Celander
(Johann Georg Gressel)
Celanders Verliebte- Galante / Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte
[Auswahl]

[21] Liebes-Brief an seine Maitresse.

Ich schreibe / schönstes Kind / von Fleisch und Blut getrieben /
Vergib / wo dieser Brief zu frey gerahten ist!
Es heisset die Natur uns alle beyde lieben /
Ich weis / daß du mit mir von gleicher Regung bist.
Du darffst darüber dir gar kein Gewissen nehmen /
Was bildest du dir mehr als ander Menschen ein?
Weswegen wilt du dich vor deinem Schatten schämen?
Wie lange wilt du selbst auf dich tyrannisch seyn?
Du weist es Grausahmste / daß ich als Sclave lebe /
und gleichwol legst du mir erst schwere Ketten an /
Was soll die Jungfrauschafft / das leichte Spinn-Gewebe /
Das Ding / das jeder sucht / und niemand finden kan?
Laß deine Rosen bald im ersten Frühling pflücken /
Gedencke / daß sie nicht auf kaltem Eise blühn /
Die Liebe wil sich nicht zum spähten Alter schicken /
Es pflegt ihr nackend Kind im Winter weg zu ziehn.
Das Closter glaub es mir hat allzustrenge Lehren /
Dis ist kein Leben nicht / das mich und dich vergnügt /
[21]

Die Schönheit wird veracht / die keiner darf verehren / Sie ist ein Götzen Bild / das in den Winckeln liegt.

Weswegen zeigst du mir die rundgewölbten Brüste?
Sie laden meinen Mund / und meine Finger ein /
Warum erhitzt du mich / und reitzest meine Lüste?
Wer kan ein Tantalus bey solchen Aepffeln seyn?
Wie offt betracht ich nicht die wunder schönen Gaben /
Und dencke bey mir selbst / dis siehet alle Welt /
Was muß nicht dieses Kind vor andre Sachen haben /
Die sie nicht zeigen will / und mir verborgen hält?
Du wirst dis Heiligthum doch ewig nicht verstecken /
Sonst geht die Süßigkeit mit deiner Jugend hin /
Und bist du es gesinnt vor einem auffzudecken /
So glaub ich / daß ich hier der allernächste bin.
Du darffst die Jungferschafft nicht mit zu Grabe tragen /
Ihr seyd von unserm Fleisch / und unserm Bein gemacht /
Doch solt es deine Schaam bey Tage mir versagen / So gönne mir die Lust bey Schatten reicher Nacht.
Ich will mein Paradieß auch nicht im finstern fehlen /
Der angenehme Weg ist mir nicht unbekannt /
Indessen solt ich nicht die rechte Strasse wählen /
So sey du Führerin / ich folge deiner Hand.
[22]

[23] [28]Als er ihre Brüste küsste.

Blondine deiner Brüste Kuß /
Hegt mehr von süssen Überfluß
Als tausend Zucker-Fladen
Und theure Marmeladen.
Mehr Süssigkeit quilt aus dem Schnee
Der Brüste / als aus Hyblens Klee /
Die Feige wird zur Schleen
Kein honig kan bestehen /
Daß nicht zu Gall und Wermuth wird
Wenn es der Brust wird beygeführt.
Der Wein wird schlechte Pfütze
Das Manna Haber Grütze /
Dein Ambrosin und Nectar Safft
Benimmt dein Busen alle Krafft /
Dein unbefleckte Brüste
Die Zinsen Himmels-Lüste.
[28]

[29] [47]Arismene verweiset ihm seine Dreistigkeit.

