1.
Wer unter Racheplänen
Bei Tag im Finstern schleicht,
Wer seines Nächsten Thränen
Auf's Butterbrod sich streicht,
Gleicht der nicht einem Blinden,
Der durch sich selbst genarrt
Sich weiß zurecht zu finden
In keiner Gegenwart?
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Wie lange noch will scheinen
Der Mond auf Menschenwitz,
Wie lange noch soll weinen
Verlust um Vollbesitz?
Wie lange noch, o frage
Nicht Du noch Du und Du,
Es trocknet jede Klage
Vor ihrer Thräne zu.
So will ich mich verkriechen
In's tiefre Selbst hinab,
An Wunderblumen riechen,
Die mir der Abgrund gab,
Der Abgrund meiner Seele,
Der kühle Herzensschacht,
Drin ehmals Gabriele
Entfinsterte die Nacht.
Fahr wohl, mein Aberglaube,
Leb' wohl, mein blauer Traum!
Dem Wehmuthswurm zum Raube
Ward meines Lebens Baum.
Ich lebe todt für's Leben,
Der Rabe meines Hirns,
Was soll ich weiterweben?
Die Götter sie verwirrn's.