Scena secunda.
Benedictio Mensæ. Syluester. Vincentius Ladißlaus. Iohan Bansser vnd andere auffwarter.
Vincentius stellet sich gar höfflich am tische, vnd der Hertzog spricht.
SYLUESTER.
Herr Oberster, last sehen, hier,
Gebt vns auff der rey etwas für,
Ihr werd on zweiffel wol könn rümbtheiln.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir hoffn io, es sol vns nicht fehln,
Wir wolln es thun gar hertzlich gern
Ewer Fürstlichn Gnadn zu gefalln vnd Ehrn.
Er stehet auff vnd leget einem jedem für, vnnd siehet sich allenthalben vmb, nach dem nebentische, da die Jungfrawen sitzen, Vnd weil er sich so nerrisch anstelt, lochet seiner die eine Jungfraw an dem Tische. Wie er die Jungfraw lachen sieht nimt er sich in den Sinn, sie habe jn lieb, vnd schielet allzeit nach dem Tische, wo sie sitzet. Hier kan der Actor, so es jm gefellig dis nachfolgende gesprech vnter der Malzeit einbringen, damit die Personen etwas essen können, Weil auch keine Musica kan gehalten werden sintemal sie von dem Vincentio nach
gehaltener Mahlzeit erst gefodert wird. Drewes Kronekyl, Bawr, vnd Anneke des Schultzen Tochter.
DREWES.
Godn dag Vollekes althosamen,
Wo syn gy doch hieher gekamen?
[689] Wen ick juw scholde geuen tho ethn,
Gy würdn my all dal myne vpfretn,
Gy stan mit helen grölen hupen,
Gy mochten myck wol bald arm supen,
Ick wüste nich by mynen leuen,
Wenn ick juw scholde satt supen geuen,
Wo ick schold all dat Beer herhalen,
Ick kondt tot nicht thomal bethalen,
Ickn kandt nich dohn, dat seck juw vör,
Gy freetn vnne söpn my dat myne dör,
Ick mag syluest twar gerne supen,
Dat ick vackn vp den veern moth krupen,
O ick drinck doch so gern godt Beer,
All dage vor ein schkilling dre eddr veer,
Myn yope de hab ick wol beklickt,
Vackn hab ick do finger nagelickt,
Ick mag so gerne godt Beer drinckn,
Vnne eth ock gerne vam jungen Schinckn,
Gy löuend nicht, wo idt schmecken plegt,
Wen men ein Krappe vppe de röste legt,
O idt iß so ein herrlick freien,
Ick hab idt mannig mal gegeten,
Noch van dage, als ick ging nar Stadt,
Dar ath ick myn teefen ärß recht satt,
By vsem Schultn, hier nicht wyt van,
De hafft my veel tho gode gedahn,
He will mick syne Anneke geuen,
Wyll myne fruw nich jß mehr im leuen,
Myne frw de was sehr oldt vnne kranck,
Se lag steds vnd krücheld, sehet vnne stanck,
Idl hafft my wol verdraten vaken,
Se verscheth my wol vyff par laken,
Ick will my dage nene olde mehr nemen,
Ick würd my vphangn, eddr dod gremen,
Nen leuerne junge, de de laken thoritt,
Alß enie olde de se beschitt,
Dat will ick myn dage nemand raden,
Wes mit einm oldn wyff vnbeladen,
[690] Jung höneken fleschck mit Erffsn gesadn,
Schmeckt betr als olde grapen bradn,
De Hönerknökeken byten vnne gnagen,
Dat deit einem so wol behagen.
O ick hab dar ein Höneken Sitten,
Ick wold dat idt my kostet einn witten,
Dat ick idt mochte habbn im kahlen,
Ick kan se twar nenn dach verlahten,
Ick moth alle tydt wesen by er,
So harte leeff hab ick doch de meer,
Hüden don ick man was vpgestan,
Don ded ick tho erem Vader gahn,
De sede my dat heid habben wold,
Dat se nar Stadt herlopen schold,
Se hadde dar jo wat tho dohn,
Vnd scholde hier gahn thor gülden Kron,
De weert hadde jo welck Eyer bestelt,
De hadde de Vater er affgetelt,
He schal jo habben geste bekamen,
Wo ick hab anders recht vernahmen.
