denn doch wohl , was die Leute denken ? will .
Ja , das hat mich meine alte Sus Fahne gelehrt !ors God Hannchal )
Gut !!
Auf etwas anders zu Wilhelm machte sich sobald als möglich los , um auf seinem Zimmer Hannchen in der Miene , bie ihm so gut gefallen hatte , zu zeichnen .
Seine Einbildungskraft war ihm treu genug und seine Hand flink genug , paß in einer Stunde ihr wohlgetroffenes Bruftbild auf dem Papiere stand .
Um nun Hannchen noch mehr zu überraschen , feste sehr unter das Bild die Stelle aus dem Gleim , die darauf paßte , als wäre ke ausdrücklich dazu gemachtst Enable In weiblichent Gesicht " off Fand ich auf Erden weit und breit , ich im ta and is in Simmel nicht !
And so schichte er hangen das Bild zieht , ohne ihr weiter etwas dabei sagen zu lassenti Sie war vor Freude und Entzücken darüber außer sich .
Solch eine Galanterie hatte Fe von Wilhelm nicht erlebt , seit sie ihn kannte und sie machte sich eine so günstige Auslegung davon , wie sie ihren Wünschen gemäß war .
Nun bekam auch ihr schwankender Entschluß bald Festigkeit , daß sie ohne weiteres Bedenken an ihn schreiben und ihm ihr ganzes Herz entdecken wollte .
Den ganzen Abend brachte sie damit zu , und des morgens , als Wilhelm beim Tee die Zuckerdose eröffnete , sprang ihm folgendes Billet entgegen kalbe sa prin ny Liebster , bester Wilhelm , tum noa Zum erstenmal in meinem Leben set ich mich hin , an eine Mannsperson zu schreiben , und wenn der Inhalt meines Briefes auch sonst nichts Nuß wäre , fo müßt er Ihnen doch schon um seiner Seltenheit Willen merkwürdig sein .
Sie versicherten mich gestern , daß Sie doch wenigstens lesen könnten , was die Leute dachten :
Gut , ist sollen Sie lesen , was ich bente , und zwar von Ihnen und gegen Sie .
Zwar könnten Sie sich_es leicht an den Fingern abzählen , was es ist :
Aber es mag wohl sö sein , wie Sie sagen , daß man auf die simpelsten Sachen gerade julegt fallt ; Wenigstens Sie , Erinnern Sie sich wohl noch der Zeit , da Sie mir einmal ein Billet schrieben , was sich anfing : Liebste , Beste , so Penne ich Sie ob es gleich vor Gott und Menschen nicht recht ist !
Ging Ihnen das wirklich von Grunde des Herzens ?
Oder ließen Sie sich etwan bloß von Mitleiden gegen eine arme Narrin hinreissen , die Ihnen von Sterben und Begraben vorsprach ?
Das musst ich nun vor allen Dingen recht genau wissen , ; ehe ich ein Wort wter schriebe .
Meine Eitelkeit ist freilich geneigt genug daß Erste zu glauben , und daß bloß Pflicht und Tugend Sie zwang , alles Gefühl von Liebe gegen mich zu unterdrücken .
Dafür sollen Sie ewig Dant haben , denn ich war rein ein Ops fer meiner Leidenschaft , wenn Sie von bem Schlage der gewöhnlichen Mannspersonen was Ren ?
Indes , hoffe ich , werden Sie mir das Zeugnis geben , daß ich Ihrem Beispiele zufolge schleunig zur Äugend lehrte und Sie eben falls wieder mit bloß freundschaftlichen Auge anzusehen lernte .
Auch können Sie mir gewiß glauben , daß wenn es Gott gefallen hatte , mit meinen Mann noch jähen , zwanzig Jahre zu fassen , er nie an mir eine andere als zärtliche und treue Gattin würde gehabt haben .
Indes ruht er nun im Grabe ; Ich habe seinen Ted tiefgerührt beweint und werde ihn nie vergaffen .
Aber wenn er selbst wieder aus dem Grabe aufs tehen könnte , würde er mir eine neue Liebe fo wenig verwehren , daß er mich vielmehr selbst dazu aufforderte !
Wenn ich nun , mein Hebster , bester Wilhelm Blumental , tzt mit aller Offenherzigkeit und Zutraulichkeit zu Ihnen sagte : Sehen Sie hier ein junges , zärtliches Wette , der Sie einmal weiß gemacht haben , daß sie Ihnen gefiele !
Sie hält Sie ißt beim Worte , bietet Ihnen Ihre Hand und Ihr Vermögen an , bas , wenn es auch Ihrer noch nicht wür dig ist , doch vollkommen hinreicht , glücklich und Sie haben noch kein Amt , froh zu leben ! keine Bedienung :
Gut , es Van Ihnen sobald nicht fehlen !
Und das zärtliche Weiß wartet gern Jahre lang auf Sie , zieht mit Ihnen , wohin Sie wollen , kurz , hat nur Einen Willen mit dem Ihrigen ! , Wenn ich nun das sagte , was würden Sie wohl darauf zu antworten has ben ?
In Gottes Namen sei es denn gesagt , und hiermit überlegen Sie , was Sie tun können und wollen .
Aber ums Himmels Willen keinen Zwang , keine Wengst lichkeit ! .
Mig eben der Offenherzigkeit , mit der ich Ihnen meine Hand anbiete , müssen Sie sie auch Aust schlagen .
Ich weiß , Sie tun nichts ohne starke Gründe : Und wie leicht könnten Sie deren haben , mich nicht zu wollen !
Also durchaus frei und ohne Zwang !
Sie sehen , ich bin ist völlig ohne Leidenschaft , ich schreibe bloß , was mir meine beste Überlegung eingibt ; Aber , liebster Wilhelm , wenn Sie Ja sagen , wenn mich die Vorsehung bestimmt hat , die Ihrige zu sein ich kann_es nicht ausdrücken , es ist zu viel Gute Nacht !
Oder - schriftlich .
Ich werde wohl auf einige Tage verreisen , vielleicht auch nicht .
ten Sie mir !!
Kurz , antwoks Wilhelm hatte zwar in seinem Leben schon manches unerwartete Abenteuer gehabt und rechnete nicht weniger drauf , daß er deren vielleicht noch ferner genug haben würde :
Aber ein solches , nein , auch im hihigen Fieber war er darauf nicht gefallen !
Daß ihn ein Frauenzimmer hebenswürdig finden könne , das hatte et erfahren Aber daß ein Frauenzimmer auf den Einfall kommen könnte , ihn zum Ehemanne er : diesen zu wollen , das war über und unter senem Horizonte !
Natürlich waren denn auch feine Betrachtungen über das gelesene Billet von ganz anderer Art , als die meisten unseres Ger schlechtes in gleichen Falle angestellt haben würden .
Nach dem heutigen Weltlaufe ist eine junge , hübsche , verständige und nun wenigstens 40000 Rthl . reiche Witwe ein Glück , bei dem nur ein Narr fragen Tan , ob er_es annehmen will oder nicht ?
Wilhelm hingegen fand bei diesem handgreiflichen Glücke wenigstens eben so viel , wo nicht noch mehr , Kontras als Prof .
Auf der einen Seite war er wirklich Hannchen gut , und wenn es ihm ums Heiraten zu tun gewesen wäre , sie und keine andere !
Aber eben darum war es ihm nun ganz und gar nicht zu Er schämte sich bis über die Ohren , wenn er nur dran dachte , daß er , in einem Alter bon 21 Jahren , mitten in seiner eifrigen Vorbereitung zu einem fünftig den Staate nügli chen und brauchbaren Manne , auf einmal ab brechen und müßig der Liebe pflegen sollte .
Der große Magnet der 40000 Rthl . statt ihn anzuziehen , stieß ihn weit eher zurück .
Er hatte von Jugend an gelernt , wenig zu bedürfen und mit wenigem viel auszurichten , und folglich nagte ihn gar nicht die Seuche unseres Jahrhunderts , die freilich andere Jahrhunderte auch schon genagt hat , auri facra fames !
Lleberdem hielt er es für eine sehr verächtliche Kunst , ein Vermögen , dessen Erwerbung anderen vielleicht blutsaur er geworden ist , ohne einen Tropfen Schweiß im Angesichte zu verzehren .
Es war ihm schon als hört er die Leute auf öffentlicher Straße hinter sich drein rufen : Der hat gut leben und Reichsein !
So fliegen uns anderen die gebratenen Tauben nicht ins Maul !
Hätte die junge Witwe sich nicht in ihn vergafft , was war er ?
Nichts !
Woran Marka Aun aber voll Lenz ohne Grauen und Entsagen nicht denken konnte , das war der Umstand , daß er auf dies se Weise der Stiefvater eines Hallischen Studenten werden müsste , der mit ihm gerade in Einem Alter war .
Vorurteil oder nicht Vorurteil , genug dieser Gedanke war ihm schlechterdings unausstehlich !
Nicht weniger musste ihm einfallen , daß wenn er ist heiratete , so wäre das non plus ultra seines Glücks ein für allemal ht und alle weitere Aussicht abgeschnitten .
Auch für seine goldene Freiheit war ihm nicht wenig bange .
Hannchen hatte sich schon einmal verlauten lassen , daß wenn sie seine Frau Ware , so ließe sie ihn um alles in der Welt nicht schwimmen !
So , So , dachte er , würde sie es in zwanzig anderen Dingen auch machen , würde ihn aus bloßer Liebe nicht arbeiten lassen , um sich das Leben nicht zu verkürzen , nicht reifen lassen , ebenfalls aus bloßer Liebe , weil sie ihn nicht begleiten könnte : Kurz , Wilhelm fang sich in Gedanken durch diese vorgeschlagene Ehe in einen der ersten Taugenichtse von Euros Pa verwandelt !
Gleichwohl konnte er dem jun gen , zärtlichen , und gegen ihn wahrhaftig groß : mutigen und gutdenkenden Weibchen keinen von allen diesen Gründen weder schriftlich noch mündlich entdecken , so sehr sie ihn auch aufgefordert hatte , frei und unverhohlen zu reden .
Dies zu verursachte ihm das meiste Kopfbrechen und er wusste sich vorerst nicht anders zu retten , als durch folgende mit vielem Schweiße zufammens gesetzte Antwort : : .
Liebste , Beste , Noch glühen meine Wangen vor Scham und Erröten über den unaussprechlich gütigen .
Antrag , den Sie mir getan haben .
Was für ein Herz müßt ich haben , wenn ich Sie nun , nicht noch tausendmal höher schaßte und liebte , als bisher !
Sie , die Sie bei Ihrer Jugend , Schönheit , Reichtum , und was mehr als alles ist , bei ihrem Geist und Herzen nur einen Wink bedürfen , um die edelsten und liebenswürdigsten Jünglinge und Männer um Ihre Hand wetteifern zu sehen , werfen Ihre Augen auf . mich , der ich nichts , ganz und gar nichts zu meiner Empfehlung habe !
Sein Sie versichert , daß ich dies Glück in alle seinem Werte erkenne und ( da Sie runde Offenherzigkeit von mir verlangen ) wenn auch das Schicksal mich Ihrer Hand für unfähig erklären sollte , so würde doch kein einziger Grund von Ihrer Person hers genommen sein .
Sie sind durchaus dazu geschaffen , eine Ehe so reizend und freudenvoll zu machen , als sie ihrer Natur nach nur im mehr sein tan , und die einzusehen , brauchte es keinen Augenblick Bedenkzeit .
Aber um mit den übrigen Gründen , die gar nicht von Ihrer Person hergenommen finde , fertig zu werden , " bitte ich mir einige Tage Frist zur Überlegung aus .
Auf allen Fall aber glauben Sie , daß wenn der Himmel uns nicht für einander bestimmt hat , so ist es bloß darum , um Sie mit einem anderen tausendmal glücklicher zu machen , als Sie je hatten werden können mit Ihrem B. B. Hannchen war über dieses Billet vollkommen froh und vergnügt .
Sie kannte Wilhelm viel zu gut , um von ihm zu erwarten , daß er gleich mit einem Ja zur Tür ins Haus herein fallen sollte :
Allein da nur nach seiner Versicherung kein Grund Kontra von ihrer Person hers genommen war , so war sie schon zufrieden und getraute sich sehr leicht , diese Gründe nicht nur zu erraten , sondern auch zu widerlegen .
Sobald sie also Wilhelm habhaft werden . fonnte , nahm sie sein Herz also und folgendermaßen in die Presses Liebster Wilhelm , wenn Sie sich noch ber finnen Sie hielten mir einmal einen kleinen Sermon und machten sich_es gleich zur Bedingung , daß ich Sie nicht unterbrechen sollte ? 16 will .
Das heisst also , Sie wollen ißt den Katheder besteigen und ich soll zuhören !
Hang .
Ganz recht , das heisst es !
Horten Sie , ich habe Ihnen einen ganzen Haufen Dinge zu sagen , und ich denke mitunter ganz . vernünftige : Sie müssen nur auch ihr Herz hübsch der Wahrheit öffnen und nicht starrköpfig sein .
Wilh. ( die Schultern juckend ) Starrköpfig ?
Davor stehe ich Ihnen nicht !
Aber daß mein Herz der Wahrheit offen stehen soll , darauf verlassen Sie sich .
Hang .
Nun gut , so . hören Sie !
Aber vorher eine Frage :
Haben Sie wirklich , nach der strengsten Wahrheit , nichts gegen meine .
Person einzuwenden ?
Sie müssen mich recht verstehen ; Fehler und Schwachheiten haben . wir alle ; Aber außer diesen Sie haben will .
Ich verstehe !
Aber ich hoffe doch , au verstanden In , meiner Bil let , dent ich , war weder Übertreibung nach .
Verstellung . Hannch. Gut , schön , das freut mich herzlich !
Sonst , liebster Wilhelm , wenn Sie noch irgend einen geheimen Zweifel gegen mich im Herzen hätten Es ist mir einmal ein Wort gegen Sie entwischt , was ich gern zu rückhatte ! will .
Das ich nicht wüsste !
Hang .
O ich habe_es nicht vergessen !
Ich sagte , wenn ich Ihre Frau wäre , ließ ich Sie nicht schwimmen !
Wie leicht könnten Sie sich daraus eine falsche Vorstellung von meinem Charakter machen , als wollt je etwa die Hofmets Stein meines Mannes sein !
Ich schwöre Ihnen , daß ich davon weit entfernt bin . will .
Ich glaube es Ihnen , ohne Schwüre , aufs Wort !
Hang .
Gut , also zur Sache , zu Ihren geheimnisvollen Gründen , die Sie sorgfältig vor mir verhehlen !
Wir Frauenzimmer sind sonst ziemlich glücklich im Raten : Laffen Sie : ) uns doch einmal Wundershalben sehen , ob ich Ihnen nicht etwa heimlich hinter dem Rücken . in Ihre Karten geguckt habe !
Pro primo , das glaube ich nun gar nicht , daß eine gewisse Art von Stolz Sie abhält , durch ein Frauenzimmer reich zu werden , und noch viel weniger , daß Sie mich für fähig halten , es Sie jemals fühlen zu lassen will .
Pfut , pfui , solche Injurien soll , ten Sie gar nicht einmal in Ihren Mund nehmen !
Hang .
Also abgetan !
Und nun zur Hauptsache .
Sie sind ist jung , liebster Wilhelm , ich glaube gar b etwas jünger wie Ich !
Boll Feuer und Tätigkeit !
Sie gehen barauf aus ein großer Mann im Staate zu werden , und ich höre jedermann sagen , daß es Ihnen sicherlich mit der Zeit gelingen wird !
Bei diesem Projekte hätten Sie denn freilich nicht Zeit , sich mit Liebe und Heiraten auft zuhalten , und das ist es , was Ihnen vornehmlich mit im Kopfe steckt , Troß Ihres Kopfschüttelns Aber nun lassen St einmal ein Weib reden !
Ich glaube es vollkommen , daß Sie mit Ihrem , bald hat ich gesagt wütenden Fleisse und mir den Saben , die Ihnen die Natur ger schenkt hat , alles werden können , was sie nur wollen :
Aber ist denn das auch der rechte Weg zur Glückseligkeit ?
Je höher hinauf , desto unglücklicher , habe ich mein Tage gehört .
Je mehr Sie Geschicklichkeit und Fähigkeit zeigen befto eher müssen Sie sich zu Tode oder wenigstens zum Krüppel arbeiten :
Und wenn Sie sich dabei aller Welt Güter erwerben , so has ben Sie keine Zeit , sie zu genießen !
Und dann , wer ist Ihnen denn Bürge , daß es Ihnen nicht fo geht , wie einem gewissen großen Manne in unserer Nachbarschaft ?
Sie kennen ihn de doch ?
Was für eine Rolle intelre er nicht einmal ?
Und is ist er ein halber Gefangener , obaleich alle Welt spricht , er hätte nichts weiter getan Als die Wahrheit gesagt .
Die armer Wilshelm , wie bald würden Sie mit Ihrer Redliche feit und mit Ihren strengen Grundsäßen ein gleiches Schicksal haben !
Und soll ich denn das so geradehin geschehen lassen , ohne Ihnen erst eine freundschaftliche Vorstellung zu tun ?
Nun fegen Sie einmal dagegen den anderen Fall .
Sie glauben doch , daß uns der liebe Golf vornehmlich dazu erschaffen hat , daß wir glücklich sein fallen 2006 will .
Und daß wir andere so glücklich sollen machen helfen , als es nur irgend in unseren Kräften steht !
Und Sie könns daß Sie das Gewiß dank Hang .
Gat , beides ! ten irgend einen Zweifel hegen , Jeste bei und mit mir könnten ? Taten Sie mir Unrecht !
Sehen Sie , liebster Wilhelm , von dem Augenblicke an , da Sie Ihre Hand in die meinige schlagen , sind Sie schlechterdings Herr und Meister meines Vermögens , Jede Anwendung , die Sie davon machen , ist mir recht .
Auch von Ihrem Fleisse und von Ihrer Tätigkeit werde ich Sie so wenig abhalten , bub las vielmehr von Ihnen lernen will , auch zum Besten anderer zu arbeiten .
Wilh. Halten Sie ein , bestes Weibchen !
Ich gesinnte vor Scham , vor Erniedrigung über Shre überschwingliche Güte Nein , nein , das verdiene ich nicht !
Med Hannch. I nun , und wenn es wäre , muß denn alles immer gleich verdient sein 3. Dahn müssten Sie auch vom lieben Gott gar keine Wohltaten annehmen , denn bei dem können wir alle nichts verdienen !
Überdem kommt Ihnen das Urteil gar nicht zu , ob sie meine Hand verdienen Das ist lediglich meine Sache , und wenn ich nicht recht urteile , so ist der Schade mein !
Doch weiter im Texte !
Ihren delitaten Denkungsart nach ist es Ihnen gewiß , auch anstößig , daß ich die Stiefmutter eines großen erwachsenen Menschen bin , der nun bald von der Universität zurück kommen wird .
Ich muß Ihnen sagen , daß es mich anfangs auch einige Überwindung fastete , tale Verhältnis zu schicken . schlechterdings abgeschlagen , Mutter nennen zu lassen :
ich diesen Namen nur im einen ? mich in dieses fas Auch habe ich es mich je von ihm Denn wie könnt mindesten dies Jht nun , nach dem Tode meines Mannes , sind wir vollends Geschiedene Leute , Er hat sein Erbteil gezogen und ich das meinige , und ich würde gewaltig darüber lachen , wenn der junge Herr es sich einfallen lassen wollte , sich auch nur auf die entfernteste Art in meine Herzensangelegenheiten zu mischen , Sie können ihn also völlig so gut als einen Fremden , und meine ganze Stiefmutterschaft als einen leeren Namen oder Titel .
Nun was hätten Sie doch wohl noch mehr auf Ihrem Herzen und Gewissen ?
Hang .
Sie sind eine Zauberin !
Sot , scht , sagen Sie das use nicht !
Vor Herren und Zauberinnen nimmt man sich in Acht und geht ihnen aus dem Wege !
Mi Smut Wilh .
Wenn es nur etwas helfen wolle te !
Gütiger Himmel , wie ganz anders dachte ich nach Lesung Ihres Briefes , und ist Hang . habe ich Sie beschwat , nicht wahr ?
Und wenn Sie weg sind von mir , dann reiben Sie sich die Augen , erwachen wie Aus einem Traume und sagen doch noch zuleht : Madam , es tut mir leid , ich bedaure herzlicht will .
Nein , in diesem Tone werden Sie mich nie sprechen hören !
Aber Vorist wies derhol ich meine Bitte :
Noch ein paar Tage zur Überlegung ! as potty thing / M Sie Hang .
Wilhelm , Wilhelm ! schreiben mir , ich wäre dazu geschaffen , eine The reizend und freudenvoll zu machen .
Wenn Sie wüssten , wie ich Ihnen die Ihrige machen wollte wahrlich Sie sprächen nicht mehr von Bedenkzeit !
Hier konnte sich Wilhelm nicht länger Hals ten ; Feurig und mit Tränen fiel er ihr in die Arme , und sie drückte ihn heiß und fest an Busen .
