Heinrich Julius
Herzog von Braunschweig-Lüneburg
Von Vincentio Ladislao
[Versfassung]
Satrapa von Mantua, Kempffer zu Rosz vnnd Fusz, Weilandt des Edlen vnd Ehrnvesten, auch Namhafften vnd Streitbaren Barbarossæ Bellicosi von Mantua, Rittern zu Malta, Ehelichen Nachgelassen Sohn.

Personen

[642] Personen dieser Comœdien.

    • Prologus.

    • Argumentator.

    • Syluester, der Hertzog.

    • Eleonora des Hertzogen Gemahl.

    • Angelisa,
    • Rosina, Jungfrawen, aber mutæ personæ.

    • Marschalck.

    • Adrian,
    • Iohan, Camme Junckern.

    • Iohan Bansser, kurtzweiliger Rath des Hertzogs.

    • Vincentius Ladißlaus, Satrapa von Mantua, Kempffer zu Roß vnd Fuß.

    • Valerius,
    • Balthasar, Schreiber des Vincentij.

    • Lakey des Vincentij.

    • Oeconomus, der Wirt.

    • Sacerdos, der Priester.

    • HoffJunckern Jungfrawen, Instrumentisten, auch andere Diener vnd officirer, so aber alle mutæ personæ sein, kan man so viel ordnen als man selber wil.

    • Drewes Kronekyll ein Bawr.

    • Anneke, des Schultzen Tochter.

    • Epilogus.
    • [642]

[Widmung]

Den Edlen Gestrengen vnnd Ehrnvesten, Niclas Stirnen auf Pretz, vnnd Peter Edling, Capitularn zu S. Otten in Stettin, auff Rabenhorst: Vnd dann Henning Köller zu Kantereck Erbsessen, meinen Grosgünstigen Herrn vnd Beförderern.

Edle, Gestrenge vnd Ehrnveste grosgünstige Herrn vnd Beförderer, nach dem ich meine erste Comoediam von dem Musicfeinde fast absoluiret, ist mir diese Comoedia vom Vincentio Ladislao, so zu Wolffenbüttel in prosa oder soluta oratione Anno 99. in Druck ausgangen, zu banden komen: Vnd nach dem ich sie vbersehen, vnnd mich die kurtzweiligen Historien etlicher massen oblectirt, hab ich sie mit guten Freunden durchgelesen, do ich denn von jnen gebeten worden, sie zu vertiren vnd in Reim zu bringen, Welches mich auch bewogen, weil sie in prosa oratione füglich agiret, vnd etwan noch an einem ort aus kurtzweil gespielet werden köndte, Als hab ich mich darüber gemacht, vnd meiner einfalt nach dieselbe in Reim bringen, auch die formalia so viel jmmer müglich gern behalten wollen: Hab auch die gestus oder affectus, wie sie in dem originali gefunden, mit willen nicht geendert, weil ich sie dabey zu bleiben nit vor vnnötig geachtet, damit sie desto fleißiger von den agirenden Personen könte ins Werck verrichtet werden: auch die Argumenta vber einen jedem Actum, so wol den Prologum vnd Epilogum, sampt einem kleinen Bawergesprech dazu gebracht, domit die Comedia desto vollenkömlicher agiren sein möchte. Demnach Edle, Gestrenge vnd Ehrenveste grosgünstige Herren vnd Beförderer, weil E.G.E. vnd G. ich insonderheit mir zu günstigen Patronis vnnd Mecœnatibus elegirt vnd erwehlet habe: Als ist mein dienstliches vnnd hochfleißiges bitten, solche meine geringe, jedoch wolmeinende arbeit, grosgünstiglich auff vnnd anzunemen, sich darinnen belustigen vnd die zeit damit vertreiben, meine vnd der meinen grosgünstige Herren vnd Beförderer sein vnd bleiben, auch wider die Lesterer vnd Tadeler mich helffen defendiren. Solches vmb E.G.E. vnd G. nach geringem vermögen mit allen diensten hinwiderumb zu verschulden, bin ich höchstes fleisses nach, [643] gantz willig vnd erböttig. Womit E.G.E. vnd E. semptlich vnd sonderlich mit jren geliebten Gemahlen vnnd Kindern in Gottes gnedigen vnnd allmechtigen Schutz zu glückseliger vnd guter wolfart an Leib vnnd Seel ich wil befohlen haben, Datum Strallsundt den 12. Martij Anno 1601.


E.G.E.G. vnd

Dienstwilliger

Elias Herlicius Cicensis, Organist in S. Nicolai Kirchen.

Prologvs

Prologvs.

Erbare, Weise, günstge Herrn,

Ewr Weißheit, gunst, zu gfalln vnd ehrn,

Vnd euch ändern alln die hier sein,

Ein jedm nach seinm Stand ingemein,

Den bringen wir ein newes Spiel,

Darin man sieht der kurtzweil viel,

Von einem heist Vincentius,

Mit dem Zunamen Ladislaus,

Sonst Satrapa von Mantua,

Welcher sich genennet allda,

Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,

Schreibt sich sonst noch zum vberfluß,

Des Edlen vnd auch Ehrenvestn

Namhafften, vnd im streit des bestn

Barbarossæ Bellicosi Sohn,

Rittrn zu Malta indr Insel schon.

Argvmentvm

Argvmentvm.

Der kömpt gereist in eine Stadt,

Dahin viel Dienr mit sich bracht hat,

Das er in grossem ansehn war,

Weil aber in der Stadt aldar

Ein Hertzog sein Hofflager hett,

Als bald der zu jhm schicken thet,

Wurd nach Hoff zur Mahlzeit gebettn,

Dahin er stattlich kömpt getrettn,

Treibt lächerlichen stoltz vnd pracht,

Das ein jeder zu Hoff seinr lacht,

[644] Thut wunderlich Historien sagn

Die sich niemals han zugetragn,

So auch newlich nicht sind erhört,

Sondern verbessert vnd vermehrt,

Durch Vincentium diesen Man,

Das er damit passieren kan:

Vnd weil er so die Mahlzeit helt,

Ist ein Jungfraw die jhm gefeit,

Nimpt sich in sinn sie hab jhn lieb,

Der Hertzog bald die Sache trieb,

Das er sie jhm erfreyen wolt,

Vnd vor sein Braut bekommen solt.

Do sie nu zu dem Brautbett komn,

Hatt man dafür einn Knabn genomn,

Vnd an der Brautstadt wolgeschmückt,

Vincentius sich freundlich schickt,

Meint es sey eigentlich sein Braut,

Vnd sie jm zu der Ehe vertrawt:

Man setzt sie in das Bett hinein,

Vincentium im gleichen fein,

Abr do er meint er sitz gar wol,

Ist eine Wann mit Wasser voll

Vntr seinen ort dahin gesetzt,

Da felt er drein, wird ingenetzt,

Vnd kriegt also ein frisches Badt,

Welches man jm zu lohn geben hat,

Vor sein Historien, stoltz vnd pracht,

Vnd wird dazu noch außgelacht.

Diß ist die Summ in dem gedicht,

Welchs niemand zum schimpff angericht,

Ob es schon nicht im Werck geschehn,

Nur das jhr mögt ein kurtzweil sehn,

Drumb hört fein zu, vnd schweiget still,

Jetzt wird angehen vnser Spiel.

Argvmentvm Actvs primi

Argvmentvm Actvs primi.

Großgünstge Herren in gemein,

Im ersten Act werd jr hörn fein,

[645] Wie des Vincentij Lakey,

Kömpt her gewandert keck vnd frey,

Muß seinem Junckrn bestelln behend

Ein Herberg vnd gut Losament,

Vnd klagt das er so vbel kom,

Von einem Juncker der war from,

Zu diesem Phantasten vnd Jeckn,

Der sehr voller hoffart thut steckn,

Kan sich nicht schicken in sein weiß,

Ob er schon thu den besten fleiß,

Welchs die Dienstboten mercken wolln,

Das sie nicht leichtfertig sein solln,

Wenn sie so gute Herren han,

Stracks einen newen nemen an,

Ziehn offt vmb in einm halben Jahr,

So wird das Sprichwort mit jnn war:

Wenn man offt vmbweltzt einen Stein,

So kan er nicht begrasen fein.

Darnach kömpt zum Lackey gegahn

Der Cammer Juncker Adrian,

Weist jm ein Wirt vnd Herberg gut,

Welch der Lackey bestellen thut,

Der Wirt jhn gern wil nemen an,

Vnd den Junckern zur Herberg han,

Die Cammer Junckern komn gegangn

Habn nach Vincentio gros verlangn,

Vincentius kömpt mit Roß vnd wagn,

Der Lackey mus ein Zettl anschlagn,

Offentlich vor die Herberg frey,

Das der Phantast ankommen sey.

Wo jrs wolt hörn gewiß vnd eign,

So müsset jhr fein stille schweign.

1. Akt

1. Szene
Scena prima.
LACKEY
der kömpt gar mit frembder Kleidung, vnd spricht.
Es geht mir jetzund eben recht,
Nach dem Sprichwort mir armen knecht:
[646] Wer newe Herren suchet viel,
Vnd sich jmmer verendern wil,
Der pflegt sich zu verbessern seltn,
So geht mirs auch: solts han botz veltn.

Schweigt ein wenig stille.

Ich hatt ein Juncker der war from,
Nu aber ich zu einem kom,
Das ich bald nicht weis in meinm sinn,
Wie ich mit dem Narren dran bin.
Er gibt wünderlich anschleg vor,
Das mich gantz dünckt es sey ein thor,
In seinem sinn ers dafür hell,
Das kein klüger sey in der Welt.

Schweiget abermal ein wenig stille.

Vorwar mich sol doch nur verlangn,
Was der Hase wird hier anfangn,
Ich wüste jo nicht jetzt zur stett,
Was er alhier zu schaffen hett,
Es wer denn das er hier sein wolt
Vnd ein Paul war dich werden solt,
Vnd sich zu Hoff vexieren lassn,
Als einen Narren, Affn vnd Hasn,
Wie solchs an Herren Höfn gemein,
Dz wird, dünckt mich, sein meinung sein,

Schweiget abermal stille.

Er wird komn in die Stadt herein,
Wird auch vielleicht nicht lange sein,
Drumb ich vorher gelauffen schnell,
Das ich jhm ein Herberg bestell,
Nu bin ich nicht viel hier gewesn,
Kan jm auch nicht was guts außlesn.

Schweigt noch ein mal ein wenig.

Sich dort kömpt einer her gegangn,
Mit dem mus ich zu redn anfangn,
Das er mir sag bald vnd geschwind,
Wo ich ein gute Herberg find.
2. Szene
[647] Scena secunda.
Adrian. Lackey.

ADRIAN.
Wem stehstu zu, hörst nicht Lackey?
Wo wanderstu jetzt her so frey?
LACKEY.
Ich gehör meinem Junckern an,
Der wolt hier gern ein herberg han.
ADRIAN.
Wer ist dein Juncker? thu mirs sagn?
LACKEY.
Er ist vom Adll, zum Rittr geschlagen,
Vnd ein Kempffer zu Roß vnd Fuß,
Sein Name heist Vincentius,
Sonst Ladißlaus Satrapa,
Geborn in der Stadt Mantua.
ADRIAN.
Wann kömpt er? hastus nicht vernomn?
LACKEY.
Er wird noch heut gewiß ankomn,
Vnd vielleicht nicht lang aussen sein.
ADRIAN.
Sieh da, dort geh zum Hauß hinein,
Da die gülden Kron hengt herfür,
Das ist die beste Herberg hier,
In dieser gantzen Stadt, geh hin,
Bestell die Herberg da für jhn.
LACKEY.
Habt danck von meines Junckern wegn,
Das jr mir thut die Herberg zeign.

Adrian geht abe.
3. Szene
[648] Scena tertia.
Oeconomus. Lackey. Lackey geht fort nach dem Losament, inmittelst begegnet jhm der Wirt, vnd spricht.

OECONOMUS.
Wo kömpstu her Lackey jetzund?
Du gehst rechtschaffen kraus vnd bund,
Dein Kleidung weist es warlich aus,
Das auch dein sinn mus sein gar kraus.
LACKEY.
Gutr Herr, ich bitt verzeiht es mir,
Seid jr der Wirt im Hause hier?
OECONOMUS.
Weis nicht, die Leute sagens jo,
Weshalben fragestu? wie so?
LACKEY.
Ey hört mein Herr es ist doch gut,
Mein Junckr mich vorher schicken thut,
Das ich jhm hier bestellen solt,
Ein gut Herberg, wenn jr nun wolt,
Das er bey euch solt ziehen ein,
Wirds jm vorwar sehr dienstlich sein.
OECONOMUS.
Wer ist dein Junckr? ich frag ohn tadl?
LACKEY.
Er ist ein stattlicher vom Adll,
Vnd ein Kempffer zu Roß vnd Fuß,
Vincentius Ladißlaus.
OECONOMUS.
Er kom in Gottes Namen an,
Ich wil jhn gern zum Gaste han,
Kom jetzt so lang mit mir herein,
Du kanst ein weil hier bey mir sein.

Sie gehen abe.
4. Szene
[649] Scena quarta.
Iohan, Adrian beyde Cammerjunckern kommen miteinander.

IOHAN.
Hör was ich dir sag Adrian,
Wir wolln ein weil spatzieren gan.
ADRIAN.
In Gotts namn, last vns gehen nun,
Wir haben doch nicht viel zu thun,
Ach liebr was sol ich sagen dir,
Es ist jetzund ein frembder hier,
Das muß ein wercklich Heilge sein,
Ich wündscht er kem zu vns herein,
Ich wolte mit jhm Kundschafft machn.
IOHAN.
Was ists für einr? deß muß ich lachn.
ADRIAN.
Er hat gar einen Herrschen Namn,
Ich habs nicht können merckn zusamn,
Lest sonsten, wo du jhn wilst kenn,
Kempffer zu Roß vnd Fuß sich nenn.
IOHAN.
Es mag wol sein ein rechter Haß,
Wer hat dich doch berichtet daß?
ADRIAN.
Sein eign Lackey hat michs bericht,
Der wüst hie keine Herberg nicht,
Da weist ich jhn zur gülden Kron,
Mich dünckt daß er allda sey schon.
IOHAN.
Da müssen wir trawn zu jhm gehn,
Daß wir den Hasen auch besehn.
ADRIAN.
Des Kerrels muß ich warlich lachn,
Ich möcht wol mit jhm Kundschafft machn.

Gehen abe. Inmittelst ist Vincentius zur Herberg einkommen, vnd gehet der Lackey heraus, vnd spricht.
5. Szene
[650] Scena quinta.
LACKEY.
Ich weis nicht was ich sagen soll,
Mein Juncker muß gewiß sein toll,
Denn das ein jeder sehen mag
Daß heut ein Narr sey komn den tag,
So hat er hie ausschreiben lassn
Sein Namn, vnd mir befohln dermassn,
Den Zettll zuschlagen an die Thür,
Nu bin ich jetzt sein Diener hier,
Das ich muß thun was er wil han,
So wil ich jhn auch schlagen an,
Was frag ich nach, ich thu es bald,
Ich werde doch bey jm nicht alt.

Der Lackey schlegt den Zettel an, darauff stehet geschrieben, wie folget: Vincentius Ladißlaus Satrapa von Mantua, Kempffer zu Roß vnd Fuß, weyland des Edlen vnd Ehrnvesten, auch Namhafftigen vnd streitbaren Barbarossæ Bellicosi von Mantua, Rittern zu Malta ehelicher nachgelassener Son, mit seinen bey sich habenden Dienern vnd Pferden. Gehet abe.

Argvmentvm Actvs secvndi

Argvmentvm Actvs secvndi.

Im andern Act kömpt Vincentz gangn,

Als wenn er lieff mit der Leimstangn,

Weil er hergeht so bund vnd krauß,

Vnd filtzt den einen Schreiber aus,

Das er jhn nicht recht titulirt,

Vnd nicht genug ehrt vnd hoffiert,

Befihlt jhm wie er sagen soll

Wenn er jn widr ansprechen woll,

Er lest dem Wirte zeigen an,

Das er doch möchte zu jhm gan:

Do nu zu jhm ankömpt der Wirt,

Steht Vincentius vnd speculirt,

Wil jhm kein wort antworten nicht,

Der Wirt jhn noch zwey mal anspricht,

Vnd jhm seine gedancken stört,

Vincentius hart heraus fehrt,

[651] Schilt vnd verhönt jn auch gar wol,

Sagt daß er jhn nicht jrren sol,

Weil sein gedancken wichtig sind,

Im Römschen Reich man solchn nicht find,

Darnach heist er den Wirt vnd spricht,

Das die Mahlzeit werd angericht,

Befihlt jhm solche herrlich Speiß,

Die der Wirt nicht kent auch nicht weis,

Wil auch stattlich Getrencke han,

Die man fast nicht bekommen kan,

Also bund vnd kraus wil ers habn,

Weil in jhm ist der Haß begrabn.

Endlich schickt er den Schreiber hin,

Das er jhm einkeuff Negelin,

Zimtholtz vnd sonst gewürtze thewr,

Das er dauon hab ein Brustfewr,

Den Wirt verdreust es heutig sehr,

Wündscht das er nicht ankommen wer,

Noch zur herberg zu jhm gebracht,

Weil er jhn so hat aufgemacht.

Was wir dauon nu sollen lehrn,

Das werd jhr im Beschluß fein hörn,

Wir sollen nicht hoffertig sein,

Noch den Laßdünckl vns nemen ein.

Hört zu, vnd schweiget alle still,

So gschicht vns dran ein grosser will.

2. Akt

1. Szene
Scena prima.
Vincentius Ladislaus. Valerius. Balthasar. Die zweene Schreiber. Vincentius Ladißlaus gehet ein mit seinen beyden Schreibern, Valerio vnd Balthasaro, vnnd hat einen Vngerischen Rock an, vnd einen grossen Hut mit Federn auff, seine Diener tretten hinder jhm her, gehet eine weile auff vnd nider, darnach spricht er zu seinem einen Schreiber Valerio.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri kompt her,
Hört an was sey vnser beger,
[652] Wir wolln euch etwas, merckt es ebn,
In befehl zuuerrichten gebn.

Valerius thut jhm grosse reuerentz, vnd spricht.