Vnde don my dat er Vader sede,
Do wurd myn Drewes ock bald rede,
Vnd ging als bald in mynen kahten,
Vnd dede hier thosamen fahten,
Myne fidel, dudey, vnne lüllekenpipe,
Dat hab ick tho hope in disser kipe,
Ickn kan ock noch wat pipn vnne pustn,
Myn olde Wyff plagdr in tho hostn,
Ick pust se host, de olde Loyt,
Ick kond se hörn vor myner floyt,
Ick mag gern habben veel kortwyl,
Myn nahme de iß Drewes Kronekyll,
Ick habb grote lust tho speln vnd pipn,
Mag gerne vppr fidell grabbln vnne gripn,
Dar hab ick myne föding van,
Ick habdr ein schmucken kahten stan,
Den leth ick uillken nye henbwen,
Tho ehren einer jungen Frwen,
[691] Ick dacht wol, idt würd nicht lang werdn,
Myn oldeke möst baldt krupen in de Erdn,
Schold se noch lenger by my leuen,
De kop, hende, vnd föhte dedn er beuen,
Idt was nich möglick idt kond nicht wesen,
Nu hab ick my dat Höneken vthgelesen,
Dat iß thor gülden Kron hier ingegan,
Idt hafft ein schmucken nyen peltz an,
Ick hape se ward bald waddr vth kamen,
Gy Lüdeken hab gy se nicht vernamn?
Im schmuckn nyen peltz, myne Anneke?
O idt iß so ein wacker Plönneke,
Hafft nemand myne Anneke sehn?
So möhte dem Keerl lede sehen,
Se hafft em Eyer schölen bringen,
He mag se jo dartho nicht dwingen,
Dat se em moth de Eyer vthsitten,
Ick gef darümb twar einen Witten,
Dat ick möcht wehtn äfft fedr wer binnen:
Ick wold bald ein dorheit beginnen,
Vnd tho dem Keerll hen int huß lopn,
Wo se nich kömt, wil ick se ropn.
Sü wumne games käme gy vth?
Anneke myn Hartleue Brut.
ANNEKE.
I Vadr syn Söne, sind gydr ock hier?
Hadd gy my doch verfehret schier.
I Drewes, wo syn gy hierher kamen?
Gy könen idt wiße encken rahmen?
Syn gy mynthaluen in de Stadt gegahn?
DREWES.
Ja Anneke, dat hab ick trun gedahn,
Habb gy de Eyer verköfft thosamen?
ANNEKE.
Ja, ick habb ock dat Geldt bekamen.
DREWES.
De Vader sede my huden dat,
[692] Dat gy würdn hier gahn na der Stadt,
Vnne scholdn eine Kipe vol Eyer herbringn.
ANNEKE.
Moste gy denn fort ock hieher springn?
Wat mögn man seggen alle de lüde?
Gy wardn hier nütte nichne Brüde,
Gy scholdn leuer in Krog gan vnne schwolgn.
DREWES.
Meen Anneke, ick muste juw nafolgn,
Ick kan nich lange van juw wesen,
Vnd ick seh idt ock an juwer nesen,
Dat gy mick idll rechte gram nicht syn,
Gy sehn mick leuer als juwe Schwyn.
ANNEKE.
Wo habb gy juw Drewes Krönekyll?
DREWES.
Anneke, wy möthn jo habbn kortwyl,
Wy synd jo Brüdegam vnne Brud.
ANNEKE.
Synd gy dull? segge gy dat so ludt?
Ick dachte dat gy schwygen scholdn,
Beth dat wy Koste habben woldn.
DREWES.
Neen Anneke neen, dat schal nicht geldn,
Gy mögen flöcken edder scheldn,
De Vadr vnne Möme habbnd gesecht,
Dat ick juw schal wiß habbn tho echt,
Gy möhten juw summe Godt nicht schemn,
Ick mag juw wol eins in arm nemn.
ANNEKE.
Gy häbbn my jo neen gifft gegeuen,
Dat weth ick wisse enckn vnne euen,
Wo schol se denn juwe Brudt man syn?
DREWES.
Hört doch hartleue Anneke myn,
Juw Vadr hafft my juw thogeschlan,
Vnne gy habbn my de Hand drub dahn,
Wo schold gy nicht wesen myne Brudt?
[693]ANNEKE.