Nicht zu dreiste mein Lysander!
Küßt die Brüste / so euch frey /
Bleibt bey diesen / laßt das Ander /
Dencket / daß es heilig sey.
Laßt die geilen Griffe bleiben /
Krönet lieber meine Brust /
Und last eure Finger treiben
In dem Marmor-Meer der Lust.
Kühlet eure heisse Finger
In des Busens zarten Schnee /
Er wird dadurch nicht geringer
Sondern quillet in die Höh.
Spielet in den zarten Wellen /
Kühlt euch in dem Perlen Thau /
[47]
Küßt der Wollust Lager-Stellen
Auf der Brüste Rosen-Au.
Schaut Corallen auf Junkiljen
Und den Türcks in Milch gesetzt;
Schmeckt die Anmuth / so die Liljen
Meiner Brüste angenetzt.
Schützt den Eingang dieses Landes /
Wo Rubin auf Perlen glüht /
Ehrt die Gegend dieses Strandes /
So den Geist mit Lust versieht.
Wadet in dem Marmor-Meere /
Dessen Wellen milchern sind /
Was ich allen hier verwehre /
Wird euch nur allein gegünnt.
Füget euren Mund und Lippen
Diesen Himmels-Früchten bey /
Suchet von den Perlen-Klippen
Etwas / so euch Zucker sey.
Sauget als die zarten Bienen
Honig aus dem Tausend-Schön
Jener blühenden Jesminen /
Die auf meinen Hügeln stehn.
Krönet / küsset diese Ballen /
So die Anmuth Töchter nennt /
Laßt euch ihre Pracht gefallen /
Davon sich die Lust nie trennt.
Wartet diese Lust-Granaten /
Lacht die Edens-Aepffel an /
Wie ihr Schmuck so wohl gerathen /
Daß er Todten helfen kan.
Bleibt von dem verbohtnen Lande /
In dasselbe kommt ihr nicht /
Wohnet bey dem schönsten Strande
Da euch keine Lust gebricht.
Selbst die Anmuth will euch weiden /
Sie giebt alle Schätze frey /
Warum wolt ihr Mangel leiden
In der öden Wüsteney?
[48]
Bleibet in dem vollen Garten /
Da die Töpff mit Fleisch gefüllt
Was! wolt ihr auf Paran warten
Wo der Thau den Hunger stillt?
Bleibet bey den vollen Brüsten /
Und verlaßt die leere Schoß;
Wer vertauscht um eine Wüsten
Wol ein schön geputztes Schloß?
Frost und Hitze könnt ihr finden /
In der Brüste Paradieß /
Flammen löschen und entzünden
Kan des Busens Silbern Vließ.
Seht wie Feur aus Eyse qnillet
Heisser denn es AEthna hegt /
Doch der Brandt wird bald gestillet /
Daß sich seine Hitze legt.
Hecla heget Feur und Flammen /
Frost und Hitze reicht er dar /
Diese stehen auch beysammen
Auf der Brüste Brand-Altar.
Bald sind sie in Eyß geweltzet
Und dem Schnee in Ballen gleich /
Wenn die Hitze sie nun schmeltzet /
Sind sie am Vergnügen reich.
Und bey diesen Wechselungen
Bleibet doch die Anmuth hier /
Ja die Lust ist ungezwungen
In dem weissen Brust-Revier.
Drum so krönet diese Ballen
Wo sich Lust und Anmuth regt /
Und verlaßt des Schoosses Hallen /
Die nur todtes Tauren hegt.
Schaut die Zwilling meiner Brüste /
So wie glatte Rehe stehn /
Sagt / daß sich eur Sehnen rüste
Dieses Wild im Netz zu sehn.
Meine Brüste sind wie Trauben /
Die noch nicht zerquetschet sind /
[49]
Davon könnt ihr Julep rauben /
Welchen man voll Anmuth findt.
Ihre Säffter sind viel besser
Als der angenehmste Wein /
Da ist das Verlangen grösser
Als es nach dem Wein kan seyn.
Schaut sie hier in Rosen weiden /
Da sie keine Sonne sticht /
Aus den Schatten reichen Heiden
Weicht die kühle Anmuth nicht.
Was den Zephyr übersteiget /
Und Ambrirte Winde bläßt /
Hier ein holdes Schicksahl zeiget /
So euch nichts ermangeln läßt.
Nehmet an mein süßtes Leben
Dieses zarte Lust-Gefild' /
Euch will ich die Brüste geben
Der Dionen Eben-Bild.
Schaut die Helffenbeinern Thürme
Als des Himmels Brust-Bild an /
Laßt / daß nicht mein Eyfer stürme /
Was die lose Hand gethan.
Hier steht euch mein Hold-seyn offen
So weit als die Brüste gehn;
Doch die Schooß läßt euch nichts hoffen /
Ja nicht einst das blosse Sehn.
Brechet von den Brüsten Früchte /
Hüllt die Hand in Sammet ein /
Eßt des Busens-Schau-Gerichte
Es soll euch vergönnet seyn.
Nur die Schooß / und ihren Haynen
Last Lysander unberührt /
Sonsten ihr ein Zorn-erscheinen
Uber eure Schädel führt.
Seht wie Amors Winde pfeiffen
Um der Brüste Wollust-Baum /
Schaut wie seine Aepffel reiffen /
Drum verlacht den Sodoms-Schaum.
[50]
So das todte Meer euch zeiget /
Und zum Unglücks-Koder braucht /
Dessen Lust zum Sterben neiget /
Und wie leichter Rauch verraucht.
Aber bey der Brüste Liljen
Findet ihr beliebte Lust /
Die kein Wetter kan vertilgen
Aus dem Garten meiner Brust.
Bey den Liljen / und Jesminen
Bey Granaten / und der Nelck' /
Jdumeens Rosen grünen /
Diese macht kein Unfall welck.
Daselbst ist die Zucker-Quelle /
Die mit Milch und Honig rinnt /
Und die Ambra reiche Stelle
Da man Lebens Stärckung findt.
Balsam / Musch und Specereyen
Wird auf diesem Bett gehegt /
Alle Tage sich von neuen
Da erneute Wollust regt.
Drum mein wehrter Schatz Lysander
Küßt die Brüste / so euch frey /
Dabey bleibet / last das Ander /
Denckt / daß es verboten sey.