Gestrenger Juncker, was wolt jhr?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wie sagt jhr zu vns? was wolt jhr?
Was seid jhr vor ein grobr Gesell?
Ir möcht wol sein ein rechter Esell,
Das jhr vns gebt ein solch Antwort,
So vnuerstendig, vnerhort,
Habn wirs euch doch zuuor bericht,
(Nu sehn wir wol es hilffet nicht)
Ir solt vns vnser titul gebn,
Vnd also sagn: (merckt es doch ebn)
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey,
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd gruß,
Wie mag es denn doch jetzo komn,
Daß jhr solchs nicht in acht genomn?
Nempt es zu Ohrn, seid drauff bedacht,
Vnd habts hinfort in guter acht,
Damit es nicht zur ändern zeit,
Gestelt werd in vergessenheit,
Vnd erhebt euch eilends von hier,
Bestelt vns was befohlen wir.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey,
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd grüß,
Ich bitt das es jetzt mag hingehn,
Es sol hinfort nicht mehr geschehn,
[653] Ich wil was Ewr Ehrnvest befohl,
Mit trewem fleiß verrichten wol.

Gehet abe. Vincentius Ladißlaus gehet dieweil stoltz auff vnd nider, vnnd besicht sich wie ein stoltzer Pfaw, vnd spricht zu seinem andern Schreiber.

Hört Domine Balthasare,
Es felt vns jetzo ein noch meh,
Erhebet ewre Füß behend,
Von dem heiligen Element
Der Erden, vnd erforschet bald,
Durch des besten Kleinots gewalt,
Nemlich durch der Augen Gesicht,
Welchs euch der höchst Gott zugericht,
Aus was hochwichtigen vrsachn
Es herfließ, vnd was doch sol machn,
Warumb der Wirt verziehen müg,
Vnd sich nicht zu vns her verfüg?
BALTHASAR.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd gruß,
Ich wils bestellen vnd hingehn,
Es sol jetzund alsbald geschehn.

Gehet, abe. Vincentius Ladißlaus gehet auff vnd nider, vnd stellet sich, als wenn er in gar tieffen Gedancken were, thut alle ding mit grossem bedacht, vnd nach der Tabulatur, inmittelst kompt der Wirt mit den beyden zu jhm geschickten Schreibern.
2. Szene
Scena secunda.
Oeconomus. Valerius. Balthasar. Vincentius Ladißlaus.

OECONOMUS
spricht zu den Schreibern.
Wolt jhr zum Junckern gehn hinein?
Vnd sagen das ich warte sein?
[654]
VALERIUS.
Geht nur selbst nein, vnd sprecht jn an.

Der Wirt geht hinein zu jhm vnd spricht.
OECONOMUS.
Wil der Juncker was von mir han?
Nach mir ist gschickt, was ist sein bger?

Vincentius thut als wenn ers nicht hörte, vnd gehet in tieffen gedancken: Der Wirt redet jhn abermal an.

Juncker geliebt euch was? sagt her.

Er steht gar stille für jhm, antwortet aber nichts, vnnd gehet endlich wider fort, als wenn er etwas bey sich bedeckte, vnd spricht der Wirt zu den Dienern.

Ich wil nur meiner Wege gehn,
Was sol ich hier lang stille stehn,
Wil er mir doch kein Antwort gebn,
Wenn ich jhn frag, was dünckt jn ebn?
VALERIUS.
Ey mein, ich bitt, verziehet doch,
Mein Junckr ist in gedancken noch,
Daran vielleicht viel ist gelegn,
Es ist sein Brauch so allerwegn,
Ja wenns auch schon ein Herre wer,
Der jhn ansprech in gdancken schwer,
So lest er sich nicht jrre machn.
OECONOMUS.
Ey was frag ich nach seinen sachn,
Er möchte wol so lange gehn,
Ich kan hier diesen tag nicht stehn,
Das ich seiner abwarte nun,
Ich hab im Hause auch zu thun.
BALTHASAR.
Geht noch ein mal zu jhm vnd fragt.

Oeconomus geht noch einmal zu jm vnd spricht jhn an.
OECONOMUS.
Hört jhrs Juncker, was ich vor sagt?
Ir schickt nach mir, was ist ewr bger?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Was wiltu Kerrl? du Hudeler?
Sihst nicht das wir mit hohen sachn
Vmbgehn? vnd wilst vns jrre machn.
[655]
OECONOMUS.
Ir habt gleichwol geschickt nach mir,
Wenn jhr nichts wolt, geh ich von hier.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Was bistu für ein Kerrels denn?
OECONOMUS.
Ich bin der Wirt, den ich wol kenn,
In diesem Hauß, der ich gern wolt,
Womit ich euch jetzt dienen solt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ey was sol das sein, was ist das?
Wenn jhr mit vns wolt reden baß,
So müst jr ewr wort bessr bewegn,
Vnd mit bescheidnheit vns begegn,
Denn wir sein kein gemeiner Man,
Da möget jhr wol dencken an,
Glaubt nur, das in dem kopff viel steckt,

Weist auff sich.

Daraus viel Weißheit wird erweckt,
Es solt das Römsche Reich gar ebn,
Etlich Milien golds drum gebn,
Daß es hette viel solcher Leut,
Das wolten wir wol wündschen heut,
Soltestu dich nicht etwas schemn,
Das du mit einem so Vornemn
Darffst reden ohne reuerentz,
Der sonst doch hat gros audientz,
Hastu dein Hut nicht in der Hand?
Pfu dich an, ist das nicht ein schand?
Das du von vns jetzt helst nicht mehr,
Vnd vns erzeigest besser ehr,
Pfui du Esel, du solst dich schemn,
Woltstu nicht deinen Hut abnemn?

Der Wirt zeucht seinen Hut abe, vnd stellet sich, als wann er sich schemet, vnd sihet für sich nider. Vincentius Ladißlaus gehet einher stoltz, auff vnd nider, endlich spricht er zum Wirt.

Kompt zu vns her.

Der Wirt tritt gar sanfftmütig hinzu.
[656]
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Herr Wirt, habt acht,
Das in der Küchn werd fertig gmacht,
Denn wir müssen zu rechter zeit,
Zu erhaltung vnser gsundheit,
Vnserm Cörper die Mahlzeit gebn,
Vnd speise zu vns nemen ebn,
Denn wenn wir vns vbrfasten lang,
Wird vnserm Magen angst vnd bang,
Darzu gebn wir nicht gern vrsach,
Das vns gescheit kein vngemach.
OECONOMUS.
Es ist die Kost schon gar gekocht,
Wanns nur dem Junckrn gelieben mocht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Habt jhr auch Vasanen? Raphünr?
Kramtvogel? Item Haselhünr?
Fein safftg gebratne Awrhanen?
Im gleichen auch die Berckhanen?
Habt jhr auch Forellen? Schmerling?
Item Steinbeissen? Osterling?
Krebs? vnd sonst gute schnabelweid?
Last jo sehn, daß diß sey bereit,
Vnd es wol werde zugericht.
OECONOMUS.
Junckr von dem Essen weis ich nicht,
Weder zu sagen noch zu singn,
Dazu thut man sie hier nicht bringn,
Sie seind mir eins theils vnbekant,
Werdn nicht gebracht in dieses Landt,
Abr sonst hab ich ein guten Speck,
Den man hier nicht gern wirffet weg,
Rindfleisch mit Senff, so wol geratn,
Dazu auch Stockfisch fein gebratn,
Kalt Erbs, Hering, gepflückte Finckn,
Vnd einen guten rohen Schinckn,
Dieser Kost wir vns hier nicht schemn,
Mit der müst jr auch vor lieb nemn.
[657]
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Was sagt jhr? Habt jr anders nicht?
Das ist trawn nicht wol außgericht,
Nach der Speiß wir vns nicht gesehnt,
Auch vnsern Magn nicht zugewehnt,
Vnd ist vns vngelegen ebn,
Widr vnsern zarten Magn zu strebn,
Vnd zu verderbn, es ist nicht not,
Woln lieber essn das truckne Brot

Schweiget ein wenig stille.

Habt jhr auch Muscateller hier?
Reinfall? vnd guten Maluasier?
OECONOMUS.
Man findet hier nicht solch getrenck,
Abr ein gut Bier, vnd vnsr Weinschenck
Hat einen zimlichen Landwein,
Der sol noch wol verhanden sein.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das ist nichts werth, wir hettn gedacht,
Das alles würd hieher gebracht,
Vnd das mans hier wol könte habn,
Die Natur zu erquickn vnd labn,
Weil es ist ein berümbte Stadt,
Bey vns viel Städ vnd Dörffr es hat,
Welche noch lang so groß nicht sein,
Vnd könn doch alls bekommen fein,
Wenn wir nur wollen solches han.

Schweiget ein wenig stille.

Geht nur hin, es mag jetzt hingahn,
Wir habn euch nichts zu sagen mehr,
Denckt drauff, das ist vnser beger,
Das jr besser zurichtet morgn,
Vnd wir dauor nicht dörffen sorgn,
Denn wir sind ein solch Man das wist,
Der gutr Tractation werth ist.

Oeconomus gehet abe.
3. Szene
[658] Scena tertia.
Vincentius Ladißlaus. Valerius.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Hört jhr Domine Valeri,
Dieweil der Wirt nichts anders hie
Wie er vns hat bericht gethan,
An Essn, zu wege bringen kan,
So wolln wir vnsern Magn die zeit,
Mit keiner Speis beschweren heut,
Müssen jetzund ansehn die noth,
Vnd wolln nur ein bissen brot
Verzehren durch des Magens schlunck,
Vnd trinckn von Zimmetwassr ein trunck,
Vnd vns dann zu natürlichr ruh
Der Glieder bald begeben nu,
Wir können aber, wollns euch sagn,
Wie jhr wol wist, gar nicht vertragn,
In vnsrm gehirn, den gruch der kohln,
Darumb schafft vns, vnd last vns holn,
Wacholdersträuch für vnser gelt,
Näglein, Zimtholtz vns auch bestelt,
Von der Apteken, obs gleich thewr,
Vnd macht vns dauon ein Brustfewr,
Last vns auch wermen vnser Bett,
Wir woltn, das fein rein Laken hett,
Solch Bette, so gestopft mit duhn,
Last vbr vnd vnterlegen nun.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd gruß,
Ich wils bestellen vnd hingehn,
Es sol jetzund als bald geschehn.

Gehet abe. Vincentius Ladißlaus gehet auch noch ein wenig speculirn, vnd darnach abe.
4. Szene
[659] Scena quarta.
OECONOMUS.
Daß den Kerrl all die velten rürt,
Hat mich der Teufl zu jhm geführt,
Es ist manch ehrlich Graff vnd Herr,
Mancher vom Adel, Rittr, vnd mehr,
Zur Herberg gelegen bey mir,
Vnd ist also tradieret hier,
Daß sies zu danck genommen an,
Sich auch danckbarlich ghalten han,
Vnd haben gern vor lieb genomn,
So gut als ich es könn bekomn,
Vnd ist mir kein solch Boß widrfahrn,
Als ebn jetzund von diesem Narrn,
Ich wolt daß jhn der Hencker schlüg,
Odr wer im Land das Pfeffer trüg,
Ich weis nichts andrs das ich jm schaff,
Wil er nicht sein zu friedn der Aff,
So mag ers jmmer lassen hin,
Vnd in ein ander Herberg zihn,
Ich kan seiner noch wol entbehrn,
Vnd mich Gott lob, ohn jhn ernehrn.

Gehet abe.

Argvmentvm Actvs tertii

Argvmentvm Actvs tertii.

Im drittn Act solt jhr hören bald,

Was es da hab für ein gestalt,

Iohan vnd Adrian gehn aus,

Vnd kommen vor des Wirtes Hauß,

Lesen den Zettll, der angeschlagn,

Darnach thun sie den Wirth auch fragn,

Was er doch hab vor einen Gast,

Der Wirt spricht es sey ein Phantast,

Weil er sich so hoffertig helt,

Vnd viel frembder Gericht bestelt,

[660] Die er nicht gesehn noch gehort,

Die Cammer Junckern lachn der wort:

Welch sie von dem wirt habn vernomn,

Tichtn drauff wie er nach Hoff mög komn.

Do nu der Morgen kömpt heran,

Ist Vincentz vom Schlaff auffgestan,

Vnd ist gar ernst in seinm Gebet,

Stelt sich als wenn er Tauben hett,

Sieht gen Himmel, feit auff die Erdn,

Das man nicht weis, was da wil werdn,

Weint auch, vnd ist voller andacht,

Mit des kömpt ein Priester der lacht,

Weil er braucht solche Haserey,

Vnd sieht, daß ein jeck in jhm sey,

Denn als jhn Vincentius sicht,

Mit grossen wortn er jhn anspricht,

Rühmbt sich, das er so alle morgn,

Sein Gbet thu mit seufftzen vnd sorgn,

Der Priestr jhn noch dazu vexirt,

Vnd seinen schein nicht approbirt,

Strafft jhn wegn solcher gleißnerey,

Die Gott dem HErrn zu wider sey.

Vincentius wil disputirn,

Aus der Schrifft mit jm conferirn,

Braucht solch Latein vnd seltzam fratzn,

Mit dem man vergeh Hundn vnd Katzn,

Der Priester darffs nicht mit jm wagn,

Er hört wol was die Glock geschlagn,

Weil er mit Haserey vmbgeht,

Spricht dz er die Sprach nicht versteht,

Vnd das er keine weile hab,

Damit kömpt er von jhm fein ab.

Endlich so wil Vincentius,

Das jhm sein Schreibr Valerius,

Weil er vom Schlaff ist auffgestandn,

Den Kamp vnd Spiegel bring zu handn,

Die Haartücher wil er gleichsfals,

Das er mit reib den Kopff vnd Halß,

[661] Muß jm auch dz Hembd machen warm,

Vmb gantzen Leib vnd vmb die Arm,

Fordert auch ein Kleid das ist weis,

Solchs alles wil er han mit fleiß,

Braucht im reden sonderlich art,

Vnd ist in jhm eitel hoffart,

Sein Schreibr muß jhm solchs alls verschaffn,

Weil er leufft mit der Eul vnd Affn.

Wir bitten wolt still sein vnd hörn,

Die Action vns nicht verstörn.

3. Akt

1. Szene
Scena prima.
Iohan. Adrian.

IOHAN.
Kom doch jetzt mit mir Adrian,
Wölln nach der gülden Kronen gahn,
Vnd von dem Wirt erfahren bald,
Ob der frembd Junckr sich eingestalt,
Was es doch vor einer sein mag.

Sie gehen fort, vnnd als sie vor die Herberg kommen, saget.
ADRIAN.
Sih doch Iohan, was ich dir sag,
Dort ist ein Zettl ans Hauß geschlagn.
IOHAN.
Wer weis was ist.
ADRIAN.
Ey laß vns fragn,
Oder wir wolln wol selbst zusehn,
Wir müssn doch hart vorm Hauß hergehn.

Gehen beyde hin für die Thür, vnd Adrian list es.
IOHAN.
Der Kerrl leufft mit dem Narren sehr,
Wenn auch der Bapst sein Vater wer.
ADRIAN.
Was mag es doch für einer sein?
Daß wir doch zum Wirt gingn hinein,
Der würd es vns gleub ich, wol sagn.
[662]
IOHAN.
Klopff an die Thür, wir müssen fragn.

Adrian klopfft an die Thür, vnd spricht.
ADRIAN.
Wir woltn den Wirt ansprechen gern.

Der Wirt kömpt heraus.
2. Szene
Scena secunda.
Adrian. Oeconomus. Iohan.

ADRIAN.
Glück zu Herr Wirt.
OECONOMUS.
Danck habt jhr Herrn.
ADRIAN.
Was habt jr für Gest? thuts vns sagn?
OECONOMUS.
Da müget jhr trawn wol nach fragn.
IOHAN.
Was mags denn für ein Kerrel sein?
Sein Titul hat ein grossen schein.
OECONOMUS.
Ich kans noch nicht vernemn gewiß,
Was es vor ein Ebenthewr iß,
Ich mein ich bin zu massen komn,
Er hat mich weidlich mitgenomn,
Vnd wenn er hier wolt bleiben lengr,
Wolt ich er wer für tausent Hengr.
IOHAN
lachet vnd spricht.
Wie so? was gibt er vor für bossn?
OECONOMUS.
Ach, was, es hat mich so verdrossn,
Er ist ein Narr, vnd ein Phantast,
Wie ich das hab gemercket fast,
Er nimpt sich gar zu viel in sinn,
Wenn er redet so jrtzt er sich.
IOHAN.
Habt jhr jhn dann besprochen nicht?
[663]
OECONOMUS.
Ey freylich, er schickte zu mir
Zween Diener, die er mit bracht hier,
Die machten mir es wol so hefftg,
Vnd stellen sich so gar geschefftg,
Das ich bald zu jhm kommen solt,
Wie ich nu zu jhm gehen wolt,
Gieng der Phantast ein lange weil,
Vnd sträubte sich da wie ein Eul,
Ich sprach jn zwier an auff dem Saal,
Er antwortet mir nicht ein mal,
Gab mir noch ein filtz, der war gut,
Das ich nicht in der Hand mein Hut,
Also im stehen vor jm hett,
Mir war angst vnd bang auff der stett.
Des andern tags solt ich dem Affn,
Rauphüner vnd Vasanen schaffn,
Forellen, Schmerling fordert er,
Vnd was der Narren waren mehr,
Die solt ich jhm einkeuffen hier,
Vnd gab der Tauben so viel für,
Das ichs von Gott zu danck annam,
Das ich mit ehren von jm kam.

Sie lachen alle beyde.
ADRIAN.
Ey das mus sein ein wercklich Haß,
Wenn vnser Marschalck wüste das:
Ich muß jhm sagn, ich laß es nicht,
Damit ers vnsern Herrn bericht,
Vnd daß er nauff zu Hoff mög gan,
Vnd wir etwas zu lachen han.
OECONOMUS.
Das mögt jhr thun, ich seh es gern,
Daß er nauff kem zu meinem Herrn,
Vnd jhn die jungen tribulirtn,
Die stiegn nein würffn, vnd wol vexirtn.
IOHAN.
Das kan jhm noch wol widerfahrn,
Daß sie jn machn zum Hasn vnd Narrn.
[664]
ADRIAN.
Nu Herr Wirt lasts also geschehn,
Wir wolln jetzt wider hinauff gehn.

Der Wirt geht abe.
3. Szene
Scena tertia.
Iohan. Adrian.

IOHAN.
Deß muß ich lachen trawn, daß wir
Ein solchen Hasn bekommen hier.
ADRIAN.
Ich hörs selbst gern, vnd wolts jm gönnen,
Daß wir jhn möchten tummeln können.
IOHAN.
Mir ists auch lieb wegn meines Herrn,
Der wirds vorwar auch sehen gern.
Daß er die gdancken mag vertreibn,
Wenn er ein weil möcht vmb jhn bleibn.
ADRIAN.
Ich weis mein Herr der wird rechtschaffn,
Wenn wirs jhm sagen, lachn des Affn.
IOHAN.
Das darff wol gschehen, glaubs nur ebn.
ADRIAN.
Nu, nu, die zeit die wird es gebn.

Gehen abe.
4. Szene
Scena quarta.
Vincentius Ladislaus. Sacerdos.