Dat helptr nicht tho, dar ward nich vth,
Gy habben my noch nichtes geuen,
Gy mothnd Summe godt anders an heuen.
DREWES.
Wumne games, Anneke, wat gy seggn?
Will gy juw vp de Lunbanck leggn?
Wo gydt dohn, warde gy my bedröuen,
My dünckt gy wardn my wisse öuen?
My dünckt wis Anneke, idt iß juw will?
Ick seh idt juw an, gy syn so still,
Hebe Anneke, maket my nicht thom dohrn,
My dünckt gy habbn em achter den ohrn,
Hört Anneke leue Höneken myn,
Ehr idt dar schal angelegen syn,
So will ick juw wat thom schencke geuen,
Dat gy juw drup verlaten euen,
Ick habb hier einn Ringk by my steckn,
Ehr id juw daran schal gebrekn,
So will juw densüluen schenckn,
Dat gy scholen myner darby denckn,
Den dahler schöl gy ock verwaren,
Eiß einer mit den langen Haaren.
Nu weth gy hartleue Anneke myn,
Dat gy myn Schapken vnne Lemken syn.
ANNEKE.
I Drewes habdt gy doch groten danck,
Ick danck juw all myn leuenlang,
Den Ringk will ick juwenthaluen dregen,
Den olden Dahler ock flitig hegen,
Ick mag juw mynen Nesedock schenkn,
Dar scholl gy myner by gedenckn.
DREWES.
Myn leue Anneke ick dancke juw,
Vse sake iß jo faste nu,
Ick moth juw nemen in de arm,
Vnne holdn juw ein lüttick warm.
[694]ANNEKE.
I Drewes ick darff hier nicht lange stan.
DREWES.
Ick wil mit juw na hußwart gan,
Wy möthn erst eins tho hope springn,
Ick habb hier wat dat kan wol klingn.
ANNEKE.
I ick weth nicht, wo ickt schal maken.
DREWES.
Gy habbn jo mit my dantzet vacken,
Gy möthn juw an den schlippen holdn,
O dat gydt man nicht wehten scholdn.
ANNEKE.
Ick weth jo wol ick hab nicht tydt.
DREWES.
Wy habben jo tho huß nicht wydt.
Dantzt hen ick will eins bald vppipen,
Holdet juw fast an myne stripen.
Ja Anneke, is juw de peltz nu warm,
Su nemt my schmuckeken in de arm.
ANNEKE.
Ick moth Summe Godt tho huß hen gahn.
DREWES.
Ick wil mit juw bald vppe de bahn,
Ick wil juw geuen dat geleide,
Willn tho huß wancken alle beyde.
Nu gode nacht Vollekes allthosamen,
Wy willn bald wadder tho juw kamen,
Ick will juw all thor köst bidden lahten,
In mynen schmucken nyen kahten,
Wo gy ock nich all werden kamen,
So schal juw de luchter thene verlahmen,
God nacht, god nacht, Vollekes thosamen.
Do dis Gesprech geschehen, entfellet dem Vincentio das Messer vnter den Tisch, nach demselbigen bückt er sich, vnd der Hertzog spricht.
SYLUESTER.
Herr Oberster, was machet jr?
Was habt jr vntr dem Tische für?
[695] Habt jr vieleicht etwas verlorn?
Nehms ewr einer bald auff davorn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Es hat sich gnedger Herr, behendt
Das eisern schneident Instrument,
Das man zur zertheilung der Speiß
Zu brauchen pflegt nach alter weiß,
Damit der Schlung des Magens ehr
Vnd desto bas verdawe mehr,
Durch sein bewegung geschwindt vnd risch
Itzund verfügt vnter den tisch,
Vnd wir sein in wircklicher vbng,
Vnd dencken mit Göttlicher beliebng,
Widerumb das herauff zuuerschraubn.
IOHAN BANSSER.
Er lest rechtschaffn fliegn die Taubn.
Vincentius sitzt ein weil stille, als wenn er in gar tiefen gedancken were, vnd saget nichts.
SYLUESTER.