Bald aber wand sich Wilhelm wieder von the los und rief mit der Heftigsten Leidenschaft :
Ich darf nicht ihren klopfender darf ich nicht noch Entweder nie oder immer in Damit ergriff er die Tür Ihren Armen !
Armen !
Dar und fort !
Der geneigte Leser wird nun das Ende vom Liede nicht anders absehen und erwarten , als daß Wilhelm sich noch ein paar Tage mit seinent Kontras zerquält , daß diese allmählich eins nach dem anderen wie Butter an der Sonne zergehen , und daß er sich zuläßt seiner Schöne in die Arme wirft .
In der Tat war auch Wilhelm nahe dran , durch alle das überwunden zu werden , und war er es , nun gut , so hätte diese Geschich warte nur einen Teil , statt daß sie deren zwei has ben wird !
Allein das Schicksal hatte nun eins Mal seine Ursachen und Gründe , diese Heirat nicht zu Stande kommen zu lassen :
Deswegen ließ es just in der letzten Minute , genau vorm Thorschluß , eine neue Feder springen , die der Sache mit einemmate eine andere Wendung gab .
Wilhelm nämlich erhielt folgenden Brief von dem nun so lange nicht wieder erwähnten Herrn Hennig Hochedelgebohrner Herr Mündel , Hochgeehrter Monsieur Wilhelm , 551 Ich habe Ihnen für diesmal eine Nachricht zu geben , die Ihnen über alle Maßen wichtig sein muß .
Sie sind nunmehr in die Jahre getreten , da Sie nach den hiesigen wohllöblichen Gesetzen und Verordnungen des Landes die Majorennitatem erreicht haben ; Es wird also Ihr bisheriger Vormund Herr Hennig seine Vormundschaft niederlegen und ohne Ruhm zu melden , davon nichts als Ehre haben und sich ben Ihnen und der ganzen Stadt insinuieren Bon Ihrer Seite werden Sie also zweierlei au erwägen haben ; Entweder daß Sie hier eier einen Mandatarium bestellen , der an Ihrer Stadt die Gelder in Empfang nimmt , oder daß Sie selbst in Person , wenn es Geschäfte und Umstande erlauben , sich auf den festgesetten Terminum als den 6ten künftigen Monats Einfinne den .
Die Reise ist zwar ein wenig weit :
Über Heir Hennig wird dafür sorgen , daß Ihnen wenigstens auf 8 Meilen Pferd und Wagen entgegenkomftreu , und brauchen Sie nur deshalb Avifo zu geben .
Ich und die ganze Stadt wünschten recht sehr Monsieur Wilhelm nach einer abfentia von 11 Jahren wiederzusehen und mein ganzes Haus , nebst Stuben , Kamz Tafel , Garten c. steht zu Diensten .
Ich erwarte Ihren baldigen Entschluß und bin ze .
Der Westindier Belcour konnte über das saubere Billet von Madam Fulmer mehr Freude haben , als Wilhelm über diesen Hennigschen Brief .
Gottlob und Dank , rief er , nun bin ich wenigstens vorerst aus meiner peinlichen Lage gerettet !
Ich komme ich komme : anderen !
Und m was kann sich unter der Zeit alles Gleich ergriff er Krebels Reisen , den zweiten Teil , morinn die so ungemehlt nüsslichen und brauchbaren Postverzeichnisse stehen , und Rechner nun aus , wenn er den und den Tag wegreiste , in welcher Beit er wohl acht Meilen von seinem Geburtsorte eintreffen tönte .
Nachdem das Fazit herausgebracht war , schrieb er auch sogleich die Antwort an Herr Hennin , daß de , um sein er ganz unfehlbar kommen wüte , de , um sein kleines Erbtell in Empfang zu nehmen und zugleich die Freude zu genießen , seine Vaterstadt wieder zu sehen und dort eine oder ein paar Wochen den grünen Efel zu spielen .
Mit beiden Briefen ging er nun zu Hannchen und bat sie , einen Blick hineine zutun .
Pegasus Hannchen , ohne sich ein solches häßliches Intermezzo zu vermuten , las , lachte anfangs über Hennigs alberne Ruhmredigkeit , aber bald wurde ihr Blick trüber , und kaum daß sie in Wilhelms Antwort zwei Zeilen überblickt hatte , stand sie auf , trat mit Tranenden Augen ans Fenster und sah stillschweigend gen Himmel .
Wilhelm wollte sich ihr liebkosend nähern : Sie stieß ihn zurück .
Reisen Sie , sagte steh , und leben Sie wohl :
Wir sehen uns nicht wieder !
" Nicht wieder ?
Beste , Sie haben meinen Brief nicht ausgelesen , ich bitte Sie , Ich habe genug gelesen , um zu Wissenlassen Sie mich ist allein !
Ich möchte mich nicht gern auf eine unedle Art von Ihnen trennen , aber ist aber ist bin ich zu schwach zur Großmut Lake Wilhelm verließ sie und bekam sie wenigstens 24 Stunden nicht zu sehen .
Unterdes fing er an einzupacken und aufzuräumen und durchlief schon im Geiste alle die Erinnerung Male in seiner Vaterstadt , die ihn in die Zeiten seiner Kindheit zurücksäßen sollten .
Endlich wurde Hannchen wieder sichtbar , nachdem sie den schweren Kampf mit sich selbst glücklich überstanden .
Also morgen , sagte sie , teisen Sie ab ? will .
Reil ich ab , um - höchstens in vier Wochen wieder bei Ihnen zu sein , so weit nämlich wir armen Menschen etwas Gewisses in der Zukunft bestimmen können !
Hannich .
Ein sehr feiner Zusage !
Nur denn , auf allen Fall Wollen Sie mir nicht auf diese vier Wochen , oder auf immer , nach dem nun fallen wird , ein kleines Andenken vor Ihnen zurücklassen ?
Ich habe zwar schon eins ; mein eigenes Brustbild , aber wenn man das Original alle Tage im Spiegel sehen Van , macht man sich nicht viel aus der Kopie . will .
Ich verstehe Sie ! höchstens 2 Stunden In einer Wilhelm ging gleich auf sein Zimmer und zeichnete in aller Eile und mit allem Feuer sein eigenes Bild nach dem Spiegel , tam dann wieder und überreichte es ihr .
Getroffen , sagte Hannchen !
Sehr wohl getroffen !
Aber zusammen müssen diese beiden Bilder nicht !
will .
Das sollen sie auch nicht !
Das Shrige nehme ich Ihnen weg !
Hang .
Lassen Sie !
Ich habe schon ein anderes Andante für Sie zurechtgelegt , das Sie doch hoffentlich nicht verschmähen werdet .
Wilh. Beschmähen !
Das garstige Wort !
Und hat ich eine Stecknadel von Ihnen , so wollt ich , so friedfertig ich bin , mich mit Zwanzig herum schlagen , um sie mir nicht nehmen zu lassen . Hannch. Gut , hier !
Stecken Sie za hier !Stecken zu sich !
Und ums Himmelswillen telnen Dank , und keine Umstande !
Mit diesen Worten überreichte sie ihm eine kostbare goldene Uhr mit ihrem Portrat in Mes nitatur .
Und nun lassen Sie uns auch gleich Abschied nehmen , fuhr sie fort :
Denn morgen früh sehen Sie mich nicht !
Mein bestes , tausendfaches Lebewohl !
Ich werde Sie dennoch fehaben und lieben , so lang ich lebe !
Schrats ben Sie an mich , und Ihre Sachen schick ich Ihnen nach , wenn Sie wollen , wohin Sie wollen !
Wilhelm wollte sie in die Arme fassen , aber sie wand sich los .
Darkber brach er in einen Strom von Tränen aus , Fe hielt sich Nochmals und sah bloß naßäugigt aus . streckte er seine Arme nach ihr aus , sie wider_das Band nicht mehr .
Nach einer langen und traurigen Umarmung ermannten sich beide , rissen sich von einander los , Wilhelm fort , sie blieb !
Den Morgen bei der Abfahrt hielt sie Wort , war nirgends zu sehen und fest in ihrem Schlafs zimmer verschlossen .
Wilhelm warf tausend Küsse nach dem Hause , verfolgte es mit den Augen , so lang er konnte und indes der Postillion frdlich ohne Liebe und ohne Wein anstimmte , hauchte er eine Menge schwerer Seufzer von sich .
Sechs und drevßigstes Kapitel .
Nun nichts mehr von kleinen unwichtigen Postbegebenheiten !
Da wir Wilhelm von ist an nach und nach manch schönes hundert Meilen , zu Fuß und zu Wagen , mit Extra- und Ordinaripost , zu Schlitten und zu Schiffe wertzu den machen sehen . so würden bloß die Vors fälle unterwegs allein einen tüchtigen Band ausmachen :
Und ich habe ein für allemal versprochen , daß diese Geschichte nicht höher als auf zwei Bande anlaufen soll !
Kurz , Wilhelm , nachdem er meist vier Tage und vier Nächte gereist , war kaum vom Postwagen abgestiegen , als sich ihm schon der von Herr Hennin abgeschickte Kutscher prasentirte , der ihn in einem etwas sanfteren Fuhrwerke die Letten acht Meilen vollends nach Hause geleiten sollte .
Herr Hennig ließ sich sogar sehr ernstlich entschuldigen , daß er nicht das Vergnügen haben könne , ihn persönlich einzuholen :
Eine Eleine Unpaßlichkeit hielte ihn davon ab !
Wilhelm war dies eben so lieb , und noch lieber , und nachdem er die Nacht im Orte Rast gehalten , ging_es in startem Trabe er fort , so daß noch bei hohem Tage zu eben dem Tore eins passierte , durch welches er ehemals in die ganze weite Welt escappirt war .
Das Wesen und Komplimentieren nun , was Herr Hennig betrieb ; Seine , obzwar einig närrisch gedufferte , aber doch wahre und aufrichtige Freude über Wilhelm ; Das triumphierende er , mit dem er ihn bei den Vornehmsten der Stadt herum führte ; Das toste bare Diener und Souper , was er bald darauf veranstaltete und die Menge Schmduse außer demi Haufen die darauf folgten , das alles zeige ich den Leser bloß mit einem Winke an !
Natürlich hatte Er mußte sich nicht nur halb zu Schanden essen und trinken , sondern auch seinen ganzen bisher geführten Lebenslauf Wilhelm dabei das meiste zu tun . ? Hartlein und mehr als einmal erzählen und noch dazu einer Sündflut von Fragen stillhalten , die ein jeder nach dem engen oder weiten Horizonte feiner Kenntnisse an ihn tat .
So verlangte der Pastor Primarius durchaus von ihm Nachrichten von dem berühmten und berüch tigten D. Semler ; sollte ihm ein für allemal in der Sache Licht verschaffen , ob dieser Mann ein Sozinianer , oder ein Arias einer , oder gar beides zugleich sei !
Wilhelm sagte ihm darauf , das alles wüsste er nicht , aber das hatte er vor vielen gehört und oft auch von Wilhelm seinem liebsten Meter , daß Semler ein ehrlicher und rechtschaffener Mann sei !
Darüber treuzigte und segnete sich schier der Pastor Primarius , bewies aus einer Menge von Schrift : stellen , daß ein Kehr notwendig ein Schelm , ein Dieb ein Räuber , furz , ein kompletter Unmensch sei , und Wilhelm wäre sicherlich in einen schweren theologischen Disput verflochten worden , wenn nicht der Bürgermeister eine Frage nach Karrachen dazwischen geworfen hatte !
Dieses gab einem luftigen Kauze in der Gesellschaft , der Karrachs Schüler gewesen war , Anlaß , ihn mit allen seinen ganz unglaublichen Torheiten und Possierlichkeiten auf dem Katheder nachzumachen , und das allgemeine Gelächter , was hierüber entstand , machte dem theologischen Gespräch ein Ende .
Daß nun Wilhelm beiher nicht ermangelte , alle die Erinnerungsmale seiner Kinderjahre aufs . zusuchen und sich daran aufs äußerste zu ergohen , braucht auch wohl nicht mehr als eines bloßen Windes ! Das Hennigsche Haus war voll Mit inniger Freude besuchte er die davon ; Kammer , auf schlafen hatte er mit dem wilden Franz Ges und an zwanzig Stellen musste er über die Ohrfeigen und Nasenstüber lachen , " die ihm der Provisor gegeben und die hinterher so wohltätig für ihn ausgeschlagen waren .
Sein ehemaliges väterliches Haus durchlief er , mit Erlaubnis des fßigen Besitzers , von unten bis oben .
Gleich beim Eintritt erimerte er sich das Leben gekostet hatte ; In der Staune an die Kosakenscene , die seinem Vater er sich stand noch auf derselben Stelle ein Bette , auf der sein Vater den Geist aufgegeben hatte ; Oben auf der Kammer war es , wo er bei seinem Aufs wachen des Morgens Susanne tot gefunden !
Alle diese Bilder der vergangenen Zeit lockten ihm sanfte Tränen von den Wangen , und der Kirchhof , den er unmittelbar darauf betrat , war wohl nicht der Ort , seine Tränen zu Trogs einen .
Vielmehr flossen sie ist noch reichlicher .
bei dem Anblicke des drei Graber von Vater , Mutter und Susanne ! "
Eine ehrliche alte Frau , die eben über den Kirchhof ging und .
Wilhelm mit nassen Augen da stehen sah , erkannte ihn sogleich und fing an , ihm von seiner seligen Mutter zu erzählen , was sie für eine treuzbtave herzensgute Frau gewesen wäre , und daß sie den Schreck noch bis diese Stunde nicht vergessen hatte , obgleich schon 20 Jahr her wären , wie sie vor ihrem Hause den entseglichen Fall getan hätte , Vor eurem Hause , rief Wilhelm ?
O kommt mit und zeigt mir alles , alles !
Das geschah und Wilhelm erblickte mit der tiefsten Empfindung die von den Blute feiner Mutter betriefte Schwelle , die Stube , wohin man sie gebracht ; Die Frau erzählte ihm die legten Worte , die sie gesprochen , und wie steh ihn , als ein kleines Kind auf Susannens Armen eingesegnet !
Ungleich erheiternder aber war der Befug , den er bei seinem ehemaligen Lehrer , dem Auditor , ablegte .
Mann , dessen Haar nun auch schon zu grauen anfing , der aber unerachtet seines Alters und . feines Saucen Amtes nicht das geringste Mürrische noch Verdrußliche an sich hatte , wurde fast vor Freude wieder jung , als er in seinem ehemaligen Schulknaben einen so rüstigen , geschich Tiefer . ten , rechtschaffenen und liebenswürdigen Föng : ling vor sich sah .
Auch die alten Rosens , die beide noch lebten , überhäuften Wilhelm mit Freundschaft und Zärtlichkeit .
Zwar Rosens Christel selbst war nicht am Orte ; Nach seiner Rückkehr von der Universität hatte er bloß feine Eltern auf eine kurze Zeit besucht und sich dann als Regierungsreferendarius in B. engagiert :
Allein diese Zeit über hatte er seinen Als ten so viel von Wilhelm erzählt , von seiner Freundschaft gegen ihn und von den großen Diens ften , die er ihm in feiner schweren higigen Krankheit bewiesen , daß diese es für Pflicht hielten , ihn beinahe auf den Händen zu tragen .
Mittlerweile nahm die Ablegung der Vormundschaftsrechnung ihren Anfang , und nach , dem alles glücklich vollbracht war , sah sich Wilhelm nunmehr in völlig freiem Besiß eines Vermögens von 2800 Talern in gutem alten Golde , die auf sichre Hypothet zu s pro Cent verzinst standen .
Da Herr Hennig für alle feine vormundschaftlichen Bemühungen , auch da , wo er es nach allen Rechten konnte , durchaus deinen Heller liquidierte , so musste Wilhelms Dank notwendig um so größer und herzlicher sein und mit diesem fühlte sich auch Herr Hennig vollkommen belohnt . , Über , mein bester Herr Vors Mund , feste Wilhelm hinzu :
So unbeschet ben es von mir ist , Ihnen nach alle der Last , die ich Ihnen schon gemacht habe , wieder eine neue zuzumuten , so weiß ich mir doch keinen anderen Rat !
Ich Van das Geld ist noch nicht brauchen !
Was sollt ich damit ?
Es verschwenden ?
Dann war ich nicht wert , es geerbt zu haben !
Also muß ich notgedrungen wieder zu Ihrer Güte meine Zuflucht nehmen !
Behalten Sie den ganzen Kram , schicken Sie mir , wie bisher , halbjährlich die Interessen zu und bleiben Sie mein Vormund , so lange bis es Ihnen auf irgend eine Art unbequem fällt , dann will ich Ihnen gern und mir tausend Freys den die Last abnehmen ! , , Herr Hennig war gleich dazu erbötig :
Denn wie hart es ihn nicht tüzeln sollen , sogar noch nach der Majorennitat der Vormund eines jungen Menschen zu sein ?
Bar Wilhelm dachte nun schon allmählich wieder an die Rückreise , als eine kleine Begebenheit sich erdufferte , die dem ganzen Laufe seines Lebens mit einemmal einen neuen Schwung gab .
Es befanden sich im Orte etwa zwanzig Familien von der reformierten Konfession , die keine eigene Kirche noch Prediger hatten , sondern drei Mal des Jahrs von einem vier Meilen weit entfernten reformierten Prediger besucht wurden , der ihnen dann eine Predigt hielt und das Abendmahl verwaltete .
Dieser Prediger , Namens Gebhard , traf ist gerade des .Sonnabends in seinen Amtsverrichtungen ein , und da er ein überaus angenehmer Gesellschafter war und Herr Hennig alle Gelegenheiten zu nußen wusste , Wilhelm seinen Aufenthalt so reizend als möglich zu machen , so lud Herr Hennig , diesen Mann auf Sonntag Nachmittag und Abend bei sich zu Tische .
Er erschien , und kaum hatte er , Wilhelm gesehen und ein paar Worte mit ihm gesprochen , so war das Seelenverständnis zwischen diesen beiden in Richtigkeit und schon begegneten sie einander als alte Bekannte und Vertraute .
Der Prediger , von dem Strome des Diskurses fortgerissen , ließ Bald etwas von seinen Reisen einfließen und Wilhelm hörte mit nicht wenig Verwunderung und Erstaunen , daß Herr Gebhard , einen großen Teil von Deutschland , Holland , die Schweiz und England gesehen hatte .
Er war nämlich Domkandidat in Berlin gewesen , hatte das dortige Reiseftipendium genossen und von feinem eigenen Vermögen den noch erforderlichen Zuschuß getan .
Seit der Zeit war er zu seinem gegenwärtigen Amte befördert worden , bem er auch mit allem gewissenhaften Liefer und Treue zu großem Nußen seiner Gemeine vorstand s Aber noch immer schlug ihm das Herz , wenn er seiner getanen Reifen gedachte , und er behauptete und blieb dabei , daß dies die glücklichste Beit seines ganzen Lebens gewesen sei . de Will Helmen tat es unendlich leid , daß er einen so Interessanten Mann nur einen armseligen einzigen Nachmittag genießen sollte !
Der Prediger , eben so begierig , Wilhelm noch ein wenig langer zu haben , lud ihn ein , auf ein paar Tage mit zu ihm nach seiner Heimach zu reisen .
Herr Hennig , weit entfernt , etwas Dagegen zu haben , versprach vielmehr , er wollte Wilhelm , welchen Tag er wollte , im Wagen zurückholen lassen .
Dieser Vorschlag wurde das hin abgeändert und verbessert , daß Herr Hennig die Abholung in Person verrichten und wes nigstens auch eine Nacht unter dem Dache des Predigers schlafen sollte .
Nachdem alle diese Bärabredungen ins Reine waren , trennte sich die Gesellschaft höchstvergnügt , Wilhelm träumte schon die halbe Nacht von nichts als der Schweiz , England und Holland , und den Mors gen früh begab er sich zu seinem neuen Freunde , um mit ihm bis Mittag die kleinen vier Meilen zu machen .
Natürlich ftans denn unterwegs beiden der Mund wenig still , und Wilhelm erzählte ebenfalls à son tour die kleine Reise , die er nach , Berlin gemacht hatte , und den großen Haus , fen Dinge , die er in der kurzen Zeit gesehen und beobachtet .
Der Prediger , der Jahre lang in Berlin gewesen war , wusste selbst kaum die Hälfte davon und machte Wilhelm große Elos gen über feine ungemeine Tätigkeit und Uns ermilisleit .
Freund , sagte er zu ihm , ich e aus allen haben die wahre Anlage zu einem Reisenden !
Vors erste finde Sig gesund , fest und frort ; Vors zweite lein delicatylus , können Strapaße ausstehen und sich mit den Notwendigkeiten der Natur begnügen .
Und dann haben Sie sich auch bereits durch Lettür einen großen Borrat von geographischen / und tausend anderen nüglichen Kenntnissen erworben !
Gott behüte , wenn Sie mit solchem Feuers Elfer eine .
Reise durch Europa machten , wie Ste Berlin durchstrichen haben , was für ein Mann müsste aus Ihnen werden !