VINCENTIUS LADISZLAUS
ist vom schlaff auffgestanden, kömpt in seinem Schlaffpeltz, hat ein Bettbuch in seiner Hand, gehet auff vnd nider, stellet sich gar andechtig, Siehet gen Himmel, schlegt an seine Brust, vnd sagt.

Deus miserere mei, [665] Deus miserere mei. Stellet sich als wenn er weinet, vnd wann er auch die vorigen wort redet, muß er sie gar weinend reden, felt nider auff die Erden, küsset sie, bleibt eine weile liegen, darnach steht er wider auff, vnd erzeigt sich noch, wie vor, gantz andechtig, inmittelst kömpt ein Priester gegangen, vnd wie er den sihet, stellet er sich noch zehen mal andechtiger, vnnd repetirt die vorigen Wort. O Deus miserere mei, O Domine iudicar noli. Der Priester redet mit sich selber, dicens.

SACERDOS.
Sich was mag das für einer sein?
Ich gleub der Mensch sey thöricht? nein:
Sich wie er gaucklt, ich muß zusehn,
Vnd doch ein wenig näher gehn,
Was er doch fürhat, wundert mich,
Das ist doch gar zu lächerlich.

Gehet allgemach hinzu, wie jhn nu Vincentius Ladißlaus ersihet, geht er gar prechtig, vnnd mit grosser reuerentz zu jhm vnd spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir Vincentius Ladißlaus,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Sonst Satrapa von Mantua,
Entbietn Ewr Ehrwirden allda,
Ein glückselign vnd frölichn morgn,
Mit Tag vnd Abend ohne sorgn,
Der Herr muß von vns in vngut
Nicht auffnemn, hoffen daß ers thut,
Daß wir mit dem Herrn jetzger zeit,
Reden, weil wir nicht angekleidt,
Denn es ist vnser stetigr Brauch,
Welchs wir thun alle morgen auch,
Ehe vnser Madnsack wird bekleidt,
Der von der Erden ist bereit,
Vnd widr zur Erden werden muß,
Sagn wir, thun wir ohn alln verdruß,
Allzeit vnser innigs Gebet,
Vnd seufftzen auch von hertzen stet,
Zu vnserm allmächtigem HErrn,
Der Himll vnd Erdn, vnd auch die Stern,
[666] Weißlich erschaffen vnd gemacht,
Vnd helt die Creaturn in acht,
Wie wir denn ein stund oder zwey,
Vns allr gescheffte machen frey,
Müßigen vns so viel behendt
Vnter dem offnen Firmament
Des Himmels: mit grosser andacht
Haben wir solches offt verbracht,
Seufftzen vnd sehnen auch dazu,
Wie ohne allen zweiffel nu,
Der Herr von vns wird han gesehn.
SACERDOS.
Ich sachs wol, do ich thet hergehn,
Das euch das Gbet wol thete fliessn,
Vnd gäucklt mit henden, augn vnd füssn,
Hab aber bey mir nicht gedacht,
Wie jetzt von euch wird vorgebracht,
Der Phariseer im Tempel war,
Vnd lag da nider vorm Altar,
Vnd rühmbte seine Frömigkeit,
Der Zölner aber stund von weit,
Vorn an der Thür, schlug an sein brust,
Zu des Gebet hat Gott mehr lust,
Solchs jhm auch angenemer war,
Denn des andern sein Formular.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wann es dem Herrn gelegen wer,
Möchten wir wol mit dem Herren mehr,
Aus der Schrifft etwas conferirn,
Denn wir darin fleißig studirn,
Vnd sind darin auch wol erfahrn,
Daß wir in diesen vnsern Jahrn
So weit sind komn, dz wenn wir woltn,
Vnd solchs gar bald præstiren soltn,
So könten wir nu trawn gar fein
Doctor sacræ Scripturæ sein,
In nostra enim juventus,
Nos dicigens studivimus,
[667] Et possumus elegans loquare
Latina, et si Domini placaret,
Vellamus cum Dominatio vester disputere.
SACERDOS.
Ich versteh diese Sprach nicht wol,
Denn da ich studirt in der Schul,
Pflag man solch hohe zierliche
Vnd nach der Kunst natürliche
Phrases loquendi nicht zu habn,
Welchs trawn sind sonderliche Gabn:
So wil es auch die zeit nicht gebn,
Jetzund mit euch zu reden ebn,
Denn ich hab was anders zu thun,
Seid Gott dem HErrn befohlen nun.

Gehet abe.
5. Szene
Scena quinta.
Vincentius Ladißlaus. Valerius.
Vincentius Ladißlaus gehet eine weile auff vnd nider, darnach spricht er laut.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Hört jhr Domine Valeri,
Kompt etwas neher zu vns hie.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey,
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd gruß,
Was ist Ewr Ehrenvest beger?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Bringt vns das Instrument hieher,
So man pflegt brauchn zur sauberung
Des Barts vnd des Heubts reinigung,
Imgleichn der haartüchr drey odr mehr,
Vnd bringt vns auch den Spiegel her.
[668]
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr mein dienst vnd grüß,
Es sol mit allem fleiß geschehen.

Inmittelst geht er auff vnnd nider, Valerius bringt was jhm befohlen ist, als denn nimpt er den Spiegel vnd besihet sich, kemmet die Haar vnd Barth, vnd streicht jn auff alle Manier zu recht, vnd endlich spricht er.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri last sehn,
Geht hin macht vnser hembd fein warm,
Sonderlich vmb den Leib vnd Arm,
Macht es jo warm vnd treuge fein,
Damit die Feuchtigkeit, so drein,
Gezogn ist, sich heraus begeb,
Vnd es nicht an dem Leib ankleb,
Vnd legt vns vnser weisses Kleid
Zu rechte, damit wolln wir heut
Bekleiden vnsern schönen Leib,
Daß es jo nicht vergessen bleib.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester, Hochgeachtr,
In Kriegsleufftn Manhafft, vnuerzagtr,
Auch andern vielen Künsten frey,
Weitberümbt, vnd geübt dabey,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Gestrenger Junckr, mein dienst vnd gruß,
Es sol mit allem fleiß geschehn,
Ich wil jetzund stracks darnach gehn.

Gehet abe. Vincentius geht noch eine weil speculiren, vnd darnach auch abe.

Argvmentvm Actvs qvarti

Argvmentvm Actvs qvarti.

Im vierdten Actu werd jhr sehn,

Was mit Vincentio wird geschehn,

[669] Der Marschalck wil die Junckern solln

Vincentium zum Fürsten holn,

Das er zu Hofe Mahlzeit halt,

Welchs die Junckern bestellen bald,

Vnd gehn hin in des Wirtes Hauß,

Fordern Vincentium heraus.

Die Junckern jhr Gewerbe machn,

Vnd sehn daß sie bestelln die sachn,

Vincentius rüspert sich sehr,

Vnd braucht seltzam Geberde mehr,

Steht lang, bedenckt sich eben wol,

Was er vor ein Antwort thun sol,

Macht einen hochn Sermon daher,

Als wenn viel an jhm glegen wer,

Spricht, er woll sich einstelln bey zeit,

Abr erst anthun ein ander Kleid,

Der ein Juncker thut vorhin gehn,

Der ander muß so lange stehn,

Biß Vincentius mit jhm kom an.

Der Hertzog thut zum Marschalck gan,

Sagt seiner Gnadn verlange fast,

Das nicht ankom der frembde Gast,

Mit des kömpt Adrian gegangn,

Spricht jhr Gnadn solln nicht han verlangn,

Er hab von Vincentio vernomn,

Daß er jetzunder werd ankomn:

Der Fürst heist jhn bald gehn von statt,

Daß er bring sein kürtzweilgen Rath,

Welcher Iohan Bansser genant,

Der muß anziehn sein best Gewant,

Vnd kommen da herein getrettn,

Mit seinm Regment vnd güldnen Kettn,

Damit wenn Vincentius nu

Ankom, daß er die Antwort thu,

Der Fürst geht so lang auff das Hauß,

Befihlt sein Gnadn zu fordern aus,

Wenn Vincentius kom heran,

Daß er jhm mög entgegen gahn.

[670]

4. Akt

1. Szene
Scena prima.
Marschalck. Iohan. Adrian. Oeconomus.

MARSCHALCK.
Hört jhr guten Gesellen mein,
Diß sol meins Herrn befehl jetzt sein,
Daß jhr von stund an hingehn soll,
Vnd den Phantasten fordern wolt,
(Wie ich von euch dann hab vernomn)
Denn er sol mit zur Tafel komn,
Vnd so bald er ist auff dem Weg,
Soll ewr einer auff frischem steg,
Vorher lauffen vnd zeigen an,
Mein Herr wil jm entgegen gahn.
IOHAN.
In Gottes Namn, wir wollen hin.

Der Marschalck gehet abe.
ADRIAN.
Mich soll gelüsten, wann wir jhn
Anreden, was er wird fürgebn,
Das müssen wir doch mercken ebn.
IOHAN.
Das wird wol nicht viel kluges sein,
Die zeit die wird es geben fein.

Sie gehen hin, vnd klopffen an, vnd der Wirt kömpt heraus.

Herr Wirt, wir haben bald vnd schnell,
Von vnserm Gnedign Herrn befehl,
Mit ewrem Gast zu reden hier,
Zeigts jhm doch an, das bitten wir,
Daß er zu vns heraus woll komn.
OECONOMUS.
Ich wils jm sagn, wie ichs vernomn.

Iohan vnd Adrian warten, inmittelst kömpt Vincentius mit alle seinem Gesinde, brüstet sich, wie ein Pfaw, besihet sich hinden vnd vorn, vnd treibt bey sich allerley nerrische vnd hoffertige gesticulationes.
2. Szene
[671] Scena secunda.
Iohan, Vincentius Ladißlaus. Adrian.

IOHAN.
Gutr vnbekanter Herr vnd Freund,
Daß wir hieher gekommen seind,
Ist vnsers Gnedign Herrn beger,
Daß jhr zu jhr Gnadn ohn beschwer,
Hinauff zu Hofe kommen wolt,
Vnd mit jhr Mahlzeit halten solt,
Vnd vorlieb nemn mit Gottes Gabn,
Was Küch vnd Kellr vermögn vnd habn.
VINCENTIUS LADISZLAUS
steht, brüstet vnd reuspert sich, streichet den Knebelbart, vnd setzet einen Fuß vber den andern, vnd stellet sich, alz stünde er in tieffen gedancken, vnd bedächt sich, was er reden wolte, vnd endlich spricht er.
Wir Vincentius Ladißlaus,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Sonst Satrapa von Mantua
Ehelichen geboren allda,
Haben durch der fünff Sinnen ein,
Damit wir Gott lob begabt sein
Vnd dadurch könn vergliechn werdn,
Einm vernünftigen Menschn auff Erdn,
Nemlich durch das Gehör verstandn,
Vnd eingenommen jetzt zu handn,
Was jhr vns habet vorgebracht,
Das nemen wir in gut bedacht,
Erkennen, spürn, abnemn daß er,
Vnser Gnediger Fürst vnd Herr,
Vnser grossen Wirden vnd statt,
Vnd Manhafftn Ritterlichen that,
Wie dann auch erfahrenheit sünstn,
In allen löblichn freyen Künstn,
Von vns muß worden sein bericht,
Vnd jetzo solches nun geschicht,
Daß jhre Gnadn vnser Person,
Zu sehn ein groß verlangn muß han,
[672] Vnd weil es jhr Durchleuchtigkeit
Also gfelt, wolln wir vns bey zeit
Gehorsamlich vnd gern einstelln,
Vnd zu derselben vns geselln.
Aber wir bitten freundlich doch,
Ihr wolt ein kleins verziehen noch,
Wir wollen nur ein ander kleidt,
Anlegen, in gar kurtzer zeit,
Vnd vns als dann wider anher
Zu euch verfügen, bittn wir sehr.

Gehet abe. Iohan lachet, dicens.
IOHAN.
Der Kerrll der wird rechtschaffen fein
Für vnsern Gnedign Herren sein,
Liebr Gott wie leufft der Kerrll so sehr,
Mit der Leimstangn vnd Keutzgen her.
ADRIAN.
Ja recht, der Haß verborgen iß
In jhm, das ist ein mal gewiß,
Ich wil vorhin gehn zu meinm Herrn,
Vnd sagen daß er sey nicht fern,
Vnd das er kommen werd mit dir,
So bring jhn nach, vnd bleib du hier.

Gehet abe. Hier kan der Actor nach seinem gefallen ein kurtzweilig Colloquium mit einführen, vnter des kan Adrian zum Hertzog kommen, Vnd Vincentius mehr zeit haben sich zuuerkleiden.
3. Szene
Scena tertia.
Syluester der Hertzog. Marschalck. Adrian.
Syluester kömpt mit seinen Dienern, vnd spricht zum Marschalck.

SYLUESTER.
Herr Marschalck, gedenckt daß nu fast,
Ankommen wird der frembde Gast,
Mein beyde Diener die sind ja
Zimlich lang hin gewesen da.
MARSCHALCK.
Ich gleub nicht anders, Gnedigr Herr.
[673]
SYLUESTER.
Wer kömpt da her, ey daß ers wer.
MARSCHALCK.
Gnedger Herr, es ist Adrian,
Der wird vielleicht ein Antwort han,
Vnd bringn bescheid her aus der Stad,
Was der Ebnthewr fürgeben hat.
ADRIAN.
Ewr Gnaden lassn sich nicht verlangn,
Der Man wird bald kommen gegangn,
Aber er sagt, er wolte nun
Sich erstlich putzn vnd Kleidr anthun.
SYLUESTER.
Ey lieber sag, was gibt er für?
ADRIAN.
Das werdn Ewr Gnadn erfahren hier,
Er redt kein wort nach seinm erachtn,
Er thut es erstlich wol betrachtn,
Daß es sey tausent thaler werth,
Ich hab mein tag auff dieser Erd
Des Menschen gleichen nicht gesehn.
SYLUESTER.
So wil er kommen? wirds geschehn?
Vnd wil ein andr Kleid anziehn nun?
ADRIAN.
Ja Gnedger Herr, das wil er thun.
SYLUESTER.
Potz velten wil er? so lauff bald,
Weil es hat ein solche gestalt,
Vnd laß meinen kurtzweilgen Rath
Iohan Bansser jetzund von stat,
Sein bestes Kleid anziehen auch,
Sein Kettn anhengn, nach seinm gebrauch,
Vnd daß er eilends kom zu mir
Mit seinm Regimentsprügel hier,
Denn wenn er mich anredet nun,
Sol er meint wegn die Antwort thun,
[674] Denn man sagt im Sprichwort gemein.
Wie man in das Holtz rufft hinein,
So rufft man auch wider heraus.

Adrian gehet abe. Syluester spricht weiter zum Marschalck.

Ich wil so lang gehn auff das Hauß,
Biß daß er kömpt, bleibt jhr allhier,
Vnd wenn er kömpt, so sagets mir,
Dann will ich jhm entgegen gahn,
Daß er nicht darff vorm Hause stan,
So wird er sich noch achtn viel mehr,
Vnd solchs anziehn zu ruhm vnd ehr.

Der Hertzog gehet abe, der Marschalck bleibt da, vnd gehet stillschweigends auff vnd nider, vnd endlich spricht er.
MARSCHALCK.
Daß doch der Narre gienge fort,
Wenn er wolt komn an diesen ort,
Daß man seinthalbn so viel gepreng
Nicht machen dörffte in die leng,
Sich dort kömpt er gleich hergegahn
Ich muß meinn Herrn es zeigen an.

Gehet abe.

Argvmentvm Actvs qvinti

Argvmentvm Actvs qvinti.

Im fünfften Act geht Vincentius

Mit seinen Dienern nach dem Schloß,

Treibt großen pracht vnd vbermut,

Sein Schreiber er anreden thut,

Daß sie solln darauff achtung gebn,

Ob auch sein Mantl heng recht vnd ebn,

Ob auch die Kettn am hals gleich hangn

Das heist jo lauffn mit der Leimstangn,

Der Lackey muß auch sehen zu

Ob jhm geputzet sein die Schu,

Da kompt der Fürst entgegn gegangn,

Vincentius thut erst anfangn,

Vnd brauchet grosse Centner wort,

Dergleichen man nicht viel gehort,

Nimpt sich in sinn, vnd sagt ohn schew,

Daß an jhm gros gelegen sey,

[675] Vnd daß der Fürst an jhm werd han,

Ein hochverstendigen Kriegsman.

Iohan Bansser die Antwort thut,

Sein Gnedigr Herr nems an vor gut,

Daß ein solcher Held angekomn,

Vnd habs mit grossen frewdn vernomn,

Vincentius sich brüstet sehr,

Vnd rühmbt sich grosser Händel mehr,

Der Marschalck muß die malzeit bstelln,

In des Vincentius thut erzeln,

Gar seltzame Renck vnd Geschieht,

Was er in Kriegsleufftn außgericht,

Iohan Bansser thut jhm sein Sachn

Kurtzweilig aufflösn vnd verlachn,

Vincentius fehrt jmmer fort

Vnd hat allzeit das grosse wort,

Wie er mit grossr behendigkeit

Geschicket sey zum Krieg vnd streit,

In dem nu wird die Tafl bereit

Kömpt die Hertzogin zur Mahlzeit,

Mit dem Frawnzimmer auch herbey,

Vincentius geht auff die rey,

Gibt jhn mit Reuerentz die Hand

Stelt sich höfflich, macht sich bekand,

Der Hertzog mit seinem Gemahl

Setzt sich mit dem Frawnzimmer all,

Vincentz wil nicht zur Tafel gehn,

Daß der Hertzog selbst muß auffstehn,

Vnd jhn bey der Hand hinzu führn,

Damit man jhm jo mag hofiern.

Am Tisch er sich gar höfflich helt

Credentzn vnd fürlegn auch bestell,

In deß ein Jungfraw seiner lacht

Die hat er stets in guter acht,

Er bild sich ein sie hab jhn lieb,

Vnd also bey der meinung blieb.

Weil nu die Mahlzeit wird gethan,

Kömpt ein Bawrsman herein gegahn,

[676] Welchem sein Fraw ist abgestorbn,

Vnd hat jhm ein andre geworbn,

Seins Schultzen Tochter sie sein sol,

Sagt daß sie jhm gefalle wol,

Vnd bringt etlich der Bossen viel,

Damit er frölich macht diß Spiel,

Nach dem fehl Vincentius an,

Bringt viel Historien auff die bahn,

Iohan Bansser thut jhn verlachn,

Vincentz lest sich nicht jrre machn.