Herr Oberster mich wundert jtzt,
Wie jhr doch so gar stille sitzt.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir giengn einmal in einen Waldt,
Ein Wild alda zu schiessen baldt,
Da bgegnet vns ein gros wild Schwein,
Welchs wir bericht, das da solt sein,
Vnd wusten solches etlich Jahr,
Das es altershalben blind war,
Vnd eines andern jungen Schwein
Welches allzeit solt bey jhm sein,
Des seinen schwantz im maule hielt,
Damit es den weg ging vnd fühlt.
Als wir nun dasselb Schwein ersahn,
Thetn wir vns bald hin zu jm nahn,
Vermeinen dasselb mit einem Armbrust
Durch den Kopff zuschiessen mit lust,
Schoßn aber auff die seite gantz,
Das jhm als bald abfiel der schwantz,
[696] Welchs thet vor grossen schmertzen entgehn,
Das alte aber blieb bestehn,
Vnd hat den schwantz im maule fein,
Denn es wust nicht wo aus odr ein,
Weil es von alter war gantz blind,
Da lieffen wir hinzu geschwind,
Sachn das wirs in die band bekamn,
Vnd den schwantz, dens im maul hat, namn,
Führten es noch zum Waldt heraus,
Bey Siebn meyl wegs, mit vns zu haus.
IOHAN BANSSER.
Das ist gewest ein seltzmer schuß,
Vnd daß das Schwein so folgen mus,
Aber bey dem wildtwerck vnd jagn,
Pflegt sichs wunderlich zu zutragn.
Vincentius schweiget ein wenig stille, vnd spricht darnach weiter.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wollen ewr Gnaden noch eins sagn,
Was sich mit vns hat zugetragn,
In einem Wald auff freyen wegn
Thet vns ein gros wildt Schwein begegn,
Das hat solch Zeen im maule stehn,
Die ein halb Ell lang rauß thettn gehn,
Vnd als wirs sachen wolts nicht weichn,
Krochn wir bald in ein alte Eichn,
Vns darin zu verbergen fein,
Als vns nu darin merckt das Schwein,
Hieb es durch den Bawm mit gewalt,
Das wir der Zeene jhr gestalt,
Zimlich lang wol konten ersehn,
Das vns bald wer ein schad geschehn,
Vnd als wir vnsern tolchen hattn,
Der am hefft hat ein breite blattn,
Hielten wir denselben fürs loch,
Da nu das Schwein arbeitet noch,
Verwirt es sich selbst mit den Zeenn,
Darnach wir vns sehr theten sehnn.
[697] Da fingen wirs im selben Zog,
Welches wol Sieben Centner wog.
IOHAN BANSSER.
Der Bawm mus alt gewesen sein,
Das also kont durchhawen das schwein.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Ewr Gnadn verzeihs vns, das wir fragn,
Hats hier im Land auch wölff zu jagn?
SYLUESTER.
Ja mehr als vns lieb ist, sind do,
Wie fraget jr darnach also?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vns ist ein mal vor etlich Jahrn
Ein seltzamer boß wiederfahrn,
Mit einem Wolff im Winter kalt,
Da kamen wir in einen waldt,
Vnd ritten in dem Schnee gar tieff,
Daselbst ein starcker Wolff vmb lieff,
Vnd spert sein rachen auff gar baldt,
Als ob er vns verschlingen wolt,
Vnd lieff gerade auff vns zu,
Auff das wir würden erledigt nu,
Von der gefahr, musten wirs wagn,
Denn er wolt sich nicht lassen jagn,
Vnd erwischten mit vnser Hand
Des Wolffes schwantz, aus hochm verstandt,
Gantz vngestümb vnd eilend fein,
Durch den Hals in den Leib hinein,
Zogen denselbn nach vns gar starck,
Mit haut vnd haar, mit Bein vnd Marck,
Vnd kehrtn den Wolff vmb so behendt,
Wie ein Schuster den Schuch vmbwendt.
SYLUESTER.
Da mus euch trawn gewest sein warm,
Biß euch der Wolff nicht in den arm?
IOHAN BANSSER.
Das kan ewr Gnaden wol ermessen,
Das der Wolff nicht kont beissn noch fressn,
[698] Weil jhm der arm so gantz vnd gar
In den leib nein gestecket war.
