[65] Dithyrambe

Auf, Jubelbrüder, jubelt laut,
Singt trunkensel'ge Lieder!
Der ewig jugendliche Gott
Des Weines naht uns wieder.
Sein Leben ist das schönste Blut!
Die Sonne seine Liebe!
Sein Athmen ist die Poesie
Der reinsten Menschentriebe.
Den Himmel drückt er an die Brust
Mit seinen goldnen Sternen;
Auf Blitzesschwingen trägt er uns
Bis in die fernsten Fernen.
[66]
Der Staub des Erdenlebens flieht,
Wenn er die Glut entzündet,
Und in das Diamantenkleid
Der Göttlichkeit uns windet!
Die Sonne wirft er in die Nacht,
So lang sein Blut wir trinken,
Bis daß wir voll Begeisterung
Und selig niedersinken.
Er krönet mit Unsterblichkeit,
Baut Tempel auf aus Splittern!
Sein ist das Reich der Phantasie,
Vor dem Tyrannen zittern.
Die schönsten Weiber dieser Welt
Schmelzt er in ein's zusammen!
Und läßt uns da zu Himmelslust
An ihrem Leib entflammen!
Sein Muth, sein ewiger Humor
Befreit uns von dem Zügel,
Und Dem, der nicht mehr stehen kann,
Leiht er der Wonne Flügel!
[67]
Drum, Jubelbrüder, jubelt laut,
Singt trunkensel'ge Lieder!
Der ewig jugendliche Gott
Des Weines naht uns wieder.
Sein Leben ist das schönste Blut!
Die Sonne seine Liebe!
Sein Athmen ist die Poesie
Der reinsten Menschentriebe.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Dithyrambe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D783-C