Am sechtzehnten Sonntage nach Pfingsten
Ev.: Niemand kann zwei Herren dienen.
»Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon, darum sage ich euch, sorget nicht für euer Leben, was ihr essen, noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet. – Suchet also zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch zugeworfen werden.«
Wer nur vertraut auf Gottes Macht
In allen seinen Nöten,
Den hat kein Feind zum Fall gebracht,
Den kann kein Übel töten;
[666]Und wo die Angst ihn überfällt,
Da wird der allerstärkste Held
An seine Seite treten.
Der wird mit seinem scharfen Speer
Die Gegner ihm zerstäuben,
Und von dem allergrößten Heer
Kein Huf wird übrigbleiben;
Sei's äußrer oder innrer Feind,
Wenn nur der rechte Held erscheint,
Der kann ihm Grenzen schreiben.
Er ist der allerbeste Herr,
Den einer mag erlangen,
Glückselig lebt der Fröner, der
In seinem Dienst gefangen.
So süß ist seine Sklaverei,
Daß jeder, sei er noch so frei,
Mag tragen drum Verlangen.
Des Hungers Qual, der Blöße Schmach,
Die weiß er zu vergelten;
Es durft' ihn noch bis diesen Tag
Nicht einer treulos schelten.
Er zahlt mit wucherndem Gewinst
An alle, die in seinen Dienst
Ihr Gut und Leben stellten.
Und aller Stärke Talisman,
Den hält er in der Rechten;
Selbst aus den schärfsten Dornen kann
Er Rosenkränze flechten.
Er zeigt im wilden Kampfrevier
Die echte Aaronsschlange dir,
Mußt du mit Vipern fechten.
Und rüttelt sich der grimmste Feind:
Da lehrt er dich ein Zeichen,
[667]Vor dem, so schlimm er es auch meint,
Muß schnell der Drache weichen.
Nur sei es von bereiter Hand
Mit rechtem Glauben angewandt,
Sonst mag es nimmer reichen.
Wem schwach der Glaube und Vertraun,
Ob ihn die Sehnsucht treibe,
Der darf doch noch von ferne schaun,
Daß er im Nachtrab bleibe;
Auf dem erquickend in der Glut
Des Helden milder Schatten ruht
Wie mächt'gen Schildes Scheibe.
Doch wem der Glaube echt und klar,
Den kann kein Leid bezwingen,
Der mag wohl aller Güter bar
Noch wie ein Vogel singen:
»Schaut doch die Lilien in dem Feld
Wie sind sie frisch und wohlbestellt,
Wie grün und guter Dingen!
Sie haben nicht des Webens acht
Und sind so reich gezieret,
Daß Salomo in seiner Pracht
Viel minder Staat geführet.
Schaut doch die jungen Raben an
Wie sind sie satt und wohlgetan
Wie blank und glatt geschnüret!
Er, der die jungen Raben nährt,
Er wird auch meiner walten,
Und müßt' er aus der Schlack' am Herd
Die Brode mir gestalten.
O Heil, daß ich den Herrn erwarb,
Bei dem kein Diener noch verdarb,
An ihn will ich mich halten!«
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