Und wenn ich an Ihrer Stelle Ware , ein Schelm , des nicht tat Sie haben ist , wie ich höre , Ihre Erbschaft gehoben :
Was wollen Sie mit dem Gelde ?
Sich ein Rittergut kaufen ?
Dazu reicht wohl schwerlich hin ! will .
Nein , gewiß nicht !
Nicht eins 2800 Taler finde Mal zu einem Bauergute ! es , netto !
Jen Gebh .
Immer aller Ehren wert , für Sie , der Sie so wenig bedürfen !
Aber als Kapital betrachtet , um es auf irgend eine Art anzulegen und davon zu leben , es würde nicht viel dabei Herauskommen !
Allein , Freund , dies Geld genommen und dafür eine Tour von drei : oder vier Jahren durch Stallten , Frankreich , die Schweiz , Holland und England gemacht , dann ins Vaterland zurück , bereichert mit einer Last von eingesammelten Kenntnissen : Meinen Kopf zu Pfande , wenn Sie dann etwas mehr brauchen , und Ihr Glück zu machen , als bloß sich zu zeigen ! da eine Aussicht , die will .
Liebster Freund , Sie ersfnen mie ach ! nur gar zu reis Zent ist !
Aber die Ausführung , die Ausführung !
Gleich eine Schwierigkeit :
Das Reisen in auswärtige Länder isk ja bei uns verboten , oder ich müsste erst um besondere Erlaubnis anhalten !
Gebh. Hm , es ist freilich verboten , aber lassen Sie uns Nut ein tlein wenig über den Sinn des Gesäßes nachdenken !
Sie wissen , daß ich , wie Sie mich hier sehen , nicht allein mit Vorwissen und Erlaubnis des Königs , sondern selbst halb auf seine Kosten gereist bin :
Folglich kann wohl das zweckmässige und nügliche Reifen unmöglich durch die Gest verboten sein !
Nur das unnüße und unzweckmässige Reifen ber besonders der reichen , Kavaliers , " " nicht statt haben , und darin hat der König Überlei Recht .
Ich habe in London deutsche junge Herren von angetroffen , die , ganz rasende Summen durchbrachten und bog auch nicht einen Kreuzer wert nüssliches und Brauchbares dafür lernten .
Welcher kluger Res gähnt tan das gelassen mit ansehen , daß die Reichtümer seines Landes , die seine Untertanen Fönten glücklich machen helfen , so liederlich auswärts verschleudert werden ?
Aber umgekehrt muß es auch einem Regenten sehr angenehm sein , wenn eines feiner Landeskinder , das nun gerade Talente , und Neigung dazu hat , sich auf Reisen in fremden Ländern zum vorzüglich brauchbaren Manne bildet .
Dazu braucht es weiter feiner Erlaubnis , ble versteht sich schon von selbst !
Und was Ihre paartausend Tere terchen anbetrifft , ob die in oder außer dem Lassen de verzehrt werden , das kann dem Staate in keinem " wel ) than !
Sie müssen nur gar kein Aufheben von der Sache machen , sondern in aller Stille tun , was Sie tun wollen !
Kündigen Sie Ihre Kapitale auf , ganz oder halb , wie Sie_es für gut befinden , steten Gele das Geld in den Koffer und damit fort !
Es wird Sie kein Mensch anhalten . will .
Also im Ernst , Sie glauben , daß die Sache tunlich ist ? Gebh .
In ganzem vollem Ernste !
Ich würde mir ordentlich ein kleines Verdienst Darc aus machen , Sie zu einer Stoffen Reise , noch großer wie die meintge , zu beschwatzen , weil ich nur gar zu sehr überzeugt bin , mit welchem Nußen und Vergnügen Sie reifen würden ! : Sehen Gele , Freund , ich habe mein Bißchen Vers mögen ebenfalls rein zugesägt und die Stelle , die ich ihr bekleide , nährt mich bloß mittelmässig , wie Sie es auch sehr bald an meiner mittelmässigen Bewirtung merken werden :
Aber doch , wenn ist auf der Stelle einer fame und böte Tier das ganze Reisegeld zu Heller und Pfennig , mit der Bedingung , daß ich ihm dafür die Bilder meiner Einbildungskraft von der Schweiz und von England hingeben sollte , die doch nach und nach von selbst verlöschen müssen , nicht Rühran !
Schon begann es in Wilhelms Seele gewaltig zu garen und zu fachen !
Und nachdem sie beide an Ort und Stelle angekommen , das Mittagsmahl eingenommen und Freund Gebhard sich die Erlaubnis ausgebeten , nach seiner Gewohnheit auf ein Ständchen der Mittagsruhe zu pflegen , schlich Wilhelm sich ganz sachte in den Garten , um dort ungestört seinem großen Projekte nachzudenken und die Art und Weise der Ausführung zu Überlegens Zuförderst erinnerte er sich , wie viel ihn damals bei aller Sparsamkeit seine Reise nach Berlin gekostet hatte , und danach berechnete er , daß in Zeit von drei Jahren sein ganzes Kapital ziemlich alle sein würde .
Nuten ließ sich zwar in drei Jahren schon was hübsches reisen , wie denn selbst zu einer Reise und die Welt nicht . einmal so viel Zeit erfordert wird ; Und vorausgefeßt , daß jeder Augenblick so gut als möglich genußt würde , ließ sich auch in der Zeit schon was lernen !
Allein Wilhelm hielt es auf Tais hen Fall für Flug , feln ganzes Kapital mit eins aufgütündigen und in die Tasche oder in dem Koffer zu stecken !
Einmal musste dies notwendig Aussehen erregen , sein Projekt könnte er raten oder verraten werden und denn war Teich Einspruch zu befürchten !
Hätte er_es aber auch ungehindert über die Grenze herüber Ges habt , so war es immer eine eben so angstliche , als Rifttante Sache , sein ganzes Bißchen Haß und But bei sich zu führen !
In einem fremden Lande , wie Licht kann man da , auch bei der größten Vorsicht , überlistet oder auch nach Gelegenheit überwältigt werden , ohne daß die Dar me mit der Binde vor den Augen und mit der Bagschale in der Hand ihre Schuldigkeit tut , wie sie wohl sollte ?
Der Entschluß also stand schon fest und unbeweglich :
Nicht mehr als 1000 , höchstens 1200 Taler mitzunehmen !
Das übrige sollte als ein Notpfennig , wenn etwa der Reserve bleiben !
1 Unglück verhinge , immer in no nun entstand die Frage :
Wie fangt man es an , mit 1000 , höchstens 1200 Talern eine Reise durch die kultiviertesten Lander Europas zu tun , die so lang als nur möglich dauert und so lehrreich als möglich ist ?
Mich dunkt , eine Akademie könnte immerhin auf diese Frage einen Preis schen , se würde ihn bei der ersten Einsendung der Abhandlungen vielleicht schon für sich behalten .
Es gibt freilich mehrere Arten , ganz ohne Geld . und lediglich auf anderer Leute Kosten zu reisen .
Hallischen Bach Hätte Wilhelm z. E. bei i Lektion in der Musit genommen und sich seine originale Art des Orgelspielens zu eigen gemacht , das wäre schon ein Modus gewesen , sich auf eine wohlfeile Art durch ganz Europa zu zehren !
Oder hatte er von Erdmann das Wachsbossieren gelernt , das war auch einer !
Er durfte auch nur fremde Tiere herumführen , Hundekomödie oder Kaßentoncert oder Schattenspiel an der Wand geben , Balancier oder Taschenspielerkünste treiben :
Alles dies sind sichre Wege , auch ohne 1200 Taler durch jedes Europäische Land zu kommen .
Unglücklicherweise aber verstand der gute Wilhelm von allen diesen Künsten nichts and von der einen Kunst , die er wirklich vers stand , fiel es ihm nicht einmal ein , daß sie ihm gar leicht viel Geld bringen könnte , wenn er nur wollte .
Der geneigte Leser erinnere sich seiner Schwimmkunst !
Das Schwimmend ist in festen Ländern eben nichts so gar gemeines , und ganze große Provinzen haben vielleicht nie ein menschliches Geschöpf gesehen , das des Wass fers so leichtsinnig und teck spottet als ein Hallot oder ein Schüler von einem derselben !
Sollte es nun Wilhelm wohl an Zuschauern und Zus Schauerinnen gefehlt haben , wenn er z. E. in Rom die Herren und Damen höflichst Eingelass den hätte , ihn den und den Tag von der Brücke der Engelsburg herab in die Tiber springe za sehen , um einer Dame ihren herabgeworfenen Fächer oder Handschuh wiederzuholen ?
Doch wie gesagt , nicht ein Gedanke davon tam Wilhelm in den .
Sinn , und war er es , so würde er ihn mit Widerwillen verworfen haben .
Esen dadurch aber wurde die Frage so ausnähe Trend schwer zu beantworten ! ersinnliche und erdentliche Alle nur irgend parsamkeit , alle Entfernung vom Lorus in Essen und Trinken , Kleidung , Wohnung 2c . reichte da bei weitem trog nicht hin :
Es mussten durchaus neue Schleusen eröffnet werden , das kleine Goldbach lein vorm Austrocknen zu bewahren !
Noch waren diese Schluffen nicht entdeckt , als der Prediger bereits sein Mittagsschläfchen gehen : dicht , und Wilhelm im Garten aufsuchte .
14 Nun , lieber Freund , rief er , womit has ben Sie sich indes die Zeit vertrieben ? will .
Sie böser Mann , haben mir einen Wurm in den Kopf geseht , der unablässig in mir nagt und frißt ! . Gebh .
Nar Geduld !
Er wird entweder bald aufhören , oder sich durchfressen , eins von beiden ! Sagen Sie mit nur , was ist dent eigentlich die Sache ?ref Hter erzählte ihm Wilhelm feine Entwürfe , so weit er damit gekommen war und zeigte ihn zugleich den Fleck an , wo die Ochsen am Versage standen .
Gebhard lachte bloß dazu .
Wenn ich Ihnen doch , fagts er , das Original higher wünschen könnte , was ich auf de kannt habe ! Ges Von dem sollten Sie lernen , wie Sie ohne einen einzigen blutigen Heller reisen können , geschweige denn mit 1200 Talern .
Stellen Sie sich einen Menschen vor , der bei vollem Wachen immer aussah , als wenn er träumte , und der gleichwohl der lebhaftesten und Texten Entschlüsse fähig war !
Einen Abend ist er bei mir , ich und noch ein paar andere sprechen von ungefähr von Rom , von der Peterskircheic . und wünschen denn allesamt sehr enthusiastisch , daß wir einmal in unserem Leben so glücklich sein möchten , das schöne Steckte lien zu betreten !
Mein Träumer spricht kein Wort dazu und geht denn weg .
Etliche Tage drauf höre ich , daß er davongelaufen ist , so hieß es anfangs !
Ich wundre mich darüber sehr , um so mehr , da er feinen Pfennig Schulden Hinterlassen hatte .
Etwan ein Vierteljahr dari auf , sieh da , kommt Monsieur wieder zum wo er die Zeit über gesteckt hat ?
Er mit seiner gewohlichen Kaltblütigkeit sagt :
Er Ware in Rom gewesen !
Und das war er auch richtig , denn er erzählte uns nicht nur die speziellsten Umstände seiner Reise von Ort zu Ort , sondern brachte auch allerhand Merkwürdigkeiten mit , die Van Vorscheine !
Wir fragen ihn alle , um schlechterdings nur auf Ort und Stelle bekommen kann .
Wir erstaunten ganz über den Menschen und fragten ihn , wo er denn das Geld , dazu hergenommen hatte , wie eine Kirchenmaus !
Denn er war arm Hm , sagte er , ich has bei feines gebraucht !
Ich hatte etwa acht Groschen bei mir in der wieder mitgebracht !
Tasche , die habe ich will .
Nein , das ist mir zu hoch !
Der muß entweder gebettelt oder gestohlen haben , oder irgend etwas , was nicht viel besser ist . er Gebh .
Das Erste , Freund !
Das Erste !
Und noch dazu auf eine ganz honette Art .
Er war ein Theologe und grüßte . überall , wa hinkam , das Handwerk , Ein Prediger . schob ihn immer dem anderen zu , von Dorf , zu Dorf , von Stadt zu Stadt .
Manchmal predigte er auch selbst unterwegs und bekam aus der Kirche oder von der Kämmerei ein tleines Viatikum , und das müssen Sie dazu nehmen , daß er Troß einem Bürstenbinder oder Briefträger laufen konnte , und in den langen , Sommertagen waren 6, auch wohl acht Meir lehn für ihn ein Spaziergang .
In den katholischen Ländern nun hielt er sich an die Klöster , tat seinen Vorsack kund , daß er Roma la fanta besuchen wollte , und ob er gleich ein Keser war , beförderte man doch diese Reife aus allen Kraf ten .
Sehen Sie , so hat er sich hin und wies der zurückgefressen , und tan es nicht . rühmen , was er überall unter allen Standen und Religionen für gutherzige und wohltharige Leute angetroffen hat !! will .
Nacht gut , recht brav , wer_es Van !
Ich bin kein Theologe , kann das Handwerk nicht grüßen , und ob ich gleich ziemlich flink zu Fuße bin , so möchte ich doch eine große Reise schon darum nicht zu Fuß tun , weil man nach Pro Portion der Zeit zu wenig lernt .
Gebh .
Es ist auch gar nicht meine Meinung , Freund Ihnen mein Original als ein Muster der Nachahmung vorzustellen Nur weil mir_es so eben einfiel , musst ich_es Ihnen doch zum Spaß vorreiten !
Aber nun auf die groß fen Schwierigkeiten zu kommen , mit denen Sie sich den Kopf zerbrechen :
Wenn Sie nicht der waren , der Sie sind , so würde ich Ihnen überhaupt den naht nicht gegeben haben auf Reisen zu gehen !
Da Sie aber der sind , der Sie sind , und da ich es freilich nicht missbilligen tan , daß Sie sich auf allen Fall einen Nothpfen nig in Ihrem Vaterlande aufsparen wollen , so reisen Sie in Gottes Namen mit Ihren 1000 oder 1200 Talerchen und sein Sie versichert , Sie kommen damit durch Stalien , die Schweiz , Frankreich , England und Holland , troder ungeheuren Teuerung , die besonders in London und Amsterdam herrscht .
Not macht erfinderisch !
Wenn das Geldchen nur erst zu Ende geht , dann werden Sie schon Mittel und Wege finden , von den Umständen Vorteil zu ziehen und Ihre Kenntnisse in bar Geld umzuleben ! will .
Nun so wünscht ich nur , Herr Hennig wäre schon da , um zu hören , was der dazu sagt !
Seltsam ift es bei alle dem , daß mir nach dem Tode meines Landbaumeisters auch nicht ein Gedanke einfiel , vor der Hand ein neues Engagement zu suchen .
Ich hätte es sonst bei einem gewissen Baurat leicht finden können :
Aber nein , es war mir , als ob eine unsichtbare Hand mich nach einer ganz anderen Seite hinzdge !
Gutes Hannchen , ( Fete er in Gedanken hinzu ) du hast Recht , wir werden uns wohl nicht wiedersehen !
Den folgenden Tag machte der Prediger Wilhelm eine Art von Vergnügen , das für ihn sehr überraschend und neu war .
Heute , liebster Freund , sagte er gleich bevm Aufstehen zu ihm , wollen wir einmal vom Morgen bis in den Abend ganz auf Englischen Fuß leben !
Wollen einmal sehen , wie es Ihnen behagen wird !
Dem zufolge bestand das Frühstück aus Tee und Tost , das ist , einer gerösteten Brotscheibe , mit frischer Butter überstrichen .
Zugleich wur den die Zeitungen vorgenommen und der Prediger spielte dabei die Rolle eines achten Englischen politischen Kannengiessers , der mit der ausgelass sensten Frechheit der Zunge über den König und seine Minister herfährt .
Den Mittag wurde die Suppe weggelassen ; Stadt deren aber erschien ein rechter schöner Rosinenpudding !
Dann Rostbeef , das berühmte Leib Mund und Magenessen der Engländer .
Eine Flasche Ports Wein nebst einer Pleinern von Englischen Ale war das Getrant , und zum Nachtische erschien auch Chester Käse , Der Prediger entschuldigte . sich , daß er nicht mehr habe auftreiben können , sonst würde er nicht ermangelt haben , auch unter anderen mit einer Schildkrötenpastete aufzuwarten , die sich ganz wohl essen ließe !
Den Abend wurde gepanscht , eine Sitte , die nun bereits hin und wieder in Deutschland nationalisiert Bore den ist .
Wilhelm fand sich sehr leicht in alles das , bemerkte aber nur dabei , daß wenn nicht Newtons erfindsamer Geist über ihn tame , so würde er notwendig bei einer solchen Lebensart gar bald zum Bettler werden und dann müssten ihn entweder die Engländer in irgend einem ihrer Hospitale ernahren , oder er würs de sich ohne Umstände zu den Herren von der Landstraffe schlagen .
Das Wort Highwaymen gab denn dem Prediger eine sehr natürliche Veranlassung , von dieser Klasse von Glücksrittern eine Menge luftiger und trauriger Histörchen zu erzählen , Er selbst war einmal auf der Landkutsche von ihnen angefallen worden :
Sobald er ihnen aber gesagt , er sei ein Untertan des Königs von Preußen , Kandidat des heiligen Predigtamts , sein Reisegeld sei ihm so Knopp augemessen , daß er den Herren mit nicht mehr als einer halben Guinee aufwarten könne , hatten sie ihn gleich mit sehr vieler Höflichkeit aller Ansprüche entlassen und auch nicht einmal die halbe Guinee von ihm angenommen .
Unter diesen und ähnlichen Erzählungen , Rasonnes ments , Fragen und Antworten , Berathschlaguns Gänze . verstrichen die paar Tage sehr geschwind , bis Herr Hennig seinem Versprechen zufolge im Wagen nachkam , um Wilhelm nach Hause zu holen .
Sogleich wurde ihm das große Projekt , was unter der kurzen Zeit schon über die Hälfte zur Reife gediehen war , zu hoher Beurteilung und Genehmigung vorgelegt .
Der Prediger faßte ihn gleich bevm rechten Zipfel Sie Finde ein Mann von Einsicht , sagte er zu ihm , und überdem weiß ich , daß Ihr Mündel bei Ihnen hoch angeschrieben ist , wie er es denn auch in aller Absicht verdient .
Was sagen Sie dazu ?
Ich habe ihn beredet , er soll die Hälfte feines Kapitals aufkündigen und auf Reisen Ges hen .
Ihnen brauche ich_es nicht erst zu Dämons ftriren , was man alles auf Reisen lernen kann , wenn man_es danach anfängt .
Nur das einzige !
Shr Mündel hat sich bisher auf die Baukunft appliziert .
Denken Sie ums Himmels Willen , welche Riesenschritte müßt er nicht darin tun , wenn er sich ein paar Jahre lang in Italien , Holland ze . aufhielte !
Die schöne Baukunft , wie Sie wissen , ist in Italien recht eigentlich Hause , und in Holland ist es , außer dem Schiffbau , besonders die Wasserbautunft .
Was für Ehre würde es Ihnen als seinem ehemas Hin Vormunde machen , wenn er hernach zur rückfame und irgend einen honorablen Posten it feinem Vaterlande bekleidete Es kommt nun bloß auf Sie an , ob Sie es zufrieden sind , und ob Sie ihm ein 1000 oder 1200 Taler mit auf Den Weg geben wollen !
Daß er mit dem Gelbe umzugehen weiß , des Brauchen wir keine . weiteren Zeugen ! vlast if no pan Der geneigte Leser weiß nun schon , daß Herr Hennig , von dieser Seite gefaßt , nicht nur keine Kraft zu widerstehen hatte , sondern auch gemeiniglich noch mehr tat , als man ven ihm forderte .
Von ganzem Herzen gab er seine Einwilligung zur Reise und versprach , in 3 , höchstens 4 Wochen 1 200 Taler in barem Golde auszuzahlen und dafür Wilhelms Papiere ente weder selbst an sich zu behalten oder anderwärts unterzubringen .
Überdem , sagte er , werde ich nicht ermangeln , ex proprios einen flein en Zusause zu tun ; Mein Herr Mündel darf nur an mich schreiben , es sei aus Frankreich , Spanics , Portugal oder selbst aus Kopenhagen , ich werde allemal Ehre einzulegen suchen !25 Bem nun der Himmel voll Geigen hing , das war kein anderer als Wilhelm , und durch das Gefühl der Sympathie auch Freund Gebe_es hart !
An eine Rückreise ad locum und wurde ist gar nicht mehr gedacht :
Aber seine dort zurückgelassenen Sachen konnte Wilhelm unmöglich Nissen , und auch außerdem war es strenge Pflicht , an Hannchen zu schreiben .
Er machte sich ungesäumt an dieses Werk , noch vor der Abreise von seinem Freunde , und eb er auf irgend einige Art die weibliche Delikatesse beleidigte , mag der Leser selbst in Erwägung ziehen Hier ist der Brief !
Teuerste Freundin !
Sie müssen unfehlbar etwas vom Seifte der .