Lysanders Antwort an Arismenen.

Warum wird die Frucht des Lebens
Schönster Engel mir versagt?
Lieb' ich denn so gar vergebens?
Darf kein Griff nicht seyn gewagt?
Heisset das schon übertreten
Wenn man nur die Frucht angreifft?
Sollen denn Egyptens-Ketten
Niemahls werden abgestreifft?
Soll ein steter Sclave bleiben /
Mein so sehr entbrannter Sinn?
[51]
Darf ich nicht die Finger treiben
An das Land der Lüste hin?
Kan man das wol dreiste nennen /
Was die treue Hand verübt?
Die zum Opffer sich verbrennen
Hat man jederzeit geliebt.
So kan auch mein Unternehmen /
Gar kein Trieb der Geilheit seyn;
Denn zum Opffer sich bequehmen /
Nimmt nicht lüstern Geister ein.
Ist es nicht des Schoosses Ehre?
Wenn sie krönet meine Hand /
Weil ich ihr gantz zu gehöre /
Grüsse ich das schöne Land.
Wo sind wo die zarten Wellen /
So des Lebens Perlen thaun /
Und der Wollust Lager-Stellen
Als in ihrer Schooß zu schaun?
Durch das Opffer treuer Finger
Wird kein Heiligthum beschmitzt;
So wird auch ihr Schooß nicht ringer
Wenn sie meine Hand beschützt.
Schützt den Eingang dieses Landes /
Hat ihr Mund ja selbst gesagt;
Ehrt man nicht die Pracht des Strandes /
Vor den man sein Leben wagt?
Sündigen denn meine Hände
Wenn sie ihr Gebote thun /
Und als eigne Liebes-Pfände
Bey des Schoosses Eingang ruhn?
Israel geht durch die Wüsten
Aus der strengen Dienstbarkeit /
Solte mich denn nicht gelüsten
Auch zu seyn in Sicherheit?
Ist nicht in den Rosen-Gründen
Amors liebster Ruhe-Platz /
Und die dunckle Grufft zu finden
So verwahret seinen Schatz?
[52]
Tausend Lüste / tausend Freuden
Wohnen in der Marmor-Schooß/
Und die Myrthen gleichen Heiden
Übergehn der Brüste Schloß.
Durch die Wüsten muß man gehen /
Wenn man will in Canaan /
Bey den Brüsten stille stehen
Nur zum Schein vergnügen kan.
Selbst die Seele kan es fühlen
Was sie da vor Lust geneußt/
Wenn sie kan daselbsten spielen /
Wo sie fast vor Lust zerfleußt.
Jene gingen durch die Wüsten /
Und durchs grosse rothe Meer
So macht meine Hand vom Brüsten
Sich durch Wüsten leer.
Zwar ich wil die schönen Ballen
Ihrer Brüste nicht verschmähn /
Aber durch die Wüsten wallen
Läßt weit grösser Anmuth sehn.
Wo ist wol der Wollust Garten
Ist es nicht die schöne Schooß?
Wo Lust und Ergötzung warten
Nur zu werden Zügel loß.
Und ist nicht die Schooß die Stelle?
Die uns alle Anmuth zolt/
Ist sie nicht die Feuer-Quelle?
Daraus AEthna Flammen hohlt.
Sie ist Pharos, Port und Leuchte /
Und das schöne Morgen-Land /
Ihre angenehme Seichte
Macht den Glückes-Strand bekandt.
Ihre duncklen Opffer-Hallen /
So ein Mirthen-Wald umgiebt /
Sind gezieret mit Corallen /
Deren Schmuck ein jeder liebt.
Marmor / Myrthen und Rubinen
Sind der Zierath ihrer Schoß /
[53]
Selbst die Anmuth muß ihr dienen /
Das Ergötzen macht sie groß.
Drum mein Engels-Kind vergönnet
Meiner Hand den Kröhnungs-Griff /
Gebt zu / daß man sie erkennet
Vor Dionens Muschel-Schiff.
Denn / als die kahm aus den Wellen
Schloß sie eine Muschel ein /
Dieses dadurch fürzustellen /
Daß sie solte heilig seyn.
Ja! ihr Ansehn zu vermehren
Ist sie in die Schooß gesetzt /
Will ich sie nun nicht verehren
So ist Cypris Recht verletzt.
Dieses heist die Muschel kröhnen
Als ein Opffer mit der Hand /
Und nennt jenes ein Verhöhnen /
Wenn man ihr den Dienst entwandt.
Drum / ihr Zierath aller Schönen /
Zürnet nicht mit eurem Knecht /
Wenn er eure Muschel kröhnen
Wollen nach der Venus Recht.
Werfft die Schaam mein Engel nieder /
Und seyd doch so spröde nicht /
Da dem Zierath eurer Glieder
Gar kein Überlast geschicht.
Jene Freyheit meiner Hände
Wird gantz unrecht ausgelegt;
Indem ich mich euch verpfände
Es der Geilheit Nahmen trägt.
Nicht zu strenge / hegt erbarmen /
Schliest den Freudeu-Ort nicht zu /
Sonsten raubt eur Zorn mir Armen
Meiner matten Geister Ruh.
Brüste heissen Sodoms-Früchte /
Die im Schauen lieblich sind /
Aber ein vergnügt Gerichte
Man an ihrer Muschel findt.
[54]
Nicht zu strenge Arismene!
Ach / hegt doch Barmhertzigkeit /
Seyd so gütig / als ihr schöne /
So wird meine Brust erfreut.
Warum soll ich denn verderben /
Und im Feuer untergehn?
Bald im kalten Eyse sterben
Und mich stets gequälet sehn?
Führet meine treuen Sinnen
In den angenehmen Port /
Daß sie freudig sagen können /
Dieses ist der schöne Ort:
Da man kan in süssen Lüsten
Und in Anmuth truncken seyn;
Denn man schmecket bey den Brüsten
Allezeit gemischten Wein.
Was ist sonst der Lüste-Quelle?
Als ihr Schooß mein Engels-Kind /
Und die freuden-volle Stelle?
Da man Lebens-Stärckung findt.
Alle Tage sich von neuen
Da ein neu Ergötzen regt /
Und der rechte Liebes-Reyen
Wird in einer Schooß gehegt.
Nun weiß ich / daß Arismene,
Ihr mirs ferner nicht versagt /
Daß ich eure Schooß bekröne /
Da es Jdalis behagt.
[55]