Vincentius sitzt eine weile in gedancken, darnach spricht er.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Gnediger Herr wir wissen wol,
Das ewr Gnaden tust haben soll
Nach Gensen vnd Kranchen zuschiessn,
Vnd lassen sich kein müh verdriessn,
Auch sonst nach Federn wildpret gut,
Wie mans mit namen heissen thut,
Derwegen wir wol wündschen woltn,
Das Ewr Gnaden hetten sehn solln,
Vnsern Wildschützen, der ein mal
Mit schrot zwölff Kranche an der zahl
Auff einen schoß geschossen fein,
In die Flügel vnd in die Bein,
Ist zugelauffen in der eyl,
Das sie sich nicht erhobn die weil,
Vnd nimpt sie alle zwölfte auff,
Steckt sie vnter die gürtl zu hauff,
Vnd weil ohn das ein gros Wind war,
Habn sie sich all erholet dar,
Den Schützen also weggenomn,
Das wir nicht wissn wo er hinkomn.
IOHAN BANSSER.
Der Schütz mus seltzam han gedacht,
Vnd sich grausam gedanckn gemacht,
Als er so in die lufft ist komn,
Vnd von den Kranchen vff genomn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Wir wolln ewr Gnaden zum vberfluß,
Erzehln noch einen seltzamen schuß,
Welchen wir selber haben gethan.
Wir thetn einmal spatzieren gahn,
Da schoßn wir, vnd das glück gab,
Das wir einm Eichhorn schoßn ab
Den gantzen Kopff, welchs vns nam wundr,
Noch sprungs gleichwol vom bawm herundr,
[699] Vnd lieff weg, konten es nicht fangn,
Des morgens kam ein Bawr gegangn,
Der sagt vns, das es wer geschehn,
Er hett ein Eichhorn lauffen sehn,
Vnd wehr kein kopff gewesen dran,
Da machtn wir vns bald auff die bahn,
Bedachtn vns auff dem Wege fein,
Es must jo vnser Eichhorn sein,
Fundens, vnd Schossens noch ein mal,
Gleichwol sprungs noch rümb vberall,
Biß es rab fiel ins Wasser ebn,
Da must es sich gefangen gebn,
Vnd als vnser Schießhund hin wolt
Das ers herausser holen solt,
Biß es denselben in die Naaß,
Endlich bracht ers heraus ins graß.
IOHAN BANSSER.
Das ist ein wündrlich Schuß gewesn,
Als man sein tag nicht hat gelesn.
Der Hertzog jsset inmittelst einen Apffel, vnd jsst die Kern mit ein, da spricht Vincentius.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Das ist ewr Gnaden trawn nicht gut,
Das sie die Kern mit essen thut,
Denn wir habn einen Man gekant,
Der wurd vns nicht mit namen genant,
Der viel Granatäpffl körner aß,
Da widerfuhr demselben das:
Es wuchs jm ein Granaten bawm,
(Wir sagn ewr Gnaden keinen trawm)
Aus den Nasenlöcher zuuorn,
Ja aus dem Munde, Augn, vnd Ohrn,
Welcher Bawm gut Granatn getragn,
Das können wir gewislich sagn,
Wir habens mit Augn gesehen an,
Vnd auch selbst gegessen dauon.
[700]IOHAN BANSSER.
Die müssen gar gut sein gewesn,
Der hett ich auch gern mögn aufflesn.
Sitzt ein wenig stille vnd bedenckt sich.
SYLUESTER.
Herr Oberster, das jr so still sitzt?
Wolt jr denn nicht eins trincken jtzt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vnser durst ist nicht gros jtzund,
Wir dencken aber wol die stund,
Das wirs viel besser kunten machen,
Wie sichs gehört in solchen sachn,
Denn ein mal truncken vnser vier
Ein gantz lägel vol Maluasier.
Item, wir habn ein ander mal,
Welches geschach auff vnserm Saal,
Da waren vnser noch nur drey,
Aber wir trunckn herumber frey,
Sechzehn maß Wein in dreyen trünckn,
Das must in vnser Corpus sincken,
Das nicht blieb vbr ein einig tropff,
Da hatten wir einen starcken kopff.
IOHAN BANSSER.
Könt jr so trincken, so starck vnd sehr?
Vor meinn Dienr ich euch nicht begehr.
SYLUESTER
schweigt ein wenig stille, weiset darnach auff einen Hechtkopff, vnd saget.