Meiffagung beseßen , daß Sie es bei meinem Abschiede mit solcher Hantnäckigkeit vorhersage ten , wir würden uns nicht wieder sehen .
So ist es ! Wider alle mein Hoffen und Denken hat es das Schicksal so gedreht , daß Ihnen Ihr unwürdiger Wilhelm Blumental nie wieder vor Augen mmen wird .
Kurz , ich gehe auf Reis fen , mit einem einzigen Vorwurfe in meiner Seele , den selbst Ihre Verzeihung nicht bei mir auslöschen kann .
Das nur allzugütige Ans denken , was ich von Ihnen habe , wird diesen Vorwurf stets frisch bei mir erhalten .
Doch ich schweige und ersuche Sie um die Leste Gefälligkeit , mir mit der ersten Post meine kleinen Sachelchen nachzuschicken , von denen ich einige Manuskripte und Zeichnungen mitzunehmen Ges dente .
Und nun , leben Sie wohl , tausendmal wohl !
Doch Sie werden es , Sie müssen es , das weiß ich , nur würde mir es am Fuße des Besuvs und auf dem Gipfel der Alpen eine Wonne ohne ihres gleichen sein , es von Ihnen selbst zu wissen , daß Sie froh und glücklich um meinen jedesmaligen Aufenthalt wissen finde .
Um diese kostbare Nachricht sicher in meine Hände zu bringen , brauchen Sie sie nur an den hiesigen reformierten Prediger Gebhard zu adressieren , mit dem ich einen ununterbrochenen Briefwechsel verabredet habe und der immer wird .
Ich werde nun nach und nach viel Menschen beiderlei Geschlechts sehen und beobachten :
Aber das Van ich auch mit Zuversicht vorhersagen , daß die besten derselben der Meierschen Famille in Halle , meinem ehemaligen Baron von Sacken , Ihrem entschlafenen Gatten und Ihnen selbst nur gleichen , sie nie übertreffen werden .
Bis zum leßten Odem meines Lebens bin und bleibe ich 20 .
Die Rückreise mit Herr Hennin erfolgte nun sogleich , der Abschied aber wurde vorerst noch aufgeschoben , weil Wilhelm beim Antritt seiner großen Reise noch einmal bei Freund Geber hart einsprechen wollte .
Sie tamen glücklich heim , aber das Daheimsein wurde Wilhelm igt zum erstenmal peinlich und ängstlich .
Er zählte jeden Tag bis zur Ankunft seiner Sachen , hatte aber bald das Vergnügen , sie nebst einem Briefe von Hannchen von der Post zu erhalten .
Das Herz schlug ihm nicht wenig bei Erröfnung des Siegels , aber noch stärker Hospte co , . Da er folgendes Schreiben las : while Ach Liebster Freund , oled madinat Worüber machen Sie sich Vorwürfe ?
Ich musst es doch woht allein sein , gegen die Sie ein Verbrechen begangen hätten :
Und ich weiß von nichts !
Also ein für allemal still davon !
Genug ich sehe , es ist des Himmels Schluß , daß auf dieser Welt zwischen uns nichts statt finden voll , als Freundschaft , und ich unterwerfe mich Gehorsam und gelassen .
Vielleicht ist es die Strafe dafür , daß ich zu einer gewissen Zeit mehr gegen Sie empfand , als ich in meiner damaligen Lage hätte empfinden sollen habe sie verdient und leide sie .
Ich Übrigens dank ich dem Himmel , daß ich die Ruhe meines Hers gens vollkommen wieder erlangt habe und will mich-wohl hüten , sie zum zweitenmal zu verscherzen .
Zu Ihrem gefaßten Entschluss wünsche ich Ihnen aus vollem Herzen Glück und Sehr gen .
Reifen Sie unter dem Bestande Gottes and kehren Sie einst glücklich zur Freude und zum Nußen Ihres Vaterlandes zurück , Ich werde mich Ihrer Adresse bedienen , um Ihnen Geweile von mir Nachrichten zu geben , so wie ich nicht minder von Ihnen ein gleiches erwarte .
Mit ten Schlössern an Ihrem Koffer habe ich in aller Eile eine Tiere Veränderung vornehmen Lassen Sie waren nicht fest und haltbar Ges nug , aber nun dent ich werden sie wohl eine Reise durch Europa ausdauern .
Nun herzliches Lebewohl !
Meine besten Wünsche Geleit ten Sie und ich bin ebenfalls bis ins Grab ic .
Vortreffliches Weib , rief Wilhelm aus und fußte den Brief inbrünstig : bald dürfte es mich reuen , daß ich deine Hand , die du mir so Liebs reich botest , nicht annahm !
Doch sie ist für einen Würdigern aufgehoben , der empfange steh , nicht ich !
In dem Briefe nun lagen zugleich die Schlüssel zu den neuen Schlössern am Koffer , und Wilhelm konnte es anfangs gar nicht begreifen , wie Hannchen darauf gekommen Ware , für eine solche Kleinigkeit zu Foren ?
Allein beim Durchsuchen entwickelte es sich gar bald !
Es ging igt Wilhelm beinahe , wie ben Söhnen Jakobs beim Durchsuchen der Kornsacke !
Erst fand er einen silbernen Start vergoldeten Löffel , auf der Reise sehr nüsslich zu gebrauchen !
Dann eine silberne , ebenfalls vergoldete tleine niedliche Trinkschale !
Dagn ein silbern Gesteck Meffer ; und endlich ein schweres Papier mit Gold , das in ein aberm 20 Ilges Biller von Hangs Feder geschlagen war .
Es waren nicht weniger als 40 Louisdor und der Inhalt des Briefchens dieser : " Machen Sie kein Aufsehn , liebster Wilhelm !
Eben um das Aufsehn zu vermeiden , habe ich ihren Koffer eröffnen lassen , sonst hart ich ja nur die Kleinigkeiten auf die Post geben können !
Auf Reisen braucht man viel Geld : Nehmen Sie diesen kleinen verf zum Beweise , wie sehr ich wünsche , daß Ihre Reise recht vergnügt und nüsslich für Sie sein möge .
Ich weiß gewiß , wenn mein Mann noch lebte , wurde er eben das getan haben , was ich igt tue : Daß Sie mir also nur nichts von Großmut und dergleichen vorsagen !
Mun zum legenmale Lebewohl Der Himmel sei Ihr Schuß ! , , 2 Daß Wilhelm dieses Billet einen Strom von Tränen tostere , braucht wohl keiner Erwähnung !
Aber nunmehr rechne ich auch steif und fest darauf , daß meine Leserinnen , die vielleicht bisher allerlei Glossen und Kritteleien über das arme Hannchen wegen ihres Betras gens gegen Wilhelm gemacht haben , ihr von ist an volle Gerechtigkeit widerfahren lassen .
Mich dunkt , es macht dem Herzen eines Frau enzimmers ungleich mehr Ehre , ihre Leidenschaft auf eine so heldenmütige Art zu bezchmen , als gar keine zu haben :
Das erste sett bei viel Empfindung viel Verstand und moras lisch Grundsäße voraus ; Bei dem Letten hingegen ist gewöhnlich keins von Beiden , wes der Verstand noch Gefüht !
Men Unterdes hatte Herr Hennig auch das Seinis ge redlich getan .
Die 1200 Taler waren schon beisammen , und zwar wie es Wilhelm Ges wünscht hatte , in sehr verschiedenen Geldforte , französischen Louisdors , Souverans , holen tischen , Kremnißer und papstlichen Dukaten , um sich so viel als möglich das verdrußliche und mehrenteils mit Luft verknüpfte Geldumsehen zu ersparen .
Mit der Reiseequipage hatte es sehr wenig Schwierigkeit .
Wilhelm nahm nichts mit , als einen eben nicht kostbaren , aber doch prasentablen Galarock , notdürftige Wäsche , Neißzeug , feine Handschriftlichen Auszüge aus Reisebeschreibungen , feine gesammelten Beschreit Bunan von Künsten , Manufakturen und Fas Briten , eine Auswahl seiner Zeichnungen und z Bücher , ein Kompendium der Mathematik , eines der Naturhistorie , und Krebels Europäische Reifen .
Sein Geld legte er halb in ein im Koffer heimlich angebrachtes Kästchen , halb trug er es bei sich ; nicht in der Barse , sondern in einem fest um den lädt geschnallten Beutel .
Blumental , 1. TH. 250 GI So : ausgerüstet und mit einem tüchtigen Reisemantel versehen , beschenkte ihn Herr Hennig noch beim Abschiede mit einem recht schönen Couteau , um sich im Falle der Not seiner Haut wehren zu können , und außerdem noch mit einem recht artigen Päckchen Dutaten .
Der Abschied war kurz , aber um desto herzlicher ; Und so war er es auch bei Freund Gebe_es harten , wo Wilhelm bloß so lange einsprach , als die Post anspannte .
Nachdem er sich hun von allen den Personen losgerissen , die seinem Herzen so teuer waren ; Nachdem er sich mit einem inbrünstigen Seufzer der Gnade des Himmels empfohlen , fuhr er frisch und fröhlich , in einem Striche , durch einen Teil von Sache fen , quer durch Böhmen und Mären nach Wien , wo er im Jahre 1770 mit dem Ausr Gange des Julius glücklich und unversehrt aulangte .
Sieben und dreißigstes Kapitel .
Gegenwärtiges Werkchen wird nunmehr eine etwas veränderte Gestalt gewinnen .
Ich , als Herausgeber und Erzähler werde nun zwar nicht ganz , aber doch manchmal zurücktreten und dafür meinen Lesern Wilhelms Briefe zum Besten geben , die er an seinen Freund Gebhard schreibt .
Unmöglich können sie für alle Gaumen gleich schmackhaft sein :
Auch werden sie manches enthalten , was aus anderen Quellen schon bekannt ist !
Doch wozu eine Entschuldigung oder Vorrede ?
Erster Brief .
Wien , den 8. Julius 1770 .
Der Anfang ist gemacht , liebster Freund !
Seit zehn Tagen schon bin ich hier , und wenn ich Ihnen erst ist schreibe , so geschieht es Block darum , um Ihnen doch etwas der Rede wertes zu lesen zu geben , und Sie wissen wohl , in 10 Tagen lernt man von einer Stadt wie Wien nicht das Hundertteil !
Indes will ich versuchen , Ihnen , wie Sie es wünschten , eine kleine Parallel zwischen Wien und Berlin zu geben .
Ich habe mir damals nicht das Vergnügen gemacht , Berlin von einem Turme herab ganz zu übersehen :
Aber den hiesigen Welt berühmten Stephansthurm habe ich gleich in den ersten Tagen bestiegen und war ganz ent zückt über die vortreffliche und reizende Lage der Stadt , gegen die sich denn wohl Berlin gewiß verkriechen muß .
Dort eine weite einförmige Sandebene :
Hier eine abwechselnde Stufenleiter von Ebene , Hügel und Gebirge !
Gegen Oft und Nord flach ; Gegen Süden Anhöhe und gegen Westen der Kahleberg , an dessen Fuße eine Menge Beinhügel und Dörfer und Landhäufer wimmeln !
Und nun erst die prächtige Donau , die sich von Nordwesten nach Südost bei den Vorstädten fast eine halbe Meile breit vorbeiwälzt , eine Menge großer und kleiner niedlicher Inseln bildet , deren ich an die 26 gezählt habe , und mit dem einen Arme sich dicht an den Mauern der Stadt weg schlingt !
Die Göttin Sprea , so nennt sie ja wohl Ramler , mag mir_es nicht übel nehmen :
Gegen die alte Mutter Donau ist sie eine gar kleine und winzige Göttin !
Bond Vorausgesetzt daß Wien ein Güte Teil höre her liegt , wie Berlin , folgt schon von selbst , daß die Luft hter reiner , scharfer und gesünder ist :
Und das dunkt mich , fällt auch gar sehr . in die Augen !
So viel frische , blühende und wirklich schöne Gesichter , besonders beim schdnen Geschlecht , als mir hier fast stündlich aufs Stoffen , erinnere ich mich nicht in Berlin gesehen zu haben .
Aber fast möchte ich glauben , daß Herr Aiolos mit seinen Gehilfen in irgend einer Höhle des Kahlenberges seine Wohnung hat !
Solch ein Wind und solch ein Staub i mir wenigstens nach nicht vorgekommen .
Auch ist das Wetter verzweifelt unbeständig und ich . habe schon auf einen gar herrlichen Morgen plößlich einen pfüßennassen Nachmittag kommen sehen !
Doch das sind Folgen von der Lage . der Stadt , und wer das Gute will , muß sich halter ( sagen steh hier ) auch das Bife gefallen lassen .
Wenn Sie die Größe beider Städte vergleichen wollen , so kommt es lediglich drauf an , ob wir bei Wien die Vorstädte dazuneh men wollen , oder nicht !
Im Letten Falle ist keine Frage , ob Berlin nicht größer ist ?
Im ersten Falle aber , ( es ist ein großes Wort , mas ich sagen will , aber ich getraute es mit streng zu erweisen ) wenn die Festungswerke , niedergerissen und der große weite Raum zwischen Stadt und Vorstädten bebaut Ware , fo müsste Wien auch nicht ein Haar zur Größe von London fehlen !
In diesen , drei Stücken nun , Lage , Luft und Größe , behauptet Wien vor Berlin offen bar den Vorzug Ist hingegen die Rede von regelmäßiger Anlage der Strafen nach Schnur , und Winkelmaß , von ihrer Breite und Helle , dann finkt ben weitem wieder Berlins Schale .
Es sind hier keine Linden , keine Wilhelmsstrasse , keine Friedrichsteine Leipzigersc . auch kein Quarre , kein Wilhelmsplatz , kein Dähnhoft scherze .
Berlin , gegen Wien gehalten , sieht aus , als war es so eben frisch aus dem Eye genommen :
Dieses hingegen hat mehr die Miene des ehrwürdigen Altertums , und darauf wollt ich denn doch wohl wetten , daß im Fünftigern Jahrhunderte , und vie und vielleicht noch eher , manches von den schönen neuen Häusern in Berlin schon hinten und Form eingesunken sein wird , während daß die alten Stein und Kaltmassen in Wien immer noch unerschüttert ftes Hen werden .
An geistlichen Gebäuden wird nun wohl nie eine protestantische Stadt einer katholischen nur gleich kommen , geschweige denn sie übertreffen .
Ich habe mich in . der Stephanskirche herum sin. führen lassen , und so oft ich wieder bei ihr vorbeikomme , staune und starre ich immer wir der von neuem über dies prächtige Gebäude .
Es ist als ob die Quaderstücke in einander Ges gaffen waren , so fest schließen sie und sind zugleich mit fünf starten eisernen Klammern zusammengehakt !
Und in der Kirche selbst - Mehr als ein Marmorbruch muß dadurch erschöpft worden sein , denn der Boden , die Altäre , die vielen Statuen , alles ist von weiß fem , rotem , schwarzem Marmor !
Auch muß ich Ihnen sagen , daß mein Shr , welches sonst gegen die Musit ziemlich stumpf ist , hier zum erstenmal ihren Reiz geschmeckt hat .
Ich kam eben zurecht zur Messe und hörte sehr schön fingen und spielen , fühlte es auch ganz eigentlich , wie eine solche Musit das Herz zur Andachtem hebt und stärkt !
Von den Gemalten , Grabmatern und Heiligtümern fag ich Ihnen mit Fleiß nichts , ich möchte sonst gar bald von meiner angefangenen Paralet abkommen .
Unter den übrigen Kirchen haben mir besonders zwei vorzüglich gefallen , weil sie mich soon in Gedanken nach Italien versehen : Erstlich die Augustinerkirche , in der eine vollkommene und ganz genaue Kopie von der Lorettokapelle steht , und dann die zu St. Peter , erst in diesem Jahrhunderte ganz neu gebaut und nach der ersten Kirche in ber ganzen Christenheit geformt , nur daß die Kolonnaden , Listen und Springbrunnen hier wegfällen .
Auch das tan ich ganz mit Stills schweigen übergehen , daß wenn es Wien an mehreren Schönheiten Berlins fehlt , so hat das gegen Berlin auch keine Dreifaltigkeit » und Josephssäule aufzuweisen .
Die erste ist ein Pendant zu dem Monument in London und beide sind , dazu bestimmt , das Andenken großer und schwerer Unglücksfälle über die Nation auf die Nachwelt zu bringen :
In Lon don ist es eine Feuersbrunst , und hier die Pest von 1679 .
Der Künstler , oder vielmehr die Künstler suchen diese Geschichte durch eine allegorische Vorstellung auszudrücken .
Ein haßliches abscheuliches Knochengerippe von Weib , mit fliegenden Haaren , wird von einem .
Engel mit einer Fackel in den Abgrund hinuntergestürzt , und dies zwar auf das inbrünstige Gebet und Flehen des Kaiser Leopolds , der auf seinen Knien liegt und die Augen gerührt gen Himmel schlägt !
Diese Erfindung wird Ihnen hoffentlich auch gefallen .
Die Josephssäule ist die Frucht eines Gelübdes und stellt , die Vermählung Josephs und der heiligen Maria vor Allein Allein die Wiener selbst sind damit nicht so zufrieden , wie mit dem ersten Monumente , und sie scheinen mir ganz Recht zu haben ! oms , dhe udandenaue Doch Sebäude , schön oder nicht schön , geistlich oder weitlich , in neuem oder altem Geschmack , finde doch nur immer die Schale , nicht der Kern : und Ihnen ist ohne Zweifel an dem ersten weniger gelegen , als an dem leßten !
Sie wollen hauptsächlich eine Parallel zwischen den Einwohnern beider Städte , zwischen ihren Sitten , Kenntnissen , Fleiß , Gelehrsamkeit , Luxus , kurz , Tugenden und Lastern !
Wahrlich ich würde mir was rechts drauf einbilden , wenn ich zu einer sogen Parallel das Zeug hätte Das würde bei mir so viel Einsichten und philosophischen Scharfsinn voraussäßen , dessen ich mich schon bei mir selbst ein wenig küseln dürfte Aber , aber quantum diftat ab- Egol Indes müstericht auch wieder auf der anderen Seite keine Augen am Kopfe und kein Maul im Kopfe haben , um nicht durch Sehen und fleißiges Fragen wenigstens einiges hierher gehörige entdeckt zu haben :
Ich gebe Ihnen also hiere mit , was ich voriht weiß ; Vielleicht beschert der Himmel nach und nach mehr !13 wd Berlin heißt zwar die Residenz des Kör nigs von Preußen , ist es doch aber genau genommen wirklich nicht , so wenig wie Potsdam , Wien hingegen ist eine wirkliche Residenz , denn wenn auch der Hof in Schönbrunn ist ; so ist das ja nur ein kleiner Sprung von einer Viertelstunde !
Das macht einen gewaltigen Unterschied zwischen beiden Städten ; 4 Es ist in Berlin , unerachtet seiner Lebhaftigkeit , still und tot gegen hier !
Wenn mire auch niemand gesagt hatte , würde ich_es allein wohl inne wert den , daß der hiesige Hofstaat vielleicht Grades hin der erste in Europa ist , der Russische müsste ihm denn etwa gleich kommen !
Er soll aus nicht weniger als drittehalbtausend Personen ( vormals gar aus 4000 ) bestehen , und ob ich gleich in den Ländern , die ich nach und nach besuchen werde , manches Schöne und Herrliche anzutreffen gedenke , so wird mir doch nie wieder eine Ungarische Nobelgarde vorkommen .
Sie sind zu Pferde , und das ist eben das Unglück für mich !
Könnt ich einen von ihnen nur eine halbe Viertelstunde zum Stillhalten kriegen , gleich zeichnete ich ihn vom Krpf bis auf den Huf , und Sie sollten dann sehen , ob ich Recht habe !
Ausser der Lebhaftigkeit und Pracht , die der Hof Wien erteilt , kommt nun noch die große Menge der Landeskollegien , die Gesandten und der Reichshofrat .
Die Gehalte der ersten und leßten sind schon an sich nicht schlecht :
Der hohe Adel aber , der die höchsten Stellen im Zivil und Militär bekleidet , verzehrt nun nach überdem hier seine eigenen Revenuen , und manche Hauser , was meinen Sie ? haben jährlich mehr als eine Tonne Goldes in die Milch zu pflocken !
Alle Achtung für Ihre Englischen Lords , und freilich muß wohl z. E. so ein Hers zog von Bridgewater eine stattlichere Erbschaft getan haben , wie ich , um seinen Kanal auf , zuführen , der ihn , sagten Sie nicht ?
wenige stens ein 100000 Talerchen kostet :
Aber dem unerachtet , lassen Sie Lords nach Wien kommen , so viel ihrer wollen , die hiesigen Lichtensteine , Efterhashs , Kaunige , Colloredos , Fürstenbergs und wie viel andere noch sollen sie gewiß unverdunkelt lassen !
Haben Sie schon von einem Hauptmanne gehört , der eine eigene Leibgarde hat ?
Die hat Fürst Esterhasy , Hauptmann der Ungarischen Garde .