[56] [125]Als einer im Schlaff verschwenderisch gewesen.

Mein Mädgen laß hinfort mich nicht verschwendrisch seyn /
Und nimm die Perlen-Milch in deine Muschel ein;
Groß Schade / daß sie wird so liederlich versprützet /
Da wo sie keiner Schooß / auch nicht den Tüchern nützet.
Dein hart-seyn gegen mich verschwendet meinen Schatz /
Vergönne mir hinfort in deinem Schoosse Platz /
Und laß den Liehes-Thau daselbsten sich ergiessen /
Wo er mit größrer Lust wird als im Schlaffe fliessen.
Dein dürrer Acker wird alsdenn von Wollust feist
Die Brüste härten sich / die Lust entzückt den Geist;
Die Anmuth / die durchdringt des gantzen Leibes-Glieder /
In Lachen steigt man ein / mit Kitzeln kommt man wieder /
Nichts denn Ergötzung bringt er deiner Marmor-Schooß /
Die Venus spannt dir denn / den Jungfern-Gürtel loß /
Und läßt dir alle Lust / die sie besitzet / schmecken /
Der Hymen wird nach Schmertz den süßten Schertz erwecken.
Ach stelle doch mein Kind die Sprödigkeit nur ein!
Laß deine Muschel mir nicht mehr verschlossen seyn /
Eröffne ihren Helm die Nahrung zu empfangen /
Wo in dem Liebes-Thau / die Anmuths-Perlen prangen.
Sperrt nun dein Muschel-Schloß die Thore willig auf /
Und hemmt kein Widrig-seyn mir meinen Liebes-Lauff /
So soll das Liebes-Safft mit süssen Quellen fliessen.
Und sich mit vollem Strohm in deine Muschel giessen.
[125]

[126] [198]An die Nacht.