Do nu die Mahlzeit ist geschehn,

Thun sie semptlich vom tisch auffstehn,

Vnd wird vom Hertzoge befohln,

Man sol die Musicanten holn,

Vincentius sein auch fordern lest,

Vnd helt die seine vor die best,

In des rühmbt Vincentius frey,

Daß er der beste Fechter sey:

Wie er nu sol einn gang mit gehn,

Kan er im Fechten nicht bestehn.

Des Hertzogs Musica kömpt an,

Mit singn vnd klingn thun sie anfahn,

Vincentio sie nicht gefelt,

Von seinr Music er viel mehr helt,

Die doch gar falsch ist in dem grund,

Dennoch er sie zu rühmn begund.

Endlich thut er sich vbn im springn,

Das wil jhm auch gar nicht gelingn,

Im tantzen er sich höfflich helt,

Weil jhm die ein Jungfraw gefelt,

Do nu das Frawenzimr abgeht,

Vincentius beym Hertzog steht

Klagt jhm in geheim sein anliegn,

Welchs er nicht halten kan verschwiegn,

Sein Gnadn wolln ein gut wort verleihn,

Vnd jhm die Angelicam freyn,

Damit auch sein ernst werd erkant,

Gibt er jhm ein Ring zu einm Pfandt,

[677] Darauff kriegt er guten bescheidt,

Daß er sol wartn ein kleine zeit,

Vnd so lang in den Marstall gehn,

Allda die schönen Pferd besehn.

Vincentius geht als bald hin,

Thut auch ein ander Kleid anzihn,

Diß wird geschehn im fünften theil,

Last euch doch nicht lang sein die weil.

5. Akt

1. Szene
Scena prima.
Syluester. Valerius. Vincentius Ladislaus. Iohan Bansser. Marschalck. Vincentius kömpt gegangen, vnnd hat ein hauffen Diener hinder sich her, er hat ein gar stattlich, aber doch nerrisch Kleidt an, hat sich mit viel gülden Ketten behangen, das Schnuptuch hat er an gürtel gesteckt, schüttelt den Kopff, vnnd spreiset sich wie eine Katze, setzet die Füsse allezeit nach der Kunst, rücket den Mantel hin vnnd wider, wirfft das Maul auff, drehet den Barth, hat die Finger alle mit Ringen besteckt, sihet sich etliche mal vmb, ob jm auch seine Diener folgen, vnd setzt den Hut auff ein Ohr, vnd wenn er sich so vmbsihet, so haben die Diener den Hut stracks in der Hand, vnnd sein bereit anzuhören, was er befehlen wolte. Item, seine Diener tragen jm lange Röhre vnd Spiesse nach. Syluester kömpt jhm mit seinen Dienern entgegen, saget zu Iohan Bansser seinem kurtzweiligen Rahte.

SYLUESTER.
Red nicht ehe dann biß ich dichs heiß,
Sich daß dus merckst mit allem fleiß.
VALERIUS
ad Vincentium.
Edler, Ehrnuester, mich dünckt trawn,
Daß ich den Hertzog dort thu schawn,
Er wird euch gwiß entgegen gahn,
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri, schawt an,
Ob vns der Mantel recht thu hangn,
Wir habn darnach ein groß verlangn.

Valerius zeucht jhm denselben zu rechte.

Domine Balthasar dünckt euch,
Das vns auch hengt die Kette gleich?

Zum Lackeyen.

Du Lackey sauber vns die Schu,
Das sie fein rein sein, sich wol zu.

[678] Endlich geht er gar stoltz fort, nimpt aber den Hut nicht ehe ab, bis das er nahe beym Hertzog ist, Vnd wenn er den Hut abnimpt, thut ers mit guter bedacht, damit er das Heupt nicht zu eilend endblösen vnd erkälten möge, reuspert vnd brustet sich mit gewalt, gibt dem Hertzog mit grosser Reuerentz die Hand vnd spricht.

Wir Vincentius Ladißlaus,
Kempffer zu Roß vnd auch zu Fuß,
Sonst Satrapa von Mantua,
Wündschen ewr Fürstlichn Gnadn alda,
Von der lieben Sonnen auffgang,
Vnd wieder bis zum Niedergang,
Ein frölichen vnd guten Morgn
Mittag vnd Abend ohne sorgn,
Gott woll ewrer Durchleuchtigkeit
Außgang, Eingang, in Ewigkeit
Vor allen schaden bhütn, bewahrn,
In allen jren lebes Jahrn.
Vnd weil ewr Fürstlich Gnaden hat
Vnsr gegenwart allhier zur stat
Dazu instendiglich begehrt
Vnser Kundschaft, der sie gewehrt,
Vnd darumb durch jr Dienr dermassn
Bey vns fleißig anhalten laßn,
So habn wir vns jtzt diese zeit
Durch vnsers Leibs bewegligkeit
Vnd durch Erregung vnsrer Gliedr
Welch vns, subtil als ein gefiedr
Zu Ewr Fürstlichen Gnaden bald
Verfügt, erhabn, vnd eingestalt.
Vnd habn sich zwar, wie wir jtzt sagn,
Darnach wir groß verlangn getragn,
Das wir mit vnserm anblick baldt
Anschawen möchtn derselben gstalt,
All inwendige Gliedr vnd Hertz,
In vnserm Leib, ohn allen schertz,
Vor grosser frewd, sagn wir vorwar,
Sich vmbgekehret gantz vnd gar.
Dieweil auch jtzund Krieg im Landt,
Vnd Kriegsgeschrey sein vor der Handt,
[679] Vnd Ewr Fürstlich Durchleuchtigkeit
Ohn allen zweiffel diese zeit
Ein hoch verstendign Kriegesman
Berümbt, erfahrn, von nöten han,
So wird Ewr Gnadn denselben hier
An vns finden, das sagen wir,
Vnd wolln vns auch zu dero nuhn
Am bestn hiemit befehlen thun,
Vnd zu dero behülff, vnd rath
Nicht mit Worten, sondern mit that,
Damit sie mögen sein gewis,
Was vor ein Mann jtzund hier iß,
Wie er gezieret sey mit gabn,
Ewr Gnadn wolln angedeutet habn,
Vnd zur nachrichtung angemeldt.

Syluester wincket Iohan Bansser das er antworte.
IOHAN BANSSER.
Manhaffter, vnd Streitbarer Heldt,
In Kriegessachen vnuerzagtr,
Wolerfarner vnd hochgeachtr,
Insonders guter Herr vnd freundt,
(Ob wir schon vnbekand vns seindt)
Mein Gnedigr Fürst vnd Herr der hat
Itzund allhier auff dieser statt,
Zu ohren, hertz, vnd sinn genomn,
Was von euch ist heruor gekomn,
Vnd was durch ewre red verbracht,
Stadlich, Zierlich, vnd wolbedacht,
Vnd haben jr Durchleuchtigkeit
Vber ewrer geschickligkeit
Vnd Vberaus grossem verstandt,
Zierligkeit, in reden erkandt,
Sich verwundert vber die maß,
Vnd dis nicht allein, sondern das
Auch hertzlich gern mit freudn vernomn,
Das ein solcher man angekomn,
Manhafft, behertzt, keck, vnd erfahrn,
Als sie nicht gesehn in jhrn Jahrn,
[680] Vnd wollen jr Durchleuchtigkeit,
Hernach mit ewrer Herrligkeit,
Weiter vnd nach gefalln dermassn
Aus diesen sachen reden lassn.

Inmittelst dieses so geredet wird, mus er sich gewaltig brüsten.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ist in der Welt jtzund ein Man
Der dem Türcken widerstehn kan,
So sagen wir gewißlich nun,
Eben der Man der solls jm thun.
Vnd sagn dis noch zum vberfluß,
Wenn gleich Alexander Magnus
Welchs jhm ist in zwölff Jahrn gelungn,
Das er die gantze Welt bezwungn,
Wenn der noch lebte sagn wir ebn,
Solt jm der Man zu schaffen gebn.

Vnd weisset auff sich selber.
SYLUESTER.
Herr Marschalck, last anrichtn vnd deckn,
Das wir ein bislein essen schmeckn.
MARSCHALCK.
Ich wil hingehn, vnd es bestelln,
Das sies alsbald bereiten söllen.

Marschalck geht abe.
SYLUESTER
ad Vincentium.
Herr Oberster man hört vnd sieht
Das jr must haben ausgericht
Manch trefflich that, vnd seid begabt,
Weil jhr euch so wol versucht habt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es ist zu glaubn vnmüglich schier
Was vor manhaffte thaten wir
So Ritterlich haben ausgericht,
Auch gar fürtreffliche geschieht,
Als wir noch ein Studente wahrn,
Wie wir vns denn in vnsern Jahrn
Von Jugend auff der Krieg befliessn,
Das wir uns nichts nicht liessn verdriessn,
[681] Da haben wir, stracks in der rey,
Nebenst andern Studenten frey,
Welcher an zahl, wie wir erfahrn,
Zweyhundert neun vnd neuntzig wahrn,
Siebn tausent Kriegsleut in einr Summ
Erlegt, vnd keinn gefangn genomn.
IOHAN BANSSER.
Das ist war, das hab ich gesehn,
Das es alls ist also geschehn,
Ich war domals dauon nicht weit
Vnd sach wol das je zu der zeit
Drey Kerll in einem Schoß erschoßn,
Zween blieben stracks tod auf den Roßn,
Aber der ein lebt noch ein weil
Der kund nicht deutsch, rieff in der eyl,
O Alleman wie scheustu mit Speck?
Vnd also slorbn sie alle weg.

Darnach spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wollen, weil wir jetzt han zeit,
Ewr Fürstlichen Durchleuchtigkeit
Erzehlen noch ein fein geschicht,
Welchs wir persönlich selbst verricht,
Ob es wol fast vngleubig scheint
So ists doch war, weil wir selbst seind
Dabey gewesn vnd rath gegebn,
Das wir mit dem Studenten ebn,
Ein Stad mit Pomerantzn, Melonn,
Mit Granat äpffeln vnd Citronn
Gestürmet han vnd eingenomn.
SYLUESTER.
Das ist zu wundern, wie ist das komn?
IOHAN BANSSER.
Das ist war, vnd ich wil es sagn,
Wie es sich damit zugetragn,
Als wir belagerten die Stadt,
Vnd sie kein prouiant mehr hat,
Erdachten wir ein solche Schantzn
[682] Vnd worffn ein hauffen Pomerantzn,
Granatäpffel vnd auch Melonn,
Desgleichen etlich viel Citronn
Vnter das Volck nein in die Stad,
Welchs gar nicht mehr zu essen halt,
Vnd als das Volck vor hunger lieff,
Die äpffel aufflaß vnd ergrieff,
Vnd jhre Sach nicht in acht namn,
Als bald wir in die Stad nein kamn.

Vincentius schweiget ein wenig stille, vnd spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir vnd vnser gantzes geschlecht,
Die wir geboren echt vnd recht,
Sind des Adelichen gemühts,
Vnd auch des Namhafften geblüts,
Das wir allweg vnd jeder zeit
Zu Kriegn vnd Kempffen sein bereit,
Vnd grosse Lust darzu gehabt,
Weil wir von natur zu begabt,
Die Manspersonen nicht allein
Die Weibspersonen auch so sein,
Befleißigen sich auch zu Kriegn,
Welches kund ist, vnd vnuerschwiegn.
Vnser geliebte Schwester hat
Begangen eine Manbar that,
Dieselb ist nu in Gott verstorbn,
Vnd jhr ein tapffern namn erworbn,
Hat in einr festung so verfahrn,
Darinnen wir belagert wahrn,
Auff einen sturm, ein tag vnd nacht,
Vier vnd zwantzig Kerll vmbgebracht.
IOHAN BANSSER.
Das ist war, jch wehr in dem Zug
Bald mit meinm schaden worden klug,
Dann ich war ewr feind zu der zeit,
Ich wil abr Ewr Durchleuchtigkeit
Berichten, wie sies hatt gemacht,
Da sie dieselbn Kriegsleut vmbbracht:
[683] Als sie da auff dem walle stundt,
Vnd zu streiten mit jhm begunt,
Hatt sie bey sich ein Kessel gros,
Darein sie bald Lehmwasser goß,
Vnd nam ein Strantz odr einen quast,
Damit thet sie gros vber last,
Vnd spritzt vns damals allen wol
Mit dem Lehmwasser die augen voll,
Hernachmals do den Feinden nu
Die augen wahrn gekleistert zu;
Warff sie herab ein groß lang Holtz,
Von dem wall, wie ein Pfeil vnd Boltz,
Das schlug die feinde gar zu grund,
Vnd eh sich einr ermuntern kunt,
Von diesen drey vnd zwantzig Leutn,
Der ich auch war auff jhrer seitn,
Der vier vnd zwantzigst an der zahl,
Traff sie mich nicht sehr dazumal
Mit dem Lehmwasser, das sie nam,
Das mirs nicht in die augen kam,
Vnd als ich das Holtz fallen sach,
Sprang ich auff die seit allgemach,
Fiel auff die Erd in solcher noth,
Die Leute meinen ich were tod,
Vnd als ich halt gelegenheit,
Lieff ich dauon gar fern vnd weit.

Schweiget ein wenig stille.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir mercken in vnserm Verstand,
Das gros Kriegswesen vor der hand,
Wolln wir, weil wir sind wol erfahrn
Vnd weit berhümbt in diesen Jahrn,
Ein Oberster jtzt weit vnd breit,
Ewr Fürstlicher Durchleuchtigkeit
Nützlich vnd gut anschlege gebn,
Wie man den Feind angreiffe ebn,
Mit grossem vorthl vnd wenig Leut,
Welchs niemals ist vor dieser zeit
[684] Im brauch gewesn, vnd wie man nun
Ihm kan ein grossen abbruch thun.
SYLUESTER.
Das möcht ich trawn gern hören an,
Wie man doch soll damit vmbgahn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es ist einmal gewis geschehn,
Das wir ein fahne Reuter gesehn
Da führt ein jeder Reutr zum stich
Vier vnd zwantzig Röhre bey sich,
Vnd kont einer so viel mit thun,
Als vier vnd zwantzig bey vns nun
Vnd wenn das jtzt geschehe noch,
Könt man thun sehr grossen abbruch,
Mit gar geringem Volck, dem Feind,
Wenn sie nur abgerichtet seind.
IOHAN BANSSER.
Das ist war, es ist so geschehn,
Die Reuter hab ich auch gesehn,
Vnd wolln Ewr Gnaden nicht betriegn
Wir könns nich reden ohne lügn.
SYLUESTER.
Es ist jo wol ein feines ding,
Wenn es auch einem so gelüng,
Abr gerne ich doch hören wolt,
Wie man die Röhre führen solt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln Ewr Gnaden solchs berichtn,
Wie sichs erhelt mit den geschichtn,
Sie hettens auff die Hüt gesteckt,
Vnd als die Hanfedern auffgereckt.

Inmittelst sie also reden, wird der Tisch gedeckt. Syluester schweiget ein wenig stille, vnd spricht darnach.
SYLUESTER.
Herr Oberster, aus ewren wortn
Merck ich, das jr an allen ortn
Allzeit selbst seid gewesn dabey,
[685] Das dünckt mich das es sehr viel sey,
Ihr must oftmals in vielen Landn
Grosse gefahr habn ausgestandn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ewr Gnaden es kaum glauben kan,
Was wir vor gfahr erlitten han,
Vnd wolln derselbn mit guten grundt
Nur Zweyerley erzehln jtzund:
Wir lagn ein mal, welchs ist gwis war,
Vor einer Stadlichen festung dar,
Der Nahme abr ist vns entfalln,
Da hat man nach vns Kriegsleutn alln
Wie wir warn, zu fuß, vnd Roß,
Tausent, vnd etlich hundert schoß,
Mit Cartaunen, vnd auch Feldschlangn
Damit sie vns wol kontn erlangn,
Vnd anderm grossn geschütz, gethan,
Aber sie traffn nicht einen Man.
SYLUESTER.
Thetn sie euch mit solchen nachjagn
So möcht jr wol von glücke sagn.
Ich mocht gern wissn, mit grossm verlangn,
Seid ihr ehemal im Krieg gefangn?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ja wir sind einmal wordn gefangn,
Wie aber solches sey zugangn,
Wolln wir Ewr Fürstlichen Gnaden nun
Ein kurtzen bericht bald dauon thun,
Da theten wir ein kühne that,
In einr belagrung einer Stadt,
Vor welcher wir auff einer stelln
Nebnst vnser ändern Mitgeselln
Auff die Feind also spantn vnd zieltn,
Das wir einn starckn Scharmützel hieltn,
Durch den Scharmützel kamen wir
Gar nah zu dem Stadthor herfür,
Daselbst auff derselbigen stelln
Verliessen vns vnser geselln.
[686] Wie wir nun gar nicht kontn wendn,
Vnd warn vmbringt an allen endn,
Da lies gar eilend der Thorhütr
Hernieder gehen das Schützgittr,
Vnd schlug vnsern Gaul mittn entzwey,
Wir blieben aber stets in der rey,
Vnangesehn das dem Gaul gar
Das hindrtheil bis an Sattl ab war,
Wir wurdens aber inne nicht,
Weil wir so auff den Feind erpicht,
Dem rentn wir nach mit halben Pferdt,
Bis auff dem Marckt, mit Buchs vnnd Schwerdt,
Vnd thetn dem Feind daselbest noch
Nicht kleinen schaden vnd abbrach,
Als wir aber vermerckten bald,
Das der Feind hett viel hinder halt
Da wenden wir vns im augenblick,
Vnd stürtzt der Gaul mit vns zu rück,
Vnd wurden vnsers schaden gewahr,
Den wir hatten empfangen dar.
Mustn vns domals gefangen gebn,
Vnd wider vnsern willen lebn,
Vnd weil vns der Feind solt verschonn,
Mitt einer tonnen Goldts rantzonn.
IOHAN BANSSER.
Das hab ich nu wol nicht gesehn,
Weis auch nicht wo es ist geschehn,
Dann ich bin nicht gewest dabey,
In der Welt geschieht mancherley.

Inmittelst kömpt des Hertzogen Gemählin mit jhrem Frawen zimmer, vnd lest der Marschalck auch das essen aufftragen.
SYLUESTER.
Wir wolln vns nu zu tische setzn,
Vnd mit einem bislein ergetzn,
Herr Oberster, seht mein Gemahl,
Kömpt jtzund allhier auff den Sahl,
Denn ich hab hin zu jr gesandt,
Geht gebt derselben erst die Hand.
[687]
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das wolln wir Gnediger Fürst vnd Herr,
Mit aller Reuerentz vnd Ehr,
Mit eingepflanzter höffligkeit,
So in vns ist gewest allzeit,
Willig vnd hertzlich gerne thun,
Vnd alsbald diß verrichten nuhn.
So viel auch anlangt die Malzeit,
Wolln wir in schuldiger fruchtbarkeit
Die jtzt hie auffgetragne Speiß
Nach Ewrer Gnaden art vnd weis,
Geniessn, vnd zu vns nemen ein,
Mit zuthun vnsrer Zehne fein,
Den wir bey vnserm wirte han
Gar schlecht vnd gering Tractation:
Denn er lies etlich grobe Speiß,
Spickhering, Speck, als hier ein weis,
Vnd ander gringe Kost aufftragn,
Der nicht gewohnt ist vnser Magn,
Von welchen wir aus fürwitz dan
Nur einen Bißn genomen han,
Daher vns vbel wurde auch,
Das wir nicht kontn rhun darnach.

