Nachtgefühl

Wenn ich mich Abends entkleide,
Gemachsam, Stück für Stück,
So tragen die müden Gedanken
Mich vorwärts oder zurück.
Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege,
Die Winde braus'ten um's Haus.
Ich denke der letzten Stunde,
Da werden's die Nachbarn thun;
Sie senken mich still in die Erde,
Dann werd' ich lange ruh'n.
Schließt nun der Schlaf mein Auge,
Wie träum' ich so oftmals das:
Es wäre Eins von Beidem,
Nur wüßt' ich selber nicht, was.

Notizen
Entstanden 1836.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Nachtgefühl. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3952-6