Herr Oberster, sind bey euch im Landt
Solch grosse fische auch bekandt?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
O ja, noch wol grösser als der,
Das wer nicht gut, wenn keiner da wer,
Es mögens Ewr Gnaden gleuben nicht,
Wie sich ein gar seltzam geschicht
In vnserm Land hab zugetragn,
Wie wir jtzt das wollen her sagn,
Von einem vberaus grossem Fisch,
Welchen wir han gesehen frisch.
[701] Wir thetn ein mal bey Winterszeitn,
Bey einem tieffen Wasser reitn,
Vnd sahn, das ein fischreise groß
Vnter den Eißschulffen herfloß,
Da dachten wir in vnser Sinn,
Es wehrn on zweifll gut Fische drin,
Berathfragtn vns mit vnsern Knechtn,
Wie wir sie doch herausser brechtn,
Der eine Knecht der ward nicht faul,
Ritt in das wasser mit dem Gaul,
In meinung, er wolt han den preiß,
Vnd aus dem Wasser holn die Reiß,
In deme kömpt ein grosser Fisch
Zu seinem vnglück, bald vnd risch,
Der jn mit sampt dem Pferdt verschlung,
Vnd wider zu rück schwam vnd sprung,
Da aber drey tag warn vergangn,
Da ward der Fisch am Land gefangn,
Denn er hat sich gelegt ans Landt,
Lag in der Sonnen an dem Randt,
Da machtn wir auß der tugent ein noht,
Vnd schossen den Fisch gar zu todt,
Mit einem Perschrohr starck geladn,
Weil er vns thete solchen schadn,
Vnd als er aufgeschnitten wardt
Schoß vnser Diener auff der fahrt,
Stracks herauß auff dem Pferde sein,
Damit er wahr gesprengt hinein,
Vnd kam also rauß vnuersehrt.
IOHAN BANSSER.
Hat man das auch sein tag gehört?
Jedoch wil ichs wol gleuben nu,
Weil sich in der Welt treget zu,
So manch seltzam ding vnd geschicht,
Welche zuuor geschehen nicht,
Ich hab auch gesehn an einm ort,
Das ein Brawpfann geschmiedet wurdt,
Die war so groß an beyden seittn,
[702] Das jhr dreyhundert dran arbeittn,
Die sassen von einander so weit,
Etliche Jahr vnd lange zeit,
Das keinr deß andern schlag kont hörn,
Die Pfann hielt man in grossen ehrn.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Was wehren es dann vor vrsachen,
Das man die Pfann so groß ließ machn?
IOHAN BANSSER.
Der grosse Fisch deß jhr gedacht,
Der solte werden drein gebracht,
Das man jhn darinn sieden möcht,
Vnd darnach den zu Tische brecht.
Vincentius entsetzt sich, schweigt ein wenig still, darnach spricht er.
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Haben ewr Gnaden auch Falcken hier?
SYLUESTER.
Ja, etliche, warumb fragt jhr?
VINCENTIUS LADISZLAUS.
Vns ist einmal vor wenig Jahrn,
Ein seltzamer boss widerfahrn,
Mit einem Falcken vnd Reiger schön,
Da wir wollen auffs Weidwerck gehn,
Vnd vns mit vnserm Falckn ergetzn,
Da thetn wir einen Reiger hetzn,
Als abr der Falck hoch in der Lufft,
Den Reiger stieß, das es gar pufft,
Fieln sie herab, vnd ohn gefehr
Kam ein wildt Schwein gelaufen her,
Das verschluckt beyde gantz vnd gar,
Den Falcken vnd Reiger mit Haut vnd Haar.
Als wir nun dachtn, sie wehrn verlohrn,
Lieffn wir das Schwein an, in einm Zorn,
Fingn es, vnd schnittens darnach auff,
Da kamn sie vnuersehns zu hauff,
Der Falck vnd Reiger herauß geflogn,
Recht auß deß wilden Schweines Magn,
Da hett man sollen Wunder schawen,
Wie jn der Falck hielt mit den Klawen.
[703]IOHAN BANSSER.
Ihn mus recht bang gewesen sein,
Ehe sie sind komen aus dem Schwein.
Vincentius sitzt eine weile stille.
SYLUESTER.
Herr Marschalck lasset nu auffhebn,
Weil nu nicht mehr ist auff zugebn.
Es wird auffgehoben, vnd sie stehen mit einander auf. Gratiarum actio.