Vincentius gehet zu der Hertzogin vnd Frawenzimmer, vnd gibt jhnen nach der rey mit grosser reuerentz vnd höffligkeit auff seine art die hand. Der Hertzog setzt sich mit seiner Gemahlin zu Tische, vnd lest den Vincentium etlich mal durch den Marschalck zur tafel fordern, vnd spricht.
SYLUESTER.
Herr Marschalck, Hier Vincentium,
Oder, sagt das er hieher kom.
MARSCHALCK.
Herr Oberster, mein Herr wil han,
Das jhr soll hin zu tafel gahn.

Vincentius Ladißlaus weigert sich vnd spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir haben es gar wol vernomn,
Wir wollen bald zu rechte komn.
SYLUESTER.
Herr Marschalck bringet jhn doch her.
[688]
MARSCHALCK.
Ihr hört, was sey meins Herrn begehr.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln wol finden vnsern ort.
SYLUESTER.
Kompt doch her, habt jhrs nicht gehort?
Herr Marschalck last jn doch herkomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln es thun, wir habns vernomn.

Vincentius Ladißlaus wegert sich so lange bis entlich der Hertzog selber auffstehet, vnd jhn zu Tische führet.
SYLUESTER.
Kompt doch zu vns zur Tafel her,
Wie last jr euch doch nötgn so sehr?

Denn setzt er sich mit grosser Reuerentz vnd höffligkeit nider.
2. Szene
Scena secunda.
Benedictio Mensæ. Syluester. Vincentius Ladißlaus. Iohan Bansser vnd andere auffwarter.
Vincentius stellet sich gar höfflich am tische, vnd der Hertzog spricht.

SYLUESTER.
Herr Oberster, last sehen, hier,
Gebt vns auff der rey etwas für,
Ihr werd on zweiffel wol könn rümbtheiln.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir hoffn io, es sol vns nicht fehln,
Wir wolln es thun gar hertzlich gern
Ewer Fürstlichn Gnadn zu gefalln vnd Ehrn.

Er stehet auff vnd leget einem jedem für, vnnd siehet sich allenthalben vmb, nach dem nebentische, da die Jungfrawen sitzen, Vnd weil er sich so nerrisch anstelt, lochet seiner die eine Jungfraw an dem Tische. Wie er die Jungfraw lachen sieht nimt er sich in den Sinn, sie habe jn lieb, vnd schielet allzeit nach dem Tische, wo sie sitzet. Hier kan der Actor, so es jm gefellig dis nachfolgende gesprech vnter der Malzeit einbringen, damit die Personen etwas essen können, Weil auch keine Musica kan gehalten werden sintemal sie von dem Vincentio nach
gehaltener Mahlzeit erst gefodert wird. Drewes Kronekyl, Bawr, vnd Anneke des Schultzen Tochter.
DREWES.
Godn dag Vollekes althosamen,
Wo syn gy doch hieher gekamen?
[689] Wen ick juw scholde geuen tho ethn,
Gy würdn my all dal myne vpfretn,
Gy stan mit helen grölen hupen,
Gy mochten myck wol bald arm supen,
Ick wüste nich by mynen leuen,
Wenn ick juw scholde satt supen geuen,
Wo ick schold all dat Beer herhalen,
Ick kondt tot nicht thomal bethalen,
Ickn kandt nich dohn, dat seck juw vör,
Gy freetn vnne söpn my dat myne dör,
Ick mag syluest twar gerne supen,
Dat ick vackn vp den veern moth krupen,
O ick drinck doch so gern godt Beer,
All dage vor ein schkilling dre eddr veer,
Myn yope de hab ick wol beklickt,
Vackn hab ick do finger nagelickt,
Ick mag so gerne godt Beer drinckn,
Vnne eth ock gerne vam jungen Schinckn,
Gy löuend nicht, wo idt schmecken plegt,
Wen men ein Krappe vppe de röste legt,
O idt iß so ein herrlick freien,
Ick hab idt mannig mal gegeten,
Noch van dage, als ick ging nar Stadt,
Dar ath ick myn teefen ärß recht satt,
By vsem Schultn, hier nicht wyt van,
De hafft my veel tho gode gedahn,
He will mick syne Anneke geuen,
Wyll myne fruw nich jß mehr im leuen,
Myne frw de was sehr oldt vnne kranck,
Se lag steds vnd krücheld, sehet vnne stanck,
Idl hafft my wol verdraten vaken,
Se verscheth my wol vyff par laken,
Ick will my dage nene olde mehr nemen,
Ick würd my vphangn, eddr dod gremen,
Nen leuerne junge, de de laken thoritt,
Alß enie olde de se beschitt,
Dat will ick myn dage nemand raden,
Wes mit einm oldn wyff vnbeladen,
[690] Jung höneken fleschck mit Erffsn gesadn,
Schmeckt betr als olde grapen bradn,
De Hönerknökeken byten vnne gnagen,
Dat deit einem so wol behagen.
O ick hab dar ein Höneken Sitten,
Ick wold dat idt my kostet einn witten,
Dat ick idt mochte habbn im kahlen,
Ick kan se twar nenn dach verlahten,
Ick moth alle tydt wesen by er,
So harte leeff hab ick doch de meer,
Hüden don ick man was vpgestan,
Don ded ick tho erem Vader gahn,
De sede my dat heid habben wold,
Dat se nar Stadt herlopen schold,
Se hadde dar jo wat tho dohn,
Vnd scholde hier gahn thor gülden Kron,
De weert hadde jo welck Eyer bestelt,
De hadde de Vater er affgetelt,
He schal jo habben geste bekamen,
Wo ick hab anders recht vernahmen.
Vnde don my dat er Vader sede,
Do wurd myn Drewes ock bald rede,
Vnd ging als bald in mynen kahten,
Vnd dede hier thosamen fahten,
Myne fidel, dudey, vnne lüllekenpipe,
Dat hab ick tho hope in disser kipe,
Ickn kan ock noch wat pipn vnne pustn,
Myn olde Wyff plagdr in tho hostn,
Ick pust se host, de olde Loyt,
Ick kond se hörn vor myner floyt,
Ick mag gern habben veel kortwyl,
Myn nahme de iß Drewes Kronekyll,
Ick habb grote lust tho speln vnd pipn,
Mag gerne vppr fidell grabbln vnne gripn,
Dar hab ick myne föding van,
Ick habdr ein schmucken kahten stan,
Den leth ick uillken nye henbwen,
Tho ehren einer jungen Frwen,
[691] Ick dacht wol, idt würd nicht lang werdn,
Myn oldeke möst baldt krupen in de Erdn,
Schold se noch lenger by my leuen,
De kop, hende, vnd föhte dedn er beuen,
Idt was nich möglick idt kond nicht wesen,
Nu hab ick my dat Höneken vthgelesen,
Dat iß thor gülden Kron hier ingegan,
Idt hafft ein schmucken nyen peltz an,
Ick hape se ward bald waddr vth kamen,
Gy Lüdeken hab gy se nicht vernamn?
Im schmuckn nyen peltz, myne Anneke?
O idt iß so ein wacker Plönneke,
Hafft nemand myne Anneke sehn?
So möhte dem Keerl lede sehen,
Se hafft em Eyer schölen bringen,
He mag se jo dartho nicht dwingen,
Dat se em moth de Eyer vthsitten,
Ick gef darümb twar einen Witten,
Dat ick möcht wehtn äfft fedr wer binnen:
Ick wold bald ein dorheit beginnen,
Vnd tho dem Keerll hen int huß lopn,
Wo se nich kömt, wil ick se ropn.
Sü wumne games käme gy vth?
Anneke myn Hartleue Brut.
ANNEKE.
I Vadr syn Söne, sind gydr ock hier?
Hadd gy my doch verfehret schier.
I Drewes, wo syn gy hierher kamen?
Gy könen idt wiße encken rahmen?
Syn gy mynthaluen in de Stadt gegahn?
DREWES.
Ja Anneke, dat hab ick trun gedahn,
Habb gy de Eyer verköfft thosamen?
ANNEKE.
Ja, ick habb ock dat Geldt bekamen.
DREWES.
De Vader sede my huden dat,
[692] Dat gy würdn hier gahn na der Stadt,
Vnne scholdn eine Kipe vol Eyer herbringn.
ANNEKE.
Moste gy denn fort ock hieher springn?
Wat mögn man seggen alle de lüde?
Gy wardn hier nütte nichne Brüde,
Gy scholdn leuer in Krog gan vnne schwolgn.
DREWES.
Meen Anneke, ick muste juw nafolgn,
Ick kan nich lange van juw wesen,
Vnd ick seh idt ock an juwer nesen,
Dat gy mick idll rechte gram nicht syn,
Gy sehn mick leuer als juwe Schwyn.
ANNEKE.
Wo habb gy juw Drewes Krönekyll?
DREWES.
Anneke, wy möthn jo habbn kortwyl,
Wy synd jo Brüdegam vnne Brud.
ANNEKE.
Synd gy dull? segge gy dat so ludt?
Ick dachte dat gy schwygen scholdn,
Beth dat wy Koste habben woldn.
DREWES.
Neen Anneke neen, dat schal nicht geldn,
Gy mögen flöcken edder scheldn,
De Vadr vnne Möme habbnd gesecht,
Dat ick juw schal wiß habbn tho echt,
Gy möhten juw summe Godt nicht schemn,
Ick mag juw wol eins in arm nemn.
ANNEKE.
Gy häbbn my jo neen gifft gegeuen,
Dat weth ick wisse enckn vnne euen,
Wo schol se denn juwe Brudt man syn?
DREWES.
Hört doch hartleue Anneke myn,
Juw Vadr hafft my juw thogeschlan,
Vnne gy habbn my de Hand drub dahn,
Wo schold gy nicht wesen myne Brudt?
[693]
ANNEKE.
Dat helptr nicht tho, dar ward nich vth,
Gy habben my noch nichtes geuen,
Gy mothnd Summe godt anders an heuen.
DREWES.
Wumne games, Anneke, wat gy seggn?
Will gy juw vp de Lunbanck leggn?
Wo gydt dohn, warde gy my bedröuen,
My dünckt gy wardn my wisse öuen?
My dünckt wis Anneke, idt iß juw will?
Ick seh idt juw an, gy syn so still,
Hebe Anneke, maket my nicht thom dohrn,
My dünckt gy habbn em achter den ohrn,
Hört Anneke leue Höneken myn,
Ehr idt dar schal angelegen syn,
So will ick juw wat thom schencke geuen,
Dat gy juw drup verlaten euen,
Ick habb hier einn Ringk by my steckn,
Ehr id juw daran schal gebrekn,
So will juw densüluen schenckn,
Dat gy scholen myner darby denckn,
Den dahler schöl gy ock verwaren,
Eiß einer mit den langen Haaren.
Nu weth gy hartleue Anneke myn,
Dat gy myn Schapken vnne Lemken syn.
ANNEKE.
I Drewes habdt gy doch groten danck,
Ick danck juw all myn leuenlang,
Den Ringk will ick juwenthaluen dregen,
Den olden Dahler ock flitig hegen,
Ick mag juw mynen Nesedock schenkn,
Dar scholl gy myner by gedenckn.
DREWES.
Myn leue Anneke ick dancke juw,
Vse sake iß jo faste nu,
Ick moth juw nemen in de arm,
Vnne holdn juw ein lüttick warm.
[694]
ANNEKE.
I Drewes ick darff hier nicht lange stan.
DREWES.
Ick wil mit juw na hußwart gan,
Wy möthn erst eins tho hope springn,
Ick habb hier wat dat kan wol klingn.
ANNEKE.
I ick weth nicht, wo ickt schal maken.
DREWES.
Gy habbn jo mit my dantzet vacken,
Gy möthn juw an den schlippen holdn,
O dat gydt man nicht wehten scholdn.
ANNEKE.
Ick weth jo wol ick hab nicht tydt.
DREWES.
Wy habben jo tho huß nicht wydt.
Dantzt hen ick will eins bald vppipen,
Holdet juw fast an myne stripen.
Ja Anneke, is juw de peltz nu warm,
Su nemt my schmuckeken in de arm.
ANNEKE.
Ick moth Summe Godt tho huß hen gahn.
DREWES.
Ick wil mit juw bald vppe de bahn,
Ick wil juw geuen dat geleide,
Willn tho huß wancken alle beyde.
Nu gode nacht Vollekes allthosamen,
Wy willn bald wadder tho juw kamen,
Ick will juw all thor köst bidden lahten,
In mynen schmucken nyen kahten,
Wo gy ock nich all werden kamen,
So schal juw de luchter thene verlahmen,
God nacht, god nacht, Vollekes thosamen.

Do dis Gesprech geschehen, entfellet dem Vincentio das Messer vnter den Tisch, nach demselbigen bückt er sich, vnd der Hertzog spricht.
SYLUESTER.
Herr Oberster, was machet jr?
Was habt jr vntr dem Tische für?
[695] Habt jr vieleicht etwas verlorn?
Nehms ewr einer bald auff davorn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es hat sich gnedger Herr, behendt
Das eisern schneident Instrument,
Das man zur zertheilung der Speiß
Zu brauchen pflegt nach alter weiß,
Damit der Schlung des Magens ehr
Vnd desto bas verdawe mehr,
Durch sein bewegung geschwindt vnd risch
Itzund verfügt vnter den tisch,
Vnd wir sein in wircklicher vbng,
Vnd dencken mit Göttlicher beliebng,
Widerumb das herauff zuuerschraubn.
IOHAN BANSSER.
Er lest rechtschaffn fliegn die Taubn.

Vincentius sitzt ein weil stille, als wenn er in gar tiefen gedancken were, vnd saget nichts.
SYLUESTER.
Herr Oberster mich wundert jtzt,
Wie jhr doch so gar stille sitzt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir giengn einmal in einen Waldt,
Ein Wild alda zu schiessen baldt,
Da bgegnet vns ein gros wild Schwein,
Welchs wir bericht, das da solt sein,
Vnd wusten solches etlich Jahr,
Das es altershalben blind war,
Vnd eines andern jungen Schwein
Welches allzeit solt bey jhm sein,
Des seinen schwantz im maule hielt,
Damit es den weg ging vnd fühlt.
Als wir nun dasselb Schwein ersahn,
Thetn wir vns bald hin zu jm nahn,
Vermeinen dasselb mit einem Armbrust
Durch den Kopff zuschiessen mit lust,
Schoßn aber auff die seite gantz,
Das jhm als bald abfiel der schwantz,
[696] Welchs thet vor grossen schmertzen entgehn,
Das alte aber blieb bestehn,
Vnd hat den schwantz im maule fein,
Denn es wust nicht wo aus odr ein,
Weil es von alter war gantz blind,
Da lieffen wir hinzu geschwind,
Sachn das wirs in die band bekamn,
Vnd den schwantz, dens im maul hat, namn,
Führten es noch zum Waldt heraus,
Bey Siebn meyl wegs, mit vns zu haus.
IOHAN BANSSER.
Das ist gewest ein seltzmer schuß,
Vnd daß das Schwein so folgen mus,
Aber bey dem wildtwerck vnd jagn,
Pflegt sichs wunderlich zu zutragn.

Vincentius schweiget ein wenig stille, vnd spricht darnach weiter.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wollen ewr Gnaden noch eins sagn,
Was sich mit vns hat zugetragn,
In einem Wald auff freyen wegn
Thet vns ein gros wildt Schwein begegn,
Das hat solch Zeen im maule stehn,
Die ein halb Ell lang rauß thettn gehn,
Vnd als wirs sachen wolts nicht weichn,
Krochn wir bald in ein alte Eichn,
Vns darin zu verbergen fein,
Als vns nu darin merckt das Schwein,
Hieb es durch den Bawm mit gewalt,
Das wir der Zeene jhr gestalt,
Zimlich lang wol konten ersehn,
Das vns bald wer ein schad geschehn,
Vnd als wir vnsern tolchen hattn,
Der am hefft hat ein breite blattn,
Hielten wir denselben fürs loch,
Da nu das Schwein arbeitet noch,
Verwirt es sich selbst mit den Zeenn,
Darnach wir vns sehr theten sehnn.
[697] Da fingen wirs im selben Zog,
Welches wol Sieben Centner wog.
IOHAN BANSSER.
Der Bawm mus alt gewesen sein,
Das also kont durchhawen das schwein.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ewr Gnadn verzeihs vns, das wir fragn,
Hats hier im Land auch wölff zu jagn?
SYLUESTER.
Ja mehr als vns lieb ist, sind do,
Wie fraget jr darnach also?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vns ist ein mal vor etlich Jahrn
Ein seltzamer boß wiederfahrn,
Mit einem Wolff im Winter kalt,
Da kamen wir in einen waldt,
Vnd ritten in dem Schnee gar tieff,
Daselbst ein starcker Wolff vmb lieff,
Vnd spert sein rachen auff gar baldt,
Als ob er vns verschlingen wolt,
Vnd lieff gerade auff vns zu,
Auff das wir würden erledigt nu,
Von der gefahr, musten wirs wagn,
Denn er wolt sich nicht lassen jagn,
Vnd erwischten mit vnser Hand
Des Wolffes schwantz, aus hochm verstandt,
Gantz vngestümb vnd eilend fein,
Durch den Hals in den Leib hinein,
Zogen denselbn nach vns gar starck,
Mit haut vnd haar, mit Bein vnd Marck,
Vnd kehrtn den Wolff vmb so behendt,
Wie ein Schuster den Schuch vmbwendt.
SYLUESTER.
Da mus euch trawn gewest sein warm,
Biß euch der Wolff nicht in den arm?
IOHAN BANSSER.
Das kan ewr Gnaden wol ermessen,
Das der Wolff nicht kont beissn noch fressn,
[698] Weil jhm der arm so gantz vnd gar
In den leib nein gestecket war.

