Tastende Tage
Die Äste in Flammen, die Wipfel entlaubt
Am Kreuze das friedenumsprühete Haupt.
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Ein Sehnen und Dehnen, wie Mädchen es haben,
Renettenrot in die Lüfte gegraben.
Ein streckendes Zittern, ein schwellendes Glühen,
Des scheinenden Baumes Adern erblühen.
In gereiztem Scheine Feier-Weh,
Flammt Ziegelglut auf Erdenschnee.
Die versteinerte Glut, ein Liebesgedicht,
Fällt rosig warm auf der Kälte Gesicht.
Einsamkeit der Einsamkeiten,
Welt und ich: wir beide schreiten.
Haltende Hände leise schweben
Zu der Sonne goldenem Geben.
Im schmelzenden Schnee was heimlich geht,
Ob schon der Frühling im Felde steht?
Apostelhäupter im Abendscheine:
Der Kartenspieler trübe Gemeinde.
Die Äste entflammen, die Wipfel entlaubt
Am Kreuze das friedenumsprühete Haupt.