Ich habe mir schon so viel schönes von seinem Schlosse in Ungarn erzählen lassen , daß wenn ich auf eine wohlfeile Art dazu kommen kann , ich gewiß eine kleine architektonische Reise dahin mache .
Auch Lichtenstein hat seine eigene Garde und sein Schloß ist zu Feldsberg etwa 9 Meilen von hier .
Daß diese und eine Menge anderer Kavaliers , die eine Nummer tiefer stee Hen , ein ganzes Heer von Menschen und Pfers den in Odem säßen , so daß man schier , voll Lenz wenn der Wind hübsch drein pfeift , auf den Strafen vor Staub ersticken möchte , Konen Sie nun in leicht denken !
Über herzlich musst ich drüber lachen , als mir ein Mensch , mit dem ich unterwegs reifte , in allem Ernst auf die Nase binden wollte , es wären in Wien nicht weniger als 60000 Equipagen .
60000 Equis tön Pagen und noch nicht einmal 6000 Hauser tamen folglich auf jedes Haus über 10, Equi Pagen : Gewiß ein in allen vier Weltteilen unerhörter Luxus ! wer Aus alle diesem folgt , daß man in Wien auf einen ungleich höheren und prächtigeren Fuß lebt , als in Berlin , und so wenig das ein Bera Dienst ist , so wenig kann es auch ein Vorwurf sein .
Geben Sie mir heute noch fürstliches , Vermögen , so sollen Sie mich morgen fürstlich leben sehen !
Und so trefflich ich dem Himmel sei Dank ! zu Fuß marschieren kann , , so schaffig mir doch gemis gleich eine Equipage an ; Nicht gewiß aus eitlem Stolz , sondern um einen Zug Pferde , nebst , Kutscher und Bedienten fürstlich zu füttern !
Aber , das muß ich sagen , die Miene würde ich nicht annehmen , die ich bei einigen vom hohen .
Adel hier gesehen habe .
Die ist mir zu hart und schmeckt mir zu wenig nach dem Gefühle der schwachen Menschheit , das doch wohl der Fürst eben so gut haben sollte , als dieser einer !
Wie unendlich leutseliger und wohlwollender ist . dagegen der Blick Josephs !
Gestern sah ich ihn gefahren kommen , in , einer offenen Schese , ganz allein in seines , gewöhnlichen Unis Form , bloß einen Bedienten hinten_auf , Es war eben unter dem Tore und er winkte der Bache , nicht ins Gewehr zu treten .
Doch von ihm und von seiner großen Mutter einen eigenen Brief , sobald ich nur erst so glücklich Ges Wesen sein werde , sie auch zu sehen ! , Ausser dem hohen Adel nun , der , wenn er auch ein wenig stolz ist , doch wahre Realts taten vor sich hat , ein uraltes Geschlecht , große Verdienste der Vorfahren , eigene Verdienste und Anteil an der besonderen Gnade der Landesmutter c. gibt es hier auch eine Art von selbst gemael , die man , glaube ich , ein Bert lin ganz und gar nicht antrifft .
Ein jeder , der nur Halbwege etwas vorstellt , es sei am Rang oder Vermögen , wäre er auch übrigens et nes Kantors Sohn , wie ich , oder noch niedre Gere Herkunft , läßt sich ohne Umstände das Prädikat von beilegen .
Seine .
Bedienten ihn gnädiger Heißen Herr von , die Tochter von Hause werden gnadige Fräulein gescholten ; Er selbst heißt andere , von denen er recht gut weiß , daß sie schlichtweg bürgerlich finde und keine Pergamente aufweisen können , nichts desto weniger Herren von , und diese er_es widern denn natürlich gleiches mit gleichem Es ist mir im allen Ernst versichert worden , daß wenn ich wollte , könnt ich sehr leicht dazu kommen , der Herr von Blumental genante zu werden :
Ich mußte nur in einem mit Gold oder Silber beblechten Rocke erscheinen , einen Lohnlackeyen annehmen und zu Wagen fahren , von Stunde an wird es niemanden einfallen , mich für einem simpeln Bürger zu halten öder mich so zu nennen !
Das ist nun Eitelkeft und Thorheir , für die die guten Leutchen übrigens genug bestraft werden , denn der wahre achte Adel fit sie nicht über die Schultern an ! und Sprachen ?
Einen anderen wesentlichen Unterschied finde ich noch zwischen Wien und Berlin , und der betrifft die große und für mich unendlich belustigende Mannigfaltigkeit and Verschiedenheit der Einwohner an Volt , Sprache , Kleiders Trachttic .
Berlin hat nur zwei Hauptvölker Deutsche und Franzosen , und diese haben noch dazu durch den langen Umgang Ihre eigentümlichen Unterscheidungszeichen verloren .
Hier hingegen trifft man nicht bloß die sehr verschiedenen Gesichter der ganzen weir ten Defterreichschen Länder , sondern noch viel mehrere , die der Handel , das Vergnügen oder die Hoffnung ein kleines Glück ju machen , here bei gezogen hat .
Überall zeigt mir mein Ch cerone ( von ihm hernach ) bald Tiroler und Tirolerinnen mit ihrem Kramladen auf dem Rücken , bald bald einen Trupp böhmische Mufti haben sich hier eben fe Fanten , bald Crainer , Siebenbürgen , Griechen , reizen , Wallachen , Armenier , selbst Türken .
An Juden fehlt auch nicht , und Franzosen und Französinnen , wo waren die nicht ?
Sie gut der Privaterziehung in vornehmen Häusern bemekt stert , wie an so vielen anderen Orten .
Italies einer , eine Menge !
Ich selbst wohne bei einem und eben sein Sohn ist mein Cicerone .
Wie ich dazu gekommen bin ? ganz natürlich ! Ehe ich Wien noch mit einem Fuße betrat , wusste ich vorher schon , daß es für einen Fremden hier enorm teuer Ware .
Ich nahm mir also gleich vor , in keinem Gasthofe , auch nicht in der Stadt , sondern in der Vorstadt zu logieren .
Ich wählte dazu die Leopoldsstadt , lasse meinen Koffer von einem Kerle aufladen und mich aufs Geratewohl hinbringen .
Auf der Schlagbrücke stoß ich auf einen jungen hübschen Menschen , der ebenfalls des Weges geht .
Ich frag ihn , ob er in der Leopoldsstadt zu Hause ist ?
Ja !
Nun entdecke ich ihm meine ganzen Ges schichten , sage ihm , wer ich bin und ersuch ihn , mir nur in irgend einem Privathause ein kleines Kämmerchen nachzuweisen , was nicht zu teuer war .
Er , ganz freundlich und dienstfertig , sagt , ich sollte nur mit ihm gehen , er wollte sehen , daß er mich bei seinem eigenen Batter unterbringen könnte !
Wir kommen an ; Ich trage dem Alten ( Nicolo heißt er ) mein Ges werbe vor ; Der Sohn spricht mit ihm aber seit , kurz , der Handel wird richtig .
Und nun stellen Sie sich mein keines oder vielmehr wirklich großes Glück vor !
Für 3 Gulden die Woche , habe ich Logis , Bette und Mittagtisch .
Det junge Nicolo ist nicht nur ein Handwerksverwandter von mir , denn er legt sich auf Minis aturmahlerey , sondern er ist auch überall bekannt und ein Herumlaufer , Troß mir , der mir jeden Nachmittag , den er Zeit hat , gern aufopfert .
Der Alte nun ist nebenbei mein Italienischer Sprachmeister und bereitet mich allmählich vor auf meine Reise in sein Vaterland .
Ob er es gleich schon seit länger als 20 Jahren verlassen und überhaupt durch seine Heirat mit einer Wienerin fast ganz und gar ein Österreicher geworden ist , spricht er doch noch seine Wurstersprache mit großer Fertigkeit und zwar in mehreren Dialekten .
Sht leg ich mich auf den Venezianischen , denn Venedig besuche ich zuerst , und zugleich les ich einige italienische Bücher , als eine Übersehung des Vitruvs , Leben der Maler , Bildhauer und Baumeister , und Lokalbeschreibungen von Venedig , Rom , Florenzze .
Der junge Nicolo verschafft mir alles das und zugleich hat er mich mit einem hiesigen großen Künstler persönlich bekannt gemacht , deffent Name Ihnen gewiß auch nicht fremd ist .
Das ist der Direktor Schmuger , der , ob er sich gletch igt hauptsächlich aufs Kupferstechen legt , doch Aue Baukunst große Kenntnis besißt .
Dieser Mann ist ein neues Beispiel , wie sich das Genie aus dem Staube emporschwingt !
Sein Vater ist ebenfalls Kupferstecher gewesen , aber er hat das Unglück gehabt , ihn schon in seinem achten Jahre zu verlieren .
Ein sehr armer Fleischer und Schlächter , sein Anverwandter , hat ihn drauf zu sich genommen und denkt natürlich , daß er ihm keine größere Wohltat erweisen könne , als ihn auch zum Fleischer und Schlächter heranzuziehen .
Der junge Schmuger muß sich seinem Schicksale unterwerfen und fangt sein Metier damit an , daß er des Fletschers Sammel auf die Weibertreibt !
Aber nun : Unfern des Weideplaßes ist das Gebäude der Maler und Zeichnungsakademie !
Der junge Schmuser sieht es , sein innerer Trieb erwacht , er kann sich nicht halten , er muß hin und lernen .
Er übergibt also seine Herde der Ohhut seiner übrigen Kameraden und wandert nach der Akademie , wo er mit heißer Begierde den öffentlichen Unterricht einschlürft und den ersten Grund zum Zeichnen legt .
Allein der arme Schelm hat sich durch den vertrauten Umgang mit seinen Hammeln eine so widerliche Atmosphäre zugezogen , daß die übrigen Lehrlinge verächtlich die Nasen vor ihm zuhalten und ihn ganz und gar nicht unter sich dulden wollen In dieser traurigen Krisis erweckt der Himmel den Matthias Donner , daß er sich feiner annimmt , ihn ganz vom Fleischerhands wert erlöst und ihm bei sich Unterricht erteilt .
Nun ist der Hauptschritt zur Entwicklung Sets einer Talente getan ; Er widmet sich anfangs der Baukunst , baut in Ungarn und in Wien und legt sich nebenbei aufs Malen und Kupferstechen .
Der Baron Kettler , ein großer Magen der Künfte , sieht einige seiner Arbeiten und gibt ihnen seinen Beifall .
Er empfiehlt ihn dem Fürsten Kaunit !
Dieser verwendet sich für ihn unmittelbar bei der Kaiserin , und Schmuser hat das Glück , daß er nach Paris in Willens Schule geschickt wird .
Nach 4 Jahren wird er als Direktor der Akademie zurückgerufen , und ganz Wien ist ihr stolz auf diesen Mann und hat Urfach es zu sein .
Home Doch wie weit bin ich schon von meiner angefangenen Parallel zwischen Berlin und Wien verschlagen !
Das müssen Sie nun schon vertragen lernen :
Kommen mir doch die Bils der auch nach keiner gewissen Ordnung und Methode in den Kopf , sondern bloß je nach dem Zeit und Umstände es mit sich bringen !
Einen Punkt will ich indes noch berühren , der für Sie als Geistlicher bei weitem der inter effanteste ist , die Religion .
Als ein Berliner und überhaupt als Mensch und als Christ sind Sie ohne Zweifel auch ein großer Freund er Toleranz , und in diesem Stücke werden Sie sich gewiß vorstellen , daß Wien Berlin weit nachstehe und daß man die Reher , wo nicht öffentlich , doch heimlich , schikaniere , drücke und verfolge !
Wie falsch und irrig !
Ich selbst kam mit diesem Vorurteile hierher und hatte mir wer weiß wie viel Klugheit und Vorsichtigkeitsregeln hinters Ohr Ges schrieben , um mich nicht etwa in böse Han del zu verwickeln :
Ist muß ich über mich selbst lachen !
Das versteht sich ohnehin , daß ich in ein Gotteshaus , wenn es auch nicht von meiner Konfession ist , dochy nie anders als mit Ehre Furcht und Andacht treten werde nh Tat ich das nicht , führt ich mich nur auf irgend eine Art unanständig auf , so verdient ich_es doppelt und dreifach , daß man mich nicht bloß aus einer katholischen , sondern eben so gut aus einer lutherischen Kirche und selbst aus einer Synagoge mit Schimpf und Schande herausstieße .
Eben so , wenn mir auf der Strafe eine Prozession begegnet , bei der aller Augen frömmigen Himmel oder demütig zur Erde blicken , woher tame mir als einem Protestanten das Recht , durch freche Blicke oder baurisches Hut aufeßen der Störer einer solchen Feierlichkeit zu sein ?
Bon dieser Seite also war ich schon allein vermöge meiner Grundsäge vor allen schlimmen Händeln gesichert , und sonst wüst ich auf der Welt nicht , was einem Protestanten hier arges zustoßen sollte !
Woher tame auch die große Menge der Unkatholischen , die sich hier niedergelassen haben und die man alles in allem nahe an 20000 schaßt , wenn es ihnen so übel erginge ?
Die Lutheraner haben ihre Gotteshäuser bei dem Schwedischen und Das Nischen Gesandten , und die Reformierten bei dem Holländischen , und ich möchte mit dem Katholiken die Strafe nicht teilen , der sich unters stünde , sie bei ihrem Gottesdienste zu beunruhigen !
Eine Menge Herrschaften , Künstler und Handwerker haben protestantische Gesellen , Lehrburschen , und Dienstboten ; Jene gehen in die Messe und diese in ihre protestantische .
Predigt und leben übrigens voll kommen auf denselben Fuß , wie Herrschaften und Gesinde bei uns leben .
In Frankreich , so viel ich weiß , Ist eine Ehe zwischen Katholiken und Protestton ten ungültig :
Hier weiß man davon nichts und eine solche Ehe hat eben die Kraft und Verbindlichkeit , wie die bloß katholischen .
Aber noch mehr :
Unter der Kaufmannschaft finde gerade die , welche die meisten Geschäfte machen , und besonders die größten Bankiers , Protestans ten !
Am Hofe , bei der Armee haben viele sehr ansehnliche Chargen : Mir finde Brotes 02 Standtische Generale , Kammerherren , Räthec . eine Menge genannt worden !
Überdem finde die österreichischen Länder von so vielen Übeln und Gebrechen ganz frei , die andere katholische Staaten drücken .
Kein Schatten von Inquis fition !
Der heilige Vater in Rom wird zwar als das Oberhaupt der Kirche verehrt , hat auch seinen Nuntius hier :
Aber seine Bullen gelten eher nicht , bis die große Landesmutter ihr exequatur darunter geschrieben hat !
Eine Appellation nach Rom aber findet ganz und gar nicht Stadt !
Die Geistlichkeit muß hier eben so gut ihre Steuern und Gaben entrichten , wie alle anderen Bürger !
Auch den Klöstern sind weise Gesche und Verordnungen gegeben , wie diese z. E. daß niemand vor dem 24 Jahre fein Ordensgelübde ablegen darf .
Von den Feyers Tagen , sagt man , daß ihnen eine große Einschränkung bevorstehe und daß vielleicht bald ein Editt deswegen zum Vorschein kommen dürfte !
Alles das ist die Frucht von den glücklichen Tagen Marie Theresiens und Josephs .
Vors her mochte es wohl nicht so sein :
Aber genug , ist ist es .
Eben bemerk ich_es erst , daß mein Brief schon ungeheuer lang geworden ist und daß ich Ihnen doch im Grunde noch herzlich wenig Ges schrieben habe .
Daraus wird folgen , daß ich ist mit Ehren abbrechen kann und daß ich Ihnen in den folgenden Briefen desto mehr von meinen kleinen Kenntnissen mitteilen muß .
Das voll denn auch will_es Cott , geschehen und so leben Sie wohl und behalten mich lieb .
2c. Postser .
Morgen ist hier eine große Feierlichkeit :
Der Erzherzog Maximilian Joseph soll zum Ritter und Koadjutor des deutschen Ordens geschlagen , und übermorgen dem Publikum eise außerordentliche Fete in Belver derer gegeben werden .
Alle Welt spricht das von und freut sich darauf :
Ich werde mich begnügen von fern zuzusehen , ohne mich unter das Getümmel zu mischen .
Ente Zweiter Brief .
Wien den 2ten Auguft , 1770 , | röpfer Ich habe nun von Wien , den Vorstatten und den umliegenden Orten ein groß Teil bes reist , und könnt ich eben so geschwind schreiben , als dehnten , so wollt ich Ihnen einen hübschen Hanfen zu lesen geben .
Pro prime habe ich geschaut die Porzellanfabrik in der Rossau , und da mein braver Nicolo mich mit einigen Mah lerne bei derselben naher bekannt gemacht hat , so ist es mir gelungen , etwas näheres davon zu erfahren , was ich Ihnen aber nicht schreit ben werde , weil es .
Sie sehr wenig interessieren würde .
Eine Anstalt hingegen wird Sie Ges wiß freuen , die Sie schwerlich auf allen Ihren Reifen angetroffen haben und die doch so offenbar und handgreiflich nüsslich ist !
Das ist die Kommercialzeichnungsakademie , die ich in Ab ficht des Nußens jeder Malerakademie vors ziehe , und wenn sie aus lauter Raffaels und Tizians bestände .
Sie besteht schon seit 1753 und ist gestiftet , für men ?
Für Manufakturristen , Künstler und überhaupt solche Professflonisten , die ben ihren Metiers bas Zeichnen nicht entbehren können , und wie viele sind deren nicht ?
Hieben können Sie zu gleicher Zeit bemerken , wie wenig man igt in Wien auf eine übertriebene Art bigott ist .
Alle diese Künstler und Professionisten haben natürlich Werteltage über keine Zeit , irgend einem Unterrichte beizuwohnen , wenn er auch noch so heilsam wäre , Die Lehrzeit ist also ohne Bedenken auf den Sonntag verlegt , und man glaubt keineswegs , daß die eine Entheiligung des Sabs Bads ist .
Alle Sonn- und Festtage früh um acht nach der Messe , versammeln sich alle Zeichnungslustige in der Akademie und genießen dort unentgeltlich bis halb , zwölf den ihnen nötigen Unterricht , jeder in seiner Art .
Es sind eine große Menge Zeichnungen vorrätig und ich selbst habe zu meinem Vergnügen zwei Sonne Tage mitgezeichnet , auch sogar ein kleines Lob davon getragen , Sie können leicht denken , daß eine so gemeinnüßige Anstalt nicht ohne Früchte bleiben Van und daß das Land durch dieselbe um so bessere und geschicktere Künstler und Professionisten bekommt .
Überhaupt finde ich hier , außer Zuckerraffinerien , die mir in Eist und Fiume noch bevorstehen , fast Diesels Ben Fabriken und Manufakturen wieder , die ich schon in Berlin gesehen habe .
Ich habe deren eine Menge , die in Selde , Wolle , Baums wolle , Gold und Silber , Stahl , Vitriol , Les der zc , arbeiten , besucht , und mein Hauptgeschäft , ist , die Verschiedenheiten anzumerken , die ich in der Art der Behandlung zwischen Berk in und Wien wahrnehme .
In dem berühmten Herrnals schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe ; besah den Kalvarienberg , der genau nach dem zu Jerusalem geformt ist und immer eine Menge andächtiger Seelen nach sich zieht , und zugleich die dortige Lederfabrik .
Nach dem lieben Baden muß ich doch auch nächstens , ob ich_es wohl bleiben Laffen werde , mich in dem warmen Wasser da zu brühen , da ich_es in der Donau besser haben kann ; Es ist mir mehr um die Neuhäuser Spiegelfabrik und um ble Nadelburger Rehnadelfabrik zu tun , die nicht weit davon sind .
Die erste habe ich noch nie gesehen und ich schmachte schier eben so danach , wie Sie nach einem neuen Werte irgend eines großen Kirchenlehrers .
Von der letzten mache ich mir ebenfalls im Voraus große Begriffe , da über 200 Personen daran arbeiten und diese Fabrik nicht ar alle Kaiserlichen Länder mit Nähenabeln und Fingerhüten versorgt , sondern selbst noch ausführt .
- Berlin Die Von der Spiegel und Nähnadelfabrik lassen Sie mich nun gleich einen Sprung auf die Gelehrsamkeit tun , von der Sie desto_mehr verstehen , je weniger ich davon weiß . hat eine Akademie der Wissenschaften : hat Wien nicht , und so viel höre ich wohl , daß durch Klopstoken keine zu Stande kommen wird !
Wien hingegen hat eine große startbesuchte Universität , die Berlin wieder nicht hat , und das bei kann ich mich denn nicht enthalten , mich in Gedanken nach meinem alten lieben Halle zu verseßen .
Es ist doch in der Tat ein hims melweiter Unterschied zwischen beiden Universitaten !
Nicht in den Wissenschaften , denn es wird hier alles gelehrt , was bei uns auf dem atheder vorkommt , und um nur eins anzu ? führen , die Botanik wird nach dem Linneus im Kaiserlichen Garten gelesen !
Aber sonst in zwanzig anderen Dingen .