Vincentius sitzt eine weile in gedancken, darnach spricht er.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Gnediger Herr wir wissen wol,
Das ewr Gnaden tust haben soll
Nach Gensen vnd Kranchen zuschiessn,
Vnd lassen sich kein müh verdriessn,
Auch sonst nach Federn wildpret gut,
Wie mans mit namen heissen thut,
Derwegen wir wol wündschen woltn,
Das Ewr Gnaden hetten sehn solln,
Vnsern Wildschützen, der ein mal
Mit schrot zwölff Kranche an der zahl
Auff einen schoß geschossen fein,
In die Flügel vnd in die Bein,
Ist zugelauffen in der eyl,
Das sie sich nicht erhobn die weil,
Vnd nimpt sie alle zwölfte auff,
Steckt sie vnter die gürtl zu hauff,
Vnd weil ohn das ein gros Wind war,
Habn sie sich all erholet dar,
Den Schützen also weggenomn,
Das wir nicht wissn wo er hinkomn.
IOHAN BANSSER.
Der Schütz mus seltzam han gedacht,
Vnd sich grausam gedanckn gemacht,
Als er so in die lufft ist komn,
Vnd von den Kranchen vff genomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln ewr Gnaden zum vberfluß,
Erzehln noch einen seltzamen schuß,
Welchen wir selber haben gethan.
Wir thetn einmal spatzieren gahn,
Da schoßn wir, vnd das glück gab,
Das wir einm Eichhorn schoßn ab
Den gantzen Kopff, welchs vns nam wundr,
Noch sprungs gleichwol vom bawm herundr,
[699] Vnd lieff weg, konten es nicht fangn,
Des morgens kam ein Bawr gegangn,
Der sagt vns, das es wer geschehn,
Er hett ein Eichhorn lauffen sehn,
Vnd wehr kein kopff gewesen dran,
Da machtn wir vns bald auff die bahn,
Bedachtn vns auff dem Wege fein,
Es must jo vnser Eichhorn sein,
Fundens, vnd Schossens noch ein mal,
Gleichwol sprungs noch rümb vberall,
Biß es rab fiel ins Wasser ebn,
Da must es sich gefangen gebn,
Vnd als vnser Schießhund hin wolt
Das ers herausser holen solt,
Biß es denselben in die Naaß,
Endlich bracht ers heraus ins graß.
IOHAN BANSSER.
Das ist ein wündrlich Schuß gewesn,
Als man sein tag nicht hat gelesn.

Der Hertzog jsset inmittelst einen Apffel, vnd jsst die Kern mit ein, da spricht Vincentius.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das ist ewr Gnaden trawn nicht gut,
Das sie die Kern mit essen thut,
Denn wir habn einen Man gekant,
Der wurd vns nicht mit namen genant,
Der viel Granatäpffl körner aß,
Da widerfuhr demselben das:
Es wuchs jm ein Granaten bawm,
(Wir sagn ewr Gnaden keinen trawm)
Aus den Nasenlöcher zuuorn,
Ja aus dem Munde, Augn, vnd Ohrn,
Welcher Bawm gut Granatn getragn,
Das können wir gewislich sagn,
Wir habens mit Augn gesehen an,
Vnd auch selbst gegessen dauon.
[700]
IOHAN BANSSER.
Die müssen gar gut sein gewesn,
Der hett ich auch gern mögn aufflesn.

Sitzt ein wenig stille vnd bedenckt sich.
SYLUESTER.
Herr Oberster, das jr so still sitzt?
Wolt jr denn nicht eins trincken jtzt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vnser durst ist nicht gros jtzund,
Wir dencken aber wol die stund,
Das wirs viel besser kunten machen,
Wie sichs gehört in solchen sachn,
Denn ein mal truncken vnser vier
Ein gantz lägel vol Maluasier.
Item, wir habn ein ander mal,
Welches geschach auff vnserm Saal,
Da waren vnser noch nur drey,
Aber wir trunckn herumber frey,
Sechzehn maß Wein in dreyen trünckn,
Das must in vnser Corpus sincken,
Das nicht blieb vbr ein einig tropff,
Da hatten wir einen starcken kopff.
IOHAN BANSSER.
Könt jr so trincken, so starck vnd sehr?
Vor meinn Dienr ich euch nicht begehr.
SYLUESTER
schweigt ein wenig stille, weiset darnach auff einen Hechtkopff, vnd saget.
Herr Oberster, sind bey euch im Landt
Solch grosse fische auch bekandt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
O ja, noch wol grösser als der,
Das wer nicht gut, wenn keiner da wer,
Es mögens Ewr Gnaden gleuben nicht,
Wie sich ein gar seltzam geschicht
In vnserm Land hab zugetragn,
Wie wir jtzt das wollen her sagn,
Von einem vberaus grossem Fisch,
Welchen wir han gesehen frisch.
[701] Wir thetn ein mal bey Winterszeitn,
Bey einem tieffen Wasser reitn,
Vnd sahn, das ein fischreise groß
Vnter den Eißschulffen herfloß,
Da dachten wir in vnser Sinn,
Es wehrn on zweifll gut Fische drin,
Berathfragtn vns mit vnsern Knechtn,
Wie wir sie doch herausser brechtn,
Der eine Knecht der ward nicht faul,
Ritt in das wasser mit dem Gaul,
In meinung, er wolt han den preiß,
Vnd aus dem Wasser holn die Reiß,
In deme kömpt ein grosser Fisch
Zu seinem vnglück, bald vnd risch,
Der jn mit sampt dem Pferdt verschlung,
Vnd wider zu rück schwam vnd sprung,
Da aber drey tag warn vergangn,
Da ward der Fisch am Land gefangn,
Denn er hat sich gelegt ans Landt,
Lag in der Sonnen an dem Randt,
Da machtn wir auß der tugent ein noht,
Vnd schossen den Fisch gar zu todt,
Mit einem Perschrohr starck geladn,
Weil er vns thete solchen schadn,
Vnd als er aufgeschnitten wardt
Schoß vnser Diener auff der fahrt,
Stracks herauß auff dem Pferde sein,
Damit er wahr gesprengt hinein,
Vnd kam also rauß vnuersehrt.
IOHAN BANSSER.
Hat man das auch sein tag gehört?
Jedoch wil ichs wol gleuben nu,
Weil sich in der Welt treget zu,
So manch seltzam ding vnd geschicht,
Welche zuuor geschehen nicht,
Ich hab auch gesehn an einm ort,
Das ein Brawpfann geschmiedet wurdt,
Die war so groß an beyden seittn,
[702] Das jhr dreyhundert dran arbeittn,
Die sassen von einander so weit,
Etliche Jahr vnd lange zeit,
Das keinr deß andern schlag kont hörn,
Die Pfann hielt man in grossen ehrn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Was wehren es dann vor vrsachen,
Das man die Pfann so groß ließ machn?
IOHAN BANSSER.
Der grosse Fisch deß jhr gedacht,
Der solte werden drein gebracht,
Das man jhn darinn sieden möcht,
Vnd darnach den zu Tische brecht.

Vincentius entsetzt sich, schweigt ein wenig still, darnach spricht er.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Haben ewr Gnaden auch Falcken hier?
SYLUESTER.
Ja, etliche, warumb fragt jhr?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vns ist einmal vor wenig Jahrn,
Ein seltzamer boss widerfahrn,
Mit einem Falcken vnd Reiger schön,
Da wir wollen auffs Weidwerck gehn,
Vnd vns mit vnserm Falckn ergetzn,
Da thetn wir einen Reiger hetzn,
Als abr der Falck hoch in der Lufft,
Den Reiger stieß, das es gar pufft,
Fieln sie herab, vnd ohn gefehr
Kam ein wildt Schwein gelaufen her,
Das verschluckt beyde gantz vnd gar,
Den Falcken vnd Reiger mit Haut vnd Haar.
Als wir nun dachtn, sie wehrn verlohrn,
Lieffn wir das Schwein an, in einm Zorn,
Fingn es, vnd schnittens darnach auff,
Da kamn sie vnuersehns zu hauff,
Der Falck vnd Reiger herauß geflogn,
Recht auß deß wilden Schweines Magn,
Da hett man sollen Wunder schawen,
Wie jn der Falck hielt mit den Klawen.
[703]
IOHAN BANSSER.
Ihn mus recht bang gewesen sein,
Ehe sie sind komen aus dem Schwein.

Vincentius sitzt eine weile stille.
SYLUESTER.
Herr Marschalck lasset nu auffhebn,
Weil nu nicht mehr ist auff zugebn.

Es wird auffgehoben, vnd sie stehen mit einander auf. Gratiarum actio.
3. Szene
Scena tertia.
Vincentius Ladißlaus. Syluester. Valerius. Iohan Bansser. Marschalck. Vincentius nahet sich wider zum Hertzog vnd spricht.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es ist vns newlich wurdn erzehlt,
Das ewr Gnadn ein gut Music helt,
Wir wolten wol sie kehm herfür,
Wir habn vnser Music auch hier,
Wenns ewr Fürstliche Gnadn begehrn,
Sol sie sich allhier lassen hörn.
SYLUESTER.
Sie soll herkommen jtzund bald,
Seht das die Ewr auch werd bestalt.

Zum Marschalck.

Herr Marschalck, Habt jrs wol vernomn?
Last die Musicanten herkomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri, von stund
Bringt vnsr Music auch her itzund.
VALERIUS.
Edler vnd Ehrenuester Herr,
Ich vernehm Ewr Ehrnuest begehr,
Ich wolt jtzt mich erheben gleich,
Mit wirklicher vbung von euch,
Dieselb zuuerordnen heran
Weil es Ewr Ehrenuest wil han.
VINCENTIUS LADISZLAUS
spricht weiter.
[704] Wir habn vns jederzeit beflißn,
Solchs auch in der Jugend thun müssn,
Da vns ist worden zu gerahtn,
Zu Ritterlichen Künstn vnd thatn,
Vnd sonderlich im fechtn vnd kempffn,
Da können wir bald einen dempffh,
Wie wir denn dermassen geschwindt,
Geübet, vnd erfahren sindt,
Das wir nicht gleuben, das dergleichn
In der Welt vns das Wasser reichn,
Ja wir sind deß Rappiers so mechtg,
Das können wir führen so prechtg,
Vnd einen auff den Kopff flugs stossn,
Da schlagen wir warlich keinen blossn,
Welchen auch wir vns nehmen für,
Der kriegt ein stoß drey oder vier,
Vnd wann ein ander denckt vnd meint,
Das wir noch gar weit von ihm seindt,
So hat er schon die Wehr im Leib,
Mag sehn, wie er den schadn vertreib,
Wie wir denn auch schon wissn bereit,
Wenn wir die Wehr hengn auff die seit,
Was wir gegen den Feind wolln brauchn,
Wie wir jhn wollen schlagn vnd stauchn,
Wir habens auch offtmals thun wagn,
Vnd etliche geraufft, geschlagn,
Ja offt vier oder fünff zugleich,
Die habn von vns bekomn ein streich,
Die schlugen wir zu bodem niedr,
Vnd wir wurdn nicht berüret wiedr,
Vnsr fechten ist auch nicht gemein,
Dann wir fechtn im Rappier allein,
In dem Rappier vnd welschen Dolchn,
Wie wir jtzt führen einen solchn,
Im Rappier vnd Mantel mit ziern,
Auch wol zugleich mit vier Rappiern,
Vnd wies nur müglich zuerdenckn,
So können wir vns damit lenckn.
[705]
SYLUESTER.
Wir haben auch einn der fechten kan,
Wolt jhr einen gang mit ihm gahn?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln ewr Gnaden thun bericht,
Wir fechten aber anders nicht
Als scharff, sonst nicht, vnd mit der Wehr,
So wir auff der Seit führen her.
SYLUESTER.
Ey das dörfft jhr mich nun nicht lehrn,
Man ficht auch wol in stumpffen Wehrn,
Iohan, geh mit jhm einen Gang,
Die zeit die wird vns sonst zu lang.

Vincentius vnd Iohann Bansser legen die Mäntel ab, nemen die Rappier, vnd gehen zusammen, vnd wie Iohann zu jhm eindringet, weichet er entlich, vnd spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ey was wir mögen jtzt nicht fechtn,
Er ficht lincks, vnd wir mit der Rechtn,
Wir habn vns nicht gewehnt dazu,
Vnd ist ohn deß gar hitzig nu,
Wir möchten einen spott einlegn,
Vnd würde sich ein lachn erregn,
Vnser Schreiber Valerius,
Der thut es gerne ohn verdruß,
Soll vom newn einn Gang mit ihm gehn.

Vincentius ad Valerium.

Domine Valeri lasst sehn,
Hebt auff im Tolch vnd im Rappier,
Einn gang zween, drey, oder gleich vier,
Wie jr wisst hie, vnd vor der zeit
Von vns wol vnterwiesen seid.
VALERIUS.
Edler vnd Ehrenuester Herr,
Ich vernehm ewr Ehrnuest begehr,
Ich bin bereit solches zu thun,
Abr es kömpt da die Music nun.
[706]
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ey so wolln wir es lassen bleibn,
Die zeit mit der Music vertreibn.

Inmittelst kömpt die Musica. Des Hertzogen Instrumentisten Musicieren erstlich, denen hört er mit grosser Wunderung zu, der Hertzog fraget jhn.
SYLUESTER.
Herr Oberster was düncket euch,
Ist vnser Music ewrer gleich?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Zimlich, aber wenn sich lest hörn
Vnser Music, sagn wir bey ehrn,
Wird man bald hörn ein vnterscheid,
Das sie vngleich sind alle beid.
SYLUESTER.
Wie gefeit euch denn vnser Baßist?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
So zimlich wol, als er denn ist,
Wir haben aber vor der zeit
Einen gehört, war vber jn weit,
Der brumt so starck, das ein gewelb
Obn in der Kirchen von sich selb
Enzwey burst, als wir drinnen wehrn,
Vnd wenn er nicht hett müssn auffhörn,
Wer das gewölb gar eingefalln,
Vnd vns erschlagen ein mit alln.
IOHAN BANSSER.
Der Kalck ist leiden schlim gewest,
Vnd das gewölb nicht gschlossen fest,
Der Meister, der es auch gemacht,
Hals nicht genomn in gute acht,
Mus vnuerstendig sein vmbgangn,
Vnd es nicht recht habn angefangn.
SYLUESTER.
Wie gfelt euch denn der Discantist?
Wisst jr einen der besser ist?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Er ist zimlich gut, kan paßirn,
[707] Abr wir habn einn hört musicirn,
Der so lieblich sung auff ein zeit,
Vnd vbertraff des sein stim weit.
SYLUESTER.
Was war es doch für ein gesang?
Wars denn so ein lieblicher Klang?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wollens ewr Fürstlichn Gnaden sagn,
Wie sichs damit hab zugetragn,
Als wir einmal ein Reiß vernahmn,
Vnd wie wir wiedr zu Hause kamn,
Hörten wir gar ein lieblichen Gsang,
Das wir vor Lieb wurden gar kranck,
Vermeinten anders nicht allda,
Dann das es wehr ein schön Jungfraw,
Do wir vns aber sachen vmb,
War es ein Storch mit seiner stim,
Der stundt auffm Dach sang das es prangt,
Nach grüner Farb mein Hertz verlangt.
IOHAN BANSSER.
Das passirt vor einn lieblichn Gsang,
Ich hört einmal, es ist nicht lang,
Ein Wachtel sung gar lieblich auß,
Ein sondrlich Melodey gar krauß,
Wer weiß obs war ist, obs ist war,
Wahr ists was die Leut sagen dar.

Vincentius wird zornig, vnd spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wer? was? wie? Heisset jhr vns lügen?
Meint jhr wir wolln jhr Gnadn betriegn?
IOHAN BANSSER.
Behüt vns beyden Gott dafür,
Ich heiß euch jo nicht lügen hier,
Ich sag bericht wie es geklungn,
Vnd was die Wachtel vor wort gesungn.
SYLUESTER.
Herr Oberster, verschafft doch schnell,
Das sich ewr Music auch einstell.
[708]
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wans nur ewr Fürstlich Gnad wil han,
Domine Valeri, hört an,
Lasst vnser Music kommen nehr,
Vnd bringt vns das Pandor hieher,
Wir wollen selber auch mit spielnn,
Bringt vns auch ein par Federkielnn.

Immittelst traten sie zu jm, vnd er spricht weiter.

Gnediger Herr wir fragen mehr,
Vnd bitten vmb Verzeihung sehr,
Brauchn ewr Gnadn Instrumentistn auch
Die Querpfeiffn, wie sie im gebrauch?
SYLUESTER.
Ja solln sie nicht, wie fragt jhr so?
Ich gleub sie habn sie bey sich do.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es felt vns jtzundt etwas ein,
Das ewr Gnaden wird wunder sein
Das wir dasselb erzehlen müssn,
Wens ewr Gnaden nicht thet verdriessn,
Wir habn ein Papegogn gehabt,
Der war graw, vnd also begabt,
Das er auff der Querpfeiffen kundt
So lieblich Pfeiffen mit seinem Mund,
Das wirs auch gleuben nimmer nicht,
Das ein Mensch so sey abgericht,
Auch nicht solte gefunden werdn,
Ders jm nachthet auff dieser Erdn,
Vnd er ist vns worden verdorbn,
Das er auff dieser reiß gestorbn,
Sonst woltn wir ewr Durchleuchtigkeit
Denselbn verehrt habn jtzger zeit.
SYLUESTER.
Das wer mir gewest ein groß geschenck,
Ich hets auch wolln sein ingedenck.
IOHAN BANSSER.
Das wolt ich gern, das es geschehn,
Ich hett jn auch könn hörn vnd sehn,
[709] Denn ich verwundr mich vber die maß,
Wie er hab können machen das,
Vnd mit dem krummen Schnabel doch
Ein ansatz gehabt am Mundloch.
SYLUESTER.
Herr Oberster last doch einmal,
Ewr Music hören auff dem Saal.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Last sehn, singt erst, darnach wolln wir
Die Instrumentisten auch nemen für.

Sie Musicirn zusammen, Es ist aber falsch, was sie machen, vnd dissoniert durchaus, so wol im Singen als Instrumentiren. Nach dem Singen spricht Vincentius.

Nu habn wir Musicam Vocalem,
Last nu auch hörn Instrumentalem.

Vincentius stelt sich gar geschefftig mit dem Pandor zu stimmen vnd zu schlagen.
IOHAN BANSSER.
Nu vorwar das mus sagen ich
Das der Music verwundert mich,
Als ichs zuuor nicht gleuben kunt,
So mus ich doch bekenn jtzund,
Das ein groß vnterschied darbey
Von meines Herrn Music sey,
Aber wie ich jtzt hab vernomn,
Wo mir dergleichen ist vorkomn,
So wil ich nicht gesund auffstehn,
Noch hier von dieser stedte gehn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri, greifft zu,
Nemt wiedr zu euch das Pandor nu,
Wir wolln damit machn ein endt,
Vnd tragts in vnser Losament,
Wir haben vns, vnd jhr auch all
Gnugsam bewiesen dieses mal.
4. Szene
[710] Scena quarta.
Syluester. Vincentius Ladißlaus, etc.

