Unerschöpfliche Gnade

Mündlich.


Maria führt einen Reihen Kindlein klein,
Da kam eine arme Seele:
Maria, laß mich nein!
Ich kann dich nicht rein lassen,
Dein Ehr hast du verschlafen,
Dazu dein Kränzelein.
[212]
Hab ich mein Ehr verschlafen,
Dazu mein Kränzelein,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verloren soll seyn.
Da kam sie vor die Hölle,
Gar traurig klopft sie an.
Es hören sie all die Teufel,
Sie hießen sie einergehn.
Der erste der macht's Thürle auf
Der andre sucht einen Stuhl,
Der dritte der blast's Feuer auf,
Der viert schürt wacker zu.
Was hat sie vor ihren Aeuglein stehn,
Ein kleines Kindelein;
Hat sie das Kind getödtet
Hat sie das Kind getödtet,
So muß sie leiden Pein.
Hab' ich das Kind getödtet,
Hab' ich das Kind getödtet,
Und muß ich leiden Pein,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verloren soll seyn.
[213]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Unerschöpfliche Gnade. Unerschöpfliche Gnade. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-08ED-6