Von akademischer Freiheit ist auch hier nicht eine Spur zu hös Ren und zu sehen ; Nichts von Schreien und Singen weder auf der Strafe noch in den Hansen , und nun vollends von Duellieren unter Studenten hat man hier keinen Begriff .
Die Nähe des Hofes und die starke Garnison Lassen daran nicht allein Schuld sein :
Denn auch auf den anderen Österreichischen Universitäten herrscht eine gleiche Ruhe und Stille !
Ich dente , das Wahre ist wohl dieses :
Die Professoren haben hier einen viel Harkern Gehalt , fo ' daß sie die Kollegia nicht nur füglich umsonst lesen können , sondern auch müssen. Dadurch ents fleht gleich eine ungleich größere Kluft zwischen dem Professor und seinem Schüler !
Dieser tan jenen nun nicht als ein von ihm abhängiges Wea fen betrachten , das ohne seinen halbjährigen Dur taten oder Louisdor schmale Bissen beißen müsste , und kann sich folglich aus diesem Grunde keine ungebührlichen Ars über seinen Lehrer geben , wie ich es so manchmal mit Weger und Verdruß gesehen habe , daß ungehobelte Leute kaum Dart Hut vor den würdigsten und geschicktesten Lehrern abgezogen !
Auf der anderen Seite hat der Brot fessor auch nicht Ursache etwa um schnöden Gewinne stes Willen dem Studenten im mindesten durch die Finger zu sehen .
Er braucht nicht darauf Rucks ficht zu nehmen , ob die Universität schwach oder Start ist :
Denn einer , oder 10000 ist für seinen Beutel einerlei !
Daher denn die tiefe Ehrerbies tung und Furcht , die ich hier von den Studis Renten gegen ihre Vorgeseßten wahrnehme :
Eine einzige Impertinenz würde ehnfehlbar die Releagarfon nach sich ziehen !
Dazu kommt aber noch ein anderer , noch ungleich träftigerer Umstand , das alljährliche Examen !
Wie viel Protestantische Professoren fragen wohl danach , ob auch ihre Zahörer wirklich Zuhörer finde ?
Ich wenigstens habe mehr als einmal gleich nach den erften 6 Wochen ihre Anzahl bis zur Hälfte schwinden sehen und niemand hat die Austreter deshalb zur Rede gesetzt , Muß hernach nicht notwendig das Sprichwort wahr werden , daß Müßiggang aller Laster Anfang ist !
Diesem Übel ist hier , nicht ganz , denn das ist uni viel vorgebeugt möglich aber doch um d als es möglich ist Die jungen Herren , wenn sie im jährlichen Eromen erscheinen , müssen fein vor ihren Lehrern Testimonia vorzeigen , ob sie auch die Kollegia fleißig besucht haben : Ist es nicht geschehen , so fällt auch das Testimonium weg und dann fackelt man nicht lange mit ihnen , sondern weist sie nach Befinden ganz von der Universität weg .
Im Eramen selbst nun fühlt man ihnen auf die Zähne , ob sie bloß mit dem Körper oder auch ein Bisschen mit dem Geteste in den Kollegien gewefen sind , und dann liegt Lob und Tadel , Belohnung und Strafe in der Wageschale ! hält sich einer durch die ganze Laufbahn feines akademischen Lebens Brei und tat sich durch Kopf und Fleiß vor allen anderen hervor , so bekommt er das Eminenter !
Dieser Lobspruch wird unmittelbar bei Hofe eingegeben , Maria Theresia hält es nicht für zu klein , ihn zu lesen und ein solcher Jüngling kann einer guten und raschen Beförderung fest entgegensehen !
So was ermuntert , so was spornt zum Fleisse und zur Tätigkeit !
Machen Sie nun die Anwendung hiervon , wie und auf wen es Ihnen beliebt , ich bin unschuss dig an den Folgen und stehe bloß vor die Fata .
Ehe ich_es vergesse :
Sie wollen ja von der hiesigen Zensur und von dem Katalogus der verbotenen Bücher einige Nachricht haben !
Ich habe einen aufgetrieben , um doch nicht wie der Blinde von der Farbe zu sprechen und mich zugleich nach der wahren Beschaffenheit der Sache näher erkundigt .
Ein Student , mit dem ich von ungefähr im Prater bekannt wurde und dem der Kopf und das Maul auf dem rechten Fleck stand , drückte sich darüber mit großer Wärme und Nachdruck aus .
Jet Herren Aus Lander , sagte er , habt so viel über unsere Cent Fuhranstalten zu spotten und zu Lastern , nennt es Seelenschnürung und der Himmel weiß , wie noch arger !
Aber mit Erlaubnis , mein Herr , In welchem polizirten Lande läßt man denn wohl die Apotheker frei und frank Gift verkaufen ?
So viel ich weiß , finde überall strenge Gesäße , damit das Gift ja nicht in die unrechten Hande komme und durch Bosheit oder unglücklichen Zur Fall Schaden und Nachteil entstehe !
Und unsere zärtliche Landesmutter sollte nicht davor Foren , daß sich kein heimliches oder offenbares Gift in die Seelen ihrer Untertanen einschleiche ?
Oder ist es etwa eine zweifelhafte Sache , daß ein irreligiöses oder fiberliches Buch ein noch tausendmal schädlicheres Gift für die Seele werden könne , als Arsenit für den Körper ?
Hier unterbrach ich ihn , indem ich ihm vori stellte , daß jeder Bernünftiger die frommen und edlen Abfechten der Kaiserin verehren müsse und daß niemand offenbar gottlosen und abscheulichen Büchern das Wort reden werde !
Nur das bez frembete , daß man unter den verbotenen Büchern nicht einige , sondern viele antraf , als z. E. den Phädon , einige Werke von Iselin und von Locke , in denen doch gewiß überall nichts gegen die Religion und gegen den Staat anzutreffen wäre ! , , Diftinguendum inter et inter , erwiderte mein Student .
Nicht alle Bücher , die im Katalogus stehen , finde allen ohne unterschied zu lesen verboten , sondern werden bloß dem großen Haufen vorenthalten ; Den prüden tioribus hingegen werden sie ohne Gedenken von der Zensur zum Lesen verstattet .
Unfre Denisse , Mastaliers , Connenfelse und Hundes andere kennen Moses Mendelson und Iselin fo gut , als man sie irgend wo kennt !
Benn Sie übrigens auch in dem Wahne stehen , wie so manche , als ob der Katalogus Liber . prohibitor . ein Verzeichnis der besten und schönsten Bücher wäre , die bloß die dummen Leute in Wien nicht nd genug hätten , zu fassen und zu schmeden , nun so tan ich Ihnen keinen besserit Rat geben , als suchen Sie ihn aufzutreiben and lesen ihn , und dann sagen Sie mir Bescheid !
Diese Aufforderung spornte mich Volt Lenz , daß ich nicht eher nachließ , bis ich mie Gutem und Bösem einen auf einige Zeit Geliebe bekam .
Der Mann hat Recht !
Unter 100 Büchern wird man kaum bei einem oder zweien stußen und bei sich selbst fragen :
War_es um ist doch wohl das Buch verboten ? allen übrigen fallt es meist aus dem bloßen Titel in die Augen .
Was meinen Sie wohl , wie viel der Verstand und das Herz einer Nation gewinnen werden , wenn es ihr freisteht folgende treffliche Werte zu lesen :
Der belohnte Esel in einer Predigt vorgetragen .
Des !
Bei ftige galanten Frauenzimmers furiose Flobjagd .
pon Simplicisfimo Springinsfeld .
Auferles Fenster Kuriositäten merkwürdiger Traumtempel .
Die Quarre vor der Pfarre .
Der lus Biberprokurator .
Azaila , hiftoire , qui n'eft point morale .
Geschichte der Angelika , oder die Schöne ohne Hand .
Le pu telage nageur c. Geld , das sind Werke , der Unsterblichkeit würdig ?
Die übrigen nun , so viel ich davon verstehe , greifen entweder die Religion überhaupt , oder doch die Landesreligion an , oder lind gegen das regierende Haus gerichtet , und wo da die Ungerechtigkeit herkommen soll , sie zu verbieten , Jeep tag wenigstens nicht ab .
Die einzigen , Die einzigen , die sich mit einigem Scheine des Rechtes darüber beflogen tönten , wären die Buchhändler sie Aber dann täten sie es sicherlich nicht als gute Bürger , sondern als bluffe Kaufleute , die mit dem Kaiser Bespar sian das Symbol haben , lucri bonus odor ax re qualibet .
Bon einer Zensur komme ich ganz natürlich quf die andere , die wohl auch schwerlich irgend sonst angetroffen werden dürfte , als hier !
Eben fo wenig , als Maria Theresia es dulden will , daß die Seelen ihrer Untertanen durch gottlose und verruchte Bücher verdorben werden , eben so wacht Sie darüber , daß Wohlluft und Ausschweifungen nicht ein gleiches Unheil anrichten .
Die Liebeshandel , die in anderen groß sein Städten frei und ungehindert getrieben werden , finden hier sehr erhebliche Hindersnisse .
Die Polizei wacht mit Fallenaugen . darauf , und welche Dirne oder auch Dame , ( und wenn es selbst eine Gräfin Ware ) sich auf unerlaubten Wegen ertappen läßt , muß ohne Barmherzigkeit nach dem Zuchthause wandern , von dem sie entweder mit einer Warnung oder Züchtigung wieder los kommt , oder aber den nächsten Schub nach Ungarn zier Ren hilft .
Ein solcher Schub ist eine Schifts : Ladung von Weibsen aller Art , die sich in das sechste Gebot nicht recht finden konnten ; Diese werden nun in eine Art von Exilium geschickt . und dienen zugleich , menschenleere Gegenden um Temeswar herum auszufüllen . .
Anfangs schien es mir sehr hart , daß , da « doch zu eks2 einem Liebeshandels zwei gehören , das schwerste Gewicht der Strafe gerade auf das schwache Werkzeugs fällt :
Allein hinterher habe ich eine gesehen , daß die Sache völlig beim rechten Zipfel angefaßt ist !
Ist das weibliche Ger schlecht einmal in Furcht und Schrecken gesetzt , " mundialbestell so fallen die Versuchungen der Männer von Und selbst weg oder fruchten doch nichts . welche Wienerin muß sich nicht vor Temeswar fürchten , welches einer der ungesundesten Derter in der ganzen , Christenheit ist , wo die Menschen aussehen , wie die Leichen und das Fieber fast nie los werden ?
Bon dieser Schüchternheit und Furchtsamkeit des weiblichen Geschlechts gegen unser einen bin ich selbst Zeuge , und war es die Absicht meiner Reise , mit hübschen Mädchen zu löffeln , ich wüßte in der Tat nicht , wie ich es hier anstellen wollte .
Doch mag es freilich junge Herren genug geben , die das Ding besser verstehen , wie ich , und auch Mädchen genug , die das wachsame Auge der Polizei dennoch berücken ?
Es heift ja , Weiberlist über alle List und die hiesigen Schönen finde doch gewiß aus tet einem anderen Stoffe gebaut , wie anderwärts !
Woher tame denn auch sonst die Überschrift Aber einem Saale im Sankt Mark es Spitale , bie ich selbst gelesen habe :
Die aus Hebe unglücklich gewordenen Frauenzimmer !
Dies Spital enthält eben dieselben Gegenstande , wie d die Charite in Berlin und man erweist den Wöchnerinnen sowohl , als den Infizierten alle nur menschliche Hülfleistung : Allein um sie ihre Schmach und Schande fühlen zu lassen , werden alle Jahr einmal die sämtlichen This Ren für Creti und Pleti geöffnet , und Sie Tonnen leicht denken , daß der Johann Hagel und die Strassenbuben es nicht an Spöttereien und Anzüglichkeiten werden fehlen lassen !
Von den hiesigen nicht kontrebanden Luft barkeiten kann ich Ihnen wenig sagen , weil ich dazu weder Zeit noch ich musikalisch , so würde einem Elemente sein ; Geld habe , ohne War ich hier recht in meis Es gibt hier Musit vollauf und die größten Meister auf allen Ins strumenten , weiblichen und männlichen Geschlechts , von Profession und nicht von Profession .
Schauspiele nicht minder ; Deutsche und Französische Komödie , Haupt und Staatsaktionen , Marionetten , Seiltänzer , kurz , wozu man Lust hat .
Zwei Arten von Vergnügungen aber finde ich hier , von denen man , glaube ich , in Berlin nichts weiß , das ist das Feuerwerk und die hätte .
Die Feus erwehrte werden im Prater gegeben und zwar kämpfen zwei Nebenbuhler , ein Italiener und ein Deutscher , um die Ehre , welcher von beiden es am besten macht .
Ich habe .
Gi randolini gesehen ; Wenn Sie mich aber examinieren wollten , was ich eigentlich gesehen und wie und warum es mir gefallen , so würde ich eben so schlecht bestehen , als mancher von Ihren Zuhörern , wenn Sie ihn nach dem Inhalte der Predigt fragten .
Genug es war herrlich und mein Geld reut mich nicht ?
Das ist alles , was ich sagen kann !
Die Herren Wiener hingegen wissen über ein Feus etwerk , wie die Aristotelesse , zu Kunstrichtern .
Es sind ordentlich zwei Parteien , die deutsche und die welsche ; Diese hält es mit 'Girandolini , jene mit Sturen , und eine sucht ims mehr der anderen zu beweisen , daß sie einen schlechten und unrichtigen Geschmack hat .
Mein Nicolo hält es ( wider alle Landsmannschaft ) mit dem Deutschen und ich soll den mit aller Gewalt auch sehen .
Ich werde es auch nur schon tun müssen und ihn wacker herausstreichen , aus Gefälligkeit ob ich gleich vorher Tehe , daß mir einer so gut Gefällen wird , wie der andere .
Das Haßamphitheater ist ein großes geräumiges Haus , in dem wenigstens 3000 Buschaue Plaß haben , und die mochten auch wohl da sein , weil ich es bet suchte .
Die Tiere allein finde es wert , daß man wenigstens einmal den Gespaße ( so nennt der Wienerische Pobel ) ansieht , denn es giebe hier Löwen , Tiger , Bare , Wolfe , wilde Schweine , Hirsche , Stiere , Füchse , Dachse , Luchse , und eine ganze Kuppel großer Hunde , die hier die Stelle der Ritter in den Spaß Nischen Stiergefechten Stiergefechten vertreten .
Aber um zu diesem Gespaffe lachen und schakern . und Flatschen zu können , muß , man notwendig eine andere Seele haben , wie ich !
Mir stand die meiste Zeit der helle Angstschweiß . auf dem Gesicht ; Es war mir unmöglich , aus der Qual und Marter eines empfindenden .
Wesens Vergnügen zu schöpfen !
Zum Beispiel , hier ist es einer der vornehmsten Spasse , wenn ein Ochs oder ein Barin vollem Feuer gehegt wird :
Das heißt , man bindet ihm Feuer unter den Schwanz , und .
Schwärmer überall um den ganzen Leib , an die Hörner , Ohren 2c . .
Einen .
Baren sah ich . von .
Hunden in Stücken reißen , und einen anderen Baren , der heißhungrig über einen jungen Ochsen herfiel und ihn zerriß .
Des Zerreissens ist zwar nach Proportion nicht viel , und es bleibt mehrenteils beim simpeln Her Ben und Verfolgen :
Aber auch nur einmal ist , dent ich , schon zu viel , wenigstens für mich ; Ich komme des Weges nicht wieder , und ich höre auch , daß die eigentliche beau Monde von Wien sich nie im Amphitheater ' Blicken läßt .
Nun , mein Bester , nehme ich wieder auf einige Zeit von Ihnen Abschied , mit der alten Besicherung , die Sie wissen ze .
Dritter Brief .
Geschwind muß ich Ihnen noch einmal vor hier aus schreiben !
Morgen oder übers morgen geht ein Donauschiff herab nach Press Burg und ich tan nicht umhin , einen kleinen Bips nach Ungarn zu machen , um ein so schönes Land und ein so braves Bohlt ein wenig kennen zu lernen , Also , was mir zuerst einfällt , oder vielmehr , wovon mein Herz am meisten vollaist !ad padly , Emig Ich habe nun Marie Theresien gesehen , schon mehr als einmal gesehen , denn ich spaßiere fleißig heraus nach Schönbrunn , um mich an den hiesigen vielen und mannigfaltigen Wuns deren der Natur und Kunst zu ergößen .
Schönbrunn , ohne Übertreibung , ist ein wahrhaftiges kleines Paradies , oder vielmehr fein kleines , denn mit den Garten ist es von eis einem gewaltigen Umfange Vergebens würde ich Ihnen durch Beschreibung einen Begriff davon zu machen suchen :
Ich lege Ihnen also eine Zeichnung ben , die doch wenigstens besser als gar nichts ist .
Übrigens läßt sich kein schönerer Kontrast denken , als der zwischen der prächtigen Wohnung , und der von aller Pracht entfernten Gebieterin .
Die Rais fein geht nach dem Tode Ihres Gemahls nie anders als schwarz und ich wüßte feine Farbe , die sich zu Ihrer Miene besser schicken tönte , die ganz aus Ernst und Milde zusammengewebt ist .
Die Spuren ihrer ehemaligen Schönheit sind nicht zu verkennen und sie hat fe auf alle ihre Kinder fortgepflanzt :
Doch was ist Schönheit des Körpers gegen Schönheit der Seele ?
Alle die Liebe und Zärtlich teit , die nur irgend eine Mutter gegen ihre Kinder empfinden kann , fühlt die Kaiserin nicht bloß gegen ihre Kinder , sondern gegen alle ihre Untertanen .
Können Sie sich einen zärtlicheren Zug denken , als den von der festen großen Fete . in Belvedere ?
Die Kaiserin sorgt nicht bloß überhaupt für gute Ordnung unter der er_es Ataunlichen Menge von Gästen und Zuschauern ; List nicht bloß die nötigen Veranstaltungen treffen , im Fall etwa unglücklicher Weise Feuer austame : Sondern es waren so gar eine Menge Ärzte und Wundärzte mit Arzneien bei der Hand und Betten aufgeschlagen , wenn jemand im Gewühle und Getümmel trant werden oder sonst etwa ein Unglück haben sollte !
Dasjenige , woben sie überhaupt am meisten und am unmittelbarsten wirksam ist , ist die Sorge für die Erziehung , für Waisen , für Arme und Krante .
Das von ihr selbst gestiftete Theresianum besiegt insbesondere ihre Zuneigung ; Sie besucht es an feierlichen Tagen , wohnt dem Examen und der Aus1 Teilung der Prämien bei und bespricht sich auf das gütigste mit den Akademiften .
aus ferdem , was für eine Menge großer , ins Ganze gehender Landesverbesserungen sind nicht schon geschehen und sollen noch fünftig geschehen !
Austrocknung der Sümpfe und Anlegung neuer Kolonien , ( Suchen Sie einmal in einer Geographie Theresienfeld , Sie werden es nicht finden ) , Schifßarmachung der Flüsse , Beförderung des Handels , der Manufakturen und Fabriken , Prämien auf nüssliche Entdeckungen , ( ich könnte gleich 100 Dukaten verdienen , wenn ich eine recht schöne Walkererde hier entdeckte ) und so eine Menge !
Nur nicht wieder Krieg ; hier davor fürchtete , je verbessert , wohl schlemmet hat .
Nicht als ob man sich sondern weil kein Krieg aber allemal richtig vers Nun Joseph !
Ich wiederhole Ihnen nicht , was Sie ohnehin schon wissen ; Seine Entfernung von allem Luxus , feinen Haß Ges gen alles steife Geprange und Zeremoniell des Hofes , feine ungemeine Güte und Herablassung , die aber in feinen Augen nicht Herablassung ist , denn der Kaiser glaubt nicht , daß sich ein Mensch zu einem anderen Menschen herablassen Tonne !
Aber das muß ich Ihnen sagen , der Kaiser hat wirkliche Freunde und Freundinnen unter einigen großen Wiens ; Nicht Favoriten , die liebt er nicht , aber wie gesagt , eigentliche Freunde , mit denen er auf einen eben so vertraulichen Fuß lebt , wie wir untereinander , sie oft unvermuther überfällt , wenn sie ihn am wenigsten erwarten , ohne daß der geringste Aufruhr deswegen entstehen darf !
Gewisse von Stolz aufgeblasene Leute können sich darein ganz und gar nicht finden ; Ihrer Meinung nach soll diese unverkennbar re Leutseligkeit bloß Verstellung oder Laune . sein :
Allein daraus folgt nur so viel , daß eben tiefe Leute , wenn sie der Himmel in feinem Zorne auf den Kaiserlichen Thron Ges fest hätte , keine Josephs geworden wären , sondern dafür lieber den großen Schmutt ger spielt hatten !
Daß der Kaiser Soldat ist , wiss con Sie , aber der 2 immer von selbe er liebt auch die was sich beim Krieger nicht so versteht , muß ich hinzusehen , senschaften !
Nicht bloß die , die einen Soldaten machen , sondern alle , die einen wesentlichen Einfluß in die Glückseligkeit des Landes und seiner Einwohner has ben .