SYLUESTER.
Herr Obrster, ist euch lang die zeit?
Mich dünckt das jhr vnlustig seid,
Weil jhr gebt einen Kempfr vnd Ringr,
Seid jhr denn auch ein Tantzr vnd Springr?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir glauben nicht das sey ein Mann,
Der als wir springn vnd tantzen kan,
Noch vnsers gleichen werd gefundn,
Es hat vns keiner vberwundn.
SYLUESTER.
Wir haben auch etlich Diener hier,
An vnserm Hoff drey oder vier,
Die sonst auch springen vnd tantzen fein,
Vnd zimlich wol geübet sein:
Wolt jhr euch nu was exercirn,
Vnd mit einander recreirnn,
So thut jhr vns ein gefallen nun.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das wollen wir hertzlich gerne thun.

Sie springen etliche Sprünge, die thut er nach gar schlim, etliche aber kan er nicht thun, entschüldiget
sich vnd spricht.

Das könn wir nicht thun in die leng,
Denn diß Kleid ist vns etwas eng,
Wir haben auch vertrettn den Schenckl,
Gleich hier am Knorren oder Enckl,

Nach dem springen wird getantzet, im tantzen aber, wie er sich so vmbdrehet, fellet er, gibt darnach für, vnd spricht.

Ey da stiessn wir vns gar sehr,
An einen Nagel hart vnd schwehr.

Nach diesem tantzet er mit der Jungfrawen Angelica, vnnd stellet sieh gar freundlich im tantzen mit Geberden gegen sie, vnnd sie mercket, das er mit einem Hasen schwanger gehet, lächelt jhn derwegen an, vnd er meinet nicht [711] anders, sie habe jn lieb, vnnd brüstet sich gewaltig, in dem entfelt der Jungfrawen ihr Schnuptuch, da ist er stracks bereit, vnd hebt denselben eilend auff, vnnd mit grosser Reverentz, vnd gibt ihr denselben wieder.
SYLUESTER.
Herr Oberster, vnser Gemählin,
Wolt gern in jhr Gemach gehn hin,
So nehmet doch vrlaub von ihr.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Geliebt jr Fürstlichn Gnadn von hier?

Gehet mit grosser Reverentz vnnd Ehrerbietung, vnd Höfligkeit, sonderlich, wie er zu der einen Jungfrawen kömpt, so Angelica heisst erzeigt er sich gar freundlich, vnd höflich, darnach gehet das Frawenzimmer abe.
5. Szene
Scena quinta.
Syluester. Vincentius Ladißlaus, vnd die Diener etc.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Gnediger Herr, wir könn mit nichtn
Ewr Gnaden etwas zuberichtn
Vmbgehn vnd vnterwegen lan,
Vnd in geheim solchs zeigen an:
Bitten derhalb sie woll vns hörn,
Vnd das die Dienr vns nicht verstörn,
Woll sie Ewr Gnadn laßn gehn hinein,
Weil es geheime sachen sein.
SYLUESTER.
Ihr Diener tret ein wenig ab
Weil ich etwas zuschaffen hab.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Gnediger Herr das ist vnser bericht,
Wir könn es vnterlassen nicht,
Aus grosser angst, qual, martr vnd pein,
Darinnen wir jtzunder sein,
So wir in vnserm hertzen tragn,
Ewr Gnadn zu offenbahrn vnd klagn,
Solch vnser groß vnd hoch anliegn,
Welchs wir nicht können haltn verschwiegn,
[712] Das wir aus angeborner trew,
Vnd eingepflantzter Lieb dabey,
Gegn der schönen Angelica,
Die jtzt hier hat gesessen da,
Mit vnserm Hertzn also dermassn,
In Lieb entbrandt vnd eingelassn,
Das wir auch auff der gantzen Erdn,
Kein andere begehren werdn,
Zum Ehegemahl vnd Bettgenossn,
Das sie mit vns leb vnuerdrossn,
Als ebn dieselb Angelica.
Vnd weil wir haben jtzt allda,
So viel aus jhrn Geberden fein,
Vermercket, die gar zierlich sein,
Das sie wegn vnsr Geschickligkeit,
Erfahrenheit, vnd auch Schönheit,
Zu vns vnd auff vns hab gefast,
Der Lieb ein sonderliche Last,
Vnd auch ein Aug auff vns geworffn,
Das wir ewr Gnadn wol sagen dorffn,
Dieweil dann hier ewr Gnaden nun,
In diesen Sachn viel guts könn thun,
Als wolln wir diese bitt anbringn,
Das vns die Heyrath mög gelingn,
Sie wollen es zu Wercke richtn,
Vnd solchs zum guten ende schlichtn,
Denn solte solches nicht geschehn,
So müstn wir sterben vnd vergehn,
Vor angst, trawren, vnd Hertzenleid,
Da sey Gott vor in ewigkeit.
SYLUESTER.
Ich habs wol gmerckt, es ist nicht ohn,
An allen jhrn Geberden schon,
Das sie euch must lieb haben ebn,
Denn ich hab achtung darauff gebn,
Das sie auff ewr wort fleissig hört,
Vnd sich sonsten an nichts nit kehrt,
Insonderheit zu vielen mahln,
[713] Hat sie ein vberauß grossn gefalln,
An ewrem springn vnd tantzen fein,
Das michs wol dünckt im sinne mein,
Die Heyrath euch zu weg zu bringn,
Ich wil abr erstlich von den dingn,
Mich vnterredn mit meinm Gemahl:
Abr mir ist leide auff den fall,
Die Jungfraw werd mir gleuben nicht,
Wo sie nicht jrgndt ein zeichen sicht,
Darumb so müst jhr mir eins gebn,
Das sie sich darnach richte ebn,
Vnd ichs jhr weiß, vnd nehms mit mir,
Sonst meint sie wol ich spottet jhr.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
O von der red wirdt vnser Hertz
Dermassn erfrewt, brindt wie ein Kertz,
Das wann vns einr gut Bottschafft brecht,
Es vns aus dem Leib springen möcht,
Vnd bittn Ewr Gnaden nochmals nun,
Sie wollen doch das beste thun,
Vnd wolln zum Zeichen vnd beding,
Ir verehrn diesen güldnen Ring.

Gibt jm den Ring.
SYLUESTER.
Nu ich wils außrichten mit fleiß,
Wie ichs am aller besten weiß,
Geht jr in meinn Marstall dieweil,
Vnd beseht allda meine Geul,
Ich wil euch bald in kurtzer zeit,
Vermöglich sagen gutn bescheidt.

Vincentius gibt dem Hertzog mit grosser Ehrerbietung die Hand, vnd der Hertzog gehet abe.
6. Szene
Scena sexta.
Vincentius Ladißlaus. Valerius. Balthasar.

VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri wir hoffn,
Wir wolln hier wol habn angetroffn,
[714] Vnd nicht vmbsonst sein hier gewesn,
Wir habn vns eine außerlesn,
Die wir ehelichen freyen wolln,
Vnd zum Bettgenossen haben solln.
VALERIUS.
Edler vnd Ehrnuester Herr,
Ich bins von Hertzen erfrewet sehr,
Vnd hörs gar gern jtzunder nu,
Gott geb Ewr Ehrnvest glück dazu.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln anthun ein ander Kleid,
Geht bald fort es ist nicht viel zeit,
Vnd leget vns die Kleidr herauß,
Das wir vns vmbkleiden im Hauß,
Vnd eins außlesen vnter alln,
Welchs vns am besten wird gefalln.

Valerius leufft vorhin, Vincentius gehet in seinem prangen mit Balthasaro Hernach, vnd abe.

Argvmentvm Actus sexti

Argvmentvm Actus sexti.

Im sechsten Actu höret an,

Wie es Vincentio thut gahn,

Nach dem der Fürst mit seinm Gemahl,

Sich vnterredet auff dem Sahl,

Vnd nimt den Marschalck auch dazu,

Was man doch mit Vincentio thu,

Weil er Angelicam wil han,

Das man ein kurtzweil richte an,

Vnd ließ einn Brieff an jn fein machn,

Das sie geneigt zu dieser Sachn,

Vnd sich mit jhm wolt lassen ein,

Es solte ja vnd wille sein:

Der Marschalck diesen anschlag thut,

Vnd spricht, das ers anseh vor gut,

Das man einn Knabn verkleiden möcht,

Vnd zu jm in das Brautbett brecht,

[715] Abr vnter deß Vincentzen stett,

Das man ein Wann mit Wasser hett,

Welch da must fein verborgen sein,

Vnd er fiel in das Bad hinein.

Darauff muß Juncker Adrian,

Bald zu Vincentio hin gahn,

Das er kom zu dem Hertzog wiedr,

Vincentius geht stoltz auff vnd niedr,

Der Hertzog sagt jm antwort da,

Von der Jungfraw Angelica,

Das er das Gwerb hab angefangn,

Vnd soll jm nicht sehr lassn verlangn,

Die Jungfraw sitz vnd schreibe nun,

Woll jhm ein schrifftlich antwort thun,

Vincentius danckt hoch vnd sehr,

Das jhm wiedrfahren solche Ehr,

Vnd ehe solchs wird ins Werck gericht,

Erzehlt er noch etlich Geschieht,

Die nimmermehr geschehen sind,

In welchn er vberauß geschwindt.

Vnter deß wird jm der Brieff gebracht,

Denselben er alsbald auffmacht,

Findt ein Schnuptuch darein gelegt,

Solchs jm sein Hertze gar bewegt,

Endlich wird das Brautbett gemacht,

Darein die Braut wird gebracht,

Vincentium man auch drein setzt,

Feit in das Badt wird eingenetzt,

Da lacht alls was nur lachen kan,

Herr Vincentz kömpt herauß gegahn,

Vnd ist wol zornig vbr die maß,

Wird abr gejaget auff die Straß,

Vnd von den Jungen wol vexiert,

Verlacht verhöhnt, vnd wol schimpfiert,

Das ist seinn recht verdienter lohn,

Bringt jhn vor sein Hoffart davon.

Wir bittn wolt zuhörn vnd still stehn,

Seht zu, wie das Badt wird angehn.

[716]

6. Akt

1. Szene
Scena prima.
Syluester. Elenora. Marschalck.

SYLUESTER.
Ja wie dünckt euch doch bey dem Mann?
Der heut zu vns ist kommen an?
ELENORA.
Ich halt jhn für einen Narren zwar,
Nichts anders ist es, das ist war.
MARSCHALCK.
Das ist er auch fürwar rechtschaffn,
Er gibt doch einen guten Affn,
Ist auch mit aller eigenschafft,
Eins hoffertigen Narrn behafft.
SYLUESTER.
Ich bin jtzund sein gwerbes Mann,
Er wil vnsr Jungfrawn eine han.
ELENORA.
Ey das gleub ich doch nimmermehr.
SYLUESTER.
Es ist nicht anders, fürwar ich schwer.
ELENORA.
Was wil er denn für eine habn?
SYLUESTER.
Der Narr hat wunder seltzam Gabn,
Zeucht sich in sinn, das vnsr Jungfraw
Ihn lieb hab die Angelica,
Hat sein Gemüt auff sie dermassn
Gesetzt, vnd wil sie nicht verlassn,
Vbr das hat er mich auch bericht,
Das, wann er sie bekeme nicht,
So müst er sterben vnd verzagn,
Das thet er mir gar sehnlich klagn,
Er gab diesen Ring auch hier,
Das ich denselbn soll geben jr,
Zum Zeichen seiner grossen Lieb,
Derhalbn er auch der Meinung blieb,
[717] Weil ich jhm vertröstung gethan,
Die Heyrath jr zu tragen an,
Das würd zum guten weg gebracht,
So hab ich nun also gedacht,
Weils doch ein Narr ist in der Haut,
Vnd er so gerne hett ein Braut,
So schadete es jhm gar nicht,
Das man jhn führte vmb die ficht,
Vnd tummelt jhn rechtschaffen wol,
(Den Narrn mit Kolbn man lausen sol),
Drumb ich jhn vberreden wolt,
Die Jungfraw wehr jm hertzlich holdt,
Vnd hett von mir den Ring bekomn,
Ihn auch mit dancke angenomn,
Vnd das sie solchs jtzunder thet,
Ihr gmüdt zuschreibn in willens hett,
So wolt ich ein Brieff machen lassn,
In jhrem Namen, dieser massn,
Das es soll ja vnd wille sein,
Vnd sich der Narr hoch brüstet fein.
ELENORA.
Es wehr ja wol, ich habs vernomn,
Abr sie möcht in ein Geschrey komn?
SYLUESTER.
Ey jederman weiß es ja wol
Das der Narr fast ist rasnd vnd toll.
MARSCHALCK.
Ewr Gnadn halt mirs zu gute doch,
Das ich von jhm auch rede noch,
Ich dacht, wenn er den Brieff bekomn,
Vnd den Inhalt darauß vernomn,
Das er nicht anders meinen thut,
Die Sachn wehrn all richtig vnd gut
Das sie den einen Edlen Knabn,
Mit Frawenkleidern bekleidet habn,
Vnd das man jhn als denn fein hett,
Zu jhm gesetzet in das Bett,
[718] Vnd jhm (dem Narrn) zur andern Seittn
Solt man ein wann mit Wassr bereittn,
Das must fein vntn verborgen sein,
Alsdann würd er falln hinein,
So giengs fein ab vor einen schertz,
Vnd machet vns ein frölichs Hertz.
ELENORA.
Das laß ich mir gefallen trawn,
Ich möchte wol selber mit anschawn.
SYLUESTER.
Herr Marschalck bestelts bald in ein eyl,
So wil ich mit jhm redn dieweil.

Immittelst kan das alles zu Wercke gerichtet werden. Gehen abe.
2. Szene
Scena secunda.
Adrian. Vincentius Ladißlaus.

ADRIAN.
Mein Herr hat mir jtzundt befohln,
Das ich soll den Phantastn herholn,
Mit Lügen hat er gute Gabn,
Nu wird er wiedr ein Sack voll habn,
Die er weiter vorbringen kan,
Wann er zu meinem Herrn kömpt an,
Ich bin zu Hofe allbereit,
Gewesen eine gute zeit,
Wüst aber nicht das es geschehn,
Das ich seins gleichen hett gesehn,
Do ich doch sonst kenn manchen Hasn,
Leimstengler, groß, vnd auffgeblasn.
So hab ich auch niemals gehört,
Solch groß vnd schrecklich Lügenwort.
Sich da kömpt er gleich hergegangen,
Nach dem mein Herr hat ein verlangen.

Immittelst er so gehet, begegnet jm Vincentius mit seinen Dienern, vnnd hat ein ander Kleid angezogen, vnnd Adrian spricht zu jm.

Mein guter Freund, mein Herr begert,
[719] Das jr nun wieder vnbeschvert,
Zu seiner Gnaden wolt ankomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ja, ja, wir Habens wol vernomn,
Wir sind jtzt in wircklicher vbng,
Vns zuuerfügen mit beliebng,
Zu jhr Fürstlichn Durchleuchtigkeit,
Vnd wir sein jtzundt diese zeit,
Gewesn in derselben Marstall,
Vnd habn die Pferde allzumahl,
Die schön vnd hübsch warn, wol besehn,
Vnd wann wir zu ihrr Gnaden gehn,
Wolln wir dauon zu redn anfangn.
ADRIAN.
Seht da kömpt mein Herr hergangn.

Vincentius gehet gar stoltz herein, vnd als er den Hertzogen siehet, rücket er den Mantel zu rechte, besiehet sich in beyden Seiten, vnd setzet den Hut auff ein Ohr.
3. Szene
Scena tertia.
Syluester. Vincentius Ladißlaus. Iohan Bansser. Valerius, etc. Syluester gehet Vincentio entgegen, gibt jhme die Handt, vnd spricht.

SYLUESTER.
Herr Oberster, ewr glück wird komn,
Die Jungfraw hat den Ring genomn,
Vnd wil euch schrifftlich antwort gebn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ach nu erquickt sich vnser lehn,
Ewr Fürstliche Durchleuchtigkeit,
Hab grossen danck in ewigkeit.
SYLUESTER.
Sie salzt sich vbr, vnd ließ als bleibn
Sagt das sie wolt jr Gmüt euch schreibn,
Ich merck, das sie euch sehr ist holt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das nehmn wir nicht vor rottes Goldt,
[720] Ach vnser Hertz ist frewden voll,
Gott geb das vns gerahte wol.
SYLUESTER.
Herr Oberster wie hats gangen heut?
Ist euch auch lang gewesn die zeit?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
O nein, wir, vnd die Diener all,
Warn jtzundt in ewr Gnadn Marstall
Vnd habn derselben Pferdt besehn,
Daran vns ist ein Gfall geschehn.
SYLUESTER.
So haben sie euch wolgefalln?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ja zimlich, aber vor den alln
Hattn wir ein Roß, deßgleichen wir woltn,
Das Ewr Gnadn ein solchs haben soltn.
SYLUESTER.
Was wahrs für eins? wars denn was werth?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es war ein Neapolitanisch Pferdt,
Das hattn wir abgericht der massn,
Das es kondt alles thun vnd lassn,
Was wir jm nur befehlen thettn,
Wenn wir gleich Ruttn noch Sporn nit hettn,
Welchs vor den Hünern vnd Hasen stundt,
Nicht andrs als ein vorstehnder Hundt,
Denn wir ritten einmal bey Nacht,
Da vns dasselbe Pferdt hinbracht,
Durch einen Busch im Walde fein,
Darinn war ein klein Wässerlein,
Das Pferdt, das spitzt die Ohrn, vnd stundt,
Da mercken wir wol was es begundt,
Vnd nahmen vnsern Stein herfür,
Welchn zu Venedig kauften wir,
Vnd der zuuor war Holtz gewessn,
Vnd auß dem Meer hernach erlessn,
Nach langer zeit ein Stein wordn war,
Vnd deß Nachtes scheine hell vnd klar,
[721] Die Tugendt bey jhm stets thet bleibn,
Das man dabey kondt lesn vnd schreibn,
Allda ersahen wir drey Hassn,
In einem Busch beysammen grassn,
Vnd wol drey hundert Enten fein,
Die schwummn da auff dem Wässerlein,
Erschossn davon nicht mehr als siebn,
Das sie daselbst liegend bliebn,
Denselben wir nicht durfften trawn,
Denn vns vielleicht ein Gspenst macht grawn.
IOHAN BANSSER.
Das Pferdt muß sein mit tugndt begabt,
Vnd ein gut scharff Gesicht gehabt,
Das es gesehn die Entn vnd Hasn,
Odr hat gehabt ein dünne Nasn,
Das es die Enten hat gerochn,
Ich gleub, vorher wol etlich wochn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Imgleichen habn wir auch gehabt,
Ein Spannisch Pferdt, das war begabt,
Welches so offt es hat vernomn,
Vor König oder Königin zukomn
Odr sonst wann mans vor einen brecht,
Der gewesen wehr aus Herrn Geschlecht,
Hat es gefalln auff die Knie niedr,
Von einem auff das ander wiedr,
Vnd jhnen Reverentz gethan,
Das man ein lust da schawet an.
Darnach hat sichs vber drey stundn,
Auffm Platz eins Tisches breit gefundn,
Vnd sich getummelt ohn auffhörn,
Biß drey stunden vergangen wehrn,
Das auch zu vns als bald zur Handt,
Der König zu Hispanien sandt,
Ließ anzeigen, es Jammer jhn,
Des Pferdts, wir sollen doch abziehn.
Wie wir demnach abzögen dar,
Da tumlt sichs auff demselben Eyß,
[722] Noch vbr zwo stundn auff seine weiß,
Vnd rennten noch Curir dar auff,
Es gleittet auch kein mal im Lauff,
Vnd hette noch dazu kein Stahl,
Auff seinen Eysen vberall,
Do das der König nu erfehrt
Wolt er vns hau dafür verehrt,
Sechs tausent duppelt Ducatn,
Vnd zween schön Hengste wolgerahtn,
Wir aber thetens jm abschlagn,
Darüber auch, wir hörten sagn
Das er hefftig erzürnet wehr.
Dasselbe Pferd kondt niemandt mehr,
Als wir selber reitten allein,
Sonst niemand wolts gehorsam sein,
Vnd wann wir jm nicht allzeit ebn,
Ehe wir auffsassn ein Maulschell gebn,
So war es voll trawren vnd grim,
Vnd dacht wir zürneten mit jhm,
In Summa wir können nicht all
Des Pferdes Tugend erzehln zumal,
Denn es auch wiederholen kundt
Aus dem Wasser als ein Schießhundt.
IOHAN BANSSER.
Das ist ein köstlich Pferdt gewesn,
Dergleichn ich nicht gehört noch glesn,
O wann man der viel haben kundt,
So dürfft man nicht haltn so viel Hundt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das Pferdt wolt einmal vnser Knecht,
Bereittn, das ers in vbung brecht,
Vnd griffs etwas mit Sporen an,
Weils abr niemand als vns wolt han,
Vnd wolts nicht leidn, da warff den Knecht
Aus dem Sattel vnd Stieffeln recht,
Vnd welchs noch zuuerwundern war,
[723] Die Stieffel vnd Sporn gantz vnd gar,
In den Stiegbügeln stehen bliebn,
Das der Knecht brach im Leib drey Riebn.
IOHAN BANSSER.
Der Knecht muß mit den Füssen sein
Fest getrettn in die Bügl hienein,
Odr sonsten vbel habn gesessn,
Ihm hat nicht wol geschmeckt das essn.

