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Welche Gnade, dass nun plötzlich
Deines Rohres sanfter Regen
Alle Rechte meiner Dienste
Deiner Huld will unterlegen!
Mit des Schreibrohr's zarter Spitze
Schriebst du Grüsse, die mich ehren;
Möge die Fabrik der Zeiten
Deines Schriftzug's nie entbehren!
Nimmer sag' ich, dass du meiner
Nur gedachtest aus Versehen,
Denn – nach des Verstand's Berechnung –
Kann dein Schreibrohr kein's begehen.
O veracht' mich nicht, zum Danke
Dass der Himmel wohl dir wollte,
Und das ew'ge Glück dir immer
Liebe nur und Ehren zollte.
Komm! Mit deiner Locken Spitze
Lass mich nun ein Bündniss schliessen:
Geht dann auch mein Kopf verloren,
Liegt er doch zu deinen Füssen.
Welche Lage mir geworden,
Wird dein Herz erst dann verstehen,
Wenn auf deiner Opfer Grabe
Blutgefärbte Tulpen stehen.
Nur von deinem Lockenhaare
Spricht der Ost mit allen Rosen:
Doch wann liess der Nebenbuhler
In dein Heiligthum den Losen?
Wolle mit ein Bischen Hefe
Mir den Durst der Seele stillen,
Da für dich in Dschem's Pocale
Chiser's süsse Fluthen quillen.
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Immer nur an deiner Pforte
Weilt mein Herz; o halt's in Ehren!
Liess ja doch die Gnade Gottes
Jeden Kummers dich entbehren.
Hinterhalte gibt's; ich warne;
Eile nicht gar so verwegen:
Von des Nichtseins Königsstrasse
Fliegt dir sonst der Staub entgegen.
'Îsagleicher Wind des Morgens,
Froh soll dir die Zeit entschweben!
Denn Hafisens wunde Seele
Rief dein Hauch zu neuem Leben.