1.
Komm / schwartze Nacht / du stille Finsterniß /
Umhülle mich mit deinem braunen Schatten /
Du blasser Mond / zeig mir mein güldnes Vließ /
Laß ungestöhrt mich mit Sorellen gatten.
Ihr Sternen zündt die hellen Fackeln an /
Daß ich den Port der Wollust finden kan.
2.
Mein Geist verlangt den Haven bald zu sehn /
Den Alabaster und Corallen zieren;
Die Enge / wo nur kan ein Schifflein gehn /
Soll ihn ins Land der süßten Lüste führen /
Der Pharos soll die weisse Brust ihm seyn /
So fähret er vergnügt zum Haven ein.
3.
Wie / winckt mein Licht nicht albereits von fern /
Und rufft mir zu / im Seegeln fort zu eilen /
Ja! nun wohlan! ich folge diesem Stern /
Der Tag will auch nicht länger mehr verweilen /
Die Sonne sucht im Meere ihre Ruh
Und ich / ich eile nach Sorellen zu.
4.
Ich fühle schon die Liljen weiche Hand /
Ich seh die Brust mit Wollust-Rosen spielen /
Und ferner fort das angenehme Land /
Das meine Brunst ist willig abzukühlen.
[198]
Das / was mein Schiff nun eingeladen hat /
Das bleibet dir Sorelle vor die That.
[199]

[200] [208]Da sie ihren Busen veste vermachte.

1.
Mein Kind / sey doch so blöde nicht /
Laß deinen Busen offen /
So sieht mau / daß dir nichts gebricht /
Daß alles eingetroffen:
Sonst dencket man gewiß von dir /
Du hättest nicht der Brüste Zier.
[208] 2.
Ein Griff entweyht nicht deine Brust /
Und macht ihr keine Flecken /
Was nützt ein Schatz der unbewust
Den Sand und Steine decken?
Die Perl / so stets verborgen liegt /
Mit ihrem Glantze nicht vergnügt.
3.
Was die Natur uns Menschen giebt /
Das darff man allen zeigen /
Am meisten diesem / der uns liebt /
Dem wir die Sinnen beugen.
Was ist es / das zum Sclaven macht?
Wol anderst / denn der Brüste Pracht?
4.
Was nun die Liebe heilig heist /
Das lasse auch verehren /
Und wenn denn seine Pflicht erweist /
So must du den nicht stöhren /
Dem deine Brust das Altar ist /
Auf dem er deine Gottheit küßt.
[209]

[210] [214]Auf ihre Brüste.

1.
Englische Brüste
Nichts reichet mehr Lüste
Als ihr /
Den feurgen Rubinen /
Den weissen Jesminen,
Den wallenden Ballen
Den süssen Corallen
Kein Nectar und Honig / noch Zucker geht für.
2.
Milcherne Auen
Ihr lasset mir schauen
Die Frucht:
Darinnen verstecket
Was Anmuht erwecket.
Da man den Leim findet /
Der Seelen verbindet.
Und da man die Speise der Lieblichkeit sucht.
3.
Auf eure Hügel
Trägt Venus Geflügel
Die Saat:
Daraus denn eutspringet
Was Lustbarkeit bringet /
Was jedem beliebet /
Was Lieblichkeit giebet /
Und süsse Vergnügung im Überfluß hat.
[214]

[215] [258]Er liebet sie.