Biele Wissenschaften und Künste aber haben diese Eigenschaft nicht , sondern frönen bloß dem sinnlichen Vergnügen und helfen dens jenigen die Zeit verträumen , die sie auf keine bessere Art anzuwenden wissen :
Und diese Wissenschaften liebt der Kaiser nicht , oder bes trachtet sie wenigstens mit sehr gleichgültigen Augen !
Von dieser Von Kenners Offer seiner ric schafft nur eine einzige Anekdote .
1218 der Kaiser im vorigen Jahre Italien besuchte , lernte er in Neapel zweien Köpfe vom ersten Range Tennen , den Prinzen von Sansevero und den Herzog von Noya .
Beide und ber besonders der erste , finde große Erfinder .
Der Prinz hat ein Wert vom Ererziren für die Ins feben hat aus fanterie geschrieben ; hat aus einer Pflanze eine Art Seide gezogen , aus der man Rock , Beste , Hut , Schuh , Tapeten 26. machen kann ; hat eine neue Art Tuch erfunden , die allem Wasser widersteht und wenn sie auch ein Jahes lang im Abgrunde des Meeres Lage , dennoch trocken bleiben würde ; Nicht etwa auf einer Lei Art , sondern auf mehrere macht er das Seewasser süß , daß es der Fäulnis sogar noch länger droht , als das Landwasser , kurz , der Mann ist , ohne Zauberei , eine Art von Zauberer und Schwarzkünstler .
Der Herzog ist anfangs Professor der Mathematik gewesen und hat nachher den Katheder mit dem Generalstabe vertauscht .
Und nun der Kaiser ?
Bei seist einem Abschiebe vom Könige zu Neapel sagt er zu ihm , er wünschte sich von alle dem st einen , was er hier gesehen , nur zweierlei , den Prinzen von Sansevero und den Her zog von Noya .
Ist das Liebe oder Gleichgültigkeit gegen die Wissenschaften ?
So eben werde ich unterbrochen , durch einen Besuch , den ich mir selbst zugezogen has bei und der mir sehr angenehm ist , ob er mir gleich zur unrechten Zeit kommt .
Es waren die barmherzigen Brüder hier von der Leopoldsstadt ; Ich habe neulich ihr Hospital , und auch das Rekonvaleszentenhaus auf der Lands Straße besucht und mich so unendlich darüber gefreut , daß ich sie bat , sie möchten mich ja bei ihrer monatlichen Haustollette nicht über : gehen und mein Scherflein auch annehmen .
Liebster Freund , was sind doch alle unsere , auch sehr gute , Armen und Krankenanstalten gegen diese barmherzige Brüderschaft ?
Wir Pros Testtanten haben immer eine Menge Einwürfe und Vorwürfe gegen die Klöster zu machen :
Aber vor einem solchen Kloster , was es sich zum : Gelübde macht , menschliches Elend zu minderen , Kranke zu heilen und ihrer zu pflegen und zu warten , davor muß auch der erklärteste Mönchsfeind verstummen , und ich habe mich vollkommen überzeugt , daß es für alle unsere protestantischen Städte ein wahrer Segen sein . würde , solche Klöster in ihren Mauern zu haben .
Auch bei den besten Stiftungen schleicht sich allmählich der Missbrauch ein Gegen einen Krankenwärter , der aus Religion und Menschenliebe alle seine Pflichten erfüllt , ist sicherlich wieder einer , der sich_es so leicht macht , als er kann , und ich habe mir sogar von Unterschleif , Betrug , Abknapsen und mehr Abscheulichkeiten erzählen lassen , daß mir die lassen , Haare zu Berge gestanden haben !
Hier fällt das alles weg .
Der Geist der Religion und die Heiligkeit des Gelübde beugt allen Miss brauchen vor .
Die Brüder , von dem Gedanken belebt , daß Gott es ihnen in jener Welt vergelten werde , was sie hier zum Besten the Re Mitmenschen tun , scheuen keine Mühe , keine Beraubung des Schlafs , und von dem Ekel , der unser einem beim Anblicke mancher Krankheit ankommt , scheinen sie ganz und gar nichts zu wissen .
Überdem besiegen sie von der Medizin und Chirurgie solche gründliche Kenntnisse , daß sich sehr viele bei ihnen Rats erholen und sich sehr wohl dabei befinden .
Und nun die edle Unpartetlichkeit , mit der sie ihre Hilfe nicht bloß ihren Religionsverwandten , sondern auch uns Regern bereit hat ten !
Ich weiß kein größeres Unglück für mich , als wenn ich auf meiner Reise trans werden sollte Allein gesetzt , dies Unglück sei über mich verhängt , so gib mir , o Gott , nur diese Wohltat , daß ich in die Hände der barmherzigen Brüder falle ; Es heißt doch , daß manchmal das Vertrauen des Patienten auf seinen Arzt ihn allein wieder gesund machen voll :
Nun denn genes ich gewiß wieder Eine zweite Botschaft ! geht morgen richtig ab :
Sächelchen wohl zu rechte bis auf weiteren Bescheid !
Das Schiff Also muß ich meine machen , und Vale , Vierter Brief , Wien , den 11. Sepfbr .
1770 .
Mein Wips nach Ungarn ist glücklich vollbracht und ich bin bereits wieder in mei einem alten Quartiere bei Signor Nicolo .
Die Hinreise zu Schiffe ist mir viel , wert , denn ich habe auf derselben einen Menschen kennen lernen , der in feiner Art gewiß eine sehr große Seltenheit ist .
Sein duseres Uns Fehen versprach mir anfangs nichts mehr und nichts weniger , als einen reisenden Handwerksburschen :
Denn er trug einen sehr schlecht ten Rock , zerrissene Strümpfe und Schuhe , und eine kurze Tabakpfeife im Munde , as mir aber gleich auffallen mußte , war , daß er in verschiedenen Zungen und Sprachen redete , mit einem Engländer , der nach Tokay reiste , Englisch , mit einem Ungarischen Ochsenhandler Ungarisch , mit einem Polacken Polnisch π. Sch trat dem Menschen fagleich näher auf auf den Leib und er , nicht faul , redete mich Italienisch an .
Ich antwortete ihm , so Gur ich fonnte , und bezeigte ihm meine Verwunderung , in ihm einen so großen Sprachtenne zu erblicken .
" mein Herr , sagte er , Sie haben noch gar nichts gehört !
Ich tan Ihnen mit , wenigstens zwölf Sprachen auf warten , die mir alle gleich geläufig finde . garsch ist meine Muttersprache ; Außerdem rede ich Latein , französisch , deutsch , englisch , holländisch , dänisch , polnisch , russisch , Tür Fisch : Wollen Sie die Probe machen , sollen Sie gleich hören !
Ich erwiderte . ihm , daß ich leider zu einer solchen Probe . viel zu schwach wäre , indes möchte er mir_es nun nicht übel nehmen , da er meine Reugierde selbst rege gemacht , daß ich ihn um seinen Namen , und wenn_es nicht zu vorwißig wäre , auch um die Hauptschicksale seines Lebens fragte , denn ich bildete mir ein , daß diese eben so sonderbar und seltsam sein müßten , wie seine groß se Sprachkenntnisse . " Ich heiße Iofeph In fortune , sagt er , und von meinen Schicksalen Ware so viel zu erzählen , daß wenn wie auch ist in einem Strich bis Konstantinopel reisten , so würde ich doch noch nicht damit fertig sein ! , , Das war nun eine Übertreibung , bie sie gewaschen hatte Und doch habe ich hinterher gefunden , daß die Lüge so gar groß nicht war .
Aus dem wenigen , was er mir erzählt , läßt sich schließen , daß sein Leben eis nes der außerordentlichsten Gewebe von Unglücksfällen und Abenteuern sein muß .
Sein Vaterland ist Ungarn und er ist aus Pref= Burg gebürtig , wohin er ist zu gehen denkt , frühen Abend seines Lebens zu beschließen .
Als ein Kind verliert er seinerVater und die Mutter zieht mit ihm nach Wien .
Sie , nicht Willens wieder zu heiraten , wird Kammerfrau bei der Gemahlin dego des französischen Gesandten , die selbst keine Kinder hat und den tlemen Infortune so gut als a an Kindesstart annimmt .
Er bekomint eine sehr gute Erziehung , unterdes aber wird der französische Gesandte nach Paris zurückgerufen ; Der Entschluß ist bald gefaßt und Matter und Sohn reisen mit .
Die Mutter wird unterwegs frank und sthot in Straßs Burg ; Der Gesandte läßt sie gehörig unter die Erde bringen und der lemne Waisenknabe . folgt nach Paris .
Er wird auf die Schute . geschickt von der Schule auf die Universität , verliert aber bald die zeitige großmütige Unterstügung des Gesandten , indem dieser beim Könige in Ungnade fällt , seine Güter Confiss ziert und er selbst ins Exittum verwiesen wird .
Durch neue Unterstützung vollendet er seine Studia und wird dann Hofmeister bei einem französischen Grafen , den er auf Reisen führt .
Aber noch sind sie nicht weiter als nach Boulogne gekommen , als der Graf in einer Spielgesellschaft mit einem Offisier aus der Normandie Händel bekommt ; Unser Mann will sich seines Grafen annehmen , zieht sich aber badusch in öffentlicher Gesellschaft eine Ohrfeige zu .
Voll Wut fordert er den Offizter vor die Klinge , ob er sich gleich sehr wenig auf den Degen versteht , und hat das Glück oder Unglück vielmehr , seinen Gegner ( er wusste selbst nicht , ob tot oder nur schwer verwundet ) zu Boden zu legen .
Sogleich macht er sich auf die Flucht und erreicht die Desterreichischen Niederlande , ohne eingeholt zu werden :
Von da nach Amsterdam und zu Schiffe nach Hamburg .
Hier Gerater in die Hände eines Dänischen Werboffi zier , der ihm mit Gutem und Bösem den Soldatenrock anschwaßt .
Er wird naht Kopenhagen transportiert , tritt seine neue Charge an , da man aber gegen seine vielen und mannigfaltigen Kenntnisse unmöglich gleichgültig sein kann , avanciert er bald zum Unteroffizier .
In dieser Qualite erwirbt er sich die Bekanntschaft und Freundschaft eines Manhes , der lange Zeit auf den nach der Levante gehenden Schiffen als Dolmetscher gebraucht " worden .
Er lernt das Türkische von ihm , In ein paar Jahren ist er den Soldatenrock völlig los und geht selbst als Dolmetscher mit nach Konftantinopel .
Nach mehrmaligem Hin und Herreisen , auf dem er sich einiges Bermögen erworben , wird er mit einem Hübe : schen Mädchen in Kopenhagen bekannt , Bier tet ihr Herz und Hand an und sie schlägt es nicht aus .
Bei der bloßen Erinnerung an diese seine Frau schnaubte er Wut and Ras che , und seiner Erzählung nach hatte es der arme Schelm freilich wohl Ursache ! Kurs , er merkt , daß sie ihm untreu ist und mit einem jungen Offizier einen heimlichen Ums Gang unterhält .
Einsmals überfällt er sie beide , am sie zur gebührenden Strafe zu zieh hen ; Der Offizier aber , der ißt seine ganze Ehre auf dem Spiele sieht , bekommt von der Verzweifelung Mut , entwaffnet unseren Mann , zerprügelt ihn auf eine ganz unbarme herzige Art , läßt ihn liegen und macht sich mit der Frau an der Hand davon .
Natürlich tan er nach einem so demütigenden Auftritte nicht länger in Kopenhagen bleiben ; Er verläßt Tannemark , und seit der Zeit ist er , wie ich ihn gefunden habe , ein armer bedauernswürdiger Landstreicher , der sich aus einem Lande ins andere gebettelt hat und nun von der Barmherzigkeit seiner Landsleute noch das meiste erwartet .
Ich habe ihm gegeben , so viel ich von meinem mitgenommenen Zehrigels de missen konnte , und dies war ich ihm nicht . bloß aus christlicher Liebe , sondern auch aus Dankbarkeit schuldig , weil ich die ganze Reise über mit ihm Stalienisch geplaudert und darin wirklich profitiert habe .
In Preßburg selbst nun habe ich zwei fo angenehme Tage verlebt , als ich mir vors her kaum hatte Traumen lassen .
Was doch die Dinge in der Welt manchmal seltsam und schnurrig zusammenhängen !
Weil ich in Halle ( bas reimen Sie mir einmal zusammen ) Mas Thematik gehört habe , genieße ich davor von einen Manne in Preßburg die größten Gefäli ligkeiten und die angenehmsten Dienstleistungen * von der Welt !
Kurz die Sache ist diese :
Ich höre von ungefähr , daß hier ein Doktor der Medizin , Namens Segner ist .
Husch , fällt mir ein , ob das nicht vielleicht ein Ans verwandter von unserem großen Mathematiker Segner , meinem geliebtesten und verehrtesten Lehrer ist , denn das wusste ich schon , daß er aus Ungarn gebürtig wäre !
Ich , ohne Umstande , frage den Mann aus , präsentiere mich ihm , und sich da , finde an ihm wirklich ein Geschwister Kind vom Hallischen Segner .
Da ich ihm nun die Absicht meiner Reise erklärt und ihm mit aller Wärme der Dankbarkeit gesagt , wie viel sich seinem Cousin germain schuldig sei , und daß ich selbst seinen persönlichen Umgang genossen , nahm er das so gut auf , daß er mir nicht nur seinen Tisch auf die paar Tage meines Aufenthalts anbot , sondern mich auch in der Stadt hers umführte und mir ihre Merkwürdigkeiten zeige_es te ; Die Hauptkirche , worin die jedesmar Itge Krönung geschieht , das Schloß , die fliegende Brücke , eine stattliche Kaserne 2c , Aus seinem lehrreichen Diskurse lernt ich , was ich bisher zwar allgemein , aber nicht im Detail wusste , daß Ungarn sicherlich eins der reich , ften und von der Natur gesegnetsten Länder auf Gottes weitem Erdboden ist .
Es hat nicht viel Manufakturen und Fabriken , doch finde die Ungarn unter anderen mit die besternt Gerber in der Welt .
Gesetzt aber auch , es Hatte ganz und gar keine , so könnte es bloß durch die Ausfuhr feines Schlachtvieches , seiner Pferde , seiner Wolle , seines Weins und seiner Mineralien nicht bloß subsistieren , sondern behielte gleichwohl noch einen ansehnlichen Überschuss !
Warum mögen doch wohl die Dichter , die den Rheinwein so feurig befingen , nicht auch einmal ein Lied zu Ehren des Ungarischen anstimmen ?
Ich denke , bloß darum , weil er ihnen nicht vor den Schnabel kommt , sonst war es unmöglich , daß sie die Begeiste Runge nicht hinreissen sollte !
Emig Schabe , daß Ungarn nicht eine andere Lage zur Weinausfuhr hat ; Die Mündung der Donau sollte nicht den Türken , die Muhamemed nun ein für allemal zu Wassertrinkern verdammt hat , sondern den Christen zugekehrt sein : Ich wollte wetten , die Franzosen mit allen ihren Champagnern und Burgundern , und selbst auch die Rheinländer sollten den Schaden in ihrem Handel bald fühlen !
So aber erschwert die Ausfuhr zur Ar den Ungarischen Weinhandel zu sehr , und eben so sehr die Im posten , die überall , auch selbst im Desterreichischen , darauf gelegt finde .
Indes wie viel meinen Sie wohl , daß es hier Sorten Wein gibt ?
Ein großer des Landes , der die Ehe re hatte , Maria Theresia bei sich zu bewirten , seßte derselben nicht weniger als 300 Sorten auf die Tafel . man Eben dieser überschwingliche Reichtum der Natur findet sich nun auch im Minerals reiche .
Bei uns zu Lande weiß man gemeiniglich nur von den Kremnizer und schäme niger Goldbergwerken :
Aber ich habe hier durch Güte des Herrn Doktor Segners ein Block Ungarisches Naturalienkabinett gesehen und Bin erstaunt über die ungeheure Menge von Sachen .
Es soll wenig fehlen , daß man nicht Linnés ganze Mineralogie mit einheimischen Produkten belegen tan !
Bei dieser Gelegenheit ist mir ein Gedanke eingekommen , über den Sie Jet lachen werden , so wies anfangs den großen Columbus mit feinem Projekte , eine neue Welt zu entdecken , eben falls bloß auslachte :
Allein wenn mir mein Einfall gelingt , dann werde ich mir à mon tour die Freiheit nehmen , auch nicht über Sie zu weinen .
Meine bisherige Reife und Aufenthalt , ob ich gleich erst ausgeflogen bin , hat dennoch schon ein ganz artiges Loch in meinen Beutel gemacht .
Ein gewisser Abgesandter soll bei seiner Ankunft allhier ganz spöttises gefragt haben :
Ob man denn wohl in dem Wien 30000 Taler jährlich los werden könnte ?
Man hat ihm geantwortet , er sollte es nur abwarten und zusehen !
Das , Ding geht denn wirklich :
In 2 Jahren ist er nicht bloß seine zweimal 30000 Rthl .
los , Fendern hat noch obendrein ein paar kleine Tonnen Goldes Schulden !
So habe ich nun nicht gefragt , sondern Wien gleich anfangs mis tiefem Respekte ein wenig zur Seite lies gen lassen , mich demütig in eine Vorstadt einquartiert , alle meine oft meilenweiten Wanderungen zu Fuße verrichtet , so daß ich mir ist allenfalls mit Botenlaufen mein .
Brot zu verdienen getraute .
Gleichwohl sind .
Herr Hennigs Dulaten , mit denen er mich beim Abschiede so großmütig beschenkte , bereits alle auf Nimmerwiedersehen fort und ich gehe re schon lange von einem Weiberstipendium , von dem Sie nichts wissen und beileibe auch nichts wissen dürfen .
Daß ich mit diesem noch ratsamer zu Werke gehe , können Sie daraus schließen , weil ich jeden Souisdor , den ich ausgebe , mit einem sortlichen Russe geleite und ihm ein zärtliches , süßes , bestes Hannchen über das andere nachrufe .
Allein was hilft alles Nachrufen ?
Sie nicht wieder , und eben das hat fahren davon mich auf den Einfall gebracht , wich inkognito unter die Kauf und Handelsleute einzuschleichen .
Daß Gieo aber nur nicht etwan glauben , ich will seine Art von -- Ja wie hieß nun gleich der große Kontrebandier in Frankreich ? -- Mandrin werden !
Nein , Freund !
Alles in Ehren , und turz , ich will ein Kunst und Naturalienhandler werden .
Joel Soaße und Seltenheiten ein Ich taufe die Landes auf , um fe in einem anderen loszuschlagen , und es müsste schlimm sein , wenn ich nicht wenigstens 25 pro Cent dabei gewinnen sollte .
Die Hauptkunst dabei wird diese sein , daß man sich nicht betrügen läßt und so wie Weissens Naturaliensammler alte Tranlampen für agyp : Tische Thranenlampen kauft ; Und dann auch , daß man den Geschmack der jedesmaligen Nation , für die man einkauft , richtig treffe !
Ich habe vorerst 5 Louisdor angelegt und mir dafür einige sehr schöne Gold und Silberstuss fen und allerhand Versteinerungen , darunter auch ein sehr tennbarer Menschenfinger ist , angeschafft .
Glückt es mir , daß ich in Venedig oder Bologna oder Rom , Florenz c meine Maare mit Profit los werde , dann will ich , statt 5, 25 , auch 50 Louisdor dran wagen und Paris soll mir denn die Auslage mit Guss ten Interessen wiedergeben .
Mat Auch diese kleine Anlage von 5 Louisdors hat ich ohne die gütige Anweisung und Unteritügung des wackeren D. Segners nicht machen können .
Als ich ihm nämlich meine Zweifel und Bedenklichkeiten mitteilte , daß mein Reisegeld nicht zureichen würde , indem ich einen großen Umweg über Esterhasy , Neustadt und Baden zu machen gedächte , sa versprach er mir gleich , er wollte mir behülfe lich sein , da mich umsonst nach Esterhaspe zu schaffen .
Er hielt sein Wort redlich und schon den dritten Tag erlauerte er eine Kutsche , in der ein Bedienter des Fürsten , der in Preßburg Geschäfte gehabt hatte , ganz allein nach dem Schlosse zurückfuhr .
Der Handel wurde richtig , ohne daß ich nur meinen Mund dazu hätte auftun dürfen ; Mit dem herzlichsten Danke nahm ich Abschied vom D. Segner und seßte mich an die Seite meines Retsegefährten .
Sie werden leicht vermuten , daß dies fein Lakai von gewöhnlichem Lage war , sondern ein junger , feiner , artiger Mann , der sein Französisch und Ita lienisch sprach , gereift war , und kurz , den man selbst für einen Kavalier hätte können passieren lassen !
Wir unterhielten uns auf die angenehmste Art von der Welt , und er machte mir im Voraus einen Begriff bon den Schönheiten , die ich in Esterhaspe sehen sollte .
Dei meiner Ankunft fand ich denn , daß alle wörtliche Schilderung nicht hinreicht , von elnem solchen Feen und Zauberpallaste ein Bild zu geben .