Silentium.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ewr Gnadn werdn auch ohn zweiffel han,
Ein guten Reitschmidt, der was kan?
SYLUESTER.
Ja es sind etlich Schmiede hier,
Ahr wes halben fraget ihr?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir haben einen Schmiedt gehabt,
Der war mit solcher Kunst begabt,
Das er ein gantzes Regiment
In vollr curir einm Pferdt behendt,
Ein Eysen aufzuschlagen begundt,
Vnd jhm am renn nichts hindern kundt.
IOHAN BANSSER.
Der Schmidt muß trawn gewißlich fein
Seinr Kunst ein Meistr gewesen sein,
Ein grade Faust halt er gehabt,
Muß auch lang sein damit begabt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir müssn Ewr Gnadn noch eins berichtn,
Weil wir reden von solchn Geschichtn,
Von einem abgerichten Pferdt,
Das wegn der Tugendt war viel werth,
Ewr Gnaden werdens glauben kaum,
Doch ists geschehn, es ist kein Trawm.
Wir hattn ein Pferdt gar außerlesn,
Mit dem wir einmal außgewesn,
Vnd satztn mit jhm in ein Moraß,
Der war tieff, sumpfig, vnd voll Graß,
[724] Da riß das Pferdt ab all vier Eysnn,
Wie wir nun ferner wollen reisnn,
Vnd solchs im reittn vermerckten fort,
Kehrtn wir vns wider zu dem ort,
Da war das Pferdt so abgericht,
Das es gerad die Eysen krigt,
Gleich alle vier in einem Sprung,
Vnd vns so wunderlich gelung,
Das sich die Nägel wiedr zu zogn,
Vnd in die krüm auch fein zu bogn,
Das also das Pferdt gantz vnd gar;
Mit allen Eysn versorget war,
Wie wir dennoch acht grosser Meiln,
Am selben tage thetn ereyln,
Vnd deß Abends da wir zu Hauß,
Da war nicht ein Nagel herauß.
IOHAN BANSSER.
Das ist gewesn ein grosses glück,
Welchs nicht allzeit so ist im Gschick,
Vnd wenn man hett viel solcher Pferdt,
Die weren trawn viel gülden werth,
So dürffte man den Schmieden ebn,
So viel Geldt zubeschlagn nicht gebn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir müssn Ewr Gnadn noch eins hersagn,
Was vor ein Gschicht sich zugetragn,
Mit vnserm Leibroß, welchs war trawn
Ein schöner Gaul Kastanien braun,
Mit dem ist es vns wiederfahrn,
Nur newlich kaum vor zweyen Jahrn,
Das hiessn wir vnsern reisign Knecht,
Das er es zeumt vnd sattlt zu recht,
Vnd führts vor vns her aus dem Stall,
Da trug sich zu ein solcher fall:
Als wir vns von dem Firmament
Der Erden, auff das Pferdt behendt
Erheben wollen vnd auffschwingn,
Da thet das Pferdt recht von sich bringn,
[725] Vnd wurff aus dem Mastdarm gar bald,
Natürlich Eyer wolgestalt,
Vnd da wir sachen rufftn wir vmb,
Vnsern Schreiber Valerium,
Dem wiesn vnd zeigten wir es an,
Welchs vns groß wunder hat gethan.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester Juncker mein,
Ich muß ewr Ehrnvest Zeuge sein,
Das ich die Eyer vom Element
Der Erden, nam in meine Hendt
Ihr waren sieben an der zahl,
Die hieß ich sie sieden allzumal,
Verzehrt sie auch in einer stundt,
Gar bald in meines Magens schlundt,
Vnd sind mir, Gott lob wolbekomn,
Wie ich nicht anders hab vernomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es ist vns abr in newligkeit
Das Pferdt schendlich bey winters zeit,
Von einem Wolff zu tod gebissn,
Vnd ganz vnd gar in stücken zerrissn,
Sonst hetts ewr Gnaden haben solln,
Welchs wir jhr hettn verehren wolln.
IOHAN BANSSER.
Das wehr gewest ein Edl Geschenck,
Deß man hett sein könn ingedenck,
Ewr Fürstliche Durchleuchtigkeit,
Kundt dasselbe ein lange zeit,
Als ein Meerwundr zu sehn verwahrn,
Welchs man doch niemals hett erfahrn.

Immittelst kömpt ein Junge, vnd bringet Vincentio einen Brieff von der Jungfrawen Angelica, welchen Brieff der Junge, vnter dieser letzten Historien
erzehlung dem Valerio stillschweigend oder mit heimlicher anredung vberantworten kan, Valerius gibt jn dem Vincentio vnd spricht.
VALERIUS.
Edler, Ehrnuester Juncker mein
Der Brieff soll an Ewr Ehrnvest sein,
[726] Den bracht ein Knab hieher jtzundt,
Batt mich jhn euch zu gebn von stundt.
4. Szene
Scena quarta.
Vincentius Ladißlaus. Syluester. Valerius, etc.

VINCENTIUS LADISZLAUS
machet den Brieff, in welchen ein Schnuptüch geleget, auff, siehet nach dem Nahmen, er nun Angelicam darinnen findet, küsset er den Brieff, schlegt an die Brust, hüpffet vor frewden auff, vnd spricht.
Angelica, O Angelica,
Du aller schönst Angelica.
SYLUESTER.
Herr Obrster, was sind das vor Brieff,
Die der Jung bracht, der jtzt her lieff?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ewr Fürstliche Durchleuchtigkeit,
Weiß was wir nur vor kurtzer zeit,
Vertrawter Sach geredet han,
Itzt kömpt vns nu die antwort an,
Die Sach hat nu ein richtign Gang,
Wir sagn Ewr Gnadn zum höchsten danck,
Vnd schickt vns diß Schnuptuch hiebey
Zum zeichen jhrer Lieb vnd trew.

Küsset das Schnuptuch.
SYLUESTER.
So bin ich nicht vmbsonst da gwesn,
Last mich doch auch den Brieff durchlesn.
VINCENTIUS LADISZLAUS
lißt den Brieff, repetirt etliche mal jhren Namen vnd spricht.
Angelica, O Angelica,
Du aller schönst Angelica.

Er schlegt an die Brust hüpfet wie ein Affe, vnd stelt sich gar manierlich an.
SYLUESTER.
Was Gott zusammen füget wol,
Solches der Mensch nicht scheiden sol,
Wir wollen hier nicht lang zu machn,
Sondern bald greiffen zu den Sachn,
[727] Wenn das Eisn warm ist in der Glut,
So ist es noch zu schmieden gut,
Ich wolt das jhr die Braut hier hett,
Das sie nur würd gesetzt ins Bett,
Ich will euch lassn anrichtn heut,
Ein kurtz vnd lustige Hochzeit,
Kompt nur dieweil ins Zimmer mit mir,
Biß man das Bett macht fertig hier.

Syluester gehet abe, vnd im weggehen spricht.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Domine Valeri, seht jhr
Wir sind nu wol gewesen hier,
Wir habn die schön Angelicam
Allhier erworbn, von Edlem Stamm,
Vnd nun wil sichs nicht andrs gebürn,
Weil wir sie solln von hinnen führn
Das wir ein Frewdenmal richten an,
Drumb geht flugs hin, vnd last alls stan,
Bestelts wie jhr köndt auff das best,
Damit wenn auff den Abnd die Gest,
Mit vnsr geliebten Braut einkamn,
Wie jr jtzundt hier habt vernamn,
Das alles fertig sey vollauff,
Last nichts nicht mangeln am ein kauff,
Es koste vns gleich was es woll,
Am einkauff jo nichts mangeln soll.
VALERIUS.
Edler, Ehrnvester Juncker mein,
Ich wils bestellen bald vnd fein,
Wünsch ewr Ehrnvest von Gottes wegn,
Zu diesem Standt, glück, heil vnd segn.

Gehen abe. Immittelst wird musicirt.
5. Szene
Scena quinta.
Syluester. Marschalck. Vincentius Ladißlaus. Iohan Bansser. Die Braut, vnd andere. Das Bette wird zugerichtet, bey dem ist Iohann Bansser beschefftig, vnd Director deß gantzen Werckes. Wie das geschehen, führet jhn [728] der Hertzog sampt seinem Marschalck mit der Music stadtlich herauß, er gehet gewaltig stoltz auf seine art, streutet sich wie eine Katze, vnd brauchet vorige offtmals angezogene Mores. Die Braut bringet man auch vnd setzet die auff das Bette, Darnach setzt man Vincentium auch in das Bette, vnnd wie er meinet, er sitze zum aller besten, da fellet er in die Bütte mit Wasser, da lachet nu niemands als jederman.

IOHAN BANSSER.
Esll, vnd Lügenhafter, Wolerfarner,
In Lügn, mit Thorheit angebornr,
Vnd andern tölpschen moribus
Wolbegabter, Kempffr zu Roß vnd Fuß,
Mit der ledern Kolb, Lügenfabl,
Rittr auff dem Esl mit der Strewgabl,
Der Fliegn vnd Mückn öbrster Vnflat,
Wie gfelt dem Herren nu das Badt?
Gott woll es dem Herren gesegn,
Itzund hier, vnd sonst allerwegn.
VINCENTIUS LADISZLAUS
krsuchet mittelst wieder aus dem Bade, vnnd ist vber die masse zornig, vnd spricht.
Wie ist das? Wie sols zugehn?
Wie sollen wir den das verstehn?
Was meint man wol, was man jtzt hat,
Vor einen Man in dieser Stadt?

Schweigt ein wenig stille.

Ihr mögt gleich wol wissn vnd verstan,
Das eben diesr, ja dieser Man,
Ist ein solch Man, geschickt gar wol,
Der auff den Keysr nicht geben soll.
Sol man einn so fürtrefflichen Man,
Als wir seind, solchen spott hengn an,
Der so verstendig vnd erfahrn,
So weit berümbt in vielen Jahrn,
Soll man den Mann beschimpffn,
Vnd jtzt allhier, so verunglimpffn?
Hat man vns das beweisen wolln,
Viel liebr man vns hett lassen solln,
In vnser Herberg da wir sein,
Mit vnsern Dienrn gezogen ein,
[729] Wir hettn noch wol so viel gehabt,
Von vnserm Vater zum Erb begabt,
Das wir vor vnser Geldt vnd Goldt,
Viel lieber betten zehren wolt.
Nun wer weiß, wie wir han vernomn
Es könte noch die zeit wol komn,
Das man vnser von nöten hab,
So soll man wieder sein schabab,
Alsdenn soll man befinden ebn,
Was sich mit vns hier hat begebn,
Was man an vns jtzt hat gethan,
Da doch so from ist dieser Mann,
Als einer lebet auff der Welt,
Man soll jhn nicht entbehrn vor Geldt.

Weiset auff sich.

Abr wo man jn zu zorn bewegt,
So gleubt kein Mensch wie man jhn regt,
Wie vbl man diesen frommen Mann,
Zu frieden wieder sprechen kan,
Nun hat man vns so hefftig sehr,
Vnd vbr die maß erzürnet mehr,
Weil man vns hat also schampffirt,
Vnd einn solchen spott angeschmiert.
Nu was gilts, wir wollens gedenckn,
Wir wollens euch gewiß nicht schenckn,
Wenn man einmal vnser Person,
Vorlangst wird vergessen han,
Oder wir wollen der nicht sein,
Der wir sein, ja wir wollens nicht sein, etc.

Gehet abe.
[730]
IOHAN BANSSER, VND DIE ANDERN ALLE
pfeiffen hinder jm her, schreien jn an.
Kempffer zu Roß vnnd Fuß,

Vnd andere dergleichen Speiwort gebrauchen sie mehr, vnnd werffen jhn mit faulen Eyern vom Platze. Er ist wol zornig, vnnd wil wieder von sich schlagen vnnd werffen, Aber viel Hunde ist der Hasen todt, er muß dauon lauffen, vnd gehen alle abe, Glück zu auff die Reise.

Epilogvs

Epilogvs.

Erbare vnd großgünstge Herrn,

Wenn ihr hett zugesehen gern,

Vnd diß Spiel mit lust angehört,

Damit wir euch samptlich verehrt,

So wehr es vns ein wolgefall

Das jhr erschienen seid zumahl.

Es wol ein jeder doch zuhörn,

Was wir hierauß jtzt sollen lehrn,

Insondrheit wie Vincentius

Nent sich ein Kempffr zu Roß vnd Fuß,

Do er doch nicht kan mit bestehn,

Wie jhr selbst gehört vnd gesehn,

Sein Titul ist zwar groß genug,

Sonst aber weder weiß noch klug,

Helt gar zu viel von seinen Sachn,

Das man genug darüber zu lachn,

Denn sein Geberd jr gsehen habt

Wie er so wunderlich begabt,

Mit Kleidung, stoltz, vnd grossem Pracht,

Welchs er zumal sehr hoch geacht,

In Summa jhn dünck aus der maß,

Das er es alls versteh viel baß,

Als ander Leut, so doch auch wissn,

Wie sie den Künsten sein geflissn,

Er gibt viel für von disputirn,

Wil mit dem Priester conferirn,

Vnd ist doch nicht dazu geschickt,

Gleichwol jn die Kunst drengt vnd drückt,

[731] Sein Historien so er erzehlt,

Vor ein Euangelium helt,

Nach seiner meinung sind sie war,

Es muß nicht fehlen vmb ein Haar,

In springen vnd tantzn ist er der best,

Sein fechtn er jm gefallen lest,

Er weiß es alls, er weiß allein,

Kein Mensch muß vber jn nicht sein,

Sein Musicam er auch groß macht,

Do sie doch werth, das mans veracht,

Im freyen thut er auch anschlahn,

Weil er ein hofflung Fraw wil han,

Damit wird er nu wol vexirt,

Vnd weidlich vmb die ficht geführt

Das Wannenbadt ist jhm bereit,

Vor seinen Pracht vnd Höffligkeit,

Kriegt grossen Schimpff, ja spott vnd hohn,

Das wird jm fein gegeben zu lohn.

Darauß wir denn zwo Lehren han,

Das wir der Hoffart müssig gähn,

Vnd den Laßdünckel lassen fahrn,

Die Demut lieben vnd nicht sparn,

Denn man im Sprichwort sagen thut:

Demut macht alle Sachen gut,

Weil sie Vincentius nicht gehabt,

So muß er außstehn ein frisch Badt.

Zum andern ist zu lernen fein,

Das wir sollen warhafftig sein,

Dann wo die Warheit wird gespart,

Da ist die gröst Sund vnd Vnart,

Mancher wil viel Historien sagn,

Vnd thut es kühnlich damit wagn,

Redt frey daher ohn allen grundt,

Nur wie es jhm kömpt in den Mundt,

Der solchs thut wird hier vnterricht,

[732] Das er Warheit vergesse nicht,

Hett sie Vincentius geliebt,

Wer er mit dem Badt nicht betrübt.

In Summa Demut vnd Warheit,

Stell niemand in Vergessenheit,

Wir hörns genug auß Gottes Wort,

Wie man die Tugend soll setzen fort,

Das sollen wir heut vns lassen lehrn,

Vnd vns von Hertzen grundt bekehrn.

Hiemit wolln wir das Spiel beschliessn,

Vnd bitten lasts euch nicht verdriessn,

Ob es ist etwas lang gewordn,

Vnd euch nicht wol gefalln im ordn,

Wo es jo dran gemangelt hat,

So nemt den willen vor die that,

Das jhr erschienen sagn wir danck,

Vnd wollens vnser lebenlang,

Vmb euch all zuuerschulden wissn,

Vnd nach vermögen sein geflissn,

Befehlen euch dem getrewen Gott,

Der helffe vns aus aller noth,

Vnd woll vns auch zugleich thun gebn,

Zeitlichen segn vnd ewigs leben, Amen.


Ende dieser Comœdien.

Exhilarant homines concentibus Organa sacris.
[733]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Heinrich Julius Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Dramen. Von Vincentio Ladislao [Versfassung]. Von Vincentio Ladislao [Versfassung]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4CB5-8