1.
Ich lieb dich schönstes Kind /
Der Anblick deiner zarten Wangen
Läßt mir ein solch Gefilde sehn /
Auf welchem Lilg- und Rosen stehn /
Die in der schönsten Blühte prangen.
Kein Schnecken-BIut ist zuvergleichen
Mit deiner Lippen Wunder-Pracht /
Womit die Schönheit selber lacht /
Vor deinen Mund Corallen weichen.
Ich lieb dich schönstes Kind.
2.
Ich lieb dich schönstes Kind /
Von deinen Feuer-reichen Augen
Ist meine Seel in Brand gesetzt /
Aus dem / was deine Lippen nätzt /
Muß man den Liebes-Nectar saugen.
Es laben sich die matten Sinnen
An diesen angenehmen Fluß /
Durch den so sehr beliebten Kuß
Spührt man ein Rosen-Zucker rinnen.
Ich lieb dich schönstes Kind.
3.
Ich lieb dich schönstes Kind.
Der Ort / wo Himmels-Blumen blühen /
[258]
Ist deine wunder-schöne Brust /
Die Aepffel ungemeiner Lust
Nach dieser zarten Gegend ziehen /
Ihr Anblick zeiget solche Früchte /
Woran die Anmuth selbsten baut /
Und fast einjedes Auge schaut
Nach diesen lieblichen Gerichte.
Ich lieb dich schönstes Kind.
4.
Ich lieb dich schönstes Kind.
Der Wunder-glantz der SchwaanenBrüste
Beschämt das weisse Helffenbein /
Es führet nicht so schönen Schein
Das Marmel-gleiche Stern-Gerüste;
Die Anmuths-Rosen / so sie decken
In solcher Pracht und Zierde stehn /
Daß ihr beliebtes Tausend-Schön
Verhöhnt das edle Blut der Schnecken.
Ich lieb dich schönstes Kind.
5.
Ich lieb dich schönstes Kind.
Du Eben-Bild der hellen Sonnen
Must mir auch eine Sonne seyn /
Die mit beliebten Glantz und Schein
Den Geist erquickt / den sie gewonnen
Kan ich mich an den Blicken laben /
Und küsse ich die schöne Brust /
So schmecke ich die frohe Lust /
Wodurch man kan den Himmel haben.
Ich lieb dich schönstes Kind.
6.
Ich lieb dich schönstes Kind.
Laß mir den Liebes-Garten offen /
Der lauter Lebens-Früchte trägt /
Lind soviel Anmnth in sich hegt /
Daß man nicht darf vergebens hoffen.
Gedenck' ich an die seltnen Schätze /
Die dein verborgnes Eiland giebt /
So bin ich froh / und doch betrübt /
[259]
Weil ich mich nur im Traum ergötze.
Ich lieb dich schönstes Kind.
7.
Ich lieb dich schönstes Kind.
Erhöre doch mein süsses Leben
Das Flehen / so dein Knecht ausstößt /
Die zarte Brust sey mir entblößt /
So Milch und Schnecken-Blut umgeben /
Daraus du Zucker-Lust den Seelen
Und holde Anmuth flössest ein /
Alsdenn verschwindet jene Pein /
Womit sich meine Sinnen quählen.
Ich lieb dich schönstes Kind.
[260]

[261] [330]Das süsse Sterben der Verliebten.

Stirb nur / Amando stirb / die Lust steht dir zur Seiten /
Die schöne Marmor-Brust will dir das Grab bereiten:
O wunderschöner Tod! glücksehlig wer so stirbt /
Und in der hohlen Schooß ein süsses Grab erwirbt.
Man stirbt indem man lebt / man geht in Wollust unter /
Und wird nach solchen Tod zu neuen Freuden munter.
Besteige nur das Grab / erfüll die schöne Grufft /
Denn der ist recht vergnügt / der so in Grabe dufft.
[330]

[331] Man will die mannsüchtige Talestris im Bette sehen.

Neugierig bin ich nicht / doch dieses möchte ich
Von Hertzen gerne sehn wie die Talestris sich
In ihrem Bette stellt / wenn ihr die Lüste kommen / Und ein verborgen Feur das Hertze eingenommen;
Ich glaube / ihr Gesicht wird dann wie Rosen blühn Die Lippen werden sich mit Scharlach überziehn.
Der zarte Busen wird steiff in die Höhe schwellen /
Und so ein Schwaanen-Bett der süssen Lust vorstellen.
Die angenehme Schooß wird denn voll Feur seyn
Indem daselbsten zieht Cupido aus und ein.
Die Flammen werden da als wie ein Hecla brennen /
Daran ein lüstern Sinn sich wird erwärmen können.
In diesen Stande wolt' ich wohl Talestris sehn /
Ich wett' sie ist alsdann noch tausend mahl so schön /
[332]
Als wie sie sonsten ist / wenn sich die Lilje leget
Um ihre schöne Wang' und silber Früchte träget.
Doch wozu dient der Wunsch? da es doch nicht geschicht /
Talestris sehe ich in ihren Bette nicht /
Wer in den schönen Port sein Liebes-Schiff will lencken /
Der muß zum Ancker-Gold viel Louys d'Oren schencken.
[333]

Notizen
Erstdruck: Hamburg und Leipzig (Christian Liebezeit) 1716.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Celander (auch Johann Georg Gressel). Celanders Verliebte- Galante- Sinn- Vermischte und Grab-Gedichte. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4B55-F