Das Schloß liegt am Neus Fiedler See , ' der 4 Meilen lang und 2 breit , und rings umher mit Stödteen und Dörfern umgeben ist .
Die Pracht desselben ist gleich groß von innen und aufsehn , und nur ein Fürst , wie dieser , dessen jährliche Einkünfte Rich zwischen 8 bis Go Gulden belaufen , kann so was ausführen .
Von seiner Beibgars de habe ich Ihnen schon gesagt :
Itt füs ich noch hinzu , daß der Fürst auch eine eigene Kapelle hat , von der Hayden Direktor ist .
Dicht am Schlosse ist ein Theater für Opern und Schauspiele :
Im Garten ist ein Redoutensaal in chinesischem Geschmack zu Maskeraden . und Bällen .
Ein anderes Theater ist für das Marionettenspiel bestimmt , das gewiß in der Art , wie hier , das einzige in der Welt ist :
Es Fan in einem Augenblick sechs und dreyBigmal nach einander verändert werden !
Der Garten oder vielmehr die Gärten sind , wenn man auch bereits Schönbrunns Reize geschmeckt fat , deynoch ein Wunder der Schönheit !
Hier ein Tempel der Liebe , dort einer des Glücks ; Da eine Eremitage , dort eine Art von Markueplay , der zu Feuerwerken bestimmt ist !
Statuen die Menge , und in den Tiergarten das schönste und zahmste Wild , das man nur sehen kann !
Ich habe mich halb lahm gezeichnet und würde Ihnen gewiß einiges überlegen , wenn ich nicht drauf rechnete , Ihnen einmal nach meiner Rütter ins Vasterland um mehrerer Deutlichkeit Willen diese flüchtigen Stizzen mit einem mündlichen Kommentar zu erläutern * ) aule Nogm-Gasthofe hart ich noch ein fleines and genehmes Abenteuer .
Ich suchte so-knapp als möglich zu leben , aber der Wirt traktierte :
mich wider meinen Willen aufs properste und sette mir bei jeder Mahlzeit ein Fläschchen Tolayer- vor .
Was konnte ich tun ?
Ich musst es geschehen Laffen , und ergas mich schon * )
Dieser mändliche Kommentar würde eckt eine große Abanderung leiden müssen , da eine unglückliche Feuersbrunst den 18. November 1779 einen großen Teil des Schlosses mit allen seinen Schönheiten und Herrlichkeiten in die Usche gelegt hat .
Voriht also gehört es mit in das rührende Klage Lied des alten Shandys : ist Troja und Mys cene und Thehen und Delos und Perspolis und Agrigent ?
Anmert . des Herausg . drethith Rotfall meine goldene Uhr gegen Auslösung im Stich zu lassen .
Weil ich aber endlich die Zeche forderte , machte der Wirt ein schnurriges Gesicht und sagte , ich musst ihm 100 Louisdor oder nichts geben !
Die Wahl wäre nun so weit ganz leicht gewesen :
Aber noch durfte ich nicht recht trauen !
Ins des es blieb Taben , der Wirt nahm nichts , und so konnte es nicht anders sein , als es war entweder ein Feenstückchen oder ein Freundschaftsstreich von meinem gefälligen Reisegefährten .
Ich erklärte es für das lehte , und da ich bereits im Schlosse von ihm Abschied genommen , ließ ich noch ein Billet an ihn zurück , dankte ihm , sette mich an einem schde einen Morgen nebst noch einem Kerle , den ich gedungen hatte , zu Pferde und geradeswegs nach Nadelburg , Hier , und in Neustadt Neuhaus , Pottenstein , Braine und Baden trieb ich mich noch 5 Tage umher , und wenn Sie nan bei Ihrer schierstkünftigen Verheiratung für Ihr Visitenzimmer etwa einen Spiegel für ein paartausend Gulden brauchen , so dürfen Sie mir nur Kommission geben ; Er soll Ihnen richtig zu Händen fammen !
Der Winter naberr lich von fern und dies macht , daß ich auch sich nun schon allmählich auf meine Reise nach Itas lien dente .
Ich will die gute Reisezeit noch mitnehmen und überhaupt würde ich die Pros Portion überschreiten , wenn ich in einer einzigen Stadt so gar lange bleiben wollte .
Sonst wäre freilich in Wien noch genug für mich zu tun ; Auch habe ich ein gut Teil mehr getan , als ich in den paar Briefen an Sie erwähnen konnte .
Auf der Kaiserlichen Bibliothek bin ich mehr als einmal gewesen , und wer hätte mehr dabei verloren als ich , sie nicht gesehen zu haben !
Von Büchern sage ich nichts ; Ich habe mir deren etwa 6 ge = ben lassen und geblattet , allein da ihrer über 300000 hier sind , so wird sich wohl kein Bibliothekar , geschweige denn ein Reisender rüh men können , sie ganz und vollständig zu übersehen .
Meine vornehmste Augenluft war nur das Gebäude der Bibliothek selbst , das ich nach meinen gegenwärtigen Begriffen für das höchste Ideal in seiner Art halte !
Stellen Sie sich einen Saal vor , 246 Fuß lang und 54 breit , der sich in der Mitte unter der Kuppel auf 100 Fuß erweitert , und auf einer Kolonnade ruht , die ihm ganz das Ansehn eines * Tempels gibt !
Eine Menge Statuen und Brustbilder , alt und neu , zwischen und an den Säulen ; und in der Mitte , wie billig , die Statue Karls des Techsten aus carrarisanschem Marmor , des Erbauers dieses Gebäus bes !
Eben so habe ich auch das Kaisers Fiche Naturalienkabinett , das Physikalische , die Bildergalerie , auch die Lichtensteinsche Ges sehen und hätte oft schier in Verzweifelung geraten mögen , daß die Zeit immer an allen Ecken und Enden zu kurz war und nirgends hinreichte !
Deswegen habe ich auch mit allem Fleiß und Borsah manches nicht gesehen . nicht das Kats Terliche Zeughaus , nicht die Schahlammer , nog das Münzkabinett !
Ein Augenblick Sehen_es fest einen bloß in den Stand zu fallen :
Ende fallen wollt ich allenfalls fo , ohne auch nur einen Augenblick gesehen zu haben .
Demunerachtet aber , ob ich gleich aus 99 Ursachen nicht alles Schöne von Wien Fehen tan noch mag , bin ich doch fest überzeugt , daß Wien in seiner Art eben so einzig ist , wate Rom , Neapel , London oder Paris , und daß wenn man auch schon die ganze Welt durchstrichen hätte , man doch noch hier viel Neues finden würde .
Höchstens vierzehn Tage dent ich noch hier zu bleiben :
Donn Les Sienaber , bewohl , Mutter Donau !
Freund , Theben Sie ist wohl und befördern Sie durch Ihre guten Wünsche meine Fahrt Italien . in das gelobte Land Italien .
Tanks Fünfter Brief .
Trieste , den 2 Oktober , 1770 .
Go Lesen Sie n nur das Datum des Orts immer noch einmal , Sie möchten es sonst noch für Wien halten !
Aber nefn , es hat sich ausgeweint ; Ich bin wirklich schon 65 Metlen davon und dato omit Leib und Seele in Trieste .
Nun habe ich gute Hoffnung , nicht nur , wenn es so fortgeht , mit meinem Bis , then Gelde die Tour durch Europa , Rußland eingeschlossen , zu machen , sondern auch immer tiefer und tiefer fn das Abenteuerliche hineinzukommen .
Die Art und Weise , wie ich hierher gekommen bin , ist die einzige in ihrer Art und wird Sie nicht so sehr , als meinen . gütigen Vormund und Wohltäter , Herrn Hen , nig , interessieren .
Ich hatte damals , weil ich die wenigen , aber beffo schöneren Tage in Ihr rem Hause war , zu viel andere Sachen mit Ihnen zu reden , daß ich Ihnen einen gewiss sein Limftand aus del Selten meiner Kinderjahre hätte erzählen können .
Als ich nehme lich weiland mich der edlen Apothekerkunst zu widmen gedachte , die mir aber ein toller Heiliger von Provisor so sehr verbitterte , daß ich , wie Sie wissen , das Weite ergriff , hatte ich . einen gewissen Franz zu meinem Lehre und Schlafkameraden .
Es war ein Junge von offenem Kopf , aber voll von Leichtsinn und kleinen bost haften Ranten !
Deswegen hatte ich ihn auch nicht sehr lieb , und ob er mich gleich zuerst Sohn Davonlaufen hetzte und alles mit mir zu wagen versprach , hielt ich doch ihm Mein Projekt t geheim und führte es auch glücklich ohne ihn aus .
Ich komme nach Halle , gehe wie ein Ball aus sh einer Hand in die andere , mein bester Meier wirkt mir Herr Hennigs Verzeihung und refti tutionem in integrum aus , ich schreibe zwans jig Mal an ihn und er an mich , und kein einziges Mal fällt mir_es ein zu fragen , was macht Franz ? Erst diesen Sommer , weil ich in meine Heimat zurückkehre , höre ich , daß er kurz nach mir auch davongelaufen ist und sich bei einem Offizier ens gagirt hat :
aber wo er ist steckte , das wusste kein Mensch !
Dies ist der Prolog zu der nun folgenden Szene :
Ich gehe vor 14 Tagen in Wien die arnther Straße herab und sehe vor einem Hause einen galanten , in Gold frozenden und parfümierten Kammerdiener an der Tür stehen , der sich auf gut Französisch vins trallert und hoch auf die ganze Welt herabsieht .
Das Gesicht fällt mir auf , es ist mir , als hart ich es sonst wo schon gesehen , und doch weiß ich nicht , wo ich_es hin bringen soll !
Ich gehe ganz langsam , immer das Auge auf den Menschen gerichtet :
Er merkt es und wirft mir einen Blick zu , der nichts gertni Gers sagen wollte , als , Lumpenhund , was hat er nach mir zu sehen ! 19 Ich Lehre mich daran nicht , grable immer weiter und mit einemmal schießt mir_es aufs Herz , das ist Franz und kein anderer Mensch Damit gerade auf the zu : Mein Herr , um Verzeihung , heißen Sie Franz ?
Er . ( fair kurz angebunden )
Zu dienen ?
Was soll_es ?
Ich .
Ob Sie mich etwa kennten , wollt ich nur fragen ? reques Er .
Nein !
Nun ich wollte doch schier drauf schweren , daß wir in einem gewissen Haufen von einem gewissen Manne manche schöne Ohrfeige und manchen derben Nasenstüber zusammen gekriegt hätten !
Beldiesen Worten entranzelte er sein Gesicht , fang mir tief in die Augen und erkannte mich ebenfalls .
Das Großflädtische Dicktun verschwand und wir umarmten uns herzlich .
Es war jetzt fel : ne Zeit , die Schicksale unseres Lebens gegen eins ander auszuwechseln , aber wir gaben uns zu einer festgesetzten Stunde an einem festgefesten Orte ein Rendezvous !
Hier erzähle ich ihm und er Blumental i Th. L mir , und die Quintessenz seiner Gegebenheiten lief darauf hinaus , daß er die letzten Jahre ' des Krieges mit im Felde herumgezogen Ware , hatte die Dienste seines ersten Herrn , eines Preußischen Offiziers , mit den Diensten eines Desterreichischen vertauscht , so war er nach dem Kriege mit nach Wien gekommen und befand sich ist bei einem sehr reichen und angesehenen Manne , dem hofft und Kommerzienrat von *** , bei dem es ihm überaus wohl ginge .
Als ich ihm sagte , daß ich nun bald nach Italien überzugehen dachte , erwies derte er , daß sein Herr auch nächstens in Geschäft ten nach Triest reisen würde und er mit !
Natürlich kostete mich dies einen Seufzer und ich fonte mich des Wunsches nicht enthalten , wer doch da mit könnte ! I warum nicht ? rief er gleich , das will ich schon machen !
Wenn ich meinen Herrn bitte , er schlägt mir_es gewiß nicht ab !
Wir setzen uns zusammen auf den Bock und ein Schelm , bems Maul zuerst eintrocknet ! , ,Kurz , die saß che tommt Ihnen wahrlich zur Richtigkeit ; Er spricht mit seinem Herrn , gibt mich für seinen innigsten Busenfreund men aus , den seine Liebe zu den Künsten nach Stalien triebe , und erhält ohne Mühe die Erlaubnis , nicht bloß den Bock mit mir zu teilen , sondern auch meinen Koffer mit auf den Wagen zupacken .
Es Keinen blutarmen Schelserzog sich noch länger als acht Tage , ehe ich das Beigen zum Aufbruch erhielt :
Endlich kam es ! Beim Aufsteigen sah ich denn meinen Herrn Bonis facius und ermangelte nicht , ihm mit zwei Worten für die Güte zu danken , die er mir erwiese .
Er nahm das sehr wohl auf ; und ob es gleich gar nicht . meine Absicht war , musste ich doch schlechterdings die ganze Reise über auf seine Kosten zehren , und Franz hatte ein für allemal Order , für mich zu sorgen .
Ich weiß nicht , ob Sie jemals die Reise par Bock versucht haben :
Aber das versichere ich Ihnen , daß diese für mich überaus angenehm gewesen ist .
Ginmal ging es mit sechs tüchtigen Postpferden auf der kostbaren Kaiserstrasse mehs rentheils , was das Zeug halten wollte !
Das Wetter war für den September herrlich !
Die Abwechslung von Berg und Tal , Wald und Ebene , reis Zent schöner und schrecklich schöner Natur ganz entzückend ! Wels wir aber nun die ganze lange Reihe von Gebirgen , drüber weg oder vorbete pass flet wahres und ich zum erstenmal den milden Italienischen Himmel und die eben so milde Erde , die sich nicht weit über Ober-Laybach anfäner blickte , da wurde mir , ich weiß selbst nicht wie !
Billig sollte man , wenn man sein Vaterland auf eine Zeitlang mit dem Rücken ansieht und ein frems des betritt , nicht so entzückt sein :
Aber ich konnte mir nicht helfen , ich war vor Freude ganz außer mir !
Endlich langten wir denn in Trieste an , und da Dies die erste Seestadt ist , die ich mit dies fen meinen leiblichen Augen erblicke , so können Sie wohl denken , daß ich sie recht weit auftue .
Der Anblick des Adriatischen Meeres , des Hase Fenns mit seinen beiden Molos , der ein- und ausgehenden Schiffe von allerlei Nationen , und dann wiederum die Taus und Segeltuchfabriken , die Magazine zum Schiffsbau 20. das alles ist ist der Gegenstand meines Studiums !
Wie Luk habe ich getan , daß ich schon in Wien Not dürftig Italienisch gelernt habe , denn hier hört man schon wenig deutsch mehr .
Notwendig mur ften denn auch die hiesigen Quarantaneanstalten vorzüglich meine Aufmerksamkeit fesseln , und ich will Ihnen davon etwas mitteilen .
Das Lazarett liegt am Hafen , ist groß und geräumig und enthält Magazine für mehrere Schiefeladungen , Zimmer für 100 Passagiers , nebst eigenen Werten und Aufwärtern .
So wie nun ein Schiff que der fast immer mit der Peft geplagten Les Fante ankommt , fährt der Kapitän sogleich ans Examinatorium und zeigt seine Paffe vor .
Diese finde nun entweder rein oder unrein .
Sind sie unrein , das heißt , hat sich zu der Zeit , da das Schiff abreiste , die Pest wittern lassen , oder hat man auch nur eine Besorgnis davor gehabt , so darf das Schiff durchaus nicht in den Hafen , sondern muß außer demselben 40 Tage liegen bleiben .
Hält es sich diese Zeit über gut , so bekommt es nachmals Erlaubnis , in den Hafen einzulaufen , und ißt erst tritt es seine Quarantane an .
Lauten aber die Passe gleich anfangs auf rein , fo wird das Schiff ausgeladen ; die Passagiers müssen alle ans Examinatorium und jeder schwört nach seinem besten Wissen und Gewissen , daß sich unterwegs nicht das geringste Ansteckende geduffert hat : drauf wird einem jeden sein Zimmer angewiesen und der Aufwärter bringt ihm , was zur Leibes Nahrung und Notdurft gehört .
Die Waren hingegen kommen in die Magazine und die Briefe werden zwar abgeschickt , aber erst vors her tüchtig durchräuchert , und wenn in den Bries . fen etwa Proben von Stoffen oder Waren sind , fo nimmt man sie heraus und tat sie ebenfalls ins Magazin .
Es wird den Passagiers nicht verwehrt , Besuche von ihren Freunden und Bekannten aus der Stadt anzunehmen , aber unter dem unverbrüchlichen Gesäße , sich einander immer 12 Schritt vom Leibe zu bleiben .
überschreitet ein Passagier diese Vorschrift , wollte er. E. einen Freund und wenn es selbst seine Frau wäre , auch nur ein einziges Mal umarmen , gleich muß er zur Strafe die Quarantäne wieder von vorn ans fangen .
Sind nun endlich die 40 Tage um , so machen die Ärzte nochmals eine allgemeine Rons Bei und prüfen den Gesundheitszustand eines jeden .
Ist alles gut so schreitet man zu der letzten Opes Ration , die in einer tüchtigen Durchräucherung der Personen und Sachen besteht , und denn Amen !
Jeder eilt nun , was er tan , in die Stadt und freut sich seiner wiedererlangten Freiheit .
Sie können leicht denken , daß es mir keine große Freude sein würde , auch irgend einmal diesen vierzigtägigen Zwang aushalten zu müssen z Aber doch wollt ich mich ihm gern und willig unterwerfen , weil ich mich überzeugt habe , daß dies se dem Anscheine nach gar zu weit getriebenen Anstalten keineswegs unnüß oder überflüssig finde .
Ich weiß nicht , welcher König in Portugal es war , der sich bloß durch Erbrechung eines mit der Pestluft angesteckten Briefes den Tod zuzog : Das Durchräuchern hat also seinen guten Grund !
Und überhaupt kann man wohl gegen ein so gar entsetzliches Webel als die Pest nicht zu sehr auf seiner Hut sein .
Das Herz schlägt mir nun immer mehr und mehr nach Venedig , je naher ich ihm gekommen bin .
Ich könnte den Weg dahin zu Lande nehmen , aber nein ; ich will zum erstenmal Profi Ren , wie sich_es zu Schiffe fährt und ob ich die Meerluft eben so gut vertragen Van , wie die Landluft .
Da mande Leute die kurze Ecke von Calas nach Dover schon feetrant werden und es von hier bis Venedig gut und gern dreimal sd weit ist , so muß ich mich ebenfalls auf mein Schicksal gefaßt halten .
Indes habe ich gute Hoffnung , ungeschlagen davon zu kommen !
J bin , dem Himmel sei Dank , so gesund und starrt , daß wenn es etwa den Italienischen Bravos einfallen wollte , mich künftiges Jahr , wenn ich von Venedig meinen Stab weiter fortseße , unterwegs anzufallen , so mögen sie sich ja in Acht nehmen , daß ich ihnen nicht ihre Stilers und Pistolen aus den Handen winde , sonst drüae ich sie ohne Gnade , wie Herkules den Riesen Antaus , tot !
Doch so arg werden sie_es wohl nicht mit mir machen und ich eben so wenig .
Von Tag zu Tag lerne ich immer mehr und mehr , daß es überall , in jeder Provinz , unter jedem Volte , in jedem Stande und jeder Religion , gute , und viel gute Leute gibt !
Die meisten Gefahren auf Reisen , von denen so viel Lärmens gemacht wird , ziehen sich wohl die Herren Passagiers mehrenteils durch ihre eigene Schuld zu .
Der ganze hohe Rat von Venedig , und wenn er mir durch hundert Spione auf jedes Wort gegen den Staat aufpassen ließe ( ob er gleich sicherlich nicht einen dran spendieren wird ) soll mich dennoch nicht ertappen , davor stehe ich !
Eben so wenig darf ich befürchten , von einem Eifersüchtigen oder Eine benbuhler aus dem Wege geräumt zu werden , denn ich denke , will_es Gott , weder zu verführen , noch mich verführen zu lassen .
Die Strassenräuber aber sehe ich für gescheuter an , als daß sie sich nicht lieber an reicher Leute Kinder ma chen sollten , wate an mich :
Um so mehr , da ich es nie merken lasse , ob in meinem Koffer Louis Tors oder Steine sind Inariam' pdionica now di Doch still , ich fange an , eine Lobrede auf - mich selbst zu halten , die mir sehr schlecht ansteht ?
Bezeihen Sie meiner Eitelkeit :
Es ist die letzte Sünde , die ich auf deutschem Grund und Boden begehe !
Mit dem ersten Schiffe , wie gesagt , fegl' ich nach Venedig , von wo aus Ste höchstens in einem Monat frische Mährhören sollen von Ihremst Lab Getreuen Wilhelm Blumental Ende des ersten Teils .
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- TextGrid Repository (2025). Schummel, Johann Gottlieb. Wilhelm von Blumenthal: Band 1. Bildungsromankorpus. https://hdl.handle.net/21.11113/4c0jb.0